Mehr Biodiversität auf unseren Umgebungsfl ächen - Gemeinde ...

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Mehr Biodiversität auf
unseren Umgebungsflächen
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Biodiversität – Vielfalt ist Reichtum!
Was ist Biodiversität?                        Ideen in der Pflege, Neu- und
Biodiversität, oder auch Naturvielfalt,       Umgestaltung
steht für den Reichtum an Arten und           Mit der Beachtung einfacher Pflegegrund-
Lebensräumen sowie die genetische             sätze kann jeder von uns einen Mehrwert
Vielfalt aller Tiere und Pflanzen.            für die Biodiversität leisten. Die Pflege
Sie zeigt sich in einer Fülle von verschie-   soll so extensiv wie möglich, aber so
denen Lebensräumen, Ökosystemen und           intensiv wie nötig organisiert werden
Landschaften mit all ihren Funktionen.        – ganz nach dem Motto «weniger
Die Biodiversität ist eine unerlässliche      ist mehr». Kahle Steinwüsten bieten
Grundlage für unser Leben – sie ver-          weder Nahrung noch Lebensraum für
sorgt uns mit natürlichen Ressourcen          unsere Tierwelt und entwickeln sich
wie kühlender Luft, frischem Wasser und       durch Nährstoffeinträge in kurzer Zeit
Nahrung. Biodiversität begegnet uns in        zu pflegeintensiven Flächen. Schonende
unserem Alltag in vielerlei Hinsicht: Wenn    Mähverfahren und eine geringere Bewirt-
wir auf dem Spaziergang den pfeifenden        schaftungsintensität steigern die Arten-
Vögeln lauschen, uns an den farbigen          vielfalt in unseren Freiräumen. Durch
Blüten der Wiesen erfreuen oder Schmet-       eine gezielte Förderung von Nützlingen
terlingen und Bienen beim Sammeln des         kann auf den teuren und schädlichen
süssen Nektars der Blumen zuschauen.          Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ver-
Die Abnahme der Biodiversität ist schlei-     zichtet werden. Auch auf die Abgabe von
chend und wird selten direkt wahrgenom-       Düngemitteln kann durch eine Extensivie-
men. Deshalb ist es umso wichtiger, diese     rung von Umgebungsflächen verzichtet
Vielfalt zu schützen und nicht erst dann      werden. Bei Neu- und Umgestaltungen
einzugreifen, wenn der Verlust schon          von Umgebungsflächen kann bewusst
zu gross ist. Die Verantwortung unserer       mehr Strukturvielfalt eingeplant und
Landschaft gegenüber besteht bereits          zugelassen werden. Es sollten haupt-
heute. Insbesondere für den Artenreich-       sächlich einheimische und standortge-
tum im Siedlungsgebiet liegt ein grosses      rechte Pflanzen verwendet werden. Der
Potenzial und eine Vorbildfunktion bei        ökologische Wert der Bepflanzung kann
den Gemeinden, den Liegenschaftsver-          zusätzlich durch regional gezogene Pflan-
waltungen, aber auch bei Privatpersonen.      zen und Sämereien gesteigert werden.
                                              Zugleich sind diese bereits an das lokale
                                              Klima angepasst.

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Broschüre
Die drei Landschaftsentwicklungs-
konzepte (LEK) in Sattel, Schwyz und
Steinen verfolgen das gemeinsame Ziel,
die traditionelle Kulturlandschaft in den
jeweiligen Gemeinden zu erhalten und
nachhaltig zu nutzen. Dazu gehört unter
anderem auch die Förderung der Biodi-
versität im Siedlungsraum.
                                            Inhalt
Diese Broschüre gibt Hinweise für die
Pflege, Neu- und Umgestaltung Ihrer           Blumenwiesen und Kräuterrasen     4
Umgebungsflächen und kann als Check-
liste bei der Bewertung des heutigen          Artenreiche Hecken                5
Zustandes Ihrer Freiräume dienen.
                                              Standorttypische Einzelbäume      5
Die kommunalen LEK-Kommissionen
der drei Gemeinden unterstützen Sie           Invasive Neophyten                6
zusätzlich bei der Biodiversitätsförde-
rung und dem Gestalten von attraktiven        Steinhaufen und -mauern           7
Umgebungsflächen. Vertiefte Informatio-
                                              Holzbeigen, Ast- und Laubhaufen 7
nen zum Unterhalt, zur Gestaltung sowie
zur Pflanzenwahl finden Sie im Internet       Wasserstellen                     8
unter:
                                              Alte Pflanzenstängel              8
• www.sattel.ch
  Landschaftsentwicklungskonzept (LEK)        Nisthilfen                       9
• www.steinen.ch
  Landschaftsentwicklungskonzept (LEK)        Gebäudebegrünungen                9
• www.gemeindeschwyz.ch
                                              Sickerfähige Beläge              10
  Landschaftsentwicklungskonzept (LEK)
                                              Extensive Pflege und Unterhalt   10
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen
                                              Weitere spannende Dokumente 11
beim Gestalten und Pflegen Ihrer
Umgebungsflächen.

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Check
               Blumenwiesen und Kräuterrasen
Farbige, artenreiche Blumenwiesen und       Blumenwiesen und Kräuterrasen unter-
Kräuterrasen sind Lebensraum und Nah-       scheiden sich einerseits in den vorhan-
rungsgrundlage für zahlreiche Insekten      denen Arten und andererseits in der
u. a. Schmetterlinge wie den Baum-          Nutzungsintensität. Durchschnittlich sind
Weissling (vgl. Bild) oder den Schwalben-   in Rasenflächen ca. 6 Arten vorzufinden,
schwanz. Ihre Raupen sind oftmals auf       auf Blumenwiesen oder -rasen wachsen
spezifische Futterpflanzen der Blumen-      allerdings oft mehr als 25 Arten.
wiesen und Kräuterrasen angewiesen.

Randbereiche, die weder als Spiel- noch     • Bodenumbruch vor der Einsaat
als Aufenthaltsflächen genutzt werden,      • Bester Einsaatzeitpunkt ist von Mitte
können in farbige Blumenwiesen über-          April bis Mitte Juni
führt werden. Besonders gut eignen sich     • Artenreiches Saatgut verwenden wie
sonnige, nährstoffärmere Standorte.           z. B. UFA Wildblumenwiese CH-i-G
Damit eine Überführung auch erfolgreich     • Fachgerechte Einsaat
gelingt, sind neben Geduld folgende         • Aufwuchspflege in den ersten Jahren
Punkte zu beachten:                         • Keine Düngung
                                            • 1-3 Schnitte im Jahr nach der Haupt-
                                              blütezeit ab Mitte Juni

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                                          Artenreiche Hecken
Abwechslungsreiche Hecken strukturieren   gibt es je nach Standort und Wuchshöhe
den Freiraum und sind wichtige Vernet-    interessante heimische Arten wie Hain-
zungselemente sowie Lebensräume in        buche, Liguster, Eibe usw. Weitere
der Siedlung. Besonders wertvoll sind     Aufwertungsmassnahmen sind z. B. ein
Hecken aus einheimischen Arten, die       dichtes Unterholz, ein reiches Angebot
einen hohen Anteil an Dornensträuchern    an Beeren und Sämereien sowie vorge-
aufweisen. Auch für Formschnitthecken     lagerte artenreiche Krautsäume.

Check
                     Standorttypische Einzelbäume
Grosse, alte und knorrige Einzelbäume     Schonen Sie deshalb alte Bäume bei Um-
haben einen besonders hohen ökolo-        oder Neubauten. Eine standortgerechte
gischen und ökonomischen Wert. Sie        Baumwahl, also die Berücksichtigung der
produzieren nicht nur Sauerstoff und      jeweiligen Wuchshöhe, Kronenbreite und
filtern Feinstaub aus der Luft, sondern   Bodenansprüche sind essentiell für eine
spenden durch üppige Baumkronen küh-      gute Entwicklung. Hierzu stehen Ihnen
lenden Schatten sowie Witterungsschutz.   zahlreiche heimische Arten zur Auswahl.

                                                                                    5
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                                             Invasive Neophyten
Invasive Neophyten sind nicht einheimi-        Berufkraut, Amerikanische Goldruten,
sche Pflanzen, welche sich unkontrolliert      Drüsiges Springkraut oder Essigbaum auf
ausbreiten und damit einheimische Arten        Ihren Umgebungsflächen.
verdrängen. Neupflanzungen in Gärten           Bei der Bekämpfung von invasiven
und Parkanlagen sind zu vermeiden.             Neophyten müssen konkrete Massnah-
Entfernen Sie invasive Neophyten wie           men und Vorgehensweisen eingehalten
Kirschlorbeer, Sommerflieder, Einjähriges      werden:

                Kirschlorbeer                Sommerflieder         Einjähriges Berufkraut

• Bekämpfung vor der Samenreife, um            • Ehemalige Wuchsstelle regelmässig
    ein weiteres Absamen zu verhindern           kontrollieren (auf Stockausschläge
• Pflanzen entfernen: ausreissen oder            achten)
    mit den Wurzeln ausgraben                  • Bei grossen Pflanzenbeständen:
• Pflanzenmaterial mit Wurzeln unbe-             Gemeinde kontaktieren, Vernichtung in
    dingt im Kehricht entsorgen (nicht auf       Zusammenarbeit mit Fachpersonen
    dem Kompost)                               • Einheimische Arten bevorzugen
• Neuanpflanzung und Verschleppung             • Sensibilisierung für die Problematik:
    von invasiven Neophyten vermeiden            Nachbarn und Bekannte auf die
                                                 invasiven Neophyten hinweisen

    Amerikanische Goldruten           Drüsiges Springkraut                     Essigbaum

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Check
                               Steinhaufen und -mauern
Kleinstrukturen wie z. B. Steinhaufen      eignen sich besonnte Standorte beson-
oder Trockensteinmauern bieten vielen      ders. Achten Sie darauf, dass Ihre
Tierarten Versteck-, Rückzugs- und Brut-   Steinhaufen verschieden grosse Lücken
möglichkeiten. Kleinstrukturen tragen zu   aufweisen, mind. 80 % der Steine sollen
einer verbesserten Vernetzung einzelner    einen Durchmesser von 20-40 cm haben.
Lebensräume bei, deshalb sollten diese     Das Verwenden von regionaltypischen
gleichmässig in geringen Abständen         Gesteinsarten ist zu bevorzugen.
angeordnet werden. Für Steinhaufen

Check
             Holzbeigen, Ast- und Laubhaufen
Holzbeigen und Asthaufen sind wichtige     Unterschlupf und Überwinterungsquartier.
Lebensräume und Rückzugsorte für viele     Ast- und Laubhaufen sind einfach und
Kleinsäuger wie das Hermelin und den       schnell zu realisieren. Wählen Sie einen
Igel sowie zahlreiche Insekten- und        ruhigen, möglichst besonnten Bereich
Amphibienarten. In der Nähe von Was-       aus und schichten Sie Schnittmaterial,
serstellen haben sie insbesondere für      das bestenfalls aus Ihren eigenen Umge-
Amphibien eine grosse Bedeutung als        bungsflächen stammt, zu Haufen auf.

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Check
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Fliessgewässer, Tümpel und Teiche sind       zu berücksichtigen. Informieren Sie sich
wertvolle Lebensräume, unter anderem         diesbezüglich bei der Beratungsstelle für
für schweizweit gefährdete Amphibien         Unfallverhütung (bfu).
sowie zahlreiche Insekten wie beispiels-     Sickergruben, welche für die Entwässe-
weise Libellen. Beim Bau von Stillgewäs-     rung von Umgebungsflächen oftmals
sern sind neben Standortwahl und Bau-        notwenig sind, können als immer wasser-
technik (Abdichtung, Tiefe, Grösse) auch     führende Stillgewässer ausgebildet
Überlegungen hinsichtlich der Sicherheit     werden.

Check
                                            Alte Pflanzenstängel
Alte Pflanzenstängel dienen nützlichen       ästhetisch eine willkommene Abwechs-
Insekten als Überwinterungs- oder Brut-      lung zu dem ansonsten kahlen Winter.
möglichkeit. Lassen Sie daher abgestor-      Die Samenstände sind daher nicht nur
bene aufrechtstehende Stauden bis in         ökologisch wertvolle Futterpflanzen für
den Frühling stehen, da die kleinen Lebe-    z. B. Vögel, sondern leisten auch einen
wesen erst dann wieder aktiv werden.         gestalterisch attraktiven Beitrag auf
Zugleich sind die alten Samenstände          Ihren Umgebungsflächen.

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Check
                                                                    Nisthilfen
Viele Insekten, Fledermäuse und Vögel         Bohren Sie für den Bau einer Wildbienen-
leiden unter einem Mangel an natürlichen      nisthilfe unterschiedlich grosse Löcher in
Nistplätzen. Als geeigneter Ersatz können     ein Stück Hartholz. Höhlenbrütende Vögel
Nisthilfen dienen, die je nach Tierart        oder Fledermäuse finden immer weniger
unterschiedlich ausfallen. Beispiels-         alte Bäume mit natürlichen Nisthöhlen.
weise nutzen Wildbienen unter anderem         Hängen Sie Nistkästen auf und beachten
Pflanzenstängel, Totholz sowie sandige        Sie dabei die artspezifischen Bedürfnisse
Bodenstellen als natürliche Nistplätze.       der jeweiligen Vogelarten.

Check
                                          Gebäudebegrünungen
Unsere heimische Flora bietet eine Viel-      Strukturvielfalt können z. B. auch leichte
zahl von attraktiven Pflanzen, die sich für   Modellierungen der Vegetationsschicht
eine Flachdachbegrünung eignen.               oder unterschiedliche Substrate verwen-
Mit Hilfe von Samenmischungen, kombi-         det werden. Auch Fassadenbegrünungen
niert mit entsprechenden Initialpflanzun-     mit heimischen Kletterpflanzen begünsti-
gen geeigneter Arten, lassen sich Dächer      gen die Biodiversität und bieten Lebens-
am besten begrünen. Zur Erhöhung der          raum und Unterschlupfmöglichkeiten.

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                                           Sickerfähige Beläge
Versiegelte Flächen wie asphaltierte       Sickerfähige Beläge können den negati-
Strassen, Parkplätze oder Zufahrten        ven Auswirkungen ohne Nachteile trot-
haben direkte Auswirkungen auf unsere      zen. Dabei versickert das Regenwasser
Umwelt. Sie führen zu Hitzeinseleffekten   direkt in den Boden, entlastet bei Stark-
sowie gestörten Wasserkreisläufen und      regen die Kanalisation und unterstützt
beeinträchtigen die Bodenfruchtbarkeit.    den regionalen Wasserhaushalt.

                Rasensteine                  Kiesbelag                    Sickersteine

Check
                    Extensive Pflege und Unterhalt
Unterhalten Sie Ihre Umgebungsflächen      vorzugsweise nicht-motorisierte und tier-
so, wie sie genutzt werden. Nicht oder     schonende Geräte. Bei grösseren Flächen
nur selten begangene Flächen können        können Balkenmäher eingesetzt werden.
in der Pflege extensiviert werden. Dies    Weitere Massnahmen sind beispielsweise
dient nicht nur der Biodiversität, son-    grössere Schnitthöhen (>8 cm), Altgras-
dern schont zugleich finanzielle sowie     inseln stehen lassen oder der Verzicht auf
personelle Ressourcen. Verwenden Sie       Düngemittel und Torf.

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Weitere spannende Dokumente
•   Faktenblätter «Invasive Neophyten», LEK Sattel
•   Infoblatt «Wir fördern Kleinstrukturen», Vernetzungsprojekt Sattel
•   Infoblatt «Wir helfen unseren Wildbienen», LEK Steinen
•   Infoblatt «Wir schaffen artenreiche Blumenwiesen», LEK Steinen
•   Infoblatt «Wir fördern attraktive Hecken», LEK Schwyz
•   Broschüre «Exoten im Garten - Was tun?», Kanton Schwyz

        Lesetipps                     Impressum
•   www.suisseplan.ch/projekte/       Fachberatung und Gestaltung:
    raum/landschaftsplanung           suisseplan Ingenieure AG, 2021
•   www.bioterra.ch                   Bilder:
•   www.sz.ch/neobioten               suisseplan Ingenieure AG
•   www.wildstauden.ch
•   www.sattel.ch
    Landschaftsentwicklungskonzept (LEK)
•   www.steinen.ch
    Landschaftsentwicklungskonzept (LEK)
•   www.gemeindeschwyz.ch
    Landschaftsentwicklungskonzept (LEK)

                                                                         11
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