Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
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Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019 Zwischenbericht 1. Projektjahr 2017
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 2 Inhalt 1 ZUSAMMENFASSUNG .........................................................................................................................3 2 PROJEKTZIELE - WARUM BLÜHFLÄCHEN? ....................................................................................4 3 BIODIVERSITÄT – WAS KANN GEFÖRDERT WERDEN?.................................................................5 4 MODELLBIOTOP AUF DEM GELÄNDE DER ABSATZZENTRALE ..................................................6 5 WIEDERBELEBUNG DER NAHRUNGSKETTE ..................................................................................7 6 WILDBIENEN .........................................................................................................................................8 7 ACULEATE WESPEN ........................................................................................................................ 24 8 TAGFALTER ....................................................................................................................................... 32 9 SCHWEBFLIEGEN ............................................................................................................................. 36 10 RAUPENFLIEGEN.............................................................................................................................. 43 11 BOHRFLIEGEN .................................................................................................................................. 47 12 UND NOCH VIELE ANDERE TIERARTEN! ...................................................................................... 50 13 ANHANG ............................................................................................................................................. 53 13.1 BLÜHMISCHUNG .......................................................................................................................... 53 13.2 BLÜHFLÄCHEN, UNTERSUCHUNGSSTANDORTE UND ERFASSUNGSTERMINE .................................... 54 13.3 METHODEN DER INSEKTENERFASSUNG ........................................................................................ 60 13.4 LITERATUR ................................................................................................................................. 62 13.5 ABKÜRZUNGEN ........................................................................................................................... 66 13.6 TABELLENVERZEICHNIS ............................................................................................................... 67 13.7 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................................... 67 14 IMPRESSUM ....................................................................................................................................... 69 Titelbild: Blühfläche Bonus-3 am 20.06.2017.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 3 1 ZUSAMMENFASSUNG Der Rückgang der Biodiversität hat insbesondere in der Agrarlandschaft besorgniserregende Ausmaße angenommen. Mittels Blühflächen kann dort jedoch auf anbauverträgliche Weise ein Lebensraum geschaffen werden, der nicht nur Blütenbesuchern ihre dringend benötigte Nahrung bereitstellt, sondern auch allgemein die Nahrungskette und letztlich die gesamte lokale Fauna fördert. Im Jahr 2017 wurden als erste Projekt-Maßnahmen 7,17 Hektar Blühfläche (auf 21 Teilflächen) in der Agrarlandschaft angelegt und ein Modellbiotop mit speziellen Nisthabitaten (Erdhügel, Sandfläche, Trockensteinmauer, Insektenhotel) auf dem Gelände der Absatzzentrale Kempen geschaffen. Weitere Maßnahmen werden im Projektverlauf folgen. Begleitet wird das Projekt durch ein umfangreiches Monitoring der Insektenfauna. Im Detail untersucht werden Wildbienen, Aculeate Wespen, Tagfalter, Schwebfliegen, Raupenfliegen, Bohrfliegen und ggf. weitere Gruppen. Da Bilder die beste Möglichkeit darstellen, das Phänomen Biodiversität zu vermitteln, bildet die fotografische Dokumentation der nachgewiesenen Arten einen Schwerpunkt. Ergänzend wird eine quantitative Erfassung der Insektenbiomasse unter Berücksichtigung der Nützlings-Fauna durchgeführt. Der vorliegende Zwischenbericht für das erste Projektjahr stellt nur eine erste Momentaufnahme dar und repräsentiert aus methodischen Gründen auch noch nicht alle gewonnenen Daten. Die Blühflächen wurden gerade erst neu angelegt (Einsaat im Frühjahr, erste Blüten im Frühsommer), das heißt, auch die Besiedlung durch Insekten hat gerade erst begonnen. Die ersten Ergebnisse sind einerseits durchaus ermutigend, zeigen im Detail aber auch auf, dass die Fauna des Untersuchungsgebietes teils stark verarmt und das ökologische Gleichgewicht gestört ist. Insgesamt konnten aus den im Detail untersuchten Insektengruppen im ersten Jahr 140 Arten nachgewiesen werden (Abb. 1). Zu erwarten ist, dass aufgrund des nun gestiegenen Nahrungsangebotes (im Wesentlichen Nektar und Pollen) und durch die Neubesiedlung der Blühflächen durch einwandernde Arten die Gesamtzahl der Arten im Projektverlauf deutlich zunehmen wird. Abb. 1: Anzahl nachgewiesener Arten je Fundort und Projektjahr. 150 125 Anzahl Arten 100 75 50 25 0 F01 F02 F03 F04 F05 Σ F01 F02 F03 F04 F05 Σ F01 F02 F03 F04 F05 Σ 1. Projektjahr 2017 2. Projektjahr 2018 3. Projektjahr 2019 Wildbienen 39 19 17 26 15 60 Tagfalter 2 3 4 1 4 7 Schwebfliegen 13 8 10 15 10 23 Raupenfliegen 5 1 4 2 4 10 Bohrfliegen 3 1 1 4 1 9 Aculeate Wespen 24 5 9 13 3 31 F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4; F03 = Blühfläche Oetken-1; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3; Σ = Projekt insgesamt.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 4 2 PROJEKTZIELE - WARUM BLÜHFLÄCHEN? Verarmte Agrarlandschaft Die Biodiversität oder Biologische Vielfalt bildet unsere Lebensgrundlage, sie sichert uns Ernährung, Rohstoffe, saubere Luft und sauberes Wasser; sie zu erhalten ist somit kein Selbstzweck. In Deutschland sind jedoch nach den aktuellen Roten Listen bereits 6 % aller Arten ausgestorben, 30 % sind in ihrem Bestand gefährdet und nur 37 % gelten als ungefährdet. Besonders dramatisch sind die Biodiversitätsverluste in der Agrarlandschaft, zurückzuführen auf die Industrialisierung der Landwirtschaft und den dort oft vollständigen Verlust naturnaher Flächen. Wie hoch die Verluste sind, ist abzulesen am Rückgang der am Ende der Nahrungskette stehenden Vogelarten der Agrarlandschaft: zwischen 1980 und 2010 sind die Bestände der Feldvögel in Europa um etwa die Hälfte (entsprechend 300 Millionen Vögel) zurückgegangen. Und seit 2010 hat sich die Situation leider weiter verschlechtert. Blühstreifen neben Wirsingfeld Um den weiteren Rückgang zu stoppen, müssen der Natur wieder dauerhaft Flächen zurückgegeben werden, und wo dies nicht möglich ist, können – wie in dem vorliegenden Projekt – mehrjährige Blühflächen zur Förderung der Biodiversität eingesetzt werden. Sie sind zum einen ein Mittel, die extreme Verknappung der Ressource „Nektar und Pollen“ in der Agrarlandschaft zu mildern, und zum anderen helfen die sich in der Vegetation der Blühflächen vermehrenden Insekten die unterbrochene Nahrungskette wiederherzustellen. Darüber hinaus können die Blühflächen auch als Schutz-, Brut- und Rückzugsflächen für größere Wildtiere dienen, sie unterstützen den Biotopverbund und nicht zuletzt bereichern sie auch in ästhetischer Hinsicht das Landschaftsbild. Ein bislang vernachlässigter Punkt ist die Förderung von Nützlingen mittels Blühflächen. Schadschwellen werden bei Anwesenheit von Nützlingen später erreicht, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann reduziert werden. Aktuelle Gefährdungssituation der Tiere, Pflanzen und Pilze in Deutschland 6% 15% 30% 37% 8% 4% ausgestorben oder verschollen bestandsgefährdet Feldsperling (Passer montanus) extrem selten Vorwarnliste Asphaltierte Feldwege und monotone Randstreifen bieten nur wenig Nahrung – auch deshalb ist der Bestand des Feldsperlings in Europa ungefährdet zwischen 1980 und 2010 um 57 % zurückgegangen. Alle Singvögel – Daten ungenügend auch ansonsten vegetarische Arten - füttern ihre Jungen mit Insekten, ohne Insekten ist eine erfolgreiche Brut nicht möglich. Die Blühflächen verbessern deutlich das Angebot an Insekten und helfen damit dem Literatur: [17, 19]. Feldsperling und auch allen anderen Vögeln der Agrarlandschaft.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 5 3 BIODIVERSITÄT – WAS KANN GEFÖRDERT Artenvielfalt in Deutschland WERDEN? > 72100 Arten Biodiversität steht als Sammelbegriff für die Vielfalt der Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze), die von diesen Arten gebildete Vielfalt der 13% Ökosysteme und auch für die genetische Vielfalt der Arten, ohne Tiere >48600 die ein Überleben in einer sich beständig wandelnden Umwelt nicht 20% Pilze >14000 möglich ist. Ein einfaches Maß für die Biodiversität ist die Anzahl 67% Pflanzen >9500 der vorkommenden Arten; bezogen auf die Fläche Deutschlands sind dies mindestens 72100 Arten. Mittels der Blühflächen kann naturgemäß nur ein Teil dieser Artendiversität gefördert werden, allerdings ist dieser Teil > 48600 Tierarten überraschend hoch. An erster Stelle stehen die Blütenbesucher. Wie viele Arten der Bienen, Wespen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge Insekten >34000 Spinnentiere >3783 und weiterer Insekten Nektar und Pollen als Nahrung nutzen, ist Einzeller ≈ 3.200 nicht genau bekannt. Bei einer konservativen Schätzung von einem Fadenwürmer 1997 Plattwürmer 1170 Drittel der genannten Arten wären dies in Deutschland potentiell Krebstiere >1.067 immerhin etwa 10000 Arten oder ca. 20% aller Tierarten. An 70% Rädertiere 682 zweiter Stelle kommen Arten, die sich pflanzlich ernähren (z.B. Weichtiere 635 Wirbeltiere 574 Blattläuse, Wanzen, Zikaden, Minierfliegen, Raupen der Andere >1479 Schmetterlinge). An dritter Stelle räuberische (z.B. Käfer, Spinnen, Spitzmäuse, Vögel) und parasitische Arten (z.B. Erzwespen, Brackwespen, Echte Schlupfwespen, Raupenfliegen), die sich von > 34000 Insektenarten den beiden zuerst genannten Gruppen ernähren. Letztlich profitiert Zweiflügler 9544 Hautflügler 9338 fast die gesamte lokale Fauna in der Umgebung der Blühflächen! Käfer 6637 Schmetterlinge 3602 28% Pflanzenläuse 1011 Wanzen 867 11% Tierläuse 641 Zikaden 620 19% Springschwänze 416 27% Köcherfliegen 313 Fransenflügler 214 19 weitere 797 Blütenbesucher Schwingfliege (Sepsis orthocnemis) bei der Nektaraufnahme. 10% Um Insekten als Bestäuber Hautflügler anzulocken, produzieren Blüten 15% 47% Zweiflügler Nektar – diese Zuckerlösung kann Käfer auch Proteine, Aminosäuren und Schmetterlinge Vitamine enthalten und dient den 26% andere Insekten Insekten als Nahrung. Manche Pflanzen bieten Nektar auch außerhalb der Blüten an. Diese extrafloralen Nektarien sind meist völlig frei zugänglich, so dass auch In Mitteleuropa werden Blüten zur Insekten mit sehr kurzen Nahrungsaufnahme nur von Insekten besucht. Mundwerkzeugen an den Nektar Dabei entfallen 98 % der Besucher auf nur vier gelangen können. Auch der Pollen Insektengruppen, die mit etwa 30000 Arten aber der Blüten wird von vielen Insekten fast 63% aller Tierarten in Deutschland genutzt, er stellt eine wichtige ausmachen – auch wenn längst nicht alle dieser Proteinquelle dar. Arten Blüten besuchen, das Förderpotential von Blühflächen ist ausgesprochen hoch. Echte Schlupfwespen (Ichneumonidae) nutzen extrafloralen Nektarien der Ackerwicke zur Nahrungsaufnahme in einem Blühstreifen. Literatur: [11, 14, 17, 27, 41, 63, 82].
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 6 4 MODELLBIOTOP AUF DEM GELÄNDE DER Blühfläche & Grünlandbrache ABSATZZENTRALE Blühflächen bieten sehr vielen Insektenarten ein hervorragendes Nahrungshabitat, jedoch benötigen viele Arten und insbesondere Wildbienen auch geeignete spezifische Nisthabitate. Während Blühflächen als Fördermaßnahme inzwischen weithin bekannt sind und zunehmend eingesetzt werden, besteht bezüglich des Themas Nisthabitate noch Aufklärungsbedarf. Aus diesem Grund wurde auf dem Gelände der Absatzzentrale Kempen ein Modellbiotop angelegt, das verschiedene Maßnahmen Sandfläche mit Trockensteinmauer kombiniert. Auf einer bisher konventionell gepflegten ungenutzten Fläche von insgesamt 1,4 Hektar wurden eine Blühfläche von 3800 m2 neu angelegt und etwa 0,7 Hektar werden nur noch extensiv gepflegt (Grünlandbrache: Mahd nur noch einmal jährlich bzw. in Teilen nur alle zwei Jahre). Die Randbereiche der Fläche werden weiterhin regelmäßig gemäht, das dortige Grünland trägt aber zur Habitatvielfalt bei und bietet eine zusätzlichen und immer wieder erneuerten Blühhorizont aus z.B. Klee und Habichtskräutern. Als Nisthabitate wurden eine Sandfläche (ca. 100 m2, Bodentiefe 0,7 bis 1,0 m, ungewaschener Sand), eine Trockensteinmauer und ein aus dem Aushub der Sandfläche gebildeter Erdhügel mit Steilwänden Erdhügel mit Steilwänden angelegt. Ergänzend wurde ein klassisches Wildbienenhotel aufgestellt, dessen Bauweise jedoch auch die Ansprüche von z.B. Grabwespen erfüllt, die andere Niströhren-Durchmesser benötigen als Wildbienen. Die Besiedlung der geschaffenen Nisthabitate hat unmittelbar nach ihrer Anlage begonnen und wird im Laufe des Projektes gezielt untersucht werden. Das Modellbiotop dient der Erprobung und als Vorführobjekt und soll den Anstoß geben, auch in der Agrarlandschaft entsprechende Maßnahmen zu verwirklichen. Wildbienenhotel ♂ der Rosen-Blattschneiderbiene ♀ der Zaunrüben-Sandbiene (Andrena (Megachile centuncularis) als florea) beim morgendlichen Verlassen Übernachtungsgast im ihres Nestes am Fuß des Erdhügels, Wildbienenhotel, 18.07.2017. 19.06.2017. Wildbienenhotels werden nicht nur Ca. 60 % unserer heimischen zum Anlegen von Nestern, sondern Wildbienen nisten im Boden und häufig auch als sicherer sind dabei auf offene Bodenstellen, Übernachtungsplatz genutzt. Und Abbruchkanten oder Steilwände nicht nur von Wildbienen, sondern angewiesen. Solche ungestörten auch von zahlreichen anderen Nistplätze sind in unserer Insektenarten. aufgeräumten und oftmals stark gepflegten Landschaft jedoch nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 7 5 WIEDERBELEBUNG DER NAHRUNGSKETTE Die Blühflächen führen zu einer deutlichen Wiederbelebung der Nahrungskette. So konnte beispielsweise schon im ersten Jahr beobachtet werden, dass sich in der Luft jagende Rauchschwalben über einer Blühfläche (Therstappen- 3, F05) konzentrierten, während über den benachbarten Feldern nicht gejagt wurde. Eine genaue Quantifizierung der mittels der Blühflächen produzierten tierischen Biomasse ist aus methodischen Gründen äußerst schwierig. Die verwendete Methode der Bodeneklektoren ermöglicht jedoch relativ genaue Zahlen zumindest für einen Teil der Fauna: es werden alle flugaktiven Insekten erfasst, die sich in der Vegetation aufhalten. Dazu gehören sowohl Primär- wie Sekundärkonsumenten, die sich entsprechend als Indikatoren für die Entwicklung der Blühflächen eignen. Insbesondere gehört zu den flugaktiven Arten auch die große Gruppe der parasitischen Hautflügler und Zweiflügler, die den wichtigsten Teil der Nützlingsfauna stellen. Alle flugaktiven Insekten kommen im Prinzip als Nahrung für Vögel in Betracht. Die konkreten Ergebnisse (Abb. 2) zeigen, dass sich schon im ersten Jahr zwischen 1,4 und 2,2 Millionen flugaktive Insektenindividuen je Hektar Blühfläche in der Vegetation aufhielten! Primärproduzenten Primärkonsumenten Sekundärkonsumenten Die Nahrungskette beginnt mit Pflanzen An zweiter Stelle stehen Tierarten, die sich Am Ende der Nahrungsketten stehen die unter Nutzung von Sonnenenergie von den Pflanzen ernähren, z. B. Arten, die sich wiederum von (Photosynthese) aus anorganischen Schmetterlinge (vgl. Kapitel 8), Bohrfliegen Primärkonsumenten ernähren, z. B. Vögel, Stoffen pflanzliche Biomasse aufbauen. (Kapitel 11), Wildbienen (Kapitel 6) oder Aculeate Wespen (Kapitel 7), einige Schwebfliegenarten (Kapitel 9). Raupenfliegen (Kapitel 10) und viele Schwebfliegenarten (Kapitel 9). Abb. 2: Ergebnisse der Bodeneklektor-Fänge - Anzahl flugaktiver Insekten innerhalb der Blühflächen. 2,5 Mittlere Anzahl Individuen [Millionen Individuen] je Hektar Blühfläche 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 Mai Juni Juli Mai Juni Juli Mai Juni Juli 1. Projektjahr 2017 2. Projektjahr 2018 3. Projektjahr 2019 Fransenflügler 0,329 1,298 Hautflügler 0,219 0,268 Käfer 0,107 0,070 Netzflügler 0,004 0,009 Pflanzenläuse 0,002 0,007 Wanzen 0,050 0,110 Zikaden 0,015 0,072 Zweiflügler 0,660 0,408
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 8 6 WILDBIENEN Wildbienen sind ausschließlich auf Blüten als Nahrungsquelle angewiesen, die Blühflächen stellen somit eine deutliche Verbesserung ihres Nahrungsangebotes dar. Immerhin konnten im ersten Jahr – trotz der zeitlich noch eingeschränkten Erfassung – schon 60 Arten nachgewiesen werden (Abb. 3, Tab. 1). Deutliche und so auch zu erwartende Unterschiede zeigen sich zwischen den in der Agrarlandschaft gelegenen Blühflächen (F02, F03, F05, 15 bis 19 Arten), dem Modellbiotop (F01, in einem relativ strukturreichen Gewerbegebiet gelegen, 39 Arten) und der älteren Blühfläche in Ortsrandlage (F04, 26 Arten). Als Indikator für den Zustand der Wildbienenfauna eignet sich der Anteil oligolektischer und parasitischer Arten. Beide Anteile liegen mit ca. 17% (jeweils 10 Arten) deutlich zu niedrig, was typisch für eine gestörte Wildbienenfauna ist. Auch die Transektzählungen der Hummeln Wildbienen (Abb. 4) zeigen eine Verarmung der Fauna auf: nur vier Hummelarten Arten: 364 in Nordrhein-Westfalen, 585 in und darunter keine einzige sozialparasitische Art. Deutschland, 2066 in Europa, ≥ 19844 weltweit. Körpergröße: von 3 bis 30 mm. Biologie: Imagines und Larven ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen, der auf Blüten gesammelt wird. Die Weibchen praktizieren Brutfürsorge, indem sie mit Nektar und Pollen verproviantierte Brutzellen anlegen, in die die Eier abgelegt werden. Bezüglich der Nistplatzwahl können unterirdisch (endogäisch: oft Spezialisierung hinsichtlich Substrat & Exposition) und oberirdisch (hypergäisch: in Totholz, Stängeln, Schilfgallen, Schnecken- häusern oder als Freibauten) nistende Arten unterschieden werden; bei beiden Gruppen gibt es Arten, die vorhandene Hohlräume nutzen und solche, die sie selber anlegen. Etwa ein Viertel aller Arten weist eine Spezialisierung hinsichtlich des gesammelten Pollens auf (Oligolektie), etwa Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana), Wildbiene des Jahres 2017. die Hälfte weist keine Pollenspezialisierung auf (Polylektie) und etwa ein Viertel lebt Die Wildbienen des Jahres 2017 konnte noch nicht nachgewiesen werden. brutparasitisch in den Nestern anderer Sie wird aber hoffentlich im zweiten Jahr des Projektes auftreten, wenn ihre Wildbienen, oft mit sehr hoher Wirtsspezifität. Trachtpflanze, die Wiesen-Knautie, auf den Blühflächen in größerem Nisthabitate, Nahrungshabitate, Quellen für Umfang zu blühen beginnt. Baumaterial und Rendezvous-Plätze können räumlich getrennt sein (Biotopkomplex- Bewohner). Ökosystemdienstleistungen: Wildbienen sind die wichtigsten Bestäuber sowohl in natürlichen Ökosystemen als auch im Obst- und Gemüseanbau. Gefährdung: in Deutschland stehen 293 Arten (52,6 %) auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, 42 Arten (7,5 %) stehen auf der Vorwarnliste, für 15 Arten (2,7%) sind die Daten unzureichend und nur 207 Arten (37,2 %) wurden als ungefährdet eingestuft. Systematik: Ordnung Hautflügler (Hymenoptera), Familie Bienen (Apidae). Literatur: Artenzahlen: [1, 20, 34, 54] Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae), Wildbiene des Jahres 2018 Nomenklatur: [54], Deutsche Namen: [54], Bestimmung: [2, 4, 5, 6, 7, 9, 16, 18, 23, 31, 52, Die aktuelle Wildbiene des Jahres konnte auf der schon älteren Blühfläche 53, 58], Gefährdung: [20, 87], Biologie: [8, 35, 55, (F04) nachgewiesen werden; diese Art profitiert von der Klimaerwärmung, 86]. sie ist erst seit den 1990er Jahren in Nordrhein-Westfalen heimisch.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 9 Abb. 3: Anzahl nachgewiesener Wildbienen-Arten je Fundort und Projektjahr. 100 80 Anzahl Arten 60 40 20 0 F01 F02 F03 F04 F05 Σ F01 F02 F03 F04 F05 Σ F01 F02 F03 F04 F05 Σ 1. Projektjahr 2017 2. Projektjahr 2018 3. Projektjahr 2019 Wildbienen 39 19 17 26 15 60 F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4; F03 = Blühfläche Oetken-1; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3; Σ = Projekt insgesamt. Abb. 4: Ergebnisse der Hummel-Transektzählungen im Projektverlauf. 2000 1750 Mittlere Anzahl Individuen je Hektar Blühfläche 1500 1250 1000 750 500 250 0 F02 F03 F05 F02 F03 F05 F02 F03 F05 1. Projektjahr 2017 2. Projektjahr 2018 3. Projektjahr 2019 Ackerhummel 59 22 48 Erdhummel-Arten 588 778 1238 Steinhummel 529 289 71 F02 = Blühfläche Böhm-4; F03 = Blühfläche Oetken-1; F05 = Blühfläche Therstappen-3. Im ersten Jahr wurden nach der Frühjahrseinsaat der Flächen jeweils drei Transektzählungen durchgeführt (Juni, Juli, August); in den folgenden Jahren werden jeweils fünf Zählungen durchgeführt werden (April, Mai, Juni, Juli, August). Von den im Feld morphologisch nicht unterscheidbaren vier Erdhummel-Arten kommen nur zwei Arten in Frage (Helle und Dunkel Erdhummel, beide mit Belegtieren nachgewiesen), die übrigen beiden Erdhummel-Arten kommen in der nordrhein-westfälischen Agrarlandschaft nicht vor und können somit praktisch ausgeschlossen werden.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 10 Tab. 1: Wildbienen – Gefährdung, Biologie und Nachweise. A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten unzureichend, ✱ = Ungefährdet. C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid, Angabe der Nistweise des Wirtes in [ ]; (): partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge; m: markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten u.ä.; Fr: Freibauten. D - Pollensammelverhalten: polylektisch (ohne Spezialisierung) oder oligolektisch (Angabe der Pflanzenfamilie oder -gattungen). E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Bienen. F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen und Hummel- Transektzählungen. A B C D/E F01 F02* F03* F04 F05* ✱ ✱ Andrena bicolor e; Bo polylektisch - 1 - - - (Zweifarbige Sandbiene) ✱ ✱ Andrena chrysosceles e; Bo polylektisch 1 - - - - (Gelbbeinige Kielsandbiene) ✱ ✱ Andrena cineraria e; Bo polylektisch 1 - - - - (Grauschwarze Düstersandbiene) ✱ ✱ Andrena dorsata e; Bo polylektisch - 7 - - - (Rotbeinige Körbchensandbiene) ✱ ✱ Andrena flavipes e; Bo polylektisch 17 4 2 48 5 (Gewöhnliche Bindensandbiene) ✱ ✱ Andrena florea e; Bo oligolektisch: Bryonia sp. 1 - - - - (Zaunrüben-Sandbiene) ✱ ✱ Andrena minutula e; Bo polylektisch 7 2 7 - - (Gewöhnliche Zwergsandbiene) ✱ ✱ Andrena minutuloides e; Bo polylektisch - 1 - - - (Glanzrücken-Zwergsandbiene) V ✱ Andrena mitis e; Bo oligolektisch: Salix sp. 1 - - - - (Auen-Lockensandbiene) ✱ ✱ Andrena nitida e; Bo polylektisch 2 - - - - (Glänzende Düstersandbiene) ✱ ✱ Andrena subopaca e; Bo polylektisch 1 - - - - (Glanzlose Zwergsandbiene) Anthidium punctatum e, h; vH, B: V 3 polylektisch 1 - - - - (Weißfleckige Wollbiene) Pflanzenhaare Anthophora quadrimaculata V 3 e; Bo, St polylektisch 1 - - 4 2 (Vierfleck-Pelzbiene) ✱ ✱ Bombus lapidarius e, h; vH polylektisch 22 29 14 67 3 (Steinhummel) ✱ ✱ Bombus lucorum e; vH polylektisch - 1 - 3 - (Helle Erdhummel) Bombus lucorum/terrestris/ cryptarum/magnus 6 31 36 50 52 (nicht trennbare Individuen) ✱ ✱ Bombus pascuorum e, h; vH polylektisch 12 3 1 35 2 (Ackerhummel) ✱ ✱ Bombus pratorum e, h; vH polylektisch 1 - - 2 1 (Wiesenhummel) ✱ ✱ Bombus terrestris e, h; vH polylektisch 3 2 1 14 2 (Dunkle Erdhummel) ✱ ✱ Colletes daviesanus e; St oligolektisch: Asteraceae 2 - - 7 - (Buckel-Seidenbiene) Colletes similis V V e; Bo, St oligolektisch: Asteraceae 1 - - 1 - (Rainfarn-Seidenbiene) 1 1 Tabelle wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 11 Tab. 1: Wildbienen – Gefährdung, Biologie und Nachweise. A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten unzureichend, ✱ = Ungefährdet. C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid, Angabe der Nistweise des Wirtes in [ ]; (): partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge; m: markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten u.ä.; Fr: Freibauten. D - Pollensammelverhalten: polylektisch (ohne Spezialisierung) oder oligolektisch (Angabe der Pflanzenfamilie oder -gattungen). E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Bienen. F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen und Hummel- Transektzählungen. A B C D/E F01 F02* F03* F04 F05* Dasypoda hirtipes V V e; Bo oligolektisch: Asteraceae - - - 117 - (Dunkelfransige Hosenbiene) V ✱ Epeolus variegatus Colletes daviesanus, C. p; [e; Bo, St] - - - 1 - (Gewöhnliche Filzbiene) fodiens, C. similis Halictus quadricinctus 3 1 e; St, (Bo) polylektisch - - - 2 - (Vierbindige Furchenbiene) ✱ ✱ Halictus scabiosae e; Bo polylektisch - - - 2 - (Gelbbindige Furchenbiene) ✱ ✱ Halictus tumulorum e; Bo polylektisch 1 1 3 1 1 (Gewöhnliche Goldfurchenbiene) h; ho, B: Harz, ✱ ✱ Heriades truncorum Steinchen, oligolektisch: Asteraceae 17 - 2 5 - (Gewöhnliche Löcherbiene) Holzpartikel ✱ ✱ Hylaeus communis h; ho, vH, Ga polylektisch 1 2 6 1 2 (Gewöhnliche Maskenbiene) ✱ ✱ Hylaeus confusus h; ho, Ga polylektisch - - 1 - - (Verkannte Maskenbiene) ✱ ✱ Hylaeus gredleri h; vH polylektisch? 4 - 2 - - (Gredlers Maskenbiene) ✱ ✱ Hylaeus hyalinatus e, h; St, vH, ho polylektisch 2 1 - - 1 (Mauer-Maskenbiene) ✱ V Hylaeus pictipes e, h; vH, ho polylektisch - 2 - 2 - (Gezeichnete Maskenbiene) ✱ ✱ Hylaeus signatus e, h; vH, St, ho oligolektisch: Reseda sp. 1 - - - - (Reseden-Maskenbiene) ✱ ✱ Lasioglossum calceatum e; Bo polylektisch - - 1 4 1 (Gewöhnliche Schmalbiene) ✱ ✱ Lasioglossum laticeps e; Bo (St) polylektisch - 1 2 7 - (Breitkopf-Schmalbiene) ✱ ✱ Lasioglossum leucopus e; Bo polylektisch - - 1 - - (Hellfüßige Schmalbiene) ✱ ✱ Lasioglossum leucozonium e; Bo polylektisch - - - 7 4 (Weißbinden-Schmalbiene) ✱ ✱ Lasioglossum lucidulum e; Bo polylektisch - - - 1 - (Leuchtende Schmalbiene) ✱ ✱ Lasioglossum minutissimum e; Bo polylektisch 1 - - - - (Winzige Schmalbiene) ✱ ✱ Lasioglossum morio e; Bo polylektisch 33 9 3 11 1 (Dunkelgrüne Schmalbiene) ✱ V Lasioglossum nitidulum e; St, (Bo) polylektisch - 2 - - - (Grünglanz-Schmalbiene) ✱ ✱ 2 Lasioglossum pauxillum e; Bo polylektisch 42 5 5 26 - (Acker-Schmalbiene) 2 Tabelle wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 12 Tab. 1: Wildbienen – Gefährdung, Biologie und Nachweise. A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten unzureichend, ✱ = Ungefährdet. C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid, Angabe der Nistweise des Wirtes in [ ]; (): partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge; m: markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten u.ä.; Fr: Freibauten. D - Pollensammelverhalten: polylektisch (ohne Spezialisierung) oder oligolektisch (Angabe der Pflanzenfamilie oder -gattungen). E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Bienen. F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen und Hummel- Transektzählungen. A B C D/E F01 F02* F03* F04 F05* ✱ ✱ Lasioglossum punctatissimum e; Bo, St polylektisch - 1 1 - - (Punktierte Schmalbiene) ✱ ✱ Lasioglossum villosulum e; Bo polylektisch - - - 2 - (Zottige Schmalbiene) V ✱ Megachile centuncularis h, (e); vH, ho, B: polylektisch 4 - - - 1 (Rosen-Blattschneiderbiene) Blattstücke ✱ ✱ Megachile ericetorum e, h; vH, St oligolektisch: Fabaceae 2 - - - - (Platterbsen-Mörtelbiene) ✱ ✱ Megachile rotundata e; H; vH, St, ho, B: polylektisch 5 - - - - (Luzerne-Blattschneiderbiene) Blattstücke ✱ ✱ Megachile willughbiella h; vH, mo, B: polylektisch 2 - - - - (Garten-Blattschneiderbiene) Blattstücke ✱ Melitta leporina 3 e; Bo oligolektisch: Fabaceae - - - - 1 (Luzerne-Sägehornbiene) Andrena minutula, A. ✱ ✱ Nomada flavoguttata p; [e, Bo] minutuloides, A. subopaca, A. 2 - - - - (Gelbfleckige Wespenbiene) semilaevis, A. falsifica ✱ ✱ Nomada fucata p; [e, Bo] Andrena flavipes 7 2 - - - (Gewöhnliche Wespenbiene) ✱ ✱ Osmia bicornis h; vH, ho, B: Erde, polylektisch 12 - - - - (Rote Mauerbiene) Lehm ✱ ✱ h; vH, B: Erde, Lehm Osmia cornuta polylektisch 2 - - - - (Gehörnte Mauerbiene) Osmia niveata h; ho, vH, B: zerkaute 3 3 oligolektisch: Asteraceae - - - 2 - (Einhöckrige Mauerbiene) Pflanzenteile ✱ ✱ Sphecodes crassus Lasioglossum pauxillum, L. p; [e; Bo, St] 2 - - - - (Dichtpunktierte Blutbiene) punctatissimum, L. sp.? zahlreiche Arten aus den ✱ ✱ Sphecodes ephippius p; [e; Bo, St] Gattungen Andrena, 1 - - - - (Gewöhnliche Blutbiene) Lasioglossum, Halictus ✱ ✱ Sphecodes ferruginatus Lasioglossum fulvicorne; L. p; [e; Bo, (St)] 1 - - - - (Rostfarbene Blutbiene) pauxillum, L. laticeps ✱ ✱ Sphecodes miniatus Lasioglosum nitidiusculum, L. p; [e; Bo, St] 2 - - - - (Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene) sexstrigatum?, L. politum? ✱ ✱ Sphecodes monilicornis Lasioglossum malachurum, L. p; [e; Bo] 6 - 3 - 1 (Dickkopf-Blutbiene) calceatum, L. albipes ✱ ✱ Sphecodes puncticeps Lasiglossum villosulum, L. p; [e; Bo] 1 - - - - (Punktierte Blutbiene) brevicorne? ✱ Sphecodes reticulatus 3 p; [e; Bo] Andrena barbilabris - - - 1 - (Netz-Blutbiene) Summe Individuen: 231 107 91 423 80 Anzahl Arten: 39 19 17 26 15
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 13 Abb. 5: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 1. Andrena bicolor (Zweifarbige Sandbiene) ♀, KL ≈ 9 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser. Andrena cineraria (Grauschwarze Düstersandbiene) ♀, KL 14 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0022, Archiv JEsser. Andrena flavipes (Gewöhnliche Bindensandbiene) ♀, KL ≈ 11 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser. Andrena florea (Zaunrüben-Sandbiene) ♀, KL ≈ 11 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 14 Abb. 6: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 2. Andrena minutula (Gewöhnliche Zwergsandbiene) ♀, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0221, Archiv JEsser. Andrena minutuloides (Glanzrücken-Zwergsandbiene) ♂, KL 6 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0208, Archiv JEsser. Andrena mitis (Auen-Lockensandbiene) ♀, KL 11 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0040, Ort: Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen, 15.05.2017. Andrena nitida (Glänzende Düstersandbiene) ♀, KL 15 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0018, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 15 Abb. 7: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 3. Anthidium punctatum (Weißfleckige Wollbiene) ♀, KL ≈ 9 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser. Anthophora quadrimaculata (Vierfleck-Pelzbiene) ♂, KL ≈ 11 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Ort: Niederkrüchten, Blühfläche Bonus-3, 20.06.2017. Bombus lapidarius (Steinhummel) ☿, KL ≈ 13 mm, Det: Foto, Archiv JEsser. Bombus lucorum (Helle Erdhummel) ♂, KL ≈ 15 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 16 Abb. 8: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 4. Bombus pascuorum (Ackerhummel) ☿, KL ≈ 13 mm, Det: Foto, Archiv JEsser. Bombus pratorum (Wiesenhummel) ♀, KL ≈ 16 mm, Det: Foto, Archiv JEsser. Bombus terrestris (Dunkle Erdhummel) ☿, KL ≈ 13 mm, Det: Foto/Belegtiere, Archiv JEsser. Colletes daviesanus (Buckel-Seidenbiene) ♂, KL 9 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0269, Ort: Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen, 18.07.2017.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 17 Abb. 9: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 5. Colletes similis (Rainfarn-Seidenbiene) ♀, KL 10,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0245, Archiv JEsser. Dasypoda hirtipes (Dunkelfransige Hosenbiene) ♀, KL ≈ 14 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Ort: Niederkrüchten, Blühflächen Bonus-3, 20.06.2017. Halictus quadricinctus (Vierbindige Furchenbiene) ♀, KL 14 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0105, Archiv JEsser. Halictus scabiosae (Gelbbindige Furchenbiene) ♀, KL 11 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0219, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 18 Abb. 10: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 6. Halictus tumulorum (Gewöhnliche Goldfurchenbiene) ♀, KL 6 mm, Det: Belegtier, Archiv JEsser. Heriades truncorum (Gewöhnliche Löcherbiene) ♀, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0257, Ort: Kempen, Wildbienen-Hotel Absatzzentrale Kempen, 18.07.2017. Hylaeus communis (Gewöhnliche Maskenbiene) ♀, KL 5,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2014-0207, Archiv JEsser. Hylaeus confusus (Verkannte Maskenbiene) ♂, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2015-0015, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 19 Abb. 11: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 7. Hylaeus gredleri (Gredlers Maskenbiene) ♂, KL 5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0231, Archiv JEsser. Hylaeus signatus (Reseden-Maskenbiene) ♀, KL ≈ 8 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser. Lasioglossum calceatum (Gewöhnliche Schmalbiene) ♀, KL 10 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0144, Archiv JEsser. Lasioglossum laticeps (Breitkopf-Schmalbiene) ♀, KL 6,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0218, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 20 Abb. 12: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 8. Lasioglossum leucopus (Hellfüßige Schmalbienen) ♂, KL 5,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2015-0046, Archiv JEsser. Lasioglossum leucozonium (Weißbinden -Schmalbiene) ♀, KL 9 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0217, Archiv JEsser. Lasioglossum morio (Dunkelgrüne Schmalbiene) ♂, KL 6 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0254, Ort: Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen, 18.07.2017. Lasioglossum pauxillum (Acker-Schmalbiene) ♀, KL 5,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0039, Ort: Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen, 15.05.2017.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 21 Abb. 13: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 9. Lasioglossum villosulum (Zottige Schmalbiene) ♀, KL 6,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0296, Archiv JEsser. Megachile centuncularis (Rosen-Blattschneiderbiene) ♂, KL 10 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0329, Ort: Kempen, Wildbienenhotel Absatzzentrale Kempen, 07.08.2017. Megachile rotundata (Luzerne-Blattschneiderbiene) ♂, KL 9 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0272, Ort: Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 18.07.2017. Megachile willughbiella (Garten-Blattschneiderbiene) ♀, KL 13,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0140, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 22 Abb. 14: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 10. Nomada flavoguttata (Gelbfleckige Wespenbiene) ♂, KL 8 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0011, Archiv JEsser. Nomada fucata (Gewöhnliche Wespenbiene) ♀, KL ≈ 9 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Ort: Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 19.06.2017. Osmia bicornis (Rote Mauerbiene) ♀, KL ≈ 11 mm, Det: Foto, Archiv JEsser. Osmia cornuta (Gehörnte Mauerbiene) ♂/♀, KL ≈ 11/12 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 23 Abb. 15: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 11. Sphecodes ephippius (Gewöhnliche Blutbiene) ♀, KL 8 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0042, Ort: Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 15.05.2017. Sphecodes ferruginatus (Rostfarbene Blutbiene) ♂, KL 8 mm, Det: Belegtier JEsser-2014-0056, Archiv JEsser. Sphecodes miniatus (Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene) ♀, KL 5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0041, Ort: Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 15.05.2017. Sphecodes monilicornis (Dickkopf-Blutbiene) ♀, KL 9,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0127, Ort: Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 19.06.2017.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 24 7 ACULEATE WESPEN Auch wenn aculeate Wespen, bis auf eine Ausnahme, keinen Pollen sammeln, so sind doch fast alle Arten für ihre Eigenversorgung auf Blütennektar angewiesen. Die Blühflächen bieten aber nicht nur Nektar, sie stellen für viele Arten auch ein Jagdrevier dar, in dem sie ihre spezifische Beute finden können – die Blühflächen stellen also in doppelter Hinsicht eine deutliche Verbesserung des Nahrungsangebotes dar. Insgesamt konnten 31 Arten nachgewiesenen werden, mit großen Unterschieden zwischen den verschiedenen Untersuchungsflächen (Abb. 16, Tab. 2). Auf den drei frisch eingesäten Blühflächen (F02, F03, F05) konnten maximal neun Arten nachgewiesen werden, auf der schon länger bestehenden Blühfläche (F04) 13 und auf dem Modellbiotop (F01) 24. Letztere Fundort bietet aufgrund seiner Strukturvielfalt und auch der Strukturvielfalt seiner Umgebung Aculeate Wespen (Gewerbegebiet) im Moment die besten Bedingungen für Insekten, Arten: 349 in Nordrhein-Westfalen, 562 in so dass das Ergebnis nicht verwundert. Deutschland, ≥ 2055 in Europa, ≥ 28912 weltweit. Körpergröße: 2 bis 35 mm. Biologie: Die Mehrzahl der Arten legt auf artspezifische Weise Nester an. Die als Larvennahrung eingetragene tierische Beute unterscheidet sich je nach Art und besteht meist aus Spinnen oder Insekten, oftmals besteht eine Spezialisierung auf eine eng umgrenzte Beutegruppe. Eine einzelne Pollenwespenart bildet eine Ausnahme, sie verproviantiert ihre Nester wie die Bienen mit Pollen. Ein Teil der Arten lebt sozialparasitisch oder parasitoid, legt also keine eigenen Nester an, sondern parasitiert spezifische Wirte. Die erwachsenen Wespen ernähren sich meist als Blütenbesucher von Nektar, es werden aber auch Honigtau und Baumsäfte und vereinzelt Früchte und Tierkadaver genutzt. Ökosystemdienstleistungen: Bestäubung und ♂ der Haus-Feldwespe (Polistes dominula) bei der Nektaraufnahme Regulation von Insektenpopulationen. Fast alle Wespenarten besitzen nur sehr kurze Mundwerkzeuge und sind Gefährdung: In Deutschland stehen 258 Arten daher auf entsprechend offen angebotenen Nektar angewiesen. (46,2 %) auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, 20 Arten (3,6 %) stehen auf der Vorwarnliste, für 11 Arten (2,0 %) sind die Daten unzureichend und nur 270 Arten (48,3 %) wurden als ungefährdet eingestuft. Systematik: Ordnung Hautflügler (Hymenoptera), Familien Goldwespen (Chrysididae), Dolchwespen (Scoliidae), Spinnenameisen (Mutillidae), Keulenwespen (Sapygidae), Rollwespen (Tiphiidae), Faltenwespen (Vespidae), Wegwespen (Pompilidae), Schaben- Grabwespen (Ampulicidae), Langstiel- Grabwespen (Sphecidae) und Echte Grabwespen (Crabronidae). Literatur: Arten: [1, 20, 34, 57], Nomenklatur: [57], Deutsche Namen: [25], Bestimmung: [3, 26, 29, 30, 32, 37, 40, 56, 67, 68, 88], Gefährdung: [20, 57, 59], Biologie: [15, 29, 30, 40, 68, 89]. ♀ der Wegwespe Agenioideus cinctellus mit erbeuteter Spinne Wegwespen erbeuten ausschließlich Spinnen, die mit einem Stich gelähmt und dann ins Nest transportiert werden. In der Nahrungskette stehen sie damit weit oben, und eignen sich somit besonders als Bioindikatoren.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 25 Abb. 16: Anzahl nachgewiesener Aculeater Wespen-Arten im Projektverlauf. 40 30 Anzahl Arten 20 10 0 F01 F02 F03 F04 F05 Σ F01 F02 F03 F04 F05 Σ F01 F02 F03 F04 F05 Σ 1. Projektjahr 2017 2. Projektjahr 2018 3. Projektjahr 2019 Aculeate 24 5 9 13 3 31 Wespen F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4; F03 = Blühfläche Oetken-1; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3; Σ = Projekt insgesamt. Tab. 2: Aculeate Wespen – Gefährdung, Biologie und Nachweise. A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten unzureichend, ✱ = Ungefährdet. C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid mit Angabe der Nistweise des Wirtes in [ ]; (): partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge; m: markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten u.ä.; Fr: Freibauten. D - Beute: Als Larvenproviant eingetragene Beutetiere (B). E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Arten (W) F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen. A B C D/E F01 F02* F03* F04 F05* Agenioideus cinctellus ✱ ✱ e, h; vH B: Spinnen 1 - - - - Agenioideus usurarius ✱ 1 e; vH B: Spinnen 1 - - - - ✱ ✱ Ancistrocerus gazelle h; ho (vH) B: Kleinschmetterlingsraupen 1 - - 1 - (Gazellen-Hakenwespe) Anoplius infuscatus ✱ ✱ e; Bo B: Spinnen 1 - - - - Arachnospila anceps ✱ ✱ e; Bo B: Spinnen 3 - - 1 - ✱ ✱ Astata boops B: Wanzenlarven e; Bo 2 - - - - (Großäugiger Wanzenjäger) (Pentatomidae) ✱ ✱ Cerceris rybyensis B: Andrena sp., Halictus sp., e; Bo 8 - 3 1 - (Gemeine Knotenwespe) Lasioglossum sp., Panurgus sp. ✱ ✱ Crossocerus elongatulus e, h; Bo, St, vH B: Fliegen - 1 3 - - (Lange Stängelgrabwespe) ✱ V Crossocerus exiguus e; St, Bo B: Fliegen 2 - - - - (Zierliche Stängelgrabwespe) Diodontus minutus 3 ✱ ✱ e; St, (Bo) B: Blattläuse 11 - - 1 - 3 Tabelle wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 26 Tab. 2: Aculeate Wespen – Gefährdung, Biologie und Nachweise. A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten unzureichend, ✱ = Ungefährdet. C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid mit Angabe der Nistweise des Wirtes in [ ]; (): partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge; m: markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten u.ä.; Fr: Freibauten. D - Beute: Als Larvenproviant eingetragene Beutetiere (B). E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Arten (W) F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen. A B C D/E F01 F02* F03* F04 F05* ✱ ✱ Ectemnius rubicola h; m B: Fliegen 1 - - - - (Brombeer-Fliegenjäger) Episyron rufipes ✱ ✱ e; Bo B: Spinnen 6 - - - - ✱ ✱ W: Arachnospila anceps, A. Evagetes crassicornis p; [e; Bo] 2 - - - - consobrina ✱ ✱ Hedychrum gerstaeckeri W: Philanthus triangulum, p; [e; Bo] - - 2 - - (Gerstäckers Sandgoldwespe) Cerceris rybyensis, C. sabulosa ✱ ✱ Lestica clypeata h; ho B: Kleinschmetterlinge 1 - - - - (Gelber Schmetterlingsjäger) ✱ ✱ Lindenius albilabris e; Bo B: Zikaden, Fliegen 13 8 10 3 6 (Gemeiner Wanzenjäger) ✱ ✱ Mimumesa unicolor e; Bo B: Zikaden 1 - - - - (Einfarbige Stielgrabwespe) ✱ ✱ Oxybelus bipunctatus e; Bo B: Fliegen 19 1 1 - - (Zweipunkt-Fliegenspießwespe) ✱ Oxybelus trispinosus 1 e; Bo B: Fliegen 7 1 3 - - (Dreizahn-Fliegenspießwespe) Passaloecus pictus ✱ ✱ e; h?; St, Bo? B: Blattläuse 1 - - 1 - ✱ ✱ Pemphredon lethifer h; ho, m, Ga B: Blattläuse - - - 1 - (Brombeer-Blattlausgrabwespe) ✱ ✱ Pemphredon lugubris h; mo B: Blattläuse - - 1 - - (Düstere Blattlausgrabwespe) ✱ D Pemphredon mortifer h; mo B: Blattläuse 2 - - - - (Dunkle Blattlausgrabwespe) ✱ ✱ Philanthus triangulum e; Bo B: Apis mellifera 1 - - 1 - (Gemeiner Bienenwolf) ✱ ✱ Polistes dominula h; vH, (Fr) B: Arthropoden 4 2 3 4 1 (Haus-Feldwespe) W: Rhopalum coarctatum, ✱ Pseudomalus pusillus 2 p; [h; m, ho, Ga] Passaloecus singularis, 1 - - 1 - (Zwerg-Kerbgoldwespe) Trypoxylon attenuatum Sapygina decemguttata ✱ ✱ p; [h; ho] W: Heriades truncorum 1 - - - - ✱ ✱ Spilomena troglodytes h; ho B: Fransenflüglerlarven - - 1 - - (Gemeine Zwerggrabwespe) ✱ ✱ Tiphia femorata p; [e; Bo] B: Blatthornkäferlarven - - - 8 2 (Gemeine Rollwespe) ✱ ✱ Vespa crabro h; vH B: Arthropoden - - - 1 - (Hornisse) ✱ ✱ Vespula germanica e, (h); Bo, (vH) B: Arthropoden, Aas 1 - - 1 - (Deutsche Wespe) Summe Individuen: 91 13 27 25 9 Anzahl Arten: 24 5 9 13 3
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 27 Abb. 17 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 1. Agenioideus cinctellus ♀, KL ≈ 7 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser. Anoplius infuscatus ♀, KL 9,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0323, Archiv JEsser. Arachnospila anceps ♀, KL 8,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2015-0063, Archiv JEsser. Astata boops (Großäugiger Wanzenjäger) ♂, KL 10,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0319, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 28 Abb. 18 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 2. Cerceris rybyensis (Gemeine Knotenwespe) ♀, KL 9 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0224, Archiv JEsser. Diodontus minutus ♀, KL 5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0266, Ort: Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 18.07.2017. Ectemnius rubicola (Brombeer-Fliegenjäger) ♂, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0232, Archiv JEsser. Hedychrum gerstaeckeri (Gerstäckers Sandgoldwespe) ♂, KL 6,5 mm, Det: Belegtier, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 29 Abb. 19 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 3. Lestica clypeata (Gelber Schmetterlingsjäger) ♂, KL ≈ 9 mm, Det: Foto, Archiv JEsser. Lindenius albilabris (Gemeiner Wanzenjäger) ♀, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0267, Ort: Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen, 18.07.2017. Mimumesa unicolor (Einfarbige Stielgrabwespe) ♂, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0218, Archiv JEsser. Oxybelus bipunctatus (Zweipunkt-Fliegenspießwespe) ♀, KL ≈ 5,5 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 30 Abb. 20 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 4. Oxybelus trispinosus (Dreizahn-Fliegenspießwespe) ♀, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0327, Ort: Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 07.08.2017. Pemphredon lethifer (Brombeer-Blattlausgrabwespe) ♀, KL 6,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0341, Archiv JEsser. Philantus triangulum (Bienenwolf) ♂, KL ≈ 9 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Ort: Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 18.07.2017. Polistes dominula (Haus-Feldwespe) ♀, KL ≈ 15 mm, Det: Fotos, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 31 Abb. 21 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 5. Sapygina decemguttata (Kleine Keulenwespe) ♂, KL 8 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0110, Archiv JEsser. Tiphia femoratum (Gemeine Rollwespe) ♀, KL ≈ 10 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser. Vespa crabro (Europäische Hornisse) ☿, KL ≈ 21 mm, Det: Foto, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität 32 8 TAGFALTER Tagfalter können als gute Flieger neue Lebensräume schnell erreichen, sie benötigen für deren Besiedlung aber geeignete Raupenfutterpflanzen und ungestörte Überwinterungsorte. Daher sind die Blühflächen zwar für alle erwachsenen Tagfalter als Nahrungshabitat (Blütennektar) attraktiv, als Fortpflanzungsort aber nur für solche, die dort ihre spezifischen Futterpflanzen finden. Im ersten Projektjahr konnten insgesamt nur sieben Arten beobachtet werden, bei denen es sich zudem ausschließlich um ungefährdete Ubiquisten und meist auch um vagabundierende bzw. wandernde Arten handelte (Abb. 22, Tab. 3). Angesichts des sehr bescheidenen Artenspektrums und der zudem auch extrem niedrigen Individuendichten (vgl. Transektzählungen Abb. 23) kann die Tagfalterfauna im Umfeld der Blühflächen leider nur als sehr stark verarmt bezeichnet werden. Einzig der Hauhechel-Bläuling Tagfalter bildet eine kleine Ausnahme, aber auch nur auf dem Gelände der Arten: 189 in Deutschland, 482 in Europa. Absatzzentrale (Modellbiotop, F01), wo im Bereich der regelmäßig Körpergröße: Flügelspannweiten von 18 bis 80 gemähten Grünflächen schon seit längerem geeignete mm. Futterpflanzen für die Raupen zur Verfügung stehen. Die Raupen Biologie: Alle Raupen der einheimischen Arten des Hauhechel-Bläulings überwintern in der Streuschicht am Boden leben von pflanzlicher Nahrung, wobei – vermutlich ermöglichen relativ ungestörte bzw. ungemähte unterschiedliche Grade der Spezialisierung auftreten: polyphag (verschiedene Pflanzen), Abschnitte der Art bislang ein Überleben. oligophag (Beschränkung auf einige Pflanzenfamilien, –gattungen oder -arten), Das etwas individuenreichere Auftreten des Kleinen Kohlweißlings monophag (eine einzelne Pflanzenart). geht auf den Anbau von Kohl (= Futterpflanzen der Raupen) in der Entsprechend dem Vorkommen der Wirtspflanzen Nachbarschaft der Blühfläche Böhm-4 (F02) zurück; aber selbst bestehen oft enge Lebensraumbindungen. Bei Ameisen-Bläulingen ernähren sich die älteren dieser sonst oft extrem häufige Kulturfolger war insgesamt Raupen räuberisch von Ameisenbrut. Die verhältnismäßig selten zu beobachten. erwachsenen Falter ernähren sich meist als Blütenbesucher von Nektar, es werden aber auch Die Blühflächen verbessern definitiv das Nahrungsangebot für die Baumsäfte und faulende Früchte und vereinzelt Tagfalter und können als „Nektar-Tankstellen“ auch einen wichtigen Tierkadaver und Kot genutzt. Beitrag zur Biotopvernetzung leisten. Ob die Blühflächen auch direkt Ökosystemdienstleistungen: Naturerleben & von Tagfaltern besiedelt werden, bleibt abzuwarten. Erholung, Bestäubung. Gefährdung: In Deutschland stehen 99 Arten (53,8 %) auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, 21 Arten (11,4 %) stehen auf der Vorwarnliste, für 7 Arten (3,8 %) sind die Daten unzureichend und nur 57 Arten (31,0 %) wurden als ungefährdet eingestuft (5 weitere Arten wurden nicht bewertet). Systematik: Ordnung Schmetterlinge (Lepidoptera), Familien Ritterfalter (Papilionidae), Weißlinge (Pieridae), Bläulinge (Lycaenidae), Edelfalter (Nymphalidae), Würfelfalter (Riodinidae) und Dickkopffalter (Hesperiidae). Literatur: Arten: [45, 74] , Nomenklatur: [45], Deutsche Namen: [45], Bestimmung: [65], Gefährdung: [45, 60], Biologie:[46]. Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas) Tagfalter spielen als Bestäuber nur eine untergeordnete Rolle – dafür eine umso größere für das Naturerleben. Schmetterlinge sind ein Sinnbild für Schönheit, was sich vielfach in Kunst und Kultur widergespiegelt.
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