Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes - im Anbau von Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen - DLG-Feldtage
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UNION ZUR FÖRDERUNG VON OEL- UND PROTEINPFLANZEN E. V. Leitlinie des integrierten Pflanzenschutzes im Anbau von Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen Stand März 2020 Autoren: M. Sc. Milan Männel, Prof. Dr. Bernhard Carl Schäfer, Prof. Dr. Verena Haberlah-Korr Fachhochschule Südwestfalen, Standort Soest, Fachbereich Agrarwirtschaft Gefördert aus Mitteln der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) www.ufop.de
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung............................................................................................................................. 4 2 Allgemeines zum integrierten Pflanzenschutz in Körnerleguminosen................................ 5 2.1 Standort 5 2.2 Fruchtfolge 7 2.3 Bodenbearbeitung 7 2.4 Aussaat 7 2.5 Förderung natürlicher Gegenspieler 8 2.6 Regelmäßige Kontrollen im Bestand 9 2.7 Prognosemodelle und Informationsquellen 9 2.8 Begrenzung auf das notwendige Maß 10 2.9 Resistenzmanagement 10 2.10 Dokumentation der Beobachtungen und Erfolgskontrolle 10 2.11 Wild- und Vogelfraß 10 3 Unkräuter und Ungräser .................................................................................................. 12 3.1 Allgemeine Informationen zu Unkräutern und Ungräsern 12 3.1.1 Typische Unkräuter in Leguminosen 13 3.1.2 Mechanische Unkrautregulierung 13 3.1.2.1 Reihenunabhängige Verfahren 14 3.1.2.2 Reihenabhängige Verfahren 14 3.1.3 Chemische Unkrautbekämpfung 15 4 Kulturartenspezifische Schaderreger............................................................................... 16 4.1 Ackerbohne (Vicia faba) 16 4.1.1 Allgemeine vorbeugende Maßnahmen 16 4.1.2 Unkräuter und Ungräser 17 4.1.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen 18 Insekten 18 4.1.3.1 Blattrandkäfer (Sitona lineatus) 19 4.1.3.2 Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae) 20 4.1.3.3 Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum) 21 4.1.3.4 Acker-/Pferdebohnenkäfer (Bruchus rufimanus) 22 Pilzkrankheiten 23 4.1.3.5 Wurzelfäulen (Fusarium spp., Pyhtium spp., Phoma medicaginis) 23 4.1.3.6 Schokoladenfleckigkeit (Botrytis fabae, Botrytis cinerea) 23 4.1.3.7 Ackerbohnenrost (Uromyces fabae) 24 Virosen 25 Weitere Erkrankungen 26 4.1.3.8 Brennfleckenkrankheit (Ascochyta fabae, Didymella fabae) 26 4.1.3.9 Falscher Mehltau (Peronospora viciae) 26 4.1.3.10 Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) 27 4.2 Körnererbse (Pisum sativum) 28 4.2.1 Allgemeine vorbeugende Maßnahmen 28 4.2.2 Unkräuter und Ungräser 29 4.2.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen 30 Insekten 30 4.2.3.1 Blattrandkäfer (Sitona lineatus) 31 4.2.3.2 Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum) 31 4.2.3.3 Erbsenkäfer (Bruchus pisorum), Ackerbohnenkäfer (Bruchus rufimanus) 32 2
4.2.3.4 Erbsenwickler (Cydia nigricana) 33 4.2.3.5 Erbsengallmücke (Contarinia pisi) 34 Pilzkrankheiten 35 4.2.3.6 Wurzelfäulen (Fusarium ssp., Phoma medicaginis var. pinodella) 35 4.2.3.7 Aphanomyces – Wurzelfäule (Aphanomyces euteiches) 36 4.2.3.8 Grauschimmel (Botrytis cinerea) 36 4.2.3.9 Brennfleckenkrankheit (Ascochyta pisi, Mycosphaerella pinodes, Phoma medicaginis var. pinodella) 37 4.2.3.10 Falscher Mehltau (Peronospora pisi) 40 4.2.3.11 Erbsenrost (Uromyces pisi) 41 Virosen 42 Weitere Erkrankungen 43 4.2.3.12 Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) 43 4.2.3.13 Echter Mehltau (Erysiphe pisi) 44 4.3 Sojabohne (Glycine max) 45 4.3.1 Allgemeine vorbeugende Maßnahmen 45 4.3.2 Unkräuter und Ungräser 46 4.3.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen 47 Insekten 47 4.3.3.1 Bohnensaatfliege (Delia platura) 48 4.3.3.2 Distelfalter (Vanessa cardui) 48 Pilzkrankheiten 49 4.3.3.3 Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) 49 4.3.3.4 Phomopsis/Diaporthe 50 4.3.3.5 Falscher Mehltau (Peronospora manshurica) 50 4.3.3.6 Rhizoctonia (Rhizoctonia solani) 51 Weitere Schaderreger 51 4.4 Schmalblättrige bzw. Blaue Lupine (Lupinus angustifolius), Gelbe Lupine (Lupinus luteus), Weiße Lupine (Lupinus albus) 52 4.4.1 Vorbeugende Maßnahmen 52 4.4.2 Unkräuter und Ungräser 53 4.4.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen 54 Insekten 54 4.4.3.1 Großer Lupinenrüssler (Charagmus gressorius syn. Sitona g.), Grauer Blattrandkäfer (Charagmus griseus) 54 4.4.3.2 Lupinenblattlaus (Macrosiphon albifrons) 55 Pilzkrankheiten 55 4.4.3.3 Anthraknose/Brennfleckenkrankheit (Colletotrichum lupini) 55 4.4.3.4 Schwarze Wurzelfäule (Thielaviopsis basicola) 57 4.4.3.5 Lupinenwelke (Fusarium oxysporum) 57 4.4.3.6 Sklerotinia (Sclerotinia sclerotiorum) 58 4.4.3.7 Rhizoctonia (Rhizoctonia solani) 58 4.4.3.8 Grauschimmel (Botrytis cinerea) 59 4.4.3.9 Pilzliche Weichfäule (Pythium ultimum, P. irregulare) 59 5 Literaturverzeichnis.......................................................................................................... 62 Internetquellen.................................................................................................................. 64 Danksagung....................................................................................................................... 64 Weiterführende Literatur.................................................................................................. 65 Kurzüberblick zu Schaderregern bei Ackerbohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupinen.. 66 3
1 Einleitung Diese Leitlinie richtet sich in erster Linie an Landwirte. Diese Leitlinien gliedern sich kulturartenspezifisch Sie soll eine Unterstützung bei der Umsetzung des inte- in eine allgemeine Leitlinie, die übergeordnet vor- grierten Pflanzenschutzes sein. In einem umfassenden beugende Maßnahmen zur Risikominimierung defi- und aktuellen Kompendium wird hier der aktuelle Wis- niert und eine schaderregerspezifische Leitlinie, in sensstand zum Pflanzenschutz in den Kulturen Acker- der bedeutende Schaderreger und mögliche Bekämp- bohne, Körnererbse, Sojabohne und Süßlupine zusam- fungsmaßnahmen vorgestellt werden. Ein wichtiger mengefasst. Dabei können keine allgemeingültigen Baustein für eine nachhaltigere Landwirtschaft ist Lösungen für Pflanzenkrankheiten vorgestellt werden. die Erweiterung von Fruchtfolgen um weitere Pflan- Vielmehr sollen dem Anwender zahlreiche Maßnah- zenarten – insbesondere Leguminosen. Ein verstärk- men und das fachliche Hintergrundwissen vermittelt ter Anbau von Leguminosen spart mineralische Stick- werden. Beides muss an die örtlichen Gegebenhei- stoffdünger und die damit verbundenen Emissionen, ten und Anforderungen des jeweiligen Betriebes, aber da Leguminosen in der Lage sind, den benötigten auch an zukünftige Entwicklungen und Erkenntnisse Stickstoff in Symbiose mit Bakterien (Rhizobien) aus angepasst werden, um einen gesunden Pflanzenbe- der Atmosphäre zu gewinnen. Ein weiterer Aspekt ist stand zu fördern. die Auflockerung von Fruchtfolgen, besonders wenn GLOBALZIELE DES Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) • Reduzieren von Risiken für die menschliche Gesundheit und den Naturhaushalt, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln für den Naturhaushalt entstehen können • Senken von Überschreitungen von Rückstandshöchstgehalten von Wirkstoffen in allen Produktgruppen einheimischer und importierter Lebensmittel • Begrenzen der Pflanzenschutzmittelanwendungen auf das notwendige Maß • Förderung der Einführung und Weiterentwicklung von Pflanzenschutzverfahren mit geringen Pflanzenschutzmittelanwendungen im integrierten Pflanzenschutz und im ökologischen Landbau • Ausbau des Anteils nichtchemischer Pflanzenschutzmaßnahmen • Verbessern der Sicherheit beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln • Verbessern der Information der Öffentlichkeit über Nutzen und Risiken des Pflanzenschutzes • Leitlinien zum integrierten Pflanzenschutz werden als Teil des NAP für jede Kultur erstellt diese getreide- und winterungsbetont sind. Schador- Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzen- ganismen werden reduziert und andere Strategien bei schutzmitteln wird als Ultima Ratio betrachtet, aber der Unkrautbekämpfung sind möglich. Großkörnige dort wo Möglichkeiten bestehen, wird darauf hinge- Leguminosen werden überwiegend als Sommerkul- wiesen. Aufgrund der häufigen Änderungen bei Zulas- turen angebaut, die Unkrautartenzusammensetzung sungen und Anwendungsbeschränkungen von Pflan- ist eine andere als bei Winterungen. Blühende Legu- zenschutzmitteln ist es aber unmöglich, einen aktuellen minosen bilden zudem eine wertvolle Nahrungsquelle Überblick über zugelassene Pflanzenschutzmittel zu für nektar- und pollensammelnde Insekten. Der ver- geben. Deswegen wurde in der Leitlinie darauf ver- stärkte Anbau von Leguminosen und damit verbun- zichtet, Produktnamen oder konkrete Wirkstoffe zu den eine Erweiterung der Fruchtfolgen kann zu einem benennen. Aktuelle Informationen zur Zulassung von reduziertem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Pflanzenschutzmitteln können auf der Internetpräsenz damit einer Verringerung des Risikos von Resistenzbil- des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebens- dungen gegen Pflanzenschutzmittel beitragen. Ebenso mittelsicherheit unter dem Stichwort „Zugelassene reduziert ein verstärkter Anbau von Leguminosen das Pflanzenschutzmittel“ (https://apps2.bvl.bund.de/psm/ Defizit von pflanzlichem Eiweiß aus heimischen Anbau jsp/index.jsp) abgerufen werden. als Futtermittel und damit verbunden die Abhängigkeit von Sojaimporten. 4
2 Allgemeines zum integrierten Pflanzenschutz in Körnerleguminosen Der integrierte Pflanzenschutz ist im Pflanzenschutzgesetz im Abschnitt 2 § 3 verankert. Die acht allgemeinen Grundsätze werden in der Richtlinie 2009/128/EG im Anhang III beschrieben: 1. Vorbeugende Maßnahmen 5. Verwendung zielartenspezifischer Produkte 2. Schaderregerüberwachung 6 Begrenzung auf das notwendige Maß 3. Anwendung von Schwellenwerten 7. Erfolgskontrolle und Dokumentation 4. Bevorzugung nichtchemischer Methoden 8. Resistenzvermeidungsstrategien Im Folgenden werden für alle vier Kulturen allgemeingültige Hinweise gegeben. 2.1 Standort Die erste Voraussetzung für einen gesunden Pflanzen- Frühjahr von Vorteil. Steinige Standorte können insbe- bestand ist ein geeigneter Standort. Staunasse Böden sondere bei Körnererbsen und Sojabohnen die Ernte sind als Standorte für den Anbau von Leguminosen erschweren. In Abhängigkeit von den Bodenpunkten, nicht geeignet. Prinzipiell profitieren alle Legumino- dem pH-Wert, der Niederschlagsmenge während der sen von einem geringen Unkrautpotential auf dem Blüte und der Temperatur zur Kornausbildung lassen Standort. Ebenso ist auch für alle hier vorgestellten sich geeignete Leguminosen mit dem Entscheidungs- Leguminosen eine rasche Erwärmung des Bodens im baum grob eingrenzen (Abb. 1). 5
Unter ca. 50 Bodenpunkte Niederschläge während Temperatur zur pH-Wert der Blüte Kornausbildung unter über 5,8 – 6,0 über 6 niedrig hoch 100 mm 100 mm G. Lupine Körnererbse G. Lupine Körnererbse Körnererbse Körnererbse bedingt geeignet: S. Lupine bedingt geeignet: bedingt geeignet: G. Lupine S. Lupine S. Lupine bedingt geeignet: Sojabohne Ackerbohne Sojabohne Ackerbohne S. Lupine Sojabohne Sojabohne Über ca. 50 Bodenpunkte Niederschläge während Temperatur zur pH-Wert der Blüte Kornausbildung unter über 5,8 – 6,0 über 6 niedrig hoch 100 mm 100 mm Ackerbohne Ackerbohne Körnererbse Ackerbohne Ackerbohne Ackerbohne Körnererbse Körnererbse W. Lupine Sojabohne Körnererbse Sojabohne Sojabohne Sojabohne S. Lupine bedingt geeignet: bedingt geeignet: W. Lupine W. Lupine bedingt geeignet: bedingt geeignet: Körnererbse S. Lupine Sojabohne W. Lupine Sojabohne Sojabohne S. Lupine S. Lupine Ackerbohne S. Lupine: Schmalblättrige (Blaue) Lupine G. Lupine: Gelbe Lupine W. Lupine: Weiße Lupine Abb. 1: Entscheidungsbaum für den Anbau von Körnerleguminosen (nach G. Völkel & W. Vogt-Kaute 2013) 6
Tab. 1: Anbaupausen der Körnerleguminosen, (G. Völkel & W. Vogt-Kaute 2013) Folgende Leguminose Ackerbohne Körnererbse Sojabohne Lupinenarten Vorfrucht- leguminose Ackerbohne 4 – 5 Jahre 4 – 6 Jahre 3 – 4 Jahre 4 – 5 Jahre Körnererbse 4 – 6 Jahre 6 – 9 Jahre* 3 – 4 Jahre 6 – 9 Jahre Sojabohne 3 – 4 Jahre 3 – 4 Jahre 2 – 3 Jahre 3 – 4 Jahre Lupinenarten 4 – 5 Jahre 6 – 9 Jahre 3 – 4 Jahre 4 – 5 Jahre Rotklee, Luzerne 2 – 4 Jahre 3 – 5 Jahre 2 – 4 Jahre 2 – 4 Jahre Weiß-,Gelb-, und 2 – 4 Jahre 2 – 4 Jahre 2 – 4 Jahre 2 – 4 Jahre Schwedenklee *buntblühende Sorten 5 – 7 Jahre 2.2 Fruchtfolge arbeitung vor der Saat werden Unkräuter zum Keimen angeregt und können anschließend mechanisch oder Das wichtigste Instrument des integrierten Pflanzen- mit Herbiziden erfasst werden. Diese Maßnahme för- schutzes ist eine angepasste Fruchtfolge mit ausrei- dert ebenso die Belüftung und damit auch die Erwär- chend langen Anbaupausen. Dies gilt ganz besonders mung des Bodens. Große Kluten und Steine sollten für die weitestgehend selbstunverträglichen Körnerle- angewalzt werden um die Wirkung von Bodenherbi- guminosen (Tab. 1). Besonders geeignete Vorfrüchte ziden zu verbessern und (besonders bei Körnererbsen sind die Wintergetreidearten. Ideal ist ein geringer und Sojabohnen) die Erntetechnik zu schonen. Anteil von Stickstoff im Boden nach der Vorfrucht. Dies fördert die Knöllchenbildung und verbessert die Kon- kurrenzfähigkeit der Leguminosen gegenüber Unkräu- 2.4 Aussaat tern und Ungräsern. Werden nach Leguminosen keine Winterkulturen angebaut, so ist die Verwendung einer Entscheidend für die Aussaat ist in erster Linie ein überwinternden Zwischenfrucht ratsam, um die hin- geeigneter Bodenzustand. Ideal sind ein feinkrüme- terlassenen Stickstoffmengen zu konservieren. liges Saatbett und ein Anwalzen der Saat für einen besseren Bodenkontakt. Die Aussaatstärke sollte der Kultur, dem Saatbettzustand und der Keimfähig- 2.3 Bodenbearbeitung keit angepasst werden. Bei einer geplanten mechani- schen Unkrautbekämpfung ist eine leichte Erhöhung Der Anbau von Leguminosen ist sowohl in Systemen (5 – 10 %) der Aussaatstärke empfehlenswert, um Ver- mit wendender Bodenbearbeitung als auch in Ver- luste auszugleichen. Für eine gute Wasserversorgung, fahren mit reduzierter Bodenbearbeitung bis hin zur eine hohe Standfestigkeit, einen gleichmäßigen Feld- Direktsaat möglich. Für die Aussaat ist ein krümeliges aufgang und Schutz vor Vogelfraß sollte eine gleich- Saatbett optimal, tiefe Bodenbewegungen (Pflügen, mäßige und ausreichend tiefe Saattiefe angestrebt Grubbern) sollten nicht unmittelbar vor der Saat erfol- werden. Eine sehr frühe Aussaat bereits ab Februar ist gen. Dies vermeidet den Transport von Unkrautsamen bei Ackerbohnen möglich, Erbsen und Lupinen können aus tiefen Bodenschichten an die Oberfläche. Als sehr ab 3 – 4 °C Bodentemperatur gesät werden, Sojaboh- wirkungsvoll hat sich das Anlegen eines falschen Saat- nen benötigen warme (min. 10°C) Böden. betts erwiesen. Nach einer oberflächlichen Bodenbe- 7
2.5 Förderung natürlicher von Saumbiotopen wie Hecken, Baumreihen, Acker- rand- und Blühstreifen sowie eine reduzierte Boden- Gegenspieler bearbeitung fördert das Vorkommen von Nützlingen. Tierische Schaderreger werden durch natürliche Greifvögel als Gegenspieler von Mäusen und zur Gegenspieler reduziert. Beispiele für Gegenspieler Vergrämung von Tauben und Rabenvögeln profitie- sind viele Insekten und Spinnen, die sich von tieri- ren ebenso von den oben genannten Maßnahmen. schen Schaderregern ernähren bzw. sich darauf spe- Zusätzlich können für sie noch Sitzstangen aufge- zialisiert haben. Es kommen auch Pilze vor, die unter stellt werden. Müssen Insektizide angewendet wer- geeigneten Bedingungen in der Lage sind, in gro- den, sollten nützlingsschonende Wirkstoffe bevor- ßem Umfang (50 % und mehr) Blattläuse zu parasitie- zugt werden. Neben Gegenspielern von Blattläusen ren und abzutöten. Bekannt und einfach zu erkennen treten in Leguminosenflächen zahlreiche Arten von sind Marienkäfer und ihre Larven (Abb. 2), die Larven Nützlingen auf wie zum Beispiel Honigbienen, Hum- von Schwebfliegen und Florfliegen (Abb. 3; Abb. 5 meln und Wildbienen. Diese ernähren sich von Nek- l.) sowie diverse Webspinnen (Araneae) (Abb. 5 tar und Pollen und können wie z. B. die Gartenhum- r.). Daneben kommen am Boden Laufkäfer und im mel Bombus hortorum bei Ackerbohnen effektiv die Bestand Weichkäfer (Abb. 5 m.) vor, die in der Lage Fremdbefruchtung fördern. Eine Möglichkeit, sich sind, große Mengen an Schadinsekten zu vertilgen. über die Nützlingsverträglichkeit von Pflanzenschutz- Aufgrund ihrer Größe nur schwer zu erkennen sind mitteln zu informieren, bietet die Datenbank unter Raubmilben und die Larven von räuberischen Gall- www.nuetzlingsinfo.julius-kuehn.de. Nach Eingabe des mücken sowie Insekten, die Schädlinge parasitieren Pflanzenschutzmittels werden mit Hilfe eines Ampel- wie z. B. Schlupfwespenartige (Abb. 4). Die Begren- systems die unterschiedlich starken Schädigungen zung des Einsatzes von Insektiziden auf das notwen- der geprüften Nützlinge aus dem Zulassungsbe- dige Maß auf der gesamten Betriebsfläche, eine viel- richt angezeigt. Mit diesem Wissen können nützlings seitige Fruchtfolge und das Anlegen und Pflegen schonende Pflanzenschutzmittel favorisiert werden. Abb. 2: Bekanntester Nützling: der Marienkäfer (l.), Abb. 3: Auch die Larven (l.) der Schwebfliegen (r.) auch die Larve (r.) ernährt sich von Blattläusen (M. ernähren sich von Blattläusen (I. Henneken) Männel) Abb. 4: Von Schlupfwespe (l.) parasitierte Blattlaus Abb. 5: Florfliegenlarve, Weichkäfer und Webspin- „Mumie“ (M. Männel) nen sind weitere Gegenspieler von Blattläusen (M. Männel) 8
2.6 Regelmäßige Kontrollen 2.7 Prognosemodelle und im Bestand Informationsquellen Die Möglichkeiten des integrierten Pflanzenschut- Öffentliche und private Beratungsdienstleister kön- zes hängen von dem Wissen über den Zustand des nen wertvolle Informationen zu Infektionsdruck von Bestandes bzw. des Bodens ab. Deswegen sind regel- Schadorganismen, möglichen Behandlungszeitpunk- mäßige Bestandeskontrollen ein wichtiges Schlüsselin- ten und Pflanzenschutzstrategien liefern. Empfohlene strument des integrierten Pflanzenschutzes. Beobach- Pflanzenschutzmaßnahmen sollten aber mit Ausnahme tet werden sollten im Idealfall mindestens 5 Pflanzen von vorbeugend wirkenden Fungiziden nicht unabhän- an 5 verschiedenen Punkten im Bestand. Diese soll- gig von den eigenen Bestandeskontrollen durchge- ten repräsentativ über den Schlag verteilt sein, das führt werden. Der integrierte Pflanzenschutz entwi- heißt nicht unmittelbar am Rand oder im Vorgewende. ckelt sich beständig weiter. Informationen über neue Der Bestand sollte vor allem vom Auflaufen bis zur Pflanzenschutzstrategien, mögliche Wirkstoffresis- Blüte mindestens wöchentlich begangen werden, um tenzen, neue Sorten oder auch neue Krankheiten und die Entwicklung von Unkräutern, Krankheiten und tie- Schädlinge sind wertvoll und sollten dort, wo es mög- rischen Schaderregern rechtzeitig zu erkennen. Nur lich ist, berücksichtigt werden. Quellen dieser Infor- dann können mögliche Pflanzenschutzmaßnahmen mationen sind die Pflanzenschutzdienste der Länder termingerecht und damit wirksam angewendet werden. (www.bvl.bund.de), Pflanzenzüchter, übergeordnete Organisationen (ISIP, Julius Kühn-Institut, Gesellschaft zur Förderung der Lupine, Deutscher Sojaförder- ring, UFOP), Fachtagungen, Feldtage, Fachzeitschrif- ten und nicht zuletzt auch ein Austausch mit anderen Landwirten. Breit wirkende Pflanzen- schutzmittel Selektiv wirkende Pflanzenschutzmittel Biologische, biotechnologische, mechanische Bekämpfung Entscheidungshilfen Bestandeskontrolle, Bekämpfungsrichtwerte, Prognosemodelle Vorbeugende Maßnahmen Fruchtfolge, Standort, angepasste Sorte, gesundes Saatgut, Pflanzen ernährung, Zwischenfruchtanbau, Gemenge, Förderung von Nützlingen Abb. 6: Prinzip des integrierten Pflanzenschutz (nach Schweizer Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln 2007), verändert 9
2.8 Begrenzung auf das zenschutzmittelanwendungen und ein Wechsel von Pflanzenschutzmitteln mit verschiedenen Wirkungs- notwendige Maß orten beugen Resistenzentwicklung vor. Diese Resis- Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach dem inte- tenzentwicklung kann verlangsamt werden, wenn grierten Pflanzenschutz bedeutet zunächst, dass sich nach den Grundlagen des integrierten Pflanzenbaus der chemische Pflanzenschutz allen anderen prakti- nach Bekämpfungsrichtwerten und dem notwendi- kablen Maßnahmen unterordnen muss (Abb. 6). Für gen Maß gearbeitet wird. Müssen Pflanzenschutz- eine mögliche Schadensbegrenzung stehen für einige mittel angewendet werden, sollte dort wo es möglich Schadorganismen etablierte Bekämpfungsrichtwerte ist, ein Wechsel zwischen verschiedenen Wirkstoffen, zur Verfügung. besser noch Wirkstoffgruppen, stattfinden. Wirkstoffe mit mehreren Wirkorten haben ein geringeres Risiko Darüber hinaus gilt die Begrenzung auf das notwen- der Resistenzbildung als Wirkstoffe mit nur einem Wir- dige Maß. Damit ist die Forderung nach der geringst- kort. Diese Zuordnung erfolgt über Klassen, die von möglichen Intensität (Wirkstoffmenge) von Pflan- den jeweiligen Organisationen veröffentlicht werden zenschutzmitteln gemeint. Praktisch realisieren lässt (Tab. 2). sich das z.B. über Teilflächenbehandlung. Bestimmte Schadorganismen wandern von den Feldrändern ein, sodass eine Randbehandlung der Flächen schon aus- 2.10 Dokumentation der reichend sein kann. Moderne Applikationstechnik ist in der Lage, z.B. mit Einzeldüsenschaltung kleine Teilflä- Beobachtungen und chen wie z.B. verunkrautete Fahrgassen zu bearbeiten. Erfolgskontrolle Fortschritte in der Datenverarbeitung und der Sensor- technik werden in Zukunft die eingesetzten Wirkstoff- Das Pflanzenschutzgesetz sieht eine zeitnahe Doku- mengen erheblich reduzieren. So sind schon heute bei mentation der durchgeführten Pflanzenschutzmaß- Herbiziden automatisierte Teilflächenapplikationen bis nahmen und sonstiger anbautechnischer Maßnah- hin zur einzelnen Unkrautpflanze möglich. men vor. Diese kann in Papierform oder digital in einer Ackerschlagdatei erfolgen. Darüber hinaus sollten die In dieser Leitlinie wird der Begriff Bekämpfungsricht- Feldbeobachtungen und alle weiteren Entscheidungs- wert als Entscheidungsgrundlage für den Einsatz von grundlagen aufgezeichnet werden. Für eine Erfolgs- Pflanzenschutzmitteln genutzt, da in den meisten Fäl- kontrolle (insbesondere von Herbiziden und Fungi- len keine wissenschaftlich abgesicherten Schadens- ziden) ist das gezielte Anlegen von Spritzfenstern schwellen bekannt sind. (unbehandelten Teilflächen) sehr hilfreich. Eine halbe Spritzbreite auf einer Länge von mindestens 6 m ermöglicht es, die durchgeführten Maßnahmen auf 2.9 Resistenzmanagement ihre Wirkung zu überprüfen. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wir- ken konkret an einem oder mehreren Wirkorten im 2.11 Wild- und Vogelfraß Stoffwechsel der Unkräuter und Schaderreger. Durch spontane Mutation kann es unabhängig vom Pflan- Saaten von Erbsen und Soja sowie Lupinen sind in zenzschutzmitteleinsatz bei allen Schaderregern zum naturnah strukturierten Gebieten einem hohen Risiko Entstehen von Wirkstoffresistenzen kommen. Die von Wild- und Vogelfraß ausgesetzt. Schäden ent- Beschränkung auf nur zwingend notwendige Pflan- stehen durch das Herauspicken der Körner oder das Tab. 2: Übersicht über Wirkmechanismen von Pflanzenschutzmitteln und zuständige Organisationen Pflanzenschutzmittel Organisation Übersicht der Wirkmechanismengruppen Insektizide IRAC www.irac-online.org Herbizide HRAC www.hracglobal.com Fungizide FRAC www.frac.info 10
Herausziehen der gekeimten Pflanzen. Die empfind- liche Phase dauert von der Aussaat bis zum Ausbil- den der ersten Laubblätter an, wenn die Reservestoffe des Samens aufgebraucht sind. Insbesondere Tau- ben und Krähen sind für diese Schäden verantwort- lich. Auch Wild wie Kaninchen, Hasen sowie Scha- lenwild wie Schwarz-, Rot- und Damwild verursacht häufig Fraßschäden im Bestand. Relevant werden die Schäden bei kleinen Flächen bzw. in wildreichen Land- schaften. Schäden durch Schalenwild, Kaninchen und Fasane sind wildschadensersatzpflichtig. Als Verbiss- schutz ist sprühfähiges Schaffett (Trico®) in Sojaboh- nen zugelassen. Ebenso ist bei vertretbarem Aufwand ein Einzäunen der Bestände gegen Schalenwild mög- lich. Mögliche vorbeugende Maßnahmen sind das tie- fere Ablegen und Anwalzen der Körner bei der Aus- saat und das Aufstellen von Sitzkrücken um Greifvögel zu fördern. Chemisch-synthetische Beizen mit repel- lenter Wirkung gegenüber Vögeln sind in Körnerle- guminosen nicht zugelassen. Drohen Schädigungen durch massiven Vogelfraß, gibt es verschiedene Mög- lichkeiten der Vergrämung. Eine Bejagung bzw. allein die Entnahme von wenigen Tieren ist sehr effektiv, da Tauben und insbesondere Rabenvögel die Gebiete einige Zeit meiden. Eine Bejagung der Saatkrähe ist in Deutschland nicht möglich, Ringeltaube und Aas- krähe (Rabenkrähe und Nebelkrähe) dürfen je nach Bundesland eingeschränkt in der empfindlichen Phase Abb. 7: Drache zur Vergrämung von Vögel (B.C. Schäfer) des Auflaufens bejagt werden. Es besteht die Möglich- keit, eine Ausnahmegenehmigung für die Bejagung Fluchtreiz. Eine sehr effektive Variante ist die Kom- bzw. Vergrämung bei der zuständigen Stelle zu bean- bination von Schussanlagen mit einem Drachen, der tragen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Ver- durch den Knall an einem Stab einige Meter nach oben grämung durch Schussapparate. Es sind elektronisch geschossen wird. Aufgrund der intensiven Bewegung gesteuerte Knallgaskarusselle erhältlich, welche durch werden gute Wirkungen erzielt. Eine erprobte Vari- den Rückstoß rotieren und so zufällig unterschiedliche ante ist der Einsatz von Drachen, die an einem langen Richtungen beschallen. Dies ist aber nur fernab von Aluminiumstab ständig in der Luft schweben (Abb. 7). Siedlungen möglich und schützt nur Flächen von maxi- Auch auffällige Ballons und rotierende Spiegel sollen mal 2 Hektar. Befinden sich am Rande der Schläge Vögel abhalten können und sind im Fachhandel erhält- keine Hecken, Baumreihen oder andere Rückzugsorte, lich. Besonders bei Krähen kommt es sehr schnell zu vergrößert sich der Wirkungskreis. Durch die Rota- einer Gewöhnung an die Störung. Der Gewöhnung tion und die Programmierung variieren die Geräusche, kann man durch ein häufiges Variieren der Maßnah- sodass eine Gewöhnung weniger schnell eintritt, die men vorbeugen. Bewegung des Karussells verursacht einen weiteren 11
3 Unkräuter und Ungräser 3.1 Allgemeine Informationen Die wichtigste vorbeugende Maßnahme, um Unkräu- ter und Ungräser zu kontrollieren, ist eine Frucht- zu Unkräutern und folge mit einem Wechsel von Halm- und Blattfrucht Ungräsern sowie Sommerungen und Winterungen. Eine weitere Maßnahme ist eine dem Standort angepasste Boden- Im Folgenden werden Unkräuter und Ungräser dort, bearbeitung und Saatbettbereitung. Durch wieder- wo nicht weiter präzisiert, zusammengefasst als holt flache Bodenbearbeitung z. B. durch das Anle- Unkräuter bezeichnet. gen eines falschen Saatbetts können Unkräuter zum Keimen angeregt werden und anschließend mecha- Pflanzen, die unbeabsichtigt neben der Kulturpflanze nisch oder chemisch bekämpft werden. Die Aussaat- auf dem Feld wachsen, beeinträchtigen diese. Sie tre- menge sollte unter Berücksichtigung der Keimfähig- ten als direkte Konkurrenten um Licht, Wasser, Raum keit und der Tausendkornmasse berechnet werden. und Nährstoffe auf und können so Erträge vermin- Bestände mit hohen Bestandesdichten und einer dern. Als ebenso problematisch sind die Beeinträch- gleichmäßigen Verteilung sind gegenüber Unkräutern tigung der Erntetechnik und Verunreinigungen sowie konkurrenzstärker. Bei der Aussaat sollte mit geeig- Feuchtigkeitserhöhung des Erntegutes einzuschätzen. neter und korrekt eingestellter Sätechnik sowie einer Neben dieser direkten Schädigung können Unkräu- angepassten Fahrgeschwindigkeit auf eine möglichst ter die Kulturpflanzen auch indirekt schädigen. Als genaue Ablage geachtet werden, damit die Bestände Neben- und Zwischenwirte von Pilzkrankheiten, tieri- gleichmäßig auflaufen und den Platz optimal ausnut- schen Schaderregern und Viren können sie den Infek- zen. Stickstoffarme Bedingungen im Boden fördern tionsdruck auf die angebauten Pflanzen erhöhen. die Knöllchenbildung und verschaffen den Legumino- Unkräuter können auch die Belüftung der Bestände sen einen Standortvorteil gegenüber den Unkräutern. verschlechtern. Als Folge werden bestimmte Pilzer- Bis zum Auflaufen der Saat können Vorauflaufher- krankungen gefördert. bizide besonders wirksam Unkräuter und Ungräser bekämpfen. Nach dem Auflaufen der Pflanzen stehen Es ist aber nicht sinnvoll, einen absolut unkrautfreien in den großkörnigen Leguminosen Herbizide nur sehr Acker anzustreben. Unkräuter tragen als Lebens- eingeschränkt zur Verfügung. Die vorgestellten, groß- raum und Nahrung für Nichtzielorganismen zur Biodi- körnigen Leguminosen sind für mechanische Ver- versität bei und haben begrenzt auch einen positiven fahren geeignet. Eine weitere effektive und erprobte Einfluss auf den Bestand. Sie können Nützlingen als Maßnahme, um Unkräuter zu unterdrücken, ist der grüne Brücke dienen, wenn Schadinsekten die Kul- Anbau von Gemengen. tur noch nicht befallen haben, fördern durch Wurzeln und Beschattung die Bodengare und wirken erosions- mindernd. Nicht zu unterschätzen sind auch mögliche Schäden an der Kulturpflanze, die beim Einsatz von chemischer oder mechanischer Unkrautkontrolle auf- treten. Diese möglichen Schäden müssen im Verhält- nis zu den wirtschaftlichen Einbußen bei Unterlassen der Maßnahme stehen. 12
Tab. 3: Typische Unkräuter in Körnerleguminosen Konkurrenz: Klettenlabkraut (auch nach Bestandesschluss), Weißer Gänsefuß, Kamillearten, Ackerkratzdistel, Windenknöterich, Ausfallraps, Hundspetersilie Ungräser Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Jährige Rispe, Flughafer, Gemeine Quecke Ernteerschwernis: Weißer Gänsefuß, Ackerkratzdistel, Klettenlabkraut, Kamillearten, Ausfallraps, Windenknöterich Verunreinigung des Ernteguts durch Samenbildung und Pflanzenreste: Klettenlabkraut, Kamillearten, Schwarzer Nachtschatten (besonders in Soja) Mehrjährige Wurzelunkräuter (schwer bekämpfbar): Ackerkratzdistel, Gemeine Quecke Gefahr ab Abreife bei Ackerbohne (Blattabwurf): Kamilllearten, Schwarzer Nachtschatten, Weißer Gänsefuß, Ackerkratzdistel 3.1.1 Typische Unkräuter in Erwärmung des Bodens und damit eine stärkere Mine- Leguminosen ralisation von Nährstoffen. Die größeren Hohlräume, die bei der mechanischen Bearbeitung entstehen kön- Bei den meisten Unkräutern handelt es sich um som- nen, beugen zudem einer Verdunstung durch den meranuelle Arten. Gräser spielen eine untergeord- kapillaren Aufstieg vor. Das setzt aber einen von dem nete Rolle (Tab. 3). eingesetzten Gerät abhängigen Bodenzustand voraus. Optimal ist eine feinkrümelige Bodenstruktur. Durch 3.1.2 Mechanische eine angepasste Kalkung kann das Bodengefüge dafür Unkrautregulierung positiv beeinflusst werden. Nach einer Maßnahme sollte trockene Witterung folgen, um die Wirksamkeit Bei fehlenden Nachauflaufherbiziden kann die mecha- zu verbessern. Fast immer sind mehrere Überfahrten nische Unkrautbekämpfung z. B. mit Striegel und notwendig, um ein ausreichendes Ergebnis zu erzie- Hacke eine Alternative sein. In den letzten Jahren kam len, da nur frühe Unkrautstadien sicher erfasst wer- es zu einer Vielzahl von Innovationen und Verbes- den. Die Fahrgeschwindigkeit und Einstellungen, wie serungen, die dazu führten, dass die Bedeutung der Federdruck der Zinken oder Eintauchtiefe, müssen mechanischen Unkrautregulierung in der konventio- angepasst sein und regelmäßig nachkontrolliert wer- nellen Landwirtschaft wächst. Alle Körnerlegumino- den, um optimale Ergebnisse zu erzielen und Schä- sen sind prinzipiell für eine mechanische Unkrautbe- den an den Pflanzen so weit wie möglich zu vermei- kämpfung geeignet. Neben der Unkrautbekämpfung den. Ähnlich wie bei chemischen Verfahren lassen können mechanische Verfahren durch Brechen der sich Schäden bzw. Beeinträchtigungen an der Kultur- Bodenkruste und Auflockerung der obersten Boden- pflanze nicht immer verhindern. Aufgrund von Strie- schicht sowie Öffnen von verschlämmten Grobporen gel- und Hackverlusten sollte die Aussaatstärke des- die Belüftung des Bodens verbessern. Für die Pflanzen wegen leicht erhöht werden. Zu beachten ist, dass und die Knöllchenbakterien resultiert daraus ein bes- die mechanische Bekämpfung von Wurzelunkräutern serer Gasaustausch im Wurzelraum, eine schnellere anspruchsvoll ist. 13
3.1.2.1 Reihenunabhängige Verfahren 3.1.2.2 Reihenabhängige Verfahren Der Striegel (Abb. 8 u.) ist eines der bekanntesten Die meisten reihenabhängigen Verfahren setzten Geräte für die mechanische Unkrautbekämpfung. einen Reihenabstand von mindestens 20 – 25 cm vor- Er kann bereits vor der Saat eingesetzt werden, um aus. Hackgeräte lassen sich länger einsetzen als Strie- nach dem Anlegen eines falschen Saatbeets bereits gel und haben zugleich ein geringeres Risiko, die gekeimte Unkräuter im Fädchenstadium zu erfassen. Pflanzen zu schädigen. Zudem sind sie auch in der Unmittelbar nach der Aussaat ist das Blindstriegeln Lage, Unkräuter deutlich länger wirksam zu erfassen möglich. Dies setzt aber eine gleichmäßige, ausrei- als reihenunabhängige Aggregate. Ein weiterer Vor- chend tiefe Ablage des Saatgutes voraus. Andern- teil ist, dass sie auch bei schwierigen Bodenbedin- falls können Keimlinge oder Saatgut geschädigt und gungen eingesetzt werden können. Reihenabhängige Eintrittspforten für bodenbürtige Pilzerkrankungen Hackgeräte entfernen Unkräuter durch Abschneiden, geschaffen werden. Die Hauptwirkung des Striegels Verschütten oder Entwurzeln. Dazu werden oft meh- ist ein Verschütten von Unkräutern. Bis 7 – 9 km/h rere Aggregate genutzt darunter Gänsefuß- und Flü- Fahrgeschwindigkeit verbessert sich die Verschütt- gelschare (Abb. 9), Zinkenstriegel und Fingerhacken. wirkung, darüber hinaus nur noch die Flächenleis- Letztere sind auch in der Lage, Unkraut in der Reihe tung. Reihenunabhängig arbeiten auch Roll-, Rotor- zu erfassen. Angebaute Flachhäufler können ebenso oder Sternhacken (Abb. 8 o.), bei denen durch hohe Unkräuter in den Reihen verschütten. Bei sehr jungen Fahrgeschwindigkeit von 12 km/h bis zu 25 km/h ster- Beständen können Schutzbleche ein Verschütten der nartige Aggregate in Eigenrotation versetzt werden Kulturpflanzen verhindern. Die Fahrgeschwindigkeiten und dabei Unkraut ab- oder ausreißen und nach oben und damit auch die Flächenleistung von reihenabhän- schleudern, sodass es auf der Bodenoberfläche ver- gigen Geräten sind geringer als die der reihenunhängi- trocknet. Sie ist besonders für lehmige bzw. Böden, gen Technik. Fortschritte wie eine automatische Rei- die zur Verschlämmung neigen, geeignet. Besonders henerkennung und Anpassung der Aggregate an die in reihenunabhängigen Verfahren können Schäden an Reihen mittels Verschieberahmen ermöglichen höhere den Pflanzen verringert werden, wenn die Nachmit- Fahrgeschwindigkeiten bei präzise geführten Geräten. tage von warmen Tagen genutzt werden. Die Pflan- zen weisen dann oft einen verringerten Zellinnendruck (Turgor) auf und werden weicher und nachgiebiger. Abb. 8: Roll bzw. Sternhacke „Rotary Hoe“ (o.) und Abb. 9: Hacke mit Gänsefuß- und Scheibenschar Federstriegel (u.) (M. Männel) (M. Männel) 14
3.1.3 Chemische Praxis etabliert. Oft ist auch eine Teilflächenbehand- Unkrautbekämpfung lung der „Unkrautecken“ ausreichend, sofern diese aus den Vorjahren bekannt sind. Moderne Applikations- Für eine chemische Unkrautbekämpfung stehen technik mit angepassten Düsen und schaltbaren Teil- sowohl Vor- als auch Nachauflaufherbizide zur Ver- breiten spart Pflanzenschutzmittel ein, verbessert die fügung. Im Vorauflauf sollten Wirkstoffe und Pro- Wirksamkeit und verringert die Abdrift auf Nachbarflä- dukte gewählt werden, welche besonders gut gegen chen. Pflanzenschutzmittelsparende und abdriftredu- die bekannten Hauptunkrautarten am Standort wir- zierende Düsen und Geräte sowie Prüfberichte werden ken. Ist mehr als ein Wirkstoff für die geplante Maß- regelmäßig in einer beschreibenden Liste vom Julius nahme verfügbar, sollte ein Variieren der Wirkstoffe Kühn-Institut veröffentlicht (www.julius-kuehn.de/ im Rahmen des Resistenzmanagements durchgeführt at/richtlinien-listen-pruefberichte-und-antraege). Die werden. Die Aufwandmenge hängt auch vom Arten Mindestanforderungen für die persönliche Schutz- spektrum ab, das auf dem Acker vorhanden ist. Für die ausrüstung (PSA) im Umgang mit Pflanzenschutzmit- einzelnen Wirkstoffe gelten unterschiedliche Anwen- teln werden vom Bundesministerium für Verbraucher- dungsbestimmungen und Auflagen, die unbedingt ein- schutz und Lebensmittelsicherheit herausgegeben. gehalten werden müssen. Sie dienen dem Schutz von Weiterführende Informationen finden sich in der Nichtzielorganismen in Gewässern, Ackersäumen und „Richtlinie für die Anforderungen an die persönliche Pflanzenbeständen auf Nachbarschlägen vor uner- Schutzausrüstung im Umgang mit Pflanzenschutzmit- wünschten Herbizideinträgen, sichern aber auch die teln“ (www.bvl.bund.de). Wirksamkeit der Herbizide. Eine Reduktion von Auf- wandmengen ist manchmal sinnvoll und hat sich in der 15
4 Kulturartenspezifische Schaderreger schlechteren Aussaatbedingungen im Frühjahr kom- 4.1 Ackerbohne (Vicia faba) men. Die Mulchsaat umgeht dieses Problem. Sollen aber Unkräuter durch Bodenherbizide bekämpft wer- Der größte Teil der Ackerbohnen wird als Sommeracker- den, müssen bis zum Frühjahr große Teile des Strohs bohnen angebaut. Die Leitlinie konzentriert sich in erster verrottet oder eingearbeitet sein, um eine ausrei- Linie auf Sommerackerbohnen, berücksichtigt aber die chende Wirkung der Bodenherbizide zu ermöglichen. Besonderheiten beim Anbau von Winterackerbohnen. Aussaat 4.1.1 Allgemeine vorbeugende Die Aussaat der Sommerackerbohnen kann von Feb- Maßnahmen ruar bis spätestens Mitte April erfolgen. Winteracker- bohnen werden von Ende September bis Mitte Okto- Standort ber gesät. Vor der Vegetationsruhe sollten 4 – 6 Blätter Ackerbohnen haben einen mit zunehmender Korn- ausgebildet sein. Ein guter Bodenzustand ist wich- größe steigenden Wasserbedarf bei der Keimung. Ab tiger als ein früher Aussaattermin. In der Praxis hat der Blüte können Trockenheit und hohe Sonnenein- sich gezeigt, dass hohe Erträge der Sommerackerboh- strahlung die Kornerträge reduzieren und die Korn- nen auch bei einer Aussaat bereits Anfang Februar auf füllungsphase verkürzen. Schwere bis mittelschwere gefrorenem Boden möglich sind. Sommerackerboh- Böden mit einer guten Wasserführung aber ohne nen sind bis -5 °C frostunempfindlich, Winteracker- Staunässe und Bodenschadverdichtungen sind für bohnen tolerieren bis zu -12 °C Frost ohne schützende den Anbau geeignet. Die Kalkversorgung sollte gut Schneedecke. Wichtig bei der Aussaat ist ein locke- sein, der pH-Wert des Bodens über 6 liegen. Niedri- res Saatbett ohne Verdichtungen. Eine ausreichend gere pH-Werte hemmen die Stickstofffixierung in den tiefe Ablage der Körner von 6 – 8 cm stellt die Keim- Knöllchen. Auf Standorten mit hohen Dichten von Dis- wasserversorgung sicher und verhindert zudem den teln sollten keine Ackerbohnen angebaut werden, da Fraß der Körner durch Vögel. Fungizide Beizen soll- es nach Auflaufen der Pflanze kaum Möglichkeiten der ten genutzt werden um das Risiko von Fuß- und Auf- Reduktion gibt. laufkrankheiten zu verringern. Ein gleichmäßig auflau- fender Bestand ist anzustreben. Der Reihenabstand Fruchtfolge und Anbaupausen kann 10 – 45 cm betragen. Ein weiter Reihenabstand Als Leguminose ist die Ackerbohne selbstunverträg- ermöglicht eine mechanische Unkrautbekämpfung, lich, Anbaupausen von 4 – 5 Jahren sollten unbedingt lässt aber auch mehr Licht in den Bestand fallen. Die eingehalten werden, um den Druck von Fruchtfolge- Saatstärke sollte bei Sommerackerbohnen 45 keimfä- krankheiten zu reduzieren. Auch die Anbaupausen hige Körner/m² betragen. Winterackerbohnen werden zu anderen Leguminosenarten wie z. B. Körnererb- in Aussaatstärken von 18 – 30 keimfähigen Körnern/m² sen (4 – 6 Jahre), Sojabohnen (3 – 4 Jahre) oder Rot- gesät, nach dem Winter erfolgt bei ihnen – im Gegen- klee und Luzerne (2 – 4 Jahre) sollten ausreichend groß satz zu den Sommerformen – eine starke Bestockung. gewählt werden. Zwischenfrüchte bzw. Zwischen- Einzelkornsämaschinen liefern eine präzisere Ablage fruchtmischungen, die Leguminosen enthalten, müs- als Drillmaschinen, sodass die Saatstärke um 10 – 15 % sen ebenso berücksichtigt werden. reduziert werden kann. Bodenbearbeitung Natürliche Gegenspieler Grundsätzlich ist ein Anbau von Ackerbohnen sowohl Maßnahmen zur Schonung und Förderung von Nütz- in Anbausystemen mit wendender Bodenbearbei- lingen (Kapitel 2.5) sollten ausgeschöpft werden. tung als auch in Systemen mit reduzierter Bodenbe- Strukturen wie Hecken, Feldraine, Baumreihen und arbeitung bis hin zur Direktsaat möglich. Vorausset- andere Landschaftselemente sind Lebensraum für zung ist ein abgetrockneter Boden, Pflugsohlen sollten Nützlinge und sollten gefördert, gepflegt sowie bei vermieden werden. Bei einem Pflugeinsatz im Herbst Bedarf angelegt werden. Eine Aufwertung kann auch und anschließend hohen Winterniederschlägen kann mit Hilfe von Blühstreifen, Ackerrandstreifen und blü- es durch ein Verschlämmen zu einem verzögerten henden Zwischenfrüchten erreicht werden. Sind nach Abtrocknen der oberen Bodenschichten und damit dem Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte Insek- 16
tizideinsätze notwendig, sollten möglichst nützlings- regulieren. Durch intensive Stoppelbearbeitung kön- schonende Insektizide verwendet werden. Das Auf- nen Wurzelunkräuter bekämpft werden. Im Frühjahr stellen von Ansitzen für Greifvögel kann einen Beitrag kann bei geeigneten Bodenbedingungen ein falsches zur Kontrolle der Nagerpopulation leisten. Die Anwe- Saatbett angelegt werden, um erste Unkräuter zum senheit von Greifvögeln reduziert auch die Gefahr von Keimen anzuregen. Die tiefe Ablage der Ackerboh- Auflaufschäden durch Vogelfraß. nen von ca. 6 – 9 cm ermöglicht über einen längeren Zeitraum ein wiederholt scharfes Blindstriegeln und Diagnose, Bekämpfungsrichtwerte und Entschei- besonders bei ungünstigen Bodenbedingungen den dungshilfen Einsatz einer Roll-, Rotor- bzw. Sternhacke, um einen Großteil der Unkräuter zum Keimen anzuregen und Pflanzenschutzmaßnahmen, insbesondere der Ein- mit der nächsten Maßnahme zu verschütten oder her- satz von Insektiziden, sollten durch eine Bestandeskon- auszureißen. Dabei sollte die Entwicklung der Keim- trolle begründet sein. Auch überregionale Prognosemo- linge beobachtet werden. Ist der Keimling weniger als delle (Warndienst, etc.) ersetzen diese nicht! Dort, wo 2 – 3 cm von der Bodenoberfläche entfernt, sollte bis Bekämpfungsrichtwerte oder Hinweise für die Befallser- zur Ausbildung des dritten Laubblattpaares (EC 13) mittlung vorhanden sind, sollten diese genutzt werden. nicht mehr gestriegelt werden. Aufgrund der hypo- gäischen Keimung besteht anders als bei Sojabohne 4.1.2 Unkräuter und Ungräser und Lupine keine Gefahr, die Keimblätter zu beschädi- gen. Später sollte darauf geachtet werden, die Pflan- Die Ackerbohne kann bei optimaler Aussaat und guter zen beim Striegeln nicht völlig zu verschütten. Leicht Witterung als Robustkultur bezeichnet werden. Nach verschüttete Ackerbohnen richten sich schnell wie- kurzer Jugendentwicklung kommt es zu einem enorm der auf. Reihenabhängige Verfahren können durchge- schnellen Längenwachstum, sodass Unkräuter bei hend in Abhängigkeit von Reihenabstand und Bauart ausreichend homogenen und dichten Beständen wirk- des Gerätes bis Bestandesschluss eingesetzt werden. sam unterdrückt werden. Als Ausnahme können Klet- Bei kleinen Pflanzen können Zusatzgeräte wie Schutz- tenlabkraut, Weißer Gänsefuß und Kamillearten zu scheiben ein Verschütten der Pflanzen verhindern. einer Spätverunkrautung nach der Blüte führen, wenn ausreichend Samenpotential im Boden vorhanden ist. Chemische Unkrautbekämpfung Kritisch kann die Spätverunkrautung in der Abreife In erster Linie müssen konkurrierende Unkräuter im sein, wenn die Blätter der Pflanzen vertrocknen und Vorauflauf ausgeschalten werden, im Nachauflauf abgeworfen werden. Dann erreicht wieder sehr viel gibt es kaum Möglichkeiten, insbesondere zweikeim- Licht die Bodenoberfläche und unterdrückte Unkräu- blättrige Unkräuter zu regulieren. Ein weiterer Vor- ter bekommen einen Wachstumsschub. teil der Vorauflaufbehandlungen liegt in der besse- ren Vermeidung von herbizidbedingten Schäden an Mechanische Verfahren der Ackerbohne. Ungräser lassen sich aufgrund grö- Aufgrund der hypogäischen Keimung (unterirdisch, ßerer physiologischer Unterschiede und damit mehr Keimblätter bleiben im Boden) ist die Ackerbohne die zugelassenen Wirkstoffen deutlich besser als Unkräu- striegelverträglichste der hier vorgestellten Körner- ter mit Herbiziden kontrollieren, dominieren aber übli- leguminosen. Eine Bodenbearbeitungsmaßnahme im cherweise nicht die Begleitflora der Ackerbohne. Herbst ist gut geeignet, um winterannuelle Arten zu 17
4.1.3 Schaderregerspezifische Maßnahmen INSEKTEN Vorbeugende Maßnahmen Im integrierten Pflanzenschutz wird der Einsatz von Insektiziden durch das notwendige Maß bestimmt. Dieses wird durch die Bekämpfungsrichtwerte der einzelnen Schaderreger definiert. Bei der Kontrolle von Insekten sollten alle vorbeugenden praktikablen Maßnahmen angewendet werden (Tab. 4). Speziell für Insekten sind Anbaupausen (4 – 5 Jahre) und Abstände Abb. 10: Mit Hilfe von einer Gelbschale können zu vorjährigen Flächen bzw. Kleegrasflächen von versteckt sitzende Erbsenblattläuse aus den Trieben Bedeutung. Beide werden z. B. von dem Blattrandkä- geklopft werden (M. Männel) fer als Lebensraum bevorzugt. Ein geeigneter Stand- ort, gute Aussaatbedingungen und gesundes Saatgut von Schadinsekten liefern. In mit Wasser und einigen mit hoher Keimfähigkeit und Triebkraft sowie wenig Tropfen Spülmittel gefüllten Gelbschalen lassen sich Konkurrenz durch Unkräuter tragen zu einer schnellen erste zugeflogene Blattläuse der Schwarzen Bohnen- Entwicklung der Jungpflanzen bei. Da die Schadwir- laus feststellen. Durch Abklopfen in eine flache Schale kung von Insekten besonders bei Stress und Wuchs- können Individuen der Erbsenblattlaus erfasst werden verzögerungen zunimmt, sollten Risikofaktoren dafür (Fallreflex) (Abb. 10). Es sollten immer an mindestens minimiert werden. Eine weitere Maßnahme ist die För- fünf weit voneinander entfernten Punkten im Bestand derung von Nützlingen durch Anlegen und Pflegen von je fünf Pflanzen kontrolliert werden. Dabei sollte auch Saumstrukturen, Hecken, Baumreihen, Ackerrand- auf ausreichend Abstand (min. 3 – 5 m) vom Feldrand bzw. Blühstreifen. geachtet werden. Kontrolle im Bestand Bekämpfungsrichtwert Ab BBCH 13 können regelmäßige Bestandeskon- Artspezifische Bekämpfungsrichtwerte geben Infor- trollen und Aufstellen von Gelbschalen bzw. Abklop- mation darüber, ab welcher Befallsstärke zu einem fen in Gelbschalen Informationen über einen ersten bestimmten Zeitpunkt ein Einsatz von Insektiziden not- Befall bzw. Zuflug, die Bekämpfungswürdigkeit und – wendig wird. Bekämpfungsrichtwerte sind für einige wenn nötig – den richtigen Zeitpunkt zur Bekämpfung Insekten bekannt (Tab. 5). Tab. 4: Vorbeugende Maßnahmen gegen Schadinsekten Insekt Maßnahme Umsetzung Blattrandkäfer, Anbaupausen 4 – 5 Jahre Ackerbohnenkäfer Abstand zu vorjährigen Kein Anbau in direkter Nachbarschaft von vorjäh- Blattrandkäfer Flächen, Abstand zu Klee- rigen Ackerbohnen- und Kleegrasflächen grasflächen Blattrandkäfer Maßnahmen, welche die Ju- Geeigneter Standort, gute Aussaatbedingungen, Blattläuse gendentwicklung verbessern gesundes Saatgut, gutes Unkrautmanagement Anlage und Pflege von Saumstrukturen wie Baum- Blattläuse Förderung von Nützlingen reihen, Hecken, Ackerrand- und Blühstreifen 18
Tab. 5: Bekämpfungsrichtwerte für Schadinsekten Insekt Bekämpfungsrichtwerte Bemerkung Schwarze Bohnenlaus 5 – 10 % der Pflanzen mit Kolonie (eine Kolonie > 20 Tiere) (Aphis fabae) Erbsenblattlaus 10 – 15 Individuen pro Trieb Triebe in Gelbschale abklopfen (Acyrthosiphon pisum) Empfindliche Phase für die Übertragung Blattläuse als Virusvektoren 10 % der Pflanzen befallen vor Blüte von Viren endet mit Beginn der Blüte Blattrandkäfer 50 % der Pflanzen befallen in Sichtbar durch Fraßschäden (Sitona spp.) 6-Blattstadium Ackerbohnenkäfer 10 Käfer an 100 Pflanzen (Bruchus rufimanus) Bei Überschreitung der Bekämpfungsrichtwerte kön- 4.1.3.1 Blattrandkäfer (Sitona lineatus) nen Insektizide angewendet werden. Dabei sollten – wenn vorhanden – solche bevorzugt werden, die spezi- Biologie und Schadwirkung ell gegen das jeweilige Insekt wirken. Zum einen werden Bei Ackerbohnen kommt es an den Blättern häufig so einige Nützlinge geschont, die die Populationen der bereits nach dem Auflaufen zu halbkreisförmige Fraß- Schadinsekten (z. B. Blattläuse) stark regulieren, zum stellen, die der Käfer verursacht (Abb. 11). Da aber nur anderen sind die Auswirkungen auf Nichtzielorganis- Randbereiche der Blätter angefressen werden, ist der men geringer. Beispiele für Gegenspieler der Blattläuse Schaden unter normalen Bedingungen zu vernachläs- in Ackerbohnen sind Spinnen, Marienkäfer und ihre Lar- sigen. Der Hauptschaden entsteht durch den Fraß der ven sowie die Larven von Flor- und Schwebfliegen, räu- Larven an den Wurzelknöllchen der Pflanze, welche berischen Gallmücken und parasitierende Schlupf- und für die Stickstofffixierung wichtig sind. Durch die Fraß- Erzwespen. Ein Einsatz von breit wirkenden Insektiziden stellen können bodenbürtige Fuß- und Wurzelkrank- wie z. B. Pyrethroiden birgt zudem das Risiko der Resis- heiten leichter in die Pflanze eindringen. tenzbildung bei anderen Schadinsekten, die im Bestand vorkommen, aber nicht bekämpfungswürdig sind wie Vorbeugende Maßnahmen z. B. Rapsglanzkäfer. Zu beachten ist, dass die Applikatio- nen möglichst außerhalb der Blütezeit durchgeführt wer- Ackerbohnenfelder sollten nicht in direkter Nach- den sollten, um Bestäuber und Pollensammler zu scho- barschaft von vorjährigem Kleegras und anderen nen. Sollten trotzdem Behandlungen erforderlich sein, Leguminosenflächen angelegt werden. Ebenso soll- müssen diese außerhalb der Zeit des Bienenflugs erfol- ten durch Standort, Sorte und Aussaat beste Bedin- gen. Durch den dichten Bestand von Ackerbohnen sind gungen für die Entwicklung der Bestände geschaf- hohe Aufwandmengen an Wasser (>200 l/ha) nötig. Eine fen werden. Die gezielte Förderung von Fraßfeinden angepasste Applikationstechnik kann zu einem höheren wie Laufkäfern und Spinnen durch Anlage, Pflege und Erfolg und weniger Abdrift beitragen. Auch die Tempe- Erhalt von Saumstrukturen ist ein weiterer Baustein ratur muss berücksichtigt werden, so wirken bestimmte der vorbeugenden Maßnahmen. Insektizide besser bei niedrigeren Temperaturen (Pyre- throide), andere benötigen höhere Temperaturen. Insek- Kontrolle im Bestand und Bekämpfungsricht- tizide mit Dampfphase bzw. systemischer Wirkung wie werte z. B. Carbamate erzielen oft bessere Wirkungen als reine Kontaktinsektizide wie z. B. Pyrethroide. Einige Pyre- Die halbkreisförmigen Fraßstellen an den Blatträndern throide verfügen über eine repellente Wirkung, sodass sind bei einer Bestandeskontrolle gut im Bestand sicht- Insekten gar nicht erst die Pflanze beschädigen. bar. Der Bekämpfungsrichtwert liegt bei einer Schädi- gung von 50 % der Pflanzen im 6-Blatt-Stadium. Lau- fen die Ackerbohnen unter günstigen Bedingungen zügig auf, ist der Käfer nicht bekämpfungswürdig. 19
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