Wohlstand in Bayern Gutachten erstellt im Auftrag der - Christoph Schröder im August 2009
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Wohlstand in Bayern Gutachten erstellt im Auftrag der Christoph Schröder im August 2009 …
Inhalt 1. Wirtschaftswachstum in Bayern 2. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit in Bayern 3. Einkommen und Verdienste in Bayern 4. Bildung und Innovation 5. Wohnen und Lebensqualität 6. Armut in Bayern 2
1. Wirtschaftswachstum in Bayern Bayern hat in den letzten 50 Jahren eine enorme Wirtschaftsdynamik verzeichnen können. Gegenüber 1960 ist das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner, in jeweiligen Preisen gerech- net, auf das 13,5-fache gestiegen. Damit hat Bayern auch die langfristig beeindruckende Wohlstandsentwicklung Westdeutschlands deutlich übertroffen. Denn im Jahr 1960 lag die Wirtschaftskraft je Einwohner in Bayern bei lediglich 91 Prozent des westdeutschen Niveaus. Heute wird das Durchschnittsniveau der alten Bundesländer um 10 Prozent über- troffen. Verglichen mit Deutschland insgesamt ist die Wirtschaftskraft Bayerns sogar 17 Prozent höher. Der Weg vom landwirtschaftlich geprägten Armenhaus Deutschlands zum einkommensstarken High-Tech-Industrieland verlief dabei recht kontinuierlich. Ohne nennenswerte Rückschläge näherte sich die Wirtschaftskraft Bayern zunächst dem west- deutschen Durchschnitt an. Seit dem Jahr 1982 zählt Bayern zu den überdurchschnittlich wirtschaftsstarken Bundesländern und kann sich seitdem immer weiter vom Durchschnitts- niveau absetzen (Abbildung 1.1). Abbildung 1.1: Wirtschaftsleisung: Bayern seit 1982 überdurchschnittlich Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Bayern 40.000 120 110,2 35.000 109,4 110,7 35.530 104,7 100 101,0 102,5 98,2 94,9 32.095 30.000 93,7 94,0 90,8 29.487 80 25.000 25.523 20.000 21.102 60 15.000 16.261 40 12.550 10.000 Westdeutschland = 100 8.427 20 in Euro 5.000 5.572 3.877 2.630 0 0 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln Mittlerweile rangiert Bayern bei der Wirtschaftsleistung je Einwohner unter den deutschen Bundesländern auf Platz vier. Übertroffen werden die Werte Bayerns nur von den beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen und von Hessen (Abbildung 1.2). Die Werte der Stadt- staaten sind aber nur bedingt vergleichbar: Zum einen lassen sich hier gerne Unterneh- menszentralen nieder, zum anderen gibt es hier viele Berufs-Einpendler, die mit dazu bei- tragen, das Bruttoinlandsprodukt entstehen zu lassen, aber nicht als Einwohner gezählt werden. Weit hinter Bayern liegen dagegen große Flächenländer wie Nordrhein-Westfalen 3
mit einer um 15 Prozent niedrigeren Wirtschaftsleistung pro Kopf. Das recht dünn besiedel- te Schleswig-Holstein, das keine großen Ballungszentren vorweisen kann, hat sogar ledig- lich ein um fast 10.000 Euro oder 27 Prozent niedrigeres Bruttoinlandsprodukt je Einwoh- ner. Abbildung 1.2: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Euro im Jahr 2008 Hamburg 50.640 Bremen 41.918 Hessen 36.382 Bayern 35.530 Baden-Württemberg 33.876 Westdeutschland 32.231 Deutschland 30.343 Saarland 30.168 Nordrhein-Westfalen 30.113 Niedersachsen 26.902 Rheinland-Pfalz 26.623 Schleswig-Holstein 25.945 Berlin 25.554 Sachsen 22.620 Sachsen-Anhalt 22.427 Ostdeutschland 22.130 Thüringen 21.875 Brandenburg 21.721 Mecklenburg-Vorpommern 21.439 Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder Die Entwicklung der Wirtschaftskraft ist naturgemäß weit schwächer, wenn der Preisanstieg herausgerechnet wird und man reale Größen betrachtet. Deflationierte Werte liegen auf Länderebene allerdings erst ab 1970 vor. Auch nach Ausschaltung der Inflation ist die Wirt- schaftsdynamik in Bayern noch immer eindrucksvoll: Je Einwohner gerechnet stieg das Bruttoinlandsprodukt seit 1970 um über 120 Prozent. Es ist heute also 2,2-mal so hoch wie zu Beginn der 1970er-Jahre. In den alten Bundesländern betrug der Zuwachs dagegen „nur“ 97 Prozent (Abbildung 1.3). Die Schere zwischen Bayern und Westdeutschland öffne- te sich jedoch nicht kontinuierlich, sondern erst seit Beginn der 1990er-Jahre: Bis 1991 ent- sprach die Entwicklung der Wirtschaftkraft je Einwohner fast genau dem Durchschnitt des früheren Bundesgebiets. Hintergrund ist der in Bayern seit der deutschen Vereinigung dynamischere Produktivitätsanstieg. Denn auch bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen zeigt sich zwischen Westdeutschland und Bayern eine ähnliche Scheren- entwicklung wie bei der Wirtschaftskraft je Einwohner. Dabei fällt sowohl in Bayern als auch in den alten Bundesländern insgesamt der Anstieg bei der Produktivität schwächer aus als beim Wohlstandsindikator Bruttoinlandsprodukt je Einwohner. Diese Differenz ergibt sich daraus, dass sowohl in Bayern als auch in Westdeutschland insgesamt der Anteil der Er- 4
werbstätigen an der Bevölkerung, die sogenannte Erwerbstätigenquote, deutlich gestiegen ist. Abbildung 1.3: Wirtschaftkraft und Produktivität: in Bayern überdurchschnittlich schnell gewachsen 1970 = 100 240 220,5 220 197,0 200 191,5 180 171,9 160 140 120 BIP je Einwohner: BY BIP je Einwohner: D (West) 100 Produktivität: BY Produktivität: D (West) 80 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 BIP: Bruttoinlandsprodukt in konstanten Preisen; Produktivität: BIP je Erwerbstätigen Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln Nicht nur im Vergleich zu Westdeutschland insgesamt, sondern auch verglichen mit den einzelnen Bundesländern schneidet Bayern sehr gut ab. Startet man den Dynamikvergleich im Jahr 1995, als die neuen Bundesländer einen guten Teil des Transformationsprozesses von der sozialistischen Planwirtschaft zur sozialen Marktwirtschaft vollzogen hatten, zeigt sich, dass die Wirtschaftsleistung insgesamt in Bayern von allen Bundesländern am stärks- ten zugenommen hat (Abbildung 1.4). Im Zeitraum 1995 bis 2008 wuchs die bayerische Wirtschaft um insgesamt über 36 Prozent gegenüber nur 22 Prozent im Bundesdurch- schnitt. In Berlin ging das Bruttoinlandsprodukt in diesem Zeitraum sogar leicht zurück. Die hohe Standortattraktivität Bayerns führte ähnlich wie in Baden-Württemberg auch zu einem deutlichen Bevölkerungsanstieg nicht zuletzt durch Binnenwanderungen aus den neuen Bundesländern. Die Wirtschaftsleistung je Einwohner nahm daher in Bayern deutlich schwächer zu als das Bruttoinlandsprodukt insgesamt. Mit einem Zuwachs von 30 Prozent rangierte Bayern dennoch in der Spitzengruppe. Höhere Zuwachsraten erreichten mit Thü- ringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt nur drei ostdeutsche Länder, in denen die Bevölke- rungszahl deutlich zurückging. 5
Abbildung 1.4: Wirtschaftswachstum: Bayern mit Abstand vorn Veränderung des Bruttoinlandsprodukts zu konstanten Preisen im Zeitraum 1995 bis 2008, in Prozent Insgesamt Je Einwohner 36,3 29,3 27,2 24,4 24,0 23,5 23,5 22,6 22,5 22,1 21,6 21,0 18,7 18,1 18,1 17,5 14,6 14,1 30,1 42,5 21,8 24,9 29,9 34,3 34,0 19,6 25,8 20,6 20,9 38,8 15,4 14,0 29,1 15,3 13,9 9,4 -2,3 -3,6 Ba Ba Br Sa nbu be Sa O W H D Sa hla N H R N Sc ein Be Th Br M es eu ie am he bur or st ec es chla an ürtt em sch hl ür ye de ar ch ch rli de de dr se ts in kl es td n in de la bu sen rn se se n- en h c rs la en ut eu nd n ge nd w W r n n- nd ac lt s g ig t n An - nd h -P pom -H W rg g- ha f ol em es la a Vo lz st nd tfa ei r le n rg n m er n Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln 2. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit in Bayern Eine abwechslungsreiche Landschaft, viele Freizeitmöglichkeiten und nicht zuletzt die guten Erwerbschancen und Aufstiegsmöglichkeiten in einem dynamischen wirtschaftlichen Umfeld machen Bayern zu einem attraktiven Standort. Dies gilt nicht nur für investitionswillige Un- ternehmen, sondern auch für die Bevölkerung. So zogen beispielsweise im Jahr 2007 über 30.000 mehr Menschen aus anderen Bundesländern nach Bayern als umgekehrt aus dem Freistaat in andere Regionen fortzogen. Einen derart hohen Binnenwanderungssaldo konn- te kein anderes Bundesland vorweisen – Baden-Württemberg kam als zweitbeliebtestes Bundesland lediglich auf einen Binnenwanderungszulauf von per Saldo gut 10.000 Perso- nen. Auch auf lange Sicht erweist sich Bayern als Zuzugsland: Der Wanderungssaldo gegenüber den anderen Bundesländern ist seit 1960 durchweg positiv. Daher ist es auch wenig überraschend, dass in Bayern die Bevölkerungsdynamik insgesamt weit höher liegt als im früheren Bundesgebiet: So zählt Bayern heute ein Drittel mehr Einwohner als 1960, während in Westdeutschland die Bevölkerung nur um knapp 23 Prozent stieg (Abbildung 2.1). 6
Abbildung 2.1: Einwohnerzahl: In Bayern überdurchschnittliche Dynamik Einwohner, 1960=100 140 135 133,4 Bayern Westdeutschland 130 125 122,8 122,5 120 115,3 115,6 115 110 111,0 105 100 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln Dabei öffnete sich die Schere zwischen dem weiß-blauen Freistaat und Westdeutschland insgesamt recht kontinuierlich. Denn in allen Jahrzehnten war das Bevölkerungswachstum in Bayern überdurchschnittlich groß. Auch der leichte Bevölkerungsrückgang in den alten Bundesländern zwischen 1974 und 1985 um insgesamt knapp 2 Prozent war in Bayern kaum auszumachen. Nach der Wende zog das Bevölkerungswachstum in Westdeutschland wieder merklich an. Dies lag zum einen an Binnenwanderungen von Ost- nach Westdeutschland, aber auch an den Zustrom von Spätaussiedlern, Asylbewerbern und anderen Ausländern. Auch in dieser Phase verbuchte Bayern eine deutlich überdurchschnittliche Bevölkerungsdynamik. Seit dem Jahr 2004 ist die Bevölkerung in den alten Bundesländern aufgrund eines zuletzt sogar negativen Außenwanderungssaldos, das durch Zuzüge aus den neuen Bundesländern gerade kompensiert wurde, konstant. Bayern erzielte immerhin noch einen Zuwachs der Einwohnerzahl von einem Prozent. 7
Abbildung 2.2: Bevölkerungswachstum: Größter Zuwachs in Bayern und Baden- Württemberg Veränderung der Einwohnerzahl von 1991 bis 2008 in Prozent Baden-Württemberg 8,6 Bayern 8,6 Schleswig-Holstein 7,6 Niedersachsen 7,3 Rheinland-Pfalz 6,6 Hamburg 6,5 Westdeutschland 6,0 Hessen 4,7 Nordrhein-Westfalen 3,1 Deutschland 2,7 -0,4 Berlin -1,3 Brandenburg -3,0 Bremen -3,8 Saarland -10,6 Ostdeutschland -10,9 Sachsen -12,1 Thüringen -12,3 Mecklenburg-Vorpommern -15,8 Sachsen-Anhalt Westdeutschland, Ostdeutschland: ohne Berlin Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln Auch wenn man das Bevölkerungswachstum der einzelnen Bundesländer seit Anfang der 1990er-Jahre vergleicht, zeigt sich die Spitzenposition Bayerns. Zusammen mit Baden- Württemberg erzielt es den höchsten Zuwachs von insgesamt 8,6 Prozent (Abbildung 2.2). Ansonsten ergibt sich aber kein eindeutiges Süd-Nord-Gefälle, denn auf den weiteren Plätzen folgen mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen die beiden nord-west-deutschen Flächenländer, mit einem um etwa 1 Prozentpunkt geringeren Wachstum. Auch Hamburg kann im Gegensatz zu den anderen Stadtstaaten einen nennenswerten Bevölkerungsge- winn verbuchen. Bis auf Brandenburg, das aus Zuwanderungen aus Berlin beziehungswei- se in das Berliner Umland profitierte, ging in den neuen Bundesländern die Bevölkerung mit einer zweistelligen Rate zurück. Die mit Abstand größten Verluste musste Sachsen-Anhalt hinnehmen: Hier ist die Bevölkerung heute um fast ein Sechstel niedriger als 1991. Bevölkerungs- und Erwerbstätigenentwicklung gehen oft Hand in Hand. So zieht eine stark florierende Wirtschaftsregion mit steigendem Arbeitskräftebedarf auch viele Personen von außerhalb an, zumindest wenn der lokale Arbeitsmarkt leergefegt ist. Wenn die aus dem In- oder Ausland zugewanderten Beschäftigten ihre Familien mitbringen, steigt auch die Bevöl- kerungszahl stark an. Dadurch entstehen wieder neue Beschäftigungsmöglichkeiten, denn auch die Zugewanderten wollen (und müssen) einkaufen, eine Wohnung finden und fragen persönliche Dienstleistungen in den unterschiedlichsten Bereichen wie beispielsweise in 8
Gaststätten, bei Friseuren und beim Schuster nach. Umgekehrt ist es aber auch für eine Region, die für potenzielle Zuwanderer wenig attraktiv erscheint, schwierig langfristig Be- schäftigung aufzubauen. Denn ist vor Ort keine geeignete Fachkraft zu finden, müssen in diesem Fall sehr große Anstrengungen unternommen werden, um doch noch jemanden zum Umzug zu bewegen. Abbildung 2.3: Arbeitsmarkt: Jobmaschine Bayern Erwerbstätige am Arbeitsort in Bayern 7.000 21 6.641 6.500 6.324 6.362 20,1 20,2 5.852 6.014 6.000 20,0 20 20,0 20,1 19,6 5.500 19,1 5.226 5.052 5.000 4.773 4.747 19,1 19 4.736 4.507 18,7 4.500 18,6 18,4 4.000 18 3.500 17,7 Anteil an Westdeutschland 3.000 in Prozent 17 Anzahl in 1.000 2.500 2.000 16 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 Westdeutschland: ohne Berlin Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln So zeigt sich auch in Bayern eine Übereinstimmung von überdurchschnittlichem Be- völkerungszuwachs und starkem Beschäftigungsaufbau. Seit 1960 hat sich dort die Er- werbstätigenzahl um über 2 Millionen erhöht. Dabei war die Performance in Bayern fast durchweg besser als im Durchschnitt der alten Bundesländer. Denn im Jahr 1960 lag der Erwerbstätigenanteil Bayerns erst bei 17,7 Prozent, während heute mehr als jeder fünfte westdeutsche Berufstätige in Bayern arbeitet (Abbildung 2.3). Anders ausgedrückt: Wäh- rend die alten Länder insgesamt ihre Beschäftigung seit 1960 nur um 29 Prozent erhöhten, erreichte Bayern einen Zuwachs von 47 Prozent. Wiederum zeigte sich das bessere Ab- schneiden Bayerns fast über den gesamten Untersuchungszeitraum. Auffällige Ausnahme ist lediglich das Abschwungjahr 1967, als die Erwerbstätigenzahl in Bayern um über 100.000 zurückging und Bayerns Erwerbstätigenanteil an den alten Bundesländern um einen halben Prozentpunkt von 19,1 auf 18,6 Prozent zurückging. 9
Nicht nur bezüglich der Arbeitsmarktdynamik schneidet Bayern sehr gut ab, auch bei der aktuellen Erwerbsbeteiligung braucht Bayern den Vergleich zu den anderen Bundesländern nicht zu scheuen. Lediglich in den beiden Stadtstaaten Bremen und Hamburg war ein grö- ßerer Anteil der Bevölkerung erwerbstätig (Abbildung 2.4). Gerade große Städte haben aber viele Einpendler – nicht jeder der beispielsweise in Hamburg arbeitet, wohnt auch dort. Daher sind Stadtstaaten und Flächenländer hier nur bedingt vergleichbar. Besonders schlecht schneiden erneut die neuen Bundesländer ab. So ist beim Schlusslicht Branden- burg die Erwerbstätigenquote um fast 12 Prozentpunkte niedriger als in Bayern. Abbildung 2.4: Erwerbstätigenquote Anteil der Erwerbstätigen (am Arbeitsort) an der Bevölkerung im Jahr 2008, in Prozent Hamburg 63,0 Bremen 59,4 Bayern 53,0 Baden-Württemberg 52,2 Hessen 51,5 Westdeutschland 50,1 Saarland 49,6 Deutschland 49,1 Nordrhein-Westfalen 48,4 Berlin 47,8 Sachsen 46,6 Niedersachsen 46,1 Rheinland-Pfalz 46,0 Thüringen 45,1 Schleswig-Holstein 44,8 Ostdeutschland 44,2 Mecklenburg-Vorpommern 43,8 Sachsen-Anhalt 42,5 Brandenburg 41,4 Westdeutschland, Ostdeutschland: ohne Berlin Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln Ein wichtiger Grund für die hohe Erwerbsbeteiligung Bayerns liegt in der dort niedrigen Ar- beitslosigkeit. So betrug die Arbeitslosenquote Bayerns im Jahr 2008 lediglich 4,8 Prozent (Abbildung 2.5). Nur Baden-Württemberg erzielte mit 4,6 Prozent noch einen um einen Tick besseren Wert. Damit spielen die beiden südlichsten deutschen Bundesländer quasi in ei- ner eigenen Liga. Denn in Rheinland-Pfalz, dem Land mit der drittniedrigsten Quote, sind bereits 6,3 Prozent der Erwerbspersonen als arbeitsuchend registriert. Die gesamtdeutsche Arbeitslosenquote ist mit knapp 9 Prozent bereits fast doppelt so hoch wie die bayrische. Sogar rund dreimal so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen wie Bayern sind die neuen Bun- desländer und Berlin. 10
Abbildung 2.5: Arbeitslosigkeit: Im Süden am niedrigsten Arbeitslosenquote in Prozent der abhängigen zivilen Erwerbspersonen im Jahr 2008 Baden-Württemberg 4,6 Bayern 4,8 Rheinland-Pfalz 6,3 Westdeutschland 7,2 Hessen 7,4 Saarland 8,0 Niedersachsen 8,6 Schleswig-Holstein 8,6 Deutschland 8,7 Nordrhein-Westfalen 9,4 Hamburg 9,4 Thüringen 12,4 Bremen 12,6 Sachsen 14,3 Brandenburg 14,5 Ostdeutschland 14,7 Sachsen-Anhalt 15,3 Mecklenburg-Vorpommern 15,5 Berlin 16,1 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 3. Einkommen und Verdienste in Bayern Die Wirtschaftskraft ist in Deutschland in den vergangenen 50 Jahren enorm gestiegen. Dabei hat Bayern die Performance der alten Bundesländer sogar noch überboten (s. Kapitel Wirtschaftswachstum). Dies spiegelt sich auch im verfügbaren Einkommen seiner Bürger wider. Standen jedem Einwohner des Freistaats nach Abzug von Steuern und Sozialabga- ben im Jahr 1960 in Preisen von 2007 gerechnet lediglich 6.470 Euro zur Verfügung, sind es nach den aktuellsten verfügbaren Daten jetzt dreimal so viel (Abbildung 3.1). Der Ein- kommensanstieg hat sich dabei zwar – wie auch in Deutschland insgesamt – merklich ab- geflacht, immerhin stehen jedem Bayern jetzt aber real über 1.000 Euro mehr zur Verfü- gung als im Jahr nach der Vereinigung, während der entsprechende Zuwachs im Durch- schnitt der westdeutschen Länder lediglich rund 700 Euro ausmacht. 11
Abbildung 3.1: Verfügbares Einkommen: Bayern überholt Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte in Bayern je Einwohner in Euro 21.000 104 19.210 19.670 19.000 18.655 102 18.160 102,2 100,9 100,8 100 17.000 99,2 96,9 98 15.000 14.679 15.074 95,2 96,3 96 13.000 94 93,0 12.524 11.000 91,8 91,7 92 Westdeutschland = 100 nominal 10.275 in Preisen von 2007 9.000 90 8.406 7.000 88 6.470 5.000 86 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln Aber nicht nur seit den 1990er-Jahren legte das Einkommen in Bayern überdurchschnittlich zu: Über die gesamten 50 Jahre hinweg war der Einkommensanstieg im weiß-blauen Frei- staat von kleineren Rückschlägen abgesehen im Trend überdurchschnittlich groß. Eine Ausnahme bilden allenfalls die 1960er-Jahre. Denn 1970 war der Einkommensrückstand Bayerns gegenüber den alten Bundesländern mit gut 8 Prozent nicht kleiner als 1960. Offenbar hat Bayern die erste (aus heutiger Sicht kleine) Wirtschaftskrise nach den Wirt- schaftswunderjahren schlechter verkraftet als die übrigen Länder, denn 1967 ging das Ein- kommen in Bayern anders als in Westdeutschland insgesamt je Einwohner preisbereinigt zurück. Bald darauf zeigte Bayern aber wieder eine bessere Wachstumsperformance als die alte Bundesrepublik. Im Jahr 1993 konnte Bayern dann erstmals ein – verglichen mit Westdeutschland – überdurchschnittlich hohes Pro-Kopf-Einkommen ausweisen. Heute liegt Bayern um gut 2 Prozent über dem westdeutschen und um knapp 7 Prozent über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Mag dieser Vorsprung auf den ersten Blick auch nicht groß erscheinen, so bedeutet er doch, dass Bayern im Einkommensranking der Bundesländer immerhin Platz vier einnimmt – die gleiche Platzierung wie bei der Wirtschaftkraft (Abbildung 3.2). Vor Bayern sind ledig- lich die beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen sowie Baden-Württemberg platziert, das bei der Wirtschaftsleistung je Einwohner schlechter als Bayern abschneidet. Dafür lässt der Freistaat beim Einkommen Hessen klar hinter sich, dass bei der Wirtschaftsleistung je Kopf, wohl auch durch viele Einpendler, besser platziert ist. Deutlich sind die Einkommensunter- schiede zu den beiden nordwestlichen Flächenländern Schleswig-Holstein und Niedersach- 12
sen, die ebenso wie Bayern relativ viele ländliche Gebiete aufweisen, denen es dafür aber an (Wirtschafts-)Metropolen fehlt. Dort ist das Einkommen je Einwohner daher um rund 2.000 Euro oder ungefähr 10 Prozent niedriger. Am unteren Ende der Einkommensrangliste liegen erwartungsgemäß die neuen Bundesländer mit einem Einkommensrückstand zum gesamtdeutschen Durchschnitt zwischen 16 Prozent (Brandenburg) und 21 Prozent (Mecklenburg-Vorpommern). Abbildung 3.2: Verfügbares Einkommen: Bayern auf Platz vier Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner im Jahr 2007, in Euro Hamburg 23.366 Bremen 20.646 Baden-Württemberg 20.196 Bayern 19.670 Nordrhein-Westfalen 19.290 Westdeutschland 19.242 Hessen 19.026 Deutschland 18.411 Saarland 18.110 Rheinland-Pfalz 17.855 Schleswig-Holstein 17.779 Niedersachsen 17.689 Brandenburg 15.545 Berlin 15.342 Sachsen 15.291 Ostdeutschland 15.064 Thüringen 14.898 Sachsen-Anhalt 14.634 Mecklenburg-Vorpommern 14.610 Westdeutschland, Ostdeutschland: ohne Berlin Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder Bei den Nettoverdiensten je Arbeitnehmer fiel der Zuwachs weit schwächer aus als beim Einkommen je Kopf. Immerhin haben sich aber die Löhne und Gehälter je Beschäftigten in Bayern seit 1960 inflationsbereinigt verdoppelt (Abbildung 3.3). Dass die Dynamik bei den Verdiensten schwächer ausfällt, hat mehrere Gründe: So haben andere Einkommens- quellen wie das Vermögen eine größere Bedeutung als früher. Zugenommen hat aber auch der Anteil der Bevölkerung, der (abhängig) erwerbstätig ist – nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Erwerbsbeteiligung der Frauen. Diese ist auch mit dafür ursächlich, dass sich die Teilzeitbeschäftigung deutlich erhöht hat. Da zudem bis Mitte der 1990er-Jahre auch die tarifliche Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten deutlich reduziert wurde, kam es insgesamt zu einer drastischen Arbeitszeitverkürzung – in Westdeutschland um über 700 Stunden oder mehr als ein Drittel. Die Verdienste je geleisteter Stunde haben sich somit weit dynamischer entwickelt als die je Arbeitnehmer. 13
Abbildung 3.3: Nettoverdienste: Real verdoppelt Nettoverdienste je Arbeitnehmer in Bayern in Euro 23.000 104 102,3 21.000 20.151 101,0 102 100,0 19.686 19.413 19.399 100 19.000 19.025 18.806 17.878 98,0 98 17.000 17.234 96,2 96 15.439 15.000 95,0 93,0 12.610 92,5 93,9 94 13.000 92 92,5 91,9 11.000 90 9.872 9.000 nominal, Westdeutschland = 100 in Preisen von 2008 88 7.000 86 5.000 84 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder, Institut der deutschen Wirt- schaft Köln In Bayern lagen die Nettoverdienste je Arbeitnehmer 1960 um 7 Prozent unter dem west- deutschen Durchschnitt. Anders als bei der Wirtschaftsleistung und beim verfügbaren Ein- kommen kam es jedoch nicht zu einem schnellen Aufholprozess. Im Gegenteil: Bis Mitte der 1970er-Jahre hatte sich die Verdienstlücke sogar auf über 8 Prozent erhöht. Möglicher- weise hat das damals noch eher strukturschwache Bayern seine Standortattraktivität durch eine relative Lohnzurückhaltung erhöht und damit die Grundlagen für seine Erfolgsstory gestärkt. Nachfolgend war dann im Bundesländervergleich ein umso dynamischerer Ver- dienstzuwachs möglich. Aktuell übertrifft Bayern den Mittelwert der westdeutschen Länder um 2 Prozent – also genauso viel wie beim verfügbaren Einkommen. Dabei ist die Positi- onsverbesserung Bayerns zumindest in den vergangenen 10 Jahren allerdings durch eine nur unterdurchschnittliche Arbeitszeitverkürzung begünstigt worden. Aktuell belegt Bayern bei den Verdiensten (hier in Bruttobetrachtung) ebenso wie beim Ein- kommen und bei der Wirtschaftskraft den vierten Rang. Dabei macht es keinen Unter- schied, ob die Löhne und Gehälter je geleisteter Stunde oder die Jahreswerte betrachtet werden, wie überhaupt die Berücksichtigung oder Nichtberücksichtigung der Arbeitszeit nur sehr geringen Einfluss auf das Verdienstranking hat (Abbildung 3.4). Spitzenreiter sind er- neut Hamburg und auch Hessen sowie Baden-Württemberg; diese drei sind vor Bayern platziert und schneiden auch bei der Wirtschaftskraft und beim Einkommen gut ab. Deutlich zurück liegen noch die neuen Bundesländer. Beim Stundenverdienst beträgt ihr Rückstand zwischen 24 Prozent (Thüringen) und 22 Prozent (Brandenburg), bei den Jahresverdiens- ten ist er wegen der im Osten etwas längeren Arbeitszeit ein wenig kleiner. 14
Abbildung 3.4: Bruttoverdienste im Jahr 2008 in Euro 32.546 30.772 Je Arbeitnehmer Je Stunde 29.226 28.727 30.187 27.754 28.126 26.498 28.785 25.065 26.963 27.253 27.207 22.565 22.257 22.175 22.831 22.370 21.631 22,97 22,49 22,47 21,68 21,43 21,33 21,16 20,56 20,52 20,37 20,05 19,70 19,03 16,09 16,02 15,83 15,64 15,63 15,54 n -H lin tte rg n es n nd g n n lz nd en an tein en nd lt Th ern rg nd n nd or nha er se e ge ur se le fa u be r m la la hs la la Be y tfa W mb nb m -P es ch s in ar ch h Ba e ch m ol ac A m ür Sa tsc Br de H a Sa a - ts ts po S rs H -W la eu u eu ig ür de hs de in w Br D in td -V ie he c st es he es n- N rg O R hl dr de W bu Sc or Ba en N kl ec M Westdeutschland, Ostdeutschland: ohne Berlin Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder Damit zeigt sich insgesamt, dass Bayern, in etwa seiner Wirtschaftskraft entsprechend, auch bei Einkommen und Verdiensten zur Spitzengruppe unter den deutschen Flächenlän- dern zählt. 4. Bildung und Innovation Wenn es um die Zukunftsfähigkeit eines Landes geht, haben Bildung und Innovation eine Schlüsselrolle. Gerade ein Hochlohnland wie Deutschland ist darauf angewiesen, seinen Wettbewerbern technisch eine Nasenlänge voraus zu sein, um sich so Alleinstellungs- merkmale zu erarbeiten. Hierzu werden jedoch gut ausgebildete Fachkräfte benötigt. Bil- dung ist aber nicht nur wichtig, um über eine Erhöhung des Humankapitals die Wachstums- kräfte zu stärken und damit letztlich auch den Wohlstand eines Landes zu erhöhen, son- dern sie ist auch von großem individuellem Nutzen. Ein hohes Bildungsniveau verbessert die Erwerbschancen und das Einkommensniveau beträchtlich und senkt dadurch auch die Risiken von Einkommensarmut erheblich. Darüber hinaus hat Bildung aber auch einen wohlfahrtsstiftenden Selbstzweck. Denn mit besserer Bildung lassen sich Informationen besser einordnen und bewerten und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben fällt gene- rell leichter. Bildung eignet sich auch deshalb gut für einen Vergleich der Bundesländer, weil über diese politisch weitgehend auf Länderebene entschieden wird. 15
Abbildung 4.1: PISA: Freistaaten vorn Punkte im PISA-Test 2006 Naturwissenschaften 541 Leseverständnis 533 530 523 516 516 518 512 514 515 507 508 510 506 503 497 485 512 511 500 500 499 497 495 492 490 488 487 486 485 484 480 476 474 rn n en n d rg en n rg d rg S a lz n lt sa n n n r li se D e r la n ge an ha se ei le er fa ye bu be bu ss em Be st tfa ch -P m in ch hl An Ba am en m He a ol ür sc Br m es nd Sa tte n- H d po Th H ut -W g- an la er se ür or n wi ed Br ch W in ei r-V es he Ni n- Rh Sa hl bu dr de Sc or en Ba N kl ec M OECD-Durchschnitt: 500 Punkte bei Naturwissenschaften, 492 Punkte beim Leseverständ- nis; eine Punktedifferenz von rund 30 Punkten entspricht etwa dem Lernzuwachs von ei- nem Schuljahr Quelle: PISA-Konsortium Deutschland Was die Ergebnisse auf schulischer Ebene anbelangt, kann sich Bayern durchaus sehen lassen. Beim berühmt-berüchtigten PISA-Test, der die Leistungen von 15-jährigen Schülern unter die Lupe nimmt, belegen die Freistaaten Sachsen und Bayern die ersten beiden Plät- ze (Abbildung 4.1). Dies gilt sowohl für die Naturwissenschaften als auch für Mathematik und das Lesever- ständnis. Würde Bayern sich dem internationalen Vergleich stellen, käme es bei den Na- turwissenschaften auf Rang 3 hinter Kanada und Finnland. In Mathematik würde es immer- hin noch zu Platz 6 und beim Leseverständnis zu Rang 7 unter jeweils knapp 30 Ländern reichen. 16
Abbildung 4.2: Bildungsausgaben: Bayern mit durchschnittlichem Mitteleinsatz in Euro je Einwohner im Jahr 2007 Hamburg 707 Baden-Württemberg 652 Nordrhein-Westfalen 641 Bayern 629 Deutschland 624 Rheinland-Pfalz 622 Berlin 619 Bremen 602 Niedersachsen 598 Thüringen 593 Hessen 580 Sachsen-Anhalt 569 Schleswig-Holstein 564 Sachsen 539 Saarland 536 Mecklenburg-Vorpommern 530 Brandenburg 517 Für Schulen und Schulverwaltung, ohne Kindergärten; vorläufige Angaben Quelle: BMBF, Institut der deutschen Wirtschaft Köln Die guten Ergebnisse im PISA-Test erreicht Bayern mit einem nur durchschnittlichen Mit- teleinsatz: Die Kosten des bayrischen Schulsystems liegen je Einwohner gerechnet nur fünf Euro über dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Trotzdem belegt Bayern in der Ausgaben- rangliste Rang 4 (Abbildung 4.2). Dies liegt daran, dass mit Baden-Württemberg und Nord- rhein-Westfalen zwei bevölkerungsreiche Flächenstaaten vor Bayern liegen, die den Durch- schnitt nach oben ziehen. Wesentlich niedrigere Ausgaben als Bayern tätigen die meisten der neuen Bundesländer. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass zum einen die Perso- nalkosten in Ostdeutschland niedriger sind als in den alten Bundesländern. Zum anderen sind durch den Geburteneinbruch nach der deutschen Einheit die Schülerzahlen in den neuen Ländern klein. Dies spiegelt sich auch in der im Osten günstigen Schüler-Lehrer- Relation wider. Diese liegt in Bayern mit 15,7 Schülern je Lehrer in der Sekundarstufe I knapp unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (15,9), der durch die neuen Bundesländer aber nach unten gedrückt wird. Unter den westdeutschen Ländern erreicht nur Hamburg eine niedrigere Klassenstärke. Die Spanne ist allerdings in Westdeutschland nicht sehr groß. So kommt Hessen als Land mit den wenigsten Lehrern pro Schüler auf eine Schüler- Lehrer-Relation von 17,5. 17
Abbildung 4.3: Frühe Schulabgänger Anteil in Prozent im Jahr 2006 Thüringen 8,8 Sachsen 8,9 Ostdeutschland 10,8 Brandenburg 11,1 Sachsen-Anhalt 12,2 Baden-Württemberg 12,4 Bayern 12,6 Mecklenburg-Vorpommern 12,9 Deutschland 14,1 Niedersachsen 14,6 Hessen 14,7 Westdeutschland 14,9 Rheinland-Pfalz 15,3 Nordrhein-Westfalen 16,7 Hamburg 16,7 Schleswig-Holstein 17,1 Bremen 17,5 Berlin 18,2 Saarland 20,8 Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 25 Jahren, die sich nicht in Bildung oder Ausbildung befindet und über keinen Abschluss des Sekundarbereichs II verfügt Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder Die Ergebnisse des PISA-Tests sind nicht nur ein wichtiger Indikator, um das schulische Leistungsniveau national und international zu vergleichen, sie decken bei näherer Analyse auch strukturelle Probleme auf. Hier zeigt sich für Bayern in Bezug auf Chancengleichheit noch Verbesserungspotenzial. So ist der Lernrückstand von Kindern mit Migrationshinter- grund zu Schülern ohne Migrationshintergrund – in Deutschland im internationalen Ver- gleich ohnehin schon groß – in Bayern nach Berlin am höchsten. Die Abhängigkeit der schulischen Leistungen von der sozialen Herkunft ist in Bayern gemessen am hohen Bun- desdurchschnitt leicht unterdurchschnittlich. Das schulische Leistungsniveau ist in Bayern also hoch, nicht alle Schüler werden aber mitgenommen. So ist auch der Anteil der frühen Schulabgänger mit rund einem Achtel nicht niedrig. Im Länderranking kommt Bayern damit nur auf Rang 7 (Abbildung 4.3). Dies ist nicht zuletzt deshalb gravierend, weil eine schlechte Ausbildung viele Berufsmöglichkeiten verbaut und die Teilhabechancen erschwert. Daher zählt die Schulabbrecherquote auch zu den Armutsindikatoren der Europäischen Kommission. Allerdings liegen auf den ersten vier Rängen ausschließlich ostdeutsche Bundesländer, die bei diesem Indikator vermutlich durch ihren niedrigen Ausländeranteil begünstigt sind. Unter den westdeutschen Bundesländern erreicht Bayern knapp hinter Baden-Württemberg die zweitbeste Position. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Quote der Niedrigqualifizierten – 18
hier werden nicht die jungen Erwachsenen, sondern die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter nach Abschluss der Kernausbildungsphase (Alter zwischen 25 und 65 Jahre) in den Blick genommen. Wiederum schneiden die neuen Bundesländer sehr gut ab, was mögli- cherweise auch an nicht voll vergleichbaren Abschlüssen aus DDR-Zeiten liegt (Abbil- dung 4.4). Dies drückt den bundesdeutschen Mittelwert so weit nach unten, dass es für Bayern nur zu einem unterdurchschnittlichen Abschneiden reicht, obwohl mit Schleswig- Holstein nur ein westdeutsches Bundesland eine niedrigere Geringqualifiziertenquote er- reicht. Die Gruppe der alten Länder ist allerdings recht homogen und weist mit Ausnahme Bremens ähnlich hohe Werte auf. Abbildung 4.4: Niedrigqualifizierte Anteil in Prozent der Bevölkerung im Jahr 2006 Sachsen 4,8 Brandenburg 7,5 Ostdeutschland 7,7 Thüringen 8,2 Sachsen-Anhalt 10,2 Mecklenburg-Vorpommern 10,2 Schleswig-Holstein 15,0 Deutschland 16,8 Berlin 16,8 Bayern 17,4 Niedersachsen 17,6 Hessen 17,9 Westdeutschland 18,7 Baden-Württemberg 19,0 Rheinland-Pfalz 19,2 Hamburg 19,5 Nordrhein-Westfalen 20,0 Saarland 20,7 Bremen 24,5 Bevölkerung im Alter zwischen 25 und 65 Jahren mit einem Abschluss im Sekundar- bereich I Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder An der Spitze des Bildungssystems sind die Befunde für Bayern – zumindest rein quantita- tiv – wenig schmeichelhaft. So haben zuletzt in Bayern lediglich 35 Prozent eines Jahr- gangs die Studienberechtigung erworben. Das sind über 9 Prozentpunkte weniger als im Bundesdurchschnitt, womit Bayern im Länderranking lediglich den vorletzten Platz erreicht (Abbildung 4.5). In Nordrhein-Westfalen schafft dagegen mehr als jeder Zweite die Studien- berechtigung und im Nachbarland Baden-Württemberg sind es immerhin noch 47 Prozent. Möglicherweise kann Bayern mit dieser niedrigen Quote (zumindest noch derzeit) gut leben, weil sich in der Industrie für erfahrende und gut ausgebildete Facharbeiter auch ohne Abitur gute Berufschancen und Verdienstmöglichkeiten ergeben. 19
Ein für Bayern etwas günstigeres Bild ergibt sich, wenn nicht die Studienberechtigten, son- dern die Studentenzahlen verglichen werden. Während es bei der Studienberechtigungs- quote im Wesentlichen um „Eigengewächse“ eines Landes geht, die das Schulsystem bis zum Ende erfolgreich durchlaufen haben, sind Studenten mobiler und können auch aus anderen Ländern zuziehen, wenn die Hochschule einen guten Ruf hat oder die Universi- tätsstadt attraktiv erscheint. Bayern belegt mit einer Studentenquote von 6,7 Prozent (be- zogen auf die Bevölkerung zwischen 18 und 40 Jahren) zwar ebenfalls eine hintere Platzie- rung (nur drei Länder sind schlechter), ist vom gesamtdeutschen Wirtschaft (7,9 Prozent) aber in Relation nicht ganz so weit entfernt wie bei der Studienberechtigtenquote. Auch das in vielen Punkten zu Bayern ähnliche Baden-Württemberg schneidet bei der Studenten- quote mit 7,2 Prozent nicht wesentlich besser ab. Zweistellig sind die Studentenanteile da- gegen bei allen Stadtstaaten, was für eine hohe Attraktivität von Großstädten für Studenten spricht. Abbildung 4.5: Studenten: Bayern im Hintertreffen 15,0 Studenten Studienberechtigte 11,7 11,4 8,9 9,1 8,3 7,9 8,5 7,4 7,2 6,8 7,4 7,2 6,0 6,1 6,7 6,0 56,0 52,5 48,3 47,7 47,0 47,0 44,8 44,5 44,0 42,5 41,7 41,3 41,2 40,3 36,2 35,3 33,3 lin rn rg n nd en g Sa n n lz d en n lt n n Sa g ha se ge ur ei an se er le r fa ye bu be er la em hs st tfa nb m -P s ch An in hl ar B Ba am m ol He ac m ür sc Br es de nd n- -H tte po rs Th H ut -W an la se ig ür de or De in w Br ch in W -V ie he es he n- Sa N rg R hl dr de bu Sc or Ba en N kl ec M Studienberechtigte: Anteil der Erwerber einer Studienberechtigung am Jahrgangsdurch- schnitt der Bevölkerung zwischen 18 und 20 Jahren im Jahr 2007; Studenten: Anteil der Studierenden an der 18- bis 40-jährigen Bevölkerung, Wintersemester 2007/2008; Sach- sen-Anhalt: doppelter Abiturientenjahrgang Quelle: Statistisches Bundesamt Sind die Studienberechtigten- und die Studentenquote Indikatoren dafür, wie es um den akademischen Nachwuchs bestellt ist, zeigt der Anteil der Uni- und FH-Absolventen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf, wie es um das Gewicht der Hochqualifizier- ten unter den Erwerbstätigen bestellt ist. Bayern schneidet hier zwar deutlich besser ab als bei der kommenden Generation, erreicht aber trotzdem nur ein durchschnittliches Ergebnis. Wesentlich besser als Bayern schneiden wiederum die Stadtstaaten ab, aber auch Hessen 20
und vor allem Sachsen kommen auf wesentlich höhere Akademikeranteile (Abbildung 4.6). In Baden-Württemberg ist der Anteil der Hochqualifizierten immerhin noch um einen knap- pen Prozentpunkt höher als im weiß-blauen Freistaat. Hier gibt es für Bayern also noch Steigerungspotenzial. Dies gilt umso mehr als anscheinend vor allem solche Unternehmen erfolgreich sind, die in den sogenannten Systemkopffunktionen stark sind. Hierzu gehören zum Beispiel Forschung und Entwicklung, Design, Marketing und auch hochwertige Produk- tion. Diese Bereiche sind in den weltwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten hochproduktiv und ermöglichen es am besten Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten und damit Wett- bewerbsvorsprünge zu erhalten und zu sichern. Es wird also in Zukunft vermutlich noch stärker als heute darum gehen, globale Wertschöpfungsnetzwerke zu organisieren und zu steuern, anstatt die gesamte Produktion im eigenen Land zu halten. Diese Systemkopffunk- tionen sind aber auch im hohen Maße wissens- und Know-how-intensiv und erfordern daher eine hochqualifizierte Belegschaft. Abbildung 4.6: Hochqualifizierte: Bayern im Mittelfeld Berlin 13,9 Sachsen 13,0 Hamburg 13,0 Hessen 11,7 Bremen 11,2 Baden-Württemberg 10,7 Thüringen 10,1 Deutschland 10,1 Bayern 10,0 Brandenburg 9,6 Nordrhein-Westfalen 9,5 Mecklenburg-Vorpommern 8,9 Sachsen-Anhalt 8,8 Niedersachsen 7,9 Saarland 7,9 Rheinland-Pfalz 7,4 Schleswig-Holstein 6,4 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Uni- oder FH-Abschluss, im Jahr 2008, in Prozent Quelle: Bundesagentur für Arbeit Obwohl Bayern beim Anteil der Hochqualifizierten insgesamt nur durchschnittlich abschnei- det, ist der wichtige Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) in Bayern stark ausgebaut. Immerhin knapp 6 Prozent der Beschäftigten arbeiten in FuE-Abteilungen. Damit liegt Bay- ern weit über dem gesamtdeutschen Durchschnitt (Anteil 4,5 Prozent) und wird nur von Berlin deutlich übertroffen (Abbildung 4.7). Baden-Württemberg und Hessen liegen mit ei- nem FuE-Beschäftigungsanteil von jeweils 6,2 Prozent zwar ebenfalls vor Bayern, aber auf ähnlich hohem Niveau. 21
Recht eng mit der Bedeutung der FuE-Beschäftigung ist die Anzahl der eingereichten Pa- tente korreliert. Markanteste Ausnahme ist Berlin, wo trotz des bei Weitem größten Anteils an FuE-Mitarbeitern je Einwohner gerechnet nur halb so viele Patentanmeldungen erfolgen wie im Bundesdurchschnitt. Aus Bayern kamen dagegen deutlich über 100 Patente je 100.000 Einwohner – 80 Prozent mehr als im gesamtdeutschen Mittel. Zwar erweist sich das Ländle noch als deutlich findiger, der Rückstand des Dritten im Patentranking, Ham- burg, ist indes noch weit größer. Damit zeigt sich Bayern, wohl nicht zuletzt wegen vieler industrieller Großunternehmen, aber auch aufgrund von zahlreichen sogenannten Hidden Champions, oft unbekannten mittelständischen Unternehmen mit Markt- und Produktführer- schaft in kleinen Marktsegmenten, als hochinnovativer Standort. Abbildung 4.7: Patente und FuE: Findige Köpfe im Süden FuE-Personal 7,9 Patentanmeldungen 6,2 5,9 6,2 6,0 4,5 4,1 3,4 2,9 2,6 2,8 2,5 2,3 0,6 1,4 1,3 0,8 140 108 62 60 44 43 42 31 28 26 26 24 22 21 15 14 11 rn n g -W sen nd n n en rg Sa lz nd en n t n rg de alen al ur rli ge ei se er a ye bu be h la em la hs Pf Be st b m es ch n in ar ch Ba tf am en m ol ac -A d- m ür Br es H Sa -H tte ts an nd po n rs Th H eu se ig ür nl ra or w ch D in -W ei B -V ie es he Rh Sa N rg n hl dr de bu Sc or Ba en N kl ec M Patentanmeldungen: je 100.000 Einwohner im Jahr 2008; FuE-Personal: Anteil der Be- schäftigten in Forschung und Entwicklung in Prozent, Stand: 2005 Quelle: Statistisches Bundesamt, Deutsches Patent- und Markenamt, Stifterverband Wis- senschaftsstatistik, Institut der Deutschen Wirtschaft Köln 5. Wohnen und Lebensqualität Wohlstand bedeutet mehr als ein hohes Einkommen und ein gut gefülltes Bankkonto. Eine attraktive Umgebung, eine schöne Wohnung und ein angstfreies Leben sind sicherlich ebenfalls wichtige Elemente, die sich aber nicht so einfach in Euro und Cent bewerten las- sen. 22
Abbildung 5.1: Reisen: Bayern nach den Küstenländern am intensivsten frequentiert Mecklenburg-Vorpommern 16,4 Schleswig-Holstein 8,4 Bayern 6,1 Berlin 5,2 Rheinland-Pfalz 5,0 Niedersachsen 4,6 Hessen 4,5 Deutschland 4,5 Hamburg 4,4 Thüringen 4,1 Baden-Württemberg 4,1 Brandenburg 4,0 Sachsen 3,8 Sachsen-Anhalt 2,8 Bremen 2,5 Nordrhein-Westfalen 2,3 Saarland 2,2 Übernachtungen in Beherbergungsstätten je Einwohner im Jahr 2008 Quelle: Statistisches Bundesamt, Institut der deutschen Wirtschaft Köln Bayern gilt als ein attraktiver Standort, was sich schon darin zeigt, dass es gegenüber den anderen Bundesländer permanent ein positives Wanderungssaldo aufweist – es ziehen also aus anderen Teilen Deutschlands mehr Menschen nach Bayern als umgekehrt Bayern innerdeutsch fortziehen (s. Kapitel Bevölkerung und Erwerbstätigkeit). Aber nicht nur für einen dauerhaften Umzug, der ja vielfach auch ökonomische Gründe hat, ist Bayern beliebt: Gemessen an der absoluten Zahl der Übernachtungen ist Bayern Reise- und Urlaubsland Nummer eins. Diese Spitzenstellung relativiert sich etwas, wenn man, um kleinere Länder nicht zu benachteiligen, die Zahl der Übernachtungen in Relation zur Einwohnerzahl setzt. Als am tourismusintensivsten erweisen sich dann die Küstenländer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein (Abbildung 5.1). Ohne Meeresanbindung, dafür aber mit Bergen und Seen, folgt Bayern dann bereits an dritter Position. Damit übertrifft Bayern den gesamtdeut- schen Durchschnitt um mehr als ein Drittel. Wo es schön ist, lässt man sich auch gerne häuslich nieder. Insofern überrascht es nicht, dass die ohnehin wohlhabenden Bayern unter allen Bundesländern den höchsten Immobi- lienbesitz haben. Jeder bayrische Haushalt kommt im Durchschnitt auf einen Haus- und Grundbesitz von fast 116.000 Euro – Schulden schon abgezogen. Damit übertrifft Bayern den Bundesdurchschnitt um über 60 Prozent (Abbildung 5.2). Dass alleine eine schöne Aussicht und ein attraktives Urlaubsgebiet nicht zwangsläufig zu einem hohen Immobilien- vermögen führen, zeigt Mecklenburg-Vorpommern – es ist Schlusslicht des Rankings. Dies 23
hat mehrere Gründe: Zum einen gehören nicht alle Häuser auch den dort Wohnenden, zum anderen war Haus- und Grundbesitz zu DDR-Zeiten generell die Ausnahme, was sich auch an den niedrigen Werten aller ostdeutschen Länder zeigt. Und sicherlich dürften die Immo- bilienpreise, von einigen begehrten Küstenabschnitten vielleicht abgesehen, in Mecklen- burg-Vorpommern wesentlich niedriger sein als in Bayern. Abbildung 5.2: Grundbesitz: In Bayern am größten in Euro je Haushalt am 01.01.2008 Bayern 115,9 Hessen 101,1 Baden-Württemberg 96,5 Rheinland-Pfalz 76,9 Niedersachsen 76,6 Saarland 74,0 Schleswig-Holstein 73,8 Deutschland 71,9 Nordrhein-Westfalen 70,0 Hamburg 51,5 Bremen 49,9 Thüringen 40,3 Sachsen-Anhalt 34,8 Brandenburg 33,8 Sachsen 25,7 Berlin 24,9 Mecklenburg-Vorpommern 23,2 Verkehrswert des Haus- und Grundbesitzes abzüglich Restschuld Quelle: Statistisches Bundesamt Die Höhe des Haus- und Grundbesitzes sagt daher zwar viel über das Vermögen der Haushalte, aber noch nicht zwangsläufig etwas über die Wohnqualität aus. Diese erschließt sich eher aus Indikatoren wie der Wohnfläche je Kopf. Aber auch hier schneidet Bayern gut ab. Mit 44 Quadratmetern je Kopf stehen jeden Bayern immerhin gut zwei Quadratmeter mehr Fläche zur Verfügung als dem bundesdeutschen Durchschnittsbürger (Abbildung 5.3). Noch mehr Raum haben Saarländer, Rheinland-Pfälzer und Niedersachsen zur Verfügung. Dies erklärt sich damit, dass insbesondere Pfälzer und Saarländer fleißige Häuslebauer sind: Fast 60 Prozent der dortigen Haushalte leben in Wohneigentum. Wer eine Wohnung kauft oder baut, um selbst darin zu leben, plant aber meist großzügiger als bei einer Miet- wohnung. Länder mit hoher Wohneigentumsquote haben daher zumeist auch eine große Pro-Kopf-Wohnfläche. Auch in Bayern ist die Wohneigentumsquote mit 49 Prozent über- durchschnittlich groß. 24
Abbildung 5.3: Wohnungen: Bayern gut versorgt Eigentumsquote Wohnfläche 59,5 57,2 53,3 50,4 51,6 49,2 47,5 44,6 42,6 43,1 43,0 38,2 41,4 34,4 32,1 23,9 16,2 48,0 46,9 45,1 44,0 42,9 42,7 42,2 41,9 40,8 40,6 40,1 39,2 39,2 38,8 38,6 38,5 35,9 rn lin nd n en n g n rg lz en n nd t n rg n al se ge ur ei se er le fa ye bu be er nh la m la hs st tfa nb m -P es ch in ar B ch Ba re am m ol ac A m ür es nd de H Sa Sa B n- -H tte ts po rs Th H -W la an eu se ig ür de or in w Br ch D in W -V ie he es he n- Sa N rg R hl dr de bu Sc or Ba en N kl ec M Wohnfläche: In Quadratmeter je Einwohner, 31.12.2007; Eigentumsquote: Anteil der Haus- halte in Wohneigentum in Prozent, 01.01.2008 Quelle: Statistisches Bundesamt Nicht nur wer eine schöne Wohnung hat, möchte nachts ruhig schlafen können. Zum Wohlstand gehört es auch, ein angstfreies Leben führen zu können. Denn wer hinter jeder Ecke einen Kriminellen vermutet und sich aus Angst vor einem Unfall nicht mehr auf die Straße traut, ist in seiner Mobilität und seinen Entfaltungsspielräumen erheblich einge- schränkt. Sicherheit ist daher ein hohes Gut. Hier schneidet Bayern im Bundesländerver- gleich sehr gut ab. Denn in keinem Land wurden je Einwohner weniger Verbrechen ange- zeigt als im Freistaat. Mit 5.200 gemeldeten Straftaten je 100.000 Einwohner ist die Krimi- nalitätsziffer um 30 Prozent niedriger als im gesamtdeutschen Durchschnitt (Abbildung 5.4). Inwieweit damit das tatsächliche Kriminalitätsgeschehen zutreffend abgebildet wird, ist un- klar. Denn es könnten beispielsweise Straftaten nicht gemeldet werden, weil ohnehin nicht mit einer Aufklärung gerechnet wird. Bei einer hohen Aufklärungsquote dürfte daher die Dunkelziffer eher niedriger ausfallen. In Bayern fällt nun beides zusammen: die niedrigste Kriminalitätsziffer und die höchste Aufklärungsquote. Damit gibt es eine doppelte Evidenz für eine im Bundesländervergleich niedrige Verbrechenshäufigkeit. Überhaupt zeigt sich, dass in Ländern, in denen die Täter häufig überführt werden, auch die Zahl der gemeldeten Straftaten niedrig ist. Dies könnte daran liegen, dass die Aufklärungsquote steigt, wenn die Polizei weniger zu tun hat, möglicherweise hat aber auch umgekehrt ein für den (potenziel- len) Täter hohes Risiko überführt zu werden eine abschreckende Wirkung. 25
Abbildung 5.4: Kriminalität: Sicheres Bayern 64,7 64,5 62,3 Aufklärungsquote Häufigkeit 58,8 58,5 57,1 56,8 58,3 54,8 54,2 53,4 51,9 49,3 49,5 47,7 45,5 43,7 5.203 5.505 6.230 6.708 7.009 7.260 7.401 7.445 7.540 8.077 8.245 8.472 8.567 8.758 13.354 14.131 14.282 rn n n n en nd rg rg en lz en nd in lt n rg n ha rli ge se er le fa te ye bu bu be rla em hs la hs Be tfa m -P es ls An in ch Ba en am m c ac aa m o ür Br es nd H Sa n- -H tte ts nd po rs S Th H -W la eu e ig ür de a or hs in w Br D in -W -V ie he ac es he N rg n R S hl dr de bu Sc or Ba en N kl ec M Stand: 2008; Häufigkeit: Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten je 100.000 Einwohner; Aufklärungsquote: Verhältnis der aufgeklärten zu den bekannt gewordenen Straffällen (in Prozent) Quelle: BKA Ein elementares Element hoher Lebensqualität ist die Gesundheit. Eine gut ausgebaute Gesundheitsinfrastruktur ist daher ein wichtiger Standortfaktor. Zumindest rein quantitativ ist Bayern hier wiederum in der Spitzengruppe vertreten: Nur die drei Stadtstaaten haben eine höhere Ärztedichte (Abbildung 5.5). Gegenüber dem Bundesdurchschnitt ist Bayern dage- gen um rund 10 Prozent besser versorgt. Ein ambivalenter Indikator ist dagegen die Zahl der Krankenhausbetten je Einwohner. Denn eine Vielzahl von Betten kann zwar einerseits bedeuten, dass das nächste Krankenhaus schnell erreichbar ist, sie kann aber auch zu lange Liegezeiten, eine Krankenhausüberver- sorgung oder generell einen schlechten Gesundheitszustand der Bevölkerung widerspie- geln. Der Ländervergleich zeigt, dass es nur einen geringen Zusammenhang zwischen der Ärztedichte und der Zahl der Krankenhausbetten gibt. Bayern erzielt bei der Bettenzahl ein in etwa durchschnittliches Ergebnis. 26
Abbildung 5.5: Gesundheitsinfrastruktur: Bayern mit Ärzten gut versorgt 82 Krankenhausbetten Ärzte 68 69 69 69 66 61 62 63 63 58 61 60 58 55 56 53 206 204 199 172 157 156 155 155 155 150 148 142 142 137 136 128 127 n rn rg en en nd n n g lz in nd en lt n rg n ha rli ge ur se er le fa te ye bu be em la ss la hs Be tfa nb m -P ch ls An in ar ch Ba am m e ac m Ho ür Br es nd de H Sa Sa n- tte ts po rs Th H -W - la an eu se ig ür de or in w Br ch D in W -V ie he es he n- Sa N rg R hl dr de bu Sc or Ba en N kl ec M Stand: 2007; Ärzte: Anzahl je 100.000 Einwohner; Krankenhausbetten: Anzahl je 10.000 Einwohner Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt Sachsen Auf den ersten Blick kein Indikator für Lebensqualität, sondern eher für die Solidität der staatlichen Finanzen, ist die Landesverschuldung. Eine hohe Verschuldung bedeutet aber auch, dass der Teil der Landesausgaben, der für Zinszahlungen reserviert ist, nicht mehr für andere sinnvolle Zwecke wie etwa Investitionen in die Infrastruktur zur Verfügung steht. Zudem werden nachfolgende Generationen belastet. Eine geringe Verschuldung lässt da- gegen begründet hoffen, dass das Land auch in Zukunft marode Straßen ausbessern und Schulen sanieren und modernisieren kann und verleiht daher mehr Zukunftssicherheit. Bayerns Haushalt kann hier die solideste Bilanz aufweisen: Die Landesverschuldung be- trägt gerade einmal 5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. In Berlin, das sich selbst gern als arm, aber sexy bezeichnet, drückt dagegen eine Schuldenlast von 64 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (Abbildung 5.6). 27
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