Marktuntersuchung Eisenbahnen 2021 - Sonderausgabe - Marktentwicklungen 2020 unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie - Bundesnetzagentur
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Marktuntersuchung Eisenbahnen 2021 - Sonderausgabe - Marktentwicklungen 2020 unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie
BUNDESNETZAGENTUR | 1 Marktuntersuchung Eisenbahnen 2021 - Sonderausgabe - Marktentwicklungen 2020 unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie Juli 2021
2 | BUNDESNETZAGENTUR Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Referat 702 - Technische Grundsätze der Eisenbahnregulierung, Digitalisierung im Eisenbahnbereich; Marktbeobachtung, Statistik Referat 704 - Ökonomische Grundsätze der Eisenbahnregulierung und der Verkehrswirtschaft Tulpenfeld 4 53113 Bonn Tel.: +49 228 14-0 Fax: +49 228 14-8872 E-Mail: info@bnetza.de
BUNDESNETZAGENTUR | 3 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung ........................................................................................................................................ 5 Einleitung und Methodik ........................................................................................................................... 9 1. Markt- und Leistungskennzahlen ............................................................................................. 13 1.1 Modal Split ..........................................................................................................................................................14 1.2 Verkehrs- und Betriebsleistung ................................................................................................................14 1.3 Wettbewerbsentwicklung ...........................................................................................................................16 1.4 Pünktlichkeit......................................................................................................................................................17 2. Wirtschaftliche Kennzahlen ........................................................................................................ 19 2.1 Umsatz im Eisenbahnverkehrsmarkt ....................................................................................................20 2.2 Endkundenpreise .............................................................................................................................................21 2.3 Trassenentgelte .................................................................................................................................................22 2.4 Ergebnissituation .............................................................................................................................................23 3. Unterjährige Entwicklungen....................................................................................................... 25 3.1 Schienenpersonennahverkehr ..................................................................................................................26 3.2 Schienenpersonenfernverkehr .................................................................................................................26 3.3 Schienengüterverkehr ...................................................................................................................................29 3.4 Betreiber der Schienenwege .......................................................................................................................29 4. Besondere Einflüsse der Covid-19-Pandemie ...................................................................... 33 4.1 Pandemiesonderkosten ................................................................................................................................34 4.2 Staatliche Unterstützungsleistungen für Eisenbahnunternehmen .......................................35 4.3 Abschätzung der finanziellen Wirkungen der Pandemie auf die Unternehmen im Eisenbahnmarkt ...............................................................................................................................................37 4.4 Wirkungen einer potenziellen nachträglichen Förderung von Trassenentgelten im Jahr 2020 auf die Unternehmen ...............................................................................................................39 5. Europäische Marktentwicklungen im Jahr 2020 ................................................................ 41 5.1 Pandemiemaßnahmen der europäischen Länder...........................................................................42 5.2 Verkehrsentwicklung ....................................................................................................................................43 5.3 Pünktlichkeit......................................................................................................................................................45 5.4 Umsatzentwicklung........................................................................................................................................45 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................................. 47 Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................................................... 49 Impressum ..................................................................................................................................................... 50
BUNDESNETZAGENTUR | 5 Zusammenfassung
6 | ZUSAMMENFASSUNG Wie alle anderen Sektoren der Wirtschaft war EVU Verkehrsleistung und auch der Eisenbahnmarkt 2020 geprägt von den Betriebsleistung Folgen der Coronapandemie und den staatlichen in Mrd. Pkm/tkm/Mio. Zug-km Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. 1.120 1.092 1.103 1.096 1.085 Die Bundesnetzagentur hat die Auswirkungen 127 130 129 124 123 der Coronapandemie auf den Eisenbahnmarkt in Deutschland für das Jahr 2020 untersucht und bewertet. Befragt wurden dafür ca. 100 56 57 57 58 35 Eisenbahnunternehmen, die entweder als Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) oder als 40 41 43 45 24 Betreiber der Schienenwege (BdS) auf dem 2016 2017 2018 2019 2020 deutschen Markt aktiv waren. Der Betrieb von Betriebsl. SPNV SPFV SGV Serviceeinrichtungen, zum Beispiel von Quelle: Bundesnetzagentur Personenbahnhöfen oder Güterterminals, war nicht Bestandteil der Analyse. Abbildung 1: Entwicklung der Verkehrsleistung und der Betriebsleistung 2016 bis 2020 (absolut, in Mrd. Pkm/tkm; Mio. Zug-km) Die Daten der Unternehmen zeichnen ein deutliches Bild. Im Fünf-Jahres-Vergleich der Rückgänge in der Verkehrsleistung deutlich Betriebs- und Verkehrsleistung werden die erkennbar. Hervorzuheben sind die Einbrüche Effekte der Pandemie auf den Eisenbahnmarkt der Verkehrsleistung im 2020 sichtbar (Abb. 1). Die Verkehrsleistung im Schienenpersonenfernverkehr auf nur 10 Schienenpersonennahverkehr ging im Jahr 2020 Prozent und im Schienenpersonennahverkehr um signifikante 38 Prozent gegenüber dem auf 25 Prozent des Vorjahresdurchschnitts im Vorjahr zurück. Den Fernverkehr traf es mit April 2020. Aber auch die starken einem Minus von 47 Prozent noch härter. Der Nachholeffekte im Güterverkehr im vierten Schienengüterverkehr hat das Jahr 2020 mit Quartal 2020 mit Niveaus über 100 Prozent im einem Rückgang der Nettotonnenkilometer um Vergleich zum Mittelwert 2019 sind beachtlich. fünf Prozent gegenüber 2019 vergleichsweise gut überstanden. Die Eisenbahn verlor beim Modal Split im Güterverkehr 0,5 Prozentpunkte und im Die Betreiber der Schienenwege mussten nur Personenverkehr 3 Prozentpunkte an den geringe Leistungs- und Umsatzeinbußen Verkehrsträger Straße. hinnehmen, da der Großteil der Personenverkehre aufrechterhalten wurde und Die Wettbewerbsentwicklung verlief der Güterverkehr eine relativ stabile Leistung uneinheitlich und war nur teilweise durch die gezeigt hat. Die Betriebsleistung aller Pandemie bedingt. Dadurch, dass insbesondere Verkehrsdienste zeigte einen Rückgang von zwei eigenwirtschaftliche nicht-bundeseigene Prozent und blieb auf dem Niveau von rund 1,1 Verkehre aus wirtschaftlichen Gründen zum Teil Mrd. Zugkilometern. komplett eingestellt wurden und es keine eisenbahnspezifischen staatlichen In der monatlichen Sicht (Abb. 2) sind die Unterstützungsleistungen für Segmente Lockdownphasen im zweiten und vierten außerhalb des bestellten ÖPNV gab, verloren die Quartal 2020 sowie die daraus resultierenden Wettbewerber insbesondere im Fernverkehr
BUNDESNETZAGENTUR | 7 EVU-Verkehrsleistung und Betriebsleistung Personen- / Tonnen- / Zug-Kilometer prozentual 107 108 106 100 98 96 102 88 93 85 85 82 93 91 71 69 65 65 61 56 49 66 66 48 45 64 57 47 25 47 33 25 29 10 100 103 96 100 79 91 96 103 99 101 104 101 101 2019 ø Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Monat Betriebsleistung Verkehrsleistung SPNV Verkehrsleistung SPFV Verkehrsleistung SGV 2020 zu 2019 -1% -38% -47% -5% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 2: Entwicklung der Verkehrsleistung und der Betriebsleistung 2020 gegenüber 2019 gesamt und auf Ebene der Verkehrsdienste (Veränderungen in Prozent; indexiert 2019 = 100) Marktanteile. Im Schienenpersonennahverkehr ihrer Mitarbeiter und prozessuale Anpassungen und im Schienengüterverkehr konnten die (Heimarbeitsplätze, mehr Bürofläche). Insgesamt Wettbewerber ihre Anteile ausbauen, in beiden mussten die Eisenbahnen Fällen jedoch überwiegend unabhängig von der Pandemiesonderkosten in Höhe von bis zu 100 Pandemie durch die Gewinnung von neuen Millionen Euro für das Jahr 2020 stemmen. Verkehrsverträgen und Transportaufträgen. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen kamen Die Pünktlichkeitszahlen verbesserten sich im vor allem den Unternehmen des bestellten Jahr 2020 deutlich. Aufgrund der geringeren Schienenpersonennahverkehrs zugute. Die Verkehrsdichte und mehr freien Unternehmen gaben an, allein aus dem ÖPNV- Trassenkapazitäten wirkten sich Störungen und Rettungsschirm über 875 Millionen Euro Baumaßnahmen im Netz nicht so gravierend erhalten zu haben. Für den aus. Weniger Reisende führten zu einem Schienenpersonenfernverkehr und den schnelleren Fahrgastwechsel und weniger Schienengüterverkehr waren zum Haltezeitüberschreitungen. Daher konnten die Befragungszeitpunkt keine spezifischen verbliebenen Verkehre ihre Pünktlichkeit Unterstützungsleistungen vorgesehen, jedoch sowohl im Personen- wie auch im Güterverkehr nahmen einzelne Unternehmen allgemein erheblich steigern. verfügbare Leistungen wie Kurzarbeitergeld, Überbrückungshilfe oder Kredite der KfW in Um die Coronaregeln einhalten zu können, Anspruch. Bemängelt wurden die als entstanden den Unternehmen zusätzliche bürokratische empfundene Antragsstellung und Kosten für Schutzausrüstungen (Masken, die späte Auszahlung der Mittel. Desinfektionssprays, Trennscheiben, etc.), Reinigungsaktivitäten sowie für Coronatests
8 | ZUSAMMENFASSUNG Die Mehrheit der Unternehmen war jedoch mit weniger strikten Regelungen (wie zum Beispiel den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen Schweden oder Österreich) geringere Rückgänge zufrieden. zu verzeichnen hatten. Am stärksten betroffen waren europaweit die eigenwirtschaftlichen Mit der geplanten zusätzlichen Personenverkehre, die in vielen Ländern Trassenpreisförderung für den komplett eingestellt wurden und im zweiten Schienengüterverkehr und den Quartal 2020 um 90 bis 100 Prozent gegenüber Schienenpersonenfernverkehr würde die dem Vorjahresquartal einbrachen. staatliche Hilfe auch auf diese beiden Verkehrsdienste ausgeweitet. Der Schienengüterverkehr konnte seine pandemiebedingten Verluste der Auf Basis der Daten aus der Sondererhebung, der Verkehrsleistung in 2020 europaweit auf unter öffentlich verfügbaren Daten aus Presse- und minus 10 Prozent eingrenzen. Zum Teil kamen Geschäftsberichten sowie der Genesis- auch nicht pandemiebedingte Gründe zum Datenbank des Statistischen Bundesamtes Tragen, zum Beispiel der Rückgang der Verkehre kommt die Bundesnetzagentur zu dem Ergebnis, von/nach Russland aufgrund der EU- dass der durch die Pandemie verursachte Sanktionen. Es ergaben sich zudem Chancen auf wirtschaftliche Schaden nach Verrechnung kürzere Transportzeiten aufgrund seltenerer staatlicher Finanzhilfen bei den Überlastungen der Schienenwege und mehr Eisenbahnverkehrsunternehmen und den freier Slots als Folge eingestellter Betreibern der Schienenwege bezogen auf den Personenverkehre. Erhöhte Nachfrage nach Eisenbahnmarkt in Deutschland für das Jahr bestimmten Produktgruppen, die mit der Bahn 2020 in Summe bei rund 2,55 Mrd. Euro lag. Der transportiert werden (zum Beispiel Getreide), weitaus höchste Anteil davon betrifft den führte in einigen Ländern, wie Kroatien oder Schienenpersonenfernverkehr mit rund 2 Mrd. Griechenland, sogar zu einem Anstieg der Euro, während die übrigen Verkehrsdienste Güterverkehre im Vergleich zum sowie die Betreiber der Schienenwege geringere Vorjahresniveau. wirtschaftliche Schäden erlitten haben. Von der Pandemie waren alle europäischen Länder betroffen. In der parallel durchgeführten Analyse der IRG–Rail zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Eisenbahnmärkte ihrer 30 Mitgliedsländer wurde deutlich, wie die unterschiedlichen Maßnahmen der Länder die Verkehrsindikatoren beeinflusst haben. In den Ländern mit strengem Lockdown und Ausgangssperren bzw. „Stay at home“-Vorgaben (wie zum Beispiel Großbritannien, Spanien, Portugal) überstiegen die Einbrüche der Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr die 50-Prozent-Marke, während Länder mit
Einleitung und Methodik
10 | EINLEITUNG UND METHODIK Die außerordentliche Wirkung der Covid-19- ein zusätzlicher Fragenblock mit Angaben zu Pandemie auf alle Sektoren von Gesellschaft, staatlichen Unterstützungsleistungen, deren Art Wirtschaft und Politik spiegelt sich ebenso auf und Höhe anzugeben war. Im dritten Teil des dem Eisenbahnmarkt wider. In einer ersten Fragebogens waren die Unternehmen Sondererhebung auf Basis der ersten sechs Monate aufgefordert, ihre Pandemiesonderkosten des Jahres 2020 analysierte die Bundesnetzagentur anzugeben, die zum Beispiel für Desinfektion, im Herbst 2020 die Auswirkungen auf die Masken, Coronatests, Reinigungsmaßnahmen, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Betreiber Homeofficeausstattung oder Sicherheitspersonal der Schienenwege im deutschen Eisenbahnmarkt angefallen waren. und prognostizierte pandemiebedingte Verluste für das Gesamtjahr 2020. Die Analyse ist Teil der Mit einer Rücklaufquote von 99 Prozent stellten „Marktuntersuchung Eisenbahnen 2020“ und bis auf einen Marktteilnehmer alle befragten unter folgendem Link abrufbar: Unternehmen ihre Daten zur Verfügung und lieferten zudem wertvolle Hinweise und https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebi Informationen zu spezifischen Auswirkungen der ete/Eisenbahnen/Unternehmen_Institutionen/Ve Pandemie im jeweiligen Unternehmen oder roeffentlichungen/Marktuntersuchungen/artikel. Teilmarkt. Die Bundesnetzagentur bedankt sich html?nn=266022 ausdrücklich bei den Befragten für die sehr gute Kooperation und die aufgewendete Zeit! Die vorliegende Analyse setzt konsekutiv auf die Unternehmensdaten für alle zwölf Monate des Folgende methodische Rahmenbedingungen Jahres 2020 auf. Sie umfasst bundeseigene und liegen der Untersuchung zugrunde: nicht-bundeseigene Betreiber der Schienenwege und Eisenbahnverkehrsunternehmen. Befragt Die Analyse bezieht sich auf den Eisenbahnmarkt wurden, konsistent zur Halbjahresanalyse, ca. 100 in Deutschland. Die abgefragten Leistungs- Marktteilnehmer, welche nach Einschätzung der kennzahlen (Trassenkilometer, Bundesnetzagentur für den Eisenbahnmarkt Personenkilometer, Nettotonnenkilometer) sowie grundsätzlich repräsentative die Finanz-kennzahlen (Umsatz, Aufwendungen) Eisenbahnunternehmen darstellen und eine hohe beziehen sich auf Leistungen, die auf dem Marktabdeckung ermöglichen. Die im Bericht Schienennetz innerhalb Deutschlands erbracht aufgezeigten Werte stellen eine Hochrechnung auf wurden. International tätige Unternehmen den Gesamtmarkt der Eisenbahnverkehrs- wurden gebeten, das Deutschlandgeschäft vom unternehmen und Betreiber der Schienenwege Auslandsgeschäft abzugrenzen. dar. Nicht betrachtet wurden Betreiber von Der Auftrag und Umfang der Marktüberwachung Serviceeinrichtungen (zum Beispiel von durch die Bundesnetzagentur ist mit dem § 17 Personenbahnhöfen, Güterterminals, ERegG abgedeckt. Abstellgleisen, Wartungseinrichtungen). Aufgrund der - über das ganze Jahr 2020 gesehen Die Unternehmen wurden nach den Indikatoren – nur geringen Reduktion der Betriebsleistungen Verkehrsleistung, Betriebsleistung sowie Umsatz sind die Veränderungen dort vergleichsweise und Aufwand für die Monate Januar bis Dezember überschaubar, so dass auf eine Erhebung in 2020 gefragt. Vergleichsbasis für die nachfolgend diesem Bereich, auch aus Rücksicht auf den dargestellten Ergebnisse ist das Jahr 2019. Neben Aufwand bei den Betreibern, verzichtet wurde. den Verkehrs- und Finanzeckdaten befasste sich
BUNDESNETZAGENTUR | 11 Effekte, die bei verbundenen Unternehmen oder der übermittelten Finanzkennzahlen sind bei Konzernen im Bereich einer übergeordneten möglich. Muttergesellschaft oder Holding auftraten, sind nicht Bestandteil der Analyse. Die Auswirkungen der Pandemie auf die europäischen Eisenbahnmärkte im Jahr 2020 Im Bereich des bestellten Schienenpersonen- basieren auf einer Erhebung der IRG-Rail- nahverkehrs wurden keine Aufgabenträger und Arbeitsgruppe „Market Monitoring“, bei der die Bestellorganisationen befragt. Folglich sind deren Bundesnetzagentur aktiv beteiligt war. Ergebnisauswirkungen und staatliche Unterstützungen nicht erfasst. Bei multimodal tätigen Verkehrsunternehmen waren die Daten nur für den Bereich Eisenbahn aufzustellen, ohne Berücksichtigung anderer Verkehrsmittel, wie (Fern)Busverkehre oder LKW- Transporte. Für einzelne übergeordnete Marktkennzahlen (z. B. Modal Split) hat die Bundesnetzagentur auf Daten des Statistischen Bundesamtes zurückgegriffen. Zu den Pünktlichkeitswerten lagen nur auswertbare Daten der DB Netz AG und DB RNI vor. Die Darstellung der Umsatz- und Ergebnissituation in Kapitel 2 basiert auf den gelieferten Umsatz- und Aufwandsdaten der Unternehmen. Die Bundesnetzagentur hat zudem in Kapitel 4.3 eine Abschätzung vorgenommen, welche finanziellen Auswirkungen speziell die Covid-19- Pandemie auf die Unternehmen des Eisenbahnmarktes in 2020 hatte. Hierfür wurde als Vergleichsbasis das Vorjahr 2019 gesetzt. Finanzielle Ergebniseffekte, die nicht ursächlich auf die Pandemie zurückzuführen waren, wurden (sofern bekannt) herausgerechnet. Die meisten Unternehmen hatten zum Erhebungszeitpunkt ihre Jahresabschlüsse noch nicht fertig gestellt. Nachträgliche Änderungen
1. Markt- und Leistungskennzahlen
14 | 1. MARKT- UND LEISTUNGSKENNZAHLEN 1.1 Modal Split Modal Split SPV Im Schienengüterverkehr konnten die in Prozent Eisenbahnverkehrsunternehmen im Coronajahr 2020 ihre Chance nicht nutzen, den Anteil am Modal Split zu erhöhen (Abb. 3). Trotz der Lockdownmaßnahmen gelang es dem 83,7 83,2 83,0 82,9 88,3 Straßengüterverkehr, seinen Anteil deutlich um über einen halben Prozentpunkt zu steigern. Im Gegenzug verloren die Binnenschifffahrt und 7,0 7,1 7,1 7,0 8,3 8,7 8,9 9,1 4,5 die Eisenbahn zwischen 0,4 und 0,2 6,2 Prozentpunkte. Damit entfernt sich der Anteil 2016 2017 2018 2019 2020 der Eisenbahn wieder von der 20-Prozent- Motoris. Individualverkehr Schwelle und den Zielen der Bundesregierung. ÖPNV Eisenbahn Modal Split SGV Flugzeug in Prozent Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 4: Entwicklung des Modal Split im Personenverkehr 2016 bis 2020 (Anteile in Prozent) 72,6 72,7 73,9 73,5 74,1 1.2 Verkehrs- und Betriebsleistung In der Fünfjahressicht der Verkehrsleistung 8,4 8,3 6,9 7,5 7,1 (Abb. 5) wird der Rückgang im Jahr 2020 in den 19,0 19,0 19,2 19,0 18,8 einzelnen Verkehrsdiensten deutlich. Während 2016 2017 2018 2019 2020 im Schienenpersonennah- und Fernverkehr ein Einbruch der Personenkilometer um über 40 Straßengüterverkehr Prozent erkennbar ist, beträgt der Rückgang der Binnenschiff Tonnenkilometer des Schienengüterverkehrs Eisenbahn Quelle: Bundesnetzagentur EVU Verkehrsleistung Abbildung 3: Entwicklung des Modal Split im in Mrd. Personen-/Tonnen-km Güterverkehr 2016 bis 2020 (Anteile in Prozent) 127 130 129 Im Schienenpersonenverkehr verloren in 2020 124 123 pandemiebedingt alle Verkehrsträger Anteile an den Motorisierten Individualverkehr (Abb. 4), 56 57 57 58 der mit über 88 Prozent einen langjährigen 35 Höchstwert erreichte. Aufgrund der punktuellen 40 41 43 45 Einstellung von Verkehren und Nachfrageeinbrüchen zeigen sich bei allen 24 Verkehrsträgern, die direkt von 2016 2017 2018 2019 2020 Lockdownmaßnahmen betroffen waren, SPNV SPFV SGV deutliche Abschläge. Der Anteil der Eisenbahn Quelle: Bundesnetzagentur fiel um knapp drei Prozentpunkte auf 6,2 Abbildung 5: Entwicklung der Verkehrsleistung 2016 Prozent. bis 2020 (in Mrd. Personen- bzw. Tonnenkilometern)
BUNDESNETZAGENTUR | 15 moderate 5 Prozent. Im Personenverkehr wird der langjährige Wachstumstrend in 2020 damit BdS Betriebsleistung in Mio. Trassenkilometern deutlich gebrochen. Im Schienengüterverkehr verstärkt sich der seit 2019 beginnende 1.085 1.092 1.103 1.120 1.096 Abwärtstrend in 2020 durch Corona. 253 259 262 266 249 143 141 145 148 143 Demgegenüber ist in der Entwicklung der gefahrenen Betriebsleistung das Ziel von Politik und Verkehrsunternehmen erkennbar, die 689 692 696 706 704 Personenverkehre aufrecht zu erhalten, um insbesondere systemrelevanten Personen das 2016 2017 2018 2019 2020 Erreichen ihrer Arbeitsplätze zu gewährleisten, SPNV SPFV SGV aber auch um die Dichte der Personenbesetzung Quelle: Bundesnetzagentur in den Zügen zu reduzieren (Abb. 6). Aufgrund der (pandemieunabhängigen) Vergabe von Abbildung 6: Entwicklung der Betriebsleistung 2016 SPNV-Leistungen an nicht-bundeseigene EVU bis 2020 (in Mio. Trassenkilometern) ab dem Fahrplanwechsel 2019/2020 fand in der Betriebsleistung eine Verschiebung von Der coronabedingte Einbruch der Verkehren von den bundeseigenen zu den nicht- Fahrgastzahlen spiegelt sich in der Besetzung bundeseigenen EVU statt. Die nicht- der Züge wider (Abb. 7). Sowohl im Nah- als bundeseigenen EVU verzeichneten im SPNV auch im Fernverkehr ging die mittlere einen etwas geringeren Rückgang der Zugbesetzung auf etwas mehr als die Hälfte der Verkehrsleistung von knapp 30 Prozent, was im Vorjahreswerte zurück und brach auch hier die Umkehrschluss bedeutet, dass die mehrjährigen Wachstumstrends. bundeseigenen EVU einen Rückgang von über 40 Prozent hinnehmen mussten. Im Güterverkehr konnten die Transportrückgänge für besonders betroffene Im Gesamtjahresvergleich der Betriebsleistung Industrien (wie zum Beispiel ist ein Rückgang um zwei Prozent von 2019 auf Automobilindustrie) durch erhöhte 2020 zu verzeichnen. Die Betriebsleistung im Transportmengen in anderen Bereichen (wie Schienenpersonennahverkehr zeigt nur eine zum Beispiel Getreide, Lebensmittel oder Reduktion um weniger als ein Prozent und im Flüssiggüter) wettgemacht werden. Die mittlere Schienenpersonenfernverkehr um drei Prozent. Frachtmenge der Güterzüge stieg insgesamt an. Demgegenüber lag der Rückgang der Betriebsleistung im Schienengüterverkehr bei sechs Prozent. Mittelfristig betrachtet lag die auf dem deutschen Eisenbahnnetz erbrachte Betriebsleistung in den letzten fünf Jahren stabil bei rund 1,1 Milliarden Trassenkilometern. Auch an der Verteilung der Trassenkilometer auf die drei Verkehrsdienste gab es keine grundlegenden Verschiebungen.
16 | 1. MARKT- UND LEISTUNGSKENNZAHLEN EVU durchschn. EVU durchschn. EVU durchschn. Zugbesetzung SPNV Zugbesetzung SPFV Frachtmenge SGV in Personen in Personen in Tonnen 289 296 305 491 497 495 509 521 81 82 82 82 276 50 168 2016 2017 2018 2019 2020 2016 2017 2018 2019 2020 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 7: Entwicklung der durchschnittlichen Zugbesetzung 2016 bis 2020 (in Personen bzw. Tonnen) 1.3 Wettbewerbsentwicklung Sonderzugverkehre (zum Beispiel der SVG GmbH oder der BTE GmbH) ist der jüngste Die Entwicklung der Wettbewerbsanteile auf Marktanteilsgewinn der Wettbewerber in dem deutschen Eisenbahnmarkt in 2020 (Abb. 8) diesem Segment wieder negiert worden. hing nur teilweise mit der Pandemie zusammen. Im Gegensatz zur DB Fernverkehr AG haben die Eindeutig pandemiebedingt war der Rückgang nicht-bundeseigenen Schienenfernverkehrs- des Wettbewerberanteils im unternehmen (u. a. Flixtrain, Thalys) ihren Schienenpersonenfernverkehr. Aufgrund der Betrieb ab Mitte März fast komplett eingestellt weitgehenden Einstellung der ÖBB- und in den Folgemonaten nur wenige Angebote Nachtverkehre, der Linienverkehre der Flixtrain wiederaufgenommen, um dann im November GmbH und der meisten Charter- und Wettbewerb SPNV Wettbewerb SPFV Wettbewerb SGV in Mrd. Pkm in Mrd. Pkm in Mrd. Tkm 56 57 57 58 43 45 124 127 130 129 123 40 41 1 4 26 27 26 28 35 1 1 24 48 46 52 54 55 33 99 99 99 96 2 74 73 74 72 98 54 52 48 46 45 67 2016 2017 2018 2019 2020 2016 2017 2018 2019 2020 2016 2017 2018 2019 2020 Anteil bundeseigene EVU Anteil Wettbewerber Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 8: Entwicklung des Wettbewerbs in den Verkehrsdiensten 2016 bis 2020 (Summe Verkehrsleistung in Milliarden Personenkilometern bzw. Tonnenkilometern und Anteile in Prozent)
BUNDESNETZAGENTUR | 17 und Dezember nochmals nahezu den Nullpunkt sowohl im Personen- wie auch im Güterverkehr zu erreichen. erheblich steigern. Im Gegensatz dazu konnten die Wettbewerber Auf Ebene der Verkehrsdienste bewirkte in allen ihre Anteile am Schienenpersonennahverkehr drei Segmenten insbesondere der Lockdown im und im Schienengüterverkehr steigern, in April, aber auch die Einschränkungen im Herbst, beiden Fällen jedoch nicht direkt im dass die Quote der verspäteten Züge im Zusammenhang mit Corona-Pandemie. Jahresvergleich ungefähr wieder das Niveau von vor vier Jahren erreichte. Über alle Im Schienengüterverkehr konnten viele nicht- Verkehrsdienste verringerte sich der Anteil bundeseigene EVUs Transportaufträge verspäteter Züge um fast ein Fünftel. gewinnen und ihre Verkehre und Transportmengen zum Teil deutlich steigern. Entsprechend der pandemiebedingt stornierten Insbesondere bei grenzüberschreitenden und Zugverbindungen ist im Gegenzug der Anteil Transitverkehren realisierten die nicht- bundeseigenen EVUs Zuwächse. Damit konnten Anteil verspäteter Züge sie einen Rückgang der Verkehrsleistung in Prozent weitgehend ausgleichen und erreichten eine im Gesamtjahr nur um ein Prozent verringerte 38,2 36,6 37,2 Tonnenkilometerleistung gegenüber 2019. Der 33,8 33,8 vergleichbare Rückgang bei DB Cargo AG lag im 27,4 27,8 27,7 höheren einstelligen Prozentbereich. Hierin 24,4 22,6 spiegelt sich neben den Corona-Effekten die grundsätzlich rückläufige Entwicklung des Marktführers wider. 9,7 10,9 10,5 7,5 8,6 Im Schienenpersonennahverkehr gewannen 2016 2017 2018 2019 2020 nicht-bundeseigende EVU Ausschreibungen der Aufgabenträger für regionale Netze, deren SPNV SPFV SGV Verkehre im Dezember 2019 starteten und sich damit vollständig auf das Jahr 2020 auswirkten, 13,6 wenngleich mit geringerer Auslastung, die 11,4 jedoch alle Züge, unabhängig vom Betreiber, gleichermaßen betraf. Delta 1.4 Pünktlichkeit -17% Aufgrund der geringeren Verkehrsdichte und mehr freien Trassenkapazitäten wirkten sich 2019 2020 Störungen im Netz nicht so gravierend aus. Weniger Reisende führten zu einem schnelleren Quelle: Bundesnetzagentur Fahrgastwechsel und weniger Abbildung 9: Fünfjahresvergleich des Anteils Haltezeitüberschreitungen. Daher konnten die verspäteter Züge aller Verkehrsdienste und verbliebenen Verkehre ihre Pünktlichkeit Veränderung von 2019 auf 2020 (in Prozent)
18 | 1. MARKT- UND LEISTUNGSKENNZAHLEN ausgefallener Züge um über zehn Prozent gestiegen. Im Fünfjahresvergleich werden hier Höchstwerte erreicht. Es ist jedoch anzumerken, dass im Personenverkehr fast alle Strecken durchgehend bedient wurden und der Verkehr weitgehend aufrechterhalten wurde. Bei einer teilweisen oder kompletten Einstellung der Verkehre, wie in anderen europäischen Ländern, sähe der Indikator der ausgefallenen Züge gravierend schlechter aus. Anteil ausgefallener Züge in Prozent 2,3 2,1 1,8 1,7 1,0 0,6 0,6 0,3 0,4 0,1 2016 2017 2018 2019 2020 SPNV SPFV SGV 1,8 1,6 Delta 10% 2019 2020 Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 10: Fünfjahresvergleich des Anteils ausgefallener Züge aller Verkehrsdienste und Veränderung von 2019 auf 2020 (in Prozent)
2. Wirtschaftliche Kennzahlen
20 | 2. WIRTSCHAFTLICHE KENNZAHLEN 2.1 Umsatz im Eisenbahnverkehrsmarkt in Höhe von rund 0,9 Mrd. Euro zur Auszahlung beantragt. Weitere Anträge und Zahlungen sind Der stetige Umsatzzuwachs der vergangenen Jahre jedoch zu erwarten, sodass der Umsatz der SPNV- in allen Verkehrsdiensten wurde im Pandemiejahr EVU am Ende annähernd stabil bleiben könnte. gestoppt (Abb. 11 1). Der Umsatz der EVU fiel auf das Niveau von vor fünf Jahren zurück und wird, Im Schienengüterverkehr lag der Umsatzrückgang nach Einschätzungen der Marktteilnehmer, in der bei rund sechs Prozent, wobei die nicht- Nach-Corona-Zeit nur mit Verzögerung wieder an bundeseigenen SGV-EVU nur einen marginalen die alte Umsatzlinie anknüpfen können. Rückgang von einem Prozent verzeichneten. Mehrere Unternehmen dieses Segments EVU Umsatz berichteten von zusätzlichen Transportaufträgen, in Mrd. Euro die den Umsatz trotz temporärer Stillstände 22,1 stabilisierten. 20,1 20,6 21,3 19,2 19,4 5,7 5,7 Im Verhältnis des Gesamtumsatzes zu den 5,5 5,6 5,2 5,3 5,0 erbrachten Trassenkilometern (Abb. 12) wird der 4,0 4,2 4,5 2,9 3,9 Einbruch im Schienenpersonenfernverkehr besonders deutlich. Während der Umsatz je 10,1 10,6 10,8 11,1 11,4 11,2* Trassenkilometer um 40 Prozent zurückging, reduzierte er sich im Nah- und Güterverkehr nur 2015 2016 2017 2018 2019 2020 geringfügig. SPNV SPFV SGV Quelle: Bundesnetzagentur Bezogen auf die Verkehrsleistung wirkt sich beim Abbildung 11: Entwicklung des Umsatzes der Umsatz je Personenkilometer (Abb. 13) das Eisenbahnverkehrsunternehmen 2015 bis 2020 bezahlte Aufrechterhalten der Nahverkehre sowie (in Mrd. Euro) Am stärksten war der Umsatzeinbruch im EVU Umsatz je Trkm Schienenpersonenfernverkehr mit einem in Euro je Trassenkilometer Rückgang von über 40 Prozent; bei den nicht- bundeseigenen SPFV-EVU sogar von rund 70 33,6 31,3 Prozent. 30,0 28,3 21,4 Im Schienenpersonennahverkehr garantierten die 21,4 21,0 21,0 21,6 Zahlungen der Bundesländer und deren 19,9 Aufgabenträgern den EVU den größten Teil ihres 15,4 15,5 16,0 16,1 15,9* Umsatzes. Die verbliebenen Verluste durch Fahrgasteinnahmen konnten die SPNV- 2016 2017 2018 2019 2020 Unternehmen im Rahmen des ÖPNV- SPNV SPFV SGV Rettungsschirmes geltend machen. Nach den Quelle: Bundesnetzagentur Erkenntnissen der Bundesnetzagentur haben die Abbildung 12: Entwicklung des Umsatzes je befragten Unternehmen bisher Zahlungen hieraus Trassenkilometer 2016 bis 2020 (in Euro je Trkm) 1 * SPNV-Umsatz enthält 0,8 Mrd. Euro Zahlungen aus dem ÖPNV-Rettungsschirm
BUNDESNETZAGENTUR | 21 Indizes des Statistischen Bundesamts zurück. EVU Umsatz je Pkm/tkm in Cent je Personen-/Tonnen-km Diese repräsentieren die Preisentwicklung fest definierter Leistungen bei einem konstanten 31,6* Mengengerüst und spiegeln somit die Sicht eines Endkunden wider, der die Entwicklung des Preises für eine bestimmte Leistung verfolgt. 19,0 18,9 19,6 19,6 Der von der Bundesnetzagentur ermittelte 10,9 11,9 Durchschnittserlös je Tonnenkilometer bzw. 10,2 10,4 10,6 Personenkilometer bildet dagegen 4,4 4,3 4,2 4,3 4,3 Verschiebungen im Mengengerüst der 2016 2017 2018 2019 2020 nachgefragten Produkte und Leistungen mit ab SGV SPFV SPNV (beispielsweise Veränderungen in der Nachfrageintensität von Zeitkarten und Quelle: Bundesnetzagentur Rabattangeboten, wie Sparpreisen oder Bahn- Abbildung 13: Entwicklung des Umsatzes je Cards) und ermöglicht so eine präzisere Personen-/Tonnenkilometer 2016 bis 2020 (in Cent je Pkm/tkm) Beurteilung der Einnahmeentwicklung aus Sicht eines Eisenbahnverkehrsunternehmens. die Zahlungen aus dem ÖPNV-Rettungsschirm bei gleichzeitigem Einbruch der Fahrgastzahlen aus. Für die nominellen Fahrpreise im SPNV setzte sich Dadurch sprang der SPNV-Umsatz je Personen- der langjährige Trend konstanter Steigerungen kilometer um mehr als 50 Prozent nach oben. fort. Durch die pandemiebedingt einbrechende Fahrgastnachfrage und – dank finanzieller Im Fernverkehr ist nur ein geringer Anstieg des Ausgleichsmaßnahmen der Öffentlichen Hand – Umsatzes je Personenkilometer zu verzeichnen, parallel nur wenig absinkenden Umsätze stiegen während der Umsatz je Tonnenkilometer im die spezifischen Erlöse der EVU entsprechend Schienengüterverkehr konstant blieb. stark an; von 2019 auf 2020 um mehr als 50 Prozent. 2.2 Endkundenpreise Auch die Endkundenpreise (Abb. 14) wurden von Ein anderes Bild zeigt sich für den SPFV. Während der Pandemie beeinflusst. Zu deren Abbildung vom Statistischen Bundesamt ein deutlicher greift die Bundesnetzagentur sowohl auf selbst Rückgang der Preise um mehr als zehn Prozent erhobene Daten als auch auf frei verfügbare gemessen wurde, entwickelte sich der Endkundenpreise SPNV Endkundenpreise SPFV Endkundenpreise SGV indexiert indexiert indexiert 170 156 131 124 129 112 103 100 100 100 06 08 10 12 14 16 18 20 06 08 10 12 14 16 18 20 06 08 10 12 14 16 18 20 Preisindex Statistisches Bundesamt EVU-Fahrgeldeinnahmen je Pkm Preisindex Statistisches Bundesamt Preisindex Statistisches Bundesamt Erlös je Pkm inkl. öfftl. Zuschüsse Spezifischer Markterlös EVU je Pkm Spezifischer Markterlös EVU je tkm Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 14: Entwicklung der Endkundenpreise 2006 bis 2020 (inkl. öffentliche Zuschüsse; indexiert 2006 = 100)
22 | 2. WIRTSCHAFTLICHE KENNZAHLEN Durchschnittserlös je Fahrgastkilometer um rund Trassenentgelten für den Personennahverkehr 10 Prozent nach oben. Hierfür dürften primär verzeichnen mussten. Ebenso gesichert flossen die laufende Abonnements (Zeitkarten, Zahlungen der DB Fernverkehr AG für die Monatskarten), die jedoch weniger genutzt fortgeführten Fernverkehrsverbindungen, wurden, als Ursache zu sehen sein. während der zum Erliegen gekommene Fernverkehr der nicht-bundeseigenen Anbieter, Die Endkundenpreise im SGV blieben hingegen wie zum Beispiel der Flixtrain GmbH, aufgrund von den Pandemieauswirkungen relativ des geringen Anteils in der Gesamtmarktsicht unbeeinflusst und entwickelten sich im Rahmen nicht zutage tritt. der langjährigen Trends. Trotz dem statistischen Bundesamt gemeldeten leicht steigenden Bei den Einnahmen aus den Trassenentgelten des Listenpreisen sind die durchschnittlichen Schienengüterverkehrs lag das Delta zwischen Einnahmen je Tonnenkilometer der EVU in 2020 2020 und 2019 bei minus sechs Prozent. Die gegenüber dem Vorjahr wiederum leicht Trasseneinnahmen im Fernverkehr sanken um ein gesunken. Prozent, während sich bei den Trasseneinnahmen aus dem SPNV sogar ein Plus von einem Prozent 2.3 Trassenentgelte ergab. Der Umsatz aus Trassenentgelten für die Die Betreiber der Schienenwege erlitten aufgrund drei Verkehrsdienste summiert sich zu einer der Pandemie in 2020 einen vergleichsweise Gesamtdifferenz von minus 0,4 Prozent von 2019 geringen Umsatzrückgang. Da der Großteil der auf 2020. Personenverkehre aufrechterhalten und bezahlt Die durchschnittlichen Trassenentgelte je wurde und im Güterverkehr auf Jahressicht eine Leistungseinheit (vor Trassenpreisförderung) Stabilisierung der Betriebsleistung erreicht blieben von der Pandemie nahezu unbeeinflusst werden konnte, sind insgesamt beim Umsatz aus und bewegten sich jeweils im Trend der Vorjahre Trassenentgelten nur marginale Rückgänge (Abb. 16). erkennbar (Abb. 15). Einnahmenausfälle der Aufgabenträger und EVU wurden zusätzlich durch Trassenentgelte den ÖPNV-Rettungsschirm aufgefangen, sodass durchschn. in Euro je Trassen-km die Betreiber der Schienenwege keine Ausfälle bei BdS Umsatz aus 7,0 7,0 7,1 Trassenentgelten 6,4 6,5 in Mrd. Euro 5,1 5,3 5,4 5,4 5,1 5,0 4,8 4,9 5,1 5,1 0,8 0,8 0,7 0,8 0,8 1,0 1,0 1,0 0,9 0,9 3,0 3,0 2,9 2,9 2,9 3,3 3,4 3,5 3,6 3,6 2016 2017 2018 2019 2020 SGV SPFV SPNV 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Bundesnetzagentur SPNV SPFV SGV Abbildung 16: Entwicklung der Trassenentgelte je Quelle: Bundesnetzagentur Trassenkilometer 2016 bis 2020 (in Euro je Trassenkilometer) Abbildung 15: Entwicklung des Umsatzes aus Trassenentgelten der Betreiber der Schienenwege 2016 bis 2020 (in Mrd. Euro)
BUNDESNETZAGENTUR | 23 2.4 Ergebnissituation Als Grobschätzung ermittelte die Bundesnetzagentur die Betriebsergebnisse für die Aus der Sondererhebung der Bundesnetzagentur Verkehrsdienste bezogen auf einen können spezifische Aussagen zu wirtschaftlichen Trassenkilometer. In allen drei Verkehrsdiensten Ergebnisauswirkungen bei Schienenwegs- fielen die Betriebsergebnisse in 2020, am stärksten betreibern und Eisenbahnverkehrsunternehmen im Schienenpersonenfernverkehr (Abb. 18). auf Basis der abgefragten Daten für das Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 getroffen werden. Vielen Unternehmen lag der Jahresabschluss 2020 Betriebsergebnis je Trkm in Euro je Trassenkilometer noch nicht vor, sodass Jahresumsatz und 2,83 2,6 2,73 Jahresgesamtkosten durch die Unternehmen geschätzt wurden. 1,22 0,82 0,88 0,53 Für alle drei Verkehrsdienste hat sich die 0,88 -0,02 wirtschaftliche Gesamtsituation der EVU im 2016 2017 2018 2019 2020 Pandemiejahr verschlechtert (Abb. 17). -0,92 -1,14 -1,23 -2,13 Auf die Leistungseinheit bezogen waren die -2,77 negativen Ergebnisdifferenzen zwischen 2019 und -11,73 2020 bei den EVU des Schienenpersonen- SPNV SPFV SGV fernverkehrs am größten. Quelle: Bundesnetzagentur Ebenfalls negativ, aber auf niedrigem Niveau Abbildung 18: Betriebsergebnis je Trassenkilometer stellten sich die Ergebnisdeltas im für die Verkehrsdienste (in Euro je Trassenkilometer) Schienenpersonennahverkehr und im Schienengüterverkehr dar. Im Schienenpersonennahverkehr meldeten mehr als drei Viertel aller befragten EVU für 2020 ein Ergebnisdelta der EVU negatives Ergebnis aus Umsatz minus 2019 auf 2020 Aufwendungen, ungefähr genauso viele wie in 2019. SPNV SPFV SGV Im Schienenpersonenfernverkehr erreichte kein EVU ein positives Ergebnis in 2020. -0,5 -1,4 -0,6 -0,1 Im Gegensatz dazu erhöhte sich im Schienengüterverkehr die Quote der EVU mit -8,5 einem positiven Ergebnis von rund einem Drittel -14,6 in 2019 auf knapp zwei Drittel in 2020. Insgesamt ist jedoch auch dieser Markt in 2020 in Summe Euro je Trkm Cent je Pkm/tkm negativ, sowohl für die bundeseigenen wie auch Quelle: Bundesnetzagentur für die nicht-bundeseigenen SGV-EVU. Jedoch konnten mehr als die Hälfte der befragten nicht- Abbildung 17: Delta des Ergebnisses aus Umsatz und Aufwendungen von 2019 auf 2020 je Leistungseinheit bundeseigenen SGV-EVU eine (in Euro je Trassenkilometer und in Cent je Personen-/ Ergebnisverbesserung erreichen, was zu einer Nettotonnenkilometer) Verringerung des negativen Gesamtergebnisses für die nicht-bundeseigenen SGV-EVU führte.
24 | 2. WIRTSCHAFTLICHE KENNZAHLEN Drei Viertel der BdS verzeichnete einen negativen Saldo aus Umsatz und Aufwendungen, eine leichte Verschlechterung gegenüber 2019. Mehrere Betreiber der Schienenwege gaben an, die Phasen mit verringerten Verkehren für Bautätigkeiten und Instandsetzungsarbeiten genutzt zu haben, was zu höheren Ausgaben führte. Zudem beinhalten die Aufwendungen in 2020 auch Pandemiesonderkosten für Desinfektion, Masken und Sicherheitspersonal, auf welche in Kapitel 4.1 gesondert eingegangen wird.
3. Unterjährige Entwicklungen
26 | 3. UNTERJÄHRIGE ENTWICKLUNGEN 3.1 Schienenpersonennahverkehr Aufrechterhaltung der Bestellungen in der Phase des zweiten Lockdowns ein. Sie gilt für nahezu alle Abbestellungen in größerem Umfang und der EVU im SPNV, es ist hier kein signifikanter damit verbundene Rückgang der Betriebsleistung Unterschied zwischen bundeseigenen und im SPNV beschränkten sich auf den April. In allen nichtbundeseigenen Unternehmen zu erkennen. anderen Monaten wurden die meisten Verkehre aufrechterhalten. Daher lagen die erbrachten Zugkilometer ungefähr auf oder sogar über dem Die Umsätze und Aufwendungen entwickelten Vorjahresniveau. sich weitgehend angelehnt an die Betriebsleistung. Grund hierfür sind einerseits die weiterhin Im Monatsverlauf der wirtschaftlichen geflossenen Zahlungen der Aufgabenträger. Zum Kennzahlen (Abb. 19) ist die pandemiebedingte zweiten stabilisierten die Einnahmen aus Zeit- Entwicklung nachvollziehbar. Nach einem guten und Dauerkarten das Umsatzniveau. Jahresstart begann mit den ersten Einschränkungen im März der Rückgang der Aufgrund der verringerten Betriebsleistung gelang Verkehrsleistung. Den Tiefpunkt stellte der durch den Unternehmen in den Monaten März bis Mai den Lockdown geprägte Monat April mit im eine leichte Aufwandsreduktion. Im Rest des Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt geringen 25 Jahres verläuft der Aufwand stabil oberhalb der Prozent der Personenkilometer des Vorjahres dar. 100 Prozentmarke, mit Korrekturbuchungen im Dezember. Nach ebenfalls schlechten Monaten Mai und Juni stabilisierte sich die Verkehrsleistung im Sommer 3.2 Schienenpersonenfernverkehr auf einem Niveau zwischen 60 und 70 Prozent, um Im Schienenpersonenfernverkehr war der stärkste zum Jahresende aufgrund der erneuten Rückgang der Verkehrsleistung zu verzeichnen. Lockdown-Maßnahmen wieder auf unter 50 Auf nur noch zehn Prozent sank die Prozent abzusinken. Diese Entwicklung trat trotz Verkehrsleistung im April 2020 ab. Die Erholung Wirtschaftliche Kennzahlen Schienenpersonennahverkehr in Prozent 120 108 103 105 99 102 102 100 97 95 89 100 103 91 90 94 92 88 88 86 86 88 73 69 64 66 65 61 56 25 45 49 48 100 105 96 99 79 96 99 105 103 101 104 101 104 2019 ø Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Monat Betriebsleistung Verkehrsleistung Umsatz Aufwendungen 2020 zu 2019 -1% -39% -2% +2% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 19: Entwicklung der wirtschaftlichen Kennzahlen im Schienenpersonennahverkehr (Veränderungen in Prozent; indexiert 2019 = 100)
BUNDESNETZAGENTUR | 27 in den Folgemonaten verlief zwar etwas schneller Reduzierung der Aufwendungen erreicht werden als im Personennahverkehr, jedoch fällt auch der konnte. erneute Rückgang zum Jahresende wieder stärker aus. Mit nur noch ca. einem Drittel der Im Gegensatz dazu war es aufgrund nicht Vorjahresleistung markierte der Dezember, vorhandener staatlicher Unterstützung für dieses normalerweise ein Hauptverkehrsmonat, ein Segment für die nicht-bundeseigenen neuerliches Tief (Abb. 20). Fernverkehrsunternehmen schlicht wirtschaftlich Wirtschaftliche Kennzahlen des Schienenpersonenfernverkehrs in Prozent 115 101 106 102 105 105 106 98 94 96 99 92 94 74 69 92 63 66 61 54 42 71 66 42 65 47 57 33 47 17 10 25 29 28 100 107 96 98 80 84 91 99 100 99 100 95 102 2019 ø Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Monat Betriebsleistung Verkehrsleistung Umsatz Aufwendungen 2020 zu 2019 -2% -47% -43% +2% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 20: Entwicklung der wirtschaftlichen Kennzahlen im Schienenpersonenfernverkehr (Veränderungen in Prozent; indexiert 2019 = 100) Die Gesamtaufwendungen der befragten nicht vertretbar, den Verkehr in den Monaten mit Unternehmen in diesem Segment blieben Reisebeschränkungen und Lockdown praktisch durchweg hoch. Der Grund hierfür ist, dass ohne Kunden aufrecht zu erhalten. Daher mussten speziell die DB Fernverkehr AG ihr Angebot an die nicht-bundeseigenen Zugkilometern weitgehend aufrechterhielt, um Schienenfernverkehrsunternehmen (u. a. Flixtrain, „[…] den Angehörigen systemrelevanter Thalys) aufgrund der fast vollständigen Berufsgruppen auch während der Pandemie Betriebseinstellung ab Mitte März einen noch Mobilität zu ermöglichen. […] Zum anderen hätte stärkeren Rückgang ihrer Leistungsdaten Stillstand kaum Einsparungen gebracht. Der hinnehmen. Der Umsatz brach parallel zur Aufwand für die Vorhaltung der Züge sowie für Leistungskurve ein (Abb. 21). das Personal wäre durch eine Reduktion des Angebots nicht wesentlich gesunken.“ 2. Dieser Die nicht-bundeseigenen EVU konnten zumindest Effekt ist in der von der DB Fernverkehr AG in diesen Monaten mit eingeschränktem oder dominierten Entwicklung der Aufwendungen keinem Verkehr auch ihre Kostenbasis deutlich sichtbar, da auch in den Lockdownmonaten trotz geringerer Betriebsleistung keine vergleichbare 2 Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender DB AG, DVZ 31.03.2021
28 | 3. UNTERJÄHRIGE ENTWICKLUNGEN Wirtschaftliche Kennzahlen Nicht-bundeseigener Schienenpersonenfernverkehr 106 98 107 17 21 26 21 38 38 43 29 92 94 101 53 3 12 50 41 34 3 1 97 94 50 3 10 18 29 54 51 39 11 12 100 89 85 60 18 22 30 35 53 59 51 31 32 2019 ø Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Monat Betriebsleistung Verkehrsleistung Umsatz Aufwendungen 2020 zu 2019 -53% -61% -67% -47% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 21: Entwicklung der wirtschaftlichen Kennzahlen im nicht-bundeseigenen Schienenpersonenfernverkehr (Veränderungen in Prozent; indexiert 2019 = 100) absenken und den finanziellen Schaden (Kosten Entwicklung des HGV-Verkehrs minus Umsatz) damit etwas abfedern. Jedoch bleibt auch bei kompletter Einstellung der Im Hochgeschwindigkeitsverkehr (HGV) der DB Verkehre ein Grundniveau an Kosten stehen. Der Fernverkehr AG mit der ICE-Flotte wurden die Aufwandssprung im Dezember resultiert meisten Verkehre aufrechterhalten, sodass die wiederum aus Jahresabschluss- und Betriebsleistung zu keinem Zeitpunkt unter 80 Korrekturbuchungen. Prozent des Jahresanfangsniveaus fiel. Auf das HGV (ICE) Entwicklung in 2020 in Prozent 102% 77% 72% 70% 61% 52% 52% 37% 28% 32% 11% 100% 90% 95% 82% 86% 87% 93% 94% 93% 95% 93% 100% Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Betriebsleistung Verkehrsleistung 2020 zu 2019 +3% -45% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 22: Entwicklung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs 2020 (Veränderungen in Prozent; indexiert Jan 2020 = 100)
BUNDESNETZAGENTUR | 29 Wirtschaftliche Kennzahlen des Schienengüterverkehrs in Prozent 100 104 105 102 111 94 96 95 102 90 91 92 89 88 98 99 96 93 85 88 85 82 100 96 96 101 78 82 89 97 86 98 104 100 91 2019 ø Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Monat Betriebsleistung Verkehrsleistung Umsatz Aufwendungen 2020 zu 2019 -1% -5% -7% -4% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 23: Entwicklung der wirtschaftlichen Kennzahlen im Schienengüterverkehr (Veränderungen in Prozent; indexiert 2019 = 100) Gesamtjahr betrachtet wurden in 2020 sogar mehr vierten Quartal 2020 sogar bis auf ein Niveau Trassenkilometer gefahren als im Jahr 2019. oberhalb des Jahresdurchschnitts von 2019. Jedoch brach die Nachfrage während der Die Eisenbahnverkehrsunternehmen im SGV Lockdownphasen im April und am Ende des konnten ihre Aufwendungen bei reduzierten Jahres 2020 massiv ein (Abb. 22). Insgesamt ist die Verkehren ebenfalls verringern. Die verbleibende Verkehrsleistung der Hochgeschwindigkeitszüge Differenz fiel damit im Schienengüterverkehr im Jahr 2020 um 45 Prozent zurückgegangen, verhältnismäßig gering aus (Abb. 15). etwas weniger als der Schienenpersonenfernverkehr insgesamt. Den EVU des Schienengüterverkehrs wurden neben den eingeführten Förderinstrumenten 3.3 Schienengüterverkehr (Trassenpreisförderung, Anlagenpreisförderung, etc.) bisher keine weiteren spezifischen staatlichen Im Vergleich der Verkehrsdienste kam der Coronahilfen gewährt. Schienengüterverkehr im Jahr 2020 am besten durch die Pandemie. Sowohl Verkehrsleistung als auch Umsatz und Aufwendungen zeigten einen 3.4 Betreiber der Schienenwege geringen Rückgang. Der Monatsverlauf der Betriebsleistung (Abb. 24) folgt den Phasen der Pandemie: Der Einbruch In der Monatsbetrachtung wird die während des ersten Lockdowns im April 2020 vergleichsweise geradlinige Entwicklung des SGV- schlägt sich auf alle Verkehrsdienste nieder. Marktes im Jahr 2020 deutlich (Abb. 23). Der Rückgang in den Monaten April bis Juni war vor Nach dem erfolgten Wiederhochfahren bis zum allem auf Produktionseinschränkungen in Sommer 2020 ist gut erkennbar, dass im bestimmten Industriezweigen (z. B. Personennahverkehr das Zugangebot trotz neuer Automobilindustrie) zurückzuführen. Die Lockdown-Phasen fortgeführt wurde. Im Erholung in den Folgemonaten steigerte sich im
30 | 3. UNTERJÄHRIGE ENTWICKLUNGEN Betriebsleistung der Betreiber der Schienenwege in Prozent 108 105 106 105 102 103 102 100 99 96 96 100 100 102 99 94 96 96 80 92 91 88 79 85 100 103 96 100 79 91 96 103 99 101 104 101 101 2019 ø Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Monat Betriebsleistung gesamt SPNV SPFV SGV 2020 zu 2019 -2%-2% -0,5% -3% -6% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 24: Entwicklung der Betriebsleistung der Verkehrsdienste (Veränderungen in Prozent; indexiert 2019 = 100) Schienenpersonenfernverkehr verkehrten etwas Dezember knapp unter Vorjahresniveau. zeitverzögert die meisten Züge im Juli wieder. Im Aufgrund des geringen Rückgangs der zweiten Lockdown wurde das Zugangebot Betriebsleistung blieb der Umsatz aus weniger stark verringert. Trassenentgelten nahezu stabil. Im Schienengüterverkehr spiegelt der Hochlauf In der Monatsbetrachtung ist die stabile zur Jahresmitte den Nachholbedarf im Ertragslage der Betreiber der Schienenwege, bis Warentransport wider. Nach einem Rücksetzer im auf den Einbruch im April 2020, aber auch der August und folgen sehr hohe Werte im Oktober konstant höhere Mittelbedarf erkennbar (Abb. 25). und November, und die Kurve schließt Auch in den Lockdown-Phasen ist kein Rückgang entsprechend der Anzahl an Feiertagen im der Aufwendungen ersichtlich, was aus den hohen Wirtschaftliche Kennzahlen der Betreiber der Schienenwege 143 in Prozent 127 116 119 115 112 114 112 115 111 106 106 103 104 105 104 101 101 101 97 98 93 101 80 100 103 96 100 79 91 96 103 99 101 104 101 101 2019 ø Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Monat Betriebsleistung Umsatz Trassenentgelte Aufwendungen 2020 zu 2019 -2% -0,5% +16% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 25: Entwicklung der wirtschaftlichen Kennzahlen der Betreiber der Schienenwege (Veränderungen in Prozent; indexiert 2019 = 100)
BUNDESNETZAGENTUR | 31 verkehrsunabhängigen Fixkosten des Betreibergeschäfts resultiert. Der Höhepunkt im Dezember 2020 ist nach übereinstimmender Aussage vieler Unternehmen auf Jahresabschlussbuchungen zurückzuführen. So werden in vielen Unternehmen beispielsweise die Abschreibungen nur einmal jährlich im Dezember gebucht. Zudem erfolgen Korrekturbuchungen für unterjährige Zahlungen.
BUNDESNETZAGENTUR | 33 4. Besondere Einflüsse der Covid-19- Pandemie
34 | 4. BESONDERE EINFLÜSSE DER COVID-19-PANDEMIE 4.1 Pandemiesonderkosten Sind Pandemiesonderkosten in Die Bundesnetzagentur hat die Ihrem Unternehmen angefallen? Eisenbahnunternehmen befragt, ob im Nein Unternehmen pandemiebedingte Sonderkosten 23% aufgelaufen sind. Mehr als drei Viertel der Ja Befragten haben Pandemiesonderkosten 77% angegeben (Abb. 26). Die übrigen Unternehmen waren überwiegend entweder reine Betreiber Quelle: Bundesnetzagentur der Schienenwege oder ausländische EVU, welche nur Transitverkehre durch Deutschland Abbildung 26: Anteil der Unternehmen mit Angaben zu Pandemiesonderkosten (in Prozent) durchführen. - Sicherheitsmaßnahmen an Bahnhöfen Nach Angaben der Unternehmen sind diese - Ausstattung Homeoffice Pandemiesonderkosten u. a. angefallen für - zusätzliche Aufwendungen für Mitarbeiter (Anreise und Übernachtung) - zusätzliche Reinigungen der - Stillstands- und Abstellkosten Verwaltungsräume/Büros inklusive extern - Kosten für Coronatests vergebener Reinigungsaufträge - Bescheinigungen für Grenzübertritte. - zusätzliche Reinigungen der Fahrzeuge sowie Zugdesinfektionsaufträge durch Dritte Für den Gesamtmarkt sind den - Schutzmasken / Mund-Nase-Schutz Eisenbahnunternehmen Pandemiesonderkosten - Desinfektionsmittel und Spender in Höhe von ca. 85 Millionen Euro entstanden. - bauliche Maßnahmen (Trennscheiben, Spuckschutz, etc.) 90 Prozent der Kosten wurden - Erstellung von Hinweistafeln erwartungsgemäß von EVU, insbesondere von - Mehrleistung Personal den EVU des Schienenpersonenverkehrs Pandemiesonderkosten Verteilung auf BdS, EVU und Verkehrsdienste (in Mio. Euro und in Prozent) SPNV 37,9 45% der BdS der EVU 8,8 76,4 10% 90% SPFV 34,0 40% SGV 4,5 5% Quelle: Bundesnetzagentur Abbildung 27: Verteilung der Pandemiesonderkosten auf BdS, EVU und Verkehrsdienste (in Mio. Euro und in Prozent)
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