KULINARISCHES IN TÖNEN - KAMMERKONZERT SO 28. November 2021 Köln, Funkhaus Wallrafplatz 11.00 Uhr - WDR
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2. KAMMERKONZERT mit Mitgliedern des WDR Sinfonieorchesters und Gästen Gioachino Rossini Georg Philipp Telemann Sonata a quattro Nr. 3 C-Dur Quartett e-Moll TWV 43:e2 für zwei Violinen, Violoncello aus: »Musique de Table« III Nr. 2 und Kontrabass für Flöte, Violine, Violoncello I. Allegro und Basso continuo II. Andante I. Adagio III. Moderato II. Allegro Carola Nasdala Violine III. Dolce – (attacca) – Adrian Bleyer Violine IV. Allegro Sebastian Engelhardt Carola Nasdala Violine Violoncello Sebastian Engelhardt Michail-Pavlos Semsis Violoncello Kontrabass Jozef Hamernik Flöte Tobias Koch Klavier ** Leonard Bernstein La bonne cuisine Johann Sebastian Bach Vier vertonte Rezepte Schweigt stille, plaudert nicht für Singstimme und Klavier BWV 211 »Kaffee-Kantate« I. Plum Pudding für Sopran, Tenor, Bass, Flöte, II. Queues de bœuf (Oxtails) Streicher und Basso continuo III. Tavouk Gueunksis Carola Nasdala Violine IV. Civet à toute vitesse Adrian Bleyer Violine Benita Borbonus Sopran * Katharina Arnold Viola Tobias Koch Klavier ** Sebastian Engelhardt Violoncello Bohuslav Martinů Michail-Pavlos Semsis La revue de cuisine Kontrabass Jazzsuite für Klarinette, Fagott, Jozef Hamernik Flöte Trompete, Violine, Violoncello Benita Borbonus Sopran * und Klavier Thomas Jakobs Tenor * I. Prologue. Allegretto (Marcia) Alexander Schmidt Bass * II. Tango. Lento – Andante – Tobias Koch Klavier ** Lento III. Charleston. Poco a poco * Mitglied des Allegro WDR Rundfunkchores IV. Final. Tempo di marcia. ** Gast Allegretto Carola Nasdala Violine Sebastian Engelhardt Violoncello Ralf Ludwig Klarinette Henrik Rabien Fagott Martin Griebl Trompete RADIO Tobias Koch Klavier ** MO 3. Januar 2022, 20.04 Uhr PAUSE WDR 3
KULINARISCHES IN TÖNEN Die Gourmets unter Ihnen werden es umgehend bestätigen: in punc- to sinnliches Vergnügen gibt es Parallelen zwischen dem Genuss von klassischer Musik und gutem Essen. Das heutige 2. Kammerkonzert bringt diese enge Verbindung musikalischer und kulinarischer Gau- menfreuden zum Klingen. GIOACHINO ROSSINI 1792 – 1868 Kochen, Komposition und Kulinarik – bei nur wenigen Tonschöpfern lag die Freude am Schlemmen und Musizieren so auf der Hand wie bei Gioachino Rossini. Die Karriere des Wunderkinds und bekennen- den Gourmets startete in den Häusern und an den Tafeln wohl- habender Mäzene. Eine frühe Frucht seines Talents sind die inner- halb weniger Tage entstandenen »Sei Sonate a quattro«. Der damals erst 12-jährige Rossini komponierte sie auf dem Landsitz seines Gön- ners Agostino Triossi. Dieser spielte Kontrabass und Rossini integrierte ihn gekonnt und mit Sinn für Humor in die Streichquartettbesetzung. LEONARD BERNSTEIN 1918 – 1990 Angeblich behauptete Rossini, er könne sogar eine »Wäscheliste« vertonen. Leonard Bernstein geht 1947 noch einen Schritt weiter: Er lässt sich von Émile Dumonts »La bonne cuisine française« (1899) inspirieren – einem Kochbuch-Klassiker. Aus dem zufällig in seiner Unterkunft in Tanglewood vorgefundenen Buch suchte Bernstein vier internationale Delikatessen heraus. Anschließend verwandelte er mit hörbarem Spaß und ironischer Anspielung auf die europäische Kunst liedtradition Dumonts profane Kochanweisungen in klingende Poesie. Bernstein stattete die jeweils rund einminütigen Stücke mit viel Witz, Verve und Esprit aus – musikalische Appetithäppchen für die Ohren.
BOHUSLAV MARTINŮ 1959 – 1890 Der im tschechischen Poliĉka geborene Bohuslav Martinů wurde schon früh auf der Geige unterrichtet und begann mit 12 Jahren zu komponieren, 1906 zog er nach Prag. Doch die Ausbildung in Violine und Komposition am Prager Konservatorium enttäuschte ihn und er benötigte mehrere Anläufe, um sein Studium zu beenden. Als Violinist im Orchester des Prager Nationaltheaters besuchte er 1919 erstmalig Paris. Die Stadt nahm ihn sofort gefangen, wenige Jahre später siedelte er sogar dorthin über. In Paris blühten in den 1920er-Jahren verschie- dene Spielarten und Richtungen der Musik, die Martinůs Experimen- tierlust weckten, darunter auch der Jazz. Bestes Beispiel dafür ist das Ballett »La revue de cuisine«, mit dem Martinů 1928 sein Durchbruch gelang. Das Werk erlebte zunächst seine Uraufführung durch eine Tanzkompanie in Prag, später bearbeitete es Martinů als Ballettsuite für den Konzertsaal. Protagonisten der skurrilen »Küchenrevue« sind keine Geringeren als: der Topf, der Deckel, der Schneebesen, der Scheuerlappen und der Besen – in folgender Handlung: Die nahe Hochzeit von Topf und Deckel wird durch den unterneh- mungslustigen Schneebesen gefährdet, dessen Zauber Topf erliegt. Topf ist so heftig entflammt, dass Deckel von ihm herunterfällt und in eine Küchenecke rollt. Nun möchte Lappen Deckel verführen, aber der ordnungsliebende Besen fordert Lappen zum Kampf heraus, was Schneebesen begeistert. Die beiden gereizten Streiter fechten bis zum Beinbruch. Wieder will Schneebesen mit dem Topf liebäugeln, aber Topf sehnt sich nun nach Deckel, der nirgends mehr zu finden ist. Der riesige Schatten eines Fußes erscheint plötzlich, der Deckel mit einem Tritt aus seiner Ecke holt. Besen führt ihn zurück zum Topf, während Schneebesen und Lappen in einen wilden Freudentanz ausbrechen.
GEORG PHILIPP TELEMANN 1681 – 1767 Mit der 1733 in drei Teilen (»Productions«) veröffentlichten »Musique de Table« zog der 53-jährige Georg Philipp Telemann eine eindrucks- volle Bilanz seines instrumentalen Schaffens. Jeder Teil der ambitio- nierten Werksammlung enthält eine Ouvertüre, ein Quartett, ein Konzert, eine Solo- und Triosonate sowie eine orchestrale »Conclusi- on«. Telemann demonstriert damit nicht nur die wichtigsten instru- mentalen Genres der Zeit, sondern bietet auch einen Überblick über die führenden Nationalstile der Zeit (italienisch, französisch u. a.), deren geläufige Beherrschung er eindrucksvoll demonstriert. Der sprechende Titel »Tafelmusik«, erdacht vom geschäftstüchtigen Tele- mann, der Anfang der 1730er-Jahre auf der Höhe seines Ruhms an- gekommen war, diente übrigens weniger der Untermalung fürstlichen Speisens als der gezielten Verkaufsförderung – mit Erfolg. Die ge- druckte Ausgabe der »Musique de Table« bestellten mehr als 200 Subskribenten, darunter prominente Namen und gekrönte Häupter aus ganz Europa. JOHANN SEBASTIAN BACH 1685 – 1750 Die Begeisterung für Kaffee erreichte gegen Ende des 17. Jahrhunderts auch Deutschland. In Leipzig, Bachs langjähriger Wirkungsstätte, wurde das Modegetränk ab 1694 ausgeschenkt. 1715 eröffnete in Leipzig das »Zimmermannische Coffee-Hauß« seine Pforten. Bekanntermaßen musizierte dort ab 1729 jeden Freitagabend Thomaskantor Bach mit seinem »Collegium musicum«. Vielleicht erklang dort auch Bachs be- rühmteste weltliche Kantate »Schweigt stille, plaudert nicht«, die so- genannte »Kaffee-Kantate« BWV 211 (ca. 1734). Ist es heutzutage der andauernde Gebrauch von Handy, Tablet, PC etc., der zu Diskussionen führt, streiten hier Vater Schlendrian und Tochter Liesgen über ihren anhaltenden Kaffeekonsum. Am Ende bleibt die Einsicht, dass be- stimmten Gaumenfreuden einfach nicht beizukommen ist – ein schö- ner Schluss für dieses kulinarische Musikprogramm. Tilla Clüsserath
youtube.com/wdrklassik facebook.com/wdrsinfonieorchester wdr-sinfonieorchester.de wdr.de/k/wsonewsletter konzertplayer.wdr3.de musikvermittlung.wdr.de BILDNACHWEISE Titel © WDR/Tillmann Franzen IMPRESSUM Herausgegeben von Westdeutscher Rundfunk Köln Anstalt des öffentlichen Rechts Marketing Verantwortliche Redaktion Birgit Heinemann, Tilla Clüsserath Redaktion und Produktion des Konzerts Sebastian König November 2021 Änderungen vorbehalten WDR Sinfonieorchester Funkhaus Wallrafplatz 50667 Köln auch im radio auf wdr 3
Sie können auch lesen