Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019

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Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
Nachhaltige Förderung der Biodiversität im
Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen
     Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
                Zwischenbericht 1. Projektjahr 2017
Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                                                       2

Inhalt
1     ZUSAMMENFASSUNG .........................................................................................................................3
2     PROJEKTZIELE - WARUM BLÜHFLÄCHEN? ....................................................................................4
3     BIODIVERSITÄT – WAS KANN GEFÖRDERT WERDEN?.................................................................5
4     MODELLBIOTOP AUF DEM GELÄNDE DER ABSATZZENTRALE ..................................................6
5     WIEDERBELEBUNG DER NAHRUNGSKETTE ..................................................................................7
6     WILDBIENEN .........................................................................................................................................8
7     ACULEATE WESPEN ........................................................................................................................ 24
8     TAGFALTER ....................................................................................................................................... 32
9     SCHWEBFLIEGEN ............................................................................................................................. 36
10 RAUPENFLIEGEN.............................................................................................................................. 43
11 BOHRFLIEGEN .................................................................................................................................. 47
12 UND NOCH VIELE ANDERE TIERARTEN! ...................................................................................... 50
13 ANHANG ............................................................................................................................................. 53
    13.1        BLÜHMISCHUNG .......................................................................................................................... 53
    13.2        BLÜHFLÄCHEN, UNTERSUCHUNGSSTANDORTE UND ERFASSUNGSTERMINE .................................... 54
    13.3        METHODEN DER INSEKTENERFASSUNG ........................................................................................ 60
    13.4        LITERATUR ................................................................................................................................. 62
    13.5        ABKÜRZUNGEN ........................................................................................................................... 66
    13.6        TABELLENVERZEICHNIS ............................................................................................................... 67
    13.7        ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................................... 67
14 IMPRESSUM ....................................................................................................................................... 69

Titelbild: Blühfläche Bonus-3 am 20.06.2017.
Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                                 3

1    ZUSAMMENFASSUNG

Der Rückgang der Biodiversität hat insbesondere in der Agrarlandschaft besorgniserregende Ausmaße
angenommen. Mittels Blühflächen kann dort jedoch auf anbauverträgliche Weise ein Lebensraum geschaffen
werden, der nicht nur Blütenbesuchern ihre dringend benötigte Nahrung bereitstellt, sondern auch allgemein die
Nahrungskette und letztlich die gesamte lokale Fauna fördert.
Im Jahr 2017 wurden als erste Projekt-Maßnahmen 7,17 Hektar Blühfläche (auf 21 Teilflächen) in der Agrarlandschaft
angelegt und ein Modellbiotop mit speziellen Nisthabitaten (Erdhügel, Sandfläche, Trockensteinmauer,
Insektenhotel) auf dem Gelände der Absatzzentrale Kempen geschaffen. Weitere Maßnahmen werden im
Projektverlauf folgen.
Begleitet wird das Projekt durch ein umfangreiches Monitoring der Insektenfauna. Im Detail untersucht werden
Wildbienen, Aculeate Wespen, Tagfalter, Schwebfliegen, Raupenfliegen, Bohrfliegen und ggf. weitere Gruppen. Da
Bilder die beste Möglichkeit darstellen, das Phänomen Biodiversität zu vermitteln, bildet die fotografische
Dokumentation der nachgewiesenen Arten einen Schwerpunkt. Ergänzend wird eine quantitative Erfassung der
Insektenbiomasse unter Berücksichtigung der Nützlings-Fauna durchgeführt.
Der vorliegende Zwischenbericht für das erste Projektjahr stellt nur eine erste Momentaufnahme dar und
repräsentiert aus methodischen Gründen auch noch nicht alle gewonnenen Daten. Die Blühflächen wurden gerade
erst neu angelegt (Einsaat im Frühjahr, erste Blüten im Frühsommer), das heißt, auch die Besiedlung durch Insekten
hat gerade erst begonnen.
Die ersten Ergebnisse sind einerseits durchaus ermutigend, zeigen im Detail aber auch auf, dass die Fauna des
Untersuchungsgebietes teils stark verarmt und das ökologische Gleichgewicht gestört ist. Insgesamt konnten aus
den im Detail untersuchten Insektengruppen im ersten Jahr 140 Arten nachgewiesen werden (Abb. 1). Zu erwarten
ist, dass aufgrund des nun gestiegenen Nahrungsangebotes (im Wesentlichen Nektar und Pollen) und durch die
Neubesiedlung der Blühflächen durch einwandernde Arten die Gesamtzahl der Arten im Projektverlauf deutlich
zunehmen wird.

Abb. 1: Anzahl nachgewiesener Arten je Fundort und Projektjahr.

                                  150

                                  125
                   Anzahl Arten

                                  100

                                  75

                                  50

                                  25

                                   0
                                        F01 F02 F03 F04 F05        Σ    F01 F02 F03 F04 F05        Σ   F01 F02 F03 F04 F05        Σ
                                             1. Projektjahr 2017             2. Projektjahr 2018            3. Projektjahr 2019
       Wildbienen                       39 19 17 26 15             60
       Tagfalter                         2    3    4    1    4     7
       Schwebfliegen                    13    8   10   15    10    23
       Raupenfliegen                     5    1    4    2    4     10
       Bohrfliegen                       3    1    1    4    1     9
       Aculeate Wespen                  24    5    9   13    3     31

 F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4; F03 = Blühfläche Oetken-1; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche
 Therstappen-3; Σ = Projekt insgesamt.
Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                    4

2    PROJEKTZIELE - WARUM BLÜHFLÄCHEN?                                                Verarmte Agrarlandschaft

Die Biodiversität oder Biologische Vielfalt bildet unsere
Lebensgrundlage, sie sichert uns Ernährung, Rohstoffe, saubere
Luft und sauberes Wasser; sie zu erhalten ist somit kein
Selbstzweck. In Deutschland sind jedoch nach den aktuellen Roten
Listen bereits 6 % aller Arten ausgestorben, 30 % sind in ihrem
Bestand gefährdet und nur 37 % gelten als ungefährdet. Besonders
dramatisch sind die Biodiversitätsverluste in der Agrarlandschaft,
zurückzuführen auf die Industrialisierung der Landwirtschaft und
den dort oft vollständigen Verlust naturnaher Flächen. Wie hoch die
Verluste sind, ist abzulesen am Rückgang der am Ende der
Nahrungskette stehenden Vogelarten der Agrarlandschaft:
zwischen 1980 und 2010 sind die Bestände der Feldvögel in Europa
um etwa die Hälfte (entsprechend 300 Millionen Vögel)
zurückgegangen. Und seit 2010 hat sich die Situation leider weiter
verschlechtert.                                                                    Blühstreifen neben Wirsingfeld
Um den weiteren Rückgang zu stoppen, müssen der Natur wieder
dauerhaft Flächen zurückgegeben werden, und wo dies nicht
möglich ist, können – wie in dem vorliegenden Projekt –
mehrjährige Blühflächen zur Förderung der Biodiversität eingesetzt
werden. Sie sind zum einen ein Mittel, die extreme Verknappung
der Ressource „Nektar und Pollen“ in der Agrarlandschaft zu
mildern, und zum anderen helfen die sich in der Vegetation der
Blühflächen vermehrenden Insekten die unterbrochene
Nahrungskette wiederherzustellen. Darüber hinaus können die
Blühflächen auch als Schutz-, Brut- und Rückzugsflächen für
größere Wildtiere dienen, sie unterstützen den Biotopverbund und
nicht zuletzt bereichern sie auch in ästhetischer Hinsicht das
Landschaftsbild.
Ein bislang vernachlässigter Punkt ist die Förderung von Nützlingen
mittels Blühflächen. Schadschwellen werden bei Anwesenheit von
Nützlingen später erreicht, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
kann reduziert werden.                                                        Aktuelle Gefährdungssituation der Tiere,
                                                                                 Pflanzen und Pilze in Deutschland

                                                                                                  6%
                                                                                         15%

                                                                                                             30%

                                                                                   37%

                                                                                                        8%
                                                                                                   4%

                                                                                       ausgestorben oder verschollen
                                                                                       bestandsgefährdet
                       Feldsperling (Passer montanus)                                  extrem selten
                                                                                       Vorwarnliste
 Asphaltierte Feldwege und monotone Randstreifen bieten nur wenig
 Nahrung – auch deshalb ist der Bestand des Feldsperlings in Europa                    ungefährdet
 zwischen 1980 und 2010 um 57 % zurückgegangen. Alle Singvögel –                       Daten ungenügend
 auch ansonsten vegetarische Arten - füttern ihre Jungen mit Insekten,
 ohne Insekten ist eine erfolgreiche Brut nicht möglich. Die Blühflächen
 verbessern deutlich das Angebot an Insekten und helfen damit dem          Literatur: [17, 19].
 Feldsperling und auch allen anderen Vögeln der Agrarlandschaft.
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AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                              5

3    BIODIVERSITÄT – WAS KANN GEFÖRDERT                                            Artenvielfalt in Deutschland
     WERDEN?
                                                                                             > 72100 Arten
Biodiversität steht als Sammelbegriff für die Vielfalt der Arten
(Tiere, Pflanzen, Pilze), die von diesen Arten gebildete Vielfalt der                  13%

Ökosysteme und auch für die genetische Vielfalt der Arten, ohne                                               Tiere >48600
die ein Überleben in einer sich beständig wandelnden Umwelt nicht               20%
                                                                                                              Pilze >14000
möglich ist. Ein einfaches Maß für die Biodiversität ist die Anzahl                             67%
                                                                                                              Pflanzen >9500
der vorkommenden Arten; bezogen auf die Fläche Deutschlands
sind dies mindestens 72100 Arten.
Mittels der Blühflächen kann naturgemäß nur ein Teil dieser
Artendiversität gefördert werden, allerdings ist dieser Teil
                                                                                             > 48600 Tierarten
überraschend hoch. An erster Stelle stehen die Blütenbesucher.
Wie viele Arten der Bienen, Wespen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge                                           Insekten >34000
                                                                                                             Spinnentiere >3783
und weiterer Insekten Nektar und Pollen als Nahrung nutzen, ist                                              Einzeller ≈ 3.200
nicht genau bekannt. Bei einer konservativen Schätzung von einem                                             Fadenwürmer 1997
                                                                                                             Plattwürmer 1170
Drittel der genannten Arten wären dies in Deutschland potentiell                                             Krebstiere >1.067
immerhin etwa 10000 Arten oder ca. 20% aller Tierarten. An                                     70%           Rädertiere 682
zweiter Stelle kommen Arten, die sich pflanzlich ernähren (z.B.                                              Weichtiere 635
                                                                                                             Wirbeltiere 574
Blattläuse, Wanzen, Zikaden, Minierfliegen, Raupen der                                                       Andere >1479
Schmetterlinge). An dritter Stelle räuberische (z.B. Käfer, Spinnen,
Spitzmäuse, Vögel) und parasitische Arten (z.B. Erzwespen,
Brackwespen, Echte Schlupfwespen, Raupenfliegen), die sich von                            > 34000 Insektenarten
den beiden zuerst genannten Gruppen ernähren. Letztlich profitiert                                           Zweiflügler 9544
                                                                                                             Hautflügler 9338
fast die gesamte lokale Fauna in der Umgebung der Blühflächen!                                               Käfer 6637
                                                                                                             Schmetterlinge 3602
                                                                                                  28%        Pflanzenläuse 1011
                                                                                                             Wanzen 867
                                                                                 11%
                                                                                                             Tierläuse 641
                                                                                                             Zikaden 620
                                                                                  19%                        Springschwänze 416
                                                                                               27%           Köcherfliegen 313
                                                                                                             Fransenflügler 214
                                                                                                             19 weitere 797

                                                                                             Blütenbesucher
          Schwingfliege (Sepsis orthocnemis) bei der Nektaraufnahme.
                                                                                       10%

                                        Um Insekten als Bestäuber                                             Hautflügler
                                        anzulocken, produzieren Blüten           15%                 47%      Zweiflügler
                                        Nektar – diese Zuckerlösung kann                                      Käfer
                                        auch Proteine, Aminosäuren und                                        Schmetterlinge
                                        Vitamine enthalten und dient den            26%                       andere Insekten
                                        Insekten als Nahrung. Manche
                                        Pflanzen bieten Nektar auch
                                        außerhalb der Blüten an. Diese
                                        extrafloralen Nektarien sind meist
                                        völlig frei zugänglich, so dass auch   In     Mitteleuropa    werden    Blüten    zur
                                        Insekten       mit    sehr    kurzen   Nahrungsaufnahme nur von Insekten besucht.
                                        Mundwerkzeugen an den Nektar           Dabei entfallen 98 % der Besucher auf nur vier
                                        gelangen können. Auch der Pollen       Insektengruppen, die mit etwa 30000 Arten aber
                                        der Blüten wird von vielen Insekten    fast 63% aller Tierarten in Deutschland
                                        genutzt, er stellt eine wichtige       ausmachen – auch wenn längst nicht alle dieser
                                        Proteinquelle dar.                     Arten Blüten besuchen, das Förderpotential von
                                                                               Blühflächen ist ausgesprochen hoch.

                                        Echte Schlupfwespen (Ichneumonidae)
                                        nutzen extrafloralen Nektarien der
                                        Ackerwicke zur Nahrungsaufnahme in
                                        einem Blühstreifen.                    Literatur: [11, 14, 17, 27, 41, 63, 82].
Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                              6

4      MODELLBIOTOP AUF DEM GELÄNDE DER                                           Blühfläche & Grünlandbrache
       ABSATZZENTRALE

Blühflächen bieten sehr vielen Insektenarten ein hervorragendes
Nahrungshabitat, jedoch benötigen viele Arten und insbesondere
Wildbienen auch geeignete spezifische Nisthabitate. Während
Blühflächen als Fördermaßnahme inzwischen weithin bekannt sind
und zunehmend eingesetzt werden, besteht bezüglich des Themas
Nisthabitate noch Aufklärungsbedarf.
Aus diesem Grund wurde auf dem Gelände der Absatzzentrale
Kempen ein Modellbiotop angelegt, das verschiedene Maßnahmen
                                                                                Sandfläche mit Trockensteinmauer
kombiniert. Auf einer bisher konventionell gepflegten ungenutzten
Fläche von insgesamt 1,4 Hektar wurden eine Blühfläche von 3800
m2 neu angelegt und etwa 0,7 Hektar werden nur noch extensiv
gepflegt (Grünlandbrache: Mahd nur noch einmal jährlich bzw. in
Teilen nur alle zwei Jahre). Die Randbereiche der Fläche werden
weiterhin regelmäßig gemäht, das dortige Grünland trägt aber zur
Habitatvielfalt bei und bietet eine zusätzlichen und immer wieder
erneuerten Blühhorizont aus z.B. Klee und Habichtskräutern. Als
Nisthabitate wurden eine Sandfläche (ca. 100 m2, Bodentiefe 0,7 bis
1,0 m, ungewaschener Sand), eine Trockensteinmauer und ein aus
dem Aushub der Sandfläche gebildeter Erdhügel mit Steilwänden
                                                                                    Erdhügel mit Steilwänden
angelegt. Ergänzend wurde ein klassisches Wildbienenhotel
aufgestellt, dessen Bauweise jedoch auch die Ansprüche von z.B.
Grabwespen erfüllt, die andere Niströhren-Durchmesser benötigen
als Wildbienen. Die Besiedlung der geschaffenen Nisthabitate hat
unmittelbar nach ihrer Anlage begonnen und wird im Laufe des
Projektes gezielt untersucht werden.
Das Modellbiotop dient der Erprobung und als Vorführobjekt und
soll den Anstoß geben, auch in der Agrarlandschaft entsprechende
Maßnahmen zu verwirklichen.

                                                                                        Wildbienenhotel

      ♂ der Rosen-Blattschneiderbiene    ♀ der Zaunrüben-Sandbiene (Andrena
        (Megachile centuncularis) als    florea) beim morgendlichen Verlassen
           Übernachtungsgast im           ihres Nestes am Fuß des Erdhügels,
        Wildbienenhotel, 18.07.2017.                  19.06.2017.

    Wildbienenhotels werden nicht nur    Ca. 60 % unserer heimischen
    zum Anlegen von Nestern, sondern     Wildbienen nisten im Boden und
    häufig     auch    als    sicherer   sind dabei auf offene Bodenstellen,
    Übernachtungsplatz genutzt. Und      Abbruchkanten oder Steilwände
    nicht nur von Wildbienen, sondern    angewiesen. Solche ungestörten
    auch von zahlreichen anderen         Nistplätze    sind    in   unserer
    Insektenarten.                       aufgeräumten und oftmals stark
                                         gepflegten Landschaft jedoch nicht
                                         mehr in ausreichendem Maße
                                         vorhanden.
Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
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5    WIEDERBELEBUNG DER NAHRUNGSKETTE

Die Blühflächen führen zu einer deutlichen Wiederbelebung der Nahrungskette. So konnte beispielsweise schon im
ersten Jahr beobachtet werden, dass sich in der Luft jagende Rauchschwalben über einer Blühfläche (Therstappen-
3, F05) konzentrierten, während über den benachbarten Feldern nicht gejagt wurde. Eine genaue Quantifizierung
der mittels der Blühflächen produzierten tierischen Biomasse ist aus methodischen Gründen äußerst schwierig. Die
verwendete Methode der Bodeneklektoren ermöglicht jedoch relativ genaue Zahlen zumindest für einen Teil der
Fauna: es werden alle flugaktiven Insekten erfasst, die sich in der Vegetation aufhalten. Dazu gehören sowohl
Primär- wie Sekundärkonsumenten, die sich entsprechend als Indikatoren für die Entwicklung der Blühflächen
eignen. Insbesondere gehört zu den flugaktiven Arten auch die große Gruppe der parasitischen Hautflügler und
Zweiflügler, die den wichtigsten Teil der Nützlingsfauna stellen. Alle flugaktiven Insekten kommen im Prinzip als
Nahrung für Vögel in Betracht.
Die konkreten Ergebnisse (Abb. 2) zeigen, dass sich schon im ersten Jahr zwischen 1,4 und 2,2 Millionen flugaktive
Insektenindividuen je Hektar Blühfläche in der Vegetation aufhielten!

                         Primärproduzenten                                   Primärkonsumenten                           Sekundärkonsumenten

Die Nahrungskette beginnt mit Pflanzen                         An zweiter Stelle stehen Tierarten, die sich    Am Ende der Nahrungsketten stehen
die unter Nutzung von Sonnenenergie                            von den Pflanzen ernähren, z. B.                Arten,   die   sich    wiederum     von
(Photosynthese)      aus   anorganischen                       Schmetterlinge (vgl. Kapitel 8), Bohrfliegen    Primärkonsumenten ernähren, z. B. Vögel,
Stoffen pflanzliche Biomasse aufbauen.                         (Kapitel 11), Wildbienen (Kapitel 6) oder       Aculeate     Wespen       (Kapitel   7),
                                                               einige Schwebfliegenarten (Kapitel 9).          Raupenfliegen (Kapitel 10) und viele
                                                                                                               Schwebfliegenarten (Kapitel 9).

Abb. 2: Ergebnisse der Bodeneklektor-Fänge - Anzahl flugaktiver Insekten innerhalb der Blühflächen.

                                     2,5
        Mittlere Anzahl Individuen

          [Millionen Individuen]
           je Hektar Blühfläche

                                     2,0

                                     1,5

                                     1,0

                                     0,5

                                     0,0
                                           Mai           Juni        Juli          Mai           Juni        Juli       Mai           Juni        Juli
                                                 1. Projektjahr 2017                     2. Projektjahr 2018                  3. Projektjahr 2019
         Fransenflügler                                 0,329       1,298
         Hautflügler                                   0,219         0,268
         Käfer                                         0,107         0,070
         Netzflügler                                   0,004         0,009
         Pflanzenläuse                                 0,002         0,007
         Wanzen                                        0,050         0,110
         Zikaden                                       0,015         0,072
         Zweiflügler                                   0,660         0,408
Nachhaltige Förderung der Biodiversität im Gemüseanbau mittels mehrjähriger Blühflächen - Projekt der Absatzzentrale Kempen 2017-2019
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6       WILDBIENEN

Wildbienen sind ausschließlich auf Blüten als Nahrungsquelle
angewiesen, die Blühflächen stellen somit eine deutliche
Verbesserung ihres Nahrungsangebotes dar. Immerhin konnten im
ersten Jahr – trotz der zeitlich noch eingeschränkten Erfassung –
schon 60 Arten nachgewiesen werden (Abb. 3, Tab. 1).
Deutliche und so auch zu erwartende Unterschiede zeigen sich
zwischen den in der Agrarlandschaft gelegenen Blühflächen (F02,
F03, F05, 15 bis 19 Arten), dem Modellbiotop (F01, in einem relativ
strukturreichen Gewerbegebiet gelegen, 39 Arten) und der älteren
Blühfläche in Ortsrandlage (F04, 26 Arten). Als Indikator für den
Zustand der Wildbienenfauna eignet sich der Anteil oligolektischer
und parasitischer Arten. Beide Anteile liegen mit ca. 17% (jeweils 10
Arten) deutlich zu niedrig, was typisch für eine gestörte
Wildbienenfauna ist. Auch die Transektzählungen der Hummeln                                           Wildbienen
(Abb. 4) zeigen eine Verarmung der Fauna auf: nur vier Hummelarten
                                                                                   Arten: 364 in Nordrhein-Westfalen, 585 in
und darunter keine einzige sozialparasitische Art.                                 Deutschland, 2066 in Europa, ≥ 19844 weltweit.
                                                                                   Körpergröße: von 3 bis 30 mm.
                                                                                   Biologie: Imagines und Larven ernähren sich
                                                                                   ausschließlich von Nektar und Pollen, der auf
                                                                                   Blüten     gesammelt    wird.     Die Weibchen
                                                                                   praktizieren Brutfürsorge, indem sie mit Nektar
                                                                                   und Pollen verproviantierte Brutzellen anlegen, in
                                                                                   die die Eier abgelegt werden. Bezüglich der
                                                                                   Nistplatzwahl können unterirdisch (endogäisch:
                                                                                   oft Spezialisierung hinsichtlich Substrat &
                                                                                   Exposition) und oberirdisch (hypergäisch: in
                                                                                   Totholz, Stängeln, Schilfgallen, Schnecken-
                                                                                   häusern oder als Freibauten) nistende Arten
                                                                                   unterschieden werden; bei beiden Gruppen gibt
                                                                                   es Arten, die vorhandene Hohlräume nutzen und
                                                                                   solche, die sie selber anlegen. Etwa ein Viertel
                                                                                   aller Arten weist eine Spezialisierung hinsichtlich
                                                                                   des gesammelten Pollens auf (Oligolektie), etwa
          Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana), Wildbiene des Jahres 2017.     die Hälfte weist keine Pollenspezialisierung auf
                                                                                   (Polylektie) und etwa ein Viertel lebt
    Die Wildbienen des Jahres 2017 konnte noch nicht nachgewiesen werden.          brutparasitisch in den Nestern anderer
    Sie wird aber hoffentlich im zweiten Jahr des Projektes auftreten, wenn ihre   Wildbienen, oft mit sehr hoher Wirtsspezifität.
    Trachtpflanze, die Wiesen-Knautie, auf den Blühflächen in größerem             Nisthabitate, Nahrungshabitate, Quellen für
    Umfang zu blühen beginnt.
                                                                                   Baumaterial und Rendezvous-Plätze können
                                                                                   räumlich     getrennt    sein     (Biotopkomplex-
                                                                                   Bewohner).
                                                                                   Ökosystemdienstleistungen: Wildbienen sind
                                                                                   die wichtigsten Bestäuber sowohl in natürlichen
                                                                                   Ökosystemen als auch im Obst- und
                                                                                   Gemüseanbau.
                                                                                   Gefährdung: in Deutschland stehen 293 Arten
                                                                                   (52,6 %) auf der Roten Liste der gefährdeten
                                                                                   Arten, 42 Arten (7,5 %) stehen auf der
                                                                                   Vorwarnliste, für 15 Arten (2,7%) sind die Daten
                                                                                   unzureichend und nur 207 Arten (37,2 %) wurden
                                                                                   als ungefährdet eingestuft.
                                                                                   Systematik: Ordnung Hautflügler (Hymenoptera),
                                                                                   Familie Bienen (Apidae).
                                                                                   Literatur: Artenzahlen: [1, 20, 34, 54]
        Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae), Wildbiene des Jahres 2018   Nomenklatur: [54], Deutsche Namen: [54],
                                                                                   Bestimmung: [2, 4, 5, 6, 7, 9, 16, 18, 23, 31, 52,
    Die aktuelle Wildbiene des Jahres konnte auf der schon älteren Blühfläche      53, 58], Gefährdung: [20, 87], Biologie: [8, 35, 55,
    (F04) nachgewiesen werden; diese Art profitiert von der Klimaerwärmung,        86].
    sie ist erst seit den 1990er Jahren in Nordrhein-Westfalen heimisch.
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Abb. 3: Anzahl nachgewiesener Wildbienen-Arten je Fundort und Projektjahr.

                          100

                                80
           Anzahl Arten

                                60

                                40

                                20

                                       0
                   F01 F02 F03 F04 F05                                Σ     F01 F02 F03 F04 F05        Σ   F01 F02 F03 F04 F05        Σ
                        1. Projektjahr 2017                                      2. Projektjahr 2018            3. Projektjahr 2019
        Wildbienen 39 19 17 26 15                                    60

 F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4; F03 = Blühfläche Oetken-1; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche
 Therstappen-3; Σ = Projekt insgesamt.

Abb. 4: Ergebnisse der Hummel-Transektzählungen im Projektverlauf.

                                            2000

                                            1750
               Mittlere Anzahl Individuen
                  je Hektar Blühfläche

                                            1500

                                            1250

                                            1000

                                             750

                                             500

                                             250

                                               0
                                                   F02        F03        F05       F02        F03        F05     F02        F03        F05
                                                      1. Projektjahr 2017             2. Projektjahr 2018           3. Projektjahr 2019
         Ackerhummel                               59         22          48
         Erdhummel-Arten                           588       778          1238
         Steinhummel                               529       289           71

 F02 = Blühfläche Böhm-4; F03 = Blühfläche Oetken-1; F05 = Blühfläche Therstappen-3.
 Im ersten Jahr wurden nach der Frühjahrseinsaat der Flächen jeweils drei Transektzählungen durchgeführt (Juni, Juli, August); in
 den folgenden Jahren werden jeweils fünf Zählungen durchgeführt werden (April, Mai, Juni, Juli, August). Von den im Feld
 morphologisch nicht unterscheidbaren vier Erdhummel-Arten kommen nur zwei Arten in Frage (Helle und Dunkel Erdhummel, beide
 mit Belegtieren nachgewiesen), die übrigen beiden Erdhummel-Arten kommen in der nordrhein-westfälischen Agrarlandschaft nicht
 vor und können somit praktisch ausgeschlossen werden.
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Tab. 1: Wildbienen – Gefährdung, Biologie und Nachweise.
A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht;
2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten
unzureichend, ✱ = Ungefährdet.
C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid, Angabe der Nistweise des Wirtes in [ ]; ():
partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge; m:
markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten
u.ä.; Fr: Freibauten.
D - Pollensammelverhalten: polylektisch (ohne Spezialisierung) oder oligolektisch (Angabe der Pflanzenfamilie oder -gattungen).
E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Bienen.
F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche
Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen und Hummel-
Transektzählungen.
                                       A      B         C                         D/E                F01 F02* F03* F04 F05*

                                       ✱ ✱
Andrena bicolor
                                                      e; Bo                   polylektisch            -     1      -     -      -
(Zweifarbige Sandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena chrysosceles
                                                      e; Bo                   polylektisch            1      -     -     -      -
(Gelbbeinige Kielsandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena cineraria
                                                      e; Bo                   polylektisch            1      -     -     -      -
(Grauschwarze Düstersandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena dorsata
                                                      e; Bo                   polylektisch            -     7      -     -      -
(Rotbeinige Körbchensandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena flavipes
                                                      e; Bo                   polylektisch           17     4      2     48     5
(Gewöhnliche Bindensandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena florea
                                                      e; Bo             oligolektisch: Bryonia sp.    1      -     -     -      -
(Zaunrüben-Sandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena minutula
                                                      e; Bo                   polylektisch            7     2      7     -      -
(Gewöhnliche Zwergsandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena minutuloides
                                                      e; Bo                   polylektisch            -     1      -     -      -
(Glanzrücken-Zwergsandbiene)

                                       V ✱
Andrena mitis
                                                      e; Bo              oligolektisch: Salix sp.     1      -     -     -      -
(Auen-Lockensandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena nitida
                                                      e; Bo                   polylektisch            2      -     -     -      -
(Glänzende Düstersandbiene)

                                       ✱ ✱
Andrena subopaca
                                                      e; Bo                   polylektisch            1      -     -     -      -
(Glanzlose Zwergsandbiene)
Anthidium punctatum                                e, h; vH, B:
                                       V      3                               polylektisch            1      -     -     -      -
(Weißfleckige Wollbiene)                          Pflanzenhaare
Anthophora quadrimaculata
                                       V      3     e; Bo, St                 polylektisch            1      -     -     4      2
(Vierfleck-Pelzbiene)

                                       ✱ ✱
Bombus lapidarius
                                                     e, h; vH                 polylektisch           22     29    14     67     3
(Steinhummel)

                                       ✱ ✱
Bombus lucorum
                                                      e; vH                   polylektisch            -     1      -     3      -
(Helle Erdhummel)
Bombus lucorum/terrestris/
cryptarum/magnus                                                                                      6     31    36     50    52
(nicht trennbare Individuen)

                                       ✱ ✱
Bombus pascuorum
                                                     e, h; vH                 polylektisch           12     3      1     35     2
(Ackerhummel)

                                       ✱ ✱
Bombus pratorum
                                                     e, h; vH                 polylektisch            1      -     -     2      1
(Wiesenhummel)

                                       ✱ ✱
Bombus terrestris
                                                     e, h; vH                 polylektisch            3     2      1     14     2
(Dunkle Erdhummel)

                                       ✱ ✱
Colletes daviesanus
                                                      e; St             oligolektisch: Asteraceae     2      -     -     7      -
(Buckel-Seidenbiene)
Colletes similis
                                       V      V     e; Bo, St           oligolektisch: Asteraceae     1      -     -     1      -
(Rainfarn-Seidenbiene) 1

1
    Tabelle wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
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Tab. 1: Wildbienen – Gefährdung, Biologie und Nachweise.
A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht;
2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten
unzureichend, ✱ = Ungefährdet.
C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid, Angabe der Nistweise des Wirtes in [ ]; ():
partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge; m:
markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten
u.ä.; Fr: Freibauten.
D - Pollensammelverhalten: polylektisch (ohne Spezialisierung) oder oligolektisch (Angabe der Pflanzenfamilie oder -gattungen).
E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Bienen.
F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche
Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen und Hummel-
Transektzählungen.
                                       A      B          C                       D/E                 F01 F02* F03* F04 F05*
Dasypoda hirtipes
                                       V      V        e; Bo            oligolektisch: Asteraceae     -      -     -    117     -
(Dunkelfransige Hosenbiene)

                                       V ✱
Epeolus variegatus                                                      Colletes daviesanus, C.
                                                   p; [e; Bo, St]                                     -      -     -     1      -
(Gewöhnliche Filzbiene)                                                   fodiens, C. similis
Halictus quadricinctus
                                       3      1     e; St, (Bo)               polylektisch            -      -     -     2      -
(Vierbindige Furchenbiene)

                                       ✱ ✱
Halictus scabiosae
                                                       e; Bo                  polylektisch            -      -     -     2      -
(Gelbbindige Furchenbiene)

                                       ✱ ✱
Halictus tumulorum
                                                       e; Bo                  polylektisch            1     1      3     1      1
(Gewöhnliche Goldfurchenbiene)
                                                  h; ho, B: Harz,
                                       ✱ ✱
Heriades truncorum
                                                    Steinchen,          oligolektisch: Asteraceae    17      -     2     5      -
(Gewöhnliche Löcherbiene)
                                                   Holzpartikel

                                       ✱ ✱
Hylaeus communis
                                                  h; ho, vH, Ga               polylektisch            1     2      6     1      2
(Gewöhnliche Maskenbiene)

                                       ✱ ✱
Hylaeus confusus
                                                     h; ho, Ga                polylektisch            -      -     1     -      -
(Verkannte Maskenbiene)

                                       ✱ ✱
Hylaeus gredleri
                                                       h; vH                  polylektisch?           4      -     2     -      -
(Gredlers Maskenbiene)

                                       ✱ ✱
Hylaeus hyalinatus
                                                  e, h; St, vH, ho            polylektisch            2     1      -     -      1
(Mauer-Maskenbiene)

                                       ✱ V
Hylaeus pictipes
                                                   e, h; vH, ho               polylektisch            -     2      -     2      -
(Gezeichnete Maskenbiene)

                                       ✱ ✱
Hylaeus signatus
                                                  e, h; vH, St, ho      oligolektisch: Reseda sp.     1      -     -     -      -
(Reseden-Maskenbiene)

                                       ✱ ✱
Lasioglossum calceatum
                                                       e; Bo                  polylektisch            -      -     1     4      1
(Gewöhnliche Schmalbiene)

                                       ✱ ✱
Lasioglossum laticeps
                                                    e; Bo (St)                polylektisch            -     1      2     7      -
(Breitkopf-Schmalbiene)

                                       ✱ ✱
Lasioglossum leucopus
                                                       e; Bo                  polylektisch            -      -     1     -      -
(Hellfüßige Schmalbiene)

                                       ✱ ✱
Lasioglossum leucozonium
                                                       e; Bo                  polylektisch            -      -     -     7      4
(Weißbinden-Schmalbiene)

                                       ✱ ✱
Lasioglossum lucidulum
                                                       e; Bo                  polylektisch            -      -     -     1      -
(Leuchtende Schmalbiene)

                                       ✱ ✱
Lasioglossum minutissimum
                                                       e; Bo                  polylektisch            1      -     -     -      -
(Winzige Schmalbiene)

                                       ✱ ✱
Lasioglossum morio
                                                       e; Bo                  polylektisch           33     9      3     11     1
(Dunkelgrüne Schmalbiene)

                                       ✱ V
Lasioglossum nitidulum
                                                    e; St, (Bo)               polylektisch            -     2      -     -      -
(Grünglanz-Schmalbiene)

                                       ✱ ✱
                          2
Lasioglossum pauxillum
                                                       e; Bo                  polylektisch           42     5      5     26     -
(Acker-Schmalbiene)

2
    Tabelle wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                                12

Tab. 1: Wildbienen – Gefährdung, Biologie und Nachweise.
A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht;
2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten
unzureichend, ✱ = Ungefährdet.
C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid, Angabe der Nistweise des Wirtes in [ ]; ():
partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge; m:
markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten
u.ä.; Fr: Freibauten.
D - Pollensammelverhalten: polylektisch (ohne Spezialisierung) oder oligolektisch (Angabe der Pflanzenfamilie oder -gattungen).
E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Bienen.
F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche
Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen und Hummel-
Transektzählungen.
                                       A      B             C                          D/E                 F01 F02* F03* F04 F05*

                                       ✱ ✱
Lasioglossum punctatissimum
                                                        e; Bo, St                  polylektisch             -   1     1     -    -
(Punktierte Schmalbiene)

                                       ✱ ✱
Lasioglossum villosulum
                                                          e; Bo                    polylektisch             -    -    -    2     -
(Zottige Schmalbiene)

                                       V ✱
Megachile centuncularis                             h, (e); vH, ho, B:
                                                                                   polylektisch            4     -    -     -    1
(Rosen-Blattschneiderbiene)                            Blattstücke

                                       ✱ ✱
Megachile ericetorum
                                                       e, h; vH, St           oligolektisch: Fabaceae      2     -    -     -    -
(Platterbsen-Mörtelbiene)

                                       ✱ ✱
Megachile rotundata                                e; H; vH, St, ho, B:
                                                                                   polylektisch            5     -    -     -    -
(Luzerne-Blattschneiderbiene)                          Blattstücke

                                       ✱ ✱
Megachile willughbiella                               h; vH, mo, B:
                                                                                   polylektisch            2     -    -     -    -
(Garten-Blattschneiderbiene)                           Blattstücke

                                       ✱
Melitta leporina
                                              3           e; Bo               oligolektisch: Fabaceae       -    -    -     -    1
(Luzerne-Sägehornbiene)
                                                                               Andrena minutula, A.
                                       ✱ ✱
Nomada flavoguttata
                                                        p; [e, Bo]         minutuloides, A. subopaca, A.   2     -    -     -    -
(Gelbfleckige Wespenbiene)
                                                                              semilaevis, A. falsifica

                                       ✱ ✱
Nomada fucata
                                                        p; [e, Bo]               Andrena flavipes          7    2     -     -    -
(Gewöhnliche Wespenbiene)

                                       ✱ ✱
Osmia bicornis                                     h; vH, ho, B: Erde,
                                                                                   polylektisch            12    -    -     -    -
(Rote Mauerbiene)                                         Lehm

                                       ✱ ✱ h; vH, B: Erde, Lehm
Osmia cornuta
                                                                                   polylektisch            2     -    -     -    -
(Gehörnte Mauerbiene)
Osmia niveata                                     h; ho, vH, B: zerkaute
                                       3      3                              oligolektisch: Asteraceae      -    -    -    2     -
(Einhöckrige Mauerbiene)                              Pflanzenteile

                                       ✱ ✱
Sphecodes crassus                                                           Lasioglossum pauxillum, L.
                                                      p; [e; Bo, St]                                       2     -    -     -    -
(Dichtpunktierte Blutbiene)                                                   punctatissimum, L. sp.?
                                                                             zahlreiche Arten aus den
                                       ✱ ✱
Sphecodes ephippius
                                                      p; [e; Bo, St]           Gattungen Andrena,          1     -    -     -    -
(Gewöhnliche Blutbiene)
                                                                              Lasioglossum, Halictus

                                       ✱ ✱
Sphecodes ferruginatus                                                      Lasioglossum fulvicorne; L.
                                                     p; [e; Bo, (St)]                                      1     -    -     -    -
(Rostfarbene Blutbiene)                                                        pauxillum, L. laticeps

                                       ✱ ✱
Sphecodes miniatus                                                         Lasioglosum nitidiusculum, L.
                                                      p; [e; Bo, St]                                       2     -    -     -    -
(Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene)                                               sexstrigatum?, L. politum?

                                       ✱ ✱
Sphecodes monilicornis                                                     Lasioglossum malachurum, L.
                                                        p; [e; Bo]                                         6     -    3     -    1
(Dickkopf-Blutbiene)                                                           calceatum, L. albipes

                                       ✱ ✱
Sphecodes puncticeps                                                        Lasiglossum villosulum, L.
                                                        p; [e; Bo]                                         1     -    -     -    -
(Punktierte Blutbiene)                                                             brevicorne?

                                       ✱
Sphecodes reticulatus
                                              3         p; [e; Bo]             Andrena barbilabris          -    -    -    1     -
(Netz-Blutbiene)
                                                                                    Summe Individuen: 231       107   91   423   80

                                                                                          Anzahl Arten: 39      19    17   26    15
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                            13

Abb. 5: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 1.

                                                                        Andrena bicolor
                                                                        (Zweifarbige Sandbiene)
                                                                        ♀, KL ≈ 9 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.

                                                                        Andrena cineraria
                                                                        (Grauschwarze Düstersandbiene)
                                                                        ♀, KL 14 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0022, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Andrena flavipes
                                                                        (Gewöhnliche Bindensandbiene)
                                                                        ♀, KL ≈ 11 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.

                                                                        Andrena florea
                                                                        (Zaunrüben-Sandbiene)
                                                                        ♀, KL ≈ 11 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                          14

Abb. 6: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 2.

                                                                        Andrena minutula
                                                                        (Gewöhnliche Zwergsandbiene)
                                                                        ♀, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0221, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Andrena minutuloides
                                                                        (Glanzrücken-Zwergsandbiene)
                                                                        ♂, KL 6 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0208, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Andrena mitis
                                                                        (Auen-Lockensandbiene)
                                                                        ♀, KL 11 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0040, Ort:
                                                                        Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen,
                                                                        15.05.2017.

                                                                        Andrena nitida
                                                                        (Glänzende Düstersandbiene)
                                                                        ♀, KL 15 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0018, Archiv
                                                                        JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                            15

Abb. 7: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 3.

                                                                        Anthidium punctatum
                                                                        (Weißfleckige Wollbiene)
                                                                        ♀, KL ≈ 9 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.

                                                                        Anthophora quadrimaculata
                                                                        (Vierfleck-Pelzbiene)
                                                                        ♂, KL ≈ 11 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Ort:
                                                                        Niederkrüchten, Blühfläche Bonus-3, 20.06.2017.

                                                                        Bombus lapidarius
                                                                        (Steinhummel)

                                                                        ☿, KL ≈ 13 mm, Det: Foto, Archiv JEsser.

                                                                        Bombus lucorum
                                                                        (Helle Erdhummel)
                                                                        ♂, KL ≈ 15 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                         16

Abb. 8: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 4.

                                                                        Bombus pascuorum
                                                                        (Ackerhummel)

                                                                        ☿, KL ≈ 13 mm, Det: Foto, Archiv JEsser.

                                                                        Bombus pratorum
                                                                        (Wiesenhummel)
                                                                        ♀, KL ≈ 16 mm, Det: Foto, Archiv JEsser.

                                                                        Bombus terrestris
                                                                        (Dunkle Erdhummel)

                                                                        ☿, KL ≈ 13 mm, Det: Foto/Belegtiere, Archiv JEsser.

                                                                        Colletes daviesanus
                                                                        (Buckel-Seidenbiene)
                                                                        ♂, KL 9 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0269, Ort:
                                                                        Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen,
                                                                        18.07.2017.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                            17

Abb. 9: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 5.

                                                                        Colletes similis
                                                                        (Rainfarn-Seidenbiene)
                                                                        ♀, KL 10,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0245, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Dasypoda hirtipes
                                                                        (Dunkelfransige Hosenbiene)
                                                                        ♀, KL ≈ 14 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Ort:
                                                                        Niederkrüchten, Blühflächen Bonus-3, 20.06.2017.

                                                                        Halictus quadricinctus
                                                                        (Vierbindige Furchenbiene)
                                                                        ♀, KL 14 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0105, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Halictus scabiosae
                                                                        (Gelbbindige Furchenbiene)
                                                                        ♀, KL 11 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0219, Archiv
                                                                        JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                           18

Abb. 10: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 6.

                                                                        Halictus tumulorum
                                                                        (Gewöhnliche Goldfurchenbiene)
                                                                        ♀, KL 6 mm, Det: Belegtier, Archiv JEsser.

                                                                        Heriades truncorum
                                                                        (Gewöhnliche Löcherbiene)
                                                                        ♀, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0257, Ort:
                                                                        Kempen, Wildbienen-Hotel Absatzzentrale Kempen,
                                                                        18.07.2017.

                                                                        Hylaeus communis
                                                                        (Gewöhnliche Maskenbiene)
                                                                        ♀, KL 5,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2014-0207, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Hylaeus confusus
                                                                        (Verkannte Maskenbiene)
                                                                        ♂, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2015-0015, Archiv
                                                                        JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                           19

Abb. 11: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 7.

                                                                        Hylaeus gredleri
                                                                        (Gredlers Maskenbiene)
                                                                        ♂, KL 5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0231, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Hylaeus signatus
                                                                        (Reseden-Maskenbiene)
                                                                        ♀, KL ≈ 8 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.

                                                                        Lasioglossum calceatum
                                                                        (Gewöhnliche Schmalbiene)
                                                                        ♀, KL 10 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0144, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Lasioglossum laticeps
                                                                        (Breitkopf-Schmalbiene)
                                                                        ♀, KL 6,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0218, Archiv
                                                                        JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                           20

Abb. 12: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 8.

                                                                        Lasioglossum leucopus
                                                                        (Hellfüßige Schmalbienen)
                                                                        ♂, KL 5,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2015-0046, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Lasioglossum leucozonium
                                                                        (Weißbinden -Schmalbiene)
                                                                        ♀, KL 9 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0217, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Lasioglossum morio
                                                                        (Dunkelgrüne Schmalbiene)
                                                                        ♂, KL 6 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0254, Ort:
                                                                        Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen,
                                                                        18.07.2017.

                                                                        Lasioglossum pauxillum
                                                                        (Acker-Schmalbiene)
                                                                        ♀, KL 5,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0039, Ort:
                                                                        Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen,
                                                                        15.05.2017.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                            21

Abb. 13: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 9.

                                                                        Lasioglossum villosulum
                                                                        (Zottige Schmalbiene)
                                                                        ♀, KL 6,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0296, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Megachile centuncularis
                                                                        (Rosen-Blattschneiderbiene)
                                                                        ♂, KL 10 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0329, Ort:
                                                                        Kempen, Wildbienenhotel Absatzzentrale Kempen,
                                                                        07.08.2017.

                                                                        Megachile rotundata
                                                                        (Luzerne-Blattschneiderbiene)
                                                                        ♂, KL 9 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0272, Ort:
                                                                        Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen,
                                                                        18.07.2017.

                                                                        Megachile willughbiella
                                                                        (Garten-Blattschneiderbiene)
                                                                        ♀, KL 13,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0140, Archiv
                                                                        JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                           22

Abb. 14: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 10.

                                                                        Nomada flavoguttata
                                                                        (Gelbfleckige Wespenbiene)
                                                                        ♂, KL 8 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0011, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Nomada fucata
                                                                        (Gewöhnliche Wespenbiene)
                                                                        ♀, KL ≈ 9 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Ort: Kempen,
                                                                        Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 19.06.2017.

                                                                        Osmia bicornis
                                                                        (Rote Mauerbiene)
                                                                        ♀, KL ≈ 11 mm, Det: Foto, Archiv JEsser.

                                                                        Osmia cornuta
                                                                        (Gehörnte Mauerbiene)
                                                                        ♂/♀, KL ≈ 11/12 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv
                                                                        JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                         23

Abb. 15: Arten im Porträt: Wildbienen, Teil 11.

                                                                        Sphecodes ephippius
                                                                        (Gewöhnliche Blutbiene)
                                                                        ♀, KL 8 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0042, Ort:
                                                                        Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen,
                                                                        15.05.2017.

                                                                        Sphecodes ferruginatus
                                                                        (Rostfarbene Blutbiene)
                                                                        ♂, KL 8 mm, Det: Belegtier JEsser-2014-0056, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Sphecodes miniatus
                                                                        (Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene)
                                                                        ♀, KL 5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0041, Ort:
                                                                        Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen,
                                                                        15.05.2017.

                                                                        Sphecodes monilicornis
                                                                        (Dickkopf-Blutbiene)
                                                                        ♀, KL 9,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0127, Ort:
                                                                        Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen,
                                                                        19.06.2017.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                        24

7      ACULEATE WESPEN

Auch wenn aculeate Wespen, bis auf eine Ausnahme, keinen Pollen
sammeln, so sind doch fast alle Arten für ihre Eigenversorgung auf
Blütennektar angewiesen. Die Blühflächen bieten aber nicht nur
Nektar, sie stellen für viele Arten auch ein Jagdrevier dar, in dem sie
ihre spezifische Beute finden können – die Blühflächen stellen also
in doppelter Hinsicht eine deutliche Verbesserung des
Nahrungsangebotes dar.
Insgesamt konnten 31 Arten nachgewiesenen werden, mit großen
Unterschieden zwischen den verschiedenen Untersuchungsflächen
(Abb. 16, Tab. 2). Auf den drei frisch eingesäten Blühflächen (F02,
F03, F05) konnten maximal neun Arten nachgewiesen werden, auf
der schon länger bestehenden Blühfläche (F04) 13 und auf dem
Modellbiotop (F01) 24. Letztere Fundort bietet aufgrund seiner
Strukturvielfalt und auch der Strukturvielfalt seiner Umgebung                             Aculeate Wespen
(Gewerbegebiet) im Moment die besten Bedingungen für Insekten,              Arten: 349 in Nordrhein-Westfalen, 562 in
so dass das Ergebnis nicht verwundert.                                      Deutschland, ≥ 2055 in Europa, ≥ 28912 weltweit.
                                                                            Körpergröße: 2 bis 35 mm.
                                                                            Biologie: Die Mehrzahl der Arten legt auf
                                                                            artspezifische Weise Nester an. Die als
                                                                            Larvennahrung eingetragene tierische Beute
                                                                            unterscheidet sich je nach Art und besteht meist
                                                                            aus Spinnen oder Insekten, oftmals besteht eine
                                                                            Spezialisierung auf eine eng umgrenzte
                                                                            Beutegruppe. Eine einzelne Pollenwespenart
                                                                            bildet eine Ausnahme, sie verproviantiert ihre
                                                                            Nester wie die Bienen mit Pollen. Ein Teil der
                                                                            Arten lebt sozialparasitisch oder parasitoid, legt
                                                                            also keine eigenen Nester an, sondern parasitiert
                                                                            spezifische Wirte. Die erwachsenen Wespen
                                                                            ernähren sich meist als Blütenbesucher von
                                                                            Nektar, es werden aber auch Honigtau und
                                                                            Baumsäfte     und     vereinzelt Früchte      und
                                                                            Tierkadaver genutzt.
                                                                            Ökosystemdienstleistungen: Bestäubung und
          ♂ der Haus-Feldwespe (Polistes dominula) bei der Nektaraufnahme   Regulation von Insektenpopulationen.
    Fast alle Wespenarten besitzen nur sehr kurze Mundwerkzeuge und sind    Gefährdung: In Deutschland stehen 258 Arten
    daher auf entsprechend offen angebotenen Nektar angewiesen.             (46,2 %) auf der Roten Liste der gefährdeten
                                                                            Arten, 20 Arten (3,6 %) stehen auf der
                                                                            Vorwarnliste, für 11 Arten (2,0 %) sind die Daten
                                                                            unzureichend und nur 270 Arten (48,3 %) wurden
                                                                            als ungefährdet eingestuft.
                                                                            Systematik: Ordnung Hautflügler (Hymenoptera),
                                                                            Familien       Goldwespen         (Chrysididae),
                                                                            Dolchwespen     (Scoliidae),   Spinnenameisen
                                                                            (Mutillidae),   Keulenwespen       (Sapygidae),
                                                                            Rollwespen       (Tiphiidae),     Faltenwespen
                                                                            (Vespidae), Wegwespen (Pompilidae), Schaben-
                                                                            Grabwespen        (Ampulicidae),      Langstiel-
                                                                            Grabwespen (Sphecidae) und Echte Grabwespen
                                                                            (Crabronidae).
                                                                            Literatur: Arten: [1, 20, 34, 57], Nomenklatur:
                                                                            [57], Deutsche Namen: [25], Bestimmung: [3, 26,
                                                                            29, 30, 32, 37, 40, 56, 67, 68, 88], Gefährdung:
                                                                            [20, 57, 59], Biologie: [15, 29, 30, 40, 68, 89].

            ♀ der Wegwespe Agenioideus cinctellus mit erbeuteter Spinne

    Wegwespen erbeuten ausschließlich Spinnen, die mit einem Stich
    gelähmt und dann ins Nest transportiert werden. In der Nahrungskette
    stehen sie damit weit oben, und eignen sich somit besonders als
    Bioindikatoren.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                                       25

Abb. 16: Anzahl nachgewiesener Aculeater Wespen-Arten im Projektverlauf.

                           40

                           30
            Anzahl Arten

                           20

                           10

                           0
                                F01 F02 F03 F04 F05            Σ      F01 F02 F03 F04 F05          Σ     F01 F02 F03 F04 F05        Σ
                                     1. Projektjahr 2017                   2. Projektjahr 2018                3. Projektjahr 2019
            Aculeate
                                24    5    9    13       3     31
            Wespen

    F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4; F03 = Blühfläche Oetken-1; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche
    Therstappen-3; Σ = Projekt insgesamt.

Tab. 2: Aculeate Wespen – Gefährdung, Biologie und Nachweise.
A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht;
2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten
unzureichend, ✱ = Ungefährdet.
C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid mit Angabe der Nistweise des Wirtes in [
]; (): partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge;
m: markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten
u.ä.; Fr: Freibauten.
D - Beute: Als Larvenproviant eingetragene Beutetiere (B).
E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Arten (W)
F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche
Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen.
                                                A    B               C                      D/E                  F01 F02* F03* F04 F05*

Agenioideus cinctellus                         ✱ ✱              e, h; vH                 B: Spinnen               1     -     -     -   -

Agenioideus usurarius                          ✱     1              e; vH                B: Spinnen               1     -     -     -   -

                                               ✱ ✱
Ancistrocerus gazelle
                                                               h; ho (vH)        B: Kleinschmetterlingsraupen     1     -     -     1   -
(Gazellen-Hakenwespe)

Anoplius infuscatus                            ✱ ✱                  e; Bo                B: Spinnen               1     -     -     -   -

Arachnospila anceps                            ✱ ✱                  e; Bo                B: Spinnen               3     -     -     1   -

                                               ✱ ✱
Astata boops                                                                          B: Wanzenlarven
                                                                    e; Bo                                         2     -     -     -   -
(Großäugiger Wanzenjäger)                                                              (Pentatomidae)

                                               ✱ ✱
Cerceris rybyensis                                                               B: Andrena sp., Halictus sp.,
                                                                    e; Bo                                         8     -     3     1   -
(Gemeine Knotenwespe)                                                           Lasioglossum sp., Panurgus sp.

                                               ✱ ✱
Crossocerus elongatulus
                                                             e, h; Bo, St, vH             B: Fliegen               -    1     3     -   -
(Lange Stängelgrabwespe)

                                               ✱ V
Crossocerus exiguus
                                                                e; St, Bo                 B: Fliegen              2     -     -     -   -
(Zierliche Stängelgrabwespe)

Diodontus minutus 3                            ✱ ✱             e; St, (Bo)               B: Blattläuse            11    -     -     1   -

3
    Tabelle wird auf der folgenden Seite fortgesetzt.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                             26

Tab. 2: Aculeate Wespen – Gefährdung, Biologie und Nachweise.
A, B - Gefährdung: Einstufung nach der Roten Liste in Deutschland (A) und in Nordrhein-Westfalen (B): 1 = vom Aussterben bedroht;
2 = Stark gefährdet; 3 = Gefährdet; G = Gefährdung unbekannten Ausmaßes; R = Extrem selten; V = Vorwarnliste; D = Daten
unzureichend, ✱ = Ungefährdet.
C - Nistweise: e: endogäisch (im Boden); h: hypergäisch (über dem Boden); p: parasitoid mit Angabe der Nistweise des Wirtes in [
]; (): partiell; ?: fraglich/unbekannt; B: Angaben zum Baumaterial; vH: vorhandene Hohlräume; ho: hohle Stängel und Holzbohrgänge;
m: markhaltiger Stängel; mo: morsches Holz; Ga: Pflanzengallen; Bo: Erdnester im ± flachen Boden; St: Steilwände, Abbruchkanten
u.ä.; Fr: Freibauten.
D - Beute: Als Larvenproviant eingetragene Beutetiere (B).
E - Wirte: Wirtsarten parasitischer Arten (W)
F01-F05 - Anzahl nachgewiesener Individuen je Fundort: F01 = Biotop AZ-Kempen; F02 = Blühfläche Böhm-4*; F03 = Blühfläche
Oetken-1*; F04 = Blühfläche Bonus-3; F05 = Blühfläche Therstappen-3*; * = inklusive Bodeneklektor-Fängen.

                                      A   B           C                          D/E                F01 F02* F03* F04 F05*

                                     ✱ ✱
Ectemnius rubicola
                                                    h; m                      B: Fliegen            1      -     -      -     -
(Brombeer-Fliegenjäger)

Episyron rufipes                     ✱ ✱            e; Bo                     B: Spinnen            6      -     -      -     -

                                     ✱ ✱
                                                                   W: Arachnospila anceps, A.
Evagetes crassicornis                             p; [e; Bo]                                        2      -     -      -     -
                                                                          consobrina

                                     ✱ ✱
Hedychrum gerstaeckeri                                              W: Philanthus triangulum,
                                                  p; [e; Bo]                                         -     -     2      -     -
(Gerstäckers Sandgoldwespe)                                       Cerceris rybyensis, C. sabulosa

                                     ✱ ✱
Lestica clypeata
                                                    h; ho               B: Kleinschmetterlinge      1      -     -      -     -
(Gelber Schmetterlingsjäger)

                                     ✱ ✱
Lindenius albilabris
                                                    e; Bo                B: Zikaden, Fliegen        13     8     10    3      6
(Gemeiner Wanzenjäger)

                                     ✱ ✱
Mimumesa unicolor
                                                    e; Bo                     B: Zikaden            1      -     -      -     -
(Einfarbige Stielgrabwespe)

                                     ✱ ✱
Oxybelus bipunctatus
                                                    e; Bo                     B: Fliegen            19     1     1      -     -
(Zweipunkt-Fliegenspießwespe)

                                     ✱
Oxybelus trispinosus
                                          1         e; Bo                     B: Fliegen            7      1     3      -     -
(Dreizahn-Fliegenspießwespe)

Passaloecus pictus                   ✱ ✱        e; h?; St, Bo?               B: Blattläuse          1      -     -     1      -

                                     ✱ ✱
Pemphredon lethifer
                                                h; ho, m, Ga                 B: Blattläuse           -     -     -     1      -
(Brombeer-Blattlausgrabwespe)

                                     ✱ ✱
Pemphredon lugubris
                                                    h; mo                    B: Blattläuse           -     -     1      -     -
(Düstere Blattlausgrabwespe)

                                     ✱ D
Pemphredon mortifer
                                                    h; mo                    B: Blattläuse          2      -     -      -     -
(Dunkle Blattlausgrabwespe)

                                     ✱ ✱
Philanthus triangulum
                                                    e; Bo                  B: Apis mellifera        1      -     -     1      -
(Gemeiner Bienenwolf)

                                     ✱ ✱
Polistes dominula
                                                 h; vH, (Fr)                B: Arthropoden          4      2     3     4      1
(Haus-Feldwespe)
                                                                    W: Rhopalum coarctatum,
                                     ✱
Pseudomalus pusillus
                                          2   p; [h; m, ho, Ga]      Passaloecus singularis,        1      -     -     1      -
(Zwerg-Kerbgoldwespe)
                                                                     Trypoxylon attenuatum
Sapygina decemguttata                ✱ ✱          p; [h; ho]            W: Heriades truncorum       1      -     -      -     -

                                     ✱ ✱
Spilomena troglodytes
                                                    h; ho               B: Fransenflüglerlarven      -     -     1      -     -
(Gemeine Zwerggrabwespe)

                                     ✱ ✱
Tiphia femorata
                                                  p; [e; Bo]            B: Blatthornkäferlarven      -     -     -     8      2
(Gemeine Rollwespe)

                                     ✱ ✱
Vespa crabro
                                                    h; vH                   B: Arthropoden           -     -     -     1      -
(Hornisse)

                                     ✱ ✱
Vespula germanica
                                               e, (h); Bo, (vH)          B: Arthropoden, Aas        1      -     -     1      -
(Deutsche Wespe)
                                                                               Summe Individuen: 91       13     27    25     9

                                                                                     Anzahl Arten: 24      5     9     13     3
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                            27

Abb. 17 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 1.

                                                                        Agenioideus cinctellus
                                                                        ♀, KL ≈ 7 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.

                                                                        Anoplius infuscatus
                                                                        ♀, KL 9,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0323, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Arachnospila anceps
                                                                        ♀, KL 8,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2015-0063, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Astata boops
                                                                        (Großäugiger Wanzenjäger)
                                                                        ♂, KL 10,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0319, Archiv
                                                                        JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                         28

Abb. 18 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 2.

                                                                        Cerceris rybyensis
                                                                        (Gemeine Knotenwespe)
                                                                        ♀, KL 9 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0224, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Diodontus minutus
                                                                        ♀, KL 5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0266, Ort:
                                                                        Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen,
                                                                        18.07.2017.

                                                                        Ectemnius rubicola
                                                                        (Brombeer-Fliegenjäger)
                                                                        ♂, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0232, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Hedychrum gerstaeckeri
                                                                        (Gerstäckers Sandgoldwespe)
                                                                        ♂, KL 6,5 mm, Det: Belegtier, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                             29

Abb. 19 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 3.

                                                                        Lestica clypeata
                                                                        (Gelber Schmetterlingsjäger)
                                                                        ♂, KL ≈ 9 mm, Det: Foto, Archiv JEsser.

                                                                        Lindenius albilabris
                                                                        (Gemeiner Wanzenjäger)
                                                                        ♀, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0267, Ort:
                                                                        Kempen, Modellbiotop Absatzzentrale Kempen,
                                                                        18.07.2017.

                                                                        Mimumesa unicolor
                                                                        (Einfarbige Stielgrabwespe)
                                                                        ♂, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0218, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Oxybelus bipunctatus
                                                                        (Zweipunkt-Fliegenspießwespe)
                                                                        ♀, KL ≈ 5,5 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                           30

Abb. 20 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 4.

                                                                        Oxybelus trispinosus
                                                                        (Dreizahn-Fliegenspießwespe)
                                                                        ♀, KL 7 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0327, Ort:
                                                                        Kempen, Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen,
                                                                        07.08.2017.

                                                                        Pemphredon lethifer
                                                                        (Brombeer-Blattlausgrabwespe)
                                                                        ♀, KL 6,5 mm, Det: Belegtier JEsser-2017-0341, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Philantus triangulum
                                                                        (Bienenwolf)
                                                                        ♂, KL ≈ 9 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Ort: Kempen,
                                                                        Erdhügel-Nisthilfe Absatzzentrale Kempen, 18.07.2017.

                                                                        Polistes dominula
                                                                        (Haus-Feldwespe)
                                                                        ♀, KL ≈ 15 mm, Det: Fotos, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                            31

Abb. 21 : Arten im Porträt: Aculeate Wespen, Teil 5.

                                                                        Sapygina decemguttata
                                                                        (Kleine Keulenwespe)
                                                                        ♂, KL 8 mm, Det: Belegtier JEsser-2016-0110, Archiv
                                                                        JEsser.

                                                                        Tiphia femoratum
                                                                        (Gemeine Rollwespe)
                                                                        ♀, KL ≈ 10 mm, Det: Fotos & Belegtiere, Archiv JEsser.

                                                                        Vespa crabro
                                                                        (Europäische Hornisse)

                                                                        ☿, KL ≈ 21 mm, Det: Foto, Archiv JEsser.
AZ Kempen: Zwischenbericht 1. Projektjahr Förderung der Biodiversität                                                              32

8       TAGFALTER

Tagfalter können als gute Flieger neue Lebensräume schnell
erreichen, sie benötigen für deren Besiedlung aber geeignete
Raupenfutterpflanzen und ungestörte Überwinterungsorte. Daher
sind die Blühflächen zwar für alle erwachsenen Tagfalter als
Nahrungshabitat (Blütennektar) attraktiv, als Fortpflanzungsort
aber nur für solche, die dort ihre spezifischen Futterpflanzen finden.
Im ersten Projektjahr konnten insgesamt nur sieben Arten
beobachtet werden, bei denen es sich zudem ausschließlich um
ungefährdete Ubiquisten und meist auch um vagabundierende bzw.
wandernde Arten handelte (Abb. 22, Tab. 3). Angesichts des sehr
bescheidenen Artenspektrums und der zudem auch extrem
niedrigen Individuendichten (vgl. Transektzählungen Abb. 23) kann
die Tagfalterfauna im Umfeld der Blühflächen leider nur als sehr
stark verarmt bezeichnet werden. Einzig der Hauhechel-Bläuling                                       Tagfalter
bildet eine kleine Ausnahme, aber auch nur auf dem Gelände der                   Arten: 189 in Deutschland, 482 in Europa.
Absatzzentrale (Modellbiotop, F01), wo im Bereich der regelmäßig
                                                                                 Körpergröße: Flügelspannweiten von 18 bis 80
gemähten Grünflächen schon seit längerem geeignete                               mm.
Futterpflanzen für die Raupen zur Verfügung stehen. Die Raupen                   Biologie: Alle Raupen der einheimischen Arten
des Hauhechel-Bläulings überwintern in der Streuschicht am Boden                 leben    von    pflanzlicher    Nahrung,   wobei
– vermutlich ermöglichen relativ ungestörte bzw. ungemähte                       unterschiedliche Grade der Spezialisierung
                                                                                 auftreten: polyphag (verschiedene Pflanzen),
Abschnitte der Art bislang ein Überleben.                                        oligophag      (Beschränkung       auf     einige
                                                                                 Pflanzenfamilien, –gattungen oder -arten),
Das etwas individuenreichere Auftreten des Kleinen Kohlweißlings                 monophag       (eine     einzelne    Pflanzenart).
geht auf den Anbau von Kohl (= Futterpflanzen der Raupen) in der                 Entsprechend dem Vorkommen der Wirtspflanzen
Nachbarschaft der Blühfläche Böhm-4 (F02) zurück; aber selbst                    bestehen oft enge Lebensraumbindungen. Bei
                                                                                 Ameisen-Bläulingen ernähren sich die älteren
dieser sonst oft extrem häufige Kulturfolger war insgesamt                       Raupen räuberisch von Ameisenbrut. Die
verhältnismäßig selten zu beobachten.                                            erwachsenen Falter ernähren sich meist als
                                                                                 Blütenbesucher von Nektar, es werden aber auch
Die Blühflächen verbessern definitiv das Nahrungsangebot für die                 Baumsäfte und faulende Früchte und vereinzelt
Tagfalter und können als „Nektar-Tankstellen“ auch einen wichtigen               Tierkadaver und Kot genutzt.
Beitrag zur Biotopvernetzung leisten. Ob die Blühflächen auch direkt             Ökosystemdienstleistungen: Naturerleben &
von Tagfaltern besiedelt werden, bleibt abzuwarten.                              Erholung, Bestäubung.
                                                                                 Gefährdung: In Deutschland stehen 99 Arten
                                                                                 (53,8 %) auf der Roten Liste der gefährdeten
                                                                                 Arten, 21 Arten (11,4 %) stehen auf der
                                                                                 Vorwarnliste, für 7 Arten (3,8 %) sind die Daten
                                                                                 unzureichend und nur 57 Arten (31,0 %) wurden
                                                                                 als ungefährdet eingestuft (5 weitere Arten
                                                                                 wurden nicht bewertet).
                                                                                 Systematik:        Ordnung          Schmetterlinge
                                                                                 (Lepidoptera), Familien Ritterfalter (Papilionidae),
                                                                                 Weißlinge (Pieridae), Bläulinge (Lycaenidae),
                                                                                 Edelfalter      (Nymphalidae),         Würfelfalter
                                                                                 (Riodinidae) und Dickkopffalter (Hesperiidae).
                                                                                 Literatur: Arten: [45, 74] , Nomenklatur: [45],
                                                                                 Deutsche Namen: [45], Bestimmung: [65],
                                                                                 Gefährdung: [45, 60], Biologie:[46].

                        Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas)

    Tagfalter spielen als Bestäuber nur eine untergeordnete Rolle – dafür eine
    umso größere für das Naturerleben. Schmetterlinge sind ein Sinnbild für
    Schönheit, was sich vielfach in Kunst und Kultur widergespiegelt.
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