Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwär-mesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren
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Kleinmachnow, Brandenburg. geowiss. Beitr. 15 (2008), 1/2 S. 81-98 11 Abb., 2 Tab., 19 Lit. Cottbus Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwär- mesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren Status analysis of wells, groundwater observation points and borehole heat exchangers using innovative well-logging methods Karsten Baumann 1. Einführung wärmesonden mittels bohrlochgeophysikalischer Messver- fahren hat dabei, nicht zuletzt wegen der hierfür in jüngster Die Bohrlochgeophysik ist etwa seit der Mitte des vergan- Zeit entwickelten Spezialverfahren und spezialisierten An- genen Jahrhunderts ein untrennbarer Bestandteil der geo- wendungen von Einzelverfahren und Verfahrenskomplexen, logischen Erkundung. Ehemals aus Kostengründen, vor- deutlich an Bedeutung gewonnen, wurde doch von ver- rangig zur Ergänzung bzw. Verbesserung der Aussagen bei schiedenen Seiten erkannt, dass diese Untersuchungen für Spülbohrungen eingesetzt, spart man durch Ihren Einsatz einen nachhaltigen Schutz unserer Ressource Grundwasser doch teure Kernbohrmeter ein, hat sie sich heute zu einer unverzichtbar sind. Gerade der in der jüngsten Vergangen- völlig eigenständigen Erkundungsmethodik entwickelt. Ge- heit zu verzeichnende starke Zuwachs bei der Errichtung rade die Erkundung von Massenrohstoffen, wie z. B. der von Erdwärmeanlagen mit Teufen bis 100 m, birgt, bei Braunkohle, wäre ohne den Einsatz moderner bohrlochgeo- nicht sachgerechter Ausführung, eine nicht zu unterschät- physikalischer Messverfahren nicht denkbar. Im Archiv der zende Gefahr für unser Grundwasser. Hierbei sei nur an Bohrlochmessung-Storkow GmbH lagern inzwischen etwa Kurzschlüsse zwischen Grundwasserleitern und damit der 150 000 geophysikalisch vermessene Bohrungen aus fast 70 Möglichkeit des Eintrags kontaminierter Oberflächenwäs- Jahren. Anhand dieser Unterlagen wäre es z. B. möglich, ser oder der Schaffung von Aufstiegspfaden für Salzwässer, den viel diskutierten Anstieg der Süß-/Salzwassergrenze über unzureichend abgedichtete Ringräume von Erdwärme- über die vergangenen 50 Jahre zurückverfolgen und damit bohrungen, gedacht. Neben der Aufdeckung von Mängeln wissenschaftlich zu belegen. Neben der Vermessung von ergibt sich durch den Einsatz der Bohrlochgeophysik bei der Aufschlussbohrungen hat sich in den vergangenen 20 Jah- Überprüfung von Brunnen, Grundwassermessstellen und ren ein neues Feld des Einsatzes der Bohrlochgeophysik Erdwärmesonden für den Brunnenbauer auch die Möglich- herausgebildet, die Überprüfung von Brunnen, Grundwas- keit, die Güte seiner Arbeit durch eine unabhängige Fachfir- sermessstellen und neuerdings auch Erdwärmesonden. Eine ma gegenüber seinem Auftraggeber nachzuweisen. Vielzahl technischer Regelwerke, insbesondere des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.), aber auch behördliche Vorschriften, existieren heute in Deutsch- 2. Aufschlussbohrungen land zu diesem Thema und unterstreichen somit die Be- deutung, die derartigen Kontrollen beigemessen wird. Die Die Vermessung von Aufschlussbohrungen gehört zu den Überprüfung von Messstellen, Brunnen und z. T. auch Erd- ältesten Aufgaben der Bohrlochgeophysik. Auch heute noch Abb. 1 Messfahrzeug bei der Vermessung einer Aufschlussbohrung Fig. 1 Measuring vehicle while investigating an exploration well Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 81
82 Abb. 2 Messbeispiel einer Aufschlussbohrung Fig. 2 Measuring example of an exploration well Karsten Baumann Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008
Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren wird hier die Entwicklung durch den Einsatz der Bohrloch- (Gamma-Ray-Log), ES (Widerstands-Log), GG.D (Gam- messung bei der Exploration von Kohlenwasserstoffen zu ma-Gamma-Dichte-Log) und NN (Neutron-Neutron-Log). wesentlichen Teilen bestimmt. Die Geschichte zeigt jedoch, Hiermit ist es möglich, folgende Informationen zuverlässig dass Messverfahren, die in Tiefbohrungen zum Standard ge- zu erlangen: hören, sofern es Sinn macht und bezahlbar ist, auch in der • Geometrie des Bohrlochs (Neigung, Durchmesser), Bohrlochgeophysik von Flachbohrungen Anwendung fin- • lithologische Feingliederung der Schichtenfolge, den. Zu erwähnen sei hier nur die NMR-Messung, mit der • Berechnung der Gesamtmineralisation des Schichtwas- man in der Lage ist, die Porositäten und Permeabilitäten in sers in NaCl-Äquivalent- gehalten (mg/l NaCl-Äquiva- situ, d. h. direkt in der Bohrung zu bestimmen. Ein entspre- lent) in allen durchteuften Grundwasserbereichen, chendes, vom Land Brandenburg gefördertes Forschungs- • Berechnung eines Composit-Plots (prozentuale Anteile vorhaben zur Entwicklung einer H-NMR-Bohrlochmess- von Sand/Kies, Ton/Schluff, organischen Bestandteilen sonde (Nuclear Magnetic Resonance), findet in diesem Jahr und Porosität) und seinen Abschluss. Der Bau eines entsprechenden Prototyps • quantitative Abschätzung der Durchlässigkeitsbeiwer- dieser Sonde, speziell auf die hydrogeologische Erkundung te, bei Vorliegen von aussagekräftigen Analysendaten. ausgerichtet, könnte dann nachfolgen. Seit Jahren findet in der hydrogeologischen Erkundung das so genannte „Hydro-Standard-Programm“ Anwendung. Voraussetzung für den Einsatz des Hydro-Standard-Pro- Es umfasst die Messverfahren CAL (Kaliber-Log), GR gramms ist ein unverrohrtes Bohrloch. Die Abbildung 2 zeigt ein Beispiel, bei dem aus den Messkurven die Lithologie, der Salzgehalt des Grund- wassers und auch die einzelnen Komponen- ten der Gebirgszusam- mensetzung bestimmt wurden. In Aufschlussbohrun- gen für Erdwärmeson- den werden aus Kos- Abb. 3 Messbeispiel einer Erdwärmebohrung Fig. 3 Measuring examp- le of a geothermal bore Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 83
Karsten Baumann tengründen gegenwärtig nur sehr einfache Messprogramme zumindest zu vermuten. Wenn dann die Feldschichtenver- ausgeführt. Meist beschränkt sich das Messprogramm auf zeichnisse noch so „vorbildlich“, wie in Abbildung 4 dar- ein GR (Gamma-Ray-Log) und ein FEL (fokussierendes gestellt, geführt werden, bleibt nur noch die Möglichkeit, Widerstands-Log). Zusammen mit dem Bohrmeisterschich- über die Bohrlochgeophysik ein zuverlässiges geologisches tenverzeichnis ist es hiermit möglich, die lithologische Schichtenverzeichnis zu bestimmen. Abfolge in den Bohrungen mit einer Genauigkeit, die dem Zweck der Bohrung angepasst ist, zu bestimmen. 3. Überprüfung von Brunnen, Grundwassermess- stellen und Erdwärmesonden Vorbemerkungen Auffällig ist, dass die Schichtenansprache anhand der Spül- proben (Lithologie nach Bohrdokumentation) in der Regel Gänzlich unverständlich ist, dass für einen Brunnen nicht fast immer zu hohe rollige Anteile ausweist, was u. a. im selten mehrere hunderttausend Euro investiert wurden, je- Bohrprozess begründet liegt, bei dem die bindigen Bestand- doch die notwendigen zwei- bis dreitausend Euro für eine teile in der Bohrspülung gelöst werden. So wird im Extrem- umfassende bohrlochgeophysikalische Bauwerksabnahme fall ein Geschiebemergel, nachdem die bindigen Bestand- eingespart werden. Kaum jemand käme im Vergleich dazu teile ausgewaschen wurden, als Kies angesprochen. Das wohl auf die Idee, in sein neu errichtetes Eigenheim ein- gleiche Phänomen kann man aber auch sehr häufig bei Tro- zuziehen, ohne vorher eine umfassende Bauwerksabnahme ckenbohrungen feststellen, wo z. B. beim Einsatz der Ven- vornehmen zu lassen. tilbüchse die bindigen Bestandteile geringmächtiger oder sandiger Geschiebemergelhorizonte einfach ausgeschlämmt Bei älteren Brunnenbauwerken oder z. T. auch Messstellen werden und in der Ventilbüchse nur noch der Kies verbleibt. gehört eine regelmäßige Diagnose vor und nach der Rege- Für den Nutzer der Erdwärmeanlage kann dies jedoch dazu nerierung oder gar eine vollständige Neuaufnahme des Sta- führen, dass die Anlage unwirtschaftlich arbeitet, da bin- tus des Bauwerks, von dem in Einzelfällen nicht einmal die dige Böden eine weit geringere Wärmeentzugsleistung als genaue Tiefe bekannt ist, geschweige denn Angaben zum rollige aufweisen. Im Beispiel unter Abbildung 3 ist dies Verrohrungsplan oder gar zur Ringraumabdichtung gemacht werden können, noch lange nicht überall zum Routinepro- gramm der Brunnen- und Messstellenbetreiber. Leider erin- nert man sich oft erst wieder daran, dass das Wasser eigent- lich aus dem Brunnen und nicht aus der Leitung kommt, wenn nicht mehr ausreichend Wasser oder nur noch Wasser mit verminderter Qualität gefördert wird. Nicht selten treten diese Umstände dann auf, wenn der Brunnen am meisten beansprucht wird, also in Zeiten höchster Trockenheit und Hitze. Brunnenausfälle, unplanmäßige Instandsetzungen und eigentlich unnötige Kosten sind die unerfreuliche Fol- ge. Erinnert sei aber auch an den Einsatz der Bohrlochgeophy- sik in Vorbereitung der Planung des Rückbaus von Brun- nen und Grundwassermessstellen. Die hierbei einzuhalten- den Regeln sind in entsprechenden DVGW-Arbeitsblättern festgeschrieben. Viel zu leichtfertig, um nicht zu sagen un- verantwortlich, werden jedoch immer noch Brunnen oder Grundwassermessstellen „zugeschüttet“, ohne sich vorher darüber Gedanken zu machen, dass über die fehlende Rin- graumabdichtung für alle Ewigkeit eine Verbindung zwi- schen verschiedenen Grundwasserleitern erhalten bleibt. Oft hört man sogar das Argument, dass der Brunnen ja mit Ton verfüllt wurde, was jedoch völlig nutzlos ist, wenn der Ringraum nicht auch über eine hydraulisch wirksame Abdichtung verfügt. Häufig erkennt man diesen Missstand recht schnell, wenn in dem in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen, nach allen Regeln der Technik neu errichteten Brunnen, Verkeimungen oder hohe Nitratgehalte festgestellt Abb. 4 werden, deren Ursprung man sich nicht erklären kann. Beispiel eines Feldschichtenverzeichnisses einer Bohr- mannschaft (selbsterklärend) Durch eine zunehmende Anwendung des schon seit langem in verschiedenen Bundes- und Landesgesetzen formal fest- Fig. 4 geschriebenen Anspruchs, dass durch Brunnen, Grundwas- Example of an on-site boring-log (self-explanatory) 84 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008
Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren Abb. 5 Messeinsatz zur Brunnenüberprüfung vor dem Reichstag in Berlin Fig. 5 Measuring assignment in front of the Reichstag in Berlin sermessstellen und natürlich auch Erdwärmebohrungen kei- im Extremfall, insbesondere beim Zusammenbruch, nerlei schädigender Einfluss auf das Grundwasser erfolgen den Totalverlust der Messstelle oder des Brunnens ver- darf, werden Betreiber von Brunnen jedoch vermehrt auch ursachen können und zu Setzungen an der Oberfläche mit behördlichen Auflagen konfrontiert, die einen Nachweis führen (Unfallgefahr!), darüber verlangen, dass die Anlagen dem Stand der Technik • Überschüttungen von Filterstrecken mit Ton oder Ein- entsprechend errichtet oder saniert wurden. dringen von Ton-Zement-Suspensionen in den Filter- bereich und damit „Verstopfung“ der Filterschlitze und Von neu errichteten Brunnen, Grundwassermessstellen und Filterkiese, Erdwärmesonden sollte jedoch von vornherein erwartet • zu starkes Sanden, werden, dass diese dem Stand der Technik entsprechend • mechanische Beschädigung von Rohren, hergestellt wurden. Sowohl hinsichtlich der Ringraumab- • hoher NaCl-Gehalt des Rohwassers durch eine nicht dichtung als auch der Dichtheit der Rohrverbindungen sind erkannte Grundwasserversalzung, festgestellte Defizite hier kaum akzeptabel. Eine „Nullmes- • Verbiegung des Rohrstranges, hervorgerufen durch eine sung“ erleichtert außerdem die Ursachenforschung bei spä- falsche Einbautechnologie und/oder einen plötzlichen ter auftretenden Problemen mit den Brunnen oder Messstel- Neigungsaufbau der Bohrung und damit verbundene len erheblich. Schwierigkeiten beim Einbau von Pumpen und Mess- geräten, Häufige Mängel an Brunnen und Grundwassermessstel- • Verwendung unterschiedlicher Rohrchargen, was zu len Absätzen an den Rohrverbindungen führt und Schwie- Zu den häufigsten Mängeln, die an Brunnen, Grundwasser- rigkeiten beim Einbringen von Pumpen und Messgerä- messstellen und in neuster Zeit auch an Erdwärmesonden ten hervorrufen kann, festgestellt werden, gehören die nachfolgend aufgeführten: • exzentrischer Einbau der Rohre in die Aufschlussboh- rung und damit verbundene ungleichmäßige oder ein- • nicht vorhandene, falsch positionierte, einseitig ausge- seitig fehlende Ringraumabdichtung, meist hervorge- bildete, unvollständige oder mit Nachfall vermischte rufen durch das Fehlen oder eine ungenügende Anzahl Ringraumabdichtungen aus Ton oder Ton-Zement-Sus- von Zentralisatoren, pension, (häufigster und gravierendster Mangel!), • auf Grund zu großer Neigung der Aufschlussbohrung • undichte Rohrverbindungen mit der Folge des Kurz- nur einseitig geschüttete Filterkiese, mit der häufigen schlusses mehrerer Grundwasserleiter und dem Er- Folge des Sandens und/oder einer deutlich schnelleren gebnis, dass Messstellen nur Mischproben und falsche Alterung des Brunnens oder der Messstelle, Grundwasserstände liefern; außerdem ist die Beeinflus- • Undichtigkeiten am Verpressstück, bei einer Abdich- sung verschiedener Grundwasserleiter/Grundwasser- tung des Ringraums mit Ton-Zement-Suspension aus qualitäten gegeben (zweithäufigster Mangel!), dem Ausbau heraus, mit den gleichen Folgen wie bei • falsche geologische Schichtenverzeichnisse, z. B. bei undichten Rohrverbindungen, Trockenbohrungen und ein daraus resultierender fal- • nicht richtig auf die lithologischen Verhältnisse abge- scher Ausbau / falsche Verfüllung der Messstelle / des stimmte Filterschlitze und Filterkiese, mit der Folge Brunnens (dritthäufigster Mangel!), einer geringen Durchlässigkeit von Ringraum und Fil- • Hohlräume / unverfüllte Bereiche, die durch Brücken- terschlitzen oder des Sandens des Brunnens oder der bildungen bzw. Setzungen hervorgerufen wurden und Messstelle, Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 85
Karsten Baumann • falsche Positionierung von Filterstrecken, hervorge- • Vorhandensein und Zustand der Kiesschüttung rufen durch Messfehler und/oder Unaufmerksamkeit (Kolmationen, Verdichtungen, Feinkornanteil), beim Rohreinbau. • Zufluss im Filterbereich bzw. Erstellung einer Zufluss- profilierung der Filterstrecke, • Durchlässigkeit des filternahen Bereiches / der Rin- Bei den Mängeln muss unterschieden werden, ob diese die graumschüttung, Messstelle, den Brunnen oder die Erdwärmesonde für deren • Vertikalität und Exzentrizität der eingebrachten Verroh- geplanten Zweck unbrauchbar machen oder gar eine Beein- rung, flussung des Grundwassers durch das mangelhaft errichtete • ggf. Präzisierung des erbohrten geologischen Profils Bauwerk möglich ist, oder ob es Mängel sind, die die Ge- (Auch im zur Messstelle oder Brunnen ausgebauten brauchsfähigkeit nur einschränken. Kurzschlüsse zwischen Bohrloch möglich!), verschiedenen Grundwasserleitern über den Ringraum oder • Rohrbeschädigungen (Haarrisse) und Rohrovalitäten. defekte Rohrverbindungen sind in jedem Fall unzulässig. Von Fall zu Fall können auch folgende Untersuchungen er- Neubauabnahme von Brunnen, Grundwassermessstel- forderlich sein: len und Erdwärmesonden Bei der Überprüfung von Brunnen und Messstellen muss • Überprüfung des Wasserchemismus (absolute Salinität, zwischen einem Mindestprogramm zum Nachweis der Un- vertikale Schichtung, Mischwässer aus verschiedenen bedenklichkeit für die Umwelt (in vielen Bundesländern be- Horizonten), reits durch behördliche Auflagen geregelt!) und den Anfor- • Abschätzung der Schichtwassermineralisation im Po- derungen, die der Bauherr / Nutzer an ein ordnungsgemäßes renraum der einzelnen geologischen Abfolgen, („hinter Bauwerk (Messstelle, Brunnen oder Erdwärmesonde) hin- den Rohren“, zur Verfolgung der Süß-/ Salzwasser- sichtlich der Gewährleistung und der Nutzungseigenschaf- grenze). ten stellt, unterschieden werden. Zu den behördlichen Min- destanforderungen gehören danach bohrlochgeophysikali- sche Messverfahren, die folgende Überprüfungen zulassen: Bei Erdwärmesonden beschränkt sich die Überprüfung auf das Vorhandensein einer hydraulisch wirksamen Rin- • Vorhandensein und/oder Lage von Tonsperren/Ton- graumabdichtung. Gegenwärtig ist deren Nachweis jedoch Zement-Suspensionen (vertikale Ringraumabdichtung) nur möglich, wenn in die Erdwärmesonde zentrisch ein sowie deren Korrespondenz mit dem geologischen zusätzliches PVC-Rohr vom Mindestdurchmesser 40 mm Schichtenprofil, eingebracht wird. Dieses Rohr, am Fuß versehen mit einem • hydraulische Wirksamkeit von Ringraumabdichtungen, Rückschlagventil, kann zum Verpressen der Erdwärmeboh- insbesondere wenn Hinweise auf Inhomogenitäten der rung mit Ton-Zement-Suspension genutzt werden. Im An- Ringraumabdichtung vorliegen, schluss an die Verpressung wird Wasser in das Rohr einge- • Überprüfung auf Brückenbildung (Brücken im Rin- presst, was die restliche Suspension aus dem Rohr drängt. graum sind Havariegefahren!), Das Rohr kann nun mit üblichen Bohrlochmesssonden be- • Dichtheit der Aufsatzrohre, insbesondere der Rohrver- fahren werden, um die Abdichtung des Ringraums zu über- bindungen prüfen. Noch in diesem Jahr ist jedoch damit zu rechnen, • Lage der Filterstrecke. dass Sonden auf dem Markt verfügbar sind, die auch in den kleinkalibrigen „Röhrchen“ der Erdwärmesonden eingesetzt Insbesondere im Hinblick auf einen langfristigen störungs- werden können. Dann wäre der Einbau eines zusätzlichen freien Betrieb der Messstelle oder des Brunnens (zusätzli- Rohres nicht mehr erforderlich. che Anforderungen des Betreibers) sind Untersuchungen und Messverfahren empfehlenswert, die folgende Überprü- Die in der Abbildung 6 dargestellte Gamma-Ray-Sonde fungen ermöglichen: hat einen Durchmesser von 25 mm und eine Baulänge von Abb. 6 Prototyp einer miniaturisierten Sonde für die Vermessung von Erdwärmesonden Fig. 6 Prototype of a miniaturized sensor for measurement in borehole heat exchangers 86 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008
Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren 30 cm. Diese Sonde wird voraussichtlich noch in diesem den, um so deren Eignung zu überprüfen. Dies empfiehlt Jahr in die Erprobung gehen. sich insbesondere immer dann, wenn Zweifel an der Rich- tigkeit von Analysen und / oder Wasserständen bei Grund- Überprüfung Altbrunnen und Altmessstellen wassermessstellen bestehen, wenn die Leistung des Brun- Generell können diese Untersuchungen auch am „Altbe- nens nachlässt, die Qualität des Förderwassers mangelhaft stand“ von Messstellen und Brunnen vorgenommen wer- ist, eine Prognose über die noch mögliche Nutzungsdauer Abb.7 Brunnenkontrolle mit festgestellter fehlerhafter Verfüllung und potentiell undichten Rohrverbindungen Fig. 7 Well inspection identifying faulty annular space filling and potentially leaky pipe connections Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 87
Karsten Baumann von Brunnen erstellt werden soll oder wenn die Messstelle oder einer Innenrohrmanschette, kann hier gegebenen- oder der Brunnen zurück gebaut werden soll. Beim geplan- falls Abhilfe schaffen. ten Rückbau ist insbesondere der Nachweis einer ordnungs- • Nachweis einer ordnungsgemäßen Ringraumverfüllung gemäßen Ringraumabdichtung und -verfüllung erforderlich (Keine Brückenbildung!) durch entsprechende Messun- (vergl. DVGW-Arbeitsblatt W 135 (1996)). gen sowie gegebenenfalls nachträgliche Ringraumver- füllung durch Verpressung, Verdichtung („Kiespum- • Vorangestellt sollte bei Altbrunnen eine Ermittlung des pe“) oder andere Maßnahmen. Allgemeinzustandes werden (Fernsehsondierung). • Erstellung eines Zuflussprofils und Bestimmung der • Es muss ein verlässliches geologisches Schichtenver- Durchlässigkeit des filternahen Bereiches (Flowmeter zeichnis vorhanden sein oder nachträglich über die oder Tracer-Fluid-Logging und Packerflowmeter). Bohrlochgeophysik erstellt werden. • Bei älteren Stahlbrunnen oder -messstellen sollte die • Ein entsprechender verlässlicher Ausbauplan (Lage der Restwandstärke der Aufsatzrohre / Grad der Durch- Filter, Ausbaudurchmesser, Art der Ringraumverfül- rostung / größere Leckstellen untersucht werden (Vor- lung) sollte vorliegen oder nachträglich erstellt werden. beugende Maßnahme zur Vermeidung von Havarien, • Bei tieferen Brunnen, die einen bedeckten Grundwas- z. B. durch Einbruch des Gebirges in den Brunnen bzw. serleiter erfassen, ist der Nachweis der Ringraumab- Entscheidung darüber, „ob es noch lohnt“, den Brunnen dichtung zu erbringen. Fehlen die Ringraumabdichtun- oder die Messstelle zu regenerieren bzw. ob eine Re- gen, so sind diese nachträglich herzustellen. Dies gilt generierung ohne Gefährdung des Brunnens überhaupt insbesondere auch, wenn der Brunnen verwahrt werden durchgeführt werden kann!). soll. • Der Zustand der Kiesschüttung (Verdichtung, Kolma- • Es ist weiterhin nachzuweisen, dass die Rohrverbin- tion, Feinkornanteil) sollte bei geringer Ergiebigkeit dungen dicht sind. Eine nachträgliche Abdichtung, und/oder ungleichmäßigen Zuflüssen immer mit ermit- z. B. durch das Einbringen einer Einschubverrohrung telt werden. Abb. 8 Beispiel der Kontrolle der Ringraumabdichtung mittels dreidimensional messender Verfahren Fig. 8 Example for the control of annular seals using innovative three-dimensional logging-methods 88 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008
Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren Messbeispiele wieder zu unsymmetrischen Fehlstellen, z. T. hervorgeru- An einigen Messbeispielen soll der Einsatz der Bohrloch- fen durch Nachfall oder nicht zentrisch eingebaute Rohre. geophysik erläutert werden. Im oberen Beispiel lässt sich eine leichte Exzentrizität des Rohreinbaus in der Aufschlussbohrung mittels des Rin- Bei der in der Abbildung 7 (s. o.) dargestellten „Brunnen- graumscanners feststellen. Die Tonsperren sind jedoch aus- kontrolle“ lässt sich aus der Dichtemesskurve (GG.D – reichend homogen geschüttet worden, was sowohl mittels rechte Spalte, ganz links) in der Teufe von 33 bis 45 m ein der SGL®-Messung als auch durch den Ringraumscanner deutliches Minimum erkennen. Hier ist es beim Schütten ausgewiesen wird. Damit kann ihre hydraulische Wirksam- der Ringraumverfüllung zu einer Brückenbildung bei etwa keit als bewiesen gelten. 33 m gekommen, was zur Folge hatte, dass die nachfol- genden 12 m unverfüllt blieben. Deutlich lassen sich aus In der Abbildung 9 wurde die Wanddicke der Stahlrohre der FEL-Messung (rechte Spalte, ganz rechts) die Minima (EMDS – linke Messkurve) mit Hilfe eines elektromagneti- erkennen. Diese „Spitzen“ sind Indikationen für mögliche schen Verfahrens ermittelt. Dieses Verfahren erlaubt Rück- undichte Rohrverbindungen. Hier muss ein Packertest zur schlüsse auf die Qualität von Stahlrohren, insbesondere den endgültigen Klärung der hydraulischen Wirksamkeit dieser Grad der Durchrostung. Meist werden Rohrkorrosionen bei Rohrverbindungen durchgeführt werden. Kamerabefahrungen viel zu spät erkannt, da die Korrosion der Rohre fast immer von außen nach innen erfolgt, somit Bei der Brunnenüberprüfung, die in der Abbildung 8 zur sichtbare Korrosionen im Rohr fast immer auf eine bereits Darstellung gebracht wurde, kamen die Verfahren „Rin- erfolgte Durchrostung der Rohre hindeuten. Gerade aber graumscanner“ (RGG.D®) und „Segmentiertes-Gamma- beim Einsatz mechanischer Regenerierverfahren werden die Log“ (SGL®) zum Einsatz. Die Messergebnisse wurden Rohre stark belastet, was bei durch Korrosion vorgeschä- von 0° bis 360° in die Ebene projiziert. Die Farbskala (bei digten Rohren schon oftmals zum Verlust des Brunnens, in s/w-Abbildungen Grauabstufung) zeigt beim RGG.D® die einigen Fällen auch der kompletten Regenerierungsausrüs- Dichte in g/cm3 und beim SGL® die Gammaaktivität in tung, geführt hat. Im oberen Beispiel lässt sich eine mas- API jeweils über den gesamten Ringraum an. Hierdurch siver Korrosion der Rohre in einer Teufe von 11 bis 14 m ist es möglich die Ringraumabdichtung räumlich orientiert erkennen. zu überprüfen. Insbesondere bei der Verwendung von Ton- Zement-Suspensionen lassen sich häufig einseitige „Fehl- Als neues, aber sehr effektives Untersuchungsverfahren stellen“ in der Ringraumabdichtung feststellen. Aber auch hat sich in den letzten Jahren der „Gasdynamische Test“ bei herkömmlich geschütteten Tonsperren kommt es immer (Abb. 10) erwiesen. Dieser Test wird in der Regel dann an- gewendet, wenn aufgrund der vorangegangenen Messungen Zweifel an der hydraulischen Wirk- samkeit von Ringraumabdichtungen bestehen. Dabei wird Stickstoff über den Filter (Packer wird an der Filteroberkante abgesetzt; unterhalb des Packers wird Stickstoff verpresst) in den Ringraum gepresst. Der aufsteigende Stickstoff sammelt sich bei einer „intakten“ Ringraumab- dichtung unterhalb dieser. Durch Wiederholungs- messungen mit dem Neutron-Neutron-Log (NN) wird der Abbau der Stickstoffblase verfolgt. Um ausschließen zu können, dass der Stickstoff zur Seite abdriftet, können zusätzlich noch Messun- gen mit dem Ringraumscanner durchgeführt wer- den. Der aufsteigende Stickstoff verändert hinter den Rohren, durch Verdrängung von Wasser, die Dichte. So bilden sich die Aufstiegsbahnen des Abb. 9 Beispiel einer elektromagnetischen Wanddicken- messung (EMDS) der Brunnenrohre Fig. 9 Example of an electromagnetic wall thickness measurement (EMDS) for well-casings Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 89
Karsten Baumann Abb. 10 Prinzipskizze des Gasdynamischen Tests (GDT®) Fig. 10 Principle sketch of the gas dynamical test (GDT ®) Stickstoffs auch innerhalb der Ringraumabdichtungen in 4. Einsatzfälle für Bohrlochgeophysik und Fernseh- Form von Dichtereduzierungen ab. Mit diesem Verfahren sondierung bei der Überprüfung von Brunnen, ist der Direktnachweis der Wirksamkeit von Ringraumab- Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden dichtungen möglich. Die überwiegend komplexen Fragestellungen bei der Über- Die in Abbildung 11 dargestellten Wiederholungsmes- prüfung von Brunnen und Grundwasserstellen bedingen es, sungen mit dem Induktions-Log belegen den Anstieg der dass für deren Beantwortung in der Mehrzahl der Fälle Kom- Süß-Salzwassergrenze im Gebirge. Voraussetzung für der- binationen verschiedener Messverfahren (Messprogramme) artige Messungen ist das Vorhandensein einer Messstelle eingesetzt werden, die speziell auf die Aufgabenstellung zu- mit Kunststoffausbau. Ein einfaches Kunststoffrohr, auch geschnitten sind. So wird die Auswahl der Messverfahren ohne Filter, würde hierfür ebenfalls genügen. Mit dem In- im Wesentlichen durch folgende Faktoren bestimmt: duktions-Log wird die Leitfähigkeit im Gebirge in bis zu einem Meter Entfernung um die Messstelle ermittelt. Erhöht • Fragestellung/Aufgabenstellung, sich die Leitfähigkeit, so ist dies ein Anzeichen für eine • Anforderungen an die Genauigkeit/Zuverlässigkeit/“G Zunahme des Salzgehaltes im Grundwasser. Aus langjäh- erichtsfestigkeit“ der Ergebnisse, rigen Messungen konnte auch festgestellt werden, dass die • ökonomische Aspekte und betriebliche Belange des Grundwasserschichtung in der Messstelle meist erheblich Nutzers der Messstelle/des Brunnens, von der im Gebirge abweicht, also Leitfähigkeitsmessungen • Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Ausbaudoku- (SAL/TEMP) im Messstellenrohr nur selten repräsentative mentation und des geologischen Schichtenverzeichnis- Ergebnisse über den tatsächlichen Anstieg des Salzwassers ses (Mitwirkungspflicht des Auftraggebers!), im Gebirge liefern. Die Bestimmung der Süß-Salzwasser- • Anforderungen/Auflagen zum Schutz des Grundwas- grenze über die Entnahme von Proben ist ebenfalls wenig sers, zielführend, da dies nur gelänge, wenn die Messstelle über • Typ und Art des Ausbaumaterials (elektrisch leitend/ eine extrem kurze Filterstrecke verfügen würde und die Pro- elektrisch nicht leitend), be genau zu dem Zeitpunkt entnommen würde, wenn die • Typ und Art des verwendeten Materials zur Herstellung Grenze exakt im Bereich des kurzen Filters liegt. von Abdichtungen (magnetische Tone, gammaaktive 90 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008
Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren Abb. 11 Süß-/Salzwassermo- nitoring mittels Bohr- lochgeophysik Fig. 11 Fresh-/salt-water mo- nitoring using borehole geophysics Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 91
Karsten Baumann Tone, nicht markierte Tone, Ton-Zement-Suspensio- • eingesetztes Bohrverfahren beim Abteufen der Auf- nen) und Technologie der Herstellung der Abdichtung schlussbohrung, (Schüttung, flüssige Verfüllung mit Suspensionen), • Einsatzbedingungen und -grenzen der einzelnen Mess- verfahren. Tab. 1 Häufig verwendete Materialen zur Ringraumabdichtung Tab. 1 Frequently used materials for annular seals QDFKZHLVIlKLJH %HYRU]XJWHV %HPHUNXQJ 3URGXNWEHLVSLHOH .RQVLV (LJHQVFKDIW HQ JHRSK\VLNDO .HLQYROOVWlQGLJHU WHQ] 1DFKZHLV +DQGHOVQDPH YHUIDKUHQ VHKUKlXILJHLQJHVHW]W 4XHOORQ+' IHUURPDJQHWLVFK .XJHOQ 0$/ XQJHHLJQHWEHL :HWURQLW0 'LFKWH 3HOOHWV 6WDKOURKUHQ 0LNROLW 6XVSHQ 'LFKWH6FKDOOKlUWH **'&%/:% =HPHQW VLRQ QDWUOLFKH *5E]Z6*/ 4XHOORQ:3 .XJHOQ *DPPDVWUDKOXQJ 3HOOHWV 7URSWRJHO& 6XVSHQ VLRQ 'LFKWH 5**' E]Z RIWDXFKVFKZDFK &RPSDFWRQLW .XJHOQ :DVVHUVWRIIJHKDOW **' PDJQHWLVFK 3HOOHWV :DVVHUVWRIIJHKDOW 11E]Z'11 :HWURQLW .XJHOQ 0LNROLW 3HOOHWV )ULHGOlQGHU%ODXWRQ :DVVHUVWRIIJHKDOW 11E]Z'11 DOOHDQGHUHQQLFKW .XJHOQ **'5**' PDUNLHUWHQ7RQH 3HOOHWV 'LFKWH 11**' %UXWRSODVW7URSWRJHO 6XVSHQ :DVVHUVWRIIJHKDOW 5**' 'lPPHU VLRQ 1DWUOLFKH 6*/ *5 :LUGEHUZLHJHQGEHL %UXWRSODVW 6XVSHQ *DPPDVWUDKOXQJ QDFKWUlJOLFKHQ 7URSWRJHORGHU'lPPHU VLRQ $EGLFKWXQJHQGHU PLW=LUNRQVDQGYHUVHW]W 5LQJUlXPHHLQJHVHW]W .HLQ$QVSUXFKDXI9ROOVWlQGLJNHLW.HLQH9ROOVWlQGLJNHLWGHV+DQGHOVQDPHQV 0HVVYHUIDKUHQ &%/:% =HPHQW%RQG/RJPLW:HOOHQELOGUHJLVWULHUXQJ '11 'XDO1HXWURQ1HXWURQ/RJ 0$/ 6XV]HSWLELOLWlWV/RJ 11 1HXWURQ1HXWURQ/RJ *5 *DPPD5D\/RJ **' *DPPD*DPPD'LFKWH/RJ 6*/ 6HJPHQWLHUWH*DPPD5D\/RJ 5**' 'LFKWH5LQJUDXPVFDQQHU/RJ Tab. 2 Einsatz bohrlochgeophysikalischer Verfahren (in Anlehnung an DVGW-Arbeitsblatt W 110 (2005)) Tab. 2 Use of well-logging procedures (according to DVGW-Arbeitsblatt W 110 (2005)) 1) ++: Messung wird für die jeweilige Aufgabe empfohlen +: das in den Bemerkungen angegebene Messverfahren ist für die jeweilige Aufgabe aussagefähiger (+): Messung unter den in den Bemerkungen beschriebenen Bedingungen empfohlen -: Messung technisch nicht möglich oder nicht sinnvoll 92 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008
Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren 9HUURKUXQJ .XQVWVWRII 6WDKO $XIJDEH 9HUIDKUHQ ! ! %HPHUNXQJHQ $ENU]XQJ '1 '1 '1 '1 $QZHQGXQJVEHGLQJXQJHQ .DOLEHU/RJ &$/ ]XU9HUPHLGXQJYRQ+DYDULHQPLWWHFKQLVFKHQ*HUlWHQ]ZLQJHQG HUIRUGHUOLFK %HIDKUEDUNHLWGHU .DPHUDEHIDKUXQJ ,GHQWLILNDWLRQYRQ)UHPGN|USHUQ8UVDFKHQIRUVFKXQJEHL 5RKUH 237 %HIDKUXQJVVFKZLHULJNHLWHQhEHUSUIXQJGHU/DJHGHU)LOWHUEHL6WDKOURKUHQ VRQVW)(/ 3UIXQJYRQJU|HUHQ5RKUEHVFKlGLJXQJHQKlXILJDEHUZHJHQ :DVVHUWUEHQLFKWHLQVHW]EDU *DPPD5D\/RJ *5 7RQVSHUUHQQDFKZHLVQXUEHL9HUZHQGXQJJDPPDDNWLYPDUNLHUWHU7RQH P|JOLFKDOV.RUUHNWXUJU|HIU**'XQG5**'LPPHUHUIRUGHUOLFKDE '1EHVVHU6*/ HLQVHW]HQ 6HJPHQWLHUWHV*DPPD 0HVVXQJGHU*DPPD6WUDKOXQJLQPHKUHUHQJHWUHQQWHQ6HJPHQWHQEHUGHQ 5D\/RJ 6*/ JHVDPWHQ 8PIDQJ GHV 5LQJUDXPV GDGXUFK 1DFKZHLV GHU KRUL]RQWDOHQ 7HXIHQODJHXQG 9HUWHLOXQJYRQ7RQHQLP5LQJUDXP UlXPOLFKH +RPRJHQLWlWYRQ *DPPD*DPPD GHXWOLFKHU'LFKWHNRQWUDVW]XPEULJHQ9HUIOOPDWHULDOQRWZHQGLJDE'1 5LQJUDXPDEGLFK 'LFKWH/RJ **' EHVRQGHUVEHL7RQ=HPHQW6XVSHQVLRQ EHVVHU5**' WXQJHQ 1HXWURQ1HXWURQ/RJ HLQ]LJHV XQLYHUVHOOHV 1DFKZHLVYHUIDKUHQIUQLFKWVSH]LHOOPDUNLHUWH7RQH 11 GLHLQlOWHUHQ0HVVVWHOOHQXQG%UXQQHQDXVVFKOLHOLFKHLQJHVHW]WZXUGHQ 'LFKWH5LQJUDXP 1DFKZHLVHLQHUKRPRJHQHQ9HUWHLOXQJGHV$EGLFKWPDWHULDOVEHUGHQ VFDQQHU/RJ 5**' JHVDPWHQ8PIDQJGHV5LQJUDXPV KRUL]RQWDOH$XVELOGXQJYRQ 5LQJUDXPDEGLFKWXQJHQ 0DJQHWLN/RJ 0$/ DXVVFKOLHOLFKIUGHQ1DFKZHLVIHUURPDJQHWLVFKPDUNLHUWHU7RQH ,QGXNWLRQV/RJ ,/ WLHIHLQGULQJHQGHV9HUIDKUHQVRPLW,QIRUPDWLRQHQEHUGHQ5LQJUDXP KLQDXVDXFKEHUGHP*UXQGZDVVHUVSLHJHOHLQVHW]EDU *DPPD5D\/RJ *5 HLQGHXWLJH8QWHUVFKHLGXQJ]ZLVFKHQ*DPPD6WUDKOXQJDXVGHP*HELUJH hEHUSUIXQJ XQGDXVGHP5LQJUDXPQXUHLQJHVFKUlQNWP|JOLFKGDNXPXODWLY (UVWHOOXQJGHV UHJLVWULHUHQG JHRORJLVFKHQ 6FKLFKWHQYHU]HLFK *DPPD*DPPD 6RQGHQPLWP|JOLFKVW]ZHL(LQGULQJWLHIHQ 6SDFLQJV YHUZHQGHQXPVR QLVVHV 'LFKWH/RJ **' GHQ(LQIOXVVGHV5LQJUDXPV]XHUPLWWHOQEHLJURHQ5LQJUlXPHQQXU HLQJHVFKUlQNW,QIRUPDWLRQHQ]XP*HELUJHJHZLQQEDU 1HXWURQ1HXWURQ/RJ QXUEHLVHKUHQJHQ5LQJUlXPHQIU/LWKRORJLHHLQVHW]EDU6RQGHQPLW 11 P|JOLFKVW]ZHL(LQGULQJWLHIHQ 6SDFLQJV YHUZHQGHQ IRNXVVLHUWH(OHNWUR/RJ JXWHV6FUHHQLQJYHUIDKUHQDEHUNHLQHLQGHXWLJHU1DFKZHLVGHUK\GUDXOLVFKHQ )(/ :LUNVDPNHLWYRQ0XIIHQYHUELQGXQJHQKLHU]XLPPHU3DFNHUWHVW 'LFKWKHLWGHU HUIRUGHUOLFKEHL6WDKOURKUHQQXUPLW(0'6RGHU237H[DNWH%HVWLPPXQJ 0XIIHQYHU GHU)LOWHUODJHP|JOLFK ELQGXQJHQXQG 3DFNHUWHVW 1DFKZHLVGHUK\GUDXOLVFKHQ:LUNVDPNHLWYRQSRWHQWLHOOXQGLFKWHQ /DJHGHU)LOWHU 0XIIHQYHUELQGXQJHQ/HFNVWHOOHQ LP$QVFKOXVVDQ)(/ZHQQGHU9HUGDFKW VWUHFNH DXI8QGLFKWLJNHLWHQEHVWHKW ZLFKWLJIUGLH'LFKWKHLWVSUIXQJYRQ 6WDKOURKUHQ .DOLEHU/RJ &$/ EHLJHULQJHQ5RKUEHOlJHQ%HVWLPPXQJGHU/DJHGHU)LOWHUP|JOLFK 1DFKZHLVHLQHU *DPPD*DPPD 1DFKZHLVGHU5LQJUDXPYHUIOOXQJNDQQQXUHLQVHLWLJRGHUDOV'XUFKVFKQLWW RUGQXQJVJHPlHQ 'LFKWH/RJ **' EHUGHQJHVDPWHQ5LQJUDXPHUEUDFKWZHUGHQDOWHUQDWLYDE'1 9HUIOOXQJGHV 5**' JHVDPWHQ 'LFKWH 1DFKZHLVHLQHUKRPRJHQHQ9HUIOOXQJEHUGHQJHVDPWHQ8PIDQJGHV 5LQJUDXPV 5LQJUDXPVFDQQHU/RJ 5LQJUDXPV KRUL]RQWDOH$XVELOGXQJYRQ9HUIOOXQJHQ (LQVDW]DE'1 %UFNHQELOGXQJ 5**' :DQGGLFNH HOHNWURPDJQHWLVFKH hEHUSUIXQJGHU5HVWZDQGVWlUNH *UDGGHU'XUFKURVWXQJ QXUEHLDOWHQ 'XUFKURVWXQJ :DQGGLFNHQ/RJ 0HVVVWHOOHQXQG%UXQQHQPLW6WDKODXVEDXYRQ,QWHUHVVH (0'6 5LFKWXQJXQG %RKUORFKYHUODXIV/RJ ZLFKWLJZHQQ0HVVVWHOOHRGHU%UXQQHQEHUERKUWZHUGHQVROOLP 1HLJXQJGHV %$ 6WDKODXVEDXQXU1HLJXQJQLFKW5LFKWXQJE]ZQXUPLW*\URVNRS $XVEDXV EHVWLPPEDU =XIOXVVHUPLWWOXQJ )ORZPHWHU/RJ hEHUSUIXQJGHV=XIOXVVHVLP)LOWHUEHUHLFKE]Z(UVWHOOXQJHLQHU )/2: =XIOXVVSURILOLHUXQJGHU)LOWHUVWUHFNHLQ5XKHXQGEHL)|UGHUXQJ 'XUFKOlVVLJNHLWV 3DFNHU)ORZPHWHU/RJ 'XUFKOlVVLJNHLWYRQ)LOWHUURKUXQG.LHVVFKWWXQJLPILOWHUQDKHQ%HUHLFK SUIXQJ ):3$&. 6DOLQLWlWV hEHUSUIXQJGHV:DVVHUFKHPLVPXV DEVROXWH6DOLQLWlWYHUWLNDOH :DVVHUFKHPLVPXV 7HPSHUDWXU 6FKLFKWXQJ /RJ 6$/7(03 9HUIROJXQJGHU ,QGXNWLRQV/RJ ,/ $EVFKlW]XQJGHV:DVVHUFKHPLVPXVLP3RUHQUDXPGHUHLQ]HOQHQ 6 JHRORJLVFKHQ$EIROJHQ KLQWHUGHQ5RKUHQ LQVEHVRQGHUHLQWHUHVVDQWLP 6DO]ZDVVHUJUHQ]H 9ROOURKUEHUHLFK %HVWLPPXQJGHUYHUWLNDOHQ9HUlQGHUOLFKNHLWGHU6 6DO]ZDVVHUJUHQ]H hEHUSUIXQJ )HUQVHKVRQGLHUXQJ RSWLVFKHhEHUSUIXQJGHV6XPSIHVDXI$XIODQGXQJHQEHLJURHU %UXQQHQVXPSI 237 :DVVHUWUEXQJQLFKWDQZHQGEDUKLHUEHVVHU6$/7(03HLQVHW]HQ K\GUDXOLVFKH *DVG\QDPLVFKHU7HVW $QZHQGXQJZHQQ0lQJHOKLQVLFKWOLFK7HXIHQODJH0lFKWLJNHLWRGHU :LUNVDPNHLWYRQ *'7 +RPRJHQLWlWYRQ5LQJUDXPDEGLFKWXQJHQDQKDQGDQGHUHU9HUIDKUHQ ]% 5LQJUDXPDEGLFK 0$/5**'11*56*/ IHVWJHVWHOOWZXUGHQXQGGDPLW=ZHLIHODQ WXQJHQ GHU'LFKWLJNHLWEHVWHKHQ Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 93
Karsten Baumann Da die bohrlochgeophysikalischen Messverfahren und die IL (Induktions-Log) im Brunnenbau eingesetzten Materialien und Herstellungs- induktive Messung der elektrischen Leitfähigkeit verfahren sehr komplex sind, wird empfohlen, für die Über- • nur bei elektrisch nicht leitendem Ausbau (PVC, Stein- prüfung von Messstellen und Brunnen möglichst eine Fach- gut, Kiesklebefilter etc.) einsetzbar firma schon in die Projektierungsphase mit einzubeziehen. • zum Feststellen von elektrischen Anomalien im Rin- graum besonders bei großem Bohrdurchmesser In Tabelle 1 sind die in Deutschland gebräuchlichsten Mate- • zur Aushaltung der Lithologie des Gebirges bei kleine- rialien zur Abdichtung von Ringräumen zusammengestellt ren Bohrdurchmessern sowie die bohrlochgeophysikalischen Messverfahren, die • zur Messung des elektrischen Widerstandes des Gebir- für ihren Nachweis erforderlich sind. ges, auch oberhalb des Wasserspiegels, insbesondere für die geologische Gliederung des Gebirges Die in Tabelle 2 dargestellten Einsatzfälle von Bohrloch- • zur Bestimmung der Wassersättigung von Gebirge und geophysik und Fernsehsondierung können unterschieden Ringräumen werden. GR (Gamma-Ray-Log) 5. Messverfahren Messung der natürlichen γ-Strahlung von Ausbau und Ge- birge Nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der in Brunnen, • zur Kontrolle des geologischen Profils Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden eingesetz- • zur Anzeige von Feinkornanteilen im Filterkies ten Messverfahren und deren Wirkprinzipien. • zum Feststellen von Kolmationen im Filterbereich • zur Bestimmung der Lage von Tonsperren bei Verwen- SAL/TEMP (Salinität/Temperatur-Log) dung gammaaktiver Materialien Messung der Temperatur und der Leitfähigkeit des Wassers im Brunnen/Messstelle • zur Bestimmung des Wasserspiegels SGL® (segmentiertes Gamma-Ray-Log) • zur Bestimmung der Temperatur und Einschätzung des Messung der natürlichen Gammastrahlung von Ringraum- Mineralisationsgrades des Wasser im Brunnen/Mess- hinterfüllung und Gebirge in drei ,jeweils um 120° horizon- stelle tal versetzten Segmenten • zur Bestimmung von Zufluss- und Verlustbereichen • zur Lokalisierung und Abgrenzung von Ringraumab- • Indikationen von Undichtigkeiten an Muffen und Über- dichtungen gängen • Überprüfung einer rundum homogenen Verfüllung des • Hinterrohrzirkulationen Ringraums, somit exakte Kontrolle der Wirksamkeit z. B. von Abdichtungen der Ringräume OPT (Fernsehsondierung) • zur Gliederung der Lithologie des anstehenden Gebir- Optische Begutachtung der Innenwandungen der Brunnen- ges rohre/Messstelle • zur Einschätzung des Gehalts an bindigen Komponen- • zur Beurteilung des Zustandes der Verrohrungen ten in der Kiesschüttung • zum Erkennen von Belägen und Ablagerungen • Einsatz von 50 bis 600 mm Innendurchmesser • zum Erkennen von Beschädigungen der Verrohrungen • zum Erkennen des Zustandes der Filteröffnungen GG.D (Gamma-Gamma-Dichte-Log) • zur Feststellung von Korrosionserscheinungen, sofern Messung der gestreuten γ-Strahlung, die umgekehrt propor- Korrosion von innen nach außen tional zur Dichteverteilung ist • zur Einschätzung der Lagerungsdichte im Ringraum CAL (Kaliber-Log) (z. B. Brückenbildung) mechanisches Abtasten der inneren Rohrwandungen • zum Tonsperrennachweis • zur Bestimmung des Rohrinnendurchmessers • zur dichteabhängigen Gliederung des anstehenden Ge- • zum Erkennen von Hindernissen, Deformationen oder birges ähnlichem, zur Vermeidung von Sondenhavarien • zum Erkennen von Rohren abweichender Wandstärke • zum Lokalisieren der Rohrverbindungen und der Fil- terstrecken RGG.D® (Dichte- Ringraumscanner-Log) • zum Erkennen von Rohrdefekten, -erweiterungen, -ver- um 360° rotierende Messung der relativen Dichteänderung engungen, -ovalitäten und -deformationen im Ringraum • zum Feststellen von Ablagerungen auf den Innenwan- • Nachweis einer rundum homogenen Verfüllung des dungen der Verrohrung Ringraums, somit exakte Überprüfung der hydrau- • zur Volumenberechnung des Brunnens/Messstelle lischen Wirksamkeit von Tonsperren und Filterkies- schüttungen 94 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008
Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren • Überprüfung der Exzentrizität der Rohre • Kontrolle der Dichtheit der Aufsatzrohre (besonders • Einsatz bei Rohrinnendurchmessern von 100 bis Muffenverbindungen) 150 mm (4“ bis 6“) • zur Einschätzung des Zustandes der inneren Rohrwan- dungen (Korrosionserscheinungen, Rohrbeläge, Rohr- SGG.D (segmentiertes Gamma- Gamma-Dichtelog) verkrustungen - hierzu auch in Metallverrohrungen Messung der Dichte von Ringraumhinterfüllung und Ge- einsetzbar!) birge in zwei, jeweils um 180° horizontal versetzten, Seg- menten TFL (Tracer-Fluid-Log) • Nachweis einer homogenen Verfüllung des Ringraums, Beobachtung der Wasserbewegung im Brunnen unter ver- somit exakte Überprüfung der hydraulischen Wirksam- schiedenen Anregungszuständen und bei gezielter Zugabe keit von Tonsperren und Filterkiesschüttungen eines NaCl-Tracers • Einsatz bei Rohrinnendurchmessern von 50 bis • besonders geeignet zum Nachweis von Wasserbewe- 100 mm gungen von geringem Ausmaß sowohl in Ruhe als auch bei Fremdanregung NN (Neutron-Neutron- Log) • zur Einschätzung der dynamischen Verhältnisse im Messung der gestreuten Neutronenstrahlung, die ein Maß Brunnen für den Gesamtwasserstoffgehalt darstellt • zur Prüfung auf Leckstellen in den Aufsatzrohren, ins- besondere bei Stahlausbau • zum Erkennen von Tonsperren unbekannter Zusam- • zur Ermittlung der Filtrationsgeschwindigkeit (Grund- mensetzung wasserfließgeschwindigkeit) • zur Porositätseinschätzung • zur Bestimmung des Wassergehaltes im Ringraum EMDS (Elektromagnetisches Wanddicken-Log) • zur Bestimmung der Wassersättigung des Gebirges Messung der Wanddicke von Stahlrohren • zur Einschätzung des Gehalts bindiger Bestandteile in • Verfahren zur Bestimmung des Zustandes von Stahl- der Kiesschüttung rohren • liefert Aussagen zu Leckstellen und Durchrostungen MAL (Suszeptibilitäts-Log) bzw. Rostansatz und Restwandstärke Messung der Magnetisierbarkeit des Materials • liefert Angaben über mehrere teleskopierte Rohrtouren • Metallnachweis (verlorene Rohre und Teile, Zentralisa- • quantitative Ergebnisse bis zu einem Innendurchmesser toren, Mantelrohre) von 500 mm • zum Erkennen von Tonsperren beim Einsatz von mag- netisch markierten Abdichtmaterialien (bei nicht metal- BA (Bohrlochverlaufs-Log) lischem Ausbau) kontinuierliche Messung von Azimut und Neigung • zur Gliederung von Hinterfüllmaterial unterschiedli- • Prüfung, ob Brunnen oder Messstelle lotrecht verläuft cher Magnetisierbarkeit • keine oder nur geringe Neigung eines Brunnens/Mess- stelle als Voraussetzung für das ordnungsgemäße Ein- FLOW 0 (Flowmeter-Log) bringen der Brunnenrohre, der Filterkiesschüttung und FLOW1 der Ringraumverfüllung Umdrehungszahl eines Messflügels im Pumpenstrom • große Neigung als häufige Ursache für Sandeintrag im • zur Gliederung des Zuflussverhaltens im Filterbereich Filter • zum Feststellen der Veränderlichkeit der hydrodynami- • wichtige Information für den Rückbau (Überbohren) schen Verhältnisse im Brunnen durch den Regenerie- rungsprozess TP (teufenorientierte Probenahme) • zur Ursachenforschung bei nachlassender Förderung Einsatz eines motorischen Probenehmers am Bohrloch- • zum Erkennen von Fremdzuflüssen messkabel • Entnahme teufenorientierter Wasserproben, die herme- FWPACK 1 (Packerflowmeter-Log) tisch gegenüber der Umgebung abgeschlossen werden FWPACK 2 Messung des Fluiddurchsatzes im Messquerschnitt eines Packertest abgepackerten Flowmeters (Umdrehungszahl Messflügel) Einsatz eines Einfach- oder Doppelpackers • Einschätzung der Durchlässigkeit der Filterschlitze und des brunnennahen Ringraumes (Kiesschüttung) • zum endgültigen Nachweis der Dichtheit von Rohrmuf- fenverbindungen FEL (focussiertes-Elektro-Log) • Einsatz möglichst erst nach FEL-Messung (Screening- Messung des elektrischen Widerstandes verfahren) • Bestimmung der Lage der Filterstrecken Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 95
Karsten Baumann FMT (fotometrisches Trübungs-Log) chender Menge erhalten wollen. Andernfalls laufen wir Ge- Einsatz eines Fotosensors zur Messung der Transparenz des fahr, dem Problem der allgemeinen Erderwärmung mit der Wassers Schaffung eines neuen Problems, nämlich der Schädigung • Nachweis von Sandeintrag, auch wenn makroskopisch der für die Zukunft so wichtigen Trinkwasserressourcen, nicht mehr sichtbar beizukommen. • Messung der Grundwasserfließgeschwindigkeit durch Zugabe eines Tracers (EU-zugelassener Lebensmittel- Bei der Abnahme von Brunnen, Grundwassermessstellen farbstoff) und zunehmend auch Erdwärmesonden ist die Bohrloch- geophysik mit ihren für diese Anwendung entwickelten FMK (fotometrisches Fließrichtungs-Log) Spezialverfahren, spezialisierten Anwendungen von Einzel- fotometrische Ermittlung der Fließrichtung in Grundwas- verfahren und Verfahrenskomplexen heute unverzichtbar. sermessstellen (Einbohrlochmethode) Deren Bedeutung wird u .a. dadurch unterstrichen, dass der DVGW hierfür ein eigenständiges Arbeitsblatt mit dem • direkte Ermittlung der Fließrichtung in Grundwasser- Titel „Geophysikalische Untersuchungen in Bohrungen, meßstellen durch Zugabe eines Tracers (EU-zugelasse- Brunnen und Grundwassermessstellen – Zusammenstellung ner Lebensmittelfarbstoff) von Methoden und Anwendungen“ herausgegeben hat. Zu • einsetzbar in Messstellen ab DN 80 mm den Mindestanforderungen an einen Brunnen, eine Grund- • möglichst vorher über FMT-Messung Bereiche mit ho- wassermessstelle oder eine Erdwärmesonde gehören dabei: her Fließgeschwindigkeit bestimmen • maximale Einsatzteufe 300 m • eine genaue Kenntnis der lithologischen und hydro- geologischen Verhältnisse im Bereich der abgeteuften MIL (Milieu-Log) Bohrung, Messung von pH-Wert, Sauerstoffgehalt, Redoxpotential, • das Vorhandensein von Ringraumabdichtungen, sowie Temperatur u. Leitfähigkeit des Wassers deren Korrespondenz mit dem geologischen Schich- • Ermittlung von Zuflüssen verschiedener Grundwasser- tenprofil, sofern von dem Bauwerk mehrere Grund- qualitäten wasserleiter erfasst werden, • Überwachung von Kontaminationen • der Ausschluss von Brückenbildungen, d. h. von un- • Ermittlung der Qualität von Wässern verfüllten Bereichen im Ringraum (Brücken im Rin- • in situ-Monitoring von Grundwassermessstellen und graum sind Havariegefahren!), Brunnen • die Dichtheit der Aufsatzrohre, insbesondere der Rohr- verbindungen und GDT® (Gasdynamischer Test) • die genaue Kenntnis der Lage der Filterstrecke. Nachweis der hydraulischen Wirksamkeit von Ringraumab- dichtungen über der bohrlochgeophysikalischen Messung Bei der Überprüfung von Erdwärmesonden sind deren In- von Stickstoffmigrationspfaden nendurchmesser von z. T. unter 30 mm für die bohrlochgeo- • Test zum Nachweis der hydraulischen Wirksamkeit von physikalische Kontrolle mit herkömmlichen Sonden nicht Ringraumabdichtungen geeignet. Einer Forderung zahlreicher Landesbehörden, aus Gründen des Grundwasserschutzes diese auch zu kontrol- lieren, folgend, werden entsprechend klein dimensionierte Zusammenfassung Sonden voraussichtlich noch im Jahr 2008 zur Verfügung stehen. Bohrungen sowie deren Ausbau zu Brunnen, Messstellen oder Erdwärmesonden, sind ein Eingriff in die Ressource Bei Rückbaumaßnahmen wird sehr häufig vergessen, dass Grundwasser, der bei nicht sachgerechter Ausführung zu aus Gründen des Grundwasserschutzes und nach dem Stand Schäden der Güte und Menge des Grundwassers führen der Technik (vergl. DVGW-Arbeitsblatt W 135) eine aus- kann. Technische Vorschriften und Regeln, insbesondere schließliche Verfüllung von Brunnen oder Grundwasser- die vom DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasser- messstellen nur dann zulässig ist, wenn hydraulisch wirksa- faches e. V.) herausgegebenen Arbeitsblätter und Regelwer- me Abdichtungen, z. B. Tonsperren, im Ringraum vorhan- ke, schreiben einen sehr verantwortungsbewussten Umgang den sind. Dies ist mit modernen bohrlochgeophysikalischen mit unseren als Grundwasser gespeicherten Trinkwasserres- Messmethoden, auch bei Altbrunnen oder -messstellen, sourcen vor. Leider ist festzustellen, dass deren Einhaltung heute zweifelsfrei feststellbar. von verschiedenen Seiten nicht immer so genau genommen wird. Gerade der in den letzten Jahren entstandene Boom Das Problem des Anstiegs der Süß-/Salzwassergrenze ist in zur Gewinnung regenerativer Energie aus Erdwärme zeigt, verschiedenen Bundesländern in den vergangenen Jahren dass eine strikte Kontrolle derartiger Baumaßnahmen un- sehr akut geworden. Hier bietet die Bohrlochgeophysik eine verzichtbar ist, wenn wir auch den nachfolgenden Gene- erprobte, einfache und sehr zuverlässige Möglichkeit, Mo- rationen noch nutzbare Grundwasserlagerstätten in ausrei- nitoringsysteme einzurichten. 96 Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008
Zustandsanalyse von Brunnen, Grundwassermessstellen und Erdwärmesonden mittels innovativer Bohrlochmessverfahren Summary Literatur Boreholes and the resulting wells, measuring points or bore- DVGW-Arbeitsblatt W 110 (2005): Geophysikalische Un- hole heat exchangers are an intrusion into the groundwater tersuchungen in Bohrungen, Brunnen und Grundwasser- resource and an inappropriate execution can result in high messstellen – Zusammenstellung von Methoden und An- damage to quality and quantity of groundwater. Technical wendungen. - wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft regulations and rules, in particular worksheets and rules is- Gas und Wasser mbH, Bonn sued by the DWGW (German association of gas and water e. V.), dictate a responsible use of our groundwater resour- DVGW-Arbeitsblatt W 121 (2002): Bau und Ausbau von ces. Unfortunately, compliance from various sides is not Grundwassermessstellen. - wvgw Wirtschafts- und Ver- always as accurate. Especially in recent years the resulting lagsgesellschaft Gas und Wasser mbH, Bonn boom for renewable energy from the Earth’s heat shows, that a strict control of such constructions is essential for DVGW-Arbeitsblatt W 123 (2001): Bau und Ausbau von the benefit of groundwater resources for future generations. Vertikalfilterbrunnen. - wvgw Wirtschafts- und Verlags- Otherwise, we will combine the general problem of global gesellschaft Gas und Wasser mbH, Bonn warming with the creation of a new problem - the damage to our major water resources. DVGW-Merkblatt W 124 (2001): Kontrollen und Abnah- men beim Bau von Vertikalfilterbrunnen. - wvgw Wirt- Geophysical well-logging with its for this application deve- schafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH, loped special processes, specialized applications and proce- Bonn dures is indispensable for today’s analysis of wells, ground water monitoring stations and, increasingly, borehole heat DVGW-Arbeitsblatt W 135 (1996): Sanierung und Rückbau exchangers. The importance is so high that the DVGW has von Bohrungen, Grundwassermessstellen und Brunnen. - published a separate worksheet, entitled “Geophysical in- wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Was- vestigations in boreholes, wells and groundwater monito- ser mbH, Bonn ring stations - compilation of methods and applications”. Among the minimum requirements for a well, a groundwa- DVGW (2003): Untersuchungen zur Bestimmung von Qua- ter observation point or a borehole heat exchanger are: litätskriterien für Abdichtungsmaterialien im Brunnenbau. - Studie, http://www.dvgw.de/wasser/informationenfrdas- • a detailed knowledge of the lithological and hydrogeo- fach/wasserversorgung.html#dichtung logical conditions in the area of the borehole • the presence of annular seals, and their correspondence Baumann, K. (2004a): Geophysikalische Möglichkeiten ei- with the geological profile (if more than one aquifer is ner Qualitätssicherung nach W 110. - Schriftenreihe Ins- documented) titut WAR zum Darmstädter Seminar Wasserversorgung • the exclusion of unfilled areas of annular space 2004, Bd. 158, Darmstadt • the hydraulic tightness of the casing, in particular the pipe connections Baumann, K. (2004b): Zustandsermittlung von Brunnen • the precise knowledge of the position of the screens mittels neuer bohrlochgeophysikalischer Messverfah- ren. - Der Mineralbrunnen, Nr. 02/2004, Genossenschaft For the control of borehole heat exchangers their inner dia- Deutscher Brunnen eG, Bonn meter of below 30 mm presents a real problem, as suitab- le tools are not readily available. Nevertheless many state Baumann, K., Burde, B. & Ch. Liebau (2004): Monitoring- authorities, for reasons of groundwater protection, require methoden für Wasserwerksstandorte mit Salzwasserge- a control of these exchangers and small sized tools are in fährdung. - bbr Wasser, Kanal- & Rohrleitungsbau, Nr. the state of development and can probably be expected in 11/2004 und 01/2005, wvgw Wirtschafts- und Verlagsge- 2008. sellschaft Gas und Wasser mbH, Bonn It is often forgotten that in term of the deconstruction of Baumann, K., Burde, B. & J. Goldbeck (2003): Fortschritte wells a refilling is only allowed if hydraulic seals are present der Bohrlochgeophysik bei der Untersuchung von Grund- in the annular space of the casing (see DVGW-worksheet wassermessstellen. - bbr Wasser, Kanal- & Rohrleitungs- W 135). These are clearly identifiable by modern boreho- bau, Nr. 07/2003, wvgw Wirtschafts- und Verlagsgesell- le-geophysical methods even for older and undocumented schaft Gas und Wasser mbH, Bonn wells and observation points. In various federal countries the problem of the rising Baumann, K. & W. Puchert (2007): Radioaktivität in Brun- fresh-/saltwater-boundary has become very acute in recent nen und im Förderwasser – ein Phänomen? - bbr Fachma- years. Well-logging proves to be a simple and very reliable gazin für Wasser- und Leitungstiefbau, Nr. 6/2007, wvgw way to monitor the system. Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser mbH, Bonn Brandenburgische Geowissenschaftliche Beiträge 1/2-2008 97
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