MISEREOR-Hungertuch 2021/22 - "Du stellst meine Füße auf weiten Raum"
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Nr. 118 | 4/2020 MISEREOR-Hungertuch 2021/22 „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ st e l i gi on, Kun nst :R , Ku s ch u l e eligion Grund arstufe I: R Foto: Dieter Härtl/MISEREOR d Sekun Liebe Leserinnen, liebe Leser! tenzeit war damals im buchstäblichen Sinn eine Zeit der Abstinenz, um sich auf das Wesentliche des Le- Werke der bildenden Kunst, Bibeltexte, Alltagserfah- bens zu besinnen. Vor allem die kleinen Leute emp- rungen und die eigene Kreativität miteinander „ins fanden sie als Hungerzeit. Daher rührt der erklärungs- Gespräch“ zu bringen – das ist eine Herausforderung bedürftige Name „Hungertuch“. Doch schon bald be- und eine Chance für Lehrende und Lernende. Für viele gann man, biblische Szenen auf die Tücher zu malen Kinder und Jugendliche ist die Begegnung mit Kunst- und sie als Medium der Katechese zu nutzen. Denn werken etwas Neues und Ungewohntes. Es lohnt sich, viele Gläubige waren Analphabeten und hatten nur ihnen diese Erfahrung im Unterricht zu ermöglichen, über Bilder einen Zugang zur Heiligen Schrift. Auch denn Wahrnehmungs-, Deutungs- und Urteilskompe- die MISEREOR-Hungertücher, die seit 1976 von tenz werden dadurch gefördert. Künstlerinnen und Künstlern aus Afrika, Asien, Ozea- Alle zwei Jahre lädt MISEREOR mit einem neuen Hun- nien, Lateinamerika und Europa gestaltet werden, gertuch zum Perspektivwechsel ein: Schülerinnen und wollen Verkündigung und Katechese unterstützen. Schüler lernen, die Welt mit den Augen des Künstlers Zusätzlich weiten sie den Blick für die Glaubens- und oder der Künstlerin zu sehen. Gleichzeitig entdecken Leidenserfahrungen der Menschen in anderen Kultu- sie, dass andere Rezipienten ein Bild anders interpre- ren und Weltregionen. tieren als sie selbst. Das Bild führt sie dazu, die Per- Die chilenische Künstlerin Lilian Moreno Sánchez hat spektive der Menschen einzunehmen, deren Erleben das neue Hungertuch geschaffen. Der Titel „Du stellst und Erleiden in das Kunstwerk eingeflossen sind – die meine Füße auf weiten Raum“ knüpft an den Perspektive der Armen in den Ländern des Südens, 31. Psalm an. Lassen Sie sich mit Ihren Schülerinnen der Benachteiligten und politisch Verfolgten. und Schülern von diesem Werk und der Geschichte, MISEREOR hat mit den Hungertüchern eine mittelal- die es erzählt, inspirieren! terliche Tradition wiederbelebt. Vor Ostern wurden früher die Altäre und Triumphkreuze mit Stoffbahnen Ihre verhüllt – es ging um ein „Fasten der Augen“. Die Fas- Petra Gaidetzka
Lehrerforum Nr. 118 Annäherungen an das Von Petra Gaidetzka und Claudia Kolletzki Hungertuch und seine Themen Die Künstlerin bei der Arbeit in ihrem Augsburger Atelier Corona hat die Welt verändert (Welt-)Gemeinschaft? Können wir es verantworten, Fotos: Dieter Härtl/MISEREOR unseren materiellen Wohlstand auf der offensichtli- Ein neuartiges Virus, SARS-CoV-2, hat überall auf chen Ausbeutung von Mensch und Natur aufzu- der Welt Opfer gefordert und der Menschheit Gren- bauen? zen aufgezeigt. Die Pandemie hat uns mit unserer Verwundbarkeit konfrontiert und Gewissheiten er- schüttert. Wir mussten feststellen: Es ist längst nicht „Du stellst meine Füße alles plan- und machbar. Die Corona-Krise hat aber auf weiten Raum“ auch sichtbar gemacht, was möglich ist, wenn Men- Dieser Psalmvers (Ps 31,9)1 steht als Titel über dem schen in einer Situation der Bedrohung Verantwor- Hungertuch von Lilian Moreno Sánchez. Er be- tung füreinander übernehmen: Aufmerksamkeit schreibt in wunderbarer Weise, was im Glauben al- und Unterstützung für die Schwächsten im eigenen les möglich ist. Die Metapher des Fußes lässt uns an Lebensumfeld, Solidarität der Jungen mit den Älte- Aufbruch, Bewegung und Wandel denken, das Bild ren, konkrete Hilfe und gelebte Kreativität, Bereit- des weiten Raumes lässt uns aufatmen, ermutigt zu schaft zu Einschränkung und Verzicht im Interesse Visionen. Und der Vers sagt noch mehr: Gott öffnet des Gemeinwohls. Doch nicht immer wurde beson- uns nicht nur einen weiten Horizont, er gibt uns nen und fürsorglich gehandelt. Nach dem Lock- auch festen Stand. Wenn menschlich gesehen alles down kam es mancherorts zu einer brisanten Mi- hoffnungslos erscheint, zeigt Gott uns Auswege. schung aus Lagerkoller, Verschwörungstheorien und Widerstand gegen die Einschränkung von Freiheits- Diese Perspektiven sind nicht zu erschließen ohne rechten. Die extremen Lager – rechts wie links –, Po- die gegenläufigen Erfahrungen von Bedrängnis pulisten und Esoteriker nutzten die Situation für und Not, die der Psalm ebenfalls zur Sprache bringt: ihre Zwecke aus. Und dennoch ist deutlich gewor- Seine beiden Teile (Verse 2–9 und Verse 10–25) the- den: Wir können anders. Ein anderer Lebensstil ist matisieren jeweils die Bedrohung, der der Mensch möglich – weniger egoistisch, weniger konsum- ausgesetzt ist, jedoch auch das Vertrauen auf den fixiert, weniger gehetzt. Über den Megastädten rettenden Gott und den Dank für die erwiesene Asiens schien plötzlich wieder die Sonne, Flugzeuge Hilfe. Für Christen hat der Halbvers 6a eine beson- malten keine Kondensstreifen mehr an den Himmel, dere Bedeutung: „In deine Hände befehle ich mei- das Wasser in den Kanälen von Venedig war wieder nen Geist“ – in der Passionsgeschichte nach Lukas klar. Natürlich nur auf Zeit. Ein paar Wochen lang wird er auf den sterbenden Jesus bezogen (Lk haben wir uns die Zeit genommen, Grundfragen zu 23,46). Der Psalm ist vor rund 2500 Jahren ent- stellen: Was zählt wirklich für ein erfülltes Leben – standen, wohl in der Zeit des babylonischen Exils; in nicht nur für mich selbst, sondern für alle, für die ihm werden Erfahrungen von Krankheit, Einsam- 1 Der Titel des Hungertuches 2021/2022 greift den Vers Ps 31,9 in der Übersetzung der „Bibel in gerechter Sprache“ sowie der Luther- bibel auf. „Du hast mich nicht preisgegeben der Hand meines Feindes, du stelltest meine Füße in weiten Raum“, lautet der Vers in der Einheitsübersetzung von 2016. 2
Lehrerforum Nr. 118 brachten goldenen Blumen greifen das Muster der Kloster-Bettwäsche, eingewebte Blüten, auf. Wäh- MISEREOR und Brot rend das Röntgenbild deutlich die Brüche der Kno- für die Welt setzen chen und Gelenke zeigt, die Verletztheit, den mit dem Hungertuch Schmerz, symbolisieren die Blumen Schönheit, Zart- 2021/2022 ein heit und Kraft – das unbesiegbare und neu erblü- Zeichen für die hende Leben. Ökumene: Gemeinden beider Die schwarzen Linien des Röntgenbildes, die ver- Konfessionen nutzen wendeten Materialien Zeichenkohle, Staub und das Bild und machen Erde sowie die karge Bildsprache verweisen auf die Mut, weiter an der Passion Christi und die Passionen der Menschen; Einen Welt zu bauen. dagegen stehen Gold und Blumen für das kostbare Leben, für Hoffnung und Liebe. Wir sind gerufen, nicht im Leid zu verharren, sondern „Wege ins Weite“ zu suchen. Die Linien des Röntgenbildes ver- mitteln auch einen Eindruck von Leichtigkeit, sie scheinen zu tanzen: Leben ist ein Prozess, der immer weitergeht – auch mit verwundeten und gehemm- ten Füßen vertrauen wir auf die Kraft des Wandels. keit, Unterdrückung und Verzweiflung verarbeitet. Das Bild entstand in der Zeit der beginnenden Co- Immer haben die Menschen Zuflucht bei Gott ge- rona-Pandemie im Augsburger Atelier der Künstle- sucht und gefunden. Aus der Enge der Angst blick- rin. Auch ihr Heimatland Chile wurde schwer von ten sie hinaus ins Weite und schöpften Kraft für ei- der Corona-Krise getroffen. Existenzängste und die nen Neubeginn – so wie die Betroffenen der Co- drohende Überforderung des Gesundheitssystems rona-Krise den Aufbruch wagen und ihr Leben wie- verschärften die bestehenden politischen und sozia- der neu aufbauen. len Probleme. Lilian Moreno Sánchez ist in der Zeit der Diktatur groß geworden, die in Chile nicht wirk- Das Bild lich aufgearbeitet wurde. Doch sie glaubt an Verän- derung, die möglich wird, wenn man sich den Lei- Als Grundlage ihres Bildes hat die chilenische den und Gewalterfahrungen der Vergangenheit Künstlerin Lilian Moreno Sánchez das Röntgenbild und Gegenwart stellt. eines vielfach gebrochenen Fußes verwendet. Der Fuß gehört zu einem Menschen, der bei Demonstra- tionen im Oktober 2019 in Santiago de Chile schwer verwundet wurde. Die Proteste, die auch 2020 weitergehen, sind gegen die soziale Unge- Materialien zum rechtigkeit im Land gerichtet. Die Demonstrieren- Hungertuch 2021/2022 den benannten die Plaza Italia, auf der sie sich ver- Großes Hungertuch 2021/22 sammelten, 2019 in „Platz der Würde“ um. Über (ca. 284 x 200 cm), Best.-Nr. 2 115 21, € 99,00 tausend Menschen wurden bei den damaligen Un- Kleines Hungertuch 2021/22 (ca. 120 x 85 cm), Best.-Nr. 2 116 21, € 19,50 ruhen verletzt, rund 7000 wurden verhaftet. Die Künstlerin hat ihr Bild als Triptychon angelegt. Kunstdruck des Hungertuches 2021/22 (DIN A1),Best.-Nr. 2 321 21, € 19,50 Als Untergrund verwendete sie Bettlaken aus einem europäischen Krankenhaus und einem ehemaligen bayerischen Frauenkloster, um die körperlichen und Arbeitsheft zum Hungertuch 2021/22, die seelisch-spirituellen Aspekte von Krankheit und Best.-Nr. 2 129 21, € 6,50 Heilung anzusprechen. Auf dem Platz der Würde in Bildblatt zum Hungertuch 2021/22 (50er-Pack), Best.-Nr. 2 104 21, € 3,25 Santiago de Chile hat sie Erde und Staub eingesam- melt und in den Stoff gerieben, der nicht glatt und makellos, sondern mit eingebügelten Falten und Prospekt zum Hungertuch 2021/22 Verwerfungen auf die Keilrahmen gespannt wurde. (50er-Pack), Best-Nr. 2 107 21, € 3,25 Man erkennt feine eingenähte Goldfäden; sie sind wie Wundnähte, die nach dem Abheilen einer Ver- Weitere Materialien auf www.hungertuch.de letzung sichtbar bleiben. Die zum Schluss aufge- 3
Lehrerforum Nr. 118 Grundschule Das MISEREOR-Hungertuch Von Berrit Skopp in der Grundschule Blumen, Blätter, Brille, Lupe, Uhr, Feder, Kreuz, Handschuh, Schlüssel, Werkzeug … Welcher Gegen- stand passt als Symbol für Gott? Welches Ding wählst du für Gott? Schritt 2 (GA): Die Kinder stellen ihren Gegenstand vor und erklären, warum sie gerade diesen gewählt haben. Alle beginnen mit den Worten: Gott ist für mich wie ..., weil ... (z. B. „Gott ist für mich wie eine Decke, weil ich mich in ihr einhüllen kann.“). Der Satz wird festgehalten. Stunde 2, Schritt 3 (PA): Die Kinder fertigen von ih- rem Gegenstand ein Solarfoto an. Am einfachsten geht das mit „Solar-Fotopapier“, lichtempfindlichem Spezialpapier, das ohne Dunkelkammer und Foto- chemie auskommt (siehe Info S. 5; zu bestellen u. a. unter www.astromedia.de). Schritt 4 (EA): Die Kinder kleben ihr Solarfoto auf einen Karton und schreiben ihren „Gott ist für mich wie …“-Satz von Schritt 2 dazu. Schritt 5 (UG): Museumsgang zu den ausgestellten Arbeiten. Foto: Berrit Skopp Stunde 3, Schritt 6 (UG): Die Kinder tasten sich an Im Folgenden sind Möglichkeiten beschrieben, wie den Begriff „Raum“ heran. Folgende Impulse kön- sich die Kinder im Religionsunterricht der 3. und 4. nen dabei helfen: Woran denkst du, wenn du das Klasse das MISEREOR-Hungertuch erschließen kön- Wort „Raum“ hörst? Welche Bilder entstehen? Wel- nen. Die Symbolik des Fußes ist vielfältig und die che Worte kommen dir in den Sinn? Versetze dich in Füße gehören zu den wichtigsten Körperteilen. Des- einen Raum, zum Beispiel in einen Bus voller Schü- halb werden die Füße in Texten, Bildern und Liedern lerinnen und Schüler, in den immer mehr Kinder in den Fokus dieser Unterrichtseinheit gestellt. Da- hineindrängen, auf den Schulhof mit tobenden bei sollen die Kinder ihre Füße erfahren und spüren. Kindern, in dein Kinderzimmer, in dem du ganz alleine bist, oder in einen leeren Saal … Schritt 7 (UG/GA): Mehrere mit dem Vers „Gott, 1. Ansatz: du stellst meine Füße auf weiten Raum“ beschrif- tete Papierbögen werden ausgelegt. Die Kinder tau- Das Bild im theologischen Bezug schen sich aus: Wie können wir zu einem guten Le- Lieder: Gegenstände sind Ausgangspunkt für die Auseinan- bensraum für alle beitragen? Gefundene Wörter Du stellst meine Füße dersetzung mit mir selbst und mit Gott. Dabei sucht und Sätze werden zu dem Vers geschrieben. auf weiten Raum sich jedes Kind einen Gegenstand aus, den es mit Schritt 8 (UG): In einem Museumsgang können alle (In: Das Liederbuch: der eigenen Person und mit Gott in Beziehung set- Kinder die Ergebnisse lesen. Glauben – Leben – zen kann. Solarfotografien von den Objekten bieten Schritt 9 (UG): Die Kinder sprechen gemeinsam ein Lieben – Hoffen, Nr. 125), eine faszinierende Möglichkeit, mit Licht und Ge- Gebet: Mit meinem Gott spring genständen in kürzester Zeit etwas zu verändern Gott, du stellst meine Füße auf weiten Raum! ich über Mauern und ganz neue Kunstwerke zu schaffen. Sie schla- Du begleitest mich auf meinem Weg (In: Weil du da bist: Kin- gen auch einen Bogen zum Röntgenbild des Hun- in die Weite des Raumes. der-Gotteslob, Nr. 271), gertuches: Man schaut „hindurch“ und entdeckt Du schenkst mir Wegbegleiter, Gott gab uns Atem neue Details, die Kraft und die Zartheit der Gegen- die ein Stück mit mir gehen. (In: Kinder-Gotteslob, stände. Die Kinder setzen sich zudem mit dem Vers Gib mir Kraft loszugehen. Nr. 347, Das Liederbuch:, „Gott, du stellst meine Füße auf weiten Raum“ aus- Gib mir Kraft durchzuhalten. Nr. 212), einander und überlegen, wie sie den Raum lebens- Lass mich die Welt ein wenig besser machen. Weil du immer bei mir werter gestalten können. Ich vertraue dir und sage: „Du bist mein Gott.“ bist (In: Kinder-Gotteslob, Stunde 1, Schritt 1 (UG): Mehr oder weniger trans- Schritt 10 (UG): Gemeinsam wird das Hungertuch Nr. 177) parente Objekte auslegen: Wasserflasche, Gräser, betrachtet. Die Lehrkraft gibt Hinweise zur Künstle- 4
Grundschule Lehrerforum Nr. 118 rin und stellt den Titel vor. Gemeinsam mit den Kin- dern wird die Botschaft des Bildes herausgearbei- M1 Psalm (nach Psalm 31)* tet; es macht deutlich: Der Glaube schenkt uns Hoffnung. Mit Gott an unserer Seite können wir un- Gott, ich fühle mich bei dir geborgen. ser Leben leben, mit allen Höhen und Tiefen. Und Lass mich nicht allein! wir können behütet aufbrechen, um die Welt zu ver- Neige dein Ohr zu mir. ändern. Höre mich! Wenn um mich das Meer tobt, bist du mein Fels. Wenn ich vom Sturm überrascht werde, bist du meine Burg. 2. Ansatz: Das Bild in seiner sozialen Führe und leite mich auf meinen Wegen, wenn es dunkel um mich ist! Dimension Ich fühle mich wie in ein Netz verstrickt, Die bildhafte Sprache von Sprichwörtern und des das plötzlich über mich geworfen wurde. 31. Psalms spricht Kinder in ihrer Erlebniswelt an Hilf mir heraus, denn ich habe Angst! und löst bei ihnen persönliche Betroffenheit aus. Eigene Emotionen kommen zu Wort. Die Kinder ver- Wenn Einsamkeit mich überfällt und ich mich gefangen fühle, fassen im Anschluss Gebete, um sich an Gott zu dann bist du doch da. wenden und ihm diejenigen ans Herz zu legen, die In deine Hände lege ich mich. auch seine Hilfe benötigen. Ich vertraue darauf: Du lässt mich nicht fallen. Du holst mich heraus aus meiner Machtlosigkeit. Stunde 1, Schritt 1 (UG): Um die Kinder an bild- Du stelltest meine Füße auf weiten Raum. Textfassung: Berrit Skopp hafte Sprache heranzuführen, werden Sprichwörter rund um den Fuß vorgelesen und ausgelegt. Die Du bist mein Gott! Kinder nennen die Bedeutung oder ordnen die Be- 1. Lies die Sätze. Überlege: Trifft das auch für dich zu? deutungen zu. Anschließend stellen sie ein Sprich- Erinnerst du dich an eigene Erlebnisse? wort pantomimisch dar oder malen es. Ist das dar- 2. Male zu den Sätzen oder einzelnen Wörtern Gedankenwolken und gestellte Sprichwort zu erkennen? schreibe hinein, was für dich wichtig ist. Schritt 2 (UG/EA): Gemeinsam wird (ohne Vorin- formationen) der vereinfachte Psalm 31 (M 1) gele- sen. Die Kinder bearbeiten die Aufgaben spontan. Stunde 2, Schritt 3 (UG/PA): Folgende Fragen So entsteht ein Solarfoto werden auf einzelnen Plakaten präsentiert: Was ge- fällt dir nicht in der Welt? Um was würdest du Gott Material: Brettchen oder bitten? Wie würdest du Gott danken? fester Karton als Unter- Die Kinder überlegen sich einen entsprechenden lage, kleine Glasscheiben Satz und schreiben ihn auf das jeweilige Plakat. oder Transparentfolie (für Schritt 4 (UG): Gemeinsam wird das Hungertuch leichte und dünne Gegen- betrachtet. Die Lehrkraft gibt Hinweise zur Künstle- stände), Schalen mit Wasser rin, den Bildelementen und stellt den Titel vor. Ge- (größer als das Papier), Solar- meinsam mit den Kindern wird die Botschaft des Fotopapier und Sonnenlicht, Bildes herausgearbeitet: Im Vertrauen auf Gott Tonpapier als Unterlage. Au- kann man neue Lebensmöglichkeiten und -chancen ßerdem ein etwas abgedunkel- für sich finden, das Leben erscheint nicht mehr eng ter Raum (damit das Fotopa- und bedroht, sondern als weiter Raum. pier nicht gleich belichtet wird) Foto: Berri Lie- t Skopp Schritt 6 (EA): Die Kinder richten Gebete für an- der: Vorgehensweise: Du stellst meine Füße dere an Gott. Beim Schreiben können folgende Fra- gen helfen: Für wen können wir ein Gebet formulie- 1. Jedes Kind erhält ein Blatt Solar-Fotopapier und auf legtweiten es mit Raum der blauen Seite nach oben auf ein Brettchen. (In: Das Liederbuch: ren (Kinder der Welt, Kranke, einsame Menschen …)? Was wünschen wir der anderen Person (Gesund- 2. Die Kinder legen ihren Gegenstand auf das Papier.Glauben – Leben –sollte Der Gegenstand heit, Freunde …)? Was wünschen wir uns für unsere nicht zu viel hin- und hergeschoben werden (führt Lieben – Hoffen, zu unscharfen Nr. 125), Bildern). 3. Leichte und dünne Gegenstände mit einer kleinen Mit meinem Gott spring Glasscheibe oder Erde (Frieden, Sicherheit, Gemeinschaftssinn …)? ich über Mauern Transparentfolie abdecken, damit sie nicht verrutschen. Folgender Ablauf hilft, wenn man ein Gebet auf- (In: Weil dubringen 4. Das Ganze – möglichst ohne zu wackeln – ins Sonnenlicht da bist:und Kin- schreibt: Anrede an Gott, Dank, Bitte, Amen. das Papier ca. 3 bis 7 Minuten belichten. der-Gotteslob, Nr. 271), 5. Die Arbeiten zurück in das abgedunkelte ZimmerGott gab uns bringen, erst Atem dort die 3. Ansatz: Gegenstände vom Blatt nehmen. (In: Kinder-Gotteslob, 6. Das Papier mindestens 2 Minuten wässern, dabei dasNr. 347, BlattDas Liederbuch:, leicht im Was- Das Bild als Kunstwerk ser bewegen. Zunächst wird das Bild verschwinden, Nr. 212), aber schon bald Die Kinder nehmen ihre Füße wahr und verfassen taucht das blaue Negativ auf. eigene Geschichten zu ihren Füßen. Die Kinder ent- 7. Zum Schluss das Bild sanft auf eine Tonpapierunterlage drücken und decken das Hungertuch durch ein Unterrichtsge- trocknen lassen. 5
Lehrerforum Nr. 118 Grundschule und „Was mögen meine Füße?“ auseinander und M2 Wahrnehmungsübung schreiben eine Fußgeschichte dazu. Alternative: Die ohne Schuhe Kinder schreiben und vervollständigen den Satz „Es sind meine Füße, die …“ auf ein DIN-A4-Blatt und Stellt euch im Raum verteilt auf. schmücken es mit einem Fußabdruck. Stelle dich sicher hin. Schließe deine Augen. Du spürst genau, wo deine Füße den Boden Stunde 2, Schritt 3 (UG): Gemeinsam wird das berühren. Hungertuch betrachtet. Sechs Leitfragen führen da- Du spürst deine Zehen auf dem Boden. bei zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Du spürst deinen Fußballen auf dem Boden. dem Bild: Du spürst deine Ferse auf dem Boden. 1. Was siehst du? Löse deinen Fuß langsam vom Boden: erst die 2. Wie ist das Bild aufgebaut? Ferse, dann den Fußballen, dann die Zehen. 3. Welche Gefühle löst das Bild in dir aus? Mache einen Schritt nach vorne und stelle dei- 4. Woraus wurde das Bild angefertigt? nen Fuß wieder langsam auf: erst die Zehen, 5. Was bedeuten die Bildelemente? dann den Fußballen und dann die Ferse. (siehe „S. 2–3 und Bildblatt) Folge mit dem zweiten Fuß. Löse ihn langsam 6. Welche Gefühle kommen in dir auf? vom Boden und stelle ihn langsam neben Schritt 4 (UG): Die Lehrkraft gibt Hinweise zur dem anderen Fuß ab. Künstlerin und stellt den Titel vor. Gemeinsam mit Öffne deine Augen. den Kindern wird die Botschaft des Bildes heraus- gearbeitet: Im Glauben ist vieles möglich – Wir kön- nen die Welt verändern. spräch und malen anschließend ein Bild mit ihren Füßen zu ihrer eigenen Fußgeschichte und erfahren Stunde 3, Schritt 5 (EA): Alle Kinder malen ein Bild so, was ihre Füße alles leisten können. mit ihren Füßen. Dazu wird das Papier auf dem Beim Waschen des Fußes nach der „Fußmalerei“ ist Boden fixiert. Die Kinder können sich Farben aussu- es wünschenswert, wenn sich die Kinder dabei ge- chen. Entweder wird mit Wasserfarben und Pinseln genseitig helfen, denn auch diese Erfahrung der So- oder mit Fingerfarben und den Füßen gemalt. Alter- lidarität (Fußwaschung) bereichert. native: Es kann auch mit Wachsmalkreiden oder dicken Buntstiften gemalt werden, die man sich zwi- Stunde 1, Schritt 1 (UG): Die Kinder führen eine schen die Zehen klemmt. Wahrnehmungsübung ohne Schuhe (M 2) durch. Schritt 6 (UG): Museumsgang zu den ausgestellten Schritt 2 (EA): Die Kinder setzen sich mit den Fra- Arbeiten. Können die Fußgeschichten den Bildern gen „Was haben meine Füße heute schon erlebt?“ zugeordnet werden? Sekundarstufe „Das habe ich so noch Von Petra Gaidetzka nicht gesehen“ Anregungen für den Religionsunterricht (Sek. I) M1 Schrifttext (Psalm 31,2–9) 2 HERR, bei dir habe ich mich geborgen. Lass mich nicht zuschanden werden in Ewigkeit; rette mich in dei- ner Gerechtigkeit! 3 Neige dein Ohr mir zu, erlöse mich eilends! Sei mir ein schützender Fels, ein festes Haus, mich zu retten! 4 Denn du bist mein Fels und meine Festung; um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten. 5 Du wirst mich befreien aus dem Netz, das sie mir heimlich legten; denn du bist meine Zuflucht. 6 In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue. 7 Verhasst waren mir, die nichtige Götzen verehren, ich setze auf den HERRN mein Vertrauen. 8 Ich will jubeln und deiner Huld mich freuen; denn du hast mein Elend angesehen, du kanntest die Ängste meiner Seele. 9 Du hast mich nicht preisgegeben der Hand meines Feindes, du stelltest meine Füße in weiten Raum. 6
Sekundarstufe Lehrerforum Nr. 118 M2 Die Grundlage des Bildes: das Röntgenbild eines verletzten Fußes. Die Künstlerin hat die Linien mit Kohlestift auf den weißen Stoff übertragen. Foto: Dieter Härtl/MISEREOR Erste Annäherung an das Bild 3. Die Füße tragen und bewegen den Körper. Was (Einzel- und Partnerarbeit) bedeutet es, aufgrund einer Verletzung nicht ge- hen zu können, nicht vorwärts zu kommen? 1. Betrachte das Bild. Welche Empfindungen und 4. Was hemmt Menschen, ihre Visionen zu verwirkli- Gedanken kommen dir in den Sinn? chen? Privat – auf die Gesellschaft bezogen, im 2. Beschreibe in Stichworten, was du siehst. Achte Hinblick auf Gerechtigkeit – weltweit? auf die Farbgebung und den Aufbau des Bildes. 3. Schreibe deine Deutung des Bildes auf. 4. Wähle dir eine Partnerin oder einen Partner. Stellt euch gegenseitig eure Deutung des Bildes vor. Impulse zum Dialog von Bibel (Psalm) und Kunst (Hungertuch) 1. Sowohl im Psalm als auch im Bild begegnet uns Biblische Vertiefung das Symbol „Fuß“. Der auf dem Hungertuch abge- (Einzel- und Gruppenarbeit zu M1) bildete Fuß ist mehrfach gebrochen. Dagegen en- 1. Wer spricht und wer wird angesprochen? det Vers 9: „Du stelltest meine Füße in weiten 2. Was ist die Situation des/der Sprechenden? Was Raum“. Der Mensch ist für die Freiheit, für eine of- hat er/sie erlebt? fene Zukunft bestimmt. Doch Gewalt, die ihm an- 3. Ordne die Begriffe und Sprachbilder („geborgen“, getan wird, und einengende Strukturen hindern „zuschanden werden“, „Fels“, „Festung“, „Netz“, ihn, sich frei zu entfalten. Das gilt für jede(n) Ein- „Zuflucht“, „Vertrauen“, „Elend“, „preisgegeben“ zelne(n), das gilt aber auch für ganze Bevölke- u. a.) nach ihrer Bedeutung – positiv, negativ. rungsgruppen und Völker: zum Beispiel für die Ar- 4. Welche Vorstellung von Gott spricht aus dem men einer Gesellschaft, für soziale und ethnische Text? Skizziere sie in Stichworten. Kannst du sie Minderheiten, für die armen Länder innerhalb der nachvollziehen oder ist sie dir fremd? Welches globalisierten Weltwirtschaft. Was braucht es, da- sind deine Anfragen an diese Gottesvorstellung? mit sie Heilung und Stärkung erfahren? 5. Bildet Vierergruppen, stellt euch gegenseitig eure 2. Text (der Psalm) und Bild (das Hungertuch) grei- Ergebnisse vor und diskutiert über die fen auf ihre je eigene Art die Themenbereiche Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Elend/Angst/Bedrohung/Behinderung und Hei- 6. Haltet eure Kerngedanken stichwortartig fest. lung/Weite/Vision/Bewegung auf. Benenne mögliche Vorzüge und Schwierigkeiten der beiden Medien, das Nicht-Sichtbare auszudrücken. Assoziationen zum Symbol „Fuß“ Auf eigenen Füßen stehen … Etwas hat Hand und Unterrichtsentwurf zum Hungertuch für die Sekundarstufe I Fuß … Den Boden unter den Füßen verlieren … Je- von Lisa Appeldorn, online verfügbar zum kostenlosen Download auf mandem auf die Füße treten … Einen großen Fußab- https://fastenaktion.misereor.de/schule druck hinterlassen … 1. Setze die Reihe fort. Was wird mit diesen Redens- Weitere Materialien für Schülerinnen und Schüler arten ausgesagt? Im Arbeitsheft/auf der DVD zum Hungertuch (bestellbar über 2. In welche unbekannten Räume, in welche Land- www.misereor-medien.de, Best.-Nr. 2 129 21): museumspädagogische schaften würdest du gern einmal deinen Fuß set- Bausteine von Ines Amann und spirituelle Zugänge („Unterbrechungen“) zen? Was könnte dagegen sprechen, dass sich von Anita Zucchetto-Debour, für Kinder von 5–12 Jahren deine Träume erfüllen? 7
Lehrerforum Nr. 118 G 46263 Autorinnen dieses Lehrerforums Petra Gaidetzka und Dr. Claudia Kolletzki, Dipl.-Theologinnen und Bildungsreferentinnen bei MISEREOR; Berrit Skopp, Grundschullehrerin (Deutsch, Kunst, Mathematik), Redakteurin beim Klett-Verlag Registrieren Sie sich für den Schul-Newsletter von MISEREOR – so werden Sie rechtzeitig über neue Materialien und Angebote für die Schule informiert: www.misereor.de/newsletter MISEREOR Lehrerforum Das Lehrerforum informiert über Themen des Globalen Corona-Krise weltweit – Spenden und helfen Lernens und erscheint viermal im Jahr kostenlos. Noch lange werden die Länder des Südens und be- Sie können es im Internet sonders die armen Bevölkerungsgruppen unter den herunterladen: Folgen der Pandemie leiden. Die Angst vor neuen www.misereor.de/ mitmachen/schule-und- Wellen und dem Kollaps der Gesundheitssysteme unterricht/lehrerforum geht um. Doch größer ist die Angst vor dem wirt- Weitere Unterrichts-materialien schaftlichen Niedergang. Wer einen Arbeitsplatz unter www.misereor.de/ hat, fürchtet, ihn zu verlieren. Straßenkinder, Tage- unterrichtsbausteine löhner, Rikschafahrer, Marktfrauen, Müllsammler Bestellungen der und das Heer der Straßenhändler und -händlerinnen MISEREOR – sie alle konnten von einem Tag auf den anderen ih- Schulmaterialien MVG Medien ren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen. Woh- E-Mail: nungslose und Wanderarbeiter – Frauen, Männer, Die „Casa del Migrante“ in La Paz/Bolivien ist eine Anlauf- bestellung@eine-welt-shop.de stelle für Migranten aus Venezuela. Viele waren schon vor Co- Kinder – sind besonders hart getroffen. rona in einer schwierigen Lage, die sich nun deutlich verschärft Tel.: 0241 47986-100 Fax: 0241 47986-745 hat. Die Scalabrini-Missionare verteilen Lebensmittelpakete. www.misereor-medien.de Corona bremst auch die Arbeit der MISEREOR-Part- Foto: Ronald Espinoza Änderungen vorbehalten; für nerorganisationen aus, denn Straßensozialarbeit, Be- Irrtümer und Druckfehler wird ratungstätigkeit, Schulungen und kulturelle Aktivitä- keine Garantie übernommen. ten werden durch Kontaktsperren unmöglich. Doch Impressum: Herausgeber: die Partner reagieren sehr flexibel. Sie gingen Bischöfliches Hilfswerk schnell dazu über, in Armenvierteln Lebensmittel MISEREOR e.V., und Hygieneartikel zu verteilen, Berufsbildungszen- Mozartstr. 9, 52064 Aachen, tren haben auf Fernunterricht umgestellt und abge- www.misereor.de legene Dörfer werden mit Trinkwasser versorgt. Herstellung und Vertrieb: MISEREOR hat ein Corona-Nothilfeprogramm aufge- MVG Medienproduktion und Vertriebsgesellschaft mbH, legt. Dabei gilt auch in der Pandemie das Prinzip Boxgraben 73, „Hilfe zur Selbsthilfe“. MISEREOR kann auf ein Netz- 52064 Aachen werk von Partnern bauen, die langjährige Erfahrung In den indischen Megastädten stellt das Virus eine große Ge- Autorinnen dieser Ausgabe: in Gesundheitsprojekten gesammelt haben. In fahr dar. In Kalkutta unterstützt der MISEREOR-Partner Seva Petra Gaidetzka, Kendra Tagelöhner- und Müllsammlerfamilien mit Notratio- Dr. Claudia Kolletzki, Deutschland und weltweit weckt die Krise Kreativi- nen und Desinfektionsmitteln. Berrit Skopp Redaktion: tät und Solidarität. Foto: Seva Kendra, Kalkutta/MISEREOR Rüdiger Horn, Lektorats- u. Redaktionsbüro, Olpe Gestaltung: Helfen Sie mit – helfen Sie uns helfen! Yvonne Schröder Design, B-Eupen MISEREOR-Spendenkonto · IBAN: DE75 3706 0193 0000 1010 10 Erscheinungsweise: Viermal jährlich, Bezug kostenlos Im Norden Kenias leben die Samburu. Rinder, Ziegen und Schafe sind ihre Existenzgrundlage. Wasser ist in diesem trockenen, vom Klimawandel besonders betroffenen Gebiet Mangelware. Mit Unterstützung der MISEREOR-Partnerorganisation IMPACT wird eine Vorrichtung zum Händewaschen improvisiert, die das Wasser tropfenweise abgibt. Foto: Ramson/IMPACT 8
Sie können auch lesen