Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

 
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Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Maßnahmen im Rahmen der
Plastikvermeidungsstrategie
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2   Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie                           3

                  Handlungsfeld 1
                  Weniger Plastikverbrauch in Hessen

   Maßnahme:
   Plattform Plastikvermeidung im Einzelhandel

Handlungsfeld:

Weniger Plastikverbrauch in Hessen

→ Ist-Zustand

Noch immer werden zu viele vermeidbare Ver-
packungen, insbesondere Plastikverpackungen im
Bereich des Einzelhandels eingesetzt, die erhebliche
Mengen an Abfall erzeugen. Dabei ist der Einzel-
handel als Mittler bzw. Produktanbieter zwischen
produzierendem Gewerbe/ Industrie und den
Verbraucherinnen und Verbrauchern ein wichtiger         nisse für deren Umsetzung aufgezeigt und Lösungs-
Ansprechpartner. Daneben sind auch die Hersteller       möglichkeiten erarbeitet werden. Die Teilnehmerin-
sowohl von Verpackungen als auch der verpackten         nen und Teilnehmer kommen aus den verschiedenen
Produkte wichtige Akteure, die einbezogen werden        Bereichen des Einzelhandels (Food/Non Food) sowie
müssen, um Maßnahmen zur Plastikvermeidung ent-         der Industrie, wobei die Branchen Lebensmittelein-
lang der Wertschöpfungskette erfolgreich entwickeln     zelhandel, Getränke, Kosmetika, Textilien und Möbel
und durchführen zu können.                              vertreten sein werden. Damit wird die Voraussetzung
                                                        geschaffen, dass eine Branche von Lösungen in einer
→ Ziel der Maßnahme                                     anderen Branche lernen kann.

Verringerung von unnötigen Plastikverpackungen          In einem zweiten Schritt sollen die Problempunkte
sowie Stärkung von Mehrwegsystemen und Unver-           bei der Umsetzung guter Ideen gesammelt und Lö-
packt-Bereichen. Das Befüllen eigener Behältnisse an    sungsmöglichkeiten erarbeitet werden.
der Frischetheke soll im hessischen Lebensmittelein-
zelhandel flächendeckend möglich sein.                  Hierzu werden weitere Akteure – Hersteller / Industrie
                                                        /Gewerbe – hinzugezogen, um Lösungsvorschläge
Schaffung einer Plattform zum Erfahrungsaustausch       entlang der Wertschöpfungskette zu entwickeln.
hinsichtlich guter und praktikabler Ideen sowie deren
Umsetzung zur Plastikvermeidung.                        In einem dritten Schritt wird angestrebt, den Aus-
                                                        tausch über geeignete Maßnahmen und Wege zur
→ Umsetzung                                             Plastikvermeidung auf diejenigen Unternehmen aus-
                                                        zudehnen, die bisher noch weniger aktiv waren, um
Mitte Januar 2020 wird ein Workshop mit Vertreterin-    diese zu ermuntern, selbst auch Möglichkeiten zur
nen und Vertretern des Einzelhandels sowie der Her-     Verbesserung zu erarbeiten und umzusetzen.
steller- und Industrieseite durchgeführt, um bereits
umgesetzte positive Maßnahmen zur Plastikvermei-        Die verschiedenen Schritte werden laufend kommu-
dung als nachahmenswerte Vorbilder aufzuzeigen.         nikativ begleitet und die jeweiligen Ergebnisse über
Neben der Sammlung solcher Beispiele sollen auch        die Homepage der Kampagne „Sauberhaftes Hes-
weitere positive Ideen gesammelt, eventuelle Hinder-    sen“ veröffentlicht.
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4      Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie

       Maßnahme:
       Merkblatt für das Einkaufen mit eigenen Behältnissen

    Handlungsfeld:                                         → Ziel der Maßnahme
    Weniger Plastikverbrauch in Hessen                     Durch die Erstellung der Merkblatts „Umgang mit
                                                           kundeneigenen Behältnissen — Handlungsempfeh-
                                                           lungen für Unternehmer und Verbraucherinnen und
                                                           Verbraucher“ soll die Vermeidung von Plastikmüll
    → Ist-Zustand                                          unterstützt werden. Den Unternehmen soll aufgezeigt
                                                           werden, dass das Befüllen von kundeneigenen Be-
    Einige Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen ha-        hältnissen mit losen Lebensmitteln unter Einhaltung
    ben bereits Konzepte erarbeitet, um ihren Kundinnen    hygienischer Vorschriften möglich ist.
    und Kunden die Möglichkeit zu geben, mit eigenen
    Behältnissen lose Ware einzukaufen. Demgegenüber       → Umsetzung
    besteht bei vielen kleineren Lebensmitteleinzelhänd-
    lern eine Unsicherheit bezüglich der Einhaltung der    Erstellung des Merkblatts und dessen Bekanntma-
    Hygienevorschriften, wenn Kundinnen und Kunden         chung ab Veröffentlichung der Plastikvermeidungs-
    ihre eigenen Behältnisse beim Einkauf von loser        strategie
    Ware verwenden möchten.
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   Maßnahme:
   Plastikvermeidung beim Büromaterial des
   Hessischen Umweltministeriums

Handlungsfeld:

Weniger Plastikverbrauch in Hessen

→ Ist-Zustand

In der Verwaltung werden für den täglichen Dienst-
betrieb in erheblichem Umfang Büromaterialien
benötigt. Dabei handelt es sich vielfach um Ver-
brauchsmaterialien wie Stifte, Textmarker, Ordner,
Heftstreifen, Lineale oder sonstige Büroausstattun-
gen. Viele dieser Büromaterialien bestehen üblicher-
weise aus Plastik.

Die Beschaffung von Büromaterial im Land Hessen
erfolgt über ein elektronisches Bestellsystem, in dem
Rahmenverträge hinterlegt sind, die das HCC-Zen-
trale Beschaffung für das gesamte Land abgeschlos-       → Ziel der Maßnahme
sen hat. Bei der Ausschreibung berücksichtigt das
HCC die Kriterien der nachhaltigen Beschaffung. Aus      Durch den bewussten Verzicht auf Plastikmaterialien
dem sich daraus ergebenden Katalog können die            wird ein Beitrag zur Verringerung des Plastikver-
Dienststellen die benötigten Materialien auswählen.      brauchs geleistet. Das Hessische Umweltministerium
                                                         sieht sich hier in einer Vorbildfunktion, wodurch auch
Das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,       die Bediensteten des Hauses für das Thema sensibili-
Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat bereits in      siert werden.
den letzten Jahren bei der Beschaffung der Büroma-
terialien auf ökologische Kriterien wie den Verzicht     → Umsetzung
auf Plastikartikel geachtet. So gibt es im Hessischen
Umweltministerium beispielsweise keine Stehsamm-         Über die bisher bereits erfolgten Aktivitäten hinaus
ler oder Heftstreifen aus Plastik, Abroller für Klebe-   wird geprüft, welche aus Plastik bestehenden Büro-
streifen bestehen zu 100% aus Recyclingkunststoff.       materialien innerhalb des Rahmenvertrages des
Dennoch kann auch im eigenen Haus noch Verbesse-         Landes Hessen sinnvollerweise durch andere Artikel
rungspotential bestehen.                                 künftig ersetzt werden können.
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6      Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie

                      Handlungsfeld 2
                      Weniger Plastikmüll in der Umwelt

       Maßnahme:
       Bildungs- und Informationskampagne zur
       Plastikvermeidung im Rahmen von „Sauberhaftes Hessen“

    Handlungsfeld:                                          Durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit der Kam-
                                                            pagne „Sauberhaftes Hessen“ werden viele Bürge-
    Weniger Plastikverbrauch in Hessen                      rinnen und Bürger aller Altersstufen angesprochen.
                                                            Diese Informationswege sollen genutzt werden, um
    Weniger Plastikmüll in der Umwelt                       auch für das Thema Plastikvermeidung zu sensibili-
                                                            sieren.

                                                            → Ziel der Maßnahme
    → Ist-Zustand
                                                            Die Öffentlichkeit soll für das Thema der Plastikver-
    Trotz vieler Informationen zum Thema Abfallvermei-      meidung sensibilisiert werden. Gleichzeitig werden
    dung / Abfalltrennung / Abfallverwertung herrscht       geeignete Informationen zur Verfügung gestellt, um
    eine allgemeine Unsicherheit, welcher Abfall z. B. in   die Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage zu
    welches Behältnis gehört und wie Abfall vermieden       versetzen, umweltbewusst zu handeln.
    werden kann, um Rohstoffe, zu sparen. Diese Kennt-
    nisse stellen aber die notwendige Grundlage für das     → Umsetzung
    umweltbewusste Handeln der Verbraucherinnen und
    Verbraucher dar.                                        Erstellung einer Broschüre „Umweltbewusst Ein-
                                                            kaufen“ zur Information der Verbraucherinnen und
    So können nur ordnungsgemäß erfasste Abfälle dem        Verbraucher mit Tipps und Anregungen, wie bereits
    Recycling zugeführt werden, ebenso stellt die Abfall-   beim Einkaufen auf Abfallvermeidung geachtet wer-
    vermeidung einen wesentlichen Beitrag zum Res-          den kann. Ein Schwerpunkt liegt bei der Reduzierung
    sourcenschutz dar.                                      des Plastikverbrauchs z. B. durch den Verzicht auf
                                                            unnötige Verpackungen sowie der Information zur
    Die Umweltkampagne „Sauberhaftes Hessen“ wurde          Nutzung von Mehrwegverpackungen.
    vor 17 Jahren ins Leben gerufen und wurde bisher
    von weit über 1 Mio. hessischen Bürgerinnen und         Verteilung des Plakates „Unsere Wald- und Wiesen-
    Bürgern, Vereinen, Kommunen, Schulen, Kitas und         bewohner“ zum Thema Vermüllung in Wald und Na-
    Unternehmen an den unterschiedlichen Aktionsta-         tur über Hessen Forst und die Arbeitsgemeinschaft
    gen unterstützt. Ursprünglich hat sich die Kampagne     der Hessischen Naturparke.
    darauf fokussiert Bürgerinnen und Bürger gegen das
    achtlose oder falsche Wegwerfen von Müll zu sensibi-    Erstellung einer Informationsbroschüre „Sauberhafte
    lisieren. Mittlerweile wurde die Kampagne auf andere    Party / Sauberhaftes Fest“ mit Tipps für die Ausge-
    Themen ausgeweitet wie beispielsweise Ressourcen-       staltung von Festen und Veranstaltungen unter dem
    schutz, Abfallvermeidung und Umweltbildung und          Aspekt Abfallvermeidung und der Reduzierung des
    greift jetzt auch verstärkt das Thema Plastikvermei-    Plastikverbrauchs.
    dung auf.
                                                            Weitere Materialien als Flyer sollen zu spezifischen
                                                            Themen erstellt werden.
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   Maßnahme:
   Vernetzung von Mehrwegbechersystemen

Handlungsfeld:

Weniger Plastikverbrauch in Hessen

Weniger Plastikmüll in der Umwelt

→ Ist-Zustand

Auf Initiative des Hessischen Umweltministeriums
haben die Umweltministerinnen und -minister der
Länder 2016 den Beschluss gefasst, die hohe Zahl
der Einweg Coffee-to-go Becher deutlich zu ver-
ringern. Hessen ist mit dem BecherBonus Vorreiter.
Unternehmen bieten einen Rabatt von zehn Cent,
wenn ein wiederverwendbarer statt eines Wegwerf-
bechers verwendet wird und machen dies kenntlich.
Mittlerweile nehmen an der Initiative mehr als 120        sich gemeinsam für mehr Mehrweg statt Einweg zu
Unternehmen aus Hessen mit rund 900 Filialen teil.        engagieren.
Bundesweit gibt es den BecherBonus in mehr als
4000 Filialen. Ziel ist es nun, die Annahme der An-       → Umsetzung
gebote durch Verbraucherinnen und Verbraucher zu
stärken. Hier können beispielsweise vernetzte Rück-       Den Auftakt bildet eine erste Vernetzungsver-
gabesysteme eine praktikable Lösung sein.                 anstaltung am 28.11.2019. Neben allgemeinen
                                                          Informationen zur Abfallvermeidung und den Unter-
Viele Initiativen arbeiten lokal begrenzt, haben ggf.     suchungsergebnissen des Umweltbundesamtes zur
ähnliche Probleme, wobei diese auf unterschiedliche       ökologischen Bedeutung von Einweggetränkebe-
Weise angegangen und gelöst wurden. Ein Aus-              chern kommen die verschiedenen Versionen von
tausch darüber fand bisher noch kaum statt.               Bechersystemen wie Pfand- und Tauschsysteme oder
                                                          Rabattsysteme zu Wort. Weiterhin werden Aspekte
Die Vernetzung lokaler Initiativen soll die Möglichkeit   von Marketing und Design betrachtet. In einem
der gegenseitigen Information, der Zusammenarbeit         abschließenden Workshop werden Fragen zu einer
sowie des Austauschs über die Lösung bestehender          möglichen Vernetzung, den jeweiligen Vorteilen der
Probleme bieten.                                          Systeme, der möglichen Unterstützung durch das
                                                          Hessische Umweltministerium sowie der weiteren
→ Ziel der Maßnahme                                       Vorgehensweise betrachtet.

Ziel der Vernetzung ist, die verschiedenen Initiati-      Neben den verschiedenen Initiativen werden zu
ven, die in Hessen entstehen und genutzt werden,          der Veranstaltung auch die hessischen Kommunen
untereinander bekannt zu machen, eine Vernetzung          eingeladen, da sie die Möglichkeit haben, vor Ort zu
anzustreben und Mittel und Wege aufzuzeigen, um           agieren und lokale Initiativen zu unterstützen.
8       Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie

                          Handlungsfeld 3
                          Weniger Mikroplastik

         Maßnahme:
         „Flüssiges und gelöstes Plastik vermeiden“ –
         eine Strategie zur Reduktion schwer abbaubarer Polymere

    Handlungsfeld:                                                     sogar noch häufiger als feste Mikroplastikpartikel
                                                                       eingesetzt und sollen unter anderem als Trübungs-
    Weniger Mikroplastik                                               mittel, Filmbildner oder zur Einstellung der Viskosi-
                                                                       tät (Zähflüssigkeit) wirken. Da es sich nicht um feste
                                                                       Polymerpartikel handelt, fallen sie nach der gängigen
                                                                       Definition nicht unter „Mikroplastik“. Es muss davon
    → Ist-Zustand                                                      ausgegangen werden, dass sowohl Wasch- und
                                                                       Reinigungsmittel, als auch Kosmetika und damit auch
    Im Frühjahr hatten Bayern, Hamburg und Thüringen                   sämtliche darin enthaltenen Polymere nahezu voll-
    gemeinsam mit Berlin, Bremen und Hessen eine Ini-                  ständig in das Abwasser und schließlich in Flüsse und
    tiative zur Einschränkung des Eintrags von Mikroplas-              Meere gelangen. Hinsichtlich der Mengenverhält-
    tik in die Umwelt und zum Verbot von Mikroplastik                  nisse ist davon auszugehen, dass die Menge der aus
    in Kosmetika eingebracht, die mit klarer Mehrheit im               Kosmetika sowie Wasch- und Reinigungsmitteln über
    Bundesrat beschlossen wurde.                                       das Abwassersystem eingetragenen, gelösten, gel-
                                                                       artigen oder flüssigen Polymere etwa um den Faktor
    In Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln wer-                    50 größer ist als die des festen Mikroplastiks1.
    den flüssige und gelöste Kunststoffe (Polymere)

              Polymere in Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmitteln

                                                                                    ■ festes und unlösliches
                                                                                      Mikroplastik

                                                                                    ■ flüssige, gelförmige oder
                                                                                      lösliche Polymere

    Polymere in Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmitteln

    1   Mikroplastik und synthetische Polymere in Kosmetikprodukten sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln, Fraunhofer UMSICHT,
        2018, S. 70ff
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie                                     9

Polymere sind im europäischen Chemikalienrecht                    unabhängig von Größe sowie Aggregatzustand der
nicht geregelt. So sind sie von der für andere Che-               Kunststoffe und ist daher auch für gelöste, gelartige
mikalien notwendigen Registrierung und Bewertung                  oder flüssige Polymere relevant. Insbesondere bei
nach der REACH-Verordnung ausgenommen. Daraus                     Polymeren mit hoher Persistenz bestehen erhebliche
resultieren erhebliche Wissenslücken hinsichtlich der             Unsicherheiten hinsichtlich der Beurteilung der Um-
detaillierten Bewertung der Umweltgefährdung aller                weltgefährdung. Im Sinne des Vorsorgeprinzips sind
synthetischen Polymere. Für einige Polymergruppen                 diese Unsicherheiten nicht akzeptabel.
ist jedoch schon heute bekannt, dass sie toxisch sind.
Zudem gelten die allermeisten synthetischen Poly-                 Dass Polymere von weiten Teilen des europäischen
mere als biologisch schwer abbaubar (persistent).                 Chemikalienrecht ausgenommen sind, ist nicht län-
Einmal in der Umwelt sammeln sie sich hier also                   ger hinnehmbar. Das Land Hessen setzt sich dafür
immer weiter an.                                                  ein, dass die europäische Kommission die notwendi-
                                                                  gen Schritte zur Regulierung von Polymeren endlich
Ein Beispiel für lösliche Polymere, die in Kosmetik-              einleitet.
produkten angewendet werden sind sogenannte
Polyquaterniumverbindungen. Von diesen ist be-                    Um eine Reduzierung des Eintrags von schwer ab-
kannt, dass sie nur schwer biologisch abbaubar sind.              baubaren Polymeren in die Umwelt zu erreichen,
Darüber hinaus ist beispielsweise für das Polymer                 kommen auch nationale Möglichkeiten oder Be-
Polyquaternium-7 eine chronische aquatische Toxizi-               schränkungen von Polymere auf europäischer Ebene
tät, also eine Gefährdung von Gewässern, belegt2.                 in Frage. Das Land Hessen schlägt kurzfristig wirk-
Polyquaternium-7 wird zum Beispiel in Duschgels                   same und konkrete Handlungsmöglichkeiten zur
eingesetzt. Beim Duschvorgang gelangen 100 % der                  Reduzierung des Eintrags von schwer abbaubaren
im Produkt enthaltenen Polymere in das Abwasser                   Polymeren in die Umwelt vor.
und anschließend zu einem großen Teil (nachweislich
>75 %) in die Oberflächengewässer3.                               → Umsetzung

→ Ziel der Maßnahme                                               Die Maßnahmen zur Regulierung von schwer abbau-
                                                                  baren Polymeren und zur Reduzierung von ihrem Ein-
Synthetische Polymere können schwer abbaubar,                     trag in die Umwelt, sollen durch einen entsprechen-
bioakkumulierbar oder ökotoxisch sein. Dies gilt                  den Beschluss im Bundesrat angestoßen werden.

2   Sicherheitsdatenblatt Polyquaternium-7, Kale Kimya Group, 2014
3   The Fate of Polymeric Quaternary Ammonium Salts from Cosmetics in Wastewater Treatment Plants, Cumming J. Hawker D., Chap-
    man H., Nugent K., Water Air Soil Pollution, 2011
10      Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie

        Maßnahme:
        Kunstrasenplätze mit Plastikgranulat werden
        nicht mehr gefördert

     Handlungsfeld:                                            → Ziel der Maßnahme

     Weniger Mikroplastik                                      Ziel der Maßnahme ist es, den Mikroplastikeintrag in
                                                               die Umwelt aufgrund des Austrags des als Füllmate-
                                                               rial verwenden Kunststoffgranulats in Kunstrasenplät-
                                                               zen soweit möglich zu minimieren. Hierzu kann das
     → Ist-Zustand                                             Kunststoffgranulat durch zur Verfügung stehende,
                                                               alternative umweltfreundlichere Materialien wie z.B.
     Kunststoffemissionen haben Wirkungen auf Orga-            Kork oder Sand ersetzt werden.
     nismen, den Menschen und Ökosysteme, deren
     Ausmaß sich bisher nicht abschätzen lässt. Kunststoff-    → Umsetzung
     emissionen sind hochgradig persistent. Kunststoffe
     akkumulieren sich in aquatischen Systemen und             1. Zur Umsetzung des Ziels wird das Land Hessen ab
     können hier derzeit nicht mehr entzogen werden.              sofort keine Kunstrasenplätze mehr mit Kunststoff-
                                                                  granulat fördern.
     Vor diesem Hintergrund sollten im Sinne des Vor-
     sorgeprinzips frühzeitig Maßnahmen zur Reduktion          2. Weiterhin wird es die Sanierung bestehender
     weiterer Einträge eingeleitet werden, um eine fort-          Plätze nur noch bei Verwendung von umwelt-
     schreitende Akkumulation dieser hochpersistenten             freundlichen Alternativen als Füllmaterial (z.B.
     Materialien zu vermeiden. Diese können überall dort          Kork oder Sand) fördern.
     ansetzen, wo die Entstehung von Mikroplastik und
     dessen Eintragspfade in die Umwelt hinreichend            3. Kommunen und Vereinen mit Kunstrasenplätzen,
     bekannt sind.                                                wird empfohlen, dass

     Aufgrund von Schätzungen ist davon auszugehen,               a. sie kein weiteres Kunststoffgranulat auf ihren
     dass ca. 80 % der Kunstrasenplätze Kunststoff als Füll-         Plätzen nachfüllen,
     material aufweisen. In Hessen gibt es ca. 440 Kunstra-       b. im Zuge der jährlichen Intensivpflege Teile des
     senplätze. Der Austrag des verwendeten Kunststoff-              Kunststoffgranulats durch alternative Füllstoffe,
     granulats ist eine wesentliche Quelle für den Eintrag           wie z.B. Quarzsand ersetzen oder
     von Mikroplastik in die Umwelt. Gemäß den ein-               c. eine Komplettabsaugung des Kunststoff-
     schlägigen der in Deutschland beim Bau von Kunst-               granulats vornehmen.
     rasenplätzen verwendeten DIN-Vorgaben ergibt sich
     eine erforderliche Füllmenge an Befüllungsgranulat        4. Maßnahmen zur Vermeidung oder Verringerung
     von rund 5 kg/m². Das bedeutet bei einer Fläche              des Austrages von Kunststoffgranulat (wie z.B. der
     von rund 7.000 m2 pro Kunstrasenplatz eine Gesamt-           Einbau von Filtersystemen oder der Austausch
     menge an Befüllungsgranulat von ca. 35 Tonnen.               des Granulats mit alternativen Stoffen wie Quarz-
                                                                  sand oder Kork) sind grundsätzlich im Rahmen
                                                                  der einschlägigen Sportstättenförderprogramme
                                                                  des Hessischen Ministeriums des Innern und für
                                                                  Sport anteilig förderfähig.
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie                         11

   Maßnahme:
   Dialog mit der Reifenindustrie und anderen beteiligten
   Akteuren im Rahmen der Umweltallianz Hessen

Handlungsfeld:

Weniger Mikroplastik

→ Ist-Zustand

Der Reifenabrieb, bzw. die Kombination von Rei-
fen- und Straßenabrieb sind eine der wesentlichen
Quellen von Mikroplastik in der Umwelt. Durch die
Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur
Abriebreduzierung kann ein nachhaltiger Beitrag
zur Verbesserung der Umweltwirkungen erreicht
werden. Reifen- und Straßenverschleißpartikel sind
winzige Ablagerungen, die während des norma-
len Fahrbetriebs durch die physikalische Reibung
zwischen Reifen und Straßenoberfläche entstehen.
Diese Reibung ist notwendig, um die Verkehrssicher-
heit zu gewährleisten, da sie das Fahrzeug auf der      → Ziel der Maßnahme
Straße hält. Die Bundesanstalt für Straßenwesen geht
in ihrer Studie „Stoffeinträge im Straßenseitenraum“    Erarbeitung praktikabler Maßnahmen zur Verringe-
davon aus, dass etwa 110.000 Tonnen Reifenabrieb        rung des Eintrags von Mikroplastik aus Reifen- und
jährlich in Deutschland entstehen. Die Entstehung       Straßenabrieb.
von Reifen- und Straßenabrieb wird u.a. durch Reifen-
eigenschaften (wie Typ und Laufleistung), Fahrverhal-   → Umsetzung
ten, Fahrzeug und Fahrbahn beeinflusst. Der Abrieb
gelangt in den Boden, die Gewässer und die Luft.        Die Minderung des Eintrags von Reifenabrieb zum
                                                        Schutz der Umweltmedien stellt eine komplexe Auf-
In Hessen hat die Reifenindustrie einen Produktions-    gabe dar und kann nur in interdisziplinärer Zusam-
und Fertigungsschwerpunkt für Reifen aller Art (Pkw,    menarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
Lkw, Motorrad). Zudem sind auch industrieseitige        gelingen. Im Sinne einer nachhaltigen Standortent-
Forschungs- und Entwicklungszentren in Hessen an-       wicklung für Produktion und Forschung in Hessen
gesiedelt.                                              möchte die Hessische Landesregierung im Rahmen
                                                        der Umweltallianz Hessen in einem Dialogforum
                                                        gemeinsam mit der hessischen Reifenindustrie und
                                                        anderen beteiligten Akteuren bzw. Sektoren hier
                                                        praktikable Maßnahmen zur Verringerung des Ein-
                                                        trags von Mikroplastik aus Reifen- und Straßenabrieb
                                                        erarbeiten.
12      Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie

                        Handlungsfeld 4
                        Mehr Wiederverwendung und Recycling

        Maßnahme:

        Vorbildfunktion des Landes nutzen: Möglichkeiten der
        Plastikvermeidung bei der öffentlichen Beschaffung prüfen

     Handlungsfeld:                                            kunststoffen kann ein entsprechender wirtschaftlich
                                                               attraktiver Markt entstehen.
     Alle Handlungsfelder
                                                               → Ziel

                                                               Das Land als großer Auftraggeber soll seine Vorbild-
     → Ist-Zustand                                             funktion nutzen und bevorzugt Recyclingkunststoffe
                                                               verwenden, wo immer dies möglich und sinnvoll ist.
     Noch immer werden zu viele Kunststoffe nicht dem          Im Rahmen der Beschaffung sollen die Grundsätze
     Recycling zugeführt, sondern lediglich energetisch        der Plastikvermeidung berücksichtigt werden.
     verwertet. Zum nachhaltigen Umgang mit Kunst-
     stoffen ist aber das Schließen der Stoffkreisläufe eine   → Umsetzung
     unverzichtbare Voraussetzung.
                                                               Zur Implementierung der Grundsätze der Plastik-
     Neben Innovationen bei der Herstellung der Re-            vermeidung bei Aufträgen des Landes sollen Hand-
     zyklate ist es daher von zentraler Bedeutung, den         lungsleitfäden erarbeitet und Möglichkeiten der
     Absatzmarkt für Recyclingprodukte zu vergrößern.          Umsetzung im Vergabe- und Beschaffungswesen
     Nur durch ausreichende Nachfrage nach Recycling-          geprüft werden.
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie                           13

   Maßnahme:

   Ideenwettbewerb
   zur Plastikvermeidung für hessische Vereine

Handlungsfeld:                                             Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Hessische
                                                           Plastikvermeidungsstrategie. Unterstützung ist ge-
Beim Wettbewerb werden alle Handlungsfelder der            fragt! Alle hessischen Vereine sind zum Mitmachen
Plastikvermeidungsstrategie abgedeckt. Die Vereine         aufgerufen und können ihre konkreten Ideen zur
können sich somit mit Projekten im Bereich:                Plastikvermeidung beim Hessischen Umweltminis-
                                                           terium einreichen. Mit dem Ideenwettbewerb sollen
1. Weniger Plastikmüll in der Umwelt                       die Bürgerinnen und Bürger in Hessen in die Plastik-
                                                           vermeidungsstrategie eingebunden werden. Ziel des
2. Weniger Plastikverbrauch in Hessen                      Wettbewerbs ist, dass Vereine aus den verschiedens-
                                                           ten Bereichen in Hessen konkrete Maßnahmen zur
3. Weniger Mikroplastik                                    Plastikvermeidung entwickeln und selbst umsetzen.

4. Mehr Wiederverwendung und                               → Umsetzung
   Recycling
                                                           Der Wettbewerbsaufruf wird gleichzeitig mit dem
bewerben.                                                  Start der Plastikvermeidungsstrategie am 12. No-
                                                           vember veröffentlicht. Neben dem Aufruf per Presse-
                                                           mitteilung wird der Wettbewerb maßgeblich über
                                                           die Internetseite des Ministeriums und die Sozialen
→ Ist-Zustand                                              Medien publik gemacht. Auch die Präsentation der
                                                           Gewinnerinnen und Gewinner wird in den Sozialen
Rund 44 % der Hessinnen und Hessen ab 14 Jahren            Medien erfolgen.
sind ehrenamtlich aktiv. Meist engagieren sie sich in
Vereinen – sei es im Sport oder in sozialen, kulturellen   Die Vereine können sich mit ihren konkreten Ideen
oder Umweltvereinen. Auch Vereine, die sich nicht          zur Plastikvermeidung bewerben. Teilnahmeberech-
spezifisch mit Umweltthemen beschäftigen, können           tigt sind Vereine mit Sitz in Hessen. Die Projektidee
viel zur Verbesserung der Umwelt und insbesondere          muss auf einer DIN A4-Seite konkret beschrieben, ein
auch zur Plastikvermeidung beitragen, sei es durch         Ansprechpartner benannt und die Projektskizze für
die Organisation plastikfreier Vereinsfeste, gemein-       den ersten Teil des Wettbewerbs bis zum 31.01.2020
same Sammelaktionen oder Sensibilisierungskam-             an pressestelle@umwelt.hessen.de gesendet wer-
pagnen in ihrem Umfeld. Die zahlreichen Aktiven            den. Die Maßnahme, die prämiert werden soll, muss
können das Thema Plastik nutzen, um gemeinsam              realisierbar, aber noch nicht begonnen worden sein.
aktiv zu werden und als Botschafterinnen und Bot-          Die Umsetzung muss vom Verein auch angestrebt
schafter das Ziel der Plastikvermeidung in die Gesell-     werden.
schaft hineintragen.
                                                           Das Hessische Umweltministerium wählt die Gewin-
→ Ziel der Maßnahme                                        nerprojekte aus. Vereine können 500 Euro für die
                                                           Realisierung ihrer Idee erhalten.
Wie können wir erreichen, dass der Plastikverbrauch
in Hessen sinkt und weniger Mikroplastik in unseren
Gewässern und unseren Böden landet? Wie schaffen
wir es, dass Plastik bei Verwendung richtig entsorgt
wird, sodass es recycelt werden kann?
14   Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie   15

Impressum
Herausgeber:
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Mainzer Straße 80
65189 Wiesbaden
E-Mail: poststelle@umwelt.hessen.de

November 2019

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