Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich - Jänner 2007 Christian Helmenstein, Anna Kleissner und Bernhard Moser
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SportsEconAustria Institut für Sportökonomie, Wien Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich Jänner 2007 Christian Helmenstein, Anna Kleissner und Bernhard Moser
Kontakt: Christian Helmenstein SportsEconAustria (SpEA) Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien : +43/67684/8048-401 E-Mail: christian.helmenstein@spea.at Anna Kleissner SportsEconAustria (SpEA) Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien : +43/67684/8048-600 E-Mail: anna.kleissner@spea.at Bernhard Moser SportsEconAustria (SpEA) Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien : +43/67684/8048-602 E-Mail: bernhard.moser@spea.at
Makroökonomische und Sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 1 Inhaltsverzeichnis 1 Executive Summary 4 2 Einleitung 14 3 Mögliche Effekte von Großsportveranstaltungen 16 3.1 Quantitative Effekte 17 3.2 Qualitative Effekte 19 4 Methode zur Quantifizierung der makroökonomischen Wirkungen der UEFA EURO 2008 22 4.1 Die Wahl der richtigen Methodik 22 4.2 Die Methode der Input-Output-Analyse 23 4.2.1 Berechnung von Wertschöpfungseffekten 24 4.2.2 Berechnung von Beschäftigungseffekten 24 4.2.3 Berechnung von Kaufkrafteffekten 24 4.2.4 Berechnung fiskalischer Effekte 25 4.2.5 Berechnung von Multiplikatoreffekten 25 4.3 Sektoranalyse 26 5 Die ökonomischen Effekte der Infrastrukturinvestitionen 28 5.1 Wertschöpfungseffekte 28 5.1.1 Wertschöpfungseffekte - österreichweit 28 5.1.2 Wertschöpfungseffekte - branchenspezifisch 29 5.2 Beschäftigungseffekte 31 5.2.1 Beschäftigungseffekte - österreichweit 31 5.2.2 Beschäftigungseffekte - branchenspezifisch 36 5.3 Fiskaleffekte 38 5.3.1 Einsparungen durch Verringerung der Sozialtransfers 38 5.3.2 Erhöhung des Aufkommens an Steuern und Sozialversicherungsabgaben 39 5.4 Kaufkrafteffekte 39 5.4.1 Kaufkrafteffekte - österreichweit 39 5.4.2 Kaufkrafteffekte - branchenspezifisch 41
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 2 6 Die ökonomischen Effekte der touristischen Nachfrage 43 6.1 Die österreichische Tourismuswirtschaft – eine Bestandsaufnahme 43 6.1.1 Touristische Wertschöpfung in Österreich 43 6.1.2 Beschäftigung im österreichischen Tourismus 45 6.1.3 Strukturelle Entwicklung der Tourismuswirtschaft in Österreich 46 6.1.4 Die wichtigsten Herkunftsländer des österreichischen Tourismus 49 6.2 Die touristische Nachfrage der UEFA EURO 2008 50 6.2.1 Szenario 1: Maximale Variante 51 6.2.2 Szenario 2: Minimale Variante 53 6.3 Wertschöpfungseffekte 54 6.3.1 Wertschöpfungseffekte - österreichweit 54 6.3.2 Wertschöpfungseffekte - branchenspezifisch 55 6.4 Beschäftigungseffekte 57 6.4.1 Beschäftigungseffekte - österreichweit 57 6.4.2 Beschäftigungseffekte - branchenspezifisch 61 6.5 Fiskaleffekte 63 6.5.1 Einsparungen durch Verringerung der Sozialtransfers 63 6.5.2 Erhöhung des Aufkommens an Steuern und Sozialversicherungsabgaben 63 6.6 Kaufkrafteffekte 64 6.6.1 Kaufkrafteffekte - österreichweit 64 6.6.2 Kaufkrafteffekte - branchenspezifisch 65 7 Die ökonomischen Effekte des Veranstaltungsbudgets 68 7.1 Das Veranstaltungsbudget 68 7.2 Wertschöpfungseffekte 69 7.2.1 Wertschöpfungseffekte - österreichweit 69 7.2.2 Wertschöpfungseffekte - branchenspezifisch 69 7.3 Beschäftigungseffekte 72 7.3.1 Beschäftigungseffekte - österreichweit 72 7.3.2 Beschäftigungseffekte - branchenspezifisch 73 7.4 Fiskaleffekte 77 7.4.1 Einsparungen durch Verringerung der Sozialtransfers 77 7.4.2 Erhöhung des Aufkommens an Steuern und Sozialversicherungsabgaben 78 SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 3 7.5 Kaufkrafteffekte 78 7.5.1 Kaufkrafteffekte - österreichweit 78 7.5.2 Kaufkrafteffekte - branchenspezifisch 79 8 Zusammenfassung der ökonomischen Effekte der UEFA EURO 2008 auf Österreich 81 8.1 Gesamte Wertschöpfungseffekte 81 8.2 Gesamte Beschäftigungseffekte (in Jahresbeschäftigungsplätzen) 82 8.3 Gesamte Beschäftigungseffekte (Jahresbeschäftigungsplätze in Vollzeitäquivalenten) 83 8.4 Gesamte Fiskaleffekte 83 8.5 Gesamte Kaufkrafteffekte 84 9 Abbildungsverzeichnis 85 10 Tabellenverzeichnis 87 11 Literaturverzeichnis 89 SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 4 1 Executive Summary Effekte von Großsportveranstaltungen Nach der Eishockey-Weltmeisterschaft 2005 in Wien und Innsbruck und der Rad-Weltmeisterschaft in Salzburg im Jahr 2006 steht mit der (gemeinsam mit der Schweiz ausgetragenen) UEFA Fußballeuropa- meisterschaft 2008 der vorläufige Höhepunkt einer Reihe von Großsportveranstaltungen in Österreich an. Die gegenständliche Studie verfolgt das Ziel, ex-ante die nicht nur zahlreichen, sondern zum Teil auch miteinander interagierenden Effekte auf die österreichische Wirtschaft, die von der Austragung der UEFA EURO 2008 ausgehen, zu quantifizieren. Die Studie adressiert sowohl die direkten Effekte als auch deren multiplikative Wirkungen, wie sie durch Vorleistungsverflechtungen, Investitionen und privaten Konsum entstehen. Quantitative Effekte Die monetären Effekte der Durchführung der UEFA EURO 2008 beruhen auf drei Hauptsäulen: den Inves- titionen in die Sportinfrastruktur (hiervon profitiert vor allem die Bauwirtschaft), den Ausgaben der Veran- staltungsbesucher (die primär der Tourismuswirtschaft zufließen) und der Leistungsabsorption durch das laufende Veranstaltungsbudget. Letztere Ausgaben verteilen sich gleichmäßiger insbesondere über den Dienstleistungssektor als die sektoral hochkonzentrierten Ausgaben der beiden erstgenannten Säulen. Im Zentrum der Analyse stehen dabei Besuchereffekte (Frequenzeffekte), Umsatzeffekte, Wertschöpfungsef- fekte, Kaufkrafteffekte, Beschäftigungseffekte und Fiskaleffekte. Hinzu tritt die Kostenersparnis auf Seiten jenes Teiles der Bevölkerung im Veranstalterland, welcher an der UEFA EURO 2008, würde selbige an einem anderen Ort ausgetragen, nur zu höheren Kosten partizipieren könnte. Von den vorgenannten Ausgaben (beziehungsweise Ersparnissen) gehen weitere ökonomische Wirkungen aus, da die Ausgaben des einen Wirtschaftssubjektes den Einnahmen eines anderen oder mehrerer ande- rer Wirtschaftssubjekte entsprechen. Da diese Einnahmen zumindest zu einem gewissen Teil wieder nach- fragewirksam werden, entsteht weiteres Einkommen. Qualitative Effekte Im Zusammenhang mit der Analyse einer Großsportveranstaltung von der Dimension der UEFA EURO 2008 sind die so genannten „qualitativen Effekte“ ebenfalls zu berücksichtigen. Obwohl diese zahlenmäßig schwerlich fassbar sind, fiele eine Ex-ante-Bewertung wie auch eine Ex-post-Evaluation ohne deren Dar- stellung unvollständig aus. So verstärkt die erfolgreiche Durchführung einer Großsportveranstaltung typischerweise die Identifikation der ansässigen Bevölkerung mit der jeweils ausrichtenden Region und/oder Nation. Bereits im Vorfeld kommt es zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die professionelle Sportausübung (zum Beispiel in Form verbesserter Trainingsmöglichkeiten), zu einem produktivitätssteigernden (und nutzener- SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 5 höhenden) Ausbau nicht sportspezifischer Infrastruktur (insbesondere von Verkehrsinfrastruktur mit ent- sprechenden Zeitgewinnen) und zu einem verstärkten Bekanntheitsgrad sowie Imageeffekten für die ein- zelnen Veranstaltungsorte wie auch das ausrichtende Land. Bereits von der erfolgreichen Bewerbung um die Durchführung eines solchen Großereignisses kann ein Motivationsschub ausgehen, welcher Akteure weiterer Disziplinen veranlasst, sich für die Attrahierung sportlicher Großereignisse zu engagieren. Insoweit die Investitionen in die Sportinfrastruktur außerdem zu einer höheren (aktiven) Sportpartizipation in der Bevölkerung führen, ist darüber hinaus mit positiven (Netto-)Effekten auf die Gesundheit zu rechnen. Aus der Verknüpfung der Stadien mit der für andere Sportarten erforderlichen Infrastruktur können sich multifunktionale Zentren für Sportlerinnen und Sportler zahlreicher Disziplinen entwickeln. Die Durchfüh- rung eines Großsportereignisses unterstreicht gesellschaftliche Werte wie Teamfähigkeit, Fairness und Disziplin. Im Ergebnis wird die Abhaltung einer Großsportveranstaltung die integrative Wirkung des Sports, auch in Bezug auf ausländische Staatsbürger sowie gesellschaftliche Randgruppen, verstärken. Nicht zuletzt ist zu erwarten, dass von der Abhaltung eines Großsportereignisses Lerneffekte ausgehen, welche von professionell im Sport agierenden wie ehrenamtlich tätigen Personen über die eigentliche Aus- tragungsdauer der Europameisterschaft hinaus genutzt werden, sodass ein Qualitätsschub für den inländi- schen Fußballsport möglich ist. Methode zur Quantifizierung der makroökonomischen Wirkungen der UEFA EURO 2008 Die Methode der Input-Output-Analyse Als methodisches Instrument der Impaktanalyse der UEFA Fußball-Europameisterschaft in Österreich wird die, auf Input-Output-Tabellen basierende, Input-Output-Analyse angewandt, die im Rahmen derartiger Fragestellungen bereits eine lange Tradition besitzt. Die Input-Output-Analyse erfasst die wechselseitig verknüpften Liefer- und Bezugsstrukturen der Sektoren einer Wirtschaft und ermöglicht es, den multiplikativ verstärkten gesamtwirtschaftlichen Effekt zu quantifizieren. Darauf aufbauend lassen sich direkte, indirekte und induzierte Wertschöpfungs-, Kaufkraft- und Beschäftigungseffekte, wie sie sich im Rahmen der Vorbe- reitung und Durchführung einer Großsportveranstaltung ergeben, ableiten. Zudem lassen sich durch Zu- sammenführung dieses Instrumentes mit einer nachgelagerten Steuer- und Abgabenmatrix die Effekte auf das gesamtwirtschaftliche Aufkommen an Steuern und Sozialabgaben bestimmen. Im Ergebnis führt die Anwendung der Input-Output-Analyse im Rahmen dieser Studie auf die „Erstrundeneffekte“ zur Umwegren- tabilität der mit der UEFA EURO 2008 einhergehenden ökonomischen Effekte. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 6 Sektoranalyse Die Wertschöpfungs-, Beschäftigungs-, Kaufkraft- und Fiskaleffekte werden im Rahmen dieser Studie auch branchenspezifisch aufbereitet. Im Mittelpunkt der Analyse stehen dabei Branchen, welche in besonderer Weise von der UEFA EURO 2008 profitieren, wie das „Bauwesen“, „Hotels, Gastronomie und Catering“, „Werbung und Sponsoring“, „Telekommunikation“, „Verkehr, Garagen, Tankstellen“, „Sicherheit“ und „Sportwetten“. Die ökonomischen Effekte der Infrastrukturinvestitionen Wertschöpfungseffekte – österreichweit Die für die Durchführung der UEFA EURO 2008 erforderlichen Infrastrukturinvestitionen in die vier österrei- chischen Stadien im Umfang von 135,84 Mio. € führen zu direkten Wertschöpfungseffekten in der Höhe von 72,4 Mio. €. Daraus erwächst ein multiplikativer Wertschöpfungseffekt in Österreich in Höhe von 37,55 Mio. €, weitere 35,08 Mio. € werden im Ausland wirksam. Der totale Wertschöpfungseffekt der Infrastruk- turinvestitionen entspricht der Summe von direkten, indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten und erreicht 154,51 Mio. €, wovon 109,95 Mio. € in Österreich bzw. 44,56 Mio. € im Ausland wirksam wer- den. Wertschöpfungseffekte – branchenspezifisch Mit einem Wertschöpfungseffekt von 59,60 Mio. € steht die Kategorie ÖNACE 45 „Bauwesen“ an der ers- ten Position des Branchenvergleiches, gefolgt von den Kategorien ÖNACE 26 „Glas, Steine und Erden“ (5,32 Mio. €), ÖNACE 74 „Unternehmensbezogene Dienstleistungen“ (4,18 Mio. €) und ÖNACE 28 „Metall- erzeugnisse“ (3,83 Mio. €). Beschäftigungseffekte – österreichweit Durch die Infrastrukturinvestitionen in die Stadienstandorte in Österreich entstehen auf der Ebene des di- rekten Effekts 1.286 Jahresbeschäftigungsplätze (Durchschnitt aus Methode 1 und Methode 2) bzw. 1.260 Jahresbeschäftigungsplätze in Vollzeitäquivalenten (VZÄ). Die indirekten Effekte auf den österreichischen Arbeitsmarkt belaufen sich auf 459 Jahresbeschäftigungsplätze, die induzierten Beschäftigungseffekte (aus Konsum) führen zu weiteren 50 Jahresbeschäftigungsplätzen. Insgesamt resultieren somit 1.796 Jahres- beschäftigungsplätze (bzw. 1.759 VZÄ) in Österreich. Dieser Wert entspricht einem Beschäftigungsmulti- plikator der Infrastrukturinvestitionen in Höhe von 1,37. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 7 Beschäftigungseffekte – branchenspezifisch Mit insgesamt 973 Jahresbeschäftigungsplätzen (dies entspricht einem Vollzeitäquivalent von 953 Jahres- beschäftigungsplätzen) werden die stärksten Arbeitsmarkteffekte, die durch das Infrastrukturbudget der UEFA EURO 2008 induziert werden, im Bauwesen wirksam. An zweiter Stelle dieses Branchenvergleiches folgt die Kategorie „Glas, Steine und Erden“. Hier finden 87 Personen einen Arbeitsplatz. Bei den „Unter- nehmensbezogenen Dienstleistungen“ fallen mit 68 Jahresbeschäftigungsplätzen ebenfalls nennenswerte Beschäftigungseffekte infolge der Ausgaben des Infrastrukturbudgets an, gefolgt von der Kategorie „Metall- erzeugnisse“ mit 63 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Fiskaleffekte Die Beschäftigungseffekte der im Rahmen der UEFA EURO 2008 in Österreich getätigten Infrastrukturin- vestitionen implizieren eine Verringerung der Sozialtransfers um durchschnittlich 10,56 Mio. € (Minimum: 10,01 Mio. €, Maximum: 11,11 Mio. €). Unter Berücksichtigung der indirekten und induzierten Beschäfti- gungseffekte erhöhen sich die Fiskaleffekte aus ersparten Sozialtransfers auf durchschnittlich 14,3 Mio. € (Minimum-Einsparung von 13,28 Mio. € und Maximum-Einsparung in Höhe von 15,3 Mio. €). Darüber hin- aus führen die direkten Beschäftigungseffekte zu jährlichen Steuermehreinnahmen und Sozialversiche- rungsabgaben in der Höhe von 19,26 Mio. €, der totale Beschäftigungseffekt aus Infrastrukturinvestitionen zu einem Mehraufkommen an Steuern und Sozialabgaben in Höhe von 24,72 Mio. €. Kaufkrafteffekte – österreichweit An direkten Kaufkrafteffekten werden durch die Durchführung der Infrastrukturinvestitionen für die UEFA EURO 2008 in Österreich 60,56 Mio. € wirksam. Die direkten Effekte generieren wiederum weitere 31,41 Mio. € an multiplikativen Kaufkrafteffekten, welche sich zu einem Gesamteffekt von 91,97 Mio. € in Öster- reich summieren. Kaufkrafteffekte – branchenspezifisch Die branchenspezifische Auswertung der durch das Infrastrukturbudget der UEFA EURO 2008 ausgelös- ten Kaufkrafteffekte ergibt, dass in den Kategorien „Bauwesen“ sowie „Handel“ (ÖNACE 50, ÖNACE 51 und ÖNACE 52) ein besonders hoher Effekt generiert wird. So resultieren aus den Aktivitäten in der Kate- gorie „Bauwesen“ Kaufkrafteffekte in Höhe von 24,74 Mio. €. Der Handel profitiert im Ausmaß von 4,06 Mio. €. Danach folgen die Kategorien „Energieversorgung“ (ÖNACE 40, Kaufkrafteffekte in der Höhe von 1,23 Mio. €), „Metallerzeugung und -bearbeitung“ (1,29 Mio. €) sowie „Beherbergungs- und Gaststättenwe- sen“ (1,43 Mio. €). SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 8 Die ökonomischen Effekte der touristischen Nachfrage Die österreichische Tourismuswirtschaft – eine Bestandsaufnahme Die Tourismuswirtschaft zählt, mit einigem Abstand zur Sachgütererzeugung, dem Grundstücks- und Woh- nungswesen (einschließlich der unternehmensnahen Dienstleistungen) und dem Handel, zu den bedeu- tendsten Sektoren der österreichischen Volkswirtschaft. So induzierten die in Österreich getätigten Ausga- ben in- und ausländischer Touristen direkte Wertschöpfungseffekte des Tourismus in Höhe von 15,26 Mrd. € im Jahr 2004. Dies entspricht einem Anteil am österreichischen BIP von 6,4 %. Für die vollständige Darstellung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus in Österreich sind neben den direkten auch die indirekten Effekte zu berücksichtigen. Dies führt zu dem Ergebnis, dass der Tourismus in Österreich im Jahr 2004 direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte in Höhe von 20,88 Mrd. € generierte. Der Beitrag des Tourismus zur gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung (dargestellt als Anteil am nationalen BIP) liegt damit bei circa 9%. In den vergangenen Jahren verzeichnete die österreichische Tourismuswirtschaft sowohl im Hinblick auf die Zahl der Übernachtungen als auch auf die Ankünfte (2005: österreichweit über 119 Mio. Übernachtun- gen und 29 Mio. Ankünfte, 2000: 113,5 Mio. Übernachtungen und 26,5 Mio. Ankünfte) Zuwächse. Der Win- tertourismus hat in Österreich zwar nach wie vor einen (etwas) geringeren Stellenwert als der Som- mertourismus (gemessen an der Anzahl der Gästebetten sowie der Anzahl der jährlichen Übernachtun- gen), weist jedoch einen deutlichen Aufholprozess auf. Wurde im Jahr 2000 noch eine Differenz von über 6 Mio. Übernachtungen zwischen der Sommer- und der Wintersaison verzeichnet, reduzierte sich dieser Rückstand des Wintertourismus’ bis zum Jahr 2005 auf knapp 400.000 Übernachtungen. Die touristische Nachfrage der UEFA EURO 2008 Im Rahmen der vorliegenden Studie werden zwei Szenarien (Minimum- und Maximumszenario) der mögli- chen Auslastung der Finalspiele der UEFA EURO 2008 in Österreich und der damit verbundenen Touris- musausgaben berechnet. Es sind dies das Szenario 1 (Maximale Variante), welches von einem Absatz von 96 % aller aufgelegten Tickets der Finalrundenspiele ausgeht, sowie das Szenario 2 (Minimale Variante) mit einer erwarteten Auslastung von (extrem niedrigen) 70 %. Demnach resultiert die Durchführung der UEFA EURO 2008 in einem Anstieg der Zahl der Übernachtungen in Österreich von minimal 618.900 und maximal 929.210, wobei der tatsächliche Wert voraussichtlich nahe bei der Maximalvariante zu liegen kommen wird. Wertschöpfungseffekte – österreichweit Die gesteigerte Tourismusnachfrage entspricht einer maximalen zusätzlichen Wertschöpfung in Höhe von 123,84 Mio. € (direkter Wertschöpfungseffekt) in Österreich. Rechnet man die über Vorleistungsbezüge generierten multiplikativen Wertschöpfungseffekte in Höhe von 72,5 Mio. € hinzu, so ergibt sich ein Ge- samteffekt von 196,34 Mio. € zusätzlicher Wertschöpfung in Österreich. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 9 Im Minimumszenario beträgt der durch Ausgaben in Höhe von 147,35 Mio. € ausgelöste direkte Wert- schöpfungseffekt 87,97 Mio. €. Inklusive des Multiplikatoreffektes von 51,5 Mio. € entspricht dies einem totalen Wertschöpfungseffekt in der Höhe von 139,47 Mio. € in Österreich. Wertschöpfungseffekte – branchenspezifisch Die Branchenanalyse der tourismusinduzierten Wertschöpfungseffekte (Maximumszenario) in Österreich zeigt, dass die Kategorie „Beherbergungs- und Gaststättenwesen“ im Rahmen der Durchführung der UEFA EURO 2008 einen totalen Effekt von 78,83 Mio. € generiert. Mit einem deutlichen Abstand folgen die Kate- gorien „Nahrungsmittel und Getränke“ (8,93 Mio. €), „Handel“ (4,87 Mio. €) sowie „Grundstücks- und Woh- nungswesen (4,7 Mio. €). Bei der Annahme des Minimumszenarios ergibt sich für die Wirtschaftskategorie „Beherbergungs- und Gaststättenwesen“ ein totaler Effekt von 56 Mio. €. Auch hier folgen an zweiter Stelle gereiht die Katego- rien „Nahrungsmittel und Getränke“ (6,34 Mio. €), „Handel“ (3,46 Mio. €) sowie „Grundstücks- und Woh- nungswesen (3,34 Mio. €). Beschäftigungseffekte – österreichweit Im Maximalszenario beträgt der durch das zusätzliche Tourismusaufkommen im Zusammenhang mit der UEFA EURO 2008 generierte totale Beschäftigungseffekt 4.044 Jahresbeschäftigungsplätze. An indirekten Beschäftigungseffekten sind 839 und an induzierten Effekten 155 Jahresbeschäftigungsplätze zu erwarten. Dies entspricht einem Vollzeitäquivalent von maximal insgesamt 3.544 Beschäftigten, davon 2.714 als direkter, 702 als indirekter und 128 als induzierter Beschäftigungseffekt. In der Minimumvariante beträgt der direkte Beschäftigungseffekt 2.185 Jahresbeschäftigungsplätze (1.943 VZÄ). Der indirekte Beschäftigungseffekt erreicht 596 Arbeitsplätze (VZÄ: 499), der induzierte Effekt 110 Arbeitsplätze (VZÄ: 92). Der Gesamteffekt beläuft sich demnach auf rund 2.890 Jahresbeschäftigungs- plätze (2.533 VZÄ). Beschäftigungseffekte – branchenspezifisch Nach Branchen gegliedert entfallen im Maximumszenario mit insgesamt 2.257 Vollzeitäquivalenten (Mini- mum: 1.614 VZÄ) die stärksten Arbeitsmarkteffekte auf die Kategorie „Beherbergungs- und Gaststättenwe- sen“. An zweiter Stelle folgt die Kategorie „Nahrungsmittel und Getränke“. Hier finden zusätzlich 256 Per- sonen (Minimum: 183 VZÄ) ein Jahresbeschäftigungsverhältnis. Der „Handel“ erfährt ebenfalls nennens- werte zusätzliche Beschäftigung durch die Tourismuseffekte der UEFA EURO 2008 in Höhe von insgesamt 139 VZÄ (Minimum: 100 VZÄ), gefolgt von der Kategorie „Grundstücks- und Wohnungswesen“ mit 134 (Minimum: 96 VZÄ) Jahresbeschäftigungsverhältnissen. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 10 Fiskaleffekte Die aufgrund der Beschäftigungseffekte generierten Einsparungen an Sozialtransfers in Österreich betra- gen im Maximumszenario 9,28 Mio. € und im Minimumszenario 6,63 Mio. €. An Steuern und Sozialversi- cherungsabgaben werden maximal 28,95 Mio. € und minimal 20,69 Mio. € zusätzlich im Rahmen der Durchführung der UEFA EURO 2008 eingenommen. Kaufkrafteffekte – österreichweit Der direkte Kaufkrafteffekt beträgt im Maximalszenario 198,98 Mio. €. Dazu kommen weitere 57,95 Mio. € an multiplikativen Kaufkrafteffekten, so dass sich der totale Kaufkrafteffekt in Österreich auf 156,3 Mio. € beläuft. In der Minimum-Variante fallen die Effekte entsprechend geringer aus. Demnach beträgt der direkte Kauf- krafteffekt 70,31 Mio. €, der multiplikative Kaufkrafteffekt 41,17 Mio. € und der Gesamteffekt in Österreich 111,48 Mio. €. Kaufkrafteffekte – branchenspezifisch Die branchenspezifische Analyse der tourismusbedingten Kaufkrafteffekte ergibt, dass in den beiden Kate- gorien „Beherbergungs- und Gaststättenwesen“ sowie „Nahrungsmittel und Getränke“ besonders hohe Kaufkrafteffekte anfallen. Die Kategorie „Beherbergungs- und Gaststättenwesen“ bewirkt Kaufkrafteffekte in der Höhe von 86,96 Mio. €, die Kategorie „Nahrungsmittel und Getränke“ in Höhe von 10,63 Mio. €. Bei Unterstellung des Minimumszenarios entfallen auf die Kategorie „Beherbergungs- und Gaststättenwe- sen“ zusätzliche Kaufkrafteffekte in der Höhe von 61,77 Mio. € sowie auf „Nahrungsmittel und Getränke“ in der Höhe von 7,55 Mio. €. Die ökonomischen Effekte des Veranstaltungsbudgets Das für die Europameisterschaft 2008 veranschlagte Budget berücksichtigt Gesamtausgaben in Höhe von rund 111 Mio. €, wobei rund 10,08 Mio. € für unvorhergesehene Ausgaben eingestellt sind und die Ausga- ben – nach dem „Prinzip des unzureichenden Grundes“ – annahmegemäß je zur Hälfte in Österreich und der Schweiz anfallen. Daraus folgt, dass als Basis für die Berechnungen der ökonomischen Effekte des Veranstaltungsbudgets für Österreich Gesamtausgaben in der Höhe von 51,09 Mio. € herangezogen wer- den. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 11 Wertschöpfungseffekte – österreichweit Die Summe der auf die Ausgaben des Veranstaltungsbudgets der UEFA EURO 2008 in der österreichi- schen Volkswirtschaft zurückführbaren Wertschöpfungseffekte beträgt 43,18 Mio. €. Die direkten Wert- schöpfungseffekte belaufen sich auf 29,04 Mio. €, diese wiederum generieren 14,14 Mio. € an multiplikati- ven Wertschöpfungseffekten in Österreich. Wertschöpfungseffekte – branchenspezifisch Der größte Anteil an den Wertschöpfungseffekten entfällt auf die Kategorie der „Unternehmensbezogenen Dienstleistungen“ (ÖNACE 74, Bewachungs- und Schutzdienste, Reinigungsgewerbe, Werbung, Marktfor- schung, Rechtsberatung usw.). Der direkte Wertschöpfungseffekt in diesen Branchen beträgt rund 10,93 Mio. €, an multiplikativen Effekten werden weitere 4,98 Mio. € an Wertschöpfung ausgelöst, woraus ein gesamter Wertschöpfungseffekt von 15,91 Mio. € erwächst. In überdurchschnittlichem Maße profitiert weiters die Kategorie der Kultur-, Sport- und Unterhaltungsdienst- leistungen (ÖNACE 92). In diesen Branchen werden direkte Wertschöpfungseffekte in Höhe von 8,84 Mio. € sowie multiplikative Effekte in Höhe von 4,84 Mio. € erwirtschaftet (entsprechend ein totaler Wertschöp- fungseffekt von 13,68 Mio. €). Wertschöpfungseffekte erzielen darüber hinaus die Nachrichtenübermitt- lungsdienstleistungen (direkter Wertschöpfungseffekt: 1,51 Mio. €; multiplikativer Wertschöpfungseffekt: 0,75 Mio. €), die Branche Nachrichtentechnik (direkter Wertschöpfungseffekt: 1,56 Mio. €, Multiplikatoref- fekt: 0,48 Mio. €), die Branche Büromaschinen und EDV-Geräte (direkter Wertschöpfungseffekt: 0,84 Mio. €, Multiplikatoreffekt: 0,57 Mio. €) sowie der Einzelhandel (mit direkten Wertschöpfungseffekten von 0,88 Mio. € und multiplikativen Effekten von 0,4 Mio. €). Beschäftigungseffekte – österreichweit Durch die Ausgaben des Veranstaltungsbudgets im Rahmen der UEFA EURO 2008 wird im Durchschnitt ein totaler Beschäftigungseffekt von 701 Jahresbeschäftigungsverhältnissen (597 Vollzeitäquivalenten) ausgelöst. Der durchschnittliche direkte Beschäftigungseffekt dieser Ausgaben beträgt 451 Jahresbeschäf- tigungsverhältnisse (388 VZÄ) sowie zusätzlich 217 (181) indirekte und 33 (28) induzierte Jahresbeschäfti- gungsverhältnisse (VZÄ). Beschäftigungseffekte – branchenspezifisch Mit einem Effekt von zusätzlich 272 Jahresbeschäftigten (224 Vollzeitäquivalenten) fallen die stärksten Arbeitsmarkteffekte in der Kategorie der „Unternehmensbezogenen Dienstleistungen“ an. An direkten Ef- fekten werden 191 Jahresbeschäftigungsverhältnisse (157 VZÄ), an indirekten Beschäftigungseffekten 67 (56 VZÄ) und an induzierten Beschäftigungseffekten 14 (12) Jahresbeschäftigungsplätze (VZÄ) generiert. An zweiter Stelle dieses Vergleiches folgt die Kategorie der „Kultur-, Sport- und Unterhaltungsdienstleis- tungen“. Hier finden durch die direkten Effekte zusätzlich 135 Personen (118 VZÄ) einen Jahresbeschäfti- gungsplatz, hinzu kommen die über Vorleistungsverflechtungen ausgelösten Beschäftigungseffekte in den Zulieferbetrieben (indirekter Beschäftigungseffekt) in Höhe von 64 Jahresbeschäftigungsplätzen (54 VZÄ) SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 12 und konsuminduzierte 11 Jahresbeschäftigungsplätze (9 VZÄ). Daraus errechnet sich ein totaler Be- schäftigungseffekt von 210 Jahresbeschäftigungsplätzen (181 VZÄ). Eine Branche mit ebenfalls nennens- werten Beschäftigungseffekten durch die Ausgaben des Veranstaltungsbudgets der UEFA EURO 2008 ist der Einzelhandel. Für diesen werden Beschäftigungseffekte von insgesamt 52 Jahresbeschäftigungsplät- zen (45 VZÄ) errechnet, gefolgt von der Kategorie „Beherbergungs- und Gaststättenwesen“ mit 25 Jahres- beschäftigungsplätzen (22 VZÄ). Fiskaleffekte Der direkte, aus dem Veranstaltungsbudget der UEFA EURO 2008 abzuleitende Beschäftigungseffekt (in Vollzeitäquivalenten) bewirkt eine Verringerung der Sozialtransfers in Österreich in Höhe von durchschnitt- lich 0,97 Mio. €. Inkludiert man in diese Berechnungen auch die indirekten und induzierten Beschäftigungs- effekte, erhöhen sich diese Einsparungen auf mindestens 1,11 Mio. € und auf maximal 1,87 Mio. €, somit auf durchschnittlich 1,49 Mio. €. An zusätzlichen Steuern und Sozialversicherungsabgaben werden durch die entstehenden Jahresbeschäf- tigungsplätze nach Maßgabe des direkten Beschäftigungseffektes 4,28 Mio. €, indirekt weitere 2,06 Mio. € sowie induziert nochmals 0,31 Mio. € erzielt. Dies entspricht einem zusätzlichen Gesamtsteuer- und Sozi- alversicherungsaufkommen in Höhe von 6,65 Mio. €. Kaufkrafteffekte – österreichweit Durch die Ausgaben des Veranstaltungsbudgets der UEFA EURO 2008 werden in Österreich direkte Kauf- krafteffekte von 24,86 Mio. € ausgelöst. Die indirekt in Österreich generierten Kaufkrafteffekte belaufen sich auf 12,39 Mio. €. In Summe ergibt das einen gesamten Kaufkrafteffekt von 37,25 Mio. €. Kaufkrafteffekte – branchenspezifisch Die branchenspezifische Analyse der durch das Veranstaltungsbudget der UEFA EURO 2008 ausgelösten Kaufkrafteffekte zeigt einen überdurchschnittlichen Effekt in den beiden Kategorien „Unternehmensbezo- gene Dienstleistungen“ sowie „Kultur-, Sport- und Unterhaltungsdienstleistungen“. So entfallen auf die „Un- ternehmensbezogenen Dienstleistungen“ zusätzliche Kaufkrafteffekte in der Höhe von 11,65 Mio. € und auf die Kultur-, Sport- und Unterhaltungsdienstleistungen von 11,59 Mio. €. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 13 Zusammenfassung der ökonomischen Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich (in Mio. €) Totaler Wertschöpfungseffekt Direkte Wertschöpfung 207,3 Multiplikative Wertschöpfung 113,7 Wertschöpfung total 321,0 Totaler Beschäftigungseffekt (Jahresbeschäftigungsverhältnisse) Direkte Beschäftigung 4.354,5 Indirekte Beschäftigung 1.393,5 Induzierte Beschäftigung 215,5 Beschäftigung total 5.963,5 Totaler Beschäftigungseffekt (Jahres-Vollzeitäquivalente) Direkte Beschäftigung 3.976,5 Indirekte Beschäftigung 1.230,5 Induzierte Beschäftigung 188,0 Beschäftigung total 5.394,5 Totaler Kaufkrafteffekt Direkte Kaufkraft 170,1 Multiplikative Kaufkraft 93,4 Kaufkraft total 263,4 Totaler fiskalischer Effekt Verminderte Sozialtransfers 23,8 Erhöhtes Aufkommen an Steuern und Sozialversi- cherungsbeiträgen 56,2 Steuern und Sozialversicherungsbeiträge total 80,0 Quelle: SpEA, 2007. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 14 2 Einleitung Nach der Eishockey-Weltmeisterschaft 2005 in Wien und Innsbruck und der Rad-Weltmeisterschaft in Salzburg im Jahr 2006 steht mit der (gemeinsam mit der Schweiz ausgetragenen) UEFA Fußballeuropa- meisterschaft 2008 der vorläufige Höhepunkt einer Reihe von Großsportveranstaltungen in Österreich an. Die Fußball-Europameisterschaft 2008 bietet für Österreich große Chancen, nicht nur in sportlicher, son- dern auch in wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht. Zunächst gehen von den zu tätigenden Investitio- nen und den mit der Durchführung der Veranstaltung verbundenen, laufenden Ausgaben unmittelbare Im- pulse für die entsprechenden Wirtschaftsbranchen aus. Durch die Verzahnung dieser Branchen mit Unter- nehmen anderer Wirtschaftskategorien werden multiplikative Anstoßwirkungen ausgelöst, welche ebenfalls zu einem großen Teil in Österreich wirksam werden. Auch die Tourismuswirtschaft kann – nicht nur kurz- fristig, sondern auch über den Zeitraum der Veranstaltung hinaus – Umwegrentabilitäten erwarten. Infolge des (weiter) steigenden Bekanntheitsgrades der Region und positiver Image-Spillovers stellen sich auch mittel- und längerfristig wirksame Effekte ein. Der Werbewert für Österreich und die einzelnen Austra- gungsregionen ist bei der weltweit drittgrößten Großsportveranstaltung ein enormer, den es auch wirt- schaftlich zu nutzen gilt. Die gegenständliche Studie verfolgt das Ziel, ex-ante die nicht nur zahlreichen, sondern zum Teil auch miteinander interagierenden Effekte auf die österreichische Wirtschaft, die von der Austragung der UEFA EURO 2008 ausgehen, zu quantifizieren. Die Studie adressiert sowohl die direkten Effekte als auch deren multiplikative Wirkungen, wie sie durch Vorleistungsverflechtungen, Investitionen und privaten Konsum entstehen. Im Zentrum der Analyse stehen dabei Besuchereffekte (Frequenzeffekte), Umsatzeffekte, Wert- schöpfungseffekte, Kaufkrafteffekte, Beschäftigungseffekte und Fiskaleffekte. Zu berücksichtigen ist, dass wirtschaftliche Impulse nicht nur durch das Investitionsbudget und das laufende Veranstaltungsbudget, sondern auch durch die touristische Nachfrage im Rahmen der UEFA EURO 2008 ausgelöst werden. Dass die gesamtwirtschaftlichen Effekte sportlicher Großereignisse beachtliche Dimensionen annehmen können, indizieren die Ergebnisse der FIFA WM 2006, wonach die Fußball-Weltmeisterschaft der deut- schen Wirtschaft einen Gesamtimpuls (Umsatzeffekt) von bis zu 10 Milliarden Euro verliehen haben soll. Inhalt dieser Studie ist es, nicht nur den gesamtökonomischen Effekt zu quantifizieren, sondern darüber hinaus auch die Auswirkungen auf die einzelnen Wirtschaftsbranchen zu erfassen. Um im Rahmen dieser Branchenanalyse neben den direkten auch die multiplikativen Effekte der UEFA Fußball-Europameister- schaft 2008 in Österreich berechnen zu können, wurde im Rahmen dieser Studie eine modellbasierte Branchenanalyse bezüglich der makroökonomischen Effekte durchgeführt. Um möglichst realitätsnahe Szenarien zu modellieren, wurden für die gesamten Berechnungen Erfahrungen und ex-post Evaluie- rungsergebnisse vergleichbarer Großsportveranstaltungen (UEFA EURO 2004, FIFA WM 2006) herange- zogen und in die Studie integriert. Im Rahmen dieser Studie erfolgt zunächst die Berechnung der im Zusammenhang mit der UEFA Euro 2008 ausgelösten Wertschöpfungseffekte und damit sowohl die Berechnung der direkten als auch der mul- SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 15 tiplikativen Effekte. Ebenfalls berechnet werden die Effekte auf den österreichischen Arbeitsmarkt, d.h. die direkten, indirekten und induzierten Beschäftigungseffekte. Aus den berechneten Beschäftigungseffekten und dem zusätzlich generierten Einkommen sowie den Investitionsausgaben können schließlich auch die so genannten Kaufkrafteffekte ermittelt werden. Diese lassen sich wiederum in direkte und multiplikative Effekte differenzieren. Im Zusammenhang mit der Analyse einer Großsportveranstaltung von der Dimension der UEFA EURO 2008 sind die so genannten „qualitativen Effekte“ ebenfalls zu berücksichtigen, denn auch wenn diese zahlenmäßig schwerlich fassbar sind, fiele eine Ex-ante-Bewertung wie auch eine Ex-post-Evaluation ohne deren Darstellung unvollständig aus. Unter den Begriff der qualitativen Effekte fallen beispielsweise die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die professionelle Sportausübung, der Ausbau nicht sportspe- zifischer Infrastruktur (insbesondere von Verkehrsinfrastruktur), Image- und Bekanntheitseffekte für die Veranstaltungsorte oder aber auch die Förderung gesellschaftlicher Werte wie Teamfähigkeit, Fairness und Disziplin und die integrative Wirkung des Sports in Bezug auf gesellschaftliche Randgruppen und ausländi- sche Staatsbürger. Auch diese Aspekte werden im Rahmen der Studie betrachtet. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 16 3 Mögliche Effekte von Großsportveranstaltungen Der Nutzen, die Kosten und die gesamtwirtschaftlichen Wirkungen, die mit der Durchführung einer Fußball- europameisterschaft in Österreich verbunden sind, gehen weit über die direkt messbaren monetären Ef- fekte hinaus. So kommt es neben den direkt ausgelösten Effekten auch zu indirekten und induzierten, d.h. den so genannten Multiplikatoreffekten sowie auch zu externen Effekten.1 Diese Vielfalt der möglichen, durch die Durchführung der UEFA EURO 2008 in Österreich ausgelösten, ökonomischen Effekte und die Verflechtung derselben soll Abbildung 1 im Überblick darstellen. Abbildung 1: Mikro- und makroökonomische Aspekte sportlicher Großveranstaltungen Ökonomische Effekte Makro-ökonomische Effekte Mikro-ökonomische Effekte Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Direkte Indirekte Effekte Effekte Preisniveau Zinsniveau Beschäftigung Nicht- Einnahmen Ausgaben Monetäre des Ver- des Ver- monetäre Kosten / Außenhandel anstalters anstalters Nutzen Kosten / Nutzen Quelle: Heinemann K. (1995), S. 256. Um die gesamtwirtschaftlichen Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich zu quantifizieren, darf man sich jedoch nicht nur auf die Ausgaben des Veranstalters, staatliche und private Investitionen sowie die Ausga- ben der Besucher beschränken. Von diesen Ausgaben gehen nämlich noch weitere ökonomische Wirkun- gen aus, da die Ausgaben des einen stets die Einnahmen eines anderen bedeuten. Infolgedessen werden diese Einnahmen zumindest zu einem gewissen Teil wieder ausgegeben, wodurch weiteres Einkommen generiert wird. Bei einer solchen Kette wirtschaftlicher Aktivitäten spricht man von so genannten Multiplika- toreffekten. Deren Größe hängt im wesentlichen davon ab, wie viel des zusätzlich generierten Einkommens wieder ausgegeben wird (d.h. z.B. die Höhe der Sparquote oder der Anteil der Vorleistungen), wie viel des 1 Vgl. auch Grozea-Helmenstein D. / Kleissner A. (2003) Ökonomische Auswirkungen der Olympischen Winterspiele 2010 in Salzburg, Studie im Auftrag des Candidature Committee of the Olympic Games Salzburg SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 17 Geldes in Österreich selbst verbleibt (d.h. nicht für Importe ins Ausland abfließt) und wie die Verflechtun- gen der einzelnen angeregten Wirtschaftskategorien mit der restlichen Wirtschaft aussehen. Eine graphische Darstellung der gesamtökonomischen Wirkungszusammenhänge, wie sie auch im Rah- men einer Fußball-Europameisterschaft entstehen, zeigt folgende Abbildung (Abbildung 2). Abbildung 2: Gesamtökonomische Wirkungszusammenhänge Staatliche / private Staatlicher / Konsum der Investitionen Privater Konsum Besucher Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Steigende Sinkende Produktion Produktion Steigende Steigende(r) Sinkende Steigender Be- Investitionen / Be- schäftigung schäftigung Import Konsum Steigende Sinkende Sinkender Nachfrage Nachfrage Export Steigende - Preise Sinkende Real- - Kosten einkommen / Wett - - Zinsen bewerbsfähigkeit Quelle: Heinemann K. (1995), S. 260. Im folgenden Abschnitt werden diese vielfältigen Ausprägungen der möglichen quantitativen und qualitati- ven Effekte der Durchführung einer UEFA EURO 2008 in Österreich im Detail betrachtet. 3.1 Quantitative Effekte Die Durchführung von Großsportveranstaltungen wie der UEFA EURO 2008 in Österreich ist für das jewei- lige Gastgeberland zu einem zunehmend wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Dies bezieht sich sowohl auf die Einnahmen als auch auf die Investitionen und die laufenden Veranstaltungsausgaben. Die folgende Tabelle enthält eine Auflistung der möglichen positiven Effekte, die mit der Durchführung der UEFA EURO 2008 in Österreich erwartet werden können (Tabelle 1). SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 18 Tabelle 1: Mögliche Effekte und damit verbundene Vorteile durch die UEFA EURO 2008 in Öster- reich Effekte der Vorteile UEFA EURO 08 • Wertschöpfungs- und Kaufkrafteffekte ausgelöst durch Investitions- und Konsumausgaben Ökonomische Effekte • Beschäftigungsimpulse • Fiskalische Effekte • Steigerung der Attraktivität und des Bekanntheitsgrads der Region Tourismus für Touristen • Verbesserte Infrastruktur Infrastruktur • Neue und/oder renovierte Sportgelegenheiten Quelle: SpEA, 2007. In dieser Tabelle ist nicht berücksichtigt, dass diese Effekte zeitabhängig sind, einige also bereits vor, an- dere während der Veranstaltung auftreten, einige erst kurzfristig danach wirksam werden oder aber auch erst längerfristig in Erscheinung treten. Neben Einnahmen und Ausgaben des Veranstalters müssen auch jene Effekte berücksichtigt werden, die nicht bei diesem selbst anfallen, d.h. externe Effekte, welche ent- weder in Form von Kosten, die von Dritten zu tragen sind oder als Nutzen, der bei Dritten eintritt, auftreten. Zu den externen Kosten von Großsportveranstaltungen zählen beispielsweise Preissteigerungen in der Region, zusätzliche Umweltbelastung, Überfüllung oder die Schaffung von Überkapazitäten. Auch das Ausbleiben von Touristen, welche dem Rummel um das Großevent entgehen wollen, zählt zu diesen nega- tiven externen Effekten. Zu den quantifizierbaren (monetären) externen Effekten, die mit der Durchführung der UEFA EURO 2008 verbunden sind, zählen beispielsweise die Ausgaben der Veranstaltungsbesucher. Davon profitieren nicht nur Hotels und Restaurants, sondern auch sämtliche mit dem Tourismus verbundene Wirtschaftskatego- rien in der Region. Darüber hinaus kommt es zu einer Steigerung der Steuereinnahmen, von welchen alle Gebietskörperschaften profitieren können. Hinzu tritt die Kostenersparnis auf Seiten jenes Teiles der Bevölkerung im Veranstalterland, welcher an der UEFA EURO 2008, würde selbige an einem anderen Ort ausgetragen, nur zu höheren Kosten partizipieren könnte. Eine gesamtökonomische Abschätzung dieser Mehrkosten ist zwar nicht möglich, da die Anzahl österreichischer Besucher bei Europameisterschaftsspielen stark von den Rahmenbedingungen, wie bei- spielsweise der Entfernung des Austragungsortes, der Teilnahme und dem Erfolg der eigenen National- mannschaft oder den verfügbaren Ticketkontingenten, abhängt. Es lassen sich jedoch die Mehrkosten, die bei Durchführung der Europameisterschaft in einem anderen Land pro österreichischem Fußballfan entste- hen, quantifizieren. Diese betragen, abhängig insbesondere von Austragungsort und verwendetem Anrei- semittel (PKW, Bus, Bahn oder Flugzeug), pro besuchtem Spiel zwischen 240 und 580 Euro Weiters ist zu berücksichtigen, dass es – bereits im Rahmen der Bewerbung als auch im Vorfeld der Ver- anstaltung – häufig zu zusätzlichen Events und Veranstaltungen kommt, welche ohne Fußballeuropa- SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 19 meisterschaften in Österreich nicht hier stattfinden würden. Auch dadurch wird im Land zusätzliche Wert- schöpfung generiert. 3.2 Qualitative Effekte Sowohl bei Wertschöpfungs-, Beschäftigungs-, Kaufkraft- als auch bei fiskalischen Effekten handelt es sich um quantitativ fassbare Größen, die – auf Basis der den Bewerbungs- und Planungsdokumenten zugrunde liegenden Überlegungen – berechnet werden können. Im Zusammenhang mit der Analyse einer Großsportveranstaltung von der Dimension der UEFA EURO 2008 sind jedoch die so genannten „qualitativen Effekte“ ebenfalls zu berücksichtigen. Obwohl diese zah- lenmäßig schwerlich fassbar sind, fiele eine Ex-ante-Bewertung wie auch eine Ex-post-Evaluation ohne deren Darstellung unvollständig aus. Zu den Zielen, welche mit der Durchführung der Fußballeuropameisterschaften in Österreich verbunden sind, gehören unter anderem ein steigender Bekanntheitsgrad sowie ein gewisser Imagegewinn für Öster- reich. Daraus ließen sich bereits im Vorfeld der Veranstaltungen positive Effekte vor allem für den Touris- mus des Landes ableiten. In diesem Kapitel werden die mit der UEFA EURO 2008 zusammenhängenden externen qualitativen Effekte kurz erläutert, um einen Überblick darüber zu erhalten, welche Effekte in den Berechnungen ökonomischer Effekte keine direkte Betrachtung finden. Denn neben den im vorangegan- genen Kapitel beschriebenen wirtschaftlichen Effekten entstehen durch die Austragung der UEFA EURO 2008 weitere positive, nicht quantifizierbare Effekte für die österreichische Gesellschaft. • Identität: In Regionen, in welchen die Ländermatches ausgetragen werden, kann ein Identifikationseffekt in der Bevölkerung beobachtet werden, d.h. es kommt zu einer höheren Identifikation der Österreicher mit der jeweiligen Region, der Veranstaltung, der Stadt und dem gesamten Land. • Rahmenbedingungen: Bereits im Vorfeld der Veranstaltung kommt es zu einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die professionelle Sportausübung (zum Beispiel verbesserte Trainingsmöglichkeiten) oder auch zu einem produktivitätssteigernden (und nutzenerhöhenden) Ausbau nicht sportspezifischer Infrastruktur (insbe- sondere von Verkehrsinfrastruktur).Der Wert dieser Verbesserungen ist zwar nicht notwendigerweise monetär zu quantifizieren, ist jedoch unbestritten. • Ehrenamtliche Helfer und Mitarbeiter: Eine Großsportveranstaltung wie die UEFA EURO 2008 kann nur mit Hilfe einer großen Anzahl an freiwilligen Helfern durchgeführt werden. Dabei ist es von großem Nutzen, dass der Österreichische Fußballbund (ÖFB) sehr gut strukturiert und organisiert ist. Denn jedes Wochenende sind ungefähr 600.000 Spieler, Zuschauer und Angestellte in Fußballveranstaltungen involviert, was die hohe Popula- rität dieses Sports in Österreich eindrucksvoll darstellt. Viele dieser Teilnehmer arbeiten auf freiwilliger Basis und unentgeltlich. Es ist zu erwarten, dass diese auch im Rahmen der UEFA EURO 2008 be- sonders hoch motiviert sein und ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen werden. Ebenfalls ist zu erwar- SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 20 ten, dass von der Abhaltung eines Großsportereignisses Lerneffekte ausgehen, welche von professio- nell im Sport agierenden wie ehrenamtlich tätigen Personen über die eigentliche Austragungsdauer der Europameisterschaft hinaus genutzt werden, sodass ein Qualitätsschub für den inländischen Fuß- ballsport möglich ist. Auch das Zusammengehörigkeitsgefühl wird durch das gemeinsame Arbeiten im Rahmen der UEFA EURO 2008 weiter erhöht und das soziale Gefüge innerhalb der betroffenen Regi- onen gestärkt. • Imageverbesserung: Die Bekanntheits- oder Imageeffekte im Rahmen der Austragung der UEFA EURO 2008 sind, wenn auch nur schwer quantifizierbar, sowohl für die Veranstaltungsorte als auch für Gesamtösterreich als sehr hoch einzuschätzen. Eine Möglichkeit, diesen Wert abzuschätzen ist, den Werbewert in den Me- dien zu berechnen. Der gesamte Werbewert der Europameisterschaft 2008, welcher von der UEFA durch TNSSPORT geschätzt wurde, wird mit 113 Millionen Euro angegeben.2 Davon entfällt mit 93.9 Mio. € der Großteil auf Westeuropa, 15.9 Mio. € sind Osteuropa und 3.5 Mio. € Asien zuzuschreiben. Die damit verbundene stärkere Wahrnehmung Österreichs im Ausland kann für potentielle Gäste ein Reisemotiv für einen zukünftigen Urlaub in Österreich bedeuten. Es können aber auch Unternehmen in ihren Standortentscheidungen positiv beeinflusst werden. Positive, langfristige Folgewirkungen können daher auch nach Beendigung der UEFA EURO 2008 erwartet werden. Als erfolgreiches Beispiel sei hier Barcelona angeführt, welches von der Durchführung der Olympischen Sommerspiele 1992 ganz besonders von den langfristigen, positiven Imageverbesserungen profitieren konnte.3 • Verbesserung der Einstellung: Die Chancen einer internationalen Präsentation Österreichs im Rahmen der UEFA EURO 2008 fördern die Entwicklung neuer Perspektiven oder Visionen, welche über die momentanen Grenzen und Mög- lichkeiten hinausgehen. Sie verändern das soziale Umfeld, welches wiederum die regionale als auch nationale Entwicklung beeinflusst. Zu den positiven Veränderungen im öffentlichen Bewusstsein zäh- len: das Bewusstsein, dass die regionale und nationale Entwicklung durch eine sportliche Großveranstaltung positiv zu beeinflussen ist, die Möglichkeit, im Zentrum des öffentlichen und medialen Interesses zu stehen, der Druck, neue Konzepte zu entwickeln und diese im Rahmen der UEFA EURO 2008 auch umzusetzen als auch eine veränderte Selbsteinschätzung der Bevölkerung. 2 Vgl. Berrer et al. (2003) 3 Vgl. Helmenstein et al. (2005) SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
Makroökonomische und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 21 • Effekte auf das Freizeit- und Erholungsverhalten: Die höheren Investitionen in die Sportinfrastruktur führen zu einer besseren Ausstattung der Bevölke- rung Österreichs mit Möglichkeiten, Sport auszuüben. Das wiederum kann zu einer Steigerung der Sportler oder der in ihrer Freizeit Sport ausübenden Bevölkerung führen. Die neuen Stadien erhöhen zudem die Attraktivität der Städte. Durch eine Verbindung der Stadien mit der Infrastruktur für andere Sportarten können sie sich zu multifunktionalen Zentren und populären Treffpunkten für Sportler zahl- reicher Disziplinen entwickeln. • Effekte auf die Qualität des Sports: Die UEFA EURO 2008 kann für österreichische Entscheidungsträger ebenfalls dazu genützt werden, um von international erfolgreichen Managern und Trainern zu lernen. Lokale Trainer können dazu mo- tiviert werden, Kurse zu besuchen und ihr Wissen aufzubessern. Dieser Qualitätsschub im Fußball kann auch zu einer qualitativen Verbesserung des Nationalteams führen. Ein möglicher Erfolg im Fußball kann Teilnehmer auch anderer Sportarten zusätzlich motivieren. • Soziale Aspekte: Die Durchführung eines Großsportereignisses unterstreicht gesellschaftliche Werte wie Teamfähigkeit, Fairness und Disziplin. Im Ergebnis wird die Abhaltung einer Großsportveranstaltung die integrative Wirkung des Sports, auch in Bezug auf ausländische Staatsbürger sowie gesellschaftliche Randgrup- pen, verstärken. • Politische Aspekte: Außenpolitisch kann die UEFA EURO 2008 einen Beitrag zur internationalen Integration leisten. In- nenpolitisch wirken sich Sportgroßveranstaltungen im Allgemeinen positiv für die jeweiligen Amtsinha- ber aus. SportsEconAustria – Institut für Sportökonomie Jänner 2007
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