Nachhaltigkeits-Barometer 2020 - Was den Deutschen wichtig ist und wen sie in der Pflicht sehen
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Nachhaltigkeits-Barometer 2020 Was den Deutschen wichtig ist und wen sie in der Pflicht sehen Studie | März 2020
Steckbrief zur Studie • Befragter Personenkreis: deutsche Wohnbevölkerung ab 16 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland • Anzahl der Befragten: 2.132 • Auswahlmethode: repräsentative Quotenwahl • Form des Interviews: schriftlich online • Repräsentativität: repräsentativ für den befragten Personenkreis • Befragungszeitraum: Dezember 2019 • Methodische Konzeption und Durchführung: Truth, Instinctif Partners, Dynata 2
Inhalt Vorworte .......................................................................................................... Seite 4 Wichtigste Ergebnisse ............................................................................... Seite 6 Konsequenzen für die Kommunikation ............................................ Seite 9 1. Finanzielle Sicherheit und Gesundheit vor Umweltschutz Seite 10 2. Optimismus für das eigene Leben, aber nicht für die Welt Seite 12 3. Große Sorgen ums Klima, aber es gibt auch andere Probleme auf der Welt .......................................................................... Seite 14 4. Konsens über die Auswirkungen des Klimawandels – für eine Mehrheit ist der Wandel schon da ................................ Seite 18 5. Vor allem Regierungen anderer Länder und die Unternehmen werden in der Pflicht gesehen ........................... Seite 20 6. Unternehmen in der Pflicht und unglaubwürdig .................. Seite 22 7. Persönliche Beiträge zum Umweltschutz im kleinen Wirkungskreis .............................................................................................. Seite 24 8. Der Wille ist da, aber nachhaltiger Konsum bleibt schwierig ...................................................................................................... Seite 27 9. Unternehmen und Branchen am Pranger .................................. Seite 30 Verzeichnis der Schaubilder .................................................................. Seite 32 3
Liebe Leserinnen und Leser, die Welt verändert sich rasant. Und mit ihr unsere Perspektive, die wir auf diese Welt einnehmen. Der Wohlstand wächst. Wir leben länger und gesünder als jemals zuvor. Gleichzeitig fühlen sich viele Menschen existenziell bedroht – der Klimawandel setzt die Welt in Flammen. Wir können die Perspektive des „Club of Rome“ einnehmen und die Welt dem Untergang geweiht sehen. Oder wir sehen es wie der Zukunftsforscher Herman Kahn, der in seinem 1971 erschienen Buch „Ihr werdet es erleben“ die menschliche Fähigkeit beschwört, alle Probleme lösen zu können. Wir entscheiden, woran wir glauben. Geleitet werden wir in unserer Einstellung von persönlichen Erfahrungen genauso wie von Informationen, die wir täglich erhalten, und den Stimmungen, die wir im sozialen und medialen Umfeld aufnehmen. Darum ist es immer wieder wichtig, Stimmungen und Fakten abzugleichen. Ist eine Panik gerechtfertigt und höchste Eile geboten? Oder können wir uns mit ruhiger Hand den kritischen Themen widmen? Um die aktuelle Stimmung in Deutschland aufzunehmen, haben wir das Instinctif Partners Nachhaltigkeits-Barometer erstellt, das die Meinungen der Bevölkerung zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen untersucht. Welche Themen sind den Deutschen im Dreieck der Nachhaltigkeit aus Ökonomie, Ökologie und Sozialem wichtig? Worüber machen sie sich Sorgen? Wen sehen sie in der Pflicht, um dem Klimawandel zu begegnen? Als Kommunikationsberatung interessiert uns im Besonderen die Erwartungen der Bevölkerung an die Unternehmen. So viel vorweg: Kein Unternehmen kommt mehr an dem Thema Nachhaltigkeit vorbei. Reines „Greenwashing“ wird zunehmend enttarnt und ist keine Option für ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Andererseits gibt es die Chance, den Erwartungen mit geeigneten Maßnahmen entgegenzukommen und durch begleitende Kommunikation Vertrauen aufzubauen. Vertrauen darin, dass die Geschäftsleitung das Unternehmen zum Teil der Lösung für mehr Nachhaltigkeit macht und nicht zum Problem. So wächst die Reputation, die die Grundlage für jedes erfolgreiche Geschäftsmodell bildet. Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre. Ihr Dr. Götz Schlegtendal Managing Partner, München 4
Liebe Leserinnen und Leser, das Paradox gehört zur menschlichen Natur. Wir alle wollen eine bessere Welt, stoßen aber stets auf Grenzen und Sachzwänge, die uns an der Verwirklichung hindern. So rufen wir nach höheren Instanzen, die diese Hindernisse beseitigen sollen. Das ist beim Thema Klimawandel nicht anders. Vor allem Regierungen und Unternehmen sollen dem Klimawandel entgegenwirken. Sich selbst sieht die deutsche Bevölkerung beim Klimaschutz erst an dritter Stelle in der Pflicht, obwohl sich die überwältigende Mehrheit der Bundesbürger große Sorgen macht. Man mag das als bequeme Haltung abtun, aber sie hat Folgen. Und Unternehmen werden es sich zukünftig nicht mehr leisten können, sie zu ignorieren. Von allen Seiten, nicht nur vom besorgten Konsumenten, kommen sie zunehmend unter Druck. Doch es sind in erster Linie Politik und Investoren, die sich des Themas angenommen haben. Die politischen Entscheider in Brüssel und Berlin sorgen mit rechtlichen Rahmen- bedingungen für Veränderungsdruck. Der Green Deal der Europäischen Kommission gibt die Richtung vor. Die Klimaneutralität soll bis zum Jahr 2050 erreicht werden – mit in der Breite und Tiefe kaum auszumalenden Konsequenzen für alle, auch für das Wirtschaftsleben. Die Zeit bis dahin erscheint lang, und man kann vermuten, dass Unternehmen dazu neigen könnten, Entscheidungen hinauszuzögern. Damit wären sie aber schlecht beraten. Investoren und Kapitalgeber warten nämlich nicht bis zum Jahr 2050. Sie passen die Anlagestrategien ihrer Investmentfonds und ihre Kreditvergaberichtlinien schon heute sukzessive an. Denn keiner will auf sogenannten Stranded Assets, also auf wertlos gewordenem Vermögen sitzen bleiben. Dazu kann die Beteiligung an einem Braunkohlekraftwerk genauso gehören wie Anteile an einem Zulieferer für Dieselmotoren. Unternehmen, die keine Nachteile in Finanzierungsfragen erfahren möchten, sollten also schon heute reagieren. Der erste Schritt muss dabei in Richtung Transparenz gehen. Wie ist der Status quo? ESG-Berichte sind das neue Pflichtprogramm. Die Kür geht jedoch erheblich weiter – denn es gilt, auch die Investoren von dem eigenen Engagement langfristig zu überzeugen. Greenwashing war gestern. Ihr Carsten Böhme Managing Partner, Frankfurt 5
Wichtigste Ergebnisse Die Deutschen sehen bei Nachhaltigkeit Unternehmen in der Pflicht – und glauben ihnen nicht Das Instinctif Partners Nachhaltigkeits-Barometer 2020 belegt die große Bedeutung des Themas Klimawandel und Umweltschutz in Deutschland. So zeigen sich 70 Prozent der Befragten um den Klimawandel besorgt oder sehr besorgt. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) meint, dass die Auswirkungen des Klimawandels bereits jetzt sichtbar sind. Nach den entscheidenden Akteuren im Kampf gegen den Klimawandel gefragt, sehen die Deutschen vor allem Regierungen anderer Länder und Unternehmen in der Pflicht. An dritter Stelle sehen sie sich selbst, und an vierter Stelle soll die Bundesregierung entsprechende Maßnahmen ergreifen. Gleichzeitig vertraut die Hälfte der Deutschen (48 Prozent) den Unternehmen eher nicht oder überhaupt nicht, wenn es um Aussagen über die eigenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels geht. Die Erwartung der Menschen an die Unternehmen ist daher groß, das Vertrauen und die Reputation gleichzeitig gering. Darum sollten die Unternehmen ihre Bemühungen in Sachen Umwelt- und Klimaschutz verstärken und überzeugender kommunizieren. Neben Umwelt hat auch ein soziales Thema große Relevanz Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) stimmt der Aussage, dass der Klimawandel das entscheidende Problem unserer Zeit ist, voll und ganz zu. 76 Prozent der Deutschen stimmen aber auch mit der Aussage überein, dass der Klimawandel zwar wichtig ist, es aber noch viele andere Probleme auf der Welt gibt. So sind 81 Prozent ebenso wegen des Plastiks in den Weltmeeren und 73 Prozent wegen der Entwaldung des Planeten besorgt oder sehr besorgt. Dabei handelt es sich nicht um reine Jugendthemen. Vielmehr zeigt sich die Besorgnis über alle Altersgrenzen hinweg. 72 Prozent der Deutschen sind ebenfalls über das Wachsen der Einkommensungleichheit und damit das Öffnen der Schere zwischen Arm und Reich besorgt oder sehr besorgt. 6
Persönliche Beiträge zu mehr Nachhaltigkeit eher im kleinen Wirkungskreis Nach ihrem persönlichen Umweltbeitrag gefragt, geben rund vier von fünf Befragten (78 Prozent) am häufigsten an, bei Ihrem Einkauf regelmäßig oder immer auf Plastiktüten zu verzichten und wiederverwendbare Tragetaschen zu verwenden. 67 Prozent wollen so viel zum Recycling geben wie möglich. 58 Prozent versuchen auch außer Haus, ihren Abfall zu recyceln. Aus Umweltbewusstsein häufiger öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, gibt hingegen nur etwas mehr als jeder dritte Deutsche an (36 Prozent). 29 Prozent der Deutschen wollen mehr Fahrten mit dem Fahrrad erledigen (nicht zur Freizeit). Und 30 Prozent möchten den von ihnen verursachten CO2-Ausstoß (z.B. bei Flugreisen) ausgleichen. Insgesamt fällt auf, dass sich die konkreten Umweltmaßnahmen der Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich auf kleinere Maßnahmen wie den Verzicht auf Plastiktüten oder das Engagement beim Recycling beschränken. Wenn für 70 Prozent der Befragten der Klimawandel ein dringliches Problem ist und die eigene Verantwortung zu seiner Bekämpfung an dritter Stelle gesehen wird, scheint das eigene Engagement sehr begrenzt. Der Wille ist da, doch mehr Nachhaltigkeit im Alltag bleibt schwierig Die Mehrheit der Deutschen (55 Prozent) gibt an, grundsätzlich nachhaltiger leben zu wollen, findet es aber schwierig zu wissen, wie. 61 Prozent stimmen demnach der Aussage zu, dass es viele widersprüchliche Informationen zum Thema Nachhaltigkeit gibt. 41 Prozent der Deutschen sehen hier ein zentrales Hemmnis für eigene Entscheidungen zugunsten der Nachhaltigkeit. Noch mehr Deutsche, 43 Prozent, sehen zusätzliche Kosten beim Kauf nachhaltiger Produkte als Hindernis. 38 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Bekundungen der Unternehmen zur Ethik ihres Verhaltens oder der Produkte kaum glaubwürdig sind. Am schwierigsten erscheint den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Meinungsbildung bei der Geldanlage. Jeder vierte Deutsche (25 Prozent) empfindet es als schwierig oder sehr schwierig, eine Anlageentscheidung zugunsten nachhaltiger Wirkung zu treffen. 7
Bei Kleidung stehen Nachhaltigkeitsaspekte – noch – im Hintergrund Einen großen Teil ihrer Konsumausgaben wenden die Deutschen für Kleidung auf. Wenn die Deutschen Kleidung einkaufen, ist ihnen die Qualität und das Preis- Leistungs-Verhältnis am wichtigsten. 69 Prozent geben an, dass ihnen die Qualität, und 68 Prozent, dass ihnen das Preis-Leistungs-Verhältnis relativ oder sehr wichtig sind. Fast jeder zweite Deutsche (49 Prozent) gibt an, dass auch ethische Produktion (z.B. keine Kinderarbeit, faire Bezahlung) ihm/ihr ebenfalls relativ oder sehr wichtig ist. Deutsche sehen einige vorbildliche Unternehmen – aber auch Negativbeispiele Das Unternehmen, das laut Umfrage am nachhaltigsten agiert (ungestützte Frage), ist der Lebensmitteleinzelhändler Rewe (33 Nennungen von 2.132 Befragten). Auch Edeka, Aldi und Amazon wurden jeweils 20 Mal genannt. Dagegen wurde der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé am häufigsten benannt bei der Frage, welche Unternehmen besonders wenig nachhaltig wirtschaften oder auf den Klimawandel schlecht reagieren (159 Nennungen, rund 7 Prozent von 2.132 Befragten). Die Automobilindustrie als Branche wurde bei dieser Frage 127 Mal genannt, der Hersteller VW 42 Mal. Auch RWE (34 Nennungen), H&M (29 Nennungen) und Primark (18 Nennungen) wurden als Negativbeispiele genannt. Weitere Branchennennungen waren Kohlekraftwerke (41 Nennungen), Fluggesellschaften (28 Nennungen) und die Kreuzfahrtindustrie (22 Nennungen). 8
Konsequenzen für die Kommunikation 1. Greenwashing ist „out“ Transparenz und Offenheit ist „in“, Greenwashing ist „out“ – Unternehmen sollten ihre Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit verstärken und glaubwürdi- ger kommunizieren. 2. Nachhaltigkeitsethos ist „in” Minimalismus bekommt eine neue Bedeutung. Konsumpräferenzen haben sich ethisch zu legitimieren. Konsumentscheidungen verschieben sich von einer Stilaussage hin zu einem Nachhaltigkeitsethos. 3. Nachhaltigkeit wird Teil des Markenkerns Die Menschen werden sich zunehmend Marken zuwenden, die ihre Wirkung auf breiterer Ebene fördern und verstärken. Nachhaltigkeit bekommt einen festen Platz im Markenkern. 4. Abfall wird immer schmutziger „Abfall“ wird ein immer schmutzigeres Wort. Die Menschen erwarten Nach- haltigkeit und Kreislaufwirtschaft entlang der gesamten Lieferkette. 5. Klimaschutz bewegt alle Altersgruppen Die Sorge um das Klima ist keine Frage des Alters. Sie betrifft alle Genera- tionen. Die Unternehmen sollten sich mit ihrem Engagement sämtlichen Stakeholdern zuwenden. 6. Agiles Engagement entscheidet über Erfolg Eine erweiterte Definition von Nachhaltigkeit und eine sich wandelnde und herausfordernde Umgebung erfordern von Unternehmen ein agiles Engage- ment, das sich stetig anpasst. 7. Toleranz für luxuriöse Produkte sinkt Produkte, die keinen rationellen Zweck erfüllen, büßen zunehmend an Akzeptanz ein. Die Toleranz für Luxus sinkt. 8. Siegel und Zertifikate geben Orientierung Widersprüchliche Informationen und Unkenntnis erschweren es den Men- schen, Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit zu treffen. Siegel und Zer- tifikate von anerkannten Instanzen unterstützen die Entscheidungen und können für mehr nachhaltigen Konsum sorgen. 9
1 Finanzielle Sicherheit und Gesundheit vor Umweltschutz Umweltschutz ist mindestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts für die Deutschen ein wichtiges Thema. Jedoch schwankt die Bedeutung über die Jahrzehnte hinweg, und andere Allgemeinthemen gewinnen zeitweise an Bedeutung. Eine deutliche Mehrheit von 56 Prozent der Deutschen gibt an, dass es ihnen relativ oder sehr wichtig ist, die Umwelt zu schützen. Auf den ersten Plätzen finden sich bei dieser Frage vor allem persönliche Themen der Befragten. So geben jeweils 76 Prozent der Befragten an, dass es Ihnen relativ oder sehr wichtig ist, die „finanzielle Sicherheit zu haben“ und „mich um meine Gesundheit zu kümmern“. „Das Leben genießen“ finden 63 Prozent der Deutschen relativ oder sehr wichtig. Den letzten Platz nimmt das Thema „für wohltätige Zwecke spenden“ ein. 23 Prozent der Deutschen geben an, dass ihnen dies relativ oder sehr wichtig ist (Schaubild 1). Schaubild 1: Persönliche Belange sind den Deutschen wichtiger als gesellschaftliche Aufgaben Welche Themen sind Ihnen wichtig? Finanzielle Sicherheit haben 44% 32% 76% Mich um meine Gesundheit kümmern 44% 31% 75% Mich um meine Familie kümmern 50% 24% 74% Ein guter Freund sein 39% 32% 71% Mich um die Gesundheit meiner Familie kümmern 43% 28% 71% Für die Zukunft meiner Familie vorsorgen 36% 28% 64% Für Beständigkeit im Leben sorgen 28% 36% 64% Finanziell für meine Familie sorgen 37% 27% 64% Das Leben genießen 32% 31% 63% Eine gute Mutter/Ein guter Vater sein 44% 18% 62% Die Umwelt schützen 29% 27% 56% Ein verantwortungsbewusster Bürger sein 23% 33% 56% So umweltbewusst wie möglich leben 25% 31% 56% Bei der Arbeit oder meinen Hobbys erfolgreich sein 20% 30% 50% Ein aktives Mitglied der Gesellschaft sein 14% 25% 39% sehr wichtig Für wohltätige Zwecke spenden 8% 15% 23% relativ wichtig 10
Beim Umweltbewusstsein spielt das Alter kaum eine Rolle. Über die Generationen hinweg zeigen sich alle Befragten ähnlich umweltbewusst. Hinsichtlich der Geschlechter zeigen sich bei einigen Themen jedoch deutliche Unterschiede. So geben 60 Prozent der Frauen an, dass Ihnen Umweltschutz relativ oder sehr wichtig ist, bei den Männern sind dies 52 Prozent. „So umweltbewusst wie möglich zu leben“, das ist 59 Prozent der Frauen und 52 Prozent der Männer relativ oder sehr wichtig. Nahezu alle abgefragten Themen haben für Frauen eine größere Bedeutung als für Männer. Allein „Finanziell für die Familie sorgen“ ist Männern etwas häufiger relativ oder sehr wichtig (Männer: 65 Prozent, Frauen: 63 Prozent) (ohne Schaubild). 11
2 Optimismus für das eigene Leben, aber nicht für die Welt Wir haben gefragt, wie optimistisch die Deutschen auf ihr eigenes Leben blicken und auf die Entwicklung der „Welt im Moment“. 62 Prozent der Deutschen geben mit Blick auf ihr eigenes Leben an, ziemlich oder sehr optimistisch zu sein. Ein hohes Haushaltseinkommen scheint dem Optimismus dabei zuträglich. Bei einem Jahreseinkommen von über 60.000 Euro zeigen sich sogar 75 Prozent mit Blick auf ihr Leben zuversichtlich. Zu ihrem Optimismus hinsichtlich der „Welt im Moment“ gefragt, sind hingegen nur 22 Prozent der Deutschen ziemlich oder sehr optimistisch. 42 Prozent geben wiederum an, dass sie hierbei sogar ziemlich oder sehr pessimistisch sind. Mit Blick auf das „eigene Leben“ haben nur 10 Prozent diese negative Sichtweise (Schaubild 2/3). Schaubild 2/3: Blick auf das „eigene Leben” und „die Welt im Moment” Wie blicken Sie auf ihr eigenes Leben? Wie blicken Sie auf die „Welt im Moment”? sehr sehr pessimistisch optimistisch sehr ziemlich 3% 4% pessimistisch pessimistisch 10% 7% sehr optimistisch ziemlich 13% optimistisch 18% weder noch ziemlich 28% pessimistisch 32% ziemlich optimistisch weder noch 49% 36% 12
Noch etwas genauer nachgefragt (hier ohne Schaubild), geben zudem 57 Prozent der Befragten an, dass sich die Lage „der Welt im Moment“ verschlechtert. Nur 6 Prozent meinen, die Lage „der Welt im Moment“ verbessert sich. 33 Prozent der Deutschen finden, es bleibe gleich. Hier zeigen sich die älteren Generationen besonders pessimistisch. Rund 65 Prozent der Deutschen über 55 Jahre geben an, dass die Welt sich ihrer Meinung nach zum Schlechteren wandelt. Wir wollten auch wissen, was schlechter oder besser wird, und haben den Befragten hierzu eine Auswahl an Themen genannt. 48 Prozent der Deutschen geben an, dass es durch den von Menschen und durch die Verbrennung fossiler Energieträger verursachten Klimawandel schlimmer wird. Noch mehr Menschen denken, dass die Ungleichheit beim Einkommen zunimmt. So sehen 60 Prozent der Deutschen die Schere zwischen Reich und Arm sich weiter öffnen und 58 Prozent die Lebenshaltungskosten steigen. Die Schere zwischen Arm und Reich sehen vor allem die älteren Generationen kritisch. Bei den über 55-Jährigen geben über 70 Prozent an, dass die Lücke sich vergrößert, während nur 47 Prozent der 16- bis 24-Jährigen dieser Meinung sind (Schaubild 4). Schaubild 4: Die meisten Deutschen sehen, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich öffnet „Es wird schlechter” wegen negativer Entwicklung von... Einkommensungleichheit (Schere Arm/Reich) 60% steigende Lebenshaltungskosten 58% vom Menschen verursachter Klimawandel 48% mangelnde Toleranz gegenüber anderen in der Gesellschaft 46% mangelnde politische Stabilität 44% verunreinigte Luft 41% wirtschaftliche Instabilität 33% schlechter Zugang zu Gesundheitsversorgung 32% weniger offene Stellen/Arbeitsplätze 23% 13
3 Große Sorgen ums Klima, aber es gibt auch andere Probleme auf der Welt Der Klimawandel ist eines der Top-Themen, um die sich die Deutschen sorgen. 70 Prozent der Deutschen zeigen sich darum besorgt oder sehr besorgt (32 Prozent „sehr besorgt“). Eine gleichlautende Umfrage in Großbritannien und Irland ergab, dass sich auch dort 72 Prozent der Menschen um den Klimawandel sorgen. In Deutschland zeigt sich die Besorgnis über alle Altersgrenzen hinweg. Neben dem Klimawandel gibt es aber andere Themen, die den Deutschen noch mehr Sorgen bereiten. Nach weiteren aktuellen Nachhaltigkeitsthemen gefragt, zeigen sich 81 Prozent der Deutschen vom Plastik in den Weltmeeren besorgt oder sehr besorgt. 73 Prozent sorgen sich um die Entwaldung unseres Planeten. 72 Prozent der Deutschen sind wiederum über das Wachsen der Einkommensungleichheit und damit dem Öffnen der Schere zwischen Arm und Reich besorgt oder sehr besorgt. Wenig besorgt sind die Deutschen über die Entwicklung der offenen Stellen und Arbeitsangebote. Nur etwa jeder vierte Deutsche (26 Prozent) zeigt sich bei diesem Thema besorgt oder sehr besorgt. Der Brexit macht den Deutschen ebenfalls kaum Sorgen. Nur 29 Prozent der Deutschen und damit nicht einmal jeder Dritte sorgte sich (im Dezember 2019) um den Ausstieg Großbritanniens aus der EU (Schaubild 5). Im Vergleich hierzu sorgten sich im Vereinigten Königreich, wo wir die Umfrage parallel durchgeführt haben, 57 Prozent der Menschen um den Brexit, in Irland sogar 61 Prozent. 14
Schaubild 5: Viele Sorgen um Plastik im Meer, weniger Sorgen um Arbeitsplätze Bei diesen Themen zeigen sich die Deutschen besorgt/sehr besorgt Verschmutzung der Meere durch Plastik 42% 40% 82% Abholzung 27% 46% 73% Größer werdende Schere zwischen Arm und Reich 29% 43% 72% Artensterben 24% 47% 71% Klimawandel 32% 38% 70% Saubere Luft/Luftverschmutzung 21% 44% 65% Zunehmender Populismus in der Politik 21% 40% 61% Politischer Rechtsruck 24% 35% 59% Wasserknappheit 17% 39% 56% Rezessionsrisiko 8% 33% 41% Großbritannien verlässt EU 8% 22% 30% sehr besorgt Offene Stellen/Arbeitsplätze 5% 21% 26% besorgt Mit Blick auf den Klimawandel wollten wir es noch genauer wissen und haben die Menschen nach ihrer Zustimmung zu einigen Aussagen hierzu gefragt. Der Aussage, dass „Klimawandel ein dringendes Problem” ist, stimmen 70 Prozent der Deutschen zu oder voll und ganz zu. 11 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage nicht oder überhaupt nicht zu (Schaubild 6). 15
Schaubild 6: Zustimmung zur Aussage, dass Klimawandel ein dringendes Problem ist Wie stehen Sie zu der Aussage, dass der Klimawandel ein dringendes Problem ist? stimme überhaupt nicht zu 4% stimme nicht zu 7% stimme voll und ganz zu 33% stimme weder zu noch nicht zu 19% stimme zu 37% 76 Prozent der Deutschen stimmen der Aussage zu, dass „Klimawandel zwar wichtig ist, aber es noch viele andere Probleme auf der Welt gibt“. Diese Sicht auf den Klimawandel bekommt mit zunehmendem Alter der Befragten mehr Zustimmung. So stimmen in der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen 87 Prozent dieser Aussage zu. Der Aussage, dass der Klimawandel das entscheidende Problem unserer Zeit ist, stimmen mehr als die Hälfte der Deutschen (54 Prozent) zu oder voll und ganz zu. 40 Prozent stimmen der Aussage zu oder voll und ganz zu, dass nicht genug gegen den Klimawandel getan wird. Nur etwa jeder zehnte Deutsche (11 Prozent) widerspricht der Meinung, dass der Klimawandel ein ernsthaftes Problem sei (Schaubild 7). 16
Schaubild 7: Zustimmung zu weiteren Aussagen zum Klimawandel Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen über den Klimawandel zu? Die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel ist wichtig, 26% 50% 76% es gibt aber auch noch viele andere Probleme auf der Welt Ich halte den Klimawandel für eine dringliche Angelegenheit 33% 37% 70% Ich halte den Klimawandel für das entscheidende Problem unserer Zeit 22% 33% 54% Ich mache mir Sorgen darüber, dass wir mit dem 11% 30% 40% Kohleausstieg in diesem Land nicht schnell genug sind Ich glaube, dass der Klimawandel auch Chancen mit sich bringen könnte 9% 31% 40% Ich glaube, dass wir noch Zeit haben, auf 7% 22% 29% den Klimawandel zu reagieren Ich halte die Risiken, die der Klimawandel birgt, für überbewertet 11% 17% 28% Ich glaube nicht, dass sich der Klimawandel stimme voll und ganz zu besonders stark auf Deutschland auswirken wird 6% 17% 23% stimme zu 17
4 Konsens über die Auswirkungen des Klimawandels – für eine Mehrheit ist der Wandel schon da Gefragt nach möglichen Auswirkungen des Klimawandels, machen sich drei von vier Deutschen (75 Prozent) insbesondere um Wetterextreme wie Stürme, Starkregen oder auch lange Trockenperioden Sorgen. Ähnlich viele befürchten, dass Tierarten aussterben, hier zeigen sich 74 Prozent besorgt oder sehr besorgt. 69 Prozent sorgen sich um ansteigende Meeresspiegel. 68 Prozent der Deutschen geben ihre Besorgnis um Massenmigration als Folge des Klimawandels an, 31 Prozent zeigen sich hierbei sogar sehr besorgt (37 Prozent „besorgt“). Besorgt oder sehr besorgt zeigen sich in Folge des Klimawandels auch 63 Prozent über eine „Bedrohung für Menschenleben“, 59 Prozent über die „körperliche Gesundheit der Menschen“, 54 Prozent über die „psychische Gesundheit der Menschen“ und 53 Prozent über eine „wirtschaftlichen Instabilität“ (Schaubild 8). Schaubild 8: Deutsche zeigen sich über vieles besorgt, besonders über Wetterextreme und Artensterben Über welche dieser Punkte sind Sie insbesondere hinsichtlich der potenziellen Auswirkungen des Klimawandels besorgt? Wetterextreme 30% 45% 75% Artensterben 29% 45% 74% Steigender Meeresspiegel 23% 45% 68% Massenmigration 31% 37% 68% Bedrohung für Menschenleben 20% 43% 63% Körperliche Gesundheit der Menschen 16% 43% 59% Psychische Gesundheit der Menschen 15% 39% 54% sehr besorgt Wirtschaftliche Instabilität 13% 40% 53% besorgt 18
Etwas mehr als jeder zweite Befragte (53 Prozent) meint, dass die Auswirkungen des Klimawandels bereits jetzt sichtbar sind. Insgesamt 81 Prozent der Deutschen sehen die Effekte des Klimawandels in Deutschland bereits jetzt oder erwarten sie innerhalb der nächsten 20 Jahre. 8 Prozent erwarten diese erst in über 20 Jahren, 5 Prozent in über 50 Jahren. Nur knapp jeder zehnte Deutsche (9 Prozent) erwartet überhaupt keine sichtbaren Effekte des Klimawandels in Deutschland (Schaubild 9). Schaubild 9: Eine Mehrheit sieht bereits Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland Wann erwarten Sie, deutliche Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland zu sehen? Die Auswirkungen sind bereits sichtbar 53% In den nächsten 5 Jahren 9% In den nächsten 6 bis 10 Jahren 10% In den nächsten 11 bis 20 Jahren 9% In den nächsten 21 bis 50 Jahren 5% In über 50 Jahren 3% Keine Auswirkungen in diesem Land 9% 19
5 Vor allem Regierungen anderer Länder und die Unternehmen werden in der Pflicht gesehen Danach gefragt, wer ihrer Meinung nach besonders gefordert ist, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen, sehen die Deutschen vor allem „andere Regierungen in der Welt“ und „die Unternehmen“ in der Pflicht. Bei der Möglichkeit, 100 Punkte zu vergeben, kamen die „anderen Regierungen“ im Durchschnitt auf 21 Punkte, die Unternehmen auf 18 Punkte. An dritter Stelle sehen die Deutschen sich selbst in der Pflicht, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen (16 Punkte). Erst an vierter Stelle findet sich die eigene Regierung, die sich für den Klimaschutz stark machen soll (15,5 Punkte; Schaubild 10). Schaubild 10: Vor allem andere Länder und die Unternehmen sollen Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen Wer trägt die Verantwortung, dem Klimawandel entgegenzuwirken? (ø von 100 Punkten) Andere Regierungen in aller Welt 20,9 Unternehmen 17,8 Die Bevölkerung (d. h. Menschen wie ich) 16,3 Die Bundesregierung 15,5 Die EU 12,6 Die UNO 8,1 Die Medien 5,4 Wohltätigkeitsorganisationen 3,4 20
Nur jeder vierte Befragte (25 Prozent) zeigt sich zuversichtlich oder sehr zuversichtlich, dass die Maßnahmen der Bundesregierung ausreichen, um dem Klimawandel zu begegnen. Andererseits sind rund 44 Prozent der Deutschen nicht oder überhaupt nicht zuversichtlich, dass die beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung ausreichen (Stichwort: „Klimapaket”), um dem Klimawandel entgegenzuwirken (Schaubild 11). Schaubild 11: Nur jeder vierte Deutsche ist mit dem „Klimapaket” zufrieden Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Bundesregierung ausreichende Schritte unternimmt, um dem Klimawandel zu begegnen? sehr zuversichtlich 5% überhaupt nicht zuversichtlich 16% zuversichtlich 20% nicht zuversichtlich 27% weder noch / weiß nicht 23% 8% Ich glaube nicht, dass die Bundesregierung dem Klimawandel entgegenwirken muss 21
6 Unternehmen in der Pflicht und unglaubwürdig Nicht nur gegenüber den Maßnahmen gegen den Klimawandel der eigenen Regierung, sondern auch gegenüber den Unternehmen überwiegt die Skepsis der Deutschen. So ist fast jeder zweite Deutsche (47 Prozent) nicht zuversichtlich oder überhaupt nicht zuversichtlich, dass die Maßnahmen der Unternehmen bereits ausreichen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Insgesamt sind nur 5 Prozent der Deutschen der Meinung, dass die Unternehmen nichts tun müssen, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Nur etwa jeder vierte Deutsche (24 Prozent) ist zuversichtlich oder sehr zuversichtlich, dass die Maßnahmen der Unternehmen bereits ausreichen (Schaubild 12). Schaubild 12: Maßnahmen von Unternehmen gegen Klimawandel mit wenig Glaubwürdigkeit Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Unternehmen ausreichende Schritte umsetzen, um dem Klimawandel zu begegnen? sehr zuversichtlich 5% überhaupt nicht zuversichtlich zuversichtlich 20% 19% nicht zuversichtlich weder noch / 27% weiß nicht 23% 5% Ich glaube nicht, dass die Unternehmen dem Klimawandel entgegenwirken müssen 22
Fast die Hälfte der Deutschen (48 Prozent) misstraut den Aussagen von Wirtschaftsunternehmen, über eigene Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. 17 Prozent geben sogar an, den Aussagen der Unternehmen überhaupt nicht zu vertrauen, 31 Prozent vertrauen eher nicht. Damit sieht eine Mehrheit der Deutschen zwar die Unternehmen in der Pflicht, glaubt ihnen aber gleichzeitig nicht, dass sie sich des Problems ausreichend annehmen. Das Misstrauen gegenüber den Unternehmen zeigt sich zudem in allen Alters- und Einkommensgruppen ähnlich. Hieraus lässt sich ein dringender Bedarf für Unternehmen ableiten, in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz ihre Maßnahmen zu verstärken und ihre Kommunikation zu verbessern (Schaubild 13). Schaubild 13: Viele Deutsche misstrauen den Aussagen der Unternehmen über ihre Maßnahmen gegen den Klimawandel Inwieweit vertrauen Sie den Aussagen von Unternehmen zu Maßnahmen, mit denen sie dem Klimawandel begegnen wollen? vollkommen 2% überhaupt nicht eher 17% 18% eher nicht 31% weder noch / weiß nicht 32% 23
7 Persönliche Beiträge zum Umweltschutz im kleinen Wirkungskreis Wir wollten von den Befragten wissen, welche Maßnahmen sie ergreifen, um die Umwelt zu schonen. Rund 4 von 5 Deutschen (78 Prozent) geben am häufigsten an, bei Ihrem Einkauf regelmäßig oder immer auf Plastiktüten zu verzichten und wiederverwendbare Taschen zu verwenden. 67 Prozent wollen so viel ins Recycling geben wie möglich. 58 Prozent versuchen auch außer Haus, den eigenen Abfall zu recyceln. Sich immer oder regelmäßig über relevante Umweltthemen und Nachrichten zu informieren, geben 57 Prozent der Befragten an. Und 47 Prozent der Deutschen erklären, Einwegplastik immer oder regelmäßig zu vermeiden. Aus Umweltbewusstsein öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, gibt hingegen nur etwas mehr als jeder dritte Befragte an (36 Prozent). 29 Prozent der Deutschen wollen mehr Fahrten mit dem Fahrrad erledigen (nicht zur Freizeit). Und 30 Prozent möchten den von ihnen verursachten CO2-Ausstoß (z.B. Flüge) ausgleichen (Schaubild 14). Schaubild 14: Großes Engagement nur bei wenig Aufwand Welchen persönlichen Umweltbeitrag leisten Sie regelmäßig oder immer? Wiederverwendbare Trage-/Einkaufstasche nutzen 78% Eigene Haushaltsabfälle recyceln 67% Außer Haus ins Recycling geben 58% Bezüglich aktueller Themen und Nachrichten auf dem Laufenden bleiben 57% Einwegplastik vermeiden 47% Nachfüllbare Wasserflasche verwenden 46% Bezüglich aktueller Umweltdebatten auf dem neuesten Stand bleiben 40% Nachhaltig angebaute Bio-Lebensmittel kaufen 36% Öffentliche Verkehrsmittel nutzen 36% Keine Produkte von Marken mit schlechter Nachhaltigkeit kaufen 31% Den verursachten CO2-Ausstoß (z. B. Flüge) finanziell ausgleichen 30% Auf das Fahrrad umsteigen (nicht Freizeit) 29% Verzehr tierischer Produkte vermeiden (z.B. Milcherzeugnisse, Fleisch) 20% In nachhaltige Unternehmen/Fonds/Projekte investieren 11% An Protesten über Themen teilnehmen, die einem am Herzen liegen 11% 24
Außerdem wollten wir wissen, inwieweit die Deutschen ihr Verhalten in den vergangenen zwölf Monaten geändert und worauf sie gegebenenfalls verzichtet haben. 31 Prozent der Befragten geben an, in den vergangenen zwölf Monaten Autofahrten vermieden zu haben, obwohl sie das früher in einer vergleichbaren Situation getan hätten. Fast jeder vierte Befragte (23 Prozent) gibt an, Produkte oder Dienstleistungen aufgrund der damit verbundenen Umweltbelastung nicht gekauft zu haben. Flüge vermieden hat nach eigenen Angaben knapp jeder vierte (23 Prozent) und auf Kreuzfahrten verzichtet fast jeder fünfte (19 Prozent) Deutsche. Jeder Dritte (33 Prozent) sagt aber auch, dass er in den vergangenen zwölf Monaten auf nichts verzichtet habe (Schaubild 15). Schaubild 15: Am ehesten vermeiden die Deutschen Autofahrten Auf welche Dinge haben Sie in den letzten zwölf Monaten verzichtet? Autofahrten 31% umweltbelastende Produkte oder Dienstleistungen 26% Etwas aufgrund der Ethik der betreffenden Marke nicht gekauft 23% Flüge 23% nicht nachhaltig verpackte Produkte 22% nicht nachhaltig hergestellte Materialien 19% eine Kreuzfahrt, die ich vielleicht gemacht hätte 19% Keine der Genannten 33% 25
Während die Deutschen über die Altersgrenzen hinweg bei vielen Themen gleicher- maßen verzichten wollen, geht beim Thema „Flüge“ das Verhalten der Generationen auseinander. So gibt bei den über 65-Jährigen fast jeder Dritte an, auf Flüge verzichtet zu haben (30 Prozent), von den 25- bis 34-Jährigen sagen das nur 15 Prozent. Gerade beim Fliegen scheiden sich offenbar die Geister. Die Freiheit, in die Welt zu fliegen, wollen gerade junge Menschen nicht so schnell aufgeben (Schaubild 16). Schaubild 16: Auf Fliegen verzichten? „Nein” sagen vor allem die jungen Deutschen Ich habe es vermieden zu fliegen, obwohl ich das früher getan hätte 33% 30% 26% 23% 20% 19% 17% 15% 16-24 25-34 35-44 45-54 55-64 65-74 ab 75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Es fällt auf, dass sich das konkrete Umweltengagement der Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich auf kleinere Maßnahmen wie den Verzicht auf Plastiktüten oder das Recycling beschränkt. Auf Fleisch zu verzichten oder CO2- Ausgleich zu bezahlen, dafür zeigen sich deutlich weniger Deutsche bereit. 26
8 Der Wille ist da, aber nachhaltiger Konsum bleibt schwierig Wollen die Deutschen nachhaltiger konsumieren? Und wenn ja, was hindert sie? Grundsätzlich gibt eine Mehrheit der Deutschen (55 Prozent)an, häufiger Entscheidungen treffen zu wollen, die der Nachhaltigkeit zugutekommen. Viele Befragte geben aber auch an, dass sie es schwierig finden zu wissen, wie sie als Verbraucher nachhaltigen Konsum fördern können. Von den Befragten stimmen 61 Prozent der Aussage zu oder voll und ganz zu, dass es viele widersprüchliche Informationen zu nachhaltigem Konsum gibt. 41 Prozent sehen hier ein zentrales Hemmnis für ihre eigene Entscheidung (Schaubild 17). 38 Prozent sind der Meinung, dass die Aussagen der Unternehmen zur Ethik ihres Verhaltens oder der Produkte kaum glaubwürdig sind. Diese Menschen kaufen darum letztlich, was sie kaufen möchten. Demnach sind es vor allem widersprüchliche Informationen und Unkenntnis, die es den Deutschen schwierig machen, Entscheidungen für einen nachhaltigeren Konsum zu treffen. Schaubild 17: Der Wille ist da, sich nachhaltiger zu verhalten, aber wie? Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? Es gibt viele widersprüchliche Informationen, 17% 44% 61% wie man Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit trifft Es ist grundsätzlich schwierig, Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit zu treffen 11% 45% 56% Die Aussagen der Unternehmen zu ethischem Verhalten sind unglaubwürdig, ich kaufe, was ich will 11% 27% 38% Ich habe keine Zeit, um zu recherchieren, wie stimme voll und ganz zu 8% 25% 33% nachhaltig etwas hergestellt wurde, das ich kaufen möchte stimme zu 27
Die Möglichkeiten, in verschiedenen Lebensbereichen Nachhaltigkeit zu fördern, bewerten die Deutschen sehr unterschiedlich. Eine Mehrheit von 53 Prozent sieht es vor allem bei Lebensmitteln und 54 Prozent bei Lebensmittelverpackungen als einfach oder äußerst einfach an, nachhaltiger zu konsumieren. Auch bei ihrem Energieversorger sehen es die meisten Deutschen (52 Prozent) grundsätzlich als einfach an, sich für nachhaltig erzeugte Energie zu entscheiden (Stichwort: Öko- Strom). Bei Reisen und Körperpflegeprodukten sind 45 Prozent der Meinung, dass es einfach oder sehr einfach sei, Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit zu treffen. Bei Kleidung sind es 42 Prozent, bei Möbel 37 Prozent und bei Heimtextilien (z.B. Teppiche, Stoffe) 36 Prozent der Deutschen, die es als einfach oder sehr einfach empfinden. Am schwierigsten scheint die Entscheidung für mehr Nachhaltigkeit bei der Geldanlage. Hier gibt jeder vierte Deutsche (25 Prozent) an, dass es sehr schwierig oder schwierig sei, eine Anlageentscheidung für mehr Nachhaltigkeit zu treffen (Schaubild 18). Schaubild 18: Entscheidungen für nachhaltig produzierte Lebensmittel scheinen machbar, bei der Geldanlage wird’s schwierig Wie einfach ist es, in den folgenden Bereichen Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit zu treffen? Lebensmittelverpackung 15% 39% 54% Lebensmittel (d. h. verpackte Nahrungsmittel) 14% 39% 53% Energieversorger für Ihr Zuhause 16% 36% 52% Körperpflegeprodukte 11% 35% 46% Reisen 13% 32% 45% Bekleidung 9% 34% 43% Möbel für Ihr Zuhause 8% 29% 37% Heimtextilien (z. B. Kissen, Teppiche) 8% 28% 36% äußerst einfach Geldanlagen 8% 22% 30% einfach Als Verbraucher geben die Deutschen einen großen Teil ihres Geldes für Kleidung aus. Dabeisind ihnen die Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis am wichtigsten. 69 Prozent geben an, dass ihnen die Qualität, und 68 Prozent, dass ihnen das Preis-Leistungs-Verhältnis relativ oder sehr wichtig sind. Fast jeder zweite Deutsche (49 Prozent) gibt an, dass auch ethische Produktion (z.B. keine Kinderarbeit, faire Bezahlung) relativ oder sehr wichtig ist (Schaubild 19). 28
Schaubild 19: Beim Kauf von Kleidung sind den Deutschen Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis am wichtigsten Wie wichtig sind Ihnen die folgenden Aspekte beim Kauf eines Kleidungsstücks? Qualität 36% 33% 69% Preis-Leistungs-Verhältnis 33% 35% 68% Leicht zu reinigen 36% 21% 57% Ethisch hergestellt 28% 21% 49% Stil 27% 18% 45% Ist im Angebot 27% 16% 43% Aus nachhaltigem Material hergestellt 27% 14% 41% Ist modisch 25% 13% 38% Hat sonst niemand 10% 5% 15% sehr wichtig Habe es an jemand anderem gesehen 7% 4% 11% relativ wichtig Als Haupthindernis für Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit beim Kleidungskauf sehen die Deutschen vor allem die zusätzlichen Kosten. 43 Prozent der Befragten geben dies als größtes Hemmnis für eine stärkere Nachfrage an, gefolgt von wider- sprüchlichen Informationen (41 Prozent). Fast jeder vierte Deutsche (24 Prozent) gibt aber auch an, bereits genug Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit zu treffen. Andere Hinderungsgründe wie „weiß nicht, wo anfangen“ oder „habe andere Prioritäten“ sind weniger relevant (Schaubild 20). Schaubild 20: Wenn’s teurer wird, scheuen sich die Deutschen, nachhaltiger einzukaufen Welche der folgenden Aspekte sind die größten Hemmnisse bei Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit? Zusätzliche Kosten beim Kauf nachhaltigerer Produkte/Dienstleistungen 43% Widersprüchliche Informationen 41% Ich treffe bereits genügend Entscheidungen für mehr Nachhaltigkeit 24% Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll 17% Ich halte das Problem für übertrieben 15% Ich habe andere Prioritäten 13% 29
9 Unternehmen und Branchen am Pranger Zu guter Letzt haben wir (ungestützt) nach Unternehmen gefragt, die wenig oder besonders nachhaltig agieren. Das Unternehmen, das für nachhaltiges Handeln am häufigsten genannt wurde, ist der Lebensmitteleinzelhändler Rewe (33 Nennungen von 2.132 Befragten). Edeka, Aldi und Amazon wurden jeweils 20 Mal genannt. Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé wurde bei der offenen Frage, welche Unternehmen besonders wenig Nachhaltigkeit anbieten oder auf den Klimawandel schlecht reagieren, am häufigsten genannt (159 Nennungen, rund 7 Prozent von 2.132 Befragten). Die Automobilindustrie als Branche wurde auf dieselbe Frage 127 Mal genannt, der Hersteller VW 42 Mal. Im relevanten Umfang wurden zudem RWE (34 Nennungen), H&M (29 Nennungen) und Primark (18 Nennungen) als Negativ- beispiele genannt. Weitere Branchennennungen waren Kohlekraftwerke (41 Nennungen), Fluggesellschaften (28 Nennungen) und die Kreuzfahrtindustrie (22 Nennungen) (Schaubild 21). 30
Schaubild 21: Diese Unternehmen und Branchen fallen den Deutschen beim Thema Nachhaltigkeit positiv und negativ auf Welche Unternehmen fallen Ihnen ein, die besonders gut auf Klimawandel und im Sinne von Nachhaltigkeit agieren? (Anzahl Nennungen) Rewe 33 Amazon, Aldi, Edeka 20 Deutsche Bahn 14 VW 12 Tesla 12 Welche Unternehmen fallen Ihnen ein, die besonders schlecht auf den Klimawandel und im Sinne von Nachhaltigkeit agieren? (Anzahl Nennungen) Genannte Unternehmen Nestlé 15 9 VW 42 RWE 34 H&M 29 Primark 18 Genannte Branchen Automobilindustrie 12 7 Kohlekraftwerke 41 Fluggesellschaften 28 8 Kreuzfahrtindustrie 21 31
Verzeichnis der Schaubilder Schaubild 1 Persönliche Belange sind den Deutschen wichtiger als Seite 10 gesellschaftliche Aufgaben Schaubild 2/3 Blick auf das „eigene Leben” und „die Welt im Moment” Seite 12 Schaubild 4 Die meisten Deutschen sehen, dass sich die Schere Seite 13 zwischen Arm und Reich öffnet Schaubild 5 Viele Sorgen um Plastik im Meer, wenige Sorgen um Seite 15 Arbeitsplätze Schaubild 6 Zustimmung zur Aussage, dass Klimawandel ein Seite 16 dringendes Problem ist Schaubild 7 Zustimmung zu weiteren Aussagen zum Klimawandel Seite 17 Schaubild 8 Deutsche zeigen sich über vieles besorgt, besonders um Seite 18 Wetterextreme und Artensterben Schaubild 9 Eine Mehrheit sieht bereits Auswirkungen des Seite 19 Klimawandels in Deutschland Schaubild 10 Vor allem andere Länder und die Unternehmen sollen Seite 20 Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen Schaubild 11 Nur jeder vierte Deutsche ist mit dem „Klimapaket” Seite 21 zufrieden Schaubild 12 Maßnahmen von Unternehmen gegen Klimawandel mit Seite 22 wenig Glaubwürdigkeit Schaubild 13 Viele Deutsche misstrauen den Aussagen der Seite 23 Unternehmen über ihre Maßnahmen gegen den Klimawandel Schaubild 14 Großes Engagement nur bei wenig Aufwand Seite 24 Schaubild 15 Am ehesten vermeiden die Deutschen Autofahrten Seite 25 Schaubild 16 Auf Fliegen verzichten? „Nein” sagen vor allem die jungen Seite 26 Deutschen 32
Schaubild 17 Der Wille ist da, sich nachhaltiger zu verhalten, aber wie? Seite 27 Schaubild 18 Entscheidungen für nachhaltig produzierte Lebensmittel Seite 28 scheinen machbar, bei der Geldanlage wird’s schwierig Schaubild 19 Beim Kauf von Kleidung sind den Deutschen Qualität und Seite 29 Preis-Leistungs-Verhältnis am wichtigsten Schaubild 20 Wenn’s teurer wird, scheuen sich die Deutschen, Seite 29 nachhaltiger einzukaufen Schaubild 21 Diese Unternehmen und Branchen fallen den Deutschen Seite 31 beim Thema Nachhaltigkeit positiv und negativ auf 33
Kontakt Dr. Götz Schlegtendal | Managing Partner, München T +49 89 3090 5189-22 E goetz.schlegtendal@instinctif.com Instinctif Deutschland GmbH Maximilianstraße 25 | 80539 München @instinctif_de /instinctif-partners-deutschland /instinctifpartnersdeutschland /instinctifpartners /instinctifdeutschland instinctif.de Berlin | Frankfurt | Köln | München Brüssel | Dubai | Dublin | Johannesburg | London | Oxford 34
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