NACHHALTIGKEIT KONKRET: SAMMELQUOTEN ERHÖHEN - ABER WIE? - KOMMUNIKATIONSFORUM MOBILFUNK BERLIN, 3. MÄRZ 2015 - INFORMATIONSZENTRUM MOBILFUNK

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NACHHALTIGKEIT KONKRET: SAMMELQUOTEN ERHÖHEN - ABER WIE? - KOMMUNIKATIONSFORUM MOBILFUNK BERLIN, 3. MÄRZ 2015 - INFORMATIONSZENTRUM MOBILFUNK
Nachhaltigkeit konkret:
Sammelquoten erhöhen – aber wie?
11. Kommunikationsforum Mobilfunk
Berlin, 3. März 2015
NACHHALTIGKEIT KONKRET: SAMMELQUOTEN ERHÖHEN - ABER WIE? - KOMMUNIKATIONSFORUM MOBILFUNK BERLIN, 3. MÄRZ 2015 - INFORMATIONSZENTRUM MOBILFUNK
mit jedem Gerät wächst
    das Problem

    Angesichts von knappen Ressourcen                 Denn obwohl es zahlreiche Sammelakti-
    und Umweltproblemen beim Abbau der                onen verschiedenster Akteure gibt, liegen
    Rohstoffe ist klar, dass alte Elektro- und        nach neuesten Schätzungen des Bran-
    Elektronikkleingeräte kein Schrott oder           chenverbandes BITKOM rund 100 Millio-
    gar Abfall sind. Oftmals sind Altgeräte           nen Alt-Handys ungenutzt in heimischen
    noch nutzbar oder können als wichtige             Schubladen.
    Rohstoffquelle dienen. Dass dies auch
    für Mobilfunkgeräte zutrifft, gilt vielen         Auf Einladung des Informationszent-
    Akteuren in Deutschland wegen der                 rums Mobilfunk (IZMF) diskutierten
    wachsenden Zahl der Geräte inzwischen             am 3. März 2015 in Berlin zahlreiche
    als Selbstverständlichkeit.                       Experten aus Politik, Wissenschaft,
                                                      Wirtschaft und Nichtregierungsorgani-
    Mittlerweile besitzen 83 Prozent der              sationen die Frage, wie sich die Sammel-
    Deutschen ab 14 Jahren ein eigenes                quoten von Mobilfunkgeräten erhöhen
    Mobiltelefon. Bei den unter 25-Jährigen           lassen. Im Zentrum des Fachworkshops
    sind es sogar 96 Prozent. Durchschnitt-           standen die Diskussion der gesetzlichen
    lich nutzen die Bundesbürger ihr Handy            Rahmenbedingungen für die Rückgabe
    oder Smartphone aber gerade einmal 18             von Handys, die Auswertung bisheriger
    bis 24 Monate. Dann wird das alte Gerät           Sammelerfahrungen sowie die Entwick-
    zumeist durch ein neues ersetzt. Allein           lung konkreter Ideen zur Verbesserung
    im Jahr 2014 wurden rund 37 Millionen             der Sammelquoten. Damit knüpfte das 11.
    neue Mobilfunkgeräte verkauft.                    Kommunikationsforum Mobilfunk direkt
                                                      an die Diskussionen der Vorgängerver-
    Mit der wachsenden Zahl neuer Geräte              anstaltung „Was tun mit gebrauchten
    wächst jedoch auch der Berg an Altgerä-           Handys?!“ vom November 2013 an.
    ten, von denen die meisten weder wieder-
    verwendet noch recycelt werden:

     Über das IZMF
     Das Informationszentrum Mobilfunk (IZMF) ist Ansprechpartner für Bürgerinnen und
     Bürger, Medien sowie öffentliche und private Einrichtungen zum Thema mobile Kom-
     munikation. Es ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der von den Mobilfunknetz-
     betreibern gegründet wurde. Er informiert
     unter anderem über gesundheitliche, recht-
     liche und gesellschaftliche Themen mobiler
     Kommunikation sowie über Aspekte der
     ökologischen Nachhaltigkeit im Mobilfunk.

    Die vorliegende Dokumentation fasst die Präsentationen bzw. die Diskussionen anlässlich der
    Veranstaltung zusammen. Alle Angaben beruhen daher auf dem Stand des Wissens von März
    2015. Veröffentlichungen, die danach erfolgt sind, werden nicht berücksichtigt.

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Programm

Zeit    Thema                                        Referent/-in

10:00   Begrüßung und Einführung                     Dagmar Wiebusch,
        Fakten rund um die Rückgabe von              Informationszentrum Mobilfunk
        Mobilfunkaltgeräten                          (IZMF)

10:20   Rahmenbedingungen und Perspektiven           Dr. Thomas Rummler,
        für die Rückgabe von IT-Kleingeräten         Bundesministerium für
                                                     Umwelt, Naturschutz, Bau und
                                                     Reaktorsicherheit (BMUB)

10:40   Zwischenruf                                  Sascha Roth, Naturschutzbund
                                                     Deutschland (NABU)
        Diskussion

11:10   Ideensammlung: Vorstellung der Methodik

11:15   Kaffeepause

11:30   Was muss geschehen, damit Verbraucher ihre   Dr. Siegmar Otto, Otto-von-
        Handys zurückgeben? – Erkenntnisse aus der   Guericke-Universität Magdeburg
        Umweltpsychologie

11:55   Zwischenruf                                  Philip Heldt,
                                                     Verbraucherzentrale NRW
        Diskussion

12:15   Ideensammlung: 1. Runde

12:30   Mittagspause

13:30   Sammelerfahrungen                            Cornelia Szyszkowitz,
        • aus Netzbetreibersicht                     Deutsche Telekom
        • aus Initiativensicht                       Dagmar Wiebusch,
        • aus Prozesssicht                           Informationszentrum Mobilfunk
                                                     (IZMF)
                                                     Alena Bunk, Teqcycle Solutions

14:15   Zwischenruf                                  Christiane Schnepel,
                                                     Umweltbundesamt (UBA)
        Diskussion                                   Dr. Henning Friege,
                                                     N3 Nachhaltigkeitsberatung

14:45   Ideensammlung: 2. Runde

15:00   Kaffeepause

15:15   Ideen aus den Sammelboxen

        Präsentation und Diskussion

15:45   Sammelquoten erhöhen – durch gemeinsame
        Aktivitäten?
        Diskussion

16:15   Abschluss                                    Dagmar Wiebusch,
                                                     Informationszentrum Mobilfunk
                                                     (IZMF)
                                                     Dr. Thomas Rummler,
                                                     Bundes­ministerium für
                                                     Umwelt, Naturschutz, Bau und
                                                     Reaktorsicherheit (BMUB)

16:30   Ende der Veranstaltung

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Fakten rund um die
                                     Rückgabe von Mobilfunk-
                                     altgeräten
                                     Dagmar Wiebusch, IZMF

                                     „Vor einem Jahr haben wir uns mit der           Zwischen den verschiedenen Altersgrup-
                                     Frage beschäftigt: Was tun mit gebrauchten      pen gibt es erhebliche Unterschiede bei
                                     Handys? “, knüpfte die Geschäftsführerin        den Gründen für die Neuanschaffung.
                                     des IZMF, Dagmar Wiebusch, an das               Während die ganz Jungen (14- bis 19-Jäh-
                                     vorausgegangene Kommunikationsforum             rige) mehrheitlich (52 Prozent) ihr Gerät
                                     im November 2013 an. „Diese Diskussion          austauschen, weil ein neues Modell auf
                                     wollen wir nun fortführen.“ Als Gesprächs-      dem Markt ist, ist das für die Alten (über
                                     grundlage präsentierte Wiebusch einige          65-Jährige) nur selten ein Grund (28
                                     zentrale Fakten zur Rückgabe von alten          Prozent). „Die Anschaffung neuer Mobil-
                                     Mobilfunkgeräten:                               funkgeräte wird durch Werbung massiv
                                                                                     gefördert“, erläuterte Wiebusch. „Es sieht
                                     Wie viele Geräte sind in einem durch-           so aus, als würde das Marketing – insbe-
                                     schnittlichen Haushalt                          sondere bei jungen ­Menschen – nachhaltig
                                     vorhanden?                                      Früchte tragen.“
                                     Der Durchschnittshaushalt verfügt über
                                     mehr als 50 Elektro- und Elektronikklein-       Wie viele Altgeräte kommen zurück?
                                     geräte – mit steigender Tendenz. Schät-         Die Sammelmengen aller Elektro- und
                                     zungen zufolge werden nur 40 Prozent            Elektronikaltgeräte erreichten 2011 nur
                                     davon über getrennte Sammlungen ent­            knapp das ab 2015 geltende Ziel von
                                     sorgt. Unklar ist, was mit den verbleiben-      45 Prozent der in Verkehr gebrachten Mas-
                                     den 60 Prozent geschieht.                       se. Neben der Gesamterfassung findet eine
„Die Anschaffung neuer Mobil­                                                        getrennte Erfassung nach Sammelgruppen
funkgeräte wird durch Werbung        Wie viele Smartphones und                       statt. Handys und Smartphones zählen
massiv gefördert. Es sieht so aus,   Handys kommen pro Jahr hinzu?                   zu der Kategorie 3, Informations- und Tele-
als würde das Marketing – insbe­     Im Jahr 2014 lag die Zahl der neu an­ge­        kommunikationsgeräte. In 2010 wurde
sondere bei jungen Menschen –        schafften Geräte bei mindestens 36 Millio­      in dieser Kategorie mit 76,4 Prozent eine
nachhaltig Früchte tragen.“          nen (24,04 Millionen Smartphones,               deutlich höhere Quote erzielt. Daraus zu
Dagmar Wiebusch, IZMF                3,1 Millionen Standardhandys, 9,2 Millio-       schließen, dass die ­große Mehrheit der
                                     nen Tablets).                                   Geräte wieder zurückkäme, ist allerdings
                                                                                     ein Trugschluss. Denn die Berechnung der
                                     Was sind die Gründe für                         Sammelquote erfolgt auf der Grundlage
                                     einen Austausch?                                der in den Verkehr eingebrachten Masse,
                                     Der wichtigste Grund für den Erwerb             also nach Gewicht. Da Geräte aus früheren
                                     eines neuen Elektronikkleingeräts ist laut      Jahren gegenüber den jetzt verkauften Ge-
                                     einer Umfrage von BITKOM aus dem Jahr           räten deutlich schwerer sind, ist die Quote
                                     2014, dass das alte Gerät nicht mehr funk-      der zurückgenommenen Geräte deutlich
                                     tioniert. Darüber hinaus ist in vielen Fällen   geringer. Dafür sprechen auch die Umfra-
                                     ebenso ausschlaggebend, dass ein neues          gen unter Verbrauchern: Sie bestätigen,
                                     Modell auf den Markt gekommen ist.              dass nur ein Teil der Altgeräte zurückgege-
                                                                                     ben wird. Verlässliche Aussagen über die
                                     Die konkreten Zahlen der Befragung:             tatsächliche Rücklaufquote sind daher sehr
                                     ●● „altes Gerät kaputt“             54 %        schwierig.
                                     ●● „neues Modell auf dem Markt“     45 %
                                     ●● „altes Gerät zu altmodisch“      26 %

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Wer sammelt Altgeräte?                      Wiebusch stellte zusammenfassend die
Das Elektro-und Elektronikgerätegesetz      These auf, dass sowohl Marketingstra-
(ElektroG) erlaubt nur bestimmten           tegien, als auch die Intransparenz von
Akteursgruppen, Altgeräte zu sammeln.       Sammelsystemen und die Vielfalt der
                                            Sammlungen sowie die unstrukturierte
Dazu zählen:                                Informationslage negativen Einfluss
●● Hersteller                               auf die Höhe der Sammelquote haben.
●● Vertreiber/Inverkehrbringer              Sie r­ egte an, das Forum zu nutzen, um
●● Öffentlich-rechtliche Entsorger          Verbesserungen in Einzelbereichen zu
                                            diskutieren.
Dennoch sammeln auch zahlreiche
weitere Akteure alte Mobilfunkgeräte: Wer
im Internet mit Stichworten wie „Handy
Rückgabe“ nach Informationen sucht,              Was tun
erhält hunderttausende Treffer, vorran-          mit dem alten
gig von Ankaufsportalen aber auch von
                                    ­­
Umweltverbänden, Netzbetreibern und              Handy?
Herstellern.

Durch die Vielzahl von verschiedenen
Sammlern und Aktionen entsteht eine für          Die Möglichkeiten für Verbraucher
den Verbraucher unübersichtliche Situati-
on, die einer effektiven Rücknahme entge-
gensteht. Es ist zudem davon auszugehen,
dass viele dieser Sammlungen nicht den
gesetzlichen Vorgaben zur Sammelerlaub-         Verschenken       Verkaufen           ABGEBEN      aufbewahren    WEGWERFEN

nis entsprechen.

Was erfährt der Durchschnittshaushalt
über Handy-Sammlungen?                                             Netzbetreiber     WERTSTOFF-   Sammlungen
                                                                            und        HÖFE
Die erhältlichen Informationen sind                                   Hersteller

unstrukturiert und oft nur sehr ober-
flächlich. Das ergibt die Auswertung
der üblichen Informationskanäle. Eine
stichprobenartige Analyse des Medien-
monitorings des IZMF zeigt, dass nahezu
wöchentlich über Handy-Sammlungen
berichtet wird. Allerdings stehen dabei                                 10 %        90 %
                                                                    Weiter-        Recycling
die gemeinnützigen Sammlungen im                               verwendung

Vordergrund – obwohl diese nur einen
sehr geringen Teil des Geräterücklaufs
ausmachen. Darüber hinaus erhalten
alle Haushalte die Abfallkalender der
öffentlich-rechtlichen Entsorger. Hier
                                                      Das Handy wird          wertvolle           Die Rohstoffe    Gesetzlich
beschränkt sich die Information jedoch                länger genutzt.     ROHSTOFFE WERDEN            BLEIBEN       verboten.
                                                        Das schont         ZURÜCKgewonnen,         UNGENUTZT.     Schadstoffe
meist auf den spärlichen Hinweis auf                    natürliche        SCHADSTOFFE SICHER                        belasten
                                                        ressourcen.            ENTSORGT.                           die Umwelt,
Rückgabemöglichkeiten im städtischen                                                                               ROHSTOFFE
                                                                                                                      GEHEN
Recyclinghof.                                                                                                       VERLOREN.

                                               Quelle: Informationszentrum Mobilfunk (2014)

                                                                                                                                 5
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Rahmenbedingungen und
                                               Perspektiven für die Rückgabe
                                               von IT-Kleingeräten
                                               Dr. Thomas Rummler, Bundesministerium für Umwelt,
                                               Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
                                               Eine wachsende Weltbevölkerung, das            „ist der Wille zur Verbesserung, der Dia-
                                               ­Streben nach Wohlstand überall auf            log und die Kooperation – ganz im Sinne
                                                der Welt, der damit einhergehende             dieses Kommunikations­forums.“
                                                globale Ressourcenverbrauch – Thomas
                                                Rummler, Leiter der Unterabteilung
                                                Kreislaufwirtschaft im Bundesumweltmi-         Zentrale Ziele der Novellierung
                                                nisterium, will das Thema Umgang mit           des ElektroG
                                                Elektroaltgeräten in den globalen Kontext      Optimierung des Produktdesigns
                                                eingebettet sehen. „Wir müssen den Blick       ●● Hersteller sollen Elektro- und Elektro-

                                                über den nationalen Tellerrand werfen",           nikgeräte möglichst so gestalten, dass
                                                sagte Rummler in seinem Vortrag. Von              Wiederverwendung, Demontage und
                                                35 Milliarden Tonnen im Jahr 1979 habe            die Verwertung von Altgeräten berück-
                                                sich der weltweite Rohstoffeinsatz bis            sichtigt und erleichtert werden
                                                2009 mit 68 Milliarden Tonnen nahe-            ●● Elektro- und Elektronikaltgeräte, die

                                                zu verdoppelt – mit weiter steigender             mit Batterien oder Akkus betrieben
                                                Tendenz. Mit dem Rohstoff­abbau seien             werden können, sind möglichst so
                                                nicht nur Umweltbelastungen verbun-               zu gestalten, dass diese problemlos
                                                den, die Rohstoffe würden auch immer              durch den Endnutzer entnommen
                                                knapper. „Die Kreislaufwirtschaft ist             werden können
                                                hierfür ein Schlüssel“, so Rummler.
                                                „Aber wir brauchen nicht nur effizien-         Steigerung der Sammelmengen
„Noch viel wichtiger als zu                     te und sinnvolle Recyclingwege – von           ●● Aufnahme einer Rücknahmepflicht
recyceln ist es, Produkte mit                   Getrenntsammlungen, über effiziente                für „Großvertreiber“ (Verkaufsfläche >
einer langen Lebensdauer zu
                                                Sortiertechnologien bis hin zu modernen            400 m2) sowohl beim Neukauf eines
entwickeln, die auch einer
                                                Behandlungs- und Recyclingtechniken.“              gleichartigen Neugeräts (1:1-Rücknah-
Reparatur zugänglich sind. Das
                                                Nötig sei primär die Abfallvermeidung,             mepflicht), als auch für sehr kleine
betrifft zum einen die Konstruk­
tion von Geräten, zum anderen                   also die Entwicklung und Nutzung von               Altgeräte (Kantenlänge < 25 cm) ohne
aber auch die Information der                   langlebigen und reparaturfreundlichen              Neukauf eines gleichartigen Neugeräts
Nutzer. Hierfür müssen wir alle                 Produkten. Rummler betonte außerdem,               (0:1-Rücknahmepflicht)
Akteure in der Gesamtkette eines                wie wichtig die Verbesserung von Wie-          ●● Aufnahme einer Rücknahmepflicht

Elektrogerätes ansprechen, vom                  derverwendungskonzepten, wie etwa dem              für Online-Händler
Konstrukteur bis hin zu demje­                  Leasing von Geräten, sei. Ebenso will          ●● Stufenweise Anhebung der Sammel-
nigen, der das Gerät repariert.“                Rummler Tauschbörsen, Reparaturcafés               ziele (2016: 45 % / 2019: 65 % - je-
Thomas Rummler, Bundesministerium für Um-       und Second-Hand-Läden gestärkt sehen.              weils des durchschnittlichen Gewichts
welt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
                                                „Wir müssen alle Akteure in der Gesamt-            der in den letzten 3 Jahren in Verkehr
                                                kette eines Elektrogerätes ansprechen,             gebrachten Geräte)
                                                vom Konstrukteur bis hin zu demjenigen,
                                                der das Gerät repariert.“ In diesem Sinne      Eindämmung illegaler Exporte
                                                ziele die Novelle des ElektroG nicht allein    ●● Nur geprüfte und funktionsfähige

                                                darauf ab, die Kreislaufwirtschaft in              ­Gebrauchtgeräte dürfen als Nicht-
                                                Deutschland auszubauen. Im Fokus stehe             Abfall exportiert werden
                                                ebenso, die Nutzungsdauer der Geräte zu        ●● Der Exporteur muss die Funktions­

                                                verlängern und ihre Wiederverwendung               fähigkeit und direkte Wiederverwend-
                                                zu stärken. „Was bei diesem Thema be-              barkeit der Geräte beweisen
                                                sonders wichtig ist“, so Rummler,                  (Beweislastumkehr)

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Novelle des Elektro-Gesetzes –
Was wird kritisiert?

Zugang der Wiederverwender zu den            Abfallhierarchie sowohl nach EU-Recht
Sammelhöfen                                  als auch nach dem Kreislaufwirtschafts-
Kritik am Entwurf des neuen ElektroG         gesetz nicht starr, sondern flexibel zu
kam von Sascha Roth, Referent für            verstehen sei. ­­­­„Wir müssen immer fragen:
Um­weltpolitik beim Naturschutzbund          Ist das, was in der vorrangigen Stufe ist,
Deutschland (NABU). Schätzungen zufol-       auch wirklich ökologisch besser?“ Bei der
ge seien 5 bis 15 Prozent (je nach Sammel-   zweiten Stufe der Abfallhierarchie, der
gruppe) der abgegebenen Elektroaltgeräte     Vorbereitung zur Wiederverwendung,
                                                                                            „Wenn wir über effektiven
wiederverwendbar, so Roth. Aber: „Wir        müsse man daher genau prüfen, was
                                                                                            Ressourcenschutz reden, geht es
sehen das Thema Wiederverwendung im          verhältnismäßig sei und welcher Akteur
                                                                                            nicht nur darum, dass wir hohe
jetzigen Entwurf des ElektroG überhaupt      effizient zur Wiederverwendung beitra-         Sammelmengen erzielen und
nicht.“ Vielmehr mache der Entwurf           gen könne. Rummler warnte in diesem            diese Geräte anschließend einem
die Wiederverwendung unmöglich. Ein          Zusammenhang vor einer Zersplitterung          qualitativ hochwertigen Recycling
Grund hierfür sei der fehlende Zugang        der Mengenströme. Zudem müsse gefragt          zuführen. Es geht darum, Elektro­
von akkreditierten ReUse- und Reparatur-     werden, wie die Wiederverwender kont-          kleingeräte wie Handys so lange
betrieben zu den Wertstoff höfen. Roth:      rolliert werden könnten. Es bestehe das        wie möglich zu nutzen.“
„Wenn wir über effektiven Ressourcen-        Risiko, dass Altgeräte eben nicht repariert    Sascha Roth, NABU
schutz reden, geht es nicht nur darum,       würden, sondern wegen der höheren
dass wir hohe Sammelmengen erzielen          Erlöse als illegaler Elektroschrott im Aus-
und diese Geräte anschließend einem          land landeten. „Wir haben bis heute kein
qualitativ hochwertigen Recycling zufüh-     Konzept für vollzugsfähige Regelungen
ren. Es geht darum, Elektroklein­geräte      an dieser Stelle“, begründete der Vertreter
wie Handys so lange wie möglich zu           des Umweltministeriums die Tatsache,
nutzen. Ein wichtiger Schritt dorthin ist,   dass das ElektroG für die Vorbereitung
dass Wiederverwendungseinrichtungen          zur Wiederverwendung eine Regelung per
Zugang zu den Sammelstellen bekom-           Verordnungsermächtigung vorsieht.
men und funktionierende Altgeräte früh-
zeitig vom Abfallstrom separiert werden.“    Vorgaben zum Produktdesign
                                             Als ein weiterer Kritikpunkt wurden un-
Auch andere Teilnehmer verwiesen auf         genügende Vorgaben des neuen ElektroG
die Abfallhierarchie, nach der die Wieder-   für Hersteller von Elektro- und Elektronik-
verwendung sowie die Vorbereitung zur        geräten genannt. Paragraf 4 des Gesetzes
Wiederverwendung klar vor dem Recyc-         schreibt vor, dass diese ihre Produkte
ling stünden. Dazu sehe die WEEE-Richt-      möglichst so gestalten sollen, dass die
linie den Zugang der Wiederverwender         Wiederverwendung berücksichtigt wird.
zu den Sammelstellen der öffentlichen        Der Gesetzestext spricht zudem von der
Abfallwirtschaft vor, so das Argument        Möglichkeit zur Entnahme des Akkus.
einer Teilnehmerin.                          Im Teilnehmerkreis gab es Zweifel, dass
                                             damit der Trend zu einem höheren Anteil
Letzterem widersprach Thomas Rummler:        an eingebauten Akkus gestoppt oder
Die WEEE-Richtlinie der EU sehe nur          rückgängig gemacht werden könne. Wich-
vor, dass Wiederverwendern Zugang zu         tig für die Langlebigkeit der Handys sei
gewährleisten sei, insoweit dies angemes-    jedoch die Austauschbarkeit ohne weitere
sen sei. Rummler verwies darauf, dass die    Hilfsmittel, hieß es.

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Rolf Buschmann, beim Bund für Umwelt         Rolle der Kommunen
                                        und Naturschutz (BUND) zuständig für         Verbesserungsvorschläge gab es zu
                                        den Bereich Technischer Umweltschutz,        den Praktiken zahlreicher kommunaler
                                        forderte von den Herstellern mehr mo-        Wertstoffhöfe. Dass es oftmals nur einen
                                        dular gebaute IT-Geräte, die reparierfähig   großen Container gebe, in den alle Geräte
                                        sind und weiter verwendet werden können.     geworfen würden, unabhängig davon, ob
                                        Buschmann: „In Bezug auf die Sammlun-        sie noch funktionierten oder nicht, nannte
                                        gen müssen Kreisläufe her, die Wieder-       einer der Diskutanten „kein wertstoff­
                                        verwendung ermöglichen.“ Dass Handys         hofwürdiges Vorgehen“. Hier brauche es
                                        im Recycling landeten, obwohl sie noch       Lösungen, um funktions- oder reparier­
                                        verwendbar sind, sei ein Desaster.           fähige Geräte von defekten zu trennen,
                                                                                     so die Forderung.
                                        Einbindung von Discountern und Inter-
                                        nethandel                                    Bei Alexander Neubauer, Abfallexperte
„Dass Handys im Recycling lan­
                                        Mehrere Teilnehmer des Kommunikations-       vom Verband Kommunaler Unternehmen
den, obwohl sie noch verwendbar
                                        forums befürchteten, dass das ElektroG für   (VKU), stieß das auf offene Ohren. Die
sind, ist ein Desaster.“
                                        Verbraucher nicht genügend Optionen zur      kommunalen Unternehmen könnten sich
Rolf Buschmann, BUND
                                        Rückgabe von Elektroaltgeräten schaffe.      durchaus vorstellen, wiederverwendbare
                                        „Auch Discounter sollten verpflichtet wer-   Geräte gesondert zu sammeln und gezielt
                                        den, Geräte zurückzunehmen“, sagte etwa      einer Wiederverwendung zuzuführen,
                                        Philip Heldt von der Verbraucherzentrale     berichtete er. Eine Reihe von kommunalen
                                        Nordrhein-Westfalen. Und Sascha Roth         Unternehmen praktiziere dies im Übrigen
                                        argumentierte: „Man muss keine Angst         bereits, es werde aber auch von den Vorga-
                                        haben, dass Discounter durch eine Rück-      ben des neuen Elektrogesetzes abhängen,
                                        nahmepflicht bankrottgingen.“ Zudem          in welchem Maße eine solche Wiederver-
                                        wurde eine stärkere Einbindung des Inter-    wendung zukünftig machbar sei.
                                        nethandels in die Rücknahmepflicht für
                                        Elektroaltgeräte gefordert. Die Alt-Geräte   Um die Rolle der Kommunen bei der
                                        müssten per Post zurückgesendet werden       Rücknahme von Elektrokleingeräten zu
                                        können. Davor allerdings warnte Christia-    stärken, sprach sich Henning Friege von
                                        ne Schnepel, die im Umweltbundesamt das      der N3 Nachhaltigkeitsberatung für eine
                                        Fachgebiet Produktverantwortung leitet.      Erhöhung der Anzahl der kommunalen
                                        Sie bezweifelte, dass dem Verbraucher be-    Recyclinghöfe aus. „Die kommunale Rück-
                                        wusst ist, dass er eine sichere Verpackung   nahme muss das Rückgrat des Systems
                                        der in den Handys enthaltenen Lithium-       sein“, so Friege. Momentan gebe es aber
                                        Akkus gewährleisten sollte. Schnepel: „Da    keinen Mechanismus für die Finanzierung
                                        müssen angepasste Konzepte her.“             zusätzlicher Recyclinghöfe. Es sei nicht
                                                                                     absehbar, wie sich die neuen Rücknahme-
                                                                                     pflichten des Handels auswirkten. „Das
                                                                                     Zusammenspiel der Rückgabemöglichkei-
                                                                                     ten im Handel, auf kommunalen Recyc-
                                                                                     linghöfen und bei anderen Stellen muss
„Auch Discounter sollten ver­
                                                                                     sich erst noch erweisen.“
pflichtet werden, Geräte zurück­
zunehmen.“
Philip Heldt, Verbraucherzentrale NRW

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NACHHALTIGKEIT KONKRET: SAMMELQUOTEN ERHÖHEN - ABER WIE? - KOMMUNIKATIONSFORUM MOBILFUNK BERLIN, 3. MÄRZ 2015 - INFORMATIONSZENTRUM MOBILFUNK
Was muss geschehen, damit
   Verbraucher ihre Handys
   zurückgeben?
   Erkenntnisse aus der Umweltpsychologie
   Dr. Siegmar Otto, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

   Aus psychologischer Sicht Struktur in die                  Ausgehend von den Ergebnissen einer
   Debatte um Erhöhung der Sammelquo-                         Umfrage des IZMF zum Umgang von
   ten von Handys zu bringen, versprach                       Verbrauchern mit ihren alten Mobilfunk-
   Siegmar Otto vom Institut für Psycholo-                    geräten, unterteilte Otto die Befragten in
   gie an der Otto-von-Guericke-Universität                   zwei Gruppen. Erstens: die 36 Prozent,
   Magdeburg. Der Fokus seines Vortrags                       die sich durch das Verschenken, den
   lag auf den Leitfragen:                                    Weiterkauf oder die Abgabe ihres Handys
                                                              in Sammelstellen umweltfreundlich
   ●● Was bestimmt die Rückgabe von Handys                   verhalten. Und zweitens: die 64 Prozent
      aus Verbrauchersicht?                                   der Verbraucher, bei denen das Handy                   „Um die Abgabe von Handys zu
   ●● Wie misst man die hierfür relevanten                   ungenutzt liegen bleibt, im Hausmüll                   erleichtern, müssten die struktu­
                                                                                                                     rellen Kosten reduziert, soziale
      Faktoren?                                               landet oder „sonstigen“ Verwendungen
   ●● Wie kann man die Bereitschaft zur
                                                                                                                     Normen aufgebaut und finanziel­
                                                              zugeführt wird.
                                                                                                                     le Anreize gesetzt werden.“
      Rückgabe von Handys beeinflussen?
                                                                                                                     Siegmar Otto, Otto-von-Guericke-Universität
                                                                                                                     Magdeburg

   Warum entscheiden sich Nutzer für oder gegen die Rückgabe?

   keine Angabe                                                                                        verschenkt
                                                    4%

   sonstiges
                                     16 %                       18 %
                                                                                                   weiterverkauft
                            3%
   Hausmüll
                                                                               8%
   ungenutzt                                                                                              recycelt
                                                                             10 %
                                                41 %

                   64 %                                                                  36 %
   Diesen Nutzern ist die                                                                Diesen Nutzern ist die
         Handyrückgabe                                                                   Handyrückgabe wichtig.
     nicht wichtig genug.                                                                Sie nehmen Schwierig­
Die Hürden sind zu hoch.                                                                 keiten in Kauf.

   Quelle: IZMF (2013), angepasst durch Siegmar Otto, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (2015)

                                                                                                                                                                   9
NACHHALTIGKEIT KONKRET: SAMMELQUOTEN ERHÖHEN - ABER WIE? - KOMMUNIKATIONSFORUM MOBILFUNK BERLIN, 3. MÄRZ 2015 - INFORMATIONSZENTRUM MOBILFUNK
„Die entscheidende Frage ist nun, warum            Durch diese Maßnahmen kann auf die
     sich die einen für die Abgabe des Handys           Verhaltenskosten eingewirkt werden:
     entscheiden und die anderen nicht“,
     brachte Otto die zentrale Forschungsfrage          ●● Aufbau sozialer Normen (z. B. durch die
     auf den Punkt.                                        Verbreitung von Informationen darüber,
                                                           was „andere tun“ oder durch die Aktivie-
     Auch der umweltfreundliche Umgang                     rung von „Status-Motiven“)
     mit ausgedienten Handys könne, wie die             ●● Setzen finanzieller Anreize

     meisten Umweltschutzverhaltensweisen,                 (z. B. durch Pfandsysteme)
     mit dem Zusammenspiel zweier Determi-              ●● Reduktion struktureller Kosten

     nanten erklärt werden. Das Erklärungs-                (z. B. dadurch, dass Rückgabesysteme
     modell menschlichen Verhaltens benenne                nah an die Verbraucher gebracht werden)
     zum einen die individuelle Motivation              ●● Reduktion individueller Kosten

     und zum anderen allgemeingültige Ver-                 (z. B. durch eine eingebaute
     haltenskosten als getrennte, kompensa­                Daten­löschfunktion)
     torisch wirksame Determinanten:

     1.   Die Motivation eines Menschen zum            Aus diesen Erkenntnissen leitete Otto die
          Umweltschutz wurzelt in seinen Ein-           folgende zentrale These ab:
          stellungen und seinem Wertesystem.
          Bei beiden handelt es sich um stabile         Durch Reduzierung der Verhaltenskosten
          Persönlichkeitseigenschaften, die nicht       ließe sich die Bereitschaft zur Abgabe von
          kurzfristig veränderbar sind.                 Handys ziemlich effektiv erhöhen.
     2.   Ausschlaggebend für ein bestimmtes
          Verhalten sind außerdem die soge­             Dass man die Verhaltenskosten be­ein­
          nannten Verhaltenskosten, die auch            flussen kann, habe man bereits empirisch
          kurzfristig beeinflussbar sind.               nachweisen können, so Otto. „Welche
          Zu diesen zählen:                             Maßnahmen jedoch beim Thema Handy-
                                                        rückgabe wie genau wirken, müsste man
          ●●   Soziale Kosten                          in Feldexperimenten prüfen“, empfahl
                (Status, soziale Normen)                der Umweltpsychologe.
          ●●    Wirtschaftliche Kosten
                (finanzielle Anreize in Form mone­
                tärer Entlohnung für umweltfreund­
                liches Verhalten)
          ●●    Strukturelle Kosten
                 (Aufwand zur Beschaffung von
                 Informationen zur Abgabe von
                 Elektroaltgeräten, Zeit und Weg,
               zur Sammelstelle zu gelangen)
          ●●     Individuelle Kosten (Sorge um die
                 Datensicherheit, Unsicherheit darü-
                 ber, was bei den Sammelstellen und
                 Recyclern mit den Geräten geschieht,
                 emotionale Bindung an das Handy)

10
Sammeln so verbraucher-
freundlich wie möglich
machen – Was ist wichtig?

Die Umweltmotivation stärken                      noch nicht bekannt genug. Solche Syste-
Verbraucherschützer Philip Heldt bestä-           me seien insbesondere für Firmenhandys
tigte viele Erkenntnisse aus dem Vortrag          notwendig. Darüber hinaus kam ein
von Siegmar Otto von der Praxisseite her,         weiterer wichtiger Aspekt des Umgangs
so etwa die begrenzte Wirksamkeit von             mit den Handydaten zur Sprache: Gefor-
Appellen an das Umweltgewissen von                dert wurde, dass auch die Sicherung der
Verbrauchern. „Wir stellen in unserer             auf dem Handy gespeicherten Daten, wie
Arbeit immer wieder fest, wie stabil die          etwa von Fotos und Filmen auf anderen        „Umwelterziehung muss schon
Umweltschutzmotivation von Menschen               Speichermedien einfacher werden müsse.       in der Schule beginnen.“
ist“, berichtete Heldt. Man könne zwar            Denn viele würden ihr Handy aufheben,
                                                                                               Günter Dehoust, Öko-Institut
die ohnehin schon umweltfreundlich                um diese Daten nicht zu verlieren.
eingestellten mobilisieren, bei allen ande-
ren Menschen sei ein Umdenken jedoch              Sammelstellen näher
schwer zu erreichen. Heldt: „Hier kann            an die Bürger bringen
man mit verbraucherfreundlichen Geset-            Neben diesen Möglichkeiten zur Sen-
zen mehr erreichen als mit Appellen.“             kung der individuellen Kosten diskutierte
                                                  das Forum auch über Möglichkeiten zur
Günter Dehoust, Experte für Abfall und            Senkung der strukturellen Verhaltenskos-
Nachhaltigkeit am Öko-Institut, forderte          ten. Es wurde mehrfach vorgeschlagen,
aus diesem Grund: „Umwelterziehung                Sammelcontainer verstärkt in Bürger-
muss schon in der Schule beginnen.“               nähe aufzustellen oder mobile Angebote
                                                  zur Abgabe der Geräte zu machen, um
Christiane Schnepel verteidigte dagegen           die Rückgabe zu vereinfachen. Allerdings
das Umweltbewusstsein der Bürger.                 wurde auch die Warnung vor zu hohen
„Immerhin sammeln wir in Deutschland              ­Erwartungen laut. Obwohl Verbrau-
pro Jahr und Kopf acht Kilogramm                   cher ihre leeren Batterien schon lange
Elektro­­altgeräte. Das ist nicht so schlecht.“    problemlos in Supermärkten abgeben
                                                   könnten, läge die Sammelquote hier nur
Datensicherheit und Datensicherung                 bei 45 Prozent, so der Hinweis eines
In der Diskussion wurde weiterhin die              Teilnehmers.
Forderung erhoben, die individuellen
Verhaltenskosten zur Abgabe von Handys            Längere Nutzungszeiten etablieren
zu senken. Vorgeschlagen wurde hierfür            Die Werbung lenke die Verbraucher in die
eine in Mobilfunkgeräten vorinstallierte          falsche Richtung, kritisierte die Mehrheit
sichere Datenlöschfunktion. Mit ent-              der Forumsteilnehmer. Indem suggeriert
sprechenden Apps könne Verbrauchern               werde, dass Geräte nach ein bis zwei Jah-    „In Deutschland sammeln wir
die Angst genommen werden, dass ihre              ren ersetzt werden müssten, verheimliche     pro Jahr und Kopf 8 kg Elektro­
Daten bei der Abgabe eines Gerätes in             man dem Verbraucher, dass die Geräte         altgeräte. Das ist nicht so
falsche Hände geraten, so das Argument.           in der Regel wesentlich länger funktions-    schlecht.“
Ein weiterer Vorschlag zielte auf die Stär-       fähig seien. Kritisch hingewiesen wurde      Christiane Schnepel, Umweltbundesamt

kung von Zertifizierungssystemen für Da-          in diesem Zusammenhang auch auf die
tenlöschfunktionen ab. Auch diese gebe            gängigen Mobilfunkverträge, die einen
es bereits, so ein Teilnehmer, nur seien sie      Gerätetausch nach 2 Jahren beinhalten.

                                                                                                                                      11
Dirk Ulrich, Geschäftsführer von Teq-        verändern können. Mehrere Diskutanten
                                     cycle Solutions, wandte sich gegen eine      zeigten sich überzeugt, dass es Menschen
                                     pauschale Verurteilung einer jährlichen      motiviert, wenn sie wissen, dass die Ab­
                                     oder zweijährlichen Tauschmöglichkeit        gabe ihres Handys einem guten Zweck
                                     für Handys. „Hierdurch schaffen wir          dient. Fritz Lauer, Leiter Information und
                                     standardisierte, kontrollierte Rücknah-      Nachhaltigkeit bei der Deutschen Tele-
                                     mesysteme, die einen hochwertigen            kom Technik, forderte, nicht mehr nur
                                     Gebrauchtmarkt und ein fachgerechtes         auf zeitbegrenzte Einzelsammlungen zu
                                     Recycling erst möglich machen.“ Man          setzen. Wichtig sei zukünftig die bessere
                                     benötige einen transparenten Prozess für     Vernetzung von Sammelaktionen, mehr
                                     die Weiterverwendung der Geräte nach         Kommunikation dazu und damit eine
                                     dem Erstgebrauch, der darauf abzielt, die    Verstetigung des Rückgabeprozesses.
                                     Nutzungsdauer zu verlängern. Nur so
                                     könne man verhindern, dass sie in Schub-     Lauer fragte: „Welche Faktoren sind aus-
 „Mit der jährlichen oder zwei­
                                     laden verstaubten oder im Müll landeten.     schlaggebend dafür, dass die Abgabe ei-
 jährlichen Tauschmöglichkeit für
                                                                                  nes Handys irgendwann genauso normal
 Handys schaffen wir standardi­
 sierte, kontrollierte Rücknahme­    Die soziale Norm stärken und                 wird wie die Entsorgung von Glasflaschen
 systeme, die einen hochwertigen     Sammlungen verstetigen                       über die entsprechenden Container?“ Der
 Gebrauchtmarkt und ein fach­        Auch um die im Vortrag des Umwelt­           Umweltpsychologe Siegmar Otto wieder­
 gerechtes Recycling erst möglich    psychologen Siegmar Otto angesproche-        holte noch einmal, dass die Rückgabe
 machen.“                            nen sozialen Normen drehte sich ein Teil     von Altgeräten zur sozialen Norm werden
 Dirk Ulrich, Teqcycle Solutions     der Diskussion. Einig war man sich, dass     müsse. Soziale Normen, so unterstrich
                                     vor allem Jugendliche ihr Handy nur län-     er, ließen sich durch die Reduzierung von
                                     ger nutzen oder fachgerecht entsorgen,       Verhaltenskosten etablieren. Beim Tren-
                                     wenn das der sozialen Norm entspricht,       nen des Hausmülls sei das inzwischen
                                     das heißt, wenn anerkannte Vorbilder         geschehen, die soziale Norm habe sich
                                     dies auch täten. Allein mit rationalen Ar-   durch das Duale System, das getrennte
                                     gumenten werde man das derzeitige Kon-       Mülltonnen in nahezu jeden Haushalt
                                     sumverhalten von jungen Leuten nicht         gebracht hat, etabliert.

                                              Rücknahmesysteme                               Datensicherheit
                                              vereinheitlichen                               erhöhen

                                               Bürgernahe Sammelstellen
                                               einrichten                                        Umweltmotivation
                                                                                                 stärken

 „Wir sollten nicht mehr nur auf
 zeitbegrenzte Einzelsammlungen
 setzen. Wichtig ist zukünftig die
                                              Nutzungszeiten                                             Vorbilder
 bessere Vernetzung von Sammel­               verlängern                                                 schaffen
 aktionen, mehr Kommunikation
 dazu und damit eine Verstetigung
 des Rückgabeprozesses.“
 Fritz Lauer, Deutsche Telekom

12
Welche Sammelerfahrungen
gibt es bereits?
Sammelerfahrungen aus Netzbetreibersicht
Cornelia Szyszkowitz, Deutsche Telekom

Dass konkrete Aktionen zur Handyrück-                Handyrücknahme bei Telefónica
nahme schon seit einigen Jahren bei den              ●● Abgabe in O2-Shops
Netzbetreibern durchgeführt werden,                  ●● kostenlose Rücksendung
zeigte der Vortrag von Cornelia Szyszko-             ●● Handysammelboxen für Mitarbeiter

witz, bei der Deutschen Telekom Technik                 und Geschäftskunden
zuständig für die Themen Information
und Nachhaltigkeit. „Einige Netzbetrei-
ber haben schon vor Inkrafttreten des                Gemeinsame Aktionen der
ElektroG im Jahr 2006 angefangen zu                  Netzbetreiber
sammeln“, so Szyszkowitz. Das Gesetz                 ●●  2 012-2013 Kampagne in Bayern
verpflichte die Hersteller zur Rücknah-                   „Handys clever entsorgen“ in
me der von ihnen produzierten Geräte,                     Kooperation mit dem Bayerischen
Vertreiber hätten bisher noch keine                       Umweltministerium
Rück­­nahmepflicht. Demzufolge seien die             ●● 2012 Kampagne „Die Rohstoff­

laufenden Rücknahme-Aktivitäten der                       expedition“ in Kooperation mit
Netzbetreiber auf freiwilliger Basis als Teil             dem Bundesministerium für
des Nachhaltigkeit-Managements erfolgt.                   Bildung und Forschung

 Handyrücknahme bei der                         Fazit
 Deutschen Telekom                              Aus Sicht der Netzbetreiber sind laut          „Aus unserer Sicht ließen sich
 ●● Abgabe in Telekom-Shops                     Szysz­kowitz für die Erhöhung der Sam-         Sammelquoten erhöhen durch
 ●●                                                                                            eine Kombination aus glaub­
    kostenlose Rücksendung                      melquoten die folgenden Faktoren wichtig:
 ●● Ankauf hochwertiger Geräte
                                                                                               würdiger und steter Kommu­
                                                                                               nikation ergänzt um Bildungs­
 ●● Handysammelaktion mit der                   ●● Ein Bewusstsein der Verbraucher für die
                                                                                               maßnahmen und möglichst
 	Deutschen Umwelthilfe                            wertvollen Rohstoffe, die in den Geräten    verbraucherfreundliche Sammel­
 ●● Online-Portal „Handysammelcenter“              enthalten sind, ist die Voraussetzung für   infrastrukturen.“
                                                   den Sammelerfolg.
                                                                                               Cornelia Szyszkowitz, Deutsche Telekom
                                                ●● Es braucht eine kontinuierliche Kom-

 Handyrücknahme bei E-Plus                         munikation sowie einfache Rückgabe-
 ●● Abgabe in E-Plus-Shops                        Möglichkeiten.
 ●● kostenlose Rücksendung                      ●● Es braucht Transparenz zu Recycling­
 ●● Handysammelaktion mit dem NABU                 wegen, Weiternutzung und Datenschutz
                                                   sowie zu Kosten und Nutzen der Handy-
                                                   rücknahme.

                                                „Aus unserer Sicht können die Sammel-
                                                quoten erhöht werden“, fasste Szyszko-
                                                witz die Erfahrungen der Netzbetreiber
                                                zusammen, „aber nur durch eine Kom-
                                                bination von glaubwürdiger und stetiger
                                                Kommunikation, ergänzt um Bildungs-
                                                maßnahmen und verbraucherfreundliche
                                                Sammelinfrastrukturen.“

                                                                                                                                        13
Sammelerfahrungen aus
                                      Initiativensicht
                                      Die Aktion „Happy Handy“
                                      Dagmar Wiebusch, IZMF

                                      „Wir haben diese Initiative mit viel Elan    Inhalt der Sammelaktion
                                      gestartet“, eröffnete Dagmar Wiebusch        ●● Aktionszeitraum:
                                      ihre Präsentation zur Sammelaktion              Oktober 2014 bis April 2016
                                      „Happy Handy“. Das IZMF sei davon            ●● Aufruf an Vereine und Schulen,

                                      ausgegangen, dass die Sammlung von              Althandys zu sammeln
                                      Handys für den von Netzbetreibern getra-     ●● für jedes abgegebene Handy gibt es

                                      genen Verein „ein Kinderspiel“ sein müs-        einen Euro zur eigenen Verwendung
                                      se; die organisatorischen und juristischen   ●● umfangreiches Informationsmaterial

                                      Herausforderungen seien stattdessen             wird zur Verfügung gestellt
                                      aber gewaltig gewesen, so Wiebusch.          ●● es wird transparent berichtet
                                                                                   ●● die Verarbeitung der Geräte erfolgt

                                      Die Zwischenbilanz der „Happy Handy“-           in Europa, die Vermarktung über­
                                      Sammelaktion fällt laut Wiebusch eher           wiegend in Europa
                                      nüchtern aus: „Mit ziemlich großem
                                      Aufwand haben wir bislang nur einen          Wo lagen die Schwierigkeiten?
                                      Tropfen auf den heißen Stein bewirken        ●● Anpassung des Satzungszwecks
                                      können.“ Die Aktion trage – wie andere       ●● förmliche Übertragung der Sammel-
                                      gemeinnützige Aktionen auch – nicht             berechtigung
                                      nennenswert zur Steigerung der Sam-          ●● Einbindung eines Dienstleisters zur

                                      melquoten bei. Der Sinn liege eher in der       Vornahme der Auszahlungen (IZMF
                                      Sensibilisierung und Information der            darf als gemeinnütziger Verein zu
 „All diejenigen, die Aktionen
 machen, sollten stärker als bisher   Öffentlichkeit. Und diese sei durchaus          keinem Zeitpunkt Einnahmen aus ­
 an einem Strang ziehen.“             skeptisch. Denn viele Menschen gingen           der Sammlung erzielen)
                                      davon aus, dass man mit Elektronikaltge-     ●● Einbindung weiterer Dienstleister für
 Dagmar Wiebusch, IZMF
                                      räten gute Geschäfte machen könnte und          die Teilnehmerakquisition, Entwick-
                                      fragten sich, wer eigentlich vom Verkauf        lung der Webseite sowie die Entsor-
                                      und Recycling der Altgeräte profitiert.         gung der Geräte

                                      Fazit                                        Zwischenergebnisse
                                      Als Kernursache für die eher geringen        (im Februar 2015)*
                                      Sammelzahlen von „Happy Handy“, aber         ●● 176 Teilnehmer (Vereine und Schulen),
                                      auch der vielen anderen gemeinnützi-            387 verschickte Sammelboxen
                                      gen Sammlungen, benannte Wiebusch            ●● 3.604 eingeschickte Geräte, davon ­

                                      die zersplitterte Sammellandschaft in           671 vermarktbar und 2.933 recycelbar
                                      Deutschland, die Konkurrenz der Sammler         (Ergebnisse des Firstscans, noch
                                      untereinander sowie die fehlende Kongru-        keine endgültige Zuweisung)
                                      enz bei der Ansprache der Öffentlichkeit.
                                      „All diejenigen, die Aktionen machen,             * Stand Juli 2015:
                                                                                        332 Teilnehmer (Vereine und Schulen),
                                      sollten stärker als bisher an einem Strang
                                                                                        798 verschickte Sammelboxen, 12.219 ein-
                                      ziehen“, forderte Wiebusch deshalb.               geschickte Geräte, davon 2151 vermarktbar
                                                                                        und 10.068 recycelbar (Ergebnisse des First-
                                                                                        scans, noch keine endgültige Zuweisung)

14
Sammelerfahrungen aus
Prozesssicht

Alena Bunk, Teqcycle Solutions

Als Dritte im Bunde berichtete Alena Bunk     Fazit
über die Sammel- und Recyclingerfahrun-       Aus Prozesssicht sind laut Bunk ­
gen der Teqcycle Solutions. Teqcycle Solu-    folgende Faktoren wichtig:
tions ist ein Unternehmen, das sich auf die   ●● Etablierung von standardisierten,

Koordination von Handy-Rücknahmepro-             ­geprüften und effizienten Prozessen
zessen spezialisiert hat. Dazu gehört neben       zur Kostenreduktion und Steigerung
dem Verkauf der recycelbaren Rohstoffe            von Transparenz
vor allem die Wiedervermarktung noch          ●● Anpassung an gesetzliche Anforderun-

funktionsfähiger Gebrauchtgeräte durch            gen aus dem ElektroG und dem Kreis-
den Aufbau eines IT-basierten Systems zur         laufwirtschaftsgesetz
Erfassung der gesammelten Geräte. Kun-
den von Teqcycle Solutions sind Hersteller,    Sammelpartner bei
Handel, Netzbetreiber und Organisatoren        ●● 2011 „Ein Herz für Kinder“
gemeinnütziger Sammlungen.                        der Deutschen Telekom
                                               ●● 2012/13 „Handys Clever entsorgen“

Durch sinkende Rohstoffpreise und                 des Bayerischen Umweltministeriums
immer effizienteren Rohstoffeinsatz seien      ●● 2012 „Die Rohstoffexpedition“ des

die Erlöse aus dem Recycling gesunken.            Bundesministeriums für Bildung und
Es sei daher der Erlös aus der Vermark-           Forschung
tung, der die Rücknahme von Mobil-             ●● seit 2014 „Holt die Grufties raus!“

funkaltgeräten wirtschaftlich am Leben            der Deutschen Telekom mit der
                                                                                           „Wir brauchen eine Konsoli­
erhalte, berichtete Bunk mit Blick auf die        Staatskanzlei Saarland                   dierung der Sammlungen
Erlöszahlen für das Recycling und die          ●● seit 2014 „Happy Handy“ des IZMF
                                                                                           unter einem Dach, ­das Akzep­
Vermarktung wiederverwendbarer Geräte.         ●● seit 2014 Betreiber der Sammelplatt-
                                                                                           tanz und Vertrauen beim End­
Für die Rücknahme von Altgeräten for-             form „Handysammelcenter“ der             kunden genießt und natürlich
derte Bunk, sollten stets strenge Regeln          Deutschen Telekom                        auch effizient ist.“
beachtet werden, damit kein E-Schrott                                                      Alena Bunk, Teqcycle Solutions
außerhalb Europas verbracht wird und die       Vermarktung
Wiedervermarktung nur nach professio-          ●● Anteil: Durchschnittlich sind 19 % der
neller Datenlöschung erfolgt.                     Geräte potenziell wiedervermarktbar
                                               ●● Verkaufsgebiete am Beispiel der Sam-

Auch Bunk identifizierte die große Anzahl         melaktion „Handys clever entsorgen“
von verschiedenartigen Rückgabemöglich-           (2012): Asien, Westeuropa, Afrika,
keiten sowie Unsicherheiten im Hinblick           Dubai, Osteuropa
auf den Umgang mit gespeicherten Daten         ●● Erlös: 10 bis 14 Euro pro Gerät*

als Rückgabehemmnis für viele Bürger.
Außerdem gibt es auch aus ihrer Sicht zu       Recycling
viele unterschiedliche Sammlungen: „Wir        ●● durchschnittliche Gewinnung pro
brauchen eine Konsolidierung der Samm-            Tonne Mobilfunkgeräte: 1.400 g Silber,
lungen unter einem Dach, das Akzeptanz            320 g Gold, 56 g Palladium
und Vertrauen beim Endkunden genießt           ●● Erlös: 0,90 bis 1,00 Euro pro Gerät*

und natürlich auch effizient ist.“
                                               * Nettoerlöse vor Abzug operativer Kosten

                                                                                                                            15
Auf den Sammelerfahrungen
                                              aufbauen – Wie nun weiter?

                                              Die folgende Diskussion nahm verschie­        Da im metallurgischen Prozess ohnehin
                                              dene Aspekte in den Fokus:                    nicht alle Metalle zurückgewonnen wer-
                                                                                            den können, müssten Entscheidungen ge-
                                              Die Rolle des Staates                         troffen werden, welche der Rohstoffe für
                                              Angesichts der harten Marktsituation der      Deutschland volkswirtschaftlich relevant
                                              Hersteller und der bestehenden Rahmen-        seien. „Hier müssen wir weiterdenken.
                                              bedingungen sahen zahlreiche Teilnehmer       Das ist mehr als nur über die Handyrück-
                                              auch den Staat in der Pflicht. Dieser müsse   nahme vom Verbraucher nachzudenken,
                                              den ordnungsrechtlichen Rahmen so             dazu gehört zum Beispiel auch die Imple-
                                              gestalten, dass unökologische Geschäfts-      mentierung von an spezifische Inhalts-
                                              praktiken verhindert würden, lautete die      stoffe der Altgeräte angepasste Behand-
                                              Forderung. Mit dem Hinweis, dass dies         lungs- und Aufbereitungsverfahren“, so
                                              nicht national, sondern nur europäisch        die Vertreterin vom Umweltbundesamt,
                                              geregelt werden könne, relativierten andere   Christiane Schnepel.
                                              diese Forderung.
                                                                                            Die Zusammenarbeit stärken
                                              Die Rolle der Industrie                       Die vielfach geäußerte Forderung, nicht
                                              Als wichtigste Aufgabe der Hersteller         länger nur auf „Event-Sammlungen“ zu
                                              wurde die Verlängerung der Lebensdau-         setzen, griff Henning Friege noch einmal
                                              er der Geräte genannt – sei es durch die      auf. „Die Event-Sammlungen sind erstens
                                              Austauschbarkeit der Akkus oder durch die     teuer und zweitens unsystematisch. ­
 „Die Event-Sammlungen sind
 erstens teuer und zweitens unsys­            Garantie, dass Software-Updates über eine     Wir brauchen aber ein System“, so Friege,
 tematisch. Wir brauchen aber ein             bestimmte Zeit kompatibel sind. Einige        „das kollektiv, funktionsfähig und trans-
 System, das kollektiv, funktions­            Diskussionsteilnehmer wiesen zudem            parent ist.“ Einigkeit herrschte in der Dis-
 fähig und transparent ist.“                  darauf hin, dass auch die Netzbetreiber in    kussion, dass das zu schaffende System
 Henning Friege, N3 Nachhaltigkeitsberatung
                                              Deutschland Einfluss auf die Eigenschaften    nicht nur für Handys, sondern auch für
                                              der Geräte nehmen können. „Schließt euch      Computer und andere Elektronikgeräte
                                              zusammen und nutzt eure Marktmacht            geeignet sein müsse. Zudem ist nach
                                              gegenüber den Herstellern“, lautete die       Ansicht vieler Teilnehmer eine stärkere
                                              Aufforderung aus dem Teilnehmerkreis.         Zusammenarbeit der Behörden vonnöten,
                                                                                            um die schwarzen Schafe zu packen, die
                                              Über Mobilfunkgeräte hinausdenken             es beim Ankauf und beim Vertrieb von
                                              Um die Rücknahme von Elektroklein-            Elektro­k leingeräten überall gibt.
                                              geräten auf Dauer wirtschaftlich profi-
                                              tabel zu machen, reichen Maßnahmen
                                              zum Handyrecycling nicht aus. Da es
                                              nach Schätzungen der Fachleute hierbei
                                              lediglich um 10.000 bis 15.000 Tonnen
                                              gesammelte Geräte geht, ist das einigen
                                              Teilnehmern zufolge zu wenig, um die
                                              wenigen metallurgischen Hütten in
                                              ­Europa zu kostspieligen Investitionen
                                               in die Rückgewinnung von strategisch
                                               wichtigen Metallen zu bewegen. ­­

16
Ideen aus den Sammelboxen

Während der Veranstaltung waren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen immer wieder ­
auf­gerufen, in Kleingruppen über das Erfahrene in einen kurzen zwanglosen Meinungs­
austausch einzutreten. Mithilfe von Formblättern wurden auf dieser Grundlage folgende
Ideen zum Thema formuliert:

Thema: Sammelstellen

●● Rücknahmepflicht für den Handel, unabhängig von der Verkaufsfläche
●● Rücknahmepflicht für Lebensmittelhandel mit Elektroverkaufsfläche
●● Rücknahmepflicht für Discounter
●● Rücknahmepflicht für Internethandel
●● Recyclingboxen in Internetcafés
●● Haushaltsnahe Abholung aller Elektronikgeräte

   (z. B. per Schadstoffmobil)
●● kommunale Sammelaktionen auf Märkten, Flohmärkten und anderen

   „gesellschaftlichen Ereignissen“
●● Stärkung der Getrenntsammlung von Mobilfunkgeräten
●● Kommunen sollten (unabhängig von EAR) sammeln dürfen
●● Zulassung der Entsorgungsfachbetriebe für die direkte Sammlung
●● App, die nächstgelegene Rückgabestelle meldet

Thema: Kampagnen und Kommunikation

●● gemeinsame, zentrale und bundesweite Aktion aller beteiligten Akteure
   zu den Themen Handynutzung und Nachhaltigkeit, Ressourcenschutz,
   Sinn von Wiederverwendung und Recycling von Handys
●● Handy-Sammelaktionen nachahmbar für andere Geräte machen
●● Bewusstseinsbildung / Bündelung von Informationen an einem Aktionstag
●● Schaffung eines Kommunikationsfonds, der Kampagnen finanziert

   (Finanzierung durch Prozentsatz auf Umsatz / Herstellerabgabe)
●● Zielgruppenspezifische Kommunikation (z. B. Schulen, Presse)
●● Etablierung neuer Statussymbole

Thema: Längere Lebensdauer und Re-Use

●● Pfandlösungen für Handys einführen
●● Nutzungsdauer erhöhen durch modularen Aufbau der Geräte
   (Akku, Kamera, Prozessor, Displays, Stecker austauschbar machen)
●● längere Software-Kompatibilität / Updates über einen längeren,

   festgelegten Zeitraum ermöglichen, ggf. gesetzlich verbindlich machen
●● gemeinsame Schaffung von Lösungen für Redistribution

   durch Kommunen, Handel und Hersteller
●● Reparierbarkeit und Zerlegbarkeit als europaweite Vorgabe
●● Leasingmodelle und Tauschprogramme entwickeln
●● Aktionen „Alt gegen Neu“ mit finanziellem Anreiz zur Steigerung des Rücklaufs
●● Ächtung von Werbung zu 1-Jahres-Angeboten

                                                                                        17
Thema: Bildung

     ●● Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien zur gezielten Umweltbildung
     ●● langfristige Aktionen, die bei jungen Leuten ansetzen und Ressourcenbewahrung
        selbstverständlich machen
     ●● Verbindung von Bildungsmaßnahmen mit Sammelaktionen
     ●● Verlosung, Sammelwettbewerbe, Handy-Weitwurf und Handy-Zerlegung als Spiele
     ●● Informationen für Verbraucher im Handel

     Thema: Datensicherheit und Datensicherung

     ●● zertifizierte Datenlöschung als Service bei Rückgabe
     ●● fest installierte App für sichere Datenübertragung und
        Datenlöschung auf jedem Handy
     ●● extra entnehmbare Speichermedien für private Daten
     ●● Datenumzugsservice bei Neukauf
     ●● generell Bereitschaft stärken, an Lösungen zu

        Datensicherheit und Datensicherung zu arbeiten

     Thema: Transparenz

     ●● Transparenz über Recyclingwege generell verbessern
     ●● Angabe von Masse, Anteil der Wiederverwendung, Akkugewicht etc.
        bei allen Handyrücknahme-Aktionen
     ●● Informationen zugänglich machen:

        Wie viel Prozent der Geräte werden in der EU recycelt?
        Wie viele Rohstoffe werden wirklich gewonnen?

18
Sammelquoten erhöhen durch
gemeinsame Aktivitäten?

Der Moderator des Kommunikations­            Ziel sollte möglichst „eine gemeinsame
forums Frank Claus fasste die Gesprächs­     Aktion unter einem starken Dach“ sein, so
ergebnisse mit der folgenden Skizze          der grundsätzliche Tenor.
zusammen:
                                             Der Staat als zentraler Akteur?
                                             Gleichwohl wurde die Aussicht auf eine
                                             nationale, wenn nicht sogar europäisch
                                             koordinierte Sammlung als Zukunftsmu-
                                             sik bewertet. Dessen ungeachtet wünschen
                                             sich aber viele Teilnehmer des Kommuni-
                                             kationsforums, dass die Politik als Koor-
                                             dinator und Kommunikator eine aktivere
                                             Rolle spielen solle und nicht ausschließ-
„Der Tropfen ist die Kurzfassung von Frau    lich Hersteller, Netzbetreiber oder andere
Wiebuschs Vortrag“, erläuterte Claus die     Akteure in die Pflicht genommen würden.
Skizze. Diesem Bild zufolge mache jeder
ein bisschen und die Tropfen ergäben am      Telekommunikationsberater Ernst Fischer
Ende ein Rinnsal. „Das gemeinsame Dach,      betonte: „Ohne eine einheitliche Kom-
die gemeinsame Kampagne dagegen ist          munikation wird es keine erfolgreiche
das Fazit aus vielen Wortmeldungen des       Sammlung geben.“
Tages“, so Claus weiter. So könne sich
am Ende doch ein breiter Strom ergeben.      Als beispielhaft wurde auf die Sammel­         „Ohne eine einheitliche Kommu­
Zwischen diesen beiden Polen habe sich       aktionen im Saarland und in Bayern             nikation wird es keine erfolgreiche
                                                                                            Sammlung geben.“
die Debatte in seiner Wahrnehmung im         verwiesen. Viele vertraten die Ansicht, dass
Tagesverlauf bewegt, sagte Claus als Anre-   wahrscheinlich nur der Staat in der Lage       Ernst Fischer, eficom

gung für die Abschlussdiskussion.            sei, ein von allen akzeptiertes Dach zu
                                             schaffen.
Wunsch nach Zusammenarbeit
der Akteure
Den Wunsch, die Zusammenarbeit der
verschiedenen Akteure zu verbessern,
äußerten viele Teilnehmer in der abschlie-
ßenden Diskussion sehr deutlich. Verlangt
wurde „eine zentrale Anlaufstelle, eine
Adresse, eine App“, unter der Verbraucher
alles dazu erfahren können, wie mit dem
Handy verfahren werden sollte. Angeregt
wurden auch eine „starke gemeinsame Ak-
tion“ sowie ein Erfahrungsaustausch unter
all jenen, die Sammelaktionen machen.

                                                                                                                              19
Schlussworte

Dr. Thomas Rummler, BMUB

In seinem Schlusswort zum Kommunikationsforum versprach Thomas Rummler an erster
Stelle, die Anregung aufzunehmen, dass sich die Politik verstärkt als Multiplikator einbrin-
gen solle. Zudem begrüßte der Ministerialdirigent, dass es unter den Teilnehmern insofern
einen Konsens gebe, dass alle den Ressourcenschutz verbessern und die Rücklaufquoten
der Handys erhöhen wollten. Auch die Verbesserung der Wiederverwendung und des Recyc-
lings sei ein gemeinsames Ziel. Dennoch wies Rummler darauf hin, dass es nicht ausreiche,
isoliert über den Umgang mit Handys nachzudenken. „Wir müssen sehen, dass es neben
Smartphones, Notebooks, Laptops natürlich genauso um den Rasierer, die elektrische
­Zahnbürste und die Kaffeemaschine geht.“ Das Bild vom „Tropfen auf den heißen Stein“
 wollte Rummler so nicht annehmen, sondern vertrat die Ansicht, dass die verschiedenen
 Sammelaktionen in der Summe „den Stein durchaus höhlen könnten“. Das Ziel sei, dass ­
 die Rückgabe des Handys zur Normalität werde. Das entwerte jedoch nicht die Sammel­
 aktionen; diese hätten neben konzertierten Aktionen einen eigenen Wert. Darüber hinaus
sprach sich Rummler für „mehr neue Wege“ in der Praxis aus. Insbesondere solle über ­
 mehr Leasing-Angebote, mehr Angebote „Alt gegen Neu“ sowie auch über finanzielle
 ­Anreize zur Rückgabe von Handys nachgedacht werden.

Dagmar Wiebusch, IZMF

Dagmar Wiebusch nahm in ihrem Schlusswort das Bild vom Tropfen zum Dach auf. Sie
begrüßte, dass sich viele der Teilnehmer zumindest eine langsame Annäherung an das
„Dach“ wünschten. Sie wollte jedoch angesichts der Vielzahl der Interessen bei diesem
Thema nicht der Illusion erliegen, dass man so etwas schnell hinbekäme. „Unter einem
solchen Dach müssten sehr viele, sehr unterschiedliche Interessen berücksichtigt werden.“
Wiebusch empfahl, sich Stück für Stück mit kleineren Aktionen auf den Weg zu machen
– sich etwa erst einmal zusammenzusetzen, um die Sammelerfahrungen auszutauschen.
„Überlegen Sie, an welcher Stelle Sie selber aktiv werden können“, appellierte Wiebusch ­
an die Teilnehmer. „Wir als IZMF werden auf jeden Fall weiter darüber nachdenken, wie ­
wir in diesem Bereich sinnvolle Anstöße geben können.“
Teilnehmerliste

  Teilnehmer des 11. Kommunikationsforums Mobilfunk

  Frank Becker                                    Alexander Kraemer                         Heinz Philipps
  TU Berlin – Wissenschaftsladen kubus            AfB social & green IT                     Deutsche Funkturm GmbH

  Melanie Borsos                                  Christina Kubick                          André Pohl
  Telefónica Deutschland Holding AG               Senatsverwaltung für Stadtentwicklung     Hellmann Process Management
                                                  und Umwelt Berlin                         GmbH & Co. KG
  Christoph Brellinger
  VERE e. V.                                      Jörg Lacher                               Sascha Roth
                                                  bvse e. V.                                NABU Bundesgeschäftsstelle
  Gabriele Breuer
  Deutsche Umwelthilfe e. V.                      Horst Lasarzewski                         Thomas Rummler
                                                  Ministerium für Ländliche Entwicklung,    Bundesministerium für Umwelt,
  Alena Bunk                                      Umwelt und Landwirtschaft des Landes      Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
  Teqcycle Solutions GmbH                         Brandenburg
                                                                                            Thomas Scharfstädt
  Rolf Buschmann                                  Fritz Lauer                               Technikdialog
  Bund für Umwelt und Naturschutz                 Deutsche Telekom Technik GmbH
  Deutschland (BUND)                                                                        Christiane Schnepel
                                                  Jürgen Lekscha                            Umweltbundesamt
  Günter Dehoust                                  LWB - Lichtenberger Werkstatt
  Öko-Institut e. V.                              für Behinderte gGmbH                      Heike Schroeder
                                                                                            Bundesministerium für Umwelt,
  Annelie Evermann                                Sabine Lemke                              Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
  WEED e. V.                                      NABU Bundesgeschäftsstelle
                                                                                            Rainer Stocker
  Ernst Fischer                                   Karsten Menzel                            Deutsches Institut für Urbanistik
  eficom e. K.                                    E-Plus Mobilfunk GmbH
                                                                                            Cornelia Szyszkowitz
  Harald Freissmann                               Hilmar Möhlmann                           Deutsche Telekom Technik GmbH
  Senatsverwaltung für Stadtentwicklung           E-Plus Mobilfunk GmbH
  und Umwelt Berlin                                                                         Dirk Ulrich
                                                  Franziska Müller                          Teqcycle Solutions GmbH
  Henning Friege                                  Deutsche Umwelthilfe e. V.
  N³ Nachhaltigkeitsberatung                                                                Claudio Vendramin
  Dr. Friege & Partner                            Alexander Neubauer                        Arbeitskreis Recycling e. V.
                                                  Verband kommunaler Unternehmen e. V.
  Thomas Grund                                                                              Dagmar Wiebusch
  Stiftung Warentest                              Julia Nordmann                            Informationszentrum Mobilfunk e. V.
                                                  Wuppertal Institut für Klima,
  Heike Gundlich                                  Umwelt, Energie GmbH                      Julika Witte
  Hessisches Ministerium für Umwelt, Klima-                                                 Informationszentrum Mobilfunk e. V.
  schutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz    Elisabeth Nunweiler
                                                  Umweltbundesamt                           Julia Wolf
  Janina Günther                                                                            Dr. Brüning Engineering UG
  Bundesministerium für Wirtschaft und Energie    Annekathrin Odendahl
                                                  Umweltbundesamt                           Carolin Wolf
  Michael Hadamczik                                                                         Informationszentrum Mobilfunk e. V.
  Deutsche Umwelthilfe e. V.                      Guido Odendahl
                                                  Umweltbundesamt                           Moderation:
  Ralf Häußler                                                                              Ann-Kathrin Kühr, Frank Claus
  Evangelische Landeskirche Württemberg           Kerstin Olschewski                        iku Die Dialoggestalter
                                                  Ministerium für Energiewende,
  Philip Heldt                                    Landwirtschaft, Umwelt und ländliche      Dokumentation:
  Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V.   Räume Schleswig-Holstein                  Eva Mahnke
                                                                                            Journalistin
  Dirk Jarzina                                    Siegmar Otto
  Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf                  Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg   Fotograf:
                                                                                            Wolfgang Reiher
  Dirk Jepsen
  Ökopol Institut GmbH

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