Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS

Die Seite wird erstellt Gunnar Baier
 
WEITER LESEN
Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS
Merkurmission
BepiColombo
EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN
DES SONNENSYSTEMS
Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS
EINLEITUNG UND MISSIONSVERLAUF

      Forschungsexpedition zum
      heißesten Planeten                                                                                                                                                                                   Der Namensgeber der Mission
      Der Merkur ist der innerste und somit sonnennächste Planet unseres Sonnensystems. Sei-
      ne Oberflächentemperatur misst bis zu 470 Grad Celsius; zehnmal mehr Sonnenstrahlung
      erreicht ihn als die Erde. Erst zwei Raumsonden haben bisher diesen Bedingungen getrotzt
      und den Merkur aus der Nähe erforscht: im Jahr 1974 Mariner 10 und 2011 bis 2015 MESSEN-
      GER, beides Raumsonden der amerikanischen Weltraumbehörde NASA. Im Oktober 2018
      soll nun die Mission BepiColombo zum innersten Planeten aufbrechen. Es ist ein Gemein-
      schaftsprojekt der europäischen und der japanischen Weltraumagenturen ESA und JAXA;
      jede Agentur stellt eine von zwei Sonden. Beide fliegen zunächst gemeinsam zum Merkur,
      wo sie im Dezember 2025 voneinander getrennt und in eigene Umlaufbahnen um den Pla-
      neten gebracht werden.
         Die Raumsonde MESSENGER hat viele Erkenntnisse über den Merkur geliefert – und viele
      weitere Fragen aufgeworfen. Nun soll BepiColombo noch einmal genauer hinschauen und
      beispielsweise die bisher wenig untersuchte Südpolregion des Merkurs erkunden. Zudem
      werden mit BepiColombo erstmals zwei Raumsonden gleichzeitig Messungen in der Umge-
      bung des Planeten durchführen und so unter anderem seine Magnetosphäre und seine ex-
      trem dünne Gashülle, die sogenannte Exosphäre, untersuchen. BepiColombo wird darüber                                                                                                                 Die ESA-Mission BepiColombo ist nach dem italienischen Mathe-
      hinaus das Gravitationsfeld des Planeten genau vermessen sowie der Zusammensetzung                                                                                                                   matiker und Physiker Guiseppe („Bepi“) Colombo (1920 – 1984) be-
                                                                                                                                                                                                           nannt. 1970 schlug Prof. Colombo der NASA eine Flugbahn für die
      seiner Oberfläche und seine Topografie nachspüren.
                                                                                                                                                                                                           Raumsonde Mariner 10 vor, die es ermöglichte, den Merkur sechs
         Vor allem zwei Fragen gilt es zu beantworten: Wie ist der Merkur vor 4,56 Milliarden Jah-                                                                                                         Monate nach dem ersten Vorbeiflug ein zweites Mal zu passieren.
      ren entstanden und wie hat er sich so nah an der Sonne weiterentwickelt? Dafür wollen die
      Forscherinnen und Forscher untersuchen …
      •     wie der Merkur im Innern aufgebaut ist und aus welchen Stoffen er besteht,
      •     welche Prozesse in seinem Innern ablaufen und wie dadurch sein Magnetfeld entsteht,
      •     wie geologische Prozesse (Kraterbildung, Tektonik und Vulkanismus) die Planetenober-
            fläche verändern und
      •     wie die Exosphäre und die Magnetosphäre des Merkurs beschaffen sind und wie sie sich
            entwickeln.
      Eine offene Frage ist auch, ob Merkur noch heute vulkanisch aktiv ist.

                                Missionsverlauf

                                    20. Oktober 2018              6. April 2020             12. Oktober 2020        11. August 2021       zw. 2. Oktober 2021 u.   5. Dezember 2025       14. März 2026                1. Mai 2027:                   1. Mai 2028
                                                                                                                                              9. Januar 2025
                                 Start von BepiColombo        Vorbeiflug an der Erde       Erster Vorbeiflug an   Zweiter Vorbeiflug an    Insgesamt sechs Vor-       Erreichen der    Die japanische Sonde              Ende der               Ende der verlängerten
                                      von Kourou in                                             der Venus              der Venus            beiflüge am Merkur     Merkurumlaufbahn,   MMO erreicht ihre end-         Primärmission                   Mission
                                  Französisch Guayana                                                                                                               Trennung beider     gültige Umlaufbahn
                                      an Bord einer                                                                                                                   Raumsonden
                                     Ariane 5-Rakete
Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS
DIE MISSION

      BepiColombo …                                               ein Ziel, zwei Sonden

          BepiColombo besteht aus zwei voneinander un-            sollen sie Einsteins Relativitätstheorie testen. Die   aufeinandersitzenden Sonden mit dem chemischen
      abhängigen Raumsonden und einem Transfermo-                 zweite Sonde, den „Mercury Magnetospheric Orbi-        Antrieb des MPO in die Zielumlaufbahn von MMO
      dul. Die größere der beiden Sonden, der „Mercury            ter“ (MMO) trägt die japanische Weltraumagentur        gebracht. Danach wird MMO abgetrennt und MPO
      Planetary Orbiter“ (MPO), wurde federführend von            JAXA bei. Fünf wissenschaftliche Instrumente sind      wird von seinem chemischen Antriebsmodul in die
      der europäischen Weltraumbehörde ESA entwickelt             an Bord. In der Merkurumlaufbahn sollen beide Son-     für ihn vorgesehene Umlaufbahn gesteuert. Der
      und gebaut und ist mit insgesamt elf wissenschaft-          den unter anderem koordinierte Messungen von           Missionsbetrieb am Merkur ist zunächst für ein Jahr
      lichen Instrumenten ausgestattet. Die Instrumente           verschiedenen Positionen im Raum aus durchfüh-         geplant mit einer möglichen Verlängerung um ein
      des MPO erforschen hauptsächlich den Planeten               ren, um so gemeinsam die Exosphäre und die Ma-         weiteres Jahr.
      selbst, das heißt sein Inneres, seine Oberfläche sowie      gnetosphäre sowie deren Wechselwirkung mit dem             Beide Sonden sollen Merkur auf polaren Umlauf-
      seine Exosphäre und Magnetosphäre. Außerdem                 Sonnenwind und dem Planeten zu untersuchen –           bahnen umlaufen. Die Bahnen sind so ausgelegt,
                                                                  ein großer Vorteil gegenüber den Einzelmessungen       dass ihre Umlaufzeiten in einem Verhältnis von etwa
                                                                  der MESSENGER-Mission.                                 1:4 stehen, d.h. wenn MMO einen Umlauf macht,
                                                                     Beim Start von BepiColombo und während der          umrundet MPO den Planeten viermal. Die Bahnebe-
                                                                  gesamten Reise zum Merkur sind beide Raumson-          nen der Sonden sind identisch. Während der ersten
                                                                  den fest miteinander verbunden und befinden sich       Monate werden sich beide Sonden wiederholt bis
                                                                  auf dem Transfermodul. Zusätzlich umgibt ein Son-      auf etwa 100 km annähern, was vor allem der ge-
                                                                  nenschutzschild die Raumsonde MMO und schützt          genseitigen Kalibration vergleichbarer Instrumente
                                                                  sie so vor zu hohen Temperaturen. Das Transfermo-      dienen soll. Auf den Außenseiten des MPO werden
                                                                  dul verfügt über zwei verschiedene Antriebe. Für       die Temperaturen mehr als 360°C betragen, wäh-
                                                                  den interplanetaren Flug gibt es vier Ionentriebwer-   rend für den Betrieb der wissenschaftlichen Instru-
                                                                  ke, die über Solarzellen mit dem für ihren Betrieb     mente im Inneren 40°C nicht überschritten werden
                                                                  notwendigen Strom versorgt werden. Als Treibstoff      dürfen. Dabei wird nicht nur die direkte Sonnenein-
                                                                  dient Xenon-Gas. Um Treibstoff zu sparen, sind         strahlung die Sonden aufheizen, sondern auch die
                                                                  Swing-By-Manöver an der Erde, der Venus und am         Infrarotstrahlung von der bis zu 470°C heißen Mer-
                                                                  Merkur geplant. Während der langen Flugphasen          kuroberfläche.
                                                                  dazwischen sind längere Betriebsphasen des Ionen-
                                                                  antriebs vorgesehen. Zusätzliche chemische Trieb-
                                                                  werke dienen der Lage- und der Orbitkontrolle und
                                                                  werden bei den Swing-By-Manövern eingesetzt.
                                                                     Nach insgesamt sechs Vorbeiflügen am Merkur
                                                                  sollen die beiden Sonden im Dezember 2025 in
                                                                  separate Umlaufbahnen um den Planeten gebracht
                                                                  werden.
                                                                     Nach der Ankunft wird zunächst das Transfermo-
                                                                  dul abgetrennt. Anschließend werden die beiden

      BepiColombo in den Reinräumen des European Space Re-
      search and Technology Centre (ESTEC) in den Niederlanden.
      Ganz unten befindet sich das Transfermodul, darüber der
      MPO gefolgt vom MMO.

                                                                                                                         Einige Kennzahlen von BepiColombo
                                                                                                                                                                       MPO                      MMO
                                                                                                                         Umlaufbahn                                    400 km x 1500 km         400 km x 12000 km
                                                                                                                         Umlaufzeit                                    2,3 Stunden              9,3 Stunden
                                                                                                                         Neigung gegen die Äquatorebene                90°                      90º
                                                                                                                         Masse in der Merkurumlaufbahn                 1180 kg                  288 kg
                                                                                                                         Anzahl wiss. Instrumente                      11                       5
                                                                                                                         Masse wiss. Instrumente                       80 kg                    45 kg
                                                                                                                         Lagestabilisierung                            3-Achsenstabilisierung   Drallstabilisierung, 15 U/min
Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS
PLANETENENTSTEHUNG UND -AUFBAU

                                                                                                                                                                              Exosphäre
     Merkur
                                                                                                                                                                                        Im Gegensatz zu den drei anderen erdähnlichen Planeten Erde, Venus und Mars
     Eine Welt der Extreme                                                                                                                                                                 besitzt Merkur keine dichte Atmosphäre. Lediglich eine sehr, sehr dünne
                                                                                                                                                                                              Gashülle, eine sogenannte Exosphäre, in der die Gasteilchen praktisch
     Merkur ist mit einem Durchmesser von 4800 Kilometern der kleinste                                                                                                                           nicht miteinander zusammenstoßen, wurde bereits von Mariner 10
     Planet im Sonnensystem. Für einen Umlauf um die Sonne benö-                                                                                                                                    entdeckt. Der Druck an der Merkuroberfläche beträgt nur etwa ein
     tigt er 88 Tage. Seine Umlaufbahn ist stark elliptisch, so dass sein                                                                                                                             Billionstel des Wertes an der Erdoberfläche.
     Sonnenabstand zwischen 46 Millionen Kilometern im sonnen-                                                                                                                                               Bei den Exosphärenteilchen handelt es sich um Oberflä-
     nächsten und 70 Millionen Kilometern im sonnenfernsten                                                                                                                                                 chenmaterial des Planeten, um Partikel aus dem Sonnen-
     Punkt schwankt. Durch Merkurs Nähe zur Sonne ist die                                                                                                                                                     wind und um Fragmente von Staubpartikel, die überwie-
     Sonneneinstrahlung etwa zehnmal so groß wie auf der                                                                                                                                                       gend von Kometen stammen.
     Erde. Dies führt dazu, dass die Temperatur in der Äqua-                                                                                     Das Magnetfeld des Merkurs ist ein Dipolfeld
                                                                                                                                                 und gegenüber dem Zentrum des Planeten
     torregion bei Tag bis auf etwa 470°C ansteigt, in der
                                                                                                                                                 versetzt.
     Nacht kann sie dagegen am selben Ort bis auf -180°C
     absinken. Es wird vermutet, dass in einigen geschütz-
     ten Kratern der Polarregion gefrorenes Wasser über
     lange Zeiträume existieren könnte.

     Innerer Aufbau

     Merkur hat eine hohe mittlere Dichte, die in un-
     serem Sonnensystem nur noch von der der Erde
     übertroffen wird. Er ist ähnlich wie die Erde in ei-
     nen Eisen-Nickel-Kern, einen darüber liegenden
     silikatischen Mantel und eine äußere Kruste ge-
     schichtet. Die Raumsonde MESSENGER lieferte für
     den Kern einen Durchmesser von etwa 4060 km, was
     83% des Planetendurchmessers entspricht. Bei der
     Erde beträgt der Kerndurchmesser nur etwa 54%. Der
     Mantel und die Kruste von Merkur sind zusammen nur
                                                                                                     Der Kern besteht vermutlich aus einem
     rund 410 km dick. Die Dicke der Kruste beträgt am Äqua-                                         Festen (rot) und einem flüssigen (gelb)
     tor 50 bis 80 km, in der nördlichen Polarregion 20 bis 40 km.                                   Eisenkern. Weiter außen befindet sich der                                                              Magnetosphäre
     Im Bereich des Südpols konnte ihre Dicke von MESSENGER                                          Mantel (grau-blau) und die Kruste (dun-
                                                                                                     kelgrau).
     nicht gemessen werden.                                                                                                                                                                              Neben der Erde ist Merkur der einzige erdähnliche Planet mit
                                                                                                                                                                                                      einem Magnetfeld, das in seinem Inneren erzeugt wird. Es hat
                                                                                                                                                                                                    die Form eines Dipolfeldes ähnlich dem eines Stabmagneten, al-
     Oberfläche                                                                                                                                                                                  lerdings ist es um einen Faktor 130 bis 340 schwächer als das irdische
                                                                                                                                                                                              Feld. Merkurs Magnetfeld entsteht höchstwahrscheinlich ähnlich wie
     Die Oberfläche des Merkurs ist mit Kratern übersät. Mit einem Durchmes-                                                                                                               das der Erde durch Transportprozesse von elektrisch leitendem flüssigem
     ser von 1500 Kilometern ist das Caloris-Becken der mit Abstand größte Krater.                                                                                                      Gesteinsmaterial im Planeteninneren.
     Es muss durch den Einschlag eines mehr als 100 Kilometer großen Himmelskörpers                                                                                                    Durch die Wechselwirkung des Merkurmagnetfeldes mit dem Sonnenwind bil-
     entstanden sein, wurde durch spätere vulkanische Aktivität jedoch stark verändert. Ge-                                                                                   det sich eine Magnetosphäre um den Planeten. Sie enthält elektrisch geladene Teilchen
     nau auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten befindet sich ein eigentümlich chaotisch                                                                          (Plasma), die von der Merkuroberfläche durch Teilcheneinschläge und durch die Sonnenein-
     wirkendes Gebiet mit unregelmäßig geformten, flachen Hügeln und Tälern – vermutlich eine Folge                                                               strahlung freigesetzt oder direkt aus dem Sonnenwind eingefangen werden.
     des Caloris-Einschlags.                                                                                                                                        Während starker Sonnenaktivität wird die Magnetosphäre zeitweise so stark zusammengedrückt,
        Große Regionen der Merkuroberfläche sind mit Lavagestein bedeckt – ein Hinweis auf Vulkanaus-                                                           dass große Teile der Planetenoberfläche direkt dem Sonnenwind ausgesetzt sind. Derartige Ereig-
     brüche. Anzeichen für Plattentektonik gibt es nicht. Stattdessen überzieht eine Vielzahl bis zu drei                                                       nisse kommen bei der Erde normalerweise nicht vor. Auf der von der Sonne abgewandten Seite des
     Kilometer hoher Steilstufen die gesamte Planetenoberfläche.Sie sind als Folge eines Schrumpfungs-                                                          Planeten bildet sich wie bei der Erde ein langer Schweif, in dem elektrisch geladene Teilchen aus der
     prozesses entstanden, durch die der Merkurradius um bis zu sieben Kilometer abgenommen hat. Bei                                                            Magnetosphäre vom Planeten weg strömen. Das Plasma in der Magnetosphäre besteht hauptsäch-
     keinem anderen Planeten im Sonnensystem kennt man derart starke Schrumpfungen. Die Ursache                                                                 lich aus Wasserstoff- und Heliumionen aus dem Sonnenwind sowie aus Sauerstoff-, Natrium-, Magne-
     hierfür ist höchstwahrscheinlich die langsame Abkühlung von Merkur seit seiner Entstehung.                                                                 sium- und Calziumionen, die überwiegend von der Oberfläche des Planeten stammen.

     Hintergrundbild: Die zwei Kilometer hohe Steilkante Carnegie Rupes durchschneidet den Krater Duccio und hat Teile
     des Kraters gegeneinander verschoben.
Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS
WISSENSCHAFTLICHE INSTRUMENTE

     Ursprung des Planeten                                                                     BepiColombos Messinstrumente
     Wie konnte der Merkur einen im Vergleich mit den                                          im Überblick
     anderen erdähnlichen Planeten derart großen Eisen-
     kern bilden? Eine Erklärung geht davon aus, dass sich                                     Die beiden Raumsonden von BepiColombo sind mit insgesamt 16 Messinstrumenten ausgestattet, die den Plane-
     Eisen im inneren Bereich des Urnebels anreicherte,                                        ten, seine Exosphäre und seine Magnetosphäre aus nächster Nähe untersuchen sollen. Neben Kameras und Spek-
     aus dem sich unser Sonnensystem vor rund 4,56 Mil-                                        trometern sind Teilchen-Messinstrumente und ein Laser-Altimeter an Bord, an denen auch das MPS beteiligt ist.
     liarden Jahren bildete. Alternativ könnte bereits früh
     nach der Entstehung des Merkurs ein großer Teil sei-                                       Name         Beschreibung             Zielsetzung                                                   Verantwortliches
     nes Mantels wieder entfernt worden sein. Dies könn-                                                                                                                                            Institut/Land
     te entweder durch den Einschlag eines planeten-
                                                                                                MPO
     großen Himmelskörpers erfolgt sein, wodurch ein
     großer Teil der noch jungen Kruste und des Mantels                                         BELA         BepiColombo Laser        Topografische Kartierung der Merkuroberfläche                 Universität Bern,
                                                                                                             Altimeter                                                                              Schweiz und DLR
     weggesprengt wurde, oder durch starkes Bombar-
                                                                                                                                                                                                    Berlin, Deutschland
     dement von elektromagnetischer und Teilchenstrah-
     lung von der damals noch jungen und heißeren Son-                                          ISA          Italian Spring Accele-   Messung der nicht-gravitativen Beschleunigung der             Istituto Nazionale di
                                                                                                             rometer                  Raumsonde                                                     Astrofisica, Italien
     ne. Eine weitere Theorie beschreibt eine chemische
     Anreicherung von Eisen durch kohlenstoffreichen                                            MPO/MAG      Magnetic Field Inves-    Messung des Merkurmagnetfelds, sowie seiner Entstehung        Universität Braun-
     Staub im inneren Sonnensystem.                                                                          tigation                 und Wechselwirkung mit dem Sonnenwind                         schweig, Deutschland

         Obwohl alle diese Modelle unterschiedliche Vor-                                        MERTIS       Mercury Radiometer       Kartierung der mineralogischen Zusammensetzung, der           Universität Münster,
     hersagen für die Zusammensetzung der silizium-                                                          and Thermal Imaging      Temperatur und des thermischen Trägheitsmoments der           Deutschland
     reichen Kruste des Planeten machen, konnten die                                                         Spectrometer             Oberfläche

     MESSENGER-Ergebnisse bisher keines eindeutig aus-                                          MGNS         Mercury Gamma-Ray        Elementzusammensetzung der Oberfläche und oberflä-            Institute for Space
     schließen. Die Planetenforscher erhoffen sich neue                                                      and Neutron Spectro-     chennaher Schichten; Untersuchung von Ablagerungen            Research, Moskau,
                                                                                                             meter                    leicht flüchtiger Substanzen in den Polarregionen             Russland
     Aufschlüsse über die Entstehung des Planeten durch
     die Weltraummission BepiColombo.                                                           MIXS         Mercury Imaging X-       Globale Kartierung der Elementzusammensetzung der             University of Leicester,
                                                                                                             ray Spectrometer         Merkuroberfläche                                              Großbritannien

                                                                                                MORE         Mercury Orbiter Radio    Untersuchung der Struktur von Kern und Mantel des             Sapienza-Universität,
                                                                                                             Science Experiment       Planeten                                                      Rom, Italien

                                                                                                PHEBUS       Probing of Hermean       Spektrale Kartierung der Exosphäre im Ultravioletten Licht,   Service d’Aéronomie/
                                                                                                             Exosphere by UV          Oberflächenzusammensetzung                                    IPSL, Paris, Frankreich
                                                                                                             Spectroscopy

                                                                                                SERENA       Search for Exospheric    In-Situ Untersuchung der Zusammensetzung, vertikalen          INAF-Istituto di Fisica
                                                                                                             Refilling and Emitted    Struktur und der Quellen und Senken für Teilchen in der       dello Spazio Interpla-
                                                                                                             Natural Abundances       Exosphäre                                                     netario, Italien

       Der Planet Merkur                                                                        SIXS         Solar Intensity X-ray    Messung der Intensität der solaren Röntgenstrahlung und       Universität Helsinki,
                                                                                                             and particle Spectro-    der solaren Teilchen zur Unterstützung der Messungen von      Finnland
       Mittlere Entfernung von der Sonne       57.900.000 km = 0,387 Astronomische Einheiten                 meter                    MIXS

       Bahnexzentrizität                       0,21                                             SIMBIO-SYS   Spectrometers and        Hochauflösende optische Stereobilder, abbildende              Agenzia Spaziale Itali-
                                                                                                             Imagers for MPO          Nahinfrarot-Spektroskopie zur globalen mineralogischen        ana, Rom, Italien
       Umlaufperiode um die Sonne              88 Tage                                                       BepiColombo Integra-     Kartierung
                                                                                                             ted Observatory
       Bahnneigung gegen die Ekliptik          7°                                               MMO

       Äquatordurchmesser                      4880 Kilometer = 0,38 Erddurchmesser             MMO/MGF      Mercury Magneto-         Magnetfeldmessungen in der Merkurumgebung                     Weltraumforschungs-
                                                                                                             meter                                                                                  institut Graz, Öster-
       Neigung der Rotationsachse gegen die    0,03º                                                                                                                                                reich
       Bahnebene
                                                                                                MPPE         Mercury Plasma Par-      Messung von Eigenschaften und Mengen von Elektronen,          Institute of Space and
       Rotationsperiode                        58,65 Tage = 0,16 Jahre                                       ticle Experiment         Ionen und neutralen Atomen in der Merkurmagnetosphäre         Astronautical Science
                                                                                                                                                                                                    /JAXA, Japan
       Masse                                   0,055 Erdmassen
                                                                                                PWI          Plasma Wave Instru-      Messung des elektrischen Feldes, der Plasmawellen und         Universität Tohoku,
                                                           -3                                                ment                     Radiowellen in der Merkurumgebung                             Japan
       Mittlere Dichte                         5440 kg m
                                                                                                MSASI        Mercury Sodium           Kartierung von Konzentration und Verteilung von Natrium       Universität Tokyo,
       Maximale Oberflächentemperatur im       +470ºC                                                        Atmospheric Spectral     im Umfeld des Planeten                                        Japan
       Perihel                                                                                               Imager

       Minimale Oberflächentemperatur im       -180ºC                                           MDM          Mercury Dust Monitor     Messung der von der Merkuroberfläche freigesetzten            Chiba Institute of
       Perihel                                                                                                                        festen Materiepartikel                                        Technology, Japan
Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS
WISSENSCHAFTLICHE INSTRUMENTE

     Den Merkur im Visier
     Das MPS ist an insgesamt vier Messinstrumenten von MPO und MMO beteiligt. Sie vermessen die Höhenunter-
     schiede auf dem Merkur, die Zusammensetzung seiner Oberfläche und untersuchen geladene und ungeladene
     Teilchen in seiner Umgebung.

     Das Massenspektrometer                                   Die planetare Ionenkamera                                Das abbildende Röntgen-                                  Das Laser-Altimeter
     MPPE-MSA                                                 SERENA-PICAM                                             spektrometer MIXS                                        BELA

     Das Das Plasma-Teilchen-Experiment MPPE (Mercu-          Die planetare Ionenkamera PICAM (Planetary Ion Ca-       Das abbildende Röntgenspektrometer (Mercury              Das BepiColombo Laser-Altimeter (BELA) ist das ers-
     ry Plasma Particle Experiment) an Bord der Sonde         mera) ist ein Teilinstrument des SERENA-Instruments      Imaging X-ray Spectrometer, MIXS) an Bord von MPO        te europäische Laser-Altimeter-System im Weltraum
     MMO besteht aus mehreren Sensoren. Das MPS ist           (Search for Exospheric Refilling and Emitting Natural    misst die Röntgenfluoreszenz-Strahlung, die von          zur Erforschung eines Planeten. An Bord des MPO
     an dem Massenspektrometer MSA (Mass Spectrum             Abundances Experiment) an Bord von MPO. SERENA           der Oberfläche von Merkur und von seiner Magne-          soll es die Topografie des Merkur mit einer Genauig-
     Analyser), einem Teilinstrument von MPPE, beteiligt.     soll die Zusammensetzung der Exosphäre, ihre ver-        tosphäre freigesetzt werden. Röntgenfluoreszenz-         keit von bis zu einem Meter vermessen. Ein Laser sen-
        Ionen aus der Magnetosphäre und der Exosphäre         tikale Struktur und die Emissionsprozesse untersu-       Strahlung ist eine charakteristische sekundäre Rönt-     det einen Lichtblitz auf die Oberfläche des Planeten,
     des Merkurs gelangen in den Sensor und ein elektri-      chen, die zu ihrer Bildung führen.                       genstrahlung, die von einem Material ausgesendet         dieser wird von dort reflektiert und das reflektierte
     sches Feld zwischen zwei halbkugelförmigen Scha-             Eine der wichtigsten Fragen ist die nach der Rolle   wird, das mit energiereicher Strahlung angeregt          Licht an Bord der Raumsonde gemessen. Aus der
     len selektiert Ionen einer                               der Merkur-Oberfläche als Quelle für Neutralteilchen     wurde. Im Fall des Merkur stammt die anregende           Zeit, die zwischen dem Aussenden und dem Wieder-
        bestimmten Energie. Anschließend gelangen die-        in der Exosphäre und Ionen in der Magnetosphäre.         Strahlung von der Sonne und das angeregte Mate-          eintreffen des Lasersignals verstrichen ist, lässt sich
     se Ionen in eine Flugzeit-Einheit, in der sie in einem   Durch die Vermessung von Ionen relativ niedriger         rial ist die Planetenoberfläche bzw. Atome oder Io-      die Entfernung zwischen der Sonde und der Plane-
     elektrischen Feld beschleunigt und ihre Flugzeit bis     Energien vom thermischen bis zum keV-Bereich             nen in der Magnetosphäre. Für die Kalibration der        tenoberfläche ableiten. Vermisst man so die gesamte
     zum Auftreffen auf einem Detektor gemessen wird.         liefert PICAM Informationen über die Zusammen-           MIXS-Messungen sind Messungen mit dem Partne-            Oberfläche, kann man die Form des Planetenkörpers
     Schwere Ionen sind langsamer als leichtere. Misst        setzung der Merkuroberfläche und die Effizienz           rinstrument SIXS (Solar Intensity X-ray Particle Spec-   und seine Topografie sehr genau bestimmen.
     man die Flugzeit, so lässt sich daraus die Masse der     der verschiedenen Emissionsprozesse. Mit einem           trometer) erforderlich, dass den Einstrom von ener-         Außerdem lassen sich die Rotation des Planeten
     Ionen bestimmen und − bei Messung einer großen           Massenbereich bis zu ~ 132 amu (Xenon) und einer         giereicher Strahlung von der Sonne bestimmt.             und die Stärke der von der Sonnengravitation verur-
     Zahl von Ionen − die Zusammensetzung des Plas-           Massenauflösung von mehr als 60 m/dm ist das PI-             Aus der Messung der Röntgenfluoreszenz-Strah-        sachten Gezeitendeformation des Planetenkörpers
     mas in der Umgebung der Raumsonde.                       CAM-Spektrometer bisherigen Plasma-Massenspek-           lung lässt sich die Zusammensetzung der Mer-             ableiten. Weiterhin liefern die Messungen Informati-
        Mit MPPE sollen u.a. die Struktur, die Dynamik und    trometern im Weltraumeinsatz weit überlegen.             kuroberfläche bestimmen. Daraus lassen sich die          onen über die Rauigkeit und das Rückstrahlvermö-
     die physikalischen Prozesse sowie die Herkunft der           Hauptziele von PICAM sind die Prozesse zu be-        Entstehungs- und Entwicklungsbedingungen der             gen der Oberfläche.
     Magnetosphäre und der Exosphäre des Merkurs un-          stimmen, durch die Neutralteilchen von der Oberflä-      Merkuroberfläche ableiten sowie Informationen               Das MPS interessiert sich besonders für die von
     tersucht werden. Außerdem sollen die Schwankun-          che freigesetzt werden, sowie die chemische Zusam-       über die zeitliche Entwicklung der Oberfläche ge-        der Sonnengravitation verursachte physische Libra-
     gen des Sonnenwindes, der Sonnenstrahlung und            mensetzung der Oberfläche. Weiterhin werden der          winnen. Weiterhin erhält man Informationen über          tionsbewegung − eine Taumelbewegung, die auch
     der elektromagnetischen Felder in Sonnennähe und         atomare Emissionsfluss von der Merkur-Oberfläche         die Prozesse, die zur Entstehung der Merkurexosphä-      von unserem Erdmond bekannt ist − und für die Ge-
     die Struktur und Dynamik der Heliosphäre bestimmt        und der Ionenrückfluss zur Oberfläche vermessen.         re und der Magnetosphäre führen.                         zeitendeformation des Planeten, deren Amplitude
     werden. MSA wird darüber hinaus die Messung der          Schließlich soll gemeinsam mit MPPE-MSA nach                                                                      vermutlich etwa einen Meter innerhalb eines Mer-
     dreidimensionalen Verteilung nieder-energetischer        einer Merkur-Ionosphäre gesucht und die Plasma-                                                                   kurjahres betragen dürfte. Diese liefern Informatio-
     Ionen sowohl im Sonnenwind, als auch im planeta-         Konvektion in der Umgebung des Merkur bestimmt                                                                    nen über den inneren Aufbau des Merkurs, insbeson-
     ren Umfeld, sowie für interstellare Pick-up-Ionen mit    werden, sowie der Aufbau der Merkur-Magneto-                                                                      dere die Größe seines sehr wahrscheinlich teilweise
     einer hohen Massenauflösung erlauben.                    sphäre und deren Wechselwirkungen mit dem Son-                                                                    flüssigen Kerns.
                                                              nenwind erforscht werden.
Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS
Mission BepiColombo                                             Kontakt:

BepiColombo ist eine gemeinsame Mission der                     Prof. Dr. Ulrich Christensen
europäische Weltraumagentur ESA und der japa-                   BELA, MIXS
nischen Weltraumagentur JAXA. Sie ist die erste                 Tel.:      +49 551 384 979-467
Mission der ESA zum Merkur. Die Mission besteht                 E-Mail: Christensen@mps.mpg.de
aus zwei Sonden: dem Mercury Planetary Orbiter
(MPO) der ESA und dem Mercury Magnetospheric                    Dr. Markus Fränz
Orbiter (MMO) der JAXA. Zahlreiche europäische,                 SERENA, MPPE
japanische und amerikanische Partner sind an den                Tel.:    +49 551 384 979-441
Messinstrumenten der beiden Raumsonden betei-                   E-Mail: Fraenz@mps.mpg.de
ligt. Das Max-Planck-Institut für Sonnensystemfor-
schung trägt zu den Instrumenten BELA, SERENA                   Dr. Martin Hilchenbach
und MIXS der Raumsonde MPO und zu MPPE der                      BELA, MIXS
Raumsonde MMO bei.                                              Tel.:     +49 551 384 979-162
                                                                E-Mail: Hilchenbach@mps.mpg.de
Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung                                           Dr. Harald Krüger
                                                                SERENA, MPPE
Das Max-Planck-Institut für Sonnensystemfor-                    Tel.:     +49 551 384 979-234
schung (MPS) in Göttingen ist neben der ESA-Mis-                E-Mail: Krueger@mps.mpg.de
sion BepiColombo an zahlreichen aktuellen und
künftigen Weltraummissionen beteiligt. Zu ihnen                 Dr. Norbert Krupp
zählen InSight, ExoMars, JUICE, Solar Orbiter und               MPPE, SERENA
PLATO                                                           Tel.:    +49 551 384 979-154
                                                                E-Mail: Krupp@mps.mpg.de
Bildnachweise:
Titel: ESA/ATG medialab/NASA/Johns Hopkins University Ap-
plied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington;
                                                                Dr. Birgit Krummheuer
Seite 2/3: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics        Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Laboratory/Carnegie Institution of Washington • ESA/ATG         Tel.:      +49 551 384 979-462
medialab • ESA; Seite 4/5: ESA/C. Carreau • ESA/ATG medialab;
Seite 6/7: NASA/ Johns Hopkins University Applied Physics       E-Mail: Krummheuer@mps.mpg.de
Laboratory/Carnegie Institution of Washington • ESA/NASA/
Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carne-
gie Institution of Washington; Seite 8/9: NASA/Johns Hopkins
                                                                Autor:     Dr. Harald Krüger
University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of
Washington; Seite 10/11: ESA/ATG medialab • MPS • IWF (Graz)    Layout: www.hormesdesign.de
• Universität Leicester • DLR; Rückseite: NASA/Johns Hopkins
University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of
Washington
Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS Merkurmission BepiColombo - EINE REISE ZUM HEISSESTEN PLANETEN DES SONNENSYSTEMS
Sie können auch lesen