Mehr aus Steuerdaten machen - Dritte Studie zur Digitalisierung in der Steuerabteilung - EY
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Inhalt 3 Vorwort 4 Umfrage: die Teilnehmer 6 Kernthesen: Große Unternehmen gehen voran 8 Ergebnisse im Detail: Digitalisierung läuft auf Hochtouren 12 Interview: „Das Verständnis für Digitalisierung muss noch wachsen“ 15 Digital Tax bei EY 15 Ihre Ansprechpartner für Tax Technology and Transformation 2 | Mehr aus Steuerdaten machen
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, Unternehmen besitzen mit ihren Steuerdaten einen Deutlich zugenommen hat die Zahl der Unternehmen, Schatz, der nur darauf wartet, gehoben zu werden. die über eine digitale Strategie verfügen und eine Fein säuberlich in isolierten Tabellen verwaltet, sind Vision haben, wohin ihre Reise in den kommenden fünf diese Daten jedoch nur zur Steuerdeklaration gut. Jahren gehen soll. Waren es bei der Vorgängerstudie Dabei können sie so viel mehr leisten. Gemeinsam mit noch 61 Prozent, ist ihr Anteil inzwischen auf 80 Pro- anderen relevanten Unternehmenskennzahlen bilden zent gestiegen. Allerdings ist die Steuerfunktion bei sie eine solide Grundlage, um Prozesse zu bewerten nur 28 Prozent der Befragten in die unternehmens- Dr. Henrik Ahlers und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Mit einem weite IT-Strategie integriert. Das sollte Verantwort Managing Partner Tax, professionellen Datenmanagement haben Unternehmen lichen zu denken geben, sind doch steuerliche Implika- Deutschland, Österreich, ein wichtiges Analyseinstrument für ihre strategische tionen äußerst wichtig für digitale Geschäftsmodelle. Schweiz Planung zur Hand, um beispielsweise die steuerlichen Folgen neuer digitaler Produkte und Dienstleistungen Es sind vor allem größere Unternehmen mit mehr als zu bewerten. So können sie sicherstellen, allen aktuellen 5.000 Mitarbeitern, die die Digitalisierung des Steuer- Compliance-Anforderungen zu entsprechen. wesens gezielt forcieren. Doch nur wenige nutzen das ganze Potenzial, das in diesen Daten steckt. Nur ein In unserem dritten Digital Tax Survey, den wir Ihnen Prozent aller Befragten stuft ihre Abteilung als „very hier präsentieren dürfen, machen wir eine Bestands- advanced“ ein. aufnahme, wo Unternehmen bei der Digitalisierung der Steuerdaten inzwischen angelangt sind. 234 Ver- Die Steuerabteilungen bewegen sich also mit kleinen, antwortliche aus Steuerabteilungen deutscher Unter- aber stetigen Schritten in Richtung Zukunft. Sie sind nehmen haben sich für diese Studie an unserer Um- mittendrin, Grundlagen für die weitere Digitalisierung Florian Buschbacher frage beteiligt. Ihnen an dieser Stelle noch einmal ein zu schaffen und ein Verständnis für die vielfältigen Tax Technology and herzliches Dankeschön. Möglichkeiten zu entwickeln. Noch zielen Neuerungen Analytics Leader EMEIA vor allem auf die Automatisierung manueller Prozesse, So viel sei schon verraten: Die Digitalisierung hat die mehr Transparenz und die einfache Auswertung von Steuerabteilungen inzwischen voll erreicht. Neun von Daten. Nun geht es darum, einen Schritt weiterzu zehn Unternehmen sind dabei, digitale Lösungen zu gehen und die vielfältigen Chancen der Digitalisierung etablieren. Allerdings sehen sich mehr als die Hälfte für die Steuerabteilung zu nutzen. Wir freuen uns auf erst am Anfang eines langen Wegs. Für diese „begin- den Austausch mit Ihnen und wünschen Ihnen viel ner“ geht es in erster Linie darum, Daten nicht mehr Spaß bei der Lektüre. nur manuell zu verwalten. Weitere 39 Prozent der befragten Steuerexperten stufen sich als „advanced“ Herzliche Grüße ein. Das bedeutet, dass sie die meisten Prozesse inzwischen technologisch unterstützt abwickeln und Dr. Henrik Ahlers Florian Buschbacher manuelle Tätigkeiten nur bei einigen wenigen Abläufen Managing Partner Tax Tax Technology and Analytics benötigen. Deutschland, Österreich, Schweiz Leader EMEIA Mehr aus Steuerdaten machen | 3
Umfrage: die Teilnehmer An der dritten Studie zur Digitalisierung der Steuerfunktion Dabei wurden sie zu allen Aspekten der Digitalisierung der Steuer- nahmen 234 Steuerfachleute deutscher Unternehmen teil. funktion befragt. Im Fokus stand nicht nur der Status quo, die Experten gaben auch Auskunft, wie sich die Digitalisierung in fünf Die Experten und Expertinnen hatten ab Mitte April 2018 sechs Jahren auswirken wird. Wochen Zeit, um einen Fragebogen mit 28 Fragen zu beantworten. Teilnehmer nach ihrer Funktion Unternehmen nach Branchen 47 % Leiter Steuerabteilung 39 % Sonstige 27 % Mitarbeiter in der Steuerabteilung 19 % Automotive und Transportation 16 % Leiter Finanzwesen 15 % Consumer Products und Retail 7 % Sonstiges 15 % Diversified und Industrial Products 3 % Unternehmens- und Geschäftsführung 7 % Energy 5 % Technology/Media/Telecom Größe der Unternehmen nach Mitarbeitern Unternehmen nach Tätigkeitsfeld* 51 % mehr als 5.000 63 % international 21 % 1.001 bis 5.000 26 % national 11 % 501 bis 1.000 11 % regional 8 % 251 bis 500 5 % 51 bis 250 4 % 1 bis 50 * Mehrfachnennungen möglich 4 | Mehr aus Steuerdaten machen
Ist die Steuer- abteilung 4.0 in Ihrem Unternehmen Zukunft oder Gegenwart? Mehr aus Steuerdaten machen | 5
Kernthesen: Große Unternehmen gehen voran Die Umfrage erhebt bei allen 1 Unternehmen relevante Entwicklungen im Hinblick So gut wie alle auf die Digitalisierung Unternehmen digitalisieren der Steuerfunktion. ihre Steuerfunktion Die wichtigsten Neun von zehn Unternehmen (93 %) Trends: digitalisieren die Steuerabteilung. Die Mehrheit (52 %) stuft sich selbst als „beginner“ ein, 39 Prozent als „advanced“ und nur ein Prozent betrachtet sich als „very advanced“. 2 Unternehmen mangelt es oft an einem tiefgehenden Verständnis für die Digitalisierung der Steuerfunktion Die größte Herausforderung für Unternehmen ist momentan, ein Verständnis für Technologien (51 %), für die Digitalisierung (48 %) und für Anwendungsfälle (43 %) zu entwickeln.* *Mehrfachauswahl möglich 6 | Mehr aus Steuerdaten machen
Vier Fünftel der 3 Unternehmen verfügen über einen digitalen Fahrplan für die kommenden fünf Jahre 82 Prozent der Unternehmen verfügen inzwischen über eine digitale Strategie. Dieser Anteil markiert einen deutlichen 4 Zuwachs im Vergleich zur Vor- Die Steuerabteilung wird jahresstudie: 2017 waren es erst nach und nach in nur 61 Prozent. die unternehmensweite Digitali- sierungsstrategie eingebunden Nur 29 Prozent der Verantwortlichen von Steuerabteilungen sind umfangreich in die unternehmensweite Digitalisierungs- strategie eingebunden. Das sind aber 5 immerhin sechs Prozentpunkte mehr als in der Vorjahresstudie. Größere Unternehmen treiben den digitalen Wandel stärker voran und haben ambitioniertere Ziele Bei Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern liegt der Anteil derer, die über einen digitalen Fahrplan verfügen, um die Hälfte höher als bei den übrigen. Sie setzen sich langfristig auch ehrgeizigere Ziele. Mehr aus Steuerdaten machen | 7
Ergebnisse im Detail: Digitalisierung läuft auf Hochtouren Compliance-Themen sowie neue digitale Geschäftsmodelle dazu dient, große Datenmengen an das Finanzamt zu übermitteln. treiben den Wandel der Steuerabteilungen voran. Sie kennen Unternehmen, die da in den ersten Reihen mitspielen, haben durch- aber oft nicht die weitreichenden Chancen der Digitalisierung aus Vorteile: Firmeninterne steuerliche Risiko-Kontrollsysteme ihres Arbeitsbereichs. werden mit Pluspunkten bei der Risikobewertung honoriert. An der Digitalisierung der Steuerfunktion führt kein Weg vorbei: Die Digitalisierung der Steuerfunktion stellt Firmen vor eine Unternehmen müssen sich im Zuge der Globalisierung auf strenge- Herkulesaufgabe, die Personal bindet und Investitionen nötig re regulative Vorgaben einstellen und immer mehr internationale macht. Wie weit sind Unternehmen in Deutschland auf diesem Compliance-Vorschriften einhalten. Zudem steigt weltweit die Weg bereits vorangekommen? Zahl der Initiativen, die auf Transparenz bei der Rechnungslegung pochen. Das CbCR (Country-by-Country Reporting) der OECD ist Der Einstieg ist geschafft nur ein Beispiel von vielen. Es fordert die detaillierte Zuordnung So viel lässt sich in einem Satz sagen: Der Einstieg ist geschafft. der Gewinne, der entrichteten Steuern und anderer wirtschaftlicher Die Digitalisierung der Steuerabteilungen ist in vollem Gange. Aktivitäten zu den Ländern, in denen die Unternehmen tätig sind. Neun von zehn Unternehmen (93 %) sind schon dabei, ihre Steuer- Das geht mit zusätzlichen Dokumentationspflichten einher. daten digital zu verarbeiten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 %) stufen sich selbst als „beginner“ ein, sie stehen also ganz Vor diesem Hintergrund ist es 89 Prozent der befragten Unter- am Anfang. Bei ihnen basieren die meisten Prozesse noch auf nehmen wichtig, steuerliche Gesetzes- und Unternehmensricht manuell erstellten Kalkulationstabellen. Für diese Steuerabteilun- linien mittels digitaler Lösungen zu überwachen und Compliance gen geht es jetzt in erster Linie darum, sämtliche Prozesse nach sicherzustellen. Denn es reicht nicht mehr aus, Daten je nach und nach zu automatisieren. Bedarf aus verschiedenen Tabellenkalkulationsprogrammen per Hand auszulesen. Sie müssen jederzeit verfügbar sein, um sich 39 Prozent der befragten Verantwortlichen sehen ihr Steuerwesen flexibel neuen Regelwerken anzupassen. Für Unternehmen wird als „advanced“ an. Sie wickeln die meisten Prozesse bereits mit es deswegen zu einem Muss, ihre Steuerabteilung zu digitalisieren. technologischer Unterstützung ab, nur wenige Zahlen werden noch manuell erfasst. Um das Niveau „very advanced“ zu er Behörden pochen auf Standards reichen, müssen Prozesse voll automatisiert sein und sämtliche Vorangetrieben wird dieser Wandel auch seitens der Steuerver- Daten automatisch übertragen werden – selbst an Schnittstellen waltungen, die Standards bei der Analyse und Übermittlung zwischen verschiedenen IT-Systemen. Das erfordert Abläufe, die einfordern und den Zugang zu Steuerdaten in Echtzeit verlangen. komplett aufeinander abgestimmt sind. Das ist jedoch bisher nur Gängig ist heute schon das Standard Audit File – Tax (SAF-T), das bei einem Prozent der Befragten der Fall. 52 % 93 % 53 % der befragten Unternehmen stehen der Unternehmen sind dabei, ihre der Steuerabteilungen werden gar nicht erst ganz am Anfang der digitalen Steuerfunktion zu digitalisieren. oder kaum in die unternehmensweite Transformation. Digitalisierungsstrategie eingebunden. 8 | Mehr aus Steuerdaten machen
Vier Fünftel verfügen über digitale Strategie Wenn Unternehmen eine übergeordnete Digitalisierungsstrategie 82 Prozent der Unternehmen verfügen inzwischen über eine digi- entwickelt haben, ist das nur für 22 Prozent der Steuerabteilungen tale Strategie. Dieser Anteil markiert einen deutlichen Zuwachs ein Anlass, daraus eine eigene IT-Strategie abzuleiten. Bei 50 Pro- im Vergleich zur Vorjahresstudie: 2017 lag er nur bei 61 Prozent. zent ist das nicht der Fall und 28 Prozent der Befragten wissen es Das entspricht einem Plus von 21 Prozentpunkten. Zu dieser nicht. Entwicklung tragen natürlich auch Chancen wie der Onlinehandel und neue digitale Geschäftsmodelle bei: Sie lassen bei Verantwort- Große Unternehmen sind Vorreiter lichen den Entschluss reifen, neue Produkte und Dienstleistungen Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern forcieren die zu entwickeln. Digitalisierung ihrer Steuerfunktion weitaus stärker als kleinere Betriebe. So liegt bei größeren Betrieben der Anteil derer, die Doch bei den Überlegungen, wie ein Unternehmen am besten den über einen digitalen Fahrplan verfügen, um die Hälfte höher als Übergang ins digitale Zeitalter schafft, bleibt ausgerechnet die bei den übrigen. Umgekehrt bilden unter den Unternehmen, die Steuerabteilung oft unberücksichtigt: 41 Prozent der Befragten noch nicht wissen, wohin die Reise geht, Betriebe mit weniger als geben an, als Steuerabteilung kaum in die digitale Strategie 5.000 Mitarbeitern eine deutliche Mehrheit (70 Prozent). einbezogen zu sein, 12 Prozent sind gar nicht mit im Boot. Nur 4 Prozent der befragten Steuerexperten sind sehr stark in die Der Trend geht zwar dahin, die Steuerfunktion in die unterneh- Entwicklung einer digitalen Strategie eingebunden. mensweite IT-Strategie zu integrieren, geplant wird allerdings meist auf lange Sicht. Nach Ablauf der kommenden fünf Jahre Mehr aus Steuerdaten machen | 9
wollen 74 Prozent der befragten Steuerabteilungen als „advanced“ Systeme zur Dokumentation von Verrechnungspreisen (Master gelten. Nur 14 Prozent zielen darauf, die Digitalisierung bis dahin File und Local File). stark vorangetrieben zu haben und damit „very advanced“ zu sein. Etwa 10 Prozent planen, bis dahin mit der Umstellung zu- Prozesse zu standardisieren ist oberstes Ziel mindest angefangen zu haben. In der Standardisierung von Prozessen sehen Unternehmen nach wie vor das größte Digitalisierungspotenzial. Daran hat sich seit Dabei gilt: Größere Unternehmen gehen das Projekt Digitalisie- der Vorjahresstudie nichts geändert. In diesem Punkt unterschei- rung deutlich ambitionierter an. In der Gruppe, die vorhat, in fünf den sich kleine und große Betriebe kaum. Dagegen sind derzeit Jahren den Stand „very advanced“ zu erreichen, dominieren mit kaum Tools zur Steuerplanung im Einsatz. Ausgesprochen selten 70 Prozent Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern. Bei sind auch Anwendungen, die spezifisch an einzelne Unternehmen Betrieben, die bis dahin mit der Digitalisierung erst einmal an angepasst oder nahtlos in das jeweilige ERP-System integriert fangen wollen, finden sich zum überwiegenden Teil (80 %) Be- sind. triebe mit weniger als 5.000 Mitarbeitern. Die digitalen Lösungen, die für die kommenden zwölf Monate Digitale Grundlagen schaffen geplant sind, beziehen sich nach wie vor schwerpunktmäßig auf Es ist also mit einem langsamen, aber stetigen Wandel zu rechnen, allgemeine Prozesse wie das steuerliche Risikomanagement, bei dem die Prozessoptimierung im Vordergrund steht. Mehr als die Unterstützung der Steuerfunktion durch das ERP-System und 70 Prozent der Befragten haben vor, Prozesse zu standardisieren, die Einhaltung der Compliance steuerlicher Gesetzes- und Unter- und mehr als 40 Prozent wollen Anpassungen an ihrem ERP- nehmensrichtlinien. Etwa 40 Prozent der Befragten wollen eine System vornehmen. Geplant sind das Ausarbeiten einer IT-Stra digitale Strategie entwickeln, die auch steuerliche Anforderungen tegie und die Einführung digitaler Lösungen. berücksichtigt, und routinierte Arbeitsprozesse via Robotics auto- matisieren. Etwa ein Viertel der Betriebe will zudem Tools zur Derzeit wird Software vor allem eingesetzt, um laufende und Steuerplanung, Steuerdeklaration und Betriebsprüfung implemen- latente Steuern zu berechnen (44 %), Prozessrisiken zu identifi- tieren. zieren (27 %) und die Gewerbesteuer automatisch zu berechnen (26 %). 25 Prozent der befragten Unternehmen nutzen digitale Das Verständnis für Digitalisierung fehlt Lösungen für das steuerliche Risikomanagement im laufenden Doch weitreichendere Lösungen sind derzeit kein Thema. Offen- Betrieb und zum GoBD-konformen Datenaustausch mit der Finanz- sichtlich fehlt bei Verantwortlichen die Vorstellung, wie sich verwaltung. Anwendungen für das Country-by-Country Reporting Steuerdaten für die Planung und die strategische Ausrichtung (BEPS) sind bei 24 Prozent im Einsatz, 23 Prozent nutzen eines Unternehmens nutzen lassen. Mehr als die Hälfte der 22 % 44 % 74 % der Steuerabteilungen leiten eine eigene nutzen bereits digitale Lösungen für die der Steuerunternehmen wollen in IT-Strategie ab. Berechnung von laufenden und latenten fünf Jahren als „advanced“ gelten. Steuern. 10 | Mehr aus Steuerdaten machen
Unternehmen (51 %) geben an, eine ihrer größten Herausforde- Interesse an Kontrolle in Echtzeit nimmt zu rungen momentan sei ein Verständnis für Technologien, dicht Die Steuerabteilung gewinnt für das Management des gesamten gefolgt von einem Verständnis für Digitalisierung und für ent Unternehmens an Bedeutung. So haben die Unternehmen ein sprechende Anwendungsfälle. Den Steuerabteilungen fehlt es oft zunehmendes Interesse, alle steuerrelevanten Performance- am notwendigen Know-how, um die vielfältigen Möglichkeiten der Indikatoren in Echtzeit zu überwachen, um entsprechend schnell Digitalisierung erkennen zu können. Dies spiegelt sich auch in reagieren zu können. Der Anteil der Unternehmen, die ein Dash- der Studie wider, gaben doch 42 Prozent der Befragten an, eine board, das steuerrelevante Performance-Indikatoren in Echt- der größte Herausforderungen sei die Umsetzung der Digitalisie- zeit bereitstellt, als wichtig oder sehr wichtig einstufen, ist auf rung aufgrund von Fachkräftemangel. Zwar werden viele Soft- 75 Prozent gestiegen, im Vorjahr waren es nur 59 Prozent. Damit warelösungen als wichtig und hilfreich erachtet, aber die wenigs- lassen sich steuerliche Performance-Indikatoren nahezu in Echt- ten werden tatsächlich genutzt. Ein weiterer Punkt, warum die zeit überwachen. Das Interesse an einer automatisierten Prüfung Digitalisierung der Steuerfunktion nur in kleinen Schritten voran- von Transaktionen in steuerlicher Hinsicht – zum Beispiel auf der kommt, ist das fehlende Budget. Verantwortliche halten im Schnitt Basis von ERP-Daten und der Steuererklärung – ist um 13 Prozent- eine Verdopplung des tatsächlich vorhandenen Etats für nötig. punkte auf 85 Prozent gestiegen. 78 % 40 % 75 % wollen ihre Prozesse automatisieren. wollen Anpassungen an ihren ERP- wollen mit Dashboards ihre wesentlichen Systemen vornehmen. Steuerkennzahlen im Blick behalten. Mehr aus Steuerdaten machen | 11
Interview: „Das Verständnis für Digitalisierung muss noch wachsen“ Die Digitalisierung ist bei Unternehmen angekommen. Allerdings vernachlässigen sie dabei häufig steuerliche Aspekte. Damit ver- geben sie Chancen und übersehen Risiken, wie Florian Buschbacher, Partner Tax Technology and Analytics Leader EMEIA, erläutert. EY Herr Buschbacher, die Digitalisierung ist in den Steuerabteilungen voll angekommen. Dennoch fehlt einem Großteil der Befragten ein tieferes Verständnis für die Chancen. Wie erklären Sie sich das? 12:15 √√ Florian Buschbacher Das ist nicht verwunderlich. Den Mitarbeitern in den Steuerabteilungen fehlt es oft an Zeit, um sich mit den technischen Möglichkeiten zu beschäftigen. Schließlich sind sie keine Experten für die IT, sondern für Steuerthemen. Deswegen ist ein enger Austausch mit IT-Experten für die Digitalisierung so wichtig. Manche Steuerabteilungen haben einen Ankerpunkt in der IT, der sie unterstützt. Manchmal kümmert sich jemand aus der Steuerabteilung um die Software. Teilweise gibt es aber überhaupt keinen Kontakt zu IT-Experten. Die Leiter der Steuerabteilungen sind hier in der Pflicht. Sie müssen sich fragen, welche Technologien es gibt und wie sie helfen können. Dazu müssen Steuer- und IT-Experten, aber auch die oberste Managementebene eng miteinander kooperieren. Nur so lässt sich ein gemeinsames Verständnis für die Digitalisierung entwickeln. Und schließlich ist das alles auch eine Frage der Finanzen. Nach unseren Erfahrungen reicht das vorhandene Budget in den Steuerabteilungen nicht aus, um die Digitalisierung angemessen angehen zu können. 12:18 √√ EY IT und Steuerabteilung stehen in der Praxis oft ohne Verbindung nebeneinander. Benötigen Unternehmen nicht einen umfassenden Ansatz? 12:23 √√ Florian Buschbacher Und ob! Im Prinzip gilt für die IT- wie auch für die Steuerabteilung, dass sie oft nur als Kostenblock gesehen werden und weniger als Faktor für die Wertschöpfung. Das wird sich mit der Digitalisierung ändern. Denn um diese erfolgreich umzusetzen, sind innovative Technologien unverzichtbar. Sie sind der Treiber der Wertschöp- fung. Daher müssen Abteilungen ihr Silodenken über Bord werfen. Gefragt ist ein übergreifender Ansatz. In der Praxis brauchen Unternehmen nach unseren Erfahrungen noch einen Sparringspartner, der zwischen beiden Welten vermittelt. In einer digitalen Welt ergeben die bisher üblichen Ablauf- und Organisationsstrukturen oft überhaupt keinen Sinn mehr. Wir brauchen neue Strukturen, abteilungsführendes Denken und im Idealfall einen zentralen Datenpool und einen Datenbeauftragten, der sich um die Vielzahl von Daten kümmert. 12:29 √√ EY Mehr als 80 Prozent der Unternehmen haben eine digitale Strategie, doch nur 29 Prozent beziehen die Steuerabteilung ein. Spielen Steuern bei neuen Geschäftsmodellen keine Rolle? 12:35 √√ 12 | Mehr aus Steuerdaten machen
Florian Buschbacher Doch. Bei neuen Geschäftsmodellen stehen oft Produkte und Dienstleistungen auf der Agenda, die durch die Digitalisierung überhaupt erst möglich werden. Da geht es beispielsweise darum, eine Dienstleistung auch in einem anderen Land anzubieten. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, ob dann in diesem Land eine Betriebs- stätte entsteht. Das hat gravierende Konsequenzen für die Steuer. Deswegen spielen Steueraspekte eine entscheidende Rolle, um die Erfolgsaussichten neuer Produkte und Dienstleistungen richtig einzuschätzen. Die Geschäftsführungen fokussieren sich aber häufig zu sehr auf Produkte und Dienstleistungen selbst und haben steuerliche Implikationen zu wenig im Blick. Daher ist die Beratung durch die Steuerabteilung so wichtig. Nur so lassen sich Steuern minimieren und die Wertschöpfung erhöhen. Das zeigt für mich, dass sich das Verständnis für Digitalisierung auf vielen Ebenen der Unternehmen noch ändern muss. 12:43 √√ EY Wie ändert sich mit der Digitalisierung der Umgang mit Daten? 12:47 √√ Florian Buschbacher Bisher wird die Steuer auf der Basis der Bilanzzahlen und der Gewinn- und Verlustrechnung erstellt. In Zukunft geht es viel stärker darum zu verstehen, wie die Zahlen entstanden sind. Es geht mehr um Details. Nur dadurch können Unternehmen sicherstellen, dass Risiken frühzeitig erkannt werden. Steuerabteilungen müssen sich in die digitale Wertschöpfungskette einbringen, denn das gesamte Datenumfeld wird immer wichtiger. Das alles spricht für ein zentrales Datenmanagement. Dafür sind aber völlig neue Strukturen nötig, Unternehmen müssen alte Denkmuster und Routinen überwinden und ihre Mitarbeiter für diese Transforma- tion begeistern. Das kann nur gelingen, wenn Abteilungen stärker miteinander verzahnt sind, an einem Strang ziehen und gemeinsame Ziele verfolgen. 12:52 √√ EY Wie ist Ihre Vision für die Steuerabteilung der Zukunft? 12:54 √√ Florian Buschbacher Die Digitalisierung wird die Arbeit von Steuerabteilungen grundlegend verändern. In Zukunft werden Dash- boards Daten nahezu in Echtzeit anzeigen. Die Mitarbeiter der Steuerabteilungen werden an großen Moni- toren arbeiten und Risiken kontrollieren. Gefahren werden so früh wie möglich angezeigt und ermöglichen es so, rechtzeitig gegenzusteuern. Ein weiterer Effekt: Viele Prozesse lassen sich mit der Digitalisierung auto- matisieren. Damit bleibt mehr Zeit, sich um wichtige Fragestellungen zu kümmern. Im Moment geht noch viel Zeit damit verloren, Daten zu erheben und zu verarbeiten. Diese Zeit ließe sich durch Digitalisierung einsparen. Damit werden in Zukunft mehr Kapazität und Energie für Fachthemen bleiben, aber auch fürs Gestalten. Steuerdaten werden einen signifikanten Einfluss auf die strategische Planung von Unternehmen haben. 13:01 √√ Mehr aus Steuerdaten machen | 13
Auszug TTT Solutions VAT.WEB Planning Tax Risk Scan Tax Audit Withholding Center SAP/ Tax Suite GRC Tax Compliance VAT Return TAAF Analytics ASTG- Real-time Interest Tool Tax Tax Barrier Compliance Robotics Process PE Automation ETR. Locator WEB Tax CBCR. Process WEB Mining ETR Prediction VAT. Tax WEB Intelligence Center Tax Strategy Workshop 14 | Mehr aus Steuerdaten machen
Digital Tax bei EY Diese Studie wurde von der EY Business Unit „Tax Technology In TTT vereinen sich steuerliches Know-how mit Tax Analytics and Transformation“ (kurz TTT) durchgeführt. Rund 200 Mit und Tax Technology. Damit bedient TTT die Bereiche der Strate- arbeiter und Mitarbeiterinnen in Deutschland, Österreich und der gieentwicklung für die digitale Transformation, digitale Steuer Schweiz bzw. mehr als 1200 weltweit unterstützen Unternehmen verwaltung, direkte Steuerbereitstellung und damit verbundene bei der Bewältigung ihrer steuerlichen Betriebs- und Compliance- Technologien, Integration der Steuerdaten, kundenindividuelle Herausforderungen und bei der Neufestlegung ihrer Steuer Softwarelösungen, Data Analytics, Big Data, Robotics und Artifical funktion für das digitale Zeitalter, unabhängig davon, ob es sich Intelligence. um eine vollständige Transformation oder um schrittweise strate- gische Verbesserungen handelt. Ihre Ansprechpartner für Tax Technology and Transformation Florian Buschbacher André Hengst Stephan Ludwig Partner, Partner, Partner, Steuerberater, Tax Technology and Analytics GSA Indirect Tax Technology GSA Tax Performance Advisory Leader EMEIA Leader Leader florian.buschbacher@de.ey.com andre.hengst@de.ey.com stephan.ludwig@de.ey.com +49 711 9881 22910 +49 30 25471 22754 +49 211 9352 18153 Ralph Doll Günther Hüttinger Partner, Partner, EMEIA/GSA Tax Technology Steuerberater, and Transformation Leader ITA Solution Leader EMEIA ralph.doll@de.ey.com guenther.huettinger@de.ey.com +49 221 2779 25678 +49 89 14331 19966 Mehr aus Steuerdaten machen | 15
EY | Assurance | Tax | Transactions | Advisory Die globale EY-Organisation im Überblick Die globale EY-Organisation ist einer der Marktführer in der Wirtschafts prüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Managementberatung. Mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und unseren Leistungen stärken wir weltweit das Vertrauen in die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Dafür sind wir bestens gerüstet: mit hervorragend ausgebildeten Mitarbeitern, starken Teams, exzellenten Leistungen und einem sprichwörtlichen Kundenservice. Unser Ziel ist es, Dinge voranzubringen und entscheidend besser zu machen – für unsere Mitarbeiter, unsere Mandanten und die Gesellschaft, in der wir leben. Dafür steht unser weltweiter Anspruch „Building a better working world“. Die globale EY-Organisation besteht aus den Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited (EYG). Jedes EYG-Mitgliedsunternehmen ist rechtlich selbstständig und unabhängig und haftet nicht für das Handeln und Unterlassen der jeweils anderen Mitgliedsunternehmen. Ernst & Young Global Limited ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht und erbringt keine Leistungen für Mandanten. Weitere Informationen finden Sie unter www.ey.com. In Deutschland ist EY an 20 Standorten präsent. „EY“ und „wir“ beziehen sich in dieser Publikation auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited. © 2018 Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft All Rights Reserved. GSA Agency BKR 1808-087 ED None EY ist bestrebt, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten. Diese Publikation wurde CO2-neutral und auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt, das zu 60 % aus Recycling-Fasern besteht. Diese Publikation ist lediglich als allgemeine, unverbindliche Information gedacht und kann daher nicht als Ersatz für eine detaillierte Recherche oder eine fachkundige Beratung oder Auskunft dienen. Obwohl sie mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt wurde, besteht kein Anspruch auf sachliche Richtigkeit, Voll- ständigkeit und/oder Aktualität; insbesondere kann diese Publikation nicht den besonderen U mständen des Einzelfalls Rechnung tragen. Eine Verwendung liegt damit in der eigenen Verantwortung des Lesers. Jegliche Haftung seitens der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und/oder anderer Mitgliedsunternehmen der globalen EY-Organisation wird ausgeschlossen. Bei jedem spezifischen An liegen sollte ein geeigneter Berater zurate gezogen werden. www.de.ey.com
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