Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 - Gutachten Hamburg, November 2017 - Bundesnetzagentur
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Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 Gutachten Hamburg, November 2017 Horst Manner-Romberg, MRU Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt, IAL
Haftungsausschluss Die vorliegende Studie wurde im November 2017 fertiggestellt und unterliegt folgenden Bedingungen: Die Studie dient ausschließlich zu Informationszwecken. Alle Informationen sind mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen erhoben worden. Dennoch übernimmt der Auftragnehmer keinerlei Gewähr und damit Haftung für die Vollständigkeit oder Exaktheit der bereitgestellten Informationen. Die Verfasser übernehmen keine Gewähr oder Garantie, Leistungen zu erbringen, die in dieser Studie erwähnt oder aus ihr abgeleitet werden könnten. Projektteam: Horst Manner-Romberg Jona Miller Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt Wolf Symanczyk MRU GmbH Institut für angewandte Logistik IAL Papenhuder Str. 49 Hochschule Würzburg-Schweinfurt 22087 Hamburg Münzstr. 12 Papenhuder Telefon: +49 Str. 49 40 00 40 220 97070 Würzburg Inhaltsverzeichnis Telefax: +49 40 2272 5810 Telefon: +49 931 3511 8477 2 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... 4 Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... 5 Zusammenfassung ............................................................................................................ 6 Summary (engl.) ............................................................................................................... 9 I. Einleitung ................................................................................................................. 12 II. Quantitative Entwicklung des KEP‐Marktes ............................................................... 17 a. Darstellung des Gesamtmarktes inkl. Briefe/Dokumente über 1.000 g ...................... 17 1. Der Markt 2016 ........................................................................................................... 19 2. Entwicklung 2012 bis 2015 ......................................................................................... 22 3. Langzeitvergleich 1996-2016 ...................................................................................... 25 4. Quantitative Prognose und Marktausblick ................................................................. 31 b. Grenzüberschreitende Sendungsvolumina ................................................................ 33 c. Paketlaufzeiten im B2C‐Segment .............................................................................. 36 d. Annahme- und Abholstellen ..................................................................................... 38 e. Zahl der Erwerbstätigen im KEP-Markt ...................................................................... 43 f. Sendungsstrom und Umsatzanalyse nach B2B, B2C, C2C und C2B .............................. 46 1. Stand 2016 .................................................................................................................. 46 2. Entwicklung von 2011 bis 2016 .................................................................................. 50 3. Vertiefte Analyse des B2C‐Marktes nach Warengruppen und Regionen................... 54 g. Kurzanalyse der Beförderung von Presseerzeugnissen............................................... 59 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 3
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Verteilung der Umsätze im Kurier-, Express-, Paketmarkt 2014 19 Abbildung 2: Verteilung der Sendungen im Kurier-, Express-, Paketmarkt 2016 20 Abbildung 3: Umsatzsteigerungsraten nach Segment 2012 bis 2015 22 Abbildung 4: Sendungssteigerungsraten nach Segment 2012 bis 2015 23 Abbildung 5: Umsatzanteile nach Segment (1996 innen, 2016 außen) 25 Abbildung 6: Entwicklung der Umsätze nach Segment von 1996 bis 2016 27 Abbildung 7: Sendungsanteile nach Segment (1996 innen, 2016 außen) 28 Abbildung 8: Entwicklung der Volumina (in Mio.) nach Segment von 1996 bis 2016 29 Abbildung 9: Indizierte Absatz- und Umsatzentwicklung des KEP-Markts von 1996 bis 2016 (1996 =100 %) 30 Abbildung 10: Umsätze im grenzüberschreitenden KEP-Markt 34 Abbildung 11: Volumina im grenzüberschreitenden KEP-Markt 34 Abbildung 12: Paketlaufzeiten UPS ab Aachen 2017 (Quelle: UPS) 36 Abbildung 13: Annahme- und Abholstellen 2016 nach Anbieter 39 Abbildung 14: Paketshops und Filialen nach Anbieter in der Region Oder-Spree/Frankfurt (Oder) 40 Abbildung 15: Paketshops und Filialen pro Quadratkilometer - Abweichung vom Bundesdurchschnitt in % 41 Abbildung 16: Paketshops und Filialen nach Anbieter in Hamburg 42 Abbildung 17: Verteilung der Erwerbstätigen (in Vollzeitäquivalenten) entlang der Wertschöpfungskette 44 Abbildung 18: Sendungsverteilung nach Segment Abbildung 19:Umsatzverteilung nach Segment 47 Abbildung 20: Sendungsbezogene Marktanteile 2011 (innen) und 2016 (außen) 50 Abbildung 21: Umsatzbezogene Marktanteile 2011 (innen) und 2016 (außen) 53 Abbildung 22: B2C-Paketvolumen nach 2-stelligen PLZ-Regionen 2016 55 Abbildung 23: B2C-Pakete pro Kopf und Jahr nach PLZ-Regionen 2016 56 Abbildung 24: Paketvolumen Schuhe nach 2-stelliger PLZ-Region 2016 57 Abbildung 25: Pressevolumen nach Typ 2016 60 Abbildung 26: Pressevolumen nach Segment 2015, 2016 in Mio. Exemplaren 61 Abbildung 27: Pressevolumen nach Segment 2011, 2016 in Mio. Exemplaren 62 4 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Umsätze im KEP-Markt 2015, 2016 in Mio. Euro ............................................................................ 20 Tabelle 2: Sendungen im KEP-Markt 2015, 2016 in Mio. Stück ....................................................................... 21 Tabelle 3: Umsätze im KEP-Markt 2012 bis 2015 nach Segment in Mio. Euro ................................................. 23 Tabelle 4: Sendungsvolumen im KEP-Markt 2012 bis 2015 nach Segment in Mio. .......................................... 24 Tabelle 5: Prognoseschätzung des KEP-Marktes nach Sendungsmenge 2017 ................................................. 31 Tabelle 6: Prognoseschätzung des KEP-Marktes nach Umsatz 2017 ............................................................... 32 Tabelle 7: Umsatz und Volumina im grenzüberschreitenden KEP-Markt in Mio. Sdg. bzw. Euro .................... 35 Tabelle 8: Anzahl der Annahme- und Abholstellen 2014, 2015 und 2016 ....................................................... 39 Tabelle 9: Sendungsbezogene Marktanteile nach Segmenten 2011 bis 2016 ................................................. 51 Tabelle 10: Umsatzbezogene Marktanteile nach Segmenten 2011 bis 2016 ................................................... 52 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 5
Zusammenfassung Vor dem Hintergrund eines tiefen und sich weiter beschleunigenden strukturellen Wandels der Postmärkte hat die Bundesnetzagentur die MRU und das Institut für angewandte Logistik der Hochschule Würzburg-Schweinfurt IAL im September 2017 mit einer Aktualisierung der Studie „Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen“ beauftragt. Der Untersuchung zufolge betrug der Gesamtumsatz des deutschen KEP-Marktes 2016 knapp 21 Mrd. Euro, was gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs von 4,8 Prozent entspricht. Mit Umsätzen von knapp 10,3 Mrd. Euro und einem Umsatzanteil von 49 Prozent stellt das Paketsegment, vor dem Express- (7,1 Mrd. Euro, 34 %) und Kuriergeschäft (3,6 Mrd. Euro, 17 %), das größte Segment des Marktes dar. Das 2016 beförderte Volumen belief sich auf über 3 Mrd. Sendungen (+7 %). Mit über 2,5 Mrd. Sendungen (+8,2 %) entfielen auf das Paketsegment 83 Prozent des Gesamtvolumens, während 10 Prozent der Volumina auf das Express- (292 Mio. Sendungen, +4,1 %) und 7 Prozent auf das Kuriersegment (219 Mio. Sendungen, -1,5 %) entfielen. Dabei kommt dem grenzüberschreitenden Geschäft im KEP-Markt eine zunehmend hohe Bedeutung zu. So wurden 2016 insgesamt Erlöse von 5,1 Mrd. Euro erzielt, was rund 24 Prozent des Gesamtmarktes entspricht. Hiervon entfielen über 3,9 Mrd. Euro bzw. 78 Prozent auf das Export- und rund 1,1 Mrd. Euro bzw. 22 Prozent auf das Importgeschäft. Die internationalen Volumina beliefen sich 2016 auf 385 Mio. Sendungen. Dies entspricht einem Anteil von knapp 13 Prozent am Gesamtaufkommen. Auf das Exportvolumen entfielen dabei 266 Mio. Sendungen (69 %), auf das Importvolumen 119 Mio. Sendungen (31 %). Kurzfristig wird für 2017 ein Umsatzwachstum von rund 5 Prozent sowie eine Zunahme des beförderten Volumens um ca. 7 Prozent erwartet. Aufgrund des weiterhin starken Aufwärtstrends im E-Commerce wird auch für die Jahre 2018 und 2019 mit einem anhaltenden Wachstum, etwa auf dem Niveau des Ausgangsjahres, gerechnet. Während das Paketsegment nach wie vor durch hohe einstellige Zuwächse bei den beförderten Volumina und den damit erzielten Umsätzen geprägt sein wird, zeigen die Segmente Express und Kurier signifikant niedrigere Wachstumsraten. Auch das Segment der „Briefsendungen über 1.000 Gramm“ wuchs 2016 infolge der vermehrten Nutzung durch E-Commerce Anbieter auf rund 50 Mio. Sendungen. Das Volumen der 2016 distribuierten Presseerzeugnisse belief sich auf rund 12,1 Mrd. Sendungen. Im Vergleich mit dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von knapp 4 Prozent. Die im Rahmen der Fremdzustellung beförderten Volumina schrumpften 2016 ebenfalls um knapp 4 Prozent auf unter 1,9 Mrd. Sendungen. Der tiefgreifende Wandel des Marktes ist insbesondere in der Langzeitbetrachtung evident. Der Umsatz des KEP-Marktes wuchs im Zeitraum 1996 bis 2016 um durchschnittlich 5,1 Prozent pro Jahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der Sendungen von knapp 1,4 Mrd. auf über 3 Mrd. um insgesamt 117 Prozent an. Neben dem primär auf das Paketsegment wirkenden 6 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
Onlinehandel ist diese Entwicklung auch auf das insbesondere für das Expressgeschäft wichtige Wachstum des Außenhandels zurückzuführen. Die einzelnen Segmente innerhalb des KEP-Marktes zeigen im Zeitverlauf unterschiedliche Entwicklungen. Während das Kuriersegment sich im Zeitverlauf einer starken elektronischen Substitution seines Kerngeschäfts – Brief- und Dokumentensendungen – ausgesetzt sah, konnte das Expresssegment von der insgesamt positiv verlaufenden wirtschaftlichen Entwicklung und dem Exportwachstum profitieren. Das Paketgeschäft erfuhr, bedingt durch das Aufkommen des Onlinehandels, sowohl dynamisches Wachstum als auch einen strukturellen Wandel infolge der zunehmenden Ausrichtung der Anbieter auf das B2C-Geschäft. So waren 2016 57 Prozent der im Paketmarkt beförderten Sendungen dem B2C-Segment zuzuordnen. Dementsprechend wurden im Bundesdurchschnitt 18 B2C-Sendungen pro Kopf zugestellt. Dabei ist das pro-Kopf Aufkommen nicht homogen verteilt, sondern weist regional erhebliche Unterschiede auf. Beispielsweise wird in den PLZ-Bereichen 42 (Wuppertal, Solingen und Remscheid) und 68 (Mannheim, Schwetzingen, Lampertheim, Viernheim) mit 22 Sendungen pro Kopf der bundesweit höchste Wert erzielt, während der Osten Mecklenburg-Vorpommerns (PLZ Regionen 17 und 19) sowie die in Ostbayern liegenden PLZ Bereiche 92, 94 und 95 mit 15,5 bis 16,5 Sendungen pro Kopf die niedrigsten Werte erreichten. Mittlerweile ist in dem primär durch das B2C-Geschäft geprägten Paketsegment eine Laufzeit von 24 bis 48 Stunden üblich. Die Mehrzahl der Sendungen wird hierbei direkt von den Großversendern in die Sortierzentren der Paketdienste eingeliefert, was die Laufzeit gegenüber C2X-Sendungen, die über Filialen und Paketshops in die Netzwerke der Anbieter eingespeist werden, um rund 1 Tag verkürzt. Längere Laufzeiten von 72 Stunden und mehr können zum einen durch die Entfernung zwischen der Zieladresse und der nächstgelegen Niederlassung des jeweiligen Paketdienstleisters, aber auch durch saisonale Volumenspitzen verursacht werden. Ein besonders prägnantes Beispiel für den ersten Fall sind bspw. die Nordseeinseln. Mit insgesamt 55.736 Annahme- und 54.386 Abholstellen standen den Kunden 2016 deutlich mehr Zugangspunkte als noch 1995 (16.971 Filialen der Deutschen Post AG) zur Verfügung. Im Langzeitvergleich ist damit ein deutlich dichteres Netz entstanden. Dennoch kann die Annahme bzw. Abholung einer Sendung, insbesondere in ländlich geprägten Regionen, aufgrund des proprietären Charakters der einzelnen Systeme für Konsumenten mit erheblichen Wegstrecken verbunden sein. Zudem sind im Vergleich zum Vorjahr zwei gegenläufige Entwicklungen erkennbar. Während die Zahl der Annahmestellen mit -1,6 Prozent leicht rückläufig war, war bei den Abholstellen ein Anstieg von über 22 Prozent zu beobachten. Diese Entwicklung lässt sich darauf zurückführen, dass die DHL Paketshops mittlerweile auch als Alternativadresse genutzt werden können. Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 7
Nach wie vor spielt der KEP-Markt auch eine gewichtige Rolle als Arbeitgeber. Vor dem Hintergrund des um 7 Prozent angestiegenen Volumens wuchs die Zahl der Vollzeitäquivalente im KEP-Markt um 4,5 Prozent auf 219.500 an. Hierbei wurden insbesondere infolge der Individualisierung der Zustelloptionen auf der letzten Meile zusätzliche Auslieferfahrer angestellt, sodass diese mittlerweile 71 Prozent der Vollzeitäquivalente im KEP-Markt repräsentieren. Gleichzeitig stieg die Zahl der Erwerbstätigen angesichts der anhaltend intensiven und weiter steigenden Nutzung von Teilzeitarbeitsverhältnissen um 4,1 Prozent auf 395.500 an. 8 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
Summary (engl.) In view of the fundamental and further accelerating structural shift in the postal markets, the Federal Network Agency, in September 2017, commissioned MRU and the Institute for Applied Logistics at the University of Applied Science Würzburg-Schweinfurt IAL with an update of the 'Market Survey and Development Trends in the Courier, Express and Parcel Business'. According to the analysis, the combined revenue in the German CEP market reached nearly 21bn euros in 2016, up 4.8 percent year-on-year. With a turnover of almost 10.3bn euros, the parcel business was the biggest segment, accounting for 49 percent of the market’s revenues, ahead of the express (7.1bn euros, 34%) and the courier (3.6bn euros, 17%) segments. Total shipment volumes in the CEP market grew by 7 percent to over 3bn items in 2016. With more than 2.5bn shipments (+8.2%), the parcel business accounted for 83 percent of the market’s total volume trailing the express business, which represented 10 percent of the volume (292m shipments, +4.1%), and the courier segment, which accounted for 7 percent of the CEP volume (219m shipments, -1.5%). The cross-border business is gaining an increasing importance within the CEP market. In 2016, international volumes generated revenues of 5.1bn, representing about 24 percent of the market’s total turnover. Export shipments accounted for a turnover of 3.9bn euros representing 78 percent of cross-border sales, while imported shipments accounted for revenues of around 1.1bn euros or 22 percent of the international CEP business in Germany. Cross-border volumes amounted to 385m shipments in 2016, thus representing almost 13 percent of the market’s combined shipment volume. 266m shipments were exported (69%), while 119m shipments (31%) were imported. In the short term, the market revenue is expected to grow by around 5 percent while shipments volumes will increase by 7 percent according to the forecast. Due to the ongoing strong upward trend in e-commerce, this growth trend is expected to continue on roughly the same level in the years 2018 and 2019. While the parcel business will be marked by high single-digit volume growth and an according increase in turnover, the express and courier segments will record significantly lower growth figures. The 'letters above 1,000 gram' segment also recorded growth, as online retailers increasingly used this product category; the total volume climbed to some 50m items. In 2016, around 12.1bn press items were distributed, down almost 4 percent from the year before. Volumes that were distributed by third party providers and not the publishing houses’ own networks decreased by nearly 4 percent to just less than 1.9bn items. The profound change of the market is especially evident in the long-term perspective. In the period from 1996 to 2016, market revenues, on average, grew by 5.1 percent annually. At the same time, volumes soared from just less than 1.4bn to over 3bn shipments by 117 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 9
percent. Besides e-commerce, which primarily affects the parcel business, the upward trend is also attributable to the external trade growth, which is an important growth driver especially for the express business. The development of the individual segments of the CEP market was vastly different. While the courier business was affected by a strong electronic substitution in its core business – mail and documents – during this period, the express segment benefited from the overall positive economic development and the export growth. The parcel business recorded dynamic growth due to the rise of e-commerce and underwent a structural change as the service providers increasingly geared their services towards the B2C business. In 2016, the B2C business accounted for 57 percent of parcel volumes in Germany. Accordingly, Germans, on average, received 18 B2C shipments per capita. Anyhow, B2C volumes aren’t distributed homogenously throughout the country, but are showing huge regional differences. With 22 shipments per capita, the postal code areas 42 (Wuppertal, Solingen and Remscheid) and 68 (Mannheim, Schwetzingen, Lampertheim, Viernheim), for example, have the highest per capita volume in Germany. The eastern part of Mecklenburg- Western Pomerania (postal code areas 17 and 19) and the postal code areas 92, 94 and 95 in East Bavaria show the lowest figures with just 15.5 to 16.5 B2C shipments per capita. Nowadays, B2C parcels are usually delivered within 24 to 48 hours. The majority of these shipments is directly fed by large-scale shippers into the parcel services’ sorting centres, which shortens the transit time by roughly one day compared to C2X shipments that are fed into the networks via branches and parcel shops. Longer transit times of 72 hours and more can be attributable to a long distance between the destination address and the nearest distribution center of the respective parcel service provider, but also to seasonal volume peaks. The islands in the North Sea, for instance, are an especially good example for the first case. With 55,736 drop-off and 54,386 collection points customers enjoyed a considerably higher number of access points than in 1995 (16,971 post offices of Deutsche Post AG). The network thus grew considerably denser in the long-term perspective. Anyhow, consumers, especially in rural areas, partially still have to cover rather long distances to collect or drop off shipments, as all parcel shop networks are proprietary. Compared with the previous year, there are two quite distinct trends. On the one hand, the number of drop-off points declined slightly by 1.6 percent. On the other hand, the number of collection points rose sharply by more than 22 percent. This growth was largely attributable to the expansion of DHL’s pick-up points. The CEP market maintained its position as a major source of employment in Germany. As shipment volumes climbed by 7 percent, the number of full-time equivalents in the CEP market grew by 4.5 percent to 219,500. 10 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
The increased individualisation of delivery options on the last mile primarily led to a higher demand for delivery drivers so that they represent 71 percent of the full-time equivalents in the CEP market in 2016. At the same time, the headcount grew by 4.1 percent to 395,500 due to the wide and increasing use of part-time labour in the market. Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 11
I. Einleitung Hintergrund Angesichts des gesetzlichen Auftrages der Bundesnetzagentur, den gesetzgebenden Körperschaften des Bundes alle 2 Jahre einen Bericht über die Lage und Entwicklung auf dem Gebiet des Postwesens vorzulegen, hat die Behörde die MRU und das Institut für angewandte Logistik IAL der Hochschule Würzburg-Schweinfurt FHWS im September 2017 mit einem quantitativen Update der Studie „Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2016“ beauftragt. Die Untersuchung knüpft an die seit 1995 regelmäßig von der MRU durchgeführten Marktanalysen und andere, im Auftrage der Regulierungsbehörde durchgeführte Erhebungen zu den nicht lizenzpflichtigen Postdienstleistungen, an. Methodik und Vergleichbarkeit Fehlende normative Vorgaben erschweren grundsätzlich Untersuchungen zur quantitativen Entwicklung des sogenannten KEP-Marktes. Die Begriffe Kurier-, Express- bzw. Paketdienst sind rechtlich nicht definiert, sodass keine allgemeingültigen Marktabgrenzungen getroffen werden können. Daher muss bei der Festlegung der Marktsegmentierung auf das Verkehrsverständnis bzw. vergleichbare und übliche Marktabgrenzungskriterien zurückgegriffen werden. In der vorliegenden Untersuchung wurde hier seit 1995 konsistent eine einheitliche Segmentierung und Methodik angewandt. Durch die einheitliche Datenerfassung in Verbindung mit der durchgängigen Definition der Segmente sowie konstanten Abgrenzungskriterien ist ein hohes Maß an Vergleichbarkeit der Aussagen im Zeitverlauf gewährleistet. Eventuelle Abweichungen zu anderen Marktstudien in Bezug auf die festgestellte Marktgröße resultieren in der Regel aus einer unterschiedlichen Definition bzw. Abgrenzung einzelner Marktsegmente. So werden die Segmente Kurier und Express in der Regel in anderen Studien nicht separat ausgewiesen, sondern der KEP-Markt lediglich in die Segmente Paket sowie Kurier und Express eingeteilt1. Im Gegensatz zu den Segmenten Paket und Express, deren Quantifizierung im Wesentlichen auf der Erhebung von Primärdaten beruht, erfolgt die Quantifizierung des Kuriersegments anhand einer Modellierung der klassischen Geschäftsprozesse, die unter anderem auf dem durchschnittlichen Auslastungsgrad eines im B2B-Bereich tätigen Kurierfahrers beruht2. 1 Vgl. hierzu u. a. Bundesverband Paket & Express Logistik, KEP-studie 2017, Analyse des Marktes in Deutschland. 2 Das in der jüngsten Zeit zu beobachtende rapide Wachstum des B2C-Volumens im Kuriersegment (von sehr niedrigem Niveau aus) wird von dieser Modellierung jedoch nur noch unzureichend erfasst. Dies gilt umso mehr, als der Großteil dieser Sendungen aufgrund ihrer prozessualen Abwicklung dem Expresssegment zugeordnet werden müssten. 12 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
Darüber hinaus wird bei der vorliegenden Studie eine volkswirtschaftliche Betrachtungsweise mit Wertschöpfungsansatz verfolgt3. Methodisch kamen im Verlauf der Studie die folgenden Verfahren zum Einsatz: Desk Research (Sekundäranalyse) Schriftliche Befragungen Experteninterviews Im Rahmen des Desk Research werden eine umfassende Erhebung der Datenbasis und eine systematische Auswertung des erhobenen Informationsmaterials vorgenommen. Hierzu werden alle online und offline verfügbaren einschlägigen Fachinformationen, wie Datenbanken, Fachzeitschriften, Geschäftsberichte, Handelsregisterauszüge, einschlägige Marktuntersuchungen und Studien etc. analysiert und systematisch ausgewertet. Zeitgleich mit dem Desk Research erfolgt die umfassende Auswertung des MRU Datenarchivs, in dem seit 1995 weltweit Studien, Presseberichte, offizielle Branchen- und Unternehmenskennzahlen sowie Daten aus diversen anderen Quellen zusammengetragen werden. Auftragsgemäß wurden im Zuge der Aktualisierung der für die Marktbewertung erforderlichen Angaben Primärdaten von führenden Unternehmen der Segmente des KEP- Marktes erhoben. Zur Validierung der Marktdaten wurden darüber hinaus im Zuge eines umfangreichen Desk Research' weitere öffentlich zugängliche Quellen, wie bspw. Geschäftsberichte, einbezogen sowie Interviews mit Entscheidern und Experten geführt, um die Marktdaten weiter zu validieren4. Diese Experteninterviews wurden sowohl telefonisch als auch persönlich mit verantwortlichen Mitarbeitern großer Unternehmen sowie Verbandsvertretern und Branchenexperten geführt. 3 So wurden die Umsätze von für KEP-Dienste tätigen Subunternehmern anteilig in die Untersuchung einbezogen, sofern ihre Dienstleistungen als eigenständige Wertschöpfung identifizierbar sind. Die Umsätze der ausschließlich und exklusiv für große Dienstleister, z. B. Paketdienste, tätigen Subunternehmer wurden dagegen nicht einbezogen. 4 Diese Unternehmen repräsentieren mehr als 80 Prozent des Gesamtmarktes. Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 13
Definition und Abgrenzung des Marktes Untersuchungsgegenstand dieser Studie ist die Beförderung von Kurier-, Express-, und Paketsendungen im deutschen Markt. In die Untersuchung wurden auch Briefe und Dokumentensendungen über 1.000 Gramm einbezogen. Zusätzlich sollte darüber hinaus die Volumenentwicklung in der Distribution von adressierten Zeitungen und Zeitschriften erhoben werden. Im Sinne der Kontinuität zu den bisher durchgeführten Studien wurde im Rahmen der aktuellen Untersuchung die Markteinteilung in die traditionellen Segmente Kurierdienste Expressdienste Paketdienste beibehalten5. Mit dieser definitorischen Festlegung können mithilfe einer einheitlichen Methodik seit 1995 sowohl die langfristige Entwicklung des gesamten Marktes sowie der einzelnen Segmente untereinander aufgezeigt und Vergleiche ermöglicht werden. Dies gilt insbesondere für die Entwicklung des Umsatzes und der Sendungsvolumina in den verschiedenen Segmenten. Aufgrund des Konzentrationsgrades im Teilmarkt Express bietet sich zur Ermittlung der Marktgröße die Aufspaltung einerseits in die führenden Unternehmen, andererseits in den Restmarkt an. Eine trennscharfe Segmentierung des KEP-Marktes wird dadurch erschwert, dass die Begriffe rechtlich nicht definiert sind. In Bezug auf die Definition des Segments „Briefsendungen über 1.000 g“ ist festzustellen, dass dieses sich nicht als eigenständiges Segment im Markt wiederfindet. Dem Postgesetz zufolge besteht für die Beförderung von Briefen mit einem Gewicht bis zu 1.000 g Lizenzpflicht. Für höhergewichtige Briefsendungen dagegen nicht. So ist bspw. das von der Deutschen Post ursprünglich als „Infopost schwer“ eingeführte Produkt – heutzutage „DHL Infopost“ –, das speziell für Kataloge, Bücher, Broschüren oder Presseerzeugnisse mit einem Gewicht von mehr als 1 kg eingeführt wurde, nach Auffassung der Bundesnetzagentur (ehemals RegTP) kein Briefprodukt, sondern eine mit der „Beförderung adressierter Packstücke (Pakete) weitgehend identische Dienstleistung, die dem Markt für die Beförderung gewerblicher Standardpakete zugeordnet werden kann“6. So werden durch Kurier-, Express- und Paketdienste regelmäßig „Briefsendungen über 1.000 g“ befördert – wenn, dann jedoch als Dokumenten- oder Paketsendung klassifiziert. Damit 5 Die Abkürzung KEP hat sich seit Beginn der 90er-Jahre als Sammelbegriff für die Serviceangebote der Kurier-, Express- und Paketdienste eingebürgert. Im Zusammenhang mit der Liberalisierung der Postdienste wurde es zunehmend üblich, diesen Begriff auf die verschiedenen Serviceangebote des Briefpostmarktes auszuweiten; für diese Services steht dann das P (Postdienste) im Begriff KEP. 6 RegTP, Beschlusskammer 5, Beschluss v. 16.8.2000 BK 5d-99/014/1n. 14 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
sind diese Sendungen in der Gesamtmarktbetrachtung enthalten, wenn auch jeweils in einem anderen Segment enthalten7. Eine trennscharfe Abgrenzung des Segments „Briefsendungen über 1.000 g“ ist somit nicht gegeben. Insgesamt wird der KEP-Markt in der vorliegenden Studie hinsichtlich der Anbieter und Gewichtsgrenzen erneut weiter gefasst als vergleichbare Marktstudien, in denen eine Gewichtsgrenze von 31,5 Kilogramm für den KEP-Markt angenommen wird8. Allerdings überschreiten bereits einige Paketdienste diese Gewichtsgrenze mit ihren Standardprodukten9, während Express- und Kurierdienste üblicherweise auch FTL Services anbieten oder aber signifikant höhere Gewichtsgrenzen kommunizieren als Paketdienste10. Gerade mit dem E-Commerce-Boom gelangen immer mehr und vormals versandhandelsuntypische Güter in die Systeme (bspw. weiße Ware, Baumarktsortimente, Möbel etc.), die die KEP-Unternehmen insbesondere auch im Rahmen des wachsenden E- Commerce-Geschäfts befördern. Des Weiteren konnte im Rahmen der letztjährigen Erhebung nachgewiesen werden, dass im Zusammenhang mit dem sogenannten E-Commerce neue Serviceangebote in den Markt getragen werden, die keine eindeutige Zuordnung zu einem der traditionellen Segmente erlauben. So müsste bspw. die konsolidierte Zeitfensterzustellung von Sendungen im Stadt- oder Regionalraum bei Beibehaltung der klassischen Marktsegmentierung dem Expresssegment zugerechnet werden. In der Praxis werden diese Transporte jedoch durch neue Anbieter oder Kurierdienste übernommen, die wiederum nicht zwischen typischen „Punkt-zu-Punkt“ Kurierverkehren und anderen Services unterscheiden. Solche Services orientieren sich zunehmend an Kundenwünschen bzw. -anforderungen und weniger an Gewichtsgrenzen oder einer definierten Kernleistung. Damit hat die zunehmende Ausrichtung auf den B2C-Bereich zu neuen Dienstleitungen geführt, die aufgrund ihrer operativen Abwicklung oftmals nicht mehr eindeutig einem 7 So hat bspw. der Hermes Paketdienst das auf die Zustellung von Katalogen spezialisierte Jointventure primeMail 2011 vom Markt genommen. Seither werden solche Sendungen über das Netzwerk des Paketdienstes – bzw. seit Anfang 2013 im Rahmen einer Kooperation mit TNT Post Deutschland – ausgeliefert. 8 So definieren beispielsweise Kille/Schwemmer 2014 die KEP-Leistungen mit dem „Transport von kleinstückigen Gütern innerhalb Deutschlands, die im Wesentlichen im Gewichtsbereich unterhalb von ca. 31,5 kg liegen“. Vgl. Kille/Schwemmer, Die Top 100 der Logistik, 2014, S. 141. Schwerere Sendungen über 31,5 kg oder Leistungen wie Zwei-Mann-Handling oder von integrierten Verteilsystemen bspw. von Ersatzteilen werden hier explizit ausgeklammert und anderen Teilmärkten der Logistik zugeordnet. Schwerere Sendungen werden dem Stückgut zugeordnet, Zwei-Mann-Handling den „Stückgut-Netzwerktransporten & Mehrwertdienstleistungen für spezielle Güter“ und die Ersatzteildistribution der industriellen Kontraktlogistik (siehe jeweils ebd.). 9 So beträgt bspw. das Maximalgewicht für Pakete bei GLS 40 kg und bei UPS 70 kg. Vgl. GLS Webseite, https://gls- group.eu/DE/de/paket-uebersicht/business-parcel, und UPS Webseite, https://www.ups.com/de/de/help-center/packaging-and- supplies/weight-size.page, abgerufen am 19.10.2017. 10 So nimmt der Expressanbieter GO! Sendungen bis 50 kg an. Vgl. unter https://www.general-overnight.com/de-de/Produkte/GO!- National/Preise, abgerufen am 09.11.2017 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 15
Segment zuzuordnen sind oder in ein anderes Segment fallen als das Kerngeschäft des jeweiligen Anbieters11. Gleichzeitig führt die Dynamik dieser Entwicklung dazu, dass der Anteil der nicht mehr in der Marktbeobachtung berücksichtigten bzw. nur bedingt einem spezifischen Marktsegment zuzuschreibenden Mengen und Umsätze überproportional anwächst, was sich insbesondere auf die quantitative und qualitative Darstellung des B2C Geschäfts auswirkt. 11 Vgl. MRU, IAL, 2017, Digitalisierung im Postmarkt: Neue Entwicklungen in den Bereichen KEP und Brief sowie deren Auswirkungen auf die Regulierung, S. 83 ff. 16 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
II. Quantitative Entwicklung des KEP‐Marktes a. Darstellung des Gesamtmarktes inkl. Briefe/Dokumente über 1.000 g Das Bild des heutigen Marktes ist von einer Vielfalt an Produkten und Services mit unterschiedlichsten Spezifika gekennzeichnet. Während dem Postgesetz zufolge beispielsweise Pakete bis 20 kg Gegenstand des Universaldienstes sind, befördern Paketdienste heutzutage Sendungen bis 31,5 kg bzw. sogar bis 70 kg. Express- und Kurierdienste befördern zudem Kleinsendungen und Dokumente, die gegebenenfalls regulatorisch als Briefsendungen eingeordnet werden könnten12. Dies betrifft insbesondere das Segment der „Briefsendungen über 1.000 g“. Solche Sendungen werden zweifelsohne von Kurier-, Express-, und Paketdiensten befördert, dann jedoch als Dokumenten- oder Paketsendungen bezeichnet und dem jeweiligen Segment zugeordnet. Gleichzeitig ist die Abgrenzung des Segments der Briefe über 1.000 Gramm, die ursprünglich nahezu ausschließlich Kataloge und Dokumente beinhaltete, infolge des E-Commerce signifikant erschwert worden. So werden bspw. mittlerweile vielfach kleine und leichte Sendungen von Internethändlern über Briefnetzwerke produziert. So trägt das dynamische Wachstum des E-Commerce zumindest zu einer Verlangsamung des Rückgangs der Briefvolumina infolge der elektronischen Substitution bei. Insbesondere seit der Einführung des Internets sowie dem mit diesem Prozess einhergehenden Wachstum des E-Commerce hat sich ein grundlegender Strukturwandel in sämtlichen Segmenten des KEP-Marktes vollzogen. Dabei verlief die Entwicklung in den einzelnen Segmenten heterogen. Während sich das Paketsegment, getrieben durch das dynamische Wachstum des B2C Geschäfts, zum – gemessen an Absatz und Umsatz – mit Abstand größten Segment des KEP-Marktes entwickelte, waren im nach wie vor durch das B2B Geschäft geprägten Kuriersegment durch die Digitalisierung des Kerngeschäfts13 rückläufige Tendenzen feststellbar. Neben dem primär durch das Ansteigen der B2C Volumina bedingten Marktwachstum hat die mit dieser Entwicklung einhergehende zunehmende Fokussierung auf Privatkunden und deren Bedürfnisse zu einem Wandel der Angebotsstruktur insbesondere im Paketsegment geführt. Infolge dieses Wandels bieten Paketdienste mittlerweile bspw. Same-Day Services oder Zeitfensterzustellungen an, die gemäß der traditionellen Marktabgrenzung dem Expresssegment zugeschlagen werden müssten14. Gleichzeitig erfahren Kurierunternehmen, die bislang noch den höchsten Anteil von B2B Sendungen aufweisen, infolge der Etablierung neuer Anbieter, die sich auf das lokale bzw. 12 An dieser Stelle sei auf die Marktabgrenzung im einleitenden Kapitel verwiesen. 13 Vgl. hierzu u. a. MRU, IAL, 2017, ebd., S. 33. 14 Basierend auf der gegenwärtigen Methodik gestaltete sich eine Quantifizierung schwer, da diese Sendungen ebenfalls über die Paketnetzwerke der Anbieter produziert werden. Vgl. hierzu MRU, IAL, 2017, ebd., S. 84 ff. Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 17
regionale B2C Geschäft fokussieren, oftmals als sogenannte non-Asset oder Asset-light- Unternehmen operieren und Aufträge lediglich vermitteln, ebenfalls eine Zunahme der B2C- Sendungen. Diese neuen Anbieter orientieren sich primär an den Bedürfnissen von Privatempfängern, was zu einer operativen Verlagerung von den bei Kurierdiensten üblichen Direktfahrten zu konsolidierten Zustellungen führt. Dabei werden die Zustellungen in der Regel in durch die Empfänger festgelegten Zeitfenstern durchgeführt. Aus prozessualer Sicht müssten solche neuen Dienstleistungen aufgrund ihrer Charakteristika dem Expresssegment zugeschlagen werden. Andererseits werden diese Services von Kurierfirmen erbracht, die oftmals einen Großteil ihrer Aufträge nach wie vor schnellstmöglich, das heißt als Direktfahrt, zustellen15. Bemerkenswert ist außerdem, dass sich im Expressmarkt, der traditionell durch das B2B- Geschäft geprägt ist, zunehmend B2C-Volumina im internationalen Geschäft als Treiber etabliert haben16. Die derzeit zu beobachtenden Verschiebungen zwischen den Segmenten des KEP-Marktes erschweren zunehmend eine trennscharfe Darstellung. Die mittelfristig von diesen Entwicklungen betroffenen Sendungsmengen 17 werden vor dem Hintergrund ihres überproportionalen Wachstums aller Voraussicht dazu führen, dass die außerhalb der Marktbeobachtung beförderten Volumina sowie die hiermit generierten Umsätze eine starken Veränderung der Gewichtung der Segmente innerhalb des KEP-Marktes bewirken und signifikante Teile des Marktes nicht mehr erfasst werden können. Abhilfe würde eine Anpassung der Marktbeobachtung schaffen, die diese Volumina und die mit ihnen generierten Umsätze erfasst. Konkret betrifft dies unter anderem Sendungen mit Expresscharakter (also bspw. Zustellung in einem Zeitfenster), die durch Kurierfahrer oder durch proprietäre Systeme des Handels ausgeliefert werden. Im Rahmen dieser Studie wurden diese Volumina quantitativ erfasst, aber keinem Segment zugeordnet. 15 Eine Abgrenzung wird dadurch erschwert, dass die neuen auf das B2C-Geschäft fokussierten Anbieter lediglich in einigen Regionen mit eigenen festangestellten Fahrern operieren, die dann einen Großteil des anfallenden Volumens in Zeitfenstern liefern, aber je nach Kundenwunsch auch noch klassische Kurierfahrten durchführen. Die bei anderen Kurierdiensten gebuchten Kapazitäten können nicht nach Direktfahrten und Zeitfensterzustellung ausgewiesen werden, da hierfür eine Vollerhebung notwendig wäre. 16 Vgl. Deutsche Post DHL Group, Investor Relations Presentation, 2017, S. 18. 17 Vgl. MRU, IAL 2017, ebd., S. 83. Ff. 18 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
1. Der Markt 2016 Insgesamt belief sich das Umsatzvolumen des deutschen KEP-Markts im Jahr 2016 auf knapp 21 Mrd. Euro. Im Vergleich mit dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg von 4,8 Prozent. Die Verteilung der Umsätze auf die Segmente Kurier, Express und Paket stellt sich wie folgt dar: Abbildung 1: Verteilung der Umsätze im Kurier-, Express-, Paketmarkt 201618 Mit knapp 10,3 Mrd. Euro stellt das Paketsegment, gemessen am Umsatz (49 %), den mit Abstand größten Bereich des KEP-Marktes dar19. Expressdienste erzielten mit annähernd 7,1 Mrd. Euro 34 Prozent der Umsätze, während im Kuriersegment 3,6 Mrd. Euro oder 17 Prozent des Marktumsatzes generiert wurden20. Eine Quantifizierung der Umsätze für den Bereich „Briefsendungen über 1.000 g“ ist angesichts des heterogenen Preisgefüges und der ungenügenden Datenlage nicht erfolgt 21. Schätzungen zufolge stieg der Umsatz insbesondere aufgrund der vermehrten Nutzung dieser Produkte durch E-Commerce Anbieter auf knapp 150 Mio. Euro an. 18 Die Daten für das Paketsegment basieren ausschließlich auf der im Zuge der Untersuchung durchgeführten Primärerhebung. Die Angaben für das Express- und Kuriersegment wurden aufgrund des heterogenen Anbieterfeldes in diesen beiden Segmenten anhand der Befragung von Marktteilnehmern, Experteninterviews sowie Desk Research erhoben. 19 Anbieter, die Dienstleistungen aus unterschiedlichen Segmenten des KEP-Marktes erbringen, wurden anhand ihres Geschäftsschwerpunktes zugeordnet. Bei der DHL wurden hingegen die im Paketgeschäft bis 31,5 kg anfallenden Umsätze und Volumina dem Paketsegment zugeordnet, während die (teilweise auch höhergewichtigen) Expressendungen und die entsprechenden Umsätze im Expresssegment berücksichtigt wurden. 20 In dieser Darstellung sind B2C-Sendungen, die durch Kuriere ausgeliefert werden, nicht enthalten, da diese mittlerweile zu über 90 Prozent im Rahmen von konsolidierten Touren innerhalb eines vorher definierten Zeitraums zugestellt werden und somit rein prozessual dem Expresssegment zugerechnet werden müssten. Da diese Sendungen jedoch nach wie vor über Kurierzentralen vermittelt und von Kurierfahrern ausgeliefert werden, ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich. Diese Volumina sowie die mit ihnen generierten Umsätze werden ausführlich im Kapitel „Sendungsstrom - und Umsatzanalyse nach B2B, B2C, C2C und C2B“ ausführlich beschrieben und quantifiziert. 21 Mittlerweile können Sendungen mit einem Gewicht von über 1.000 Gramm bei der Deutschen Post sowohl als Päckchen als auch als Maxibrief deklariert werden. Beim Paketdienst Hermes wiederum erfolgt die Preisberechnung bspw. anhand der Größe des Transportstücks. Und verschiedene Briefdienstleister speisen solche Sendungen vielfach in das Netzwerk der DP DHL ein, wo sie dann als DHL Produkt ausgeliefert werden. Insofern sind Teilmengen in anderen Marktsegmenten, z. B. im Paketmarkt, und damit in der Gesamtmarktbetrachtung des Marktes grundsätzlich enthalten, wenn auch einem anderen Segment zugeordnet. Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 19
Bei der Umsatzentwicklung des Paketsegments waren, primär aufgrund des fortgesetzten dynamischen Versandhandelswachstums, im Vergleich zum Vorjahr deutliche Zuwächse (+7,7 %) zu verzeichnen. Im Expresssegment, das vor allem von der robusten Wirtschaftslage profitierte, entwickelte sich der internationale Onlinehandel, der zunehmend Premiumlieferservices nutzt, zu einem weiteren Wachstumsmotor. Der Umsatz wuchs um 3,9 Prozent etwas geringer als das Sendungsvolumen, was unter anderem auf den Anstieg der – im Vergleich zu den eiligen B2B- Sendungen – günstigeren B2C-Volumina zurückzuführen ist. Das Kuriersegment war infolge des fortgesetzten Wandels des Kerngeschäfts einem Rückgang von einem Prozent ausgesetzt22. 2015 2016 Veränderung Kurier 3.642 3.606 -1,0% Express 6.824 7.090 3,9% Paket 9.528 10.265 7,7% KEP Gesamt 19.993 20.960 4,8% Tabelle 1: Umsätze im KEP-Markt 2015, 2016 in Mio. Euro Das Sendungsaufkommen im deutschen KEP-Markt belief sich im Jahr 2016 auf insgesamt knapp 3,04 Mrd. Sendungen (+7,0 %). Getragen wurde die Entwicklung durch das Paketsegment, das einen deutlich größeren Anteil am Gesamtmarkt hat, als dies bei den Umsätzen der Fall ist. Abbildung 2: Verteilung der Sendungen im Kurier-, Express-, Paketmarkt 2016 22 Das durch Kuriere beförderte B2C-Volumen lässt sich nicht eindeutig einem Segment des KEP-Marktes zurechnen. Der größte Teil dieser Volumina wird als konsolidierte Zustellung in Zeitfenstern ausgeliefert, sodass diese Mengen rein prozessual dem Expresssegment zuzuordnen wären. Ein geringer Teil wird den Experteninterviews zufolge nach wie vor per Direktfahrt befördert und müsste dementsprechend dem Kuriersegment zugeschlagen werden. Über den jeweiligen Anteil liegen methodisch bedingt keine detaillierten Erkenntnisse vor. Bereits in der Marktuntersuchung des Vorjahres wurde diese Thematik adressiert und auf die Notwendigkeit einer modifizierten Methodik hingewiesen. In der vorliegenden Studie wurden diese Volumina quantitativ erfasst, jedoch keinem spezifischen Segment zugeordnet. Insgesamt handelt es sich hierbei 2016 um Umsätze von knapp 190 Mio. Euro sowie über 12 Mio. Sendungen. Diese Angaben finden sich beispielsweise im Kapitel Sendungsstromanalyse. 20 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
Mit über 2,5 Mrd. Sendungen (+8,2 %) hatte das Paketsegment 2016 einen Anteil von 83 Prozent am gesamten KEP-Markt23. Die Segmente Express (292 Mio. Sendungen, +4,1 %) und Kurier (219 Mio. Sendungen, -1,5 %) repräsentieren 10 bzw. 7 Prozent des Marktes. 2015 2016 Veränderung Kurier 222 219 -1,5% Express 281 292 4,1% Paket 2.334 2.525 8,2% KEP Gesamt 2.837 3.036 7,0% Tabelle 2: Sendungen im KEP-Markt 2015, 2016 in Mio. Stück Das Sendungsaufkommen im Segment „Briefsendungen über 1.000 g“ hat sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Auf der Basis der im Rahmen der Primärerhebung ermittelten Werte – unter Fortschreibung der Marktentwicklung seit 2010 – kann das 2016 beförderte Volumen mit rund 50 Mio. Sendungen eingeschätzt werden. Erneut sei darauf hingewiesen, dass Teilmengen in anderen Marktsegmenten, z. B. im Paketmarkt, und damit in der Gesamtmarktbetrachtung des Marktes, grundsätzlich enthalten sind24. Getrieben wird diese Entwicklung von einer zunehmenden Nutzung dieser Produkte durch Versandhändler. 23 Im Rahmen des dynamisch wachsenden E-Commerce gehen Versender zunehmend dazu über, besonderes leichtgewichtige und kleine Artikel, wie bspw. Kabel oder Handyschalen, als Brief- oder Warensendung kostengünstiger als per Paket zu verschicken. Diese Sendungen fallen in das Briefsegment und sind daher nicht Gegenstand dieser Studie. 24 Lediglich die Deutsche Post DHL verfügt sowohl über ein Paket- als auch ein Briefnetzwerk, sodass die Anbieter DPD, GLS, Hermes und UPS diese leichtgewichtigen Sendungen als Pakete ausliefern. Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 21
2. Entwicklung 2012 bis 2015 In den vergangenen Jahren lagen die Wachstumsraten des Paketmarkts insbesondere aufgrund der Nachfrage der Privatkunden im Onlinehandel konstant über denen der anderen Segmente. So stieg der Umsatz der Paketdienste von knapp 8,1 Mrd. im Jahr 2012 auf 9,5 Mrd. 2015 an. Dabei schwankten die jährlichen Zuwachsraten den Angaben der Anbieter zufolge zwischen 4,7 Prozent und 6,7 Prozent. Demgegenüber war der Expressmarkt stark durch das mit dem allgemeinen Wirtschaftswachstum korrelierende Ausgabeverhalten der Unternehmen sowie das Exportwachstum geprägt25. Entsprechend bewegte sich das jährliche Umsatzwachstum im Expressmarkt zwischen 1,5 und 4,1 Prozent. In der Kurierbranche kam es in den Jahren 2012 und 2013 hingegen zu leichten Rückgängen (-0,7 % bzw. -2,2 %) aufgrund der anhaltenden Digitalisierung von Sendungen. 2014 konnte dann wieder ein kleiner Zuwachs beobachtet werden. Der vermeintlich starke Einbruch im Jahr 2015 ist hingegen auf eine geänderte Methodik zurückzuführen26. Abbildung 3: Umsatzsteigerungsraten nach Segment 2012 bis 2015 25 Der Wert der exportierten Güter stieg von 2012 bis 2015 um 10,1 Prozent. Dies entspricht einer CAGR von 3,3 Prozent im selben Zeitraum. Vgl. Statistisches Bundesamt, Außenhandel und Dienstleistungen der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ausland, Integrierte Daten für den Berichtszeitraum 2012 bis 2016; https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Aussenhandel/Gesamtentwicklung/AussenhandelDienstleistungsverkehr5519 001167005.xlsx?__blob=publicationFile; abgerufen am 20.10.2017. 26 Wie bereits erwähnt, wurden im Rahmen dieser Studie Sendungen mit Expresscharakter (und die damit erzielten Umsätze), die durch Kurierfahrer ausgeliefert werden, quantitativ erfasst, aber keinem Segment zugeordnet. 22 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
Wie in nachfolgender Tabelle zu sehen ist, erreichten die Umsätze im KEP-Markt, insbesondere aufgrund des starken Wachstums des Paketsegments, 2015 annähernd die Schwelle von 20 Mrd. Euro. 2012 2013 2014 2015 Kurier 3.825 3.741 3.778 3.642 Express 6.227 6.414 6.555 6.824 Paket 8.052 8.434 8.996 9.528 KEP Gesamt 18.104 18.589 19.330 19.993 Tabelle 3: Umsätze im KEP-Markt 2012 bis 2015 nach Segment in Mio. Euro Auch die Entwicklung der Volumina im KEP-Markt war im Betrachtungszeitraum primär durch das Wachstum des Paktsegments gekennzeichnet. Während das Paketsegment insbesondere aufgrund des dynamisch wachsenden E-Commerce ein kontinuierlich ansteigendes Wachstum verzeichnete, zeigte die Entwicklung in den beiden anderen Segmenten ein deutlich heterogeneres Bild. Abbildung 4: Sendungssteigerungsraten nach Segment 2012 bis 2015 Das vergleichsweise starke Volumenwachstum im Expresssegment in den Jahren 2012 bis 2015 ist neben der zunehmenden Bedeutung des B2C-Geschäfts auch auf die Zunahme des Exports zurückzuführen27. So stieg bspw. der Wert der Exporte 2015 gegenüber dem Vorjahr um 6,2 Prozent an. Die Sendungsentwicklung im Kuriersegment war hingegen nach Angaben der Marktteilnehmer von der fortgesetzten Digitalisierung des Kerngeschäfts sowie einem Strukturwandel geprägt. Lediglich 2014 konnte ein leichter Anstieg der Sendungsmenge erreicht werden. Der vermeintlich starke Rückgang 2015 ist hingegen auf eine geänderte Methodik zurückzuführen (siehe oben). 27 Vgl. Statistisches Bundesamt, 2016, Außenhandel – Gesamtentwicklung des deutschen Außenhandels ab 1950. Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 23
Die Volumenentwicklung im Paketsegment war primär auf das von einer nach wie vor zunehmenden Wachstumsdynamik geprägte B2C-Geschäft zurückzuführen. Infolge dieser Entwicklung wuchs das Volumen in diesem Segment im Betrachtungszeitraum um knapp 21 Prozent auf über 2,3 Mrd. Sendungen. Ein Vergleich der Sendungs- und Umsatzentwicklung im Zeitraum 2012 bis 2015 lässt zudem deutliche Unterschiede in der Preisentwicklung erkennen. So konnte im Kurier- und Expresssegment ein leichter Preisanstieg pro Sendung realisiert werden, der sich jedoch unterhalb der Inflationsrate bewegt. Im Kuriersegment legte der Stückumsatz von 2012 bis 2015 um insgesamt 1,3 Prozent zu, während der durchschnittliche Umsatz pro Sendung im Expresssegment im gleichen Zeitraum um 0,9 Prozent anstieg28. 2012 2013 2014 2015 Kurier 236 231 232 222 Express 258 266 270 281 Paket 1.933 2.040 2.160 2.334 KEP Gesamt 2.428 2.537 2.661 2.837 Tabelle 4: Sendungsvolumen im KEP-Markt 2012 bis 2015 nach Segment in Mio. Im Kuriersegment ist der Anstieg der Stückpreise unter anderem auf den fortgesetzten strukturellen Wandel des Segments zurückzuführen, der insgesamt zu einem höheren Anteil der Direktfahrten geführt hat. Im Expresssegment hingegen zeigt das sogenannte Time Definite International Geschäft, in dem die Umsätze pro Sendung höher sind als im Domestic Express, hohe Wachstumsraten29. Im Paketsegment führt das fortgesetzte Wachstum des B2C-Volumens das aufgrund des durch Großversender verursachten Preisdrucks im Vergleich zum B2B-Geschäft eine niedrigere Marge aufweist, zu einem weiteren Rückgang des Durchschnittumsatzes pro Sendung. 28 Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes betrug die Preissteigerung in den Jahren 2012 bis 2015 2,0, 1,5 bzw. 0,9 Prozent. Vgl. Verbraucherindizes für Deutschland – Lange Reihen ab 1948. 29 Vgl. hierzu bspw. Deutsche Post DHL Group, Investor Relations August 2017, S. 33. 24 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
3. Langzeitvergleich 1996-2016 In einer ersten umfassenden Studie zu diesem vergleichsweise neuen Segment des Transportmarkts untersuchte die MRU bereits 1995 im Auftrag der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (heute: Bundesnetzagentur) den Markt der Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP), der bereits damals von „Angebotsvielfalt und einem rasanten Wachstum geprägt“ war30. Seither hat sich der KEP-Markt im Vergleichszeitraum dynamisch entwickelt und konnte ein Wachstum von durchschnittlich 5,1 Prozent pro Jahr erreichen. Der Umsatz stieg dabei von 7,76 Mrd. Euro auf 20,96 Mrd. Euro im Jahr 2016. Neben dem primär auf das Paketsegment wirkenden Onlinehandel ist diese Entwicklung sowohl auf die fortgesetzte wirtschaftliche Integration Europas sowie das insbesondere für das Expressgeschäft wichtige Wachstum des Außenhandels zurückzuführen. Gleichzeitig führte die zunehmende Digitalisierung von bis dato physisch distribuierten Gütern in einzelnen Marktsegmenten zu einer Dämpfung oder sogar Rückgängen im Wachstum. Abbildung 5: Umsatzanteile nach Segment (1996 innen, 2016 außen) Die Entwicklung der einzelnen Segmente zeigte dabei jedoch einen insgesamt volatilen Verlauf. So sind bspw. infolge der Wirtschaftskrisen 2001 und 2009 Rückgänge im Expresssegment feststellbar. Gleichzeitig sorgte die zunehmende Nutzung des Internets – 30 KEP-Markt – Wegweiser und Marktübersicht für den schnellen Versand, S. 11, Deutscher Verkehrs-Verlag, 1995. Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017 25
und hier wiederum der Boom im E-Commerce – für einen starken Anstieg der Volumina, vor allem bei Paketdiensten31. Bereits vor 20 Jahren war das Paketgeschäft das mit Abstand größte Segment des KEP- Marktes. So entfielen 1996 44 Prozent der Umsätze auf dieses Segment. Primär infolge des in der zweiten Hälfte der 90er Jahre aufkommenden E-Commerce und den damit einhergehenden dynamischen Wachstumsraten des B2C-Geschäfts innerhalb des Paketmarkts, stieg dieser Anteil in den folgenden 20 Jahren um 5 Prozentpunkte auf 49 Prozent an. Das durchschnittliche jährliche Wachstum betrug in diesem Zeitraum 5,6 Prozent. Der Anteil des Expresssegments stieg im Vergleichszeitraum um 2 Prozentpunkte auf 34 Prozent, während der Umsatz um 184 Prozent von 2,5 Mrd. Euro auf 7,09 Mrd. Euro wuchs. Während das Expresssegment zu Beginn des Vergleichszeitraums nahezu ausschließlich durch den B2B-Sektor geprägt war, ist in den vergangenen Jahren zum einen durch einen Wandel der Empfängerpräferenzen hin zu einer schnellen und termingenauen Zustellung sowie der zum anderen höheren Affinität zu Bestellungen im Ausland das B2C-Geschäft in diesem Segment zu einem der wichtigsten Wachstumstreiber avanciert32. Der Anteil des Kuriergeschäfts, das 1996 noch für 24 Prozent der Erlöse stand, nahm bis 2016 um 7 Prozentpunkte auf 17 Prozent ab. Diese Entwicklung wurde primär durch einen grundlegenden Wandel des Kerngeschäfts in diesem Segment getrieben, der die Digitalisierung eines Großteils der im klassischen Stadtkuriergeschäft beförderten Sendungen zur Folge hatte. Gleichzeitig gewann das Segment der Direktfahrten unter anderem durch die Einführung der Just in Sequence Produktion in diesem Zeitraum an Bedeutung. Insgesamt stieg der Umsatz des Kuriergeschäfts im Beobachtungszeitrum von 1,8 Mrd. Euro auf 3,6 Mrd. Euro. Auch die Betrachtung der Volumenentwicklung zeigt über den Vergleichszeitraum ein insgesamt hohes Wachstum von 117 Prozent von 1,4 Mrd. Sendungen auf 3,03 Mrd. Sendungen. Wie auch die Umsatzentwicklung, unterliegt das Volumenwachstum signifikanten exogenen Faktoren, in deren Folge die Entwicklung starken Schwankungen unterliegt. Mit Beginn des neuen Jahrtausends, vor dem Hintergrund der sich allgemein verschlechternden konjunkturellen Lage und ausgelöst bzw. weiter verstärkt durch das Platzen der "Dotcom Blase"33 sowie durch die Terroranschläge des 11. September, sahen sich KEP-Anbieter erstmalig mit stagnierenden bzw. sogar rückläufigen Umsätzen und Sendungszahlen konfrontiert. 31 Die Daten zur Entwicklung der einzelnen Segmente wurde anhand der in den jeweiligen Jahren durchgeführten Primärerhebungen, der Auswertung von Geschäftsberichten und des MRU Archivs sowie Experteninterviews und Desk Research erhoben. 32 Vgl. hierzu unter anderem DP DHL Standard Presentation (August 2017) S. 18. "Market growth in B2B driven by global GDP, with B2C as additional growth engine". 33 „Der Begriff Dotcom-Blase ist ein durch die Medien geprägter Kunstbegriff für eine im März 2000 geplatzte Spekulationsblase, die insbesondere die sogenannten Dotcom-Unternehmen der New Economy betraf und vor allem in Industrieländern zu Vermögensverlusten für Kleinanleger führte.“ Wikipedia, 2015. 26 Marktuntersuchung und Entwicklungstrends von Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen 2017
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