Leader reloaded: Region WEITER denken! - LOKALE ENTWICKLUNGSSTRATEGIE 2014 bis 2020 Leader-Region LAG Lebens.Wert.Pongau
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LOKALE ENTWICKLUNGSSTRATEGIE 2014 bis 2020 Leader-Region LAG Lebens.Wert.Pongau Leader reloaded: Region WEITER denken! erstellt von: Stephan Maurer, LAG Lebens.Wert.Pongau/Regionalverband Pongau geändert von: Cathrine Schwenoha, MA, Leader Lebens.Wert.Pongau Überarbeitete Version 25.08.2016 LAG Lebens.Wert.Pongau Bahnhofgasse 12 A-5500 Bischofshofen Tel.: 06462/33030-35 Fax: 06462/33030-34 Email: leader@pongau.org Web: leader.pongau.org Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 1 von 71
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 4 1. Beschreibung der Lokalen Aktionsgruppe 5 1.1. Festlegung des Gebiets und Beschreibung der Gebietscharakteristik 5 1.2. Angaben zur Bevölkerungsstruktur 6 2. Analyse des Entwicklungsbedarfs 7 2.1. Beschreibung der Region und der sozioökonomischen Lage 7 2.1.1. Bevölkerungsentwicklung 7 2.1.2. Arbeitsmarkt 8 2.1.3. Touristische Entwicklung 10 2.1.4. Wirtschaftliche Entwicklung in der Region 10 2.1.5. Bildung und Erwerbstätigkeit 11 2.1.6. Mobilität und Erreichbarkeit 11 2.2. Reflexion und Erkenntnisse aus der Umsetzung von Leader in der Periode 2007 – 2013 12 2.3. SWOT-Analyse der Region 13 2.4. Darstellung der lokalen Entwicklungsbedarfe 16 3. Lokale Entwicklungsstrategie 19 3.1. Aktionsfeld 1: Wertschöpfung 19 3.1.1. Handlungsfeld 1.1.: Lebensgrundlage Land 19 3.1.2. Handlungsfeld 1.2.: Stärkung der Tourismuswirtschaft 21 3.1.3. Handlungsfeld 1.3.: Wirtschaft mit Zukunft 23 3.1.4. Beschreibung der Kooperationsaktivitäten im Aktionsfeld 1 25 3.1.5. Zusammenfassende Darstellung: Wirkungsmatrix Aktionsfeld 1 26 3.2. Aktionsfeld 2: Weiterentwicklung der natürlichen Ressourcen und des kulturellen Erbes 28 3.2.1. Handlungsfeld 2.1.: Regionale Kultur zur Stärkung der regionalen Identität 28 3.2.2. Handlungsfeld 2.2.: Ausbau der Nutzung und Effizienz regionaler Ressourcen 29 3.2.3. Beschreibung der Kooperationsaktivitäten im Aktionsfeld 2 31 3.2.4. Zusammenfassende Darstellung: Wirkungsmatrix Aktionsfeld 2 32 3.3. Aktionsfeld 3: Stärkung der für das Gemeinwohl wichtigen Strukturen und Funktionen 34 3.3.1. Handlungsfeld 3.1.: Gemeinsam leben, bleiben, gestalten 34 3.3.2. Handlungsfeld 3.2.: Wissen | Lernen | Leben 36 3.3.3. Handlungsfeld 3.3.: Ausbau und Stärkung einer neuen regionalen Mobilität 37 3.3.4. Beschreibung der Kooperationsaktivitäten im Aktionsfeld 3 39 3.3.5. Zusammenfassende Darstellung: Wirkungsmatrix Aktionsfeld 3 40 3.4. Aktionsfeld IWB 42 3.5. Aktionsfeld ETZ 42 Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 2 von 71
3.6. Berücksichtigung der Ziele der Partnerschaftsvereinbarung und des Programms LE 2020 42 3.7. Berücksichtigung der bundeslandrelevanten und regionsspezifischen Strategien 44 3.8. Erläuterung der integrierten, multisektoralen und innovativen Merkmale der Strategie 46 3.9. Beschreibung geplanter Zusammenarbeit und Vernetzung 46 4. Steuerung und Qualitätssicherung 47 Beschreibung der Vorkehrungen für Steuerung, Monitoring und Evaluierung der LAG-internen 4.1. 47 Umsetzungsstrukturen Beschreibung der Vorkehrungen für Steuerung, Monitoring und Evaluierung der Strategie- und 4.2. 48 Projektumsetzung inkl. Reporting an die Verwaltungsbehörde und Zahlstelle 5. Organisationsstruktur der LAG 50 5.1. Rechtsform der LAG 50 5.2. Zusammensetzung der LAG 51 5.3. LAG-Management 52 5.4. Projektauswahlgremium 53 5.5. Ausschluss von Unvereinbarkeiten (Interessenskonflikten) 54 6. Umsetzungsstrukturen 55 6.1. Arbeitsabläufe , Zuständigkeiten, Entscheidungskompetenzen 55 6.1.1. Übersicht der Zuständigkeiten 56 6.2. Auswahlverfahren für Projekte (inklusive Projektauswahlverfahren) 57 6.2.1. Darstellung der Projektauswahlkriterien 58 6.2.2 Kleinprojekte in der Leader-Region 61 6.2.3 Fördersätze für Leader-Projekte 61 6.3. Darstellung der Transparenz der Entscheidungen 62 7. Finanzierungsplan (indikative Finanztabelle für die Gesamtperiode) 62 7.1. Eigenmittelaufbringung für die LAG 62 7.2. Budget für Aktionsplan 65 7.3. Budget für Kooperationen 66 7.4. Budget für LAG-Management und Sensibilisierung 66 7.5. Herkunft der Budgets für LAG eigene Projekte 67 8. Erarbeitungsprozess der Entwicklungsstrategie 67 9. Beilagen 69 Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 3 von 71
Verwendete Abkürzungen AMS Arbeitsmarktservice DV Direktvermarkter EW EinwohnerInnen GRÖ Genuss Region Österreich i. S. v. im Sinne von KMU Kleine und Mittlere Unternehmen KWK Kleinwasserkraftwerk LAG Leader-Aktionsgruppe LAGn Leader-Aktionsgruppen LES Lokale Entwicklungsstrategie LFI Ländliches Fortbildungsinstitut LVL Leader Verantwortliche Landesstelle NGO non governmental organisation - Nicht-Regierungsorganisation ÖIF Österreichischer Integrationsfond ÖPNV Öffentlicher Personen-Nahverkehr PAG Projektauswahlgruppe QM Qualitätsmanagement QMT Qualitätsmanagement-Team QS Qualitätssicherung SIR Salzburger Institut für Raumordnung TEPO Tennengau-Pongau (Energieregion, ehem. Leader-Kooperationsprojekt) ZVR Zentrales Vereinsregister Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 4 von 71
1. Beschreibung der Lokalen Aktionsgruppe 1.1. Festlegung des Gebiets und Beschreibung der Gebietscharakteristik Das Gebiet der Leader-Region „Lebens.Wert.Pongau“ umfasst 22 Gemeinden im politischen Bezirk Sankt Johann Pongau („Region Pongau“) sowie 3 Gemeinden im politischen Bezirk Hallein („Region Tennengau“). Von den 25 Gemeinden der Region Pongau gehören 22 Gemeinden der LAG Le- bens.Wert.Pongau an, das sind die Gemeinden Altenmarkt im Pongau, Bad Hofgastein, Bischofsh- ofen, Dorfgastein, Eben im Pongau, Filzmoos, Flachau, Forstau, Goldegg, Hüttau, Kleinarl, Mühl- bach am Hochkönig, Pfarrwerfen, Radstadt, Schwarzach, Sankt Johann im Pongau, Sankt Martin am Tennengebirge, Sankt Veit im Pongau, Untertauern, Wagrain, Werfen und Werfenweng. Die drei Pongauer Nationalparkgemeinden Großarl, Hüttschlag und Bad Gastein der LAG Nationalpark Hohe Tauern. Von den insgesamt 13 Gemeinden der Region Tennengau gehören die 3 Gemeinden Scheffau, Abtenau und Russbach der Leader-Region „Lebens.Wert.Pongau“ an. Dadurch erweitert sich die bereits in Leader 2007 bis 2013 erfolgreich arbeitende LAG Le- bens.Wert.Pongau auf insgesamt 25 Gemeinden mit 77.574 Einwohnerinnen und Einwohnern (Einwohnerdaten 01.01.2014, Landesstatistik Salzburg) und wird zu einer bezirksübergreifenden Leader-Region. Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 5 von 71
Der Natur- und Landschaftsraum der Region wird bestimmt durch die Gebirgszüge der Salzburger Kalkhochalpen im Norden und der Hohen Tauern im Süden der Region, durch die sanften Hanglagen der Pongauer Schieferzone sowie durch die Talräume der Salzach und Enns. Mitten durch die Region zieht sich das Tennengebirge als Teil der nördlichen Kalkalpen, sowohl Gemeinden des Tennengaus als auch des Pongaus haben einen Anteil daran. Das Tennengebirge stellt als Teil der Bezirksgrenze die Trennung zwischen dem Tennengau mit den Gemeinden Scheffau, Abtenau und Russbach und den Gemeinden des Pongaus dar. Weiters wird die Region von der Lebensader Salzach dominiert, die sich in nördlicher Richtung durch den sog. „Pass Lueg“ windet, welcher das Salzachtal mit dem Tennengebirge auf östlicher Seite und dem Hagengebirge auf westlicher Seite durchschneidet. Die Region liegt zwischen dem Pinzgau im Westen, dem Lungau im Südosten und dem Zentralraum der Stadt Salzburg im Norden inmitten der Alpen. Im Süden grenzt sie an das Bundesland Kärnten und im Osten zu geringen Teilen an die Steiermark sowie über wenige Kilometer an Oberösterreich. Im Nordwesten gibt es zusätzlich eine Grenze zum bayerischen Landkreis Berchtesgadener Land. 1.2. Angaben zur Bevölkerungsstruktur Einwohner Bevölkerungsdichte Gemeinde 01.01.2014 Fläche in km² EW/km² Altenmarkt im Pongau 3.873 48,6 79,7 Bad Hofgastein 6.748 103,8 65,0 Bischofshofen 10.310 49,5 208,1 Dorfgastein 1.618 54,1 29,9 Eben im Pongau 2.266 35,9 63,1 Filzmoos 1.461 75,6 19,3 Flachau 2.703 117,3 23,0 Forstau 533 59,4 9,0 Goldegg 2.486 33,1 75,2 Hüttau 1.536 53,6 28,7 Kleinarl 760 70,4 10,8 Mühlbach am Hochkönig 1.508 51,7 29,2 Pfarrwerfen 2.231 38,1 58,5 Radstadt 4.797 60,8 78,8 St. Johann im Pongau 10.760 78,1 137,7 St. Martin am Tennengebirge 1.585 46,9 33,8 St. Veit im Pongau 3.592 56,9 63,1 Schwarzach im Pongau 3.543 3,2 1.107,6 Untertauern 484 71,7 6,7 Wagrain 3.030 50,5 60,0 Werfen 2.963 153,3 19,3 Werfenweng 934 45,0 20,8 Abtenau 5.717 187,1 30,6 Rußbach am Paß Gschütt 784 34,0 23,03 Scheffau am Tennengebirge 1.352 69,7 19,41 77.574 1.648,5 47,1 Bevölkerungsstand zum 01.01.2014; Quelle: Landesstatistik Salzburg, Stand August 2014 Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 6 von 71
Die Gemeinden der Leader-Region erfuhren in den letzten 30 Jahren eine positive Bevölkerungsent- wicklung. Lebten am 1. Jänner 1981 insgesamt 64.787 EinwohnerInnen in den 25 Gemeinden der Leader-Region, so stieg die Wohnbevölkerung bis zum 1. Jänner 2014 um insgesamt 16,5 % auf 77.574 EinwohnerInnen. Seit dem Jahr 2011 verlief der Bevölkerungszuwachs jedoch nur mehr mo- derat, um 465 Personen oder + 0,6 %. Die angeführte Tabelle zeigt die Bevölkerungsstruktur auf kommunaler Ebene 2. Analyse des Entwicklungsbedarfs 2.1. Beschreibung der Region und der sozioökonomischen Lage 2.1.1. Bevölkerungsentwicklung Aktuelle Prognosen sagen der Salzburger Bevölkerung noch bis 2047 ein Wachstum voraus. Dann wird sie mit 558.609 Personen - das sind um 26.711 Personen bzw. 5,0 % mehr als Anfang 2013 - ihren Höchststand erreichen und anschließend wieder sinken. Die zunehmende Zahl an Sterbefällen lässt die Geburtenbilanz immer geringer werden. 2028 wird es in Salzburg voraussichtlich zum ersten Mal seit Ende des zweiten Weltkrieges mehr Sterbefälle als Geburten geben. Der Jugendanteil wird von aktuell 20,9 % auf bis zu 17,6 % in 40 Jahren sinken, der Seniorenanteil von 17,3 % auf 29,3 % steigen. Ab 2020 werden in Salzburg voraussichtlich mehr 65-Jährige und Älte- re als unter 20-Jährige leben. Der Anteil der Salzburgerinnen und Salzburger, die im Ausland geboren wurden, betrug Anfang 2013 16,2 % und wird in den nächsten 40 Jahren auf 22,7 % wachsen. Die Zahl der in Österreich Geborenen wird schon 2020 ihren Höhepunkt erreichen und dann wieder zu- rückgehen, die Zahl der im Ausland Geborenen wird dagegen bis 2053 um fast 50 % zunehmen. In den nächsten 20 Jahren wird Öster- reich um 7,0 % wachsen. Wien wird im Vergleich zu den anderen Bundesländern mit + 14,8 % mit Abstand am stärksten zulegen. Salzburg wird mit + 4,4 % auf Platz 7 liegen. Kärnten wird als einziges Bundesland - wie schon in den letzten zehn Jahren -ein Bevölke- rungsdefizit (- 2,1 %) hinnehmen müssen. Circa im Jahr 2025 wird Salzburg Kärnten als sechstgrößtes Bundesland Österreichs ablösen. Quelle: Landesstat. Dienst Zur Betrachtung herangezogen wurden die 25 Leader-Gemeinden (22 Pongauer, 3 Tennengauer Ge- meinden) im Zeitraum 1981 bis 2014. Grundsätzlich ist ein stetiges Bevölkerungswachstum zu ver- zeichnen, im genannten Zeitraum um plus 19%, dies entspricht 12.787 Personen mehr in der Region. Wenn man die Teilregionen vergleicht, so kann der Ennspongau (11 Gemeinden) ein durchschnittli- ches Wachstum von fast 22% verzeichnen, die 3 Tennengauer Gemeinden rund 11%, die zwei Gastei- ner Gemeinden rund 12% und der Salzachpongau rund 14%, was insofern beachtlich ist, als die zwei größten Orte der Region, nämlich Bischofshofen und St. Johann im Pongau, sich im Salzachpongau Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 7 von 71
befinden. Aber auch die drei Orte mit einem Bevölkerungsschwund (Mühlbach am Hkg. – minus 9,5%, Schwarzach im Pg. – minus 4%, Werfen – minus 7%) befinden sich im Salzachpongau. Auffällig ist bei diesen drei Ge- meinden die relativ große Anzahl der über 65jährigen mit 19-21%, während der Durchschnittswert in der Region bei 16% liegt. Entspre- chend niedriger ist die Einwohner- zahl der Unter-20jährigen. Auffal- lend „jung“ ist die Gemeinde Wer- fenweng mit einem Anteil von Un- ter-20jährigen von fast 27% und nur rund 11% von Über-65jährigen. Gleichzeitig ist Werfenweng die Gemeinde mit dem höchsten Be- völkerungswachstum, nämlich seit 1981 43,7%. Die höchste Zweit- wohnsitz-Dichte hat die Gemeinde Untertauern mit 787 Zweitwoh- nungen auf 484 Einwohner, also fast 163%. Am wenigsten Zweit- wohnungen verzeichnet die Ge- meinde St. Veit mit rund 4%. Der durchschnittliche Ausländeranteil in der Region beträgt 9,4%. Den geringsten Ausländeranteil hat die Gemeinde Scheffau mit 3%, den höchsten Anteil an Nicht-Österreichern Untertauern mit 17%. 2.1.2. Der Arbeitsmarkt Beschäftigungsentwicklung: Die unselbständige Beschäftigung hat im Jahr 2013 einen Rekordwert erreicht. Die bisherige Höchstmarkte aus dem Jahr 2012 wurde noch einmal um 236 Beschäftigungsverhältnisse über- boten. Im Jahresdurchschnitt gab es im Bezirk Pongau rund 34.193 Dienstverhältnisse, das ist zum Vorjahresvergleich ein Plus 0,7 Prozent. Dabei konzentrierten sich die Beschäftigungszu- wächse vor allem auf das 1.Halbjahr. Der Be- schäftigungszuwachs geht ausschließlich auf die Ausländerbeschäftigung zurück. Hier gab es ein Plus von 5,9 Prozent (auf 6.085 Beschäftigungsverhältnisse) während die Zahl der Beschäftigungs- verhältnisse von Inländer/innen um 0,4% (auf 28.109) gesunken ist. Von der zusätzlichen Beschäfti- gung profitierten mit einem Plus von 0,85% stärker Frauen (auf 16.234 Dienstverhältnisse), während die Männer-Beschäftigung nur um 0,55% (auf 17.959 Dienstverhältnisse) gestiegen ist. Landesweit lag der Beschäftigungsanstieg bei plus 0,4 Prozent. Trotz schwacher Konjunkturlage blieb die Arbeits- kräftenachfrage im Pongau auf hohem Niveau. 2013 wurden dem Arbeitsmarktservice (AMS) insge- Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 8 von 71
samt 6.956 freie Stellen zur Besetzung gemeldet, das waren um 3,9% oder 287 Stellen weniger als 2012. Arbeitslosigkeit: Nicht nur die Beschäftigung auch die Arbeitslosigkeit hat 2013 einen Höchststand erreicht und die Marke aus dem Krisenjahr 2009 übertroffen. Mit einem Zuwachs von 11,6% (oder 221 Personen) gegenüber 2012 waren im Jahresdurchschnittsbestand 2.129 Menschen im Pongau arbeitslos gemel- det. Knapp 45% der beim AMS gemeldeten Arbeitslosen hat max. die Pflichtschule besucht. Die Verweildauer, also die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit, ist 2012 gegenüber dem Vorjahr um 5 Tage angestiegen und be- trägt 67 Tage und liegt damit 8 Tage unter der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit im Land Salzburg. Ausgewählte Personengruppen: Langzeitarbeitslose: Die Langzeitarbeitslosig- keit, also die Arbeitslosigkeit von Personen, die mehr als zwölf Monate arbeitslos vorgemerkt waren, ist – von niedrigem Niveau ausgehend – um 18% oder 9 auf 47 Personen gestiegen. Ältere und jüngere Arbeitslose: Die Zahl junger Arbeitskräfte bis 24 Jahre ist 2013 mit plus 10,6% auf 356 Personen am Niveau der Ge- samtarbeitslosigkeit gestiegen. In der Altersgruppe 15–19 Jahre ist die Arbeitslosigkeit geringfügig um 0,7% auf 68 Personen ange- stiegen. Die Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe beträgt daher lediglich 3,0%. Bei jungen Ar- beitskräften bis 24 Jahre liegt die Quote mit 6,9% über jener der Gesamtarbeitslosigkeit Bei älteren Arbeitskräften ab 50 Jahre liegt der prozentuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit mit 11,4% (auf 478 Betroffene) am Gesamtniveau. Die Arbeitslosenquote beträgt in dieser Altersgruppe 6,2%. Gleiches gilt für die Arbeitslosigkeit im Haupterwerbsalter (25-49 Jahre), der Anstieg von 11,4% auf 1.296 liegt am Niveau der Gesamtarbeitslosigkeit. Dies ergibt eine Arbeitslosenquote im Haupter- werb von 6,1 %. Frauen und Männer: Im Jahresdurch- schnitt 2013 waren 1.040 Frauen und 1.089 Männer arbeitslos vorgemerkt. Bei Männern lag der Zuwachs (+13,6%) deut- lich höher als bei Frauen(+9,5%). Da vom Beschäftigungsanstieg vor allem weibliche Arbeitskräfte stärker profitierten tendiert die Arbeitslosenquote Richtung Anglei- chung (Frauen 6,0%, Männer 5,7%) In- und Ausländer/innen: Bei ausländi- schen Arbeitskräften ist die Arbeitslosig- keit mit plus 20,7% auf 670 Personen fast dreimal so hoch gestiegen, wie bei den inländischen Ar- beitskräften (+7,9% auf 1.459). (Quelle gesamt: AMS Pongau) Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 9 von 71
2.1.3. Touristische Entwicklung Im Jahr 2013 wurden in der Region rund 7,4 Mio. Nächtigungen verzeichnet, das entspricht einer Zunahme von 14,1% in den letzten 10 Jahren. Die touristische Entwicklung der letzten 10 Jahre ist so vielfältig wie die Region selbst. Zum einen gibt es enorme Zuwächse von bis zu 52% (Kleinarl) bei den Nächtigungszahlen, zum anderen eklatante Einbrüche mit bis zu 40% (Scheffau). Der Trend ist eher positiv, 16 der 25 Gemeinden konnten in den letzten 10 Jahren Zuwächse bei den Nächtigungen verzeichnen, was sich sehr oft auf ein verbessertes Bettenangebot oder den Bau eines Hotels zurückführen lässt. Touristisch zeigt die Region ein sehr differenzier- tes Bild. Wenn man die Übernach- tungszahlen der Sommermonate 2012 und der Wintermonate 2012/2013 betrachtet, gibt es einerseits die abso- lut touristisch geprägten Regionen wie zB Untertauern mit 1.214 Übernach- tungen je Einwohner oder Flachau mit 391 Übernachtungen je Einwohner. Dem gegenüber steht beispielsweise die Gemeinde Bischofshofen mit 3 Übernachtungen je Einwohner oder die Gemeinde Scheffau mit weniger als 5 Übernachtungen je Einwohner. Für die ganze Region gilt, dass der Wintertourismus den Hauptteil der Übernachtung ausmacht, wobei Orte wie Abtenau, Bischofshofen, Filzmoos und Werfenweng auch im Sommer annähernd gleich hohe Übernachtungszahlen verzeichnen können. Mehr Nächtigungen im Sommer als im Winter haben die Orte Bischofshofen, Goldegg, Pfarrwerfen, Scheffau und Werfen. Extrem wintertouristisch geprägt sind die Orte Flachau, Forstau und am stärksten Untertauern mit fast 90% der Nächtigungen im Winter. In den letzten Jahren wurde von den Tourismusexperten in der Region versucht, das Angebot in Richtung Ganzjahrestourismus zu erweitern. Die Region bietet mit dem wunderbaren Almengebiet ideale Voraussetzungen für eine Verlängerung der Sommersaison in Rich- tung Wandertourismus. Dies entspricht auch dem Trend, pro Jahr mehrere kürzere Urlaube zu ma- chen, anstatt einmal für 1-2 Wochen zu verreisen. Die Aufenthaltsdauer sinkt in den letzten 10 Jah- ren kontinuierlich und liegt momentan bei durchschnittlich 5 Tagen in der Region. 2.1.4. Wirtschaftliche Entwicklung in der Region Die Wirtschaftsstruktur im Pongau wird von Klein- und Mittelbetrieben dominiert. Längerfristig er- höhte sich die Anzahl der Arbeitsstätten seit dem Jahr 2001 bis 2011 in der Region um fast 3.000 von 4.649 Arbeitsstätten auf 7.646 Arbeitsstätten. Auch die Betriebsneugründung steigerte sich kontinu- ierlich, im Jahr 2013 gab es im Bezirk St. Johann im Pg. 297 Neugründungen, im Bezirk Hallein 257 Neugründungen. Die Gründungsintensität liegt im Pongau verglichen mit den anderen Bezirken mit 3,7 je 1.000 Einwohner im hinteren Bereich, der Tennengau mit 4,3 nach der Stadt Salzburg an zwei- ter Stelle. Im Jahr 2011 gab es in der Region 6.966 Unternehmen mit insgesamt 37.193 Arbeitsplätzen. Von den erwerbstätigen Pongauer/innen mussten im Jahr 2011 fast 21.000 Personen auspendeln, davon Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 10 von 71
12.500 in andere Regionsgemeinden. Besonders viele Pendler gibt es natürlich in den kleinen Rand- gemeinden wie z. B. Werfenweng mit 71% oder St. Veit und Hüttschlag mit fast 75%. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stieg im Pongau von 2003 bis 2013 um 19,7% an (2003 28.931; 2013 34.618 unselbständig Beschäftigte), der Tennengau konnte einen Anstieg von 14,4% verzeichnen (2003 15.678; 2013 17.928 unselbständig Beschäftigte). 2.1.5. Bildung und Erwerbstätigkeit Derzeit gibt es in der Region 40.398 Er- werbspersonen, davon sind 33.050 un- selbständig Beschäftigte, 4.982 arbeiten als Selbständige und 2.366 Personen sind als Arbeitslos gemeldet, was einer durchschnittlichen Erwerbsquote von fast 78% entspricht. Die höchste Er- werbsquote in der Region haben Pfarr- werfen (81,8%), Untertauern und Wer- fenweng (je 80,4%). Die niedrigste Er- werbsquote gibt es in Mühlbach und Forstau (je 74,3%) sowie in Schwarzach (74,6%) und Bischofshofen (74,7%). Zur Betrachtung der höchsten abgeschlossenen Ausbildung wurden alle Personen zwischen 15 und 64 Jahren herangezogen. Eine Lehre ist mit Abstand die Ausbildung in der Region, die vom Großteil der Bevölkerung abgeschlossen wird (fast 42%). Leider ist mit 24% auch der Anteil in der Bevölkerung sehr hoch, der keine abgeschlossene Berufsbildung vorweisen kann (höchster Abschluss Pflichtschu- le). Mit Abstand die meisten Personen ohne abgeschlossene Berufsbildung weist dabei Schwarzach mit 32% auf, die wenigsten Personen mit Pflichtschule als höchste Bildung hat Scheffau mit 16%. Die Zahl der Absolventen der berufsbildenden mittleren Schulen ist mit 15% etwas höher als die Anzahl der Maturanten in der Region (11%). Einen Hochschulabschluss können lediglich 8% der Menschen in der Region vorweisen. Die höchste Akademikerdichte hat Goldegg mit 13%. Die wenigsten Akademi- ker wohnen in Rußbach (3%). 2.1.6. Mobilität und Erreichbarkeit Die Region verfügt mit der Tauernautobahn (A10), den wichtigen Bundesstraßen B 159, B 166 und B 167 im Straßenverkehr sowie im Schienenverkehr mit der Tauernbahn und Salzachbahn über wichti- ge Transitverbindungen von europäischer Bedeutung. Neben anderen stark befahrenen Bundesstra- ßen stellen besonders diese Routen für die Anrainer/innen durch die entstehende Lärmentwicklung, Abgase und Staubelastung eine Beeinträchtigung der Lebens- und Umweltqualität dar. Neben dem Pendler/innenverkehr dem Gütertransit spielen auch der touristische Transit- bzw. Regionalverkehr und die Mobilität am Urlaubsort als Belastungsfaktor eine erhebliche Rolle. Aufgrund dieser Belastungen wurden schon bisher eine Reihe von innovativen Verkehrsprojekten entwickelt, die 25 Gemeinden der Region tragen wesentlich zur Attraktivierung des öffentlichen Ver- kehrs („Pongau-Takt“, „Tennngau-Takt“) bei. Darüber hinaus ist der Pongau eine der Partnerregionen des Österreichischen Modellvorhabens "Sanfte Mobilität - Autofreier Tourismus" bzw. des Interreg III B-Projektes „Alps Mobility“. Prognosen deuten jedoch auf eine massive Zunahme des Verkehrsaufkommens vor allem entlang der Tauernautobahn hin. Detailprognosen gehen hier von einer Verdopplung des Gesamtverkehrs und sogar von einer Verdreifachung des LKW-Verkehrs bis zum Jahr 2020 aus. Aus diesem massiven An- Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 11 von 71
stieg des Transitverkehrsaufkommens resultieren für die Region jedenfalls negative Auswirkungen auf Umwelt- und Lebensqualität. Allerdings liegen Maßnahmen, welche dieser Entwicklung beson- ders deutlich entgegenwirken und auch Maßnahmen zur Verminderung negativer Auswirkungen leider fast ausschließlich außerhalb des Einflussbereiches der Region. Übergeordnete Planungen se- hen hier leider sogar zum Teil einen zusätzlichen Ausbau (Verkehrsverdichtung) auf der Transitachse Tauernautobahn vor. Im Zusammenhang mit dem zukünftig zu erwartenden massiven Anstieg des Ölpreises und unter dem Einfluss des Klimawandels sind Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten sowohl der Wohnbe- völkerung als auch der Tourist/innen zu erwarten. Diese Trends gilt es rechtzeitig zu berücksichtigen, wobei im Pongau bereits heute erfolgreich Projekte für alternative Mobilitätsformen und Touris- musangebote realisiert sind. Bedingt durch die Arbeitsplatzsituation im Bezirk ergibt sich ein hoher Pendler/innen-Anteil. Rund die Hälfte der Erwerbstätigen in der Region hat ihren Arbeitsplatz außerhalb der eigenen Wohngemein- de und ebenfalls rund die Hälfte der Arbeitsplätze wird von Personen, die außerhalb der betreffen- den Gemeinde wohnen, besetzt. 2.2. Reflexion und Erkenntnisse aus der Umsetzung von Leader in der Periode 2007 – 2013 Die Leader-Region der LAG Lebens.Wert.Pongau umfasste in der Periode 2007 bis 2013 22 der 25 Pongauer Gemeinden mit rund 69.000 Einwohner. Ausgenommen waren 3 Gemeinden, die sich der Leader-Region Nationalpark Hohe Tauern anschlossen (Großarl, Hüttschlag, Bad Gastein). Die lokale Entwicklungsstrategie für die letzte Leader Periode wurde in der Region und von der Regi- on selber erstellt. Im Pongau haben in den Jahren 2006 und 2007 mehr als 450 (!) Pongauerinnen und Pongauer – aus allen Bevölkerungsschichten – an der Erstellung dieser Strategie mitgewirkt. Die aus dieser Entwicklungsstrategie resultie- renden Projekte wurden von aktiven Bürge- rinnen und Bürgern des Pongaus initiiert, geplant und umgesetzt. Dabei stand diesen InitiatorInnen (Vereine, Tourismusverbände, Unternehmen, Gemeinden, Private) das „LAG- Management“, angesiedelt im Regionalver- band Pongau, beratend, begleitend und auch steuernd zur Seite. Der Vorteil dieser Ver- knüpfung ist zum einen eine sehr ressourcen- schonende Arbeit, da kein eigenes „Leader- Personal“ angestellt werden musste und auch die Räumlichkeiten des Regionalverbandes samt allen Bürogeräten und –Materialien zur Verfügung standen, zum anderen die Möglichkeit für Projektträger, ein Projekt, das nicht in die Leader-Strategie passte, in einem anderen Förderprogramm unterzubringen. Somit wurde eine Art Multifond- Strategie für die Projektträger gewährleistet. Ebenso positiv wurde die Vernetzung zwischen Leader und dem Regionalverband im Sinne des Informationsflusses seitens der Bürgermeister gesehen. Es gab eine zentrale Stelle im Pongau, an die man sich wenden konnte. Damit wurde der Regionalver- band zum Kompetenzzentrum für die Region. In der Leader-Förderperiode 2007 – 2013 wurde alleine im Pongau ein Investitionsvolumen von rund 31 Mio. Euro ausgelöst, also eine Wertschöpfung, die direkt dem Pongau zu Gute kommt. Insgesamt wurden 58 Projekte eingereicht, vom Regionalverband vorbereitet, aufbereitet und begleitet, vom Leader Begleitausschuss beraten und meistens einstimmig beschlossen. Dies bedeutete ein Fördervo- Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 12 von 71
lumen von etwa 9,3 Mio. Euro für die Region. Die Eigenmittel der Gemeinden betrugen in der ver- gangenen Periode im Durchschnitt € 0,30 pro Einwohner und Jahr. Die Themenliste der eingereichten Projekte spannt einen Bogen von der regionalen (Volks-) Kultur über den Tourismus bis hin zur Naturgefahrenbewältigung, der Erneuerbaren Energie und der Er- reichbarkeit im ländlichen Raum. Mit diesen mehr als 40 Projekten wurden im Pongau rund 25 Arbeitsplätze unmittelbar geschaffen. Indirekt natürlich noch weitaus mehr, da die Investitionen, die durch Leader ausgelöst wurden, ihrer- seits wieder Folgeinvestitionen und Arbeitsplätze auslösten bzw. schafften. 2.3. SWOT-Analyse der Region SWOT Aktionsfeld 1 – Wertschöpfung interne Faktoren – durch die Akteur/innen der Region beeinflussbar STÄRKEN SCHWÄCHEN • zentrale Lage mit guter Erreichbarkeit unter- • Image des „Arbeitsplatzes Tourismus“ nimmt stützt die (Tourismus-) Wirtschaft weiter ab • Starker Wintertourismus mit gut ausgebauter • Frauen mit Mobilitätserschwernissen haben Infrastruktur weniger Zugang zu Arbeitsplätzen • Tourismus sichert Arbeitsplätze • Region ist keine „Marke“ • Tourismus sichert Einnahmen in der Land- • Direktvermarkter und Bezugsquellen regiona- und Forstwirtschaft ler Lebensmittel zu wenig bekannt • vielfältige Wirtschaftsstruktur, familienge- • Standortmanagement für regionale Wirt- führte KMU und ausgewogener Branchenmix schaft fehlt • Regionale Lebensmittel und Kulinarik haben • Öffentlicher Verkehr als Zubringer für den hohen Stellenwert im Tourismus und bei Be- Arbeitsmarkt allgemein in den Randgebieten völkerung zu wenig ausgebaut • Landwirtschaft ist starkes Standbein der regi- • mangelhafte Vernetzung in allen Bereichen on, hohe Produktvielfalt und Qualität der • starke Abhängigkeit des Tourismus vom Win- Produkte ter bzw. Schnee • Gut ausgebaute Gesundheitsinfrastruktur Externe Faktoren – Trends und Entwicklungen, die nur schwer beeinflussbar sind CHANCEN RISIKEN • Mobilitätslösungen fördern den Zugang zum • Witterungsanfällige Verkehrsinfrastruktur Arbeitsmarkt, speziell für Frauen und Jugend (Lawinensperren) • Mitarbeiter/innen-Qualifikation ausbaubar, • Klimawandel und schneearme Winter vor allem für Menschen mit speziellem Bil- • weitere Veränderungen der Arbeitswelten dungsbedarf (Menschen m. Behinderung, äl- und Arbeitsplatzformen tere Arbeitnehmer/innen, Menschen m. Mig- • Internationaler Wettbewerb und Kosten- rationshintergrund, Jugend) bzw. Investitionsdruck auf Wirtschaft, Tou- • Kooperation stärken, Synergien nutzen, Sek- rismus und Nahrungsmittelproduktion toren übergreifendes Netzwerk • Steuerliche Belastungen für Wirtschaft und • Sektor übergreifende Verknüpfung von Pro- Arbeitnehmer/innen schwächen Konjunktur dukten, Dienstleistungen und Lebensmitteln und Wirtschaftsentwicklung • neue Dienstleistungen und Produkte, für die • Gering qualifizierte Arbeitskräfte aus dem man keinen Schnee benötigt Ausland schwächen die Arbeitsmarktchance für heimische Arbeitskräfte, Mangel an Fach- arbeitskräften • Abwanderung gut ausgebildeter junger Men- schen aus der Region schwächt die Wirtschaft und den Tourismus Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 13 von 71
SWOT Aktionsfeld 2 – Natürliche Ressourcen und kulturelles Erbe interne Faktoren – durch die Akteur/innen der Region beeinflussbar STÄRKEN SCHWÄCHEN • regionale Kultur mit starkem ehrenamtlichen • alte Berufe und Handwerk (Ausübung, Wis- Engagement, hohes kreatives Kulturpotenzial sen darüber) gehen verloren • reiches geschichtliches Erbe • Kulturprogramme zu wenig auf den Touris- • hohe Vielfalt in der musealen Landschaft mit mus ausgerichtet großem Bestand an Kulturschätzen • Schigeschichte der Wintersportregion zu we- • hohes „Erlebnispotenzial“ der Natur- und nig dargestellt Kulturlandschaft • keine echte Vernetzung der Kultureinrichtun- • Montangeologische- und –historische Ge- gen, zu wenig museale Zusammenarbeit schichte (frühgeschichtlicher und mittelalter- (Vermarktung, Kooperation, Bildungsarbeit, licher Bergbau) Expertise, Kulturforschung) • (Volks- & Blas-) Musik hat höchste Qualität • Balance zwischen Schützen und Nützen der und Stellenwert Kulturlandschaft gelingt nicht immer • Potenziale zur Nutzung erneuerbarer Ener- • Museen sind nicht auf Schwerpunkte ausge- gien sind in Leader 07-13 erhoben worden richtet • gut ausgebaute Fernwärmenetze, Biomasse, • Kulturarbeit und Naturschutz zu wenig am Heizkraftwerke und Potential von Kombinati- Arbeitsmarkt ausgerichtet (zu wenige Jobs) on Landwirtschaft & Energieproduktion: • schulische Kulturarbeit fehlt Dachflächen, Kleinwasserkraft • Finanzierung der Kulturarbeit ist schwierig • Natur- und sanfter Tourismus hat hohes • zu starke Konzentration der Landwirtschaft Marktpotenzial auf fossile Brennstoffe (wenig Forschung & • Naturraum bietet hohe Freizeit- und Wohn- Entwicklung) qualität • Tourismus und Energie steht nicht im Ein- klang • Energiesparpotenzial nicht genutzt • Einspeisetarife erneuerbare Energie zu nied- rig, geringer Anreiz Externe Faktoren – Trends und Entwicklungen, die nur schwer beeinflussbar sind CHANCEN RISIKEN • Erhöhung des Wissenstandes (i. S. v. Be- • weitere Verschlechterung des Verständnisses wusstsein) über alte Traditionen und Brauch- für unterschiedliche (Volks-) Kulturen und tum in der Bevölkerung Bräuche • gesamtregionale Kulturstrategie (Tourismus, • keine strategische Ausrichtung der Region in Vernetzung der Einrichtungen, Bevölkerung) Bezug auf erneuerbare Energien und Energie- • Hochkultur in der Region sparen • Flächen für die Nutzung erneuerbarer Ener- • Zersiedelung der örtlichen Strukturen erhöht gien sind vorhanden den MIV-Bedarf • Verschärfung des Konfliktpotenzials Raum- ordnung, Naturschutz und Tourismusentwick- lung Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 14 von 71
SWOT Aktionsfeld 3 – Gemeinwohl - Strukturen und Funktionen interne Faktoren – durch die Akteur/innen der Region beeinflussbar STÄRKEN SCHWÄCHEN • kleinregionale Struktur (Gemeinden) stärkt • Nahversorgung nicht mehr in allen Orten das Zusammengehörigkeitsgefühl gegeben, viele sonstige örtliche Infrastruktu- • Vielfalt durch unterschiedliche Kulturen ren (Post, etc.) wurden aufgelöst • hochwertiger Schulstandort in der Region • Betreuungsangebote in manchen Orten zu • technische Ausbildungsmöglichkeiten in der wenig ausgebaut Region vorhanden • ÖV-Verbindungen am Abend • Angebot an Betreuungseinrichtungen in vie- • Abwanderung der Jugendlichen aus der Regi- len Orten gut ausgebaut on verschärft die negative demographische • gute ÖV- und allgemeine Verkehrsanbindung Entwicklung des Salzachtales (regionaler Zentralraum) an • Konzentration der Lehrberufe auf zu wenige den Salzburger Zentralraum Branchen • Lehre ist immer noch von Bedeutung • keine Vernetzung der Bildungsträger und – • Jugendarbeit in fast allen Gemeinden Einrichtungen in der Region • Gutes soziales Netzwerk und soziale Dienste • Bildung im regionalen Zentralraum kon- zentriert, hohe Mobilitätserfordernisse für Teilnehmende • zu wenig integrative Initiativen und Ideen in der Region • Kaufkraft fließt aus der Region ab, Bevölke- rung zum Teil „selber schuld“ • hoher Ausländer/innen-Anteil stärkt das Misstrauen gegenüber anderen Kulturen • zu wenig Wissen über soziale und interkultu- relle Angebote bzw. Dienste • Jugend zu wenig in regionale Prozesse einge- bunden • Lebenserhaltungs- und Wohnkosten sehr hoch Externe Faktoren – Trends und Entwicklungen, die nur schwer beeinflussbar sind CHANCEN RISIKEN • durch verbesserte Mobilitätsangebote kann • weitere Verschlechterung der Nahversor- ein besserer Zugang zum Arbeitsmarkt gebo- gungssituation in Gemeinden ten werden • mangelndes Angebot Bus & Bahn außerhalb • Bildungsabwandernde Jugend kann zur Rück- des regionalen Zentralraumes zwingt zur Nut- kehr in die Region bewegt werden zung des Autos • Gesundheitsberufe bieten Ausbildungs- und • Mobilität (Auto) wird teurer, viele können Berufschancen sich das Pendeln nicht mehr leisten • Bürger/innenbeteiligung als Chance • Image des Lehrberufes sinkt • Vernetzung und mehr Kooperation • Verschärfung des demographischen Wandels durch weitere Abwanderung • mangelnde Finanzierung für soziale und in- tegrative Projekte • Verstärkung des Kaufkraftabflusses in Rich- tung Salzburg • weitere Verteuerung von Wohnen und Leben sowie gestiegene Anforderungen an die Mo- bilität verstärken den Trend zu Abwanderung Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 15 von 71
2.4. Darstellung der lokalen Entwicklungsbedarfe Auch die Leader-Region Lebens.Wert.Pongau unterliegt den globalen Megatrends und wird deren Auswirkungen in der Zukunft noch stärker spüren. Mit der lokalen Entwicklungsstrategie soll zumin- dest auf regionaler Ebene ein gewisser „Gegentrend“ erzeugt oder das Wissen um den Umgang mit deren Auswirkungen auf die Region erhöht werden. Der Zukunftsforscher Matthias Horx bezeichnet Megatrends als die großräumigen, langfristigen Treiber des Wandels. Dabei handelt es sich um Ent- wicklungen und Prozesse, die die Gesellschaft generell zu verändern im Stande sind. Oder diese für die Zukunft wesentlich prägen. John Naisbitt (1982) prägte den Begriff des „Megatrends“, das von Horx initiierte Zukunftsinstitut mit einem Sitz in Wien sieht die globalen Megatrends als eine der wesentlichen Herausforderungen für Regionen1: Globalisierung Eine Klassifizierung von „Erst- bis Drittländern“ existiert nicht mehr. Regionen im asiatischen Raum haben Wirtschaftsentwicklungsphasen übersprungen und sind zu Wirtschaftsgiganten herangewachsen. In früheren Schwellenländern sind neue Käuferschichten in Milliardenhöhe entstanden. Es verliert die ei- gentliche Nationalität zunehmend an Bedeutung während die Region an Be- deutung gewinnt. Entwicklungsbedarf Auch die Region unterliegt dem Trend der Globalisierung, vor allem im Bereich der Region: der regionalen Identität, die zwar für die einheimische Bevölkerung (noch) wichtig ist, jedoch für Menschen mit Migrationshintergrund in der Region we- nig Bedeutung hat. Der Zuzug ist einerseits von Bedeutung, um die Wirt- schaftskraft der Region zu erhalten – Stichwort Arbeitsplätze – birgt aber auch die Gefahr des Verdrängungswettbewerbs am Arbeitsmarkt. Hierfür wird es notwendig sein, dass die Wirtschaft in der Region noch enger zusammen ar- beitet, Netzwerke bildet, dadurch entstehende Synergien besser nutzt und die Qualifizierung für regionale Arbeitsplätze erhöht. In einer sich zunehmend globalisierenden Welt ist es daher von größter Be- deutung, regionale Kultur und Volkskultur, tradiertes regionales Wissen, regi- onale Identität, Gemeinschaftssinn und die kleinstrukturierte Wirtschaft der Region durch intensive Vernetzung, Entwicklung neuer Modelle und durch lebenslanges Lernen zu stärken. Das miteinander Gestalten, Leben und Arbei- ten soll dadurch eine Art „Gegentrend“ auslösen können. Neue regionale Angebote müssen entwickelt, bestehende ergänzt und beide in der Region positioniert werden. Menschen mit Migrationshintergrund brau- chen beim „Zurechtfinden“ in ihrem neuen Lebensumfeld unterstützende Begleitung und Hilfestellung.. Feminisierung Der Wandel der bisher männerdominierten Welt fand und findet statt. „Die Volkswirtschaft könne es sich nicht leisten, Frauen an den Herd zurück zu schi- cken“ sprach Matthias Horx in einem Interview mit der Zeitschrift GEWINN extra2. In den letzten Jahrzehnten hat sich eine weibliche Bildungsrevolution entwickelt, durch die zunehmende Auflösung der klassischen Geschlechterrol- len finden große Verwandlungsprozesse statt, vor allem im Berufsleben: Frau- en wollen Führungspositionen übernehmen, Männer fordern ihr Recht auf Zeit mit der Familie ein. Die klassische Familie wird durch neue Formen des Zu- sammenlebens abgelöst. 1 vgl.: http://www.zukunftsinstitut.at/megatrends, abgerufen am 05.10.2014, 13:20 Uhr 2 GEWINN extra, Ausgabe Mai 2013, Seite 164 Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 16 von 71
Entwicklungsbedarf Die regionale Wirtschaft benötigt Frauen, über den Tourismus und die Land- der Region: wirtschaft hinaus. Allerdings müssen der Zugang zum Arbeitsplatz und die Rahmenbedingungen für Frauen im ländlichen Raum an die Bedürfnisse, die anders sind als jene der Männer, angepasst werden. Bildungsmöglichkeiten und –chancen, der Zugang zur Bildung und eine stärkere Integration von Frau- en mit Migrationshintergrund sind wesentliche Erfolgsfaktoren, um eine posi- tive Entwicklung zu ermöglichen. Frauen sind darüber hinaus eine wesentliche Stütze der wichtigen Gesundheits- und Sozialstruktur der Region, dieses Po- tenzial kann noch verstärkt und ausgebaut werden, gerade in Hinblick auf die Stärkung der Gemeinwohlstrukturen in der Region und seiner Gemeinden. Frauen müssen von daher auch noch stärker als bisher in die politischen Ent- scheidungsprozesse auf regionaler und lokaler Ebene eingebunden werden, vor allem aber die Jugend. Mobilität Zukünftig wird unser Leben noch wesentlich stärker von unseren Anforderun- gen an die Mobilität geprägt sein: von ihr ist abhängig, welche Arbeitsstelle wir annehmen, wo wir wohnen werden und ob wir unsere Lebensqualität noch weiter steigern können. Horx sieht in der „Diskussion um Ressourcenknapp- heit und der Forderung nach Nachhaltigkeit“ eine wesentliche Veränderung der Auffassung von Mobilität und unseres Mobilitätsverhaltens. Entwicklungsbedarf Die Leader-Region hat diesem Trend Rechnung zu tragen, in dem neue Model- der Region: le für einen leichteren Zugang zu Mobilität entwickelt werden. Der Zugang zum Arbeitsmarkt durch Mobilitätslösungen wird in einer Zeit, in der sich im- mer weniger Menschen das Autofahren leisten können oder einfach gar keines besitzen, zum Standortvorteil für die Wirtschaft. Der Tourismus profitiert von neuen Mobilitätslösungen aus wirtschaftlicher Sicht, wie erfolgreiche Modelle im Rahmen der „Sanften Mobilität“ bereits beweisen. Urlaub, ohne das eigene Auto nutzen zu müssen, wird zunehmend nachgefragt. Im Bereich der Bildung und des lebenslangen Lernens ermöglicht ein gut aus- gebautes ÖV-Netz am Abend für viele Bürger/innen überhaupt erst den Zu- gang zu Bildung. Hier muss auch die Frage gestellt werden, ob die Bildungsin- teressierten tatsächlich immer zur Bildung kommen müssen bzw. warum nicht die Bildung zu den Bildungsinteressierten kommen kann. New Work Die neue Welt des Arbeitens macht die bisher traditionellen Arbeitswelten überflüssig. Die Arbeit der Zukunft ist netzwerkbasiert und in hohem Maß von der Mobilität abhängig. Daher verändern sich Arbeitsräume und –umwelten sowie betriebliche Strukturen: die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben verschwimmen immer mehr, wenn sie nicht bereits verschwunden sind. Mit dieser Überschneidung wächst jedoch auch der Druck auf die Service-, Infor- mations- und Kreativarbeiter. Entwicklungsbedarf Die Wirtschaft, der Tourismus und die Landwirtschaft müssen sich auf diese der Region: neuen Arbeitswelten einstellen können, brauchen aber dafür neue Modelle und Lösungsansätze. Diese gelingen durch engere Vernetzung, Kooperation und Darstellung einer ländlichen Region als lebenswerte Region mit vielen Chancen und Möglichkeiten für den/die Einzelne/n. Neues Lernen Im Zeitalter der Bildung, stark dominiert auch von der Feminisierung, explo- diert das Wissen förmlich, der Zugang zu Wissen ist durch die Konnektivität der digitalen Medien geprägt. In der globalen Kreativ-Ökonomie ist die Bildung Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 17 von 71
der neue Schlüssel zum Erfolg und steht damit im engen Zusammenhang mit dem Trend „Individualisierung“ Entwicklungsbedarf Der formale und non-formale Bildungsbereich muss in der Region durch neue der Region: innovative Angebote, Produkte und durch Vernetzung bzw. Kooperation der Bildungsakteure/innen gestärkt werden. Dabei muss auf die unterschiedlichen Bedürfnisse, Kulturen und Vorlieben des/der Einzelnen Rücksicht genommen werden. Bildung erhöht die Chancen am Arbeitsmarkt, gerade für Jugendliche, denen das noch nicht bewusst ist. Gesundheit Gesundheit bedeutet heute nicht mehr nur die Abwesenheit von Krankheit. Der Begriff Gesundheit (auch im Sinne der Erhaltung der Arbeitskraft) wird immer stärker zum Marketinginstrument und dringt in all unsere Lebens- und Konsumbereiche ein. Dadurch wurde die „Gesundheitsindustrie“ zu einem wesentlichen Eckpfeiler der globalen Wirtschaft. Entwicklungsbedarf Die Region ist mit der relativ gut ausgebauten Gesundheitsinfrastruktur „fit“ der Region: für diesen Trend. Das Potenzial für den Tourismus, für Bildung und für die Schaffung neuer Arbeitsplätze, speziell für Frauen oder auch Menschen mit Migrationshintergrund ist als hoch einzuschätzen und muss noch weiter ent- wickelt werden. Neo-Ökologie Effizienz, Nachhaltigkeit und Bio sind die drei Säulen der Neo-Ökologie, die für sich gesehen mehr als nur Naturschutz sind und zum Mainstream werden. Entwicklungsbedarf Der Aufbau und die Vermarktung von regional produzierten Lebensmitteln ist der Region: eine regionale Antwort auf diesen Trend. Dabei können durch einen Marken- Aufbau neue Einkommensmöglichkeiten für die Landwirtschaft, den Tourismus und die Wirtschaft allgemein generiert werden. Nachhaltig regional produzier- te Lebensmittel sind eine Möglichkeit der Diversifizierung im Rahmen der Stärkung der Nahversorgung. Eine wichtige regionale Entwicklung in diesem Sinne ist die Forcierung und Förderung erneuerbarer und alternativer Energie- träger, die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung der regionalen Bevölkerung. Die hohe Qualität des Natur- und Kulturraumes der Region ist wichtiges Kapital für eine lebenswerte Tourismus- region. Der neo-ökologische Trend kann zu einem wichtigen Standbein der Nahversorgung werden, wenn es gelingt, das Bewusstsein für regionale Pro- dukte, Lebensmittelqualität und Nahversorgung zu stärken Silver Society Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen ist gestiegen und steigt weiter. Wir werden anders älter und das Älter werden ist laut Horx vom „Downaging“ geprägt: der Ausstieg aus den tradierten Senioren-Rollen mit der klassischen Sichtweise des Ruhestandes. Ältere Menschen übernehmen eh- renamtliche Aufgaben für die Gesellschaft, beginnen mit 65 noch ein Studium oder verbleiben im Sinne des productive agings ganz einfach im Erwerbsleben. Entwicklungsbedarf Der demographische Wandel wird sich noch stärker als bisher auf die regiona- der Region: len Lebens- und Arbeitswelten auswirken, die Entwicklung hin zur Wissensge- sellschaft stellt wachsende Anforderungen an die Innovationskraft und der Druck hin zu einen effizienteren und nachhaltigeren Umgang mit den immer knapper werdenden Ressourcen. Das hohe Potenzial der Zielgruppe „65+“ liegt in der Region noch brach, speziell zur Stärkung der für das Gemeinwohl wichtigen Strukturen und Einrichtungen. Das gesellschaftliche Zusammenle- ben und der Zusammenhalt von Menschen unterschiedlichen Alters, Ge- Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 18 von 71
schlechts und unterschiedlicher Herkunft muss in der Region gefördert und unterstützt werden. Urbanisierung Die zunehmende Urbanisierung ist eine der größten Herausforderungen für den ländlichen Raum und seine Regionen/Gemeinden. War früher die Flucht aufs Land bis zum Ende der 1990er Jahre einer der großen Trends, so kehren die Nachkommen der Stadtflüchtigen offensichtlich wieder zurück. Die Wis- sensgesellschaft führt zur weiteren Verdichtung von Ballungszentren. Entwicklungsbedarf Die Ausdünnung des ländlichen Raums durch Abwanderung des „Humankapi- der Region: tals“ ist eine große Gefahr für die Region. In der Region müssen Modelle und Initiativen entwickelt werden, die die Rückkehr in die Region bzw. den ländli- chen Raum nicht nur unterstützen, sondern überhaupt erst möglich machen. Regionale Identität, Bildungsmöglichkeiten und –chancen, Verhaltensände- rung und Erhaltung und Ausbau der regionalen Kultur und des tradierten Wis- sens sind mögliche Betätigungsfelder, um diesem Trend entgegen zu wirken. Die Versorgungqualität in den Gemeinden muss erhalten werden, dazu bedarf es aber gemeinsamer Anstrengungen im Sinne von Vernetzung und Koopera- tion und neuartiger Produkte bzw. Modelle, die sich an den Bedürfnissen der Menschen und nicht am Markt orientieren. 3. Lokale Entwicklungsstrategie 3.1. Aktionsfeld 1: Wertschöpfung Im Rahmen des Entwicklungsprozesses zur Erstellung der lokalen Entwicklungsstrategie wurden fol- gende Handlungsfelder (Aktionsfeldthemen) erarbeitet und ausgewählt: 1.) Lebensgrundlage Land 2.) Stärkung der Tourismuswirtschaft 3.) Wirtschaft mit Zukunft 3.1.1. Handlungsfeld 1.1.: Lebensgrundlage Land Ausgangslage Die regionale Landwirtschaft ist ein wichtiges Standbein der Regionalwirtschaft und Basis für die Le- bensqualität in der Region, sie trägt wesentlich zur Erhaltung der Natur- und Kulturlandschaft der Leader-Region bei. Eine gut funktionierende Landwirtschaft ist immanent für die Entwicklung einer ländlich geprägten Gebirgsregion. Der Beitrag der Landwirtschaft soll sich jedoch nicht nur auf die Pflege und Freihaltung der Landschaft im Sinne eines Tourismusangebotes beschränken, sondern darüber hinaus die Potenziale fördern. Die Almenlandschaft ist einzigartig und wird sowohl von Ein- heimischen als auch von Gästen geschätzt. Schon alleine dadurch trägt die Landwirtschaft wesentlich zur touristischen Wertschöpfung im Sommer- und Wintertourismus bei. Die Landschaft bringt zahlreiche Produkte hervor, deren Wert bisher noch nicht bekannt ist. Das „Genießbar machen“ der Region schafft Bewusstsein für regionale Kreisläufe bei Einheimischen und BesucherInnen. Regionale Lebensmittel und Produkte helfen, Arbeitsplätze und Wertschöpfung zu halten und leisten auch einen Beitrag zur ökologischen Entwicklung. Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 19 von 71
Ziele Ziel des Handlungsfeldes ist, für die Landwirtschaft neue Einkommensmöglichkeiten zu entwickeln und bestehende Einkommensmöglichkeiten zu stärken. Durch die Förderung von Diversifizierungsak- tivitäten wird die Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirtinnen und Landwirte gesteigert, wobei ein Schwerpunkt in der kooperativen Umsetzung und Vernetzung liegt. Durch den Zugewinn an Wissen und Erfahrung, besonders im Bereich der „jungen Landwirtschaft“ wird das Einsteigen in das land- wirtschaftliche Berufsleben erleichtert und die zukünftige Wirtschaftsfähigkeit gesichert. Strategien • Stärkung der Landwirtschaft bedeutet, neue Einkommensmöglichkeiten zu entwickeln, den Bau- ernhof als attraktiven Arbeitsplatz zu positionieren und ein hohes Bewusstsein für regionale landwirtschaftliche Kreisläufe zu schaffen. • Durch die Verknüpfung von Lebensmittel- und Landwirtschaft, Gastronomie und Tourismus wird die regionale Nahrungsmittelproduktion gestärkt und neue Angebote für die Tourismuswirt- schaft geschaffen • Wissensgewinn in der Landwirtschaft führt zu einer erhöhten Wertschöpfung und zur Steigerung der Kooperationsfreudigkeit der Landwirtschaft Angestrebte Resultate und Erfolgsindikatoren Resultate am Ende der Periode Erfolgsindikatoren Für die Landwirtschaft sind neue Einkommens- Anzahl neuer Beschäftigungsmodelle in der möglichkeiten entwickelt und sie ist als attrakti- Landwirtschaft ver Arbeitsplatz etabliert Anzahl neuer Angebote und Produkte Die Landwirtschaft hat neue Angebote und Pro- Menge vermarkteter Rohware (kg) dukte für die Bevölkerung und den Tourismus Anzahl neuer Verkaufsstellen und –projekte für geschaffen und offensiv vermarktet. regionale Produkte Durch Kooperation und Wissensgewinn ist die Anzahl TeilnehmerInnen in Fortbildungsveran- Wertschöpfung der Landwirtschaft gesteigert staltungen Aktionsplan im Handlungsfeld Aktivitäten (Projektebene) mögliche Projektträger/innen Einkommen sichern: Aufbau von Einkommensmöglichkeiten in der Landwirtschaftliche Betriebe Kinder- oder Altenbetreuung am Bauernhof Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlich genutzten Gebäuden Landwirtschaftliche Betriebe, – Nutzung bestehender Dachflächen zur Energieproduktion Energieberatung, KMU Arbeitsplatz Bauernhof: Unterstützung von Quereinsteiger/innen, Landwirt/innen, LFI Wiedereinsteiger/innen und Aufsteiger/innen Bezirks-Agrarkreise für Landjugend (Fachreferent/innen zum Aus- Landjugend Pongau tausch bzw. für Weiterbildung) In-Wert-setzen der Wichtigkeit der Landwirtschaft und ihrer Pro- Gemeinden, landwirtschaftli- dukte in der Bevölkerung che Betriebe Kooperations-Plattform landwirtschaftliche Direktvermarktung - Genussregion Pongauer Wild, Vernetzung, Kooperation und gemeinsame Vermarktung (Ver- Verein der Salzburger Direkt- marktungsgenossenschaft), Erfahrungsaustausch, Börse, Öffent- vermarkter, AMS Bischofsh- Lokale Entwicklungsstrategie 2014-2020 l LAG Lebens.Wert.Pongau Seite 20 von 71
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