Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung - eine Paradigmen-übergreifende Perspektive
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Originalarbeit Merkmalsintegration und https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung – eine Paradigmen-übergreifende Perspektive Christian Frings1, Iring Koch2, Klaus Rothermund3, David Dignath4, Carina Giesen3, Bernhard Hommel5, Andrea Kiesel4, Wilfried Kunde6, Susanne Mayr7, Birte Moeller1, Malte Möller7, Roland Pfister6 und Andrea Philipp2 1 Universität Trier 2 Universität Aachen 3 Universität Jena 4 Universität Freiburg 5 Universität Leiden 6 Universität Würzburg 7 Universität Passau Zusammenfassung: Die Kognitionspsychologische Grundlagenforschung zur Handlungskontrolle hat inzwischen eine große Zahl sehr spe- zifischer Aspekte von Handlungen in diversen Experimentalparadigmen isoliert und beleuchtet, sodass der gegenwärtige Forschungsstand durch eine kaum übersehbare Flut unverbundener Phänomene und paradigmen-spezifischer Modellvorstellungen gekennzeichnet ist. In dem hier vorgeschlagenen Rahmenmodell (Binding and Retrieval in Action Control, BRAC) werden die für Handlungen wichtigsten Prozesse paradigmen-übergreifend beschrieben, systematisch eingeordnet und in ein Rahmenmodell transferiert, bei dem Merkmalsintegration und Merkmalsabruf als wichtige Mechanismen der Handlungssteuerung dienen. Wir zeigen exemplarisch auf, wie das Rahmenmodell etablierte, aber bislang unabhängig voneinander untersuchte Phänomene der Handlungs-Forschung mithilfe derselben Mechanismen erklärt. Dieses Modell birgt neben seiner Ordnungs- und Integrationsfunktion die Möglichkeit, Phänomen auch aus anderen Forschungskontexten in der Sprache des Modells zu reformulieren. Das Modell soll Wissen aus der Kognitionsforschung bzw. Allgemeinen Psychologie innovativ kon- densieren und anderen Disziplinen zur Verfügung stellen. Schlüsselwörter: Handlungssteuerung, Handlungskontrolle, Merkmalsintegration und Merkmalsabruf Feature Integration and Retrieval in Action Control – A Perspective Across Paradigmas Abstract: Cognitive psychology research on action control has investigated actions in experimental paradigms that tried to isolate specific aspects of these actions. The result is an abundance of paradigm-specific results and models. Here we propose an overarching perspective summarizing the paradigm-specific results in a framework (binding and retrieval in action control; BRAC) that is mainly based on the mechanisms that emerged as important mechanisms of action control in previous research, namely, binding and retrieval. We then use this approach to explain established effects from the realm of action control. The BRAC framework structures the experimental literature on action control but it can also be extended to research areas of psychology, and effects in these research areas can be reformulated within this framework at a microprocess level. The BRAC framework condenses the results of action control from cognitive psychology and allows for the transfer of this condensed knowledge to other areas of psychology. Keywords: action control, feature integration, feature-based episodic retrieval © 2020 Hogrefe Verlag Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14 https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000423
2 C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung Der Griff zur Kaffeetasse, das morgendliche Zähneputzen, Engelkamp & Cohen, 1991). Trotz der offenkundigen Be- das Benutzen der Tastatur beim Schreiben eines Textes ziehungen zum Handlungsbegriff wurden beispielsweise aber auch der Tritt ins Bremspedal beim plötzlichen Auf- in gängigen Lehrbüchern die kognitiven Leistungen des tauchen einer Gefahrensituation – all das sind (zum Teil Menschen separat und vor allem unabhängig vom Hand- alltägliche) Handlungen. Das definierende Element einer lungsbegriff diskutiert – teilweise fehlte sogar das Kapitel https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 Körperbewegung, die als „Handlung“ charakterisiert wer- zur Handlung selbst. den kann, ist die mentale Repräsentation eines Zieles, das Ein wichtiger Schritt zu einer integrativen Betrachtung dem beobachtbaren Verhalten vorangeht. Die Komplexi- mentaler Funktionen, war die Annahme einer zumindest tät der Bewegungen mag zum Beispiel das Drücken einer partiell überlappenden internen Kodierung von Hand- Taste in einem typischen Computer-basierten Experiment lung und Wahrnehmung (vgl. Prinz, 1990). Historischer in einem psychologischen Labor von der Handlung ‚Kaf- Vorläufer dieses „common coding“ Ansatzes ist das so- fee kochen‘ unterscheiden – der entscheidende kognitive genannte ‚ideomotorische Prinzip‘ (James, 1890; Green- Teil der Handlung, die Planung und Auswahl von Kör- wald, 1970; Hoffmann, 1993 Kunde, 2006) – also die An- perbewegungen zum Zwecke der Erreichung eines Ziels, nahme, dass Körperbewegungen durch die Antizipation ist jedoch vergleichbar – die Tasse in der Hand, die po- ihrer beabsichtigten perzeptuellen Effekte (der „Idee“) ko- lierten Zähne, das Wort auf dem Bildschirm, die Verlang- diert, ausgewählt und gesteuert werden. Dazu muss zu- samung des Fahrzeugs (Prinz, 1998). Gleichwohl fokus- nächst eine beidseitige Assoziation zwischen einem gera- sieren wir in diesem Artikel auf Handlungen, die auf ver- de aktiven motorischen Muster und den dadurch erzeug- gleichsweise einfache und schnell erreichbare Effekte ten sensorischen Effekten erlernt werden, sodass später ausgerichtet sind, ohne zu bestreiten, dass es Handlungen die Reaktivierung der Effektvorstellung (der „Idee“) das gibt, die stärker reflexive Komponenten des Abwägens dazu benötigte motorische Muster aktivieren kann (Har- und Entscheidens in Anspruch nehmen (diese grobe Dif- less, 1861). Handlungspläne sind daher von perzeptueller ferenzierung findet eine Entsprechung in Ansätzen aus Natur (da die sensorischen Konsequenzen Teil der Hand- verschiedenen Forschungsfeldern, z. B. Strack & Deutsch, lungskodierung sind), sodass sowohl wahrgenommene, 2004; Kahneman, 2011; Norman & Shallice, 1986; Nort- als auch durch Körperbewegungen erzeugte Ereignisse hoff, 2016; Roediger & McDermott, 1993). (Handlungen) in einem gemeinsamen Format repräsen- Handlungen sind der einzige Weg, wie Menschen Ein- tiert sind. fluss auf ihre Umwelt nehmen können- es ist daher wenig Auch wenn Handlungen durch Ziele, also in der Zu- verwunderlich, dass sich die Psychologie seit ihren An- kunft liegende, angestrebte Zustände definiert sind, han- fängen mit der Frage beschäftigt, wie Menschen han- deln Menschen immer unter bereits gegebenen situativen deln oder selbiges lernen (z. B. Ach, 1910/2006; James, Umständen. Solche Umstände bestimmen unser Handeln 1890; Prinz, 1998). Es werden seit jeher starke Bezüge auf unterschiedliche Weise. Sie legen fest, welche Ziele zwischen Wahrnehmung und Handlung, Aufmerksamkeit aktuell verfolgt werden können oder rufen Ziele in Erin- und Handlung, Lernen und Handlung, und Gedächtnis nerung. In einfachen Experimentalsituationen sind diese und Handlung postuliert. Das Ausmaß, in dem diese se- situativen Umstände oft durch Reize definiert. In einer parat beforschten Aspekte des kognitiven Systems ge- Wahlreaktionsaufgabe wird einer Versuchsperson zum meinsam betrachtet wurden, unterlag allerdings be- Beispiel aufgetragen, auf ein bestimmtes Reizmerkmal, stimmten theoretischen Strömungen. Die aktuelle Wahr- wie der Farbe eines Objektes, ein bestimmtes Ziel zu ver- nehmungsforschung betont das Zusammenspiel von folgen, zum Beispiel eine linke Taste zu betätigen, oder Wahrnehmung und Handlung in besonderem Maße (Ge- genauer, die sensorische Rückmeldungen einer gedrück- genfurtner et al., 2010, 2011), etwa dahingehend, dass der ten linken Taste zu erzeugen. Wir werden weiter unten Vergleich zwischen vorhergesagten und realen Verhal- argumentieren, dass die Bindung von Reizen und Zielen tenskonsequenzen, der Validierung von Wahrnehmungs- ein zentraler Mechanismus der Handlungskontrolle dar- prozessen dient. Eine ähnlich große Bedeutung von Hand- stellt. lungsprozessen lässt sich für den Bereich der Aufmerk- Die ideomotorische Sichtweise hat in der Allgemeinen samkeit konstatieren – seit den 1980er Jahren werden Psychologie besonders im deutschsprachigen Raum An- Aufmerksamkeitsprozesse hinsichtlich ihrer Funktion für klang gefunden und die Forschung zur Handlung bzw. zum die Handlungssteuerung betrachtet (‚selection for action‘, Zusammenspiel von Handlungen und kognitiven Prozes- vgl. Allport, 1987; Neumann, 1990). Auch für die For- sen erheblich stimuliert. Gleichzeitig hat das wachsende schungsgebiete des Lernens und des Gedächtnisses lassen Interesse am Begriff der Handlung aber auch eine Reihe sich enge Bezüge zum Handlungskonzept in der Literatur spezifischer Paradigmen und Phänomene hervorgebracht, finden (z. B. besserer Gedächtnisabruf für ausgeführte die den Blick auf die gemeinsamen Randbedingungen Handlungen; zum Überblick Engelkamp & Zimmer, 1989; menschlicher Handlungskontrolle wieder etwas verstel- Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14 © 2020 Hogrefe Verlag
C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung 3 len. In diesem Artikel möchten wir deshalb eine para- nommen wird, eben jene sequentielle Struktur zu eigen digmen-übergreifende Perspektive auf Handlungen vor- ist. Das bedeutet aber auch, dass hier zunächst Handlung schlagen, die auf grundlegende Prozessen und Mechanis- als eine Wahlreaktion in einer sequentiellen Versuchs- men beruht, welche den Phänomenen in häufig genutzten anordnung operationalisiert wird, in welcher Durchgang Untersuchungsparadigmen zugrunde liegen. n-1 auf den Folgedurchgang n Einfluss nimmt. Dabei wird https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 typischerweise versucht, weitere episodische Einflüsse (oder gar Kontingenzen) zu verhindern. Die paradigmen- spezifischen Theorien zur Handlungssteuerung sind oft Merkmalsintegration und Abruf vor diesem klar definierten aber eben auch vom Alltags- verständnis abgegrenzten Handlungsbegriff entstanden, als wichtige Elemente der so dass z. B. Bezüge zu Gedächtnis- oder Lernprozessen Handlungssteuerung zunächst nicht naheliegen. Im Gegenteil entstammen wichtige Überlegungen zur Handlungssteuerung aus dem Betrachtet man Erklärungsansätze zu etablierten Phäno- Bereich der Wahrnehmung (Treisman & Gelade, 1980; menen der Handlungssteuerung, wie zum Beispiel Auf- Hommel, 2004) – die Integration von Reiz- und Reak- gabenwechselkosten (zum Überblick Kiesel et al., 2010; tionsmerkmalen wird als etwas Temporäres und vor allem Koch, Poljac, Müller & Kiesel, 2018), Negative-Priming- Flexibles angesehen, um adaptiv handeln zu können. Inte- Effekten (zum Überblick Frings, Schneider & Fox, 2015), grierte Merkmalskombinationen zerfallen demnach rela- oder dem Gratton-Effekt (zum Überblick Verguts & No- tiv schnell nach der Handlung, um für Folgehandlungen tebaert, 2008), so springt die Bedeutung von Reiz-Reak- erneut zur Verfügung zu stehen – sie können höchstens in tions-Bindungen (sowohl deren Integration als auch deren Durchgang n erneut abgerufen und reaktiviert werden, Abruf) zur Erklärung dieser Phänomene ins Auge: in allen wenn sie in Durchgang n-1 vorkamen. Für langfristige Fällen wird typischerweise argumentiert, dass Merkmale Merkmalskombinationen ist zunächst in vielen Paradig- von Reizen und Merkmale von Handlungen gemeinsam men-spezifischen Modellen der Handlungssteuerung kein enkodiert werden. Die weitgehend geteilte Idee besteht Platz. Wir werden jedoch weiter unten das hier vorge- darin, dass Merkmale von Reizen, Reaktionen1 und ggfs. schlagene Rahmenmodell zu Ansätzen aus den Bereichen dadurch erzeugten sensomotorischen Effekten in eine ge- Lernen und Gedächtnis in Beziehung setzen, in denen meinsame Episode integriert werden (z. B. Prinz, 1998; die n-1 → n Logik und Struktur ersetzt wird durch Kon- Janczyk, 2016), die beim späteren Auftreten eines oder tingenz von Handlungen und Reizen, welche dann über mehrerer integrierter Merkmale zu einem automatischen einen längeren Zeitraum abrufbar bleiben. Letztlich ist es Abruf (d. h., der erneuten Aktivierung) dieser Episode zwar einerseits wichtig, dass Merkmalsintegration und – führen (Hommel, 2004; Logan, 1988, 1990). So können abruf ein flexibles System darstellen, mit dem adaptiv sowohl Erleichterungseffekte als auch Interferenzeffekte operiert werden kann, gleichzeitig ist es natürlich sinnvoll, entstehen: Wenn zum Beispiel die Wiederholung eines dass nicht jede (auch schon oft ausgeführte Handlung) Reizmerkmals eine gerade gebildete Episode reaktiviert, immer wieder neu enkodiert werden muss. Der Bezug zu dann fällt die Ausführung genau derselben Reaktion in Lernen und Gedächtnis ist demnach für ein Handlungs- der Regel leichter, während die Ausführung einer anderen modell zwingend. Reaktion hingegen mühsamer und fehleranfälliger wird Dass Merkmalsintegration und Gedächtnisabruf wich- (Hommel, 2004). Da der Abruf von Episoden durch die tig sind für die Handlungssteuerung, ist sicherlich keine Wiederholung von Merkmalen ausgelöst ist, können epi- neue Erkenntnis. Neu ist jedoch das Gewicht, das die- soden-induzierte Performanzmodulationen prinzipiell in ser Einsicht zukommt, besonders vor dem Hintergrund allen experimentellen Paradigmen mit einer sequenziellen der Tatsache, dass die zugrundeliegenden Prozesse der Struktur auftreten – selbst wenn dies gar nicht im eigentli- Integration und des Abrufs flexibler und umfassender ar- chen Interesse der Forschenden liegt (vgl. Wühr & Frings, beiten, als ursprünglich angenommen (vgl. Henson, Eck- 2008; Janczyk & Kunde, 2010). stein, Waszak, Frings & Horner, 2014). Um dieses Ge- Es ist wichtig zu betonen, dass den Paradigmen der wicht systematisch abschätzen zu können, wurden expe- experimentellen Psychologie, auf welche hier Bezug ge- rimentelle Paradigmen zur Messung von Merkmalsinte- 1 Wenn wir vereinfachend von Reaktionen sprechen, meinem wir damit ein im Experiment beobachtbare Verhaltensäußerung wie einen Tasten- druck. Genau betrachtet sind aus Sicht des ideomotorischen Handlungsbegriffs „Reaktionen“ nicht direkt kontrollierbar, sondern lediglich Repräsentationen der meist körperbezogenen sensorischen Konsequenzen dieser Verhaltensäußerung, wie etwa das taktile Feedback beim Niederdrücken einer Taste. Zusätzlich erzeugen solche Verhaltensäußerungen weitere, meist körperfernere Konsequenzen, die hier zusam- mengefasst als „Effekte“ bezeichnet werden. © 2020 Hogrefe Verlag Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14
4 C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung gration und -abruf entwickelt (Frings, Rothermund & Spuren der Merkmalsintegration in Durchgang n-1 und Wentura, 2007; Hommel, Memelink, Zmigrod & Colzato, der durch die aktuelle Handlungssituation in Durchgang n 2014; Rothermund, Wentura & De Houwer, 2005), die als initiierte Abruf. Ausgangspunkt für eine Paradigmen-übergreifende Sicht Im Kern des BRAC Rahmenmodells stehen die Prozes- auf sequentielle Effekte dienen können (vgl. Hommel, se der Integration von Merkmalen und des Abrufs durch https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 2016; Schmidt, De Houwer & Rothermund, 2016). die Wiederholung von Merkmalen. In vielen Paradigmen zur Untersuchung der Handlungssteuerung wird typischer- weise nicht zwischen diesen beiden Prozessen separiert, d. h. die beobachteten Phänomene basieren auf einem Zusammenspiel beider Mechanismen. Allerdings wirken Das BRAC Rahmenmodell (Binding möglicherweise experimentelle Modulationen (z. B. Auf- and Retrieval in Action Control) merksamkeitsausrichtung durch Instruktion oder Salienz) in sequentiellen Anordnungen exklusiv entweder auf In- Diese Paradigmen-übergreifende Sichtweise soll mit dem tegration oder Abruf (vgl. die Debatte zur Bedeutung der hier vorgeschlagenen Rahmenmodell erreicht werden. Es Aufmerksamkeit für Reiz-Reaktions-Kopplungen, Giesen, stellt den Versuch dar, das aus einzelnen Experimental- Frings & Rothermund, 2012; Hommel, 2005; Moeller & Paradigmen gewonnene Wissen systematisch in einem Frings, 2014; Ihrke, Behrendt, Schrobsdorff, Herrmann & heuristischen Rahmenmodell abzubilden, und dabei den Hasselhorn, 2011; Henson et al., 2014). Ein wichtiger As- Fokus auf die Prozesse der Merkmalsintegration (Binding) pekt des hier vorgeschlagenen Rahmenmodells ist des- und des Abrufs (Retrieval) zu legen. halb die konzeptuelle Trennung von Integration und Ab- Um eine Handlung auszuführen, müssen handlungs- ruf als separat wirkende Prozesse und der daraus resul- relevante Reize sowie Merkmale der auszuführenden Re- tierende Versuch, diese Mechanismen auch empirisch zu aktion intern repräsentiert werden. Typischerweise wird trennen. angenommen, dass die Handlung mit Ausführung der Wie oben erwähnt, nehmen wir an, dass Merkmalsinte- entsprechenden Körperbewegung und Wahrnehmung gration sich auf eine komplette Handlungsepisode bezieht, der dadurch versurachten Effekte abgeschlossen ist. Un- d. h. Reizmerkmale, Reaktionsmerkmale und Merkmale ter Handlungssteuerung fasst das BRAC Rahmenmodell der durch die Reaktion erzielten Effekte werden gemein- demnach Prozesse der Auswahl zwischen Handlungsal- sam in einer Episode integriert (siehe Abbildung 1). Hier- ternativen, sowie die Initiierung und die Ausführung der bei wird eine Repräsentation der Reize, Reaktionen und gewählten Handlung. Weiter nimmt das Rahmenmodell Effekte angenommen, die über einfache sensorische an, dass Merkmale von Reizen, Merkmale der Reaktion Merkmale hinausgehen. Genauer postulieren wir, dass und Merkmale des Handlungseffektes in eine gemeinsa- neben den sensorischen Merkmalen eines Reizes kate- me Episode integriert werden (siehe Abbildung 1). Eine goriale, semantische oder weitere Kontextmerkmale Be- beliebige Wiederholung eines (Reiz-, Reaktions-, Effekts‐) standteil einer Episode werden können. In ähnlicher Weise Merkmals führt zum automatischen Abruf der gesamten können Effekte sensorische, semantische oder auch affek- Episode im Sinne der Theorie der Ereigniskodierung (theo- tive Merkmale umfassen (Eder, Pfister, Dignath & Hom- ry of event coding; TEC; Hommel, Müsseler, Aschersleben mel, 2017; Koch & Kunde, 2002; Hommel, Lippelt, Gurbuz & Prinz, 2001) bzw. instance theory (Logan, 1988, 1990) & Pfister, 2017). Letztlich sind Reize und Effekte auf der und moduliert damit die Ausführung der darauffolgenden Ebene der internen Repräsentation äquivalent. Handlung; dies führt in Abhängigkeit der aktuell auszu- Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Modells besteht führenden Handlung zu Nutzen- oder Kosten (je nachdem, in der Separierung explizit intendierter willkürlicher Ein- ob die abgerufene Reaktion zu der aktuell auszuführenden flüsse (vereinfacht: top-down) und eher unwillkürlicher identisch ist oder mit ihr interferiert), die jedoch durch Einflüsse (vereinfacht: bottom-up)2. In etablierten Experi- denselben Abrufmechanismus entstehen. Eine wichtige mental-Paradigmen der Handlungssteuerung ist es üb- Implikation ist es deshalb, die beobachteten Einflüsse klar lich, per Instruktion aufgaben-relevante Merkmale zu de- von den zugrundeliegenden Mechanismen zu trennen. In finieren, auf welche Probanden reagieren müssen – dies Paradigmen mit einer sequentiellen Struktur (also einer wiederum beeinflusst die Verarbeitung (sprich Integration „Durchgang n-1 wirkt auf Durchgang n“-Logik) werden und Abruf) von relevanten Merkmalen der Reize, der Re- typischerweise zwei Prozesse indirekt gemessen, nämlich aktionen und der damit produzierten Effekte. Unabhängig 2 Für eine aktuelle Diskussion der Debatte top-down versus bottom-up und warum diese Simplifizierung den Finessen des kognitiven Systems nicht gerecht wird siehe Hommel und Wiers (2017). Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14 © 2020 Hogrefe Verlag
C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung 5 https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 Abbildung 1. Das BRAC Rahmenmodell (Binding and Retrieval in Action Control). davon wirken jedoch eher unwillkürliche Einflüsse auf auf zwei Reize: auf einen Stimulus 1 (S1) mit einer vorher Integration und Abruf (vgl. z. B. Frings & Rothermund, angezeigten von S1 logisch unabhängigen Reaktion (R1) 2011, 2017; Van Dam & Hommel, 2010). Im BRAC Rah- und direkt danach auf einen Stimulus 2 (S2) mit einer menmodell wird neben der konzeptuellen Trennung von von S2 (zum Beispiel seiner Form oder Farbe) abhängigen Integrations- und Abrufprozessen die Wirkung willkürli- Klassifikationsreaktion (R2). Dieses komplexe Design er- cher Einflüsse und unwillkürlicher Einflüsse postuliert. laubt die orthogonale Wiederholung bzw. Alternierung Entscheidend ist, dass beide Einflüsse unabhängig auf der Reaktion (R1-R2) und beliebiger Reizmerkmale in- Integrations- und Abrufprozesse wirken können. nerhalb eines Durchgangs und es erzeugt ein sehr robus- tes Phänomen: Wiederholt sich auch nur ein Reizmerk- mal, fällt die Veränderung der Reaktion (d. h. zwischen R1 und R2) sehr viel schwerer. Dieser Befund legt nahe, dass die Merkmale des S1 / R1 Ereignisses in eine gemeinsame Erklärung von Standard-Effekten Episode integriert wurden und dass diese gesamte Episo- mithilfe des BRAC Rahmenmodells de durch die Wiederholung eines Reizmerkmals reakti- viert wurde (Hommel, 1998, 2004). Dies führt zu einer Um die Idee des Rahmenmodells besser zu veranschau- erleichterten Auswahl der Handlung, wenn die aktuelle lichen, wollen wir es exemplarisch auf vier kognitions- Kombination von Reiz- Reaktions- und Effektmerkmalen psychologische Standardphänomene aus dem Bereich mit der vorherigen übereinstimmt und zur Interferenz, der Handlungssteuerung anwenden: den S1R1-S2R2-Bin- wenn das nicht der Fall ist. Befundmuster dieser Art las- dungseffekt (Hommel, 1998), NegativePriming (zum Über- sen sich sowohl für Kombinationen der Reaktion und der blick Frings, Schneider et al., 2015), Konfliktadaption (z. B. aufgabenrelevanten Reizmerkmale nachweisen als auch Gratton, Coles & Donchin, 1992) und Aufgabenwechsel- für Kombinationen der Reaktion und vollständig irrele- kosten (zum Überblick Kiesel et al., 2010). vanter Reizmerkmale (Rothermund et al., 2005; Frings Hommel (1998) entwickelte das S1R1-S2R2-Paradigma, et al., 2007). Eine Verallgemeinerung dieser Beobach- um Merkmalsintegrationsprozesse in der Handlungssteue- tungen wird als Kern des BRAC Rahmenmodells verwen- rung zu erforschen. Versuchspersonen reagieren jeweils det – wir nehmen an, dass es in jedem beliebigen Durch- © 2020 Hogrefe Verlag Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14
6 C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 Abbildung 2a. S1R1-S2R2-Sequenz- effekte erklärt mit dem BRAC Rah- menmodell. gang n-1 zur Integration der Reiz- und Reaktionsmerk- darstellen (Davelaar & Stevens, 2009). Typischerweise male kommt und diese Episode spontan enkodiert wird wird hier das Eriksen-Flanker-Paradigma (Eriksen & Erik- (vgl. Abbildung 2a). Wird nun ein beliebiges Merkmal sen, 1974) verwendet, in welchem Probanden die Richtung des Reizes in Durchgang n wiederholt, wird die vorheri- des mittleren Zielreizes (< oder >) per Tastendruck klas- ge Reiz-Reaktion-Effekt-Episode automatisch reaktiviert. sifizieren müssen. Man beobachtet nun weniger Konflikt Wenn die Reaktion in Durchgang n-1 mit der in Durch- nach inkongruenten Durchgängen statt nach kongruenten gang n geforderten Reaktion übereinstimmt, kommt es Durchgängen (Konflikt wird hierbei über die Performanz- zu einer effizienteren Handlungsauswahl in Durchgang n, differenz zwischen kongruenten >>>>> und inkongruenten als wenn das nicht der Fall ist.
C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung 7 https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 Abbildung 2b. Performanzeinbußen im Negative Priming-Paradigma er- klärt mit dem BRAC Rahmenmodell. Abbildung 2c. Reduzierter Konflikt (Gratton-Effekt) erklärt mit dem BRAC Rahmenmodell. Schließlich wurde das Aufgabenwechsel-Paradigma Leistungseinbußen führt – verglichen mit einer Wieder- entwickelt, um die Flexibilität von Handlungskontroll- holung der Aufgabe von Durchgang n-1 zu Durchgang n. prozessen zu analysieren, die erforderlich ist, weil sich in Das Rahmenmodell würde nun annehmen, dass in einem dynamischen Umwelten Handlungsziele schnell verän- Durchgang n-1, in dem zum Beispiel ein Buchstabe klas- dern. In einer Variante des Aufgabenwechsel-Paradigmas sifiziert wird, die entsprechenden Reize, die Reaktion und müssen Probanden in einer festen Abfolge erst Buchsta- die Effekte der Reaktion in einer Reiz-Reaktions-Episode ben und dann Zahlen klassifizieren (Buchstaben werden enkodiert werden (vergleiche Abbildung 2d). Zu dieser als Konsonant versus Vokal, Zahlen als gerade versus un- Reiz-Reaktionsepisode gehört ebenfalls der Reizkontext, gerade klassifiziert), wobei die präsentierte Reizkonfigu- d. h. hier die instruierte Zuordnung der Reize zu Reaktio- ration sowohl Buchstaben als auch Zahlen enthält (Rogers nen. Wenn nun wie im Beispiel dargestellt im Durchgang & Monsell, 1995). Der typische Befund ist, dass ein Wech- n die Aufgabe wechselt und ein Buchstabe klassifiziert sel der Aufgabe von Durchgang n-1 zu Durchgang n zu werden muss, führt die Wiederholung der Reizkategorien © 2020 Hogrefe Verlag Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14
8 C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 Abbildung 2d. Wechselkosten im Aufgabenwechsel-Paradigma er- klärt mit dem BRAC Rahmenmodell. zu einem Abruf der vorherigen Episode inklusive des darauffolgende Reaktion auf eine weitere Reizpräsentati- Kontextes. Bei der Auswahl der Reaktion in Durchgang n on in Durchgang n. Dieses Grundschema wird im BRAC interferiert der Reizkontext (die Zuordnung der Buchsta- Rahmenmodell abgebildet: Die wichtigen Prozesse der ben zu Reaktionen) mit dem abgerufenen Reizkontext Integration von Reiz-, Reaktions- und Effektmerkmalen (die Zuordnung der Zahlen zu denselben Reaktionen), der (Binding) in eine gemeinsame Repräsentation einerseits in Durchgang n-1 benötigt wurde, um die Aufgabe zu lösen; sowie der Abruf (Retrieval) einer solchen Episode ande- die Überwindung dieser Interferenz verursacht Wechsel- rerseits beschreiben fundamentale Prozesse der Hand- kosten (vgl. Koch, Frings & Schuch, 2017, im Hinblick auf lungssteuerung (Action Control). Reaktionswiederholungseffekte beim Aufgabenwechsel). Breiteres Verständnis von Handlungsepisoden: Reiz- Darüber hinaus können viele weitere Spielarten diverser Reaktions-Effekt-Episoden als Basis der Handlungssteuerung. ‚Priming‘-Effekte (evaluatives Priming, Reaktions-Priming, Die Differenzierung in komplexe Reiz-Reaktions-Effekt- Wiederholungs-Priming) ebenfalls durch die grundlegen- Episoden, die auf unterschiedlichen Repräsentationsebe- den Prozesse der Reiz-Reaktions-Effekt-Enkodierung und nen (sensorisch, abstrakt / konzeptuell, motorisch, affek- einen davon unabhängigen Abrufprozess eben dieser tiv) entstehen, macht die Anwendung des Modells auf Handlungsepisoden dargestellt werden (Henson et al., unterschiedliche experimentelle Phänomene möglich. 2014). Zudem wird so klar, dass die ursprünglich relativ eng konzipierte Idee der partiell gemeinsamen Kodierung von Das BRAC Rahmenmodell: theoretische Reiz- und Reaktionsmerkmalen – wie sie zum Beispiel in Implikationen für die Handlungssteuerung der theory of event-coding (Hommel et al., 2001) beschrie- Die Forschung in den einzelnen kurz skizzierten Paradig- ben wird – breiter gedacht werden muss (vgl., Henson men ist in realiter deutlich spezifischer und komplexer et al., 2014; Singh, Moeller & Frings, 2016); d. h. das nicht als es eine Darstellung hier erlaubte. Der Anspruch des nur perzeptuelle Merkmale von Reizen mit Reaktionen BRAC Rahmenmodells muss es sein, trotz der paradigmen- integriert werden oder zum Abruf führen können, son- übergreifenden Perspektive dieses Detailniveau nicht aus dern eben auch kategoriale oder semantische Merkmale. dem Blick zu verlieren. Aufgrund der Struktur-analogen Diese erweiterte Betrachtungsweise liefert die Möglich- Versuchsanordnung (Durchgang n-1 vor Durchgang n, in keit, in Abhängigkeit des Kontextes die Repräsentations- welchem die Effekte gemessen werden) in vielen Para- ebene, welche mit der Reaktion integriert wird, zu spezi- digmen erscheint dieser Anspruch jedoch erreichbar. In fizieren: In einer typischen Handlungssteuerungs-Aufga- vielen Spielarten des ‚Primings‘ und anderer Effekte der be, in der mit einer Zweifachwahlreaktion ein perzeptu- Handlungssteuerung werden sequentielle Versuchsanord- elles Merkmal klassifiziert werden muss, gehen wir von nungen genutzt; d. h. eine Reizpräsentation in Durchgang einer direkten Integration perzeptueller Reiz- und Reak- n-1 wird bearbeitet oder ignoriert und beeinflusst eine tionsmerkmalen aus. In einer Aufgabe, ohne Reizmerk- Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14 © 2020 Hogrefe Verlag
C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung 9 malswiederholungen aber mit Kategoriewiederholungen, Abruf wirken (selbst wenn dies nicht der angestrebte Un- werden diese nicht perzeptuellen Merkmale an die Reak- tersuchungsgegenstand der Forscherinnen und Forscher tion gebunden (vgl. z. B. Singh, Moeller & Frings, 2017; ist; vgl. Henson et al., 2014; Horner & Henson, 2009). Koch et al., 2017). Das BRAC Rahmenmodell lässt aber Umfassende Betrachtung von willkürlicher und un- auch auf der Ebene der Reaktion zu, dass hier nicht bloße willkürlicher Regulation: Top-down versus bottom-up. Die https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 simple Reaktionsmerkmale (räumliche, Effektor-bezoge- Unterscheidung zwischen willkürlichen und unwillkürli- ne etc.) sondern auch diagnostische Urteile, welche auf- chen Einflüssen auf Handlungen ist altbekannt (Norman & grund komplexerer und vor allem lediglich Wahrschein- Shallice, 1986) und möglicherweise zu einfach (vgl. Hom- lichkeiten andeutenden Hinweisreize getroffen werden mel & Wiers, 2017). Es lässt sich unter dem BRAC Rah- müssen, als Teil der Handlungsepisode integriert und ab- menmodell jedoch eine Reihe ganz unterschiedlicher Ein- gerufen werden, und so folgende Entscheidungen unter flüsse auf Integration und Abruf subsumieren. So ist es Unsicherheit modulieren (vgl. Nett, Bröder & Frings, 2015, beispielsweise in dem Modell möglich, durch die Annah- 2016). Die im Modell postulierte Flexibilität der Repräsen- me erfahrungsgetriebener Modulationen des Integrati- tationen von Reiz-Reaktions-Effekt-Episoden lässt diese ons- und Abrufprozesses die Etablierung oder Verhinde- Differenzierung zu. Damit wird ein Bezug zu und Transfer rung von Handlungsroutinen abzubilden – besonders in andere Forschungsbereiche möglich. auch im Hinblick auf affektive Komponenten von Hand- Separierung der beteiligten Prozesse: Integration ver- lungen. Es ist nicht plausibel, anzunehmen, dass jede sus Abruf. Darüber hinaus leistet das Rahmenmodell eine Reiz-Reaktions-Effekt-Episode in jeder Handlungssitua- wichtige Orientierung hinsichtlich der an Handlungen (in tion integriert und zum weiteren Abruf zur Verfügung sequentiellen Paradigmen) beteiligten Prozesse. Wie be- gestellt wird; dies mag besonders für ‚nicht erfolgreiche‘ reits diskutiert, ist die experimentelle Trennung von Integ- Handlungen (z. B. mit Fehlerfeedback) gelten. Modulation rations- und Abrufprozessen in der Literatur fast nie gege- von Verhalten z. B. aufgrund von Abrufregulation durch ben – stattdessen werden die beobachteten Effekte oft als affektive Konsequenzen von Handlungseffekten eröffnet Ausmaß für Integration oder Abruf interpretiert (was vor jedoch die Möglichkeit, die traditionell von affektiven dem Hintergrund des hier skizzierten Modells undifferen- Konsequenzen losgelösten Handlungseffekte auch unter ziert erscheint). Kombiniert mit der Annahme, dass will- der Perspektive von Valenz, Feedback und Bewertungs- kürliche und unwillkürliche Einflüsse unabhängig auf diese prozessen zu analysieren. beiden Prozesse wirken können, können viele publizierte Ähnlich organisierenden Charakter hat das Modell Befunde neu interpretiert und spezifiziert werden. Exem- jedoch auch für willkürliche Mechanismen. So lassen plarisch sei hier die Debatte zu der Frage, welche Voraus- sich Instruktionseffekte (Pfeuffer, Moutsopoulou, Pfister, setzungen gegeben sein müssen, um Aufgaben-irrelevante Waszak & Kiesel, 2017), oder die Planung einer Handlung Merkmale in eine Episode zu integrieren, genannt. Es (Kunde, Hoffmann & Zellmann, 2002; Stoet & Hommel, wurden verschiedene Mechanismen beschrieben, die ent- 1999) genauso im Modell darstellen wie beispielswei- weder Wahrnehmungsaspekte (Gestaltgesetze: Frings & se dimensionale Gewichtungsprozesse von Merkmalen Rothermund, 2011; Figur-Grund-Segmentierungen: Frings aus Aufmerksamkeitsparadigmen wie der visuellen Su- & Rothermund, 2017) oder räumliche Aufmerksamkeit che (z. B., Müller, Heller & Ziegler, 1995; zum Überblick (Van Dam & Hommel, 2010) bemühten. Im BRAC Rah- Müller et al., 2010). Die Kontrolle von Merkmalsintegra- menmodell lassen sich Gestaltgesetze und Figur-Grund- tion durch willkürliche Prozesse wird in der Literatur zwar Segmentierung durch die erfahrungsabhängige Enkodie- kontrovers diskutiert (vgl. Hommel, 2005; Moeller & rung abbilden. Dennoch wurde in diesen Arbeiten bislang Frings, 2014), Einigkeit besteht jedoch darin, dass Abruf- weitgehend ignoriert, dass die experimentellen Manipula- prozesse durch willkürliche Prozesse reguliert werden. tionen, die zu Gestalt-Heuristiken oder Figur-Grund-Seg- Die theoretisch wichtigste Implikation ist jedoch, dass mentierungen führten, sowohl auf den Integrations- wie BRAC Rahmenmodell unwillkürliche und willkürliche Pro- auch den Abrufprozess wirken. Es ist somit ungeklärt, wel- zesse durch die Regulation von Integration und Abruf in- cher der Prozesse moduliert wird (vgl. hier Hommel, teragieren; d. h. einfache Handlungen implizieren stets die 2005), obschon neuste Arbeiten tatsächlich nahelegen, Beteiligung unwillkürlicher Prozesse. Dabei wäre es je- dass Gestalt-Heuristik in unterschiedlicher Art und Weise doch falsch, unwillkürliche Prozesse als unkontrolliert zu auf Integration und Abruf wirken (Laub, Moeller & Frings, deklassieren. Erfahrungsbasierte Regulation von Integra- 2018). An diesem Beispiel wird deutlich, dass, wenn immer tion und Abruf wirkt im Modell letztlich über denselben es das Experimental-Paradigma zulässt, Integration und Mechanismus der Gewichtung von Reiz- und Reaktions- Abruf separat betrachtet werden sollten und zudem be- merkmalen wie instruktionsbasierte Regulation; d. h. dacht werden sollte, dass stets willkürliche und unwillkür- konkret, dass es laut dem Rahmenmodell es z. B. keinen liche Prozesse separat und unabhängig auf Integration und Unterschied macht, ob eine Person instruiert wird, auf das © 2020 Hogrefe Verlag Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14
10 C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung Merkmal ROT zu achten (und dieses dann stärker inte- nen ausgewählt werden, an (vlg. Hommel & Wiers, 2017). griert wird und zu stärkerem Abruf führt), oder ob die Schließlich gibt es aktuelle Arbeiten, die nahe legen, dass Reizkonfiguration dergestalt ist, dass das Merkmal ROT der episodische Abrufprozess in Handlungssteuerungspa- besonders salient ist (weil es z. B. das einzige rote Objekt radigmen auf dieselbe Weise simuliert werden kann, wie im visuellen Feld unter vielen grünen ist). der Abruf in Kontingenzlernparadigmen (Schmidt et al., https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 2016). Dennoch steht ein vollständiger Brückenschlag zwischen der aktuellen Forschung zu Handlungssteue- rung und den beteiligten Mechanismen und den Berei- Das BRAC Rahmenmodell: chen Lernen und Gedächtnis noch aus. Auch wenn wir hier nicht im Detail auf diese Debatte eingehen können, theoretische Implikationen für sei erwähnt, dass erste Arbeiten nahelegen, dass dieser andere Forschungsbereiche Bezug deutlich komplexer ist, als man zunächst anneh- men mag. Das BRAC Rahmenmodell strukturiert die Handlungen Einerseits gibt es Uneinigkeit darüber, wie lange der zugrundeliegenden Prozesse in einer Paradigmen-über- Zeitraum zwischen Durchgang n-1 und Durchgang n denn greifenden Art und Weise. Gleichwohl ist das Hand- sein darf. Typischerweise vergehen in den hier bespro- lungsmodell in seiner gegenwärtigen Form als weiter chenen Paradigmen nur wenige Sekunden zwischen der auszudifferenzierendes, Hypothesen-generierendes Rah- Reaktion in Durchgang n-1 und der Reaktion in Durch- menmodell zu verstehen. Es leistet den wichtigen Schritt gang n. Es gibt allerdings Ausnahmen, die auch nach ein- der Integration von Einzelparadigmen der Handlungs- maliger Präsentation des Durchgangs n-1 bis zum Durch- steuerung und rückt die aus unserer Sicht zentralen Me- gang n mehr als 30 Minuten verstreichen lassen (und na- chanismen der Merkmalsintegration und des Merkmals- türlich wurden in diesen 30 Minuten alle möglichen an- abrufs in den Vordergrund. Dennoch sollten viele Aspekte deren Reize und Aufgaben präsentiert; vgl. Henson & des Modells spezifiziert und in den verschiedenen Pa- Horner, 2009) und dennoch die gleichen Effekten in radigmen systematisch untersucht werden. Schließlich Durchgang n beobachten. In leicht abgewandelter Form kann es ein Ziel sein, den deskriptiven Ansatz in ein Si- verschwinden diese Effekte aber bereits, wenn mehr als mulationsmodell weiter zu entwickeln, wie dies bereits 1.5 Sekunden zwischen Durchgang n-1 und Durchgang n nur für den episodischen Abrufprozess jüngst vorgeschla- vergehen (Frings, 2011). Sicherlich kommt der Reiz-Re- gen wurde (Schmidt et al., 2016). Darüber hinaus kann aktions-Kontingenz hier eine entscheidende Rolle zu – die der Gegenstand des Rahmenmodells erweitert werden. In aber im Detail für das BRAC Rahmenmodell noch zu klä- der aktuellen Fassung werden zunächst nur Handlungs- ren ist (vgl. Frings, Moeller & Horner, 2015; Miller, 1987). effekte in einer Durchgang n-1 vor Durchgang n Logik Andererseits ist der zunächst naheliegende Schluss, beschrieben. Der Bezug zu Prozessen, die über diese dass die hier beschriebenen Prozesse der Merkmalsin- Zeitspanne hinausgehen, ist ein klares Desiderat – denn tegration (für die Handlungssteuerung) auch dieselben hier würden wichtige Brücken zwischen aktueller For- Prozesse sind, die zu Reiz-Reaktions-Assoziationen füh- schung zu Handlungssteuerung und den Bereichen Ler- ren, nicht geklärt. Im Gegenteil zeigen mehrere Arbeiten nen und Gedächtnis geschlagen. keinen Bezug zwischen langfristigen Assoziationen und Bezug zu Lernen und Gedächtnis. Handlungen und die Prozessen der Merkmalsintegration in der Handlungs- Assoziation von Handlungen und Reaktionen sind ein steuerung (vgl. z. B. Colzato, Raffone & Hommel, 1995; seit langem beforschter Gegenstand (Ach, 1910). Auch die Moeller & Frings, 2017). Andererseits wurde bereits ver- Idee, dass in einer Episode eben nicht nur der relevante sucht, bestimmte Lernprozesse in der Logik des Rah- Reiz und die Reaktion abgespeichert werden können, ist menmodells zu denken und zu analysieren. Exemplarisch nicht neu (sondern alles was potentiell zum Zielreiz ‚als sei hier die evaluative Konditionierung erwähnt; Kondi- dazugehörig wahrgenommen wird‘ vgl. z. B. principle of be- tionierung kann man als Merkmalskopplung und Merk- longingness, Thorndike, 1932 zitiert nach Postman, 1962). malsabruf verstehen (Gast & Rothermund, 2011; Blask, Unser Alltagsverständnis legt zudem nahe, dass vor al- Frings & Walther, 2016). Die Integration eines unkondi- lem ‚erfolgreiche‘ Handlungen gespeichert werden soll- tionierten Reizes samt Reaktion mit einem konditionier- ten (nicht nur bis zum nächsten Durchgang) und dass bei ten Reiz in eine Reiz-Reaktion-Effekt-Episode, welche bei Wiederholung dieser Handlungen möglicherweise eine Wiederholung eines Teilaspektes (zum Beispiel Wieder- längerfristige Gedächtnisrepräsentation entsteht. Auch die holung des konditionierten Reizes) die vorherige Episode eingangs skizzierte Ideomotortheorie nimmt diese Ge- abruft (samt der unkonditionierten Reaktion) überführt dächtnisrepräsentationen, über welche Handlungen auf- Konditionierung in die Sprache des hier vorgeschlage- grund von abgespeicherten Effekt-Handlung-Assoziatio- nen Rahmenmodells. Allerdings wird angenommen, dass Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14 © 2020 Hogrefe Verlag
C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung 11 hier Merkmalskombinationen wiederholt realisiert und Gollwitzer, 1987) zu verstehen. Stattdessen mag das Rah- dadurch langfristiger abgespeichert werden, als dies in menmodell die Handlungsphase aus dem Rubikon-Modell Handlungssteuerungsmodellen postuliert wird. mit der Literatur der Handlungssteuerung in Beziehung Ebenso lässt sich das BRAC Rahmenmodell zu Ge- setzen. Konkret werden im Rubikon-Modell vier Phasen dächtnistheorien in Bezug setzen; folgt man der generellen unterschieden, startend mit der initialen Intentionsbil- https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 Unterscheidung in deklarative versus non-deklarative Ge- dung, kommt es in der nächsten Phase dann zum Planen dächtnissysteme (Squire, 1987), so beschreibt das BRAC der Umsetzung der Intention, welche schließlich in der Rahmenmodell Prozesse des non-deklarativen Systems. Handlungsphase tatsächlich ausgeführt und abschließend Ein Teil des non-deklarativen Systems wird oft als (per- in der letzten Phase bewertet wird. Sicherlich sind einfa- zeptuelles) Priming bezeichnet – wird z. B. ein Wort zu- che Handlungen, auf die sich das BRAC Rahmenmodell nächst in einer Liste von Wörtern (auch nur beiläufig) ge- bezieht, nicht gerade der Gegenstandsbereich, welcher lesen, so führt dies zu einer schnelleren Identifikation die- mit dem Rubikon-Modell beschrieben wird. Man kann sich ses Wortes, wenn es in einer folgenden Aufgabe schwel- dennoch z. B. vorstellen, dass das BRAC Rahmenmodell lennah präsentiert wird. Diese Form des perzeptuellen Pri- eine Detailebene zur Handlungsphase liefert, in der be- mings wird darauf zurückgeführt, dass die Verarbeitungs- schrieben wird, wie durch Abruf von Reiz-Reaktions-Epi- prozesse bei der initialen Verarbeitung und mit folgenden soden tatsächlich eine Handlung ausgeführt wird. Gleich- Verarbeitungen überlappen und diese deswegen erleich- zeitig ist das in Bezug setzen zu Modellen wie dem Rubi- tern (Blaxton, 1989; Roediger & McDermott, 1993). Horner kon-Modell auch für das BRAC Rahmenmodell wich- und Henson (2009) diskutieren vor dem Hintergrund sol- tig, denn in den typischen Experimentalparadigmen der cher component process-Gedächtnismodelle (Moscovitch, Handlungssteuerung ‚fallen die Intentionen vom Him- 1994; Roediger, Buckner & McDermott, 1999) den Ein- mel‘ (d. h. sie werden instruiert). In realiter startet aber fluss von Integration und Abruf von Reiz-Reaktions-Epi- jede (auch einfache) Handlung mit einer Intention – das soden (die partiell eine Alternativerklärung darstellen). Rubikon-Modell mag hier also den größeren Rahmen für Sicher ist diese Debatte noch nicht geklärt – ein wichtiger Handlungssteuerung definieren. Aspekt, den das Rahmenmodell hier allerdings aufgreift, Generell kann man argumentieren, dass in der Allge- ist die Betonung direkter Reiz-Reaktions-Verbindungen, meinpsychologischen Grundlagenforschung Handlungen so dass bei der Weiderholung eines Reizes auf eine tiefe- oft ohne jede personale Relevanz untersucht werden – re perzeptuelle und semantische Verarbeitung verzichtet d. h. man gibt arbiträre Instruktionen vor (z. B. reagiere werden und die Antwort direkt abgerufen werden kann. auf Rot) und argumentiert, so Handlungen zu messen. Insgesamt ist der Bezug zu Theorien und Ansätzen aus Im Gegensatz dazu werden Handlungen in anderen Dis- den Bereichen Gedächtnis und Lernen ein wichtiges De- ziplinen der Psychologie typicherweise besonders vor dem siderat. Statt diesen grundlegenden Diskurs jedoch auf Hintergrund persönlicher Motive betrachtet – und als ein konkretes Experimentalparadigma der Handlungs- Folge dieser Betrachtung auf einer „Makroebene“ mit ei- steuerung beziehen zu müssen, liefert das BRAC Rah- ner ganz anderen Methodik analysiert (z. B. in der Mo- menmodell hier die Möglichkeit, eine Paradigmen-über- tivationspsychologie, der Lernpsychologie, der klinischen greifende Annäherung zwischen diesen Forschungsberei- Psychologie oder der AOW-Psychologie). Das BRAC Rah- chen vorzunehmen. menmodell ermöglicht es aber, auch diese durchaus mit Bezug zu Motivation und Emotion. Das BRAC Rahmen- einer gröberen Auflösung untersuchten Handlungen in modell ist darüber hinaus jedoch nicht nur für den For- der Sprache des Modells neu zu formulieren: Zum Bei- schungsbereich interessant, der sich mit den „Mikropro- spiel lässt sich Anreizmotivation als antizipierter Hand- zessen“ der Handlungssteuerung im engeren Sinn aus- lungseffekt mit dem Modell beschreiben, ebenso kann einandersetzt. Vielmehr können andere Bereiche der Modell-Lernen als Enkodierung und Abruf beobachteter Psychologie das Modell nutzen und komplexe Handlun- S-R Episoden aufgefasst und reformuliert werden (Giesen gen in der Sprache des Modells (und somit auf einer und Kollegen, 2014, 2017), eine emotionale Handlungs- experimentell manipulierbaren Prozessebene) reformu- steuerung kann verstanden werden als Kompatibilitätsef- lieren. Intentionale Handlungen und ihre Konsequenzen fekt zwischen einem durch Emotionen aktivierten Hand- sind zentral für die Forschungsbereiche der Motivation lungsziel und affektiven Reaktionskodierungen etwa des und der Emotion. Das Rahmenmodell kann dazu dienen, Annäherungs- und Vermeidungsverhaltens (Eder, Elliott die Bezüge zwischen diesen Feldern zu untersuchen, in- & Harmon-Jones, 2013; Eder & Rothermund, 2013). dem es eine einheitliche Sprache und grundlegende Pro- zesse von Handlungen definiert. So wäre es falsch, das BRAC Rahmenmodell als Alternative zum Beispiel zum Rubikon-Modell der Handlungsphasen (Heckhausen & © 2020 Hogrefe Verlag Psychologische Rundschau (2020), 71 (1), 1–14
12 C. Frings et al., Merkmalsintegration und Abruf als wichtige Prozesse der Handlungssteuerung Fazit Handbook of psychology of emotions: Recent theoretical per- spectives and novel empirical findings (Vol. 1, pp. 11 – 38). Hauppauge, NY: Nova Science Publishers. Engelkamp J. & Cohen R. L. (1991). Current issues in memory of Handlungen entstehen aus dem komplexen Zusammen- action events. Psychological Research, 53, 175 – 182. spiel vieler unterschiedlicher Prozesse des kognitiven Sys- Engelkamp, J. & Zimmer, H. (1989). Memory for action events: a https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1026/0033-3042/a000423 - Friday, May 22, 2020 1:52:52 AM - University Library of Wuerzburg IP Address:132.187.247.1 tems. Bei aller Vielfalt und allen Detailaspekten, die in den new field of research. Psychological Research, 51, 153 – 157. Eriksen, B. A. & Eriksen, C. W. (1974). Effects of noise letters upon vergangenen Jahren zum Verständnis von Handlungen in the identification of a target letter in a nonsearch task. Per- Experimentalparadigmen der Handlungssteuerung beige- ception & Psychophysics, 16, 143 – 149. tragen haben, ist es wichtig, die Funktionsprinzipien, die Frings, C. (2011). On the decay of distractor-response episodes. Handlungen steuern, zu erkennen und die Forschungs- Experimental Psychology, 58, 125 – 131. Frings, C., Moeller, B. & Horner, A. (2015). On the durability of bin- landschaft dahingehend zu ordnen, dass diese Funktions- dings between responses and response-irrelevant stimuli. Acta prinzipien den Rahmen für weitere Forschung definie- Psychologica, 161, 73 – 78. ren. Das hier vorgeschlagene BRAC Rahmenmodell leis- Frings, C., Rothermund, K. & Wentura, D. (2007). Distractor repe- tet dies, indem es die Prozesse der Merkmalsintegration titions retrieve previous responses to targets. The Quarterly Journal of Experimental Psychology, 60, 1367 – 1377. in Episoden und des Abrufs solcher Episoden als wichtige Frings, C. & Rothermund, K. (2011). To be or not to be…included in Wirkmechanismen einfacher Handlungen postuliert. an event file: Integration and retrieval of distractors in stimu- lus-response episodes is influenced by perceptual grouping. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory & Cog- nition, 37, 1209 – 1227. Frings, C. & Rothermund, K. (2017). How perception guides action: Figure-ground segmentation modulates integration of context Literatur features into S-R episodes. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition, 43, 1720 – 1729. Ach, N. (1910/2006). On volition (Über den Willen). Leipzig: Verlag Frings, C., Schneider, K. K. & Fox, E. (2015). The Negative Priming von Quelle & Meyer. Paradigm – An update and implications for selective attention. Allport, A. (1987). 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