MU 2020 Salzburger beSchlüSSe - Mittelstands-union der csu - Mittelstandsunion Niederbayern
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2 › 3 mehr freiheit wagen! Einen Kurswechsel in Deutsch- Die MU beschloss in Salzburg Eckpunkte für ein Steuerkonzept MU land hin zu mehr Freiheit und 2020, vorgelegt vom stellvertretenden MU-Vorsitzenden und Lei- Eigenverantwortung – das ist ter des Fachausschusses Steuern, Peter Götz. Weitere Beschlüsse die Grundforderung der Mit- traf der Vorstand zur Energie- und Wohnungspolitik (Dr. Thomas telstands-Union der CSU, der Geppert) sowie zur Flexi-Rente und Anti-Stress-Verordnung (Kat- MU. Denn einerseits geht es rin Albsteiger, MdB, mit Dr. Andreas Lenz, MdB und Rupert Möß- Deutschland gut und vor allem mer). Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer, Bayern bestens. Andererseits MdL und der Sprecher des Parlamentskreises Mittelstand (PKM) wird in Deutschland, unter dem im Landtag, Karl Straub, MdL, erörterten die aktuellen Themen der Druck der Sozialdemokraten in Mittelstandspolitik im Freistaat. Der MU-Vorstand beschloss Leit- Berlin, immer mehr verregelt linien zur Entbürokratisierung, mit automatischen Überprüfungs- und verriegelt. So gerät die So- regelungen für Gesetzesverordnungen und einem Mittelstands-TÜV. ziale Marktwirtschaft in Schlag- Siegmar Kühn und Dr. Andreas Lenz, MdB, als Ko-Leiter der MU-TTIP- seite. So können Wachstum und Kommission, sowie Mechthilde Wittmann, MdL, Berichterstatterin Arbeitsplätze in Deutschland auch für die Zukunft nicht gesichert der CSU-Landtagsfraktion, erörterten die aktuellen Entwicklungen werden. Deshalb gilt: Wir müssen endlich wieder mehr Freiheit beim US-europäischen Freihandelsabkommen. Die MU fordert hier wagen. Deshalb wollen wir einen Belastungsstopp für Mittelstand eine mittelstandsfreundliche Ausgestaltung. Wir sehen die großen und Mittelschicht. Wir wollen unsere Bürger und Betriebe von Bü- Chancen ebenso, wie wir die Risiken ansprechen und lösen müssen. rokratie befreien und alle Steuerzahler finanziell entlasten – ge- rade in Zeiten höchster Steuereinnahmen des Staates muss auch In dieser Broschüre präsentieren wir Ihnen die Salzburger Be- hier gelten: Leistung muss sich lohnen! schlüsse und weitere Eindrücke von der Vorstandsklausur. Diese und weitere Informationen finden Sie auch auf www.mu-bayern. Der MU-Landesvorstand hat auf seiner Klausurtagung vom 13. bis de und www.facebook.de/mittelstandsunion. Wir laden Sie herz- 15. März 2015 in Anif bei Salzburg klare Positionsbestimmungen lich ein: Die MU ist als Arbeitsgemeinschaft der CSU der einzige vorgenommen. Unser neues Leitbild MU 2020 bestimmt unser Verband, der sich ausschließlich für Mittelstand, Mittelschicht und Selbstverständnis und unsere Verbandsarbeit. Marktwirtschaft einsetzt und dies – über die CSU und in den Par- lamenten – direkt IN der Politik. So haben wir – anders als andere Mit unserem Leitlinien-Beschluss „Das Richtige tun – Mehr Frei- – den direkten Draht und können weitaus mehr bewirken. Wir sind heit wagen!“ sind wir die erste Arbeitsgemeinschaft der CSU, die die politische Vertretung von Selbständigen, Freiberuflern und von ihre Positionen in ein neues CSU-Grundsatzprogramm einbringt. allen, die die Soziale Marktwirtschaft stärken wollen. Dazu freuen Dessen Grundzüge wurden in Salzburg vom Leiter der CSU-Grund- wir uns auch über Ihre Unterstützung! satzkommission, unserem Vorstandskollegen Markus Blume, MdL, präsentiert. Unsere gesellschaftspolitischen Sichtweisen und Ziele wurden bestätigt durch die Expertise von Dr. Thomas Petersen vom Mit herzlichen GrüSSen Ihr Institut für Demoskopie Allensbach. Weitere besondere Gesprächs- gäste der MU in Salzburg waren Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer, Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Harald Mahrer aus Wien und der Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes Peter Haubner, die insbesondere die Steuerreform in Österreich er- Dr. h.c. Hans Michelbach, MdB läuterten, auch als Anregung für die in Deutschland festgefahrene Vorsitzender der Mittelstands-Union Reformdiskussion.
Leitbild MU 2020 I. Wer wir sind – wofür wir stehen Wir haben dennoch wichtige Ziele in Berlin durchgesetzt: an erster Die MU ist der einzige Wirtschaftsverband, der ausschließlich mit- Stelle die Schuldenbremse und den ausgeglichenen Haushalt. telständische Interessen vertritt – und dies nicht nur gegenüber der Politik – sondern direkt in der Politik und durch unsere Politiker Auf der anderen Seite lässt die SPD keinen Zweifel daran: Wenn direkt in den Parlamenten. sich 2017 oder auch früher die Möglichkeit bietet, um der Macht willen mit der Linkspartei zusammenzugehen – dann wird sie das Wir sind eine Arbeitsgemeinschaft der CSU und offen für alle, die ohne Skrupel tun. sich zu unseren Zielen bekennen. Wir arbeiten zusammen mit den Parlamentskreisen Mittelstand im Landtag, Bundestag und Euro- Die Politik der SPD schadet der Sozialen Marktwirtschaft, weil sie paparlament. Wir sind Partner der Mittelstands- und Wirtschafts- die Grundsätze der Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft vereinigung (MIT) der CDU/CSU auf Bundesebene. der Menschen verneint. Das zeigt sie beispielhaft an dem von ihr verantworteten Bürokratiemonster Mindestlohn. Zugleich handelt Wir sind die politische Stimme und Anwalt des Mittelstandes und die SPD gegen den Grundsatz der Nachhaltigkeit und Generatio- der Mittelschicht. Wir sind damit erster Ansprechpartner für die nengerechtigkeit. Das zeigt sie am Beispiel der Rente mit 63. Die Anliegen mittelständischer Berufsverbände. SPD handelt nach dem Motto: Staat vor Privat. Wir sagen: Das ist falsch. Es muss im Grundsatz gelten: Privat vor Staat. Wir wollen Wir vertreten Selbständige ebenso wie alle, die die Soziale Markt- eine Politik, die den Bürger ins Zentrum stellt. wirtschaft – Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft – stär- ken wollen. Wir wollen hier eine Wende im politischen Bewusstsein – und wir wollen eine Wende in der Berliner Politik: Wir wollen eine Wirt- Wir stehen für eine Politik, die Mittelstand und Mittelschicht ins schaftswende zugunsten von Mittelstand und Mittelschicht, den Zentrum stellt – für alle Leistungsträger, die unsere Wirtschaft und Leistungsträgern unserer Gesellschaft und Stützen unseres Staates. Gesellschaft tragen. Wir stehen für die Soziale Marktwirtschaft und für deren Grundsätze der Eigenverantwortung und Leistungs- bereitschaft. III. Unser Leitbild MU 2020 Wir stehen für eine Politik der Freiheit und des Eigentums. Wir wollen eine Politik mit Vorfahrt für Mittelstand und Mittel- schicht: Wir wollen im Jahr 2017 – bei der kommenden Bundestags- wahl – die Positionen von Mittelstand und Mittelschicht zu den II. Wir wollen die Wirtschaftswende – für Mittelstand klaren Positionen der CSU im Bund machen – nicht nur im CSU- und Mittelschicht Programm, sondern auch im tatsächlichen Handeln der künftigen Bundesregierung. Wir wollen im Jahr 2018 – bei der kommenden Die Koalition mit der SPD im Bund ist keine Liebesheirat. Die Alter- bayerischen Landtagswahl – Bayerns Spitzenstellung ausbauen, native war ein rot-grün-linker Pakt. Die Koalition mit der SPD folgt indem wir im Freistaat weiterhin Mittelstand und Mittelschicht ins zu oft dem Motto Verteilen vor Erwirtschaften. Wir sagen: Das ist politische Zentrum stellen. ungerecht und unsozial, weil es Leistung bestraft. Leistung muss sich aber lohnen! MU 2020 Salzburger Beschlüsse
4 › 5 Wir wollen im Jahr 2019 – bei der nächsten Europawahl – die Stärke Das ist unser Leitbild MU 2020. der CSU und damit Bayerns im Europaparlament wieder vermeh- ren, in einem geeinten Europa der Freiheit und der Chancen. Wir wollen dazu in unserer Arbeit insbesondere • unsere Mitgliederstärke in den Kreisen und Bezirken verbessern Wir wollen damit bis zum Jahr 2020 erreichen, dass die politischen • unseren Mitgliedern attraktive Veranstaltungen vor Ort bieten Interessen von Mittelstand und Mittelschicht selbstverständlich • unsere Präsenz bei unseren regionalen Zielgruppen in Wirt- Maßstab auf allen politischen Ebenen der CSU sind. Wir wollen das schaft und Politik verstärken jeweils mit unseren Positionen und mit unseren Persönlichkeiten • unsere öffentliche Präsenz in den neuen Medien forcieren in der Mittelstands-Union unterstützen. • unsere politischen Positionen noch intensiver in die Partei, Parlamente, Zielgruppen und Öffentlichkeit vermitteln. Das richtige tun – mehr freiheit wagen! Leitlinien der MU zur Grundsatzdebatte der CSU - das ist ein wesentlicher Teil unseres Selbstverständnisses als Mit- telstands-Union der CSU. Wir sehen Freiheit - privat, wirtschaftlich Freiheit in Verantwortung - so lautet die Überschrift über dem und politisch - als Grundlage unseres Erfolgs. Diese Freiheit sehen Grundsatzprogramm der CSU. Dieser Anspruch ist aktueller denn je! wir allerdings immer wieder bzw. schleichend bedroht. In Abwand- lung eines bekannten politischen Slogans wollen wir deshalb das Die Mittelstands-Union ist der einzige Verband, der in und außer- Richtige tun: Mehr Freiheit wagen! halb der CSU ausschließlich Mittelstand und Mittelschicht vertritt - und dies als Arbeitsgemeinschaft der CSU direkt in der Politik. Für die MU sind Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Die MU formuliert Leitlinien zur Grundsatzdebatte der CSU, in des- In Abwandlung eines sen Ergebnis ein neues Grundsatzprogramm stehen wird. Sie sind bekannten politischen Slogans ein Beitrag zur Diskussion in der CSU-Grundsatzkommission und darüber hinaus in der ganzen CSU. Unsere Thesen berühren die wollen wir deshalb das Richtige Grundsätze unserer Partei - sie gehen deshalb über Bayern hinaus tun: Mehr Freiheit wagen! - weil der Auftrag der CSU über Bayern hinausgeht. Die christlich- soziale Idee muss immer wieder neu interpretiert werden – und hat doch bleibende Grundsätze. Wir gehen dabei von unserer Gesellschaft aus, die im internationa- I. Leitlinien sind für die Politik unersetzlich – wir len Vergleich Spitze da steht. Wir gehen aber weiter auch davon brauchen eine neue Ordnungs-Politik aus, dass die Grundlagen bzw. Leitlinien unseres Erfolgs ständig in Frage stehen. Wir wollen nichts schlechtreden, aber auch nichts Wir meinen: Gerade heute sind Leitlinien für die Politik unersetz- schönreden. Wir wollen frühzeitig auf Verbesserungen hinweisen lich. Ohne Leitlinien wird Politik willkürlich. Ohne Leitlinien wird
Politik begründungslos. Niemand kann allein und ohne Leitlinien Kontroll-Wut nach sich ziehen. Wenn sich Politik um jede Einzelheit das tun, was geboten im Sinne von richtig ist. Leitlinien heißt nicht kümmert und damit immer mehr Einzelregeln schafft, dann schafft Politik von oben herab, sondern Leitlinien ergeben sich aus der sie immer mehr Unfreiheit und Ungerechtigkeit. Jede neue Einzel- Würde des Menschen. Leitlinien geben den Rahmen und die Ziel- regel schafft mehr Unfreiheit. Wir wollen den Freiheits-Staat! richtung für die Tagespolitik vor. Das ist die Bedeutung von „Ord- nungspolitik“. Wir brauchen eine neue Ordnungspolitik. VI. Freiheit und Eigentum konkret – wir wollen die Eigentümer-Gesellschaft II. Freiheit als erste Leitlinie - wir wollen die Soziale Marktwirtschaft erneuern Leitlinien dürfen sich nicht in Sonntagsreden erschöpfen. Leitlinien müssen politisch konkret werden. Bislang kommen Freiheit und Ei- Persönliche und wirtschaftliche Freiheit gehören für uns zusam- gentum politisch zu kurz - bislang stehen sie oft unter politischem men. Eine demokratische Gesellschaft ist nur dann dauerhaft le- Generalverdacht. Das muss sich ändern: Freiheit und Eigentum benswert und lebensfähig, wenn sie auf Freiheit gegründet ist. Das müssen ihre positive Bedeutung wiedererhalten! Wir wollen - mo- ist die Grundbedeutung der Sozialen Marktwirtschaft. Wir wollen biles oder immobiles - Eigentum für jeden - mit einer Eigentumsof- sie erneuern. Deshalb muss die - persönliche und wirtschaftliche - fensive für die Eigentümer-Gesellschaft. Freiheit auch in Zukunft im Zentrum des CSU-Programms stehen. VII. Gegen die Vollkasko-Politik - wir wollen den III. Erst Freiheit ermöglicht Gerechtigkeit – Chancen-Staat wir wollen Bewusstsein zur Freiheit schaffen Wir wollen einen Chancen-Staat, der maximale Freiheit in Verant- Freiheit und Gerechtigkeit sind für uns keine Gegensätze, sondern wortung ermöglicht. Wir wollen Schluss machen mit der Vollkas- gehören zusammen. Allerdings setzt Gerechtigkeit Freiheit voraus; ko-Politik, die sich um jede Einzelheit des Lebens kümmert. Diese ohne persönliche und wirtschaftliche Freiheit gibt es keine Ge- Vollkasko-Politik hat sich heute in weite Teile von Politik und Gesell- rechtigkeit. Das muss im neuen Grundsatzprogramm deutlich zum schaft verbreitet. Sie ist nichts anderes als schleichender Sozialis- Ausdruck kommen. Wir wollen deutlich machen: Gerechtigkeit ist mus, der Freiheit und Wohlstand vernichtet. Wir wollen weg vom eine Folge von Freiheit. Wir wollen im Grundsatzprogramm und in Politiker, der seine Aufgabe darin sieht, mit Wohltaten segnend unserer Politik ein neues Bewusstsein zur Freiheit schaffen. durchs Land zu ziehen. Freie Menschen wissen besser als Politiker oder Bürokraten, was im alltäglichen Leben für sie am besten ist. IV. Zur Freiheit gehört Eigentum - wir wollen die Eigentümer-Freiheit VIII. Mehr Klarheit in der Politik - wir wollen Steuerklarheit und Steuergerechtigkeit Zur Freiheit gehört die Freiheit, Eigentum zu haben und zu bilden. Das Eigentumsrecht ist in der Geschichte der Herausbildung der Wir wollen mehr Klarheit in der Politik. Das gilt beispielhaft für die Menschen- und Bürgerrechte eines der ersten und grundlegenden. Steuergesetzgebung. Wir wollen mehr Rechtsklarheit in der Poli- Eigentum als wichtiges Freiheitsrecht muss im neuen Grundsatz- tik durch weniger, aber dafür klarere und allgemein verständliche programm an zentraler Stelle stehen. Das Recht auf und an Eigen- Regeln. Wir wollen Steuerklarheit - ein allgemein verständliches tum muss in unserer Politik und Rechtsordnung stärker als bisher Steuersystem – und damit auch Steuergerechtigkeit. Wir wollen, geschützt werden. Politik und Rechtsprechung dürfen nicht ohne dass zudem allen klar ist: Nicht der Staat schafft Finanzierung – die berechtigten Grund Freiheit und Eigentum der Bürger beschnei- Steuerzahler finanzieren mit ihrem Steuergeld. Wir wollen auch den. Die Hürden dazu sind heute vielfach zu niedrig gesetzt. Das mehr politische Klarheit: eine gute Abstimmung zwischen allen betrifft Quotenregeln ebenso wie Eingriffe in den Markt. politischen Ebenen von der Gemeinde bis Europa - aber zugleich eine möglichst saubere Teilung von politischen Zuständigkeiten. V. Verantwortung zur Freiheit - wir wollen den FreiheitsStaat IX. Wettbewerb belebt das Geschäft - wir wollen Gründerfreiheit und mehr Wählerfreiheit Freiheit und Eigentum müssen in Verantwortung gegenüber sich selbst und den Mitmenschen genutzt werden. Das ist selbstver- In einer satten Gesellschaft ist Wettbewerb in Verruf geraten - ähn- ständlich. Noch wichtiger ist: Jeder Mensch hat eine Verantwor- lich wie Eigentum und Freiheit. Dabei gilt heute wie immer: Wett- tung zur Freiheit. Jede und jeder kann und soll in Freiheit leben bewerb belebt das Geschäft. Das gilt in Wirtschaft wie Politik. Wir Der mündige Bürger wird oft in Sonntagsreden zitiert - aber dann wollen politische und bürokratische Schranken einreißen für mehr wird politisch oft wieder im Gegenteil gehandelt. Wir wollen den Unternehmergeist in Wirtschaft und Politik! Wir wollen Gründer- übermäßigen Ausgaben- und Vorschriftenstaat zurückschneiden. freiheit – die völlige Steuer- und Abgabenfreiheit für die ersten drei Die Schuldenbremse ist ein Beginn - jetzt muss die Steuerbremse Jahre eines Unternehmensgründers. Wir wollen mehr Wählerfrei- folgen und dann muss die Abgabenbremse kommen. Wir brauchen heit – offene Vorwahlen und veränderbare Wahllisten. auch keine neuen Gesetze, die neue Bürokratie und neue staatliche MU 2020 Salzburger Beschlüsse
6 › 7 X. Generationengerechtigkeit – wir wollen den Freiheit muss unsere erste Leitlinie sein auf allen politischen Ebe- Wohlstand von morgen nen, von den Gemeinden bis nach Europa. Die Europäische Union sichert unsere Freiheit nach außen gemeinsam mit der NATO. Der Eine satte Gesellschaft vergisst das Gestern, denkt nur an das Heu- europäische Binnenmarkt ist wesentlicher Teil und Ausdruck unse- te und verdrängt das Morgen. Wir wollen, dass Politik immer auch rer Freiheit innerhalb Europas. Freier Handel trägt zur Freiheit in der an das Morgen denkt. Wir wollen keine politischen Vorhaben im Welt bei, wenn diese Freiheit nicht durch andere Absprachen kon- Heute mehr auf Kosten von Morgen. Wir nehmen unsere Freiheit terkariert wird. Unsere Freiheit ist heute ohne Europa undenkbar. und Verantwortung ernst. Wir wollen Freiheit heute und so den Wohlstand von morgen. Die EU ist für uns zur selbstverständlichen politischen Gestaltungs- ebene geworden. Nur gemeinsam – im Europa freier Gesellschaf- ten – können wir weltweit bestehen und unsere Freiheit verbreiten, XI. Freiheit auf allen Ebenen – wir wollen das Europa damit die Welt demokratischer und sicherer wird. Deshalb wollen der Freiheit wir das Europa der Freiheit. Die Flexirente als Zukunftsmodell Der gravierende Fachkräftemangel und das demografisch bedingte Es besteht zwar bereits jetzt die Möglichkeit, freiwillig länger zu Minus in den Sozialsystemen sind aktuelle Probleme, die konkrete Lö- arbeiten, allerdings wird diese Variante als bürokratisch und mit- sungen brauchen. Maßnahmen, die die Lebensarbeitszeit verkürzen, unter unattraktiv wahrgenommen. Hier sollten neue Weichen ge- beschleunigen die negativen Auswirkungen. Wir brauchen deshalb stellt werden, um den Übergang in die Flexirente zu erleichtern Instrumente, die dem entgegenwirken. Eine Option ist die Schaffung und mögliche Hemmnisse abzubauen. Wir fordern im Einzelnen: von Möglichkeiten, wie die individuelle Erwerbstätigkeit – zumindest auf freiwilliger Basis – verlängert werden kann. Die Option „Flexibler Renteneintritt“ sollte ausgeweitet und attraktiv gestaltet werden. I. Grundsatz der Freiwilligkeit Eine solche würde den Bedürfnissen der Wirtschaft gerecht: Know- Eine Beschäftigung über das gesetzliche Renteneintrittsalter hin- How könnte länger erhalten bleiben, Arbeitsprojekte weitergeführt aus soll auch weiterhin nur im freiwilligen Einvernehmen zwischen und gegebenenfalls vollendet werden. Die Möglichkeit eines flexi- Arbeitgeber und Arbeitnehmer möglich sein. Sie kann nur über die blen Renteneintritts entspricht darüber hinaus dem Wunsch eines freiwillige und individuelle Entscheidung, über das Regeleintritts- wachsenden Teils der Bevölkerung. Laut Erhebungen des DIW be- alter hinaus zu arbeiten, erfolgen. steht ein Potenzial von 250.000 Rentnern, die länger arbeiten würden. II. Flexi-Bonus für beschäftigte Rentner Der derzeit vom Arbeitgeber bezahlte Beitrag in die Rentenversi- Zur Zeit gäbe es 250.000 Rentner, cherung soll auch weiterhin anfallen. Aktuell erwachsen aus die- die länger arbeiten würden sem weiter gezahlten Beitrag jedoch keine zusätzlichen Leistungs- ansprüche für den Arbeitnehmer. Dies soll sich in Zukunft ändern.
Mit dieser Regelung kann für ältere Arbeitnehmer durch zusätz- V. Flexiblerer Übergang in die Pension liche Arbeitsjahre ein zusätzlicher Anspruch erworben und so ein Anreiz zu einer längeren Lebensarbeitszeit gesetzt werden. In der Bei Bundesbeamten kann der Ruhestand – unter ganz bestimmten Ausgestaltung ist sicherzustellen, dass es hierdurch erstens zu kei- Voraussetzungen – derzeit höchstens drei Jahre hinausgezögert ner Mehrbelastung für die Rentenversicherung kommt und sich werden. Die Regelungen in den einzelnen Bundesländern unter- zweitens die Bürokratie in minimalen Grenzen halten muss. scheiden sich erheblich und sind teilweise noch restriktiver. Bund und Länder sollten eine Weiterbeschäftigung von Beamten im Ein- vernehmen zwischen dem Dienstherren und dem Beamten unein- III. Abschaffung der Beiträge zur geschränkt ermöglichen. Arbeitslosenversicherung für Ältere Der derzeit von den Arbeitgebern gezahlte Beitrag zur Arbeits- VI. Abschaffung der Wiedereinstellungssperre losenversicherung soll gänzlich entfallen, denn es muss gelten: keine Leistungen, keine Beiträge. Ein Arbeitnehmer, der über das Die viermonatige Wiedereinstellungssperre gemäß § 14 Abs. 3 gesetzliche Rentenalter hinaus arbeitet, wird beim Verlust seines TzBfG, die einer Weiterbeschäftigung beim vorherigen Arbeitge- Arbeitsplatzes niemals Leistungen aus der Arbeitslosenversiche- ber nach erfolgtem regulären Renteneintritt entgegensteht, soll rung beziehen können. Durch den wegfallenden Arbeitgeberbei- entfallen. Vielfach entdeckt ein Mensch erst nach seinem Renten- trag entsteht zudem ein Anreiz für den Arbeitgeber zu einer Fort- eintritt den Wunsch, doch noch weiterzuarbeiten. Vier Monate zu setzung des Beschäftigungsverhältnisses. warten, bis die alte Arbeit wieder aufgenommen werden kann, erscheint hier als nicht sinnvoll. Denn während sich der Rentner in dieser langen Zeit an seine neue Situation gewöhnen kann, hat IV. Flexibilisierung bei der Teilrente sich der Arbeitgeber möglicherweise bereits auf die Absenz des Mitarbeiters eingestellt. Beiderseitige Wünsche zur Verlängerung Versicherte können heute ab dem 63. Lebensjahr neben ihrem der Zusammenarbeit würden so konterkariert. Einkommen aus Erwerbstätigkeit eine Teilrente als vorgezogene Altersrente beziehen. Die Rente beträgt dann, je nach Hinzuver- dienst, ein Drittel, die Hälfte oder zwei Drittel der Vollrente. Eine VII. Befristung ermöglichen Überschreitung der individuell berechneten Hinzuverdienstgrenze führt momentan zu einer niedrigeren Teilrentenstufe oder sogar zu Mit Erreichen des gesetzlichen Rentenalters enden in der Re- einem vollständigen Anspruchsverlust. Die Teilrente sollte deshalb gel die Arbeitsverträge automatisch. Einigen sich Arbeitnehmer durch eine Flexibilisierung der Hinzuverdienstmöglichkeiten im und Arbeitgeber, ist seit der Gesetzesänderung im Sommer 2014 Rahmen der sog. „Kombirente“ flexibilisiert werden. eine befristete Weiterbeschäftigung möglich. Diese Möglichkeit ist deshalb notwendig, da durch den bisher sehr starren Kündi- gungsschutz eine hohe Hürde für die Unternehmen bestand, äl- tere Arbeitnehmer über das Regelrenteneintrittsalter hinaus zu beschäftigen. Die neue Regelung lässt allerdings noch einige Fra- gen unbeantwortet – Regelung zur Einstellung für Projektarbeit, Die Teilrente sollte im Häufigkeit und Dauer der erlaubten Befristungen u.v.m. – und muss Rahmen der Kombirente deshalb konkretisiert und damit rechtssicher für die Betriebe aus- gestaltet werden. flexibilisiert werden VIII. Evaluation Um sicherzustellen, dass die schließlich vereinbarten Änderungen Damit könnten Versicherte stufenlos zwischen verschiedenen zum flexiblen Renteneintritt ihre Wirkung nicht verfehlen, sollen sie Teilrenten wählen. Die Gefahr eines teilweisen oder vollständigen nach drei Jahren evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden. Anspruchsverlustes wäre somit nicht mehr gegeben. Diese Rege- lung soll nicht für die abschlagfreie Rente mit 63 gelten und eine Deckelung unterhalb des letzten Bruttoverdienstes vorsehen, um ungewollte Frühverrentungsanreize zu vermeiden. MU 2020 Salzburger Beschlüsse
8 › 9 Entbürokratisierung ernst nehmen! Vorfahrt frei mit dem Mittelstands-TÜV für Gründer und der Dokumentationspflicht sowie bei Einkommensgrenzen, Mini- Unternehmer jobbern und Praktikanten sowie bei der Fremdhaftung. Als Mittelständler wissen wir: Bürokratieabbau ist ein politisches Dauerthema. Oft stehen politischen Erfolgen beim Bürokratieab- III. Wir wollen, dass künftig wirtschaftsrelevante Vorschriften bau neue unnötige und unsinnige Vorschriften an anderer Stelle nicht mehr nur seitens der Ressorts für Soziales bzw. Arbeit, son- gegenüber. dern ebenso auch von den Ressorts für Wirtschaft erarbeitet wer- den. Nur so ist eine mittelstandsfreundliche Grundhaltung und Wir wollen, dass Entbürokratisierung endlich ernst genommen Rechtsetzung zu gewährleisten. In diesem Sinne lehnen wir die wird! Wir wollen grundlegende politische Entscheidungen und ver- Pläne der deutschen Arbeits- und Sozialminister von Ende 2014 für änderte Arbeitsweisen – um nicht immer erst im Nachhinein Scha- eine generelle Pflicht zur Arbeitszeitdokumentation ab! densbeseitigung betreiben zu müssen, sondern von Anfang an zu weniger Bürokratie zu kommen. IV. Wir wollen die Einrichtung eines Beirates Mittelstand zur Be- Das wäre die beste Unterstützung für Unternehmensgründer und ratung der Bundesregierung bei Gesetzesvorhaben und Entbüro- bestehende Unternehmen. Sie brauchen zwar einerseits Program- kratisierung. Diesem Beirat sollen ausschließlich Mittelständler me, Initiativen und Projekte der Politik zu ihrer Unterstützung. angehören. Im Rahmen eines Gesetzgebungsvorhabens oder des Allerdings bringen diese – wenn auch gut gemeint – immer auch Erlassens von Verordnungen ist der Mittelstandsbeirat anzuhören. neue Bürokratie mit sich. Deshalb brauchen Unternehmer ande- rerseits und vor allem Freiraum zum Arbeiten – ohne Bürokratie- Belastungen! V. Für Gesetzesverordnungen, die in die Organisation und Wert- schöpfung der Betriebe eingreifen (wie bei Mindestlohnverord- Entbürokratisierung ernst nehmen – das bedeutet neben aktuel- nung oder Arbeitsstättenverordnung) soll künftig die Möglichkeit len, konkreten Verbesserungen vorliegender Verordnungsentwürfe zur Zustimmungspflicht des Bundestages – ersatzweise des oder auch neue Instrumente und Verfahrensweisen. der zuständigen Bundestagsausschüsse – genutzt bzw. geschaffen werden. In diesem Sinne fordern wir Vorfahrt frei – mit dem „Mittelstands- TÜV“ – für Gründer und Unternehmer: VI. Wir fordern einen „Sunset“-Paragraphen: Verordnungen sollen künftig befristet werden, um die Vorschrift nach Ablauf einer Pro- I. Wir begrüßen die Aussetzung und Überarbeitung der Arbeits- bezeit zu überprüfen. Wir halten einen Überprüfungszeitraum von stätten-Verordnung. Eine neugefasste Verordnung muss zwingend 6 Monaten für sinnvoll. zusammen mit Mittelständlern entwickelt werden. Regelungen sollen Freiraum für Betriebe lassen, statt diese durch unsinnige Bestimmungen für Einzelfälle einzuengen. VII. Wir fordern Entlastungen insbesondere für kleinere und mitt- lere Betriebe – auch und gerade im Hinblick auf die Umsetzung von Wahlversprechen. Deshalb fordern wir – als entscheidenden II. Wir begrüßen die Überprüfung und Überarbeitung der Rege- Beitrag zum Bürokratieabbau – die Rückgabe der Vorfälligkeit der lungen zum Mindestlohn. Notwendig sind Änderungen hinsichtlich Sozialbeiträge.
VIII. Entsprechend der CSU-Parteitagsbeschlüsse lehnen wir alle Anstatt Gründer und Unternehmer zu entlasten, werden sie von zusätzlichen bürokratischen Belastungen für vor allem klein- und Andrea Nahles und der SPD unter Generalverdacht gestellt. mittelständische Betriebe ab. Das gilt insbesondere für die Gestal- tung von Werkverträgen wie auch für alle Angriffe auf die Tarifho- Da in diesen Fällen zumindest ein Großteil der Probleme für Grün- heit der Tarifpartner. Wir lehnen insbesondere Vorschriften ab, die der und Unternehmer nicht aus dem Gesetz selbst herrühren, son- unter dem Deckmantel einer Entgeltgleichheit zum einen weiter- dern aus der entsprechenden Rechtsverordnung, d.h. aus der Um- hin die Eigentümerfreiheit aushöhlen und zum anderen zu einem setzung des Gesetzes, muss es hier zu Veränderungen kommen. Klima des Neides und der Überwachung in den Betrieben führen würden. So kann Bürokratie bereits an der Wurzel verhindert werden! Wir wollen deshalb, dass Verordnungen wie zum Mindestlohn oder IX. Wir fordern: Keine Benachteiligung von privaten Betrieben ge- zu Arbeitsstätten, die in die Selbstorganisation von Betrieben ein- genüber öffentlichen Betrieben oder der öffentlichen Verwaltung! greifen, künftig der Zustimmungspflicht des Bundestages – ersatz- Dies gilt insbesondere für alle hier genannten Aspekte – vom Min- weise des oder der zuständigen Bundestagsausschüsse – unterlie- destlohn über die Arbeitsstättenverordnung bis hin zu allen weite- gen. ren Vorschriften. Politik darf nicht mit zweierlei Maß messen. Wir wollen weiterhin einen Beirat Mittelstand bei der Bundesre- gierung, der Gesetzesvorhaben und Verordnungen im Hinblick auf Bürokratie bzw. Bürokratieabbau prüft. Diesem Beirat sollen aus- Begründung schließlich Mittelständler angehören, die wissen, wovon sie bei diesen Themen sprechen. Der CSU-Parteitag Ende 2014 hat in seinem Leitantrag zur Wirt- schaftspolitik ein deutliches und notwendiges Zeichen gesetzt: Der „Nationale Normenkontrollrat“ kann diese Aufgabe nicht erfül- „Für uns ist der Unternehmer nicht Feindbild, sondern Vorbild. Für len, weder in seiner politischen noch öffentlichen Wirkung, noch unsere mittelständischen Betriebe wollen wir Investitionsanreize aufgrund der Zusammensetzung seiner Mitglieder. Er braucht des- schaffen und so die Wachstumskräfte in Deutschland stärken. Die halb eine Ergänzung aus der mittelständischen Praxis. CSU ist die Partei des Eigentums und der Leistung.“ Zugleich wollen wir eine Regel-Überprüfung von Verordnungen im Die CSU stellt in ihrem Antrag weiter fest: „Unser Motto muss jetzt Hinblick auf ihre praktische Anwendbarkeit. lauten: Vorfahrt für Wachstum und Arbeitsplätze. […] Wir wollen unsere Betriebe frei von zusätzlichen finanziellen Belastungen so- Generell dürfen wirtschaftsrelevante und vor allem Regelungen wie neuen bürokratischen Auflagen halten und ihnen Investitionen zur Arbeitsgestaltung nicht mehr allein den Arbeits- und Sozial- erleichtern. Wir wollen unseren Unternehmen auch in Zukunft die ressorts überlassen werden, weil klein- und mittelständische Un- nötige Flexibilität ermöglichen, die sie für ihre Innovations- und ternehmen hier kein Gehör finden! Wettbewerbsfähigkeit brauchen.“ Weiterhin fordern wir, das – zuletzt auf dem CSU-Parteitag erneuer- Im Hinblick auf den Koalitionsvertrag stellt die CSU fest: „Wir sind te – Versprechen der Rückgabe der Vorfälligkeit der Sozialbeiträge koalitionstreu. Wir werden die vereinbarten Vorhaben umsetzen. endlich konkret anzugehen. Wir sagen aber auch ganz klar: Für uns stehen Mittelstand und Mittelschicht im Zentrum. Wir werden deshalb die konkrete Form Schließlich wollen wir unsere Betriebe von jeder weiteren Bürokra- der Umsetzung an diesen entscheidenden Kriterien messen: Alle tie verschonen – entsprechend der Beschlüsse des CSU-Parteitags weiteren politischen Maßnahmen müssen so einfach und unbü- Ende 2014. Das gilt für eine generelle Pflicht zur Arbeitszeiterfas- rokratisch wie möglich sein – das bedeutet maximal wirtschafts- sung ebenso wie für die Gestaltung von Werkverträgen ebenso wie freundlich und mittelstandsfreundlich.“ für weitere Anschläge auf den Grundsatz der Tarifhoheit wie bei einem von der SPD sogenannten Entgeltgleichheitsgesetz, das zu Wir stellen fest: Im Fall des Mindestlohns und der Arbeitsstätten- einem Klima des Neides und der Überwachung in den Betrieben verordnung haben die SPD bzw. Andrea Nahles gegen den Geist führen würde. und Auftrag der Koalitionsvereinbarung verstoßen: „Der Abbau von unnötiger Bürokratie stärkt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Un- Wir wollen grundsätzlich keine Benachteiligung von privaten Be- ternehmen, insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen. […] trieben gegenüber der öffentlichen Verwaltung. Diesem Grundsatz Wir wollen Wirtschaft und Bürger weiter spürbar von unnötiger Bü- muss immer Rechnung getragen werden! rokratie entlasten. […] Gesetze müssen einfach, verständlich und zielgenau ausgestaltet werden, damit Bürokratielasten vermieden oder so gering wie möglich gehalten werden.“ MU 2020 Salzburger Beschlüsse
10 › 11 „Anti-Stress-Verordnung“ unnötig Bundesministerin Andrea Nahles (SPD) hat im September 2014 I. Wir haben in Deutschland bereits ein hohes Niveau beim Ar- angekündigt, in diesem Jahr erste Kriterien für eine Anti-Stress-Ver- beitsschutz erreicht. Die Arbeitsschutzgesetzgebung in Deutsch- ordnung vorzulegen. Es gebe einen Zusammenhang zwischen Dau- land weist dem Arbeitgeber eine umfassende Verantwortung für ererreichbarkeit und der Zunahme von psychischen Erkrankungen, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz seiner Beschäftigten zu. wozu es auch wissenschaftliche Erkenntnisse gebe. Die gesetzli- Darüber hinaus schützt das Arbeitszeitgesetz die Gesundheit der che Umsetzung sei allerdings eine Herausforderung. Die Bundes- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, indem es unter anderem anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin solle daher prüfen, Höchstgrenzen für die tägliche Arbeitszeit festlegt. Für die Unter- ob und wie es möglich sei, Belastungsschwellen festzulegen. Man nehmen schafft es einen Rahmen für intelligente spezifische Ar- brauche, so Nahles, allgemeingültige und rechtssichere Kriterien. beitszeitmodelle, ohne die viele Betriebe im globalen Wettbewerb 2015 sollen hierzu erste Ergebnisse vorliegen. Für eine gesetzliche heute nicht bestehen könnten. Eine weitere Verordnung würde nur Regelung, die die Verfügbarkeit von Arbeitnehmern grundsätzlich zu einem Anstieg leerer bürokratischer Vorschriften führen, deren regeln soll, haben sich auch die stellvertretende Vorsitzende der Einhaltung unrealistisch ist. SPD-Bundestagsfraktion, Carola Reimann, sowie Nordrhein-West- falens Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) ausgesprochen. Des Weiteren kommen Forderungen nach einer gesetzlichen Anti- II. Es liegt im ureigenen Interesse der Unternehmer, die Arbeit so Stress-Regelung aus den Reihen der Gewerkschaften sowie der zu gestalten, dass die Arbeitnehmer ein gesundes Maß zwischen Krankenkassen. Freizeit und Arbeit haben. Das ist Voraussetzung, um dauerhaft gute Leistungen erbringen zu können und wird künftig vor dem Die Mittelstands-Union spricht sich klar gegen eine Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs um Fachkräfte noch solche Regelung aus. mehr Bedeutung erfahren. Die moderne Arbeitswelt stellt ohne Zweifel hohe Anforderun- gen an die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Für uns ist der III. Stress und psychische Belastung haben oft diverse Ursachen Schutz der Beschäftigten vor Gefahren am Arbeitsplatz und die und werden zudem von jedem Menschen sehr unterschiedlich Stärkung der Gesundheit bei der Arbeit ein wichtiges Gebot sozia- empfunden. Daher lassen sie sich auch nur schwer messen. Für den ler Verantwortung. Sehr wohl wissen wir, dass es für einige Arbeit- einen mögen E-Mails und Anrufe spät abends oder früh morgens nehmer – aber auch für Selbstständige – im Beruf zu enormen Be- eine Belastung sein, für den anderen kann es eine Entlastung dar- lastungssituationen und besonderen Belastungen kommen kann. stellen, seine Arbeitszeit individuell und ortsungebunden organi- Dies sollte selbstverständlich kein Dauerzustand sein. Der Mensch sieren zu können. Einige Arbeitnehmer brauchen feste Strukturen, ist nur dann auf Dauer leistungsfähig, wenn er Pausen einlegt, für andere bedeutet dies eine Einschränkung von Eigeninitiative. In sich auch mal längere Erholungspausen zum Abschalten gönnt vielen Berufsbildern – etwa bei Ärzten im Bereitschaftsdienst oder und sich nicht kontinuierlich überanstrengt oder überanstrengen auch im Bereich des Handwerks – ist die dauerhafte Erreichbarkeit, lässt. Gerade aus diesen Gründen hat der Gesetzgeber bereits re- zumindest für einen bestimmten Zeitraum, unvermeidlich. Eine Anti- gelungsfähige Vorgaben beim Arbeitsschutz formuliert. Stress-Verordnung ist hier nicht praktikabel. Stress im Berufsleben lässt sich jedoch nicht per Gesetz verbieten IV. Es geht darum, überdurchschnittliche Leistung entsprechend und dadurch aus der Welt schaffen. Deshalb sprechen aus unserer zu würdigen. Leistungsträger sind wichtig für unsere Gesellschaft. Sicht folgende Punkte gegen eine Anti-Stress-Verordnung: Es kann nicht Ziel sein, den Menschen per Gesetz den Willen zu
hoher Einsatzbereitschaft zu verbieten. Vielmehr sollten wir eine hänge von Arbeitswelt, Stress und Erkrankungen betrifft, setzen wir entsprechende Anerkennungs- und Wertschätzungskultur schaffen. – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – auf weitere Forschung. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Was die Zusammen- Eckpunkte für ein Steuerkonzept 2020 Leistung muss sich lohnen – nach der Schuldenbremse programm hervorzuheben. Für den Fiskus wirken sie sich finanziell muss die Steuerbremse kommen nahezu neutral aus. Investitionen führen im Anschaffungsjahr zu sofortigen Steuermehreinnahmen. Die Abschreibungen wirken Wirtschaftspolitik und somit auch Steuerpolitik ist ein Markenkern sich dagegen zeitanteilig aus, verteilt auf mehrere Jahre. der Union. CSU und Mittelstands-Union müssen in der Steuerpolitik den Takt vorgeben. Zukunft gestalten, mit einem ausgewogenen Neben materiellen Änderungen muss der besondere Schwerpunkt MU-Steuerkonzept 2020, ist das Ziel. Die im Grundgesetz veranker- einer Steuerreform im Vertrauensschutz liegen. An erster Stel- te Schuldenbremse steht dabei ebenso im Vordergrund, wie der le muss hier ein Verbot rückwirkender Änderungen belastender Grundsatz „Leistung muss sich lohnen“. Nach der Schuldenbremse Steuergesetze stehen. Ebenso ist die verbindliche Anwendung muss die Steuerbremse folgen. höchstrichterlicher Entscheidungen gesetzlich zu verankern, ohne Aushebelung durch Nichtanwendungserlasse des Bundesfinanzmi- Zu einer nachhaltigen Modernisierung des deutschen Steuerrechts nisteriums. Wesentlich ist auch, dass steuerliche Normen langfristig gibt es keine Alternative. Gesetzliche Regelungen, die teilweise ih- Bestand haben und für den Bürger planbar sein müssen. ren Ursprung im 19. Jahrhundert haben, werden den heutigen An- forderungen nicht mehr gerecht. Das deutsche Steuerrecht muss Wir legen größten Wert auf Steuerklarheit und Verständlichkeit. Im zukunftstauglich, gerechter, einfacher und unbürokratischer wer- Gesetzgebungsverfahren sollte auf sogenannte Omnibusgesetze den, damit es vom Bürger verstanden und akzeptiert wird. verzichtet werden. Gesetzesentwürfe müssen klar erkennbare und verständliche Überschriften erhalten, die Thema und Inhalt wieder- Unsere Eckpunkte für ein Steuerkonzept 2020 zielen auf eine mit- geben. Sachfremde Zusammenhänge dürfen nicht in einem Ände- tel- und längerfristige Umsetzung in den nächsten Jahren. rungsgesetz zusammengefasst werden. Bei neuen Steuergesetzen oder Gesetzesänderungen müssen zwischen Verabschiedung und Eine Reform der Einkommensteuer muss auch zu Steuerentlastun- Inkrafttreten mindestens 6 Monate liegen, damit alle Betroffenen gen führen. Familien, Arbeitnehmer und Selbstständige sind die (Bürger und Verwaltung) ausreichend Vorlaufzeit haben. Plänen Leistungsträger unserer Gesellschaft. Sie zu stärken und zu ent- politischer Wettbewerber zu Steuererhöhungen, gleich welcher Art, lasten sieht die Mittelstands-Union als zentrale Aufgabe einer zu- erteilt die Mittelstands-Union eine klare Absage. Außerdem lehnen kunftsweisenden Wirtschafts- und Steuerpolitik an. wir jede Substanzbesteuerungen ab, die Einführungen einer Vermö- gensteuer oder Vermögensabgabe sowie die Einführung von Ver- Ein weiteres zentrales Element des MU-Steuerkonzeptes 2020 sind kehrswerten als Bemessungsgrundlage für die Grundsteuer. selbst finanzierende Maßnahmen, die den Binnenmarkt stärken. Gute Abschreibungsbedingungen sind als probates Investitions- MU 2020 Salzburger Beschlüsse
12 › 13 Deutschland hat kein Einnahmenproblem – sondern Der Solidaritätszuschlag ist ab 2019 planmäßig abzuschaffen. ein Ausgabenproblem Trotz steigender Einnahmen an Steuern und Abgaben klagen die III. Energetische Gebäudesanierung fördern öffentlichen Hände über Finanznot. Dabei verzeichnet Deutsch- land die höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten! Damit eine Re- Kosten für die energetische Sanierung oder Revitalisierung von form des Steuerrechts nachhaltigen Erfolg haben wird, ist folg- selbst genutzten Gebäuden und Eigentumswohnungen sollten jähr- lich die Ausgabenpolitik der öffentlichen Hände einer kritischen lich mit 10% wie Sonderausgaben vom Gesamtbetrag der Einkünfte Prüfung zu unterziehen. Sämtliche Einsparungspotenziale sind abgezogen oder durch einen Steuerbonus gefördert werden. zu nutzen. Wirtschaftliches Handeln und sparsamer Umgang mit öffentlichen Geldern müssen oberste Priorität haben. Beides soll- te, wie die Schuldenbremse, im Grundgesetz verankert werden. IV. Investitionen fördern – Binnenmarkt stärken – Steuergeldverschwendung muss ebenso geahndet werden, wie Arbeitsplätze sichern Steuerhinterziehung. Abschreibung von Gebäuden Bei der Abschreibung von Gebäuden geht es schon lange nicht I. Erbschaft- und Schenkungssteuer regionalisieren mehr um die technische, sondern um die wirtschaftliche Lebens- bzw. abschaffen dauer. Diese orientiert sich an der Schnelllebigkeit unserer Zeit und der häufig schwierigen Verwertbarkeit von Immobilien. Das trifft be- Die Mittelstandsunion plädiert nach wie vor für eine Abschaffung sonders auf Gewerbeimmobilien zu. Hinzu kommt, dass Banken bei oder Regionalisierung der Erbschaft- und Schenkungssteuer. Sollte Immobilienfinanzierungen Tilgungsleistungen verlangen, die mit eine Mehrheit die Beibehaltung der Erbschaft- und Schenkungs- den geltenden Abschreibungsbedingungen zu einem Großteil aus steuer verfolgen, sehen wir zur Sicherung der Arbeitsplätze folgen- versteuerten Gewinnen bzw. Überschüssen erbracht werden müs- de Regelungen vor: sen. Die Abschreibungsbedingungen sind wie folgt zu ändern: • Lineare Abschreibung von 5% bei Gewerbeimmobilien Da Betriebsvermögen insgesamt und unbeschränkt steuerver- • Lineare Abschreibung von 4% bei Wohngebäuden und strickt ist und damit einer besonderen höheren Ertragsteuer-Belas- Wohnungen tung unterliegt, ist es sachlich und verfassungsgemäß zu rechtfer- tigen, Betriebsvermögen insgesamt zu privilegieren und steuerfrei Abschreibung von beweglichen Wirtschaftsgütern des zu stellen. Um Missbräuchen entgegenzuwirken sind angemesse- Anlagevermögens ne Vorlauf- und Behaltensfristen vorzusehen. Für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens ist eine de- gressive Abschreibung bis zu 30% dauerhaft einzuführen. II. Leistung muss sich lohnen – mehr Netto vom Brutto! Geringwertige Wirtschaftsgüter Der Sofortabzug von Geringwertigen Wirtschaftsgütern ist auf Die Kalte Progression ist zum 01. Januar 2017 nachhaltig zu besei- 1.000 Euro anzuheben. tigen. Regelmäßige Korrekturen des Einkommensteuertarifs sind im Gesetz zu verankern. Die Korrekturen können mit der vom Bun- Investitionsabzugsbetrag – Sonderabschreibung § 7g EStG desverfassungsgericht vorgegebenen regelmäßigen Erhöhung des Zur Stärkung des Binnenmarktes ist der Kreis der Berechtigten zu Grundfreibetrages verbunden werden. erweitern. Die Grenzwerte für die Inanspruchnahme der Investiti- onsförderung ist zu erhöhen, auf Als weiteren Schritt sprechen wir uns für eine degressive Entlas- • 350.000 Euro Betriebsvermögen, bei bilanzierenden Gewerbe- tung der Einkommen im unteren und mittleren Bereich aus, bis treibenden oder Freiberuflich Tätigen. ca. 28.000 Euro. In diesem Bereich ist heute der Tarifanstieg be- • 175.000 Euro Wirtschaftswert oder Ersatzwirtschaftswert bei sonders ausgeprägt, der sogenannte Mittelstandsbauch wirkt sich Betrieben der Land- und Forstwirtschaft. besonders stark aus. Eine deutliche Entlastung ist hier folgerichtig • 200.000 Euro Gewinn, wenn einer der vorgenannten Betriebe und notwendig. Sie finanziert sich zum großen Teil selbst, da die seinen Gewinn nach § 4 Abs. 3 Einkommensteuergesetz ermittelt. Steuerentlastung direkt in den Konsum fließt. Die Summe der im Wirtschaftsjahr des Abzugs und den drei voran- gegangenen Jahren insgesamt einstellbaren Investitionsabzugs- beträge ist auf 250.000 Euro zu erhöhen. Der Solidaritätszuschlag ist ab Begünstigung nicht entnommener Gewinne 2019 planmäSSig abzuschaffen Zur Erleichterung von Investitionen sieht das Einkommensteuer- gesetz eine vorübergehende Begünstigung nicht entnommener Gewinne vor. Diese Thesaurierungsbegünstigung ist derzeit nur für Unternehmen mit hohen steuerpflichtigen Gewinnen interessant, Langfristig plädiert die Mittelstands-Union für die Wiedereinführung vornehmlich im Bereich der Reichensteuer. Die Auflösung der Rückla- des linearprogressiven Einkommensteuertarifs, den wir in der Ver- ge nach der LIFO-Methode ist problematisch und macht sie für mittle- gangenheit bereits hatten (Einkommensteuertarif 1990). Der soge- re und kleine Unternehmen sogar gefährlich. Die Thesaurierungsbe- nannte Mittelstandsbauch ist bei diesem Tarif vollständig beseitigt. günstigung ist wie folgt mittelstandstauglich umzugestalten:
• Die Verwendungsreihenfolge nicht entnommener Gewinne ist Die Umsatzgrenze für die sogenannte Ist-Besteuerung ist auf bei der Nachversteuerung von Last in – First out umzustellen 1 Mio. Euro anzuheben. auf First in – First out. • Eine Nachversteuerung findet erst statt, wenn eine Überent- Die Schwellenwerte für die sogenannte Kleinunternehmerrege- nahme eingetreten ist (analog zu § 4 Abs. 4a Einkommen- lung nach § 19 Umsatzsteuergesetz sind wie folgt zu erhöhen: steuergesetz). • Vorjahresumsatz ist von 17.500 Euro auf 35.000 Euro • Senkung des Nachversteuerungssatzes bei Steuerpflichtigen • Umsatz für das laufende Jahr von 50.000 Euro auf 100.000 Euro. ohne Reichensteuer aus 20%. Langfristig ist eine Neuordnung der Umsatzsteuersätze vorzu- Anschaffungsnahe Herstellungskosten beim Erwerb von Altimmo- nehmen. Insbesondere ist eine eindeutige und unverwechselbare bilien: Der Grenzwert für Anschaffungsnahe Herstellungskosten Zuordnung von Waren und Dienstleistungen zum vollen bzw. zum ist auf 100.000 Euro innerhalb von 3 Jahren anzuheben. ermäßigten Steuersatz erforderlich. V. Keine Substanzbesteuerung! VII. BEPS – Aktionsplan gegen Gewinnkürzungen und Gewinnverlagerungen Die Mittelstands-Union lehnt jede Form der Substanzbesteuerung ab. In diesem Zusammenhang sind auch die Hinzurechnungen von Unternehmen mit internationalen Verflechtungen müssen in Zinsen, Mieten, Pachten und Lizenzen bei der Gewerbesteuer zu Deutschland erwirtschaftete Gewinne in Deutschland versteuern. nennen. Die Hinzurechnungen können in Verlustjahren oder er- Nichtbesteuerung, sowie willkürliche Gewinnkürzungen und Ge- tragsschwachen Jahren zu einer Steuerbelastung führen, die über winnverlagerungen sind durch geeignete Maßnahmen zu verhin- dem erwirtschafteten Gewinn liegt und somit nur aus der Substanz dern. Der OECD Aktionsplan sieht hierzu Lösungsansätze vor, die bestritten werden kann. Bei Personenunternehmen kommt hinzu, schnellstmöglich in geeigneter Form umgesetzt werden müssen. dass in Verlustjahren / ertragsschwachen Jahren die Möglichkeit Als nationale Maßnahme ist auch die Einführung einer Mindestbe- der Anrechnung von Gewerbesteuer bei der Einkommensteuer steuerung denkbar, mit entsprechender Anrechnung in den Dop- zweifelhaft ist. Die Hinzurechnungen sind abzuschaffen. pelbesteuerungsabkommen. Als Minimallösungen fordert die Mittelstands-Union: • Die festzusetzende Gewerbesteuer darf das erwirtschaftete Jahresergebnis nicht übersteigen bzw. entfällt in Verlustjahren. VIII. Grundsteuer – Nein zum Verkehrswertmodell • Erhöhung des Freibetrags § 8 Nr. 1 Gewerbesteuergesetz auf 500.000 Euro. Der Bundesfinanzhof hält das Grundsteuergesetz für verfassungs- widrig und hat es dem Bundesverfassungsgericht vorgelegt. Eine Reform ist somit nur eine Frage der Zeit. Dabei geht es nicht um VI. Umsatzsteuer vereinfachen die Frage einer Verfassungsmäßigkeit der Grundsteuer selbst, son- dern um die Verfassungsmäßigkeit der Bemessungsgrundlage. Die Umsatzsteuer entwickelt sich durch ständige Gesetzesände- Hierzu werden verschiedene Modelle diskutiert. rungen sowie durch Ergänzungen der BMF-Schreiben und des Umsatzsteuer-Anwendungserlasses für den Unternehmer zu ei- Die Einführung des sogenannten Verkehrswertmodells wird von nem nicht mehr beherrschbaren Bürokratiemonster. Folge dessen der Mittelstands-Union abgelehnt. Dieses Modell würde zu einer können Formfehler in der täglichen Anwendung sein, die bei der drastischen Erhöhung der Grundsteuer führen, die letztlich durch Aufdeckung heute unnötigen Verwaltungsaufwand auslösen, ohne Umlage vom Mieter bezahlt werden muss. Steuer-Mehreinnahmen für den Fiskus zu bewirken (Ausnahme hö- here Zinseinnahmen). Die Mittelstands-Union spricht sich für ein vereinfachtes Bewer- tungsverfahren aus, bei dem der Bodenrichtwert plus ein Zuschlag Die Mittelstands-Union fordert seit Jahren die Einführung einer für das Gebäude zugrunde gelegt wird. Nichtbeanstandungsregelung im Umsatzsteuerrecht. Diese soll das Aufgreifen von Formfehlern jeglicher Art und den damit ver- bundenen Bürokratieaufwand für Unternehmer und Finanzverwal- IX. Verzinsung von Steuerschulden und Steuer- tung ausschließen, wenn der Steueranspruch des Staates – trotz Erstattungsansprüchen des Formfehlers – tatsächlich erfüllt ist oder nicht besteht. Für einen Teilbereich des § 13b UStG sind im Umsatzsteuer-Anwen- Die Abgabenordnung schreibt unverändert einen Zinssatz von ei- dungserlass vergleichbare Vereinfachungsregelungen bereits nem halben Prozent für jeden vollen Monat vor. Dieser Zinssatz vorgesehen. Diese Regelungen sollten generell auf das gesamte steht in keinem Verhältnis zu den aktuellen Kapitalmarktzinsen. Umsatzsteuerrecht ausgedehnt werden. Die Mittelstands-Union fordert die Einführung eines variablen Zins- Als weitere Maßnahmen zum Bürokratieabbau wird die Vereinfa- satzes, der sich am Kapitalmarkt orientiert. Der Zinssatz ist vom chung der Nachweispflichten im Innergemeinschaftlichen Handel Bundesminister der Finanzen jährlich im Voraus neu festzulegen. gefordert, sowie die Einführung einheitlicher Abgabetermine für Umsatzsteuervoranmeldungen und Zusammenfassende Meldun- gen zum innergemeinschaftlichen Warenverkehr. MU 2020 Salzburger Beschlüsse
14 › 15 X. Für ein einfaches und verständliches Steuerrecht Die Liste der Vereinfachungsvorschläge ist unendlich. In diesem Positionspapier beschränken wir uns auf drei zentrale Punkte: Ein einfaches Steuerrecht und Bürokratieabbau sind Schlagworte • Unternehmen von Statistiken, Informationspflichten die ständig zu hören sind. Die Realität sieht leider völlig anders aus. und überbordenden Dokumentationspflichten befreien. Beispielhaft zu nennen sind Online-Steuererklärungen per ELSTER. • Einheitliche Aufbewahrungs- und Verjährungsfristen Statt zu weniger führen sie derzeit eher zu mehr Bürokratie. Die einführen. elektronisch übermittelten Steuererklärungen sind beim Finanz- • Zeitnahe Steuerveranlagung sowie zeitnahe Durchführung amt nur eingeschränkt aussagefähig, so dass die Steuerpflichtigen und zeitnaher Abschluss von Betriebsprüfungen. mit Rückfragen und Nachweis-Anforderung konfrontiert werden. Energie für den Mittelstand – versorgungssicher und kostenstabil Die Mittelstands-Union der CSU begrüßt wichtige Ergebnisse des der Versorgungssicherheit messen lassen oder an den Kosten der Bayerischen Energiedialogs. Das klare Bekenntnis zu Anreizen Leistungsbereitschaft beteiligen. Gesamtwirtschaftlich müssen statt Zwang, der Prioritätenwechsel beim Ausbau der erneuerba- die Sicherung einer dauerhaft verfügbaren Stromversorgung und ren Energien, eine Speicheroffensive sowie Maßnahmen, um Po- wettbewerbsfähiger Preise auch im internationalen Vergleich die tentiale bei der Energieeffizienz zu heben, sind der richtige Weg. Benchmark für eine erfolgreiche Energiewende sein. Jetzt muss mit Nachdruck die Schließung der bevorstehenden Stromlücke vorangebracht werden. Die Belastungen für Mittel- Stromlücke in Bayern muss preisdämpfend geschlossen stand müssen dabei so gering wie möglich gehalten werden, um werden wettbewerbsfähige Strompreise zu gewährleisten. Nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke wird Bayern eine Versorgungssicherheit und Kostenstabilität als oberste Lücke bei der Stromproduktion und bei der gesicherten Leistung Priorität haben. Diese beträgt 5 Gigawatt bei der gesicherten Leistung und 40 Terawattstunden bei der Stromproduktion. Zur Gewährleistung Mit der EEG-Reform wurden die Weichen für eine Dämpfung des der Versorgungssicherheit muss diese Stromlücke möglichst preis- Strompreisanstiegs und mehr Wettbewerb gestellt. Mittel- bis dämpfend geschlossen werden. Aus Sicht des Mittelstandes sind langfristiges Ziel muss es sein, die belastende EEG-Umlage wei- nachstehende Punkte besonders zu berücksichtigen: ter zu reduzieren oder ganz abzuschaffen. Versorgungssicherheit und Kostenstabilität müssen daher oberste Priorität haben. Dies gelingt nicht allein über die erzeugte Strommenge, sondern nur I. Alle Möglichkeiten in Betracht ziehen durch ausreichend gesicherte Leistung. Die stetige Verfügbarkeit von Energie ist für die Stärke der bayerischen Volkswirtschaft und Zur Schließung der Deckungslücke zwischen Jahreshöchstlast und zahlreicher Arbeitsplätze überlebenswichtig. Es muss ein Markt- vorhandener gesicherter Leistung müssen alle Möglichkeiten in design entstehen, in dem alle Anlagen die gleichen Chancen ha- Erwägung gezogen werden: Neubau von Kraftwerken, Ausbau von ben. Jede Anlage zur Stromerzeugung muss sich am Kriterium Speichern und Import von Strom über ausreichende Leitungskapa-
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