Marktausblick von Stephan Rieke, Leiter Investment Office Märkte - ODDO BHF

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Marktausblick von Stephan Rieke, Leiter Investment Office Märkte - ODDO BHF
Marktausblick
   von Stephan Rieke, Leiter Investment Office Märkte

  WAS DIE MÄRKTE BEWEGT                                              28.02.2020

        CORONAVIRUS GREIFT UM SICH – „SUPER-TUESDAY“ IN DEN USA

Das Coronavirus beherrscht erneut das Marktgeschehen. Nach unserer Einschätzung sind zwei
Entwicklungen für die derzeitigen, deutlichen Kursverluste an den Aktienbörsen verantwortlich. Zum einen
treffen nun nach und nach Konjunkturindikatoren ein, die ein schärferes Bild der wirtschaftlichen
Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie vermitteln sollten – was für Nervosität sorgt. Die ersten, noch
immer sehr punktuellen Daten aus China (z.B. zum Energieverbrauch, zum Schiffsverkehr, zu
Immobiliengeschäften oder zum Passagieraufkommen) bestätigen die Vermutung, dass die Bremseffekte
signifikant sind. Zumindest im ersten Quartal könnte das Wachstum in China einen deutlichen Rücksetzer
zeigen. Hinzu kommt allerdings, dass beispielsweise die jüngsten Einkaufsmanagerindizes erste vorsichtige
Hinweise auf Folgewirkungen in Europa und auch in den – bisher meist als „widerstandsfähiger“
eingestuften – USA geben.

Der zweite Aspekt ist die steigende Zahl von Erkrankungen außerhalb Chinas (Bestätigte Fälle in Europa
siehe Grafik). Neben den Fällen in Südkorea springt vor allem die Entwicklung in Italien ins Auge; in der
Lombardei mussten erstmals außerhalb Asiens umfassende Quarantäne-Vorkehrungen ergriffen werden.
Darüber hinaus gab es (zur Verärgerung von Donald Trump) eine deutliche Warnung der U.S. Centers for
Disease Control and Prevention (C.D.C.). Diese forderten die Amerikaner gerade auf, sich auf einen
Ausbruch der Epidemie mit ernsthaften Störungen des täglichen Lebens vorzubereiten.

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Marktausblick von Stephan Rieke, Leiter Investment Office Märkte - ODDO BHF
V-förmige Entwicklung bleibt wahrscheinlichste Option

Die Unsicherheit hinsichtlich des Verlaufs der Covid-19-Epidemie ist derzeit hoch. Dennoch gehen die
Mediziner mehrheitlich davon aus, dass der Höhepunkt der Infektionen zwischen Februar und Mai 2020
eintreten wird. Wirtschaftlich betrachtet ist dann ein V-förmiger Verlauf – auf einen scharfen Einbruch infolge
eines temporären Angebotsschocks folgt eine deutliche Erholung der wirtschaftlichen Aktivität – der
weiterhin wahrscheinlichste. Der Internationale Währungsfonds beispielsweise geht in seinem Basisszenario
davon aus, dass es bereits im zweiten Quartal zu einer Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivität in China
kommen wird. Im Gesamtjahr würde das Wachstum in China damit auf 5,6% zurückgehen, 0,4
Prozentpunkte unter der Schätzung vom Januar. Das globale Wachstum würde 0,1 Prozentpunkt niedriger
ausfallen. Parallel dazu rechnen wir für die nächsten Wochen mit einer Durststrecke an den Aktienmärkten,
sehen aber mittelfristig – wenn ein Abklingen der Epidemie erkennbar wird – Potenzial für eine Erholung.
Wahrscheinlich wird auch die Geldpolitik weiter Rückendeckung für die Märkte geben, vor allem in den USA.
Wir schließen nicht aus, dass die Fed dem Druck der Märkte und der Politik schon bald nachgeben und den
Zinssenkungskurs in den nächsten Monaten wieder aufnehmen könnte.

„Super Tuesday“ in den USA: Erster Höhepunkt der demokratischen Kandidatenkür

Damit kommen wir zum zweiten großen Thema dieser Tage: Nach „Vorgeplänkeln“ in Iowa, New Hampshire
und Nevada geht der Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur nun auf die große Bühne.
Am kommenden Dienstag (3. März) ist „Super-Tuesday“: Bei Vorwahlen in Kalifornien (415 Delegierte),
Texas (228 D.) und 13 weiteren Bundesstaaten werden die Stimmen von insgesamt 1344 Delegierten auf
die Kandidaten verteilt – gut ein Drittel aller sogenannten „versprochenen“ Delegierten (insg. 3972). Der
Super-Tuesday sorgt also für eine erste Klärung, wer ernsthafte Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur
(über die am 13. bis 16. Juli die National Convention entscheidet) hat – und wohin ggf. die
Wahlkampfspenden fließen.

                                                  Derzeit steht Bernie Sanders in der Gunst der
                                                  demokratischen Wähler vorn. In den bisherigen Vorwahlen
                                                  konnte er 45 der vergebenen 100 Stimmen auf sich
                                                  vereinen. In Kalifornien könnte er am Dienstag den
                                                  Umfragen zufolge rund 27% der Stimmen erhalten, mit
                                                  deutlichem Vorsprung gegenüber Joe Biden und Michael
                                                  Bloomberg (beide jeweils rund 13%). In Texas könnte die
                                                  Verteilung etwas gleichmäßiger ausfallen, aber auch hier
                                                  liegt Sanders (22%) in den Umfragen vor Biden (21%),
                                                  Warren (15%) und Bloomberg (13%). In den meisten
                                                  Staaten liegt Sanders an der Spitze, dann folgen Biden
                                                  und mit etwas Abstand Michael Bloomberg, Elizabeth
                                                  Warren und Pete Buttigieg. Vor allem Bloomberg und
                                                  Biden konkurrieren um die gleichen Wähler; der Einstieg
                                                  Bloombergs, der am Super-Tuesday erstmals bei
                                                  Vorwahlen antreten wird, hat Biden als gemäßigtem
                                                  Kandidaten die Favoritenrolle gekostet. Buttigieg hat eine
                                                  ähnliche Ausrichtung, präsentiert sich allerdings – rund 30
                                                  Jahre jünger als der Rest der Riege – als „frische
                                                  Alternative“.

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„Bürgerschreck“ Bernie Sanders führt Feld der Bewerber an

Bernie Sanders als derzeitiger Spitzenreiter im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur gilt als
„Bürgerschreck“. Er bezeichnet sich selbst als demokratischen Sozialisten, sein steuerpolitisches Programm
ist das aggressivste im Feld der Bewerber, speziell im Hinblick auf die Besteuerung hoher Einkommen
(angestrebter Spitzensteuersatz: 52%). Sanders ist ebenfalls Befürworter einer Vermögensteuer (die
allerdings verfassungsrechtlich problematisch und vermutlich sehr schwer umsetzbar ist). Allerdings planen
alle o.g. Kandidaten (einschließlich Multimilliardär Bloomberg) Steuererhöhungen: Mindestens eine
Rückkehr zu den Einkommensteuer-Spitzensätzen „vor Trump“ (d.h. von 37% auf 39,6%), die Angleichung
der Besteuerung der Kapitaleinkünften (bisheriger Spitzensatz 20%) an die der anderen persönlichen
Einkommensarten sowie eine Wieder-Anhebung des Unternehmenssteuersatzes (derzeit 21%) auf 28%
bzw. 35%. Ebenfalls auf der Agenda aller Kandidaten steht die Verbesserung und Verbreiterung des
Krankenversicherungsschutzes, eine wieder stärkere Regulierung des Finanzsektors und die Stärkung des
Umweltschutzes. Handelspolitisch liegen die radikaleren Demokraten und Trump nicht allzu weit
auseinander.

Bescheidene Wahlchancen

Wenngleich Sanders seine Spitzenposition bei den anstehenden Vorwahlen weiter ausbauen dürfte, bleibt
das Rennen relativ offen. Die Frage ist, wie schnell sich das Feld der Bewerber lichtet und wer „seine“
Delegierten dann an wen überträgt (durch „endorsement“). Zusätzlich wird die potenzielle Marktwirkung des
Super-Tuesday dadurch gedämpft, dass der Markt die Chancen der demokratischen
Präsidentschaftskandidaten, sich gegen Donald Trump durchzusetzen, ohnehin skeptisch beurteilt. Die
Umfragen sehen derzeit meist einen leichten Vorsprung der Demokraten, doch ist dieser Vorsprung kleiner
als bei der Wahl 2016 – als die Demokraten zwar eine deutliche Stimmenmehrheit hatten, doch bei der
Verteilung der Wahlmänner deutlich abfielen. Diese Bewertung spiegelt sich in den Wettquoten, die derzeit
bei fast 60:40 zugunsten von Trump stehen. Insgesamt könnte das Ergebnis der Vorwahlen deshalb eher
geeignet sein, das Corona-bedingte Unbehagen unter den Marktteilnehmern ein wenig zu verstärken.

Etwaige Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung des Investment Office der ODDO BHF
AG wieder, die sich insbesondere von der Hausmeinung innerhalb der ODDO BHF Gruppe
unterscheiden und ohne vorherige Ankündigung ändern kann.

Quelle für Grafiken: 1) WHO Situation Dashboard, Stand: 28.02.2020; 2) Bloomberg, Real Clear
Politics; Stand 27.02.2020

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