Malignome der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen Lebensqualität und onkologisches Outcome: eine 10-Jahres-Analyse - OPARU
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Universitätsklinikum Ulm Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Thomas Hoffmann Malignome der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen Lebensqualität und onkologisches Outcome: eine 10-Jahres-Analyse Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm vorgelegt von Leon Marwin Zeisberger geboren in Göppingen 2020
Amtierender Dekan: Prof. Dr. rer. nat. Thomas Wirth 1. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Fabian Sommer 2. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Thomas Kapapa Tag der Promotion: 15.10.2021
Widmung Meine Doktorarbeit widme ich meiner Oma und meinen Eltern, die mich während meines Medizinstudiums jederzeit unterstützt haben. I
Inhaltsverzeichnis Seite Abkürzungsverzeichnis IV 1. Einleitung 1 1.1. Anatomie der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen 1 1.2. Symptome 2 1.3. Risikofaktoren 2 1.4. Lokalisation 3 1.5. TNM-Klassifikation 5 1.6. Tumorhistologie 7 1.7. Behandlungsmöglichkeiten 11 1.8. Strahlen- und Chemotherapie 18 1.9. Outcome 19 1.10. Zielsetzung und Fragestellung 20 2. Material und Methoden 21 2.1. Patientenkollektiv 21 2.2. Lokalisation 22 2.3. Tumorstadium 23 2.4. Tumorentitäten 23 2.5. Behandlungsmöglichkeiten 23 2.6. Tumornachsorge 24 2.7. Prospektive Untersuchung 27 2.8. Statistische Methoden 31 3. Ergebnisse 32 3.1. Lokalisation 32 3.2. Tumorstadium 33 3.3. Histologie 33 3.4. Operationsmethode 37 II
3.5. Adjuvante Strahlen- und Chemotherapie 42 3.6. Rezidiv 44 3.7. Überleben 45 3.8. Prospektive Untersuchung 48 3.9. Zusammenfassung 53 4. Diskussion 54 4.1. Epidemiologie 54 4.2. Lokalisation 55 4.3. Tumorstadium 56 4.4. Tumorhistologie 56 4.5. Operationsmethode 59 4.6. Adjuvante Strahlen- und Chemotherapie 60 4.7. Überleben und Rezidivfreiheit 61 4.8. Lebensqualität 64 4.9. Limitierung 66 4.10. Schlussfolgerung 66 5. Zusammenfassung 69 6. Literaturverzeichnis 71 Anhang 82 Tabellenverzeichnis 82 Abbildungsverzeichnis 83 Einwilligungserklärung 84 Probandeninformation 85 Fragebögen 87 Danksagung 89 Lebenslauf 90 III
Abkürzungsverzeichnis A. Arteria ALQ Allgemeine Lebensqualität cm Zentimeter DS Disease-free-survival ePA Elektronische Patientenakte e.V. eingetragener Verein HNO Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde Kum. Kumuliert LK-Rezidiv Lymphknotenrezidiv M-Einteilung Einteilung nach Auftreten von Metastasen M-Klassifikation Klassifikation des Auftretens von Metastasen Med. Medizinisch ml/s Milliliter pro Sekunde n Anzahl der Patienten N. Nervus N-Einteilung Einteilung nach Nodalstatus N-Klassifikation Klassifikation des Nodalstatus NOSE Nasal Obstruction Symptome Evaluation OP-Methode Operationsmethode OS Overall-survival PNS Primär nasale Symptome R-Klassifikation Klassifikation des Resektionsstatus IV
SAP Verzeichnis/Archiv aller Patientenakten SNOT Sino-Nasal-Outcome-Test 20 SRS Sekundär rhinogene Symptome T-Einteilung Einteilung nach Tumorgröße T-Klassifikation Klassifikation der Tumorgröße T-Stadium Tumorstadium TNM-Klassifikation Klassifikation zur Einteilung des Tumorstadiums nach Tumorgröße (T), Nodalstatus (N) und Metastasen (M) vgl. Vergleiche vs. Versus Zahnmed. Zahnmedizinisch V
1. Einleitung Malignome der Nasenneben- und Nasenhaupthöhle sind seltene Tumore. Sie machen weniger als 1 % aller Tumore und circa 3 - 5 % der Kopf-Hals-Tumore aus (Haerle et al. 2013; Turner und Reh 2012; Cooper et al. 2009; Kawaguchi et al. 2017). Pro Jahr erkranken weniger als 1 von 100.000 Personen daran (Lund et al. 2016). 69 % - 75 % der sinunasalen Karzinome sind epithelialen Ursprungs, wobei Männer unabhängig des histologischen Typs etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Bei Erstmanifestation sind die Patienten durchschnittlich 62,3 - 68 Jahre alt (Bayer 2005; Dutta et al. 2015; Kuijpens et al. 2012). Die meisten sinunasalen Karzinome werden erst spät erkannt. Dadurch wird die Überlebenszeit der Patienten, insbesondere bei fortgeschrittenen Tumore, eingeschränkt (Becker et al. 2018). 1.1. Anatomie der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen Der gesamte sinunasale Bereich umfasst die Nasenhaupthöhle, die Siebbeinzellen (Sinus ethmoidalis), die Kieferhöhle (Sinus maxillaris), die Stirnhöhle (Sinus frontalis) und die Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis). In der Mitte der Nasenhaupthöhle befindet sich das Nasenseptum. Dieses teilt sowohl die Nasenhaupthöhle als auch den gesamten Sinunasaltrakt in einen annähernd symmetrisch aufgebauten linken und rechten Bereich. Der knöcherne Anteil des sinunasalen Bereichs wird aus dem Oberkieferknochen, dem Siebbeinknochen, dem Os nasale, dem Stirnbeinknochen, dem knöchernen Anteil des harten Gaumens, dem Keilbeinknochen und dem Os lacrimale gebildet. An der lateralen Wand der Nasenhaupthöhle befinden sich die Nasenmuscheln (Conchae nasales). Auf jeder Seite finden sich eine obere, eine mittlere und eine untere Muschel. Dabei werden die mittlere und obere Muschel vom Siebbeinknochen gebildet, während die untere Muschel einen eigenen Knochen, die Concha nasalis inferior, formiert. Unter jeder Concha mündet ein Nasengang in die Nasenhöhle. Dabei drainieren die Kieferhöhle, die Stirnhöhle und die vorderen Siebbeinzellen in den mittleren Nasengang, während die hinteren Siebbeinzellen und die Keilbeinhöhle über den oberen Nasengang mit der Nasenhöhle verbunden sind. In den unteren Nasengang mündet der Tränengang (Kawaguchi et al. 2017). 1
1.2. Symptome Sinunasale Karzinome weisen meist erst spät Symptome auf. Dadurch bleiben sie häufig lange unentdeckt. Die Symptome sind dabei zumeist unspezifisch und umfassen Epistaxis, Nasenobstruktion, Rhinorrhoe sowie Kopf- oder Gesichtsschmerzen. Diese Anzeichen können ebenfalls bei Sinusitiden beobachtet werden, sodass zu Beginn eine klinische Abgrenzung der Beschwerden schwierig erscheint. Bei einseitiger Nasenobstruktion oder persistierendem einseitigem Nasenbluten sollte jedoch an eine tumoröse Raumforderung im Bereich der Nasenhaupt- bzw. Nebenhöhlen gedacht werden (Kawaguchi et al. 2017). Werden naheliegende Strukturen infiltriert, können charakteristische Symptome beobachtet werden, die in Verbindung mit der Lokalisation stehen. Diese reichen von kranialer Neuropathie, über Exophthalmus, Diplopie, Riechstörung, Augenmotilitätsstörungen und visuellen Störungen, bis hin zu respiratorischen Problemen (Kawaguchi et al. 2017). 1.3. Risikofaktoren In der Literatur werden diverse Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Malignomen der Nasenhaupt- oder Nebenhöhle erhöhen, beschrieben. Für das Plattenepithelkarzinom wurden Tabakrauch und die Exposition gegenüber Chlorphenol als Risikofaktoren benannt (Zhu et al. 2002; Arens 2016). Des Weiteren gibt es Anzeichen dafür, dass eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus das Risiko für die Entwicklung von Plattenepithelkarzinomen erhöht. Dabei scheint die Nasenhaupthöhle häufiger betroffen als die Nasennebenhöhlen (Kılıç et al. 2017). Generell wird ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von sinunasalen Tumoren bei Exposition gegenüber Nickel, Chrom, Isopropylalkohol und Senfgas beobachtet. Zudem kann bei Arbeitern der Metall-, Leder-, und Textilindustrie ein erhöhtes Auftreten von Malignomen des Sinunasaltrakts verzeichnet werden (Comba und Belli 1992; Arens 2016). Die Exposition gegenüber Hartholzstaub wie Buche, Eiche oder Ebenholz stellt den Hauptrisikofaktor für die Entwicklung eines Adenokarzinoms dar. Personen, die beruflich diesen Stäuben ausgesetzt sind, weisen dabei ein erhöhtes Risiko auf, einen Tumor dieses histologischen Subtyps zu entwickeln. Aufgrund dessen werden Adenokarzinome bei 2
Beschäftigten der Holzindustrie in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt (Wilhelmsson und Lundh 1984; van den Oever 1996; Bhayani et al. 2014; Holt 1994; Arens 2016). 1.4. Lokalisation Die meisten sinunasalen Tumore werden erst spät symptomatisch und bleiben somit lange unentdeckt. Aus diesem Grund befinden sie sich zum Diagnosezeitpunkt häufig schon in fortgeschrittenem Tumorstadium (Youlden et al. 2013; Llorente et al. 2009; Sjöstedt et al. 2018). Khademi et al. beschrieben dies mit 74,7 % aller Fälle, bei denen die Karzinome im Tumorstadium III oder IV diagnostiziert wurden (Khademi et al. 2009). Aufgrund des zum Diagnosezeitpunkt häufig schon ausgebreiteten Tumors ist es nicht immer möglich, die Lokalisation der Erstmanifestation festzustellen. Allgemein kann in die Tumore der Nasenhaupthöhle, der Kieferhöhle, der Siebbeinzellen, sowie der Stirnhöhle und der Keilbeinhöhle eingeteilt werden. Zumeist wird die Nasenhaupthöhle als Ort des Tumorursprungs beschrieben, gefolgt vom Sinus maxillaris und den Siebbeinzellen (Franchi et al. 2011; Sjöstedt et al. 2018; Dutta et al. 2015; Kuijpens et al. 2012). In der Publikation von Khademi et al. wird jedoch die Kieferhöhle als häufigste Primärlokalisation genannt (Khademi et al. 2009). Bei der übrigen Verteilung sind jedoch kaum Unterschiede in der Literatur zu finden. So werden Tumore der Stirn- oder Keilbeinhöhle nur selten diagnostiziert (Khademi et al. 2009; Dutta et al. 2015). 1.4.1. Nasenhaupthöhle/Cavitas nasi Die Nasenhaupthöhle gilt als der häufigste Tumorursprungsort, mit einem Anteil von 45,7 - 71 % an allen sinunasalen Karzinomen (Dutta et al. 2015; Franchi et al. 2011; Sjöstedt et al. 2018). Der häufigste histologische Typ, der in der Nasenhaupthöhle diagnostiziert wird, ist das Plattenepithelkarzinom, gefolgt von neuroepithelialen Tumoren und Melanomen. Bei Malignomen der Nasenhaupthöhle treten Symptome frühzeitig auf. Aus diesem Grund können die meisten Malignome der Cavitas nasi bereits im Tumorstadium T1 diagnostiziert werden. Aufgrund des frühen Diagnosezeitpunkts weisen die Karzinome der Nasenhaupthöhle die besten Überlebensraten auf. Dabei kann ein 5-Jahres-Überleben von 67,1 % erreicht werden (Dutta et al. 2015; Sjöstedt et al. 2018). 3
1.4.2. Sinus maxillaris In den meisten Studien wird die Kieferhöhle als der zweithäufigste Ort des Tumorursprungs angegeben. Dabei nimmt sie einen Anteil von 17 - 30 % an allen sinunasalen Karzinomen ein (Dutta et al. 2015; Franchi et al. 2011; Sjöstedt et al. 2018). Das Plattenepithelkarzinom stellt dabei den am häufigsten diagnostizierten histologischen Typ dar. Tumore der Kieferhöhle werden zumeist erst in späten Stadien erkannt, sodass die 5-Jahres- Überlebensrate hierbei nur 42,2 % beträgt (Dutta et al. 2015). 1.4.3. Sinus ethmoidalis Die Siebbeinzellen können in 11,2 - 13 % der Fälle als Tumorursprung diagnostiziert werden. Sie sind somit die dritthäufigste Primärlokalisation (Franchi et al. 2011; Kuijpens et al. 2012). Bei Befall des Sinus ethmoidalis wird ebenfalls das Plattenepithelkarzinom als häufigster histologischer Typ genannt. Ähnlich des Sinus maxillaris, wird ein Tumor im Bereich der Siebbeinzellen erst spät erkannt, sodass sich 58,1 % der Patienten zum Diagnosezeitpunkt bereits im Stadium T4 befinden (Dutta et al. 2015). 1.4.4. Sinus frontalis Die Stirnhöhle ist selten als Tumorursprungsort bei Malignomen der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen detektierbar. Entsprechend sind die Fallzahlen zur genauen Analyse sehr gering. Jedoch kann festgestellt werden, dass auch hier das Plattenepithelkarzinom am häufigsten auftritt. Bezüglich der Überlebenszeit hat die Stirnhöhle die schlechteste Prognose. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 41,5 % bzw. bei Diagnose eines Plattenepithelkarzinoms krankheitsspezifisch bei 44,2 %, im Falle eines Adenokarzinoms bei nur 15,4 % (Dutta et al. 2015; Bhojwani et al. 2016). 1.4.5. Sinus sphenoidalis Die Keilbeinhöhle ist der seltenste Primärmanifestationsort von sinunasalen Karzinomen. Die häufigste Entität stellt auch hier das Plattenepithelkarzinom dar. Die 5-Jahres- Überlebenszeit ist mit 48,1 % bzw. 48,4 % vergleichbar mit den anderen Lokalisationen (Ghosh et al. 2016; Dutta et al. 2015). Tumore der Keilbeinhöhle weisen erst spät Symptome auf und treten dann meist durch Kopfschmerzen, Sehstörungen oder kraniale Neuropathien in Erscheinung (Vedrine et al. 2009). 4
1.5. TNM-Klassifikation Die Einteilung der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlenkarzinome erfolgt nach der TNM- Klassifikation. Hierbei beschreibt T die Tumorgröße, N den Lymphknotenbefall und dessen Größe, sowie M das Vorliegen von Metastasen. Zudem wird nach Wittekind und Meyer zwischen verschiedenen Lokalisationen des Primärtumors unterschieden. Es gibt eine gemeinsame Einteilung des Tumorstadiums für Karzinome der Siebeinzellen, Nasenhaupthöhle und Nasennebenhöhlen, sowie eine separate Klassifikation für Tumore der Kieferhöhle (Arens 2016; Wittekind und Meyer 2013). Abhängig von der Tumorgröße kommen verschiedene Behandlungsoptionen zum Einsatz. So werden kleinere Tumore eher endoskopisch entfernt, wobei bei größeren oder gut vaskularisierten Tumore eher eine offene, transfaziale Tumorentfernung durchgeführt wird (Lund et al. 2016). Ist eine Tumorresektion erfolgt, kann das entfernte Karzinom in verschiedene Resektionsstadien eingeteilt werden. Hierzu erfolgt eine histologische Analyse des entfernten Gewebes. Dabei wird untersucht, ob der gesamte Tumor entfernt wurde, oder noch tumoröses Restgewebe im Körper vorhanden ist. Folgende Tabellen erläutern die TNM-Klassifikation und die Einteilung der verschiedenen Resektionsstadien detaillierter: 5
Tabelle 1: T-Einteilung nach Wittekind und Meyer 2010 (Wittekind und Meyer 2013). Klassifikation der Tumorgröße nach verschiedenen Lokalisationen. T-Einteilung: Einteilung nach Tumorgröße; T-Klassifikation: Klassifikation der Tumorgröße Lokalisation Siebbeinzelle, Nasenhaupthöhle, Kieferhöhle Nasennebenhöhle TX Primärtumor kann nicht beurteilt Primärtumor kann nicht werden beurteilt werden T0 kein Anhalt für Primärtumor kein Anhalt für Primärtumor Tis Carcinoma in situ Carcinoma in situ T1 Tumor auf die antrale Schleimhaut Tumor auf einen Unterbezirk der begrenzt ohne Arrosion oder Nasenhöhle beschränkt, mit oder Destruktion des Knochens ohne Arrosion des Knochens T2 Tumor mit Arrosion oder Destruktion Tumor in 2 Unterbezirken eines des Knochens (ausgenommen die Bezirks oder Ausbreitung auf einen posteriore Wand) einschließlich Nachbarbezirk innerhalb des Ausdehnung auf den harten Gaumen Nasenhöhlen-Siebbeinzellen-Areals, und/oder mittleren Nasengang mit oder ohne Arrosion des Knochens T3 Tumor infiltriert eine oder mehrere Tumor breitet sich in die mediale der folgenden Strukturen: Knochen Orbita oder den Orbitaboden oder in der dorsalen Wand der Kieferhöhle, die Kieferhöhle, harten Gaumen oder T-Klassifikation Subkutangewebe, Boden oder die Lamina cribrosa aus mediale Wand der Orbita, Fossa pterygoidea, Sinus ethmoidalis T4a Tumor infiltriert eine oder mehrere Tumor infiltriert eine oder mehrere der folgenden Strukturen: Inhalt der der folgenden Strukturen: vordere vorderen Orbita, Wangenhaut, Orbita, Haut von Nase, Wange, Processus pterygoideus, Fossa minimale Ausbreitung in vordere infratemporalis, Lamina cribrosa, Schädelgrube, Processus Keilbeinhöhle, Stirnhöhle pterygoideus, Keilbein oder Stirnhöhle T4b Tumor infiltriert eine oder mehrere Tumor infiltriert eine oder mehrere der folgenden Strukturen: der folgenden Strukturen: Orbitaspitze, Dura, Gehirn, mittlere Orbitaspitze, Dura, Gehirn, mittlere Schädelgrube, Hirnnerven Schädelgrube, Hirnnerven ausgenommen den maxillären Ast des ausgenommen den maxillären Ast des N. trigeminus (V2), Nasopharynx, N. trigeminus (V2), Nasopharynx, Clivus Clivus 6
Tabelle 2: N-Einteilung nach Wittekind und Meyer 2010 (Wittekind und Meyer 2013). Klassifikation des Lymphknotenbefalls. N-Einteilung: Einteilung nach Nodalstatus; N-Klassifikation: Klassifikation des Nodalstatus; cm: Zentimeter Regionäre Lymphknoten NX regionäre Lymphknoten nicht zu beurteilen N0 keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Metastase in solitärem ipsilateralem Lymphknoten ≤3 cm Ausdehnung N2a Metastasen in solitärem ipsilateralem Lymphknoten >3 cm aber
von Adenokarzinomen mit 15,2 bzw. 16 %, adenoidzystischen Karzinomen mit 9 % sowie Ästhesioneuroblastomen und Sarkomen mit jeweils 8,5 % Anteil an allen Tumorentitäten. Zu den weniger häufigen histologischen Typen zählen undifferenzierte Karzinome und maligne Melanome mit jeweils 6 % Anteil an den sinunasalen Karzinomen. In anderen Studien weisen die Melanome allerdings einen Anteil von bis zu 7,7 % auf und repräsentieren dabei die dritthäufigste Tumorentität (Khademi et al. 2009; Dutta et al. 2015; Kuijpens et al. 2012). Darüber hinaus kann ein Unterschied des Outcomes der verschiedenen histologischen Subtypen beobachtet werden. So sind Plattenepithelkarzinome, undifferenzierte Karzinome und maligne Melanome mit einer höheren Morbidität und einem schlechteren Outcome der Patienten verknüpft. Adenokarzinome und adenoidzystische Karzinome stehen hingegen eher in positivem Zusammenhang mit der Überlebensrate und den Erkrankungserscheinungen (Khademi et al. 2009). 1.6.1. Plattenepithelkarzinom Plattenepithelkarzinome sind der am häufigsten diagnostizierte histologische Typ bei sinunasalen Karzinomen (Franchi et al. 2011). Ihre Inzidenz beträgt 0,32/100.000 Patienten (Sanghvi et al. 2014). Gleichzeitig stellen sie eine der aggressiveren Formen dar und werden meist erst in einem späten Stadium erkannt (Khademi et al. 2009; Paré et al. 2017). Am häufigsten sind Plattenepithelkarzinome in der Nasenhaupthöhle zu finden, während sie am zweithäufigsten im Sinus maxillaris diagnostiziert werden (Kuijpens et al. 2012). Männer sind dabei öfters betroffen als Frauen. Es ist darauf hinzuweisen, dass die meisten Patienten zum Diagnosezeitpunkt älter als 55 Jahre sind (Sanghvi et al. 2014). Eine alleinige chirurgische Resektion als Behandlungsmethode erzielt bislang die besten Ergebnisse. Bei lokal fortgeschrittenen Tumoren beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate zwischen 40,17 % und 47,80 %, während sie bei umschriebenen Befunden mit 78,47 % bis 85,71 % angegeben wird (Sanghvi et al. 2014). 1.6.2. Adenokarzinom Adenokarzinome stehen nach den Plattenepithelkarzinomen an zweiter Stelle der häufigsten Entitäten bei Malignomen der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen (Khademi et al. 2009; Franchi et al. 2011). Im Gegensatz zu den Plattenepithelkarzinomen sind die meisten Adenokarzinome in den Siebbeinzellen zu finden (Kuijpens et al. 2012; Bhayani et al. 2014). 8
Männer sind auch hier häufiger betroffen als Frauen (Kılıç et al. 2018). Die meisten Patienten mit einem Adenokarzinom werden operiert. Darauf folgt häufig eine adjuvante Radiotherapie. Adenokarzinome werden oftmals durch nasale Obstruktion oder Epistaxis klinisch symptomatisch. In den meisten Fällen treten diese Symptome einseitig auf (Michel et al. 2017). Des Weiteren können sie mehrfach in einem frühen Tumorstadium diagnostiziert werden, sodass sie zu den prognostisch günstigen Subtypen gezählt werden. Dabei wird ein 5-Jahres overall-survival von 63,8 % - 72,2 % angeführt (Michel et al. 2017; Bhayani et al. 2014; Kılıç et al. 2018). Die Überlebensrate wird vom histologischen Grading und dem Tumorstadium signifikant beeinflusst (Bhayani et al. 2014; Orvidas et al. 2005). 1.6.3. Ästhesioneuroblastom Das Ästhesioneuroblastom geht vom Neuroektoderm, bzw. dem olfaktorischen Epithel aus und zählt damit nicht zu den epithelialen Tumoren, sondern zu den neuroendokrinen Tumoren (Shah und Perez-Ordóñez 2016; Rimmer et al. 2014). Behandelt wird es oftmals durch eine operative Tumorentfernung mit adjuvanter Radiatio. Dabei weist eine endoskopische Tumorresektion ein besseres Outcome auf, als ein offen-operatives Vorgehen (Fiani et al. 2019). Ästhesioneuroblastome gelten als prognostisch günstig. Sie weisen dabei ein 5-Jahres overall-survival von 92,9 % auf (Gallia et al. 2018). 1.6.4. Adenoidzystisches Karzinom Adenoidzystische Karzinome gehen von den Speicheldrüsen aus und bestechen durch langsames Wachstum, eine perineurale Invasion und einen langen klinischen Verlauf. Am häufigsten werden sie im Sinus maxillaris diagnostiziert. Das beste Outcome kann durch eine Therapie, bestehend aus einer Operation und adjuvanter Radiotherapie, erzielt werden. (Lupinetti et al. 2007) Bei begrenzten Tumoren weist eine endoskopische Tumorresektion ähnliche onkologische Ergebnisse wie offene Operationsverfahren auf (Volpi et al. 2019). 1.6.5. Sarkom Sinunasale Sarkome werden in alveolare Rhabdomyosarkome, embryonale Rhabdomyosarkome, unklassifizierte Sarkome und Leiomyosarkome unterteilt. Darunter wird das alveolare Rhabdomyosarkom am häufigsten diagnostiziert. Die Therapieoptionen umfassen eine Operation, eine strahlentherapeutische Behandlung und eine Chemotherapie (Szablewski et al. 2015). Ein multimodales Therapiekonzept, einschließlich 9
einer operativen Behandlung, ist hierbei mit einem besseren Outcome assoziiert. Ein fortgeschrittenes Tumorstadium hingegen gilt als negativer prognostischer Faktor (Szablewski et al. 2015; Kauke et al. 2018). Generell ist die Prognose von Sarkomen ungünstig. Das 5-Jahres overall-survival beträgt 62,3 % (Szablewski et al. 2015). 1.6.6. Malignes Melanom Nach Kuijpens et al. gehören Melanome zu den am dritthäufigsten diagnostizierten Tumoren im Bereich der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen (Kuijpens et al. 2012). Die Haupttherapiemethode umfasst eine Operation gefolgt von einer Radiotherapie (Dréno et al. 2017). Dabei erzielt eine endonasale Tumorresektion ähnliche Ergebnisse wie die offene Operationsmethode (Swegal et al. 2014). Ähnlich wie die anderen Entitäten in diesem Bereich äußern sie sich durch eine unilaterale nasale Obstruktion oder eine rezidivierende Epistaxis. Aufgrund des hohen Metastasierungspotentials weisen diese Tumore eine schlechte Prognose auf. So beträgt das 5-Jahres overall-survival 33 % (Dréno et al. 2017). Eine Besonderheit besteht darin, dass mit S100 ein Melanom-spezifischer Tumormarker bestimmt werden kann, der die Diagnose erleichtern soll. Jedoch werden nur 35,3 % der Patienten mit einem sinunasalen Melanom positiv auf diesen Marker getestet (Göde et al. 2017). 1.6.7. Undifferenziertes Karzinom Undifferenzierte Karzinome stellen eine Ausschlussdiagnose dar und zählen zu den selten diagnostizierten histologischen Typen (Bonnecaze et al. 2018). Die meisten undifferenzierten Karzinome werden im Sinus ethmoidalis oder der Nasenhaupthöhle diagnostiziert (Bonnecaze et al. 2018; Gamez et al. 2017). Es gibt Hinweise darauf, dass eine multimodale Therapie, bestehend aus einer induzierten Chemotherapie und einer Radiotherapie, ein besseres Outcome aufweist, als andere Therapiekonzepte (Bonnecaze et al. 2018). Andere Studien zeigen jedoch ein verbessertes Outcome bei einer trimodalen Therapie (Gamez et al. 2017). Der größte Teil dieser Tumore wird in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wodurch eine schlechte Prognose zu Stande kommt (Bonnecaze et al. 2018). Das 5-Jahres overall-survival beträgt 44 % (Gamez et al. 2017). 10
1.6.8. Neuroendokriner Tumor Neuroendokrine Tumore kommen in verschiedenen Regionen des Körpers vor. Die betroffene Region muss dabei weder neuroendokrine Zellen aufweisen noch embryologisch aus dem Neuroektoderm stammen. Im Sinunasaltrakt werden neuroendokrine Tumore selten diagnostiziert. Sie können in einen gut differenzierten Karzinoid-Typ, einen kleinzelligen und einen großzelligen Typ unterteilt werden. Je nach Subtyp und Tumorstadium stehen verschiedene Therapiemethoden zur Auswahl (Shah und Perez-Ordóñez 2016). Als Standardtherapie wird von den meisten Zentren eine chirurgische Resektion mit adjuvanter Radiotherapie angewendet (Bell et al. 2016). Bei fortgeschrittenen Tumorstadien weist eine Behandlung inklusive einer Induktions- Chemotherapie ein verbessertes Outcome auf (Turri-Zanoni et al. 2017). Der Karzinoid-Typ weist das beste Langzeit-Überleben auf, während sowohl das kleinzellige, als auch das großzellige Karzinom eine schlechte Prognose besitzen (Shah und Perez-Ordóñez 2016). 1.7. Behandlungsmöglichkeiten Die Behandlung von Tumoren im Bereich der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhle unterscheidet sich je nach Lokalisation und Ausdehnung des Primärtumors sowie gegebenenfalls einer Infiltration von Nachbarorganen. Dabei kommen verschiedene operative Zugangswege in Frage. Diese variieren von einer rein endoskopischen Resektion, über eine gemischt endoskopisch-offene Tumorentfernung, bis zu einer Operation über offene Zugänge (Arens 2016). Des Weiteren werden manche Tumore präoperativ bestrahlt, während andere einer adjuvanten Radiatio bzw. Radiochemotherapie unterzogen werden. Zudem besteht die Möglichkeit einer rein operativen Tumorentfernung, ohne neoadjuvante oder adjuvante Bestrahlung. 1.7.1. Endonasale Tumorresektion Immer mehr Malignome der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen werden endonasal endoskopisch entfernt (Arens 2016). Hierbei wird mittels eines Endoskops, das in die Nasenhöhle eingeführt wird, der Tumor aufgesucht, präpariert und reseziert. Dafür kommen Endoskope mit verschiedenen Durchmessern und Winkeloptiken zum Einsatz. Die verwendeten chirurgischen Instrumente hängen von der Lokalisation und der Ausdehnung des Primärtumors ab. Zur OP-Planung, wegen der Nähe des Operationsgebiets zu 11
lebenswichtigen Strukturen, wie bspw. der Arteria carotis interna, und zum Ausschluss einer Dura- oder Orbitainfiltration werden präoperativ ein Computertomogramm und/oder eine kranielle Magnetresonanztomografie in 2 bzw. 3 Ebenen angefertigt. Die Operation sollte dann von zwei Chirurgen vorgenommen werden, sodass in 3- bzw. 4-Hand- Technik gearbeitet werden kann (Arens 2016; Lund et al. 2016). Häufig werden diese Operationen durch interdisziplinäre Zentren durchgeführt. Dabei arbeiten und operieren Kopf-, Halschirurgen mit Neurochirurgen und teilweise Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen zusammen. Dies ermöglicht, vor allem bei nach intrakraniell ausgedehnten Tumoren, eine breitere Indikationsstellung zur endonasalen Tumorresektion. In Kombination mit neu entwickelten Methoden zur plastischen Deckung von Schädelbasisdefekten, wie dem Hadad-Bassagasteguy-Lappen (s. Punkt 1.7.1.1.) haben diese Zentren erheblich zur häufiger werdenden Anwendung der endonasalen Tumorresektion beigetragen. 1.7.1.1. Indikation und Kontraindikationen Grundsätzlich kann bei kleiner Tumorgröße, bei der von einer sicheren Resektion des Tumors mit ausreichendem Sicherheitsabstand auszugehen ist, ein rein endonasaler Zugangsweg gewählt werden. Des Weiteren muss der Zugang zur Raumforderung ohne Manipulation wichtiger Strukturen möglich sein und der Tumor sich intraoperativ gut darstellen lassen. Durch die Operationsmethode darf zudem die postoperative Rekonstruktion nicht beeinträchtigt werden (Arens 2016). Wird das Outcome dadurch nicht vermindert, muss nicht zwingend eine en-bloc-Tumorresektion erfolgen. Bei Infiltration der Schädelbasis ist dies nur selten möglich. In solchen Fällen kann auch eine schrittweise Tumorabtragung oder ein endonasales Tumordebulking erfolgen (s. Punkt 1.7.1.2.). Wird die Indikation für eine endonasale Tumorentfernung gestellt, empfiehlt es sich, diese in Zentren, in denen sowohl die endoskopische, als auch die offene Methode beherrscht wird, durchführen zu lassen (Lund et al. 2016). Bei primär kurativer Intention einer rein endonasalen Tumorresektion zählen eine Beteiligung des Hirnparenchyms, des Chiasma opticums sowie eine Gefäßinvasion, z.B. der A. carotis interna als Kontraindikationen. Limitierende Faktoren, die die Indikation für ein isoliert endoskopisches Vorgehen einschränken, stellen eine orbitale Infiltration, eine Beteiligung des N. opticus oder des Sinus cavernosus, eine Ausdehnung in die Stirnhöhle oder supraorbitale Zelle und starke Vernarbungen durch Voroperationen dar. Gut 12
vaskularisierte Tumore sollten ebenfalls eher offen als endoskopisch entfernt werden (Lund et al. 2016; Arens 2016). Bei Vorliegen einer intrakraniellen Tumorinfiltration haben neu entwickelte Methoden zur plastischen Deckung von Schädelbasisdefekten erheblich zur breiteren Indikationsstellung der endonasalen Tumorresektion beigetragen. Dazu zählt vor allem der Hadad- Bassagasteguy-Lappen. Dabei handelt es sich um einen über die nasoseptale Arterie gestielten Lappen, bei dem mittels Mukoperiost und Mukoperichondrium Defekte der anterioren Schädelbasis gedeckt werden können. Dazu werden die zur Lokalisation des Lappenstiels benötigten horizontalen Inzisionen zwischen dem Keilbeinhöhlenostium und der Kante der Choane auf das Nasenseptum erweitert und von dort aus nach rostral fortgeführt. Die Ausdehnung des Lappens wird dabei von der Größe des zu deckenden Defekts bestimmt (Hadad et al. 2006; Wagenmann und Schipper 2011). Aufgrund der möglichen großen Fläche und der vergleichsweise schnellen, leichten Hebung des Lappens hat er erheblich zur Verbreiterung der Indikationsstellung der endonasalen Tumorresektion und ihrer immer häufiger werdenden Anwendung beigetragen (Wagenmann und Schipper 2011). Inzwischen werden die meisten Tumore, die noch nicht fortgeschritten sind, mittels endonasaler Operationstechnik behandelt. In einer Studie von Bayer aus dem Jahr 2005 war dies bei 73 % der Tumore im Stadium T1 oder T2 der Fall. In den Stadien T3 und T4 wurden hingegen nur 32 % der Patienten endonasal operiert. Die mediane Überlebenszeit betrug hierbei 24,10 Monate, bzw. die 2-Jahres-Überlebensrate 52,29 % (Bayer 2005). Aufgrund der oben beschriebenen Entwicklungen können inzwischen auch immer mehr Tumore der Stadien T3 und T4 endonasal operiert werden. 1.7.1.2. Endonasales Tumordebulking Wie oben bereits beschrieben, ist eine en-bloc-Tumorresektion nicht zwingend erforderlich und teilweise auch nicht möglich. In diesen Fällen kann ein endonasales Tumordebulking erfolgen. Dabei wird nicht der Tumor im Ganzen, sondern nur ein Teil entfernt. Um trotzdem eine Remission zu erreichen, wird häufig eine Radiochemotherapie angeschlossen. Bei der Anwendung in palliativen Situationen steht jedoch weniger eine Remission im Vordergrund, sondern vielmehr eine Verbesserung der Lebensqualität, die durch die Entfernung eines Teils des Tumors erreicht werden kann (Lund et al. 2016). 13
1.7.1.3. Endonasale Salvage-Tumorresektion Die endonasale-Salvage-Tumorresektion wird bei einem Versagen der Primärtherapie angewandt. So wird nach erfolgloser Standardtherapie eine endonasale Tumorresektion durchgeführt. Dadurch kann eine Remission, oder zumindest eine Verbesserung der Lebensqualität des Patienten, erreicht werden. 1.7.2. Tumorresektion über „offene“ Zugänge Bei ausgedehntem Tumorbefall ist eine rein endonasale Tumorresektion in einigen Fällen nicht mehr möglich. In diesen Fällen ist eine offene Operation indiziert. Je nach Ausdehnung und Lokalisation kommen dabei verschiedene Operationsmethoden zum Einsatz. Ziel ist es, den Tumor vollständig zu resezieren. Dies hat eine unterschiedliche Radikalität der Operationen zufolge. 1.7.2.1. Midfacial Degloving Beim Midfacial Degloving wird der Zugang zum Tumor mit transoralen und intranasalen Schnitten erreicht (Rettinger 2017d). Um intraoperativ eine bessere Darstellung des Gewebes zu erhalten, kann supportiv eine endonasale Navigation erfolgen. Aufgrund der Operationstechnik entstehen keine äußerlich sichtbaren Narben. Dies beeinflusst den postoperativen Heilungsverlauf positiv (Arens 2016). Tumore der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen stellen die wichtigste Indikation zur Anwendung dieser Methode dar. Zudem kommt sie bei Infiltration der Schädelbasis zum Einsatz. Dabei muss jedoch die eingeschränkte Erreichbarkeit des Übergangs der Stirnhöhle zur Schädelbasis beachtet werden (Rettinger 2017d). Die Tumorgröße nimmt keinen Einfluss auf die Indikationsstellung. So werden 7 % der Tumore im Stadium T1 bzw. T2 und 9 % der Tumore, die sich im Stadium T3 oder T4 befinden, mit dieser Methode operiert. Das mediane Überleben betrug dabei 20,39 Monate (Bayer 2005). Durch die breitere Indikationsstellung der endonasalen Tumorresektion und deren häufiger werdende Anwendung wird das Midfacial Degloving heutzutage nur noch selten durchgeführt. 1.7.2.2. Laterale Rhinotomie Bei der lateralen Rhinotomie erhält man über einen paranasalen Schnitt Zugang zum Mittelgesicht. Die Schnittführung reicht dabei vom Philtrum über den medialen Augenwinkel, bis paranasal unter die Augenbrauen. Wenn nötig kann das Operationsgebiet erweitert werden, wodurch Eingriffe an den Nasennebenhöhlen, der Schädelbasis sowie 14
eine Maxillektomie oder Exenteratio Orbitae durchgeführt werden können (Arens 2016; Rettinger 2017c). Indiziert ist diese Operationsmethode bei Tumoren des Mittelgesichts, die nicht durch weniger invasive Methoden resezierbar sind (Rettinger 2017c). Dabei sind die Tumore häufig in fortgeschrittenem Zustand. Bei Bayer wurden 59 % der Tumore im Stadium T3 bzw. T4 mittels dieser Methode behandelt, während es im Stadium T1 bzw. T2 nur 20 % waren. Das mediane Überleben betrug dabei 40,20 Monate und die 2-Jahres Überlebensrate 66,67 % (Bayer 2005). Die Abbildungen 1-3 zeigen die Schnittführung, den intraoperativen Situs und den postoperativen Zustand nach Durchführung einer lateralen Rhinotomie. Abbildung 1: Schnittführung bei der lateralen Rhinotomie Blick von links auf das Operationsgebiet. Zu sehen ist ein paranasaler Schnitt vom Philtrum bis unter die mediale Augenbraue. Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde 2020 15
Abbildung 2: Operationssitus bei der lateralen Rhinotomie Blick von links auf das eröffnete Operationsgebiet. Legende: 1: Nasenseptum; 2: Os maxillare Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde 2020 Abbildung 3: Postoperativer Zustand nach Tumorresektion durch laterale Rhinotomie Blick von links auf das ehemalige Operationsgebiet. Zu sehen ist eine Narbe entlang der Schnittführung der Operation vom Philtrum bis paranasal unter die mediale Augenbraue. Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde 2020 16
1.7.2.3. (Hemi-)Maxillektomie Eine Maxillektomie oder Hemimaxillektomie beschreibt eine Oberkieferresektion- bzw. Teilresektion. Diese wird in der Regel im Zuge einer lateralen Rhinotomie durchgeführt. Hierzu wird der Schnitt so erweitert, dass die Wange komplett eingesehen werden kann. Dadurch wird ein Zugang zum Oberkiefer ermöglicht. Indiziert ist die Operation bei Ausdehnung oder Lokalisation des Primärtumors in der Kieferhöhle (Rettinger 2017a). 1.7.2.4. Exenteratio Orbitae Bei einem signifikanten Befall der Orbita ist eine Exenteratio Orbitae indiziert. Diese bezeichnet die Entfernung des knöchernen Anteils der Orbita, sowie des Weichteilgewebes inklusive des Bulbus. Dies kann im Zuge einer lateralen Rhinotomie erfolgen, jedoch auch im Rahmen einer primär transnasalen Tumorresektion erforderlich sein (Arens 2016; Rettinger 2017b). Die Indikationsstellung hängt dabei hauptsächlich von den klinischen Zeichen einer Orbitainfiltration ab. Diese umfassen einen Sehverlust, eine Augenmotilitätseinschränkung sowie eine Infiltration des Augapfels. Bei geringer Orbitainfiltration weist eine orbitasparende Operation ein ähnliches onkologisches Outcome auf, wie eine Exenteratio Orbitae (Vartanian et al. 2018). Darunter versteht man die Resektion der Periorbita und des medial gelegenen orbitalen Fettgewebes ohne Entfernung der Muskulatur. Abbildung 4: Postoperativer Zustand nach Tumorresektion durch Exenteratio Orbitae Blick von vorne auf das ehemalige Operationsgebiet. Der linke Bulbus ist entfernt worden. Zu sehen ist die entstandene Höhle und eine Narbe am lateralen Augenwinkel. Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde 2020 17
1.7.2.5. Tumorresektion über Bügelschnitt Der Bügelschnitt bezeichnet die Inzision an der Haargrenze von einem Ohr zum anderen Ohr. Diese Technik ermöglicht einen guten Zugang zu den Stirnhöhlen. Aufgrund dessen wird die Indikation zu dieser Operation hauptsächlich bei Tumore, die die Stirnhöhle betreffen oder bei chronischen Beschwerden der Stirnhöhle nach multiplen Voroperationen gestellt (Arens 2016). 1.7.2.6. Ablatio nasi bzw. Teilablatio nasi Im Zuge einer offenen Tumorresektion wird bei entsprechend ausgedehntem Befall eine Entfernung bzw. Teilentfernung der Nase (Ablatio bzw. Teilablatio nasi) durchgeführt. Um weiterhin uneingeschränkt am sozialen Leben teilhaben zu können, erhalten die Patienten anstelle der äußeren Nase in der Regel eine Epithese. 1.8. Strahlen- und Chemotherapie In der Regel werden Patienten, die aufgrund eines Malignoms der Nasenhaupt- und/oder Nebenhöhle behandelt werden, in einem interdisziplinären Tumorboard vorgestellt. Dabei wird das weitere therapeutische Vorgehen diskutiert und ein Konzept für die nachfolgende Behandlung erarbeitet. Je nach Tumorausdehnung, Histologie und Lokalisation ist diese verschieden. So wird bei manchen Patienten nur eine operative Tumorresektion vorgenommen, während andere bereits vor der Operation eine neoadjuvante Strahlentherapie erhalten, wiederum andere erhalten zusätzlich postoperativ eine adjuvante Radiotherapie oder eine kombinierte Radiochemotherapie. Für die Wahl des durchgeführten Therapieschemas wird zusätzlich zur Empfehlung des Tumorboards immer der Wille des Patienten berücksichtigt. 1.8.1. Adjuvante Radiatio Der Großteil der sinunasalen Karzinome ist strahlensensibel (Arens 2016). Aufgrund dessen ist bei vielen, hauptsächlich fortgeschrittenen Tumoren eine adjuvante Strahlentherapie indiziert. Die Nähe zum Auge, der Linse, dem N. opticus und des Chiasma opticums erschweren es jedoch, eine gleichzeitig sensible, aber nicht zu schädliche Strahlendosis zu wählen (Lund et al. 2016). 18
1.8.2. Primäre Radiatio In manchen Fällen wird präoperativ bereits eine Bestrahlung des Tumors durchgeführt. Dies ist in der Regel nur bei sehr fortgeschrittenen Karzinomen indiziert. Dabei soll durch die Bestrahlung eine Verkleinerung des Tumorgewebes erreicht werden, wodurch die Tumorresektion weniger umfangreich gestaltet werden kann. Dadurch wird die Schädigung durch die Operation verringert (Lund et al. 2016). 1.8.3. Radiochemotherapie Bei manchen Tumoren wird zusätzlich zur postoperativen Bestrahlung noch eine Chemotherapie durchgeführt. Dies ist vor allem bei undifferenzierten Karzinomen, neuroendokrinen Tumoren und bei bestimmten Formen von Ästhesioneuroblastomen der Fall. Des Weiteren wird sie zum Teil in Palliativsituationen eingesetzt oder kann in anderen Fällen auch als Verstärker für die Radiotherapie dienen (Arens 2016; Lund et al. 2016). 1.9. Outcome Der Hauptgrund für ein Therapieversagen und die hohe Mortalität stellt ein Lokalrezidiv dar. Die 5-Jahres-Lokalkontrollrate betrug in der Literaturzusammenfassung von 3.100 Patienten 56 %, während das 5-Jahres overall-survival 45,5 % bei 6.184 untersuchten Patienten ergab (Khademi et al. 2009). Einen negativen prognostischen Einfluss sowohl auf das krankheitsfreie, wie auch das overall-survival haben ein fortgeschrittenes Tumorstadium und eine intrakranielle Tumorausbreitung (Alvarez et al. 1995; Khademi et al. 2009; Becker et al. 2018). Moderne Metaanalysen zeigen, dass zudem eine aggressive Tumorentität, eine nicht-operative Therapie und eine orbitale Tumorausdehnung ebenfalls einen negativen Einfluss auf das Outcome der Patienten haben (Khademi et al. 2009). Zudem ist eine operative Therapie mit adjuvanter Radiotherapie, im Gegensatz zu einer alleinigen Radiotherapie mit einem besseren Outcome assoziiert (Khademi et al. 2009). Studien bezüglich der Lebensqualität nach einer operativen Behandlung eines Tumors des Sinunasaltrakts zeigen, dass bei endoskopischer Tumorresektion ein hoher Malignitätsgrad, eine postoperative Radiochemotherapie und ein Tumorstadium T3/T4 einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität nehmen (Deckard et al. 2015). Ransom et al. verglichen prä- und postoperativ die Lebensqualität von Patienten, die eine endonasale Tumorresektion erhielten. Dabei wurde festgestellt, dass bei 10 von 11 Patienten keine 19
Verschlechterung bzw. sogar eine Verbesserung der Lebensqualität durch die Operation erreicht werden konnte (Ransom et al. 2012). Nicolai et al. konnten einen Unterschied im Outcome zwischen einer offenen Operation und einer endonasalen Tumorresektion feststellen. So betrug das krankheitsfreie 5-Jahres- Überleben in ihrer Studie nach einer offenen Tumoroperation 59 %, verglichen mit 91 % bei Patienten, die endonasal operiert wurden (Nicolai et al. 2008). Bei Hanna et al. konnte jedoch diesbezüglich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Methoden festgestellt werden (Hanna et al. 2009). 1.10. Zielsetzung und Fragestellung In der vorliegenden Arbeit wurden die Häufigkeiten der Tumorentitäten und der Primärlokalisationen von Malignomen der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen von Patienten untersucht, die im Zeitraum von 2006 bis 2016 an der HNO-Universitätsklinik Ulm wegen einer malignen Erkrankung der Nasenhaupthöhle oder -Nebenhöhle operiert wurden. Die Ergebnisse wurden nach Tumorstadien, Lokalisation und Tumorentität stratifiziert und analysiert. Das Hauptaugenmerk dieser Studie liegt auf der Ermittlung des onkologischen Outcomes sinunasaler Karzinome. Dafür wurden zum einen die unterschiedlichen T-Stadien analysiert und zum anderen die Operationsmethoden miteinander verglichen. Hierbei wurde ermittelt, inwieweit die Wahl der Operationsmethode Einfluss auf die Rezidivhäufigkeit und die Überlebenszeiten der Patienten hat. Ein weiterer zentraler Aspekt dieser Arbeit stellt der Vergleich der Operationsmethoden bezogen auf die Lebensqualität der Patienten dar. Dabei wurde der Zusammenhang zwischen der angewandten Operationsmethode und objektiv erfassbaren Beeinträchtigungen der Probanden, sowie der subjektiven Einschätzung ihrer Lebensqualität mittels standardisierter Fragebögen, untersucht. Im Zuge der Studie sollen somit die Nullhypothese, dass kein Unterschied bezüglich Lebensqualität und Überlebenszeit zwischen den Operationsmethoden besteht und die Alternativhypothese, wonach ein Vorteil der endonasalen Zugänge gegenüber den offenen vorhanden ist, untersucht werden. 20
2. Material und Methoden Bei der hier vorliegenden Studie handelt es sich einerseits um eine retrospektive und andererseits um eine prospektive Kohortenstudie. Die retrospektive Erfassung der Beeinträchtigungen nach einer Operation aufgrund eines Nasenhaupt- bzw. Nebenhöhlentumors, die Daten bezüglich der letzten Follow-Up-Untersuchung und des Alters, sowie die Operationsmethoden und ggf. eine Therapie mit adjuvanter bzw. neoadjuvanter Radio(chemo)therapie wurden mithilfe der elektronischen Patientenakte (ePA) der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Ulm erstellt. Die Daten des Zeitpunkts der Tumordiagnose und der Rezidivdiagnose, der Tumorentität und deren Lokalisation, sowie der TNM-Klassifikation wurden mithilfe des elektronischen Patientenarchivs (SAP) erfasst. Im prospektiven Teil der Studie wurden die Teilnehmer mithilfe der gängigen Fragebögen SNOT und NOSE zu ihrer Lebensqualität befragt. Die Erfassung von objektiven Werten zur Beurteilung der Nasenfunktion erfolgte mittels Rhinomanometrie, akustischer Rhinometrie und eines Riechtests. Die Studie wurde von der Ethikkommission der Universität Ulm am 24.05.2017 genehmigt (Nummer 54/17). 2.1. Patientenkollektiv Mithilfe des elektronischen Patientenarchivs (SAP) des Universitätsklinikums Ulms wurden sämtliche Patienten für den retrospektiven Teil der Studie rekrutiert, die zwischen 2006 und 2016 aufgrund eines Malignoms der Nasenhaupt- bzw. -Nebenhöhle in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde operativ behandelt wurden. Bei den analysierten Tumorentitäten handelte es sich um Plattenepithelkarzinome, Adenokarzinome, Ästhesioneuroblastome, Melanome, neuroendokrine Tumore, Sarkome, adenoidzystische Tumore sowie undifferenzierte Karzinome. Die Studienpopulation umfasste 77 Probanden. Aus dieser Patientengruppe wurden ebenfalls die Probanden für den prospektiven Teil der Studie rekrutiert. Dafür wurden die potenziellen Teilnehmer unter der, in der elektronischen Patientenakte (ePA) hinterlegten Telefonnummer, über die Studie informiert und bezüglich einer Teilnahme befragt. Im Falle einer Einwilligung erhielten die Patienten einen Untersuchungstermin in der Ambulanz der Klinik für Hals-, Nasen- und 21
Ohrenheilkunde. Zum Teil konnten die Probanden auch im Zuge ihrer regelmäßigen Tumornachsorgeuntersuchung befragt und untersucht werden. Dabei erhielten sie eine Probandeninformation über den Studienaufbau und den Zweck der Studie. Zudem bekamen sie eine Einwilligungserklärung zur Veröffentlichung der anonymisierten Daten und zum Datenschutz sowie die oben bereits genannten Fragebögen ausgehändigt. Die Fragebögen sowie die Einwilligungserklärung erhielt der Untersucher nach der Untersuchung unterschrieben zurück. Waren die Patienten nicht unter der hinterlegten Telefonnummer erreichbar, wurde der in der ePA hinterlegte Hausarzt telefonisch über den aktuellen Status des Patienten befragt. Hierbei wurden Informationen zu einem möglichen Todeszeitpunkt und der Todesursache gewonnen. Des Weiteren wurden diese Daten ebenfalls in Telefonaten mit den Angehörigen, die unter der in der ePA angegebenen Telefonnummer zu erreichen waren, eruiert. Die Studienpopulation des prospektiven Teils der Studie umfasste 18 Probanden. Der Einschluss des ersten Studienteilnehmers erfolgte am 12.12.2017, der des letzten Probanden am 05.09.2018. Alle Untersuchungen im Rahmen der Studie fanden in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Ulm, Frauensteige 12 in 89075 Ulm statt. Es wurde vorausgesetzt, dass der Gesundheitszustand der Probanden eine komplikationslose Untersuchung in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde zuließ. Zudem durften die Patienten nicht über schwere geistige Einschränkungen verfügen, da somit keine adäquate Beantwortung der Fragebögen gewährleistet gewesen wäre. Aus der Studie ausgeschlossen wurden die Personen, deren Tumorerstdiagnose vor dem 01.01.2006 lag, die aber in Folge eines Rezidivs zwischen 2006 und 2016 behandelt wurden. 2.2. Lokalisation Malignome der Nasenhaupt- und Nebenhöhle können an verschiedenen Orten auftreten. In dieser Studie wurden die Tumore auch anhand ihrer Lokalisation analysiert. Dabei wurde zwischen Tumorherden, die vom Nasenvorhof, der Nasenhaupthöhle, der Siebbeinzellen, der Kieferhöhle, der Keilbeinhöhle und der Stirnhöhle ausgingen, unterschieden (Genauere Beschreibungen der Lokalisationen s. Punkt 1.4.). Hierbei sei darauf hingewiesen, dass manche Tumore an verschiedenen Lokalisationen gleichzeitig nachgewiesen werden können. Patienten, bei denen dies der Fall war, wurden als separate Gruppe gewertet. Zu den verschiedenen Lokalisationen wurde die Häufigkeit ihres Auftretens untersucht. Im 22
Zuge der Auswertung der verschiedenen Tumorentitäten und Operationsmethoden fand eine Analyse der damit zusammenhängenden Primärlokalisationen statt. 2.3. Tumorstadium Tumore der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen können in verschiedene Stadien eingeteilt werden. Die Einteilung erfolgt hierbei nach der TNM-Klassifikation und unterscheidet sich je nach Primärlokalisation des Malignoms (mehr zur Einteilung in die verschiedenen Tumorstadien s. Punkt 1.5.). Im Zuge dieser Studie wurden die vorkommenden Tumorstadien nach ihrer Häufigkeit und des histologischen Typs untersucht. Zudem wurde ausgewertet, inwiefern ein Unterschied in der operativen Therapie der unterschiedlichen Tumorstadien vorlag. Des Weiteren wurde eine Überlebenszeitanalyse bezüglich des overall-survivals und des disease-free-survivals der einzelnen Tumorstadien vorgenommen. 2.4. Tumorentitäten Das Patientenkollektiv wurde im Rahmen dieser Studie hinsichtlich verschiedener Tumorentitäten miteinander verglichen. Dabei wurde zwischen Patienten mit Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom, Ästhesioneuroblastom, Melanom, neuroendokrinem Tumor, Sarkom, adenoidzystischem Tumor und undifferenziertem Karzinom unterschieden (Genauere Beschreibungen der Tumorentitäten s. Punkt 1.6.). Die genannten Tumore wurden nach ihrer Häufigkeit, dem Durchschnittsalter bei Diagnosezeitpunkt, der Geschlechtsverteilung, der Primärlokalisation, dem Tumorstadium und der Operationsmethode analysiert. 2.5. Behandlungsmöglichkeiten Malignome der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen können auf verschiedene Weise operiert werden (s. Punkt 1.7.). Im Allgemeinen kann zwischen einer offenen und endoskopischen Operationsmethode unterschieden werden. Für diese Studie wurden die endoskopisch operierten mit den „offen“ operierten Patienten bezüglich des Outcomes und der Lebensqualität verglichen. Dazu wurden zum einen die Überlebenszeiten berechnet, zum anderen die Daten der Tumornachsorgeuntersuchungen auf verschiedene Beeinträchtigungen hin untersucht. Des Weiteren wurde allgemein die Häufigkeit und das durchschnittliche Alter bei Operation der beiden Methoden analysiert. Zudem fand eine 23
Auswertung bezüglich der Tumorentität, der Lokalisation, der Tumorstadien und der Rezidivhäufigkeit statt. Patienten, die nur eine Radiatio erhielten und nicht operativ therapiert wurden, wurden aus der Studie ausgeschlossen. 2.5.1. Endonasale Tumorresektion Die Gruppe der endoskopisch operierten Patienten setzte sich aus denjenigen zusammen, die eine endonasale Tumorresektion, ein endonasales Tumordebulking oder eine endonasale Salvage-Tumorresektion erhielten. Bei der Differenzierung der verschiedenen Operationen wurden diese Therapien jeweils als eigene Operationsmethode gewertet. 2.5.2. Offene Tumorresektion Es gibt verschiedene offene Operationsverfahren, die bei Malignomen der Nasenhaupt- und Nebenhöhlen angewandt werden (s. Punkt 1.7.). Beim Vergleich der endoskopischen mit der offenen Operationsmethode wurden das Midfacial Degloving, die laterale Rhinotomie, die (Hemi-) Maxillektomie, die Exenteratio Orbitae, die Tumorresektion über Bügelschnitt und die Ablatio bzw. Teilablatio Nasi den offenen Operationsverfahren zugeordnet. Sollte dabei mittels einer endoskopisch-assistierten, offenen Variante operiert worden sein, so wurde dies als offene Operation gewertet. 2.5.3. Strahlentherapie und Chemotherapie Im Rahmen dieser Studie fand zudem eine Auswertung bezüglich der adjuvanten Radiatio und einer postoperativen Radiochemotherapie statt. So wurde jeweils die Häufigkeit ihrer Anwendung analysiert. Darüber hinaus wurde ausgewertet, bei welchen Entitäten, Tumor- und Resektionsstadien sie vermehrt eingesetzt wurden. Eine Unterscheidung nach dem Zeitpunkt oder der Dauer der Behandlung wurde nicht vorgenommen. 2.6. Tumornachsorge Jeder Patient, der an der Universitätsklinik Ulm aufgrund eines Malignoms der Nasenhaupt- bzw. Nasennebenhöhle operiert wird, erhält in regelmäßigen Abständen eine Tumornachsorgeuntersuchung. Diese erfolgt nach operativer Entfernung des Tumors und ggf. einer adjuvanten Radiatio bzw. Radiochemotherapie für die ersten 30 Monate in einem 3-Monatsintervall. Sollte sich innerhalb dieser 30 Monate kein Anhalt für ein Rezidiv ergeben und die Untersuchungen unauffällig erscheinen, so erhöht sich für die folgenden 30 Monate das Untersuchungsintervall auf 6 Monate. Nach unauffälligen Befunden 24
innerhalb dieser 30 Monate ist die eigentliche Tumornachsorge abgeschlossen. Somit umfasst sie regelrecht 5 Jahre. Nach Ablauf dieser Zeit wird den Patienten eine jährliche Kontrolluntersuchung angeboten, um gegebenenfalls auch auf sehr spät eintretende Rezidive frühzeitig reagieren zu können. Im Zuge der Tumornachsorge wird obligat eine Endoskopie der Nase durchgeführt. Dadurch können Nasenschleimhautveränderungen erkannt werden. Somit kann die Schleimhaut hinsichtlich postoperativer oder strahlentherapeutischer Schäden beurteilt werden und möglicherweise der Verdacht auf ein Rezidiv gestellt werden. Zudem erfolgt bei jeder Tumornachsorge eine Anamnese der Patienten, wodurch weitere Symptome eruiert werden können. Sämtliche Befunde aus der Anamnese und der Untersuchung werden in der elektronischen Patientenakte dokumentiert. Mit Hilfe dieser kann ihr Verlauf beobachtet werden. Die Abbildung 5 zeigt das Bild der endoskopischen Kontrolle eines endonasal operierten Adenokarzinoms. Des Weiteren umfasst die Tumornachsorge innerhalb der ersten 5 Jahre eine jährliche Bildgebung. Dabei handelt es sich im Falle von T1 bzw. T2 N0 Tumoren (Vgl. TNM- Klassifikation Punkt 1.5.) um eine Magnetresonanztomographie oder Computertomographie des Kopf-Halsbereichs, ein Röntgen Thorax, sowie eine sonographische Untersuchung des Abdomens. Ab einer Tumorgröße über T3 oder einem Lymphknotenbefall über N0 (N+) wird jährlich eine Magnetresonanztomographie oder Computertomographie des Halses sowie eine Computertomographie des Thorax und des Abdomens durchgeführt. Bei guter sonographischer Beurteilbarkeit des Abdomens ist hier alternativ auch eine sonographische Beurteilung möglich. 25
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