Leberkrankheiten - 8_2017 Fortbildung und Praxis für den Hausarzt - Allgemeinarzt Online
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G 2198 8_2017 Fortbildung und Praxis für den Hausarzt Leberkrankheiten ■ Virale Hepatitiden ■ Erhöhte Leberwerte ■ Echinokokkosen Therapie bei Phantomschmerzen Abrechnungstipps: Leichenschau Auf und ab beim Masterplan Medizinstudium 2020 Gicht: Die Tücken der Diagnostik www.allgemeinarzt-online.de
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auf ein wort EIN MEILENSTEIN Masterplan Medizinstudium 2020 rückt Allgemeinmedizin ins Zentrum Es ist vollbracht. Nach jahrelangen kontrover- Insofern ist es gut und richtig, dass Medizin- sen Diskussionen wurde endlich der „Master- studierende, wie in vielen Nachbarländern plan Medizinstudium 2020“ verabschiedet. schon lange üblich, im Rahmen ihres sechsjährigen Studiums Der Masterplan 2020 ist letztlich auch ein „Ver- zukünftig auch die Versorgung ▪▪▪▪▪▪▪▪▪ sorgungsplan 2030“. Es kann kein ernsthafter in ambulanten vertragsärztli- „Es ist gut und richtig, dass Zweifel daran bestehen, dass insbesondere die chen Praxen kennenlernen und qualitativ gute, flächendeckende und umfas- sich intensiver mit dem für die Medizinstudierende künftig sende Versorgung einer zunehmenden Zahl gesamte Versorgung grundle- auch die Versorgung in ambu- von chronisch Mehrfacherkrankten und die ra- sant fortschreitende „Ambulantisierung“ der genden Fach Allgemeinmedi- zin auseinandersetzen. Eine lanten vertragsärztlichen Pra- Medizin auch in der Ausbildung berücksichtigt zusätzliche Ausbildung in aka- xen kennenlernen.“ werden müssen. demischen Lehrpraxen ermög- licht den Studierenden eine der ▪▪▪▪▪▪▪▪▪ Welche Kompetenzen und Fertigkeiten Ärztin- Versorgungsrealität angepass- nen und Ärzte zukünftig benötigen und wie te und damit in der Breite und Tiefe verbesser- diese am besten vermittelt te Ausbildung. werden können, ist keine ideo- Michael Fuchs, Remseck logische, sondern eine rein Es ist international breit an- fachliche Frage. Eine sinnvol- erkannt, dass eine alleinige le Kooperation und zugleich Ausbildung in hochspeziali- Aufgabenteilung zwischen sierten Universitätskliniken, dem stationären und dem die sich in Deutschland selbst ambulanten Sektor ist wich- als „Supramaximalversorger“ tiger denn je. Einige Fächer bezeichnen, zu eng und fach- (z. B. Augenheilkunde oder lich unzureichend ist. Auch Dermatologie) sind bereits zeigen Studien, dass die Mo- heute weitgehend ambulant tivation zu einer späteren geprägt. Eine ausschließlich Weiterbildung dringend be- Prof. Dr. med. auf Kliniken begrenzte Aus- nötigter Fachärzte/innen für Ferdinand M. Gerlach, MPH bildung bliebe hier zwangs- Allgemeinmedizin durch ei- Direktor des Instituts für Allge- läufig unvollständig. Es wä- meinmedizin der Goethe-Universi- ne Tätigkeit in allgemeinme- tät Frankfurt am Main und Vorsit- re fahrlässig gewesen, diese zender des Sachverständigenrats dizinischen Lehrpraxen geför- Fakten zu ignorieren. zur Begutachtung der Entwicklung dert wird. im Gesundheitswesen Auch die umfassende Lang- zeitversorgung chronisch Kranker oder das Die DEGAM hat bewusst Brü- cken gebaut und sich aktiv für sachgerechte online Management von Multimorbidität bzw. Mul- Kompromissformulierungen im Masterplan timedikation kann letztlich nur im Rahmen ei- eingesetzt. Wir sind im Interesse einer besse- Diesen Beitrag finden Sie auch unter ner ambulanten Ausbildung vermittelt werden. ren, breiteren und versorgungsadäquateren www.allgemeinarzt-online.de Gleiches gilt z. B. für Impfungen, Früherken- Ausbildung sowie der dringend notwendigen nungsuntersuchungen, Pflege- und Altenheim- gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung betreuung oder Hausbesuche, die in Kliniken froh, dass sich die Vernunft am Ende durchge- nicht erlernt werden können. setzt hat. www.allgemeinarzt-online.de Der Allgemeinarzt 8/2017 3
Leberkrankheiten AKTUELL 8 Hitze erhöht Sterberisiko bei Lungen- Patienten 10 Ambulante Geriatrie als Zusatz-Weiter- bildung? 14 Ab 180.000 Euro droht Entzug der Zulassung 16 Typ-2-Diabetes ist teuer TITELTHEMA Hepatitis B, C und D Virale, parenteral übertragbare Hepatitiden erfordern im Akutfall eine schnelle stationäre Behandlung. Bei chronischen Verläufen SEITE 18 Christoph Sarrazin 18 gilt es, Komplikationen zu verhindern und die Ansteckungs- Parenterale virale Leberinfektionen gefahr einzudämmen. 24 Ebbo Michael Schnaith Diagnostik bei erhöhten Leberwerten 30 Julian Schmidberger, Wolfgang Kratzer, Beate Grüner Masterplan Medizin- studium 2020 Infektionen mit Fuchs- und Hundeband- wurm Für Befürworter des Masterplans war es wie GLOSSE eine Achterbahnfahrt: Erst wurde der Plan auf Eis gelegt. Jetzt aber soll er doch wieder in die Tat umgesetzt werden. 36 Raum für Zeit und Zuwendung BERUFSBILD & POLITIK SEITE 39 Der Hausarzt muss die Fäden in der Hand halten 46 43 Wie kommt das Wissen in die Praxis? 46 Masterplan Medizinstudium 2020: 48 Eine Achterbahnfahrt für Hausärzte Zukunft des Medizinstudiums: Ist es Gicht? Mehr Praxisnähe ist das Ziel Monarthritis am Großzehen- grundgelenk mit Schwellung und FORTBILDUNG starken Schmerzen – hierbei liegt die Diagnose „Gicht“ sehr nahe. Doch nicht immer präsentiert sich 48 Rüdiger Holzbach ein Gichtanfall so eindeutig. Zu Benzodiazepine und Z-Substanzen: den Tücken der Diagnostik: Was tun bei Langzeitgebrauch? 54 Markus Gehling Therapie von Phantomschmerzen 62 Jochen Pressmar, Miriam Kalbitz, Florian SEITE Titelbild: bluebay2014 - Fotolia Gebhard Distale Radiusfraktur im Alter 72 4 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
inhaltsübersicht 70 Renate Bonifer Immuntherapie bei Asthma? 72 Monika Reuss-Borst, Anne-Kathrin Tausche Gicht: Die Tücken der Diagnostik FORSCHUNG & TECHNIK Distale Radiusfraktur 79 80 Wie steht‘s mit den Spermien? Chronische Erschöpfung kann behandelt Diese Fraktur ist die häufigste bei älteren Menschen und werden kann in der Regel gut und komplikationslos konservativ SEITE 82 Wirkstoff gegen Fettleibigkeit behandelt werden. Doch es gibt auch Ausnahmen. 62 PRAXIS 85 Praxis-Organisation bei Teilzeitarbeit 88 Abrechnungstipps: Todesbescheinigung 92 Versicherung gegen Hacker-Angriffe VERORDNUNG 94 Pharma-News Kongressberichte 98 COPD-Therapie / Cannabis-Verordnung 101 FSME-Impfung / Insulin-Therapie 102 Opioid-induzierte Obstipation 103 Therapiemöglichkeiten bei Asthma Wie sichere ich mich vor einem Hacker- 104 Schmerztherapie / Lungenfibrose 107 GOLD-Empfehlungen / Schlafstörungen Angriff ab? SEITE 92 Die Digitalisierung bringt auch in der Hausarztpraxis viele PANORAMA Vorteile – weckt aber auch zunehmend das Interesse von Hackern. Welche Möglichkeiten der Absicherung gibt es? 110 Über Singapur nach Kambodscha 114 Kurz & gut Über Singapur nach 64 Impressum Kambodscha ANZEIGE Die Tempel der Khmer im kambod- med-eTraining.de schanischen Urwald bilden ei- nen eigenartigen Kontrast Pro Fortbildungseinheit bis zu zur urbanen Glitzerwelt Singapurs. 2 CME-PUNKTE SAMMELN SEITE 110 92.0042 www.allgemeinarzt-online.de Der Allgemeinarzt 8/2017 5
DIE ZUKUNFT KANN KOMMEN DAS EINZIGE INTEGRASE-STR MIT TAF Genvoya® 150 mg/150 mg/200 mg/10 mg Filmtabletten Lactose. Nebenwirkungen: Sehr häufig (≥ 1/10): Übelkeit. Häufig (≥ 1/100, < 1/10): ab- Wirkstoffe: Elvitegravir, Cobicistat, Emtricitabin, Tenofoviralafenamid. Zusammenset- norme Träume, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Diarrhoe, Erbrechen, Bauchschmerzen, zung: Jede Filmtablette enthält 150 mg Elvitegravir, 150 mg Cobicistat, 200 mg Emtricita- Flatulenz, Hautausschlag, Müdigkeit. Gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100): Anämie, Depres- bin und Tenofoviralafenamidfumarat, entsprechend 10 mg Tenofoviralafenamid. Sonstige sionen, Dyspepsie, Angioödem, Pruritus. Andere mögliche Nebenwirkungen: Gewichts- Bestandteile: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Croscarmel- zunahme und Anstieg der Blutlipid- und Blutglukosewerte, Immun-Reaktivierungs-Syn- lose-Natrium, Hyprolose, Hochdisperses Siliciumdioxid, Natriumdodecylsulfat, Magnesi- drom einschließlich Berichte über Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Morbus Basedow), umstearat (Ph.Eur.). Filmüberzug: Poly(vinylalkohol) (E1203), Titandioxid (E171), Macrogol Osteonekrose, Veränderung der Serumkreatininkonzentration, Veränderungen bei Li- (E1521), Talkum (E553b), Indigocarmin-Aluminiumsalz (E132), Eisen(III)-hydroxid-oxid x pid-Laborwerten. Darreichungsform und Packungsgrößen: Packungen mit 30 und 3x30 H2O (E172). Anwendungsgebiet: Genvoya wird zur Behandlung von Erwachsenen und Filmtabletten. Verschreibungspflichtig. Stand: Januar 2017. Pharmazeutischer Unterneh- Jugendlichen (ab 12 Jahren und mit einem Körpergewicht von mindestens 35 kg) ange- mer: GILEAD Sciences International Ltd., Cambridge, CB21 6GT, Vereinigtes Königreich. wendet, die mit dem humanen Immundefizienzvirus 1 (HIV-1) infiziert sind. Die HI-Viren Repräsentant in Deutschland: GILEAD Sciences GmbH, D-82152 Martinsried b. München. dieser Patienten dürfen keine bekanntermaßen mit Resistenzen gegen die Klasse der Inte- grase-Inhibitoren, Emtricitabin oder Tenofovir verbundenen Mutationen aufweisen (siehe ▼ Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Jeder Verdachtsfall Abschnitte 4.2 und 5.1 der Fachinformation). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit ge- einer Nebenwirkung zu Genvoya ist zu melden an die Gilead Sciences GmbH, Abteilung gen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile. Die gleichzeitige Anwendung Arzneimittelsicherheit, Fax-Nr.: 089/899890-96, E-Mail: drugsafetygermany@gilead.com, mit den folgenden Arzneimitteln, da dies zu schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen und/oder an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmako- Nebenwirkungen oder zum Verlust des virologischen Ansprechens und eventuell zur Re- vigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Webseite: www.bfarm.de. sistenzentwicklung gegen Genvoya führen kann: - Alpha-1-Adrenozeptor-Antagonisten: Alfuzosin; - Antiarrhythmika: Amiodaron, Chinidin; - Antikonvulsiva: Carbamazepin, Phen- TAF/DE/15-11/PM/1190 obarbital, Phenytoin; - Antimykobakterielle Wirkstoffe: Rifampicin; - Ergotaminderivate: Dihydroergotamin, Ergometrin, Ergotamin; - Wirkstoffe zur Verbesserung der gastroin- testinalen Motilität: Cisaprid; - Pflanzliche Präparate: Johanniskraut (Hypericum perfo- ratum); - HMG-CoA-Reduktasehemmer: Lovastatin, Simvastatin; - Neuroleptika: Pimo- zid; - PDE-5-Hemmer: Sildenafil zur Behandlung der pulmonalen arteriellen Hypertonie; - Sedativa/Hypnotika: oral angewendetes Midazolam, Triazolam. Warnhinweis: Enthält
aktuell Hitze erhöht Sterberisiko bei Lungen-Patienten Zahl der Krankenkassen sinkt weiter Nur noch 113 gesetzliche Krankenkassen gab es zu Beginn des Jahres 2017. Vor 25 Jahren waren es 1.223 Kassen gewesen. Mit fast 72 Millionen Versicherten und mehr als 55,8 Millionen Mitgliedern ver- zeichnete die GKV Ende 2016 allerdings Rekordwerte. AOK-Bundesverband gustavofrazao - Fotolia Sommerliche Hitzewellen erhöhen das zusätzliche tägliche Sterberisiko bei Men- schen mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) um bis zu 14 %, bei längeren Hitzewellen bis zu 43 %, warnt die Deutsche Gesellschaft für Pneumo- logie und Beatmungsmedizin (DGP). Immer häufiger komme es an heißen Ta- gen zu Verschlechterungen im Krankheitsverlauf. Lungenerkrankungen seien im Sommer mittlerweile der wichtigste Grund für Notaufnahmen ins Krankenhaus. Stockfotos-MG - Fotolia Bei Hitze gibt der Körper nicht nur über die Haut, sondern auch über die Lunge Wärme ab – die Atemfrequenz erhöht sich leicht. Bei COPD-Patienten, deren Lun- ge durch die Erkrankung bereits stark geschädigt ist, ist dieser Wärmetransport jedoch eingeschränkt. Aber auch Asthma-Patienten und Pollenallergiker leiden unter den steigenden Temperaturen. Die DGP empfiehlt daher, Frühwarn- und Interventionssysteme zu erarbeiten und Lungenpatienten während der Sommer- monate telemedizinisch zu betreuen. LICHT MACHT PARKI NSON KRANKE MU NTER Parkinson-Patienten schlafen oft nicht gut und sind dann tagsüber schläfrig. In einer klei- nen Studie wurde nun geprüft, ob eine Licht- therapie helfen kann. Eine Gruppe wurde über 2 Wochen täglich eine Stunde morgens und eine Stunde am späten Nachmittag mit hellem Tageslicht bestrahlt (10.000 Lux). Die Kont- rollgruppe bekam nur schwaches Rotlicht zu sehen. Danach zeigte sich bei den mit Tages- licht bestrahlten Patienten eine signifikant ver- besserte Schlafqualität sowie eine geringere Tagesschläfrigkeit und eine erhöhte Aktivität. Naeblys - Fotolia Videnovic A et al. (2017) JAMA Neurol. DOI: 10.1001/jamaneurol.2016.5192 8 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
aktuell SPITZENTREFFEN der DEGAM Erstmalig fand am 23. und 24. März 2017 sen bei Marburg hatte nicht nur wegen ein Spitzentreffen aller 38 Repräsentan- des traditionsreichen Tagungsortes eine ten der universitären allgemeinmedizi- historische Bedeutung: Im Mittelpunkt nischen Einrichtungen statt. Eingeladen standen die Umsetzung der vom Gesetz- hatte die Deutsche Gesellschaft für Allge- geber vorgegebenen Kompetenzzentren meinmedizin und Familienmedizin (DE- für die Weiterbildung in der Allgemein- GAM) gemeinsam mit ihrer Stiftung, der medizin sowie die Lehre unter dem As- Deutschen Stiftung für Allgemeinmedi- pekt des Masterplans Medizinstudium zin und Familienmedizin (DESAM), sowie 2020. Künftig wolle man sich jährlich zu der Gesellschaft für Hochschullehrer in solchen gemeinsamen Beratungen tref- der Allgemeinmedizin (GHA). Die Klau- fen, hieß es. surtagung im Schloss Rauischholzhau- Copyright: DEGAM Erste Reihe v. l.: Prof. Stefan Wilm, Dr. Andreas Graf von Luckner, Prof. Erika Baum, Dr. Ralf Jendyk, Prof. Ferdinand M. Gerlach, Prof. Martin Scherer, Prof. Joachim Szecsenyi, Prof. Wilhelm Niebling, Prof. Birgitta Weltermann, Prof. Christoph Heintze, Prof. Michael Jansky Zweite Reihe v. l.: Prof. August-Wilhelm Bödecker, Edmund Fröhlich, Prof. Gernot Lorenz, Prof. Annette Becker, Prof. Horst Christian Vollmar, Prof. Hanna Kaduszkiewicz, Dr. Ute Schnell, PD Dr. Anne Simmenroth, Prof. Peter Maisel, Prof. Markus Herrmann, Prof. Stefan Bösner, Prof. Herbert Rusche, Prof. Nils Schneider Dritte Reihe v. l.: Prof. Ulrich Schwantes, Alina Tolksdorf, Dr. Monika Sennekamp, PD Dr. Tanja Grammer, Dr. Kris- tina Hoffmann, Prof. Thomas Frese Vierte Reihe v. l.: Dr. Hans-Jörg Hellmuth, Prof. Klaus Linde, Prof. Antje Bergmann, Prof. Jörg Schelling, Dr. Stefan Sachtleben, Dr. Stefan Lippmann, Andreas Gommert, Dr. Marco Roos, Prof. Joachim Kreuder Fünfte Reihe v. l.: Dr. Carl Rauscher, Prof. Klaus Weckbecker, Prof. Jean-François Chenot, Prof. Jost Steinhäuser, Jo- achim Schütz, Prof. Andreas Sönnichsen www.allgemeinarzt-online.de Der Allgemeinarzt 8/2017 9
aktuell ES DROHT EIN ÄRZTE-BREXIT Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU gibt es viele offene Fragen, die das dortige Gesundheitssystem betref- fen: Dürfen ausländische Ärzte und Pfle- gekräfte weiterhin in Großbritannien X I T RE tolia gn1 - fo B psdesi Sandor Kacso - Fotolia Ambulante Geriatrie als Zusatz-Weiterbildung? arbeiten? Werden sich die Arbeitsbe- dingungen ändern? Im gesamten bri- tischen Gesundheitssystem arbeiten In Hessen wird die „Ambu- werben, indem sie 100 Stun- derzeit rund 57.000 Menschen, die aus lante Geriatrie“ als Zusatz- den Fallseminare, Hospitati- anderen EU-Ländern kommen. Laut ei- ner Umfrage der British Medical Asso- Weiterbildung in die Weiter- onen und Praktika sowie 60 ciation (BMA) unter fast 1.200 Ärzten bildungsordnung für Ärzte Stunden Kursweiterbildung überlegen bereits 42 % der Befragten, aufgenommen. Das hat die nachweisen. Der Bayerische das Land zu verlassen. Das beträfe kon- Delegiertenversammlung Hausärzteverband (BHÄV) kret etwa 4.000 Ärzte. Zudem interes- der Landesärztekammer übte scharfe Kritik an dem sieren sich immer weniger ausländische beschlossen. Ziel sei es, die Beschluss, solch eine weite- Studenten für Ausbildungs- und Fortbil- geriatrische Versorgung zu re Qualifikation im Bereich dungsangebote in Großbritannien. Wäh- rend also ein Ärzte-Exodus droht, ist ein verbessern. Voraussetzung Geriatrie zu schaffen. Der All- dramatischer Rückgang von Bewerbun- für den Erwerb der Bezeich- gemeinarzt sei aufgrund sei- gen ausländischer Krankenschwestern nung sei eine Facharztaner- ner Ausbildung und seiner auf englische Jobangebote bereits Reali- kennung in einem Gebiet der Tätigkeit bereits ausreichend tät. Es zeichnet sich ein Pflegemangel ab. unmittelbaren Patientenver- qualifiziert für die medizini- Deutsche Gesellschaft für Chirurgie sorgung. Die Weiterbildung sche Versorgung. Eine weite- betrage 12 Monate in der Pra- re Spezialisierung, insbeson- xis sowie 60 Stunden Kurs- dere in Form eines Facharztes weiterbildung im Fach „Ger- für Geriatrie, sei überflüssig iatrische Grundversorgung“. Ärzte, die bereits eine Fach- und erschwere die wohnort- nahe Patientenversorgung. In Bayern wieder mehr arztbezeichnung in Allge- Hier solle wohl ein originär Hausärzte meinmedizin, Innerer Medi- hausärztliches Behandlungs- zin, Neurologie, Psychiatrie feld von Spezialisten über- Im Freistaat scheint sich eine Trendwende anzubahnen, und Psychotherapie oder Phy- nommen werden, warnt der meldet die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB). sikalischer und Rehabilitati- BHÄV. Erstmals seit 2014 stieg die Zahl der Hausärzte wieder ver Medizin erworben haben, und erreichte zum 1. Januar 2017 die Zahl von 9.263. können die Weiterbildung Das sind 210 Hausärzte mehr als 2009 und immerhin laut Kammer abweichend er- 96 mehr als 2016. Der Anteil der Ärzte in Einzelpraxen verringerte sich in diesem Zeitraum von 58 auf 54 %. KVB 10 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
aktuell Empfehlungen, rz ten auf Rezep te n Ä a Von adurktm die etwas bewegen. P h 1 A C-Pro e n* OT hle am fo hä p ufigs en em 1 A Pharma aufs Rezept. t *Darwin Daten MAT 11/2016: Apothekenpflichtige Produkte, Non-Prescription Bound; Anzahl Verordnungen – REZEPT – www.1apharma.de 1 A Portfolio. 1 A Preise. 1 A Partner.
aktuell Neuer EBM kommt später Copyright: KBV Die nächste Stufe der EBM-Reform wird nicht wie geplant schon in diesem Sommer in Kraft treten, sondern erst rund 18 Monate später, meldet die KBV. Der Bewertungsausschuss wolle die Änderungen bis zum 30. September 2018 beschließen, sodass das neue Regelwerk ab 1. Januar 2019 gelten kann. Darauf haben sich KBV und GKV-Spitzenverband geeinigt. nito - Fotolia Mord im Krankenhaus? Die Tötung von Patienten in Kliniken ist hierzulande nicht so selten wie angenommen. Zu diesem Schluss kommt Prof. Dr. Karl H. Beine, Inhaber des Lehrstuhls für Psychi- atrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Her- decke (UW/H), nach einer Befragung von mehr als 5.055 Beschäftigten in Gesundheitsberufen. Die wissenschaft- liche Befragung wurde im Herbst 2015 durchgeführt. Die entscheidende Frage zum Thema Lebensende lautete: Yves Damin - Fotolia „Haben Sie selbst schon einmal aktiv das Leiden von Pa- tienten beendet?“ Diese Frage ist weit gefasst und lässt Interpretationsspielraum zu. 3,4 % der Ärzte, 1,8 % der Al- tenpfleger und 1,5 % der Krankenpfleger antworteten mit „Ja“. In der Interpretation der erhobenen Daten ist Prof. Ein Vertragsarztsitz kann nicht Beine allerdings vorsichtig: Die Untersuchung besage nicht, dass nun gesichert von vielen Tausend Mord- oder zweimal verkauft werden Totschlagsdelikten pro Jahr in Deutschland auszugehen Ein Vertragsarzt, der für 2 Fach- stellt (AZ: B 6 KA 32/15 R). Auch ist. Unter den „Ja“-Antworten werde vermutlich auch eine gebiete zugelassen ist, kann bei einer Zulassung in 2 Fach- unbestimmte Anzahl von lebensbeendenden Maßnahmen seinen Sitz trotzdem nur ein- gebieten handele es sich stets sein, die der passiven Sterbehilfe zuzuordnen sind – aber mal ausschreiben lassen und nur um einen vollen Versor- eben auch eine Anzahl Tötungen ohne explizite Willens- wirtschaftlich nicht doppelt gungsauftrag. Dieser könne äußerungen von Patienten oder Heimbewohnern. In je- verwerten. Das hat das Bun- nicht geteilt und dadurch wirt- dem Fall seien die Ergebnisse aber ein wichtiges Indiz da- dessozialgericht (BSG) in ei- schaftlich mehrfach verwertet für, dass es sich bei Tötungen von Patienten nicht nur um nem aktuellen Urteil klarge- werden, so das BSG. sogenannte Einzelfälle handele, so der Autor. idw – Informationsdienst Wissenschaft 12 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
aktuell Bei Reizmagen und Reizdarm Das einzige pflanzliche Arzneimittel mit einer BfArM-Zulassung bei beiden Indikationen. Schmerzlindernd Krampflösend Motilitätsregulierend Entzündungshemmend Säurehemmend Iberogast®. Zusammensetzung: 100 ml Flüssigkeit enthalten folgende Wirkstoffe: Auszüge aus: Iberis amara (Bittere Schleifenblume – Frische Ganzpflanze) (1 : 1,5-2,5) 15,0 ml, Auszugsmittel: Ethanol 50 % (V/V); Angelikawurzel (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Kamillenblüten (1 : 2-4) 20,0 ml; Kümmelfrüchten (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Mariendistelfrüchten (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Melissenblättern (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Pfefferminzblättern (1 : 2,5-3,5) 5,0 ml; Schöllkraut (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Süßholzwurzel (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Auszugsmittel für alle Arzneidrogen: Ethanol 30 % (V/V). Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von funktionellen und motilitätsbedingten Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizmagen- und Reizdarmsyndrom sowie zur unterstützenden Behandlung der Beschwerden bei Magenschleimhautentzündungen (Gastritis). Diese Erkrankungen äußern sich vorwiegend in Beschwerden wie Magenschmerzen, Völlegefühl, Blähungen, Magen-Darm-Krämpfen, Übelkeit und Sodbrennen. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit (Allergie) gegenüber den Wirkstoffen darf Iberogast® nicht eingenommen werden. Bei Kindern unter 3 Jahren darf Iberogast® nicht eingenommen werden, da keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen. Schwangerschaft und Stillzeit: Aus den vorliegenden Daten lassen sich keine Hinweise für Bedenken hinsichtlich der Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ableiten. Gleichwohl soll Iberogast® während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Nebenwirkungen: Sehr selten können Überempfindlichkeitsreaktionen wie z. B. Hautausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden auftreten. Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte das Präparat abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann über den Schweregrad und gegebenenfalls erforderliche weitere Maßnahmen entscheiden. www.allgemeinarzt-online.de Der Allgemeinarzt 8/2017 Warnhinweis: Das Arzneimittel enthält 31 Vol.-% Alkohol. Stand der Information: 01/2016. Bayer Vital GmbH, Kaiser-Wilhelm-Allee 70, 51373 Leverkusen, Deutschland. 13
aktuell Ab 180.000 Euro droht Entzug der Zulassung Dan Race - Fotolia Wenn Regresse aus Wirtschaftlichkeitsprüfungen und sachlichen Berichtigungen eine Höhe von 180.000 Eu- ro überschreiten, ist ein Zulassungsentzug gerechtfer- tigt. Dies hat nun das Sozialgericht Marburg in einem Urteil gegen einen Anästhesisten so bestimmt (AZ: S 12 KA 179/169). änd NUR 7 VON 100 MENSCHEN haben im Jahr 2015 keine Hil- fe durch einen niedergelasse- nen Arzt benötigt. Diese Zahl ergibt sich aus dem Barmer Arztreport 2017. Die Behand- lungsrate zeigt damit wie in den beiden Jahren davor einen Wert von 93 %. Bei Frauen lag sie auch 2015 mit 96 % noch merklich höher als bei Män- nern mit 90 %. Die Studie zeigt auch, dass die Hausärzte der wichtigste Pfeiler der ambu- lanten Versorgung sind. Copyright: Barmer 14 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
aktuell Thrombose-Prophylaxe und -Therapie Weniger Akkumulation, weniger Blutungen 1, 2, 3 Weniger Blutungskomplikationen Bei der Prophylaxe: signifikant weniger Blutungen als unter UFH*1 Bei der Therapie: bessere Rekanalisierung als mit UFH, weniger schwere Blutungen 4 Unabhängig von der Nierenleistung einsetzbar** * bei internistischen Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz • ** Certoparin sollte bei Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion (GFR von 30 ml/min.) mit Vorsicht angewendet werden, zusätzl. Mono-Embolex® 8000 I.E.: Bei Patienten mit leicht bis mäßig eingeschränkter Nierenfunktion sollte Mono-Embolex® Therapie nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden, da bei diesen Patienten eine erhöhte Blutungsneigung beobachtet wurde, siehe aktuelle Fachinformation Mono-Emolex® 3000 I.E. und 8000 I.E. (Stand: Mai 2016) • 1. Bauersachs et al., Thromb Haemost 2011; 105:981-988 • 2. Alban S. et al., GTH 2013, PS-31, Hämostaseologie 1/2013 • 3. Rahn et al., Eur J Ger Vol. 10 (2008) No.1, 28–32 4. Harenberg J. et al., Thromb Haemost 2000; 83:652–656 Mono-Embolex® 3000 I.E. Prophylaxe Sicherheitsspritze | Mono-Embolex® multi | Mono-Embolex® 8000 I.E. Therapie Sicherheitsspritze Wirkstoff: Certoparin-Na. Zusammensetzung: 1 Fertigspr. Mono-Embolex 3000 I.E. Prophylaxe (0,3 ml) bzw. 1 Einzeldosis Mono-Embolex multi (0,5 ml) enthält: Certoparin-Na 3000 I. E. anti-Xa. 1 Fertigspr. Mono-Embolex 8000 I.E. Therapie (0,8 ml) enthält: Certoparin-Na 8000 I.E. anti-Xa. Sonst. Bestandt.: Wasser f. Injektionszwecke. Zusätzl. Mono-Embolex multi: Chlorocresol, Salzsäure (zur pH-Einstellung). Anwendungsgebiete: Mono-Embolex 3000 I.E. Prophylaxe Sicherheitsspr., -multi: Peri- und postoperative Primärprophylaxe tiefer Venenthrombosen bei Pat. mit mittlerem (z.B. Allgemeinchirurgie) o. hohem (z.B. orthopädische Chirurgie) thromboembolischen Risiko. Primärprophylaxe venöser thromboembolischer Ereignisse (VTE) bei Pat. mit akutem ischämischem Schlaganfall. Prophylaxe von VTE bei nicht-chir. Pat. mit einem erhöhten Risiko für VTE und bei Immobilisation aufgrund einer akuten Erkrankung wie z.B. akute Atemwegserkr., Herz- und Gefäßerkr., akute infektiöse bzw. entzündlichen Erkr., gastrointestinale Erkr. o. neurologische Erkr. Antikoagulation bei extrakorporalem Kreis- lauf während der Hämodialyse. Mono-Embolex 8000 I.E. Therapie: Therapie tiefer Venenthrombosen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Certoparin-Na u./o. Heparin o. einen der sonst. Bestandt., aktuelle o. anamnest. bekannte Heparin-induzierte Thrombozytopenie (Typ II), akute o. kürzlich zurückliegende hämorrhag. Ereignisse (z.B. Gastrointenstinalbltg., makroskopisch sichtbare Urogenitalbltg. o. andere abnormale Bltg.), unkontrollierbare schwere Hypertonie, schwere Beeintr. der Leberfunktion, Endokarditis, vaskuläre Retinopathien, Glaskörperbltg. o. andere intraokulare Bltg.; Abortus imminens oder Abort. Darf nicht intramuskulär injiziert 493114PD060B DE-CER-1216-0177(1) 03.2017 werden. Zusätzl. b. Prophylaxe und -multi: hämorrhagische Diathese, akuter oder weniger als 6 Monate bei Pat. mit chir. Indik., bei Pat. mit Schlaganfall weniger als 12 Monate zurückliegender, hämorrhagischer Schlaganfall o. andere intrakranielle Bltg.; akute od. anamnest. bekannte intrakranielle Erkrank. (z.B. zerebrales Aneurysma), Magen- o. Darm-Ulzera, Verletzungen o. OPs am ZNS, Auge o. Ohr; vorgesehene Thrombolyse bei Pat. mit Schlaganfall, Frauen während der Wehen, die eine Epiduralanästhesie erhalten. Zusätzl. bei Therapie: blutende Magen-Darm-Ulzera oder florides Magengeschwür innerh. der letzten vier Wochen, klinisch relev. Gerinnungsst. mit bekannter Blutungsneigung zum Zeitp. d. Diagnosestellung o. in der Vergangenheit bzw. bei einem klin. Zustand, der während der Behandlung ein erh. Blutungsrisiko erwarten lässt (z.B. Mangel an Gerinnungsfaktoren, Ver- brauchskoagulopathie, schwere Thrombozytopenie); akuter o. Verdacht auf hämorrhagischen Schlaganfall, intrakranielle Bltg. o. zerebrales Aneurysma; kürzlich zurückl. Verletzungen o. OPs am ZNS, gleichzeitige Durchführung einer Spinal-, Peridural-, Epiduralanästhesie o. einer Lumbalpunktion; nach OP mit fortbest. hohem Blutungsrisiko. Nebenwirkungen: Dosisabh. offene o. okkulte Blutungskomplikationen (insb. Haut, Schleimhäute, Wunden, Gastrointenstinal- und Urogenitaltrakt), Erythem, Irritationen an der Injektionsstelle, Leichte vorübergehende Thrombozytopenie (Typ I) zu Beginn der Beh. mit Thrombozytenwerten zw. 100.000/μl und 150.000/μl, i. A. ohne Komplikationen (Beh. kann fortgeführt werden), Übelkeit, Hautjucken, Petechien, leichte Blutungen an der Injektionsstelle, Anstiege der Serum-Kalium-Konz. mögl., Antikörper-vermittelte schwere Thrombozytopenien (Typ II) mit Thrombozytenwerten deutl. unter 100.000/μl o. einem schnellen Abfall auf weniger als 50 % des Ausgangswertes (Mono-Embolex sofort absetzen!), Anaphylakt. Reakt. bis hin zum Schock, Alopezie, in Einzelfällen Nebenwirkungen wie bei unfraktioniertem Heparin (UFH) mögl.: Azidose, Osteoporose, Priapismus, Hypotonie, Bradykardie; Verfälschung klinisch-chemischer Untersuchungserg. mögl.: Vortäuschung niedriger Cholesterin- werte im Serum, falsch hohe T3- und T4-Werte bei nicht nüchternen Pat., falsch hohe Blutzucker-Werte, Verfälschung der Erg. des Bromsulphthalein-Testes. Zusätzl. bei -Prophylaxe und -multi: Subkutane Hämatome an der Injektionsst., leichter Anstieg der Leberenzym-werte (nach Absetzen reversibel u. klin. nicht bedeutsam), bei nicht-chir. Pat. mit eingeschr. Mobilität zus. häufig: Verstopfung, Schlaflosigkeit, Hypokaliämie, Übelkeit; bei Schlaganfallpatienten parenchymale zerebrale Blutungen möglich, Hautnekrosen, Allerg. Rkt. mit z.B. Pruritus, Erythem, Urtikaria, angioneurotisches Ödem, Exanthem, Übelkeit, Erbrechen, Temperaturanstieg, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall; Anaphylakt. Rkt. mit exanthemischen Hautveränd., Dyspnoe, Bronchospasmus, Blutdruckabfall. Zusätzl. bei -multi: durch Chlorocresol allerg. Rkt. möglich. Zusätzl. bei -Therapie: Anstieg der Transaminasen, zumeist nach Absetzen der Beh. reversibel und klinisch nicht bedeutsam; schwere Bltg., einschl. retroperitoneale o. Muskelbltg.; Bluthochdruck, Überempfindlichkeitsrkt., z.B. allergische Hautreakt. m. Schwellungen, Juckreiz o. Ausschlag, allerg. Exanthem. Warnhinweis: Enthält Certoparin-Natrium. Nur –multi: Enthält Chlorocresol. Verschreibungspflichtig. Weitere Angaben siehe Fachinformationen. Stand: Mai 2016 - Aspen Pharma Trading Limited, 3016 Lake Drive, Citywest Business Campus, Dublin 24, Irland Kontaktadresse: Aspen Germany GmbH, Montgelasstraße 14, 81679 München www.aspenpharma.eu, Medical Hotline: 030 56796862 Email: aspenmedinfo@professionalinformation.co.uk www.allgemeinarzt-online.de Bitte lesen Sie vor dem Gebrauch von Mono-Embolex die aktuelle Fachinformation. Der Allgemeinarzt 8/2017 15
aktuell Typ-2-Diabetes ist teuer Copyright: WONCA 19. Mai: Tag der Familienärzte ChaotiC_PhotographY - Fotolia Der „World Family Doctor Day“ wird am 19. Mai 2017 zum 8. Mal stattfinden. Ausgerufen hatte ihn die World Organization of National Eine Untersuchung am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) Colleges, Academies and Acade- hat ergeben, dass in den Jahren 2009 und 2010 für die mic Associations of General Prac- Versorgung von Menschen mit Typ-2-Diabetes einer von titioners/Family Physicians, kurz zehn Euro im GKV-System ausgegeben wurde. Dies ent- WONCA, im Jahr 2010, um damit spricht Kosten in Höhe von 16,1 Milliarden Euro pro Jahr. die Rolle und den Beitrag der Fa- Die mittleren jährlichen Pro-Kopf-Kosten eines Menschen milienärzte für das Gesundheits- mit Typ-2-Diabetes beliefen sich demnach auf 4.957 Euro system weltweit zu würdigen. In im Jahr 2009 und 5.146 Euro im Jahr 2010. Die Gesamtkos- Deutschland unterstützt die DE- ten für die Behandlung eines Versicherten mit Typ-2-Dia- GAM den World Family Doctor Day. betes waren alters-und geschlechtsstandardisiert um das 1,7-Fache gegenüber den Kosten eines Versicherten ohne Diabetes erhöht. Die größten Unterschiede zeigten sich in Bezug auf die Arzneimittel- und Krankenhauskosten. So seien die Kosten für Arzneimittel im Verhältnis bei Men- schen mit Typ-2-Diabetes um das 2,2-Fache höher und bei Krankenhausbehandlungen um das 1,8-Fache. Für die Be- rechnungen wurde eine repräsentative Stichprobe (6,8 %) Beipackzettel zu aller in Deutschland gesetzlich krankenversicherten Per- kompliziert sonen herangezogen. Die betrachteten Kosten beinhalten die Leistungsausgaben für Ärzte, Zahnärzte, Arzneimittel, Beipackzettel für Arz- bericht. Die verwende- Krankenhäuser, Krankengelder und sonstige Leistungsaus- neien sind für Patien- te Sprache sei häufig zu gaben (unter anderem Heil- und Hilfsmittel, Aufwendun- ten immer noch zu un- kompliziert und die Ge- gen für Leistungen im Ausland, Prävention und Selbsthilfe. verständlich, moniert staltung nicht immer be- Jacobs E et al. (2017) Diabetic Medicine die EU-Kommission in nutzerfreundlich. http://onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1111/(ISSN)1464-5491 einem aktuellen Prüf- 16 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
aktuell 80 % zinischen Versorgung ging. Mehr als 86 % So geben die Befragten an, im Falle einer bescheinigen ihrem Arzt, alles zu tun, schweren Erkrankung für eine besonde- um eine hohe Qualität der Behandlung re medizinische Behandlungsqualität sicherzustellen. Fast 75 % fühlten sich Folgendes in Kauf zu nehmen: den Arzt der Patienten sind mit ihrem gut in die medizinischen Entscheidungen wechseln (73 %), weite Anfahrtswege eigenen Arzt zufrieden. Das ergab eine eingebunden. Ein Großteil der Versicher- zu einem spezialisierten Krankenhaus Umfrage der Techniker Krankenkasse ten zeigte sich bereit, für eine bessere (67 %), weite Anfahrtswege zu einem (TK), bei der es um die Qualität der medi- Behandlung eigeninitiativ zu werden. spezialisierten Arzt (66 %). Abbildung 8 | Wie bewerten gesetzlich Versicherte die medizinische Behandlungsqualität? Wenn mein Arzt etwas empfiehlt, gehe ich davon aus, 85,0% 15,0% dass es gute Qualität ist. (N=993) Ich gehe davon aus, dass jeder Arzt hohe Qualität 46,6% 53,4% liefert. (N=988) 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% stimme voll und ganz zu/ stimme eher zu stimme eher nicht zu/ stimme überhaupt nicht zu WINEG Frauen (311 Personen) tendierten in ihrer Bewertung zu besser versorgt fühlen als in einem kleinen Kranken- _0YEED_0018364.pdf; s1; (210.00 x 135.00 mm); 24.Mar 2016 12:23:21; PDF-CMYK ab 150dpi für Prinergy; L. N. Schaffrathden Antwortkategorien DruckMedien "eher nicht" und "überhaupt haus, stimmen 10,9 Prozent (93 Personen) der Befrag- nicht", bei den Männern sind es zusammengenommen ten voll und ganz zu. Weitere 21,1 Prozent (181 Perso- nur 49,2 Prozent (217 Personen). Beim Altersvergleich nen) stimmen dieser Aussage eher zu. Dagegen antwor- zeigen sich deutliche Unterschiede in den Antwortten- ten 47 Prozent (403 Personen) und 21 Prozent (181 Per- denzen: In der Gruppe der 18 - 25 Jährigen findet sich sonen) mit „stimme eher nicht“ beziehungsweise der größte Anteil an Befragten, die jedem behandeln- „stimme überhaupt nicht zu“. Somit bewertet die Mehr- den Arzt eine hohe Behandlungsqualität zuschreiben, heit der Befragten die Behandlungsqualität großer wieder: 59,4 Prozent (57 Personen) der Befragten dieser Krankenhäuser gleichwertig wie die Behandlungsquali- Altersklasse stimmen voll und ganz beziehungsweise e- tät kleiner Krankenhäuser. her zu. Mit zunehmenden Lebensalter werden Einschät- Trotz Laktoseintoleranz zungen unbeschwert der Behandlungsqualität genießen verschiedener Ärzte Hohes Vertrauen in den Arzt | Abbildung 8 zeigt, dass mit laktosefreien dagegen Produkten zunehmend kritischer: Bei denvon MinusL. 26 - 35 Jährigen ein Großteil der Befragten Vertrauen in die Versorgung stimmen nur 32,9 Prozent (51 Personen) zu, bei den 36 und insbesondere die Versorgungsqualität ihres behan- MinusL – die größte laktosefreie Produktvielfalt. - 45 Jährigen 46,5 Prozent (67 Personen), bei den 46 - delnden Arztes hat: 85 Prozent der Befragten geben an, 55 Jährigen 46,2 Prozent (92 Personen) und bei den 56 dass die Empfehlungen des Arztes für sie eine gute Qua- - 65 Jährigen sowie bei den über 65 Jährigen jeweils lität aufweisen (844 Personen). Werden an dieser Stelle 41,8 Prozent (64 Personen) und 53 Prozent (124 Perso- die Antworten von Männern und Frauen differenziert, nen). ergeben sich keine auffälligen Unterschiede: So stim- men Männer mit 88,7 Prozent (394 Personen) der Aus- Mit diesen Ergebnissen zeichnet sich ein differenziertes sage eher zu als Frauen (81,8 Prozent; 449 Personen). Bild der gesetzlich Krankenversicherten ab: In den vor- Neu: MinusL Expertenbereich herigen Abschnitten konnten die Befragten als zufrie- Mehrheitlich Erhalten bewerten die Sie weiterführende Befragten die Behandlungs- Fachinformationen und dene, aufgeklärte Akteure im Gesundheitssystem klas- qualität verschiedener Beratungsmaterial Ärzte rund um das unterschiedlich: Thema Nur 46,6 Laktoseintoleranz: sifiziert werden, die eigene Vorstellungen und Wünsche www.minusl.de/aerzte-und-ernaehrungsberaterbereich Prozent der Befragten geben an, dass alle Ärzte eine von ihrer medizinischen Behandlung haben. Die zuletzt gleich hohe Behandlungsqualität aufweisen. Wird an www.allgemeinarzt-online.de aufgeführten Ergebnisse betonen Der Allgemeinarzt eindeutig 8/2017 die Aufge- 17 dieser Stelle nach Geschlecht differenziert, zeigt sich, klärtheit der Versicherten: Trotz eines hohen Vertrau-
titelthema Science Photo Library / Werner, Carol & Mike / Visual Unlimited HEPATITIS B, C UND D Häufige Fragen zu viralen Leberinfektionen Christoph Sarrazin und Elena Durmashkina Patienten mit viralen Hepatitiden sind für den Hausarzt oft nicht leicht zu managen. Im akuten Fall muss eine schnelle, teilweise stationäre Behand- lung erfolgen. Bei chronischen Verläufen kommt es darauf an, die richti- ge Diagnose zu stellen, vorhandene Komplikationen einzudämmen bzw. im Vorfeld zu verhindern. Auch die Prophylaxe und gezielte Maßnahmen gegen eine Infektionsausbreitung spielen eine Rolle. In diesem Beitrag liegt der Fokus auf parenteral übertragbaren viralen Hepatitiden. 18 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
titelthema Hepatitis B Akute Hepatitis B Das Hepatitis-B-Virus (HBV) ist ein umhüll- Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt 60 – 120 tes DNA-Virus. Mehrere HBV-Genotypen (A–I) Tage. Nach einem Prodromalstadium mit un- mit unterschiedlichem Verhalten hinsichtlich spezifischen Symptomen entwickeln circa 30 % der Fibroseprogression und des HCC-Risikos der Patienten einen ikterischen Verlauf. Klinisch Fall 1 sind bekannt. inapparente Verläufe sind besonders bei Kin- dern häufig. Dagegen zeigen sich fulminante Ein 35-jähriger Mann Übertragung und protrahierte Verläufe vor allem bei Patien- wurde HBsAg positiv Die Übertragung erfolgt parenteral ausschließ- ten mit vorbestehenden anderen Lebererkran- getestet und in die Le- lich von Mensch zu Mensch, wobei schon kleins- kungen oder bei Simultaninfektion mit ande- bersprechstunde über- te Blutmengen für eine Infektion ausreichend ren viralen Hepatitiden. wiesen. Er ist beschwer- sein können. Die hauptsächlichen Risiken für defrei. GPT ist mit 65 U/ die parenterale Übertragung sind – neben he- Chronische Hepatitis B ml erhöht, HBeAg nega- terosexuellem Geschlechtsverkehr – Drogen- Während bei Erwachsenen eine Chronifizierung tiv. Die Viruslast beträgt abhängigkeit, Tätowierungen und Piercings. mit positivem HBsAg über mehr als sechs Mo- 5.700 IU/ml. Koinfektio- MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) nate nur in maximal 5 % der Fälle auftritt, fin- nen bestehen nicht. So- tragen ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Betrof- det sich diese bei vertikaler Übertragung und nographisch liegt ein un- fen sind zudem Berufstätige im Gesundheits- bei (Klein-)Kindern in bis zu 90 % der Fälle [4]. auffälliger Leberbefund wesen und Einwohner von Gemeinschaftsein- Bei 10 – 20 % der Patienten sind extrahepati- vor, in der transienten richtungen. Mit einer Prävalenz von circa 3 % sche Manifestationen festzustellen [5]. Patien- Elastographie zeigt sich gehört die Hepatitis B zu einer der häufigsten ten mit niedrig replikativer chronischer Hepatitis allerdings eine mittelgra- Infektionskrankheiten mit etwa 240 Millionen B (Viruslast < 2.000 IU/ml) und unter antiviraler dige Fibrose (F2). Erkrankten weltweit. In Deutschland liegt die Therapie mit einem Nukleos(t)idanalogon (vgl. Bei der Therapieauswahl Krankheitshäufigkeit in der erwachsenen Be- unten) haben ein geringes Risiko für die Pro- wird der Kinderwunsch völkerung bei 0,3 % [1]. Migranten aus Osteu- gression der Lebererkrankung. Allerdings be- des Patienten berücksich- ropa und Asien sind vermehrt betroffen. steht auch bei supprimierter Virusreplikation tigt und eine Behandlung ein Risiko für die Entwicklung eines Leberzell- mit Tenofovir begonnen. Impfung karzinoms (HCC), weshalb eine kontinuierliche Schon nach drei Mona- Eine Hepatitis-B-Schutzimpfung ist seit 1995 Surveillance in sechs- bis zwölfmonatigen Ab- ten ist keine HBV-DNA Bestandteil der von der STIKO empfohlenen ständen notwendig ist. mehr nachweisbar. Das Grundimmunisierung bei Kindern. Bei Erwach- Medikament muss unter senen handelt es sich um eine Indikationsimp- Diagnostik regelmäßiger Kontrolle fung bei bestimmten Bevölkerungsgruppen mit Zur Basisdiagnostik bei Verdacht auf Virushe- der Nieren-Retentionspa- erhöhtem Expositionsrisiko. Eine Vortestung patitis gehören die Transaminasen, die GGT, rameter, Transaminasen auf bereits bestehende Immunität gegen ei- AP und das Bilirubin sowie das Blutbild und und der Viruslast dauer- ne Hepatitis B wird nicht generell empfohlen. die INR/Quick, um die Lebersyntheseleistung haft eingenommen wer- zu beurteilen. Der sonographische Befund ei- den. Bei der Lebensge- Die Grundimmunisierung beinhaltet drei Imp- ner akuten Hepatitis kann eine Organvergrö- fährtin des Patienten ist fungen zu den Zeitpunkten 0, 1 und mindestens ßerung zeigen, ist ansonsten allerdings recht eine chronische Hepatitis 6 Monate. Für einen besonders raschen Schutz unspezifisch. B auszuschließen. Im Fal- ist das Schema 0 – 7 – 21 Tage für einige Präpa- le des fehlenden Schut- rate, gefolgt von einer vierten Impfung nach Bei chronischen Verläufen sollte der Arzt auf zes (HBsAk-Titer < 100 IU/ einem Jahr zugelassen. Eine Überprüfung des Zeichen der Leberfibrose bzw. -zirrhose und ml) sollte sie geimpft Impferfolgs ist bei der Grundimmunisierung der portalen Hypertension achten. werden. bei Kindern nicht notwendig [2]. Bis auf seltene Ausnahmen erfolgt die Diagno- Infektiosität se einer akuten oder chronischen Hepatitis B Eine Ansteckungsfähigkeit besteht unabhän- über den Nachweis des HBs-Antigens. Um die gig von den Krankheitssymptomen grundsätz- Aktivität der Erkrankung zu bestimmen, wer- lich bei jedem Patienten mit nachweisbarem den zusätzlich das HBeAg und die HBV-DNA HBsAg bzw. positiver HBV-DNA. Eine hohe In- untersucht. Bei Patienten mit ausgeheilter fektiosität ist in der Regel schon einige Wochen Hepatitis B sind typischerweise antiHBc- als vor Krankheitsausbruch feststellbar und hängt auch antiHBs-Antikörper nachweisbar, wäh- im Verlauf stark vom Ausmaß der Virämie und rend nach alleiniger Impfung nur antiHBs ge- der Art des Kontakts ab [3]. funden werden (vgl. Tabelle 1). → www.allgemeinarzt-online.de Der Allgemeinarzt 8/2017 19
titelthema tabelle 1 Hepatitis D Beispiele der Interpretation von HBV- Das Hepatitis-D-Virus ist ein inkomplettes RNA- Serologien Virus, das in seiner Replikation auf das Hepa- titis-B-Virus angewiesen ist. Folglich kann ein Serologische Interpretation Fall 2 Patient nur mit Hepatitis D infiziert sein, wenn Konstellation HBsAg negativ, Kein Kontakt mit HBV die parenteral übertragbare Infektion entwe- Eine 21-jährige Frau stellt HBsAk < 10 IU/l, Keine Immunität gegenüber HBV der gleichzeitig mit dem HBV als Simultanin- HBcAk negativ sich in der Lebersprech- fektion erworben wird oder bei bestehender stunde vor. Sie hat nach HBsAg negativ, Geimpft gegen HBV, Impfschutz chronischer Hepatitis B als Superinfektion da- HBsAk > 100 IU/l, vorhanden einmaligem, intravenö- zukommt [8]. HBcAk negativ sem Drogenkonsum als HBsAg negativ, Durchgemachte HBV, kein Hinweis Teenager eine chronische In Deutschland werden jährlich weniger als HBsAk > 10 IU/l, auf Chronifizierung, im Zweifels- Hepatitis C, die 2011 diag- HBcAk positiv fall zusätzliche HBV-DNA-Bestim- 20 Patienten mit neu diagnostizierter HDV- nostiziert wurde. Ein Jahr mung zum Ausschluss chronischer Infektion an das Robert Koch-Institut gemel- Replikation später wurde ein Thera- det. Unter 5 % der Patienten mit HBsAg-Posi- HBsAg positiv, Chronische Hepatitis B anzuneh- pieversuch mit PEG-Inter- tivität sind gleichzeitig mit HDV infiziert. Mit HBsAk < 10 IU/l, men, HBeAg/Ak- und HBV-DNA- feron alpha unternom- einer höheren Prävalenz ist bei Patienten mit HBcAk positiv Bestimmung zur weiteren men, der erfolglos blieb. Differenzierung Migrationshintergrund aus süd- und osteuro- Bei der jungen Patientin päischen Ländern zu rechnen. konnte ein HCV-Genotyp 1a mit einer Viruslast von Impfung 2.030.000 IU/ml ohne Therapie Eine Hepatitis-B-Impfung bietet aus oben ge- weitere Koinfektionen di- Eine akute Hepatitis B sollte bei Zeichen eines nannten Gründen gleichzeitig einen Schutz agnostiziert werden. Bei schweren Verlaufs mit Abfall der Lebersynthe- gegen die HDV-Infektion. leicht erhöhter GPT lag separameter antiviral behandelt werden. Bei sonographisch ein unauf- der chronischen Hepatitis B besteht meist eine Infektiosität und Verlauf fälliger Leberbefund vor. Therapieindikation bei Patienten mit einer Vi- Von einer Infektiosität ist auszugehen, solan- In der transienten Elas- ruslast von mehr als 2.000 IU/ml und Zeichen ge man HDV-RNA im Blut nachweisen kann. tographie stellte man ei- einer Hepatitis (in der Regel GPT-Erhöhung) [6]. Eine Simultaninfektion zeichnet sich durch ne geringe Fibrose (F1) einen schweren Verlauf aus, heilt allerdings fest. Nach negativer Re- Die Therapie der akuten Hepatitis B erfolgt in in der Mehrzahl der Fälle aus. Bei einer häufig sistenztestung wurde ei- der Regel symptomatisch und nur bei schwe- klinisch uncharakteristischen Superinfektion ne Therapie mit Elbasvir/ ren Fällen mit der Gabe eines Nukleos(t)idana- kommt es dagegen in über 90 % der Fälle zu Grazoprevir eingeleitet. logons (Entecavir oder Tenofovir) [7]. einer Chronifizierung, was in einem insgesamt komplizierteren Verlauf, einer schnelleren Pro- Zur Therapie der chronischen Hepatitis B wird gression zur Zirrhose und einem größeren Risi- in den meisten Fällen in Deutschland einmal ko für die Entwicklung eines HCC resultiert [9]. → täglich ein Nukleos(t)idanalogon (Entecavir oder Tenofovir) p.o. gegeben. Hierbei kommt es im Verlauf von Wochen bis Monaten bei prak- tabelle 2 tisch allen Patienten zu einem Abfall der HBV- DNA-Konzentration unter 200 IU/ml. Parallel Zugelassene Kombinationen der DAAs zur Behandlung einer nimmt die Entzündungsaktivität ab. Meist ist chronischen Hepatitis-C-Infektion. Unter bestimmten eine Dauertherapie notwendig. Voraussetzungen muss zusätzlich Ribavirin eingesetzt werden. Nukleotidischer Protease- NS5A- Nicht-nukleo- Nukleosid mit Alternativ kann eine zeitlich begrenzte The- NS5B (Polyme- Inhibitoren Inhibitoren sidischer NS5B- unklarem Wirk- rase)- (Polymerase)- mechanismus rapie mit PEG-Interferon alpha s.c. einmal pro Inhibitor Inhibitor Woche bis zu einem Jahr durchgeführt werden, Sofosbuvir Ribavirin was in maximal 10 % der Fälle zu einem HBs- Sofosbuvir Simeprevir Ribavirin Antigenverlust mit gegebenenfalls antiHBs- Serokonversion führen kann. Die Therapie mit Sofosbuvir Daclatasvir Ribavirin PEG-Interferon alpha ist allerdings schlecht Sofosbuvir Ledipasvir Ribavirin verträglich und u. a. bei Patienten mit fortge- Paritaprevir Ombitasvir Dasabuvir Ribavirin schrittener Zirrhose kontraindiziert. Sofosbuvir Velpatasvir Ribavirin Grazoprevir Elbasvir Ribavirin 20 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
E. coli Stamm Nissle 1917 – einzigartige stammspezifische Eigenschaften www.mutaflor.de Evidenzbasierte, probiotische Therapie bei chronisch entzündlichen und funktionellen Darmerkrankungen Mutaflor® · Mutaflor® mite. Wirkstoff: Escherichia coli Stamm Nissle 1917. Zusammensetzung: 1 magensaftresistente Mutaflor ® Suspension. Wirkstoff: Escherichia coli Stamm Nissle 1917. Zusammensetzung: 1 ml Suspension enthält: Bakte- Hartkapsel Mutaflor ®/Mutaflor ® mite enthält als arzneilich wirksamen Bestandteil Escherichia coli Stamm Nissle 1917 ent- rienkultur mit Escherichia coli Stamm Nissle 1917 entsprechend 10 8 vermehrungsfähigen Zellen (KBE). Sonstige Bestandteile: sprechend 2,5 – 25 x 10 9 / 0,5 – 5 x 10 9 vermehrungsfähigen Zellen (KBE). Sonstige Bestandteile: Maltodextrin, Talkum, Gereinigtes Wasser, Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Magnesiumsulfat-Heptahydrat, Calciumchlorid-Dihydrat, Magnesiumchlorid- Poly(methacrylsäure-co-methylmethacrylat) (1:1), Macrogol (4000), Triethylcitrat, Glycerol 85 %, Titandioxid, Eisen(III)-oxid, Hexahydrat, Natriumhydroxid-Lösung 32 %. Anwendungsgebiete: Diarrhö bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern; Diarrhö Gelatine, Gebleichtes Wachs, Carnaubawachs, Schellack, Gereinigtes Wasser / Maltodextrin, Talkum, Methacrylsäure- bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern unter Sondenernährung; Kolonisationsprophylaxe bei Früh- und Reifgebore- Methylmethacrylat-Copolymer (1:1) (Ph.Eur.), Macrogol (4000), Triethylcitrat, Glycerol 85%, Titandioxid, Eisen(III)- nen; Steigerung der postnatalen Immunkompetenz bei Früh- und Reifgeborenen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit hydroxid-oxid * H 2 O, Gelatine, Gebleichtes Wachs, Carnaubawachs, Schellack, Gereinigtes Wasser. Anwendungs- gegen einen Bestandteil des Präparates. Nebenwirkungen: In sehr seltenen Fällen wurden initial Blähungen beobach- gebiete: Colitis ulcerosa in der Remissionsphase, Chronische Obstipation. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit tet, die stets ein Zeichen zu hoher Dosierung sind. Sie verschwinden bei Reduzierung der Dosis. Weiter wurden sehr sel- gegen einen Bestandteil des Präparates. Nebenwirkungen: Initial treten häufig Blähungen auf. Sehr selten wurden ten Durchfall, Erbrechen oder abdominale Schmerzen beobachtet. In sehr seltenen Fällen wurden Urtikaria oder aller- Veränderungen der Stuhlkonsistenz oder Stuhlfrequenz, Abdominalschmerz, Borborygmus, Meteorismus, Übelkeit gische Reaktionen beobachtet. Bei sehr unreifen Frühgeborenen wurde vereinzelt das Auftreten einer Sepsis berichtet. oder Erbrechen beobachtet. Sehr selten wurden Hauteffloreszenzen, Erytheme oder Hautschuppungen beobachtet. Die Häufigkeit ist auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar. Warnhinweise: Vor Gebrauch schütteln. Im Sehr selten wurden Kopfschmerzen beobachtet. Warnhinweis: Bei 2 °C – 8 °C (im Kühlschrank) aufbewahren! Kühlschrank (2 °C – 8 °C) aufbewahren! Verwendbarkeit nach Anbruch einer 5 ml Ampulle: 5 Tage. Stand: 03.2015 Stand: 08.2015 / 03.2014 Ardeypharm GmbH, Loerfeldstraße 20, 58313 Herdecke
titelthema Diagnostik chen nach der Infektion stattfindet. Die akute Bei jeder Neudiagnose einer Hepatitis B sowie Artikel zum Thema bzw. chronische Infektion lässt sich durch den jeder unklaren Exazerbation der chronischen Hepatitis Nachweis der HCV-RNA beweisen [12]. Für die Hepatitis-B-Infektion sollten die HDV-Antikör- Therapieauswahl ist eine HCV-Genotypisie- per bestimmt werden. Bei Positivität wird eine rung erforderlich. qualitative HDV-RNA-Bestimmung zur Bestä- tigung einer aktiven Infektion angeschlossen. Akute Hepatitis C Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt sechs Therapie bis zwölf Wochen. Eine fulminante Hepatitis Bis auf wenige Ausnahmen besteht bei der C ist selten. Nach einer akuten Infektion mit HBV/HDV-Koinfektion eine Therapieindika- meist unspezifischen Symptomen kommt es in tion. Die einzige derzeit verfügbare Therapie www.allgemeinarzt- rund 70 % der Fälle zur Chronifizierung. ist die mit PEG-Interferon alpha. Bei weniger online.de/a/1562481 als 20 % der Patienten kann damit eine dau- Chronische Hepatitis C erhafte Elimination des Hepatitis-D-Virus er- Eine chronische Hepatitis C liegt vor, wenn die reicht werden. Bei fortgeschrittener Zirrhose HCV-RNA länger als sechs Monate nachweis- bleibt oft nur die Lebertransplantation. Neue bar ist. Der Verlauf ist oft asymptomatisch, die Therapieoptionen werden in Studien evaluiert, Beschwerden sind unspezifisch. Die Transami- sind aber auf absehbare Zeit nicht verfügbar. nasen-Erhöhung übersteigt meist nicht das Zwei- bis Dreifache der Norm. Extrahepatische Manifestationen sind nicht selten zu beobach- Hepatitis C ten [13]. Dabei handelt es sich um hämatolo- Das Hepatitis-C-Virus ist ein RNA-Virus. Es wer- gische Erkrankungen, Autoimmunphänomene den sieben Genotypen mit zahlreichen Sub- sowie renale und dermatologische Manifesta- typen unterschieden. In Europa kommen die tionen. Unbehandelt entwickelt sich bei etwa HCV-Genotypen 1 und 3 am häufigsten vor. 20 – 30 % der chronisch Erkrankten innerhalb Etwa 2 – 2,5 % der Weltbevölkerung leiden an von 20 – 30 Jahren eine Leberzirrhose. Prof. Dr. med. einer chronischen Hepatitis C. In Deutschland Christoph Sarrazin geht man von einer Zahl von etwa 300.000 Therapie St. Josefs Hospital, chronisch infizierter Patienten aus, von denen Medizinische Klinik II In den letzten Jahren hat die Therapie mit direkt und Leberzentrum jedoch erst circa die Hälfte diagnostiziert ist. 65189 Wiesbaden antiviralen Agentien (DAA) die eingeschränkt wirksame und nebenwirkungsreiche Interfe- Impfung INTERESSENKONFLIKTE: ron-alpha-basierte Therapie abgelöst. Dies Beratung: Abbott, AbbVie, Eine Impfung gegen Hepatitis C wird es auf BMS, Gilead, Intercept, Janssen, führte zu einer Revolution der Behandlungs- absehbare Zeit nicht geben. Merck/MSD, Roche. möglichkeiten. Derzeit sind verschiedene Pro- Forschungsunterstützung: Abbott, Gilead, Janssen, Roche, tease-, NS5A- und Polymerase-Inhibitoren auf Übertragung und Infektiosität Siemens. dem Markt, die als orale Kombinationsthera- Vortragstätigkeiten: Abbott, Eine Infektiosität ist anzunehmen, solange man Abbvie, BMS, Gilead, Intercept, pien bei praktisch allen HCV-Genotypen und HCV-RNA im Blut nachweisen kann. Die häufigs- Janssen, Merck/MSD, Roche, Konstellationen in über 95 % der Fälle zu ei- Siemens ten Übertragungswege sind Nadelstichverlet- ner dauerhaften Viruseradikation führen. Die zungen sowie die Ansteckung durch Blut und Therapiedauer beträgt typischerweise zwölf, Blutprodukte (bevor im Jahr 1991 ein Routine- in ausgewählten Fällen acht Wochen und ist screening in den Blutbanken eingeführt wur- sehr gut verträglich. Die Auswahl einer ge- de). Während das Übertragungsrisiko in einer eigneten Kombinationstherapie, die bei eini- heterosexuellen monogamen Beziehung nied- gen Patienten um Ribavirin erweitert werden rig ist [10], ist das Risiko bei MSM hoch [11]. muss, erfolgt auf der Basis des HCV-Geno-/ und -Subtyps, der Vortherapie, der Viruslast online Diagnostik und einer (dekompensierten) Zirrhose. Eine Wegen der hohen Dunkelziffer sollte – neben Diesen Beitrag sowie die vollständige Zirrhose, HIV-Koinfektion sowie eine Metha- Literaturliste finden Sie auch unter allen Patienten mit erhöhten Leberwerten – don-Substitutionstherapie stellen meist keine www.allgemeinarzt-online.de jedem Menschen mit Risikofaktoren wie Dro- Kontraindikation dar [14]. Arzneimittel-Wech- genabusus, Bluttransfusionen und Migrations- selwirkungen sind zu beachten. Das Ansetzen hintergrund ein HCV-Test angeboten werden. neuer Medikamente während der Therapie mit Der Nachweis von HCV-Antikörpern beweist DAA sollte mit dem behandelnden Hepatolo- einen Kontakt mit dem Virus, wobei eine Se- gen abgesprochen werden (Therapieoptionen rokonversion erst innerhalb von einigen Wo- vgl. Tabelle 2). ▪ 22 Der Allgemeinarzt 8/2017www.allgemeinarzt-online.de
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