Migrationsbericht 2020 Zentrale Ergebnisse - BAMF

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Migrationsbericht 2020 Zentrale Ergebnisse - BAMF
Migrationsbericht 2020
Zentrale Ergebnisse
2                                                                                      Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse

Migrationsbericht 2020:
Die wichtigsten Trends der Zu- und
Abwanderung nach Deutschland

COVID-19-Pandemie schränkt Migration                                     nach Deutschland damit um 23,9 % zurückgegangen,
stark ein                                                                die Abwanderung nahm um 21,5 % ab. Resultat dieser
                                                                         Entwicklungen ist ein Wanderungssaldo von +220.251
Der Wanderungssaldo (Differenz aus Zu- und Fortzü-                       Personen, ein deutlich geringerer Wert als im Jahr
gen) geht in Deutschland bereits seit 2016 kontinuier-                   2019 (+327.060 Personen). Entsprechend zeigen sich
lich zurück. Dieses Phänomen hat sich durch den Aus-                     auch bei den einzelnen Migrationsformen mehr oder
bruch der COVID-19-Pandemie nochmals verstärkt.                          minder starke Rückgänge.
Infolge der pandemiebedingten weltweiten Reisebe-
schränkungen machte sich der Rückgang der Wande-                         Die Abnahme der Außenwanderung gegenüber 2019
rungen vor allem ab März 2020 bemerkbar. Dennoch                         ist vor allem auf das Wanderungsverhalten ausländi-
ist die Migration nicht zum Erliegen gekommen; es                        scher Staatsangehöriger zurückzuführen. Während die
wanderten in der Summe immer noch mehr Menschen                          Zuzüge bei deutschen Staatsangehörigen nur um 9,8 %
nach Deutschland zu als fortzogen. Insgesamt wurden                      zurückgingen (Fortzüge -18,5 %), fielen diese Werte
im Jahr 2020 1.186.702 Zuzüge und 966.451 Fortzüge                       für ausländische Personen deutlich höher aus (Zuzüge:
erfasst. Im Vergleich zu 2019 ist die Zuwanderung                        -26,1 %, Fortzüge: -22,4 %).

Außenwanderungsgeschehen über die deutschen Grenzen seit 20151, 2 ,3

        Zuzüge    83,8%                                           16,2% 1.186.702
2020

       Fortzüge   77,2%                                22,8%     966.451     Saldo: +220.251

        Zuzüge    86,4%                                                                13,6%   1.558.612
2019

       Fortzüge   78,1%                                           21,9%        1.231.552           +327.060
        Zuzüge    87,3%                                                                  12,7% 1.585.112
2018

       Fortzüge   77,9%                                          22,1%       1.185.432             +399.680

        Zuzüge    89,2%                                                                10,8% 1.550.721
2017

       Fortzüge   78,0%                                        22,0%       1.134.641            +416.080
        Zuzüge    92,2%                                                                                 7,8% 1.865.122
2016

       Fortzüge   79,4%                                                    20,6%       1.365.178                +499.944

        Zuzüge    94,4%                                                                                            5,6% 2.136.954
2015

       Fortzüge   86,1%                                  13,9%     997.552                                                 +1.139.402

                                             Ausländische Staatsangehörige     Deutsche

1) Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2016 sind aufgrund methodischer Änderungen und technischer Weiterentwicklungen nur bedingt mit
   den Vorjahreswerten vergleichbar. Die Genauigkeit der Ergebnisse ist aufgrund von Unstimmigkeiten in Zusammenhang mit der melde-
   rechtlichen Behandlung von Schutzsuchenden eingeschränkt. Ausführliche Informationen dazu befinden sich auf der Internetseite des
   Statistischen Bundesamtes zu Wanderungen.
2) Die Wanderungszahlen 2019 enthalten Abmeldungen von Amts wegen von EU-Staatsangehörigen, die im Rahmen der Europawahl von
   Meldebehörden vorgenommen wurden. Aus diesem Grund ist die Fortzugszahl 2019 nur beschränkt mit den Werten davor und danach
   vergleichbar.
3) Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kann es ab Mitte März 2020 aufgrund von Einschränkungen im Pub-
   likumsverkehr von Meldebehörden oder verlängerten Fristen zur An- und Abmeldung zu einer zeitlich verzögerten Erfassung von Wande-
   rungsfällen in der Statistik kommen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik
Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse                                                                                             3

      Mehr als zwei Drittel aller Zuzüge aus                                     Die Bedeutung der innereuropäischen Migration zeigt
      europäischen Staaten                                                       sich ebenfalls bei den Fortzügen: Auch hier war Eu-
                                                                                 ropa die Hauptzielregion. Gut zwei Drittel der abwan-
      Im Jahr 2020 kamen 69,1 % aller zugewanderten Per-                         dernden Personen zogen im Jahr 2020 aus Deutsch-
      sonen (2019: 66,4 %) aus einem anderen europäischen                        land in ein anderes europäisches Land (67,4 %, 2019:
      Land1 nach Deutschland, davon 54,6 % aus Staaten der                       67,2 %), 55,7 % wanderten in andere EU-Mitgliedstaa-
      EU (inkl. Vereinigtes Königreich).2 11,4 % der Zugezo-                     ten (inkl. Vereinigtes Königreich). Der Anteil der Fort-
      genen wanderten aus einem asiatischen Staat zu. Le-                        züge nach Asien betrug 7,5 %, der nach Amerika, Aus-
      diglich 3,6 % zogen aus afrikanischen Ländern nach                         tralien und Ozeanien 4,6 %. Nach Afrika wanderten
      Deutschland und 4,7 % aus Amerika, Australien und                          lediglich 2,7 % aller fortziehenden Personen ab.
      Ozeanien.3
                                                                                 Rumänien stellte 2020, wie bereits in den Jahren zuvor,
                                                                                 das Hauptherkunftsland der Zugewanderten (15,7 %
                                                                                 aller Zuzüge), gefolgt von Polen (8,7 %) und Bulgarien
      1    Europäische Union und europäische Drittstaaten inklusive der          (6,1 %). Die weiteren quantitativ wichtigen Herkunfts-
           Türkei und der Russischen Föderation (beide werden in den             länder 2020 waren Italien, die Türkei, Kroatien, Un-
           amtlichen Statistiken zu Europa gezählt).                             garn, Spanien, Griechenland und Serbien. Damit sind
      2    Die Zahlen zur Gesamtwanderung 2019 und 2020 beziehen sich
                                                                                 8 der 10 Hauptherkunftsländer von Migrantinnen und
           jeweils auf die EU-28-Ebene inklusive des Vereinigten König-
           reiches. Letzteres wird im Migrationsbericht 2020 als noch zur        Migranten des Jahres 2020 EU-Staaten.
           EU gehörig betrachtet, siehe dazu die Erläuterungen im Bericht
           selbst.
                                                                                 Auch bei den Fortzügen waren im Jahr 2020 Rumä-
      3    In diesem Abschnitt wird auf das Herkunfts- bzw. Zielland der
           wandernden Personen abgestellt, nicht auf deren Staatsange-           nien, Polen und Bulgarien die wichtigsten Ziele. Bei
           hörigkeit. Somit können beispielsweise in der Zuwanderung aus         diesen Ländern ist somit schon seit längerem ein
           EU-Ländern auch Drittstaatsangehörige enthalten sein, die aus         hohes Wanderungsvolumen feststellbar, das heißt,
           diesen Ländern nach Deutschland ziehen. Zur Migration von
           EU-Staatsangehörigen nach Deutschland siehe den Abschnitt             es ziehen sowohl viele Menschen von dort nach
           zur EU-Binnenmigration.                                               Deutschland zu als auch wieder in diese Staaten fort.

      Migration nach Herkunfts- und Zielgebieten im Jahr 20201
               Unbekannt,
              ohne Angabe,                                                                 Unbekannt,
                ungeklärt                                                                 ohne Angabe,
                 11,1%                                                                      ungeklärt
                                         Europa 69,1%                                        17,8%                  Europa 67,4%
 Amerika,
                Afrika
Australien,        3,6%                  EU 54,6%                                                                   EU 55,7%
 Ozeanien
  4,7%
                                                                                          Afrika
                                                                             Amerika,        2,7%
                              Zuzüge insgesamt:                             Australien,                   Fortzüge insgesamt:
          Asien                                                             Ozeanien
                                  1.186.702                                                                    996.451
          11,4%                                                               4,6%
                                                                                          Asien
                                                                                           7,5%

      1) Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kann es ab Mitte März 2020 aufgrund von Einschränkungen im Pub-
         likumsverkehr von Meldebehörden oder verlängerten Fristen zur An- und Abmeldung zu einer zeitlich verzögerten Erfassung von Wande-
         rungsfällen in der Statistik kommen.
      Anmerkung: Europa inkl. Türkei und Russische Föderation, EU inkl. Vereinigtes Königreich (EU 28).
      Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik
4                                                                                   Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse

Migration nach den häufigsten Herkunfts- und Zielländern im Jahr 20201
                    Zu- und Fortzüge
    Rumänien    185.924
                149.100                                                                                       +36.824

       Polen    103.496
                98.213                                                +5.283

    Bulgarien   72.734
                49.977                                 +22.757

      Italien   45.008
                33.622                     +11.386

      Türkei    35.720
                26.396                +9.324

     Kroatien   29.326
                21.293            +8.033

     Ungarn     27.624          -1.214
                28.838

     Spanien    25.484
                17.401          +8.083

Griechenland 22.513
             16.819           +5.694

                21.972                                             Zuzüge      Fortzüge
     Serbien    14.533       +7.439

1) Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kann es ab Mitte März 2020 aufgrund von Einschränkungen im Pub-
   likumsverkehr von Meldebehörden oder verlängerten Fristen zur An- und Abmeldung zu einer zeitlich verzögerten Erfassung von Wande-
   rungsfällen in der Statistik kommen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

Der höchste positive Wanderungssaldo im Jahr 2020                     zusätzlich durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Die
wurde gegenüber Rumänien (+36.824) und Bulga-                         Migration ist aktuell vor allem durch Zuwanderung
rien (+22.757) verzeichnet. Es folgt Syrien mit +18.196;              aus bzw. Abwanderung in andere europäische Staaten
dieser Staat befindet sich jedoch, wie auch andere                    gekennzeichnet. 2020 machten EU-Staatsangehörige
wichtige Herkunftsländer von Asylantragstellenden,                    50,7 % der Zuwanderung nach Deutschland aus (2019:
inzwischen nicht mehr unter den 10 bedeutends-                        51,1 %). Die humanitäre Migration ist erneut zurück-
ten Herkunftsländern der Zuwanderung. Der positive                    gegangen: Während im Jahr 2019 142.509 Asylerstan-
Wanderungssaldo aus Syrien ist in den letzten Jahren                  träge entgegengenommen wurden, waren es im Jahr
kontinuierlich zurückgegangen (2019: +23.967, 2018:                   2020 nur noch 102.581 (-28,0 %). Im Zuge des Famili-
+28.814).                                                             ennachzugs wurden im Jahr 2020 58.022 Aufenthalts-
                                                                      titel an Drittstaatsangehörige erteilt (2019: 96.633,
Überblick über die einzelnen                                          -40,0 %). 86.529 ausländische Studierende (Bildungs-
Zuwanderungsgruppen                                                   ausländerinnen und Bildungsausländer) haben ein Stu-
                                                                      dium an einer deutschen Hochschule aufgenommen
Die Zuwanderung nach Deutschland hat sich seit 2015                   (2019: 110.974, -22,0 %) und 29.747 Drittstaatsange-
sowohl hinsichtlich ihres Umfangs als auch in ihrer Zu-               hörige erhielten nach Einreise im Jahr 2020 einen Auf-
sammensetzung stark verändert und war im Jahr 2020                    enthaltstitel für eine Erwerbstätigkeit.
Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse                                                                                                5

Die wichtigsten Migrationsgruppen im Jahr 2020

                                                                                               Asylerst­anträge
                                                                                               102.581

                                                                                               Bildungs­ausländer/-in
                                                                                               (Studien­anfänger/-in)
                                                                                               86.529

 EU-Binnenmigration                                                                                                         Erwerbs­
                                                                                                                            migration
                                                                                                                            nach

 601.093                                                                                       Familien­nachzug             §§ 18-21
                                                                                                                            AufenthG
                                                                                               58.022                       29.747

Anmerkung: Eine Addition der Zuwanderungsgruppen zu einer Gesamtsumme ist aufgrund unterschiedlicher Erhebungskriterien (z. B. Fall- vs.
Personenstatistik) und Doppelzählungen (z. B. EU-Binnenmigration und saisonale Arbeitskräfte aus EU-Staaten) nicht möglich.
Quellen: Statistisches Bundesamt, BAMF, Ausländerzentralregister

EU-Binnenmigration                                                      0,6 % bzw. 22,2 %. Der Anteil von ausländischen EU-
                                                                        Staatsangehörigen an der Gesamtzuwanderung betrug
Ein genauerer Blick auf die Zu- und Fortzüge von EU-                    damit 50,7 % (2019: 48,1 %).
Staatsangehörigen (inkl. Vereinigtes Königreich, ohne
deutsche Staatsangehörige) im Jahr 2020 zeigt: Die                      Die Zahl der Fortzüge von EU-Staatsangehörigen aus
Zahl der Zuzüge ist mit 601.093 im Vergleich zum Vor-                   Deutschland war im Jahr 2020 ebenfalls rückläufig und
jahr um 19,7 % zurückgegangen (2019: 748.994). Die                      summierte sich auf 491.740 (-22,7 %, 2019: 636.479
zeitlich begrenzten Einreisebeschränkungen aufgrund                     Fortzüge). Der Anteil der EU-Binnenmigration an der
der COVID-19-Pandemie führten für fast alle Staats-                     Gesamtabwanderung fiel von 51,7 % im Jahr 2019 auf
angehörigkeiten zu einer starken Abnahme der Zu-                        50,9 % im Jahr 2020. Insgesamt betrug damit der posi-
züge, aber auch der Fortzüge. Ausnahmen waren nur                       tive Wanderungssaldo der EU-Bürgerinnen und -Bür-
Österreich und Luxemburg, für deren Staatsangehö-                       ger +109.353; auch dieser fällt im Vergleich zum Vor-
rige stiegen die Zuzüge im Vergleich zum Vorjahr um                     jahr etwas niedriger aus (2019: +112.515).
6                                                                                                                   Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse

  Zuzüge und Fortzüge von EU-Staatsangehörigen (in Prozent) nach Deutschland in den Jahren 20191 und 20202
                2020
                                                                                                                                          Insgesamt
      Zuzüge                    33,0                         17,0                 12,7      6,1     5,5               25,8                601.093

 Fortzüge                    31,7                     19,4          10,5     6,5 4,9              27,1                 491.740              Saldo: +109.353

                2019

      Zuzüge                          32,7                                 17,2                   11,7          6,7      6,5                  25,3            748.994

                                                                                                                                                              Saldo:
  Fortzüge                      31,2                          19,9                   10,4         6,6     4,8                27,1               636.479
                                                                                                                                                              +112.515

                  Rumänien              Polen         Bulgarien        Italien           Kroatien          Sonstige EU-Staatsangehörigkeiten

  1) Die Wanderungszahlen 2019 enthalten Abmeldungen von Amts wegen von EU-Staatsangehörigen, die im Rahmen der Europawahl von
     Meldebehörden vorgenommen wurden. Aus diesem Grund ist die Fortzugszahl 2019 nur beschränkt mit den Werten davor und danach
     vergleichbar.
  2) Inkl. Vereinigtes Königreich. Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kann es ab Mitte März 2020 aufgrund von
     Einschränkungen im Publikumsverkehr von Meldebehörden oder verlängerten Fristen zur An- und Abmeldung zu einer zeitlich verzögerten
     Erfassung von Wanderungsfällen in der Statistik kommen.
  Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik

  Migration von Drittstaatsangehörigen                                                              15,9 % der Drittstaatsangehörigen, die im Jahr 2020
                                                                                                    zugezogen sind, reisten aus familiären Gründen nach
  Pandemiebedingt ist die Zuwanderung von Dritt-                                                    Deutschland ein und 8,1 % haben einen Titel zur Er-
  staatsangehörigen insgesamt um 31,6 % gesunken. Ein                                               werbstätigkeit erhalten. 6,9 % der eingereisten Per-
  Blick auf die einzelnen Aufenthaltszwecke von Dritt-                                              sonen aus Drittstaaten waren Studierende, besuchten
  staatsangehörigen anhand des Ausländerzentralregis-                                               eine Schule bzw. einen Sprachkurs oder absolvierten
  ters zeigt, dass in allen Bereichen ein Rückgang zu ver-                                          einen sonstigen Ausbildungsgang. 3,2 % der eingereis-
  zeichnen ist, besonders stark im Bereich des Studiums                                             ten Drittstaatsangehörigen erhielten 2020 einen Auf-
  (-63,5 %), der Erwerbstätigkeit (-53,7 %) und der hu-                                             enthaltstitel aus humanitären Gründen, 10,8 % eine
  manitären Zuwanderung (-43,9 %).                                                                  Aufenthaltsgestattung zur Durchführung eines Asyl-
                                                                                                    verfahrens und 5,4 % wurde eine Duldung erteilt.

  Zuzüge von Drittstaatsangehörigen nach Aufenthaltstiteln (in Prozent) in den Jahren 2019 und 2020
                                                                                                                                Insgesamt
2020           15,9            10,8          8,1   5,4 4,7 3,2                                 45,5                             365.097

2019                  18,1                     10,3           12,0            3,8        8,8        3,9                                       37,1                      533.997

          Familiäre Gründe                            Aufenthaltsgestattung                 Erwerbstätigkeit                        Duldung
          Studium                                     Humanitäre Gründe                     EU-Aufenthaltsrecht                     Sprachkurs/Schulbesuch/sonstige Ausbildung
          Niederlassungserlaubnis                     Sonstige Gründe¹
  1) Darunter fallen unter anderem Personen, die einen sonstigen Aufenthaltstitel innehaben, die einen Aufenthaltstitel beantragt haben oder
     vom Erfordernis eines Aufenthaltstitels befreit sind.
  Anmerkung: Werte unter 3 % werden nicht ausgewiesen.
  Quelle: Ausländerzentralregister
Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse                                                                                         7

Erwerbsmigration                                                     Entwicklungen sowie durch Veränderungen der sta-
                                                                     tistischen Erfassung, die sich durch das FEG erge-
Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) trat                     ben, lassen sich die Zahlen zur Erwerbsmigration von
zum 1. März 2020 eine wesentliche gesetzliche Än-                    Drittstaatsangehörigen im Jahr 2020 jedoch nur sehr
derung für die Erwerbsmigration nach Deutschland                     bedingt mit denen der Vorjahre vergleichen. Eine Be-
in Kraft, die das Ziel hat, Deutschland für die Zuwan-               urteilung der Wirkungen des FEG ist daher auf dieser
derung von Fachkräften aus Drittstaaten noch attrak-                 Basis noch nicht möglich.
tiver zu machen. Zeitgleich bremste jedoch die sich
ausbreitende COVID-19-Pandemie die internationale                    Betrachtet man die Struktur der Erwerbsmigra-
Mobilität und somit auch den Zuzug von Erwerbsmig-                   tion nach Deutschland im Jahr 2020, so zeigt sich,
rantinnen und Erwerbsmigranten. Seit März 2020 war                   dass die Mehrheit der Beschäftigten aus Drittstaaten
pandemiebedingt in zahlreichen Auslandsvertretungen                  aus qualifizierten bzw. hochqualifizierten Fachkräf-
eine Visabeantragung vorübergehend gar nicht mehr                    ten besteht (insgesamt 16.597 Personen bzw. 55,8 %).
oder nur unter erheblich erschwerten Bedingungen                     Diese Gruppe umfasst die bisherigen Aufenthaltsti-
möglich. Im Inland führten die zeitweise für den Pub-                tel für eine qualifizierte Beschäftigung (bis Ende Fe-
likumsverkehr geschlossenen Ausländerbehörden auch                   bruar 2020), Fachkräfte mit beruflicher oder akade-
zu einem Rückgang der ausgestellten Aufenthaltstitel                 mischer Ausbildung, Hochqualifizierte, Forschende,
zu Erwerbszwecken.                                                   Inhaberinnen und Inhaber einer Blauen Karte EU, un-
                                                                     ternehmensintern transferierte Arbeitskräfte sowie
Im Jahr 2020 sind 29.747 Personen nach Deutsch-                      Selbstständige. Der Anteil der Inhaberinnen und In-
land eingereist, die einen Aufenthaltstitel zur Erwerbs-             haber einer Blauen Karte EU als größter Einzelgruppe
migration erhielten. Dies entspricht einem Rückgang                  liegt bei 24,5 %.
gegenüber 2019 um 53,7 %. Durch die skizzierten

Erwerbsmigration aus Nicht-EU-Staaten (erteilte Aufenthaltserlaubnisse bei Einreise im Jahr 2020)

Sonstige Formen der Beschäftigung      40,1%              darunter weiblich: 34,9%           20,8%      Qualifizierte Beschäftigung &
                                                                                                        Fachkräfte mit beruflicher oder
                                                                                                        akademischer Ausbildung

                                                        Erwerbsmigration
                                                           insgesamt:
                                                             29.747                     27,7%

                                                                        21,7%
                                                                        21,8%
                                               21,8%
                                                                        42,7%
                                                                        41,7%

Bis Ende Februar 2020:                                                               24,5%      Blaue Karte EU
Keine (formal) qualifizierte Beschäftigung      4,1%
                                                       2,3%
                                                              2,5%   5,4%
(Mobile-) ICT-Karte
Selbstständige
Forschende & Hochqualifizierte

Quelle: Ausländerzentralregister
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Internationale Studierende                                                         Die quantitativ bedeutsamste Gruppe der Bildungsaus-
                                                                                   länderinnen und Bildungsausländer, die im Jahr 2020
Die Zahl der Bildungsausländerinnen und Bildungs-                                  ihr Studium an einer deutschen Hochschule begonnen
ausländer4, die ihr Studium in Deutschland aufgenom-                               haben, waren Studierende mit indischer Staatsangehö-
men haben, ist von 110.974 im Jahr 2019 auf 86.529                                 rigkeit (8.896 bzw. 10,3 %). Sie verdrängten damit Stu-
im Jahr 2020 und damit um 22,0 % zurückgegangen.                                   dierende aus China auf den zweiten Platz, die seit 2006
Damit wurde im Jahr 2020 die niedrigste Zahl an Bil-                               jährlich auf Platz eins gelegen hatten (im Jahr 2020:
dungsausländerinnen und Bildungsausländern unter                                   8.244 bzw. 9,5 %). Die größte Gruppe von Bildungsaus-
den Erstsemestern an deutschen Hochschulen seit                                    länderinnen und Bildungsausländern aus EU-Staaten
2014 verzeichnet. Es ist anzunehmen, dass dies eben-                               kam aus Österreich, sie liegt mit 3.989 Studierenden
falls mit den internationalen Mobilitätsbeschränkun-                               bzw. 4,6 % auf dem dritten Platz. Nachdem Studie-
gen infolge der COVID-19-Pandemie zusammenhängt.                                   rende aus Drittstaaten im Jahr 2019 noch vier der fünf
                                                                                   größten Gruppen darstellten (neben China und In-
                                                                                   dien waren Syrien und die Vereinigten Staaten vertre-
                                                                                   ten), belegten im Jahr 2020 nunmehr neben Österreich
4     Personen ausländischer Staatsangehörigkeit mit im Ausland                    auch Frankreich (3.419 bzw. 4,0 %) und Italien (3.165
      erworbener Hochschulzugangsberechtigung.                                     bzw. 3,7 %) und damit EU-Staaten diese Plätze.

Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer im ersten Hochschulsemester nach den häufigsten
Staatsangehörigkeiten (Sommersemester 2020 und Wintersemester 2020/2021)
                                                                                                                             Insgesamt: 86.529

     10,3%            9,5%      3,6% 3,6% 3,1%                                43,5%                             4,6% 4,0% 3,7%                 10,3%

                                                 Drittstaaten:
                                                    73,6%

           Indien                  China                 Türkei               Syrien               Iran                       Sonstige Drittstaaten

          Österreich               Frankreich            Italien              Spanien              Luxemburg                  Sonstige EU-Länder

                           Top 10 Drittstaaten                                                              Top 10 EU
                                                                 Anteil weiblich                                                      Anteil weiblich
               Indien                                  8.896         28,8%                    Österreich                  3.989            59,0%

                China                              8.244             49,0%                    Frankreich                3.419               57,0%

               Türkei                   3.133                        48,0%                        Italien               3.165               54,7%

               Syrien                   3.107                        25,9%                      Spanien              2.198                  50,5%

                    Iran           2.674                             53,4%                   Luxemburg         1.177                        53,4%
           Russische
                                   2.653                             71,2%                        Polen        1.126                        65,3%
           Föderation
    Vereinigte Staaten           1.707                               52,1%                   Vereinigtes                                    51,4%
                                                                                                               810
                                                                                             Königreich
         Bangladesch             1.627                               26,1%                     Bulgarien      755                           56,4%

             Pakistan            1.572                               19,5%                  Griechenland                                    54,2%
                                                                                                              714

             Ägypten             1.539                               23,6%                                                                  58,3%
                                                                                              Rumänien        709

                             weiblich       männlich                                                         weiblich          männlich

Anmerkung: Werte unter 3 % werden nicht ausgewiesen.
Quelle: Statistisches Bundesamt
Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse                                                                                 9

Asylerstanträge                                                war auch im Jahr 2020 der Fall: Es wurden 36.433
                                                               Asyl­erstanträge von syrischen Staatsangehörigen ge-
Nach dem Höchststand von Asylerstanträgen im Jahr              stellt, dies entspricht einem Anteil von 35,5 %. Im
2016 (722.370) ist deren Zahl deutlich gesunken. Die-          Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Erstanträge
ser Trend hat sich auch im Pandemiejahr 2020 fort-             von syrischen Staatsangehörigen dennoch um 7,2 %
gesetzt: 102.581 Menschen stellten erstmals einen              zurück (2019: 39.270). Das zweitstärkste Herkunfts-
Asylantrag, das sind 28,0 % weniger als im Jahr 2019           land, Afghanistan, weist mit 9.901 Asylerstanträgen
(142.509). 25,9 % der Erstanträge stammten im Jahr             einen Zuwachs von 4,0 % auf (2019: 9.522) Der Irak
2020 dabei von in Deutschland geborenen Kindern                ist mit 9.846 gestellten Erstanträgen und einem Anteil
im Alter von unter einem Jahr (26.520). Nur 74,1 %             von 9,6 % an den Gesamterstantragszahlen das dritt-
(76.061) waren somit grenzüberschreitende Asyl­                stärkste Herkunftsland. Die Erstantragszahlen von ira-
erstanträge.                                                   kischen Staatsangehörigen haben sich im Vergleich
                                                               zum Vorjahr um 28,4 % verringert (2019: 13.742).
Die Entwicklung der Fluchtmigration nach Deutsch-
land war über die Jahre hinweg immer ein Spiegel der           Die Zusammensetzung der zehn zugangsstärksten
weltweiten Krisen und Konflikte. Seit 2014 bildet Sy-          Staatsangehörigkeiten hat sich zwischen 2019 und
rien zahlenmäßig die größte Herkunftsgruppe. Dies              2020 nicht verändert, lediglich deren Reihenfolge.

Asylerstanträge nach den zehn häufigsten Staatsangehörigkeiten im Jahr 2020

                                                                           Syrien                               36.433   -7,2%
Sonstige              22,5%                                                                                       39.270
Staatsangehörigkeiten                              35,5% Syrien
                                                                      Afghanistan          9.901 +4,0%
                                                                                           9.522

                                                                             Irak          9.846
                                                                                              13.742     -28,4%

                                                                                      5.778            -46,4%
Georgien 2,0%                 Asylerstanträge                              Türkei
                                                                                         10.784
Eritrea   2,5%
                                insgesamt:
                                  102.581                              Ungeklärt     3.903 +4,7%
Somalia   2,5%                                                                       3.727
Iran      3,0%
Nigeria   3,2%                                                            Nigeria    3.303     -63,6%
                                                                                         9.070
Ungeklärt 3,8%
                                                                             Iran    3.120     -62,9%
Türkei    5,6%                                  9,7% Afghanistan
                                                                                         8.407
                                                9,6% Irak                           2.604     -27,1%
                                                                         Somalia
                                                                                     3.572

                                                                          Eritrea   2.561 -27,2%
                                                                                     3.520

                                                                        Georgien    2.048 -38,5%
                                                                                     3.329
                                                                                    2020      2019
Quelle: BAMF
10                                                                                           Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse

     Familiennachzug von Drittstaatsangehörigen                                   Im Jahr 2020 bildeten kosovarische Staatsangehörige
                                                                                  (5.887 bzw. 10,1 % der erteilten Aufenthaltserlaub-
     Insgesamt reisten im Jahr 2020 58.022 Personen ein,                          nisse) die größte Gruppe im Familiennachzug. Die Mig-
     denen anschließend Aufenthaltserlaubnisse aus fami-                          ration aus familiären Gründen verringerte sich aller-
     liären Gründen erteilt wurden (2019: 96.633). Im Ver-                        dings auch dort um 24,7 % im Vergleich zum Vorjahr.
     gleich zum Vorjahr sank die Zahl pandemiebedingt um                          Die zweitgrößte Gruppe waren türkische Staatsange-
     40,0 % (2019: 96.633). In 6.412 Fällen handelte es sich                      hörige, an die im Jahr 2020 5.632 Aufenthaltserlaub-
     dabei um Angehörige von Schutzberechtigten5, die im                          nisse (9,7 %) aus familiären Gründen erteilt wurden,
     Rahmen des Familiennachzugs nach Deutschland ge-                             35,3 % weniger als im Vorjahr (2019: 8.708). Bereits seit
     kommen sind. Ihr Anteil am gesamten Familiennach-                            2018 geht der Familiennachzug von syrischen Staats-
     zug betrug 11,1 %. Etwas mehr als der Hälfte (55,9 %)                        angehörigen erheblich zurück. Dieser Trend setzte sich
     aller erteilten Aufenthaltserlaubnisse aus familiären                        im Jahr 2020 mit einer Verringerung um 69,5 % (2020:
     Gründen betraf den Nachzug von Ehepartnerinnen                               3.900, 2019: 12.790) weiter fort.
     und Ehepartnern, ein gutes Drittel (33,8 %) minderjäh-
     rige Kinder.

     5    Angehörige von Asylberechtigten, anerkannten Flüchtlingen und
          subsidiär Schutzberechtigten.

          Kosovo                                         39,7%                         3,9%                             44,2%                     1,5%

    Migration aus familiären Gründen (erteilte Aufenthaltserlaubnisse) nach den zehn häufigsten
    Staatsangehörigkeiten
        Türkei     13,0%   im Jahr 2020
                                    21,0%                 23,2%           8,4%          22,5%                                                 11,7%

         Sonstige Staatsangehörigkeiten
           Syrien 2,5%
                    0,6%                39,9%                              5,1%                                 46,0%
                                                                                                                        Kosovo                10,1%
         41,9%
   Bosnien und
                                                40,8%                           7,7%                                 46,4%
   Herzegowina                                                                                                          Türkei                9,7%

           Indien                                       49,4%                                  7,3%                        36,7%

     Russische                                                   Familiennachzug
                                        36,1%                      8,1%                                                 Syrien                6,7%
     Föderation                                                     insgesamt: 18,1%                                     25,7%                  8,4%

                                                                       58.022
         Albanien 1,8%
                     2,8%                  33,4%                         11,7%                                    48,5%
                                                                                                                     Bosnien und              6,1%1,6%
                                                                                                                        Herzegowina
         Serbien*           3,8%                27,8%                11,4%                                   42,3%
                                                                                                                        Indien                5,9%
          Ukraine                         40,8%                          4,9%           17,6%            4,4%                26,3%               5,8%
                                                                                                             Russische Föderation             4,4%
         Nordmazedonien        3,2%                                                                          Albanien                         4,3%4,5%
                  2,5%
Nordmazedonien 1,9%                         36,4%                        5,5%                                  49,1%
         Ukraine               3,4%                                                                          Serbien*                         4,2%

     Insgesamt           14,9%           8,6%                    28,7%                    5,9%                       33,8%                      7,6%

                     Ehepartnerinnen zu deutschen Staatsangehörigen                           Ehepartner zu deutschen Staatsangehörigen
                     Ehepartnerinnen zu ausländischen Staatsangehörigen                       Ehepartner zu ausländischen Staatsangehörigen
                     Kindernachzug                                                            Elternnachzug
                     Sonstige Familienangehörige

     *     inkl. ehem. Serbien und Montenegro.
     Anmerkung: Werte unter 3 % werden nicht ausgewiesen.
     Quelle: Ausländerzentralregister
Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse                                                                                          11

Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler                                Abwanderung aus Deutschland

Nach einem kontinuierlichen Rückgang von 2001                         Bei einem Anstieg der Zuwanderung verlassen mit
(rund 98.500 Personen) bis 2012 (rund 1.800 Personen)                 einer zeitlichen Verzögerung auch vermehrt ausländi-
konnte in den Folgejahren bei der Zuwanderung von                     sche Staatsangehörige Deutschland, wie die Entwick-
Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern und ihren                     lung seit 2010 zeigt. Bis 2012 waren die Fortzüge re-
Familienangehörigen ein leichter Wiederanstieg bis auf                lativ konstant, danach stieg ihre Anzahl, bis sie im Jahr
7.155 Personen im Jahr 2019 registriert werden, be-                   2016 den vorläufigen Höhepunkt erreichte. Insgesamt
dingt durch gesetzliche Änderungen, die vor allem die                 zogen zwischen 2010 und 2020 13,8 Millionen auslän-
Familienzusammenführung erleichterten. Im Jahr 2020                   dische Staatsangehörige nach Deutschland. Im glei-
wurden hingegen nur 4.309 Personen als Spätaussied-                   chen Zeitraum verließen jedoch auch 8,5 Millionen das
lerinnen bzw. Spätaussiedler durch das Bundesverwal-                  Staatsgebiet wieder.
tungsamt registriert. Dies sind 39,8 % weniger als im
Vorjahr, was wiederum durch Einschränkungen infolge
der COVID-19-Pandemie zu erklären ist.

Zu- und Fortzüge von ausländischen Staatsangehörigen nach und aus Deutschland seit 20101 ,2 ,3
2.200.000

1.700.000

1.200.000                                                                      1.083.767
                                                                                                     923 581     961 258
                                                                                           885.460
                                                                    859.279
                                                         765.605                                                           746.212
                                               657.604
 700.000                            578.759
             529.605    538.837

 200.000

              2010        2011       2012        2013      2014      2015       2016        2017       2018       2019       2020

-300.000

                  Zuzüge von ausländischen Staatsangehörigen                     Wanderungssaldo von ausländischen Staatsangehörigen

                  Fortzüge von ausländischen Staatsangehörigen

1) Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2016 sind aufgrund methodischer Änderungen und technischer Weiterentwicklungen nur bedingt mit
   den Vorjahreswerten vergleichbar. Die Genauigkeit der Ergebnisse ist aufgrund von Unstimmigkeiten in Zusammenhang mit der melde-
   rechtlichen Behandlung von Schutzsuchenden eingeschränkt. Ausführliche Informationen dazu befinden sich auf der Internetseite des
   Statistischen Bundesamtes zu Wanderungen.
2) Die Wanderungszahlen 2019 enthalten Abmeldungen von Amts wegen von EU-Staatsangehörigen, die im Rahmen der Europawahl von
   Meldebehörden vorgenommen wurden. Aus diesem Grund ist die Fortzugszahl 2019 nur beschränkt mit den Werten davor und danach
   vergleichbar.
3) Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kann es ab Mitte März 2020 aufgrund von Einschränkungen im Pub-
   likumsverkehr von Meldebehörden oder verlängerten Fristen zur An- und Abmeldung zu einer zeitlich verzögerten Erfassung von Wande-
   rungsfällen in der Statistik kommen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik
12                                                                                   Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse

Im Jahr 2020 wurden 746.212 Fortzüge von ausländi-                      Staatsangehörigen aus dem Bundesgebiet registriert,
schen Personen (2019: 961.258) registriert. Im gleichen                 ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 18,5 % (2019:
Zeitraum gab es 994.819 Zuzüge von ausländischen                        270.294 Fortzüge). Im Jahr 2020 lag der Wanderungs-
Personen nach Deutschland. Der Wanderungssaldo                          verlust6 bei deutschen Staatsangehörigen bei -31.915
betrug damit +248.607 und sank im Vergleich zum Jahr                    (2019: -63.660).
2019 (+384.685) um 35,4 %.

Bei Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit ist die
Abwanderung im Vergleich zu 2019 ebenfalls zurück-
gegangen. Deutsche Staatsangehörige waren im Jahr
2020 nach rumänischen Staatsangehörigen zwar die
                                                                        6    Unter Herausrechnung der im vertriebenenrechtlichen Verfah-
zweitgrößte Zuwanderungsgruppe (188.324 Zuzüge),                             ren aufgenommenen Personen, die in der Zuzugsstatistik als
gleichzeitig wurden 220.239 Fortzüge von deutschen                           Zuzüge von Deutschen registriert werden.

Zu- und Fortzüge von deutschen Staatsangehörigen nach und aus Deutschland seit 20101 ,2 ,3
2.200.000

1.700.000

1.200.000

 700.000

 200.000

            -28.302     -25.357    -19.742    -24.017   -30.656    -22.308                                              -31.915
                                                                                         -88.247   -66.182   -63.660
                                                                              -140.492
-300.000
              2010        2011      2012       2013      2014       2015       2016       2017      2018       2019      2020

                      Wanderungssaldo von deutschen Staatsangehörigen
                      Zuzüge von deutschen Staatsangehörigen (ohne Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler)
                      Fortzüge von deutschen Staatsangehörigen

1) Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2016 sind aufgrund methodischer Änderungen und technischer Weiterentwicklungen nur bedingt mit
   den Vorjahreswerten vergleichbar. Die Genauigkeit der Ergebnisse ist aufgrund von Unstimmigkeiten in Zusammenhang mit der melde-
   rechtlichen Behandlung von Schutzsuchenden eingeschränkt. Ausführliche Informationen dazu befinden sich auf der Internetseite des
   Statistischen Bundesamtes zu Wanderungen.
2) Die Wanderungszahlen 2019 enthalten Abmeldungen von Amts wegen von EU-Staatsangehörigen, die im Rahmen der Europawahl von
   Meldebehörden vorgenommen wurden. Aus diesem Grund ist die Fortzugszahl 2019 nur beschränkt mit den Werten davor und danach
   vergleichbar.
3) Im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie kann es ab Mitte März 2020 aufgrund von Einschränkungen im Pub-
   likumsverkehr von Meldebehörden oder verlängerten Fristen zur An- und Abmeldung zu einer zeitlich verzögerten Erfassung von Wande-
   rungsfällen in der Statistik kommen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wanderungsstatistik
Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse                                                                                             13

Zuwanderung im europäischen Vergleich                                           Zuwanderungszahlen weisen auch Spanien, das Verei-
                                                                                nigte Königreich, Frankreich und Italien auf.
Im europäischen Vergleich ist Deutschland nach wie
vor eines der Hauptzielländer von Migration. Unter                              Ein anderes Bild ergibt sich beim Blick auf das Verhält-
den EU-Staaten hatte im Jahr 20197 Deutschland die                              nis der Zuwanderungszahlen zur jeweiligen Bevölke-
höchste längerfristige Zuwanderung8 zu verzeichnen                              rungsgröße: Hier wiesen 2019 neben Malta mit 57,4
(886.341 Zuzüge). Bei Fortzügen von 576.319 Personen                            Zugewanderten je 1.000 Einwohnerinnen und Einwoh-
im Jahr 2019 ergab sich für Deutschland ein Wande-                              ner auch Luxemburg (43,4) und Zypern (29,9) relativ
rungsüberschuss von +310.022 (2018: +353.471). Hohe                             gesehen hohe Zuzugszahlen auf. Die Zuwanderungs-
                                                                                quote Deutschlands liegt beim Vergleich der EU-Staa-
                                                                                ten dagegen mit 10,7 Zugewanderten je 1.000 Ein-
                                                                                wohnerinnen und Einwohner im Mittelfeld.
7     Die europäisch vergleichbaren Daten liegen immer mit ca. zwei
      Jahren Verzögerung vor, sodass hier nur auf die Werte von 2019
      eingegangen werden kann.
8     „Längerfristig“ bedeutet, dass die (beabsichtigte) Aufenthalts-
      dauer der zuwandernden Person mindestens ein Jahr beträgt.

Zu- und Fortzüge (nach UN-Definition) im Jahr 2019 nach den häufigsten Zielländern in der EU

                                                                                                                              886.341
             Deutschland
                                                                                                576.319

                                                                                                                    750.480
                  Spanien
                                                                   296.248

                                                                                                          680.906
    Vereinigtes Königreich
                                                                             368.385

                                                                              385.591
               Frankreich
                                                                   299.101

                                                                        332.778
                   Italien
                                                    179.505

                                                         226.649
                    Polen
                                                    180.594

                                                       215.756
              Niederlande
                                          107.906

                                                      202.422
                Rumänien
                                                         233.736

                                               150.006
                  Belgien
                                         102.936
                                                                                                      Zuzüge    Fortzüge

Quelle: Eurostat (migr_imm1ctz/migr_emi1ctz, Abfragestand: 23.09.2021)
14                                                                                 Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse

Irreguläre Migration                                              freiwillig nach, so setzt das Verfahren der Abschie-
                                                                  bung ein. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 10.800
Ausländische Staatsangehörige, die bei der unerlaub-              Abschiebungen vollzogen (2019: 22.097). Durch die
ten Einreise durch die Bundespolizei oder von anderen             Auswirkungen der COVID-19-Pandemie gingen die
mit der polizeilichen Kontrolle des grenzüberschrei-              Abschiebungen im Vergleich zum Vorjahr um 51,1 %
tenden Verkehrs beauftragten Behörden festgestellt                zurück. Die Abschiebungen 2020 beinhalten 2.953
werden, gehen in die Statistik der Bundespolizei ein.             Überstellungen in andere EU- bzw. Schengen-Mit-
2020 gab es insgesamt 35.435 solcher Feststellun-                 gliedstaaten im Rahmen des Dublin-Verfahrens. Dies
gen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich diese Zahl um              entspricht 27,3 % der Gesamtzahl der Abschiebungen.
12,7 % verringert (2019: 40.610).                                 Von den im Jahr 2020 stattgefundenen Abschiebungen
                                                                  entfielen 1.006 auf albanische, 995 auf georgische, 754
Kommen ausländische Staatsangehörige einer be-                    auf serbische, 654 auf moldauische und 427 auf nord-
stehenden vollziehbaren Ausreiseverpflichtung nicht               mazedonische Staatsangehörige.

Feststellungen von unerlaubt eingereisten ausländischen Personen an den bundesdeutschen Grenzen seit 2010
                                                        217.237

                                                                         111.843
                                             57.092

                                                                                         50.154

                                                                                                    42.478

                                                                                                              40.610

                                                                                                                        35.435
                                    32.533
                           25.670
                  21.156
      17.831

     2010        2011      2012     2013     2014       2015            2016             2017      2018      2019      2020

Quelle: Bundespolizei
Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse                                                                         15

Bevölkerung mit Migrationshintergrund                         Im Mikrozensus werden die Herkunftsgruppen der
                                                              Bevölkerung mit Migrationshintergrund durch das
2020 hatten nach Zahlen des Mikrozensus 21,9 Milli-           Geburtsland der Befragten bzw. ihrer Eltern abge-
onen Menschen in Deutschland einen Migrationshin-             leitet, sofern die Befragten selbst schon in Deutsch-
tergrund, was 26,7 % der Bevölkerung in deutschen             land geboren sind. Die Ergebnisse des Mikrozensus
Privathaushalten entspricht. Nach der Definition des          2020 zeigen, dass mehr als ein Drittel der Personen
Statistischen Bundesamtes sind damit Personen um-             mit Migrationshintergrund aus EU-Staaten und knapp
fasst, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil         ein weiteres Drittel aus anderen europäischen Staa-
die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt           ten kommt. Das restliche Drittel bilden Personen aus
besitzen. Mehr als die Hälfte der Menschen mit Migra-         unterschiedlichen Ländern außerhalb Europas. Bezo-
tionshintergrund in Deutschland sind deutsche Staats-         gen auf die wichtigsten „Geburtsländer“ sind die rund
angehörige (52,8 %), fast zwei Drittel (62,1 %) sind          2,7 Millionen Menschen mit türkischem Migrations-
selbst zugewandert, während ein gutes Drittel (37,9 %)        hintergrund die größte Gruppe.
bereits in Deutschland geboren wurde.

Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland im Jahr 2020

                                                                               Ohne eigene Migrationserfahrung:

                                                                               Adoptierte, Eingebürgerte
                                                                               und als Deutsche Geborene          30,6%

                                                            Deutsche
                      Ohne                                   52,8%
              Migrationshintergrund

                                                                               Mit eigener Migrationserfahrung:

                                           Mit                                 Adoptierte, Eingebürgerte,
60,0 Mio. 73,3%
                                       Migrations-                             Spätaussiedlerinnen und
                   Bevölkerung         hintergrund                             Spätaussiedler und als Deutsche
                    insgesamt                                                  Geborene                           22,1%
                                      21,9 Mio. 26,7%
                     81,9 Mio.
                                                                               Ohne eigene Migrationserfahrung    7,3%

                                                           Ausländische        Mit eigener Migrationserfahrung    39,9%
                                                         Staatsangehörige
                                                               47,2%

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus
16                                                                                      Migrationsbericht 2020: Zentrale Ergebnisse

Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach Geburtsregionen1 in Deutschland im Jahr 2020

Unbestimmt/ ohne Angabe        7,9%

Amerika, Australien
und Ozeanien        3,1%                        Europa                                                                         Anzahl
                                                63,1%                                                                          in Tsd.
                                                                                                    Europa                     13.784
                      Afrika
                      4,5%

                                  darunter EU-Staaten: 35,0%                                         Asien            4.678

                                 Migrationshintergrund                                              Afrika   985
              Asien
                                       insgesamt:
              21,4%
                                      21,853 Mio.
                                                                                      Amerika, Australien
                                                                                                             682
                                                                                           und Ozeanien

                                                                                      Unbestimmt/ohne
                                                                                                              1.725
                                                                                               Angabe

1) Dargestellt ist die eigene Geburtsregion oder bei Geburt in Deutschland die Geburtsregion der Eltern.
Anmerkung: Europa inkl. Türkei und Russische Föderation, EU inkl. Vereinigtes Königreich (EU 28).
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus

Selbst zugewanderte Personen leben im Durchschnitt                        Dies spiegelt insbesondere die starke Fluchtzuwande-
seit rund 21 Jahren in Deutschland, gut ein Drittel                       rung 2015/2016 wider.
(37,7 %) aber auch weniger als zehn Jahre.9

9    Bezogen auf die Personen mit Angaben zur Aufenthaltsdauer.
Impressum
Herausgeber:
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
90343 Nürnberg
Stand:
12/2021
Gestaltung:
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Bildnachweis:
Titel: iStock/Kasia Biel
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