Mängel an Brunnen und GW-Messstellen - Brunnenbau
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FACHTECHNIK Brunnenbau Mängel an Brunnen und GW-Messstellen Dipl.-Geol. Dipl.-Ing. Karsten Baumann, Michael Tholen, Fehler in den Bauphasen: Feststellung, Ursachen und Folgen Bohrlochmessung- Bau-ABC Rostrup Storkow GmbH, Storkow (ehem. BLM GmbH) M ängel an Brunnenbauwerken lassen sich auf Fehler in allen Bauphasen zurück- führen. Ihre Folgen werden oft erst nach vielen Betriebsjahren sichtbar. Die Geophysik bietet heute eine Vielzahl an Verfahren, Mängel bei Neubaumaßnahmen gungen gedacht, die der Brunnenbauer nicht zu verantworten hat, die aber in der Gewähr- leistungsfrist noch festgestellt wurden. oder gealterten Brunnen festzustellen. Die technischen Möglichkeiten der geophysi- Umso unverständlicher erscheint es, kalischen Messverfahren sowie die Ursachen und die Eingrenzungungsmöglichkeiten wenn Brunnen z. T. für viel Geld errichtet der Mängel werden vorgestellt. wurden, zum Schluss aber die vergleichswei- se geringe Summe für eine Endabnahme ein- 1. Einführung Viele Mängel fallen daher bei Abnahme gespart wird, bzw. höchstens noch eine Ka- und im Betrieb auch wenig auf. So führen Kol- merabefahrung vorgenommen wird. Kein Mängel an Brunnenbauwerken und mationen im Bereich der Brunnenfassung zu Bauherr käme auf die Idee, in sein Haus ohne Grundwassermessstellen lassen sich nicht nur einer geringeren Ergiebigkeit und zur schnel- eine umfassende Bauabnahme einzuziehen. auf Fehler in allen Bauphasen, sondern auch leren Alterung. Dies auf Fehler bei der Di- Im Gegenteil: Hier wird sogar die Bauabnah- auf mangelnde planerische Vorgaben der aus- mensionierung und beim Bau zurückzu- me behördlicherseits gefordert. schreibenden Stellen zurückführen: führen, wird schwer nachzuweisen sein. In einigen Bundesländern, hierzu Gleiches ist bei unregelmäßigen Ringräu- gehören u. a. Berlin und Hamburg, wird von • Bohrarbeiten, Probennahme und falsche men aufgrund unzureichender Bohrlochgeo- den Behörden inzwischen eine ordnungs- geologische Schichtenansprache metrie festzustellen. Wegsamkeiten im Be- gemäße Abnahme der Brunnen und GW- • unzureichende bohrlochgeophysikalische reich der Abdichtungen, Neigung zur Versan- Messstellen vor Erteilung der Betriebserlaub- Vermessung der Bohrung dung bzw. eine schnellere Alterung machen nis gefordert. Hierbei steht jedoch nicht der • fehlende oder nicht ausreichende Recher- sich häufig erst nach einigen Betriebsjahren für den Bauherrn so wichtige Gedanke eines che zu den geologischen/hydrogeologi- bemerkbar. langfristigen, störungsfreien Betriebs im Vor- schen Verhältnissen Da 90 % eines Brunnenbauwerkes »un- dergrund, sondern vielmehr die Gewähr, dass • ungenügende Kenntnisse über die zu er- sichtbar« sind, ist auch der Nachweis bauli- durch den Brunnen oder die Messstelle mög- wartende Grundwasserqualität, insbeson- cher Mängel schwierig. Zwar hat sich die liche schädigende Einflüsse auf das Grund- dere im Hinblick auf mögliche anthropoge- Geophysik inzwischen durch viele Innovatio- wasser ausgeschlossen werden müssen. Es ne Kontaminationen oder geogen bedingte nen Zugang zum Bohrloch, zur Ausbauver- steht bei diesen Überprüfungen der Nachweis Versalzungen rohrung und vor allem zum Ringraum ver- ordnungsgemäß eingebrachter Ringraumab- • Auswahl und Einbau der Ausbauverroh- schafft und neue Tracer-Methoden haben dichtungen und Ringraumverfüllungen/Brü- rung den Nachweis von Wegsamkeiten bzw. Un- ckenbildung (Unfallgefahr durch mögliche • Ringraumverfüllung dichtigkeiten ermöglicht – von einem »gläser- Tagesbrüche), die Dichtheit der Muffenver- • Brunnenentwicklungsmaßnahmen nen« Brunnen zu sprechen, wäre dennoch bindungen und die Lage der Filterstrecke im Gründe für Fehler und mangelhafte Bau- vermessen. Vordergrund. Entsprechende Beispiele bele- ausführung dürften vor allem der Preisdruck gen die Wichtigkeit solcher Untersuchungen. und die oft mangelhafte Qualifizierung der 2. Grundsätze bei der Ermittlung So wurden an Messstellen mit fehlerhaf- am Bau von Brunnen Beteiligten sein. Man- von Fehlern ten Ringraumabdichtungen und/oder un- gelhafte planerische Vorgaben der ausschrei- dichten Muffenverbindungen vertikale benden Stellen basieren in vielen Fällen auf Die Überprüfung einer GW-Messstelle Grundwasserströmungen ermittelt, die jähr- unzureichenden Kenntnissen der baulichen oder eines Brunnens nach deren Herstellung lich mehrere tausend Kubikmeter Wasser zwi- Zusammenhänge und des Zusammenwirkens auf Mängelfreiheit durch betriebstechnische, schen verschiedenen Grundwasserstockwer- der einzelnen Ausbauteile eines Brunnens geophysikalische und fernsehtechnische Un- ken bewegen. Dies ist immer dann besonders oder einer Grundwassermessstelle. Sowohl tersuchungen ist nicht nur eine Forderung der problematisch, wenn es sich um kontaminier- die hydraulische Bemessung als auch die Ma- einschlägigen DVGW-Arbeits- und Merkblät- te Standorte oder geogen versalzene Grund- terialwahl und die Entwicklung des Bauwer- ter (z. B. W 110, W 115, W 121, W 123, W wässer handelt. kes erfordern bereits in der Planungsphase 135), sondern zwischenzeitlich auch weitest- Bei der Ermittlung von Fehlern muss ausreichende Kenntnisse der Systemzusam- gehend gängige Praxis. Diese Untersuchun- dementsprechend auch zwischen einem Min- menhänge. Erschwerend kommt hinzu, dass gen garantieren dem Bauherrn auf der einen destprogramm zum Nachweis der Unbedenk- der größte Teil der planerisch und handwerk- Seite, dass der Brunnen oder die Messstelle lichkeit der Messstelle oder des Brunnens für lich zu leistenden Arbeiten unsichtbar und weitestgehend fehlerfrei erstellt wurden, die Umwelt und den Anforderungen, die der nicht direkt nachvollziehbar unterhalb der schützen aber auch den Brunnenbauer vor Bauherr an eine ordnungsgemäße Bauabnah- Geländeoberfläche ausgeführt wird. ungerechtfertigten Ansprüchen. Hier sei u. a. nur an nachträgliche mechanische Beschädi- 24 bbr 1/2002 · 53. Jahrgang
Bild 1: Richtungs- und Abweichungsdiagramm sowie 3-D-Kaliberdarstellung einer Brunnenvorbohrung bbr 1/2002 · 53. Jahrgang 25
Bild 2: Messung mit dem segmentierten Gamma-Log (SGL) zum Nachweis von Kolmationen 26 bbr 1/2002 · 53. Jahrgang
FACHTECHNIK me stellt, unterschieden werden. Bei der mess- • Allgemeinzustand (Verschmutzungen, Be- • Überprüfung des Wasserchemismus in der technischen Durchführung verzahnen sich schädigungen, Sedimentationen auf der Bo- Messstelle (absolute Salinität, vertikale natürlich beide Fragestellungen. Zu den be- denkappe, Zustand der Filterstrecke, Schichtung) hördlichen Mindestanforderungen gehören Rohrovalitäten) • Abschätzung des Wasserchemismus im Po- danach Untersuchung und Messverfahren, die • unzulässig hohe Sandführung renraum der einzelnen geologischen Abfol- folgende Überprüfung zulassen: • Ergiebigkeit entsprechend der projektierten gen, v.a. im Vollrohrbereich (»hinter den Berechnung Rohren«, zur Verfolgung der Süß-/Salzwas- • Vorhandensein und/oder Lage von Ton- • Keimfreiheit sergrenze) sperren (vertikale Ringraumabdichtung) sowie deren Korrespondenz mit dem geolo- • Vorhandensein und Zustand der Kiesschüt- tung (Kolmationen, Verdichtungen) gischen Schichtenprofil • Homogenität der Ringraumverfüllung • Zufluss im Filterbereich bzw. Erstellung ei- ner Zuflussprofilierung der Filterstrecke (Brückenbildung) • Dichtheit der Aufsatzrohre, insbesondere •• Durchlässigkeit des filternahen Bereiches Vertikalität und Exzentrizität der einge- der Muffenverbindungen brachten Verrohrung • Lage der Filterstrecke(n) • ggf. Präzisierung des erbohrten geologi- Insbesondere im Hinblick auf einen lang- schen Profils auch im ausgebauten Bohrloch fristigen störungsfreien Betrieb der Messstel- le oder des Brunnens sind Untersuchungen Von Fall zu Fall können auch folgende und Messverfahren notwendig, die folgende Untersuchungen erforderlich sein: Überprüfungen ermöglichen: zu geringe Hakenlast zu kleines gerätetech- Bohrgestänge nisch be- dingte Ab- ungeeignete weichungen oder stumpfe Bohrwerkzeuge bei Spül- bohrungen mangelnde Spül- pumpenleistung unzureichende Spülungs- bohrungs- schief auf- kontrolle bedingte Ab- gestellter Bohr- weichungen mast ungeeignete Spülungszusätze falsche Spülung Bohr- schlechte hindernisse zu hoher Bohr- Vermischung mangel- andruck hafte geologisch schräg ein- unzureichende Bohrloch- bedingte Ab- fallende Spülwannen-/ weichungen Schichten teichgröße geo- metrie schief aufge- Klüfte stelltes Bohr- gerät vermischte schief ange- Bohrproben setzte Rohrtour bohrungs- Auskolkungen bedingte Ab- zu geringe hinter Verroh- weichungen Wasserauflast rung bei Trocken- unzureichende Auflockerung bohrungen Verrohrungs- der Bohrloch- einrichtung sohle gerätetech- nisch be- zu geringes dingte Ab- Drehmoment weichungen ungeeignetes o. stumpfes Bohr- werkzeug Diagramm 1: Ursachen für eine mangelhafte Bohrlochgeometrie bbr 1/2002 · 53. Jahrgang 27
FACHTECHNIK zu großer Unterkornanteil ungeeigneter Filtersand/-kies gebrochene Kör- ner Ausführungs- Unabhängig davon sollten vor dem Aus- fehler Verschmieren bau einer unverrohrten Bohrung zur Grund- durch Bohrrohre wassermessstelle oder zum Brunnen geophy- Verunreinigung sikalische Messungen mit dem Ziel der Be- stark aufgela- stimmung der Geometrie des Bohrlochs (Nei- der Bohrloch- dene Spülung Brunnen- wand gung, Neigungsrichtung und Kaliber) sowie neubau unzureichende der Ermittlung der exakten geologischen zu feiner Filter- Schichtenfolge durchgeführt werden. Filterkuchen- sand/-kies bildung In Festgesteinsbohrungen gehört inzwi- Planungs- zu geringe Filter- schen das Fluid-Logging zur Bestimmung der fehler eintrittsfläche Zufluss- und Verlusthorizonte zum Standard. Für all die aufgeführten Untersuchungs- zu kleine Filter- innere schwerpunkte gibt es heute maßgeschneider- Abdichtungen(Kolmation) schlitzweite Kolmation te Untersuchungsmethoden. Auf einige Bei- im Ringraum, spiele wird im Folgenden eingegangen. mangelhafte Ergiebigkeit zu großer Bohrlochwand Ringraum wird nicht oder Leistungsrückgang erreicht 3. Häufige Fehler und deren Folgen zu geringe Ab- pumpmenge 3.1 Bohrlochgeometrie unzurei- nicht abschnitts- chende Ent- weise entsandet falsches Ab- Unter Bohrlochgeometrie fallen die sandung bruchkriterium wichtigsten Merkmale eines ausbauwürdigen unzureichende Bohrloches: Brunnen- falsche Rest- Sandmengen- alterung erfassung sanderfassung • Vertikalität • Gerader Verlauf Teilstrom falsch Verschleimung nicht »ge- angeordnet/ • Auskolkungen/Einengungen Verockerung schockt«, Korn- betrieben Betrachtet man die anschließenden Dia- Versinterung brücken zerstört gramme, so wird die Bedeutung einer guten Bohrlochgeometrie für alle nachfolgenden Diagramm 2: Ursachen für eine Kolmation im Ringraum Ausbauarbeiten deutlich. Krumme und schie- fe Bohrlöcher führen zu unregelmäßigen Ringräumen. Gerade eine gleichmäßige Ring- raumgeometrie gewährleistet aber ein siche- ungeeignetes res Einbringen aller Verfüllmaterialien. Eine Ausbaumaterial gleichmäßige Filterkiesschüttung gewährleis- falsches Ausbau- Verbindungen tet wiederum eine erfolgreiche Brunnenent- material nicht nach DIN wicklung; eine gleichmäßige Ringraumab- dichtung sichert eine einwandfreie Dichtung Rohre unrund gegen vertikale Wasserbewegungen. Die Bedeutung einer sorgfältigen Bohr- verschmutzte Rohre probennahme für die Festlegung des Brun- fehlerhafte Rohr- fehlerhaftes nenausbaus wird in den Diagrammen 1, 5 und verbindungen Ausbaumaterial 6 deutlich, soll hier aber nicht näher betrach- unsauberes Gewinde tet werden. In Bild 1 sind der Verlauf, die Richtung unsachgemäße und das Kaliber einer Aufschlussbohrung ab- Lagerung schnittsweise dargestellt. Eine zusätzliche 3- undichte Aufsatz- fehlende Dicht- D-Darstellung der richtungsorientiert durch- rohrverbindungen ringe geführten 4-Arm-Kalibermessung gibt eine fehlerhafter über die übliche »reine« Messkurvendarstel- Einbau zu stark angezoge- lung hinausgehende grafisch anschauliche ne Verbindungen räumliche Vorstellung des Bohrlochs. Deut- lich sind in fast regelmäßigen Abständen wie- Undichtigkeiten zu schwach an- im Ringraum gezogene Verbin- derkehrende Bohrlocherweiterungen zu er- (s. Fehler 3, 4) dungen kennen. Die Messung von Neigung und Rich- tung des Bohrlochs weist eine Abweichung im Ausbauverrohrung tiefsten Punkt von mehr als einem halben Me- geknickt unzureichende ter auf. Bohrlochgeometrie Ausbauverrohrung liegt einseitig an Diagramm 3: Ursachen für undichte Rohrverbindungen 28 bbr 1/2002 · 53. Jahrgang
quillt nicht in Spü- lung keine ausreichen- Material- de Quelldruck- 3.2 Ringraumkolmationen fehler spannung Ringraumkolmationen sind Ursachen für quillt vor Erreichen bei geschüt- der Einbautiefe eine mangelhafte Ergiebigkeit eines Brun- teten Abdich- nens. Ein unzureichender Porenraum im Fil- tungen zu schnelles tersand/-kies und dem angrenzenden GW- Schütten unzureichendes Leiter behindert aber nicht nur den Zufluss Loten; unzurei- zum Brunnen, sondern beschleunigt auch die Einbaufeh- einseitiges Schüt- chende Zentrie- ler ten Brunnenalterung. Es fehlt an Speicherraum rung des Rohr- für Ablagerungen durch Alterungserschei- stranges Schüttgüter hän- nungen. Der geringere freie Porenraum führt gen sich auf zu höheren Zuflussgeschwindigkeiten, was wiederum zur Folge hat, dass der Eintritts- Vermischung mit Nachfall widerstand und somit die Absenkung im Undichtig- schlechte Brunnen zunimmt. Der beste Hinweis auf ungeeignete Ver- keit im Bohrlochgeo- Kolmationserscheinungen ist neben den geo- Ringraum metrie pressmaterialien physikalischen Messergebnissen eine weit Abbindevorgang hinter den Berechnungen zurückliegende Er- beginnt zu schnell giebigkeit des Brunnens. In Bild 2 sind die Ergebnisse einer SGL- Verpressgestänge Einbaufeh- Messung (segmentiertes Gamma-Log; Ver- ler wird zu früh/spät gezogen fahren zur Messung der natürlichen Gamma- strahlung von Ringraumhinterfüllung und Schlotbildung, es Gebirge in drei, jeweils um 120° horizontal bleiben Nester versetzten Segmenten) vor und nach der Re- generierung eines Brunnens dargestellt. Da- bei verpress- Nachsackungen ten Abdich- wegen Kiessetzung bei weist die Messung vor der Regenerierung tungen in den Brunnensegmenten 0° bis 120° und Setzungsrisse ungeeignetes 240° bis 360° erhöhte Gammastrahlung im Material kein Anhaften an Bereich des Filters aus (Farbsignatur analog Sperrrohren falsche Mischung Tonsperre). Das weist darauf hin, dass die der Feststoffe Kiesschüttung, besonders im hangenden Ab- Material- Schrumpfungs- fehler risse schnitt der Filterstrecke von etwa 15 bis 17 m falscher Wasser- und untergeordnet auch von 18 bis 18,5 m, Feststoffwert nicht volumenbe- überwiegend einseitig mit Feinkornanteilen ständig unzureichende (Schluff, Ton) kolmatiert ist. Dies führte zu ei- Mischeinrichtung ner deutlichen Verschlechterung der Förder- leistung. Die daneben dargestellte Messung nach der Regenerierung weist aus, dass der Diagramm 4: Ursachen für Undichtigkeiten im Ringraum Feinkornanteil aus der Kiesschüttung voll- ständig beseitigt werden konnte, womit auch verläuft, sind kostbare Wasserressourcen 3.4 Undichte Ringräume eine nachweisbare Steigerung der Förderleis- nachhaltig gefährdet. tung erreicht wurde. In Bild 3 ist eine FEL-Messung (fokus- Weitaus problematischer, da schlechter Neben Aussagen zur Kolmation des Fil- siertes Elektrolog) zur Überprüfung der erkennbar und nachweisbar, sind Wegsamkei- ters liefert die SGL-Messung auch den Beleg Dichtheit der Muffenverbindungen darge- ten in Ringräumen. Eigentlich sollen sie durch dafür, dass die Tonsperre von 9 bis 11 m rings- stellt. Sehr deutlich heben sich die Verbin- ausreichend bemessene Ton- oder Suspen- herum vollständig ausgebildet ist und damit dungen durch eine Verringerung des elektri- sionssperren verhindert werden. Diagramm 4 eine wesentliche Bedingung für ihre hydrauli- schen Widerstandes ab (L = vermutete Un- zeigt aber die vielfältigen Fehlermöglichkei- sche Wirksamkeit erfüllt ist. dichtigkeit). Aber Vorsicht! Das FEL ist nur ten, die nur sehr schwer aufzudecken sind. ein Screeningverfahren zur Überprüfung der Drainagen durch unsachgemäße Wieder- 3.3 Undichte Aufsatz- Dichtheit der Muffenverbindungen. Elek- herstellung von GW-Nichtleitern zwischen rohrverbindungen trisch unauffällige Muffen können mit hinrei- verschiedenen Grundwasserstockwerken ge- chender Sicherheit als dicht gelten: denn dort, fährden für alle Zeit weniger belastete GW- Undichte Aufsatzrohrverbindungen sind wo kein elektrischer Strom ins Gebirge ab- Leiter in größeren Tiefen, auf die wir in Zu- insbesondere bei Grundwassermessstellen ein fließen kann, kann auch kein Wasser fließen. kunft zur Sicherstellung der Wasserversor- nicht zu akzeptierender Mangel. Da sie auf- Elektrisch auffällige Muffen müssen nicht gung angewiesen sein werden. Gerade hier grund geeigneter Ausbaumaterialien und Ein- zwangsläufig undicht sein: denn wo Strom ins müssen an die Ausführungssicherheit die bauverfahren in der Regel unnötig sind, soll- Gebirge fließen kann, muss nicht auch höchsten Anforderungen gestellt werden. Ins- ten hier hohe Anforderungen gestellt werden. zwangsläufig Wasser hindurchkommen. Hier besondere bei der Planung von Brunnenbau- Sie verfälschen nicht nur Messwerte, sondern kann letztendlich nur ein Packertest zur Über- werken müssen die optimalen Abdichtungs- ermöglichen auch während des Brunnenbe- prüfung der Muffenverbindung Gewissheit varianten auf dem gegenwärtigen Stand der standes einen unzulässigen Wasseraustausch. bringen. Technik berücksichtigt werden! Da dieser in der Regel von oben nach unten In Bild 4 sind am rechten Rand der Dar- stellung die Ergebnisse (Image-Plot) der Mes- bbr 1/2002 · 53. Jahrgang 29
FACHTECHNIK Bild 3: FEL-Messung zur Überprüfung der Muffendichtigkeit sung mit einem Ringraumscanner (RGG.D) tung von 3 bis 15 m mit Ton-Zement-Suspen- 3.5 Erhöhte Sandführung dargestellt. Hierbei handelt es sich um ein sion nur einseitig vorhanden ist. Die nicht Verfahren, bei dem mittels einer rotierenden vollständige, vor allem nur einseitige Ausbil- Eine erhöhte Sandführung wirkt sich in Messanordnung Dichteänderungen in den dung der Abdichtung eröffnet die Möglich- der Regel störend auf den Brunnenbetrieb Ringraumschüttungen festgestellt werden. keit eines Kurzschlusses zwischen dem oberen aus. Mitgeführter Sand kann Fördereinrich- Dadurch erhält man den Nachweis einer und dem unteren Grundwasserleiter, obwohl tungen zerstören, Armaturen unbrauchbar rundum homogenen Verfüllung des Ringrau- insgesamt ein scheinbar ausreichendes Volu- machen und Aufbereitungsanlagen verstop- mes und somit eine exakte Überprüfung der men der Suspension eingebracht wurde, da fen. Allerdings sollte die Höhe des geforderten Homogenität von Abdichtungen aus Ton so- sie bei der Verpressung an der Geländeober- Restsandgehalts den jeweiligen Betriebsbe- wie Ton-Zement-Suspensionen und Filter- kante austrat. dingungen angepasst sein. Je höher nämlich kiesschüttungen. Es fällt auf, dass die Abdich- die Anforderungen an den Restsandgehalt 30 bbr 1/2002 · 53. Jahrgang
FACHTECHNIK Bild 4: Messung mit dem Ringraumscanner (RGG.D) zum Nachweis homogener Abdichtungen bbr 1/2002 · 53. Jahrgang 31
FACHTECHNIK Bild 5: Vollständig ausgewertetes Messdiagramm einer Brunnenvorbohrung 32 bbr 1/2002 · 53. Jahrgang
FACHTECHNIK sind, desto sicherer, d. h. feiner wird der Planer bzw. Brunnen- zu geringe bauer die Filtersand-/kiesschüt- Anströmge- tung wählen, was immer Auswir- schwindigkeit kungen auf die Wirksamkeit von unzurei- einseitiges nicht abschnitts- Brunnenentwicklungsmaßnah- chende Ent- weise entsandet Schütten wicklung men haben wird. So kann ein zu hoher unnötig hoher Restsandgehalt ei- fehlende o. Andruck unregelmäßiger falsche Zentrie- ne geringere Ergiebigkeit und Ringraum rungen stumpfes schnellere Brunnenalterung zur Bohrwerkzeug ungenaue Folge haben. Schichtgrenzen Ausbauverroh- krummes rung steht auf Bohrloch schiefe Ver- 3.6 Wasserchemismus fehlerhafte keine Verdich- rohrung unzureichende Schüttung tungsmaßnahme Spülung Nach Fertigstellung von Sand- Spülungs- mangelhafte überdruck Brunnen treten häufig Probleme führung Bohrtechnik Nachfall im ungenaue mit der Qualität des geförderten Probennahme Spülungszusam- Betrieb fehlerhafte Wassers auf. Besonders schwer Filterkies- mangelhafte zu geringe mensetzung Proben- Spülungs- wiegend sind dabei anthropogene bestimmung falsche Filter- entnahme umlaufmenge Verunreinigungen oder geogene kiesbestimmung zu geringe Versalzungen. Bei der Gefahr von Wasserauflast zu kurze Beruhi- Versalzungen sollten folgende gungsstrecke falscher Pum- Untersuchungen im offenen penstandort Bohrloch vor Ausbau durchge- ungeeigneter Entnahmeort führt werden: defektes Rück- falscher schlagventil • Berechnung der Gesamtmine- Brunnen- ralisation des Porenwassers in betrieb zu hohe NaCl-Äquivalentgehalten (mg/l Anlaufmenge NaCl-Äquivalent) zu hohe Diese Messung ist prinzipiell Schalthäufigkeit auch bei kunststoffverrohrten Brunnen oder Grundwassermes- Diagramm 5: Ursachen für eine erhöhte Sandführung sstellen zur Langzeitüberwa- chung der Süß-/Salzwassergrenze möglich. Ursache für eine undichte Sperrschicht oder 4.1 Ursachen für eine mangelhafte Bild 5 zeigt ein Beispiel für eine vollstän- unzulässig hohe Sandführung sein. Bohrlochgeometrie (Diagramm 1) dig ausgewertete geophysikalische Messung Wir werden also von Fehler- bzw. Ursa- einer Brunnenvorbohrung. chenketten sprechen müssen, die bei einem Eine schlechte Bohrung taucht in fast al- Hier wurden neben der exakten geolo- Schadensbild bei der Bauwerksabnahme bzw. len Diagrammen auf, ist sie doch Ursache für gischen Schichtenfolge und dem Salzge- im Brunnenbetrieb beginnen. Diese Ketten entscheidende Ausbaumängel. Eine gute halt (NaCl-Äquivalentgehalt) der einzelnen werden sich zwangsläufig verzweigen, da ver- Bohrlochgeometrie ist Voraussetzung für die Grundwasserleiter auch ein so genanntes schiedene Fehler die Ursache für einen Man- problemlose Nutzung einer Bohrung. Daher Compositeplot (Gehalte an Ton/Schluff, rol- gel in der Bauausführung sein können. sollte vor Beginn der Ausbauarbeiten die Aus- ligen Bestandteilen und Porosität jeweils So können hier nur exemplarisch für ein- bauwürdigkeit einer Bohrung am besten mit- in Vol.-%, gesamte Leiste = 100 %) aus zelne Schadensfälle Fehler- und Ursachenket- tels Geophysik nachgewiesen werden. Leider den Bohrlochmesskurven ermittelt. Im Er- ten erstellt werden. Es hängt vom Sachver- gibt das Regelwerk bisher nur wenige Hinwei- gebnis einer solchen Messung können beim stand des jeweiligen Gutachters ab, alle Ein- se auf die einzuhaltenden Bohrlochparameter. Ausbau einer solchen Bohrung zur Grund- flussfaktoren in die Ursachenforschung mit wassermessstelle oder zum Brunnen folgen- einzubeziehen und ggf. durch ein Ausschluss- 4.2 Ursachen für eine Kolmation schwere Fehler weitestgehend ausgeschlossen verfahren die Fehlerquelle einzugrenzen. im Ringraum (Diagramm 2) werden. Jedes Fehler-Ursachen-Diagramm kann beliebig erweitert werden und es erhebt kei- Eine Kolmation hinter der Filterstrecke 4. Ursache häufiger Fehler nen Anspruch auf Vollständigkeit. Deutlich als Ursache mangelnder Ergiebigkeit wird sel- wird aber, dass viele Querverbindungen her- ten erkannt. Obwohl viele Fehlerquellen in der Zwischen Fehlern und Ursachen zu un- zustellen sind und die Ursachenforschung ei- Planungs- und Bauphase möglich sind, wird terscheiden, ist ausgesprochen schwierig. So nem Puzzle gleicht. Da im Nachhinein die am häufigsten eine »Angstschüttung« hinter ist der Fehler, eine Spülbohrung mit stump- meisten Maßnahmen nicht mehr nachzuvoll- den Filterrohren Ursache eines zu geringen fem Werkzeug und unzulässig hohem An- ziehen sind, wird vielfach eine Auswertung Porenraumes sein. Eine schnellere Alterung druck abzuteufen, gleichzeitig Ursache für der Baudokumentation Aufschluss geben, so- ist also vorprogrammiert, da der Brunnen- eine »krumme Bohrung«. Der Fehler, eine fern diese vorhanden ist. Dies unterstreicht bauer in Hinblick auf eine mögliche Sand- schiefe Bohrung abgeteuft zu haben, ist einmal mehr die Bedeutung einer lückenlosen führung vorsichtig sein muss: Denn nur die gleichzeitig Ursache für einen unregelmäßi- Dokumentation, zumal durch sie viele Fehler technische Sandfreiheit im Betrieb muss er gen Ringraum. Dieser Fehler kann wiederum vermeidbar wären! nach DIN 18302 gewährleisten. bbr 1/2002 · 53. Jahrgang 33
FACHTECHNIK 4.3 Ursachen für undichte Rohr- Bereiche kontaminiert sind. Die Abdichtung dere durch den Einsatz moderner, den Ring- verbindungen (Diagramm 3) der Sperrohre zum Gebirge ist jedoch von ge- raum ringsherum abbildender Messverfahren nauso großer Bedeutung wie bei Ringraum- konnte die Zuverlässigkeit der Überprüfung Dieser Mangel dürfte eigentlich kaum abdichtungen von Aufsatzrohren. von Ringraumabdichtungen deutlich erhöht auftreten, wenn nicht die Zulieferindustrie werden. bisher nur dichte Rohrverbindungen bis max. 4.5 Ursachen für eine erhöhte Eine große Hilfe ist weiterhin eine DN 125 anbieten würde (SBF norip, ABDI). Sandführung (Diagramm 5) lückenlose Dokumentation der Bohr- und Unverständlicherweise werden dichte Rohr- Ausbauarbeiten. Leider wird diese einfachste verbindungen für größere Ausbaudimensio- Alle Ursachen und Zusammenhänge Form der Qualitätssicherung und Grundlage nen vom Markt nicht gefordert. können auch in den hier abgebildeten Dia- aller späteren Maßnahmen noch immer viel Allerdings kommt es auch bei den Aus- grammen nicht dargestellt werden. So kann zu sorglos gehandhabt. bauverrohrungen für Grundwassermessstel- eine nach vielen Jahren sandfreier Förderung Der Beitrag könnte den Eindruck er- len, insbesondere durch o. g. Verarbeitungs- plötzlich auftretende Sandführung darauf wecken, dass die Mängel überwiegend auf mängel, zu Undichtigkeiten. zurückzuführen sein, dass große Bereiche der Fehler bei der Bauausführung zurückzu- Fassung durch Alterung undurchlässig ge- führen sind. Die Autoren vertreten jedoch den 4.4 Ursachen für Undichtigkeiten im worden sind. Bisher kaum durchflossene Be- Standpunkt, dass eine unzureichende Pla- Ringraum (Diagramm 4) reiche werden nun aktiviert. Diese sind aber nung und Bauaufsicht ebenso großen Anteil häufig aufgrund einer unzureichenden Ver- an den aufgetretenen Mängeln haben. Die Vielzahl der Ursachen, die zu Un- fahrenstechnik nie ausreichend entsandet In der nächsten Ausgabe (bbr 2/02) wird dichtigkeiten in Ringräumen führen, macht worden. in einem weiteren Beitrag auf die mangelhaf- deutlich, dass dieses wichtigste Qualitätskri- ten planerischen Vorgaben eingegangen, die terium eines Brunnens am besten durch kon- 5. Zusammenfassung Mängel an Brunnenbauwerken zur Folge ha- struktive Maßnahmen zu erzielen ist. So soll- ben. Die grundlegenden Zusammenhänge ten Abdichtungen immer über die gesamte Von einem »gläsernen« Brunnen zu spre- werden erläutert und anhand von Fehler-Ur- Mächtigkeit der Sperrschicht/des GW-Nicht- chen wäre zwar immer noch vermessen, geo- sachen-Diagrammen systematisiert. leiters geschüttet/verpresst werden. Im Zwei- physikalische und sonstige Messverfahren felsfall muss ein Ausbau mit Sperrrohr vorge- ermöglichen aber heute eine gute Qualitäts- Alle Abbildungen: Karsten Baumann Alle Diagramme: Michael Tholen sehen werden, insbesondere, wenn die oberen kontrolle und Schadensfeststellung. Insbeson- 34 bbr 1/2002 · 53. Jahrgang
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