Nordhessen 2020: Dezentrale Energie und Arbeit - Strategie zur Schaffung von 20.000 Arbeitsplätzen durch den Ausbau technologischer Kompetenz und ...
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Studie zur Regionalentwicklung Nordhessen 2020: Dezentrale Energie und Arbeit Strategie zur Schaffung von 20.000 Arbeitsplätzen durch den Ausbau technologischer Kompetenz und die Anwendung dezentraler Energie- und Effizienztechnologien
Impressum Auftraggeber Erstellt wurde die Untersuchung im Auftrag der Wirtschaftsförde- rung Region Kassel GmbH, der Gemeinde Niestetal, der E.ON Mitte AG, der SMA Solar Technology AG, der Städtische Werke Kassel AG Im Auftrag von: sowie der Wintershall Holding AG. E.ON Mitte AG Herausgeber Kompetenznetzwerk Dezentrale Energietechnologien deENet e.V. Gemeinde Niestetal Ständeplatz 15 34117 Kassel SMA Solar Technology AG Tel.: 0561 78809610 info@deenet.org Fax: 0561 78809622 www.deenet.org Bearbeitung Städtische Werke AG Die Studie wurde vom Kompetenznetzwerk Dezentrale Energietech- nologien (deENet) in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel, Wirtschaftsförderung Fachgebiet Ökonomie der Stadt- und Regionalentwicklung (Prof. Dr. Region Kassel GmbH Ulf Hahne), sowie den Firmen B.A.U.M. Consult und proloco durch- geführt. Seitens deENet waren verantwortlich eingebunden: Dr.-Ing. Martin Hoppe-Kilpper, Matthias Wangelin, Dr.-Ing. Clemens Mostert Wintershall Holding AG und Dipl.-Geogr. Cord Hoppenbrock. Die Ausarbeitung der umfangreichen Energie- und Arbeitsplatzsze- narien sowie die Organisation von Workshops wurden von den Mit- arbeitern der Firma B.A.U.M. Consult, Dr. Michael Stöhr, Dipl.-Inf. Ludwig Karg und Dipl.-Geogr. Sabine Conrad durchgeführt. Für die Bearbeitet durch: Entwicklung von Handlungsempfehlungen war unter Beteiligung der Projektpartner deENet verantwortlich. deENet e.V. Prof. Dr. Ulf Hahne von der Universität Kassel (Fachgebiet Ökonomie der Stadt- und Regionalentwicklung) erarbeitete die Unternehmens- befragung sowie die Untersuchung der Wertschöpfungs- und Be- Universität Kassel schäftigungseffekte. Die Arbeit der Universität erfolgte in Koopera tion mit der Firma proloco unter Mitarbeit von Frau Dipl.-Ing. Franziska Lehmann und Herrn Dipl.-Ing. Michael Glatthaar. B.A.U.M. Group Für die grafische Gestaltung danken wir der Firma Formkonfekt | Marschinke, FIRST B2B Communications und EXPERIMENTELL.COM aus Kassel. 1. Auflage 1.000 Stück | Druck & Verlag BADEN, 34132 Kassel proloco © deENet, Kassel 2009
Inhalt Teil A Kurzfassung 4 Ergebnisse der Studie 4 Teil B Hintergrund der Studie 6 1. Globale Probleme – regionale Chancen 6 2. Ziele und Methoden 8 Teil C Analyse und Ergebnisse 12 3. Trendanalyse 12 4. Energieregion Nordhessen 16 5. Energieszenarien 20 6. Arbeitsplatzszenarien 26 7. Unternehmensbefragung 30 8. Akteursdialog 34 Teil D Umsetzung 36 9. Entwicklung von Maßnahmen 36 10. Clustermanagement 44 Teil E Anhang 48 Literatur 48 Tabellen (Szenarienberechnung) 50
Vorworte Rund 20.000 Menschen können bis zum Jahre 2020 in Nordhessen im Bereich dezentrale Energietechnik, erneuerbare Energien und Ener- gieeffizienz beschäftigt sein. Damit würde dieser Wirtschaftszweig in Nordhessen eine ebenso bedeutende Rolle einnehmen wie heute die Automobilindustrie. Die hier vorgestellte Studie „Nordhessen 2020: Dezentrale Energie und Arbeit“ beschreibt zunächst das eindrucksvolle Entwicklungspotenzial für unsere Region und skizziert dann die zur Umsetzung notwendigen Maßnahmen. Dabei wird sehr deutlich, dass die ehrgeizigen Ziele nur in einer gemeinschaftlichen Kraftanstrengung der gesamten Region erreicht werden können. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass diese Studie als Einstieg in einen intensiven Dialog zwischen allen regionalen Akteuren gemeint ist. Dies gilt besonders für die vorgestellten Szenarien einer zukünftigen Energieversorgung. Unser besonderer Dank gilt der Universität Kassel (Prof. Dr. Ulf Hahne) sowie den Firmen B.A.U.M. Consult und proloco, für die ausgezeichnete Kooperation bei der Erstellung der Studie und selbstverständlich den Financiers, der Wirtschaftsförderung Stadt und Landkreis Kassel, der Gemeinde Niestetal, der E.ON Mitte AG, der SMA Solar Technology AG, der Städtische Werke Kassel AG sowie der Wintershall Holding AG. Ein besonderer Dank gilt auch den vielen deENet Mitgliedern, Kommunalvertretern und sonstigen regionalen Akteuren für ihre aktive Beteili- gung an den Projekt-Workshops, ohne die ein Zustandekommen dieser regionalen Entwicklungsstudie nicht möglich gewesen wäre. Dr.-Ing. Martin Hoppe-Kilpper, Geschäftsführer deENet e.V. Die steigenden Energiepreise, die Verknappung fossiler Energieträger und der vom Menschen verursachte Klimawandel fordern uns heraus und verlangen Antworten nicht nur im globalen Kontext, sondern auch ganz praktisch vor Ort. An Ideen und Know-how mangelt es dabei nicht. Technologien und Verfahren, um unseren Energiebedarf in wenigen Jahrzehnten ausschließlich aus regenerativen Energiequellen decken zu können, sind längst vorhanden und warten darauf, weiterentwickelt zu werden. Stadt und Landkreis Kassel haben ihr Engagement für erneuerbare Energien deutlich verstärkt. Die Stadt hatte das Jahr 2008 selbstbewusst unter das Motto „Solarstadt“ gestellt. Jetzt arbeiten Stadt und Landkreis an der „Solarregion“. Damit werden sehr ehrgeizige Ziele formuliert, wie der Anteil der erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz gesteigert werden können. Die Stadt und der Landkreis leisten mit ehrgei- zigen Solardachprogrammen einen Beitrag für eine moderne Energieversorgung: Die Zahl der Anlagen hat sich in der Stadt Kassel seit 2004 verdoppelt, die erzeugte Leistung sogar vervierfacht. Der Landkreis errichtet zusätzlich moderne Biogasanlagen. Die Region ist längst zu einer Plattform für die Energiefragen der Zukunft geworden. Das Institut für solare Energieversorgungstechnik (ISET) hat sich in den vergangenen 20 Jahren international behauptet. Die SMA Solar Technology AG ist zum weltweiten Marktführer für Wechsel- richter aufgestiegen und investiert kräftig in den Standort Region Kassel. ISET und SMA sowie weitere 100 Unternehmen und Institutionen wie z.B. das Zentrum für umweltbewusstes Bauen (ZUB) und die Kasseler Projektgruppe des Fraunhofer Instituts für Bauphysik sind als Dienstleister und Forschungseinrichtungen im Kompetenznetzwerk Dezentrale Energietechnologien (deENet) organisiert. Für uns ist die För- derung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz handfeste Industriepolitik für Kassel und Nordhessen. Sie sichert den vorhandenen Technologievorsprung, treibt die wissensbasierte Entwicklung voran und schafft neue Arbeitsplätze. Diesen Weg werden wir konsequent weitergehen und die Chancen und Perspektiven zu nutzen wissen. Dr. Udo Schlitzberger, Landrat des Landkreises Kassel Bertram Hilgen, Oberbürgermeister Stadt Kassel
4|5 Teil A: Kurzfassung A Ergebnisse der Studie Die Studie Ökonomisches Potenzial Die deENet Studie „Nordhessen 2020: Dezentrale Energie und Arbeit“ In Nordhessen können bis zum Jahr 2020 mindestens 20.000 beschreibt die ökonomischen Chancen der Region Nordhessen im Be- Arbeitsplätze im Bereich dezentrale Energie und Energieeffizienz reich „Dezentrale Energie und Energieeffizienz“. Durch die Definition geschaffen werden. Damit würde dieser Bereich eine ähnlich konkreter Maßnahmen und terminierter Meilensteine wird weiterhin große ökonomische Bedeutung in der Region erlangen, wie sie ein Fahrplan (Roadmap) in die Zukunft entworfen. heute die Automobilindustrie hat. Ziele der Studie: Dieses erstaunliche Ergebnis liefert das mittlere Szenario „Konzen- •• ökonomisches Potenzial der Branche aufzeigen trierte Anstrengung“. Es setzt voraus, dass die identifizierten Maß- •• konkrete Handlungsfelder, Maßnahmen und Wegmarken nahmen und Meilensteine umgesetzt werden und ein abgestimmtes identifizieren Vorgehen der regionalen Akteure erreicht wird. Das hohe regionale •• Leitbild für eine nachhaltige Regionalentwicklung skizzieren Arbeitsplatzpotenzial basiert vor allem auf der Annahme, dass die Branche der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz auch in Zu- In der Studie werden zunächst die mittel- bis langfristigen ener kunft dynamisch wächst und sich zu einer der wichtigsten Schlüssel- giewirtschaftlichen Rahmenbedingungen analysiert. Aufbauend auf industrien weltweit entwickelt. einer Stärken-Schwächen-Analyse werden dann die regionalen Ent- wicklungschancen für Nordhessen in drei Szenarien entwickelt: Die Analysen zeigen weiterhin, dass die regionalen Arbeitsplätze vor allem in zwei Teilbereichen entstehen können: • Szenario 1: „Weiter so“, • Szenario 2: „Konzentrierte Anstrengung“ und • in der Industrie, durch den Verkauf innovativer Produkte auf den • Szenario 3: „Maximale Anstrengung“. Weltmärkten; • durch Anwendung dezentraler Energie- und Effizienztechnik Die Szenarien beschreiben die Regionalisierung der Energieversor- direkt in der Region. gung und die daraus resultierenden Arbeitsplätze. Zielgruppe der Stu- die sind die regionalen Akteure aus Politik, Unternehmen, Handwerk, So steigen die Arbeitsplätze im mittleren Szenario „konzentrierte Dienstleistung und Wissenschaft. Anstrengung“ in der regionalen Industrie von rund 2.500 (Stand Ende 2006) auf knapp 12.000 Arbeitsplätze im Jahr 2020 an. Der Photo- Erstellt wurde die Studie im Jahr 2007 vom „Kompetenz- voltaik-Systemtechnik kommt dabei die größte Bedeutung zu, gefolgt netzwerk Dezentrale Energietechnologien e.V.“ (deENet), von innovativen Heizsystemen und solarthermischen Anlagen. dem über 100 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Dienstleister angehören, in Zusammenarbeit mit der Bei der Anwendung in der Region ist vor allem das Aufgabengebiet Universität Kassel sowie den Firmen B.A.U.M. Consult und der energetischen Gebäudesanierung beschäftigungswirksam, da in proloco erstellt. Auftraggeber waren die Wirtschaftsförde- diesem Bereich der regionale Anteil besonders groß ist. Weiterhin rung Region Kassel, die Gemeinde Niestetal, die E.ON Mitte wird im waldreichen Nordhessen auch die Bereitstellung von Bio AG, die SMA Solar Technology AG, die Städtische Werke energie ein wichtiges Segment sein, von dem starke Impulse für den Kassel AG sowie die Wintershall Holding AG. Arbeitsmarkt ausgehen. Die vorliegende Studie ist eine inhaltlich überarbeitete Kurz- Ausführlich wird das ökonomische Potenzial der Region Nordhessen fassung. Sie wurde vom Kompetenznetzwerk Dezentrale in Kapitel 8 erläutert. Energietechnologien (deENet) verfasst.
Studie zur Regionalentwicklung Strategie und Leitbild Konkrete Maßnahmen Die Studie bietet einen Orientierungsrahmen für eine strategische Durch die Einbindung von Wirtschaft, Politik und wichtigen Schlüs- Ausgestaltung der regionalen Energiepolitik. Dafür wurden die fol- selakteuren sollen die Maßnahmen gebündelt werden. Dazu werden genden strategischen Handlungsfelder identifiziert: eine Reihe konkreter Maßnahmen vorgeschlagen, die sich in sechs Bereiche gliedern lassen. • Ausbau der Technologieführerschaft für solarelektrische und solarthermische Komponenten und Systeme • politische und planerische Rahmenbedingungen • Ausbau der Industrieproduktion im Bereich dezentraler • Wissen, Wissenstransfer und Clustermanagement Energie- und Effizienztechnologien • Zugang zu Kapital • Ausbau von Forschung und Lehre sowie Stärkung und Bündelung • Qualifizierung der Forschungsinfrastruktur • Öffentlichkeitsarbeit, Regionalmarketing • Weiterentwicklung der bestehenden Kooperations- und • Anwendung in der Region Clusterstrukturen • Stärkung der regionalen Wertschöpfung durch verstärkte Durch diese Maßnahmen kann die Region am Trend zur ver- Anwendung dezentraler / erneuerbarer Energie- und Effizienz- stärkten Nutzung erneuerbarer Energien und effizienter Energie- technik in der Region techniken überproportional partizipieren und sich so auf den ra- • Aufbau dezentraler Energieversorgungsstrukturen in Richtung sant entwickelnden globalen Märkten positionieren. einer regionalen Vollversorgung • Ausbau der Aus- und Weiterbildungskapazitäten Zur verstärkten Anwendung dezentraler/erneuerbarer Energien sind • Profilierung der Region Nordhessen als Modellregion z.B. kommunale Energiekonzepte zu erstellen. Nordhessen muss überdies als Forschungsstandort massiv gestärkt und ausgebaut Die Branche „Dezentrale Energietechnologie und Energieeffi- werden, was verstärkte Anstrengungen im Clusterdialog nach sich zienz“ kann zum wirtschaftlichen und sozialen Motor der Region zieht. Wichtige Maßnahmen im Bereich Qualifikation sind der Ausbau Nordhessen werden. vorhandener Schulungsangebote für Handwerker oder die Errichtung von Übungsbaustellen. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wird z.B. Eine detaillierte Analyse der Branche unter innovationspolitischer Per- ein „Energiepreis Nordhessen“ vorgeschlagen. spektive zeigt, dass insbesondere der Ausbau von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten die wichtigste Voraussetzung zur langfris Die Umsetzung von Maßnahmen erfolgt auch innerhalb des Cluster- tigen Schaffung von Arbeitsplätzen ist. Die Anwendung in der Region managements von deENet. Die Maßnahmen sollen mittelfristig ak- erfordert daher vor allem planerisch-politische Weichenstellungen. tualisiert, ergänzt und erweitert werden, um die „Konzentrierte An- Um das Wachstum und die Marktanteile innovativer Unternehmen zu strengung“ der regionalen Akteure zu konkretisieren. stärken, ist eine zielgerichtete Industrie- und Innovationspolitik not- wendig. Ein Verzicht auf aktives Handeln würde die einmaligen Chan- In Teil D werden insgesamt 27 Einzelmaßnahmen vorgestellt, welche cen und Kompetenzen in der Region verkennen und dazu führen, dass wichtige Zwischenschritte zur Zielerreichung der Studie darstellen die Region Nordhessen hinter den Bundestrend zurückfällt, während können. andere Regionen intensiv in diesen Zukunftsmarkt investieren. Um 20.000 Arbeitsplätze zu schaffen, sind eine Reihe von konkreten, strategisch abgestimmten Maßnahmen notwendig.
6|7 Teil B: Hintergrund der Studie B 1. Globale Probleme – regionale Chancen Globale Herausforderungen Regionalentwicklung Die Verknappung fossiler Ressourcen und der sich beschleunigende Der verstärkte Einsatz von dezentralen, erneuerbaren Energien und Klimawandel zählen zu den weltweit größten Herausforderungen. Sie Energieeffizienz ist eine junge, aber bereits vielfach erprobte Strate- werden in Zukunft einen wachsenden Veränderungsdruck auch auf gie der Regionalentwicklung an die mittlerweile hohe Erwartungen unsere Lebens- und Wirtschaftsweise ausüben. Wichtige Randbe- geknüpft werden. dingungen sind dabei: Die wirtschaftlichen Chancen sind in der Tat vielfältig und können be- •• die Endlichkeit der fossilen Energieträger verbunden mit einer deutende Impulse für die Regionalentwicklung setzen (vgl. Kap. 6): Die stark steigenden Nachfrage, z.B. in Schwellenländern; Nutzung regionaler Energieerzeugungspotenziale schafft Wertschöp- •• der daraus resultierende Anstieg der Preise vor allem für Kraft- fung vor Ort und verringert den Abfluss von Kaufkraft. Ein wichtiges und Brennstoffe; Ziel ist dabei auch die Schaffung oder Sicherung von Arbeitsplätzen. •• die wirtschaftlichen Konsequenzen, auch für private Haushalte; Diese können grundsätzlich in zwei Bereichen entstehen. Zum einen •• die Zunahme von Versorgungsrisiken angesichts der weltweiten durch den Betrieb von Energieerzeugungsanlagen und den Einsatz geografischen Verteilung der Ressourcen; von Effizienztechnologien in der Region und zum anderen durch den •• der Klimawandel und die notwendigen Schutz- und Anpassungs- Verkauf von entsprechenden Produkten auf den Weltmärkten. maßnahmen. Der erste Bereich kann langfristig zu einem dezentralen Energiesy- Diese Problemkreise haben einen globalen Charakter und können stem aus regionalen Potenzialen ausgebaut werden. Diese Variante nicht allein innerhalb Deutschlands oder gar einer begrenzten Region existiert bislang lediglich als Zukunftsvision und wurde in dieser Stu- wie Nordhessen gelöst werden. Gleichwohl bieten sich gerade auf die als „Maximalszenario“ untersucht. Der Exportbereich hingegen regionaler Ebene vielfältige Handlungsmöglichkeiten, ja besondere schafft bereits heute einen Großteil der ca. 250.000 Arbeitsplätze Chancen. Die regionalen Akteure können mitwirken, die Chancen ei- der Branche in Deutschland (vgl. BMU 2006). Regionale Wertschöp- ner solchen Entwicklung zu erkennen und zu nutzen. Dazu sind geeig- fung umfasst damit auch klassische Standort- und Industriepolitik, nete Strategien und integrierte Systemlösungen zu entwickeln, die wenn es um exportorientierte Unternehmen geht, die auf dem Welt- sich auf einzelne Objekte oder ganze Regionen beziehen können. Dies markt agieren. erfordert auch zukunftsweisende und neue Lösungsstrategien sowie den Mut zu handeln. Eine langfristig erfolgreiche regionale Strategie basiert auf beiden Säulen. Diese sollten sich idealerweise gegenseitig verstärken und Die Region Nordhessen kann sich den Entwicklungen im durch Forschung und Entwicklung bzw. Aus- und Weiterbildung zu- energiewirtschaftlichen Umfeld anpassen und durch frühzeitiges sammengeführt werden. Handeln sogar eine führende Position einnehmen. Nordhessen bietet gute Voraussetzungen und spielt mit Un- Bei der Konzeption sollten folgende Aspekte Beachtung finden. ternehmen, die den Weltmarkt für dezentrale Energietechnologien • die Energieversorgung muss ausreichend und sicher sein anführen, bereits heute eine wichtige Rolle. • die Energieversorgung muss umweltverträglich (nachhaltig) und möglichst klimaneutral gestaltet sein; Der Strukturwandel im Energiesektor wird Gewinner und Verlierer • das Energiesystem muss wirtschaftlich vernünftig sein und (Regionen) hervorbringen. Die meisten Chancen haben die Regionen, regionale Wertschöpfung generieren (wirtschaftliche Teilhabe); die sich bereits zu Anfang des Prozesses erfolgreich positionieren und • der Transformationsprozess muss gesellschaftlich akzeptiert sein. geschlossene Wertschöpfungsketten ausbilden.
Studie zur Regionalentwicklung Regionales Handeln in Nordhessen Die globalen Krisen und Herausforderungen lassen den Einfluss des Viele Akteure in Nordhessen haben bereits die Chancen erkannt, die Einzelnen häufig gering erscheinen. Dies gilt auch für Fragen der sich aus einer Umstellung der Energieversorgung und dem Ausbau Energieversorgung. Die regionale Perspektive mit ihren gut über- von Energie- und Effizienztechniken ergeben. Es lassen sich vielfäl- schaubaren Analyse- und Umsetzungsmöglichkeiten bietet hingegen tige Aktivitäten in der Region ausmachen, die hier nur kurz skizziert die Chance, einzelnen Problemfeldern konkrete Handlungsoptionen werden sollen: entgegenzustellen. •• Kommunen und Landkreise beschließen ehrgeizige Ziele zur Hier finden sich oft mögliche Prozessgestalter oder „Kümmerer“, Versorgung mit erneuerbarer Energie und zum Klimaschutz die eine regionale Energiewende vorantreiben. Sie sind in ein Ak- •• regionale Energieversorgungsunternehmen identifizieren teursnetzwerk eingebunden, das überschaubar ist und persönliche erneuerbare Energie als zukunftsfähiges Geschäftsfeld Kontakte ermöglicht. Dies ist die Basis für gegenseitiges Vertrauen, •• zahlreiche Initiativen treten für den Ausbau von erneuerbarer auch über Parteigrenzen hinweg. Energie ein •• Haushalte investieren verstärkt in Erneuerbare Energie und Regionale Akteure haben häufig ein ausgeprägtes Regionalbewusst- Energieeffizienz sein und damit eine Motivation für außergewöhnliches Engagement. •• Stadtwerke setzen auf Ökostrom und innovative Versorgungs- Sie greifen oft auf die Vision einer „regionalen Energieautarkie“ zu- konzepte rück, die ihnen eine dauerhafte Mitgestaltung entsprechender Ent- •• die Universität und angeschlossene Forschungsinstitute sind wicklungsprozesse ermöglicht. Auf diese Weise kann auf regionaler intensiv mit dem Thema befasst Ebene die notwendige kritische Masse an Kompetenzen und Gestal- •• die Region setzt auf das Unternehmens- und Technologie- tungswillen bereitstehen, die in dem Querschnittsthema „Energie“ Cluster „Dezentrale Energietechnologie“ notwendig ist. •• erfolgreiche Unternehmen der Branche prägen den Standort Nordhessen Konkretes Handeln und greifbare Ergebnisse sind wichtige Motive für bürgerliches Engagement. Die Preisstabilität gegenüber den Es sind besonders die Unternehmen in Nordhessen, die erfolgreich stark steigenden fossilen Energieträgern ist eine weitere wichtige auf nationalen und internationalen Märkten agieren und zukunftsfä- Motivation für regionale Akteure. Die kommunale Selbstverwaltung hige Arbeitsplätze schaffen, sowie die besonderen Forschungs- und ermöglicht zusätzliche Gestaltungsräume, insbesondere wenn sich Entwicklungseinrichtungen (vgl. Kap. 4), die die industriepolitische gleichgesinnte Kommunen oder Kreise zu einer „Energieregion“ zu- Positionierung Nordhessens zunehmend bestimmen. sammenschließen. Was bis jetzt jedoch fehlt, ist ein integriertes, geschlossenes Technisch und ökonomisch ist eine „Energieregion“ die ge- Gesamtkonzept, das die ökonomischen Chancen für die gesamte eignete räumliche Ebene, auf der die Nutzung der dezentralen, Region konkretisiert und in Aktivitäten umsetzt. regenerativen Potenziale ohne die Gefahr einer „Übernutzung“ wirtschaftlich organisiert werden kann (Nachhaltigkeit). Diesen Weg zu skizzieren und das ökonomische Potenzial der Region Nordhessen im Bereich der dezentralen Energie- und Effizienztech Ziel ist dabei keine kleinräumige „Energieautarkie“, sondern eine nologien aufzuzeigen, ist Anliegen der Studie „Nordhessen 2020: regionale Entwicklungsstrategie mit wirtschaftlichen Beteiligungs Dezentrale Energie und Arbeit“. möglichkeiten und sozialen Vorteilen für die ganze Region.
8|9 Teil B: Hintergrund der Studie B 2. Ziele und Methoden deENet Netzwerk Das Kompetenznetzwerk Dezentrale Energietechnologien (deENet) deENet ist Träger des Clusters „Erneuerbare Energie und Energieeffi- versteht sich als regionales Unternehmens- und Technologienetzwerk zienz“, das in Kapitel 10 ausführlich dargestellt wird. auf dem Gebiet der dezentralen Energietechnik und Energieeffizienz und umfasst mittlerweile über 100 Unternehmen, Forschungseinrich- Durch den verstärkten Ausbau des Netzwerk- und Clustermanage- tungen und Dienstleister. ments werden die Kooperationsstrukturen in den kommenden Jahren weiter gestärkt: Die deENet Aktivitäten sollen stärker in die Region Ziel des Netzwerks ist die Entwicklung innovativer und integrierter getragen und mit den struktur- und industriepolitischen Maßnahmen Systemlösungen in der Energieversorgung. Die wird zunehmend von der einzelnen Landkreise der Region vernetzt werden. dezentralen, verbrauchernahen Strukturen unter weitestgehender Nutzung erneuerbarer Energien und von Forderungen nach massiven Das Netzwerk verfügt über ein hohes Innovationspotenzial. Insbeson- Effizienzverbesserungen, auch auf der Verbrauchsseite, bestimmt. dere bei den dezentralen Versorgungssystemen sind aus Koopera- Die Arbeitsschwerpunkte im Netzwerk liegen in den Bereichen: tionen der Netzwerkpartner schon eine Vielzahl innovativer Produkte und Dienstleistungen entstanden: •• dezentrale Versorgungstechnik •• energieoptimiertes Planen und Bauen • Die SMA Solar Technology AG wurde als Spin-off der Universität •• energieeffiziente industrielle Prozesse Kassel bereits vor 25 Jahren gegründet und ist heute Marktführer •• nachhaltige Versorgungskonzepte im Bereichder Systemtechnik für solare Stromerzeugung. •• Clustermanagement/Regionalentwicklung • Zur Entwicklung integrierter Systemlösungen für Strom, Wärme und Kälte wurden die Viessmann Werke in das Netzwerk in- Durch die strukturelle Vernetzung und die gezielte Förderung von Ko tegriert, welche eine komplette Produktpalette an Effizienz- und operationen im Netzwerk entstehen integrierte Versorgungslösun- Energieversorgungstechnologien bieten. gen, die sich über einzelne Objekte und Siedlungen bis hin zu ganzen • Weitere innovative Unternehmen wie Wagner & Co Solartechnik, Regionen erstrecken können. Auf dieser Basis sollen neue Produk- Köhler & Ziegler, Roth Werke, Seeger und STH Engineering haben te und Dienstleistungen entwickelt, die regionale Wirtschaftskraft die Kompetenzen des Netzwerks um die Bereiche solarthermische nachhaltig verbessert sowie zukunftssichere Arbeitsplätze geschaf- Anwendungen, Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung und Energiebereit- fen werden. stellung aus Bioenergie erweitert. • Die Forschungsarbeiten der im deENet organisierten Institute bil- Mit der Kooperationsstruktur des deENet werden regionale Veran- den die Grundlage für den erfolgreichen Technologie- und Know- kerungen in Nordhessen gestärkt und die notwendigen Vorausset- how-Transfer in die regionale Industrie. An der Universität Kassel zungen geschaffen, um Impulse zur wirtschaftlichen Entwicklung der wird vor allem in den Fachbereichen Maschinenbau, Architektur Region zu setzen. und Elektrotechnik aktiv an verschiedenen Fragen zur Energie- anwendung und -umwandlung gearbeitet. • Mit dem Institut für Solare Energieversorgungstechnik (ISET) ent- stand als Ausgründung der Universität ein führendes Institut auf dem Gebiet der elektrischen Systemtechnik. • Führende Forschungseinrichtungen aus dem Baubereich sind das Zentrum für umweltbewusstes Bauen (ZUB) sowie das Fraunhofer- Institut für Bauphysik (IBP), Projektgruppe Kassel, die zusammen ein Forschungszentrum für energieeffizientes Bauen bilden.
Studie zur Regionalentwicklung Ziele der Studie Die Studie „Nordhessen 2020: Dezentrale Energie und Arbeit“ unter- Eine langfristig auf weitgehend erneuerbaren Energiequellen beru- sucht das ökonomische Potenzial der Region Nordhessen im Bereich hende Energieversorgung, die das regionale Potenzial ausschöpft, dezentrale Energie und Energieeffizienz und beschreibt die Maßnah- benötigt für die Umsetzung eine breite politische, ökonomische Stra- men, um dieses Potenzial auch zu realisieren. Die Studie dient damit tegie, die von den Bürgerinnen und Bürgern mitgetragen wird. auch als ein Leitbild der Regionalentwicklung oder als „Roadmap“ auf dem Weg in die Zukunft. Der notwendige Transformationsprozess wird dabei nicht durch Man- gel an Wissen, Technologie oder Potenzial begrenzt. Vielmehr fehlt • Ökonomisches Potenzial aufzeigen bisher eine langfristige und klare energiepolitische Strategie auf die (regionale Wertschöpfung und Arbeitsplätze) verschiedene Akteure zurückgreifen können. • Handlungsfelder und konkrete Maßnahmen/ Wegmarken definieren Die gesellschaftliche Akzeptanz zur verstärkten Nutzung der erneuer- • Leitbild und Diskussionsbeitrag zur Regionalentwick- baren Energien ist in den letzen Jahren deutlich gestiegen. Die nach- lung und Energiepolitik formulieren haltige Nutzung des regionalen Potenzials durch heimische Unterneh- men mit hoher Wertschöpfung vor Ort ist ein Leitbild, das persönliche Zur Erreichung dieser Ziele werden drei unterschiedliche Teilhabe, Wachstum und Umweltverträglichkeit vereint und damit für Energie- und Arbeitsplatzszenarien entwickelt: Das mitt- viele Akteure mehrheitsfähig ist. lere Szenario „Konzentrierte Anstrengung“ wird dabei als „Leitszenario“ festgelegt. Insbesondere die Konzentration auf Arbeitsplatzszenarien zeigt die Chancen für die Region auf und macht die Studie für alle Institutionen Mit der Entwicklung eines umfassenden Maßnahmenkatalogs wer- interessant, die sich direkt oder indirekt mit der Regionalentwicklung den die notwendigen Aktivitäten weiter konkretisiert. Durch eine beschäftigen. Die Studie setzt den aufgezeigten Herausforderungen intensive Beteiligung von Schlüsselakteuren können dazu direkt Ver- ein positives Bild der Zukunft entgegen, indem sie die beteiligten Ak- antwortliche benannt werden. Für die Erreichung der Ziele sind die teure auf eigene Stärken und eigene Handlungsspielräume hinweist. folgenden Grundsätze verfolgt worden: Der Prozess des „Roadmapping“ zeichnet sich dadurch aus, dass die • Einbettung in globale und Technologie-Trends skizzierten Ziele bereits in Wegmarken und Maßnahmen konkretisiert • Umsetzungsorientierung werden. Die Ziele sind damit untrennbar mit den entsprechenden • Zukunftsorientierung Handlungen verbunden. Die Studie „Nordhessen 2020: Dezentrale • Offenlegung von Szenarien und Annahmen Energie und Arbeit“ ist damit ein Beitrag zur Ausgestaltung der Regio • Verdichtung auf verständliche, motivierende Arbeitsplatzszenarien nalpolitik auf dem richtungsweisenden Feld der Energiepolitik. • konsequente Konkretisierung durch planbare Maßnahmen • intensiver Diskurs von Akteuren und Entscheidern in allen Phasen Das Ziel, in der Region Nordhessen 20.000 Arbeitsplätze zu der Erstellung der Studie schaffen, ist nicht nur ein wissenschaftliches Szenario, sondern • direkte Hinführung in ein Umsetzungsprojekt (Cluster- auch ein selbstgestecktes Ziel für die Regionalentwicklung. management) des deENet Die bereits vorhandenen, vielfältigen Aktivitäten in der Region Nordhessen können mit der Studie auf einen gemeinsamen Refe- renzrahmen zurückgreifen.
10 | 11 Teil B: Kap. 2 B Methoden Der Studie liegt ein Methodenmix wissenschaftlicher Instrumente SWOT-Analyse zugrunde, die als Prozess zusammenwirken: Verschiedene Einfluss- Die Trends wirken als externe Chancen und Risiken auf regionale faktoren werden mit geeigneten Methoden analysiert und in ver- Strukturen (Stärken/Schwächen) ein. Die Erarbeitung einer SWOT- schiedene Szenarien eingearbeitet. Die Szenarien eignen sich zur Be- Analyse stellt dabei einen notwendigen Zwischenschritt für die Er- antwortung der Frage: „Was ist zu tun, um den angestrebten Zustand arbeitung von Energieszenarien in der Region Nordhessen dar. Die zu erreichen?“ (Backcasting). Ergebnisse werden in Kapitel 4 zusammengefasst. Die gesamte Studie lässt sich somit als „Roadmap“ oder als Leit- Energieszenarien bild für die Regionalentwicklung durch den Einsatz von erneuerbaren Ziel der Energieszenarien ist die energetische Bilanzierung von Erzeu- Energien und Energieeffizienztechnologien in Nordhessen lesen. Ein gung und Bedarf für die Region Nordhessen auf der Basis von End Kernstück der Studie bilden Energie- und Arbeitsplatzszenarien. Das energie. Sie berücksichtigen somit auch den Wärmebereich und den Referenzszenario „Konzentrierte Anstrengung“ dokumentiert dabei Verkehr. Dieser Ansatz unterscheidet die Studie von vielen anderen das Ziel 20.000 Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. regionalen Potenzialstudien in Deutschland. Die einzelnen methodischen Bausteine konkretisieren sich von glo- Bei der Konstruktion der Szenarien wurden vorhandene Regional- balen Trends über regionale Voraussetzungen zu tatsächlichen Maß- daten zugrunde gelegt oder Bundesdaten anhand der Einwohnerzahl nahmen identifizierbarer Akteure. Die vorgestellten Methoden sind von Nordhessen geschätzt. Die Berechnung erfolgte bis zum Jahr nicht unabhängig voneinander zu betrachten, da sie diskursiv ent- 2035, um die Plausibilität der angenommenen Entwicklungspfade für wickelt wurden und sich wechselseitig beeinflussen. Dabei kommt die längerfristige Entwicklung zu gewährleisten. den Expertenworkshops eine spezielle Rolle zu, da alle Annahmen, Thesen, Wegmarken und Maßnahmen intensiv diskutiert wurden Dabei wurden die drei Szenarien „Weiter so“, „Konzentrierte Anstren- (vgl. Kap. 10). Im Folgenden werden die eingesetzten Methoden kurz gung“ und „Maximale Anstrengung – 100%-Region“ unterschieden. vorgestellt: Für alle drei Szenarien wurde die Entwicklung für den Zeitraum 2007 bis 2035 für die unterschiedlichen Technologiepfade (PV, Solarther- Trendanalyse mie, Wind usw.) und die unterschiedlichen Märkte (Strom, Wärme Die analysierten der Trends im Bereich der dezentralen Energie und und Mobilität) anhand verschiedener Wachstums- bzw. Einsparungs- Energieeffizienz beziehen sich auf globale und langfristige Entwick- raten bilanziert. Die Szenarien werden in Kapitel 5 vorgestellt. lungen im Bereich der Technologie und Ökonomie. Die Ergebnisse wurden als strategische Annahme bei den Szenarien hinterlegt, es Arbeitsplatzszenarien sind dabei kein hypothetisches „Wunschdenken“, sondern entspre- Besonders bedeutend für die Aussage der Studie ist die Entwicklung chen dem derzeitigen Stand der Technik. Für Entscheidungsträger ist von Arbeitsplatzszenarien. Die Energieszenarien beschreiben das die Betrachtung von Trends auch über den Zeitraum von Jahrzehnten zukünftige Energiesystem anhand von physikalischen Einheiten wie eine Voraussetzung für langfristige Entscheidungen. z.B. der installierten Leistung. Der Einsatz von EE-Anlagen ist aber stets auch ein ökonomischer Vorgang: Die Anlagen müssen geplant, Die positiven Entwicklungsperspektiven für dezentrale Energietech- finanziert, errichtet und betrieben werden. Auf jeder Stufe der Wert- nologien ergeben sich nicht zuletzt auch aus den Sachzwängen wie schöpfung wird Umsatz generiert. Findet der Umsatz in der Region der Endlichkeit der fossilen Energieträger, der Klimaproblematik und statt, wird die „regionale Wertschöpfung“ gesteigert. den sich zwangsläufig ergebenden Folgen für die Energiemärkte. Die Ergebnisse werden in Kapitel 3 ausführlich dargestellt.
Studie zur Regionalentwicklung Roadmap Dieser „regionale Faktor“ ist ein entscheidender Parameter in der Ausgangslage – Kap. 3: Energiewirtschaftliche Trends – global Berechnung der Arbeitsplatzszenarien. Die Umrechnung auf den Chancen/Risiken SWOT Parameter „Beschäftigung“ ist besonders aussagekräftig für die Kap. 4: Region Nordhessen kommunikative Wirkung der Studie. Dieses Ziel wiegt methodische Stärken/Schwächen Schwierigkeiten auf, die bei der Umrechnung nicht zu vermeiden sind (vgl. Kap. 6). Potenzial des Kap. 5: Energieszenarien Sektors Erzeugung/Bedarf Unternehmensbefragung Kap. 6: Arbeitsplatzszenario Die Befragung von Unternehmen ist eine bewährte Methode, die Branchen/Sektoren Branchenstruktur einer Region zu erfassen und zu Einschätzungen über die Unternehmensumwelt und deren Entwicklungsperspektiven Handlungsfelder Strategien und zu gelangen. Die Befragung basiert auf einem Vergleich des Energie- Kap. 7: Unternehmensbefragung quantitativ clusters in Nordhessen mit einer größeren Umfrage aller Unterneh- Kap. 8: Akteursdialog men der Region aus dem Jahr 2006. Aus diesem Vergleich heraus qualitativ lassen sich die Besonderheiten und die Dynamik des Clusters dezen- trale Energie und Energieeffizienz beschreiben. und Maßnahmen Kap. 9: Maßnahmen Projekte Umsetzung Zusätzlich erhält man Aussagen zu wichtigen Handlungsfeldern und Kap. 10: Clustermanagement Standortfaktoren sowie zur Innovationsdynamik, aber auch zu Hemm- Strategie nissen und Barrieren in der Zusammenarbeit. Dies dient insbesondere Abb. 1: Aufbau der Studie der Entwicklung von konkreten Maßnahmen und Handlungsfeldern. Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung werden im Kapitel 7 ausführlich beschrieben. Die Abbildung zeigt zusammenfassend den Aufbau der Studie. Akteursdialog Auf die Darstellung globaler Technologietrends folgt die räum- Durch die Beteiligung von Akteuren in mehreren Workshops wird liche Fokussierung auf die Region Nordhessen. Aus globalen sichergestellt, dass die Studie den Ansprüchen der Zielgruppe ge- Trends (externen Einflüssen) und regionalen Strukturen (inter- recht wird. Gleichzeitig fließt das Expertenwissen der beteiligten nen Voraussetzungen) lassen sich Annahmen und Grundop Institutionen in den Prozess ein. Durch die Beteiligung von Entschei- tionen für die Konstruktion von Energieszenarien für die Region dern, Betroffenen und Experten wird die Methodik der Studie um ein Nordhessen ableiten. diskursives Element erweitert. Die Energieszenarien lassen sich zu Arbeitsplatzszenarien Nur so kann die Studie die Funktion als Zukunftsentwurf, Leitbild verdichten, indem man weitere ökonomische Parameter hinzu- oder Kommunikations- und Planungsinstrument erfüllen. Teilnehmer zieht. Durch die Befragung der Unternehmen wird die Struktur waren zum Beispiel Vertreter aus Stadtwerken, Verbänden, Unter- des Sektors und der Unternehmen verdeutlicht (Innenperspek- nehmen, Wissenschaft, der Wirtschaftsförderung usw. Durch die tive), durch die Beteiligung von Akteuren können auf individu- frühe Einbeziehung der Akteure sollte verhindert werden, dass die eller Basis konkrete Verantwortlichkeiten und Maßnahmen Studie „für die Schublade“ erstellt wird (vgl. Kap. 8). entwickelt werden.
12 | 13 Teil C: Analyse und Ergebnisse C 3. Trendanalyse Einleitung Elektrizität In diesem Kapitel werden wichtige technologische und energiewirt- Auf dem Strommarkt wird es durch den Einsatz erneuerbarer Ener- schaftliche Grundannahmen und Trends im Bereich der dezentralen gien wesentliche Veränderungen geben. Energie und Energieeffizienz beschrieben. Im Zusammenhang des gesamten Roadmapping-Prozesses erfüllt dieser Schritt folgende Langfristig wird es ein (temporäres) Überangebot an elek- Aufgaben: trischer Energie aus erneuerbaren Energien geben. Daher bietet sich der Einstieg in die Elektromobilität als zusätzliche, steuer- •• Annahmen und strategische Optionen für die Entwicklung der bare Last (bzw. Speicher) an. Szenarien werden definiert, •• der zeitliche Betrachtungsrahmen wird festgelegt, Erste Hinweise auf lokale Überangebote sind die temporären Ab- •• ein gemeinsamer Verständnisrahmen der Akteure wird schaltungen von Windparks in Starkwindphasen oder Leistungsbe- geschaffen. grenzungen aufgrund von Netzengpässen. Der Anteil erneuerbarer Energien wird sich bis 2020 auf mindestens 30% erhöhen. Aufgrund dieser wichtigen Funktion wurden die Grundannahmen und Trends in den verschiedenen Workshops mit den Schlüsselakteuren Windenergie entwickelt sich zu einer der günstigsten For- aus Unternehmen, Politik und Verwaltung sowie der Energiewirt- men der Energieerzeugung überhaupt. schaft diskutiert (vgl. Kap. 8). Der zeitliche Horizont der Trendanaly- sen erstreckt sich in dieser Untersuchung bis 2035. Für diesen Zeit- So kann schon heute mit Windenergieanlagen in Marokko elektrische raum wird in vielen Untersuchungen bereits von sehr hohen Anteilen Energie für nur 2,5 Cent/kWh erzeugt werden. Auch in Deutschland erneuerbarer Energien ausgegangen. Das BMU-Leitszenario geht wird Windenergie in wenigen Jahren wettbewerbsfähig vermarktet beispielsweise im Jahr 2030 von einem Anteil von 28% des Endener- werden. Durch Repowering ist in Deutschland das Potenzial für einen giebedarfs aus (33%Strom). weiteren Ausbau, auch an Land, vorhanden. Aussagen über derart lange Zeiträume sind jedoch mit großen Un Die Kosten von elektrischer Energie aus PV-Anlagen werden sicherheiten behaftet. In dieser Untersuchung wurde deshalb der in wenigen Jahren die Strompreise für Haushaltskunden unter- engere zeitliche Rahmen bis zum Jahr 2020 festgelegt. schreiten („Grid-Parity“). Von da an wird es theoretisch billiger sein, eigenen Strom zu erzeugen als ihn zu beziehen. Es werden nur bereits heute verfügbare Technologien beschrieben und in ihrer möglichen Weiterentwicklung dargestellt. Dies betrifft Dazu ist bis 2015 eine Kostendegression von ca. 8% pro Jahr notwen- die Bereiche dig. Diese Perspektive war auch bei der Novellierung des EEG Mitte 2008 ausschlaggebend für die Neugestaltung der Vergütungssätze. •• erneuerbare Energien •• Energieeffizienz Der Bedarf an elektrischer Energie als veredelte Energieform •• Speichertechnologien und steuerbare Lasten wird deutlich steigen, gerade für den Bereich der Mobilität. und umfasst die drei Sektoren Dies verlangt einen Wechsel der Antriebstechnologie hin zu reinen Elektromotoren, die dreimal effizienter sind als Verbrennungsmotoren. •• Elektrizität •• Wärme •• Mobilität
Studie zur Regionalentwicklung Wärme Mobilität Um die Energieeffizienz bei der Raumwärmebereitstellung signifikant Die Verknappung fossiler Rohstoffe führt parallel zu einer Verteue- zu steigern, sind Gebäudesanierungen und der Einsatz moderner rung von Treibstoffen. Biomasse, die nicht als Nahrungs- oder Futter- Heiztechnik erforderlich. mittel benötigt wird, kann zur Sicherung der Grundstoffversorgung der chemischen Industrie beitragen. Biokraftstoffe können langfristig Bei Verwendung bereits eingeführter Technik (Null- und nicht die gleichen Transportleistungen abdecken wie heute die fossi- Niedrigenergiebauweise) bedarf z.B. eine Wohnung in Mitteleu len Kraftstoffe. ropa schon heute keiner herkömmlichen Heizung mehr. Der Bedarf an Transportenergie wird nicht durch Biotreib- Für besonders kalte Tage wäre eine Back-up-Heizung, etwa eine klei- stoffe, sondern zu großen Anteilen durch erneuerbaren Strom ne Wärmepumpe, die in ein Be- und Entlüftungssystem integriert ist, gedeckt werden. Dies bedeutet den massiven Einstieg in die Elek- vollkommen ausreichend. tromobilität. Signifikante Steigerungen der Energieeffizienz bei der Raum- Das größte Energieeffizienzpotenzial im Transportsektor bietet ein wärmebereitstellung erfordern Gebäudesanierungen und den Ein- Systemwechsel im motorisierten Individualverkehr (MIV). Verbren- satz moderner Heizungstechnik. nungsmotoren werden durch Hybrid- und Elektromotoren ersetzt. Dadurch können bis zu zwei Drittel des heutigen Energiebedarfs Zu beachten ist, dass der Einfluss des spezifischen Nutzerverhaltens eingespart werden. Dies hat Auswirkungen auf die in der Region auf den tatsächlichen Heizenergiebedarf mit steigender energeti Nordhessen wichtige Fahrzeugbauindustrie. scher Qualität der Gebäude an Bedeutung gewinnt. So können in Niedrigenergiehäusern Unterschiede im flächenbezogenen Heizener- Die Batterien von Hybrid- und Elektrofahrzeugen können zu gieverbrauch um den Faktor zehn beobachtet werden. Zeiten eines hohen Angebots an elektrischer Energie geladen werden und damit fluktuierende Erzeugungsspitzen erneuerbaren Energieeffizienzmaßnahmen im Raumwärmebereich sorgen Stroms abfangen. für eine besonders hohe Wertschöpfung im lokalen Handwerk und sind für die Schaffung regionaler Arbeitsplätze von großer Elektroautos können damit eine wesentliche Rolle beim Ausgleich Bedeutung. zwischen Stromerzeugung und Verbrauch spielen. Insgesamt bieten die Speicher für elektrische Energie noch ein großes technisches Ent- Effizienzsteigerungen im Wärmebereich sind nicht allein durch effi- wicklungspotenzial. zientere Erzeugungsanlagen, sondern zunehmend auch durch intel- ligentere Steuerung von Wärmeströmen unter Berücksichtigung der Eine große Anzahl von Elektroautos bietet ein großes Poten- benötigten Temperaturniveaus möglich. Dies betrifft vor allem städ- zial als steuerbare Last und Speicher für elektrische Energie. tische Gebiete mit Nutzungsmischung von Industrie, Gewerbe und Wohnbereichen. Wie Tabelle 1 auf der Folgeseite im Überblick zeigt, Auch konventionelle Kraftwerke könnten mit größerer Volllaststun- kommen im Wärmebereich der Geo- und Solarthermie eine beson denzahl betrieben werden. Bereits heute ist der Einsatz von Erzeu- dere Bedeutung zu. gungs- und Lastmanagement und Speichern für elektrische Energie von Interesse, wenn dadurch angemeldete Bilanzkreisfahrpläne ein- gehalten und gezielt Spitzenstrom angeboten werden kann.
14 | 15 Teil C: Kap. 3 C Technologische Trends Technologie Wachstum Wirtschaftlichkeit Potenzial Nordhessen Photovoltaik Der PV-Weltmarkt wird bis 2030 um Durch größere Produktionsmengen und verbes- Im Jahr 2035 sind ca. 22% pro Jahr wachsen. Das größte serte Produktionstechnologien werden PV- etwa 40% der Elek- physikalische Potenzial zur dezentralen Module in den nächsten Jahren zu deutlich trizitätserzeugung mit Energieerzeugung haben alle Technologien, geringeren Kosten produziert (und so die Strom- PV-Anlagen möglich. die die Sonneneinstrahlung direkt nutzen. preise für Haushaltskunden unterschreiten). Solarthermie Anwendung bleibt bislang hinter den Durch Einsatz von Aluminium statt Kupfer können hohes Potenzial, Potenzialen zurück. die Produktionskosten reduziert werden. Durch z.T. Konkurrenz zur Weltweit von zunehmender Bedeutung. Optimierungen von Reflexionsverlusten und neuen Photovoltaik Speichertechnologien können zukünftig höhere Bis 10% Wachstum solare Deckungsraten erreicht werden. Windenergie Durch Repowering könnte der Windenergie entwickelt sich zu einer der günstig- Ausbaupotenzial, Anteil an der Stromversorgung von sten Formen der Energieerzeugung überhaupt Repowering 7% auf 20% gesteigert werden. (z.B. in Marokko kann Windstrom zu 2,5 Cent/kWh erzeugt werden). Wasserkraft- Das Potenzial in Deutschland ist Durch verbesserte Turbinen sind Wirkungsgrad- Das Potenzial ist anlagen weitgehend ausgenutzt. steigerungen von bis zu 10% erreicht worden. im Wesentlichen ausgeschöpft. Biomasse Eher gering. Die Nutzung der Biomasse Die Effizienz der Biosphäre bei der Umwandlung Das Potenziel wird konkurriert mit der Erzeugung von Nah- von Sonnenlicht in Biomasse ist eher gering. auf etwa 10TWh/ rungsmitteln und der Bereitstellung von Jahr geschätzt. Grundstoffen für die chemische Industrie. Geothermie Renaissance durch verbesserte Betriebs- und Energiekosten betragen nur 50% Oberflächennahe Wärmepumpen. Die Tiefengeo- der Kosten herkömmlicher Heizsysteme. Geothermie oder Hot- thermie erlebt in Süddeutschland Dry-Rock-Verfahren einen starken Aufschwung. Speicher- Der Einsatz von Speichern für elektrische Der Einsatz von Erzeugungs-/ Lastmanagement Insgesamt gibt es technologie Energie konkurriert mit Maßnahmen und Speichern für elektrische Energie kann zu bei Speichern für wie Netzausbau und Lastmanagement, der gezielten Vermarktung von Spitzenstrom elektrische Energie die beide i.d.R. kostengünstiger sind. führen, der zu wesentlich höheren Erlösen recht großes Ent- vermarktet werden kann als Grundlaststrom. wicklungspotenzial. Tab. 1: Trends in ausgewählten Technologiebereichen
Studie zur Regionalentwicklung Ökonomische Trends Der Sektor der dezentralen Energietechnologien kann als einer der Beschäftigte in Industriebereichen in Deutschland [1.000] globalen Leit- und Wachstumsmärkte der nächsten Jahrzehnte bezeichnet werden (vgl. u.a. IZT 2005, DIW 2007). In Deutschland 1100 1.088 konnten in den vergangenen Jahren – auch durch die politischen 1000 Rahmenbedingungen – beeindruckende Wachstumsraten verzeich- 950 net werden. Heute lassen sich bereits ca. 250.000 Arbeitsplätze dem 900 880 Sektor zuordnen, wobei viele dieser Arbeitsplätze in klein- und mittel- 800 ständischen Unternehmen angesiedelt sind (BMU 2008). 770 700 710 Nach einer Prognose des DIW und Roland Berger wird der Arbeitsplätze in Tausend 600 Bereich um das Jahr 2030 den Maschinen- und Fahrzeugbau in seiner Bedeutung ablösen bzw. im Bereich der Elektromobilität 500 mit ihm verschmelzen (vgl. Abb. 2). 400 Nach einer konservativen Schätzung der Internationalen Energie 300 agentur werden sich die Investitionen in erneuerbare Energien von gut 40 Mrd. (2006) bis zum Jahr 2020 verdreifachen. Bei dieser Ent- 200 170 wicklung ergeben sich für die deutschen Unternehmen erhebliche Ex- 100 portmöglichkeiten. Die Exportquote deutscher Hersteller von dezen- tralen Energieanlagen ist hoch und beträgt z.B. bei der Windenergie 0 2005 2010 2015 2020 2025 2030 oder der Photovoltaik 60 bis 70% (BMU 2006). Maschinenbau In der Region Nordhessen findet sich eine Reihe von Herstellern, die Kraftfahrzeugbau erfolgreich auf den Weltmärkten agieren. Dabei sind vor allem die Erneuerbare Energien Quelle: Prognos; DWI; BUND; Roland Berger Bereiche Photovoltaik und Solarthermie zu berücksichtigen. Eine wichtige Weichenstellung ist dabei die Wettbewerbsfähigkeit dieser Abb. 2: Beschäftigungsprognose nach Wirtschaftszweigen Technologien. Eine Grundannahme der Trendanalyse ist die Errei- chung der „Grid-Parity“ im PV-Markt (vgl. Abb. 3), die bei Lernkur- 50 ven industrieller Prozesse von ca. 5 bis 8% Preissenkung pro Jahr für Deutschland im Jahr 2015 prognostiziert werden kann. 40 € ct/kWh 30 Preissteigerungen und hohe Volatilität in den Rohstoffmärkten belas 20 ten zudem die Konsumenten. Daher werden immer mehr Haushalte zu Effizienzmaßnahmen greifen und zu mehr Umsatz z.B. im Bereich 10 der Gebäudesanierung beitragen. 0 2005 2010 2015 2020 Innovationen im Bereich der dezentralen Energietechnolo- Strompreis-Entstehungskosten Stromabgabepreis gien und steigende Energiepreise führen zu einer Umkehrung der Kostenverhältnisse: Die Kosten des fossilen Vergleichsystems Abb. 3: Kosten der Stromerzeugung durch PV („Grid-Parity“) werden die des nachhaltig optimierten Systems übersteigen.
16 | 17 Teil C: Analyse und Ergebnisse C 4. Energieregion Nordhessen Das Cluster dezentrale Energietechnologie Im Bundesland Hessen stellt Nordhessen nach der Region Rhein-Main Netzwerk zusammengeschlossen haben. deENet leistet durch sein den zweitgrößten Wirtschaftsraum dar. Nordhessen umfasst die fünf aktives Clustermanagement einen wichtigen Beitrag für die regionale Landkreise Kassel, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg, Werra- Wirtschaftsförderung. Meißner, Hersfeld-Rotenburg sowie die kreisfreie Stadt Kassel. In der Region leben knapp eine Million Menschen. Cluster können aus ökonomischer Sicht als Netzwerke von Produ- zenten, Zulieferern, Forschungseinrichtungen (z.B. Hochschulen), In Nordhessen ist in den letzten 25 Jahren ein umfangreiches Know- Dienstleistern (z.B. Design- und Ingenieurbüros) und verbundenen how zur dezentralen und erneuerbaren Energieversorgung entwickelt Institutionen (z.B. Handelskammern) mit einer gewissen regionalen und bereits vielfältig umgesetzt worden. Hier findet sich eine beson- Nähe definiert werden, die eine Wertschöpfungskette bilden. Wich- dere Konzentration von Hochschuleinrichtungen, Instituten und Unter- tige Spezifika im Cluster werden im Folgenden kurz betrachtet:. nehmen im Bereich dezentraler Energietechnik und Energieeffizienz. •• Industrieunternehmen: Insbesondere bei den dezentralen Ver- Produkte und Systemlösungen aus Nordhessen setzen vielfach Stan- sorgungssystemen sind in der Vergangenheit Unternehmen ent- dards auf nationalen und internationalen Märkten. Von der PV-Sys- standen, die zu einem maßgeblichen Wachstum bei den Umsatz- temtechnik und Solarthermie über KWK-Anlagen bis hin zu modernen und Beschäftigungszahlen in der Region geführt haben. Heizsystemen existiert in Nordhessen ein breites Spektrum an dezen- •• Forschung und Entwicklung: Das Cluster verfügt aufgrund seiner tralen und erneuerbaren Energietechniken und ein attraktives Umfeld angeschlossenen Institute und Einrichtungen über ein hohes für weitere Unternehmen der Branche. Innovationspotenzial. •• EE-Potenzial: Diese regionalen Kompetenzen werden in einer Viel- Vor dem Hintergrund der globalen Rahmenbedingungen hat zahl von Beispielen sichtbar. Das natürliche Potenzial der Region die Region Nordhessen eine besonders gute Ausgangsposition für ermöglicht auch den weiteren massiven Ausbau in der Fläche. eine strategische und auf Wachstum ausgerichtete Strategie auf dem Zukunftsmarkt für dezentrale Energieversorgungssysteme. Ein vollständiges Cluster umfasst Unternehmen in einer Re gion, die „von der Idee zum Produkt“ alle Stufen der Wertschöp- In der Region Nordhessen wurde dieses Entwicklungspotenzial früh- fung abbilden. Dies ist in Nordhesen im Bereich der dezentralen zeitig erkannt und mit der Gründung des deENet eine Institution ge- Energietechnik der Fall. schaffen, in der sich die relevanten Akteure in der Region zu einem Forschung & Planung & Produktion Betrieb Aus- & Entwicklung Entwurf Weiterbildung Abb. 4: Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette (Mitglieder von deENet)
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