LEHRERBILDUNG VERBESSERN - Neun Forderungen der Arbeitgeber - Bda Arbeitgeber

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LEHRERBILDUNG VERBESSERN
      Neun Forderungen der Arbeitgeber
Dr. Gerhard F. Braun
                                                                         Vorsitzender des Bildungs-

Vorwort
                                                                         ausschusses von BDA und BDI
                                                                         Mitglied des BDA-Präsidiums

L    ehrerinnen und Lehrer haben eine wichtige, verant­
     wortungsvolle und herausfordernde A  ­ ufgabe.
­Dafür brauchen sie eine hochwertige Aus- und Fort­
                                                                Stellenwert beimessen und Lehramtsstudierende als
                                                                Zielgruppe mit eigenem Profil wertschätzen und unter­
                                                                stützen. Angesichts des teilweise eklatanten Lehrer­
 bildung, die sie optimal mit den entsprechenden                mangels sind mehr Flexibilität und Umstiegsmöglich­
 ­fachlichen, pädagogischen und didaktischen Kompe­             keiten für „Spätberufene“ dringend notwendig – beim
  tenzen ausstattet.                                            Wechsel vom Fach- ins Lehramtsstudium ebenso wie
                                                                bei der passgenauen Qualifizierung von Seiten- und
Allerdings sehen sich angehende Lehrkräfte oft auf              Quereinsteigern. Auch die Berufseingangsphase in der
die tatsächlichen Anforderungen des Schulalltags nicht          Schule braucht eine systematische Begleitung und
ausreichend vorbereitet. Sie erleben vielfach einen            ­Betreuung.
Praxisschock. Darum müssen theoretische und prak­
tische Ausbildungsinhalte besser miteinander verzahnt          Lehren und Lernen wandeln sich ständig, vor allem
werden. Die Begeisterung für das Fach ist ebenso               durch die wachsende Heterogenität in den Schulen,
wichtig wie das pädagogische Know-how und das                  aber auch durch gesellschaftliche Prozesse. Allen
didaktisch-methodische Instrumentarium. Die Hoch­              ­voran stellt das digitale Lernen die Aus- und Fortbil­
schulen müssen der Lehrerausbildung einen höheren               dung der Lehrkräfte heute vor große …

LEHRERBILDUNG VERBESSERN! – Neun Forderungen der Arbeitgeber                                                             2
Vorwort

… Herausforderungen – die letzten Krisenmonate                 Ich habe höchsten Respekt für die tägliche pädagogi­
haben gezeigt, dass gerade beim digitalen Unterrichten         sche Arbeit der vielen Lehrerinnen und Lehrer, zumal in
noch sehr viel Bedarf an Infrastruktur wie an guten            oft nicht einfachen Situationen. Die Wirtschaft mit ihren
Konzepten und an effektiver Fortbildung besteht.               Unternehmen, Verbänden und Stiftungen hat ein hohes
                                                               Interesse an der Schule und ihrer Qualitätsentwicklung.
Lehrkräfte können aber noch so gut ausgebildet und             Dazu zählt ganz wesentlich auch die Lehrerbildung.
motiviert sein, sie brauchen immer auch die erforder­
lichen Rahmenbedingungen, um ihre Aufgabe optimal              Mit unseren „Neun Forderungen“ setzen wir uns
erfüllen zu können – von ordentlich ausgestatteten             dafür ebenso ein wie mit den Fortbildungsangeboten
Schulen über Unterstützung durch die Schulverwal­              der B
                                                                   ­ ildungswerke der Wirtschaft, der Kooperations­
tung bis hin zu einer verlässlichen Bildungspolitik.           plattform SCHULEWIRTSCHAFT Deutschland und
Auch die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern oder           den s­ pezifischen Förderprogrammen der Stiftung der
die Kooperation mit den Arbeitgebern bei der Beruf­            Deutschen Wirtschaft für angehende Lehrerinnen
lichen Orientierung kommen hinzu.                              und Lehrer.

                                                               Berlin, im August 2020

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LEHRERBILDUNG
VERBESSERN!
Neun Forderungen
der Arbeitgeber

E  in leistungsfähiges Bildungssystem braucht best­
   möglich ausgebildete Lehrkräfte, die in zeitgemäß
ausgestatteten Schulen gerne arbeiten und auf konkrete
                                                               Die deutschen Arbeitgeber engagieren sich deshalb für
                                                               ein hochwertiges Schulsystem. Die Bildungswerke
                                                               der Wirtschaft bieten Fortbildungen für Lehrkräfte
Unterstützung von Politik und Gesellschaft zurück­             an; Schulen und Unternehmen kooperieren im Netz­
greifen können. Gute Schulen und gute Lehrkräfte sind          werk S
                                                                    ­ CHULEWIRTSCHAFT Deutschland; die Stiftung
wichtig für den Bildungs- und Wirtschaftsstandort              der Deutschen Wirtschaft hat Förderprogramme für
Deutschland: Welche Kompetenzen die nachwach­                  angehende Lehrkräfte entwickelt.
senden Generationen erwerben, ist entscheidend für
die Innovationskraft unserer High-Tech-Wirtschaft.             Auf dieser Basis sehen wir die folgenden neun Heraus-
                                                               forderungen und Handlungsschwerpunkte für die
                                                               Lehrerbildung:

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LEHRERBILDUNG
VERBESSERN!
Neun Forderungen                                               1   Lehrermangel vermeiden
der Arbeitgeber                                                2   Rahmenbedingungen verbessern

                                                               3   Lernergebnisse verbessern

                                                               4   Digitales Lernen möglich machen

                                                               5   Theorie und Praxis verbinden

                                                               6    lexibilität und Durchlässigkeit
                                                                   F
                                                                   zwischen Fach- und Lehramts­studium
                                                                   erhöhen

                                                               7   Seiten- und Quereinstieg b
                                                                                             ­ egleiten

                                                               8   Lehrerbildung wertschätzen

                                                               9   Fortbildung als Teil der
                                                                   ­Schul­entwicklung ­konzipieren

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        LEHRERMANGEL
        VERMEIDEN                                                 Es war überfällig, dass die KMK 2018
                                                               die jährliche Aktualisierung der Prognosen
                                                               und Berechnungen beschlossen hat; die
                                                               jährliche Taktung muss nun beibehalten
                                                               werden, um zuverlässige, aktuelle und
                                                               realistische Prognosen vorzulegen und

W    ir brauchen viele gute Lehrkräfte. Statt
     realistisch vorauszuplanen, haben es die
Kultusministerien versäumt, Bedarfsprognosen
                                                               die weiteren Planungen konsequent daran
                                                               zu orientieren.

zu aktualisieren und Kapazitäten anzupassen.                      Es ist Kernaufgabe der Kultusministe­
Die Schulanfängerinnen und -anfänger von                       rien, für ausreichendes Lehrpersonal
morgen werden heute schon geboren und in der                   an den Schulen zu sorgen. Dabei müssen
Statistik abgebildet.                                          die Länder enger als bisher miteinander
                                                               kooperieren. Vereinbarungen der Landes-
Die BDA und andere haben die Kultusminister­                   regierungen mit den Hochschulen sollen
konferenz (KMK) dringend ermahnt, die Schüler­                 diese verpflichten, mit ihren Studien­ange­
zahlen regelmäßig und verlässlich nachzuhalten,                boten auf den jeweiligen Bedarf zu rea­
den Lehrerbedarf aktuell zu planen und zügig                   gieren und ggf. umzusteuern. Zugleich muss
wirksame Steuerungsmaßnahmen zu ergreifen –                    eine auskömmliche Finanzierung sicher­
inzwischen ist der Lehrermangel eklatant und                   gestellt werden.
stellt schließlich sogar die Schulqualität infrage.

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Kultusministerien sind aufgefordert,

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                                                               ­ ahmenvorgaben – von den Curricula über
                                                               R

            RAHMEN-                                            Richtlinien bis zu Erlassen – so zu ­gestalten,
                                                               dass sie den Lehrkräften die Entfaltung
            BEDINGUNGEN                                        ihres Potenzials ermöglichen. Im Fokus muss
                                                               stehen, die Qualität des Lehrens und­Lernens
            VERBESSERN                                         in der Schule weiter zu verbessern; dabei
                                                               müssen die Lehrerinnen und Lehrer mehr als
                                                               bisher mitgenommen werden.

E   ine gute Aus- und Fortbildung der ­Lehrkräfte ist
    von zentraler Bedeutung für die Qualität des
Bildungssystems. Sie allein kann aber kein schu­
                                                                  Die Kommunen sind aufgefordert, für die
                                                               räumliche und sächliche Ausstattung der
                                                               Schulen zu sorgen und den Sanierungsstau
lisches und gesellschaftliches Problem ­nachhaltig             zu beheben, sodass ein ebenso konzentriertes
lösen, wenn die Rahmenbedingungen nicht stim­                  wie anregungsreiches Lehren und Lernen
men. Der Erfolg der Lehrerinnen und Lehrer hängt               möglich ist.
immer auch von den Gegebenheiten – seien es
Vorgaben, Standards oder Ressourcen – und von                     Schülerinnen und Schüler mit erschwerten
der Unterstützung im Umfeld der Schule ab. Auch                Startbedingungen brauchen Unterstützung
Entwicklungen wie Ganztag oder Inklusion verän­                durch die Kommune und deren soziale Dienste
dern die Ausgangslage. Dabei ist es sinnvoll, dass             sowie Begleitung durch Schulsozialarbeit,
sich multiprofessionelle Teams die Aufgaben teilen             Schulpsychologie, aufsuchende Elternarbeit
und gegenseitig ergänzen.                                      usw. Multiprofessionelle Teams sind in allen
                                                               Schulen gefordert.
Die Hochschulen, die sich in der Lehrerausbildung
engagieren, brauchen für diese Aufgabe ebenfalls                  Die Wissenschaftsministerien sind aufge-
­förderliche Rahmenbedingungen und eine ange­                  fordert, die Lehrerausbildung an den Hoch-
 messene Ausstattung.                                          schulen angemessen zu fördern und voraus-
                                                               schauend zu sichern.
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               LERN-
               ERGEBNISSE
               VERBESSERN
                                                                   Die Studierenden sollen in ihrer
                                                               Ausbildung zeitgemäße Lernmetho­

V  ergleichsstudien 1 zeigen keine zufriedenstellenden
   Ergebnisse bei den Schülerleistungen in Deutschland,
und dies schon am Ende der Grundschulzeit.
                                                               den wie kollaboratives Arbeiten
                                                               selbst ­erleben, um sie im späteren
                                                               Berufs­leben überzeugt und gut
                                                               ­anwenden zu können.
Die Heterogenität der Schülerleistungen wächst, auch
durch die zusätzlichen Anforderungen von Inklusion und             Die Lehrenden in der hochschuli-
Integration. Damit steigen die Ansprüche an Lehrkräfte         schen Lehrerausbildung brauchen
                                                               ­ihrerseits das didaktisch-methodische
in der Diagnostik, der Differenzierung und individuellen
                                                                Know-how, das sie vermitteln sollen,
Förderung. Die Lehr-Lern-Methoden an den Hochschulen
                                                                und die entsprechenden Schulungen.
sind allerdings selbst oft noch wenig vorbildlich.
                                                                  Ziel ist es immer auch, Haltung zu
                                                               vermitteln und das Selbstverständnis
                                                               der Lehrenden zu fördern.

1) Z
    uletzt PISA 2018, ebenso IQB-Bildungstrend 2018,
   IGLU-Studie 2016 u. a. m.

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            LERN-
            ERGEBNISSE
            VERBESSERN
                       Ausbildung an den Hochschulen, Studien­seminaren und in der Berufseingangsphase
                     muss den Lehrkräften umfassende praxis­relevante Kompetenzen vermitteln:

            Kompetenzen für zielgenaue Diagnostik und            soziale und kommunikative Kompetenzen, vor
            Differenzierung, um die Schülerinnen und             allem Teamfähigkeit, auch in der partner-
            Schüler individuell wahrnehmen und fördern           schaftlichen Kommunikation mit den Eltern
            zu können
                                                                 ein nachhaltiges, wissenschaftlich fundiertes
            ein didaktisch-methodisches und pädagogi-            Fachwissen, auch um mit der eigenen Begeis-
            sches Handlungsrepertoire, um mit unter-             terung für das Fach in den Klassen zum Lernen
            schiedlichsten Herausforderungen und der             zu motivieren
            Heterogenität der Schülerschaft umgehen
            zu können                                            Kompetenzen für die Evaluation, Reflexion und
                                                                 Qualitätsverbesserung, um den Erfolg des
            Einsetzen von begabungsgerechten Förder-             Unterrichts und seine Ergebnisse selbst – auch
            maßnahmen für besonders leistungsschwache            gemeinsam im Team – überprüfen, sichern
            wie leistungsstarke Schülerinnen und Schüler         und verbessern zu können

                                                                 Offenheit für Fort- und Weiterbildung und
                                                                 lebenslanges Lernen
LEHRERBILDUNG VERBESSERN! – Neun Forderungen der Arbeitgeber                                                  9
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              DIGITALES LERNEN
              MÖGLICH MACHEN

D     ie letzten Krisenmonate haben gezeigt,
      dass es an digitalen Ressourcen, vor al­
 lem aber an Konzepten und an Fortbildungen
                                                        Schülerinnen und Schüler sollen den –
                                                        ­kritischen – Umgang mit Medien lernen und
                                                         die Digitalisierung mit ihren technischen
 gefehlt hat. Die Politik reagiert schwerfällig,         Hintergründen und sozialen Implikationen
 der DigitalPakt Schule ist nach mühsamer                verstehen. Für ihre zukünftige Rolle als
 Realisierung bislang kaum umgesetzt, nur                Arbeitnehmer oder Arbeitgeber in der Wirt­
 ein Bruchteil der Mittel abgerufen worden.              schaft 4.0, aber auch für die Gestaltung ihres
 Lernen mit und über digitale Medien muss –              Alltags und ihre gesellschaftliche Teilhabe
 in der Schule wie daheim – selbstverständlich           brauchen sie digitale und fächerübergrei­
 sein. Dafür müssen funktionsfähige Platt­               fende Kompetenzen. Dabei sind alle Fächer
 formen, Lernprogramme in den Fächern und                gefordert. Ziel ist digitale Souveränität. Für
 Tools für die Kommunikation flächendeckend              eine informationstechnische Grundbildung im
 von der Ausnahme zur Regel werden. Die                  strukturierten IT-Unterricht stehen bislang
 ­Digitalisierung bietet Lehrkräften zudem               noch zu wenig Lehrkräfte zur Verfügung.
­erweiterte Fortbildungsmöglichkeiten;
  sie können in neuer Weise z. B. miteinander
  ­kooperieren und Inhalte teilen.

LEHRERBILDUNG VERBESSERN! – Neun Forderungen der Arbeitgeber                                              10
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              DIGITALES LERNEN
              MÖGLICH MACHEN

              Die Aus- und Fortbildung muss die Lehrkräfte befähigen,

           situations- und zielgruppengerecht                  digitale Möglichkeiten für die Schulentwicklung,
           digitale ­Medien im Fachunterricht                  für die Teamarbeit wie für die eigene ­berufliche
          ­einzusetzen.                                        Weiterentwicklung zu nutzen.

          Lernplattformen, Lernprogramme                       den Lernenden digitale Kompetenzen sowie
          und Lern­manage­mentsysteme gezielt                  Schlüsselkompetenzen – wie Kommunikations-
          zu nutzen.                                           und Kooperationsfähigkeit und Eigenverantwor-
                                                               tung – mitzugeben für den verantwortungs­vollen
          mit Tools im Team und mit der                        Umgang und die ­Gestaltung der digitalen Welt.
          ­Lerngruppe zu kommunizieren.
                                                               den Schülerinnen und Schülern das ­Thema
                                                               ­Digitalisierung mit seinen Chancen und
                                                                ­Herausforderungen zu vermitteln.

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              DIGITALES LERNEN
              MÖGLICH MACHEN

              Systematische Fortbildungen für Lehrkräfte
          sind ebenso notwendig wie digitale Lernpro-          Die Kultusministerkonferenz hat mit
          gramme für die Fächer sowie Infrastruktur und        Bildung in der digitalen Welt 2016 ihre
          Supportsysteme für die Schulen. Lehrkräfte           Strategie für digitale Bildung und einen
          brauchen Entlastung durch IT-Personal wie            Rahmen für die Kompetenzen der
          durch Teamarbeit. Um den DigitalPakt Schule          ­Schülerinnen und Schüler vorgelegt.
          und die Strategie der Kultusministerkonferenz
          „Bildung in der digitalen Welt“ erfolgreich und      2019 wurden die Standards für die
          zügig umzusetzen, braucht es ein koordinier-         Lehrerbildung: Bildungswissenschaften
          tes Vorgehen in und zwischen den Ländern             von 2004 aktualisiert und durchgängig
          wie zwischen den Ländern und dem Bund. Die           um digitale Aspekte ergänzt. Sie gilt
          vorhandenen Mittel sollen zudem zügig und            es nun in der Lehrerbildung konsequent
          zielorientiert abgerufen werden. Zudem sind          umzusetzen.
          mehr Lehrkräfte für den IT-Unterricht aus-
          und ­fortzubilden.

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             THEORIE                                              Die Hochschulen müssen in
                                                               den Praxisphasen des Lehramtsstudiums
             UND PRAXIS                                        eng und verlässlich mit den Schulen kooperieren
             VERBINDEN                                         und den ­Praxisanteil gemeinsam gestalten.

                                                               mit einem durchdachten Konzept und klaren
                                                               Verantwortlich­keiten die Studierenden kontinuier-

V   iele Lehramtsstudierende ver­
    missen die Praxisorientierung und
-relevanz in ihren Seminaren und Vor­
                                                               lich begleiten und betreuen.

                                                               mit den Studierenden die Praxiserfahrung systema-
lesungen. Den Berufsalltag prägende                            tisch auswerten und als „Eignungscheck“ nutzen.
Themen wie Elternarbeit, Berufs- und
Studienorientierung, Schulentwicklung                          die Studierenden dafür sensibilisieren, dass der
werden oft erst im V­ orbereitungsdienst                       Transfer von der Ausbildung in den späteren
aufgegriffen, zumeist aber ­frühestens                         ­Berufsalltag von ihnen selbst geleistet werden
im Arbeitsalltag erfahren. Die wissen­                          muss, und sie hierzu befähigen.
schaftliche Ausbildung muss konse­
quent zur Grundlage für eine reflektier­                       das Master-Studium mit dem Vorbereitungsdienst
te berufliche Praxis entwickelt werden;                        verzahnen – z. B. im Praxissemester – und eng mit
sie muss systematischer als bisher                             den Studienseminaren kooperieren.
„dual“ und praxisorientiert erfolgen.
                                                               auch auf die Aufgabe der Beruflichen Orientierung
                                                               der Schülerinnen und Schüler vorbereiten.

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             FLEXIBILITÄT UND DURCHLÄSSIGKEIT
             ZWISCHEN FACH- UND LEHRAMTS­
             STUDIUM ERHÖHEN

E    in zu geringer Teil der Lehramtsstudiengänge
     ist bislang vom Staatsexamen auf die ­gestuften
­Bachelor- und Master-Abschlüsse umgestellt. Selbst
 bei umgestellten Studiengängen ist zudem der
 Umstieg nicht einfacher gemacht worden: Für das
 Lehramt ist das Studium von zwei Unterrichtsfä­                  Die Kultusministerkonferenz
 chern erforderlich. Wer z. B. mit Sport und Biologie          fordern wir auf,
 auf Lehramt beginnt, kann nicht ohne Weiteres
 ein ­Master-Studium in Biologie anschließen. Ebenso           die bundesweiten Standards für die
 ist der Wechsel vom reinen Biologie-Bachelor in               Lehrerbildung konkreter zu fassen
 ein Master-Studium Biologie auf Lehramt nur in                und die konsequente Umsetzung
 Ausnahmefällen möglich. Dies macht das System                 sicherzustellen. Dies fördert Qualität,
 intransparent und unflexibel und führt zu frühen              Vergleichbarkeit und Mobilität zwi-
 Entscheidungszwängen. Auf akuten Lehrermangel                 schen den Hochschulen und Bundes-
 kann es nur mit erheblicher Verzögerung reagieren.            ländern.
 Studienortwechsel zwischen den Ländern, sogar
 innerhalb eines Bundeslands, sind nach wie vor durch
 unnötige Hürden verstellt.

LEHRERBILDUNG VERBESSERN! – Neun Forderungen der Arbeitgeber                                        14
6
             FLEXIBILITÄT UND DURCHLÄSSIGKEIT
             ZWISCHEN FACH- UND LEHRAMTS­
             STUDIUM ERHÖHEN

                Die Wissenschaftsministerien sind aufgefordert:

              alle Lehramtsstudiengänge konsequent                die Ein-Fach-Lehrkraft als Option zu ermög-
              auf die Abschlüsse Bachelor und Master              lichen.
             ­umzustellen.
                                                                  den Wechsel zwischen Studiengängen, Studien-
             den Bachelor so vielfach verwertbar­                 orten und späteren Anstellungsmöglichkeiten
             ­(polyvalent) zu gestalten, dass verschiedene        so zu flexibilisieren, dass Wechselmöglichkei-
              Anschlüsse gewählt werden können.                   ten bestehen und akutem Lehrermangel zügi-
                                                                  ger und zielgenauer begegnet werden kann.
             die Entscheidung für den Lehrerberuf auch
             erst mit dem Master-Studium möglich zu               die Kompatibilität der Studiengänge sicher­
             machen.                                              zustellen.

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              SEITEN- UND                                         Die Kultus- und Wissenschafts­
                                                               ministerien müssen
              QUEREINSTIEG                                     Lehrkräfte mit Seiten- und Quereinstieg
              ­BEGLEITEN                                       gezielt unterstützen und eine verlässliche
                                                               hochwertige Qualifizierung bieten, beson-
                                                               ders in den noch fehlenden fachdidakti-
                                                               schen und pädagogischen Kompetenzen.

D    er Lehrermangel ist zurzeit das ­größte
     Hindernis bei vielen schulpolitischen
­Maßnahmen. Ursache sind Fehlplanungen der
                                                               sicherstellen, dass die Universitäten auch
                                                               Fachhochschulabsolventinnen und -absol-
 Bundesländer, insbesondere im Bereich der                     venten mit Bachelor zum Master-Studium
 Grundschule, der Sekundarstufe 1 und der beruf­               Lehramt zulassen.
 lichen Schule. In vielen Bundesländern kommen
 daher vermehrt Quer- und Seiteneinsteigerinnen                für die Aufnahme eines Lehramtsstudiums
 und -einsteiger zum Einsatz. Diese Lehrkräfte                 für die Berufsschule im gewerblich-tech-
 bringen zusätzliche, vielfältige Perspektiven und             nischen Bereich das Ein-Fach-Studium
 Kompetenzen in die Schule ein. Sie brauchen                   ermöglichen.
 aber eine zielgenaue fachdidaktische und päda­
 gogische Nachqualifizierung.                                  auch ein berufsbegleitendes Studium und
                                                               Referendariat anbieten.

                                                               an den Schulen für gute Integration
                                                               sorgen, z. B. durch erfahrene Kolleginnen
                                                               oder Kollegen im Tandem als Mentoring.

LEHRERBILDUNG VERBESSERN! – Neun Forderungen der Arbeitgeber                                           16
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             LEHRERBILDUNG
             WERTSCHÄTZEN                                         Hochschulen sind angehalten,

                                                               die zukunftsweisende Schlüsselrolle von
                                                               Lehramtsstudiengängen anzuerkennen
                                                               und sie in die strategische Gesamtplanung
                                                               einzubeziehen.

D    ie institutionelle Verankerung des Lehramts­
     studiums an den Hochschulen z. B. als
„Schools of Education“ ist bundesweit nur ver­
                                                               verstärkt Lehrerfortbildungen anzubieten,
                                                               auch im Verbund mehrerer Hochschulen
einzelt gelungen. Den Lehramtsstudierenden                     sowie digital gestützt als flexible, zeit-
stehen selten eigene Programme von Studien­                    und ortsunabhängige Angebote.
förderwerken zur Verfügung; das „Studien­
kolleg“ der Stiftung der Deutschen Wirtschaft                  stärker mit Landesinstituten für Lehrer-
ist die Ausnahme. Hochschulen sind zudem                       bildung zu kooperieren, um Aus- und Fort-
­erstaunlicherweise kaum in der Lehrerfortbil­                 bildung aufeinander abzustimmen.
 dung aktiv und werden darin bislang auch nicht
 durch geeignete Rahmenbedingungen unter­                      neue oder modifizierte Anforderungen
 stützt. Es fehlt an Internationalität in den Lehr­            (z. B. Inklusion, Integration, Digitalisie-
 amtsstudiengängen; interkulturelle Erfahrungen                rung) des Lehrerberufs zügiger in die
 werden aber immer wichtiger.                                  Studienordnungen aufzunehmen und in
                                                               der Lehre effektiv umzusetzen.

                                                               bei der Internationalisierung ihres Profils
                                                               die Lehrerbildung einzubeziehen.

LEHRERBILDUNG VERBESSERN! – Neun Forderungen der Arbeitgeber                                                 17
8
             LEHRERBILDUNG
             WERTSCHÄTZEN

                  Stiftungen und Studienförder-
             werke sollten die zukünftigen
             Lehrkräfte mit einem eigenen                      Das Studienkolleg des Studienförderwerks
             ­Programm als Leistungs- und                      Klaus Murmann für Lehramtsstudierende
              Verantwortungsträger sicht-                      und -promovierende wurde 2007 gemein-
              bar machen. Hierzu muss auch                     sam mit der Robert Bosch Stiftung ins Leben
              das Bundesbildungsministerium                    gerufen und unterstützt leistungsstarke,
              ­entscheidend beitragen durch                    gesellschaftlich engagierte Lehramtsstudie­
               ein entsprechendes Design der                   rende und -promovierende dabei, sich zu
               ­Begabtenförderung im Studium.                  Schulgestalterinnen und -gestaltern von
                                                               morgen zu entwickeln. Rund 400 Lehramts-
                                                               studierende aus ganz Deutschland befinden
                                                               sich in der Förderung.

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             FORTBILDUNG ALS TEIL
             DER SCHULENTWICKLUNG
             KONZIPIEREN

F    ortbildung gewinnt angesichts
     von Digitalisierung, H
                          ­ eterogenität,
­Inklusion und anderen Herausforde­
 rungen an Bedeutung, ist aber oft
 nicht systematisch und nachhaltig
 organisiert und meistens u  ­ ngeregelt.                      Ein hilfreiches Tool für Lehrkräfte zur
 Schulen haben zudem zu wenig                                  Identifizierung von Fortbildungsbedarf
 ­Möglichkeiten, Fort- und Weiterbildun­                       ist www.profilehrkraft.de von BDA und
  gen systematisch und eigenständig                            SCHULEWIRTSCHAFT Deutschland. In
  für die Personal- und Schulentwicklung                       den Handlungsfeldern Unterrichten, Er-
  einzusetzen.                                                 ziehen, Beurteilen, Beraten, Führen und
                                                               Mitwirken sind jeweils Items hinterlegt.
                                                               Für Lehrkräfte an der Berufsschule steht
                                                               www.profilehrkraft.de/profilehrkraft-­
                                                               berufsschule zur Verfügung.

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             FORTBILDUNG ALS TEIL
             DER SCHULENTWICKLUNG
             KONZIPIEREN

                Kultusministerien sollen

             Lehrerfortbildung in die Qualitätsentwick-        den Schulen ermöglichen, die Fortbildung ihrer
             lung der Schule integrieren; dabei muss           Lehrkräfte zur Personalentwicklung und agilen
             Schulentwicklung immer auch die Verbesse-         Schulentwicklung einzusetzen.
             rung der Unterrichtsqualität beinhalten.
                                                               die Schulen mit Budgets ausstatten, damit sie
             die Fortbildungen der Lehrkräfte stärker als      auf neue Anforderungen flexibel reagieren,
             bisher nachhalten und aktiv fördern.              Angebote Dritter nutzen und die Kosten für die
                                                               Lehrkräfte übernehmen können.
             für effiziente und wirksame Formate sorgen,
             vor allem für Fortbildungen nicht nur von         zur digitalen Bildung Webinare, E-Learning-­
             Einzelpersonen, sondern auch von Teams,           gestützte Module und Zertifikatsstudiengänge
             zudem als kurze wiederkehrende Einheiten,         sowie Informationsplattformen mit dem Ansatz
             Serien (Input – Erprobung – Auswertung)           „learning by doing“ einsetzen.
             und Coachings.

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                                                               www.netzwerk-berufswahlsiegel.de

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BDA I Bundesvereinigung der       GUTE BILDUNG SICHERT
Deutschen Arbeitgeberverbände
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Mitglied von BUSINESSEUROPE       GESELLSCHAFTLICHEN
Breite Straße 29 I 10178 Berlin   WOHLSTAND UND SOZIALEN
T 030 2033-1500
                                  ZUSAMMENHALT.
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Redaktion:
Dr. Donate Kluxen-Pyta
Dr. Isabel Rohner

Stand:
August 2020
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