Lokale Ökonomie im Essener Westen - Ausgabe III der Serie Vorstellung des Projektes "Essener Wirtschaftsdialog West" Zahlen, Daten & Fakten aus ...

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Lokale Ökonomie im Essener Westen - Ausgabe III der Serie Vorstellung des Projektes "Essener Wirtschaftsdialog West" Zahlen, Daten & Fakten aus ...
Ausgabe III der Serie
Lokale Ökonomie im
Essener Westen

    Vorstellung des Projektes
   „Essener Wirtschaftsdialog
              West“

   Zahlen, Daten & Fakten aus
         Holsterhausen

   Interview mit Tanja Fortkord
     aus dem JobCenter Essen

         Vorstellung des
    Teilhabechangengesetzes

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Lokale Ökonomie im Essener Westen - Ausgabe III der Serie Vorstellung des Projektes "Essener Wirtschaftsdialog West" Zahlen, Daten & Fakten aus ...
Informationsbrücke
zwischen Behörden und Unternehmen

Gute Kommunikationsstrukturen sind für den wirtschaftlichen
Erfolg unverzichtbar, gerade in schlechten Zeiten, wie die
aktuelle Corona-Krise deutlich zeigt. Das Essener Projekt
„Wirtschaftsdialog West“ informiert, berät und vernetzt kleine
und mittelständische Unternehmen im Essener Westen und
baut Brücken zu Behörden.
Das Projekt „Essener Wirtschaftsdialog West“ wurde 2019 als
Pilotprojekt gestartet und läuft mittlerweile im 2. Jahr. Im Mittelpunkt
des Projektes steht der Aufbau einer Kommunikationsstruktur, die die
Unternehmen im Essener Westen mit den Institutionen des
Arbeitsmarkts und mit den zentralen Akteuren der Integration
zusammenbringt. In bisherigen Veranstaltungen des Projekts wurden
durch Experten die Förderinstrumente und Angebote verschiedener
Institutionen wie JobCenter Essen, NRW.Bank, Regional Agentur MEO
und ZENIT vorgestellt.
Neue Zeiten, neue Wege!
Die Corona-Pandemie und die erforderlichen Maßnahmen zur
Verlangsamung ihrer Ausbreitung haben für unser Projekt neue
Rahmenbedingungen geschaffen, die einerseits die Durchführung von
Vor-Ort-Veranstaltungen und Beratungen erschweren bzw. verhindern.
Andererseits ist ein enormer Informationsbedarf bei Unternehmern
entstanden, die plötzlich mit massiven Unsicherheitsgefühlen vor
großen Herausforderungen stehen. Das Projekt hat auf diese Situation
schnell reagiert und stellt auf der Projektwebseite nun regelmäßig neue
Informationen zu Fördermöglichkeiten vor. In der Online Publikation
„Lokale Ökonomie im Essener Westen“ werden nun außerdem der
Stadtbezirk und seine Unternehmen genauer beleuchtet und
vorgestellt.

Weitere Informationen finden Sie unter:

https://www.wirtschaftsdialog-west.de/

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Zahlen, Daten &
Fakten aus
Holsterhausen

Um den Stadtteil Holsterhausen besser kennenzulernen, beleuchten wir
diesen in dieser Rubrik etwas genauer. Neben Zahlen, Daten & Fakten
zu der hier lebenden Bevölkerung präsentieren wir Ihnen
Informationen zu den ansässigen Unternehmen und weiteren
interessanten Punkten. Da die Corona Pandemie unser aller Leben
stark beeinflusst, halten wir sie auch über den aktuellen Stand auf dem
Laufenden!
Quelle: Stadt Essen, Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen: Bevölkerung nach Alter in Stadtbezirken
und Stadtteilen am 31.3.2020

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Holsterhausen
Einwohner                                                                    Altersstruktur
26.451                                                                        Ø 41,7 Jahre

Fläche                                                                          Wohnfläche
2.968.639m2                                                                     1.082.418m2

Essen-Holsterhausen zählt mit über 26.000 Einwohner/innen zu einem
der      bevölkerungsreichsten      Stadtteile    in    Essen.       Von
Mehrfamilienhäusern, über viele Einfamilienhäuser ist in Holsterhausen
für jeden etwas dabei. Das pulsierende Zentrum von Holsterhausen und
gleichzeitig die Haupteinkaufsstraße ist die Gemarkenstraße. Hier findet
man eine sehr gute Mischung aus Gastronomiebetrieben und
Einzelhandel. Die Produktpalette reicht von Artikeln des täglichen
Gebrauchs           bis        hin          zu       Spezialgeschäften.
Mit dem Mühlenbachtal und dem Alfredspark gibt es nur wenige
ausgewiesene Grünzonen im Stadtteil, aber die meisten Wohnhäuser
verfügen über Gärten und begrünte Innenhöfe. Diese laden Besucher,
egal ob jung oder alt, zum Entspannen und Verweilen ein und sorgen
für einen im grünen gelegenen Stadtteil.

Quelle: Stadt Essen, Amt für Statistik, Stadtforschung und Wahlen: Ein Blick auf…. Stadtteile in Essen –
Frohnhausen

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Corona in Essen

Wie mittlerweile die ganze Welt, ist auch die Stadt Essen von der
Corona Pandemie betroffen. Tagesaktuelle Informationen zu den
Infektionszahlen in der Stadt, finden Sie auf der Webseite:

www.essen.de/leben/gesundheit/corona
_virus/coronavirus_updates.de.html

Für die Zeit der Corona Pandemie hat die Stadt ein Bürgertelefon
eingerichtet, die Montags bis Samstag von 9 bis 15 Uhr für sie
erreichbar ist. Rufnummer ist die:
0201 123-8888

Quelle: https://www.essen.de/gesundheit/coronavirus_aktuell.de.html

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Im
WirtschaftsDIALOG
mit….

Der Essener Wirtschaftsdialog-West stellt in seiner Interview Reihe
verschiedene Unternehmen aus dem Stadtbezirk III in Essen vor. Und
befragt sie zu verschiedenen Themen rund um ihre Arbeit, die
Beziehung zur Stadt Essen und ihren aktuellen Erfahrungen in der
Corona Pandemie. Das dritte Interview der Reihe ist mit Tanja Fortkord
vom JobCenter in Essen.

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Interview mit Tanja Fortkord
aus dem JobCenter Essen
Wirtschaftsdialog West: Ziel des Wirtschaftsdialogs ist es,
Unternehmen des Stadtbezirks III mit den Regelinstitutionen des
Arbeitsmarktes der Stadt Essen zusammen zu bringen. Dazu gehört
auch das JobCenter. In Gesprächen mit Unternehmern ist allerdings
herausgekommen, dass diese die Arbeitsmarktinstitutionen und ihre
Angebote wenig kennen. Dies wollen wir mit diesem Gespräch ändern.
Frau Fortkord, was macht das JobCenter Essen eigentlich?
Tanja Fortkord: Das JobCenter Essen ist seit 2012 Optionskommune
und somit hat die Stadt Essen die Betreuung der Menschen, die
Arbeitslosengeld II – umgangssprachlich Hartz IV – bekommen,
komplett übernommen. In vielen anderen Kommunen ist das Jobcenter
als gemeinsame Einrichtung bei der Agentur für Arbeit mit
angeschlossen.
Wenn es bei einem Arbeitnehmer in Essen zum Verlust des
Arbeitsplatzes kommt, wendet sich dieser zunächst an die Agentur für
Arbeit am Berliner Platz. Je nachdem, wie lange jemand gearbeitet hat,
besteht ein Anspruch auf Arbeitslosengeld I. Wenn dieser Anspruch
nicht besteht oder abgelaufen ist, kommen wir als JobCenter ins Spiel.
Bei weiter anhaltender Arbeitslosigkeit kann sich die oder der
Ratsuchende an uns wenden und einen Antrag auf Arbeitslosengeld II
(Hartz IV) stellen. Unsere Kunden können allerdings auch Studenten
oder Selbständige sein, die nicht in die Arbeitslosenversicherung
eingezahlt    und somit grundsätzlich        keinen    Anspruch    auf
Arbeitslosengeld I haben. Aktuell sind in unserer Stadt 25.271
Menschen im JobCenter Essen als arbeitslos gemeldet (Stand
03.11.2020).Wir bestehen aus zwei großen Abteilungen: Die
Leistungsabteilung trägt dafür Sorge, dass die Menschen ihren
Lebensunterhalt sicherstellen können und ihre Miete bezahlt
bekommen. Der andere große Zweig ist die Arbeitsvermittlung. Diese
sorgt dafür, dass Leistungsbeziehende zeitnah wieder vermittelt werden
und in Brot und Lohn kommen. Das JobCenter soll dazu beitragen, die
Beschäftigungsfähigkeit der Kundinnen und Kunden zu erhalten, zu
verbessert und/oder wieder herzustellen. Ein besonderes Augenmerk
richtet sich dabei auf die Integration von Leistungsbeziehenden mit
einem hohen Verbleibe-Risiko im SGB II (Langzeitarbeitslose). Dazu
leisten wir mit unserem Team über das Teilhabechancengesetz auch
einen wichtigen Beitrag.

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Interview mit Tanja Fortkord
aus dem JobCenter Essen
WW: Das ist gut zu wissen, dass Sie da auch nochmal den Unterschied
zwischen Arbeitsagentur und Jobcenter so klar gemacht haben. Wie
läuft denn die Vermittlung von ALG II-Beziehenden in eine neue Arbeit
ab?
TF: Dafür gibt es speziell den JSE, das ist der JobService Essen (JSE).
Seine Arbeitgeberberaterinnen und -berater, sind für verschiedene
Branchen wie z.B. den Einzelhandel, handwerkliche Berufe oder auch
Callcenter verantwortlich. Das heißt, es gibt für jeden Bereich
Ansprechpartner, bei denen Unternehmen immer anrufen und ganz
speziell ihr Stellenangebot aufgeben können. Ein Beispiel: der
„Lebensmittelladen um die Ecke“ sucht Verkäufer/-innen und meldet
sich deswegen beim Arbeitgeberberater im JobService. Dort gibt er an,
welche Voraussetzungen die neuen potenziellen Mitarbeiter/-innen
mitbringen müssen. Der Arbeitgeberberater sichtet gemeinsam mit den
bewerberorientierten Vermittler/-innen den Kundenpool, nach
passenden Arbeitssuchenden und vermittelt dann den passenden
Kandidaten weiter an das Unternehmen. Umgekehrt schauen wir auch
auf Stellenportalen nach dort ausgeschriebenen Stellen. Findet sich
etwas Passendes, bietet der Berater die Hilfe des JobCenters an. Durch
die    Bekanntmachung       des    Teilhabechancengesetzes     kommen
mittlerweile auch viele Arbeitgeber/-innen direkt auf uns zu.
WW: Was ist das Teilhabechancengesetz §16i?

TF: Das Teilhabechancengesetz gibt es seit dem
01.01.2019; es ist ein neues Instrument des
Sozialgesetzbuches II zur Eingliederung von
Langzeitarbeitslosen. Unternehmen, die eine
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung für
                                                           Weitere
Langzeitarbeitslose      schaffen,     bekommen      Informationen zum
Lohnkostenzuschüsse für bis zu fünf Jahre. In
den       ersten     beiden        Jahren     des
                                                      Teilhabechancen-
Arbeitsverhältnisses beträgt der Zuschuss 100%,      gesetz auf Seite 15
im dritten Jahr 90%, im vierten Jahr 80% und im
fünften Jahr 70%. Außerdem besteht die
Möglichkeit,            dass            eventuelle
Weiterbildungskosten für die/den neue(n)
Mitarbeitenden während des Arbeitsverhältnisses
in Höhe von bis zu 3.000 Euro übernommen
werden.

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Interview mit Tanja Fortkord
aus dem JobCenter Essen
TF: Für Arbeitnehmer/-innen          gibt es          außerdem ein
beschäftigungsbegleitendes Coachings. Ab dem ersten Tag steht dem
neuen Mitarbeitenden ein Coach betreuend zur Seite. Das Coaching
führt unter anderem auch dazu, dass es weniger Kündigungen in den
ersten Beschäftigungsmonaten gibt. Unsere Kunden sind bereits lange
ohne eine Arbeitsstelle und müssen am Anfang erst einmal wieder eine
Struktur aufbauen, was enorm schwierig ist. Sie lernen die
Zusammenarbeit mit Chefs und Kollegen und finden sich wieder in
einen Arbeitsalltag ein. Der Coach ist in diesem Fall sowohl für den
Kunden als auch für den Arbeitgeber ein Ansprechpartner vor Ort. Das
ist ein großartiges Instrument, welches wir an dieser Stelle nicht
missen möchten. Das Coaching liegt bei einem privaten Träger. Hiermit
haben wir gute Erfahrungen gemacht, weil die Kundinnen und Kunden
dadurch noch einmal eine unabhängige Beratung jenseits des
JobCenters erfahren.
Durch      das    Teilhabechancengesetz    werden     erwerbsfähige
Leistungsbezieher gefördert, die mindestens 6 Jahre lang
Arbeitslosengeld II bezogen haben und in diesem Zeitraum gar nicht
oder nur kurz gearbeitet haben. Bei Erziehenden gibt es vereinfachte
Zugangswege, da es besonders wichtig ist auch Mütter oder Väter, die
nur in Teilzeit arbeiten können, wieder in den Arbeitsmarkt zu
vermitteln. Deswegen müssen diese nur fünf Jahre lang im
Arbeitslosengeld-II-Bezug gewesen sein. Gleiches gilt auch für
Menschen mit einer Schwerbehinderung. Außerdem gibt es ein
Mindestalter von 25 Jahren. Bei unter 25-jährigen gibt es im Haus
einen eigenen Bereich, der nochmals ganz andere Möglichkeiten in der
Vermittlung hat und den Fokus auf Ausbildung legt. Die
Voraussetzungen werden immer vom Hauptbetreuer am Standort
geprüft. Dieser überstellt uns die passenden Kundinnen und Kunden
dann auch.
Es ist uns außerdem sehr wichtig zu erwähnen, dass das
Teilhabechancengesetz ein absolut freiwilliges Instrument ist und zwar
für Arbeitnehmer/-innen und Arbeitgeber/-innen. Wenn jemand nicht
über den §16i SGB II vermittelt werden möchte, hat dies auch keine
Konsequenzen für seine weitere Betreuung.

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Interview mit Tanja Fortkord
aus dem JobCenter Essen
WW: Wie hat sich die Vermittlung in Arbeit durch Corona verändert?
FK: Der Kontakt mit unseren Kundinnen und Kunden funktioniert
weiterhin gut. Vieles findet telefonisch statt. Schwierig wird es bei
neuen Kundinnen und Kunden, die man noch nicht lange betreut oder
vielleicht sogar gar nicht kennt. Für die Vermittlung in Arbeit ist es das
A und O, dass wir den Menschen vorher einmal von Angesicht zu
Angesicht gesehen und wir einander persönlich kennengelernt haben.
Nur so können wir als Berater/-innen und Vermittler/-innen auch
verstehen, was der- bzw. diejenige möchte und wie/wohin ich die
Person am besten vermitteln kann. Das kann man nicht über das
Telefon oder allein anhand eines Lebenslaufes feststellen, weswegen
wir trotz der Corona-Beschränkungen die Erstgespräche weiterhin vor
Ort führen. Wir haben eigens eingerichtete Beraterbüros, in denen
unter den Hygienebedingungen ein Termin stattfinden kann.
Im Kontakt mit den Arbeitgebern hat sich für uns wenig verändert, da
wir auch vorher schon im engen Austausch über Telefon und E-Mail
standen. Mittlerweile machen wir auch vieles digital. Dies hat den
Vorteil, dass wir schneller agieren und Anträge sehr zeitnah bearbeiten
können. Arbeitgeber/-innen erhalten so die meisten Unterlagen schon
zehn Minuten nach unserem Telefongespräch.
Das JobCenter ist normalerweise bei vielen Veranstaltungen wie
Jobmessen oder Job-Speeddatings vertreten, aber durch Corona fand
leider kaum etwas statt oder wurde nur in digitaler Form angeboten. In
Essen gibt es eine große Weiterbildungsmesse, die sonst jeweils im
März/April im RWE-Stadion stattfindet und bei der wir gemeinsam mit
der Agentur für Arbeit, verschiedenen privaten Weiterbildungs- und
Qualifizierungsträgern und vor allem Arbeitgeberinnen und
Arbeitgebern vermitteln. Dies konnte aufgrund von Corona leider alles
nicht stattfinden, was sehr schade ist. Wir sind gespannt auf 2021.
WW: Sie haben gerade zu Anfang erzählt, dass Sie 25.271 Kunden auf
der Arbeitnehmerseite haben. Wie viele Unternehmen betreuen Sie?
TF: Alleine in meinem Bereich betreuen wir um die 500 Arbeitgeber/-
innen. Diese sind nicht nur in Essen angesiedelt, sondern auch in den
umliegenden Städten. Wir als Arbeitgeberberater/-innen achten aber
darauf, dass die Unternehmer/-innen unsere Kunden nicht als billige
Arbeitskräfte sehen und sich ihrer Verantwortung bewusst sind.

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Interview mit Tanja Fortkord
aus dem JobCenter Essen
Sie können sich sicher vorstellen, wenn jemand so lange raus aus dem
Job ist und endlich die Chance bekommt, wieder teilzuhaben, und dann
einen Arbeitgeber erwischt, der das nicht ernst nimmt, dann ist das für
den Arbeitnehmer eine sehr negative Erfahrung. Wir vermitteln daher
in seriöse Betriebe und gute Arbeit.
WW: Wenn sie einen Kunden haben und dazu ein passendes
Unternehmen finden, wie werden die beiden dann zusammengebracht?
TF: Bei dem ersten Weg – dem klassischen – gibt der Arbeitgeber bei
uns ein Stellenangebot auf und wir schauen bei uns nach passenden
Kandidat*innen. Wir schicken anschließend die Lebensläufe zu dem
Unternehmen, welches dann mit den Interessierten direkt in Kontakt
aufnehmen kann. Der/die Kunde/Kundin wurde natürlich im Vorhinein
informiert und weiß, was auf ihn zukommt. Das JobCenter bekommt
am Ende eine Rückmeldung, ob Vorstellungsgespräche gelaufen sind
und der ganze Prozess erfolgreich war.
Wir haben auch oft Arbeitgeber/-innen, die schon eine(n) unserer
Kundinnen oder Kunden im Auge haben, weil sie diese/-n über
klassische Stellenanzeigen oder Initiativbewerbungen gefunden haben.
Dann schauen wir gemeinsam, ob wir hier eine Förderung über den §
16i SGB II hinbekommen können. Falls der Kunde dafür nicht in Frage
kommt, so schauen wir, was evtl. alternativ möglich ist. Hier verweisen
wir gerne auch auf unsere Kolleginnen und Kollegen, die andere
Projekte betreuen und andere Möglichkeiten haben. Die Vernetzung
untereinander funktioniert sehr gut und somit können Arbeitgeber/-
innen schnell und problemlos beraten werden.
WW: Wie wird sich die Arbeitswelt in Zukunft verändern?
TF: Die Arbeitswelt wird digitaler, aber es ist auch noch ein langer Weg.
In vielen Branchen ist aufgrund von Corona das Modell des Home-
Office salonfähig geworden und ich denke, dass diese Form des
Arbeitens auch nach der Corona-Pandemie beibehalten und
dementsprechend ausgebaut wird. Unsere Aufgabe wird es sein, die
Bewerber/-innen hierauf vorzubereiten, um die Techniken, z.B. in Form
von Videokonferenzen etc. zu erwerben.

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Interview mit Tanja Fortkord
aus dem JobCenter Essen
TF: Ebenfalls verändert hat sich, dass viele von den klassischen
Helferstellen weggefallen sind. Das ist allerdings ein Problem, welches
wir im Ruhrgebiet schon lange kennen: den Strukturwandel. Die
Industrie ist hier immer mehr zurückgegangen. Essen hat dies ganz
stark getroffen. Mittlerweile wurde aber der Dreh geschafft, mehr hin
zum Dienstleistungssektor. Als Beispiel wären hier u.a. Callcenter zu
nennen. Wir haben in Essen richtig gute Arbeitgeber, die nach Tarif
bezahlen, ihre Mitarbeiter qualifizieren, sich auf Teilzeitmodelle
eingestellt haben und dadurch ihre Mitarbeiter/-innen an sich binden.
Hier liegen auch viele Chancen für Bewerber, die keine klassische
Ausbildung haben, oder schon länger aus ihrem ursprünglich gelernten
Beruf raus sind.
Ein wichtiges Thema in dem Bereich ist auch Qualifizierung und
lebenslanges Lernen. Dieses klassische „ich habe etwas gelernt und
mach das auch mein Leben lang und gehe in meinem Beruf in die
Rente“, gibt es ja kaum noch. Man arbeitet nicht mehr wie der Opa auf
der Zeche und geht auch dort in Rente. Man muss sich immer weiter
qualifizieren und immer neu schauen, was der Trend ist und wie man
sich hierzu entsprechend qualifizieren kann. Auf dem Arbeitsmarkt
muss man heutzutage viel flexibler sein. Da sollte sich auch der
Arbeitsmarkt dementsprechend öffnen und dies gilt für viele
Arbeitgeber/-innen genauso. Wir haben einen Fachkräftemangel und
die Schere zwischen den Anforderungen der Arbeitgeber/-innen auf der
einen Seite und den Qualifikationen der Kundinnen und Kunden im
JobCenter auf der anderen Seite geht oft weit auseinander. Bei
Arbeitgebern sollte die Bereitschaft vorhanden sein, auch mal
jemanden einzustellen, der vielleicht nicht die klassische Ausbildung in
diesem Bereich hat, aber vielleicht ein absolutes Talent in diesem Beruf
mitbringt. Durch entsprechende Weiterqualifizierung kann man dann
alles für eine Tätigkeit in dem Betrieb lernen. Die Agentur für Arbeit
und auch das JobCenter bieten in diesen Bereichen sehr viel an und
können Unternehmen unterstützen. Die Arbeitgeber/-innen sollten
einfach auf uns zukommen und den Kontakt suchen, wir beißen auch
nicht.

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Interview mit Tanja Fortkord
aus dem JobCenter Essen

WW: Das Teilhabechancengesetz gibt es
erst seit knapp zwei Jahren. Kann schon
eine erste Bilanz gezogen werden?
TF: In Essen hat die Arbeit des
JobCenters gut funktioniert und wir
haben hier auch viele Arbeitgeber/-
innen, die sich dafür geöffnet haben und
Kundinnen und Kunden eine Chance
bieten. So konnten mittlerweile 750
Arbeitsverhältnisse über den § 16i SGB II
generiert       werden.       Für       ein
abschließendes Resümee ist es allerdings
noch zu früh. Wir entwickeln uns weiter
und hoffen, dass wir nach den fünf
Jahren der Förderung auch sehen, dass
ganz viele in den regulären Arbeitsmarkt
ohne Förderung übergegangen sind und          Tanja Fortkord
so wieder Fuß gefasst haben nach so
einer langen Zeit der Arbeitslosigkeit.
WW: Frau Fortkord, vielen Dank für das
Gespräch und schöne Weihnachten!

Das Interview wurde von Lena Halbedel
und Theresa Schmid geführt.

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Das Teilhabechancengesetz
Das Teilhabechancengesetz trat am 1. Januar 2019 in Kraft und
schafft mit zwei neuen Fördermöglichkeiten neue Chancen für
Langzeitarbeitslose auf dem allgemeinen und sozialen Arbeitsmarkt.
Mit intensiver Betreuung, individueller Beratung, wirksamer Förderung
und der gezielten Suche nach passenden Arbeitgebern schaffen die
neuen Förderungen neue Perspektiven für Menschen, die ohne
Unterstützung absehbar keine realistische Chance auf einen regulären
Arbeitsplatz haben. Denn Arbeit zu haben und für sich selbst sorgen zu
können, ist eine Frage der Würde und der sozialen Teilhabe.
Wie funktionieren die Förderungen?
Mit den beiden neuen Förderungen unterstützt die Bundesregierung
Arbeitgeber durch Lohnkostenzuschüsse, wenn sie Personen der
jeweiligen Zielgruppe einstellen.
Die beiden neuen Förderungen betreffen dabei zwei unterschiedliche
Zielgruppen. Von der neuen Förderung "Teilhabe am Arbeitsmarkt"
können Menschen profitieren, die
I. über 25 Jahre alt sind,
II. für mindestens sechs Jahre in den letzten sieben Jahren
    Arbeitslosengeld II bezogen haben und
III.in dieser Zeit nicht oder nur kurzzeitig beschäftigt waren.
Für weitere Informationen zum Teilhabechancengesetz können
Sie einfach den QR-Code scannen!

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Schon gewusst?

                  33.439
                       Menschen sind im November
                       2020 in der Stadt Essen ohne
                                eine Arbeit.

                                11%
                      Beträgt die Arbeitslosenquote
                      der Stadt Essen im November
                                   2020

                                   373
                         Unversorgte bzw. Nicht
                      vermittelte Bewerber auf dem
                       Ausbildungsmarkt der Stadt
                        Essen im September 2020
Quelle: Bundesagentur für Arbeit – Statistik 2020

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Die Publikationen können unter
                        www.wirtschaftsdialog-west.de
                                    oder über
             https://www.facebook.com/wirtschaftsdialogwest/
                                gelesen werden.

 Impressum

 Herausgeber:
 Essener Wirtschaftsdialog-West
 c/o PCG Projekt Consult GmbH

 Redaktionsgruppe: Kay Kürschner, Lena Halbedel, Christian Uhl, Sabine
 Kupferschmidt

Der Wirtschaftsdialog West ist ein gemeinsames Projekt von der Stiftung Zentrum für
   Türkeistudien und Integrationsforschung und der PCG - Project Consult GmbH.
                   Das Projekt wird von der Stadt Essen gefördert.

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