Konzeption - Sprachheilzentrum Werscherberg AWO WESER-EMS

 
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Konzeption - Sprachheilzentrum Werscherberg AWO WESER-EMS
Konzeption

Sprachheilzentrum Werscherberg
AWO WESER-EMS
Impressum

Herausgeber:
AWO Kinder, Jugend & Familie Weser-Ems GmbH
Sprachheilzentrum Werscherberg mit Sprachheilkindergarten
Marie Juchacz-Straße 1–2
49143 Bissendorf
Tel. 0 54 02–40 50

Redaktion:
Team des Sprachheilzentrums

 Copyright 2021. Alle Inhalte, insbesondere Texte und Grafiken sind urheberrecht-
 lich geschützt. Alle Rechte, einschließlich der Vervielfältigung, Veröffentlichung, Bearbei-
 tung und Übersetzung, bleiben vorbehalten. Sprachheilzentrum der AWO ­Kinder, Jugend &
­Familie Weser-Ems GmbH.

© 2021 Sprachheilzentrum der AWO Kinder, Jugend & Familie Weser-Ems GmbH

                                                                                            |2
Konzeption
Sprachheilzentrum Werscherberg

INHALT
I. Aussagen zur ­Gesamt­einrichtung  . . . . . . 5                7. Förderung der Persönlichkeits­
    1. Träger und Name der ­Einrichtung  . . .  5                    entwicklung durch das
    2. Überblick über das Leistungsangebot 5                         pädagogische Team . . . . . . . . . . . . . .  11
    3. Grundsätzliches ­Selbst­verständnis/                          a. Förderung der Sozial­kompetenz/
       Leitbild der Gesamteinrichtung . . . . .  6                     -teilhabe, motorischen Fähig­keiten
II. Beschreibung des ­                                                   und der ­Kommunikation . . . . . . .  11
    stationären Leistungsangebots  . . . . . . . 7                   b. Förderung der Teilnahme
    1. Beschreibung des ­Wohnangebotes . . . 7                           am ­kulturellen Leben und der
       a. Standort der Wohngruppen . . . . . . . 7                      ­Freizeitgestaltung . . . . . . . . . . . . .  11
       b. Räumlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . 7         c. Förderung lebens-
       c. Platzzahl pro Gruppe . . . . . . . . . . . . 7                 praktischer ­Kompetenzen­  . . . . . .  12
       d. Personenkreise/Zielgruppe . . . . . . .  8                 d. Förderung im
    2. Aufnahmeverfahren . . . . . . . . . . . . . . .  8                musisch/kreativen Bereich . . . . . .  12
    3. Fachliche ­Ausrichtung der Leistung                           e. Altersgerechte Sexualerziehung  .  12
       und ange­wandte Methoden . . . . . . . .  9                8. Medizinische Betreuung . . . . . . . . . .  12
    4. Alltagsgestaltung/­Tagesstruktur  . . . . .  9             9. Therapeutische ­Arbeitsfelder  . . . . . .  12
    5. Beschulung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  10      a. Sprachtherapie . . . . . . . . . . . . . . .  13
    6. Personalstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . .  10        b. Bewegungstherapie . . . . . . . . . . .  14
       a. Pädagogischer Gruppendienst  . .  10                       c. Behandlung sensorischer
       b. Therapeutischer Dienst . . . . . . . . .  10                  Störungen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  14
       c. Weitere Dienste . . . . . . . . . . . . . . .  10

                                                                                                                         |3
d. Förderung kognitiver                                         a. Allgemeine Aussagen zum
         Funktionen  . . . . . . . . . . . . . . . . . .  14          QM-System  . . . . . . . . . . . . . . . . . .  21
   e. Förderung sozialer und                                       b. Supervision  . . . . . . . . . . . . . . . . . .  21
         emotionaler Fähigkeiten . . . . . . .  14                 c. Team- und Fallbesprechungen . .  21
10. Umgang mit ­pflege­bedürftigen                                 d. Fortbildungen . . . . . . . . . . . . . . . .  21
      ­Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  15   e. Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . .  22
11. Pädagogisch-­therapeutische                                    f. Einarbeitung von
    ­Unterstützung im Kontext Schule/­                                Mitarbeiter*innen . . . . . . . . . . . . .  22
     Vorschule  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  15      g. Beschwerdemanagement  . . . . . .  22
12. Elternarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  16       h. Konzeptionelle
13. Hilfeplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  16            Weiterentwicklung  . . . . . . . . . . . .  22
14. Anschlussversorgung . . . . . . . . . . . .  19                i. Sonstiges  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  22
15. Kooperation mit
     ­anderen ­Institutionen  . . . . . . . . . .  19
16. Umsetzung des Schutzauftrages
      gem. §8 SGB VIII . . . . . . . . . . . . . . . .  19
   a. Umgang mit Krisen . . . . . . . . . . . .  19
   b. Beteiligung von jungen
         Menschen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
   c. Beschwerdemanagement  . . . . . .  20
   d. Sicherheitskonzept . . . . . . . . . . . .  20
17. Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . . . .  21

                                                                                                                 Inhalt | 4
I. AUSSAGEN ZUR
­GESAMT­EINRICHTUNG

1. Träger und Name
der ­Einrichtung                                Die Kostenübernahme der ­stationären
                                                Sprach­heilbehandlung ist durch einen
Sprachheilzentrum Werscherberg                  Kosten­teilungsvertrag zwischen dem Land
mit Sprachheilkindergarten                      Niedersachsen, vertreten durch das nieder-
Einrichtung für Kinder und Jugendliche          sächsische Ministerium für Soziales, Frauen,
mit Sprach-, Sprech- und Kommunikations-        Familie und Gesundheit, den Trägern der
störungen                                       Krankenversicherung und dem AWO Bezirks-
Marie-Juchacz-Straße 1–2                        verband Weser-Ems e. V. geregelt.
49143 Bissendorf
Tel. 0 54 02–40 50                               Der Behandlungszeitraum orientiert sich
Fax. 0 54 02–59 82                               am Gutachten der Fachberatung Hören,
E-Mail: info@werscherberg.awo-ol.de             ­Sprache & Sehen zur Einleitung einer sta-
                                                 tionären Maßnahme in einem Sprachheil-
Träger der Einrichtung ist die AWO Kinder,      zentrum. Sie dauert in der Regel 12 ­Monate.
Jugend & Familie Weser-Ems GmbH                  Im Einzelfall kann nach Rücksprache mit den
Klingenbergstr. 73, 26133 Oldenburg              Erziehungsberechtigten eine Verlänge­rung
                                                 bei den Kostenträgern beantragt werden.
                                                 Dies entscheidet sich im Laufe der Behand-
2. Überblick über das Leis-                      lung und ergibt sich aus der ­Schwere und
tungsangebot                                     Ausprägung der Störung, sowie der Belast-
                                                 barkeit und der aktiven Mitarbeit des Kindes
Das Sprachheilzentrum Werscherberg mit           bzw. der*s Jugendlichen.
dem Sprachheilkindergarten ist eine Ein-
richtung der AWO ­Kinder, J­ugend & ­Fa­milie   Die Aufnahme- und Entlassungstermine
Weser-Ems GmbH zur Behandlung, För-             sind im Allgemeinen an die Schulhalb­jahre
derung und Betreuung von Kindern und            gekoppelt, da die Kinder und Jugendl­ichen
Jugendlichen mit dem Leitsymptom Sprach-        öffentliche Schulen im Umkreis besuchen
behinderung (siehe Leistungsvereinbarung).      und der vorübergehende Schulwechsel so
                                                vereinfacht wird.
Die Sprachheilbehandlung umfasst Leistun-
gen der Krankenbehandlung nach § 27 Abs. 1      Unser Leistungsangebot umfasst zudem
SGB V und Leistungen der Eingliederungs­        die Möglichkeit für Interessierte, sich über
hilfe nach § 26 SGB IX und §§ 53, 54 SGB XII    das Sprachheilzentrum zu informieren und
in stationären Sprachheileinrichtungen in       Besichtigungstermine zu vereinbaren.
Nieder­sachsen. Die Eingliederungsleistungen
umfassen Erziehung, Pflege und Betreuung,
Bildung und Förderung sowie Therapie.

                                                              I. Aussagen zur ­Gesamt­einrichtung | 5
3. Grundsätzliches
­Selbst­verständnis/Leitbild                     Wir sind empathisch und nehmen die
                                                Gesamt­persönlichkeit unseres Gesprächs-
 der Gesamteinrichtung                          partners und seiner Anliegen wahr. Wir
                                                ­nehmen andere Meinungen ernst und ent-
Die Arbeiterwohlfahrt ist ein Verband der        wickeln gemeinsam ­ressourcenorientierte
freien Wohlfahrtspflege und aufgrund             Perspektiven. Wir stärken die Resilienz der
ihrer Geschichte und ihres gesellschaft­         Kinder und Jugendlichen.
lichen Selbstverständnisses freiheitlichen,
demokratischen Grundsätzen und ­sozialer        Wir unterstützen die Umsetzung der Be­­
Gerechtig­keit mit den Werten Solidarität,     hindertenrechtskonvention in allen gesell­
Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtig-   schaftlichen Bereichen. Das Grund­prinzip
keit verpflichtet.                             der AWO, Hilfe zur Selbsthilfe zu ­leisten, ent-
                                                spricht unserem Auftrag im Rahmen der Ein-
Der Mensch ist als soziales Lebewesen auf      gliederungshilfe.  Ziel ist, in möglichst kurzer
eine funktionierende Kommunikation mit         Zeit und möglichst um­fassend die Fähigkei-
Seinesgleichen an­gewiesen. Ohne Kommuni­ ten zur Teilhabe zu verbessern.
kation wäre der Mensch nicht das, was ihn
ausmacht: Seine Kultur, Weltanschauung,         Wir sind davon überzeugt, dass ein positives
Religion und Technik konnte nur entstehen,     Arbeitsklima die wichtigste Voraussetzung
da sie über Generationen hinweg an den          für einen freundlichen und wertschätzenden
Mitmenschen weiter gegeben wurde. Hierzu Umgang mit den uns anvertrauten Kindern
hat sich der Mensch mit Sprache ein Instru­    und Jugendlichen sowie ihren Eltern ist.
ment geschaffen, das ihn durch seine Kom-
plexität, bildgebender Kraft und ­Vielfalt der  Wir haben kompetente und engagierte Mit-
Ausdrucks­formen von allen anderen sozialen arbeiter*innen. Zu einem kooperativen und
Lebewesen auszeichnet.                         konstruktiven Mitein­ander gehören auch die
                                               Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie
Erst die Sprache macht den Mit-Menschen.       die Gesundheit von ­Mit­arbeiter*innen zu
Im Zentrum unseres Handelns steht die          ­fördern und die Ressourcen jedes einzelnen
­Würde des Einzelnen. Wir respektieren die     zu beachten.
Vielfalt von Haltungen und Lebens­entwürfen.
Die persönlichen Grenzen anderer ­Menschen Wir überprüfen unser ­Behandlungskonzept,
achten wir. Kinder und Jugend­liche parti­      Organisationsstrukturen und tägliche Ab­­
zipieren altersgerecht bei allen Entschei­      läufe und entwickeln sie unter Berücksich-
dungen, die die eigene Persönlichkeits­         tigung gesellschaftlicher Prozesse ­weiter.
entwicklung betreffen.                         Dies geschieht mit der Wertschätzung für
                                               gewachsene Strukturen, auch mit der Offen-
 Wir setzen uns aktiv für den Schutz der Kin- heit Neues hinzuzulernen und in Bestehen-
der und Jugendlichen ein. Wir treten ein       des zu integrieren.
gegen Repressalien, Unterdrückung und ent-
würdigende Behandlung anderer Menschen.
Wir schaffen ein Klima ohne Angst und
Gewalt und ermöglichen so Entwicklung und
Lernen.

                                                               I. Aussagen zur ­Gesamt­einrichtung | 6
II. BESCHREIBUNG DES
­STATIONÄREN LEISTUNGSANGEBOTS

1. Beschreibung                                                        Turn­­­halle mit Innenschwimmbad, Außenpool
des ­Wohnangebotes                                                     und mehrere Spielplätze werden gemeinsam
                                                                       genutzt. Unterhalb des gemeinsamen Ein-
                                                                       richtungskomplexes befindet sich die Reha-
a. Standort der Wohngruppen
                                                                       klinik Werscherberg.
Das Sprachheilzentrum Werscherberg be­­
findet sich im Ortsteil Wersche der Ge­meinde                          Bei unterschiedlicher Klientel und verschie­
Bissendorf im Landkreis Osnabrück. Der Orts-                           denen Behandlungskonzepten sind die
kern von Bissendorf ist fußläufig erreichbar.                          gemeinsame Nutzung von Therapie- und
Dort besuchen die meisten Kinder auch eine                             Freizeiteinrichtungen sowie Synergieeffek-
der verschiedenen Schulen. Das Osnabrücker                             te möglich.
Umland bietet vielfältige Freizeitmöglich-
keiten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln
                                                                       b. Räumlichkeiten
erreichbar sind.
                                                                        Jede Gruppe hat ihren a­bgeschlossenen
Bissendorf verfügt über eine eigene Auto-                                Wohnbereich, mit Schlafräumen, einer
bahnausfahrt von der A 30 (Hannover –                                   Küche, separaten Toiletten, einem großen
Rheine). Der Hauptbahnhof Osnabrück mit                                 Bad sowie einem Ess- und Wohnbereich.
Anschluss an das IC-Netz ist 15 km entfernt.                            Neben einem Mitarbeiter*innenzimmer sind
                                                                        alle Gruppen mit ­altersentsprechendem
              Bremen
                                                                        Spiel- und Freizeitmaterial sowie einem
         A1                                                            ­TV-Gerät zur allgemeinen Nutzung ausge-
                       Osnabrück
                                   Bissendorf
                                                                         stattet. Ferner steht jedem Kind und jeder*m
Rheine
                                                A30
                                                      Bad Oeynhausen    Jugend­­lichen ein Schularbeitsplatz zur
                                                                        ­Verfügung.
         Münster

                                                                       Die Kinder und Jugendlichen können sich
In Bissendorf folgt man den Hinweisschil-                              mit privaten Dingen eine persönliche Atmo-
dern „AWO Einrichtungen“, um zum Sprach-                               sphäre schaffen.
heilzentrum Werscherberg mit Sprachheil­
kindergarten zu gelangen.
                                                                       c. Platzzahl pro Gruppe

Dieses bildet zusammen mit der Heilpäda­                               Die Einrichtung verfügt über eine Betriebs-
gogisch-Therapeutischen Einrichtung (HPTE)                             erlaubnis für 57 Plätze. In der Regel wohnen
und der Werscherbergschule eine ­bauliche                              acht Kinder und Jugendliche in einer Wohn-
Einheit mit gemeinsamer Infrastruktur.                                 gruppe. Im Bedarfsfall kann ein neuntes
                                                                       Kind aufgenommen werden.

                                                                        II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 7
Die betroffenen Teilbereiche und der
d. Personenkreise/Zielgruppe
                                                 Schwere­grad der Störungen variieren bei
 Die Behandlung im Sprachheilzentrum ist         den Kindern und Jugendlichen, wobei
 angezeigt, wenn sich ambulante oder teil-       die Sprachstörung grundsätzlich das Leit­
 stationäre Sprachtherapie als nicht aus­        symptom darstellt.
 reichend erwiesen hat. Sie erfolgt gemäß der
„Vereinbarung über Abgrenzung und Kosten-        Häufig mitbetroffene Bereiche wie die
 teilung“ zwischen den Trägern der Kranken-      emotionale Entwicklung, das Lern- und
 versicherung und den Trägern der Sozialhilfe    Leistungs­verhalten (z. B. LRS), die grob- und
 in Niedersachsen.                               feinmotorische Entwicklung sowie Schwierig­
                                                 keiten in der Beziehungsgestaltung in und
Bei der Aufnahme in das Sprachheil-              außerhalb der Familie sind nicht selten.
zentrum stellt die Sprachbehinderung das         Durch unseren ganzheitlichen, systemischen
Leit­symptom und die gravierendste Ein­          Ansatz werden diese in der Behandlung mit
schränkung dar.                                  berücksichtigt.

Gemäß Leistungsbeschreibung werden
­Kinder nach Vollendung des vierten Lebens­      2. Aufnahmeverfahren
 jahres, Kinder und Jugendliche im schul-
 pflichtigen Alter sowie beschulte Jugendliche   Grundlage für die Behandlung eines ­Kindes
 über 16 Jahren aufgenommen, die folgende        oder Jugendlichen mit Sprach-, Sprech-
Störungsbilder aufweisen:                        und Kommunikationsstörungen ist der
                                                 Anspruch auf Eingliederungshilfe nach der
 • Störungen der Sprachentwicklung               Sozialgesetz­gebung.
   ­(rezeptiv und expressiv)
   z. B. Lautfehlbildungen, Dysgramma­           „In der stationären ­Sprachheileinrichtung
   tismus, Wortschatz- und Sprachverständ-        finden Kinder und Jugendliche mit einer
   nisprobleme, kindliche Dyspraxie (VED)         nicht nur vorrübergehenden ­wesent­lichen
 • Störungen der Sprachwahrnehmung                Sprachbehinderung im Sinne von § 2 SGB IX
   z. B. auditive Hör- und Verarbeitungs-         und § 253 SGB XII in Verbindung mit § 21
   probleme (AVWS), Aufmerksamkeits- und          Nr. 6 der VO nach § 260 SGB XII Aufnah-
   Gedächtnisstörungen (z. B. für Wörter)         me, wenn eine ambulante Behandlung
 • Redeflussstörungen                             ohne Erfolg geblieben ist oder von vornher-
   z. B. Stottern, Poltern                        ein feststeht, dass nur durch eine stationäre
 • Störungen der Kommunikation                    Sprach­heilbehandlung eine Heilung, Besse-
   z. B. Sprechangst/-blockaden, Mutismus         rung oder die Verhütung einer Verschlimme-
 • organisch bedingte Sprach-                     rung erreicht werden kann.“
    und ­Sprechstörungen
   z. B. Hörbeeinträchtigungen nach Mittel-      Für Kinder und Jugendliche aus Nieder­
    ohrentzündungen, myofunktionelle–ora-        sachsen erfolgt die Bedarfsfeststellung durch
   le Störung, Dysarthrie/Sprechapraxie oder     die Vorstellung im Gesundheitsamt (Fach-
   Näseln aufgrund einer Lippen-Kiefer-          beratung Hören, Sprache und Sehen). Die
   Gaumenspalte                                  Eltern stellen dann einen Antrag zur Über-
                                                 nahme der Behandlungskosten beim ­Träger
                                                 der Eingliederungshilfe. In Niedersachsen

                                                  II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 8
werden die Behandlungskosten inkl. Fahrt-       Behandlungskonzept. So können indivi-
kosten durch ein Kostenteilungsabkommen         duelle Angebote, unter Berücksichtigung
zwischen Krankenkassen und Sozialämtern         persönlicher Ressourcen und emotionaler
abgedeckt. Bei Kindern und Jugendlichen         Befindlichkeiten, für das Kind und die/den
aus anderen Bundesländern ermöglicht eine       Jugendliche*n besonders wirksam werden.
Einzelfallentscheidung nach SGB VIII oder
SGB XII einen stationären Aufenthalt. Eine      Konzeptionell wird bei uns das ­gesamte
mögliche Kostenbetei­ligung bei Taschengeld,    Familiensystem intensiv mit einbezogen.
Heimfahrten etc. prüft dann der zuständige      Durch vertrauliche Gespräche, Hospitations-
Kostenträger (Träger der Jugend- oder Ein-      angebote und bedarfsorientierte Beratun-
gliederungshilfe).                              gen sind Erziehungsberechtigte und andere
                                                wichtige Bezugspersonen in die Prozesse der
Bei besonderen körperlichen und psychi-         Behandlung involviert. Wesentlich ist auch
schen Erkrankungen/ Beeinträchtigungen          die Zusammenarbeit mit den öffentlichen
muss im Einzelfall über eine Aufnahme ent-      Schulen und außerschulischen Einrichtungen.
schieden werden.

                                                4. Alltagsgestaltung/­
3. Fachliche ­Ausrichtung                       Tagesstruktur
der Leistung und ange­
                                                Grundsätzlich ist die pädagogische Arbeit
wandte Methoden                                 innerhalb der Gruppe getragen von einer
                                                wertschätzenden und ermutigenden Haltung
Aufgrund der systemischen Haltung und dem       gegenüber den Kindern und Jugendlichen.
ganzheitlichen Therapieansatz erfolgt ein       Die Pädagogen*innen gestalten den Tages-
Erstgespräch wenn möglich mit der gesam-        ablauf der Kinder und Jugendlichen, geben
ten Familie und/oder den Bezugspersonen         ihnen somit die erforderliche Struktur und
im Sprachheilzentrum. Zum Inhalt gehören        Orientierung und schaffen für sie ein siche-
gegenseitiges Kennenlernen und das Vor-         res Umfeld.
stellen unserer Behandlungsmöglichkeiten
und Angebote. Ein ausführliches Gespräch        Die Kinder oder Jugendlichen erleben die
zur kindlichen Anamnese sowie zur aktu-         Pädagogen*innen als verlässliche Bezugs­
ellen familiären Situation ist wesentlicher     personen und erfahren emotionale Zuwen-
Bestandteil des Erstkontaktes.                  dung. In ihrer täglichen Arbeit gehen die
                                                Pädagogen*innen individuell auf jedes Kind
Unsere fachliche Ausrichtung ist mehr­          und jede*n Jugendliche*n ein und fördern
dimen­sional und zielt darauf ab, Kinder und    sie gemäß ihrem Entwicklungsstand.
Jugendliche zu befähigen, ein Leben nach
ihren Bedürfnissen und Ressourcen in sozia-     Die Wohngruppe dient den Kindern und
ler Gemeinschaft zu bewältigen.                 Jugendlichen als vielfältiges Experimentier-
                                                feld für neu erworbene oder noch zu festi-
Die soziale (Re-)Integration und ­sprachliche   gende Kompetenzen. Dabei werden im Sin-
Kommunikationsfähigkeit stehen dabei            ne gelingender Partizipation Vorstellungen
im Mittelpunkt. Durch die interdisziplinä-      und Wünsche der Kinder und Jugendlichen
re Zusammenarbeit zwischen Päda­gogik           erfragt und weitestgehend berücksichtigt.
und Therapie entsteht ein ganzheitliches

                                                II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 9
Der Gruppenalltag umfasst folgende             6. Personalstruktur
­Bereiche:

                                               a. Pädagogischer Gruppendienst
 • Begleitung des Tagesbeginns
 • Beachtung regelmäßiger Körperpflege         In jeder Wohngruppe mit acht Kindern oder
   bzw. Anleitung zur Hygiene                  Jugendlichen sind 2,5 Fachkräfte im Schicht-
 • gemeinsame Mahlzeiten unter                 dienst und 0,5 Mitarbeiter als Nachtbereit-
   ­Berücksichtigung religiöser Hintergründe   schaft tätig.
    und Ernährungsgewohnheiten
 • Hausaufgabenbetreuung                       Alle pädagogischen Fachkräfte bilden sich
 • Freizeitgestaltung,                         durch interne und externe Fortbildungen
   Ausflüge, gezielte Angebote                 regelmäßig weiter und sind auf diese Weise
 • Feste & Feiern                              für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
 • Abendrituale                                mit einer Sprach-, Sprech- und Kommuni-
                                               kationsstörung spezialisiert.
Nachts betreuen fachlich geschulte Nacht­
bereitschaften die Kinder und Jugendlichen.
                                               b. Therapeutischer Dienst

                                               Im therapeutischen Dienst gibt es neben den
5. Beschulung                                  Sprachtherapeuten/Logopäden*innen/­
                                               Atem-, Sprech- und Stimmlehrer*innen
Während der Behandlung besuchen die            jeweils ein*e Psychologen*in, Motopäde*in,
schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen in    Ergotherapeut*in und Fachkräfte für Heil­
der Regel Schulen in Bissendorf, Osnabrück     pädagogik.
oder in der näheren Umgebung.
                                               Während die Sprachtherapeuten/Logo­
Mit dem Konzept der öffentlichen Beschu­       päden*innen/Atem-, Sprech- und Stimm­
lung wird gewährleistet, dass die Kinder       lehrer*innen festen Wohngruppen zu­ge­­­
und Jugendlichen einen regulären Schul-        ordnet sind, arbeiten die ­weiteren
alltag erleben, sowohl in Bezug auf sozia-     Thera­­­peuten*innen ­gruppenübergreifend.
le Kompe­tenzen als auch Kommunikations-       Durch Fortbildungen erweitert das Therapeu-
und Leistungsvermögen. Durch die enge          tenteam stets seine Kompetenz und hält sich
Zusammenarbeit zwischen Lehrer*innen           somit auf dem aktuellem ­Forschungs- und
und Mitarbeiter*innen werden auftreten-        Therapiestand.
de sprachliche und/oder soziale Schwierig­
keiten schnell kommuniziert und können in
                                               c. Weitere Dienste
der Behandlung berücksichtigt werden.
                                               Neben der Leitung und den Verwaltungs­
Mit der anstehenden Entlassung wird die        kräften stehen für die Sicherung der haus-
Rückführung in die zuständige Heimatschule     technischen Versorgung sowie für den
in Absprache mit den Erziehungsberechtig-      Wirtschafts- und Reinigungsdienst Mit-
ten von den Mitarbeiter*innen begleitet.       arbeiter*innen zur Verfügung. Entsprechend
                                               der gesetzlichen Vorgaben gibt es Mitarbei-
                                               ter*innen im Betriebsrat sowie als Sicher-
                                               heits- und Brandschutzbeauftragte.

                                               II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 10
Im Sprachheilzentrum gibt es die Mög-            Insgesamt ermöglicht die pädagogische
 lichkeit, den Bundesfreiwilligendienst, ein     Betreuung und Begleitung innerhalb des
­Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) sowie Schul-   Gruppenlebens ein Lernfeld zur umfassen-
 oder Berufspraktika abzuleisten.                den persönlichen Auseinandersetzung und
                                                 Erprobung neuer, ressourcenorientierter
                                                 ­Verhaltensmuster. Darauf aufbauend ent­
7. Förderung der                                  wickelt sich eine altersentsprechende Eigen-
Persönlichkeits­entwicklung                       ständigkeit, Selbstverantwortung und Sozial-
                                                 kompetenz.
durch das pädagogische Team
                                                 Die Vermittlung altersgemäßer lebensprak-
                                                 tischer Fähigkeiten hat ebenso einen ­festen
a. Förderung der Sozialkompetenz/-
                                                 Stellenwert im Alltag wie die Gesundheit und
   teilhabe, der motorischen Fähigkeiten
                                                 das körperliche Wohlbefinden der Kinder
   und der Kommunikation
                                                 und Jugendlichen.
In der Wohngruppe ist es zunächst ­wichtig,
dass die Kinder und ­Jugendlichen Zeit zum       Angenommen werden und sich Wohlfüh-
Ankommen und zum Aufbau einer vertrau-           len, Vertrauen schaffen und Mut machen
ensvollen Beziehung zu den Erwachsenen           sind wichtige Beziehungsgrundlagen im
haben. Auf dieser Basis und durch das Erle-      Gruppen­leben und Basis für eine erfolg­
ben von Wertschätzung und Sicherheit kann        reiche Behandlung.
eine Atmosphäre von Wohlfühlen wachsen.
Gleichzeitig bieten Regeln und Absprachen
                                                 b. Förderung der Teilnahme am kulturellen
Zuverlässigkeit und Orientierung. ­Beides ist
                                                    Leben und der Freizeitgestaltung
die Basis für individuelle Entwicklung und
Entfaltung.                                  In der Freizeit können nicht nur die zur Ein-
                                             richtung gehörenden Angebote wie Spiel-
Das Gruppenleben ist Übungsfeld sowohl       plätze mit Wasseranlage und Kletter­parcours,
für den Ausbau von Beziehungskompeten-       Außenpool, Kettcarplatz, Jugendclub, Turn-
zen als auch zur Entwicklung angemesse-      halle und Bolzplatz, sondern auch die Mög-
ner Umgangsformen, Toleranz, kooperativen lichkeiten des Ortes und der ­Umgebung
Verhaltens, Kompromissfähigkeit und Kon-     genutzt werden. Insbesondere für die
fliktlösungsstrategien. Neben der täglichen  Wochenenden und die schulfreien Tage
Sprachförderung stehen in der Gruppe spezi-  p
                                             ­ lanen die Pädagog*innen mit den Kindern
fische Angebote im Vordergrund, die          und Jugendlichen Ausflüge und gemeinsame
                                             Aktivitäten (Waldpicknick, Zoobesuch, Kegeln,
  • Möglichkeiten schaffen, eigene           Minigolf, Fahrradtouren, Besuch von Ver­
    ­Bedürfnisse zu entdecken und zu äußern, anstaltungen in Osnabrück etc.).
  • den Umgang mit eigenen Stärken
     und Schwächen üben,                     Ältere Kinder und Jugendliche können sich
  • Lernprozesse initiieren,                 im Anschluss an die Therapien und nach
  • das Entdecken der eigenen Wahr­          Erledigung ihrer Hausaufgaben ihre Freizeit
    nehmungs- und Ausdrucksfähigkeit         gestalten und sich z. B. mit Freunden treffen.
     erleichtern,                            Es gibt auch die Möglichkeit, Angebote ver-
  • Belastbarkeit und Ausdauer fördern.      schiedener Sportvereine zu nutzen.

                                                 II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 11
und Mitarbeiter*innen entsprechend sexual-
c. Förderung lebenspraktischer
                                                pädagogisch zu schulen.
   ­Kompetenzen­

Bei der Pflege und Versorgung der ­Kinder
und Jugendlichen hat die Förderung der          8. Medizinische Betreuung
lebenspraktischen Fertigkeiten einen hohen
Stellenwert. Durch die Verteilung von Auf-       Die medizinische Betreuung am Werscher-
gaben und die Mithilfe bei hauswirtschaft-       berg wird durch eine Krankenstation mit
lichen Tätigkeiten werden den Kindern und       zwei Fach-/Kinderkrankenschwestern sowie
Jugendlichen Werte in den Bereichen Selbst-      durch einen ortsansässigen Facharzt für
ständigkeit, Selbstwirksamkeit, Verantwor-      ­Kinder- und Jugendmedizin gewährleistet.
tung und Hilfsbereitschaft vermittelt. Durch     Nach Absprache mit den Erziehungsberech-
wiederkehrende, strukturierte Abläufe im         tigten werden im Bedarfsfall andere Fach-
Gruppenalltag wird den Kindern individu-         ärzt*innen konsiliarisch hinzugezogen (z. B.
ell ermöglicht, sozial- und lebenspraktische     Phoniater*in, Orthopäde*in, Augenarzt*in,
Fertigkeiten zu erlernen und zu festigen.        HNO-Ärzte*in, Zahnarzt*in, Kieferorthopä-
                                                 de*in, etc.).

d. Förderung im musisch/kreativen Bereich

Im Gruppenalltag können durch zahlreiche        9. Therapeutische
Angebote Phantasie, Kreativität und Ideen-      ­Arbeitsfelder
reichtum entwickelt und gefördert ­werden,
u.a. durch das Kennenlernen und Aus-            Der Gruppenalltag dient als Beobachtungs-
probieren verschiedener Materialien und         raum für Stärken und Bedarfe der ­Kinder
Techniken sowie durch Ton- und Klang­           und Jugendlichen. Zudem ergeben sich
erfahrungen.                                    Transfermöglichkeiten für aktuelle Therapie-
                                                und Förderinhalte.

e. Altersgerechte Sexualerziehung
                                                Ziel der Behandlung für alle Kinder und
Sexualerziehung ist zunächst Recht und          Jugendlichen ist eine verbesserte Lebens-
Pflicht der Erziehungsberechtigten. Wir         qualität und Teilhabe am gesellschaftlichen
sehen unsere Aufgabe in der Unterstützung       Leben. Dazu gehört insbesondere ein deut-
der Erziehungsberechtigten in ihrer Erzie-      lich gebesserter bzw. störungsfreier Sprach-
hungsverantwortung und bieten außerfami-        status in der gewachsenen sozialen Umge-
liäre Angebote nicht ohne Information und       bung. Dies beinhaltet:
Einbezug der Erziehungsberechtigten an.
                                                 • den Aufbau sprachlicher ­Basisfähigkeiten
Sexualpädagogik verfolgt unter anderem das         und des allgemeinen Sprachgebrauchs,
Ziel für Grenzverletzungen zu sensibilisieren    • die Förderung im motorischen,
und sexualisierter Gewalt und Porno­grafie          ­sensorischen, kognitiven, sozialen,
entgegenzuwirken. Daher ist es ­gesetztes          ­emotionalen, musisch/kreativen und
Ziel, im Rahmen der Erarbeitung eines               lebenspraktischen Bereich,
umfassenden Schutz-/Sicherheitskonzeptes         • die Erweiterung der ­kommunikativen
bis Ende 2020 auch ein sexualpädagogisches         Kompetenz und ­Selbstverantwortung
Konzept für unsere Einrichtung zu erarbeiten       durch Bearbeitung von Ängsten, Stigma-

                                                II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 12
tisierungen und Selbstwert­problemen,      Ein Bestandteil der Therapie mit dem Kind
 • die Erarbeitung alternativer Lösungs­      oder dem*r Jugendlichen ist der intensive
   muster in (sprachlichen) Belastungs­       Informationsaustausch mit dem interdiszi-
   situationen (weitest gehende Rückfall-     plinären Team, den Erziehungsberechtigten
   prophylaxe),                               oder anderen Bezugspersonen.
 • Prävention bzw. den Abbau von
   Sekundär­symptomatik (z. B. sprachlicher   Therapie mit Kindern und Jugendlichen mit
   Rückzug, schulische Leistungseinbrüche).   selektivem Mutismus

Die Psychologen*innen stehen allen Mit-        In der Behandlung von Kinder und Jugend-
arbeiter*innen beratend/supervisorisch bei     lichen mit selektivem Mutismus kommen
der Begleitung des therapeutischen Prozes-     anerkannte Therapieansätze mit sprach­
ses zur Verfügung.                             therapeutischen, psychodynamischen,
                                              ­kognitiv-behavioralen und systemischen
                                               Elementen zum Einsatz.
a. Sprachtherapie

Die Therapien finden als Einzel-, Klein-      Ergänzende (medizinische, psychologische)
gruppen- und Gruppentherapien statt. Auf      Fachdiagnosen können notwendig sein, um
der Grundlage einer tragfähigen und ver-      den selektiven Mutismus von anderen Stö-
trauensvollen Beziehung orientiert sich das   rungen abzugrenzen oder Komorbiditäten
therapeutische Handeln an den aktuellen       aufzudecken sowie entsprechende thera­
logopädischen Therapie- und Diagnostik-       peutische Maßnahmen einzuleiten. Eine
standards.                                    Beteiligung verschiedener Fachdisziplinen
                                              am Therapieprozess ist im Sprachheilzentrum
Sowohl in der umfangreichen Anfangs­           Werscherberg selbstverständlich und erfor-
diagnostik, u. a. mittels normierter und      dert ein gut aufeinander abgestimmtes
informeller Testverfahren, als auch in der    ­Vorgehen.
Therapie werden die phonetisch-phonologi-
schen, semantisch-lexikalischen, morpho-       Bei einer stationären Therapie in einem
logisch-syntaktischen und kommunikativ-        familienähnlichen Wohnsetting verschwim-
pragmatischen Ebenen berücksichtigt.           men nach und nach die Grenzen zwischen
                                               (privatem) Sprechkontext und (öffentlichem)
Die sprachtherapeutischen Angebote fin-        Schweigekontext. Neben den therapeuti-
 den unter Berücksichtigung des jeweiligen     schen und pädagogischen Interventionen
 individuellen Entwicklungsstandes, des Stö- kommen zudem veränderte Beziehungs-
rungsbildes, der subjektiven Befindlichkeit    und Emotionserfahrungen — vor allem auf
 des Kindes bzw. des*r Jugendlichen und des der Peergruppenebene — zum Tragen, die
 individuellen Lerntempos statt. Die thera-    die strategisch-therapeutischen ­Schritte
peutischen Interventionen können im sta-       ergänzend mitbestimmen. In dieser Form
 tionären Setting in alle Alltagsbereiche      der stationären Therapie ergeben sich zahl-
­ausgeweitet und verlagert werden, was die     reiche Optionen, ritualisierte (hindernde)
Generalisierungs- und Transfermöglichkeiten Kommunikationsmuster zu „verstören“ und
 wesentlich verbessert – oder erst ermöglicht. damit zu verändern.

                                              II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 13
Durch die systemisch orientierte Zusammen-
                                               c. Behandlung sensorischer Störungen
arbeit von Sprachtherapie, Heilpädagogik,
Ergotherapie, Motopädie, Schule und psy-       In Verbindung mit der Sprachstörung wei-
chologischer Begleitung sowie durch regel-     sen viele Kinder und Jugendliche Defizi-
mäßige Beratung der Erziehungsberechtigten     te in ihren sensorischen Fähigkeiten auf.
werden sowohl eine Verbesserung der inner-     Durch unseren mehrdimensionalen Behand-
familiären Beziehungen als auch ein schritt-   lungsansatz können neben auditiven Fehl-
weiser Transfer der kommunikativen Fähig-      wahrnehmungen auch auffällige vestibulä-
keiten in den Alltag erreicht.                 re, propriozeptive und taktile Systeme durch
                                               motopädische, ergotherapeutische und heil-
                                               pädagogische Methoden berücksichtigt wer-
b. Bewegungstherapie
                                               den. Die Erfahrung zeigt, dass durch diese
Viele Kinder oder Jugendliche mit Sprach-      Behandlung die Selbst- und Fremdwahr-
störungen zeigen motorische Auffälligkeiten    nehmung gefördert, Abläufe in Hirnverarbei-
wie:                                           tungsprozessen stimuliert und Synergieef-
                                               fekte zwischen gestärkter Persönlichkeit und
 • mangelnde Gleichgewichtskontrolle,          erweiterter sprachlicher Kompetenz erreicht
 • fehlende Handlungsplanung,                  werden können.
 • Verzögerungen oder Unsicher-
    heiten in der Seitigkeits- oder            Zudem werden durch die Stärkung der emo-
    ­Dominanzentwicklung,                      tionalen und sozialen Kompetenzen im Rah-
 • Störungen in der Koordination,              men der Behandlung Voraussetzungen für
 • Probleme in der Kraft(fein)dosie-           erweiterte alternative Handlungs- und
     rung, der Kraftanpassung und der          Bewältigungsstrategien im Alltag geschaffen.
   ­Tonusregulierung,
 • Störungen der Fein- und Graphomotorik,
                                               d. Förderung kognitiver Funktionen
 • Einschränkungen in der Hand-, Finger-
     und Fußgeschicklichkeit.                  Nach Feststellung eines individuellen Hilfe­
                                               bedarfes und gegebenenfalls einer psycho­
Gerade bei Kindern und Jugendlichen mit        diagnostischen Überprüfung der kogniti­ven
Hemmungen in der ­Beziehungsaufnahme           Funktionen wird die Förderung behand-
oder mangelnder Impulskontrolle ­können        lungsbegleitend in interdisziplinärer
ein geringes Selbstvertrauen bis hin zur       Zusammen­arbeit von den Therapeut*innen
Ablehnung der eigenen Person beobach-          und Pädagogen*innen erbracht.
tet werden. Ausgehend von den Basisfähig-
keiten der taktil-kinästhetischen, reflexbe-
                                               e. Förderung sozialer und emotionaler
dingten und statomotorischen Koordination
                                                  Fähigkeiten
soll u. a. durch sensorische Integration und
Selbstwirksamkeitserfahrungen eine höhere      Sprache ist eine Schlüsselkompetenz für
Wahrnehmungs-, Ausdrucks- und Aktions-         die Teilhabe an der Gesellschaft. Sie ist die
fähigkeit entwickelt werden um eine alters-    Schnittstelle zwischen dem Innen und dem
entsprechende Teilhabe im Alltag der Kinder    Außen und transportiert Emotionen, Moti-
und Jugendlichen zu gewährleisten.             vationen sowie Erfahrungen. Somit wird
                                               Sprache zum Träger wichtiger psychologi-
                                               scher Faktoren. Gestörte Sprache und Kom-

                                               II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 14
munikation bedeutet immer auch belastete         Für eine (Weiter-)Behandlung im Sprach-
Emotionalität (Ängste, Selbstwert, entwick-      heilzentrum muss jedoch immer erfüllt
lungshemmende innerfamiliäre ­Dynamiken),        sein, dass die Sprachbehinderung das Leit­
meist eingeschränkte ­Leistungskapazitäten       symptom und die gravierendste Behinde-
und auch oft begrenzter Soziabilität             rung darstellt.
(Gemein­schaftsfähigkeit und Zusammen-
arbeit).
                                                 11. Pädagogisch-­
Durch das Vertrauen in die Fähigkeiten der       therapeutische Unterstützung
Kinder und Jugendlichen fördern wir Selbst-
wirksamkeitserfahrungen und somit die Ent-
                                                 im Kontext Schule/Vorschule
wicklung der Persönlichkeit. Unter anderem
werden durch integrative Gruppentherapien        Sprachliche Defizite sind immer auch eng mit
die Identität, Selbstwert sowie die kommu-       schulischen Problemen verzahnt. Dies gilt
nikativen und sozialen Kompetenzen geför-        für die generelle passive und aktive Teilnah-
dert und neue Verhaltensoptionen (insbe-         me am mündlichen Unterricht (Sprachver-
sondere in Konfliktsituationen) vermittelt.      ständnis, eigene Mitteilungsfähigkeit) und
                                                 speziell für den Erwerb der Lese- und Recht-
                                                 schreibfähigkeit. Besondere Förderung ist oft
10. Umgang mit                                   bei Kindern und Jugendlichen angezeigt, die
­pflege­bedürftigen Kindern                      mehrsprachig aufwachsen. Bei sehr gravie-
                                                 renden Sprachstörungen kann der Einschu-
Bei der Aufnahme von Kindern und Jugend-         lungszeitpunkt in Frage gestellt werden.
lichen mit besonderem Pflegebedarf ist
ein vorheriger intensiver Austausch mit           Im schulischen Alltag fühlen sich die Kinder
den Erziehungsberechtigten oder anderen           oder Jugendlichen im doppelten Sinne oft
Bezugspersonen unabdingbar. Dabei muss           „nicht verstanden“. Dies wiederum kann zu
geprüft werden, ob die vorhandenen Grup-          Rückzugstendenzen, allgemeiner Schul­unlust
penstrukturen den individuellen Bedürfnis-        oder Auffälligkeiten im Verhalten führen.
sen entsprechen.                                  Kinder und Jugendliche können ihre eigent-
                                                  liche Begabung nicht in den schulischen
 Wir stellen einfachste Maßnahmen der             Kontext einbringen, wodurch die gesamte
 medizinischen Pflege (z. B. Inhalation,          weitere Schullaufbahn gefährdet sein kann.
­Medikamentengabe, An- und Ablegen von
 Orthesen) sicher. Falls weitere pflegerische    Die schulvorbereitende Fördergruppe für
 Maßnahmen erforderlich sein sollten, für        die noch nicht schulpflichtigen oder vom
 die es medizinischer Sachkunde und/oder         Schulbesuch zurückgestellten Kinder ­leitet
 Fertig­keiten bedarf (z. B. Wechsel von Wund-   über zu den Arbeitsinhalten und -formen
 verbänden, Verabreichen von Injektionen),       der Grundschule. Dies geschieht in enger
 unterstützen wir gerne bei einem Antrag auf     Abstimmung zwischen den Therapeut*innen
 Verordnung von häuslicher Kranken­pflege        und Pädagog*innen.
 oder beim Einleiten eines Teilhabeplan­
 verfahrens (§ 219 SGB IX).

                                                 II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 15
Im Einzelnen sind dies:                        Mit der stationären Behandlung gehen
                                               unterschiedlichste Ziele, Wünsche und
 • Förderung der Sprechbereitschaft sowie      Befürchtungen auf Seiten der Erziehungs-
    der Konzentrations- und Merkfähigkeit,     berechtigten, des Kindes oder der*r Jugend-
 • Wahrnehmungs- und                           lichen einher, denen durch regelmäßige
    ­Orientierungsübungen,                     Gespräche – auch zusammen mit dem Kind
 • Umgang mit Farben und Formen,               oder Jugendlichen – Raum gegeben wird.
 • spielerischer Umgang mit Zahlen,
   ­Ziffern und Mengen,                        Während des gesamten Behandlungs­
 • graphomotorische Übungen,                   prozesses wird die Familie von zwei Mit-
 • Aufbau einer situativen Belastbarkeit       arbeiter*innen in regelmäßigen Eltern­
    und eines adäquaten Kommunikations­        gesprächen (meist alle 4–6 Wochen)
    verhaltens in Lerngruppen.                 persönlich und vertrauensvoll begleitet.
                                               Dies schafft eine Kooperationsbasis, um die
Neben der täglichen Hausaufgabenbetreu-        Mobilisierung und Stärkung der Kompetenz
ung ist eine spezielle schulbegleitende För-   der Erziehungs­berechtigten zu erreichen.
derung angezeigt bei Kindern und Jugend-
lichen, die durch ihr sprachliches Handicap    Thematisiert werden alle mit der Behand-
Misserfolge oder Rückstände erfahren haben.    lung in Zusammenhang stehenden Maßnah-
Mit zunehmender Sicherheit und gesteiger-      men und Schritte, Anleitungen zur sprach­
ter Sprachkompetenz können verbale Anfor-      lichen Förderung, die Partizipation des
derungen im schulischen Kontext erprobt        Kindes oder der*r Jugendlichen aber auch
werden. Unterstützt wird dieses unter Ande-    die Verantwortung der Erziehungsberechtig-
rem durch vereinbarte Aufgaben mit Klassen-    ten. Bei allen Entscheidungen sind die Erzie-
oder Fachlehrer*innen, um mögliche schuli-     hungsberechtigten involviert.
sche Leistungslücken schließen zu können.

                                               13. Hilfeplanung
12. Elternarbeit
                                               Innerhalb der ersten sechs Wochen nach
Viele Sprachstörungen werden erst im fami-     Aufnahme findet eine ausführliche Erstdia-
liären Kontext begreifbar. Nicht altersgemä-   gnostik aller therapeutischen und pädago-
ße kommunikative Kompetenzen des Kindes        gischen Bereiche statt. Anamnestische Daten
oder Jugendlichen haben häufig belasten­       und gegebenenfalls Informationen von Vor-
de Auswirkungen auf alle Familienmit-          behandler*innen werden einbezogen. Auf
glieder. Andererseits können Belastungen       dieser Grundlage wird ein individueller
im Familiensystem die Situation des Kin-       Hilfe­plan formuliert. Dieser enthält anzu-
des oder Jugendlichen mit einer Sprachstö-     strebende Förder- und Therapieziele. In den
rung zusätzlich beeinträchtigen. Daher ist     dann folgenden, regelmäßigen Fallbespre-
die Zusammenarbeit mit Erziehungsberech-       chungen wird der Hilfeplan stetig angepasst
tigten oder anderen Bezugspersonen ­fester     und fortgeschrieben.
Bestandteil des pädagogisch-therapeuti-
schen Konzeptes.

                                               II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 16
Hierzu findet eine regelmäßige Verlaufsdia-    Die folgende Grafik (13 b) soll die
gnostik und am Behandlungsende eine aus-       Zusammen­arbeit aller Mitarbeiter*innen und
führliche Abschlussdiagnostik statt.           die Einbeziehung aller übrigen Beteiligten/
Fallbezogene Teambesprechung                   Lebensfelder in ihrer Komplexität, Wechsel­
                                               wirkung und zeitlichen Abfolge verdeut­
Die fallbezogene Teambesprechung (Fall­        lichen.
besprechung) hat eine zentrale Steuerungs-
funktion für alle pädagogischen und thera-
peutischen Entscheidungen.

Die Pädagogen*innen der jeweiligen Lebens-
gruppe bilden mit den zuständigen Thera-
peut*innen ein Behandlungsteam, das sich
wöchentlich trifft, um Lernziele zu erarbei-
ten, konkrete Behandlungsschritte zu planen
und den Therapieprozess zu bewerten.

In der Fallbesprechung werden die Kompe-
tenzfelder aller Mitarbeiter*innen vernetzt
mit

 • internen und externen Fachdiagnosen
 • den jeweiligen sozialen Erfahrungen mit
     den Kindern oder Jugendlichen
 • der Situativität der jeweiligen Störung
 • Informationen aus/für der/die Eltern­
    beratung
 • Feedback über Transfer in den
    ­unterschiedlichen Therapiebereichen und
   ­Alltagssettings
 • Informationen aus der Schule.

                                               II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 17
Abb. 13 b: Prozessschema des stationären
Behandlungssettings

              Gesundheitsamt
           (Fachberatung Hören,               GUTACHTEN/BERICHTE
           Sprechen und Sehen)             vom VORBEHANDLER*INNEN,
                                              FACHÄRZT*INNEN ETC.

                                                                                                         Heimatschule
                    ERSTGESPRÄCH

                  AUFNAHMESPRÄCH                                    LOGOPÄDIE

                                                                                                         Schule während der Behandlung
                                                                   PSYCHOLOGIE

                                                                                  WOHNGRUPPE PÄDAGOGIK
                                              FALLBESPRECHUNGEN

                                                                   MOTOPÄDIE
 FAMILIE

                   REGELMÄßIGE
                BERATUNGSGESPRÄCHE

                                                                  HEILPÄDAGOGIK

                                                                   SCHULISCHE
                                                                   FÖRDERUNG

                ENTLASSUNGSGESPRÄCH
                                                                                                         Heimatschule

                 NACHSORGEGESPRÄCH

             EVTL. ANSCHLUSSMAßNAHMEN

                                            II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 18
14. Anschlussversorgung                         Bestehen bei der Aufnahme Begleitmaßnah-
                                                men zur familiären Unterstützung eines Kin-
Im Einzelfall können sich aus dem Behand-       des oder Jugendlichen weiter, ist auch hier
lungs- und Beratungsprozess ­Empfehlungen       eine regelmäßige Information und Abstim-
für Maßnahmen ergeben, die das Kind,            mung gemeinsam mit den Eltern gegeben.
den*die Jugendliche*n oder die Eltern betref­
fen, z. B. weiterführende Behandlungen oder
spezielle Aktivitäten im sozialen Umfeld.       16. Umsetzung des Schutz-
                                                auftrages gem. §8 SGB VIII
Der Übergang in die zuständige Schule am
Heimatort wird vorbereitet durch Übergabe-
                                                a. Umgang mit Krisen
gespräche; wenn möglich werden Hospita-
tionstage verabredet.                           Sobald wir einen gewichtigen Anhalts-
                                                punkt für die Gefährdung eines Kindes
Die abschließende Beratung mit der Fami-        oder Jugendlichen wahrnehmen, wird die
lie dient insbesondere der Sicherung des        zuständige Leitung informiert. Im Rahmen
Behandlungserfolges.                            von ­kollegialer Beratung werden dann die
                                                gewichtigen Anhaltspunkte geprüft. Kann
                                                eine Gefährdung nicht ausgeschlossen wer-
15. Kooperation mit                             den, erfolgt im nächsten Schritt die Infor-
­anderen Institutionen                          mation der insoweit erfahrenen Fachkraft
                                                (InsoFa), die ihrerseits eine Gefährdungsein-
Schon vor Beginn der Behandlung ergibt          schätzung vornimmt. Ist der wirksame Schutz
sich im Einzelfall durch Berichte von Vor­      des Kinder oder Jugendlichen nicht in Frage
behandler*innen, schulische Informationen       gestellt, beziehen wir die Erziehungsberech-
oder aktuelle Fachbefunde eine Anbindung        tigten und das Kind bzw. die/der Jugendliche
an bisherige Maßnahmen oder Unter­              in die Gefährdungseinschätzung mit ein.
suchungsergebnisse. Manchmal werden
die Eltern auch von Erzieher*innen, Leh-        Wir informieren unverzüglich das zustän-
rer*innen, Therapeut*innen oder Familien­       dige Jugendamt, falls die Gefährdung nicht
helfer*innen zum Erstgespräch begleitet.        anders abgewendet oder wenn die Gefähr-
                                                dungseinschätzung nicht verlässlich durch-
Während der Behandlung findet in jedem          geführt werden kann und bei dringender
Fall ein regelmäßiger Austausch mit Leh-        Kindeswohlgefährdung, bei der die Durch-
rer*innen statt.                                führung der vereinbarten Abläufe das Wohl
                                                des Kindes oder Jugendlichen mit großer
Bei aufkommenden speziellen Fragestel-          Wahrscheinlichkeit nicht sichern kann.
lungen werden nach Rücksprache mit den
Erziehungsberechtigten Spezialisten oder        Die einzelnen Handlungsschritte werden im
Institutionen zur weiterführenden Diagno-       Einzelfall unter Verwendung von vorgegebe-
se hinzugezogen. Eine enge Zusammen-            nen Dokumentationsbögen dokumentiert.
arbeit mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst,
Beratungsstellen, Pflegefamilien, Behörden
oder anderen Stellen vor Ort kann erforder-
lich sein.

                                                II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 19
b. Beteiligung von jungen Menschen             c. Beschwerdemanagement

Im Sprachheilzentrum gibt es eine Pädago-      Im Sprachheilzentrum besteht eine
gen*innengruppe, die sich mit der stetigen     Beschwerdemöglichkeit für alle Kinder und
Verbesserung der Teilhabe und Mitbestim-       Jugendlichen.
mung der Kinder und Jugendlichen befasst
und nach Rücksprache mit den Kindern und    In wöchentlich stattfindenden Gruppenstun-
Jugendlichen neue Ideen umsetzt.            den können Vorschläge, Ideen und interne
                                            Probleme der Kinder und Jugendlichen zeit-
Ein gemeinsam von Kindern und Jugend­       nah bearbeitet werden. Hier können Themen
lichen sowie Mitarbeiter*innen der Einrich- aus dem gesamten Behandlungsteam hinzu-
tung gestalteter Flyer „Unsere Rechte sind  gezogen werden, da Kinder und Jugendliche
uns wichtig!“ wird zu Behandlungsbeginn     immer die Möglichkeit zu Gesprächen mit
den Kindern und Jugendlichen ausgehändigt. Bezugspersonen ihres Vertrauens haben.

Wir verstehen unter Partizipation im Sinne     Darüber hinaus gibt es ­übergeordnete
des „Übereinkommens der Vereinten Natio-       Ansprechpartner*innen. Die Sprech­zeiten
nen über die Rechte des Kindes“ (1992),        hängen sowohl in den Wohngruppen als
dass Kinder und Jugendliche altersgerecht in   auch an einem zentralen Ort im Verwal-
alle Entscheidungen, die die eigene Person     tungsgebäude gut sichtbar aus.
betreffen, einbezogen werden.

                                               d. Sicherheitskonzept
Diese Grundhaltung umfasst u. a.:
                                               Komplexe Sprach-, Sprech- und Kommu-
 • Bedingungen zu schaffen, in denen           nikationsstörungen gehen mitunter ein-
    die Kinder und Jugendlichen ­geborgen,     her mit Störungen der Aktivitätskontrolle,
   angstfrei und ohne Gewalt weiter            der Aufmerksamkeitskontrolle und/oder der
    ­entwickeln können.                         sozial- emotionalen Entwicklung. Dies kann
 • einen respektvollen Umgang mit den          im Alltag zu herausfordernden Situationen
   Kindern und Jugendlichen zu ­pflegen,       ­führen. Daher sind Qualifizierungen zur pro-
   von Wertschätzung und Akzeptanz              fessionellen Konfliktmoderation ständiger
   ­getragen.                                  Bestandteil des internen Fortbildungspro-
 • regelmäßige Gruppenrunden in einem          gramms. Zudem bieten die regelmäßig statt-
     festgelegten Zeitraum, in dem alle Vor-   findenden Fallbesprechungen, Supervisionen
     stellungen und Wünsche der Kinder und      sowie ad hoc-Reflexionen von pädagogi-
   Jugendlichen ihren Platz haben mit dem       schem Alltagshandeln und konflikthaften
   Ziel einer möglichst weitreichenden Mit-    Situationen Möglichkeiten mit dem Behand-
   bestimmung, z. B. bei ­Gruppenabläufen       lungsteam, im individuellen Fall Schutzvor-
   und der Entwicklung von Regeln des          kehrungen zu installieren oder Maßnahmen
   Zusammenlebens.                             zur Deeskalation zu erarbeiten.

                                               II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 20
Im Rahmen der kontinuierlich fortzuschrei-
                                                b. Supervision
benden Ausgestaltung eines ­umfassenden
Schutz-/Sicherheitskonzeptes ­beschäftigen      Mindestens einmal pro Quartal findet die
 wir uns fortlaufend u. a. mit den Fragen,      Fallbesprechung unter externer Supervision
 welche vorhandenen ­Schutzvorkehrungen         statt. Bei weiterem Bedarf können zusätz­
zur Vermeidung von Übergriffen, Verletzun-      liche Supervisionen vereinbart werden.
 gen etc. angemessen scheinen und inwie-
 weit Änderungen und/oder Erweiterun-
                                                c. Team- und Fallbesprechungen
 gen erfolgen müssen. Das bezieht sich
 sowohl auf das pädagogisch-therapeutische      In unserer Einrichtung finden in jeder Wohn­
­Handeln als auch auf technische und/ oder      gruppe wöchentliche ­Fall­besprechungen
 räumliche Gegebenheiten.                       im multidisziplinären Team statt, in der die
                                                individuelle Hilfeplanung (vgl. Punkt 13)
                                                dokumentiert wird. Innerhalb der unter-
17. Qualitätssicherung                          schiedlichen Professionen findet ebenfalls
                                                ein regelmäßiger Austausch statt.

a. Allgemeine Aussagen zum QM-System
                                                d. Fortbildungen
Das Qualitätsmanagement der AWO Kinder,
Jugend & Familie Weser-Ems gGmbH orien-         Alle Mitarbeiter*innen im Sprachheilzentrum
tiert sich an der Normenreihe DIN ISO EN        verfügen über eine Qualifizierung im päda-
9001:2015 und den AWO-Qualitätskriterien.       gogischen oder therapeutischen Bereich. Im
Es ist in dem vorliegenden Qualitätsmanage-     Rahmen der Qualitätssicherung und -ver-
ment-Handbuch zusammenfassend dar­              besserung werden unsere Mitarbeiter*innen
gestellt und wird regelmäßig aktualisiert.      regelmäßig geschult. Neben Fortbildungen,
                                                die regelmäßig von unserem Träger angebo-
Standards und Prozesse werden hinsichtlich      ten werden, planen und gestalten wir auch
ihrer Wirksamkeit und Aktualität regelmäßig     fachspezifische hausinterne Fortbildungen.
intern und extern geprüft. Diese so genann-     Dem zugrunde liegt eine jährliche Bedarfs-
ten Audits sind die Grundlage für inhaltliche   ermittlung.
und strukturelle Verbesserungen. In Abstän-
den von drei Jahren erfolgt jeweils eine        Zum Zwecke von weiterqualifizierenden
Rezertifizierung durch den TÜV Nord.            Lehrgängen oder längerfristigen Ausbildun-
                                                gen können Mitarbeiter*innen freigestellt
Zur kontinuierlichen Verbesserung werden        werden.
themenbezogene Q-Zirkel eingerichtet. ­­Der/
Die Qualitätsmanager*in der Trägerin beglei-
tet und überwacht die Arbeit des/der Quali-
tätsbeauftragten bei uns im Haus.

                                                II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 21
e. Dokumentation                                h. Konzeptionelle Weiterentwicklung

Die Planung und Reflexion der Arbeit wird       Sowohl die Kinder und Jugendlichen als
in den Fallbesprechungen mit dem Behand-        auch die Erziehungsberechtigten werden
lungsteam protokolliert. Die Besprechungs-      vor Abschluss der Behandlung teils ­anonym
ergebnisse sowie weitere Einzelinformatio-      befragt. Die zusammengefassten Ergebnisse
nen, z. B. von Erziehungsberechtigten, aus      werden im Rahmen der Dienstbesprechung
der Schule etc. werden ebenfalls festgehal-     vorgestellt und ggf. lösungsorientiert disku-
ten und sind im digitalen Dokumentations-       tiert. Sowohl die Befragungsergebnisse als
programm einsehbar.                             auch die individuellen Entwicklungs­verläufe
                                                sind Grundlage für die ­konzeptionelle
Jede Dokumentation wird gemäß der aktuel-       Weiter­entwicklung, die durch regelmäßige
len Datenschutzverordnung durchgeführt.         interne Strategie-Treffen stetig vorangetrie-
                                                ben wird. Gesetzesänderungen und neuere
                                                wissenschaftliche Erkenntnisse werden dabei
f. Einarbeitung von Mitarbeiter*innen
                                                berücksichtigt.
Die Einführung neuer Mitarbeiter*innen
innerhalb der Einrichtung erfolgt intern
                                                i. Sonstiges
durch das Fach-Team. Während der Ein-
arbeitungsphase wird der/dem neuen Mit-         Kinder, Jugendliche und Erziehungsberech-
arbeiter*in durch Hospitation ermöglicht,       tigte haben jederzeit die Möglichkeit sich
die Abläufe der Therapie oder der Wohn­         auch nach der Behandlung an ihre bishe-
gruppe kennenzulernen. Fachspezifische          rigen Gesprächspartner*innen zu wenden.
Fragen können in den Fallbesprechungen als      Vereinzelt kommen Kinder und Jugendliche
auch in Einzelgesprächen mit Kollegen*in-       auch noch einmal als Ferienbesucher*in-
nen geklärt werden. Für Praktikant*innen        nen in ihre frühere Wohngruppe. Diese
und FSJ‘ler*innen gilt der gleiche Ablauf und   Nachsorge­aktivitäten liefern katamnestische
zusätzlich werden Mentor*innen zur Seite        Informationen.
gestellt.

g. Beschwerdemanagement

Bei Beschwerden oder anderen Klärungs­
bedarfen von Eltern und weiteren Erzie-
hungsberechtigten besteht die Möglichkeit
zu zeitnahen Gesprächen mit Vertrauens-
personen der Einrichtung. Bei dringendem
Gesprächsbedarf besteht immer die Möglich-
keit per Telefonat Anliegen zu klären. Beides
wird entsprechend des Qualitätsmanage-
ments protokolliert.

                                                II. Beschreibung des ­stationären Leistungsangebots | 22
AWO Kinder, Jugend & Familie Weser-Ems GmbH
Klingenbergstraße 73 · 26133 Oldenburg
Tel. 04 41/48 01-2 11
Fax 04 41/48 01-2 29
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