Regiokonzept Hamburg-Bergedorf Südstormarn Herzogtum Lauenburg Süd - Impulse für die zukünftige Siedlungs-, Verkehrs- und Freiraumentwicklung ...
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Regiokonzept Hamburg-Bergedorf Südstormarn Herzogtum Lauenburg Süd Impulse für die zukünftige Siedlungs-, Verkehrs- und Freiraumentwicklung Kreis Stormarn Kreis Herzogtum Lauenburg
Im folgenden Bericht wird zugunsten des Leseflusses auf das Gendern verzichtet. Selbstverständlich sind alle Geschlechter angesprochen. 2
Impressum Auftraggeber: Stadt Reinbek für Gemeinsames Mittelzentrum Reinbek/Glinde/ Wentorf b. Hamburg, Freie und Hansestadt Hamburg – Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Freie und Hansestadt Hamburg – Bezirksamt Bergedorf Bearbeitung: BSR | Büro für Stadt- und Regionalentwicklung, SBI | Beratende Ingenieure für Bau - Verkehr - Vermessung GmbH, Sweco GmbH, Hamburg Hamburg, 10. Februar 2020 3
Kreis Stormarn Kreis Herzogtum Lauenburg Inhalt Einleitung 5 Trendbetrachtung 6-13 1.0 Warum ein Regiokonzept 14-17 1.1 Anlass und Ausgangspunkt 17-19 1.2 Projektaufgabe 20 1.3 Der Bearbeitungsprozess im Überblick 21-23 2.0 Ausgangslage, Perspektive, Potentiale 24-25 2.1 Einwohner- und Siedlungsentwicklung 25-37 2.2 Verkehrsentwicklung 38-47 2.3 Grün- und Freiräume 48-49 2.4 Regionale Kooperationen 50-51 3. Leitbild und Zielagenda 52 3.1 Das Leitbild der Region 53 3.2 Zielagenda 54-55 3.3 Das Raumbild der Region 56-57 4.0 Die regionalen Werkzeuge 58-59 Stärkung und Entwicklung neuer starker ÖPNV-Linien (Werkzeuge 1- 4) 60-69 Weitere Werkzeuge mit Fokus Verkehrsentwicklung (Werkzeuge 5 - 6) 70-73 Ein Regionalpark als gemeinsame Klammer der Region (Werkzeug 7) 74-77 Gewerbeentwicklung im Fokus (Werkzeug 8) 78-79 Weiterentwicklung der vier weiteren Nachbarschaften (Werkzeuge 9 – 12) 80-89 Regionale Entwicklungsbereiche (Werkzeug 13) 90-91 5.0 Strategiekarte „Zwischen Bille und Glinder Au" und „Geesthacht Plus" 92-93 Entwicklungsbereiche 94-95 Weitere Potentiale 95 6.0 Wie geht es weiter 96 Literaturverzeichnis 97 Abbildungsverzeichnis 98-99 4 4
Einleitung Übergeordnete Gesellschaftstrends haben und werden auch weiterhin Einfluss auf die regionale und auch kommunale Entwicklung haben. Die raumprägende Siedlungs- und Verkehrsentwicklung des östlichen Teils des Kernraumes der Metropolregion Hamburg in der derzeit prognostizierten Entwicklung müssen vor dem Hintergrund der absehbaren baulichen und sozialen Trendentwicklungen neu beurteilt und in die regionalen und kom- munalen Entwicklungsplanungen einbezogen werden. Dies gilt auch für das Regiokonzept für den Raum Hamburg-Bergedorf, Südstormarn, Her- zogtum Lauenburg Süd. Mit dem vorliegenden Regiokonzept wird eine Entwicklungspers- pektive für die nächsten 20 Jahre und darüber hinaus aufgezeigt. „In nur wenigen Teilräumen der Metropolregion Hamburg ist Kooperation so zwingend notwendig, wie im Bereich des gemeinsamen Mittelzentrums Reinbek, Glinde, Wentorf, dem Bezirk Bergedorf und den benachbarten Ge- meinden in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Wirtschafts- dynamik, Verkehr, Pendler, Flächenbedarfe prägen den Raum ebenso wie ungehobene Potenziale des Wohnens und des Freiraums. Gut ist es, dass sich dort bereits seit vielen Jahren engagierte Akteure aus Ländern, Kreisen und Gemeinden abstimmen und versuchen Prioritäten der Entwicklung zu setzen. Das vorliegende Strukturkonzept kann sicher zur Intensivierung der interkom- munalen Kooperation in diesem Raum beitragen." - Swen Wacker, Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg „Der Bezirk Bergedorf ist vielfältig und eng mit den angrenzenden Kommu- nen in Schleswig-Holstein verknüpft. Es gibt eine gute Tradition in der Zu- sammenarbeit, die mit den Vorschlägen aus diesem konzeptionellen Ansatz intensiviert und ausgebaut werden soll. Bergedorf wird sich daher gerne aktiv in den daraus resultierenden weiteren Prozess einbringen.“ - Arne Dornquast, Bezirksamtsleiter Bergedorf Foto: M. Zapf „Mit der Initiative das Regiokonzept auf den Weg zu bringen, hat sich das Mittelzentrum Reinbek, Glinde und Wentorf b. Hamburg auf den Weg ge- macht, existentielle Zukunftsfragen in der Stadt- und Verkehrsentwicklung in die Hand zu nehmen. Vertrauensvoll wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern das Ziel erreichen, die Entwicklungen in den Bereichen Arbeiten, Le- ben und Wohnen in der Region konzeptionell abzustimmen und positiv zum Wohle unserer Bürgerinnen und Bürger für die Zukunft zu gestalten." - Rainhard Zug, Bürgermeister Stadt Glinde, Sprecher Mittelzentrum Reinbek/Glinde/Wentorf „Das Regiokonzept ist allein deswegen schon eine gute Sache, weil es durch den Austausch mehrerer Partner entstanden ist. Für Geesthacht ist eine stärkere Vernetzung mit dem ÖPNV Bergedorfs sehr interessant. Mit dem Radschnellweg und der Bahntrasse nach Bergedorf finden sich gleich zwei Kernprojekte Geesthachts in dem Konzept.“ - Olaf Schulze, Bürgermeister Geesthacht 5
Trends: Suburbanisierung - Starkes bis sehr starkes Wachstum der Städte und Gemeinden im Hamburger Umland - Der Suburbanisierungstrend in den Metropolregionen wird weiter zunehmen. Wesentliche Gründe hierfür sind steigende Wohnkosten und dem Wunsch nach mehr Umweltqualität sowie "der Stadt" zu entkommen. - Bevorzugt werden kleinteilige Strukturen und eine ländlichere Umgebung - Der Trend wird im Stadt-Umland-Bereich zu einem Mangel an günstigen und leicht bebaubaren Flächen führen. 6
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Trends: Neues Umweltbewusstsein - Die Bedeutung und die Notwendigkeit einer umweltgerechten Anpassung in der Gesellschaft wächst, bzw. Forderungen nach mehr Steuerung einer nachhaltigen Entwicklung werden zunehmen. - Dies beinhaltet umweltgerechte Siedlungsentwicklung sowie die Debatte um Ressourcenverknappung, Energieeffizienz und dezentrale Energieversorgung. 9 2 Abb.
Trends: Neue Mobilität - Neue, ganzheitliche Mobilitätskonzepte für Städte und Regionen - Einbindung neuer Mobilitätsformen, -angebote und -infrastrukturen - Erforderliche Qualitätsoffensive für den ÖPNV durch mehr Angebote und Verläss- lichkeit in der Fläche - Breitere Betrachtung von Pendlerbeziehungen auch hinsichtlich Einkauf, Freizeit, Naherholung - Flexibilisierung des ÖPNV-Angebots - Inklusion und Förderung neuer Mobilitätsformen - Benutzerfreundlichkeit verbessern 10
1 13 Abb.
Trends: Digitalisierung und neue Formen der Arbeit - Raumplanerische Auswirkungen durch veränderte Anforderungen an künfti- ge Arbeitsplätze und dem engeren Verhältnis zwischen Wohnen und Arbeiten (Co-Working, flexible Arbeitsplätze, home-office) werden zunehmen. - Zudem werden Wünsche im Arbeitsleben nach mehr Work-Life-Balance und einer aktiven Einbindung in social Communities durch die Arbeitnehmer anwachsen. - Die künftigen Siedlungs- und Stadtentwicklungen werden zunehmend mehr Gewicht auf die Entwicklung moderner, zukunftsweisender Gewerbegebiete mit starken nachhaltigen Mobilitätsangeboten, einer attraktiven Anbindung und einem hochwertigen Erscheinungsbild legen. - Unternehmen und Betriebe werden auch deutlich mehr Anreize und Möglichkei- ten schaffen, verstärkt Fachkräfte an ihren Standort zu binden, u.a. durch eignen und betriebsnahen "Werkswohnungsbau", durch mehr Flexibilisierung in den Arbeitszeiten, durch ein erweiterte soziales Infrastrukturangebot u.ä. 12
1 34 Abb.
Regiokonzept für die Region Hamburg-Bergedorf Südstormarn Herzogtum Lauenburg Süd 14
Im Februar 2020 wurde das hier vorliegende REGIOKONZEPT Hamburg-Bergedorf/ Südstormarn / Herzogtum Lauenburg Süd (im Folgenden kurz Regiokonzept) in einem partizipativen Prozess fertiggestellt. Das Regiokonzept nimmt dabei eine in- formelle Metaebene zwischen der Planung der Länder (Raumordnungspläne) sowie der Kreise und Kommunen (Bauleitplanung) ein. Vor dem Hintergrund aktueller Trends und sich daraus ergebenden Herausforderun- gen und Entwicklungspotentialen aus den Bereichen Siedlungsstruktur, Verkehr und Freiräume wurden eine gemeinsame ZIELAGENDA sowie ein RAUMBILD DER REGION ausgearbeitet. Zur Erreichung dieser Ziele auf regionaler Ebene empfiehlt das Regio- konzept die Anwendung von 13 sogenannten REGIONALEN WERKZEUGEN. Diese Werkzeuge beschreiben Maßnahmenfahrpläne, die von konkreten ersten Schritten bis zu mutigen und visionären Perspektiven für die Region reichen. 1 55 Abb.
Das Regiokonzept - stellt eine inhaltliche und konzeptionelle Grundlage für den weiteren Entwicklungsprozess dar. - betrachtet Siedlungsentwicklung, Verkehr und Freiräume in einem integrierten Verständnis. - setzt auf grenzübergreifende Kooperationen. - nimmt Impulse und Festsetzungen von anderen Konzepten und Planungen auf. - definiert zentrale Handlungsempfehlungen in Form von sogenannten "Regionalen Werkzeugen", die lokal in Planungen und Konzepten übernommen werden können. 16
1.0 Warum ein Regiokonzept? Der östliche Teil des Kernraums der Metropol- Die wachsenden Verkehrsbelastungen und die region Hamburg zwischen Stapelfeld, Siek, Trittau, damit einhergehenden zunehmenden Umwelt- Schwarzenbek, Büchen, Geesthacht und Bergedorf belastungen, das rasante Siedlungswachstum mit verzeichnet seit Jahren eine stetig wachsende Ent- diversen monostrukturierten Neubauwohnstand- wicklungsdynamik. Diese spiegelt sich deutlich in orten an den Ortsrändern sowie der weitere Druck zunehmenden Einwohnerzahlen, einem kräftigen von Gewerbeansiedlungen in der Region stellen Siedlungswachstum mit steigenden Wohnungs- die Gemeinden, Städte und östlichen Stadtteile bauzahlen und umfangreichen Gewerbeansied- Hamburgs vor erhebliche Herausforderungen. Im lungen wider. Folgenden sollen Anlass, Projektaufgabe und Be- arbeitungsprozess vorgestellt werden. Diese Entwicklungsdynamik ist gleichzeitig mit einem sehr deutlichen Anstieg des Verkehrsauf- kommens in der gesamten Region verbunden, der maßgeblich durch die erheblichen Zunahmen von Pendler- und Wirtschaftsverkehren zwischen Hamburg und der Region hervorgerufen wird. Die damit verbundenen Begleiterscheinungen belas- ten nicht nur die zentralen Orte und Verkehrskno- ten, sondern die Region insgesamt. Abb. 6: Verortung der Region in der Metropolregion Hamburg 1.1 Anlass und Ausgangspunkt Der Anlass zur Erstellung eines Regiokonzepts ergibt sich aus verschiedenen regionalen Problem- feldern wie: • wachsende Stauphänomene • die stetig steigende Zahl von Pendlern und Wirtschaftsverkehren • die zunehmende Zersiedlung • der weiterhin wachsende Siedlungsdruck • die damit verbundene wachsende Flächenin- anspruchnahme sowie • die zunehmenden Umweltbelastungen. Diese sich schon seit längerem abzeichnende Siedlungs- und Verkehrsentwicklung in der Region wurde bereits 2015 zum Anlass genommen, um folgende Frage umfassend zu beleuchten und konkrete Antworten darauf zu finden: „Benötigt die Region Hamburg-Ost/östliches Umland, vor dem Hintergrund der sich abzeich- nenden Siedlungs- und Verkehrsentwicklung, ein regionsübergreifendes Entwicklungskonzept?“ Abb. 7: Fachkonferenz im Bergedorfer Rathaus (16. Mai 2015) 17
Auf Initiative des Mittelzentrums Reinbek, Glinde, 7) Welche Struktur, welcher institutionelle Wentorf b. H. sowie des Bezirkes Hamburg-Berge- Rahmen wäre für eine Umsetzung der aus der dorf und der Behörde für Stadtentwicklung und Beantwortung dieser Fragestellungen resultie- Wohnen (BSW) wurde diese bedeutsame Frage- renden Aufgaben und Projekte aus Sicht der stellung bereits am 16. Mai 2015 im Rahmen einer Region erforderlich? Fachkonferenz im Bergedorfer Rathaus mit einer Reihe von Behörden und Gebietskörperschaften Im Sinne eines bisher praktizierten regionalen aus der Region diskutiert. „Bottom-Up-Prinzips“ und eines nach wie vor be- stehenden regionalen Engagements, ein Regio- Trotz unterschiedlicher Einschätzungen in Bezug konzept „auf die Beine zu stellen“, wurden bis zum auf die Belastung der Region durch Pendlerströ- vorliegenden Regiokonzept folgende inhaltlichen me, Staus, Siedlungsdruck und damit auch der Zwischenschritte vollzogen. Beurteilung der Steuerungs- und Interventions- notwendigkeit wurden als Ergebnis zunächst Der Weg zum Regiokonzept: grundlegend zu beantwortende Fragestellungen • 16. Mai 2015 Fachkonferenz zur Frage: „Ist ein definiert: übergreifendes regionales Verkehrskonzept für Hamburg-Ost und das östliche Umland der 1) Stellt die gegenwärtige Verkehrssituation in Metropolregion erforderlich? der östlichen Metropolregion zwischen Berge- dorf, Ahrensburg, Trittau, Schwarzenbek und Geesthacht tatsächlich ein übergreifendes, • 2016 Expertise zur Auswertung aller vorliegen- den Konzepte und Gutachten mit Bezug zur regionales Problem dar oder sind es lediglich Region vereinzelte lokale Problemlagen? 2) Bedarf es bei noch weiter steigenden Entwick- • 2016 - 2017 Kommunalabfrage aller geplanten Wohnungsbau- und Siedlungsvorhaben in der lungen im Bereich Verkehr (Pendelverkehre, Region Wirtschaftsverkehre, Naherholungsverkehre) und Siedlungsentwicklung (Wohnungsbau, Gewerbestandorte, Nahversorgung) einer • 2017 Ergebnis- und Positionspapier für über- greifendes Konzept zur regionalen Verkehrs- verstärkten regionalen Steuerung und Koordi- und Siedlungsentwicklung für Hamburg-Ost nierung? und das östliche Umland 3) Wie viel Wachstum kann der Raum bzw. diese Teilregion überhaupt noch verkraften und wel- • 2018 - 2020 Erarbeitung und Abstimmung des "Regiokonzepts Hambug-Bergedorf, Südstor- che Standards (Ziele) der Verträglichkeit sind marn und Herzogtum Lauenburg Süd" an diesen Raum perspektivisch zu stellen? 4) Wo ist eine angemessene und kompakte Sied- lungsentwicklung mit Quartiers- und Nach- barschaftsbildung unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Beibehaltung qualitativer Siedlungsstandards in Anbetracht anhaltender Siedlungsdynamik und Verkehrsentwicklung möglich? 5) Wie kann ein Freiflächen- und Landschafts- raum mit schonendem Siedlungswachstum und gesundem Wohn- und Lebensverhältnis- sen in der Region aussehen bei gleichzeitiger Sicherstellung adäquater Erreichbarkeiten von Arbeiten, Versorgung und Naherholung? 6) Welche Lösungen im Bereich Verkehrsinfra- struktur und öffentlicher Nahverkehr sind dafür erforderlich? 18
Der Betrachtungsraum des Regiokonzepts Stadt / Stadtteil / Gemeinde Abb. 8: Übersichtskarte des Betrachtungsraums und der aktiv beteiligten Kommunen Das Regiokonzept und aktuelle, zu berücksichtigende Konzepte und Planungen Landesplanung Neuaufstellung Regionalpläne Hamburger Planungsebene Landesentwicklungsplan Lokale Planungsebene der Kommunen Kreisentwicklung Stormarn Kreisentwicklung Herzogtum Lauenburg Entwicklungskonzept Bergedorf Gutachten: Wohnbauliche Entwicklung im Kreis Herzogtum Metaebene Lauenburg 19 Abb. 9: Das Regiokonzept und andere Konzepte und Planungen
1.2 Projektaufgabe Die 2016 bereits erkannte Notwendigkeit einer re- wirkliche Alternative zu den motorisierten gional übergreifenden, integrierten und Maßnah- Pendelverkehren zu schaffen; men unterlegten Konzepterstellung zur "Harmoni- • fehlende intraregionale und politisch legiti- sierung und Steuerung der Siedlungsstruktur- und mierte Kooperationsverbünde zur gemeinsa- Verkehrsentwicklung für die Region" hat sich men räumlichen und inhaltlichen Steuerung gegenüber heute nicht wesentlich verändert. der Siedlungsentwicklung; • die Erforderlichkeit einer vernetzten und Vielmehr hat sich die Erforderlichkeit und da- qualifizierten Weiterentwicklung der Grün-, mit die spezifizierte Ausrichtung des Konzepts Freiraum- und Biotopverbundsysteme in der aufgrund der insgesamt angewachsenen und Region, vor allem durch eine verstärkt länder- regional unterschiedlich ausgeprägten Siedlungs- übergreifende wie auch intraregionale abge- dynamik nochmals verdeutlicht. Ebenso hat sich stimmte Zusammenarbeit und Vernetzung. der daraus erwachsene Handlungs- und Problem- druck, vor allem in Bezug auf die heutige Verkehrs- Diese ermittelten regionalen Erkenntnisse und situation, deutlich herausgestellt. Herausforderungen bildeten den inhaltlichen Ausgangspunkt zur Entwicklung des vorliegenden Die regionalen Herausforderungen und unter- Regiokonzepts zur künftigen Harmonisierung der schiedlich stark ausgeprägten Belastungen und regionalen Siedlungs- und Verkehrsentwicklung. Problemlagen beruhen auf folgenden aktuellen Erkenntnissen und Herausforderungen (vgl. ausf. Ergänzend zur aktuellen Ausgangssituation von Kap. 2): 2016 sind die zwischenzeitlich neu entwickelten • zunehmende Verkehrsbelastungen durch oder in der Entstehung befindlichen kommunalen Pendlerverkehre innerhalb der Region, d.h. Entwicklungsperspektiven und -konzepte wie z.B. 67.000 Auspendler pro Tag in Richtung Ham- das Stadt-Umland-Konzept von Geesthacht, der burg und 53.000 Einpendler pro Tag in die Entwicklungsbereich Schwarzenbek-Müssen-Bü- Region (Stand 2018); chen, die Entwicklungsdynamik von Trittau oder • stetig steigende Einwohnerzuwächse, d.h. zwi- das neue Entwicklungskonzept von Hamburg-Ber- schen 2014 und 2018 ein Plus von Ø 4,3% in gedorf einbezogen worden. Darüber hinaus sind der Region, sowie eine parallel stetig wachsen- die neuen, regional bedeutsamen Herausforde- de Wohnraumnachfrage, d.h. zwischen 2014 rungen wie die Ostumgehung Hamburg A21 mit und 2018 hat die Region ein Zuwachs von rd. Anbindung an die Ortsumgehung Geesthacht 6.200 Wohneinheiten zu verzeichnen; und die geplante Ausdehnung der Gewerbeent- • sich ins weitere östliche Umland der Metropo- wicklungen entlang der A1 berücksichtigt worden. le fortsetzenden Stadt-Umland-Wanderungen Deren jeweiligen Ausrichtungen und Zielsetzun- aufgrund des weiter anwachsenden Grund- gen sind im Regiokonzept berücksichtigt und stücks- und Mietpreisgefälles gegenüber der einbezogen worden. Kernstadt, der Suche nach bedarfsgerechtem Wohnraum im Umland (u.a. auch für Fach- Mit Zusage von Mitteln des Förderfonds der Met- arbeitskräfte) sowie aufgrund einer neuen ropolregion Hamburg konnte das Projektteam des Surbanisierungstendenz; Regiokonzepts seine Arbeit im Mai 2018 aufneh- • wachsende Nachhol- und Anpassungsbedarfe men. Weitere Finanzierungsmittel wurden durch bei den verkehrlichen Infrastrukturen (z.B. Aus- die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen bau von zusammenhängenden Fahrrad- und (BSW), Hamburg, die Landesplanung Schleswig- Velorouten-Netzen); Holstein (LPSH), die Kreise Stormarn und Herzog- • vor allem im Bereich des schienengebunde- tum Lauenburg, dem Bezirk Hamburg-Bergedorf nen ÖPNV und einem regional ausgewogenen, sowie des gemeinsamen Mittelzentrums Reinbek/ qualitätsvollen und modernen Netz von Mobi- Glinde/ Wentorf b. Hamburg bereitgestellt. litätsangeboten sind in der Region erhebliche Investitionen notwendig, um mittelfristig eine 20
1.3 Der Bearbeitungsprozess im Überblick Die einzelnen Bestandteile zur Ausarbeitung und bereits vorhandenen interkommunalen Koope- Erstellung des Regiokonzepts wurden im Laufe des rationen und Zusammenarbeiten eine tragende Prozesses regelmäßig angepasst und im projekt- Rolle. Insofern greift das Regiokonzept diese "Ge- begleitenden Arbeitskreis (pAK) abgestimmt. Im staltungspotentiale" auf und integriert diese in die pAK waren vertreten: Gesamtkonzeption, wie den "Stadt-Umland-Dialog • die Landesplanung Schleswig-Holstein, Hamburg-Ost/östliche Nachbargemeinden", die • die Behörde für Stadtentwicklung und Woh- "Stadt-Umland-Kooperation Geesthacht" sowie die nen, Amt für Landesplanung und Stadtent- ländergrenzenübergreifenden interkommunalen wicklung, Kooperationen zwischen den östlichen Bezirken • die beiden Kreise Stormarn und Herzogtum Hamburgs und den angrenzenden Kreisen. Lauenburg, • die Geschäftsstelle des Mittelzentrums Rein- Zur Beurteilung der regionalen Ausgangslage und bek/Glinde/Wentorf b. Hamburg, der regionalen Perspektive wurden Expertenge- • der Bezirk Hamburg-Bergedorf sowie spräche mit Schlüsselinstitutionen und Akteuren • die Städte Glinde und Reinbek und die Ge- sowie eine Kommunalbefragung zur künftigen meinde Wentorf b. Hamburg Siedlungs- und Wohnungsbauentwicklung ge- führt. Dieser Schritt bildete den Übergang in die Ein wichtiger Bestandteil der Projektaufgabe war nächste Projektphase d.h. der Herausarbeitung eine dezidierte Regionalanalyse der aktuellen Ent- eines regionalen Leitbildes und der damit verbun- wicklung der letzten Jahre zu erarbeiten mit den denen Zielagenda. Mit: Parametern: • zwei Zukunftswerkstätten mit jeweils rund 100 • Einwohnerentwicklung im Verhältnis zur vorlie- Teilnehmern, genden kleinräumigen Bevölkerungsprognose, • Diskussions- und Informationsveranstaltun- • Flächen-, Wohnungsbau-, Siedlungs- und Ge- gen mit Bürgermeistern aus der Region, dem werbeentwicklung, Bezirksamtsleiter von Hamburg-Bergedorf, • Entwicklung der Beschäftigten am Wohn- und Kommunlalpolitikern und Vertretern der Kom- am Arbeitsort, munalverwaltung, • Verkehrsentwicklung und Entwicklung der • gezielte Informations- und Abstimmungstref- Pendlerströme. fen bei Amtsverwaltungen sowie • Sitzungen des pAK in diesem Zusammenhang. Bewegründe für eine dezidierte Regionalanalyse sind engmaschige und detaillierte Begründungen Projektstart Mai 2018 und Argumentationsketten zur Hervorhebung der erforderlichen Handlungsnotwendigkeit vor dem Regionanalyse Hintergrund der wachsenden Entwicklungsdyna- projektbegleitender Arbeitskreis mik in der Region. Zukunftswerkstatt I 12. Sep. 2018 (Grundschule Wentorf) Szenarien / Trends / Zielagenda- und Ergänzend zur Regionalanalyse wurden unter Raumbildentwicklung Einbeziehung aktueller gesellschaftlicher, verkehr- Informations- und 22. März 2019 licher und siedlungsstruktureller Entwicklungs- Abstimmungstermin (Grundschule Wentorf) optionen und Trends regionale Entwicklungsper- 6. Mai 2019 Zukunftswerkstatt II spektiven skizziert. Dies betraf u.a. die Bereiche (Rathaus Glinde) Mobilitätsverhalten und Verkehrsentwicklung, Werkzeuge- und Siedlungs- und Flächenentwicklung, Innenent- Maßnahmeentwicklung wicklung und Suburbanisierung, neue Arbeitsfor- große Informationsverantstaltung 12. Aug. 2019 (Schloss Reinbek) men und moderne Gewerbestandorte. Konzeptausarbeitung / Abstimmungsprozess Mit Blick auf die künftige Gestaltung und Steue- rung der regionalen Entwicklung spielen die Projektabschluss Februar 2020 Gremienbefassung 1. Halbjahr 2020 (Stadt-/Gemeindevertretungen) 21 Abb. 10: Schema des Bearbeitungs- und Beteiligungsprozesses
Die hierbei für das Regiokonzept gemeinsam ent- Das Regiokonzept sollte regelmäßig fortge- wickelten handlungsfeldbezogenen Ziele (Ver- schrieben und kommunal verankert werden kehr, Siedlungsentwicklung, Grün- und Freiräume, Gewerbe) bilden gebündelt und priorisiert das Das vorliegende Regiokonzept ist kein abschlie- regionale Leitbild, das Raumbild für die Region. ßendes Planwerk. Es stellt vielmehr eine ziel- und Unterlegt wird dieses regionale Leitbild mit einer maßnahmenunterlegte Grundlage der regionalen, Zielagenda, die neben Handlungsfeldbezogenheit grenzüberschreitenden und räumlichen Entwick- auch räumliche und lokale Bezüge haben sowie lung dar. Dieses "Rahmenkonzept" sollte regel- ebenso mit zeitlichen und inhaltlichen Prioritäten mäßig gemeinsam fortgeschrieben und eventuell versehen sind. nachjustiert werden und vor allem kommunal und in den Gebietskörperschaften verankert und um- Der abschließende Arbeitsschritt war die Überfüh- gesetzt werden. Abbildung 11 verdeutlicht noch- rung der inhaltlichen und räumlichen Zielagenda mals den Zusammenhang der Projektaufgabenbe- in ein Handlungs- und Maßnahmenkonzept. Die standteile und -struktur. damit verbundenen Projekte, Verfahren und Vor- haben ("Regionale Werkzeuge") sollen die Um- Neben den wichtigen inhaltlichen und organisa- setzung der Ziele und Aufgaben des entwickelten torischen Vorarbeiten zur Beurteilung der Aus- Raumbildes ermöglichen. gangssituation und der Entwicklungsdynamik in der Region war von Beginn an die Einbeziehung, der Abgleich und die inhaltliche und zielbezogene Verzahnung mit den laufenden Planungen und Konzeptentwicklungen in und für die Region eine wichtige Aufgabe. Projektaufgabe (1.0) Einbeziehung aktueller Konzepte und Planun- gen in das Regiokonzept Analyse (2.0) Der inhaltliche Abgleich und die gezielte Einbezie- hung waren wichtig, um allen Beteiligten deutlich Siedlungs- Verkehrs- Grün- und Regionale zu machen, dass hierauf im Erarbeitungsprozess entwicklung entwicklung Freiräume Kooperatio- Bezug genommen wird bzw. die vereinbarten (2.1) (2.2) (2.3) nen (2.3) Ziele, Projekte, Maßnahmen, Verfahren nicht kontraproduktiv oder gegensätzlich zu anderen Vorhaben stehen. Leitbild und Zielagenda (3.0) Dies betrifft vor allem den in der Fortschrei- Raumbild bung sich befindende Landesentwicklungsplan Schleswig-Holstein sowie den sich derzeit in der Maßnahmenfahrpläne Neuaufstellung befindliche Regionalplan für den Planungsraum III. Regionale Werkzeuge (4.0) (Handlungsempfehlungen) Ebenso einbezogen und berücksichtigt wurden die Planungen und Konzepte auf Kreisebene sowie Grundlagen und Interessenslagen der zuständi- gen Ämter der beiden Kreise. Insbesondere die „Anpassungsstrategie für den Siedlungs- und Wohnungsbau im demografischen Wandel für den Kreis Stromarn“, wie auch die kleinteiligen Bevöl- kerungs- und Haushaltsprognosen für die beiden Strategiekarte (5.0) Kreise sind hier zu nennen. Verstetigung und Umsetzung Abb. 11: Struktur des Regiokonzepts 22
Abb. 12: Eindrücke aus den Zukunftswerkstätten und Informationsveranstaltungen 23
Die Region - entwickelt sich sehr dynamisch. - hat Optimierungspotentiale im schienengebundenen ÖPNV. - hat Potentiale bei der Vernetzung der Grün- und Freiräume. - braucht leistungsfähige Institutionen der Zusammenarbeit. 24
2.0 Ausgangslage, Perspektive, Potentiale Im Folgenden werden die im Fokus stehenden lungsentwicklung inkl. Pendler, sowie Verkehrsent- Themen vertieft und in Bezug auf das Leitbild wicklung, Grün- und Freiräume und bestehenden analytisch bewertet. Die daraus erzielten Kerner- regionale Kooperationen gegliedert. kenntnisse stellen die Grundlage der unter 3.0 entwickelten Zielagenda dar. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Einwohner- und Siedlungsentwicklung sowie auf der Verkehrs- Das Kapitel 2.0 Ausgangslage, Perspektive, Poten- entwicklung. tiale wird in die Themen Einwohner- und Sied- 2.1 Einwohner- und Siedlungsentwicklung Die Region entwickelt sich sehr dynamisch Die Grundlage der nachfolgenden Ausführungen Die Städte und Gemeinden in der Region, die den und Abbildungen zur Beschreibung der Ent- Bereich des Kreises Stormarn betreffen, verzeich- wicklungsdynamik in der Region bilden für die nen zwischen 2014 und einschließlich 2018 und Bereiche der demografischen Entwicklung, der einen durchschnittlichen Anstieg der Einwoh- Wohnungsbauentwicklung und den Abgleich mit nerzahl von +3%. Diese dynamische Ausgangs- den prognostizierten Angaben zur Bevölkerungs- situation wird dadurch unterstrichen, dass der entwicklung und dem künftigen Wohnbedarf gegenwärtige Einwohnerstand (31.12.2018) in folgende Unterlagen bzw. Quellen: vielen stormarnischen Gemeinden und Städten • die Daten der Bevölkerungsfortschreibung des der Region bereits fast den Bevölkerungsstand der Statistikamtes Nord für Hamburg und Schles- aktuellen Bevölkerungsprognose 2030 (Ausgangs- wig-Holstein (jeweils Stand 31.12.)[16], wert Einwohnerstand 2014) erreicht hat. • die Angaben der kleinräumigen Bevölkerungs- prognose 2030 für die beiden Kreise Stormarn Eine ähnlich dynamische Einwohnerentwicklung und Herzogtum Lauenburg[17] [18], in den letzten 5 Jahren haben die Gemeinden und • die Bevölkerungsvorausberechnungen und Städte im Kreis Herzogtum Lauenburg zugehöri- Modellrechnungen der Landesplanung Schles- gen Teilregion zu verzeichnen. Das durchschnitt- wig-Holstein und des Statistischen Landes- liche Wachstum in dieser Zeitspanne lag bei den amts[19], Städten und Gemeinden bei rd. 4% und ist somit • die Wohnungsmarktprognose 2030 für Schles- höher ausgefallen als im Teil des Kreises Stormarn. wig-Holstein [20], • die Anpassungsstrategie für den Siedlungs- Für diesen Teil der Region liegen die derzeitigen und Wohnungsbau im demografischen Wan- Einwohnerstände für die Städte und Ämter, plus del im Kreis Stormarn[21] sowie der Gemeinde Wentorf b. Hamburg über bzw. • die Ergebnisse der Kommunalbefragung der gleichauf mit der prognostizierten Entwicklung für in der Region eingebundenen Kommunen 2030. Lediglich ausgenommen davon ist die Stadt hinsichtlich ihrer geplanten und in Aussicht Geesthacht, die noch im Rahmen der prognosti- gestellten Wohnungsbauzahlen[22]. zierten Entwicklung liegt. Deutliche Entwicklungsdynamik in der gesam- ten Region Eine sehr deutliche bis überdurchschnittliche Entwicklungsdynamik vor allem im Bereich Ein- wohnerentwicklung ist in fast allen Kommunen der Region festzustellen, die teilweise bereits die (bislang) prognostizierten Werte für das Jahr 2030 (Ausgangsbasis 2014) überschritten haben. 25
Abb. 13: Einwohnerentwicklung in den Teilregionen (2014 bis 2018) Kartengrundlage: (C) Openstreetmap-Mitwirkende (Stand: Oktober 2018), nach: [23] 26
Kernerkenntnisse Einwohner- und Siedlungsentwicklung • Zwischen 2014 und 2018 • Das Bevölkerungswachs- • Zusätzlicher Einwohner- gab es einen Anstieg der tum ist im gleichen Zeit- zuwachs durch Woh- Einwohnerzahl um ca. 3% raum nicht überall gleich nungsbauvorhaben an der im Kreis Stormarn, ca. 4% stark ausgeprägt. Grenze zu Hamburg. Kreis Herzogtum Lauen- burg und ca. 5% östliches • Besonders entlang der • Damit insgesammt einher- Bergedorf. Siedlungsachsen und gut gehend wird ein deutlich angebundenen Siedlungs- höheres Verkehrsaufkom- • Die Werte der Einwohner- bereichen ist der Einwoh- men prognostiziert. prognose für 2030 (Aus- nerzuwachs hoch. gangsbasis Einwohner- stand 2014) sind bereits eingetroffen bzw. in Teilen schon überschritten wor- den 27
Abb. 14: Wohneinheitenentwicklung in den Teilregionen (2014 und 2018) Kartengrundlage: (C) Openstreetmap-Mitwirkende (Stand: Oktober 2018), nach: [23] 28
Kernerkenntnisse Wohnungsbauentwicklung • Erhebliche Wohnungsneu- • An der Siedlungsachse • Auch entlang der A1 zwi- bauvorhaben werden für Bergedorf-Geesthacht schen Barsbüttel, Stapel- die Region bei Eintreffen hat sich eine starke feld und Hoisdorf erfolgt der Wohnraumprognose Wohnungsbaudynamik eine positive Entwicklung nötig sein: Kreis Stormarn entwickelt, sodass bereits der Wohnungsbauent- 2.100 - 3.500 WE, für Dreiviertel des prognosti- wicklung mit steigender Kreis Herzogtum Lauen- zierten Wohnraumbedarfs Tendenz, plus 600 WE seit burg 3.500 - 4.200 WE, für durch das Amtsgebiet 2014. Hamburg-Bergedorf 6.000 Hohe Elbgeest (7%) bis -12.000 WE. 2030 erreicht wurde. • In den Teilregionen der • Einzig in Geesthacht ist Kreise Stormarn und eine schwächere Wohn- Herzogtum Lauenburg raumentwicklung zu er- erfolgt die Einwohnerzahl- kennen (+2%). entwicklung im gleichen Verhältnis zur Wohnungs- bauentwicklung. 29
Abb. 15: Beschäftigtenentwicklung in den Teilregionen (2014 - 2018) Kartengrundlage: (C) Openstreetmap-Mitwirkende (Stand: Oktober 2018), nach: [24] 30
Kernerkenntnisse Beschäftigten- und Pendlerentwicklung • Teilregionen der Kreise • Dabei gibt es starke regio- • Im Kreis Herzogtum Stormarn und Herzogtum nale Unterschiede in der Lauenburg steigt die Zahl Lauenburg verzeichnen Entwicklung von Wohn- der Auspendler deutlich einen kontinuierlichen und Arbeitsorten. stärker als die Zahl der Ein- Anstieg der sozialversiche- pendler. rungspflichtig Beschäftig- • Teilweise ergibt sich eine ten. klare Trennung der Teil- • Das Gebiet zwischen Ber- regionen in Wohn- und gedorf und dem engeren • Stärkung der traditionell Arbeitsorte. Stadt-Umland-Bereich starken und expandieren- (Mittelzentrum, A1, Sied- den Gewerbestandorten • Die Anzahl der Pendler in lungsachsen Bergedorf- in der Region durch deut- und aus der Region steigt Geesthacht, Schwarzen- liche Zunahme der sozi- seit 2015 stetig und in bek-Büchen) weist starke alversichungspflichtigen Teilen erheblich. Pendlerbeziehungen auf. Beschäftigten ablesbar. • Im Kreis Stormarn erfah- • Wachstum auch in den ren die Einpendlerzahlen kleineren Kommunen ent- einen starken Anstieg lang der Siedlungsachsen als Folge der Expansion anhand des deutlichen von Gewerbe, sodass sich Anstiegs der sozialversi- in einigen Regionen die cherungspflichtig Beschäf- Pendlersalden umkehren. tigten erklärbar. 31
Kein räumlich einheitliches Bevölkerungs- Die Bevölkerungsentwicklung im Amt Trittau wachstum in der Region gestaltet sich ebenfalls ambivalent: auf der einen Seite stehen die Gemeinden Trittau, Lütjensee Trotz des insgesamten und in Teilen deutlichen und Grönwohld, die den höchsten Bevölkerungs- Anstiegs der Einwohnerzahlen zeigen sich inner- anstieg von +3% (+270 Ew.), +5% (+165 Ew.) bzw. halb der beiden Kreise markante Unterschiede +7% (+100 Ew.) zu verzeichnen haben. Auf der in der Entwicklungsdynamik. Schwerpunkte der anderen Seite stehen Gemeinden wie Hohenfelde, positiven bis starken Einwohnerentwicklungen Rausdorf und Witzhave, die zzt. nominell einen vollziehen sich entlang der Siedlungsachsen und Verlust von -9% (-5 Ew.), -1% (-52 Ew.) bzw. -0,2% gut erreichbaren Siedlungsbereichen (MIV, ÖPNV, (-3 Ew.) aufweisen. SPNV-Stationen). So verzeichnet das Amtsgebiet Hohe Elbgeest insgesamt ein Wachstum von fast Der östliche Teil des Bezirks Hamburg-Bergedorf 800 Neubürgern (+4%), wobei die größten Zu- verzeichnet zwischen 2014 und 2018 insgesamt wachsanteile auf die Gemeinden Börnsen (+7%), einen Bevölkerungszuwachs von rd. 5% (+6.311 Dassendorf (+5%), Aumühle (+3%) und Escheburg Ew.). Dabei sind die Entwicklungsdynamiken (+2%) entfallen und mehrheitlich auf der Sied- unterschiedlich verteilt. Den größten Teil macht lungsachse Bergedorf – Geesthacht liegen. Die hier der Stadtteil Billwerder aus. Den zweitgrößten Bedeutung dieser Achse in Bezug auf den dyna- Anteil verzeichnet der Stadtteil Bergedorf selbst mischen Einwohnerzuwachs wird noch einmal in mit einem Wachstum von +6% bzw. fast 2.000 der Gemeinde Wentorf b. Hamburg mit einem Plus Einwohnern. von rd. 1.100 (+9%) Einwohnern deutlich. Nimmt man nur den Bevölkerungszuwachs der in Auch im Amtsgebiet Schwarzenbek entwickelten der Nähe oder an der Stadtgrenze zu Schleswig- sich die Gemeinden unterschiedlich. Grundsätz- Holstein bzw. den angrenzenden Kreisen liegen- lich ist aber ein Bevölkerungszuwachs (insgesamt den Stadteile des Bezirkes Bergedorf (Allermöhe, +330 Ew.) zu verzeichnen. Die Wachstumspanne Altengamme, Bergedorf, Billwerder, Curslack, erstreckt sich hier von -3% bis +16%. Lohbrügge, Neuallermöhe), dann hat sich die Ein- wohnerzahl binnen 4 Jahren hier von rd. 105.000 Der östlich angrenzende Amtsbereich Büchen ver- auf 110.200 Einwohner erhöht. Diese Einwohner- zeichnet zwischen 2014 und 2018 ebenfalls einen zuwächse belasten vor allem durch ihre verkehrli- deutlichen Bevölkerungszuwachs von insgesamt chen Interaktionen die grenzübergreifende Region rd. 400 Einwohnern, wobei auf die Gemeinden (z.B. Naherholung, Besorgungen, Besuche, etc.). Müssen +103 Einwohner (+10%), Büchen +157 Einwohner (+3%) und Bröthen +42 Einwohner Der Einwohnerzuwachs verläuft im Bezirk Berge- (+15%) die größten Zuwachsanteile entfallen. Der dorf in etwa kongruent mit der Wohnungsbauent- Bevölkerungszuwachs konzentriert sich im Amts- wicklung, d.h. zwischen 2014 und 2018 wurden bereich Büchen der "Achsengrundrichtung", wobei im Bezirk insgesamt über 2.200 Wohneinheiten die Siedlungsachse in Schwarzenbek endet, wie (Baufertigstellungen) realisiert, von denen über sie bisher im Regionalplan festgelegt ist. 1.700 Wohneinheiten in den besagten Stadtteilen entstanden sind. Trotz eines absoluten Bevölkerungsanstieges in den Ämtern Siek (+340 Ew.) und Trittau (+640 Ew.) In den nächsten Jahren bis 2030 sollen – so das von jeweils plus 3% ist innerhalb der Ämter eine Wohnungsbauprogramm und die Angaben des räumliche Diskrepanz zu beobachten. Bezirkes Bergedorf – im Bezirk weitere über 5.500 neuen Wohnungen entstehen, die überwiegend Innerhalb des Amtes Siek verzeichnen die Gemein- in den für das Regiokonzept relevanten Teilen den Hoisdorf, Siek und Stapelfeld mit +3%, +5% des Bezirkes liegen werden. Hinzukommen wird bzw. +6% (absolut +114 Ew., +110 Ew. bzw. +97 mit dem neuen Stadtteil Oberbillwerder weiterer Ew.) das größte Wachstum, während bei der Ge- umfangreicher Wohnungsneubau in der Größen- meinde Brunsbek lediglich ein Anstieg von +0,1% dimension eines neuen Stadtteils von bis zu 7.000 zu beobachten ist. Insgesamt konzentriert sich die WE. positive Einwohnerdynamik auf den Siedlungsbe- reich entlang der A1 und die hier vorwiegend für In Abhängigkeit der jeweiligen Standortfrage und den Individualverkehr gut erschlossenen Bereiche. des mehrheitlich geplanten Wohnungsbautyps 32
wurden für die geplanten Wohnungsbaustandorte Einen ebenfalls großer (Neu-)Wohnraumbedarf ein potenzielles künftiges Verkehrsaufkommen für die nächsten Jahre wird für die Stadt Reinbek (Verkehrserzeugung Kfz-Fahrten/24 Std.) errech- als auch für das Amt Trittau prognostiziert. Die net. Durch die potenziellen Neubürger der neuen Prognose geht demnach von einem zusätzlichen Wohnstandorte, einschl. Oberbillwerder, werden Wohnraumbedarf für die Stadt Reinbek von +6% insgesamt ca. 14.200 Kfz-Fahrten pro 24 Std zum (ca. +870 WE bis 2030) aus. bestehenden Kfz-Verkehr hinzukommen. Unter der Annahme, dass die prognostizierten Wohnungsbauentwicklung in den Teilregionen Einwohner- und Wohnraumbedarfsentwicklungen in den beiden Teilregionen (unter Einbeziehung Auch in den beiden Teilregionen der Kreise Stor- der Ergebnisse der Kommunalbefragung bzgl. der marn und Herzogtum Lauenburg verhalten sich geplanten Wohnungsbauplanungen) eintreten die Wachstumsraten der Einwohnerentwicklungen werden, ist von einem Wohnungsbauvolumen im ebenfalls kongruent zu den Zuwachsraten der Bereich der stormanischen Städte und Gemeinden Wohnungsbauentwicklung. Zwischen 2014 und zwischen 2.100 und 3.500 Wohneinheiten und im 2018 sind gemäß der Fortschreibung der amt- Bereich Herzogtum Lauenburg zwischen 3.500 lichen Statistik in den Kommunen der Teilregion und 4.300 Wohneinheiten auszugehen. Im Bereich Stormarn mit über 1.600 WE und in der Teilregion Hamburg-Bergedorf wird von einem erforder- des Kreises Hrzgt. Lauenburg mit knapp 2.500 WE lichen zusätzlichen Wohnungsbau(bedarf ) zwi- insgesamt 4.100 WE entstanden. schen 6.000 und 12.000 Wohneinheiten (einschl. Oberbillwerder) bis 2030 ausgegangen. Den größten Zuwachs an Wohneinheiten seit 2014 verzeichnet dabei die Gemeinde Wentorf b. Dynamik der Beschäftigten- und Pendlerent- Hamburg mit +10% ihres Wohnungsbestandes seit wicklung 2014 (+633 WE), das Amtsgebiet Hohe Elbgeest mit rd. +5% (+463 WE.), wobei 75% des Zuwach- Als Grundlage für die nachfolgenden Ausführun- ses auf die Gemeinden Börnsen, Escheburg und gen und Abbildungen zur Entwicklung der sozial- Dassendorf entfallen sind. versicherungspflichtigen Beschäftigten und der Pendlerströme in der östlichen Metropolregion Demgegenüber ist die Wohnraumentwicklung in Hamburg dienen vornehmlich die Daten der Bun- den letzten vier Jahren in der Stadt Geesthacht desagentur für Arbeit[25]. Hierbei wird jeweils der weniger kräftig verlaufen. Hier sind zwischen 2014 Stand vom 31.12. herangezogen. und 2018 lediglich knapp 2% zusätzlicher Wohn- raum realisiert worden (264 WE), wobei für die Neben der durch die weiterhin positive Bevölke- Stadt bis 2030 von einem Wohnraumbedarf von rungsentwicklung verursachten Siedlungsent- +7% (+1.320 WE) ausgegangen wird. wicklung im Bereich Wohnungsbau und Infrastruk- tur stellt ebenso die teilweise deutliche Zunahme Ähnlich der starken Entwicklung entlang der Sied- der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in lungsachse Bergedorf-Geesthacht, spiegelt sich in der Region eine weitere, vor allem flächenbezo- der Teilregion des Kreises Stormarn entlang der A1 gene und verkehrliche Herausforderung dar. Eine zwischen Barsbüttel, Staplefeld, Siek, Braak, Bruns- große Herausforderung für die Region betrifft bek, Hoisdorf eine ebenso starke Einwohner- und dabei die damit verbundene stetig anwachsende Wohnungsbauentwicklung wider. Es sind rd. 600 Zahl der Pendlerbeziehungen zwischen Hamburg neue Wohneinheiten seit 2014 entstanden (Amt und dem Umland, da ein Großteil der Pendlerbe- Siek +5%, Gemeinde Barsbüttel +6%), Tendenz ziehungen in der Region nach wie vor Pkw-bezo- steigend. gene Pendlerverkehre darstellen. In diesem Bereich sollen nach vorliegenden Der Anstieg betrifft mittlerweile nicht nur die Aus- Wohnraumbedarfsprognosen bezugnehmend auf pendler- sondern zunehmend auch die Einpend- den Wohnungsbestand des Jahres 2014 plus den lerzahlen. In einigen Teilen der Region hat sich der prognostizierten Wohnungsbedarfen der Kommu- Saldo bereits umgekehrt, d.h. hier übertreffen die nen Oststeinbek und Glinde zusammen, noch über täglichen Einpendler die Zahl der Auspendler. 1.000 Wohneinheiten dazukommen. 33
Abb. 16: Arbeitsplatzentwicklung in den Teilregionen (2014 - 2018) Kartengrundlage: (C) Openstreetmap-Mitwirkende (Stand: Oktober 2018), nach: [24] 34
Kernerkenntnisse Gewerbeentwicklung • Bedarf für Gewerbeent- • Der zusätzliche Gewerbe- • Gewerbeansiedlungen, wicklung des Kreises bedarf des Kreises Herzog- vor allem mit überörtlicher Stormarn wird aktuell auf tum Lauenburg wird auf Bedeutung, legen einen 150 Hektar Gewerbefläche 50-100 Hektar vorherge- besonderen Schwerpunkt beziffert, wobei ein Groß- sagt. auf die Verkehrsentwick- teil auf die Siedlungsachse lung in der Region. westlich und östlich der • Die wachsende Bedeu- A1 sowie am Autobahn- tung der Fehmarnbeltque- kreuz Nordost zur A24 rung, die Ausstrahlung der entfällt. Metropolregion sowie die Nähe zur Autobahn sind Treiber der Gewerbeent- wicklung. 35
Regional betrachtet, wirkt die positive wirtschaft- als die Zahl der täglichen Auspendler mit 32.420 liche Entwicklung in Bezug auf die Beschäftig- Pendlern. tenentwicklung (sowohl am Wohn- als auch am Arbeitsort), in allen Teilen der Region. Vor allem Auch die Teilregion im Herzogtum Lauenburg ver- in den Kommunen mit traditionell starken und in zeichnet einen kontinuierlichen Anstieg der sozial- der Expansion befindlichen Gewerbestandorten, versicherungspflichtigen Beschäftigten sowohl am hat der Anteil der sozialversicherungspflichtig Wohn- als auch am Arbeitsort. Die Zahl der sozial- Beschäftigten (Arbeitsort) deutlich zugenommen versicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort (Glinde +12%, Reinbek +10%, Barsbüttel und Ost- ist im gesamten Bereich der zur Region gehörigen steinbek +8%,). Kommunen zwischen 2014 und 2018 um 9,5 % (+2.650) auf insgesamt rd. 30.500 angestiegen. Das Jedoch auch kleinere Kommunen in den Sied- relativ größte Wachstum verzeichnete dabei die lungsentwicklungsachsen, wie Siek (+22% = Gemeinde Wentorf b. Hamburg mit 17% (rd. +750). +290) oder Braak (+35% = +350), als auch von den Achsen etwas entfernt liegende Bereiche bzw. Bei Betrachtung der Pendlerzahlen fällt auf, dass Gemeinden, wie Trittau (+10% = +300), Großensee die Zahl der Auspendler zwischen 2014 und 2018 (+38% = +60) oder Witzhave (+11% =+90), haben deutlich stärker mit +10% (+3.600) als die Zahl der kräftige Zuwächse von Beschäftigten am Arbeits- Einpendler mit +3% (+410) gestiegen ist. Mit über ort zu verzeichnen. 34.000 zu 18.700 ist die Zahl der Auspendler bei- nahe doppelt so hoch wie die der Einpendler. Mit Blick auf den kontinuierlichen Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und Bei den Städten Geesthacht und Schwarzenbek die damit verbundene wirtschaftliche Dynamik ist das Verhältnis zwischen Aus- und Einpendlern in der Teilregion ist besonders auf das Amt Trittau gleichbleibend. Die Einpendler in die Stadt Geest- hinzuweisen, welches mit einem Anstieg von 12% hacht sind um 4% von 6.325 auf 6.590 gestiegen, (+780) der sozialversicherungspflichtig Beschäf- wohingegen die Auspendler binnen vier Jahren tigten (Wohnort) in den letzten vier Jahren (Stand um deutliche 9,6%, d.h. von 7.790 auf 8.740 ange- 2018) insgesamt das stärkste Wachstum aufzuwei- wachsen sind. Ein ähnliches Verhältnis von Ein- zu sen hat. Auspendlern trifft auch für die Stadt Schwarzen- bek zu. Wobei hier die Einpendlerzahlen in fast Region ist nicht mehr "nur" Auspendlerregion gleicher Höhe gestiegen sind (von 3.400 auf knapp 4.000) wie die der Auspendler (rd. 4.600 auf 5.100). Damit verbunden ist zu beobachten, dass in den letzten Jahren die Entwicklung der Einpendlerzah- Das Gebiet zwischen Bergedorf und dem enge- len in die Region deutlich angestiegen sind. Die ren Stadt-Umland-Bereich, d.h. im Bereich des relativen Werte befinden sich zu zwei Drittel im Mittelzentrums, in der Teilregion entlang der A1 zweistelligen Bereich. Besonders hervorzuheben und der Siedlungsachse zwischen Bergedorf und sind hierbei das Amt Siek mit 15% (+630), die Stadt Geesthacht aber auch entlang der Siedlungsachse Glinde mit 14% (+770) und die Stadt Reinbek mit Schwarzenbek - Büchen ist sehr stark von Pendler- 12% (+950). beziehungen betroffen, die sich überwiegend auf den Straßen der Region vollziehen. Insgesamt für Dies korrespondiert mit dem Zuwachs von Be- beide Teilregionen ist innerhalb von vier Jahren trieben am Standort. So haben beispielsweise die das tägliche Pendleraufkommen in der gesamten Städte Glinde (+15% = +70 Betriebe), Reinbek Region um rd. 8,3% auf rd. 108.000 gestiegen. (+8% = +50 Betriebe) oder die Gemeinde Braak (+18% = +14 Betriebe) ein Zuwachs von Betrie- Gewerbeentwicklung in der Region ebenfalls ben zu verzeichnen. Besonders hervorzuheben mit großer Dynamik ist auch der Zusammenhang der Auspendlerent- wicklung mit dem Bevölkerungszuwachs. Es ist zu Der aktuelle Bedarf laut aktueller CIMA-Studie zur beobachten, dass das Ansteigen der Auspendler- Gewerbeentwicklung im Kreis Stormarn bis 2030[1] zahlen nahezu kongruent mit dem Bevölkerungs- liegt bei über 150 Hektar für neue Gewerbegebie- wachstum verläuft. Insgesamt liegt die Gesamt- te im Kreis. Für die Teilregion betrifft dies insbeson- zahl der Einpendler in der Teilregion Stormarn dere den Abschnitt des Siedlungsbereichs westlich mit 33.630 Pendlern pro Tag 2018 minimal höher und östlich entlang der A1, zwischen Ahrensburg 36
und Barsbüttel mit Stapelfeld, Siek, Braak, Oststein- bek, Glinde und Reinbek, sowie auch im Bereich des Autobahnkreuzes Nordost zur A24. Perspektivisch wird sich die wirtschaftliche Entwicklungsdynamik auch weiter in Richtung der Querverbindung B404 zur A24 und weiter entlang der Achse der Ostum- gehung Hamburgs an der A21 fortsetzen. Hintergründe der positiven Entwicklung Gründe für den zunehmenden Entwicklungsdruck im Bereich Gewerbe ist die wachsende Bedeutung der Fehmarnbeltquerung für den gesamten Kreis als wichtige „Landesentwicklungsachse“, die Aus- strahlung der Metropolregion Hamburg und die Nähe zur Autobahn. Neben den Gewerbeflächenneuausweisungen und Bestandsoptimierungen von GE-Flächen wird sich der Entwicklungsdruck vor allem auch im Zusammenhang mit der Verkehrsentwicklung im gesamten Siedlungsraum und speziell auf die jeweiligen Städte und Gemeinden auswirken. Welcher Bedarf der weiteren Gewerbeentwick- lung zeichnet sich ab Durch die engen Verflechtungen mit Hamburg und den Wohn- und Siedlungsstandorten in den Nahbereichen muss ein Hauptaugenmerk auf die sinnvolle und verstärkte Zuordnung von Wohn- und Arbeitsstätten vor allem entlang des Sied- lungsbereichs A1 ebenso intensiv nachgedacht werden, als auch auf die Bewältigung der von der Prognose hervorgehobenen deutlichen Zunah- men der Verkehre. Laut aktueller Prognose wird sich der Bedarf der neuen Gewerbegebiete zu drei vierteln auf Gewer- bebetriebe mit überörtlicher Bedeutung beziehen (Großhandel, Verkehr & Logistik, verarbeitendes Gewerbe, technische Dienstleistungen) und ledig- lich zu einem Viertel auf örtliche Bedarfe (Hand- werks- und Kleingewerbebetrieben). Bereits die vorherigen Gewerbeentwicklungs- untersuchungen für die östliche Metropolregion respektive für die beiden e Stormarn und Herzog- tum Lauenburg hatten einen zusätzlichen Gewer- beflächenbedarf von 100 bis 150 ha für den Kreis Stormarn und 50 bis 100 ha für den Kreis Herzog- tum Lauenburg vorhergesagt. 37
2.2 Verkehrsentwicklung Die Region hat Optimierungspotentiale im schienengebundenen ÖPNV Kernerkenntnisse Verkehrsentwicklung • Großteil der Pendel- • Förderung von Verknüp- • Insgesamt gute Erschlie- fahrten werden mit dem fungen der unterschied- ßung im Kfz-Verkehr mit PKW bewältigt lichen Mobilitätsange- Schwächen im Detail. bote nötig. Strecken im Übergangs- • Keine signifikanten bereich Umland Unterschiede zwischen • Einzelne Siedlungs- Hamburg mit hohen bis den Kreisen Stormarn schwerpunkte sind nicht sehr hohen Verkehrs- und Herzogtum Lauen- an den Schienenperso- stärken. burg bezogen auf die nennahverkehr ange- Verkehrsmittelwahl der bunden: Geesthacht, • Zusätzlich rund 50.000 Bewohner. nördliches Reinbek, bis 80.000 Kfz-Fahrten Glinde und Oststeinbek je Werktag, 20.000 bis • Einschätzung der Be- sowie Trittau. 35.000 Fahrten mit Bus- wohner im Umland: sen und Bahnen sowie Verkehrssituation im • Nahezu flächendecken- 25.000 bis 40.000 Wege Kfz-Verkehr und im de Erschließung der Re- zu Fuß oder mit dem Radverkehr eher zu- gion mit Linienbussen. Fahrrad aufgrund der zu friedenstellend aber erwartenden Siedlungs- Verbesserungsbedarf • Deutlich unterschied- entwicklung. im öffentlichen Verkehr; liche Fahrtenhäufig- umgekehrt in Hamburg. keiten an den einzelnen Haltestellen. 60-min- Takt als Mittelwert über alle Haltestellen einer Gemeinde nicht überall erreicht. Das Verkehrsgeschehen einer Region wird maß- für die Metropolregion Hamburg und den Ham- geblich durch die Menschen geprägt, die in der burger Verkehrsverbund GmbH erstellt wurde.[2] Region wohnen und arbeiten. Inwieweit sich diese dynamische Siedlungsentwicklung auch im Mobi- 1,1 PKW/Haushalt im HVV Umland - 0,7 PKW/ litätsverhalten, in der Verkehrsnachfrage sowie im Haushalt in Hamburg Verkehrswege- und Verkehrsmittelangebot zeigt, wird im folgenden Abschnitt analysiert. Dabei wer- In Hamburg sind im Mittel rund 0,7 Pkw je Haus- den, soweit die Daten vorliegen, die Kreise Her- halt zugelassen. Die Pkw-Besitz im HVV-Umland zogtum Lauenburg und Stormarn sowie die Freie entspricht dem deutschlandweiten Durchschnitt und Hansestadt Hamburg getrennt betrachtet. von 1,1 Pkw je Haushalt. Zudem ist auch der An- Teilweise liegen die Angaben jedoch nur für Ham- teil „autofreier“ Haushalte in Hamburg mit 43% burg und das HVV-Umland vor (HVV-Verbundge- deutlich höher als im HVV-Umland (17%). Ähnliche biet unter anderem mit den Kreisen Herzogtum Ergebnisse zeigen sich dann auch für ÖPNV-Fahr- Lauenburg und Stormarn) aber ohne die Stadt karten. In Hamburg nutzen deutlich mehr Men- Hamburg. Die Auswertung stellt auszugsweise die schen Zeitkarten (43%) als im HVV-Umland (15%). Ergebnisse des Regionalberichts zur Mobilität in In Gegensatz dazu unterscheiden sich die Fahr- Deutschland - Erhebung des Jahres 2017 - dar, der radbesitzquoten in den Teilbereichen kaum. In der 38
Metropolregion verfügen rund 80% der Einwohner Die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn über ein Fahrrad (Hamburg 77%, HVV-Umland unterscheiden sich bezogen auf die Verkehrs- 82%). mittelwahl der Einwohner hingegen nicht maß- geblich. Während im Kreis Herzogtum Lauenburg 3,2 Wege/Tag und 80 bis 90 min unterwegs etwas mehr Fahrrad gefahren wird (13% der Wege statt 10% im Kreis Stormarn), nutzen die Einwoh- Deutliche Unterschiede zwischen Hamburg und ner des Kreises Stormarn etwas mehr den ÖPNV dem HVV-Umland zeigen sich auch im Mobilitäts- (12% der Wege statt 7% im Kreis Herzogtum Lau- verhalten. Zwar werden im Mittel jeweils rund 3,1 enburg). Die Pkw-Anteile sind mit 58% bzw. 60% bis 3,2 Wege je Werktag realisiert. Dabei werden fast identisch. von den Hamburgern in 93 Minuten Unterwegs- zeit etwa 37 km zurückgelegt. Im HVV-Umland Bisher kaum intermodale Wege sind es durchschnittlich 40 km pro Tag, die in nur ca. 81 Minuten bewältigt werden (vgl. Abb. 17). Auch wenn unter dem Schlagwort „Intermodali- tät“ insbesondere über Park&Ride oder Bike&Ride, Stärkere Nutzung des Umweltverbunds in Ham- also die Verknüpfung mehrerer Verkehrsmittel auf burg - höhere Pkw-Nutzung im Umland einem Weg diskutiert wird, spielen diese bisher in der Verkehrsmittelwahl mit Anteilen von jeweils Im HVV-Umland auf werden mehr als die Hälfte nur rund 1% aller Wege kaum eine nennenswerte der Wege als Fahrer oder Mitfahrer in einem Pkw Rolle. Allerdings beziehen sich diese Werte nur auf zurückgelegt (58%). Hinzu kommen Fußweg mit die Stadt Hamburg. Für das HVV-Umland liegen einem Anteil von 21%, Radwege (12%) und Wege diese Anteile nicht vor. Aus verkehrsplanerischer mit öffentlichen Verkehrsmitteln (9%). Die Ver- Sicht kommt den intermodalen Wegen aber gera- kehrsmittelwahl in Hamburg ist deutlich stärker de im Umland eine besondere Bedeutung zu, um durch die Verkehrsmittel des Umweltverbundes Pkw-Nutzung zukünftig auf das unbedingt not- geprägt (zu Fuß -27%, Fahrrad -15% und ÖV -22%). wendige Maß zu begrenzen (z.B. nur auf dem Teil- Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs weg von der Wohnung bis zur Schnellbahn) oder (MIV) ist mit rund 36% vergleichsweise gering um den Umstieg vom Pkw auf die umweltfreund- (Abb. 18). lichen Verkehrsmittel (ÖV, Fahrrad) zu fördern. Deutsch- Metropol- HVV Stadt HVV Umland Metropolregion land region Gesamt Hamburg Umland Abb. 17: Mobilitätskennwerte für Hamburg und Umgebung, nach: [2] 39
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