Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie - Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
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Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie 3 Handlungsfeld 1 Weniger Plastikverbrauch in Hessen Maßnahme: Plattform Plastikvermeidung im Einzelhandel Handlungsfeld: Weniger Plastikverbrauch in Hessen → Ist-Zustand Noch immer werden zu viele vermeidbare Ver- packungen, insbesondere Plastikverpackungen im Bereich des Einzelhandels eingesetzt, die erhebliche Mengen an Abfall erzeugen. Dabei ist der Einzel- handel als Mittler bzw. Produktanbieter zwischen produzierendem Gewerbe/ Industrie und den Verbraucherinnen und Verbrauchern ein wichtiger nisse für deren Umsetzung aufgezeigt und Lösungs- Ansprechpartner. Daneben sind auch die Hersteller möglichkeiten erarbeitet werden. Die Teilnehmerin- sowohl von Verpackungen als auch der verpackten nen und Teilnehmer kommen aus den verschiedenen Produkte wichtige Akteure, die einbezogen werden Bereichen des Einzelhandels (Food/Non Food) sowie müssen, um Maßnahmen zur Plastikvermeidung ent- der Industrie, wobei die Branchen Lebensmittelein- lang der Wertschöpfungskette erfolgreich entwickeln zelhandel, Getränke, Kosmetika, Textilien und Möbel und durchführen zu können. vertreten sein werden. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, dass eine Branche von Lösungen in einer → Ziel der Maßnahme anderen Branche lernen kann. Verringerung von unnötigen Plastikverpackungen In einem zweiten Schritt sollen die Problempunkte sowie Stärkung von Mehrwegsystemen und Unver- bei der Umsetzung guter Ideen gesammelt und Lö- packt-Bereichen. Das Befüllen eigener Behältnisse an sungsmöglichkeiten erarbeitet werden. der Frischetheke soll im hessischen Lebensmittelein- zelhandel flächendeckend möglich sein. Hierzu werden weitere Akteure – Hersteller / Industrie /Gewerbe – hinzugezogen, um Lösungsvorschläge Schaffung einer Plattform zum Erfahrungsaustausch entlang der Wertschöpfungskette zu entwickeln. hinsichtlich guter und praktikabler Ideen sowie deren Umsetzung zur Plastikvermeidung. In einem dritten Schritt wird angestrebt, den Aus- tausch über geeignete Maßnahmen und Wege zur → Umsetzung Plastikvermeidung auf diejenigen Unternehmen aus- zudehnen, die bisher noch weniger aktiv waren, um Mitte Januar 2020 wird ein Workshop mit Vertreterin- diese zu ermuntern, selbst auch Möglichkeiten zur nen und Vertretern des Einzelhandels sowie der Her- Verbesserung zu erarbeiten und umzusetzen. steller- und Industrieseite durchgeführt, um bereits umgesetzte positive Maßnahmen zur Plastikvermei- Die verschiedenen Schritte werden laufend kommu- dung als nachahmenswerte Vorbilder aufzuzeigen. nikativ begleitet und die jeweiligen Ergebnisse über Neben der Sammlung solcher Beispiele sollen auch die Homepage der Kampagne „Sauberhaftes Hes- weitere positive Ideen gesammelt, eventuelle Hinder- sen“ veröffentlicht.
4 Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie Maßnahme: Merkblatt für das Einkaufen mit eigenen Behältnissen Handlungsfeld: → Ziel der Maßnahme Weniger Plastikverbrauch in Hessen Durch die Erstellung der Merkblatts „Umgang mit kundeneigenen Behältnissen — Handlungsempfeh- lungen für Unternehmer und Verbraucherinnen und Verbraucher“ soll die Vermeidung von Plastikmüll → Ist-Zustand unterstützt werden. Den Unternehmen soll aufgezeigt werden, dass das Befüllen von kundeneigenen Be- Einige Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen ha- hältnissen mit losen Lebensmitteln unter Einhaltung ben bereits Konzepte erarbeitet, um ihren Kundinnen hygienischer Vorschriften möglich ist. und Kunden die Möglichkeit zu geben, mit eigenen Behältnissen lose Ware einzukaufen. Demgegenüber → Umsetzung besteht bei vielen kleineren Lebensmitteleinzelhänd- lern eine Unsicherheit bezüglich der Einhaltung der Erstellung des Merkblatts und dessen Bekanntma- Hygienevorschriften, wenn Kundinnen und Kunden chung ab Veröffentlichung der Plastikvermeidungs- ihre eigenen Behältnisse beim Einkauf von loser strategie Ware verwenden möchten.
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie 5 Maßnahme: Plastikvermeidung beim Büromaterial des Hessischen Umweltministeriums Handlungsfeld: Weniger Plastikverbrauch in Hessen → Ist-Zustand In der Verwaltung werden für den täglichen Dienst- betrieb in erheblichem Umfang Büromaterialien benötigt. Dabei handelt es sich vielfach um Ver- brauchsmaterialien wie Stifte, Textmarker, Ordner, Heftstreifen, Lineale oder sonstige Büroausstattun- gen. Viele dieser Büromaterialien bestehen üblicher- weise aus Plastik. Die Beschaffung von Büromaterial im Land Hessen erfolgt über ein elektronisches Bestellsystem, in dem Rahmenverträge hinterlegt sind, die das HCC-Zen- trale Beschaffung für das gesamte Land abgeschlos- → Ziel der Maßnahme sen hat. Bei der Ausschreibung berücksichtigt das HCC die Kriterien der nachhaltigen Beschaffung. Aus Durch den bewussten Verzicht auf Plastikmaterialien dem sich daraus ergebenden Katalog können die wird ein Beitrag zur Verringerung des Plastikver- Dienststellen die benötigten Materialien auswählen. brauchs geleistet. Das Hessische Umweltministerium sieht sich hier in einer Vorbildfunktion, wodurch auch Das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, die Bediensteten des Hauses für das Thema sensibili- Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat bereits in siert werden. den letzten Jahren bei der Beschaffung der Büroma- terialien auf ökologische Kriterien wie den Verzicht → Umsetzung auf Plastikartikel geachtet. So gibt es im Hessischen Umweltministerium beispielsweise keine Stehsamm- Über die bisher bereits erfolgten Aktivitäten hinaus ler oder Heftstreifen aus Plastik, Abroller für Klebe- wird geprüft, welche aus Plastik bestehenden Büro- streifen bestehen zu 100% aus Recyclingkunststoff. materialien innerhalb des Rahmenvertrages des Dennoch kann auch im eigenen Haus noch Verbesse- Landes Hessen sinnvollerweise durch andere Artikel rungspotential bestehen. künftig ersetzt werden können.
6 Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie Handlungsfeld 2 Weniger Plastikmüll in der Umwelt Maßnahme: Bildungs- und Informationskampagne zur Plastikvermeidung im Rahmen von „Sauberhaftes Hessen“ Handlungsfeld: Durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit der Kam- pagne „Sauberhaftes Hessen“ werden viele Bürge- Weniger Plastikverbrauch in Hessen rinnen und Bürger aller Altersstufen angesprochen. Diese Informationswege sollen genutzt werden, um Weniger Plastikmüll in der Umwelt auch für das Thema Plastikvermeidung zu sensibili- sieren. → Ziel der Maßnahme → Ist-Zustand Die Öffentlichkeit soll für das Thema der Plastikver- Trotz vieler Informationen zum Thema Abfallvermei- meidung sensibilisiert werden. Gleichzeitig werden dung / Abfalltrennung / Abfallverwertung herrscht geeignete Informationen zur Verfügung gestellt, um eine allgemeine Unsicherheit, welcher Abfall z. B. in die Verbraucherinnen und Verbraucher in die Lage zu welches Behältnis gehört und wie Abfall vermieden versetzen, umweltbewusst zu handeln. werden kann, um Rohstoffe, zu sparen. Diese Kennt- nisse stellen aber die notwendige Grundlage für das → Umsetzung umweltbewusste Handeln der Verbraucherinnen und Verbraucher dar. Erstellung einer Broschüre „Umweltbewusst Ein- kaufen“ zur Information der Verbraucherinnen und So können nur ordnungsgemäß erfasste Abfälle dem Verbraucher mit Tipps und Anregungen, wie bereits Recycling zugeführt werden, ebenso stellt die Abfall- beim Einkaufen auf Abfallvermeidung geachtet wer- vermeidung einen wesentlichen Beitrag zum Res- den kann. Ein Schwerpunkt liegt bei der Reduzierung sourcenschutz dar. des Plastikverbrauchs z. B. durch den Verzicht auf unnötige Verpackungen sowie der Information zur Die Umweltkampagne „Sauberhaftes Hessen“ wurde Nutzung von Mehrwegverpackungen. vor 17 Jahren ins Leben gerufen und wurde bisher von weit über 1 Mio. hessischen Bürgerinnen und Verteilung des Plakates „Unsere Wald- und Wiesen- Bürgern, Vereinen, Kommunen, Schulen, Kitas und bewohner“ zum Thema Vermüllung in Wald und Na- Unternehmen an den unterschiedlichen Aktionsta- tur über Hessen Forst und die Arbeitsgemeinschaft gen unterstützt. Ursprünglich hat sich die Kampagne der Hessischen Naturparke. darauf fokussiert Bürgerinnen und Bürger gegen das achtlose oder falsche Wegwerfen von Müll zu sensibi- Erstellung einer Informationsbroschüre „Sauberhafte lisieren. Mittlerweile wurde die Kampagne auf andere Party / Sauberhaftes Fest“ mit Tipps für die Ausge- Themen ausgeweitet wie beispielsweise Ressourcen- staltung von Festen und Veranstaltungen unter dem schutz, Abfallvermeidung und Umweltbildung und Aspekt Abfallvermeidung und der Reduzierung des greift jetzt auch verstärkt das Thema Plastikvermei- Plastikverbrauchs. dung auf. Weitere Materialien als Flyer sollen zu spezifischen Themen erstellt werden.
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie 7 Maßnahme: Vernetzung von Mehrwegbechersystemen Handlungsfeld: Weniger Plastikverbrauch in Hessen Weniger Plastikmüll in der Umwelt → Ist-Zustand Auf Initiative des Hessischen Umweltministeriums haben die Umweltministerinnen und -minister der Länder 2016 den Beschluss gefasst, die hohe Zahl der Einweg Coffee-to-go Becher deutlich zu ver- ringern. Hessen ist mit dem BecherBonus Vorreiter. Unternehmen bieten einen Rabatt von zehn Cent, wenn ein wiederverwendbarer statt eines Wegwerf- bechers verwendet wird und machen dies kenntlich. Mittlerweile nehmen an der Initiative mehr als 120 sich gemeinsam für mehr Mehrweg statt Einweg zu Unternehmen aus Hessen mit rund 900 Filialen teil. engagieren. Bundesweit gibt es den BecherBonus in mehr als 4000 Filialen. Ziel ist es nun, die Annahme der An- → Umsetzung gebote durch Verbraucherinnen und Verbraucher zu stärken. Hier können beispielsweise vernetzte Rück- Den Auftakt bildet eine erste Vernetzungsver- gabesysteme eine praktikable Lösung sein. anstaltung am 28.11.2019. Neben allgemeinen Informationen zur Abfallvermeidung und den Unter- Viele Initiativen arbeiten lokal begrenzt, haben ggf. suchungsergebnissen des Umweltbundesamtes zur ähnliche Probleme, wobei diese auf unterschiedliche ökologischen Bedeutung von Einweggetränkebe- Weise angegangen und gelöst wurden. Ein Aus- chern kommen die verschiedenen Versionen von tausch darüber fand bisher noch kaum statt. Bechersystemen wie Pfand- und Tauschsysteme oder Rabattsysteme zu Wort. Weiterhin werden Aspekte Die Vernetzung lokaler Initiativen soll die Möglichkeit von Marketing und Design betrachtet. In einem der gegenseitigen Information, der Zusammenarbeit abschließenden Workshop werden Fragen zu einer sowie des Austauschs über die Lösung bestehender möglichen Vernetzung, den jeweiligen Vorteilen der Probleme bieten. Systeme, der möglichen Unterstützung durch das Hessische Umweltministerium sowie der weiteren → Ziel der Maßnahme Vorgehensweise betrachtet. Ziel der Vernetzung ist, die verschiedenen Initiati- Neben den verschiedenen Initiativen werden zu ven, die in Hessen entstehen und genutzt werden, der Veranstaltung auch die hessischen Kommunen untereinander bekannt zu machen, eine Vernetzung eingeladen, da sie die Möglichkeit haben, vor Ort zu anzustreben und Mittel und Wege aufzuzeigen, um agieren und lokale Initiativen zu unterstützen.
8 Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie Handlungsfeld 3 Weniger Mikroplastik Maßnahme: „Flüssiges und gelöstes Plastik vermeiden“ – eine Strategie zur Reduktion schwer abbaubarer Polymere Handlungsfeld: sogar noch häufiger als feste Mikroplastikpartikel eingesetzt und sollen unter anderem als Trübungs- Weniger Mikroplastik mittel, Filmbildner oder zur Einstellung der Viskosi- tät (Zähflüssigkeit) wirken. Da es sich nicht um feste Polymerpartikel handelt, fallen sie nach der gängigen Definition nicht unter „Mikroplastik“. Es muss davon → Ist-Zustand ausgegangen werden, dass sowohl Wasch- und Reinigungsmittel, als auch Kosmetika und damit auch Im Frühjahr hatten Bayern, Hamburg und Thüringen sämtliche darin enthaltenen Polymere nahezu voll- gemeinsam mit Berlin, Bremen und Hessen eine Ini- ständig in das Abwasser und schließlich in Flüsse und tiative zur Einschränkung des Eintrags von Mikroplas- Meere gelangen. Hinsichtlich der Mengenverhält- tik in die Umwelt und zum Verbot von Mikroplastik nisse ist davon auszugehen, dass die Menge der aus in Kosmetika eingebracht, die mit klarer Mehrheit im Kosmetika sowie Wasch- und Reinigungsmitteln über Bundesrat beschlossen wurde. das Abwassersystem eingetragenen, gelösten, gel- artigen oder flüssigen Polymere etwa um den Faktor In Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln wer- 50 größer ist als die des festen Mikroplastiks1. den flüssige und gelöste Kunststoffe (Polymere) Polymere in Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmitteln ■ festes und unlösliches Mikroplastik ■ flüssige, gelförmige oder lösliche Polymere Polymere in Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmitteln 1 Mikroplastik und synthetische Polymere in Kosmetikprodukten sowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln, Fraunhofer UMSICHT, 2018, S. 70ff
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie 9 Polymere sind im europäischen Chemikalienrecht unabhängig von Größe sowie Aggregatzustand der nicht geregelt. So sind sie von der für andere Che- Kunststoffe und ist daher auch für gelöste, gelartige mikalien notwendigen Registrierung und Bewertung oder flüssige Polymere relevant. Insbesondere bei nach der REACH-Verordnung ausgenommen. Daraus Polymeren mit hoher Persistenz bestehen erhebliche resultieren erhebliche Wissenslücken hinsichtlich der Unsicherheiten hinsichtlich der Beurteilung der Um- detaillierten Bewertung der Umweltgefährdung aller weltgefährdung. Im Sinne des Vorsorgeprinzips sind synthetischen Polymere. Für einige Polymergruppen diese Unsicherheiten nicht akzeptabel. ist jedoch schon heute bekannt, dass sie toxisch sind. Zudem gelten die allermeisten synthetischen Poly- Dass Polymere von weiten Teilen des europäischen mere als biologisch schwer abbaubar (persistent). Chemikalienrecht ausgenommen sind, ist nicht län- Einmal in der Umwelt sammeln sie sich hier also ger hinnehmbar. Das Land Hessen setzt sich dafür immer weiter an. ein, dass die europäische Kommission die notwendi- gen Schritte zur Regulierung von Polymeren endlich Ein Beispiel für lösliche Polymere, die in Kosmetik- einleitet. produkten angewendet werden sind sogenannte Polyquaterniumverbindungen. Von diesen ist be- Um eine Reduzierung des Eintrags von schwer ab- kannt, dass sie nur schwer biologisch abbaubar sind. baubaren Polymeren in die Umwelt zu erreichen, Darüber hinaus ist beispielsweise für das Polymer kommen auch nationale Möglichkeiten oder Be- Polyquaternium-7 eine chronische aquatische Toxizi- schränkungen von Polymere auf europäischer Ebene tät, also eine Gefährdung von Gewässern, belegt2. in Frage. Das Land Hessen schlägt kurzfristig wirk- Polyquaternium-7 wird zum Beispiel in Duschgels same und konkrete Handlungsmöglichkeiten zur eingesetzt. Beim Duschvorgang gelangen 100 % der Reduzierung des Eintrags von schwer abbaubaren im Produkt enthaltenen Polymere in das Abwasser Polymeren in die Umwelt vor. und anschließend zu einem großen Teil (nachweislich >75 %) in die Oberflächengewässer3. → Umsetzung → Ziel der Maßnahme Die Maßnahmen zur Regulierung von schwer abbau- baren Polymeren und zur Reduzierung von ihrem Ein- Synthetische Polymere können schwer abbaubar, trag in die Umwelt, sollen durch einen entsprechen- bioakkumulierbar oder ökotoxisch sein. Dies gilt den Beschluss im Bundesrat angestoßen werden. 2 Sicherheitsdatenblatt Polyquaternium-7, Kale Kimya Group, 2014 3 The Fate of Polymeric Quaternary Ammonium Salts from Cosmetics in Wastewater Treatment Plants, Cumming J. Hawker D., Chap- man H., Nugent K., Water Air Soil Pollution, 2011
10 Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie Maßnahme: Kunstrasenplätze mit Plastikgranulat werden nicht mehr gefördert Handlungsfeld: → Ziel der Maßnahme Weniger Mikroplastik Ziel der Maßnahme ist es, den Mikroplastikeintrag in die Umwelt aufgrund des Austrags des als Füllmate- rial verwenden Kunststoffgranulats in Kunstrasenplät- zen soweit möglich zu minimieren. Hierzu kann das → Ist-Zustand Kunststoffgranulat durch zur Verfügung stehende, alternative umweltfreundlichere Materialien wie z.B. Kunststoffemissionen haben Wirkungen auf Orga- Kork oder Sand ersetzt werden. nismen, den Menschen und Ökosysteme, deren Ausmaß sich bisher nicht abschätzen lässt. Kunststoff- → Umsetzung emissionen sind hochgradig persistent. Kunststoffe akkumulieren sich in aquatischen Systemen und 1. Zur Umsetzung des Ziels wird das Land Hessen ab können hier derzeit nicht mehr entzogen werden. sofort keine Kunstrasenplätze mehr mit Kunststoff- granulat fördern. Vor diesem Hintergrund sollten im Sinne des Vor- sorgeprinzips frühzeitig Maßnahmen zur Reduktion 2. Weiterhin wird es die Sanierung bestehender weiterer Einträge eingeleitet werden, um eine fort- Plätze nur noch bei Verwendung von umwelt- schreitende Akkumulation dieser hochpersistenten freundlichen Alternativen als Füllmaterial (z.B. Materialien zu vermeiden. Diese können überall dort Kork oder Sand) fördern. ansetzen, wo die Entstehung von Mikroplastik und dessen Eintragspfade in die Umwelt hinreichend 3. Kommunen und Vereinen mit Kunstrasenplätzen, bekannt sind. wird empfohlen, dass Aufgrund von Schätzungen ist davon auszugehen, a. sie kein weiteres Kunststoffgranulat auf ihren dass ca. 80 % der Kunstrasenplätze Kunststoff als Füll- Plätzen nachfüllen, material aufweisen. In Hessen gibt es ca. 440 Kunstra- b. im Zuge der jährlichen Intensivpflege Teile des senplätze. Der Austrag des verwendeten Kunststoff- Kunststoffgranulats durch alternative Füllstoffe, granulats ist eine wesentliche Quelle für den Eintrag wie z.B. Quarzsand ersetzen oder von Mikroplastik in die Umwelt. Gemäß den ein- c. eine Komplettabsaugung des Kunststoff- schlägigen der in Deutschland beim Bau von Kunst- granulats vornehmen. rasenplätzen verwendeten DIN-Vorgaben ergibt sich eine erforderliche Füllmenge an Befüllungsgranulat 4. Maßnahmen zur Vermeidung oder Verringerung von rund 5 kg/m². Das bedeutet bei einer Fläche des Austrages von Kunststoffgranulat (wie z.B. der von rund 7.000 m2 pro Kunstrasenplatz eine Gesamt- Einbau von Filtersystemen oder der Austausch menge an Befüllungsgranulat von ca. 35 Tonnen. des Granulats mit alternativen Stoffen wie Quarz- sand oder Kork) sind grundsätzlich im Rahmen der einschlägigen Sportstättenförderprogramme des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport anteilig förderfähig.
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie 11 Maßnahme: Dialog mit der Reifenindustrie und anderen beteiligten Akteuren im Rahmen der Umweltallianz Hessen Handlungsfeld: Weniger Mikroplastik → Ist-Zustand Der Reifenabrieb, bzw. die Kombination von Rei- fen- und Straßenabrieb sind eine der wesentlichen Quellen von Mikroplastik in der Umwelt. Durch die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Abriebreduzierung kann ein nachhaltiger Beitrag zur Verbesserung der Umweltwirkungen erreicht werden. Reifen- und Straßenverschleißpartikel sind winzige Ablagerungen, die während des norma- len Fahrbetriebs durch die physikalische Reibung zwischen Reifen und Straßenoberfläche entstehen. Diese Reibung ist notwendig, um die Verkehrssicher- heit zu gewährleisten, da sie das Fahrzeug auf der → Ziel der Maßnahme Straße hält. Die Bundesanstalt für Straßenwesen geht in ihrer Studie „Stoffeinträge im Straßenseitenraum“ Erarbeitung praktikabler Maßnahmen zur Verringe- davon aus, dass etwa 110.000 Tonnen Reifenabrieb rung des Eintrags von Mikroplastik aus Reifen- und jährlich in Deutschland entstehen. Die Entstehung Straßenabrieb. von Reifen- und Straßenabrieb wird u.a. durch Reifen- eigenschaften (wie Typ und Laufleistung), Fahrverhal- → Umsetzung ten, Fahrzeug und Fahrbahn beeinflusst. Der Abrieb gelangt in den Boden, die Gewässer und die Luft. Die Minderung des Eintrags von Reifenabrieb zum Schutz der Umweltmedien stellt eine komplexe Auf- In Hessen hat die Reifenindustrie einen Produktions- gabe dar und kann nur in interdisziplinärer Zusam- und Fertigungsschwerpunkt für Reifen aller Art (Pkw, menarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik Lkw, Motorrad). Zudem sind auch industrieseitige gelingen. Im Sinne einer nachhaltigen Standortent- Forschungs- und Entwicklungszentren in Hessen an- wicklung für Produktion und Forschung in Hessen gesiedelt. möchte die Hessische Landesregierung im Rahmen der Umweltallianz Hessen in einem Dialogforum gemeinsam mit der hessischen Reifenindustrie und anderen beteiligten Akteuren bzw. Sektoren hier praktikable Maßnahmen zur Verringerung des Ein- trags von Mikroplastik aus Reifen- und Straßenabrieb erarbeiten.
12 Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie Handlungsfeld 4 Mehr Wiederverwendung und Recycling Maßnahme: Vorbildfunktion des Landes nutzen: Möglichkeiten der Plastikvermeidung bei der öffentlichen Beschaffung prüfen Handlungsfeld: kunststoffen kann ein entsprechender wirtschaftlich attraktiver Markt entstehen. Alle Handlungsfelder → Ziel Das Land als großer Auftraggeber soll seine Vorbild- → Ist-Zustand funktion nutzen und bevorzugt Recyclingkunststoffe verwenden, wo immer dies möglich und sinnvoll ist. Noch immer werden zu viele Kunststoffe nicht dem Im Rahmen der Beschaffung sollen die Grundsätze Recycling zugeführt, sondern lediglich energetisch der Plastikvermeidung berücksichtigt werden. verwertet. Zum nachhaltigen Umgang mit Kunst- stoffen ist aber das Schließen der Stoffkreisläufe eine → Umsetzung unverzichtbare Voraussetzung. Zur Implementierung der Grundsätze der Plastik- Neben Innovationen bei der Herstellung der Re- vermeidung bei Aufträgen des Landes sollen Hand- zyklate ist es daher von zentraler Bedeutung, den lungsleitfäden erarbeitet und Möglichkeiten der Absatzmarkt für Recyclingprodukte zu vergrößern. Umsetzung im Vergabe- und Beschaffungswesen Nur durch ausreichende Nachfrage nach Recycling- geprüft werden.
Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie 13 Maßnahme: Ideenwettbewerb zur Plastikvermeidung für hessische Vereine Handlungsfeld: Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Hessische Plastikvermeidungsstrategie. Unterstützung ist ge- Beim Wettbewerb werden alle Handlungsfelder der fragt! Alle hessischen Vereine sind zum Mitmachen Plastikvermeidungsstrategie abgedeckt. Die Vereine aufgerufen und können ihre konkreten Ideen zur können sich somit mit Projekten im Bereich: Plastikvermeidung beim Hessischen Umweltminis- terium einreichen. Mit dem Ideenwettbewerb sollen 1. Weniger Plastikmüll in der Umwelt die Bürgerinnen und Bürger in Hessen in die Plastik- vermeidungsstrategie eingebunden werden. Ziel des 2. Weniger Plastikverbrauch in Hessen Wettbewerbs ist, dass Vereine aus den verschiedens- ten Bereichen in Hessen konkrete Maßnahmen zur 3. Weniger Mikroplastik Plastikvermeidung entwickeln und selbst umsetzen. 4. Mehr Wiederverwendung und → Umsetzung Recycling Der Wettbewerbsaufruf wird gleichzeitig mit dem bewerben. Start der Plastikvermeidungsstrategie am 12. No- vember veröffentlicht. Neben dem Aufruf per Presse- mitteilung wird der Wettbewerb maßgeblich über die Internetseite des Ministeriums und die Sozialen → Ist-Zustand Medien publik gemacht. Auch die Präsentation der Gewinnerinnen und Gewinner wird in den Sozialen Rund 44 % der Hessinnen und Hessen ab 14 Jahren Medien erfolgen. sind ehrenamtlich aktiv. Meist engagieren sie sich in Vereinen – sei es im Sport oder in sozialen, kulturellen Die Vereine können sich mit ihren konkreten Ideen oder Umweltvereinen. Auch Vereine, die sich nicht zur Plastikvermeidung bewerben. Teilnahmeberech- spezifisch mit Umweltthemen beschäftigen, können tigt sind Vereine mit Sitz in Hessen. Die Projektidee viel zur Verbesserung der Umwelt und insbesondere muss auf einer DIN A4-Seite konkret beschrieben, ein auch zur Plastikvermeidung beitragen, sei es durch Ansprechpartner benannt und die Projektskizze für die Organisation plastikfreier Vereinsfeste, gemein- den ersten Teil des Wettbewerbs bis zum 31.01.2020 same Sammelaktionen oder Sensibilisierungskam- an pressestelle@umwelt.hessen.de gesendet wer- pagnen in ihrem Umfeld. Die zahlreichen Aktiven den. Die Maßnahme, die prämiert werden soll, muss können das Thema Plastik nutzen, um gemeinsam realisierbar, aber noch nicht begonnen worden sein. aktiv zu werden und als Botschafterinnen und Bot- Die Umsetzung muss vom Verein auch angestrebt schafter das Ziel der Plastikvermeidung in die Gesell- werden. schaft hineintragen. Das Hessische Umweltministerium wählt die Gewin- → Ziel der Maßnahme nerprojekte aus. Vereine können 500 Euro für die Realisierung ihrer Idee erhalten. Wie können wir erreichen, dass der Plastikverbrauch in Hessen sinkt und weniger Mikroplastik in unseren Gewässern und unseren Böden landet? Wie schaffen wir es, dass Plastik bei Verwendung richtig entsorgt wird, sodass es recycelt werden kann?
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Maßnahmen im Rahmen der Plastikvermeidungsstrategie 15 Impressum Herausgeber: Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Mainzer Straße 80 65189 Wiesbaden E-Mail: poststelle@umwelt.hessen.de November 2019 Bildernachweise: Seite 2: Yuri Romanchuk/StockAdobe.com Seite 3: Monkey Business/StockAdobe.com Seite 4: js-photo/StockAdobe.com Seite 5: grapestock/StockAdobe.com Seite 7: myboys.me/StockAdobe.com Seite 9: Nattapol_Sritongcom/StockAdobe.com Seite 11: Tomasz Zajda/StockAdobe.com Seite 12: zephyr_p/StockAdobe.com
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