Social Cognition: Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung1 - Mediendidaktik

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Psychologische Rundschau, 1988
39, 7 2 - 8 2

                 Social Cognition: Sozialpsychologie
       innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung1

                                                   Fritz Strack

Social Cognition und das Paradigma                            lungen, ist es daher sinnvoll, sich auch hier mit Social
                                                              Cognition zu beschäftigen und abzuklopfen, was
der Informationsverarbeitung                                  hinter diesem Schlagwort steht: eine neue Mode-
                                                              strömung oder ein ernst zu nehmendes Forschungs-
"Social Cognition" 2 ist ein Schlagwort, das dem              programm.
Sozialpsychologen in den letzten Jahren an den                     Die Charakterisierung von "Social Cognition" als
verschiedensten Stellen begegnet ist: im Journal of           „Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der
Personality and Social Psychology als Überschrift             Informationsverarbeitung" impliziert bereits einige
der Sektion "Attitudes and Social Cognition", als             Annahmen, die zur Vermeidung von Mißverständ-
Titel einer der erfolgreichen neuen Zeitschriften in          nissen vorweg expliziert werden sollen. Was soll
unserem Fach, als Gegenstand eines dreibändigen,              unter „Paradigma" verstanden werden, was unter
kürzlich erschienenen. Handbuchs (Wyer & Srull,               „Informationsverarbeitung" ?
1984), oder als einführendes Lehrbuch für Studie-
                                                                   Unter „Paradigma" (vgl. Kuhn, 1967) sollen
rende (Fiske & Taylor, 1984).
                                                              — ohne Verpflichtungen auf weitergehende wissen-
    Diese Beobachtung macht bisher vor allem, wer             schaftstheoretische Implikationen — diejenigen
sich mit der amerikanischen Psychologieszene befaßt.          metatheoretischen Grundüberzeugungen verstanden
In Antizipation möglicher zukünftiger Entwicklun-             werden, die von Mitgliedern einer "scientific com-
gen, oder zur Verhinderung möglicher Fehlentwick-             munity" geteilt werden, die am Forschungsprozeß
                                                              aktiv beteiligt sind (vgl. Lachman, Lachman &
                                                              Butterfield, 1979). Dazu gehören fest verankerte
   Anschrift des Verfassers: Dr. Fritz Strack, Fakultät für   Grundüberzeugungen darüber, was die richtige Er-
Sozialwissenschaften, Universität Mannheim, Postfach,         klärungsebene und die adäquate Forschungsmethode
6800 Mannheim.                                                ist, was eine wichtige und was eine unwichtige Frage-
   1
       Diese Arbeit wurde durch eine Sachbeihilfe der         stellung darstellt, welches Forschungsergebnis inter-
Deutschen Forschungsgemeinschaft an Fritz Strack und          essant und welches uninteressant ist, welche Schluß-
Norbert Schwarz (Str 264/2—3) unterstützt. Der Autor          folgerungen aus einem Ergebnis gezogen werden
dankt Dieter Frey, Peter Gollwitzer, Stefan Hormuth,          können und anderes mehr.
Norbert Schwarz, Stephen West, Robert Wicklund, den                Ein solches, geteiltes Überzeugungssystem dient
Teilnehmern des sozialpsychologischen Kolloquiums der         in erster Linie der Kommunikation. Wenn zum
Universität Mannheim und den Mitarbeitern am For-
                                                              Funktionieren einer Wissenschaft die Kommunika-
schungsprojekt „Urteilsbildung" für wertvolle Anregungen
und Kritik. Gerlinde Willy gilt Dank für die Hilfe bei der    tion innerhalb der "scientific Community" notwen-
Erstellung des Manuskripts.                                   dig ist — die kritische Diskussion wird oft als Voraus-
   2
                                                              setzung für wissenschaftlichen Fortschritt angesehen
      "Social Cognition" wurde nicht mit „Soziale Kogni-      (z. B. Albert, 1975) — und wenn darüber hinaus
tion" übersetzt, da der deutsche Begriff durch seine Ver-     die wissenschaftliche Kommunikation auch funktio-
wendung in anderen psychologischen Zusammenhängen             nieren soll, dann ist es notwendig, daß unter den
eine Bedeutung gewonnen hat, in der „Kognition" eher
                                                              Kommunikanten ein ausreichender Grundkonsens
einen Gedanken/#Az// bezeichnet, als den Denkverfauf.
Dies ändert nichts daran, daß die unübersetzte Verwen-        besteht, d. h., daß in einem hinreichenden Maße
dung der englischsprachigen Terminologie unbefriedigend       Grundüberzeugungen geteilt werden. Ist dies nicht
bleibt.                                                       der Fall, richtet sich die Diskussion sehr schnell auf
Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung                 73

eben diese unterschiedlichen Grundüberzeugungen            mentaler Vorgänge erlaubt drittens, Psychologie
und nicht auf das konkrete Forschungsproblem.              weiterhin als objektive, empirische Wissenschaft zu
Jeder, der einmal versucht hat, mit einem Historiker       betreiben (s. Strack, 1983).
oder einem Vertreter der Kritischen Psychologie über
laborexperimentelle Ergebnisse zu diskutieren, weiß,
worum es geht. Derartige Grundsatzdiskussionen             Der Einfluß des Paradigmas
sind sicherlich anregend, haben einen hohen Unter-
haltungswert und sind — in den richtigen Dosen ver-        der Informationsverarbeitung
abreicht — manchmal bestimmt auch nützlich. Nur:           auf die Sozialpsychologie
ihr Beitrag zur kontinuierlichen Forschungspraxis
wird zweifellos überschätzt.                               Die im Paradigma der Informationsverarbeitung ent-
    Wissenschaftliche Kommunikation und Koope-             haltenen Grundüberzeugungen haben das Selbstver-
ration lebt davon, daß die am Forschungsprozeß             ständnis der Sozialpsychologie nachhaltig verändert.
Beteiligten Informationen und Argumente aus-               Konnte Gergen noch 1973 feststellen, das Gebiet der
tauschen, die nicht die Grundüberzeugungen der             Psychologie werde typischerweise als die Wissen-
Forscher in Frage stellen, sondern konkrete und lös-       schaft vom menschlichen Verhalten definiert und die
bare Forschungsprobleme betreffen. Dies ist eine           Sozialpsychologie sei die Teilwissenschaft, die sich
wichtige Funktion eines Paradigmas und das Paradig-        mit menschlicher Interaktion (Gergen, 1973), also
ma der Informationsverarbeitung hat diese „kommu-          mit sozialem Verhalten beschäftige, so kommen
nikationsstiftende" Funktion in der Psychologie aus-       Markus und Zajonc zwölf Jahre später im Handbook
geübt (vgl. Lachman et al. 1979).                          of Social Psychology zu dem entgegengesetzten
    Was sind die Grundüberzeugungen, die im Para-          Schluß: " . . . one can no longer view today's social
digma der Informationsverarbeitung enthalten sind?         psychology as the study of social behavior. It is more
Vor allem drei Annahmen: erstens die Überzeugung,          aecurate to define it as the study of the social mind"
daß befriedigende psychologische Erklärungen auf           (Markus & Zajonc, 1985, p. 137). Das heißt keines-
der mentalen Ebene und nicht auf der Stimulus-             wegs, daß Verhalten und Interaktion nicht mehr als
Response-Ebene angesiedelt sind. Das heißt, das Ver-       erklärungsbedürftig angesehen würden (s. Grau-
ständnis organismusinterner Vorgänge — um den              mann, 1979), es ist lediglich die Überzeugung, daß
behavioristischen Begriff zu benutzen — ist die            die Verhaltensebene nicht die adäquate Analyse-
Voraussetzung für erfolgreiche psychologische For-         ebene darstellt und daß soziales Verhalten nur dann
schung. Zweitens: mentale Vorgänge können als Pro-         befriedigend erklärt werden kann, wenn die ver-
zeß der Verarbeitung von Informationen verstanden          haltenssteuernden mentalen Prozesse hinreichend
                                                           verstanden sind.
                                                               Ob das Forschungsprogramm "Social Cognition"
                                                           als Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der
                                                           Informationsverarbeitung die gestellten Erwartungen
                                        Abrufung aus       erfüllt, kann auf zweierlei Weise beantwortet wer-
  Enkodicrung       Repräsentation     dem Gedächtnis
                                                           den. Einmal durch eine Bewertung der Grundüber-
                       I     t                             zeugungen des Paradigmas, als Grundsatzdiskussion
                                                           sozusagen aus metapsychologischer Perspektive. Die
                      Kognitive                            zweite Bewertungsmöglichkeit beinhaltet die Orien-
                     Operationen
                                                           tierung an der konkreten Forschung, die diesem Pa-
                                                           radigma zugerechnet wird: die Bewertung der bisher
            Abbildung 1 Standardsequenz                    gewonnenen Erkenntnisse, die Einschätzung ihrer
             der Informationsverarbeitung.                 Fruchtbarkeit für wichtige psychologische Fragestel-
                                                           lungen, die Nachfrage nach derartigen Erkenntnissen
                                                           aus Nachbardisziplinen, der Einfluß auf die Integra-
werden, der im wesentlichen in Abbildung 1 dar-            tion der Forschung innerhalb der Sozialpsychologie
gestellten Standardsequenz folgt. Das heißt, Infor-        und der Sozialpsychologie selbst innerhalb der rest-
mationen werden abgespeichert und dabei in einen           lichen Psychologie. Hier soll nun dieser zweite Weg
internen Code übersetzt. Auf den abgespeicherten           einschlagen und betrachtet werden, was in den letz-
Informationen werden kognitive Operationen durch-          ten Jahren geschehen ist und welche Konsequenzen
geführt, welche die Art der internen Repräsentation        die bisherigen Forschungsaktivitäten nach sich ge-
verändern. Schließlich werden Informationen aus            zogen haben.
dem Gedächtnis abgerufen. Dieses Verständnis
74                                         Fritz Strack, Social Cognition:

Das Ende der Krise: neue Fragen,                            strukturen psychologische Prozesse bestimmen, und
                                                            in der Sozialpsychologie wurde bereits in den 50er
neue Antworten, neue Erkenntnisse                           Jahren von Bruner, Postman und Mitarbeitern (z. B.
zu alten Forschungsproblemen                                Bruner, Postman & Rodrigues, 1951) gezeigt, daß
                                                            die soziale Wahrnehmung durch solche Strukturen
Dabei möchte ich beginnen mit der Frage, was denn           beeinflußt ist. Wie Einflüsse übergeordneter Wis-
eigentlich aus der Krise geworden ist, die Sozial-          sensstrukturen im einzelnen ablaufen, blieb dabei
psychologen in den 70er Jahren immer wieder als Zu-         allerdings unklar.
stand ihres Faches diagnostiziert hatten (s. Baum-              Im Vordergrund der am Paradigma der Informa-
rind, 1964; Gergen, 1973; McGuire, 1973; Orne,              tionsverarbeitung orientierten Forschung steht die
 1962; Ring, 1967). Es fällt auf, daß die entsprechen-      Frage nach dem Ablauf psychologischer Prozesse,
den Klagen in der letzten Zeit verstummt sind — zu-         zum Beispiel die Frage nach der Art der Repräsenta-
mindest jenseits des Atlantiks. Die ethischen Gren-         tion von Wissensstrukturen und daraus entstehenden
zen des Experimentierens sind erkannt und in ver-           Konsequenzen. Beeinflussen bildhafte Schemata die
bindlichen Verhaltensregeln kodifiziert (s. Schuler,        Informationsverarbeitung in anderer Weise, als
 1980), Mißverständnisse im Zusammenhang mit der            sprachlich-propositionale Schemata? Zu welchem
Forderung nach ökologischer Validität aufgeklärt (s.        Zeitpunkt in der Sequenz der Informationsverarbei-
Turner, 1981), und Versuchsleitereinflüsse werden           tung werden Schemata wirksam, und wie werden sie
als im wesentlichen eliminierbar angesehen (z. B.           wirksam? Bei der Enkodierung der Information, bei
Aronson, Brewer & Carlsmith, 1985), kurz: die expe-         der Durchführung von kognitiven Operationen, der
rimentelle Methodologie der Sozialpsychologie ist           Abrufung der Information aus dem Gedächtnis, oder
weitgehend unumstritten. Was die Theorie betrifft,          bei sämtlichen Teilprozessen der Informationsver-
so erscheint die These von der historischen Relativität     arbeitung? Speziellere Fragestellungen lenken die
sozialpsychologischer Befunde (Gergen, 1973) in der         Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Prozesse bei
Diskussion kaum mehr eine Rolle zu spielen. Die             der Verarbeitung schemakonsistenter und schema-
konkrete Forschung richtet sich weniger auf isolierte       inkonsistenter Information, auf unterschiedliche
Effekte, wie den Foot-in-the-door oder den Risky-           Erinnerungsleistung, auf die Verfügbarkeit von
shift-Effekt, sondern auf umfassendere theoretische         Schemata und Konsequenzen für die Art der Enko-
Zusammenhänge. Der Vorwurf des "fun-and-games"              dierung und kognitive Operationen, zum Beispiel
trifft die gegenwärtige Forschung nicht. Viele der          Wahrscheinlichkeitsschätzungen, und vieles andere
damaligen Krisenmerkmale sind derzeit einfach ver-          mehr.
schwunden. Resultat professioneller Selbstreflexion              Zahlreiche neue Forschungsfragen sind aus dem
ist nicht länger Ratlosigkeit, sondern begründete           Paradigma der Informationsverarbeitung heraus ent-
Zuversicht.                                                 standen, Forschungsfragen, deren sozialpsycholo-
    Die These kann aufgestellt werden, daß die zu-          gische Relevanz vor einigen Jahren sicherlich sehr be-
nehmende Bedeutung des Paradigmas der Informa-              stritten worden wäre und von Fachkollegen, die nicht
tionsverarbeitung in der Sozialpsychologie nicht nur        an diesem Paradigma orientiert sind, auch heute
in zeitlichem Zusammenhang mit dem abnehmen-                sicherlich noch bestritten wird. Das Entstehen von
den Krisenbewußtsein und der wachsenden Zuver-              neuen Fragen ist jedoch nicht primäres Bewertungs-
sicht steht, sondern eine der wesentlichen Ursachen         kriterium sondern die Antworten, sprich: neue Er-
für diese Entwicklung darstellt. Hier die Gründe:           kenntnisse und die Fruchtbarkeit dieser Erkenntnisse
    Erstens, es wurden entscheidende Fortschritte im        zur Lösung traditioneller sozialpsychologischer For-
Verständnis psychologischer Prozesse bei der Erfah-         schungsprobleme. Betrachten wir deshalb einige aus-
rung sozialer Wirklichkeit erzielt. Und zwar da-            gewählte Ergebnisse zum Einfluß der Verfügbarkeit
durch, daß neue Fragestellungen aufgeworfen und             von Informationen auf die Urteilsbildung.
durch neue Erkenntnisse wichtige Einsichten zu                   So ist es zur Eindrucksbildung, der Enkodierung
traditionellen Forschungsproblemen gewonnen wur-            von Informationen über Personen, notwendig, aus
den. Neue Fragestellungen ergeben sich aus der              beobachtetem Verhalten stabile Eigenschaften der
Orientierung an der Standardsequenz der Informa-            Person zu gewinnen (vgl. Jones & Davis, 1965). Die
tionsverarbeitung. Dies soll am Beispiel des Einflus-       Attributionsforschung hat dazu einige rationale
ses von übergeordneten Wissensstrukturen (also              Modelle entwickelt (z. B. Kelley, 1967), deren Be-
Schemata, Prototypen, Skripts, etc.) auf die Informa-       folgung jedoch mehr Zeit und Aufwand erfordern,
tionsverarbeitung erläutert werden.                         als in der typischen Urteilssituation zur Verfügung
    So ist in der Psychologie seit Selz (1913) und          steht. Neuere Untersuchungen legen nahe, daß
Bartlett (1932) bekannt, «^übergeordnete Wissens-           Kategorien, die zum Urteilszeitpunkt leicht aus dem
Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung                 75

 Gedächtnis abrufbar sind, die Verhaltensinterpreta-        wären Befunde zu Gedächtnis und Erinnerung zu
 tion beeinflussen (als Überblick, vgl. Wyer & Srull,       berichten — ein weiterer zentraler Forschungsbereich
 1981). Ob man das Überqueren des Atlantiks in              mit zahlreichen neuen Ergebnissen (s. Hastie, Park &
 einem Segelboot oder das Landen mit einem Sport-          Weber, 1984). Diese Ergebnisse haben unser Ver-
 flugzeug auf dem Roten Platz als „mutig" oder aber         ständnis von grundlegenden mentalen Prozessen
 als „leichtsinnig" interpretiert, wird u. a. dadurch      wesentlich erweitert — Prozesse, die es dem Indivi-
 beeinflußt, ob und wie leicht die eine oder andere         duum ermöglichen, "beyond the Information given"
 Kategorie zum Urteilszeitpunkt kognitiv verfüg-            (Bruner, 1957) zu gehen und eine Repräsentation der
 bar ist. Higgins, Rholes, Jones, Wyer, Srull und          sozialen Realität zu schaffen, auf deren Grundlage
viele andere haben gezeigt, daß die Häufigkeit der         soziales Handeln und Interaktion verstehbar wird.
vorherigen Verwendung der Informationen und                     Im folgenden soll dargestellt werden, wie für
 der zeitliche Abstand der Verwendung wesent-               einige „klassische" Forschungsprobleme der Sozial-
liche Determinanten der Verfügbarkeit sind (z. B.          psychologie aus der Perspektive des Programms
Higgins, Rholes & Jones, 1977; Higgins, Bargh &             "Social Cognition" neue Einsichten gewonnen
Lombardi, 1985; Srull & Wyer, 1979; Srull & Wyer,          wurden. Unter Bezug auf Markus und Zajonc (1985)
 1980; Wyer & Srull, 1986). Daß Informationen auch         sollen „Selbstkonzept", „Einstellungen" und „Vor-
durch unterschwellige Darbietung aktiviert und da-         urteile" als Beispiele herangezogen werden.
durch urteilsrelevant werden können, belegen die                Erstes Beispiel ist das Selbstkonzept, das in der
Arbeiten von Bargh und Pietromonaco (1982).                Social Cognition Forschung als eine kognitive Struk-
     Nicht nur die Beurteilung von anderen Personen,       tur verstanden wird und in dieser Perspektive wieder
auch Selbsturteile sind von der Verfügbarkeit von          zu einem zentralen Gegenstand empirischer For-.
relevanten Informationen abhängig. So wird zum             schung geworden ist (s. Kihlstrom et al., im Druck).
Beispiel die Beurteilung des eigenen Wohlbefindens         Erkenntnisse zur Struktur und Dynamik des Selbst-
von der Art der zuvor aktivierten Information über         konzepts (Markus, 1977; Kihlstrom & Cantor, 1984;
positive oder negative Lebensereignisse beeinflußt         Markus & Wurf, 1987) zur Rolle des Selbst bei der
(Strack, Schwarz & Gschneidinger, 1985).                   Enkodierung von Informationen (Kuiper & Rogers,
     Natürlich kann die Verfügbarkeit von Informa-          1979), zum Einfluß der Augenfälligkeit von situatio-
tionen auch aus der Umwelt beeinflußt werden,              nalen Aspekten auf die Aktivierung von Kategorien
wenn die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte              des Selbst (McGuire & Padawer-Singer, 1976), zur
gelenkt wird. So haben Strack, Erber und Wicklund          Selbstregulation (Carver & Scheier, 1981) und zur
(1982) gezeigt, daß die Augenfälligkeit (salience)         Selbstaufmerksamkeit (Wicklund, 1975) haben die-
von Personen zu systematischen Urteilseinflüssen           ses traditionelle Forschungsgebiet der Sozialpsycho-
führt, deren Richtung durch zuvor aktivierte Sche-         logie neu belebt.
mata bestimmt wird. Wenn die Stärke von beobach-                Zweites Beispiel sind neuere Entwicklungen in
teten Zusammenhängen eingeschätzt werden soll,             der Einstellungs- und Persuasionsforschung. Sie sind
wird das gemeinsame Auftreten von solchen Merk-            vor allem dort zu beobachten, wo das Augenmerk
malen überschätzt, auf die die Aufmerksamkeit ge-          auf die internen kognitiven Reaktionen gerichtet
lenkt ist — entweder weil sie besonders augenfällig        wurde, die als Ergebnis — oder in Antizipation —
sind, oder weil den entsprechenden Merkmalen in            eines Überzeugungsversuchs stattfinden. Der "Cog-
allgemeineren Schemata eine zentrale Rolle zu-             nitive Response" Ansatz, der Einstellungsänderun-
kommt. Auf diese Weise kommt es zu Zusammen-               gen als das Endprodukt eines Prozesses der Informa-
hangstäuschungen, wie Hamilton und Gifford                 tionsverarbeitung betrachtet (vgl. Petty, Ostrom &
(1976) und hier in Deutschland Klaus Fiedler (1985)        Brock, 1981; Petty & Cacioppo, 1986) hat zweifellos
gezeigt haben. Schließlich dient die Verfügbarkeit         zu einem neuen Aufschwung in der Einstellungsfor-
von Informationen als Heuristik für das Häufigkeits-       schung geführt. In diesem Zusammenhang beson-
und Wahrscheinlichkeitsurteil. Die einschlägigen           ders hervorzuheben sind auch die Arbeiten von Fazio
Arbeiten von Tversky und Kahneman (s. Kahneman,            und Mitarbeitern (vgl. Fazio, 1986) die wichtige Vor-
Slovic & Tversky, 1982) gehören zu den Klassikern          aussetzungen für die Verhaltensrelevanz von Einstel-
der psychologischen Fachliteratur (vgl. Strack, 1985).     lungen erforscht haben. Fazio fand, daß die kogni-
    An diesen Beispielen wird deutlich, wie völlig         tive Verfügbarkeit von Einstellungen zum Hand-
unterschiedliche Phänomene der Eindrucksbildung,           lungszeitpunkt für das Verhalten von ähnlicher
der Zusammenhangstäuschung, und der Wahr-                  Bedeutung ist, wie für das Urteil die Verfügbar-
scheinlichkeitsschätzung durch ein und dasselbe ein-       keit von Informationen zum Urteilszeitpunkt (z. B.
fache Prinzip der Verfügbarkeit von Informationen          Fazio, Powell & Herr, 1983). Fazio zeigte weiter, wie
sparsam erklärt werden können. In ähnlicher Weise          durch subtile Primingverfahren — wohlgemerkt:
76                                        Fritz Strack, Social Cognition:

 eine Methode aus der Gedächtnisforschung — die             sistent oder inkonsistent sind, für die Abrufung von
 Verfügbarkeit von Einstellungen und damit auch ihr        Informationen aus dem Gedächtnis und als Heuristik
 Einfluß auf das Verhalten erhöht werden kann               bei der Urteilsbildung. Bemerkenswert ist dabei, daß
 (Fazio, Sanbonmatsu, Powell & Kardes, 1986).              jeweils allgemeine Prinzipien der Informationsverar-
      Besonders profitiert von Forschung, die in der        beitung mit Erfolg auf den speziellen Fall des Stereo-
 Perspektive des Paradigmas der Informationsver-            typs angewandt wurden. Dies soll an zwei Experi-
 arbeitung durchgeführt wurde, hat das Verständnis         menten illustriert werden, über die kürzlich im Jour-
 des Einflusses von Stereotypen und Vorurteilen. Die       nal of Personality and Social Psychology berichtet
 traditionelle Vorurteilsforschung war geprägt durch       wurde: an einer Arbeit von Bodenhausen und Lich-
 die Annahme, daß Stereotypen und Vorurteilen eine         tenstein (1987) und an einer Untersuchung von Slus-
 eigene, besondere psychologische Qualität zu-             her und Craik Anderson (1987).
 kommt, die sie von anderen Wissensstrukturen                   Bodenhausen und Lichtenstein (1987) gehen da-
 grundlegend unterscheidet (vgl. Allport, 1954; als        von aus, daß Stereotype als Urteilsheuristiken ver-
 Kritik s. a. Rehm, 1986a, 1986b). Durch den Ein-          standen werden können, als vereinfachtes Urteilsver-
 fluß des Paradigmas der Informationsverarbeitung          fahren also, das sich an Faustregeln orientiert, die
 werden Stereotype und durch sie beeinflußte Urteile        zwar effizient, aber nicht immer zutreffend sind.
 dagegen als ganz normale kognitive Prozesse betrach-      Aus der einschlägigen Forschung ist bekannt, daß
 tet, die sich zwar in ihren Inhalten unterscheiden, —     Heuristiken vor allem dann urteilsrelevant werden,
 es geht um die Kategorisierung von sozialen Grup-         wenn es um komplexe Urteile geht. Angewandt auf
 pen — nicht aber in den grundlegenden Prinzipien           Stereotype heißt dies, daß ihr Einfluß vor allem bei
 (vgl. Hamilton & Trolier, 1986). Aus diesem Grund         komplexen sozialen Urteilen zu erwarten wäre. Die
 erschien es angebracht, die Geltung dieser grundle-       Autoren variierten also die erwartete Komplexität der
genden Prinzipien der Informationsverarbeitung,            Urteilsaufgabe: aus einer Ermittlungsakte war ent-
orientiert an der Standardsequenz, für die speziellen      weder die Schuld des Angeklagten zu beurteilen, das
Inhalte zu prüfen. Was hat diese Betrachtungsweise         war die komplexe Urteilsaufgabe, oder lediglich des-
zum besseren Verständnis beigetragen?                      sen Aggressivität. Der Angeklagte hieß entweder
     Zunächst einmal wurde die Frage gestellt, wo-         Carlos Ramirez, und war somit als Angehöriger einer
durch Stereotype zustande kommen können, welche            ethnischen Minderheit erkennbar, oder aber Robert
Mechanismen bei der Enkodierung von Informatio-            Johnson. Bodenhausen und Lichtenstein fanden, daß
nen Stereotype generieren. Aus der Salience-For-           das Urteil nur bei der komplexen Urteilsaufgabe,
schung war bekannt, daß ein distinktes Merkmal die         dem erwarteten Schuldurteil vom ethnischen Stereo-
Aufmerksamkeit auf sich zieht (vgl. Taylor & Fiske,        typ beeinflußt wurde. Das bedeutet: je größer der
 1978). Hamilton und Gifford (1976) haben dieses           kognitive Aufwand, je höher die Urteilsschwierig-
Prinzip erweitert und die Hypothese aufgestellt und        keit, desto stärker ist das soziale Urteil durch das
bestätigt, daß die Häufigkeit des gleichzeitigen Auf-      Stereotyp beeinflußt.
tretens mehrerer distinkter Merkmale systematisch               Einen anderen Mechanismus stereotyper Urteils-
überschätzt wird. Diese Art der selektiven Aufmerk-        bildung haben Slusher und Anderson (1987) ent-
samkeit wird zur Ursache für eine Zusammenhangs-           deckt. Aus der experimentellen Denkpsychologie ist
täuschung, das Überschätzen eines bestimmten Zu-           bekannt, daß vorgestellte und tatsächlich erlebte
sammenhangs. Genau diese Voraussetzungen liegen            Ereignisse manchmal verwechselt werden (Johnson,
bei Stereotypen über Angehörige von Minoritäts-            Taylor & Raye, 1977). Dieser Sachverhalt ist dafür
gruppen vor. Negativ bewertetes Verhalten und              verantwortlich, daß die tatsächliche Darbietungs-
sichtbare Merkmale von Minoritätsangehörigen sind          häufigkeit von Stimuli oft überschätzt wird, wenn
distinkt, binden die Aufmerksamkeit und fuhren zu          die Vpn sie auch bildhaft vorzustellen hatten. Die
Überschätzungen der Häufigkeit ihres Auftretens.           Autoren haben dieses Prinzip auf stereotype Urteils-
Ähnliches gilt, wie Rothbart, Fulero, Jenson,              bildung übertragen und die Vermutung geprüft und
Howard und Birrell (1978) gezeigt haben, für extre-        bestätigt, daß a) die bildhafte Vorstellung eines
me Ereignisse und Verhaltensweisen. Auch sie bin-          sozialen Ereignisses dem Stereotyp angepaßt wird
den Aufmerksamkeit und bewirken Häufigkeitsüber-           und b) dadurch ein Häufigkeitsurteil resultiert, das
schätzungen.                                               dem Stereotyp entspricht. Ohne auf den relativ kom-
     Ist einmal eine Wissensstruktur über eine soziale     plizierten konkreten Ablauf der Untersuchung ein-
Gruppe abgespeichert, so hat dies zahlreiche Konse-        zugehen, wird einmal mehr deutlich, wie allgemeine
quenzen für die weitere Informationsverarbeitung:          Prinzipien der Informationsverarbeitung für ein
für die Enkodierung von neuen Informationen in             genuin sozialpsychologisches Problem fruchtbar ge-
Abhängigkeit davon, ob sie mit dem Stereotyp kon-          macht werden können.
Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung                77

Verstärktes Forschungsinteresse                            Informationsverarbeitung in verschiedenen Phasen
                                                           des Handlungsverlaufs sind Gegenstand der Arbei-
an vernachlässigten Problemfeldern                         ten von Heckhausen und Gollwitzer (z. B. 1987).
                                                           Die kognitive Repräsentation der Handlung auf
 Viele weitere klassische Forschungsprobleme wären         unterschiedlichem Abstraktionsniveau wurde von
 zu nennen, die von der Social Cognition Forschung         Vallacher und Wegner (1987) in ihrer Bedeutung als
 profitiert haben. Im folgenden soll jedoch die weiter-    Verhaltensdeterminante erforscht. Die Verfügbarkeit
 gehende These aufgestellt werden, daß sozialpsycho-       von Einstellungen zum Handlungszeitpunkt wurde
 logische Problemfelder, die in der letzten Zeit ver-      — wie bereits erwähnt — von Fazio (a. a. O.) und
 nachlässigt wurden, innerhalb des Paradigmas der          seinen Mitarbeitern als Voraussetzung der Hand-
 Informationsverarbeitung neu beforscht wurden.            lungssteuerung untersucht. Ein kürzlich von Sorren-
Dies gilt vor allem für emotionale Prozesse. Sowohl        tino und Higgins (1986) herausgegebenes Handbuch
der Einfluß der Informationsverarbeitung auf die           ist allein dem Verhältnis von Motivation und Kogni-
Stimmung wie auch der umgekehrte Einfluß der               tion gewidmet. Es tut sich viel auf diesem Gebiet
Stimmung auf die Informationsverarbeitung wurde            und in den nächsten Jahren werden viele der noch
zum Forschungsproblem. Neben zahlreichen ande-             bestehenden Defizite beseitigt sein.
ren Befunden wurde von Schwarz und Clore (1983)
gezeigt, daß Stimmungen als Information in die                  Die gemeinsame Grundlage der am Paradigma
Urteilsbildung eingehen können und z. B. als                der Informationsverarbeitung orientierten sozialpsy-
Grundlage zur Beurteilung des eigenen Wohlbefin-           chologischen Handlungs- und Motivationsforschung
dens herangezogen werden können (Schwarz, 1987).            ist die Überzeugung, Verhalten, soziales Verhalten,
Dieses Ergebnis impliziert keineswegs die Identität        Interaktion könne um so zufriedenstellender erklärt
von Stimmungen und Kognitionen, sondern zeigt,             und vorhergesagt werden, je besser die Repräsenta-
daß eine Theorie zur Erklärung von Sachverhalten           tion und die kognitive Verarbeitung der sozialen
herangezogen werden kann, für die sie ursprünglich         Realität im Individuum verstanden wird. Es ist die
gar nicht formuliert war. Darin zeigt sich die Frucht-     Überzeugung, daß die Kenntnis der objektiven Sti-
barkeit eines theoretischen Ansatzes.                      mulussituation nicht ausreicht, um soziales Verhal-
                                                           ten zu erklären. Es sind die gezogenen Schlußfolge-
     Auch wenn physiologische Komponenten emo-             rungen, die zugeschriebenen Eigenschaften, die er-
tionaler Reaktionen beeinflußt werden, spielen             schlossenen Intentionen, Bewertungen — alles
kognitive Urteilsprozesse eine wichtige Rolle. So          Resultate von kognitiven Operationen —, auf deren
haben Strack, Martin und Stepper (im Druck) kürz-          Grundlage Verhalten und Interaktion verstehbar
lich gefunden, daß affektive Reaktionen, die durch         wird und nicht die objektive Stimulussituation.
die Manipulation des Gesichtsausdrucks verstärkt
wurden, vor allem dann zur Bewertung des auslösen-              Diese Erkenntnis scheint bei denjenigen Kolle-
den Stimulus herangezogen werden, wenn die Ver-            gen, die sich in ihrer eigenen empirischen Forschung
suchspersonen nicht veranlaßt wurden, zwischen             mit Problemen der sozialen Interaktion beschäftigen,
ihrer eigenen affektiven Reaktion und dem externen         auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Lassen sie
Stimulus zu differenzieren.                                mich als ein Beispiel die aktuelle Forschung zum Ein-
                                                           fluß von Minderheiten und Mehrheiten in Gruppen
                                                           anführen. Sowohl die Arbeiten von Nemeth und
                                                           Mitarbeitern (vgl. Nemeth, 1986) wie auch die Ar-
Motivation und soziales Handeln                            beiten von Maass und Kollegen (vgl. Maass, West &
in der Perspektive von Social Cognition                    Cialdini, im Druck) zeigen, wie sozialer Einfluß
                                                           durch kognitive Prozesse der Gruppenmitglieder ver-
Es mag vielleicht eingewandt werden, daß zwei wich-        mittelt wird und durch die Untersuchung der kogni-
tige sozialpsychologische Problembereiche von der          tiven Vermittlungsprozesse erklärt werden kann. Ein
am Paradigma der Informationsverarbeitung orien-           zweites Beispiel: die Arbeiten von Amelie Mummen-
tierten Forschung bislang vernachlässigt wurden:           dey und Mitarbeitern (s. Mummendey, Linneweber
Motivation und Handeln. Das traf bis vor kurzem zu.        & Löschper, 1984) zum Problem von feindseliger
In jüngster Zeit jedoch haben sowohl motivationale         Interaktion, Aggression. Die Arbeiten dieser Auto-
Prozesse als auch Verhaltensimplikationen in ganz          ren machen deutlich, wie aggressives Verhalten ver-
besonderem Maße die Aufmerksamkeit der Social              ständlich wird, wenn die kognitiven Operationen der
Cognition Forschung gefunden. So wurde die Bedeu-          Akteure (Bewertung, Intentionszuschreibung, Kate-
tung von Handlungszielen und Bewertungen bei der           gorisierung) in die Analyse einbezogen werden. Eine
Informationsverarbeitung u.a. von Srull und Wyer           letzte Beobachtung: das Kapitel „Beziehungen
(1986) erkannt und untersucht. Unterschiedliche            zwischen Gruppen" im neuen Handbook of Social
78                                          Fritz Strack, Social Cognition:

Psychology steht ganz in der Perspektive der Infor-          psychologie hat in der Vergangenheit wesentliche
mationsverarbeitung. Die Begründung des Grup-                Beiträge zur Implementierung des Paradigmas gelei-
penforschers Walter Stephan (1985, p. 600): "this            stet und viele Ergebnisse der aktuellen Social Cogni-
area is the one in which the greatest advances in our        tion Forschung beeinflussen die Allgemeine (experi-
knowledge have occurred".                                    mentelle) Psychologie.
    Diese Beispiele machen deutlich, daß sich Social             Die Frage lautet: was ist „social" an „Social Cog-
Cognition und Interaktion keineswegs wie feindliche          nition" oder, was ist „social" an „Cognition" über-
Brüder gegenüberstehen. Im Gegenteil: beide zen-             haupt? Zunächst sollen diejenigen Einflüsse der
tralen Forschungsgebiete der Sozialpsychologie profi-        Sozialpsychologie aufgezählt werden, die in der Ver-
tieren voneinander (s. Pryor & Ostrom, 1986). Das            gangenheit die Umsetzung des Paradigmas der Infor-
„eigensinnige [. . .] Weiterverfolgen des (indivi-           mationsverarbeitung in der Psychologie geprägt
dualisierenden) Kognitivismus" (Graumann, 1979,              haben, dann der Beitrag der gegenwärtigen Social
S. 301) verspricht — zumindest in der Perspektive            Cognition Forschung.
der Social Cognition Forschung — ein besseres Ver-               Erstens: die Sozialpsychologie war schon lange
ständnis von Prozessen sozialer Interaktion, als das         vor der kognitiven Wende kognitiv. Das heißt, men-
oft verordnete Heilmittel der verstärkten Kleingrup-         tale Vorgänge waren — spätestens seit Lewin — der
penforschung. Will man die „Scheu des Psychologen            Gegenstand der Theoriebildung, zu einer Zeit, in
vor der Interaktion" (Graumann, 1979; s. a. Steiner,         der derBehaviorismus gerade seinem Zenit zustrebte.
1974) beklagen, so muß man genau unterscheiden,              Daß dies keine sozialpsychologische Selbstüberschät-
ob mit „Interaktion" die Analyseebene oder ein               zung darstellt, möge folgendes Zitat George Mand-
Forschungsproblem gemeint ist. Die beklagte Scheu            ler's (1985) belegen, der in seinem Buch „Cognitive
erscheint als vernünftige Abstinenz, wenn sie sich           psychology" schreibt: "Much of social psychology
gegen eine Theoriebildung richtet, die auf quasi-            was cognitive long before the new wave took hold,
behavioristischer Verhaltensebene erfolgt.                   and it was the repository of Underground cognitive
    An dieser Stelle soll eines deutlich ausgesprochen       wisdom during the behaviorist interlude (p. 18)".
werden: Wissenschaft ist ein Wettbewerb der Ideen                Zweitens: die Bedeutung von übergeordneten
und die bessere Idee ist der guten Feind. Wer meint,         kognitiven Strukturen wurden von der Sozialpsycho-
Interaktion und Gruppenverhalten ohne Rekurs auf             logie — wie auch von der Würzburger Schule der
kognitive Prozesse besser erklären zu können, ist            Denkpsychologie — sehr früh erkannt (z. B. Bruner
aufgefordert dies zu tun. Konkurrenz belebt die For-         & Goodman, 1947). Heute ist dies eines der zentra-
schung und Paradigmata sind nicht per Anordnung              len Forschungsgebiete der kognitiven Psychologie
durchzusetzen. Nur: Lippenbekenntnisse und Emp-              (vgl. Neisser, 1976).
fehlungen sind unzureichend. Es sind die konkreten               Drittens: die Sozialpsychologie hat seit jeher die
Forschungsergebnisse, die eine vergleichende Bewer-          Überzeugung vertreten, daß die Sinnhaftigkeit gei-
tung ermöglichen, und nicht bereits das Programm.            stiger Inhalte der Schlüssel zum Verständnis der
                                                             grundlegenden psychologischen Prozesse darstellt. Es
                                                             sind nicht die sinnlosen Silben, mit denen die Struk-
Integration der Sozialpsychologie                            tur des Gedächtnisses erforscht werden kann, son-
innerhalb der Psychologie                                    dern Gedankeninhalte, die in semantischer oder epi-
                                                             sodischer Beziehung zueinander stehen. Erst auf dem
Daß so vielfältige Forschungsgebiete der Sozialpsy-          Umweg über sinnlose Silben, Wörter und Sätze zu
chologie innerhalb des Paradigmas der Informations-          übergreifenden Zusammenhängen, wie Geschichten
verarbeitung betrachtet und so viele unterschiedliche        und Episoden als Stimulusmaterial ist die Allge-
Phänomene mit wenigen sparsamen Prinzipien er-               meine (experimentelle) Psychologie dorthin gelangt,
klärt werden können, belegt die integrative Funktion         wo die Sozialpsychologie schon lange war.
des Paradigmas.                                                  Kognitive Analyseebene, übergeordnete Wissens-
    Aber es ist nicht nur die /»/radisziplinäre Integra-     strukturen, Sinnhaftigkeit der kognitiven Inhalte
tion, die durch das Paradigma der Informationsver-           sind zentrale Merkmale des Paradigmas der Informa-
arbeitung gefördert wird, sondern auch die Integra-          tionsverarbeitung und gehören zu dem von Mandler
tion der Sozialpsychologie innerhalb der Psychologie.        (1985) identifizierten "repository of Underground
Bislang wurde hauptsächlich ausgeführt, wie die all-         cognitive wisdom", das bei der Sozialpsychologie
gemeinen Gesetzmäßigkeit geistiger Tätigkeit zur             schon zur Zeit des Behaviorismus aufzufinden war.
Lösung sozialpsychologischer Probleme fruchtbar ge-              Aber auch die gegenwärtige Social Cognition For-
macht werden können. Es handelt sich jedoch keines-          schung leistet einen wesentlichen Beitrag zum Er-
wegs um eine einseitige Fertilisation. Die Sozial-           kenntnisfortschritt in der Allgemeinen Psychologie.
Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas der Informationsverarbeitung                      79

Auch wenn zur Erklärung der Verarbeitung sozia-               Mag sein, daß dann nicht mehr die speziellen
ler Informationen keine anderen Mechanismen der           Theorien die Identität des Sozialpsychologen kon-
Informationsverarbeitung herangezogen werden,             stituieren, sondern die anerkannte Kompetenz,
als zur Verarbeitung physikalischer Informationen,        menschliches Denken, Fühlen und Verhalten im
so unterscheiden sich kognitive Prozesse, die Perso-      sozialen Kontext verständlich machen zu können.
nen und ihr Handeln zum Gegenstand haben, in              Die Nachfrage nach Social Cognition Forschung aus
einer Reihe von Merkmalen (vgl. Hastie und Carl-          anderen Teildisziplinen der Psychologie und der
ston, 1980). Zum einen sind zur Abspeicherung             Sozialwissenschaft — Beleg sind neuere Entwicklun-
von Information über Personen umfassendere Infe-          gen in der Klinischen Psychologie (Ingram, 1986),
renzprozesse notwendig, als zur Abspeicherung             der Pädagogischen Psychologie (Hofer, 1986), der
von Informationen über physikalische Objekte.             Forensischen Psychologie (Loftus, 1979), der Poli-
Es sind die Eigenschaften der Personen, die deren         tischen Psychologie (Sears & Lau, 1986), der Markt-
kognitive Repräsentation strukturieren. Um aber           psychologie (Srull, 1983), und der Umfragefor-
vom beobachteten Verhalten zu den Eigenschaften           schung (Hippler, Schwarz & Sudman, 1987) — diese
und Merkmalen der Person zu gelangen, sind in             Nachfrage ist zweifellos ein Indiz. So wird deut-
stärkerem Maße kognitive Operationen notwendig,           lich, daß Sozialpsychologie innerhalb des Paradigmas
als bei der Verarbeitung von Informationen über           der Informationsverarbeitung nicht irgendwo an der
physikalische Objekten, oft nur die Oberflächen-          Peripherie der psychologischen Wissenschaft ange-
merkmale des Objekts abgespeichert werden. Zum            siedelt ist, sondern mitten in ihrem Zentrum.
zweiten spielen Bewertungen und Emotionen bei
der Verarbeitung sozialer Informationen eine weit
stärkere Bedeutung. Sowohl in ihrer Rolle als Ein-        Summary
flußfaktor wie auch als Konsequenz kognitiver Pro-
zesse sind affektive Aspekte von zentraler For-           It is argued that "social cognition", defined as social
schungsrelevanz. Schließlich spielt der Selbstbezug       psychology within the paradigm of Information pro-
eine wichtige Rolle. In allen Phasen der Informa-         cessing, has already had a highly positive impact on
tionsverarbeitung wird das Selbstkonzept als kogni-       social psychological research. The influence of "social
tive Ordnungsstruktur wirksam. Viele Probleme der         cognition" becomes apparent from both new re-
Sozialpsychologie sind ohne den Bezug zur kogni-          search questions and new insights on traditional
tiven Repräsentation der eigenen Person nicht zu          issues of the field. Moreover, "social cognition" may
lösen. Auch dies hat bei der Verarbeitung von Infor-      provide a unifying model for psychological processes
mationen über die physikalische Welt eine unterge-        in a social context and may contribute toward an
ordnete Bedeutung.                                        Integration of the psychological science.

Zusammenfassende Bewertung                                Literatur
                                                          Albert, H. (1975). Traktat überkritische Vernunft. Tübin-
Wie deutlich wird, ist das Paradigma der Informa-           gen: Mohr.
tionsverarbeitung in der Allgemeinen (experimentel-
                                                          Allport, G. W. (1954). The nature ofprejudice. Reading,
len) Psychologie einerseits in wesentlichen Aspekten         Mass.: Addison-Wesley.
von der traditionellen Sozialpsychologie beeinflußt.
                                                          Aronson, E., Brewer, M. & Carlsmith, J. M. (1985). Expe-
Zum anderen erweitert die aktuelle Social Cognition
                                                            rimentation in social psychology. In G. Lindzey & E.
Forschung das Paradigma, indem sie neue, bisher             Aronson (Eds.), Handbook of social psychology (Vol. 1)
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Daher scheint die These gerechtfertigt, daß die
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