BIODIVERSITÄTS-STRATEGIE ÖSTERREICH 2020+ - VIELFALT ERHALTEN - LEBENSQUALITÄT UND WOHLSTAND FÜR UNS UND ZUKÜNFTIGE GENERATIONEN SICHERN! - bmlrt
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BIODIVERSITÄTS-STRATEGIE ÖSTERREICH 2020+ VIELFALT ERHALTEN – LEBENSQUALITÄT UND WOHLSTAND FÜR UNS UND ZUKÜNFTIGE GENERATIONEN SICHERN!
IMPRESSUM Eigentümer und Herausgeber: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRTSCHAFT Stubenring 1, 1010 Wien bmlfuw.gv.at Projektleitung: BMLFUW, Abt. I/3, Gabriele Obermayr Projektmanagement: Umweltbundesamt, Maria Stejskal-Tiefenbach Autoren: Umweltbundesamt, Maria Stejskal-Tiefenbach, Wolfgang Rabitsch, Thomas Ellmauer, Elisabeth Schwaiger, Bernhard Schwarzl, Helmut Gaugitsch, Gebhard Banko Photos: BMLFUW/A. Haiden; Umweltbundesamt, Wolfgang Rabitsch, Thomas Ellmauer Lektorat: Umweltbundesamt, Maria Deweis Die Arbeiten der Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ wurden aus Mitteln des Bundes, der Länder und der Europäischen Union unterstützt. Druck: Janetschek, 3860 Heidenreichstein Gedruckt nach der Richtlinie „Schadstoffarme Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens. Alle Rechte vorbehalten. Wien, Dezember 2014
VORWORT ÖSTERREICH IST EIN LAND DER VIEL- Mein großer Dank gilt allen Mitgliedern der Natio- FALT. Schöne Kulturlandschaften, die Vielfalt an nalen Biodiversitäts-Kommission, die diese Strate- Pflanzen, Tieren und Lebensräumen machen unser gie erarbeitet und einstimmig empfohlen hat. Jetzt Land einzigartig. Sie sind die Grundlagen für ein geht es darum die notwendigen weiteren Schritte lebenswertes, gesundes und wirtschaftlich starkes zur Umsetzung der österreichischen Ziele und Maß- Land. Diese Grundlagen gilt es zu sichern – für uns nahmen zur Biodiversität zu setzen. Das ist eine und unsere zukünftigen Generationen. gemeinsame Aufgabe, die ich auch von allen Akteu- Die Biodiversitäts-Strategie 2020+ zielt darauf ab, ren und Stakeholdern der Biodiversitätspolitik Öster- die Biodiversität in Österreich zu erhalten, den Ver- reich einfordern werde! lust an Arten, genetischer Vielfalt und Lebensräu- Unser Ziel ist ein lebenswertes Österreich mit reiner men sowie deren Verschlechterung einzubremsen Luft, sauberem Wasser, einer vielfältigen Natur und die Ursachen der Gefährdungen aktiv anzuge- sowie sicheren, qualitativ hochwertigen und leistba- hen und zu minimieren. ren Lebensmitteln! Die Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ ist eine wesentliche Grundlage dafür! ANDRÄ RUPPRECHTER Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft --- 3 ---
INHALTSVERZEICHNIS 5 VORBEMERKUNG 6 EINLEITUNG 9 HANDLUNGSFELD – BIODIVERSITÄT KENNEN UND ANERKENNEN 9 Ziel 1 Bedeutung der Biodiversität ist von der Gesellschaft anerkannt 10 Ziel 2 Biodiversitätsforschung und Biodiversitätsmonitoring sind ausgebaut 12 HANDLUNGSFELD – BIODIVERSITÄT NACHHALTIG NUTZEN 12 Ziel 3 Land- und Forstwirtschaft tragen zur Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität bei 14 Ziel 4 Wildtierbestand und Fischbestand sind an naturräumliche Verhältnisse angepasst 16 Ziel 5 Tourismus und Freizeitaktivitäten erfolgen im Einklang mit Biodiversitätszielen 18 HANDLUNGSFELD – BIODIVERSITÄTSBELASTUNGEN REDUZIEREN 18 Ziel 6 Energieversorgung erfolgt biodiversitätsschonend 19 Ziel 7 Schadstoffeinträge sind reduziert 21 Ziel 8 Negative Auswirkungen invasiver gebietsfremder Arten sind reduziert 22 Ziel 9 Biodiversitätsgefährdende Anreize, einschließlich Subventionen, sind abgebaut oder umgestaltet 23 HANDLUNGSFELD – BIODIVERSITÄT ERHALTEN UND ENTWICKELN 23 Ziel 10 Arten und Lebensräume sind erhalten 25 Ziel 11 Biodiversität und Ökosystemleistungen sind in den Bereichen Raumordnung und Verkehr/Mobilität berücksichtigt 27 HANDLUNGSFELD – BIODIVERSITÄT WELTWEIT SICHERN 27 Ziel 12 Beitrag zur Bewältigung der globalen Biodiversitätskrise ist geleistet 29 QUELLEN 32 ANHANG 33 Überblick zu Zielen, Umsetzungsverantwortung und Evaluierungsparameter 39 Überblick zu Zielen, Maßnahmen und deren Bezug zu weiteren Zielen --- 4 ---
VORBEMERKUNG MIT DER VORLIEGENDEN BIODIVERSI- jeweiligen Finanzrahmengesetze vorgesehenen TÄTS-STRATEGIE ÖSTERREICH 2020+ erfüllt Ös- Mittel zu bedecken. terreich die Bestimmungen im Artikel 6 des Über- Die aus VertreterInnen aller gesellschaftlichen einkommens über die biologische Vielfalt (BGBL. Gruppen zusammengesetzte Nationale Biodiversi- 213/1995). Demnach hat jede Vertragspartei täts-Kommission wird die Umsetzung der Strategie (a) nationale Strategien, Pläne oder Programme zur und Erreichung ihrer Ziele begleiten und überprü- Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologi- fen. Die Mitglieder der Kommission berichten jähr- schen Vielfalt zu entwickeln oder zu diesem lich über die in ihrem Zuständigkeitsbereich gesetz- Zweck ihre bestehenden Strategien, Pläne und ten Maßnahmen zur Umsetzung der Strategie und Programme anzupassen, […]; sowie Erreichung ihrer Ziele. 2017 werden diese jährli- (b) die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der chen Berichte zusammengefasst und der Kommissi- biologischen Vielfalt, [...] in ihre diesbezügli- on vorgelegt. Im Jahr 2020 sollen in einem umfas- chen sektoralen oder sektorenübergreifenden senden Evaluierungsbericht die Veränderungen Pläne, Programme und Politiken einzubeziehen. gegenüber 2010 – sofern nicht andere Referenzjahre für Berichtspflichten vorgegeben sind – dargelegt werden. Allfällige Anpassungen und weitere strate- gische Planungen werden ab 2020 entwickelt. DER PROZESS ZUR ENTWICKLUNG DER NEUEN BIODIVERSITÄTS-STRATEGIE ÖSTERREICH 2020+ 2012 wurde vom BMLFUW gemeinsam mit den Bundesländern und Umweltbundesamt ein breites, partizipatives Projekt zur Entwicklung einer neuen Biodiversitäts-Strategie für Österreich gestartet. Ein Die Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ erster Entwurf der Biodiversitäts-Strategie Öster- formuliert in fünf Handlungsfeldern und zwölf Zie- reich 2020+ wurde vom Umweltbundesamt auf len die Schwerpunkte, an denen sich die Akteure Basis der Ergebnisse von sieben thematischen aus Bund, Länder und Gemeinden, NGOs sowie alle Workshops erarbeitet. An diesen Workshops sowie anderen relevanten Stakeholder künftig orientieren der weiteren Entwicklung der Strategie und Ab- sollen, um die Biodiversität und ihre Ökosystem- stimmung haben die für den Bereich der Biodiversi- leistungen langfristig zu erhalten und zu fördern. tät relevanten Stakeholder und Entscheidungsträge- Für den Erhalt der Biodiversität ist ein stärkeres und rInnen auf verschiedenen Ebenen ‒ Ministerien, gemeinsames Engagement dringend nötig. Bundesländer, Sozialpartner, Interessensvertretun- Die Umsetzung der Biodiversitäts-Strategie ist gen, WissenschafterInnen, ExpertInnen, Grundbe- eine gemeinsame Aufgabe. Die Umsetzung der sitzerInnen, NGOs u. v .a. m. ‒ teilgenommen. Die Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ erfolgt in Nationale Biodiversitäts-Kommission hat in ih- rechtlicher und administrativer Hinsicht durch die rer Sitzung am 28. August 2014 einhellig der gemäß Bundesverfassung zuständigen Gebietskör- vorliegenden Strategie zugestimmt und diese perschaften sowie den in der Strategie genannten dem Bundesminister für Land- und Forstwirt- weiteren Akteuren und Stakeholdern im Bereich der schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft empfohlen. biologischen Vielfalt. Die Finanzierung soll durch einen breiten Mix an öffentlichen und privaten Mit- tel sowie durch Inanspruchnahme der EU-Ko- finanzierung erfolgen. Die Finanzierung der Umset- zung ist für den Bund durch die im Rahmen der --- 5 ---
EINLEITUNG BIOLOGISCHE VIELFALT, DIE VIELFALT Zu den wesentlichen Gefährdungen der Biodiversi- VON MIKROORGANISMEN, PILZEN, PFLANZEN tät zählen neben dem Klimawandel, der Ausbrei- UND TIEREN IST FÜR DIE MENSCHHEIT UNENT- tung gebietsfremder invasiver Arten, dem Dünge- BEHRLICH. Sie schafft im Zuge der Stoffkreisläufe mittel- und Pestizideinsatz die zunehmende Boden- saubere Luft und sauberes Wasser, sorgt für frucht- versiegelung durch Siedlungs- und Infrastruktur- bare Böden und trägt zum Klima auf der Erde bei. baumaßnahmen, auch im Bereich der städtischen Darüber hinaus ist Vielfalt Voraussetzung für unse- Grünräume sowie der Haus- und Kleingärten. Dies re Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden in führt zu Verlust sowie zur Fragmentierung wich- einer lebenswerten Umwelt sowie die Verfügbarkeit tiger Lebensräume. von nachwachsenden Rohstoffen, u. a. für Kleidung Luftschadstoffe durch den Verkehrs- und den Ge- oder Baumaterial. werbe- und Industriebereich haben die Standortbe- Der Biodiversitätsverlust ist neben dem Klimawan- dingungen in Waldgebieten und Grünlandstandorten del als die kritischste globale Umweltbedrohung zu verändert. Schwermetalle und Streusalz führen zu 1 sehen. Über die Höhe der anthropogen verursach- Beeinträchtigungen der Bodenlebewelt. ten Aussterberate gibt es unterschiedliche Schät- Kommunale Grünflächen wie Parkanlagen, Indust- zungen; alle weisen jedoch eine deutlich höhere rie- und Gewerbebrachen, Hausgärten, aber auch Verlustrate als unter natürlichen Bedingungen aus. Infrastrukturbegleitflächen nehmen einen erhebli- Weltweit sind rund 60 % aller Ökosysteme, 25 % chen Teil der Gesamtfläche Österreichs ein und sind der Säugetiere, 13 % der Vögel und 41 % der Am- damit grundsätzlich in der Lage, auch einen wichti- 2 phibien gefährdet. Seit 1900 sind weltweit 75 % gen Beitrag zur Verbesserung der Artenvielfalt zu der genetischen Vielfalt landwirtschaftlicher Kultu- leisten. 3 ren verloren gegangen. Land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen nehmen in Österreich ca. 80 % der Landesfläche ÖSTERREICH IST REICH AN BIOLOGISCHER ein. Auf etwa 25 % der Landesfläche Österreichs VIELFALT ‒ DIE JEDOCH AUCH GEFÄHRDET IST wird in regional unterschiedlicher Intensität produk- tionsorientierte konventionelle und Bio-Land- Aufgrund seiner klimatischen und topographischen wirtschaft betrieben. Die von Menschen geprägten Verhältnisse hat Österreich eine große biologische Kulturlandschaften sind wichtiger Lebensraum für Vielfalt und zählt auch im mitteleuropäischen Ver- viele Tier- und Pflanzenarten. Die Art der Nutzung gleich zu den artenreichsten Ländern. Die regional dieser Flächen sowie generell deren Erhalt spielen angepasste landwirtschaftliche Produktion in Öster- für die biologische Vielfalt daher eine wichtige reich trägt auch zu einer genetischen Vielfalt von Rolle. Um die vielfältigen Funktionen dieser Flä- Ökotypen, Sorten und Rassen bei. Diese Vielfalt zu chen auch in Zukunft gewährleisten zu können, ist erhalten ist Zielsetzung zahlreicher politischer Pro- es wichtig, eine Balance zwischen „Schützen und gramme und Projekte. In den letzten Jahren haben Nützen“ zu finden. Nur eine standortangepasste, diese verstärkten Bemühungen im Natur- und Arten- ressourceneffiziente Landbewirtschaftung trägt der schutz zu einer Abschwächung des Artenrückgan- Versorgungssicherheit Rechnung. 56 % des Grün- ges in einigen Bereichen geführt. In anderen Be- landes werden in Österreich laut Grünem Bericht reichen der biologischen Vielfalt konnte noch keine 2013 extensiv genutzt, ein im Vergleich zu anderen Trendwende erreicht werden. Ländern überdurchschnittlich hoher Anteil. Die Roten Listen für ausgewählte Tiergruppen in Österreich zeigen, dass bei den Säugetieren 37 %, 1 Europäische Kommission (2011): Mitteilung der Kommission an bei Vögeln 36 %, Kriechtieren 64 %, Lurchen und das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Fischen je 60 % einer Gefährdungskategorie zuge- Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen. Lebensversicherung und Naturkapital: Eine ordnet sind. Bei den Farn- und Blütenpflanzen wa- Biodiversitätsstrategie der EU für das Jahr 2020. Brüssel, ren vor rund 15 Jahren 40 % gefährdet. Von den 3.5.2011, KOM(2011) 244 endgültig 488 in Österreich vorkommenden Biotoptypen, die 2 http://www.iucnredlist.org/about/summary-statistics 3 vielfach auch durch die sich wandelnde Nutzung www.fao.org/worldfoodsummit/english/fsheets/environment.pdf --- 6 ---
und Bewirtschaftungsweise des Menschen entstan- den sind, wurden 246 in den Kategorien gefährdet und stark gefährdet eingestuft, 33 sind von der voll- ständigen Vernichtung bedroht. Fünf Biotoptypen 4 sind vollständig vernichtet. Gemäß Art. 17 Bericht 2013 sind im Grünland 17 % der Schutzgüter ge- mäß FFH-RL in der alpinen und 5 % der Schutzgü- ter in der kontinentalen Region in einem günstigen 5 Erhaltungszustand. ERFOLGE IM BIODIVERSITÄTSSCHUTZ – Zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit werden so- BEISPIELE wohl durch öffentliche Einrichtungen wie auch 6 durch NGOs Kampagnen durchgeführt, Informati- Die Gesamtfläche der naturschutzrechtlich verord- onsmaterial erarbeitet, Besucherzentren errichtet, neten Gebiete beträgt 27 % des Bundesgebietes. Führungen angeboten, und diverse Medien genutzt. Davon sind aktuell 16 % der Bundesfläche als Natu- Die Kampagne „vielfaltleben“ hat mit großem Er- ra 2000-Gebiet, Nationalpark oder Naturschutzge- folg Schutzprojekte aber auch Projekte zur Verstär- biet streng geschützt und fast 11 % entfallen auf kung des Bewusstseins der Öffentlichkeit durchge- weniger streng geschützte Gebiete, wie z. B. Land- führt. Ein Biodiversitäts-Gemeinde-Netzwerk wur- schaftsschutzgebiete. de errichtet. Im Rahmen des Projektes „National- Projekte zur Verbesserung der ökologischen Situa- parks Austria Öffentlichkeitsarbeit 2012‒2014“ tion erfolgen durch öffentliche wie auch private wurden öffentlichkeitswirksame Maßnahmen durch- Organisationen, vielfach mit EU-Ko-Finanzierung. geführt. Mit diesen österreichweiten Informations- Mit dem Österreichischen Programm für Umweltge- Kampagnen soll der Bekanntheitsgrad und die Be- rechte Landwirtschaft (ÖPUL) und den Wald- deutung der Biodiversität erhöht werden. Umweltmaßnahmen (WUM) wird eine umweltge- Es wurden zahlreiche, spezifische Naturschutzmaß- rechte, extensive und den natürlichen Lebensraum nahmen durchgeführt, u. a. für gefährdete Pflanzen- schützende Land- und Forstwirtschaft gefördert. und Tierarten, wie z. B. Sand-Schwertlilie, Fluss- Diese Maßnahmen leisten daher wichtige Beiträge perlmuschel, Greifvögel, Tagfalter und Käfer. Moo- zur Erreichung der Biodiversitäts-Ziele im landwirt- re und Fließgewässer wurden renaturiert, Wiesen schaftlichen Bereich. In der europäischen Union ist und Wälder durch extensive Bewirtschaftung öko- Österreich Vorreiter im Biolandbau. Mit der Förde- logisch verbessert. Für Vögel und Amphibien wur- rung von seltenen Kulturpflanzensorten und von den Nist-, Brut- oder Laichstätten geschaffen. Pflanzensorten für den Biolandbau werden Maß- nahmen zur Erhöhung der genetische Diversität in DIE RAHMENBEDINGUNGEN DER der Landwirtschaft gesetzt. Österreich verzichtet BIODIVERSITÄTS-STRATEGIE ÖSTERREICH 2020+ aus ökologischen, gesundheitspolitischen sowie sozio-ökonomischen Gründen auf den landwirt- Die Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+ ist in schaftlichen Anbau gentechnisch veränderter Orga- eine Vielzahl von rechtlichen und politischen Rah- nismen (GVO). Die Erhaltung und Verbesserung menbedingungen eingebettet. Die wesentlichen der biologischen Vielfalt wird von einer nachhalti- rechtlichen Grundlagen auf internationaler und EU- gen Waldbewirtschaftung gefördert. Zum Beispiel Ebene bilden das Übereinkommen über die biologi- können kleinflächige Nutzungen im Kleinwald ein sche Vielfalt, die Fauna-Flora-Habitat- und die Mosaik an Lebensräumen schaffen. Insbesondere Vogelschutz-Richtlinie, die Wasserrahmenrichtlinie Förderungen aus der EU-Umwelt-Förderschiene und die neue Verordnung zu gebietsfremden invasi- „L'Instrument Financier pour l'Environnement“ ven Arten. Auf nationaler Ebene sind die Natur- (LIFE) wurden in Österreich für die Renaturierung schutzgesetze der Bundesländer maßgeblich, die von Lebensräumen eingesetzt. durch weitere Rechtsnormen der Länder, wie bei- spielsweise Artenschutz- und Schutzgebietsverord- 4 Zehnter Umweltkontrollbericht. Umweltsituation in Österreich. nungen ergänzt werden. Bedeutung für die biologi- REP-0410, Umweltbundesamt, Wien sche Vielfalt hat auch die Nationalpark-Strategie. 5 Umweltbundesamt (2013): Ausarbeitung des österreichischen 6 Berichtes gemäß Art. 17 FFH-Richtlinie, Berichtszeitraum 2007‒ Nichtregierungsorganisationen (Non Governmental Organisation 2013. Bericht im Auftrag der Verbindungsstelle der Länder, Wien. NGO) --- 7 ---
Darüber hinaus sind gesetzliche Regelungen wie Vision und Ziel der EU-Biodiversitäts- z. B. das Forstgesetz, und Regelungen aus anderen Strategie 2020 Sektoren, die einen wesentlichen Einfluss auf die Landnutzung haben, wie beispielsweise die Raum- Die Vision für 2050 planung, Verkehrsplanung, Wasserwirtschaft, Jagd und Fischerei von Bedeutung. Auch bilden die ein- Schutz, Wertbestimmung und Wiederherstellung schlägigen Protokolle der Alpenkonvention, Berner-, der biologischen Vielfalt und der von ihr erbrach- Bonner- und Ramsar-Konvention, als auch das ten Dienstleistungen – des Naturkapitals – der Umwelt-Strafrecht sowie die Aarhus-Konvention Europäischen Union aufgrund des Eigenwerts der wichtige Rahmenbedingungen. Die EU-Biodiversi- biologischen Vielfalt und ihres fundamentalen täts-Strategie 2020, die Strategien des Bundes und Beitrags zum Wohlergehen der Menschen und der Länder zu verschiedenen Themenbereichen zum wirtschaftlichen Wohlstand, um katastropha- stellen wesentliche politische Ziele und Absichten le Veränderungen, die durch den Verlust der bio- dar. Auch die Strategien oder Planungskonzepte logischen Vielfalt verursacht werden, abwenden anderer Sektoren sind für die biologische Vielfalt zu können. relevant, wie z. B. die Energiestrategie Österreich, der Nationale Aktionsplan Pflanzenschutzmittel, die Das Ziel für 2020 Österreichische Tourismusstrategie, das Österrei- Aufhalten des Verlustes an biologischer Vielfalt chische Raumentwicklungskonzept, der Gesamtver- und der Verschlechterung der Ökosystemdienst- kehrsplan Österreich oder Planungen auf regionaler leistungen in der Europäischen Union und deren Ebene, wie regionale Entwicklungsprogramme oder Flächenwidmungspläne. weitest mögliche Wiederherstellung bei gleich- Im Grunde ist festzuhalten, dass nahezu alles zeitiger Erhöhung des Beitrags der Europäischen menschliche Tun und damit auch nahezu alle recht- Union zur Verhinderung des Verlustes an biolo- lichen Bestimmungen auf den Erhalt und die Ent- gischer Vielfalt weltweit. wicklung der biologischen Vielfalt Einfluss haben Europäische Kommission (2011): Mitteilung der Kom- können. Der Schutz der biologischen Vielfalt trägt – mission an das Europäische Parlament, den Rat, den Eu- und soll auch in Zukunft – zum Erhalt des Wirt- ropäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den schaftsstandorts Österreich beitragen. In vielen Ausschuss der Regionen. Lebensversicherung und Natur- Bereichen ist es daher wichtig, gesamtheitliche kapital: Eine Biodiversitäts-Strategie der EU für das Jahr Lösungsstrategien unter Einbindung aller gesell- 2020. Brüssel, 3.5.2011, KOM(2011) 244 endgültig. schaftlichen Akteure zu entwickeln. --- 8 ---
HANDLUNGSFELD – BIODIVERSITÄT KENNEN UND ANERKENNEN ZIEL 1 BEDEUTUNG DER BIODIVERSITÄT --- Verbesserung des Wissenstransfers zwischen IST VON DER GESELLSCHAFT ANERKANNT Wissenschaft und Gesellschaft, insbesondere EntscheidungsträgerInnen in der Wirtschaft, --- Die Wertschätzung der Biodiversität in der Multiplikatoren und naturnutzenden Berufs- Gesellschaft hat sich erhöht (2020). gruppen, HausgartenbesitzerInnen und Erho- --- Mehr Partner aus verschiedenen Bereichen lungssuchenden und ein erhöhter Anteil der allgemeinen Öf- --- Ausbau der Lehrpläne aller Bildungsstufen im fentlichkeit unterstützen die Erhaltung und Hinblick auf das Verständnis von Biodiversität, die Entwicklung der biologischen Vielfalt. deren Dynamik und umfassenden Wert, auf das --- Verstärkte Beteiligung der betroffenen Öf- Konzept der Ökosystemleistungen sowie auf fentlichkeit bei biodiversitätsrelevanten Pro- Handlungsoptionen für den Erhalt der Biodiver- jekten ist erreicht. sität --- Ausbau der Angebote in der Erwachsenenbil- HINTERGRUND dung, z. B. http://www.vhs.or.at/, LFIs und Verantwortung für die Erhaltung der Biodiversität NGOs, insbesondere auch Weiterbildungs- und wird nur dann wahrgenommen werden, wenn das Beratungsveranstaltungen für Land- und Forst- Wissen über Arten, Ökosysteme und deren komple- wirtInnen und BeraterInnen xe Wechselwirkungen verfügbar ist. Auch das Wis- --- Weiterentwicklung des Angebotes öffentlicher sen inwieweit persönliche und politische Entschei- Medien (ORF) im Rahmen ihres Bildungsauf- dungen die Biodiversität beeinflussen können, muss trages vorhanden sein. Es braucht die Integration von Bio- --- Verstärkte Nutzung von social media, z. B. diversitätsanliegen in allen relevanten Fachplanun- Facebook, Twitter, Blogs, Apps, um junge gen oder Strategien (z. B. Tourismusstrategie, Ener- Menschen zu erreichen giestrategie, Infrastrukturprojekte, Raumplanung). --- Bewusstseinsbildung zur Erhaltung der Bio- diversität auf Flächen mit Vorbildwirkung im MASSNAHMEN öffentlichen Raum (Gemeinden, Städte, öffent- --- Zielgruppenorientierter Ausbau der Öffentlich- liche Einrichtungen) keitsarbeit, z. B. Erfordernisse zur praktischen Umsetzung der EU-Naturschutz-Richtlinien, Bedeutung von Ökosystemen und ihrer Leistun- gen, Zusammenhänge zwischen Konsumverhal- ten und Biodiversität sowie Bewirtschaftung und Biodiversität, insbesondere auch für Grundeigentümer und Landnutzungsberechtigte --- Fortsetzung und Entwicklung österreichweiter und spezifischer Kampagnen, z. B. vielfaltleben, Nationalparks Austria, www.naturbeobachtung.at, Natur im Garten, Biodiversität in der Stadt, www.muttererde.at --- Einrichtung von sektorenübergreifenden Platt- formen, z. B. Biodiversität und Gesundheit, „Business and Biodiversity“ --- 9 ---
Evaluierungsparameter: ZIEL 2 BIODIVERSITÄTSFORSCHUNG UND BIODIVERSITÄTSMONITORING SIND --- Aktivitäten zur Förderung der Biodiversi- AUSGEBAUT tät (MOBI B1) --- Anzahl der positiven Medienberichterstat- --- Kenntnisse über die Biologie und Ökologie tungen über Biodiversität und Natur- von Arten und Lebensräumen sowie zur Ta- schutz (Clippings) xonomie sind ausgebaut (2020+). --- Anzahl der Partner der Kampagne --- Kenntnisse über die Zusammenhänge zwi- vielfaltleben schen menschlichem Handeln und Biodiver- --- Anerkennung der Bedeutung der Werte der sität sind verbessert (2020+). Biodiversität durch die Gesellschaft sowie --- Daten zu Status und Trends von Arten, deren durch spezifische, biodiversitätsrelevante genetischer Diversität und Lebensräumen Sektoren (österreichweite, repräsentative sowie Einflussfaktoren und Erhaltungsmaß- bzw. sektorale Umfragen) nahmen sind vorhanden (2019, 2020+). --- Auswertungen von Zuseherquoten relevanter --- Erkenntnisse und Daten werden in politi- Sendungen im Fernsehen (ORF sowie ande- schen Entscheidungen berücksichtigt. rer Sender) --- Zugriffe/Bewertungen in ausgewählten bio- HINTERGRUND diversitätsrelevanten social media (likes) Fundierte wissenschaftliche Grundlagen zu den z. B. Nationalparks Austria aktuellen Herausforderungen, sei es der Zusammen- --- Wissensvermittlung im Biologieunterricht in hang von Landnutzungsänderungen, Ökosystemleis- Pflichtschulen (Messgröße: Schulstunden) tungen und Biodiversität, oder Klimawandel und --- Besuche von Schulklassen/Unter- Biodiversität, sind auch Voraussetzungen für eine nehmen/Institutionen in Nationalparks, Na- Bewertung der Gefahren und Risiken für die Bio- turparks oder anderen Schutzgebieten diversität und die angemessene Entwicklung von --- Anzahl errichteter Kommunikations- und Maßnahmen. Der österreichische Rat für Forschung Vernetzungsplattformen zum Thema Bio- und Technologieentwicklung empfiehlt übergrei- diversität fende Schwerpunktsetzungen über alle Ressortzu- --- Höhe der ausgegebenen Mittel für biodiversi- ständigkeiten für ausgewählte Schwerpunktthemen tätsbewusstseinsbildende Maßnahmen in mit gesellschaftlicher oder strategischer Bedeutung Förderbereichen (z. B. Ländliche Entwick- für Österreich. Biodiversitätsforschung ist ein Mus- lung-LE, Europäische Territoriale Zusam- terbeispiel für die Notwendigkeit, sektorenübergrei- menarbeit-ETZ, LIFE) fend vorzugehen und bietet sich als ein „Bund- --- Anzahl von neuangelegten Biodiversitätsflä- Bundesländer-Kooperationsprojekt“ an. chen im öffentlichen Raum Biodiversitätsmonitoring ist erforderlich um Zu- standsveränderungen der biologischen Vielfalt zu Umsetzungsakteure7: Ämter der Landesregierun- verfolgen. Auf Basis von Daten aus bestehenden gen, BMBF, BMLFUW und auch eigens eingerichteten Monitoring-Projek- Weitere Akteure: Ausbildungs- und Weiterbil- ten und weiteren Aktivitäten (z. B. Biotopkartierun- dungseinrichtungen (Universitäten, Fachhochschu- gen) zur Erfassung von Arten und Lebensräumen len, Volkshochschulen, Schulen), ASFINAG, BFW, werden Berichte, z. B. nach Art. 17 der FFH-Richt- BMWFW, Botanische und Zoologische Gärten, linie und Art. 12 der Vogelschutz-Richtlinie, er- EVUs, LFIs, Naturkundliche Museen, Naturschutz- stellt. akademien, ÖBB, Städte und Gemeinden sowie Technologische Entwicklungen und Innovationen NGOs werden als Voraussetzung für die Sicherung von Lebensqualität und Wohlstand für zukünftige Gene- rationen gesehen. Die notwendige Stärkung der Forschung, Entwicklung und Umsetzung neuer Technologien innerhalb und außerhalb Österreichs muss mögliche Auswirkungen auf die biologische Vielfalt einbeziehen. 7 Die Listung der Akteure erfolgt in alphabetischer Reihenfolge --- 10 ---
MASSNAHMEN --- Förderung von wissenschaftlichen Sammlungen --- Bekenntnis zur organismischen und ökosyste- unter Berücksichtigung innovativer Entwick- maren Biodiversitätsforschung sowie einer lö- lungen und moderner Technologien und Ver- sungsorientierten transdisziplinären Forschung netzung von Datenprovidern (z. B. Global Bio- in nationalen Forschungsprogrammen, insbeson- diversity Information Facility-GBIF, Biofresh, 9 dere zu Einflussfaktoren auf die Biodiversität Austrian Barcoding of Life-ABOL) --- Bewertung der Gefahren und Risiken sowie der --- Entwicklung von Methoden zur Integration von Chancen für die Steuerung der Einflussfaktoren Biodiversitätsauswirkungen in Lebenszyklusana- auf die Biodiversität und daraus abgeleitet die lysen (Life Cycle Assessment-Methoden) in Entwicklung von Handlungsoptionen für Abstimmung mit den relevanten internationalen Schutzmaßnahmen (inkl. Beweissicherung/Er- Entwicklungen folgskontrolle) --- Überprüfung bestehender biodiversitätsrelevan- --- Förderung von open-access Publikationen ent- ter Monitoringprogramme hinsichtlich ihrer Aus- 8 sprechend der Berliner Deklaration sagekraft in Bezug auf Klimawandelanpassung --- Erfassung und regelmäßige Überwachung (Mo- --- „Horizon scanning“ von Entwicklungen und nitoring), primär von EU-rechtlichen Schutzgü- Gefährdungsfaktoren der Biodiversität z. B. tern (gemäß FFH- und Vogelschutz-Richtlinie) Szenarien- und Prognosemodellentwicklungen sowie weiterer Ausbau und Harmonisierung be- --- Etablierung neuer Konzepte zur Erhebung der stehender Datenmanagementstrukturen für die Biodiversität unter Mithilfe der Bevölkerung Erfassung, Haltung und Auswertung relevanter (z. B. Citizen Science mit Smartphone Apps) Informationen, z. B. für die Berichtslegungen und von LandbewirtschafterInnen (z. B. aktiver gemäß Art. 17 der FFH-Richtlinie und Art. 12 Einbezug von Land- und ForstwirtInnen in Bio- der Vogelschutz-Richtlinie sowie für andere diversitätsmonitoring-Projekte) in Zusammen- verpflichtende Berichtslegungen, z. B. CBD, arbeit mit der Erfassung durch Experten Ramsar, Alpenkonvention --- Erfassung der Bodenbiodiversität und deren --- Aktualisierung ausgewählter Roter Listen für Ökosystemleistungen Österreich und auf Bundesländerebene, Erarbei- tung neuer Roter Listen für ausgewählte Arten- Evaluierungsparameter: gruppen mit hohem Indikatorwert oder hoher --- Anzahl der Berichte und peer-reviewed10 Relevanz für Ökosystemleistungen Publikationen zur Biodiversitätsforschung --- Ausbau von flächendeckenden Biotopkartierun- mit Beteiligung nationaler Einrichtungen gen --- Reduktion der Anzahl der Schutzgüter --- Weiterführung der im Rahmen der Österreichi- von europäischer Bedeutung, die derzeit schen Raumordnungskonferenz begonnenen noch als „unknown“ eingestuft sind (für Arbeiten zur Entwicklung einer österreichwei- EU-Berichtspflichten) ten Landnutzungserhebung gemäß Landinfor- --- Fläche, die durch aktuelle Biotopkartie- mationssystem Austria/LISA-Standards rungen abgedeckt ist --- Ausbau der Ausbildung im Bereich Biodiversi- --- Anzahl/Teilnehmer an biodiversitätsbezoge- tätsforschung, taxonomischer Grundlagenfor- nen Weiterbildungs- und Beratungsveranstal- schung sowie der taxonomisch-systematischen tungen für Land- und ForstwirtInnen und an- Wissensvermittlung in der Lehramts- und Wis- dere Akteure senschaftsausbildung an Universitäten, Fach- hochschulen und außeruniversitären Einrichtun- gen Umsetzungsakteure: Ämter der Landesregierun- gen, BMWFW 8 Berliner Deklaration über den offenen Zugang zu wissenschaftli- Weitere Akteure: AGES, außeruniversitäre For- chem Wissen zielt darauf ab, das Internet als Instrument zur Ver- schungseinrichtungen, BFW, BMG (GVO For- breitung von wissenschaftlichen Kenntnissen zu fördern. Diese schung), BMLFUW, BMVIT, Fachhochschulen, Möglichkeiten der Wissensverbreitung über das Internet müssen LKÖ, LFBÖ, Naturwissenschaftliche Sammlungen, nach dem Prinzip des offenen Zugangs (Open Access-Paradigma) ÖAW, Schutzgebietsverwaltungen, Umweltbundes- gefördert werden. http://openaccess.mpg.de/68053/Berliner_Erklaerung_dt_Version amt, Universitäten sowie NGOs _07-2006.pdf. 9 Eine weitere Entwicklung erfolgte durch die Deklaration von San www.freshwaterbiodiversity.eu, ABOL: Austrian Barcode of Life 10 Francisco, die die Nutzung von Primärdaten fordert. Auch diese Beurteilung wissenschaftlicher Arbeiten durch unabhängige wurde von österreichischen Forschungseinrichtungen unterzeichnet. FachexpertInnen --- 11 ---
HANDLUNGSFELD – BIODIVERSITÄT NACHHALTIG NUTZEN ZIEL 3 LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT wie ihre Habitate sind von der Fortführung einer TRAGEN ZUR ERHALTUNG UND VERBESSERUNG extensiven Nutzung abhängig. Mehr als 80 % der DER BIODIVERSITÄT BEI Landesfläche Österreichs ist Kulturlandschaft. Etwa ein Drittel wird landwirtschaftlich genutzt, davon --- Erhöhung der Flächen mit biodiversitätsrele- etwas mehr als die Hälfte als Grünland, der Rest vanten Agrarumweltmaßnahmen (2020). wird als Ackerland bewirtschaftet. Die Sicherung --- Der Erhaltungszustand von Arten und Le- eines dynamischen, ländlichen Raumes mit Erhalt bensräumen, die von der Land- oder Forst- seiner vielfältigen Aufgaben und Funktionen für die wirtschaft abhängen oder von ihr beeinflusst Gesellschaft muss auch in Zukunft gewährleistet werden, ist gemessen am Referenzszenario sein. Nahezu die Hälfte der Landesfläche ist mit 2010 messbar verbessert (2020). Wäldern bedeckt, die zum überwiegenden Teil auch --- Verbesserung der Entwicklung beim Farm- forstwirtschaftlich genutzt werden. Zentrale Bedeu- 11 land Bird Index (2020) . tung kommt auch der Raumordnung mit ihren pla- --- Gesamtbestand der seltenen Nutztierrassen nerischen Vorgaben zur Siedlungs- und Verkehrs- ist stabil bis leicht steigend. entwicklung zu. Eine zu intensive, mit zu hohem --- Zahl der Bienenvölker ist auf 400.000 erhöht Dünger- und Pestizideinsatz arbeitende Landwirt- (2020). schaft hat ebenso wie die Nutzungsaufgabe negative --- Totholzanteil und Altbäume, besonders in Auswirkungen auf Biodiversität und damit verbun- den bisher gering ausgestatteten Naturräumen dene Ökosystemleistungen. Die land- und forstwirt- des Alpenvorlandes, insbesondere des Mühl- schaftliche Nutzung unterliegt regional unterschied- und Waldviertels und des sommerwarmen lichen Rahmenbedingungen und erfordert somit Ostens ist erhöht (2020+). standortangepasste Konzepte zur Biodiversitätsbe- --- Traditionelles Wissen ist erhalten (2020). wertung und -förderung. Für die Landwirtschaft und in geringem Ausmaß für HINTERGRUND die Forstwirtschaft von besonderer Bedeutung ist Die Art und Intensität der land- und forstwirtschaft- die Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik lichen Nutzung ist entscheidend für das Vorkom- (GAP) der Europäischen Union. Ihre Wirksamkeit men und den Zustand von zahlreichen Arten und ist, auch durch die spezifische Zielausrichtung, Lebensräumen in der Kulturlandschaft. Ein hoher unterschiedlich stark ausgeprägt. Das ÖPUL trägt Anteil semi-natürliche Flächen (z. B. Brachland) an mit seinen Maßnahmen direkt und indirekt zur Er- der landwirtschaftlichen Fläche ist dabei entschei- haltung der Biodiversität bei, indem es z. B. auch dender Faktor für Ausbau und Erhalt der Biodiversi- die Anpassung der modernen Landnutzung an die tät. Dabei ist es wichtig, die wirtschaftlichen und Bedürfnisse von Arten und Lebensräumen ermög- sozialen Rahmenbedingungen, die die land- und licht. Die Dokumentation der Landschaftselemen- 12 forstwirtschaftliche Praxis stark beeinflussen und te gibt wichtige Informationen über die strukturel- vor allem auch durch den Handel und die verarbei- le Vielfalt in der Kulturlandschaft. Die Herausforde- tende Industrie geprägt werden, mit zu berücksich- rung der Zukunft ist die Erhaltung und Förderung tigen. Viele heute als naturschutzfachlich wertvoll der Biodiversität mit nachhaltiger Ernährungssiche- angesehene Biotoptypen wurden insbesondere auch rung und -sicherheit („food security“) in Einklang durch die traditionelle Land- und Forstwirtschaft zu bringen. geschaffen; zahlreiche Tier- und Pflanzenarten so- 11 12 Eine Trendumkehr beim Farmland Bird Index wird auch zusätzli- AMA-Erhebung der Landschaftselemente: Bäume/Büsche; He- che Maßnahmen anderer Sektoren erfordern. cken/Ufergehölze; Gräben; Feldgehölze etc. --- 12 ---
Aufgrund der hohen Waldausstattung ergibt sich der ex-situ (in Sammlungen wie botanischen Gär- große Stellenwert des Waldes für den Schutz der ten, Genbanken) heimischen Arten und Lebensraumvielfalt. Aller- --- Sicherung der Ackerbegleitarten dings steht auch die Waldbiodiversität im Span- --- Sicherung des freien Tausches von Saatgut nungsfeld vielfältiger, gesellschaftlicher und wirt- seltener Sorten schaftlicher Ansprüche an den Wald. Um die Nutz-, --- Stärkung des Bewusstseins über die Bedeutung Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungswirkung des traditioneller Formen der Nutzung der biologi- 13 Waldes langfristig zu sichern, bedarf es intakter schen Vielfalt und der damit verbundenen kul- Waldökosysteme. Ausreichend große Prozess- turellen Vielfalt in Österreich sowie Förderung schutzgebiete dienen dem Schutz von Arten und des lokalen Erfahrungswissens über traditionel- Lebensgemeinschaften, die an frei ablaufende, na- le Kulturarten und der genetischen Vielfalt 14 türliche Prozesse im Wald gebunden sind. (Sorten, Ökotypen, landeskultureller Wert) Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist eng mit --- Fortführung nationaler Dialoge in der Land- traditionellem Wissen und Gebräuchen verbunden, und Forstwirtschaft, insbesondere zur Umset- insbesondere im Alpenland Österreich. Österreich zung von EU-Vorgaben (z. B. Saatgut-Dialog, hat sich dazu bekannt, das Wissen und die Praktiken Walddialog, Natura 2000-Plattform) im Umgang mit der Natur zu erhalten. --- Umsetzung von effektiven Maßnahmen zum Schutz von Honig- und Wildbienen MASSNAHMEN --- Umsetzung der Maßnahmen des Österreichi- --- Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen schen Wald-Ökologie-Programms (ÖWÖP), zur Gewährleistung eines „günstigen Erhal- insbesondere über das Programm für die Länd- tungszustandes“ für die FFH-Schutzgüter der liche Entwicklung 2014–2020 Agrarlandschaft und der Wälder, wie z. B. in- --- Schaffung von Anreizen in der Ländlichen terdisziplinäre und partizipativ entwickelte pra- Entwicklung 2014–2020 zur Erhöhung des An- xisnahe Bewirtschaftungsleitlinien teils an Alt- und Totholz, insbesondere für --- Effektive Nutzung verfügbarer Mittel für Flä- Waldgebiete mit einem geringen Totholzanteil, chenzahlungen sowie Projektförderungen zum nach fachlichen Kriterien Schutz der Biodiversität im Programm für die --- Umwandlung und Überführung von naturfernen Ländliche Entwicklung Beständen und Erhöhung des Anteils der an den --- Einrichtung von 5 % ökologischer Vorrangflä- Klimawandel angepassten Baumarten der po- chen (z. B. Blühstreifen) in der Form, dass bio- tentiellen natürlichen Waldgesellschaften diversitätsbezogene Ökosystemleistungen, Ver- --- Erhöhung der Fläche von eingriffsfreien Berei- netzungs- und Trittsteinfunktionen durch Agrar- chen in Nationalparks (insbesondere Waldflä- umweltmaßnahmen optimiert werden chen) entsprechend den Zielsetzungen der öster- --- Erhaltung von Dauergrünland, insbesondere von reichischen Nationalpark-Strategie und im Ein- extensiven Flächen sowie weiterer Flächen mit klang mit den Empfehlungen des Beirats Natio- hohem Wert für den Naturschutz. Erhaltung des nalparks Austria sowie Identifizierung und Prü- aktuellen Anteils der High Nature Value-HNV- fung der Einrichtung weiterer, für den Prozess- Flächen sowie eine biodiversitätsfördernde Of- schutz geeigneter Gebiete im Rahmen von fenhaltung der Kulturlandschaft durch Maß- Schutzgebietskonzepten mittels Vertragsnatur- nahmen im ÖPUL schutz --- Beibehaltung der spezifischen Unterstützung --- Erfassung, Sicherung und nachhaltige Entwick- von landwirtschaftlichen Betrieben zur Erhal- lung von naturnahen Waldbeständen im Rah- tung der Biodiversität insbesondere in benach- men geeigneter Förderprogramme nach entspre- teiligten Gebieten chendem Interessensausgleich sowie durch Er- --- Sicherung und Ausbau der regional angepassten gänzung des Netzwerkes der Naturwaldreserva- Nutztierrassen in-situ, on-farm (in landwirt- te mit den noch nicht enthaltenen Waldgesell- schaftlichen Betrieben) sowie ex-situ, auch von schaften in ausreichender Größe und Berück- Honigbienen sichtigung von Altbeständen mit weit zurück- --- Sicherung von Kulturpflanzensorten in-situ, on- reichender Habitattradition, unabhängig von der farm (in landwirtschaftlichen Betrieben) sowie Waldgesellschaft --- Prüfung der Möglichkeiten der Umsetzung des 13 Forstgesetz 1975 (BGBl. 440/1975) i.d.g.F. Woodland Bird Index 14 Im Sinne der EU-Biodiversitäts-Strategie 2020 (Ziel 2, Ziel 3) --- Ausbau der biologischen Landwirtschaft --- 13 ---
Evaluierungsparameter: ZIEL 4 WILDTIERBESTAND UND FISCHBESTAND SIND AN NATURRÄUMLICHE VERHÄLTNISSE --- Fläche mit biodiversitätsrelevanten Agrar- ANGEPASST umweltmaßnahmen --- Höhe der Ausgaben für biodiversitätsrele- --- Forst-Jagd-Dialog wird fortgesetzt (2014). vante Maßnahmen des Agrarumweltpro- --- Populationsgröße und Populationsstruktur gramms beim Schalenwild sind bestmöglich an den --- Obstsortenvielfalt (MOBI G5) jeweiligen Lebensraum angepasst (2020+). --- Natürlichkeit der Baumartenzusammen- --- Wildeinflusssituation ist verbessert (2020+). setzung (MOBI W1) --- Akzeptanz der Beutegreifer ist bei der Be- --- Totholz (MOBI W2) völkerung erhöht (2020+). --- Biodiversitätsindex Wald --- Erhaltungszustand der FFH-Fischarten und --- Erhaltungszustand der Arten und Lebens- Gewässer-Lebensraumtypen ist um 50 % bzw. raumtypen der FFH-Richtlinie (Art. 17 Be- 100 % verbessert. richt) sowie Status der Vogelarten der Agrar- --- Gefährdungsstatus von zumindest 15 % der landschaft und der Wälder der Vogelschutz- Fischarten ist verbessert (2020+). richtlinie (Art. 12 Bericht) --- Guter Zustand bzw. gutes ökologisches Po- --- Gefährdungsstatus ausgewählter Artengrup- tential nach Wasserrahmen-Richtlinie sind pen und Biotoptypen der Agrarlandschaft bis 2015 bzw. 2021/2027 erreicht. und der Wälder (Rote Liste) --- Die Fischereiwirtschaft ist nachhaltig --- Farmland Bird Index (2020+). --- Anzahl und Fläche der Naturwaldreservate --- Erhaltungswürdige Nutztierrassen (MOBI G6) --- Arten und Sortenvielfalt in der landwirt- HINTERGRUND schaftlichen Produktion in Österreich Die Jagd bewirtschaftet die Wildbestände und damit --- Anzahl Bienenvölker auch ihre Ökosysteme. Durch die jagdliche Bewirt- --- Fläche und Anteil von Wäldern mit der über- schaftung entstehen mitunter Konfliktpotenziale zu geordneten Zielsetzung der Biodiversitätser- anderen Nutzergruppen, wie z. B. zur Forstwirtschaft, haltung durch aktive Maßnahmen (gem. Landwirtschaft, zum Verkehrs- und Siedlungswe- MCPFE Assessment Guidelines-Kategorien sen, zu Tourismus und Naturschutz. Die Art der 1.3) Bewirtschaftung der Wildbestände ist für den Erhalt --- Zahl der biodiversitätsrelevanten, auf die der Biodiversität von großer Bedeutung. Die Wild- Land- und Forstwirtschaft bezogenen öster- einflusssituation zeigt in vielen Teilen des österrei- reichischen Traditionen im Verzeichnis des chischen Waldes keinen Trend zu einer raschen, Übereinkommens zur Erhaltung des immate- signifikanten Verbesserung. Wenn durch Wildver- riellen Kulturerbes biss eine natürliche Verjüngung von Waldbeständen nicht möglich ist, kann dies z. B. durch Baumarten- entmischung zu einer Verringerung der Biodiversi- Umsetzungsakteure: Ämter der Landesregierun- tät im Wald führen (Österreichisches Wildeinfluss- gen, BMLFUW monitoring, WEM; Österreichische Waldinventur, Weitere Akteure: AGES, BFW, Botanische und ÖWI). Eine gemeinsame Verständigungsbasis ist Zoologische Gärten, Landesjagdverbände, von grundlegender Bedeutung für die erfolgreiche Land&Forst Betriebe, Landwirtschaftskammern, Umsetzung von Maßnahmen zur Biodiversitätser- LFIs, ÖBf AG, Schutzgebietsverwaltungen, Städte haltung. Einerseits werden im österreichischen und Gemeinden, Universitäten, WKÖ sowie Arche Walddialog wald-wildrelevante Themenstellungen Noah, und weitere NGOs behandelt und andererseits wurde 2012 der österrei- chische Forst-Jagd-Dialog ins Leben gerufen. Die partizipativ erarbeiteten „Prinzipien, Kriterien und Indikatoren einer nachhaltigen Jagd“ stellen gene- rell eine wichtige Grundlage dar. Im Jahr 2012 wurde von den Repräsentanten der Landesjagdverbände und der Forstwirtschaft die „Mariazeller Erklärung“ unterzeichnet, die u. a. das Ziel vorsieht, dass die Verjüngung der am Standort --- 14 ---
typischen Baumarten grundsätzlich dem natürlichen --- Gezielte Bewirtschaftung der Schalenwildbe- 15 Potenzial entsprechend erfolgen kann. stände zum Erhalt und zur Verbesserung der Grosse Beutegreifer können im Management von Waldbiodiversität Schalenwildbeständen/Verbissproblematik eine --- Abstimmung der Ausbildungsinhalte von Jagd Rolle spielen, da sie Einfluss auf Verteilung und und Forst insbesondere hinsichtlich Wildein- Populationsgröße des Schalenwildes haben. Durch flusserkennung, -bewertung und ganzheitlicher Schadenspräventionsmaßnahmen (Herdenschutz) Maßnahmenableitung sowie angemessene Schadensabgeltung kann die --- Erstellung und Umsetzung österreichweit und Akzeptanz für große Beutegreifer erhöht werden. mit Stakeholdern akkordierter Managementplä- Die Fischfauna ist in Österreich insbesondere durch ne für Beutegreifer (Bär, Wolf, Luchs, Greifvö- Unterbrechungen des Gewässerkontinuums durch gel), die auch Maßnahmen für den Interessens- Migrationshindernisse, wie Kraftwerke, Wehre, ausgleich, einschließlich Schadensprävention Hochwasserschutzmaßnahmen, Schifffahrt, Was- (z. B. Herdenschutz) und Öffentlichkeitsarbeit serentnahmen (z. B. Bewässerung), Veränderungen sowie die Regelung von Entschädigungsfragen, des Abflussregimes Wasserstandschwankungen, beinhalten Uferverbau, Gewässernutzung (z. B. Tourismus) --- Verbesserung der Morphologie, Hydrologie und und vereinzelt Abwasserbelastungen (inkl. hormo- des ökologischen Zustandes der Gewässer im nell wirksamer Substanzen) beeinflusst. Lokal kön- Rahmen der Umsetzung der Vorgaben der Was- nen wirtschaftliche Schäden durch Fischprädatoren serrahmen-Richtlinie (WRRL) entstehen (z. B. in Fischteichen). Laut Roter Liste --- Errichtung funktionsfähiger Fischaufstiegshil- sind 65 % der heimischen Fischarten einer Gefähr- fen gemäß den Vorgaben des Nationalen Ge- dungskategorie zugeordnet. Die Fischerei, die in wässerbewirtschaftungsplans, Überprüfung be- Österreich vor allem als Freizeitfischerei Stellen- stehender Fischaufstiegshilfen und allenfalls ih- wert hat, beeinflusst durch den Besatz und Entnah- re Verbesserung, Fischschutzeinrichtungen an me das gewässertypische Artenspektrum der aquati- Wasserkraftanlagen sowie Verwendung von schen Biozönosen. fischschonenden Turbinentypen im Rahmen der Umsetzung der Vorgaben der WRRL MASSNAHMEN --- Festsetzung und Kontrolle des Höchstbesatzes --- Sektorenübergreifende Abstimmung der Jagd bzw. Beschränkung auf bestimmte standorttypi- mit der Land- und Forstwirtschaft, Verkehrs-, sche Fischarten Siedlungs- und Erholungsnutzung, Tourismus --- Verbot der Freisetzung invasiver gebietsfremder sowie Naturschutz und Raumplanung Fisch-, Flusskrebs- und Muschelarten --- Fortführung des Forst- und Jagddialogs sowie --- Wiedereinbürgerung erloschener Bestände hei- die verstärkte Kommunikation der Mariazeller mischer Fische, Flusskrebse und Muscheln nach Erklärung an alle Naturnutzer situationsbezogener naturschutzfachlicher Prü- --- Verstärkte Berücksichtigung der Kriterien für fung unter Berücksichtigung der IUCN-Kri- 16 eine nachhaltige Jagd terien sowie verstärkte Produktion von autoch- --- Prüfung der Einführung von wildökologischen thonen Besatzfischen zur Stützung geschwäch- Raumplanungsinstrumenten in allen Bundeslän- ter Bestände dern und Abstimmung überregionaler Beja- --- Entwicklung von Kriterien und Indikatoren für gungserfordernisse eine nachhaltige Fischerei und Aquakultur --- Berücksichtigung von überregionalen und regi- --- Fortführung der Dialogplattform „Informations- onalen Wildkorridoren, Migrationsachsen und tagung EU-Fischereiangelegenheiten und -hindernissen in der örtlichen und überörtlichen Aquakultur“ (IFA) Raumplanung --- Regelmäßige Erstellung von Bewirtschaftungs- --- Abstimmung erforderlicher revierübergreifen- plänen für Seen zur nachhaltigen Nutzung der der Bejagungsmethoden sowie von Lebens- Bestände raumverbesserungsmaßnahmen --- Führung von jährlichen Ausfang- und Besatz- --- Fortführung des Österreichischen Wildein- statistiken flussmonitorings (WEM) und der Verjüngungs- --- Umsetzung der Vorgaben der Aquakulturricht- und Verbiss-Erhebungen der Österreichischen linie i.d.g.F. (2006/88/EG) und der österreichi- Waldinventur (ÖWI) 16 https://portals.iucn.org/library/sites/library/files/documents/2013- 15 http://www.tjv.at/uploads/mariazeller_erklarung_rep._osterreich.pdf 009.pdf --- 15 ---
schen Strategie zur Förderung der nationalen ZIEL 5 TOURISMUS UND FREIZEITAKTIVITÄTEN Fischproduktion (Aquakultur 2020) unter Be- ERFOLGEN IM EINKLANG MIT achtung ökologischer Auflagen BIODIVERSITÄTSZIELEN --- Biodiversitätsziele sind in Tourismuspolitiken Evaluierungsparameter: und Leitbildern integriert (2020+). --- Wildeinfluss auf die Waldverjüngung --- Kooperationen zwischen Tourismus und Na- (WEM und ÖWI) turschutz sind ausgebaut (2020). --- Status und Trend der Fischarten (Rote Liste) --- Anzahl der Verfahren mit Bezug zu §16 (5) HINTERGRUND Forstgesetz („Waldverwüstung durch Wild“) Die biologische Vielfalt ist für Tourismus und Frei- --- Schälschäden (ÖWI) zeitaktivitäten von großer Relevanz. Ein intakter --- Status und Trend von Beutegreifern (Rote Natur- und Landschaftsraum ist ein wichtiger Wett- Liste, FFH-RL) bewerbsvorteil und eine Basis für den Tourismus. --- Akzeptanz der Beutegreifer in der Bevölke- Die Zonen mit der größten Tourismusintensität rung (repräsentative Umfrage) liegen vielfach in alpinen Regionen und in Schutz- --- Ökologischer Zustand der Fließgewässer und gebieten. Insbesondere in massentouristischen Zen- Seen (gemäß WRRL) tren sowie ökologisch sensiblen Naturräumen kann --- Anteil der nachhaltig in Österreich produzier- es zu einer Übernutzung natürlicher Ressourcen und ten Fische am gesamtösterreichischen Fisch- damit zu negativen Auswirkungen auf die Biodiver- konsum sität sowohl innerhalb als auch außerhalb von Schutzgebieten kommen. Erhebliche Flächen wer- den durch den Bau touristischer Infrastrukturein- Umsetzungsakteure: Ämter der Landesregierun- richtungen (z. B. Hotels, Parkplätze, Beschnei- gen, BMLFUW ungsteiche) versiegelt oder werden durch touristisch Weitere Akteure: BFW, Bundesamt für Wasser- motivierte Maßnahmen homogenisiert (z. B. Planie- wirtschaft, Energiewirtschaft, Fischereiverbände, rung von Schipisten). Freizeitaktivitäten können zu Fischzüchter, Gemeinden, Gewerbe und Industrie, Störungen von Arten beispielsweise bei der Brut, Jagdverbände, Landwirtschaftskammern, bei der Futtersuche oder bei der Winterruhe führen. Land&Forst Betriebe, ÖBf AG, Schutzgebietsver- Hinzu kommt, dass mit diesen Aktivitäten ein Neu- waltungen, Tourismusverbände, Universitäten, oder Ausbau von Infrastrukturmaßnahmen verbun- Wasserwirtschaft sowie NGOs den ist. Es ist daher wichtig, dass Tourismus- und Freizeitaktivitäten gelenkt werden und auf ökolo- gisch sensible Gebiete besonders Rücksicht ge- nommen wird. In die Richtlinie Umweltzeichen für Tourismus und Freizeitwirtschaft wurden Biodiver- sitätskriterien aufgenommen. MASSNAHMEN --- Partizipative Festlegung von naturräumlichen und klimatischen Grenzen für touristische Infra- struktur auf Basis der regional differenzierten Biodiversitäts-Leitbilder und Anpassung von Ausbauvorhaben an diese Planung und gegebe- nenfalls Prüfung der Möglichkeiten eines Rück- baus --- Reduktion des weiteren Flächenverbrauches durch touristische Infrastrukturmaßnahmen --- Ausbau von Besucherlenkungsmaßnahmen innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten in Abstimmung mit Grundeigentümern --- Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Natur- schutz und Tourismus, insbesondere durch --- 16 ---
Schutzgebietsverwaltungen, Schutzgebietsbe- Evaluierungsparameter: treuerInnen und anderen regionalen Akteuren --- Anzahl der Betriebe mit dem Umweltzei- --- Umsetzung des Protokolls Tourismus der Al- chen Tourismus und Freizeitwirtschaft penkonvention --- Anzahl von Betrieben bzw. Projekten mit --- Kooperation zwischen Tourismus und Ver- Kooperationen zwischen Schutzgebiets- kehrsbetreibern zur Entwicklung von sanften verwaltungen, regionalen Akteuren und Mobilitätsangeboten (Anreise, Mobilität vor Tourismus Ort) mit dem Ziel den an den Tourismus gekop- --- Anzahl von Schutzgebieten als Unterzeichner pelten motorisierten Individualverkehr zu redu- der Europäischen Charta für Nachhaltigen zieren Tourismus (Europarc Federation), Anzahl der --- Entwicklung von naturverträglichen Angeboten Charta-Partner und Naturerlebnisräumen, auch in Siedlungsge- bieten und Naherholungsräumen --- Überprüfung von Möglichkeiten zur Einhebung Umsetzungsakteure: Ämter der Landesregierun- eines Biodiversitätsbeitrages für die Nutzung gen, Tourismusverbände und -kooperationen naturnaher Lebensräume durch Tourismus und Weitere Akteure: BMLFUW, BMWFW, CIPRA Freizeitaktivitäten auf freiwilliger Basis Österreich, Österreichische Hoteliervereinigung, --- Entwicklung und Umsetzung eines österreich- Österreich Werbung, WKÖ, Alpine Organisationen weiten Konzepts für Tourismus und Natur- sowie andere NGOs schutz, mit Ausweisung von Ruhegebieten nach 17 Tiroler Vorbild --- Weiterentwicklung und Evaluierung von Maß- nahmen zur Offenhaltung der Kulturlandschaft als Grundlage für multifunktionale Tourismus- gebiete --- Evaluierung von Auswirkungen der Touris- muswirtschaft auf die Biodiversität 17 http://www.tiroler- schutzgebiete.at/schutzgebiete/ruhegebiete.html --- 17 ---
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