Lympia ruft: mach mit! - Sonderausgabe zum Internationalen Deutschen Turnfest Berlin 2017 - Deutsche Olympische ...

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Lympia ruft: mach mit! - Sonderausgabe zum Internationalen Deutschen Turnfest Berlin 2017 - Deutsche Olympische ...
Lympia ruft:
Mach Mit!
Sonderausgabe zum Internationalen
Deutschen Turnfest Berlin 2017

                           Sportmetropole
Lympia ruft: mach mit! - Sonderausgabe zum Internationalen Deutschen Turnfest Berlin 2017 - Deutsche Olympische ...
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Lympia ruft:
Mach Mit!
Sonderausgabe zum Internationalen
Deutschen Turnfest Berlin 2017
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Impressum

© Deutsche Olympische Akademie,
Frankfurt am Main 2017

Redaktion:                        IOC-Archiv                               Herausgeber:
Isabel Flory                      Jason Evans, Ian Jones                   Deutsche Olympische Akademie
                                  Comité National Olympique                Willi Daume e. V. (DOA)
Konzeption:                       et Sportif Français (CNOSF)              Otto-Fleck-Schneise 12
Tobias Knoch                      Oliver Bensch                            60528 Frankfurt am Main
Isabel Flory                      Prof. Dr. Annette R. Hofmann
Dennis Höfel                      Helmut Lange                             www.doa-info.de
Charlotte Müller-Navarra          Margit Lermer
                                  picture alliance/newscom                 Alle Beiträge und Abbildungen sind
Texte:                            picture alliance/GES/Marvin Ibo Güngör   u­rheberrechtlich geschützt.
Volker Kluge                      picture alliance/Pressefoto Baumann
Sophie Scheder                    Senatsverwaltung für Inneres und         Zur Verbesserung der Lesbarkeit wurden
Andreas Toba                      Sport Berlin                             ­Personenbezeichnungen generell in der
                                  Archiv Volker Kluge                       männlichen Form verwendet; gemeint sind
Arbeitsmaterialien:               tankist276 – Fotolia.com                  dabei in allen Fällen Frauen und Männer.
Oliver Bensch                     Maxim Pavlov – Fotolia.com
Deutsche Turnerjugend (DTJ)       Andrey Popov – Fotolia.com               Das Programm „Berlin turnt bunt!“
Thomas Fuhlbrügge                 ra2 studio – Fotolia.com                 wird durch die Senats­verwaltung für
Eli Hirsch                        visitBerlin, Fotos: Wolfgang Scholvien   Inneres und Sport fi
                                                                                              ­ nanziell gefördert
Prof. Dr. Annette R. Hofmann      visitBerlin, Foto: Tanja Koch            und federführend durch den B  ­ erliner
Anna Miller                       visitBerlin, Foto: Philipp Koschel       ­Turn-und Freizeitsport-Bund ­umgesetzt.
Margit Lermer
Prof. Dr. Heike Tiemann           Illustrationen:
Hennes Weiß                       Aga Hofman
                                  Ilona Gerling/DTJ
Fotos:                            Susanne Vogel/DTJ
DOA-Archiv
DOSB-Archiv                       Projektmanagement:
DTB-Archiv                        creAtiv Werbeagentur, Berlin
DTB/picture alliance
DTB/Qingwei Chen                  Umschlag/Layout:
DTJ-Archiv                        Sirko Wahsner, iD-GROUP, Berlin          Sportmetropole

           2
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Inhalt

Grußworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        4

Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens . . . . . . . . . . .                                                   6

Olympische Erziehung in der Schule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                               16

Einsatz olympischer Materialien in der Schule – Was ist erlaubt,

was nicht?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     17

Turnfest Berlin 2017 – Programmübersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                    18

Basteln und Spielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               20

Spiele zu Fairplay. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .           22

Schlappenhockey. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              27

Kinderturnen für alle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              28

„Paralympics“ in der Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                     32

Akrobatik und Pyramiden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                      34

Turnübungen bei den Bundesjugendspielen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                         38

Sportler berichten – Olympische Erzähltexte von Sophie Scheder

und Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              41

Fotowettbewerb „Turnprofi“ für das Klassenzimmer. . . . . . . . . . . . . . .                                               48

Alles für Olympia? – Eine Dilemmadiskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                       50

Zitate zum Thema Fairness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                       54

Eine Stadt mit Turngeschichte – Ein turnhistorischer

Streifzug durch Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              56

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .    60

                                                                                                                                 3
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GruSSwort

                      Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,

                      aus Ihrem Arbeitsalltag an den Berliner Schulen wissen Sie, wie wichtig
                      ­ausreichend körperliche Bewegung für die Konzentration im Unterricht ist.
                       Das Zusammenspiel von Bewegung, Sport und Gesundheit ist ein Schlüssel­
                       thema für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Der Berliner Senat will dies unter­
                       stützen und so viele Kinder und Jugendliche wie möglich für Bewegung und
                       Sport begeistern.

                      Das Internationale Deutsche Turnfest 2017 in der Sportmetropole Berlin
Andreas Geisel        ­bietet hierfür eine großartige Chance. Über 80.000 Menschen werden vom
Senator für Inneres    3. bis 10. Juni 2017 nach Berlin kommen, um an der größten Wettkampf- und
und Sport              Breitensport-Veranstaltung der Welt teilzunehmen.

                      Für die Berlinerinnen und Berlin wurde rund um das Turnfest das Motto
                      ­„Berlin turnt bunt!“ ausgerufen. Ganz gezielt möchte der Senat in diesem
                       Zusammenhang auch die Berliner Schülerinnen und Schüler ansprechen. Die
                       Senatsverwaltungen für Inneres und Sport sowie für Bildung, Jugend und
                       Familie haben daher gemeinsam mit dem Turnfest, dem Berliner Turn- und
                       Freizeitsport-Bund und dem Landessportbund Berlin eine sportliche Woche
                       „Schule aktiv“ initiiert. Es ist großartig, dass bereits jetzt über 35.000 Schüler­
                       innen und Schüler dem Aufruf zu besonderen und zusätzlichen Sportange-
                       boten gefolgt sind!

                      Diese Broschüre der Deutschen Olympischen Akademie bietet viele Anre­
                      gungen zum Turnsport und zur Olympischen Erziehung, die Ihnen mög­
                      licherweise neue Blickwinkel eröffnen. Ich bin mir sicher, dass sich mit Hilfe
                      der Hinweise ein noch spannenderer und abwechslungsreicherer Unterricht
                      gestalten lässt und wünsche Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern viel
                      Freude dabei!

                      Ihr
                      Andreas Geisel

4                     Internationales Deutsches Turnfest Berlin 2017
Lympia ruft: mach mit! - Sonderausgabe zum Internationalen Deutschen Turnfest Berlin 2017 - Deutsche Olympische ...
GruSSwort

Liebe Leserinnen und Leser,

in einer Stadt wie Berlin reihen sich stets viele hochkarätige kulturelle und
sportliche Events aneinander. Wenn dennoch eine Veranstaltung aus diesem
riesigen Angebot heraussticht, muss diese schon wirklich besonders sein –
und das ist das Internationale Deutsche Turnfest mit Sicherheit.

Das Motto „Wie bunt ist das denn!“ beschreibt die Vielfalt des Angebots, das
uns in Berlin in diesen Tagen erwartet. Von Galaveranstaltungen bis Mit­
machangeboten, von alt bis jung, von Breiten- bis Spitzensport – hier wird
allen etwas geboten und es kann immer noch etwas Neues entdeckt werden.          Prof. Dr. Dr. h.c. Gudrun Doll-Tepper
                                                                                 Vorsitzende der Deutschen Olympischen
Als Berlinerin ist es mir ein großes Anliegen, die Bürgerinnen und Bürger hier   Akademie; Vizepräsidentin Bildung
vor Ort für das Turnfest zu begeistern und sie aktiv in das „Erlebnis Turn-      und Olympische Erziehung des ­Deutschen
fest“ einzubeziehen, allen voran die Kinder und Jugendlichen unserer Stadt.      Olympischen Sportbundes
­Dieses Ziel wollen wir, die Deutsche Olympische Akademie (DOA), im Rahmen
 des Programms „Schule aktiv“ mit der vorliegenden Broschüre erreichen.

Unter dem Titel „Olympia ruft: Mach mit!“ konzipiert und veröffentlicht
die DOA bereits seit über 25 Jahren Unterrichtsmaterialien für den Schul­
unterricht. Normalerweise erscheinen die Ausgaben immer im Vorfeld Olym-
pischer Spiele, für das Internationale Deutsche Turnfest legen wir nun eine
Sonderausgabe vor, die einen Fokus auf die Stadt Berlin und das Turnen legt.
Wir möchten die Berliner Schülerinnen und Schüler dazu anregen, sich mit
der facettenreichen Turngeschichte ihrer Stadt auseinanderzusetzen und
sich auf verschiedenen Wegen dem Thema Turnen zu nähern.

Eines unserer wichtigsten Anliegen als Deutsche Olympische Akademie ist
es, Werte durch Sport zu vermitteln. Denn Sport ist niemals „nur“ körperliche
Ertüchtigung: Wie kaum ein anderes Gesellschaftsfeld eignet er sich dazu,
Inklusion und Integration erlebbar zu machen und Werte wie Fairplay zu
transportieren. Auch diese Anliegen werden in der vorliegenden Broschüre in
vielfältigen Übungsformen für alle Altersstufen umgesetzt.

Auch wir haben uns das Motto „Wie bunt ist das denn!“ zu eigen gemacht und
möchten allen interessierten Lehrerinnen und Lehrern bunte Ideen für einen
abwechslungsreichen Unterricht rund um das Turnfest – und darüber hinaus
– an die Hand geben. Ich wünsche Ihnen daher viel Freude und anregende
Unterrichtsstunden mit unserer „Olympia ruft: Mach mit!“-Sonderausgabe.

Ihre
Gudrun Doll-Tepper

Deutsche Olympische Akademie Olympia ruft: Mach mit!                                                                     5
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Es begann in der Hasenheide
Geschichte des Turnens

von Volker Kluge

                                       Am 19. Juni 1811 wanderte eine Berliner Schülergruppe vor das Cottbuser Tor
                                       in die Hasenheide, wo sie unter Anleitung eines gewissen Friedrich Ludwig
    Hasenheide                         Jahn „Ritter und Bürger“ spielte – ein Jagd- und Kriegsspiel. Der Befreiungs-
                                       krieg gegen das napoleonische Joch stand bevor, und um die Körper der
    Der Berliner Volkspark wurde
                                       angehenden Soldaten zu kräftigen, ließ sich der 32-jährige Hilfslehrer eine
    1678 als kurfürstliches Hasen­­-
                                       Reihe Übungen einfallen. Im Sturmlauf ging es den Hügel hinauf, Gräben
    gehege eingezäunt. Ab 1808
                                       wurden übersprungen. Der Ast einer Eiche diente zum „Ziehklimmen“, Steine
    errichtete man auf dem
                                       zum Werfen – „kostenfreie Übungen, überall anwendbar, umsonst wie die
    damals doppelt so ­großen
                                       Luft“, schrieb Jahn.
    Gelände Schießstände. Einst
    zählte die Hasenheide zu
                                       An jenem Tag wurde ein System der Leibesübungen geboren, das Jahn
    Rixdorf, das 1912 in Neukölln
                                       ­„Turnen“ nannte. Während sich seine Vorgänger noch an der griechischen
    umbenannt wurde. Ziel war
                                        Gymnastik orientierten, griff er auf das deutsche Altertum zurück. Die
    ein Imagewechsel, da der
                                        Sprachwurzel „Turn“ hielt er für einen “deutschen Urlaut“, der angeblich ins
    Ort wegen seiner Ballhäuser
                                        Lateinische „tornare“ (drehen, wenden) eingedrungen war. In Wirklichkeit
    und Biergärten als Inbegriff
                                        wurden aber nur wenige Elemente von Jahn erfunden. Lediglich für Reck und
    frivoler Unterhaltung galt.
                                        Barren konnte er das Copyright beanspruchen.
    Daran erinnert heute nur
    noch der Gassenhauer
                                       „Zurück zur Natur!“ lautete der Weckruf des französischen Philosophen und
    „In Rixdorf ist Musike …“.
                                       Schriftstellers Jean-Jacques Rousseau, der großen Einfluss auf die deutschen
                                       Pädagogen ausübte. Zu ihnen gehörte Johann Bernhard Basedow, der seit

6                                      Internationales Deutsches Turnfest Berlin 2017
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Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

1774 am Dessauer „Philanthropinum“ eine Jugenderziehung mit starker
B­etonung körperlicher Übungen praktizierte, die Gerhard Ulrich Vieth in
­seiner „Encyclopaedie der Leibesübungen“ ausführlich beschrieb.

Der „Philanthropismus“ wurde eine Gegenbewegung zur klösterlichen Enge
des späten Mittelalters, in dem die Leibesübungen das Privileg der Ritter-
akademien und Jesuitenschulen waren. Von Dessau aus verpflanzte Christian
Gotthilf Salzmann 1784 die Idee einer pädagogischen Reform ins Thüringer
Schnepfenthal, wo Johann Christoph GutsMuths zwei Jahre später die Un-
terrichtsleitung übernahm. GutsMuths erweiterte die Übungen und ordnete
sie methodisch – teils durch Anleihen bei der Antike. Mit seiner „Gymnastik
für die Jugend“, die erstmals 1793 erschien, legte er ein Fundament. Als Jahn
1807 Schnepfenthal besuchte, fand er dort die entscheidenden Anregungen
für seinen „Turnplatz“.

Es war ein neues Menschenbild, das die Epoche der Aufklärung hervorge-
bracht hatte. Ihr deutsches Zentrum war Berlin – mit 172 000 Einwohnern da-
mals zehntgrößte Stadt der Welt. Nach seinem Sieg bei Jena und Auerstedt
war Napoleon am 27. Oktober 1806 an der Spitze der Grande Armée durch
das Brandenburger Tor eingeritten. Zwei Jahre – bis zum Tilsiter Frieden
                                                                                     Philan­thropen
vom Dezember 1808 – dauerte die französische Besetzung, während der die
                                                                                     Johann Bernhard Basedow
­Berliner Wirtschaft ausblutete.
                                                                                     (1724-1790) gilt als Begrün-
                                                                                     der des Philanthropinismus –
Die Antwort waren die preußischen Reformen. Ihr zentraler Punkt: die Mit-
                                                                                     ein Begriff, der aus den
wirkung der Bürger bei der Selbstverwaltung. Die Leibeigenschaft wurde
                                                                                     griechischen Worten „philos“
aufgehoben, die Gewerbefreiheit eingeführt. Mit Scharnhorst als Chef des
                                                                                     (Freund) und „anthropos“
Generalstabs begann die Heeresreform, Wilhelm von Humboldt leitete die
                                                                                     (Mensch) gebildet wurde.
Reform des Bildungswesens. 1810 erhielt Berlin eine Universität mit Johann
                                                                                     Von Fürst Leopold III. nach
Gottlieb Fichte als Rektor.
                                                                                     Dessau berufen, gründete
                                                                                     er 1774 das Philanthropin –
Der Philosoph hatte eine neue Nationalerziehung gefordert. Unter diesem
                                                                                     eine Musteranstalt, in der
Eindruck formulierte Jahn in seinem Buch „Deutsches Volksthum“ Leit­linien
                                                                                     die körperliche Ausbildung
für ein neues deutsches Reich, da das alte – das Heilige Römische Reich –
                                                                                     der Zöglinge zum Unter-
1806 untergegangen war. Den Leibesübungen räumte er einen wichtigen
                                                                                     richtsprogramm gehörte.
Platz ein. Er sah sie als „Vorarbeit für künftige Vaterlandsverteidiger“ an.

Vergeblich hatte Jahn eine Anstellung bei der Universität angestrebt. Statt-
dessen wurde er Lehrer an der Plamann‘schen Erziehungsanstalt, wo er auf
Friedrich Friesen traf, der dort Fechten und Schießen unterrichtete. Er wurde
Jahns wichtigster Mitarbeiter. 1812 übernahm Friesen den Vorsitz in einem
„Turnkünstlerverein“, in dem die „Turnfertigsten und Allgemeingebildetsten“
zusammengefasst wurden. Der Verein löste sich aber bald auf, als die er-
wachsenen Turner ihren Lehrern nach Breslau folgten, wo sich der Sammel-
platz zur Aufstellung des Lützowschen Freikorps befand. Friesen wurde zum
Adjutanten ernannt, Jahn bekam das Kommando über ein Bataillon.

Nationalpatriotismus versus Weltbürgertum                                         Johann Christoph GutsMuths (1759-1839)
                                                                                  sammelte erste pädagogische Erfahrun­
Dem Sieg über Napoleon folgte eine Blütezeit des Turnens. Hatten die              gen als Hauslehrer des späteren Geologen
Leibes­übungen bisher durch die weltbürgerlichen Philanthropen aufkläre-          Carl Ritter, den er an die Salzmann’sche
risch gewirkt, so wollte der nationalpatriotisch gesinnte Jahn sie fest in Volk   Erziehungsanstalt in Schnepfenthal
und Staat verankert wissen. Auch wenn er im Turnplatz keinen „Drillort“ sah,      begleitete. Bis an sein Lebensende
so galten auch hier strenge disziplinarische Regeln.                              wirkte er dort als Lehrer für Geographie,
                                                                                  Hand­arbeiten und Gymnastik.
Zu Jahns Verdiensten gehört, dass er das Turnen volkstümlich machte, wozu
die Schlichtheit der von ihm eingeführten einheitlichen „Turntracht“ beitrug.     Ganz oben: Lithographie aus GutsMuths
In seinem 1816 gemeinsam mit Ernst Eiselen herausgegeben Werk „Deutsche           Buch „Gymnastik für die Jugend“ (1793).

Deutsche Olympische Akademie Olympia ruft: Mach mit!                                                                          7
Lympia ruft: mach mit! - Sonderausgabe zum Internationalen Deutschen Turnfest Berlin 2017 - Deutsche Olympische ...
Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

                                         Turnkunst“ maß er ihr große Bedeutung bei. „Eine grauleinene ­Jacke und
                                         eben solche Beinkleider kann sich jeder leisten“, heißt es dort. Dagegen
                                         wurden ausländische Stoffe und „fremde Laute“ ebenso wenig geduldet
                                         wie „undeutsches Thun und Treiben“. Um Standesunterschiede aufzuhe-
                                         ben, ­wurde das “Du“ als Anrede eingeführt. Als Teilnehmerausweis galt eine
                                         ­lederne Marke, auf der neben dem Wort „Turnkunst“ Jahreszahlen standen:
                                          9 für die Schlacht im Teutoburger Wald, 919 und 1519 für Beginn und Ende der
                                          Ritterturniere, 1811 für die Eröffnung des Turnplatzes.

                                         Dessen erster Standort lag an der Westseite der Hasenheide. Als der Platz
                                         1812 nach Osten verlagert wurde, fand sich dafür sogar ein Sponsor – Johann
                                         Jakob Bornemann, Generaldirektor der preußischen Lotterie und Vater von
Lederne Turnmarke, die als Ausweis für   vier Söhnen, die bei Jahn turnten. Als Jahn nach Breslau abreiste, übertrug
die Teilnehmer am Übungsbetrieb auf      er ihm die Oberleitung.
dem Turnplatz in der Hasenheide galt.
                                         Mitte 1814 kehrte Jahn nach Berlin zurück, wo er für seine Verdienste mit
                                         einem Ehrengehalt von 500 bzw. später 800 Talern ausgezeichnet wurde.
                                         Staatskanzler Hardenberg schickte ihn zum Wiener Kongress, er lehnte aber
                                         seine Vorschläge, eine Turnhalle und Ausbildungsstätte für Turnlehrer zu er-
                                         richten, ab.

                                         Um die praktische Seite des Turnens kümmerte sich Jahn seit 1817 kaum
                                         noch. Vielmehr reiste er als Vortragsredner durch die Lande, wobei er aus
                                         seiner Unzufriedenheit über die Restaurationszeit kein Hehl machte. Scharf
                                         ging er auch mit den Gegnern des Turnens ins Gericht, deren Zahl anwuchs.
                                         Professoren und Schriftsteller hatten schon immer vor „gesundheitlichen
                                         und sittlichen Gefahren“ gewarnt, was sich nun aber zu wahren Schreckens-
                                         bildern ausweitete.

                                         Es roch nach Aufruhr, als sich im Oktober 1817 Studenten auf der Wartburg
                                         trafen, um den 4. Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht und die 300-Jahr-
                                         Feier der Reformation zu begehen. Aus Protest gegen die spätfeudalen Ver-
                                         hältnisse verbrannten sie auf dem nahen Wartenberg bei einem nächtlichen
                                         Autodafé neben reaktionären Symbolen (Militärzopf, Schnürleib und Korpo-
                                         ralstock) auch Publikationen missliebiger Autoren.

                                         Befreiungskriege
                                         Napoleon ließ sich 1804 zum Kaiser krönen und konzentrierte sein Hegemo-
                                         niestreben auf die Zerschlagung des Heiligen Römischen Reiches. Nach der
                                         Niederlage Österreichs legte Franz I. 1806 die römisch-deutsche Kaiserwürde
                                         ab, worauf Preußen Frankreich den Krieg erklärte, der verloren ging.

                                         Napoleons Verhängnis begann 1812 mit der Invasion Russlands, das er nicht
                                         bezwingen konnte. Diese Schwäche ausnutzend, verbündeten sich Russland,
                                         Preußen, Österreich und England. Höhepunkt der sogenannten Befreiungs-
                                         kriege wurde 1813 die Völkerschlacht bei Leipzig. Die siegreichen Alliierten
                                         verbannten Napoleon nach Elba, kurzzeitig gelang ihm aber die Rückkehr
                                         nach Paris. Seine „Herrschaft der Hundert Tage“ endete 1815 mit der Schlacht
                                         bei Waterloo.

                                         Links: Jahn und seine bewaffneten Turner werden 1813 in Breslau begrüßt.

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Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

Jahns anschließende Turnfahrt nach Schlesien löste die „Breslauer Turn­fehde“
aus, in deren Folge Turnplätze auf Anordnung der Behörden g­eschlossen
wurden. Die Lage eskalierte, als der Jenaer Student Karl Ludwig Sand 1819
den Schriftsteller August von Kotzebue ermordete, der die Burschenschaften
und Turnerbünde als Brutstätten der Revolution und des Liberalismus be-
zeichnet hatte.

Das Turnen wurde nun durch „Allerhöchsten ausdrücklichen Befehl“ ver­boten
und Jahn, den man als geistigen Vater der studentischen Einheits- und
Freiheits­bestrebungen ansah, verhaftet. Zwar entließ man ihn 1820 offizi-
ell, behielt ihn aber in Festungsarrest. 1825 wurde er freigesprochen, jedoch
­unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Er wählte Freyburg an der Unstrut als
 Exil, weil sich im Umkreis von zehn Meilen – so die Auflage – keine Univer­
 sität und kein Gymnasium befinden durfte.

Was man in Preußen als „Turnsperre“ bezeichnete, wurde in der Praxis we-
niger streng gehandhabt. Mancherorts wurde einfach weitergeturnt. Zudem
gab es Wege, das Verbot zu umgehen. Eiselen wurde 1825 erlaubt, in Berlin
einen „Fecht- und Schwingsaal“ zu eröffnen. Zwei Jahre später genehmigte
man ihm, Privatunterricht in der „Gymnastik“ zu erteilen. Seine Anstalt in der
Dorotheenstraße erfreute sich großen Zuspruchs, so dass er 1836 noch eine
Zweigstelle eröffnete.

Wo vorher öffentliche Plätze existiert hatten, waren nun „Privatturnschulen“
entstanden. Erzwungenermaßen verengte sich damit der Begriff. Das „Gerät­
turnen“ war entstanden, während Jahns Freiluftübungen allmählich in Ver-
gessenheit gerieten.

Mit der Aufhebung der „Turnsperre“ hatte man keine Eile. Erst nach 22 ­Jahren,
am 6. Juni 1842 – zwei Jahre nach der Thronbesteigung von König ­Friedrich
Wilhelm IV. – akzeptierte das preußische Kultusministerium die Leibes­
übungen als wichtigen Teil der Jugenderziehung, was zur Wiederbelebung
des Turnens beitrug. Im Frühjahr 1843 holte der als „Romantiker“ bekannte
König den einstigen Jahn-Schüler Hans Ferdinand Maßmann von München
nach Berlin und beauftragte ihn, auf „klassischem Boden“ einen neuen Turn-
platz zu errichten.

                            Der „Turnvater“
                              Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) war der Sohn
                              eines Pfarrers aus der Westprignitz. Prägend für
                               ihn wurde 1806 die Zerschlagung des preußischen
                              Staates durch Napoleon. Ende 1812 warb er für die
                              Aufstellung des Lützow‘schen Freikorps, in dem er
                            ein Bataillon führte.
                          Während der sogenannten Demagogenverfolgung
                      wurde er 1819 inhaftiert. Da das Gericht keine ausreichen-
       den Gründe für eine Verurteilung fand, wurde er zwar freigesprochen,
       aber mit einem Festungsarrest bis 1825 belegt. Danach zog er sich nach
       Freyburg/Unstrut zurück, wo er bis 1840 unter Polizeiaufsicht stand. Nach
       der Märzrevolution von 1848 wurde er Abgeordneter der Frankfurter
       Nationalversammlung, in der er in seinen Reden Maßnahmen gegen das
       „wühlerische Treiben“ der „Radikal-Demokraten“ verlangte.

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Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

                                          Da man in der Hasenheide inzwischen Schießstände und ein Ausflugs- und
                                          Vergnügungszentrum errichtet hatte, musste ein dritter Standort her. Man
                                          fand ihn am nordöstlichen Abhang mit dem Pfaffenländischen Garten. Hier
                                          entstanden eine Laufbahn und der Spielplatz. Für die Würfe gab es den
                                          ­Gerplatz und die Schockbahn, dazu jene typischen, mit Kunstworten beleg-
                                           ten Geräte des Jahnschen Turnens: Ein-, Zwei- und Vierbaum, Turm, Barren,
                                           Hangelreck, Schwingel, Springel und Klimmel. Nicht zu vergessen den ­Tie –
                                           ein Versammlungsort, wo zwischen den Übungen ausgeruht werden durfte.

                                          Zur Freude der alten Turner wurde der Platz am 26. Juni 1844 eröffnet. Doch
                                          Berlin war nicht mehr das von 1811. Die Bevölkerungszahl hatte sich mehr als
                                          verdoppelt, und mit der Industrialisierung wuchsen die sozialen Probleme.
                                          Vor den überflüssig gewordenen Stadttoren wurden zwar weitere Turnplätze
                                          angelegt, aber die Wege dorthin wurden länger, weshalb viele Schüler weg-
                                          blieben. Maßmanns Massenturnen – oft übten 1000 Kinder und Jugendliche
                                          gleichzeitig – war gescheitert.

Spalier der Turner für die Abgeordneten   Eine Alternative bot das von Adolf Spieß vorgeschlagene Klassenturnen.
der Nationalversammlung von 1848,         Der hessische Lehrer, der bei Eiselen geturnt hatte, öffnete 1843 den Weg
die in die Frankfurter Paulskirche        in die Schulen – vorerst nur in die höheren Lehranstalten. In den Berliner
einzogen.                                 ­Gemeinde-Knabenschulen wurde Turnen erst 1862 für allgemeinverbindlich
Unten: Lithographie anlässlich des         erklärt, nachdem die preußische Regierung verfügt hatte, damit „vaterlän­
2. Deutschen Turnfestes 1861 in Berlin.    dische Gedenktage“ zu verbinden.

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Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

Doch wie war die Realität? Im Jahr der Reichsgründung – 1871 – nahmen 43
Prozent der Schüler nicht am sommerlichen Turnunterricht teil, im ­Winter
­sogar 76,7 Prozent, denn nur wenige Schulen besaßen Turnhallen. Auch die
 Ausbildung von Fachturnlehrern steckte noch in den Anfängen. Vom ­Turnen
 „für beide Geschlechter“, das Spieß vorgeschlagen hatte, konnte noch gar
 keine Rede sein. Weniger als vier Prozent der Schülerinnen erhielten Turn­
 unterricht. Epochemachend für das Turn- und Jugendspiel wurde erst
 der Erlass von 1882, mit dem Unterrichtsminister Gustav von Goßler das
 „­Mädchenturnen“ fördern ließ. Neben Eislaufen und Schwimmen empfahl er
 besonders den „Reigentanz“.
                                                                                   „Frisch, frei, fröhlich und fromm“ –
                                                                                   Turnerfahne mit dem vierfachen „F“
Ein Turnfest zum Jubiläum des Turnplatzes

Spieß hatte die Erziehungsziele dem absolutistischen Staat angepasst. Nach
den gleichen Grundsätzen gestaltete sich das Leben in den Vereinen, die sich
als Turngemeinden oder -gesellschaften bezeichneten. Seit dem Heilbronner
Turnfest von 1846 grüßte man sich mit „Gut Heil!“. Man gab sich patriotisch
und marschierte hinter Fahnen mit dem „Turnerkreuz“. Der vierfache Buch-
                                                                                      „Barrenstreit“
stabe „F“ stand (und steht) für „frisch, frei, fröhlich und fromm“ – ein studen-
                                                                                      Als Major Hugo Rothstein
tischer Wahlspruch aus dem 16. Jahrhundert.
                                                                                      (1810-1865) an der preußi-
                                                                                      schen Zentral-Turnanstalt
Gegen alle Versuche, das „Fromm“ wegzulassen, stemmte sich Jahn am
                                                                                      die schwedische Gymnastik
heftigsten. Nach der Revolution von 1848 war er zwar als Abgeordneter der
                                                                                      eingeführte und die von
Nationalversammlung in die Frankfurter Paulskirche eingezogen, doch der
                                                                                      Jahn erfundenen Geräte
„Turnvater“ verstand die Zeit nicht mehr. In mittelalterlicher Kaisertreue er-
                                                                                      Barren und Reck entfer-
starrt, starb er verbittert 1852 mit 74 Jahren.
                                                                                      nen ließ, protestierte der
                                                                                      Berliner Turnrat mit einer
Der durch die revolutionären Kämpfe bedingte Aufschwung des Turnens hielt
                                                                                      Denkschrift.
jedoch nicht lange an. Der 1848 gegründete Allgemeine Deutsche Turner-
bund existierte zwei Jahre; von den 300 Vereinen gingen zwei Drittel bald
wieder ein. In dieser Phase erscholl aus Schwaben der „Ruf zur Sammlung“,
der das „Erste deutsche Turn- und Jugendfest“ im Juni 1860 in Coburg mit
rund 1000 Teilnehmern zur Folge hatte.

Ein Jahr später traf man sich wieder – diesmal mit der dreifachen Teilneh-
merzahl in Berlin zur 50-Jahr-Feier des ersten Turnplatzes. In der Hasenheide
legte man den Grundstein für ein Jahn-Denkmal, das erst elf Jahre später
eingeweiht werden konnte. Das von Bildhauer Erdman Enke geschaffene
Bronzestandbild ist umgeben von einem Sockel aus 130 Steinen, die von
                                                                                      Der „Barrenstreit“ eskalierte
Turnvereinen aus aller Welt geschickt wurden – mit Ausnahme von Afrika
                                                                                      zum Machtkampf, nachdem
sind alle Kontinente vertreten.
                                                                                      die preußische Regierung
                                                                                      Rothsteins „rationelle“
Wie Coburg war auch Berlin überschattet vom Streit um die zukünftige Rich-
                                                                                      ­Gymnastik als amtlichen
tung. Letztlich erklärte sich die Deutsche Turnerschaft (DT) – formell erst
                                                                                       „Leitfaden“ für den Turn­
1868 so benannt – für „unpolitisch“. Was man darunter verstand, war in der
                                                                                       unterricht in den Volks­
Satzung von 1875 nachzulesen. Darin wurde Turnen als „Mittel“ bezeichnet,
                                                                                       schulen in Kraft setzte. Das
„dem Vaterlande ganze und tüchtige Männer zu erziehen“. In der Fassung
                                                                                       preußische Abgeordneten-
von 1895 wurde die „Pflege vaterländischer Gesinnung“ hervorgehoben.
                                                                                       haus wurde ebenso einge-
                                                                                       schaltet wie die Professoren
Dass sich das Jahnsche Turnen nicht mit den Grundsätzen der Philanthro-
                                                                                       Emil du Bois-Reymond und
pen vertrug, musste selbst Major Hugo Rothstein zur Kenntnis nehmen. Als
                                                                                       Rudolf Virchow. Rothstein
­Lehrer an der Artillerieschule hatte er in Schweden das von Pehr Hendrik Ling
                                                                                       unterlag, und Reck- und
 entwickelte Turnsystem kennengelernt, das er anschließend an der Berliner
                                                                                       Barrenübungen wurden 1863
 Militär-Turnanstalt einführte. Da die Übungen einfach sein sollten, ließ er das
                                                                                       wieder eingeführt.
 Reck und den ihm aus anatomischen Gründen verhassten Barren verbannen,
 womit er den „Barrenstreit“ auslöste, der sogar das Abgeordnetenhaus und

Deutsche Olympische Akademie Olympia ruft: Mach mit!                                                                      11
Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

Turnunterricht auf einem Berliner
Schulhof um 1910

                                       medizinische Autoritäten wie Emil du Bois-Reymond und Rudolf Virchow be-
                                       schäftigte. Als 1863 die Frage zugunsten des Geräts entschieden war, hinderte
                                       das die Kombattanten nicht, sich weiter akademisch zu bekriegen.
     Deutscher Reichs­-
                                       Wachsende Konkurrenz: Sportler und Arbeiterturner
     ausschuss für
     Leibesübungen                     „Sports“ – ein faszinierender Begriff, der Ende des 19. Jahrhunderts von den
                                       Briten auf den europäischen Kontinent exportiert wurde und der sich zu-
     Für die Olympischen Spiele        erst in Handelsstädten und Modebädern festsetzte. Unter „Sports“ verstand
     von 1896 bis 1904 rief            man Läufe über kurze oder lange Distanzen, Schwimm-Wettkämpfe, Rad-
     der Berliner Dr. Willibald        und Pferderennen, Boxen, Eislaufen, Rudern sowie Spiele wie Tennis, Golf,
     Gebhardt (1861-1921)              Kricket, Curling, Ping-Pong, Fußball, Rugby, Wasserball oder Hockey. Kurzum:
     Beteiligungskomitees ins          Eine völlig neue Freizeitgestaltung, die von einer erlebnishungrigen Jugend
     Leben. Das Komitee für 1904       begeistert aufgenommen wurde. Orientiert am Leistungs- und Konkurrenz-
     wandelte er aber in die           prinzip der Arbeitswelt, war auch der „record“ mit all seinen Auswüchsen des
     ständige Dachorganisation         Wettbetriebs geboren.
     „Deutscher Reichsausschuss
     für Olympische Spiele“ um,        Rothstein hatte den Turnern „Deutschtümelei“ und „Franzosenfresserei“ vor-
     dem die meisten Sportver-         geworfen, was sich 1894 erneut bewahrheitete, als der französische Baron
     bände beitraten.                  Pierre de Coubertin in Paris einen internationalen Kongress ausrichtete, der
     Als während des Ersten            die Wiedererweckung der Olympischen Spiele beschloss. Die Vorstellung,
     Weltkriegs die Brücken zum        an einem internationalen Fest mitzuwirken, das auch noch der Völker­
     IOC abgebrochen wurden,           verständigung dienen sollte, kam der von dem glühenden Bismarck-­Verehrer
     änderte man den Namen in          ­Ferdinand Goetz geleiteten DT-Führung einer Kriegserklärung gleich. ­Unter
     „Deutscher Reichsausschuss         dem Vorwand, nicht eingeladen worden zu sein, wurde jede Teilnahme
     für Leibesübungen“.                ­vehement abgelehnt.
     1925 konnte Deutschland
     in die olympische Familie         Dass Deutschland dennoch 1896 bei den ersten Spielen vertreten war, war
     zurückkehren. Als jedoch          dem Berliner Dr. Willibald Gebhardt zu verdanken. Der sportbegeisterte Welt-
     der DRA eine Teilnahme an         mann rief ein Beteiligungskomitee ins Leben, für dessen Präsidentschaft er
     den Spielen von 1928 erwog,       den Reichskanzlersohn, Erbprinz Philipp Ernst zu Hohenlohe-Schillingsfürst,
     trat die von Anfang an            gewann.
     olympiafeindliche Deutsche
     Turnerschaft aus. Nach            Zum Komitee gehörte auch der Turner Fritz Hofmann, der eine Berliner ­Riege
     ­Hitlers „Machtergreifung“        aufstellte, die in Athen die Mannschaftskonkurrenzen am Reck und Barren
      von 1933 beschloss der DRA       gewann und drei Einzelsieger stellte. Der Jubel kannte keine Grenzen, als
      seine Selbstauflösung. An        der kleine Carl Schuhmann nach dem Pferdsprung auch noch im Ringkampf
      seine Stelle trat der nazisti-   siegte, der nur in einer einzigen Gewichtsklasse ausgetragen wurde. Doch der
      sche Deutsche Reichsbund         Dank des Vaterlandes blieb aus. „Ein deutscher Verein oder ein Deutscher,
      für Leibesübungen.               welcher seinem Lande die Schmach antut, diese Spiele zu fördern oder zu
                                       ­besuchen, verdient, mit Schande aus seinem Kreise und seinem Volke aus-
                                        gestoßen zu werden“, war in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung zu lesen.

12                                     Internationales Deutsches Turnfest Berlin 2017
Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

Verbot der Arbeiterturn- und Sportvereine
und Ausschluss der jüdischen Turner
                                                                                    „Flatow-Medaille“
Mitte Juni 1911 wurde zur „Jahrhundertfeier“ nach Berlin eingeladen. Da
die Hasenheide dafür nicht ausreichte, zeigten 10 000 Männer und Frauen             Die 1987 eingeführte
Freiübungen auf dem Tempelhofer Feld. Der „Turnsommer“ endete mit der               Medaille ist den jüdischen
Einweihung der Preußischen Landesturnanstalt in Spandau. Bei allem Hur-             Turnern Alfred und Felix
ra-Patriotismus, die DT hatte viel zu bieten, neuerdings sogar Sportabtei-          Flatow gewidmet, die im KZ
lungen, die die Führung als „parasitär“ ansah. In 9691 Vereinen waren eine          Theresienstadt umkamen.
Million Turner und Turnerinnen organisiert – weltweit einmalig.                     Die Berliner Cousins siegten
                                                                                    bei den Olympischen
Und das trotz wachsender Konkurrenz, denn schon kurz nach dem Fall des              Spielen 1896 in Athen mit
„Sozialistengesetzes“ hatten sich Arbeiterturnvereine gebildet. Der Märki-          der deutschen Riege am
sche Arbeiter-Turner-Bund konstituierte sich 1892 als Dachverband, der sich         Barren und Reck. Alfred
1893 zum Arbeiter-Turner-Bund (ATB) erweiterte. Nach dem Ersten Weltkrieg           Flatow gewann außerdem
ergänzte dieser seine Bezeichnung um den Sportbegriff.                              die Einzelkonkurrenz am
                                                                                    Barren; am Reck wurde er
Da viele Arbeiterturner und -sportler mit ihrer Mitgliedschaft ein politisches      Zweiter. Beim Deutschen
Bekenntnis verbanden, war eine Spaltung vorprogrammiert. Ende 1924                  Turnfest 1898 in Hamburg
schloss der ATSB, der sich zum rechten SPD-Flügel bekannte, den kommu-              belegte er ebenfalls Platz 1.
nistisch geführten Berliner ATSV „Fichte“ aus, was diesem erst recht Zulauf
bescherte. 1928 gehörten ihm 10 000 Mitglieder an, von denen 4000 in dem            Die „Flatow-Medaille“ wird
sozialkritischen Film „Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?“ mitwirkten,          als regelmäßig zu ver­geben-
der mit dem „Solidaritätslied“ – Text Bertolt Brecht, Musik Hanns Eisler – en-      der Ehrenpreis anlässlich der
dete. Da der Streifen angeblich die „öffentliche Sicherheit“ gefährdete, wurde      Deutschen Turnfeste an
er bald nach der Premiere verboten.                                                 herausragende Siegerinnen
                                                                                    und Sieger verliehen.
Eine Folge von Ausgrenzung war 1903 auch die Entstehung der Jüdischen               An die beiden Turner erin-
Turnerschaft, der 1898 die Gründung des Berliner TV „Bar Kochba“ durch Wil-         nert in Berlin auch die zum
helm Lewy vorausging. Der 21-jährige Philosophiestudent griff eine Idee des         Olympiastadion führende
Arztes Max Nordau auf, der nach der antisemitischen „Dreyfus-Affäre“ dazu           Flatow-Allee sowie eine
aufgerufen hatte, in Palästina eine jüdische Heimstätte zu schaffen. Und            Turnhalle in Kreuzberg.
dazu wurden kräftige junge Menschen – von Nordau als „Muskeljuden“ be-              Ihren Namen trägt auch das
zeichnet – benötigt.                                                                Sportgymnasium in Berlin-
                                                                                    Grünau.

                                                                                 Berliner Turnriege vor der Abreise zu den
                                                                                 Olympischen Spielen 1896 in Athen: in
                                                                                 der ersten Reihe Mitte Carl Schuhmann,
                                                                                 rechts daneben Fritz Hofmann, hinter ihm
                                                                                 Felix Flatow. Letzte Reihe rechts: Alfred
                                                                                 Flatow.

Deutsche Olympische Akademie Olympia ruft: Mach mit!                                                                         13
Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

                                                                       Doch die ganze Vielfalt war obsolet, als Hitler 1933 an die
                                                                       Macht kam. Die Arbeiterturn- und Sportvereine ­wurden
                                                                       verboten, ihr Besitz beschlagnahmt. In vorauseilen-
                                                                       dem Gehorsam erklärte der Deutsche Reichsausschuss
                                                                       für Leibesübungen seine Selbstauflösung. Der ganze
                                                                       Sport wurde „gleichgeschaltet“ und das „Führerprinzip“
                                                                       ­unter dem Kommando von Reichssportführer Hans von
                                                                        ­Tschammer und Osten eingeführt.

                                                                       An die DT-Spitze setzte sich der letzte Direktor der
                                                                       ­Preußischen Hochschule für Leibesübungen, Edmund
                                                                        Neuendorff, der Hitler anbot, „neben die braune SA und
                                                                        die grauen Stahlhelmer die blauen Turner“ zu stellen.
                                                                        Um dem „Führer“ die Organisation im Juli 1933 beim
                                                                        Stuttgarter Turnerfest „judenrein“ übergeben zu können,
                                                                        forderte er die jüdischen Mitglieder auf, „freiwillig“ aus-
                                                                        zutreten. Zu jenen, die die Berliner Turnerschaft verlas-
                                                                        sen mussten, gehörte der 1896er Olympiasieger Alfred
                                                                        Flatow, der später ebenso wie sein Cousin Felix – gleich-
                                                                        falls ein Olympionike – im KZ Theresienstadt umkam.

                                                                       Trotz „Vollarisierung“ und Einführung des „Wehrturnens“
                                                                       als Vorbereitung auf den Militärdienst erhielt Neuen-
                                                                       dorff nicht den erhofften Lohn. Tschammer entriss ihm
                                                                       das Ruder und löste 1936 die DT auf – vorher schon hatte
                                                                       man Turnen als „Fachamt I“ in den neuen Reichsbund für
                                                                       Leibesübungen eingegliedert.

Rote Fahne und Turnerkreuz, das um           Als das IOC die Olympischen Spiele von 1916 an ­Berlin vergab, worauf ­diese
den Buchstaben „S“ (für Sport) ergänzt       zur „nationalen Aufgabe“ erklärt wurden, hatte sich die DT gezwungen ge-
wurde. Cover des Festprogramms für das       sehen, ihre olympiafeind­liche ­Haltung aufzugeben. Nach dem verlorenen
I. Deutsche Arbeiter-Turn- und Sportfest,    Ersten Weltkrieg, dem auch die Spiele geopfert wurden, kehrte sie aber zur
das 1922 in Leipzig stattfand und an dem     alten Kontinuität zurück. Sie fasste den Beschluss, keine Veranstaltungen
etwa 100 000 Turner und Sportler aus         wahrzunehmen, an denen „Feindstaaten“ beteiligt waren, was jedoch in
zehn Ländern teilnahmen.                     dem Moment nicht mehr galt, als Berlin erneut die Spiele – diesmal für 1936 –
                                             übertragen wurden. Erstmals nahm Deutschland 1934 in Budapest an einer
                                             Turn-Weltmeisterschaft teil. Den Titel am Reck holte sich der Frankfurter Ernst
                                             Winter.

                                             Vor allem den Turnern war es zu verdanken, dass Deutschland bei den Olym-
                                             pischen Spielen das erste und einzige Mal die erfolgreichste Mannschaft
                                             stellte. Die Männer errangen am 11. August 1936 in der heutigen Waldbühne
                                             nicht weniger als fünf Goldmedaillen, bevor am Abend in der Hasenheide die
                                             neu gestaltete Jahn-Gedenkstätte eingeweiht wurde. Als der „wahre Turner
                                             Jahnscher Prägung“ galt nur der Nationalsozialist.

         Die „Gleichschaltung“
         Nach Hitlers „Machtergreifung“ von 1933 verstanden die Nationalsozialisten darunter die Vereinheitlichung des
         politischen und gesellschaftlichen Lebens mit dem Ziel, dessen Pluralismus zu beseitigen. Alle Parteien außer der
         NSDAP wurden verboten, oder sie lösten sich selbst auf. Die Organisationen gliederte man in die NS-Verbände ein.
         Kennzeichnend war die Beseitigung demokratischer Strukturen und die Einführung des „Führerprinzips“.
         Die bürgerlichen Sportvereine blieben zwar erhalten, sie führten aber den „Arierparagraphen“ ein, mit dem
         jüdische Mitglieder ausgeschlossen wurden.

14                                           Internationales Deutsches Turnfest Berlin 2017
Es begann in der Hasenheide – Geschichte des Turnens

Vom nationalen zum Internationalen Turnfest

Der Zweite Weltkrieg, der von Berlin ausgegangen war, kehrte 1945 zurück.
Nach 363 Luftangriffen war die Stadt ein einziges Trümmerfeld – 11,3 ­Prozent
der Gebäude total zerstört, darunter viele Sportstätten und Turnhallen.
Die Einwohnerzahl war von 4,3 auf 2,8 Millionen geschrumpft. Das Leben
­zwischen den Ruinen kam nur langsam wieder in Gang.

Die Alliierten hatten auch alle sportlichen Verbände und Vereine ­verboten.
Erst 1946 erlaubten sie die Bildung von „Sportgruppen“. 1949 wurden in
den Westsektoren die ersten Vereine zugelassen, während sich der Sport
im ­Osten als Betriebssportgemeinschaften (BSG) zu organisieren begann.
1954 entstand der SC Dynamo Berlin mit einem Leistungszentrum im Turnen,
aus dem Olympiamedaillengewinner und Weltmeister wie Karin Janz, Birgit
Radochla, Annelore Zinke, Maxi Gnauck, Gabriele Fähnrich, Roland Brückner
oder Andreas Wecker hervorgingen.

Verglichen damit blieb West-Berlin turnerische Provinz. Erst 1968 – nach über      Berlin beging 1987 sein 750-jähriges
100 Jahren – fand an der Spree wieder ein Deutsches Turnfest statt, in des-        Bestehen – 120 000 Turnerinnen und
sen Rahmen erstmals auch Meisterschaften im Kunstturnen ausgetragen                Turner feierten im Olympiastadion mit.
­wurden. Befürchtungen, dass das Volkstümliche zu kurz kommen könnte,
 bewahrheiteten sich nicht. Manche Teilnehmer, die mit den Straßenkämpfen
 rebellischer Studenten – den „68ern“ – konfrontiert wurden, vermissten aber
 die viel besungene „Berliner Luft“.

Als Berlin 1987 sein 750-jähriges Bestehen beging, reihten sich auch die ­Turner
in die Schar der Gratulanten ein. 120 000 Teilnehmer konnten im wahrsten
Sinne des Wortes hinter den Mauern der Stadt begrüßt werden. Als dieses
­Relikt des „Kalten Krieges“ gefallen war, feierte das Deutsche Turnfest 2005
 als „Internationales“ seine Premiere in Berlin. 2017 kehrt es erneut an die
 Spree zurück.

                                                                                   Im vierten olympischen Anlauf geschafft:
                                                                                   Fabian Hambüchen gewann 2016 in Rio
                                                                                   de Janeiro die Goldmedaille. An welchem
                                                                                   Gerät? – Natürlich am Jahnschen Reck.

Deutsche Olympische Akademie Olympia ruft: Mach mit!                                                                        15
Olympische Erziehung
in der Schule

                                          Bevorstehende Olympische und Paralympische Spiele bieten ein besonderes
                                          Umfeld, um den Schülern einerseits Informationen über diese Ereignisse und
Einen ausführlichen Überblick zu          die damit verbundene Olympische Idee zu vermitteln, ihnen andererseits
Aufgaben und Zielen der Olympischen       aber auch Werte und Verhaltensgrundsätze näherzubringen.
Erziehung gibt der Beitrag von
Prof. Dr. Roland Naul in „Olympia ruft:   Der Kerngedanke der Olympischen Erziehung zielt auf eine ­ganzheitliche
Mach mit! – Basiswissen Olympische        ­Bildung von Körper und Geist, die eine harmonische Entwicklung aller Persön­
Spiele“ auf Seite 54.                      lichkeits- und Verhaltensbereiche umfasst und dafür eine aktive sportliche
                                                               Betätigung verlangt. So stellt die Praxis im Sportunter-
                                                               richt einen wichtigen Erfahrungsbereich olympischen
                                                               Lernens dar. Der besondere päda­gogische Gewinn liegt
                                                               darin, dass die Schüler sich Ziele setzen, beharrlich üben
                                                               und ein individuell gutes Resultat anstreben. Dazu kom-
                                                               men die besondere Anstrengung und die Bewährung in
                                                               Wettbewerbssituationen, in denen man nicht nur sein
                                                               Bestes geben, sondern auch ein fairer Sportpartner sein
                                                               und bleiben soll.

                                                                    „Olympische Sporterfahrungen“ gelingen besonders
                                                                    dann, wenn vom ­Lehrer auch die Freude am Lernen und
                                                                    Üben und an der individuellen Leistung an­gesprochen
                                                                    und auf Lustlosigkeit oder Enttäuschung über den
                                                                    vermeint­lichen Misserfolg mit verständnisvoller Ermun-
                                                                    terung eingegangen wird.

                                          Olympische Erziehung hat nicht nur den Einzelnen im Blick, sondern auch
                                          die Gemeinschaft. Die Bindung an sportliche Regeln und die Achtung des
                                          Sportpartners und seiner Leistung gehören maßgeblich zum Gedanken der
                                          Fairness und sollen die gesamte Sportpraxis prägen. Die Gestaltung des
                                          Sportunterrichts sollte sich deshalb immer an diesen Maßstäben orientieren.

                                          Mit diesem integrierten Erziehungsauftrag umfasst die Olympische Er-
                                          ziehung folgende vier Kompetenzbereiche von Kindern und Jugendlichen:
                                          ­Neben sportlichem Können sollte auch allgemein soziales Handeln, morali-
                                           sches Verhalten und die geistige Bildung über olympisches Wissen gefördert
                                           werden.

                                          So werden durch diese vielseitigen Aspekte einer Olympischen Erziehung
                                          auch nahezu alle Schulfächer angesprochen. Schon vor den Olympischen und
                                          Paralympischen Spielen, aber natürlich auch während der Spiele ­empfiehlt
                                          es sich, die Schüler zu motivieren, „olympische Materialien“ zu sammeln
                                          ­(Tagespresse, Zeitschriften, Internetartikel, Werbematerialien u. a.), die sich
                                           zur Herstellung von Plakatwänden und Collagen eignen.

16                                        Internationales Deutsches Turnfest Berlin 2017
Einsatz olympischer
Materialien in der Schule

Was ist erlaubt, was nicht?

  Die olympischen Begrifflichkeiten (z. B. Olympische Spiele, Olympia) und
  auch die olympischen Symbole (z. B. die Olympischen Ringe) sind gesetz-
  lich durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) geschützt. ­Diese
  R­egelungen gelten vor allem als Schutz vor sogenannten „Trittbrett­fahrern“,
­welche die Bekanntheit von Symbolen und Worten für eigene ­Zwecke aus-
 nutzen ­wollen. Sie sollen aber nicht dafür sorgen, dass Projekte, die rein
 gemeinnützig organisiert werden und den olympischen Gedanken und
 die Olympische ­Erziehung fördern, be- oder gar verhindert werden. Im
 ­Gegenteil: Gerne ­sollen solche Aktionen und Veranstaltungen eine Nähe zur
  Olympischen Bewegung bekommen. Allerdings gelten dabei die folgenden
  Spielregeln:

1.		Es dürfen keine Sponsoren eingebunden werden, die sich damit
		in die Nähe von Olympischen Spielen rücken könnten.

2.		Es darf kein wirtschaftlicher Zweck verfolgt werden.

3.		Die Freigabe zur Nutzung ist auf den genannten Zweck beschränkt.
    Eine Weitergabe der gewährten Rechte darf nicht erfolgen.
		Die Freigabe ist jederzeit widerruflich und e
                                              ­ inmalig.

Wenn diese Regeln erfüllt sind, steht der Umsetzung nichts im Wege. Bei
Rückfragen oder zur Einholung einer Freigabe kann das Ressort Marketing
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unter marketing@dosb.de
kontaktiert werden.

Der DOSB begrüßt jede olympische Initiative in der Schule und wünscht bei
deren Umsetzung viel Erfolg.

Deutsche Olympische Akademie Olympia ruft: Mach mit!                              17
Turnfest Berlin 2017 – Programmübersicht

                                                Reinickendorf

                                                                                                                Pankow

                                                                                                                                                   Hohenschönhausen

                                                                                                                                  Weissensee

                                                                                    Wedding
                 Spandau                                                                                             Prenzlauer Berg
                            SchieSSanlage
                            Tiefwerderweg                 Sporthalle
                                                          Charlottenburg                                             Max-Schmeling-Halle
                                                                                                 WashingtonPlatz
                           OlympiAstadion
                           Olympiapark    Heinz-Berggruen                                                    Mitte   BeachMitte
                                          Gymnasium                                 Tiergarten
                    Horst-Korber-                               STADTBAD                                     Platz der republik
                    Sportzentrum                                CHARLOTTENBURG
                                                                                                                 Berliner Dom     Friedrichshain
                                                          Charlottenburg         Brandenburger Tor
                                      Messe BERLIN
                                      CityCube            Universität             Breitscheidplatz
                                                          der Künste       Sporthalle-Friedensburger
                                                                                                                     Mercedes-Benz-Arena           Lichtenberg
                                                                           Oberschule
                              Mommsenstadion                                                            Kreuzberg
                              & Eichkampgelände      Gretel-Bergmann-sportHalle

                                Wilmersdorf                Sportplatz            Schöneberg         Carl-von-Ossietzky-Schule
                                                           SchildhornstraSSe

                                                                                      Sporthalle
                                                                                      Schöneberg

                                                                                                 Tempelhof

                                                                                                                                                       Treptow
             Zehlendorf                                         Steglitz                                                   Neukölln

       PotSdam

      Alle Zugänge sind behindertengerecht außer folgende:
      Schießanlage Tiefwerderweg / Große Turnhalle und Turnhaus
      im Olympiapark / alle Volleyballhallen / Heinz-Berggruen-Gymnasium

18                                            Internationales Deutsches Turnfest Berlin 2017
HIGHLIGHTS                                            Kinder und Jugend
                                   Festveranstaltungen                                   • Kinder-Turnland – Messe Berlin
                                   • Festzug & Eröffnungsfeier                           • Tuju-Club im jugend.macht.sport. - event 2017 – Messe Berlin
                                        – Brandenburger Tor & Straße des 17. Juni
                                   • Stadiongala – Olympiastadion Berlin
                                   • 	 Abschlussfeier – Messe Berlin / Sommergarten     Turnfest-Akademie
                                                                                         • Workshops Theorie & Praxis – Messe Berlin
                                   SHOWS                                                 • Aqua Special – Stadtbad Charlottenburg
                                   • Turnfestgala – Mercedes-Benz-Arena                  • Outdoor-Workshops – Olympiapark / Frauenwiese
                                   • 	National Danish Performance Team
                                       – Messe Berlin / CityCube
                                   • Gala „Rendezvous der Besten“
                                                                                         Wettkämpfe
                                       – Messe Berlin / CityCube
                                   • 	Gala „WIE BUNT IST DAS DENN!“                     Wahlwettkampf
                                       – Messe Berlin / CityCube                         • Gerätturnen / Gymnastik / Trampolinturnen / Rope Skipping –
                                   •	Show der Sieger TGM / TGW                            Messe Berlin
                                       – Messe Berlin / Sommergarten                     • Leichtathletik – Mommsenstadion / Eichkamp
                                   • Tuju-Show – Messe Berlin                            • Schwimmen – Olympiapark
                                   • Kinderturn-Show – Messe Berlin / CityCube
                                                                                         DEutsche Mehrkampfmeisterschaften
                                   Bühnen & Feiern                                       •   Gerätturnen – Messe Berlin
                                   • Magnetbühne – Brandenburger Tor                     •   Leichtathletik – Mommsenstadion / Eichkamp
                                   • Magnetbühne – Messe Berlin / Sommergarten           •   Schwimmen, Kunstspringen – Olympiapark
                                   • Magnetbühne – Internationale Gartenausstellung      •   Fechten – Turnhallen Olympiapark
                                     (IGA-Park)                                          •   Schießen – Schießanlage Tiefwerder Weg
                                   • Magnetbühne – Lustgarten Potsdam
                                   • Tuju-Party – Messe Berlin / Sommergarten            Olympische Sportarten
          IGA-Park                                                                       • Gerätturnen (Deutsche Meisterschaften) – Max-Schmeling-Halle /
                                   • Länderabende – Messe Berlin
                                                                                           Arena
                                   • Turnfestplatz am Abend
                                                                                         • Gerätturnen (Pokalwettkämpfe) – Max-Schmeling-Halle / Hallen A – C
                                     – Messe Berlin / Sommergarten
                                                                                         • Gerätturnen (Deutsche Seniorenmeisterschaft, D-Cup) – Messe Berlin
Marzahn                                                                                  • Trampolinturnen und Doppel-Mini-Tramp – Messe Berlin
                                                                                         • Rhythmische Sportgymnastik – Horst-Korber-Sportzentrum
                                   Vorführungen
                                   • Bundesfinale „Rendezvous der Besten“                Individualsportarten
                                     – Messe Berlin / CityCube                           •   Aerobic – Messe Berlin
                                                                                         •   Einrad – Messe Berlin
                                   • Bundesfinale Tuju-Stars – Messe Berlin / CityCube
                                                                                         •   Gymnastik – Messe Berlin
                                   • Showvorführungen mit Beratung – Messe Berlin
                                                                                         •   Orientierungslauf – Innenstadt Berlin und Tegeler Forst
                     Hellersdorf   • Choreografie-Werkstatt – Messe Berlin
                                                                                         •   Rhönradturnen – Messe Berlin
                                   • DTB-Fun Dance – Messe Berlin / Sommergarten
                                                                                         •   Rope Skipping – Messe Berlin
                                   • Großgruppenvorführungen
                                                                                         •   Sportakrobatik – Messe Berlin
                                     – Messe Berlin / Sommergarten
                                   • Examensstücke der DTB-Choreografen
                                                                                         Gruppenwettkämpfe
                                     – Messe Berlin
                                                                                         •   DTB-Dance – Messe Berlin
                                                                                         •   Gymnastik und Tanz – Messe Berlin
                                                                                         •   TeamGym – Messe Berlin
                                   Mitmachangebote                                       •   TGM/TGW (Turnen, Tanzen) – Messe Berlin
                                                                                         •   TGM/TGW (Singen) – Heinz-Berggruen-Gymnasium
                                   • Sportstadt aktiv – Straße des 17. Juni
                                                                                         •   TGM/TGW (Show der Sieger) – Messe Berlin / Sommergarten
                                   • 	Turnfestplatz / Abzeichen & Tests / Yoga
                                       – Messe Berlin / Sommergarten
                                                                                         Turnspiele
                                   • GYMWELT & Trendsport – Messe Berlin                 •   Faustball (Pokal / Freizeit) – Olympiastadion / Maifeld
                                   • 	Turnfest-Hotspot mit Stationen des               •   Indiaca (Pokal / Freizeit) – Carl-von-Ossietzky-Schule
               Köpenick
                                       „Berlin uff Achse“-Tests                          •   Beach-Indiaca – Carl-von-Ossietzky-Schule
                                       – Breitscheidplatz                                •   Korbball (Pokal / Freizeit) – Olympiastadion / Körnerplatz
                                       – Platz der Republik                              •   Korfball (Freizeit) – Olympiapark / Hindenburgplatz
                                       – Washingtonplatz                                 •   Korfball (Pokal) – Gretel-Bergmann-Halle
                                   • 	Yoga in besonderer Atmosphäre                     •   Beach-Korfball – Olympiapark / Beachfläche
                                       – Messe Berlin / Sommergarten                     •   Prellball (Pokal / Freizeit) – Sporthalle Charlottenburg
                                       – Platz der Republik                              •   Zweierprellball (Pokal / Freizeit) – Sporthalle Friedensburg Oberschule
                                       – Olympiastadion Berlin                           •   Ringtennis (Pokal / Freizeit) – Olympiapark / Hockeypark
                                       – IGA-Park                                        •   Beach-Ringtennis – Olympiapark / Beachfläche
                                   • 	Potsdam Tag – Potsdam                             •   Schleuderballspiel – Olympiastadion / Körnerplatz
                                   • 	Wanderungen – Berlin und Umgebung                 •   Völkerball (Pokal / Freizeit) – Sporthalle Schöneberg
                                   • 	Ausstellung – Washingtonplatz                     •   Beach-Völkerball – BeachMitte
                                   • Ökumenischer Gottesdienst – Berliner Dom            •   Volleyball – Berlin City
                                                                                         •   Beach-Volleyball – BeachMitte

                                   TURNFEST-MESSE                                        Wettbewerbe
                                                                                         • 4XF Games – Messe Berlin
                                   • Aussteller & Partner                                • Fit im Team 40 Plus – Messe Berlin
                                     – Messe Berlin / Sommergarten                       • Wertungsmusizieren – Universität der Künste / Sommergarten

              Deutsche Olympische Akademie Olympia ruft: Mach mit!                                                                                                 19
BASTELN UND SPIELEN
von Margit Lermer

     Primarstufe
                               Wir basteln eine Peteca
     Unterrichtsfächer:
     Werken, Kunst, Sport
                               Die Peteca ist ein uraltes Spielgerät, das bereits von den
                               Ureinwohnern Brasiliens, den Indios, benutzt wurde. Es
                               gleicht der heutigen Indiaca, deren Name sich aus Indi-
                               aner und Peteca zusammensetzt.

                               Wer Lust hat, das Spiel einmal auszuprobieren, kann
                               ganz leicht selber eine Peteca basteln.

                               Für die Peteca benötigen wir:
                               • Stoff oder Leder
                               • drei Luftballons
                               • Reis oder Sand
                               • einen kleinen Trichter
                               • Leder- oder Gummiband
                               • bunte Federn
                               • Schere und Stifte

                               Arbeitsschritte:
                               • Zuerst auf dem Leder oder dem Stoff einen Kreis von
Die ausführlichen Regeln         ca. 25 cm aufzeichnen, danach ausschneiden.
für Peteca bzw. Indiaca        • Zum Befüllen des Luftballons mit Sand oder Reis
findet ihr hier: www.dtb-        einen Trichter verwenden.
online.de/­portal/fileadmin/   • Den gefüllten Ballon mit zwei weiteren Luftballons
user_­upload/dtb.redaktion/­     überziehen. Zuvor die Hälse der Ballons abschneiden.
Daten_und_Fakten/Sport-        • Den Ballon auf den Stoff legen, den Stoff darüber
arten/Indiaca/OIR-DE_2014_       zusammenziehen und fest verknoten.
V4_Juni_2015.pdf               • Die Federn einstecken.

20                             Internationales Deutsches Turnfest Berlin 2017
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