Reproduktionsmedizin in den USA - Ein touristischer Zweig?
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Reproduktionsmedizin in den USA – Ein touristischer Zweig? Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (MA) an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Mag. Sandra BUCHBAUER am Institut für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät Begutachterin Univ.-Prof. Dr. Martina Schmidhuber Graz, 2020
Eidesstattliche Erklärung Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version. ________________________ ________________________ Ort, Datum Sandra Buchbauer II
Zusammenfassung Zusammenfassung Die Reproduktionsmedizin boomt! Dieser Bereich der Medizin hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt und wird immer populärer. Es werden nicht mehr nur die Techniken verwendet, die im eigenen Land angeboten werden, sondern die Wunscheltern reisen zur möglichen Lösung der Fruchtbarkeitsprobleme auch ins Ausland. Diese Art von Gesundheitstourismus nennt man Reproduktionstourismus und ist Thema der vorliegenden Masterarbeit. In der Arbeit werden der Reproduktionstourismus in den USA sowie wichtige Techniken der Reproduktionsmedizin im Zusammenhang damit näher beleuchtet. Den Beginn bildet ein kurzer historischer Abriss der Reproduktionsmedizin und Gründe für deren Inanspruchnahme werden genannt. Danach beschäftigt sich die Arbeit mit wichtigen Verfahren der Reproduktionsmedizin, deren Abläufen, rechtlichen Aspekten, vor allem in Bezug auf die USA und Österreich, und ethischen Perspektiven der Reproduktionsmedizin und des Reproduktionstourismus. Hierbei wird auf die folgenden Verfahren näher eingegangen: Insemination, In-vitro-Fertilisation, Eizellen- und Samenspende, Kryokonservierung, Präimplantationsdiagnostik und Leihmutterschaft. Des Weiteren geht es um die Ukraine und Indien, die ebenfalls durch den Reproduktionstourismus verdienen oder verdient haben. Abschließend werden die Forschungsfragen mit Hilfe der in der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse beantwortet. III
Abstract Abstract Reproductive medicine is booming! This field of medicine has developed rapidly in the last decades and is becoming more and more popular. Not only are the techniques used that are offered in their own country, but the desired parents also travel abroad for the possible solution of fertility problems. This kind of health tourism is called reproductive tourism and is the subject of the present master thesis. In the thesis reproductive tourism in the USA as well as important techniques of reproductive medicine in connection with it are examined in more detail. It begins with a brief historical overview of reproductive medicine and the reasons for its use. Afterwards the work deals with important reproductive medicine procedures, its processes, legal aspects, especially with regard to the USA and Austria, and ethical perspectives of reproductive medicine and reproductive tourism. The following procedures are discussed in more detail: insemination, in vitro fertilization, egg and sperm donation, cryopreservation, pre-implantation diagnostics and surrogacy. Furthermore, we will deal with Ukraine and India, which also earn or have earned money through reproductive tourism. Finally, the research questions are answered with the help of the knowledge gained in this thesis. IV
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Eidesstattliche Erklärung ................................................................................................... II Zusammenfassung ........................................................................................................... III Abstract ........................................................................................................................... IV 1. Einleitung...................................................................................................................... 7 1.1 Problemstellung und Zielsetzung ..................................................................................... 7 1.2 Arbeitsgrundlagen und Methodik .................................................................................... 8 2. Die Reproduktionsmedizin .......................................................................................... 10 2.1 Historischer Abriss .......................................................................................................... 10 2.2 Gründe für die Inanspruchnahme der Reproduktionsmedizin ...................................... 13 2.2.1 Unfruchtbarkeit ....................................................................................................... 13 2.2.2 Das Alter .................................................................................................................. 16 2.3 Veränderte Lebensformen ............................................................................................. 17 3. Der Reproduktionstourismus in den USA ..................................................................... 18 3.1 Insemination ................................................................................................................... 18 3.1.1 Ablauf ...................................................................................................................... 19 3.1.2 Rechtliche Regelung in Österreich und den USA .................................................... 22 3.1.3 Ethische Betrachtung .............................................................................................. 24 3.2 In-vitro-Fertilisation........................................................................................................ 24 3.2.1 Ablauf ...................................................................................................................... 25 3.2.2 Rechtliche Regelung in Österreich und den USA .................................................... 27 3.2.3 Ethische Betrachtung .............................................................................................. 31 3.3 Eizellen- und Samenspende ........................................................................................... 33 3.3.1 Ablauf ...................................................................................................................... 34 3.3.2 Rechtliche Regelung in Österreich und den USA .................................................... 36 3.3.3 Ethische Betrachtung .............................................................................................. 40 V
Inhaltsverzeichnis 3.4 Kryokonservierung ......................................................................................................... 43 3.4.1 Ablauf ...................................................................................................................... 44 3.4.2 Rechtliche Regelung in Österreich und den USA .................................................... 46 3.4.3 Ethische Betrachtung .............................................................................................. 48 3.5 Präimplantationsdiagnostik ........................................................................................... 51 3.5.1 Ablauf ...................................................................................................................... 52 3.5.2 Rechtliche Regelung in Österreich und den USA .................................................... 53 3.5.3 Ethische Betrachtung .............................................................................................. 55 3.5.3.1 Retterbabys ...................................................................................................... 57 3.5.3.2 Designerbabys .................................................................................................. 59 3.6 Leihmutterschaft ............................................................................................................ 60 3.6.1 Ablauf ...................................................................................................................... 61 3.6.2 Rechtliche Regelung in Österreich und den USA .................................................... 64 3.6.3 Ethische Betrachtung .............................................................................................. 67 3.6.3.1 Leihmutterschaft als Geschäft ......................................................................... 69 3.6.3.2 Leihmutterschaft in den USA ........................................................................... 71 3.7 Reproduktionstourismus ................................................................................................ 73 4. Der Reproduktionstourismus außerhalb der USA ......................................................... 75 4.1 Ukraine ........................................................................................................................... 75 4.2 Indien .............................................................................................................................. 80 5. Zusammenschau und Schlussfolgerungen .................................................................... 83 6. Verzeichnis der Arbeitsgrundlagen .............................................................................. 88 6.1 Literatur .......................................................................................................................... 88 6.2 Onlinequellen ................................................................................................................. 90 7. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ........................................................................... 94 7.1 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... 94 7.2 Tabellenverzeichnis ........................................................................................................ 94 VI
1. Einleitung 1. Einleitung 1.1 Problemstellung und Zielsetzung Die Reproduktionsmedizin boomt! Dieser Bereich der Medizin hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant weiterentwickelt und wird immer populärer. Es geht nicht mehr nur darum Paaren zu helfen, die auf natürlichem Weg trotz Bemühungen keine Kinder bekommen können. Es geht viel weiter und oft stellt sich dann die Frage, ob ein Kind um jeden Preis gerechtfertigt ist oder auch ob es zu rechtfertigen ist zur möglichen Lösung der Fruchtbarkeitsprobleme ins Ausland zu reisen. Diese Art von Gesundheitstourismus kommt weltweit immer häufiger vor, denn vor allem Menschen aus Ländern, in denen die Reproduktionsmedizin gesetzlich streng geregelt ist, nehmen dies in Anspruch. Diese Masterarbeit zeigt nicht nur Methoden der Reproduktionsmedizin auf, sondern auch was man unter Reproduktionstourismus versteht und was die USA im Zusammenhang damit besonders macht. In erster Linie sollen im Verlauf der Masterarbeit die angeführten Forschungsfragen beantwortet werden. Aufgrund der vorangehenden Überlegungen und nicht zuletzt aus persönlichem Interesse haben sich folgende vier Forschungsfragen für die vorliegende Arbeit ergeben: Welche Verfahren der Reproduktionsmedizin sind für den Reproduktionstourismus in den USA von Bedeutung? Was macht den Reproduktionstourismus in den USA so besonders? Welche anderen Möglichkeiten außerhalb der USA haben Paare, um ihren Kinderwunsch zu erfüllen? Welche ethischen Fragestellungen treten im Zusammenhang mit dem Reproduktionstourismus auf? 7
1. Einleitung Das Thema der vorliegenden Masterarbeit lautet „Reproduktionsmedizin in den USA – Ein touristischer Zweig?“. Die Arbeit ist in fünf größere Kapitel gegliedert: Das erste Kapitel beinhaltet die Einleitung mit Ausführungen über die Problemstellung und Zielsetzung sowie Informationen über die Methodik und die Arbeitsgrundlagen, die für diese Arbeit von Bedeutung waren. Das zweite Kapitel wird mit einem kurzen historischen Abriss der Reproduktionsmedizin eingeleitet. Weiters wird auf die Gründe für eine Inanspruchnahme der Techniken der Reproduktionsmedizin und die veränderten Lebensformen eingegangen. Das dritte Kapitel zeigt wichtige Verfahren der Reproduktionsmedizin auf und beschäftigt sich mit den Abläufen der verschiedenen Techniken sowie mit rechtlichen Aspekten, besonderes Augenmerk dabei wurde auf die USA und Österreich gelegt. Des Weiteren werden ethische Sichtweisen der Reproduktionsmedizin und des Reproduktionstourismus betrachtet. Auch hier wird vor allem auf die USA eingegangen, da das Land besonders liberal in der Reproduktionsmedizin ist und hier dadurch erst ein Reproduktionstourismus entstehen konnte. In diesem Kapitel wird auf folgende Verfahren eingegangen: Insemination, In-vitro- Fertilisation, Eizellen- und Samenspende, Kryokonservierung, Präimplantationsdiagnostik und Leihmutterschaft. Im vierten Kapitel werden die Ukraine und Indien genauer betrachtet, da dies Länder sind, die ebenfalls durch den Reproduktionstourismus verdienen oder verdient haben. Im letzten Kapitel werden die zuvor erwähnten Forschungsfragen anhand der gewonnenen Erkenntnisse beantwortet. 1.2 Arbeitsgrundlagen und Methodik Die Masterarbeit basiert zum einen auf einer umfangreichen Literaturrecherche und zum anderen auf der Sichtung relevanter Internetquellen. Die Internetquellen sind besonders für aktuelle Bezüge von Bedeutung, da sich im Bereich der Reproduktionsmedizin rasch etwas ändern kann und diese Arbeit weitgehend aktuelle Daten liefern soll. Des Weiteren wurden Presse-Artikel, vor allem in digitaler Form, zur Erarbeitung der Themen herangezogen. 8
1. Einleitung Für das zweite Kapitel sind folgende Publikationen bedeutend: „Historischer Abriss zur Reproduktionsmedizin“ von Michael LUDWIG und Klaus DIEDRICH (2018), „Sterilität und Infertilität“ von Askan SCHULTZE-MOSGAU (2007), die Ausführungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über Infertilität sowie „Kinderwunsch ohne Grenzen? Globalisierte Fortpflanzungsmedizin und neue Formen der Elternschaft“ von Elisabeth BECK- GERNSHEIM (2013). Für das dritte Kapitel, das den Reproduktionstourismus in den USA näher betrachtet, dient das Werk „Reproduktionsmedizin“ von Klaus DIEDRICH et. al. (2018) als grundlegendes Werk, aus dem einige Artikel für die Arbeit wichtig sind. Des Weiteren ist für die gesetzliche Grundlage in Österreich das Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG) bedeutend und ebenfalls wichtig sind Presseartikel zu den aktuellen Gegebenheiten. Für Kapitel vier sind die Publikation „Kinder machen - Neue Reproduktionstechnologien und die Ordnung der Familie - Samenspender, Leihmütter, künstliche Befruchtung“ von Andreas BERNARD (2014) sowie aktuelle Berichte zu Veränderungen der Leihmutterschaft in der Ukraine und Indien von Bedeutung. 9
2. Die Reproduktionsmedizin 2. Die Reproduktionsmedizin Die Reproduktionsmedizin oder auch Fortpflanzungsmedizin ist ein Teil der Humanmedizin, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Unfruchtbarkeit und ungewollte Kinderlosigkeit konzentriert (vgl. Tinneberg/Michelmann/Naether 2007). Sie ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das nicht nur Teildisziplinen der Medizin beschäftigt wie die Andrologie, die Urologie und die Gynäkologie, sondern auch die Genetik, die Rechtsmedizin, das Medizinrecht und die Bioethik (vgl. Tinneberg/Michelmann/Naether 2007). Dieses Kapitel dient als Einstieg in das Thema und zeigt zu Beginn die historischen Meilensteine der Reproduktionsmedizin auf. Des Weiteren werden Gründe für die Inanspruchnahme der Reproduktionsmedizin erläutert, wobei die Unfruchtbarkeit und die Bedeutung des Alters bei der Fortpflanzung erläutert werden. Den Abschluss des Kapitels bilden die Lebensformen, die sich im Laufe der Jahre sehr verändert haben und wodurch sich auch das Klientel der Reproduktionsmedizin verändert hat. 2.1 Historischer Abriss Die Fortpflanzung ist schon immer ein wichtiges Thema gewesen, deswegen finden sich auch schon in der Bibel Hinweise auf die Reproduktionsmedizin. Im Alten Testament kann man die Geschichte von Abraham und Sarah lesen: Sarah konnte nicht schwanger werden, weswegen sie die Magd Hagar ihrem Mann zur Seite gab, wodurch Ismail entstand (vgl. SpringerMedizin 2020). Jedoch wurde Sarah dann auch schwanger und sie bekam Isaak (vgl. SpringerMedizin 2020). Auch Isaak und seine Frau Rebecca hatten Schwierigkeiten Kinder zu bekommen und erst nachdem er um Nachwuchs gebeten hatte, machte Gott dies möglich, woraufhin die Zwillinge Esau und Jakob geboren wurden (vgl. SpringerMedizin 2020). Jakob hatte zwei Frauen und da er eine mehr liebte als die andere, hatte auch er Schwierigkeiten Nachwuchs zu zeugen (vgl. SpringerMedizin 2020). Erst als eine der Frauen mehrere Kinder bekam, gab Gott der anderen Beziehung die Fertilität zurück (vgl. SpringerMedizin 2020). 10
2. Die Reproduktionsmedizin Man kann also erkennen, dass der unerfüllte Kinderwunsch kein modernes Phänomen ist, sondern auch schon vor Jahrhunderten ein Problem darstellte. Die Kinderlosigkeit wurde damals aber als Strafe Gottes gesehen und nicht als medizinisches Problem. Die Frauen gaben ihrem Partner damals häufig eine andere Frau an die Seite, um dann selbst Mutter werden zu können, was man heute mit einer Kombination aus Eizellenspende und Leihmutterschaft vergleichen kann (vgl. SpringerMedizin 2020). Bereits 1770 soll John Hunter eine Patientin wegen einer Hypospadie des Ehemannes, einer Fehlbildung des Urogenitalsystems, erfolgreich intravaginal inseminiert haben (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). 1928 behandelte der Franzose Girault zehn Frauen mit langer Zervix und engem Ostium durch eine homologe intrauterine Insemination, wodurch acht von ihnen schwanger geworden sein sollen (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Im Jahr 1884 wurde die erste donogene Insemination erfolgreich durchgeführt (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Die Methoden der Reproduktionsmedizin entstanden aber nicht über Nacht. So war es von Bedeutung, dass die Physiologie verstanden wird: zu Beginn die Physiologie der endokrinologischen Zusammenhänge, dann die Physiologie der Gametenbildung, der Fertilisation und frühembryonalen Entwicklung (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Es ging darum die Funktionen der bekannten Organe und Zellen zu verstehen. Ein wichtiger Meilenstein der Reproduktionsmedizin ist die In-vitro-Fertilisation (IVF). Erstmals von der In-vitro-Fertilisation hörte man 1932, als das Buch „Brave New World“ von Aldous Huxley erschien, in welchem er die IVF beschrieb (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Es ging ihm dabei um die sogenannte Exogenese, die eine komplette extrakorporale Entwicklung eines Menschen vorsah und nicht wie heute den Embryotransfer (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Im New England Journal of Medicine erschien 1937 ein Editorial, in dem es um die erfolgreiche Übertragung von Gameten und deren Fusion bei Kaninchen ging, aber es ging noch nicht um In-vitro-Fertilisation: 11
2. Die Reproduktionsmedizin „Conception in a watchglass! The „Brave New World“ of Aldous Huxley may be nearer realization. Pincus and Enzmann have started one step earlier with the rabbit, isolating an ovum, fertilizing it in a watchglass and reimplanting it in a doe other than the one which furnished the oocyte and have thus successfully inaugurated pregnancy in the unmated animal. If such an accomplishment with rabbits were to be duplicated in the human being, we should in the words of „flaming youth“ be „going places“.“ (Editorial 1937) Als ein weiterer Meilenstein in der Behandlung von unfruchtbaren Paaren gilt das Jahr 1978, als das erste Kind nach einer In-vitro-Fertilisation geboren wurde (vgl. Kummer 2017). Dafür verantwortlich war der britische Physiologe Robert Edwards, der bereits in den 1950er-Jahren an dieser Methode zu arbeiten begann, aber erst 1969 gemeinsam mit dem Gynäkologen Patrick Steptoe gelang ihm die erste Befruchtung einer menschlichen Eizelle im Reagenzglas (vgl. Kummer 2017). In den Jahren darauf wurden erstmals Embryonen in ihre Mütter transferiert, was aber erfolglos blieb (vgl. Kummer 2017). 1977 wurde dann die erste Frau durch künstliche Befruchtung erfolgreich schwanger und das erste Retortenbaby Louise Brown kam am 25. Juli 1978 per Kaiserschnitt zur Welt (vgl. Kummer 2017). Dies war eine Sensation, da zum ersten Mal ein Kind außerhalb des Mutterleibes gezeugt worden war. Dies stieß nicht überall auf Begeisterung, denn der britische Ärzteverband nannte es zum Beispiel gewissenlose Forschung und die Diskussion darüber, ob es ein Fortschritt war oder verboten gehörte, wurde entfacht (vgl. Beck- Gernsheim 2013). Robert Edwards, Pionier der In-vitro-Fertilisation, erhielt im Dezember 2010 den Nobelpreis für Medizin, denn ohne seine Arbeit wären die Entwicklungen in der Reproduktionsmedizin möglicherweise ganz anders verlaufen (vgl. Beck-Gernsheim 2013). Auch die Präimplantationsdiagnostik (PID), die Diagnostiken an befruchteten Eizellen und Embryonen, die vor der Implantation des Embryos in die Gebärmutter durchgeführt wird, wurde von Robert Edwards geprägt, der diese Technik bereits voraussagte (vgl. Montag/Toth/Strowitzki 2019). Im Jahr 1990 wurde das erste Baby geboren, bei dem durch die Präimplantationsdiagnostik das Geschlecht festgestellt wurde (vgl. Montag/Toth/Strowitzki 2019). 12
2. Die Reproduktionsmedizin Nach der Etablierung der IVF als Therapie gab es schnell auch weitere Ansätze (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). In den 1980er-Jahren wurden die Eizellen- und Embryonenspende in die Praxis umgesetzt und es wurden auch Verfahren zur Optimierung der Fertilisation bei eingeschränkter männlicher Fertilität entwickelt, wobei die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) von großer Bedeutung ist, die zufällig von Gianpierro Palermo in Belgien entdeckt wurde (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Des Weiteren wurde in den 1980er-Jahren die Technik zur Kryokonservierung von Eizellen und Embryonen entwickelt (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Die erste Schwangerschaft nach Transfer eines kryokonservierten menschlichen Embryos verlief nicht erfolgreich, jedoch wurden kurz darauf erfolgreiche Geburten durch die Methode durchgeführt (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Auch in den folgenden Jahren wurde viel geforscht und man fokussierte sich dabei auf die Optimierung von Standards und auf die Entwicklung neuer Techniken (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Dazu zählt auch „assisted hatching“, wobei dem Embryo das Verlassen der Eihülle und die Einnistung in die Gebärmutter erleichtert werden soll, sowie die Anwendung des Polarisationsmikroskops zur Beurteilung der Eihülle, der sogenannten „zona pellucida“, (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Dabei haben nicht alle Verfahren den nötigen Erfolg gebracht, weshalb einige in der Pilotphase oder Einzelfallbeobachtung blieben (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Des Weiteren lag der Fokus auf der Reduzierung des Mehrlingsrisikos und des Risikos eines ovariellen Überstimulationssyndroms (OHSS), wobei einige Länder den elektiven Einzelembryotransfer als Lösung fanden (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). Weiters wurde auch die In-vitro-Fertilisation vereinfacht, denn die Laparoskopie wurde von der transvaginalen ultraschallgesteuerten Punktion abgelöst (vgl. Ludwig/Diedrich 2018). 2.2 Gründe für die Inanspruchnahme der Reproduktionsmedizin 2.2.1 Unfruchtbarkeit Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) (2020) hat ungewollte Kinderlosigkeit als Krankheit definiert. Laut Definition der WHO (2020) spricht man von einem unerfüllten Kinderwunsch, wenn trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr nach einem Jahr noch keine Schwangerschaft eingetreten ist. 13
2. Die Reproduktionsmedizin Unfruchtbarkeit ist oft eine schwere Last für Paare, die sich Kinder wünschen. Die Gründe für eine Inanspruchnahme der Reproduktionsmedizin sind vielfältig. Die Unfruchtbarkeit ist oft eines der Probleme, wobei man zwischen Sterilität und Infertilität unterscheiden kann. Bei der Sterilität tritt auch nach zwei Jahren regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft ein (vgl. Schultze-Mosgau 2007). Des Weiteren kann primäre und sekundäre Sterilität unterschieden werden: Bei der primären Sterilität fand nie eine Befruchtung statt, bei der sekundären Sterilität hingegen gab es bereits eine Schwangerschaft, aus der ein Kind hervorgegangen ist oder die zu einem Abort geführt hat (vgl. Schultze-Mosgau 2007). Bei der Infertilität wird die Frau schwanger, jedoch wird kein lebendes Kind geboren (vgl. Schultze-Mosgau 2007). Häufig werden die Begriffe Sterilität und Infertilität auch synonym verwendet (vgl. Schultze-Mosgau 2007). Laut WHO (2020) haben weltweit ungefähr 15 Prozent der Paare im gebärfähigen Alter mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen. Die Ursachen dafür hängen oft zusammen. Folgen von Konflikten in der Beziehung oder im Beruf, die Stress bedeuten, können zur Unfruchtbarkeit beitragen. Häufig sind der Druck Kinder zu bekommen oder andere seelische Leiden ein Grund dafür, warum der Babywunsch nicht in Erfüllung geht und erst wenn der Druck nicht mehr da ist und man sich eventuell schon für eine andere Option entschieden hat, funktioniert es auf einmal. Unfruchtbarkeit kann also durch viele verschiedene Faktoren entstehen, die bei der Frau, dem Mann oder bei beiden liegen können, aber oft ist es auch schwer erklärbar woran es liegt (vgl. WHO 2020). Im Folgenden werden Ursachen für die Unfruchtbarkeit bei Frau und Mann aufgezählt. Die Häufigkeit dieser Ursachen unterscheidet sich jedoch von Land zu Land (vgl. WHO 2020). Im weiblichen Fortpflanzungssystem kann die Unfruchtbarkeit laut WHO (2020) verursacht werden durch: 14
2. Die Reproduktionsmedizin Eileiterstörungen wie zum Beispiel blockierte Eileiter, die wiederum durch unbehandelte sexuell übertragbare Infektionen oder Komplikationen eines unsicheren Schwangerschaftsabbruchs, einer postpartalen Sepsis oder einer Bauchoperation verursacht werden. Gebärmutterkrankheiten, die entzündlicher Natur sein können wie zum Beispiel Endometriose, angeborener Natur wie Gebärmutterseptat oder gutartiger Natur wie zum Beispiel Myome. Erkrankungen der Eierstöcke wie das polyzystische Ovarialsyndrom und andere Follikelerkrankungen. Störungen des endokrinen Systems, die ein Ungleichgewicht der Fortpflanzungshormone verursachen. Zum endokrinen System gehören der Hypothalamus und die Hypophyse. Ein Beispiel für häufige Störungen, die dieses System betreffen, ist der Hypophysenkrebs. Im männlichen Fortpflanzungssystem kann sie laut WHO (2020) verursacht werden durch: Eine Obstruktion der Fortpflanzungswege, die zu Funktionsstörungen beim Samenerguss führt. Diese Blockade kann in den Eileitern, die den Samen befördern, auftreten. Blockaden sind oft auf Verletzungen oder Infektionen des Genitaltrakts zurückzuführen. Hormonstörungen, die zu Anomalien bei den von Hypophyse, Hypothalamus und Hoden produzierten Hormonen führen. Beispiele für Störungen, die zu einem hormonellen Ungleichgewicht führen, sind Hypophysen- oder Hodenkrebs. Störung der Spermienproduktion im Hoden zum Beispiel aufgrund von Krampfadern oder medizinischen Behandlungen, die die Spermien produzierenden Zellen beeinträchtigen, wie dies bei der Chemotherapie der Fall ist. Abnorme Spermienfunktion und -qualität. Zustände oder Situationen, die eine abnorme Form (Morphologie) und Bewegung (Motilität) der Spermien verursachen, wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Die Verwendung von anabolen Steroiden kann zum Beispiel zu abnormalen Spermienparametern wie Spermienzahl und -form führen. 15
2. Die Reproduktionsmedizin Die Ursachen für Unfruchtbarkeit liegen laut Schultze-Mosgau (2007) zu 45 Prozent bei der Frau, zu 40 Prozent bei dem Mann, zu 35 Prozent bei beiden Partnern und zu 15 Prozent bleiben die Ursachen ungeklärt. 2.2.2 Das Alter Auch das Alter ist ein wichtiger Faktor bei der Fortpflanzung. Die Fertilität der Frau nimmt mit dem Alter ab, beim Mann ist dieser Zusammenhang nicht sicher geklärt (vgl. Schultze-Mosgau 2007). Auch die folgende Abbildung zeigt, dass die Fertilität mit dem Alter der Frau abnimmt. Abbildung 1: Altersabhängigkeit der Fertilität in einer Population ohne Empfängnisverhütung Arbeitsgrundlage: Schultze-Mosgau 2007. Das Alter der Erstgebärenden hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert, denn die Frauen heute sind beim ersten Kind im Schnitt älter als sie es früher waren. 1985 waren österreichische Frauen bei der Geburt des ersten Kindes durchschnittlich 24 Jahre alt, 2013 lag das Alter bereits bei 29 Jahren (vgl. Kummer 2017). Prognosen der Statistik Austria deuten an, dass bis 2030 die Frau bei der ersten Geburt im Schnitt 31 Jahre alt sein wird, was ein Trend ist, der auch in anderen Industriestaaten zu beobachten ist (vgl. Kummer 2017). Dazu steigt der Anteil der Frauen, die assistierte reproduktionsmedizinische Verfahren anwenden, in dieser Altersgruppe an (vgl. Kummer 2017). 16
2. Die Reproduktionsmedizin 2.3 Veränderte Lebensformen In den 1950er und 1960er Jahren gab es die klassische Familienstruktur: die Familie bestand aus einem erwachsenen Paar mit Kindern, wobei die Erwachsenen verschiedenen Geschlechts waren (vgl. Beck-Gernsheim 2013). Frau und Mann hatten auch ihre zugeteilten Aufgaben: Die Frau war für den Haushalt und die Kinder zuständig und der Mann ging arbeiten (vgl. Beck- Gernsheim 2013). Der normale Rhythmus der Familiengründung war folgender: „Love, marriage, baby carriage“ (Beck-Gernsheim 2013). Früher waren Mann und Frau verheiratet, bekamen Kinder und blieben bis an ihr Lebensende zusammen. Heute gibt es andere Trends, denn viele Paare heiraten nicht mehr und wenn geheiratet wird kommt es häufig wieder zur Scheidung. Die Partnerschaft von schwulen und lesbischen Paaren hat sich auch verändert, denn wurden sie früher noch kriminalisiert und verfolgt, hat sich dies in vielen Ländern gewandelt (vgl. Beck-Gernsheim 2013). Sie dürfen nun ihre Partnerschaft offiziell registrieren lassen und in einigen Ländern auch heiraten (vgl. Beck- Gernsheim 2013). Die Ehe hing früher auch stark mit der Elternschaft zusammen, denn wenn ein Kind außerhalb der Ehe gezeugt wurde, wurde es als Bastard bezeichnet, was eine Katastrophe im Leben einer Frau darstellte (vgl. Beck-Gernsheim 2013). Auch dies hat sich verändert, da viele Kinder nicht verheiratete Eltern haben und dies meist selbstverständlich ist und kein Unterschied zu anderen Kindern gemacht wird. Durch die Pluralisierung der Lebensformen hat sich auch die Gruppe der Menschen erweitert, die Techniken der Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen. Viele Menschen, die zuvor keine Chance mehr auf Kinder hatten, können nun durch diese Techniken ein Kind bekommen wie zum Beispiel schwule und lesbische Paare; Singles; Frauen, die schon über 50 Jahre alt sind; oder auch Frauen, deren Partner bereits verstorben sind (vgl. Beck-Gernsheim 2013). Die Reproduktionsmedizin macht für diese Personen viel möglich, wobei sich auch immer die Frage stellt, wie weit dies ethisch vertretbar ist. 17
3. Der Reproduktionstourismus in den USA 3. Der Reproduktionstourismus in den USA Unter Reproduktionstouristen sind Personen zu verstehen, die wegen einer Kinderwunschbehandlung ins Ausland reisen. Der Reproduktionstourismus ist eine Art des Medizintourismus und kommt immer häufiger vor, vor allem bei Paaren aus Ländern in denen es strenge gesetzliche Regelungen bezüglich Techniken der Reproduktionsmedizin gibt. Im Folgenden werden sechs Methoden der Reproduktionsmedizin vorgestellt. Dies sind bei weitem nicht alle, jedoch sind es die, die häufig verwendet werden und am Bedeutendsten für den Reproduktionstourismus sind. Dabei ist jedes Kapitel gleich aufgebaut und beginnt mit einer kurzen Übersicht über die vorgestellte Methode. Weiter geht es mit dem Ablauf, daraufhin folgen die rechtlichen Grundlagen in Österreich und den USA und zum Abschluss wird das Verfahren ethisch betrachtet. Die sechs ausgewählten Methoden sind die Insemination, die In-vitro-Fertilisation, die Eizellen- und Samenspende, die Kryokonservierung, die Präimplantationsdiagnostik und die Leihmutterschaft. Zum Abschluss des Kapitels wird noch allgemein auf den Reproduktionstourismus eingegangen. 3.1 Insemination Die Insemination ist eine Technik der Reproduktionsmedizin, die bei Kinderwunschbehandlungen sehr verbreitet ist (vgl. Dorn 2018). Man kann je nach Herkunft zwei Arten der Insemination unterscheiden: 1. Die homologe Insemination, die auch „artificial insemination by husband“ genannt wird, dabei wird der Samen des Ehemannes verwendet (vgl. Dorn 2018). 2. Die donogene oder heterologe Insemination, die auch als „artificial insemination by donor“ bezeichnet wird, dabei wird der Samen eines anonymen Spenders verwendet (vgl. Dorn 2018). 18
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Die Insemination kann intrazervikal oder intrauterin erfolgen, jedoch hat heute vor allem die intrauterine Insemination einen hohen medizinischen Stellenwert (vgl. Dorn 2018). Diese Technik wurde in den letzten Jahren auch immer weiter verbessert. Die Insemination ist eine Technik der Reproduktionsmedizin, die große Anwendung findet. Im folgenden Kapitel werden der Ablauf der Technik und die rechtlichen Voraussetzungen in Österreich und den USA erläutert sowie die Methode ethisch betrachtet. 3.1.1 Ablauf Die Inseminationsbehandlung beginnt mit der Gewinnung der Spermien. Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob diese zu Hause oder in der Praxis stattfindet, wichtig ist nur, dass der Beginn der Insemination spätestens 90 Minuten nach der Abgabe der Spermien erfolgt (vgl. Dorn 2018). In einem weiteren Schritt müssen die Spermien aufbereitet werden, wobei es verschiedene Techniken gibt (vgl. Dorn 2018). Dazu zählen laut Dorn (2018) die Wasch- und Zentrifugationsschritte, die Dichtegradientzentrifugation oder Glaswollfiltration und die Swim-up-Präparation. Dem Ejakulat werden bei der Spermienwaschung ungefähr 3 ml Kulturmedium hinzugefügt mit anschließender Zentrifugation bei ungefähr 500 g, im weiteren Schritt wird der Überstand vom Pellet getrennt, woraufhin der zweite Waschgang erfolgt oder das Pellet direkt durch frisches Medium resuspendiert wird (vgl. Dorn 2018). Diese Schritte werden auch in der folgenden Abbildung dargestellt. Abbildung 2: Wasch- und Zentrifugationsschritte Arbeitsgrundlage: Dorn 2018. 19
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Bei der Dichtegradientzentrifugation werden durch verschiedene Gewichte defekte oder intakte Zellen in Subpopulationen geteilt (vgl. Dorn 2018). Die Proben werden vor Gebrauch auf 37 Grad erwärmt und danach werden zum Beispiel 2,5 ml in Zentrifugenröhren pipetiert und unterschichtet (vgl. Dorn 2018). Auf die Flüssigkeitssäule werden 1 bis 3 ml verflüssigtes Sperma aufgebracht und zentrifugiert, woraufhin der Überstand abgesaugt und das Pellet resuspendiert wird (vgl. Dorn 2018). Danach wird noch einmal zentrifugiert und der Arbeitsschritt wiederholt, um einen besseren Reinigungseffekt zu erzielen (vgl. Dorn 2018). Zum Schluss wird das Pellet mit der gewünschten Verwendungsmenge resuspendiert (vgl. Dorn 2018). Die Ejakulationsprobe wird bei der Swim-up-Präparation nach Verflüssigung in ein Reagenzglas gegeben und mit Kulturmedium überschichtet und danach bei 37 Grad maximal 60 Minuten inkubiert (vgl. Dorn 2018). Durch die Eigenbeweglichkeit der Zellen werden die Spermien dann unterschieden und der Medienüberstand wird abgehoben (vgl. Dorn 2018). Die Schritte der Methode sind in der Abbildung zu sehen. Abbildung 3: Swim-up-Präparation Arbeitsgrundlage: Dorn 2018. 20
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Bei den beschriebenen Methoden kann man nicht sicher sagen, welche eine bessere Erfolgsrate hat (vgl. Dorn 2018). Der nächste Schritt ist dann das Einbringen der Spermiensuspension, die in den Zervikalkanal, in die Gebärmutterhöhle oder in die Eileiter gebracht werden kann (vgl. Dorn 2018). Am häufigsten dabei ist laut Dorn (2018) das Einbringen von 0,2 bis 0,5 ml der aufbereiteten Spermien intrauterin. Dies ist auch in der folgenden Abbildung zu sehen. Abbildung 4: Intrauterine Insemination (IUI) Arbeitsgrundlage: Dorn 2018. Nach dem Einbringen der Spermiensuspension gibt es eine Ruhephase von zehn Minuten, die die Schwangerschaftsrate laut Dorn (2018) erhöhen kann, was aber nicht eindeutig erwiesen ist. Die Komplikationen bei der Intrauterinen Insemination (IUI) sind laut Dorn (2018) sehr gering, denn die Infektionsrate nach dem Eingriff wurde mit 1,83 Fällen auf 1.000 Frauen angegeben. Der Erfolg der Insemination hängt laut Dorn (2018) von folgenden Faktoren ab: Die Spermien müssen adäquat aufbereitet werden. Die Spermien werden durch die Technik nahe zur Eizelle gebracht. Der richtige Zeitpunkt, kurz vor der Ovulation, muss gewählt werden. 21
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Weiters Einfluss auf den Erfolg bei einer Insemination haben laut Dorn (2018) folgende Faktoren: das Alter der Frau, die Dauer des Kinderwunsches, das Spermiogramm und der tubare Faktor. Pro Inseminationszyklus liegt die Schwangerschaftsrate bei 12 bis 15 Prozent und die Geburtenrate liegt in einer Untersuchung von 893 Paaren nach 2,8 Inseminationszyklen bei 27,2 Prozent (vgl. Dorn 2018). 3.1.2 Rechtliche Regelung in Österreich und den USA Im österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetz ist die Insemination erlaubt und unter Paragraph 1 steht Folgendes zur Insemination: „(2) Methoden der medizinisch unterstützten Fortpflanzung im Sinn des Abs. 1 sind insbesondere 1. das Einbringen von Samen in die Geschlechtsorgane einer Frau, 2. die Vereinigung von Eizellen mit Samenzellen außerhalb des Körpers einer Frau, 3. das Einbringen von entwicklungsfähigen Zellen in die Gebärmutter oder den Eileiter einer Frau und 4. das Einbringen von Eizellen oder von Eizellen mit Samen in die Gebärmutter oder den Eileiter einer Frau.“ (RIS 2020 a) Die Durchführung einer Insemination in Österreich ist in einer zugelassenen Krankenanstalt vorzunehmen oder wenn der Samen des Ehemannes oder des Lebensgefährten verwendet wird, besteht nach Paragraph 1 Absatz 2 die Möglichkeit die Insemination in einer Ordination eines Facharztes oder einer Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe durchführen zu lassen (vgl. Urdl 2019). Wenn nicht der Samen des Partners verwendet wird, müssen laut Urdl (2019) folgende Voraussetzungen erfüllt werden: 22
3. Der Reproduktionstourismus in den USA 1. Das Alter und der Gesundheitszustand des Spenders sind zu erheben und es darf kein Gesundheitsrisiko für ihn oder andere geben. 2. Die Serum- oder Plasmaproben des Spenders müssen negativ auf HIV 1 und 2, HCV, HBV und Syphilis reagieren und die Urinprobe muss auf Chlamydien negativ reagieren. 3. Abhängig vom Gebiet, in dem der Spender und seine Familie leben, muss ein HTLV-I-Antikörpertest gemacht werden. Die rechtliche Situation, was die Reproduktionsmedizin betrifft, ist in den USA sehr komplex. Jeder Bundesstaat hat seine eigenen Gesetze oder gar keine Regulierung, was dazu führt, dass häufig von Fall zu Fall entschieden wird (vgl. Coparents 2020). Die Spermaspende ist von der Food and Drug Administration (FDA) festgelegt, jedoch wird nicht alles genau geregelt, darunter auch wie man mit der Anonymität des Spenders umgeht (vgl. Coparents 2020). Meistens sind die Spermaspender anonym, wenn sie jedoch bekannt sind, machen viele Kliniken es möglich, dass das Kind mit 18 Jahren erfährt, wer der Spender ist (vgl. Coparents 2020). In den USA sind Spermaspenden häufig durch das Geld motiviert, denn Spender bekommen für ihren Aufwand eine Entschädigung, die aber nicht zu hoch ausfallen sollte, da sonst die einzige Motivation hinter der Spende das Geld sein könnte, was nicht der Fall sein darf (vgl. Coparents 2020). Auch diese Vergütung ist nicht im amerikanischen Gesetz geregelt und kann somit von den Kliniken selbst festgelegt werden (vgl. Coparents 2020). Die Aufwandsentschädigungen für eine Spermaspende liegen laut Coparents (2020) zwischen 50 und 200 US-Dollar pro Spende. Die Selbstinsemination ist in den USA nicht vom Gesetz geregelt, außer im Bundesstaat Kalifornien, wo 2016 ein dahingehendes Gesetz verabschiedet wurde (vgl. Coparents 2020). Dadurch sollen Familien besser geschützt werden, denn wenn man die Insemination zu Hause durchführt und nicht von einem Spezialisten durchführen lässt, kann dies zu Komplikationen führen. Deswegen wird den zukünftigen Eltern in den USA geraten sich vor der Behandlung rechtlich beraten zu lassen (vgl. Coparents 2020). 23
3. Der Reproduktionstourismus in den USA 3.1.3 Ethische Betrachtung Die Technik der Insemination ist medizinisch kein kompliziertes Verfahren und auch technisch bedarf es keinen großen Anforderungen. Anders sieht dies jedoch von ethischer Sicht aus. Ein Problem besteht darin, dass der biologische Vater des Kindes ein anderer als der soziale sein kann (vgl. Fischer 2012). Somit hat das Kind zwei Väter, was für Verwirrungen für das Kind sorgen kann. Die Methode wird nicht nur befürwortet, sondern auch kritisiert. Dafür spricht, dass die Insemination eine Möglichkeit ist, um einem Paar zu helfen den Wunsch vom eigenen Kind zu erfüllen (vgl. Fischer 2012). Dagegen spricht, dass es Gefahren für das Kind und die Gesellschaft geben könnte, darunter fallen laut Fischer (2012): psychologische Folgen für das gezeugte Kind; keine klaren rechtlichen Verhältnisse zwischen dem Samenspender, den Wunscheltern, dem medizinischen Fachpersonal und dem Kind; eine Störung der „natürlichen“ Ordnung der Fortpflanzung. Heutzutage ist die Insemination nicht rechtswidrig oder sittenwidrig, aber trotz des Fortschritts in der Medizin ist die Therapieform noch immer mit Makeln belastet (vgl. Fischer 2012). Hier findet jedoch kein Reproduktionstourismus statt, denn Österreich und auch viele andere europäische Länder erlauben die Insemination durch die Spermien des Ehegatten aber auch eines Spenders. Deswegen können viele Paare diese Methode im Heimatland durchführen lassen und fliegen für die Behandlung nicht in die USA oder ein anderes Land, in dem die Methode ebenfalls erlaubt ist. 3.2 In-vitro-Fertilisation Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist eine Methode der Reproduktionsmedizin, bei der außerhalb des Körpers der Frau die Eizelle in einer Glasschale befruchtet wird und erst danach in die Gebärmutter eingesetzt wird (vgl. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 2020). Wie bereits im Kapitel 2.2 Historischer Abriss ausgeführt wurde, waren Robert Edwards und Patrick Steptoe diejenigen, die diese Methode entwickelt haben. Heutzutage ist die IVF eine Standardbehandlung bei unerfülltem Kinderwunsch. 24
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Eine spezielle Form der In-vitro-Fertilisation ist die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion wird ein Spermium mit einer Pipette unter dem Mikroskop in die Eizelle injiziert (vgl. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 2020). Im folgenden Kapitel werden die Abläufe der In-vitro-Fertilisation und der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion genauer erklärt. Des Weiteren geht es um die rechtlichen Grundlagen der Methoden in Österreich und den USA sowie um die ethische Betrachtung der Techniken. 3.2.1 Ablauf Durch die Geburt des ersten Retortenbabys Louise Brown fing die intensive Forschung auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin an (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Zu Beginn war es nicht möglich Paaren zu helfen, bei denen die Samenqualität schwer beeinträchtigt war, dies änderte sich erst durch die Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Dadurch konnte man auch Paaren helfen bei denen die Samenqualität schwer beeinträchtigt war. Die Technik der IVF ist dabei kaum verändert geworden, was im Folgenden erläutert wird. Zu Beginn werden durch eine Follikelpunktion die Eizellen aus dem Eierstock entnommen, die nach ungefähr zwei bis drei Stunden im Kulturschälchen mit Spermien versetzt werden können (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Wenn die Samenprobe des Partners vorhanden ist, muss entschieden werden, ob eine klassische IVF-Behandlung möglich ist oder ob eine ICSI durchgeführt wird, da die Samenqualität nicht ausreichend ist (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Die Prüfung der Qualität der Samen geschieht durch ein Spermiogramm (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Die Spermien werden nach WHO-Kriterien analysiert und dabei werden laut Ebner und Diedrich (2018) die Spermienanzahl, die Beweglichkeit und Morphologie überprüft sowie mit den Referenzwerten verglichen. Der Unterschied zwischen einer IVF und ICSI liegt darin, dass bei der IVF das Spermium selbst in die Eizelle eindringt und den Embryo somit erzeugt und bei der ICSI-Methode das Sperma in die Eizelle eingeführt wird (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Bei der folgenden Abbildung ist eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion mit sichtbarem Einstichtrichter zu sehen, wobei sich das Spermium noch in der Pipette befindet. 25
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Abbildung 5: Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) Arbeitsgrundlage: Ebner/Diedrich 2018. Nach der Entnahme der Eizellen und der Analyse der Samenqualität sowie der Insemination im Kulturschälchen wird am darauffolgenden Tag das Vorhandensein von zwei Vorkernen bzw. zwei Polkörpern kontrolliert (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Nach drei oder fünf bis sechs Tagen, je nach Umstand, kann der Embryotransfer stattfinden (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Wenn eine erfolglose IVF-Behandlung bereits durchgeführt wurde, ist eine weitere nicht sinnvoll und es sollte die ICSI bevorzugt werden (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion darf der Zeitraum zwischen der Eizellgewinnung und der Injektion sechs Stunden nicht überschreiten, da es sonst zur Alterung der Eizellen kommen kann (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Bei beiden Techniken ist es von großer Bedeutung, dass ein genauer Zeitplan eingehalten wird, um die Schwangerschaftsraten zu optimieren und somit viele gesunde Babys geboren werden können (vgl. Ebner/Diedrich 2018). Die Zahl der Kinder, die durch künstliche Befruchtung geboren werden, nimmt immer weiter zu, was auch daran liegt, dass der globale Markt für Reproduktionstechniken immer besser funktioniert und dadurch auch immer mehr Geld verdient werden kann (vgl. Kummer 2017). Die Baby-Take-Home-Rate beträgt bei der IVF zwischen 17 und 20 Prozent, jedoch gibt es Schwankungen, da es keine standardisierte Methode gibt mit der diese Rate berechnet wird (vgl. Kummer 2017). 26
3. Der Reproduktionstourismus in den USA 3.2.2 Rechtliche Regelung in Österreich und den USA In Österreich wird die Reproduktionsmedizin durch das Fortpflanzungsmedizingesetz rechtlich geregelt und die In-vitro-Fertilisation wird auch durch das In-vitro-Fertilisierungs-Fonds- Gesetz (IVF-Fonds-Gesetz) geregelt (vgl. RIS 2020 a). 2015 wurde das Fortpflanzungsmedizingesetz novelliert, was dazu führte, dass die Verwendung von Spendersamen im Rahmen der In-vitro-Fertilisation und die Verwendung von Spermasamen im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung gleichgeschlechtlicher weiblicher Paare erlaubt wurde (vgl. RIS 2020 a). Im Fortpflanzungsmedizingesetz ist unter Paragraph 1 folgendes zur IVF zu finden: „(2) Methoden der medizinisch unterstützten Fortpflanzung im Sinn des Abs. 1 sind insbesondere 1. das Einbringen von Samen in die Geschlechtsorgane einer Frau, 2. die Vereinigung von Eizellen mit Samenzellen außerhalb des Körpers einer Frau, 3. das Einbringen von entwicklungsfähigen Zellen in die Gebärmutter oder den Eileiter einer Frau und 4. das Einbringen von Eizellen oder von Eizellen mit Samen in die Gebärmutter oder den Eileiter einer Frau.“ (RIS 2020 a) Das In-vitro-Fertilisierungs-Fonds-Gesetz gibt die Anspruchsvoraussetzungen im Paragraph 4 für eine Kostentragung wie folgt an (vgl. RIS 2020 b): Wenn die Sterilität der Frau vorliegt oder wenn die Sterilität des Mannes besteht (vgl. RIS 2020 b). Der Anspruch besteht nicht, wenn die Frau oder der Mann selbst die Sterilität herbeigeführt haben zum Beispiel durch eine Sterilisation (vgl. RIS 2020 b). Der Anspruch besteht für maximal vier Versuche pro Paar, wenn daraus ein Kind entstanden ist, hat das Paar wiederum einen Anspruch auf Kostentragung für vier Versuche (vgl. RIS 2020 b). Voraussetzung für den Anspruch ist das Alter des Paares, die Frau darf das 40. und der Mann das 50. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, und es muss die Leistungszuständigkeit im Falle einer Krankheit vorliegen (vgl. RIS 2020 b). 27
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Die Kosten für eine IVF- oder ICSI-Behandlung in einer öffentlichen Krankenanstalt für einen Versuch einer IVF- oder ICSI-Behandlung werden in der folgenden Tabelle abgebildet. Tabelle 1: Kosten für eine IVF- und ICSI-Behandlung in einer öffentlichen Krankenanstalt IVF-Behandlung Frauen unter 35 Jahre € 2.648,30 Frauen von 35 bis 40 Jahre € 2.826,42 ICSI-Behandlung Frauen unter 35 Jahre € 2.939,48 Frauen von 35 bis 40 Jahre € 3.117,60 Arbeitsgrundlage: eigene Darstellung (Quelle: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 2020). Die Kosten für eine IVF- oder ICSI-Behandlung in einer privaten Krankenanstalt für einen Versuch einer IVF- oder ICSI-Behandlung werden in der folgenden Tabelle abgebildet. Tabelle 2: Kosten für eine IVF- und ICSI-Behandlung in einer privaten Krankenanstalt IVF-Behandlung Frauen unter 35 Jahre € 2.717,28 Frauen von 35 bis 40 Jahre € 2.899,96 ICSI-Behandlung Frauen unter 35 Jahre € 3.008,46 Frauen von 35 bis 40 Jahre € 3.191,14 Arbeitsgrundlage: eigene Darstellung (Quelle: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 2020). 28
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Die Kosten sind ohne Steuern angegeben und können somit entsprechend den Steuerbestimmungen des IVF-Zentrums höher sein (vgl. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 2020). Der Selbstkostenbeitrag beläuft sich auf 30 Prozent der angegebenen Kosten, da 70 Prozent von dem Fonds getragen werden. Dass 70 Prozent der Kosten von dem Fonds getragen werden ist relativ viel, was auch daran liegen kann, dass in Österreich weniger Kinder geboren werden als dies in anderen Ländern der Fall ist. In Österreich lag die Fertilitätsrate, also die durchschnittliche Anzahl der lebendgeborenen Kinder, die eine Frau im gebärfähigen Alter wahrscheinlich zur Welt bringt, im Jahr 2019 bei 1,46 Kindern pro Frau (vgl. Statista 2020 a). Durch den Beitrag des Fonds zu IVF-Behandlungen können sich diese mehr Paare leisten, wodurch auch mehr Kinder geboren werden können, was helfen kann die Geburtenrate zu erhöhen. Dies führt in weiterer Folge dazu, dass das Pensionssystem nicht zusammenbricht. Denn in Österreich gibt es das Umlagesystem als Basis für die gesetzliche Pensionsversicherung, das darauf beruht, dass die Pensionsversicherungsbeiträge der aktiven Erwerbstätigen für die Pensionen verwendet werden (vgl. Felbinger 2006). Somit investiert der Staat durch den Fonds in die Zukunft, denn so können mehr Kinder geboren werden und das Pensionssystem bleibt vorerst erhalten. Der Markt für Reproduktionsmedizin ist auf dem Vormarsch, deswegen steigen auch die IVF- Behandlungen an. Die IVF-Behandlungen in den USA sind von 90.000 im Jahr 2000 auf 150.000 im Jahr 2010 gestiegen (vgl. Kummer 2017). Laut Kummer (2017) liegt dies auch daran, dass den Paaren zu früh das Verfahren geraten wird, da viele Paare nach der IVF auch natürlich ein Kind bekommen konnten. Dies geschah bei 60 Prozent der Paare, die zuvor ein Kind durch die In-vitro-Fertilisation bekamen (vgl. Kummer 2017). Weiters zeigte eine Studie aus dem Jahr 2016, dass 87 Prozent der Frauen, die untersucht wurden, zwei Jahre nach der Behandlung natürlich schwanger wurden (vgl. Kummer 2017). In den USA führten laut der Society for Assisted Reproductive Technology (Gesellschaft für assistierte Reproduktionstechnologie) etwa 34 Prozent der im Jahr 2017 durchgeführten IVF- Verfahren bei Frauen im Alter von 35 bis 37 Jahren zu einer Lebendgeburt (vgl. CNBC 2020). Diese Erfolgsrate sinkt jedoch mit zunehmendem Alter der Frauen, denn die 41- bis 42- Jährigen haben nur mehr eine Chance von zehn Prozent (vgl. CNBC 2020). 29
3. Der Reproduktionstourismus in den USA Um die Chancen der Familien auf eine erfolgreiche IVF-Behandlung zu erhöhen, bieten viele Kliniken Garantieprogramme und Preispakete an (vgl. CNBC 2020). Die Programme unterscheiden sich geringfügig von Klinik zu Klinik, meist hinsichtlich der Geld-zurück- Garantien für den Fall, dass die IVF nicht zu einer erfolgreichen Schwangerschaft und Geburt führt (vgl. CNBC 2020). Die Paare zahlen mehr für die Garantie, als sie sonst für eine erfolgreiche IVF-Behandlung nach einem IVF-Zyklus zahlen würden (vgl. CNBC 2020). Die IVF ist in den USA recht teuer, da die Kosten für die Behandlung für viele Frauen nicht von der Versicherung übernommen werden (vgl. CNBC 2020). Etwa 71 Prozent der Frauen, die im vergangenen Jahr eine IVF-Behandlung durchführten, hatten laut FertilityIQ keinen Versicherungsschutz für eine Fruchtbarkeitsbehandlung (vgl. CNBC 2020). Bis August 2020 haben 19 amerikanische Bundesstaaten Gesetze zur Fruchtbarkeitsversicherung verabschiedet, 13 dieser Gesetze beinhalten IVF-Versicherungen, und zehn Bundesstaaten haben Gesetze zum Erhalt der Fruchtbarkeit bei medizinisch bedingter Unfruchtbarkeit (vgl. Resolve 2020). In der folgenden Tabelle sind die Bundesstaaten mit ihren Fruchtbarkeitsversicherungsgesetzen abgebildet. Tabelle 3: Ausgewählte Bundesstaaten der USA mit ihren Fruchtbarkeitsversicherungsgesetzen Arbeitsgrundlage: Resolve 2020. 30
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