LEBENSWENDE FORUM DES FRANZISKUS-HOSPIZ e. V - Franziskus-Hospiz Hochdahl
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02/2021 LEBENSWENDE FORUM DES FRANZISKUS-HOSPIZ e. V. IM PORTRÄT FACHTHEMA REPORTAGE Stephanie Meis, Assistentin Siegfried Schulte leitet das Beispiel einer ambulanten der Hospizleitung (S.3) Anfrage-Management (S.4) Begleitung (S.5)
Editorial und Personalia EDITORIAL Wir begrüßen Stellen Sie sich vor: Ein junger Mann Wir begrüßen Brigitte Hillig und Moni- unterstützen uns tatkräftig in Haan und steht vor unserem Hospiz und sagt: ka Brixius als neue ehrenamtliche Aus- Haan-Gruiten. Herzlichen Dank! „Hallo, ich bin der neue Hospiz-Bot- trägerinnen der LEBENSWENDE. Sie schafter!“ Kein Aprilscherz: Horst Wegener, ein 23-jähriger Rap-Künst- ler, wird Botschafter für den neu ein- gerichteten Kinder- und Jugend-Hos- Hospiz-Osterschmuck piz-Dienst. Wir freuen uns sehr, dass sich der junge sympathische Mann dafür einsetzt, junge Menschen für die Mehr als 200 fleißige Hände haben geholfen Kinder- und Jugend-Hospiz-Arbeit zu gewinnen. Am 29. März kam der junge Selten war das Franziskus-Hospiz vor selbstgebackenen Häschen, kunstvoll Wuppertaler erstmalig ins Stationäre Ostern so toll geschmückt wie in diesem gehäkelten Küken (beispielsweise von Nil- Hospiz, um ein Gespür für seine neue Jahr: Sage und schreibe 117 Kinder sind gün Gürsoy aus dem Stationären Hospiz) Aufgabe zu bekommen und das Haus unserem Aufruf „Dein Osterbild fürs Hospiz“ und wunderbar gestaltete Osternester kennenzulernen. Wegener zeigte viel gefolgt und haben ein tolles Bild für die rie- (siehe Fotos) zeigen, wie viel Herzblut und Interesse und Empathie und gab auch sengroße Oster-Galerie vor dem Hospiz Talent im Hospizteam steckt. erste Hinweise, wie seine Unterstüt- gemalt. Leicht bedeckt mit Schnee (siehe zung konkret aussehen könnte. Wir Foto) waren die Osterbilder Anfang April vor Ein riesiger Dank an alle Mehrfachtalente sind gespannt und freuen uns sehr auf dem Hospiz ein echter Hingucker! im Haus – vor allem auch an die vielen jun- die Zusammenarbeit mit dem jungen gen Malerinnen und Maler. Nach Ostern Künstler. Unsere bewährte Schirmher- Auch im Stationären Hospiz haben viele wurden unter allen teilnehmenden Kindern rin Michaela Noll wird selbstverständ- kreative Köpfe gewirkt, um den Hospizgäs- drei Buchgutscheine in Kooperation mit der lich weiterhin für unser Hospiz da sein. ten, Zugehörigen und Mitarbeitenden eine Buchhandlung Weber in Erkrath verlost. Osterfreude zu machen. Die köstlichen Über noch einen tollen Einsatz haben wir uns im März gefreut: Im Rahmen ihres Bundeswehr-Engagements haben zwei Soldaten nicht nur drei Wochen lang Covid-Schnelltests für Besuche- rinnen und Besucher sowie Mitarbei- tende im Hospiz durchgeführt, son- dern bei ihren Kameraden auch 1.111,11 Euro für das Stationäre Hospiz gesammelt. Ganz nebenbei haben die beiden jungen Männer viel über Hos- pizarbeit erfahren – und wir einiges über ihren Bundeswehrdienst. Ein schöner menschlicher Austausch. In diesem LebensWende-Heft stellen wir Ihnen eine bewährte hauptamtliche Mitarbeiterin vor: Stephanie Meis, die Assistentin der Hospizleitung. Nicht zu vergessen: Der Frühling bringt viele kleine und große Menschen zusam- men: Pünktlich zu Ostern haben Grundschülerinnen und -schüler 117 wunderschöne Osterbilder für unsere Hospizgäste gemalt. Die Bilder wurden vor dem Hospiz ausgestellt. Dafür ein großer Dank – auch an diejenigen, die diese Ausgabe mitgestaltet haben. Silke Kirchmann und Gerd Michalek 2 02/2021 | LEBENSWENDE
Porträt: Stephanie Meis Ein buntes Leben Die Assistentin der Hospizleitung Stephanie Meis im Porträt H eute einen Architekten suchen Flott noch gutes Handwerk buchen! Viele Dienstplan-Stunden zählen dung als Krankenschwester am Städti- schen Klinikum Solingen. Mitte der 1990er erlebt sie eine große persönliche Krise, als beitswelt auf sie. Trotzdem entscheidet sie sich für diesen Weg in unbekanntes Ter- rain. „Der Wunsch nach Veränderung war für die Chefin zig Termine wählen! ihr Vater bei einem Fahrradunfall ums Le- groß und die Sehnsucht nach Sinnerfül- ben kommt. Das wirft sie zunächst aus der lung ebenfalls. Es fühlte sich an wie eine Wie und wo und was es sei, Bahn, sie muss ihrem Wunschberuf leider Kombination und Weiterentwicklung der hinten – vorne – einerlei den Rücken kehren. Sie erhält die Chance, beiden Bereiche, die mich bis dahin beruf- Alles macht die Steffi Meis als Quer-Einsteigerin in einer Werbeagen- lich begleitet haben“, so Meis. Zugleich – ganz auf exzellente Weis`! tur zu beginnen und geht schließlich nach gewöhnt sie sich um: von der Schnellle- Köln in die Medienbranche, in der sie gut bigkeit und Leistungsorientierung hin zu Acht Zeilen in Wilhelm-Busch-Manier – ein zehn Jahre unterwegs ist. Eine spezielle einem zwischenmenschlichen Umgang, kleiner Ausschnitt aus dem Berufsalltag Welt, wie sie im Rückblick findet, und auch der mehr von Wertschätzung und Empa- von Stephanie Meis. Sie arbeitet an vielen eine, die sie keineswegs missen will, weil thie geprägt ist. Dass die Uhren dabei an- Baustellen im Hospiz und kniet sich in un- ihr das viele spannende Begegnungen ders ticken und die Wahrnehmung auf zählige Detailprobleme – jenseits von beschert hat. einem anderen Fokus liegt, kommt ihr Rechnungswesen und Stundenplänen: durchaus gelegen, weil sie keine Lust auf Das Hospiz kennt Stephanie Meis mittler- 2009 lernt sie Shiatsu kennen, eine Kör- ein Leben auf der Überholspur verspürt. weile aus dem eff-eff. Schon zehn Jahre perarbeit, die sich zu Beginn des 20. Jahr- „Hospiz bedeutet im Vergleich zur Medi- lang arbeitet sie als Assistentin der Hos- hunderts in Japan entwickelte. Im Jahr enwelt Bodenständigkeit und Bedeutsam- pizleitung, zunächst mit Robert Bosch, 2010 beginnt sie voller Begeisterung eine keit, mit weniger Glitzer und Sternchen im dann mit Silke Kirchmann eng zusammen. Shiatsu-Ausbildung, sie lernt viel über Äußeren,“ sagt sie im Rückblick. Wer kennt Stephanie Meis jedoch wirklich? Techniken, Berührung und sich selbst. Ein Jahr später fällt ihr Blick auf eine Stellen- Und was bedeutet ihr die Arbeit im Hospiz 1972 kommt sie in Solingen zu Welt und anzeige des Franziskus-Hospizes: Zuge- heute? „Für mich selbst ist es ein Versuch absolviert nach dem Abitur eine Ausbil- geben, dort wartet eine völlig andere Ar- und ein Ringen, immer wieder im Hier und Jetzt zu sein und zu wissen, in einem wert- vollen und sensiblen Bereich mitwirken zu dürfen.“ Dafür nimmt sie, inzwischen Mut- ter geworden, auch viele Mühen in Kauf. Als Krankenschwester fehlte ihr bislang ein kaufmännischer Abschluss. Sie startet 2016 die Weiterbildung „Managementas- sistenz im Gesundheitswesen“ und drückt quasi noch mal die Schulbank. Ihr Fleiß lohnt sich: Sie besteht die Abschlussprü- fung mit der Note „gut“ Ein wichtiger Bau- stein ihres Berufsleben. „Ich würde sagen, mein Leben ist bunt und das hat mich in der Gesamtheit bestärkt, zu erkennen wo- rauf es wirklich im Leben ankommt.“ Ihre Kraftquelle: die Familie mit ihrem Sohn Hannes und Freunde, sowie Shiatsu, die Berge, das Skifahren und der kölsche Kar- neval, „wenn es dann mal wieder geht!“ Während die Corona-Pandemie Freizeit- aktivitäten stark einschränkt, bewegt sich die Solingerin oft in der Natur – zu Fuß oder mit dem Fahrrad. „Bei Wind und Wetter - egal, wie die Temperatur ist; Staudamm bauen, Stockbrot backen, Schlitten fahren und dabei hoffen, dass bald wieder etwas mehr Leichtigkeit und Unbeschwertheit zurückkehrt!“ LEBENSWENDE | 02/2021 3
Anfrage-Management Siegfried Schulte – und das Anfragemanagement C ase-Manager – das ist Siegfried Schultes offizielle Berufsbezeich- nung. Der 37-Jährige kümmert sich täglich chen berate.“ Stets sei die Nachfrage bedeutend höher als das Angebot an stationären Hospizplätzen: In den ersten um die Anrufe hilfesuchender Menschen. 3 ½ Monaten des Jahres 2021 konnte das Sein Diensttelefon in Hochdahl steht sel- Franziskus-Hospiz schon 49 Menschen ten still. Es geht um Fragen rund um die aufnehmen, bei rund 160 Anfragen. Ge- palliative Versorgung. Die beantwortet genwärtig fällt Schulte eine Besonderheit Siegfried Schulte im Franziskus-Hospiz auf. „Mir scheint, in der Corona-Pandemie seit Februar. Eine Aufgabe, die ihn erfüllt wissen viele Zugehörige gar nicht, wie viel und zufriedenstellt: „Ich lerne auf diesem wir dafür tun, um Besuche im Stationären Weg jeden Tag neue Menschen kennen. Hospiz zu ermöglichen: Konkret: Dass sie Es gibt dabei zwar ähnliche Probleme, ihre schwerkranken Zugehörigen jeweils doch keines der Schicksale ist identisch. zweimal zwei Stunden täglich besuchen Ich habe viel Freude an meiner Arbeit, weil dürfen. Dazu messen wir im Eingangsbe- ich oft das Gefühl habe, Menschen helfen reich bei allen Besucherinnen und Besu- zu können. Nicht selten erhalte ich E- chern Fieber und testen sie alle 48 Stun- Mails, in denen sich Angehörige für meine den auf Covid-19. Ich vermute, dass sich gute Beratung bedanken.“ Momente, in viele Menschen wegen dieser Unkenntnis denen Schulte merkt, wie Zugehörigen ein in Corona-Zeiten erst sehr spät bei uns Stein vom Herzen fällt. melden und sich um einen stationären Platz kümmern.“ Schulte ist eloquent und Die wohl häufigste aller Fragen an ihn lau- Seit 2020 gehört Siegfried Schulte zum ein guter Team-Player: Immer wieder holt tet: Welche Kriterien sind ausschlagge- Hospizteam. er sich für seine Entscheidungen Rat bei bend für die Aufnahme im Stationären seinen Kolleginnen. Hospiz? „Dafür gibt es klare Vorgaben, die en bzw. anhören.“ Grundvoraussetzung für §39a im Sozialgesetzbuch regelt.“ Es sind einen stationären Hospizplatz ist, dass eine Zum Schluss ein kurzer Blick auf weder die Religionszugehörigkeit, die Ärztin oder ein Arzt die Notwendigkeit da- Siegfried Schultes Werdegang: Hautfarbe noch sozialer Status, die darü- für durch seine Expertise bestätigt. Er wird 1983 in Hilden geboren, macht sein ber entscheiden, ob jemand im Franzis- Abitur am hiesigen Helmholtz-Gymnasium kus-Hospiz aufgenommen wird, sondern Siegfried Schulte ist gut vernetzt. Natürlich und absolviert danach neun Monate Zivil- vor allem medizinische Kriterien. weiß er, wer auch außerhalb von Erkrath dienst in einer Integrativen Schulklasse. Dort für eine ambulante oder stationäre Beglei- weitet sich – im Kontakt mit Kindern mit Im Wortlaut des Gesetzes: tung infrage kommt, wenn er aufgrund der Handicap – sein Horizont enorm. Danach Grundvoraussetzung für die Aufnahme in aktuellen Belegung für sein Hospiz keine absolviert er in Mettmann seine Ausbildung ein stationäres Hospiz ist, dass a) die Ver- Zusage erteilen kann. Oft rufen bei ihm als Altenpfleger, arbeitet mehrere Jahre als sicherte bzw. der Versicherte an einer Einzelpersonen (wie Ehepartner), häufig Pflege-Fachkraft im Alt-Erkrather Haus Ba- Erkrankung leidet, die progredient verläuft auch die Kolleginnen oder Kollegen von vier, wo er schließlich stellvertretender Be- und bei der eine Heilung ausgeschlossen Palliativstationen der Krankenhäuser an. reichsleiter wird. Durch die persönliche und eine palliativ-pflegerische und pallia- „Familien wissen oft beim Erstkontakt mit Bekanntschaft mit Hospizmitarbeiter Se- tiv-medizinische Versorgung notwendig unserem Hospiz gar nicht, welche ande- bastian Pietschek erfährt er 2020 von der oder von der Versicherten bzw. dem Ver- ren Möglichkeiten es noch gibt. Stichwort freien Stelle in Hochdahl und bewirbt sich sicherten erwünscht ist und die lediglich – ambulante Hospizbegleitung und SAPV erfolgreich. Ein Schritt, den er niemals be- eine begrenzte Lebenserwartung von Ta- (= Spezialisierte Ambulante Palliative Ver- reut hat. „Als Mann in einer Frauendomäne gen, Wochen oder wenigen Monaten er- sorgung) Das heißt – kann der Schwer- wie dem Pflegebereich fühle ich mich auch warten lässt. kranke weiterhin im familiären Umfeld deshalb sehr wohl, weil ich merke, dass wohnen – zum Beispiel unterstützt von viele Hospizgäste sehr gut auf Männer re- Was Siegfried Schulte noch ergänzt: „In Menschen aus dem AHPB-Team, die ge- agieren.“ Natürlich muss der 37-Jährige hin unsere Aufnahme-Überlegungen geht meinsam mit Ehrenamtlichen eine Beglei- und wieder seine Batterien wieder auffüllen. noch mit ein, wie alt eine Patientin oder ein tung organisieren können. Das gelingt ihm am besten in der Freizeit, Patient ist, wie groß seine Symptomlast ist wenn er sich mit Freundinnen und Freunden und ob die Familie bzw. eine ambulante Für Schulte ist sein neues Beratungsfeld trifft oder auch mal alleine längere Spazier- Begleitung seine Krankheit und deren Be- vielseitig und herausfordernd zugleich. gänge unternimmt. „Nach der akuten Co- lastung noch stemmen können. Dazu „Nicht selten kommt es vor, dass ich Fa- rona-Zeit wären ein oder zwei Wochen muss ich mir den Einzelfall genau anschau- milienangehörige über zwei bis drei Wo- Strandurlaub natürlich auch sehr schön!“ 4 02/2021 | LEBENSWENDE
Reportage: Ambulante Begleitung Die Geschichte von Linda von der Aue Ein Beitrag von Claudia Schmitz K önnte ich mir eine ambulante Beglei- tung zuhause vorstellen? Was heißt das für meine Angehörigen? Könnte uns stärker. Das Krankenhaus, aus dem sie vor ein paar Tagen entlassen wurde, hat die Palliativversorgung durch die SAPV sorgung geht, willigte sie ein. Aber sie möchte das Gespräch mit mir alleine füh- ren. Und so sitzen wir an einem schönen das tatsächlich entlasten? Oder bin ich Mettmann auf den Weg gebracht. Vorges- Spätsommertag auf der Terrasse ihres besser in einem Stationären Hospiz auf- tern war ein Palliativarzt vor Ort. Wie soll Hauses. Ihr Mann hat für sie einen ganz gehoben? Unzählige Fragen, die sich das nur alles gehen? Lisa Spiess sieht, bequemen Liegestuhl besorgt, in dem sie Menschen am Lebensende stellen und wie sich ihre Freundin Linda mit vielen trotz ihrer Schmerzen im Rücken sitzen sich dann Hospizkoordinatorin Claudia Fragen quält: Kann ich/ soll ich/ darf ich konnte. Sie wirkt gefasst auf mich und hat Schmitz, ihren Kolleginnen und ehrenamt- zuhause bleiben? Was schafft meine Fa- viele Fragen gesammelt. Zwischen den lichen Mitarbeiterinnen anvertrauen. Clau- milie? Was kann ich den Kindern zumu- Zeilen spüre ich ihre große Traurigkeit und dia Schmitz hat exemplarisch nachge- ten? Lisa Spiess hatte von ihrer Nachbarin Angst. Sie weiß, dass sie nicht mehr ge- zeichnet, wie eine ambulante Begleitung den Tipp bekommen, im Hospiz anzuru- sund wird. Die Ärzte im Krankenhaus abläuft. fen. Dort könnte man um Rat fragen. haben offen mit ihrem Mann und ihr ge- sprochen. Sie möchte zuhause sein und Die Anfrage erreichte mich als Koordina- Im Telefonat verabredeten wir, dass sie bleiben, geht das? Große Sicherheit bie- torin vom Ambulanten Hospiz- und Palli- ihrer Freundin berichtet, dass es unter- tet ihr die SAPV. Das spürt sie schon jetzt ativ-Beratungsdienst im Spätsommer. schiedliche Unterstützungsangebote gibt nach den ersten beiden Besuchen. Der Lisa Spiess hat sich am Hospizempfang und sie ihr anbietet, dass sie im persön- Palliativarzt hatte gleich am ersten Tag gemeldet und um einen Rückruf gebeten, lichen Gespräch oder auch telefonisch einen sehr differenzierten Blick auf ihre sie hätte Fragen zur ambulanten und sta- ihre Fragen stellen kann. Wir könnten Symptome, vor allem auf die Schmerzen tionären Hospizversorgung. So höre ich dann mit ihr zusammen überlegen, was durch die Knochenmetastasen: „Ach, das erste Mal von Linda von der Aue, der in ihrer Situation hilfreich sei. Zunächst was wäre das für ein Leben, wenn die 42-jährigen Frau und ihrer Familie. Lisa reagierte Linda von der Aue abwehrend, Schmerzen weniger werden, ich mich Spiess ist in Sorge um ihre Freundin: Die als die Freundin von dem Gespräch mit wieder auf etwas Anderes konzentrieren Therapien sind eingestellt worden, die dem Hospiz berichtete. Doch als sie hör- könnte!“, sagt von der Aue im Gespräch. Symptome und die Schwäche wurden te, dass es auch um die ambulante Ver- Auch die Notfalltelefon-Nummer, unter der sie rund um die Uhr einen Mitarbeiter von der SAPV erreichen kann, gibt ihr eine große Sicherheit. Aber da ist ja auch noch der Alltag, die Familie, das Haus. Zurzeit kann sie sich noch langsam im Haus be- wegen, doch sie spürt, dass die Kräfte nachlassen…vielleicht wenn die Medika- mente vom Palliativarzt helfen, könnte es besser werden? Aber wenn nicht? Die Kraft reicht nicht zum Kochen oder zum Wäsche waschen. Ihr Mann Thomas hat ihr gesagt, er macht das schon, er arbeitet ja zu Hause, kann die Kinder mit einbeziehen. „Aber das geht doch nicht! Im Büro türmt sich die Arbeit, es war doch sowieso viel mehr für Thomas geworden seit meiner Krankheit und den vielen Ta- gen und Wochen, in denen ich nicht mehr mitarbeiten konnte. Mein Mann gibt sich viel Mühe, hat so viel im Kopf, ist manch- mal gar nicht anwesend. Und die Kinder haben ihr Leben, ihre Schule, ihre Freun- de. Meine Mutter macht sich auch so viele Sorgen, sie hatte schon überlegt, ob sie kommt und unterstützt. Eine Putzfrau haben wir schon seit Jahren…“, be- schreibt Linda ihre Situation. LEBENSWENDE | 02/2021 5
Reportage: Ambulante Begleitung Im Gespräch schauen wir erst noch ein- Ehrenamtliche Mitarbeiter werden vom Die Mutter reist morgen an, er ist ge- mal auf ihre Wünsche und was sie mit Hospiz in Seminaren auf diese Tätigkeit spannt, wie es funktioniert. dem Wunsch verbindet, zuhause zu blei- vorbereitet und möchten Menschen und ben…im eigenen Bett schlafen, die ver- Familien, die durch eine schwere Erkran- Seine Frau kann sich den Besuch einer trauten Gerüche, Geräusche….und viel- kung in eine schwierige Lebenssituation Ehrenamtlichen vorstellen, sie hatte ihn leicht gewinnt sie ja doch noch Zeit? Sie kommen, unterstützen. Sie stellen einen gebeten, schon Bescheid zu geben. Ich will nicht im Krankenhaus sterben und für Teil ihrer freien Zeit zur Verfügung, neh- soll mich aber erst nach dem Wochen- das Altenheim ist sie doch zu jung. Das men sich Zeit für ein Gespräch mit ihr ende melden, dann hofft sie, dass es ihr Stationäre Hospiz? Eigentlich weiß sie oder auch dem Ehemann bzw. den Kin- wieder besser geht. Ich telefoniere mit wenig darüber. Klar, als Hochdahlerin hat dern oder helfen bei ihren Besuchen in einigen Ehrenamtlichen, die ich mir in sie immer schon davon in der Presse ge- kleinen Dingen des Alltags. Manchmal dieser Begleitung vorstellen kann und lesen…aber dorthin zu kommen, ist doch sind regelmäßige Gespräche mit einem frage nach Kapazitäten. Daniela Schnei- so endgültig! Außenstehenden hilfreich, gerade wenn der ist bereit, Linda von der Aue zu be- sie nicht so sehr die Familie mit ihren Sor- gleiten. Sie kann jedoch durch ihre Be- Ich erzähle einiges zum Stationären Hos- gen oder Gedanken belasten möchte. rufstätigkeit nur nachmittags. In einem piz, nenne die Aufnahmekriterien, wie Wenn sie sich das vorstellen kann, wür- gemeinsamen Besuch, den ich begleite, lange bleiben die Gäste, wie sind die Be- den wir den Kontakt zu einer Ehrenamt- lernen sich die beiden kennen. Sie kom- suchszeiten, gibt es Einzelzimmer? Das lichen herstellen, die dann ihre Wegbe- men fürs erste gut in den Kontakt; beide Hospiz ist eine Möglichkeit, sie wäre rund- gleiterin werden könnte, vorausgesetzt, leben in Hochdahl und finden schnell um versorgt, wenn das Unterstützungs- sie kommen gut miteinander aus. gemeinsame Themen. system zuhause an die Grenzen kommt oder sie sich nicht mehr sicher fühlt. Wie gehen die Kinder mit der Situation In den nächsten Wochen ist jeder Besuch um? Brauchen sie Ansprechpartner, die wieder anders; manchmal erzählt sie von Aber man kann für zuhause mittlerweile sich mit der Gefühlswelt der Jugendlichen ihren Reisen, ihrem Beruf und vielem an- viel an Unterstützung organisieren, so gut auskennen? Zum Beispiel eine Be- derem, was so schön war und was ihr die dass viele Menschen auch zuhause blei- gleitung vom Kinderschutzbund Hilden Krankheit genommen hat. Oder es gibt ben können. Mit Linda von der Aue über- oder eine Familiensprechstunde bei der Gespräche, die in die Tiefe gehen – Ge- lege ich, welche Unterstützung von ihr Krebsberatung Düsseldorf. Nach dieser spräche über ihre Angst und Sorge, wie gebraucht und gewollt ist. Kann sie sich Fülle von Informationen ist Linda von der es für ihre Familie weitergeht. vorstellen, das Angebot der Mutter anzu- Aue anzumerken, dass sie völlig erschöpft nehmen? Wie ist es für sie als Tochter, ist. Sie wird sich alles durch den Kopf ge- An manchen Tagen ist Linda von der Aue wenn ihre Mutter in ihrem Haus wohnt? hen lassen, mit ihrer Familie, vor allem sehr schnell müde und der Besuch nur Wie ist es für ihre Familie? Aber sie könn- dem Ehemann besprechen und sich mel- kurz. An einem Nachmittag öffnet die te die praktischen Dinge des Alltags ab- den. Nach ein paar Tagen meldet sich der Tochter, die Mama schlafe. Sonst sind decken, den Ehemann entlasten oder Ehemann Linda von der Aues bei mir. die Kinder immer schnell wieder in ihren Ansprechpartnerin für die Kinder sein. Seine Frau hat keine guten Tage: Das Zimmern verschwunden, heute jedoch Gibt es Freunde, die mal kochen oder Schmerzmittel wird umgestellt, sie ist oft entwickelt sich ein Gespräch mit der einkaufen könnten? Kann die Reinigungs- sehr müde und kämpft mit Übelkeit, doch Tochter. An einem anderen Nachmittag kraft noch häufiger kommen? Was ma- es wird von der Tendenz her besser. Sie trifft sie auf die Mutter, die sonst immer chen die Kinder gern und fühlen sie sich beide hätten zusammen gesprochen und die Anwesenheit der Ehrenamtlichen nicht belastet, sondern eingebunden? wünschen eine vorausschauende Anmel- nutzt, um einen langen Spaziergang zu dung im Stationären Hospiz, doch so machen oder einzukaufen. Die Luftnot Wie beschwerlich ist es für sie selbst, hat lange wie möglich will sie zuhause sein. ihrer Tochter würde immer schlimmer, sie die Kraft zur eigenen Körperpflege? Braucht sie jetzt schon einen Pflegedienst? Kann sie sich das vorstellen? Ein Pflege- grad wurde bereits im Krankenhaus bean- tragt; es gab aber noch keine Einstufung. Ich gebe Informationen zu unterschiedli- chen Pflegediensten. Was kann jetzt oder später als Hilfsmittel das Leben vereinfa- chen? Wo kann bei abnehmender Mobilität im Haus auf den drei Etagen der Lebens- mittelpunkt nun für sie sein? Gibt es eine Patientenverfügung, vor allem eine Vorsor- gevollmacht oder benötigt sie dazu Infor- mationen? Dann erzähle ich von der Mög- lichkeit, dass eine unserer Ehrenamtlichen mit ihr in den Kontakt gehen könnte. 6 02/2021 | LEBENSWENDE
der Palliativarzt hat mit ihrer Tochter und dem Krankenhaus gesprochen. Vermut- lich haben Metastasen in der Pleura für Wasseransammlungen gesorgt. Es soll eine externe Drainage gelegt werden. Dadurch könnte das Wasser dann auch zuhause abgelassen werden. Das Reden fällt Linda von der Aue schwer und die Ehrenamtliche spürt, dass sie Angst vor dem Eingriff morgen hat. Sie liest ihr ein paar Seiten aus dem Buch vor, dass sie gemeinsam angefangen haben, um für Ablenkung zu sorgen. Sie gehen mit der Verabredung auseinander, dass sie te- lefonisch in Verbindung bleiben und wenn der Krankenhausaufenthalt länger sein sollte, bietet Daniela Schneider an, sie im Krankenhaus zu besuchen. Die Mutter hat auch einmal den Kontakt zur Koordinatorin gesucht; sie kommt rin motiviert, Linda zuhause zu besuchen; als er dann ins Wohnzimmer zurück- nicht gut damit zurecht, dass ihre Tochter anstrengend, aber ein echtes Highlight. kommt, atmet sie nicht mehr. Er ist kopflos, oft so abweisend ist. Der Mann hatte zwi- ruft die SAPV an: Der Arzt würde sich mel- schendurch ein Gespräch mit der Psy- Daniela Schneider wird von Linda von der den und vorbeikommen. Er weckt die Mut- choonkologin der SAPV wegen den Kin- Aue gebeten, in der Kirche ein Licht für sie ter. Wie fühlt man sich, wenn man am Bett dern, vor allem Moritz zieht sich immer und ihre Familie anzuzünden, denn sie der eigenen Tochter steht, die verstorben mehr zurück. Der Vater versucht bewusst selbst schafft den Weg nicht mehr. Dann ist? „Jetzt stark bleiben für Moritz und An- mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Die überschlagen sich die Ereignisse: Sie kann tonia“, sagt sie sich. Die Kinder trauen sich Krankheit hat das ganze Familiensystem das Bett nicht mehr verlassen, die Kraft ist nicht ins Wohnzimmer. Nachdem sie mit- durcheinander gewirbelt, wie ein Mobile, einfach nicht da. Durch die vielen Schlaf- einander viel geweint haben, macht der bei dem sich ein Teil verändert und alles phasen und die Medikamente bringt sie Vater ihnen Mut, von der Wohnzimmertür aus der Balance kommt. auch schon so manches durcheinander. der Mutter adieu zu sagen. Antonia bewegt Der Ehemann hat schon im Hospiz ange- sich langsam zum Bett der Mutter, strei- Nach dem Krankenhausaufenthalt ist die rufen aus der Sorge, dass sie es nicht chelt vorsichtig die Hand, dann verschwin- Luftnot deutlich besser, doch alle spüren, schaffen, aber aktuell ist kein Platz frei; die den beide Kinder wieder in ihren Zimmern, dass ihr die Krankheit sehr zusetzt. Die Pflegedienstleitung will sich bei ihm mel- sie brauchen Zeit. Schlafphasen häufen sich am Tag, der den. Die Familie hat doch schon Pläne für Appetit lässt zu wünschen übrig, die Mut- die Weihnachtstage gemacht… Der Arzt kommt. Mit dem benachrichtig- ter kann kochen, was sie will. Linda von ten Beerdigungsinstitut verabreden sie, der Aue willigt ein zum Pflegebett im Die Freundin und Daniela Schneider ver- dass die Verstorbene am Abend abgeholt Wohnzimmer. Sie schafft einfach nicht suchen einige Zeiten abzudecken, um die wird. So bleibt noch etwas Zeit zum Be- mehr die Treppen und auf dem Sofa kann Mutter und den Ehemann tagsüber zu greifen und Abschied nehmen. Der Vater sie nicht mehr liegen durch die Metasta- entlasten, da die Nächte unruhig werden. wird benachrichtigt und will sich sofort sen im Rücken. Abschied vom gemein- Tochter Antonia sucht immer wieder die auf den Weg machen. Die Freundin ver- samen Schlafzimmer. Gut, dass die Kü- Nähe der Mutter, hält es aber nicht lange sucht, alles ein bisschen zu rahmen, che geräumig ist und die Kinder sich mit dort aus. Die Nacht von Freitag auf Sams- kocht für alle Kaffee, sorgt für das Mittag- ihrem Vater dort zurückziehen können, tag ist ganz schlimm. Der Palliativarzt sig- essen, obwohl allen überhaupt nicht nach wenn sie Ruhe brauchen. Sonst hat sie nalisiert, die Zeit sei begrenzt. Unruhe, sie Essen ist. Mittags ruft der Ehemann auch immer noch viel Interesse gezeigt, die ruft oft nach Thomas…in ihrer Not telefo- die Ehrenamtliche Daniela Schneider an. Kinder brauchen einige Zeit, bis sie es nieren sie mit dem Palliativarzt. Er kommt Sie fragt, ob sie sich verabschieden darf? verstehen und ihre Mutter nicht überfor- und gibt ihr noch ein Medikament zur Be- Am späten Nachmittag kommt sie zum dern. Auch der Pflegedienst kommt jetzt ruhigung. Sie wird etwas ruhiger, die At- Verabschieden. Sie bietet der Familie an, öfter, Linda von der Aue kostet die mor- mung wird tiefer, die Atemgeräusche blei- sie weiterhin zu unterstützen, wenn sie gendliche Körperpflege so viel Kraft, doch ben, der Ehemann bleibt die Nacht auf etwas brauchen und die Koordinatorin zu sie kann es auch nicht ertragen, wenn sie dem Sofa im Wohnzimmer, kommt aber informieren, die sich am Montag sicher ungepflegt wirkt. Ihren Mann will sie nicht kaum zur Ruhe. In den frühen Morgenstun- auch noch einmal bei der Familie melden belasten und sie merkt, wie schwer er den, er hat doch noch etwas geschlafen, würde. Das Buch, aus dem sie bei den sich mit den Veränderungen ihres Körpers geht er an ihr Bett, redet beruhigend mit Besuchen vorgelesen hat, haben sie nun tut. Die Freundin Lisa hat ihre Kosmetike- ihr. Er kocht sich schnell einen Kaffee und nicht mehr zu Ende geschafft. LEBENSWENDE | 02/2021 7
Neuer Botschafter: Horst Wegener 23 Jahre jung und sehr reflektiert Der Künstler Horst Wegener ist neuer Botschafter des ambulanten Kinder- und Jugend-Hospiz-Dienstes. Hospizkoordinatorin Kornelia Smailes, der neue Hospiz-Botschafter Horst Wegener und der stellv. Hospizleiter Sebastian Pietschek (von links) S eit dem 1. April (kein Scherz!) ist es amtlich: Der Wuppertaler Künstler Horst Wegener engagiert sich im Franzis- schen. Insofern kann der sympathische junge Mann ein guter Türöffner sein. Kor- nelia Smailes (Koordinatorin des ambulan- Das ist ein schöner Ansatz. Ich freue mich, durch mein persönliches Netzwerk und meine Arbeit diesen Gedanken in die Welt kus-Hospiz als Botschafter. Obwohl ten Kinder- und Jugend-Hospiz-Dienstes) zu tragen und zu zeigen, wie wichtig Hos- Wegener erst 23 Jahre alt ist, wirkt der und Sebastian Pietschek hoffen, dass er pizarbeit ist und welch großartige Arbeit Rapper und Singer-Songwriter erstaunlich ihnen helfen kann, junge Menschen zu die vielen Ehrenamtlichen hier leisten.“ reif, sobald die Rede auf das Thema „Ster- finden, die sich im ambulanten Kinder- und ben und Tod“ kommt. „Wir haben meine Jugend-Hospiz-Dienst ehrenamtlich en- Horst Wegener hat bereits konkrete Ideen, Großmutter zu Hause bis zum Tod beglei- gagieren möchten. Schulungen bereiten wie er den Kinder- und Jugend-Hospiz- tet. Sie ist im letzten Herbst gestorben”, die jungen Interessierten sehr gezielt auf Dienst unterstützen kann: Denkbar wäre erzählt er. Ihm sei es wichtig, dass Men- ihre Arbeit vor. Übrigens schlug die Nach- für den Jungunternehmer (der während schen nicht allein sterben müssen und richt „Horst wird neuer Hospiz-Botschaf- des Lockdowns mehrere Firmen gründete) dass das Thema Tod in der Gesellschaft ter“ in den sozialen Medien (es gab knapp einen Musik-Workshop für interessierte enttabuisiert wird. Dass das Thema bei 10.000 Kontakte!) sofort ein. Daraufhin schwerkranke Kinder bzw. ihre Geschwis- ihm gut aufgehoben ist, sei ihm erst im bewarben sich zwei junge Frauen zwi- ter anzubieten – oder mit ihnen Filmauf- Nachhinein so richtig klargeworden. Als schen 20 und 30 Jahren für den am 16.4. nahmen zu machen. Auf die Frage einer Jugendlicher litt er an einer Angststörung, beginnenden Ehrenamtskurs. lokalen Pressevertreterin, ob er sich dem- bei der seine größte Angst dem Tod ge- nächst auch einen Musiktext über Hos- golten habe. Mit Hilfe von Therapien hat Sebastian Pietschek hatte Horst Wegener pizarbeit vorstellen könnte, antwortete der er diese Angststörung bewältigt. gemeinsam mit dem Wuppertaler Unter- Wuppertaler „Durchaus!“. Das klingt viel- nehmer Thilo Küpper, der Wegener schon versprechend. Deswegen sind viele ge- Über das Engagement von Wegener, der länger kennt, am 29. März erstmalig ins spannt auf die gemeinsamen Hospiz- zur Hälfte ecuadorianische Wurzeln hat, Stationäre Hospiz eingeladen. Beim Erst- Projekte mit dem Rapper. Nun hat das freuen sich besonders Sebastian Piet- besuch war der Künstler sehr beeindruckt Franziskus-Hospiz eine Schirmherrin und schek, der stellvertretende Hospizleiter von der lebensbejahenden Stimmung und einen Botschafter. Denn auch weiterhin und sein Team. „Ich bin unsagbar dankbar der im Hospiz geleisteten Arbeit. „Während bleibt dem Hospiz die Bundestagsabge- und glücklich, ihn als Hospiz-Botschafter meiner ersten Gespräche mit den Mitar- ordnete Michaela Noll als engagierte zu gewinnen. Er ist ein toller Mensch”, beitenden des Franziskus-Hospizes ist mir Schirmherrin erhalten. schwärmt Pietschek nach dem Erstkon- positiv aufgefallen, dass hier das Leben takt. Wegener ist populär bei jungen Men- gefeiert wird, statt auf den Tod zu warten. 8 02/2021 | LEBENSWENDE
Projekt: HERZENSSACHE / Vereinsinformation „Herzenssache“ Ein neues Projekt im Franziskus-Hospiz „ Wir möchten unseren Gästen beim Einzug eine kleine Freude bereiten. Jeder bekommt ein selbstgenähtes Herz- kissen auf sein Bett gelegt. Ein kleines Symbol mit großer Wirkung,“ erläutert Pflegedienstleiterin Andrea Jordan die Ursprungsidee, die sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen vom Stationären Hospiz entwickelt hat. „Als unsere Idee konkret wurde, ergaben sich viele weitere Ideen, so dass wir das Thema „Herzenssache“ zu einem Jahresprojekt rund um das Herz gestalten werden. „Die Mitarbeitenden – vom FSJler bis zum Hospiz-Urgestein – sind von der „Herzenssache“ begeistert. Neben den Herzkissen für Hospizgäste wer- den auch Kissen genäht, die Besucherinnen und Besucher sowie Mitarbeitende im Ein- gangsbereich des Hospizes gegen eine Spende erwerben können. Das Team um Andrea Jordan wird außerdem kleinere Her- zen nähen, die mit Dinkel befüllt werden und gut geeignet sind als Wärmekissen. n Es werden Herzkarten gestaltet Farbenfroh und weich: Hospiz-Herzkissen auf der Ruhebank mit wunderschönen Motiven. n Leckere Herzplätzchen entstehen im Backofen. Die ganze Aktion HERZENSSACHE soll am (gemeinsam mit anderen Mitarbeiterinnen) n In unserer Marmeladenmanufaktur 9. Mai vorgestellt werden: Da ist gleichzei- Hunderte von Mund-und-Nasen-Schutz- gibt es eine Edition „Herzenssache“. tig Muttertag und der 26. Geburtstag un- Masken genäht. Die Masken wurden beim n Kleine Herzen als Anhänger seres Stationären Hospizes. Passend zum Beginn der Corona-Pandemie am Hospiz- werden per Hand genäht. Jubiläum soll ein kleiner Verkaufsstand vor empfang gegen eine Spende an interes- n Es folgen „Tonherzen“ dem Hospiz aufgebaut werden. sierte Besucherinnen und Besucher sowie für die Aromatherapie. Mitarbeitende weitergegeben. „Die gesam- nN icht zuletzt gibt es „Herzenssache“ Andrea Jordan ist froh, dass es für die melten Spenden können wir gut dafür nut- als wohligen Duft – dazu extra ein Basis-Materialen schon einen finanziellen zen, um für die Kissen eine hochwertige Aroma-Öl. Grundstock gibt. Sie hatte im Frühjahr 2020 Füllung zu kaufen.“ Vereinsinformation Liebe Vereinsmitglieder, Sie, verehrte Mitglieder, über wesentliche jetzt bereits einen Termin für die Mitglie- Ereignisse in der Vergangenheit und Ge- derversammlung zu nennen. Sobald sich vermutlich hat jeder von Ihnen und uns die genwart sowie über Entwicklungen in der diesbezüglich eine positive Entwicklung Hoffnung, dass die Corona-Pandemie – Zukunft zu informieren. Außerdem stehen, einstellt und eine Präsenzveranstaltung auch wenn die Fallzahlen momentan noch wie Ihnen bekannt ist, in diesem Jahr Vor- wieder möglich sein wird, werden wir uns hoch sind – bald ein Ende finden wird. So standswahlen an. wieder an Sie wenden und Sie zur Mit- sind auch wir, der Vorstand, guter Dinge, gliederversammlung einladen. dass wir uns noch in diesem Jahr zu einer Aufgrund der aktuellen Pandemieent- Mitgliederversammlung sehen können, um wicklung halten wir es für unrealistisch, Ihr Christoph Herwald LEBENSWENDE | 02/2021 9
Stationäres Hospiz Neugestaltung der Station Das Stationäre Hospiz hat in den letzten beiden Jahren ein modernes Gewand bekom- men. Das zeigen das umgestaltete Wohnzimmer mit neuem Aquarium (beide Fotos oben) wie auch die Bewohnerzimmer der Hospizgäste (unten links) und die Stations-Essküche (unten rechts). Außerdem gab es vorübergehend einen Hingucker im Hospiz-Innenhof zu sehen. Dort flogen Seifenblasen durchs regenbogenfarbene Licht (Foto Mitte links). 10 02/2021 | LEBENSWENDE
Spende Eine unverhoffte Spende der Bundeswehr Zwei Soldaten halfen mit Covid-Schnelltests und sammelten 1.111,11 Euro V öllig überraschend haben die beiden Hauptfeldwebel Timo Schubert und Ihno Blaauw zusammen mit ihrer Einheit Bundeswehr-Engagement in 41 Einrich- tungen des Kreises Mettmann eingesetzt hat. Dadurch hat er es ermöglicht, dass ansonsten in der Pressestelle der Bun- deswehr arbeitet und ein 31-jähriger Hauptmann, der als studierter Sportwis- vom „Taktischen Luftwaffengeschwader uns so großartige Menschen wie die bei- senschaftler die Fitness-Programme für 71 – Richthofen“ 1.111,11€ gespendet. Ei- den Hauptfeldwebel geholfen haben.“ Eurofighter-Piloten begleitet. Beide führten gentlich waren sie „nur“ zum Arbeiten in täglich rund 20 Schnelltests (inklusive Do- Hochdahl eingeteilt. Kurz vor der Scheck-Übergabe wurden kumentation) durch, um das Hospizteam beide Soldaten und ihre Wittmunder Ein- drei Wochen lang zu entlasten. „Eine pri- Beide Soldaten waren drei Wochen lang satzleiter Thomas Oertel und Henning ma Unterstützung“, betonten Sebastian im Franziskus-Hospiz im Einsatz, um Co- Claasen von Pflegedienstleiterin Andrea Pietschek und sein Hospizteam. „Wir vid-Schnelltests durchzuführen. Von An- Jordan begrüßt und zu einem kleinen empfinden das als tolles Zeichen der Bun- fang an fühlten sich beide sehr mit dem Rundgang im Stationären Hospiz einge- deswehr, uns in der Corona-Krise zu un- Haus verbunden, dass sie in ihrem Hotel laden. Die beiden Hauptmänner waren terstützen“, lobte der stellvertretende Hos- eine Spendenbox aufstellten. Das Tolle ist: sichtlich angetan von der in Hochdahl pizleiter den Einsatz der beiden, die sich Alle Soldatinnen und Soldaten, die im geleisteten Hospizarbeit. Ein Besuch ge- in ihrer ungewohnten Einsatzstelle wohl Kreis Mettmann im Einsatz sind, haben wiss mit nachhaltiger Wirkung. „Wir wer- fühlten. Auch der Zugführer, also Vorge- gespendet. „Wir fühlen uns sehr wohl hier den demnächst auch in Wittmund über setzte, der beiden sprach von einer win- im Franziskus-Hospiz Hochdahl und diesen Besuch in der Bundeswehr-Presse win-Situation. „Für uns ist es eine mensch- möchten mit der Spende unsere Wert- berichten“, betonte Hauptmann Thomas lich große Bereicherung, hier helfen zu schätzung für das Haus zum Ausdruck Oertel. dürfen.“ Was das Hospizteam vor allem bringen,“ so Hauptfeldwebel Schubert. freut: Bis Ende April haben in kontinuier- „Wir hatten von Anfang das Gefühl, einer Drei Wochen zuvor hatten zwei weitere licher Folge insgesamt zehn Soldaten das großen Familie anzugehören!“ Soldaten, die aus sehr unterschiedlichen Franziskus-Hospiz bei den Schnelltests Berufsfeldern kommen, im Hospiz gehol- unterstützt und das Haus auch mensch- Während ihres Einsatzes konnten die Sol- fen: Ein 22-jähriger Ober-Fähnrich, der lich bereichert. Dafür ein großer Dank! daten vielfältige Einblicke ins Hospizleben gewinnen. Timo Schubert und Ihno Bla- auw haben nicht nur beim aktuellen Kunsttherapie-Projekt „Wellenspiel“ von Tina Kreil mitwirken dürfen. Einmal konn- ten sie auch als Zaungäste bei einer Dienstübergabe im Hospiz teilnehmen. „Es ist schon toll, wie sehr dabei auf jeden Hospizgast und seinen individuellen Zu- stand geachtet wird“, so die Soldaten. „Außerdem ergaben sich bei unseren Covid-Schnelltests von Zugehörigen, die Hospizgäste besuchen, sehr interessante Gespräche. Mitunter flossen auch Trä- nen“, berichtet der 34-jährige Timo Schu- bert, der in seinem Bundeswehralltag im ostfriesischen Wittmund ganz andere Aufgaben übernimmt. Als Techniker küm- mert er sich vornehmlich um die Wartung von Gerätschaften der Luftwaffe. „Wir freuen uns sehr über die Spende und sehen den Einsatz der Bundeswehr nicht als selbstverständlich an. Dass wir dann noch eine Spende erhalten, überwältigt mich total,“ gesteht der stellvertretende Hospizleiter Sebastian Pietschek. „Beson- ders möchten wir auch Landrat Thomas Hauptfeldwebel Timo Schubert, Sebastian Pietschek, stellv. Hospizleiter, und Hauptfeld- Hendele danken, der sich tatkräftig für das webel Ihno Blaauw bei der Spendenübergabe (von links). LEBENSWENDE | 02/2021 11
Service / Buchbesprechung „Immer noch wach“ Ein kurze Buchbesprechung Der 30-jährige Alex verliert den Boden väterlichen Krebserkrankung, und der Hospizleiterin, die unter den Füßen, als er die Diagnose die zunehmend zerbröselt, die ihm den Hospiz-Gemein- Krebs im Endstadium erhält. „Wie viel widersprüchlichen Gefühle von schaftsraum zeigt und er Zeit bleibt mir noch – und was damit Kontaktfreude und persön- entgegnet: „Eigentlich fehlt anfangen?“ Zunächst entscheidet sich lichem Rückzug. Schließlich nur noch der Bolzplatz.“ Alex dafür, die verbleibenden guten der allmähliche Sinneswandel Worauf die Leiterin kontert: Tage mit seinen liebsten Freunden zu beim Abarbeiten der Löffelliste, „Mit 16 Patienten bekom- verbringen, dann jedoch plant er den in der Alex alles notiert hat, was er vor men wir keine zwei Mannschaften zu- Gang ins Hospiz. Dort macht sein Le- seinem Tod noch erledigen will, wie etwa sammen, und bis wir sie fit haben, ist ben nochmals eine Kehrtwendung. die Aussprache mit der Exfreundin. die Hälfte schon gestorben.“ Auch ohne diesen speziellen Wende- Das Besondere am Roman von Jung- „Immer noch wach“ ist kein Sachbuch punkt ist das Buch schon lesenswert: autor Fabian Neidhardt ist nicht zuletzt über das Hospizleben, sondern ein an- Der Leser erfährt in Rückblenden viele sein Tonfall: Das Gefühls- und Gedan- regender warmherziger Roman. Facetten aus Alex kurzem Leben und ken-Schwere erscheint mit einer beson- seine schwankende Gefühlswelt: Seine deren lakonischen Leichtigkeit, mitunter Das Buch ist 2021 im Haymon-Verlag Berufspläne, der familiäre Umgang mit ist dieser Mix etwas schwarz-humorig. erschienen, es hat 265 Seiten und Krankheit und Tod – die Verdrängung der So die erste Begegnung zwischen Alex kostet 22,90 Euro. ANSPRECHPARTNERINNEN UND -PARTNER IMPRESSUM IM FRANZISKUS-HOSPIZ HOCHDAHL (FHH) LEBENSWENDE | Forum des Franziskus-Hospiz e. V. Hochdahl Telefon 02104 9372-0 Herausgeber: Franziskus-Hospiz e. V. Hochdahl Hospiz-Empfang Christoph Herwald, Vorsitzender Claudia Dickie und Elena Müller Hospiz-Zentrum & Büro, 40699 Erkrath, Trills 27 (und weitere Mitarbeitende des FHH) Telefon 02104 9372- 0 . Telefax 02104 9372-98 Hospiz-Leitung Spendenkonten: Silke Kirchmann und Sebastian Pietschek (stellv.) Kreissparkasse Düsseldorf IBAN: DE90 3015 0200 0003 1056 08 | BIC: WELADED1KSD Assistentinnen der Hospiz-Leitung Nicole Breloh und Stephanie Meis VR Bank eG Monheim IBAN: DE54 3056 0548 0505 9000 14 | BIC: GENODED1NLD Pflegedienstleitung im Stationären Hospiz Andrea Jordan und Christina Herzig (stellv.) Redaktion: Gerd Michalek, Silke Kirchmann Anfrage-Management im Stationären Hospiz Mitarbeitende dieser Ausgabe: Siegfried Schulte Claudia Schmitz, Stephanie Meis, Christoph Herwald Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst (AHPB) Fotonachweise: Stephanie Meis (S.3), www.istockphoto.com (S.5,6,7), Claudia Schmitz, Sabine Mischke, Christiane Dommach Carola Engel (S.9), Nilgün Gürsoy (S.2), Gerd Michalek (S.2,8), Mühlenstraße 15, 40822 Mettmann, Telefon 02104-9372-41 Ria Garcia (S.11), Steffen Funk (S.10) AHPT in der SAPV-Mettmann Süd GmbH Titelfoto: Sebastian Pietschek und Beate Müller (stellv.) Sebastian Pietschek Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Gestaltung: Kornelia Smailes Marienhaus Dienstleistungen GmbH, PR-Agentur Seelsorge Druck: Carola Engel FLYERALARM GmbH, Alfred-Nobel-Str. 18, 97080 Würzburg Hauswirtschaft Daniela Löbe, Barbara Miosga, Marcel Röttger Auflage: 1.000 Exemplare Haustechnik Uwe Böhm Vereinsbüro des Franziskus-Hospiz e.V. Hochdahl Anke Banken Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Gerd Michalek 12 02/2021 | LEBENSWENDE
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