Lebendige Forschung an Fachhochschulen in NRW - Neue Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft - Rheinische Fachhochschule
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KULTUR & KREATIVITÄT Lebendige Forschung an Fachhochschulen in NRW Neue Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft
INHALT GRUSSWORT 4 Svenja Schulze | Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen VORWORT 5 Prof. Dr.-Ing. Klaus Becker | Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer, Fachhochschule Köln KULTUR 6 Künstlerische Schaffenskraft | Fachhochschule Köln 6 Wertvolle Erinnerungen | Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe 8 Das Buch der Bücher | Fachhochschule Bielefeld 10 Bauernhof und Netzwerke | Fachhochschule Südwestfalen 12 Raum für gute Ideen | Westfälische Hochschule 14 Verwandlung und Erneuerung | Hochschule Rhein-Waal 16 Zeugnisse Russischer Kultur | Hochschule Bochum 18 Spezialisten gefragt | Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW 20 Klangvolle Zusammenarbeit | Hochschule-Ostwestfalen-Lippe 22 Kunst bewegt | Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen 24 Unbewusst gesund? | Rheinische Fachhochschule Köln 26 Macht und Tradition in Bildern | Fachhochschule Dortmund 28 KREATIVITÄT 30 Einkaufen in neuen Welten | Hochschule Niederrhein 30 Unterhalten und bilden | Hochschule-Bonn-Rhein-Sieg 32 Mehr als ein Computer | Hochschule Ruhr West 34 Im Übergang | Fachhochschule Düsseldorf 36 Freies Wissen für die Gesundheit | Hochschule für Gesundheit 38 Kompliziertes einfach gestalten | FH Aachen 40 Dynamische Entwicklungen | Fachhochschule Münster 42 Kreativer, kommunizierender Roboter gesucht | Technische Fachhochschule Georg Agricola 44 Mobil zu mehr Sicherheit | Hochschule Hamm-Lippstadt 46 FORSCHER IM BEREICH KULTUR 48 FORSCHER IM BEREICH KREATIVITÄT 54 FACHHOCHSCHULEN IN NRW | Schwerpunkte in der Forschung/Forschungsschwerpunkte 67 EIN EFFEKTIVES NETZWERK 71 IMPRESSUM 72
6 KULTUR Der Mensch im Mittelpunkt kulturellen Wandels 32 KREATIVITÄT Kreative Lösungen zur Gestaltung der Zukunft
LEBENDIGE FORSCHUNG AN FACHHOCHSCHULEN IN NRW KULTUR UND KREATIVITÄT Aufgabe ist so komplex, dass sie nicht von einer Einzel- disziplin gelöst werden kann. Das kann nur Forschung über Fachgrenzen hinweg leisten, die Verknüpfung ver- schiedener Forschungsbereiche. Gerade die Kreativen haben hier ihre Stärken. Querzudenken, wo Mainstream an Grenzen stößt. Das gilt auch für den Bereich der Kre- ativwirtschaft: Er kann noch viel stärker genutzt werden, „Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel“ oder „Media- wenn es um Innovationen für die Zukunft geht. Das zei- le Konsequenzen für aktuelle Gesundheitskampagnen“ gen die Beispiele für Forschungsprojekte aus diesem – zu diesen Themen forschen die nordrhein-westfäli- Bereich – wie zum Beispiel INTERKOM, eine „Kollaborati- schen Fachhochschulen. Damit leisten sie ihren Beitrag onsplattform“ für Krisensituationen. dazu, unser kulturelles Erbe zu erhalten und zu pflegen. Das ist wichtig. Denn Kultur prägt unsere Identität, unser Entscheidend für die Bewältigung aktueller Herausfor- Zusammenleben und unseren Alltag. derungen ist, dass das gewonnene Wissen die Akteure in Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft erreicht. Kunst und Kultur können aber noch mehr: anregend für Hierfür stehen die nordrhein-westfälischen Fachhoch- die Menschen sein und ihnen Hilfestellungen geben. schulen. Ihre Lehre und Forschung findet mitten im Le- Zum Beispiel untersuchen Wissenschaftlerinnen und ben statt, ist praxisnah und kooperativ. Wissenschaftler, wie Menschen mit Demenz im Muse- um auf zeitgenössische Kunst reagieren. Taugt diese als Mit lebendiger Forschung tragen die nordrhein-westfä- Medium für den gemeinsamen Austausch? Auch damit lischen Fachhochschulen so zur Bewältigung aktueller rücken der Mensch und sein kulturelles Umfeld in den Herausforderungen bei – mit kreativen und zukunfts- Mittelpunkt der Forschung. Daher passt der Titel „Leben- orientierten Projekten aus der Kultur- und Kreativwirt- dige Forschung“ in diesem Jahr besonders gut. schaft. Dazu bietet diese Broschüre einen umfassenden Überblick. Im Zeitalter der Globalisierung und des rasanten gesell- schaftlichen Wandels stehen wir vor vielen Herausforde- rungen: Unser kulturelles Erbe auch für nachfolgende Svenja Schulze Generationen zu erhalten. Und es weiterzuentwickeln, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung Antworten für morgen zu finden. Hierzu muss es er- des Landes Nordrhein-Westfalen forscht, genutzt und erlebbar gemacht werden. Diese
5 KULTUR UND KREATIVITÄT – FORSCHUNG ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN Kultur und Kreativität sind wichtige Bestandteile unserer Gesellschaft und gestalten die Zukunft mit. Ohne diese beiden Elemente wäre unsere Welt eine andere. Sowohl unser kulturelles Erbe als auch neue kreative und kultu- relle Aktivitäten können bei der Lösung der großen ge- sellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit hilfrei- che Ansätze liefern. direkt in dreidimensionale Objekte aus Kunststoff oder Für Nordrhein-Westfalen haben die Kultur- und die Krea- Metall umgewandelt werden. Dies gilt in gleicher Weise tivwirtschaft eine große Bedeutung. Beide Bereiche bie- für die Reproduktion kulturhistorischer Objekte wie für ten darüber hinaus ein großes Potential für Selbstständig- das kreative Design neuer Objekte. keit und Unternehmensgründungen. Dies kommt auch in der Forschungsstrategie Fortschritt NRW zum Ausdruck. Ein beachtliches Potential bietet die Software- und Die Kooperation der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Game-Industrie, insbesondere für kreative Köpfe. Die den Hochschulen kann zur Entwicklung der richtigen Mi- von uns allen viel genutzten Softwareoberflächen las- schung aus Kompetenzen und Fertigkeiten (Kreativität, sen sich mit Forschungen zum Interface Design deutlich Unternehmergeist, kritisches Denken, Risikobereitschaft nutzerfreundlicher gestalten. Die Gestaltung unserer und Engagement) beitragen, die in der Wissensgesell- Stadträume kann durch Medienfassaden kreativ ge- schaft benötigt wird, um wettbewerbsfähig zu sein. nutzt werden. Für den stationären Einzelhandel können sich durch Nutzung des Cyberspace neue Möglichkeiten An den Fachhochschulen des Landes NRW gibt es ein ergeben. In der vorliegenden Publikation erhalten Sie, sehr breites Angebot in Lehre und Forschung im Bereich liebe Leserinnen und Leser, einen ersten Einblick in viel- von Kultur und Kreativität. Im kulturellen Bereich wer- fältige und spannende Forschungsaktivitäten der Fach- den beispielsweise durch den Einsatz digitaler Medien hochschulen des Landes NRW in diesen Bereichen. mittelalterliche Kunstwerke auch für neue Zielgruppen erschlossen. Bibeltexte können mit den neuen Möglich- keiten typografisch neu gestaltet und inszeniert werden. Prof. Dr.-Ing. Klaus Becker Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer, Fach- Mit dem Prinzip „Rapid Prototyping“ können digitale Da- hochschule Köln | Beiratsmitglied im Projekt Lebendige ten schnell erfasst und meist ohne zusätzliche manuelle Forschung an Fachhochschulen NRW Eingriffe, z.B. durch den Einsatz sogenannter 3D-Drucker,
KÜNSTLERISCHE SCHAFFENSKRAFT Gemälde Cranachs digital erschlossen Lucas Cranach der Ältere gilt als einer der größten und eine große Anzahl an Aufgabenstellungen und Fragen vielseitigsten deutschen Künstler des 16. Jahrhunderts. etwa zur Funktion, Authentizität oder auch Datierung Ab 1505 war er fast fünf Jahrzehnte lang Hofmaler für der Werke. drei sächsische Kurfürsten und leitete in der Zeit eine Malerwerkstatt in Wittenberg. Mit außergewöhnlicher Vermittlung neuen Wissens Kreativität entwickelte er zahlreiche innovative Bild- themen und ikonografische Neuerungen, die das Zeit- Um einige der offenen Fragen zu beantworten und ei- alter des Humanismus und Protestantismus beispiellos ner breiten Öffentlichkeit einen Zugang zum Schaffen reflektieren. Schätzungsweise mehr als 5000 Gemälde, Lucas Cranachs zu ermöglichen, startete im Oktober die von ihm und seinen Gesellen stammen, haben im 2009 das interdisziplinäre und interinstitutionelle For- Laufe der Jahre seine Werkstatt verlassen. Heute sind schungsprojekt „Cranach Digital Archive (cda)“. Acht noch über 1500 Gemälde bekannt, aber diese reprä- große Museen in Europa und den USA arbeiten hier sentieren nur einen Bruchteil der einst produzierten gemeinsam mit dem Museum Kunstpalast in Düssel- Werke. dorf und der Fachhochschule (FH) Köln an der digitalen Erschließung der Gemälde Cranachs, die Projektleitung Viele Generationen von Cranach-Forschern haben sich hat Prof. Gunnar Heydenreich übernommen. Gefördert intensiv bemüht, ein tieferes Verständnis für die Kunst wird das Projekt von der US-amerikanischen Andrew Cranachs zu erzeugen und sein breit gefächertes Oeuv- W. Mellon Foundation. Ziel des Projektes ist es, eine in- re an Gemälden, Zeichnungen und Drucken zu katalo- ternetbasierte Infrastruktur für den Austausch und die gisieren. Trotzdem bietet der Werkbestand noch immer Vermittlung neuer kunsthistorischer, technologischer
7 und naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse rührungsfreie Untersuchungsmethode – erfasst wer- des umfangreichen Fundus an Bild- und Textinformati- den. Im Januar 2012 stellte das cda den Internetzugang onen zu entwickeln. zu den Datensätzen von 400 Gemälden in deutscher und englischer Sprache mit mehr als 5.000 Abbildun- Denn obwohl in den letzten Jahrzehnten zahlreiche gen bereit. Untersuchungen erfolgten, konnte bislang nur ein Bruchteil dieser Forschungsergebnisse publiziert wer- Um einen nachhaltigen Wissensspeicher zu Lucas Cra- den. Und der einzige Werkkatalog von Max J. Friedlän- nach zu etablieren und ein innovatives Forschungsin- der und Jakob Rosenberg wurde zuletzt 1979 überar- strument zu entwickeln, verfolgt die zweite Projekt- beitet. Darin sind etwa 1000 Gemälde aufgeführt, aber phase (2012 bis 2014) zwei primäre Ziele: Es soll eine nur 452 abgebildet. Verlässliche Informationen über Plattform geschaffen werden, die es ermöglicht, die das Oeuvre Cranachs sind nur aufwendig zusammen- internetbasierten gemeinschaftlichen Forschungsin- zutragen, und zahlreiche Werke in Kirchen oder pri- strumente und Arbeitsprozesse weiterzuentwickeln. vaten Sammlungen blieben bisher unberücksichtigt. Außerdem sollen die Archivierung, der Austausch und Trotz wachsenden Interesses ist es für Cranach-For- die Vermittlung von Informationen unterstützt wer- scher schwierig, den reichen und über etliche Archive den. Weiter ist geplant, wissenschaftliche Dokumenta- verteilten Materialfundus zu erschließen. tionen zu mehr als 1000 Gemälden von Lucas Cranach und seiner Werkstatt zusammenzuführen. Die Daten- Vernetzte Forschung bank möchte sich durch einen hohen Standard wissen- schaftlicher Datenpflege auszeichnen und den Zugang Dem gegenüber steht eine hochmotivierte Gemein- zu neuesten Forschungsergebnissen ermöglichen. An schaft aus Kunsthistorikern, Restauratoren, Historikern der zweiten Projektphase werden sich über 100 Muse- und Naturwissenschaftlern, die ein Interesse daran ha- en, fünf Archive und viele weitere Mitwirkende am Cra- ben, Dokumentationsmaterial einander zur Verfügung nach Digital Archive beteiligen. zu stellen und somit zum Erfolg des cda beizutragen. Au- ßerdem sind die Gemälde Cranachs in fast allen großen Kontakt: Museen vertreten – eine ideale Grundlage für vernetzte Fachhochschule Köln Forschung. Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft Prof. Dr. Gunnar Heydenreich In der Pilotphase, die von Oktober 2009 bis September E-Mail: gunnar.heydenreich@fh-koeln.de 2011 dauerte, hat das Cranach-Projekt Methoden für www.lucascranach.org die Erfassung, den Austausch und das internetbasierte Studium von Text- und Bildmaterial zu Gemälden Lucas Cranachs entwickelt und eine repräsentative Anzahl an Gemälden dokumentiert. So konnten beispielswei- se über 300 Cranach-Gemälde aus 16 europäischen Sammlungen mittels digitaler Fotografie, Mikroskopie und Infrarotreflektografie – eine zerstörungs- und be-
WERTVOLLE ERINNERUNGEN WECKEN Demenz begegnet Kunst In Deutschland sind derzeit 1,2 Millionen Menschen und den Selbstausdruck und die Lebensgestaltung von einer Demenz betroffen. Sollte kein Durchbruch für Menschen mit Demenz erhöhen. Diesen Ansatz in der Prävention und Therapie gelingen, wird die An- hat auch die Evangelische Fachhochschule Rheinland- zahl der Erkrankten bis zum Jahr 2050 voraussichtlich Westfalen-Lippe gewählt. Seit November 2012 haben auf 2,6 Millionen ansteigen. Trotz intensiver medizini- Studierende des Fachbereichs Soziale Arbeit mit der scher Forschung ist es heute noch nicht möglich, die Alzheimerhilfe des Deutschen Roten Kreuzes, dem Bo- Erkrankung zu heilen oder aufzuhalten. Bei der Arbeit chumer Kunstmuseum sowie mit Menschen mit De- mit Betroffenen konzentrieren sich die Ansätze derzeit menz und deren Angehörigen in einem Pilotprojekt vor allem darauf, Kompetenzen zu nutzen, die im Ver- zusammengearbeitet. lauf der Krankheit noch lange erhalten bleiben können. Dies trifft vor allem auf biografische, gefühls- oder sin- Biografische Spuren nesbezogene Erinnerungen wie Trauer, Freude, Geruch oder Musik zu. Sie bieten wertvolle Ansatzpunkte und Ziel des Projektes war, gemeinsam neue methodische werden immer wieder in die Arbeit mit Betroffenen ein- Ansätze für das Handlungsfeld „Menschen mit Demenz bezogen. und ihre Angehörigen“ zu erproben. Anhand von Wer- ken der Gegenwartskunst haben Demenzkranke, ihre Um den Dialog mit der Umwelt so lange wie möglich Angehörigen und Studierende im Kunstmuseum Bo- zu erhalten, fordern viele Experten die Sicherung der chum gemeinsam Kunst angesehen, über das Medium gesellschaftlichen Teilhabe Demenzkranker. Vor allem der Kunst assoziiert, sie betrachtet und sich darüber kulturelle Aktivitäten können eine Brücke schlagen ausgetauscht. Unter dem Titel „Immer der erste Mo-
9 ment – Demenz und Kunst“ wurden im März 2013 bei Ausstellung im Kunstmuseum, wo Erfahrungsberichte, einer Ausstellung die Ergebnisse mehrerer Hausbesu- Texte und die praktischen Arbeiten der letzten Monate che und eines Workshops präsentiert. gezeigt wurden. Im ersten Schritt führten die Kunstpädagogin Professor Dass Kunstrezeption mit an Demenz Erkrankten über- Helene Skladny und Helene Ignatzi Studierende der sozi- haupt möglich war, ist eines der erstaunlichen Ergeb- alen Arbeit im Rahmen des Projekts in die Themenberei- nisse des Projekts. Die moderne Kunst mit ihren oft abs- che Demenz und Projektplanung ein. Als Sozialgeronto- trakten, freien oder gar düsteren Formen galt bisher als login ist Ignatzi auf das Thema Demenz spezialisiert und zu irritierend und beängstigend für die Arbeit mit De- hat die Teilnehmer mit medizinischen, pflegerischen, menten. Die Forscher konnten diese Annahme jedoch psychologischen, aber auch soziologischen und gesell- widerlegen. Sie haben eine erstaunliche Offenheit und schaftspolitischen Grundlagen vertraut gemacht. Außer- Neugier bei den Erkrankten erlebt. Oft wird übersehen, dem wurden die Studierenden auf den direkten Umgang dass nicht alle alten Menschen das gleiche ästhetische mit Demenzerkrankten vorbereitet. Ideen, wie Menschen Empfinden haben und viele sich auch vor ihrer Erkran- mit Demenz auf zeitgenössische Kunst im Museum re- kung mit Kunst beschäftigten. agieren, entwickelten sie in Zusammenarbeit mit einer Kunstvermittlerin des Bochumer Kunstmuseums. Das Museum als öffentlicher Raum war ebenfalls ein wichtiger Aspekt des Projekts. Im Museum wird für De- Bei Hausbesuchen und in den Räumen der Bochumer menzbetroffene und deren Angehörige ein Kontakt zu Alzheimerhilfe begegneten die Studierenden später anderen Menschen hergestellt. Dies ermöglicht ihnen dementen Menschen. Im Rahmen der Besuche entstan- die kulturelle gesellschaftliche Teilhabe, Kommunikation den Fotos, die die Erkrankten anhand ihrer spezifischen und Begegnungen finden hier auf Augenhöhe statt. Je- Umgebung und persönlicher Gegenstände zeigen soll- der konnte als Experte seine Ideen und Sichtweisen ein- ten. Leitfragen waren: „Was ist das Charakteristische an bringen und mit Besuchern ins Gespräch kommen. Auch dieser Person?“, „Welche wichtigen biografischen Spuren die Angehörigen erlebten ihre erkrankten Verwandten sind sichtbar?“ Um den Schutz der Personen zu gewähr- in einer neuen Rolle und kamen aus ihrer Funktion der leisten, wurden keine Gesichter, aber beispielsweise die „Betreuer“ heraus. Hände der alten Menschen fotografiert. Kontakt: Begegnung auf Augenhöhe Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Diakonie Schließlich trafen sich kleine Gruppen von Studieren- Prof. Dr. Helene Skladny den mit den Erkrankten und ihren Angehörigen im Tel.: 0234 36 90 1348 Kunstmuseum und gingen im Museum gemeinsam auf E-Mail: skladny@efh-bochum.de Entdeckungsreise. Im Anschluss daran entstanden ge- meinsame praktische Arbeiten, in denen die Fotos und Helene Ignatzi persönliche Gegenstände der Betroffenen als Grundla- Tel.: 0234 36 90 1190 ge dienten. Abschluss des Projekts war schließlich die E-Mail: ignatzi@efh-bochum.de
DAS BUCH DER BÜCHER Die emotionale Kraft der Bibel wiederentdecken Die Bibel ist das am häufigsten übersetzte, meistge- tung die Vielfalt der Texte wider. In manchen Kulturen druckte und am weitesten verbreitete Buch der Welt. ist diese Tradition immer noch lebendig. Die heute in In etwa 2.500 Sprachen sind Bibeln oder Teile der Bibel Deutschland erhältlichen Ausgaben hingegen erinnern heute erhältlich. Allein vom Weltbund der Bibelgesell- nicht selten an Lexika oder Telefonbücher. Durch ein ein- schaften werden jährlich rund 20 Millionen Bibeln her- heitliches Gestaltungsraster sind die unterschiedlichen gestellt und verbreitet. Entstanden ist sie aus einer jahr- Textcharaktere verloren gegangen, und die ehemals hundertealten Erzähltradition. Lange vor Entstehung sinnlichen Komponenten bleiben unberücksichtigt. der Schriftkultur wurden Erfahrungen mit Gott und der Welt mündlich weitergegeben und im Laufe der Jahre Expertenwissen von verschiedenen Autoren aufgeschrieben. Die Bibel ist nicht nur ein einzelnes Buch, sondern eine Samm- Um der spirituellen und kulturellen sowie der narrativen lung von mehr als 70 Büchern oder Einzelschriften. Im und emotionalen Dimension der Texte wieder gerecht Alten Testament sammelten die Menschen Erzählungen, zu werden, arbeitet ein Forscherteam seit 2009 an einer Dichtungen, Sprüche und auch amtliche Mitteilungen. lesefreundlichen Bibel-Ausgabe. Gemeinsam mit über Im Neuen Testament steht die Überlieferung der Worte 65 Studierenden realisiert Professor Dirk Fütterer von und Taten Jesu im Vordergrund. der Fachhochschule Bielefeld das Forschungsprojekt „Bielefelder Bibel“. Wissenschaftliche Unterstützung er- Im Mittelalter gehörten Bibelmanuskripte zu den hoch- hält das Projekt durch die enge Zusammenarbeit mit der wertigsten Büchern. Sie waren grafisch und künstlerisch Mitherausgeberin und Exegetin Dr. Melanie Peetz von anspruchsvoll hergestellt und spiegelten in ihrer Gestal- der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Geor-
11 gen in Frankfurt/M. Sie hat eine neuartige exegetisch- cken, die im Laufe der Zeit von verschiedenen Autoren wissenschaftliche Analyse des Bibeltextes durchgeführt. verfasst wurden. Die einzelnen Bücher, Schriften und Außerdem bringt Professor Dr. Norbert Lohfink, ein Textsammlungen werden individuell gestaltet, sodass anerkannter Experte auf dem Gebiet der Bibelexegese, jedes in der jeweiligen Eigenart hervortreten und wirken sein Fachwissen ein. kann. Die Vielfalt der Gestaltung ist jedoch aufeinander abgestimmt und unterstreicht somit die verwandt- Bei der „Bielefelder Bibel“ handelt es sich um eine typo- schaftlichen Beziehungen zwischen den Bibeltexten. Die grafisch-gestalterische Neu-Interpretation auf Grund- feinen Nuancen und die bisher verdeckten psychologi- lage neuester Erkenntnisse der Bibelforschung und schen Dimensionen der Niederschriften sollen offenge- Bibeldeutung, die in dieser Form noch nicht vorliegt. legt und Leserinnen und Lesern auf diese Weise ein neu- Zunächst werden die Bibeltexte entsprechend ihrem er Zugang zur Bibel ermöglicht werden. Im besten Fall historischen Ursprung und Inhalt, sowie ihrer Struktur lässt sich die „Bielefelder Bibel“ als eine Bibliothek von und Tonalität verschiedenen literarischen Kategorien Büchern entdecken, in denen man gerne liest. zugeordnet, wie etwa Dialog, Liebeslied, Brief oder auch Gebet und Geschichtsschreibung. Dies hebt die unter- Die „Bielefelder Bibel“ ist ein Forschungsprojekt des schiedlichen Entstehungszeiten und -orte der Bibeltexte 2006 gegründeten Instituts für Buchgestaltung der FH hervor und verdeutlicht so die damit einhergehenden Bielefeld. In den letzten sieben Jahren hat das Institut soziokulturellen Hintergründe der Texte und Autoren. erfolgreich Bücher und Publikationen in Kooperationen mit renommierten Verlagen erstellt. Diverse Arbeiten Entsprechend ihrer gattungstypischen Zuordnung sol- wurden bei bedeutenden Designwettbewerben mit len die einzelnen Textarten mit dem Inhalt angemes- Auszeichnungen und Anerkennungen wie etwa dem senen typografischen Mitteln neu interpretiert werden. Red Dot Award, dem Art Directors und Type Directors Durch verschiedene Schnitte der „Schriftgroßfamilie“ FF Award oder dem Preis der Stiftung Buchkunst prämiert. Nexus und die sparsame Verwendung grafischer Ele- Bis Herbst 2014 möchte das Projektteam die „Bielefelder mente lässt sich eine bessere Lesbarkeit und ein besse- Bibel“ in produktionsreifer Form erstellen. Sie wird etwa res Textverständnis erreichen. Lesekomfortable Schrift- 2.500 Seiten in fünf Bänden umfassen und soll möglichst größen ersetzen beispielsweise den bisher überwiegend für alle Käuferschichten erschwinglich sein. eng gesetzten und klein gedruckten Text, durch eine deutliche Gliederung und klare Strukturierung werden abschreckende Bleiwüsten abgeschafft. Die häufig sehr Kontakt: nüchtern gesetzten Texte erhalten durch die Neugestal- Fachhochschule Bielefeld tung ihre sinnliche und emotionale Ebene zurück. Fachbereich Gestaltung Prof. Dirk Fütterer Neuer Zugang Tel.: 0521 106 7661 E-Mail: dirk.fuetterer@fh-bielefeld.de Die verschiedenen typografischen Aufmachungen un- terstreichen, dass es sich bei der Bibel um das „Buch der Bücher“ handelt – um eine Sammlung von Schriftstü-
BAUERNHOF UND NETZWERKE Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel Mit „Landleben“ verbinden viele Menschen auch heute weile können die Forscher in 14 Untersuchungsdörfern noch sehr romantische Bilder. Vor allem Städter haben die deutschlandweit sehr unterschiedlichen Lebensbe- einheitliche Klischees von grüner Idylle, gemeinschaft- dingungen dokumentieren und analysieren. Durch die lichem Zusammenhalt und kulturellen Traditionen im Kontinuität der Untersuchungen lassen sich aktuelle Kopf. Eine zunehmende Anzahl von Landmagazinen Entwicklungen im Kontext des langfristigen Wandels unterstützt diese Vorstellungen gleichbleibender Wer- der letzten 60 Jahre betrachten. te zusätzlich. Aber auch auf dem Land ändern sich die Lebensverhältnisse beständig. Wie sieht der Alltag in Begonnen hat es 1952 mit zehn Dörfern aus verschie- ländlich geprägten Gemeinden tatsächlich aus? Wie wir- denen Bundesländern. Damals noch aus Mitteln des ken sich technische Innovationen im Informations- und Marshall-Plans finanziert, standen insbesondere Fragen Kommunikationssektor auf die sehr unterschiedlichen rund um die Landwirtschaft im Vordergrund. Nach der und vielfältigen Lebensräume aus? Widervereinigung Deutschlands kamen vier Dörfer aus den neuen Bundesländern hinzu. Heute stehen neben Mit dem Wandel der Lebensbedingungen auf dem Lan- der allgemeinen Veränderung der Lebenswelt der Wan- de und deren möglichen Auswirkungen beschäftigt del von Wirtschaft und Arbeit und der Ausbau der Infra- sich die langfristig angelegte Verbundstudie „Ländliche struktur im Fokus. Lebensverhältnisse im Wandel 1952, 1972, 1993 und 2012“. In der Untersuchungsreihe werden alle 20 Jahre Fortschritt durch Technik? in immer denselben Dörfern und deren Umland die Ver- änderungen der Lebensverhältnisse untersucht. Mittler- Bei der aktuellen Studie untersuchen die Forscher unter
13 anderem die Auswirkungen der fortschreitenden Digi- hinaus liefert die Studie grundlegende Informationen talisierung auf die lokale Entwicklung und auf den All- für politisches Handeln in ländlichen Räumen. Bei den tag der Landbewohner. Mit dem Entstehen der Neuen Untersuchungen kommen unterschiedliche Methoden Medien verband sich die Erwartung, viele Probleme des zum Einsatz. Ein wichtiger Bestandteil der Studie ist eine ländlichen Raumes lösen zu können. So soll etwa die po- standardisierte Befragung der Einwohner – sie sind die tentielle Aufhebung der Ortsgebundenheit von Arbeit „Experten“ für die Lebensverhältnisse in ihrem Dorf. Er- Strukturschwächen reduzieren und damit die regionale gänzt werden die Informationen durch Interviews mit Wirtschaftsentwicklung gestärkt werden. den Verwaltungen der jeweiligen Gemeinden, mit Verei- nen und Wirtschaftsvertretern der Regionen. Um diese Erwartungen zu bestätigen oder auch zu wi- derlegen, arbeiten die verschiedenen Kooperations- Insgesamt sieben Partner sind an dem Forschungspro- partner in einzelnen Untersuchungsdörfern zusammen. jekt beteiligt: das Institut für Green Technology und Die Fachhochschule (FH) Südwestfalen führte im April Ländliche Entwicklung (i.green) der FH Südwestfalen, und Mai dieses Jahres eine Einwohnerbefragung in zwei das Institut für Sozialwissenschaften des Agrarbereichs niedersächsischen Dörfern durch. Insgesamt rund 520 der Universität Hohenheim, der Fachbereich Bildungs- Einwohner wurden zu den Themen Wohnen, Mobilität, und Sozialwissenschaften der Bergischen Universität Berufstätigkeit, Kommunalpolitik, Sozialbeziehungen, Wuppertal, die Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Alltagsbewältigung, Freizeit, Kinder, Pflege bzw. soziale Mittweida, das Institut für Lebensmittel- und Ressour- Dienste und Landwirtschaft interviewt. Im Blickpunkt cenökonomie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Uni- standen dabei auch Fragen zur Mediennutzung, zur Zu- versität Bonn, das Institut für Zukunftsstudien und Tech- friedenheit mit der Leistung des Internetzugangs und zur nologiebewertung gemeinnützige GmbH Berlin (IZT) individuellen Internetnutzung. Außerdem beantwortet- sowie das Thünen-Institut für Ländliche Räume, das die en die Bewohner Fragen zum Einfluss des Internets auf Projektleitung innehat. Auftraggeber des Projekts ist das ländliche Regionen, beispielsweise durch die Nutzung Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und sozialer Netzwerke oder durch den Internethandel. Verbraucherschutz (BMELV). Die Ergebnisse der Einwohnerbefragungen sollen im Kontakt: Laufe der nächsten Monate ausgewertet und dann im Fachhochschule Südwestfalen Frühjahr 2014 in den Untersuchungsdörfern präsentiert Institut für Green Technology und zur Diskussion gestellt werden. So wird den Einwoh- und Ländliche Entwicklung (i.green) nern die Möglichkeit gegeben, noch einmal Stellung zu Dr. Luisa Vogt den Ergebnissen zu nehmen, und die Forscher können Tel.: 02921 37 81 51 ein direktes Feedback einholen. E-Mail: vogt.luisa@fh-swf.de Lebensexperten Michael Kriszan Tel.: 02921 37 81 54 Ziel der Untersuchungen ist es, die zahlreichen Verän- E-Mail: kriszan.michael@fh-swf.de derungen möglichst detailliert abzubilden. Darüber
RAUM FÜR GUTE IDEEN Private Initiativen fördern die Entwicklung von Gemeinden In vielen Städten und Dörfern gibt es leerstehende Im- wie örtliche Kulturen, Bräuche und Traditionen. Aber mobilien, brachliegendes Land oder ungenutzten Raum. auch ökologische Nachhaltigkeit, politisches Engage- Immer mehr Initiativen und Kleinunternehmer entde- ment und soziale Gerechtigkeit stehen oft im Interesse cken in den letzten Jahren diese Freiflächen für sich und des Einsatzes. Mit ihrer Bereitschaft, Verantwortung zu verwirklichen hier mit innovativen Ideen ihre Projekte. übernehmen, schaffen die Raumunternehmer neben So verwandelte ein ehemaliger Verwaltungsangestellter einem ideellen oft auch einen ökonomischen Mehrwert aus dem Ruhrgebiet einen alten verlassenen Bauernhof für die Gesellschaft. Nicht selten gehen sie dabei erhebli- und das umliegende industrielle Areal in einen Lehr- che finanzielle Risiken ein. Gerade in strukturschwachen und Erlebnisbauernhof. Auch Künstler engagieren sich Regionen und Stadtteilen stecken in der aktiven Gestal- mit zahlreichen künstlerischen und kulturellen Projek- tung des eigenen Umfeldes Potentiale und Chancen, die ten. In einem Frankfurter Stadtteil wurde in den Räum- für die Entwicklung von Gemeinden genutzt werden lichkeiten eines alten Teppichgeschäfts ein Treffpunkt sollten. Sie können Alleinstellungsmerkmale für Stadt- geschaffen, der mit Kunstausstellungen, Kneipen-, und teile und Regionen darstellen und dazu beitragen, die Kochabenden und einer Fahrradwerkstatt Menschen lokale Lebensqualität und das Image vieler Stadtteile zu aus der ganzen Stadt zusammenbringt. verbessern. Meist stehen bei den sogenannten Raumunternehmen Messbarer Mehrwert die Vorstellungen der Akteure von lebenswerter Ge- meinschaft im Vordergrund. Nachbarschaft, Freundes- Die Potentiale und die finanziellen Unterstützungsmög- und Bekanntennetzwerke werden ebenso einbezogen lichkeiten der Raumunternehmen waren Gegenstand
15 des Forschungsprojekts „Analyse der Gelingungsfak- NRW, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern konnte toren für Raumunternehmungen unter besonderer analysiert werden, welche Raumunternehmen scheiter- Berücksichtigung der Finanzierungsfrage“ der Westfä- ten, aber auch, welche erfolgreich realisiert wurden. Die lischen Hochschule. Ziel des von der Montag Stiftung systematische Auswertung der qualitativen Daten führ- initiierten und finanzierten Projekts war es, Raumunter- te zur Ermittlung von vier unterschiedlich motivierten nehmen zu bestimmen, die eine überdurchschnittliche Unternehmertypen: dem „Raumunternehmer aus Ge- Bedeutung für den Stadtteil haben, und typische Merk- schäftssinn“, dem „Raumunternehmer aus Leidenschaft“, male der Unternehmer abzuleiten. Außerdem sollte ana- dem „Raumunternehmer aus Gelegenheit“ und dem lysiert werden, welche Bedingungen bei verschiedenen „Raumunternehmer aus Notwendigkeit“. Raumunternehmen zu einem Gelingen beitragen. Ob ein fehlendes passendes Finanzierungsangebot die Ent- Diese verschiedenen Akteure unterscheiden sich auch wicklung der Raumunternehmen behindert, war hierbei hinsichtlich ihres Bedarfs an Finanzierung und Unterstüt- eine der zentralen Fragen. zung. Besonders bei unkonventionellen Projekten ließen sich Finanzierungsengpässe ausmachen. Sie werden sel- Dr. Stefan Gärtner und Franz Flögel vom Institut Arbeit ten von klassischen Finanzierungsmodellen getragen. In und Technik (IAT) wählten für ihr Forschungsprojekt eine der allgemeinen Diskussion über Existenzgründer- oder prozessorientierte Vorgehensweise. Mit Hilfe von Exper- Wirtschaftsförderung wird ihr Potential meist übersehen teninterviews, Internet, Literatur- und Telefonrecherche und sie scheinen den Geldgebern nicht finanzierungs- wurde zunächst das Phänomen Raumunternehmen fähig. Als eine mögliche Lösung sehen die Forscher den diskutiert, Beispiele ermittelt und eine Definition des Einsatz von (Mikro-)Wagniskapital. Hier liegt das Risiko Begriffs Raumunternehmen konkretisiert. Gemeinsam nicht allein beim Unternehmer, und Kapitalgeber wür- mit anderen Projektpartnern erklärten die Forscher den am Gewinn beteiligt. Raumunternehmen als „auf Wirtschaftlichkeit ausgerich- tete Organisationen, die ihre Geschäftsidee auf Basis von Kontakt: unzureichend in Wert gesetzten räumlichen Ressourcen Westfälische Hochschule entwickeln und deren Erfolg sich an dem sozialen Nut- Institut Arbeit und Technik zen für diesen Raum messen lassen“. Dr. Stefan Gärtner Tel.: 0209 17 07 164 Erfolgreiche Realisation E-Mail: gaertner@iat.eu Im Verlauf der ersten Arbeitsschritte wurde klar, dass Ent- stehen, Wirkung und Erfolg von Raumunternehmen nur im persönlichen und räumlichen Kontext der Unterneh- mer zu verstehen sind. Gründe, Motivationen oder auch Zwänge, unter denen Raumunternehmer aktiv werden, unterscheiden sich immens. Um hierüber mehr zu er- fahren, wurden drei unterschiedliche, strukturschwa- che Gebiete näher untersucht. An Raumbeispielen aus
VERWANDLUNG UND ERNEUERUNG Innovative Lichtkunst in altem Bergwerk Sich am Wandel beteiligen und so soziale und ökono- sich die Hauptstromversorgung des alten Bergwerks, mische Verantwortung übernehmen – Bürgerinnen ein Umstand, den sich die Professorinnen und Profes- und Bürger haben nicht oft die Gelegenheit, in kreati- soren und Studierende der Hochschule Rhein-Waal für ver und künstlerischer Weise Transformationsprozesse ihr Projekt zunutze machen wollen. Die vielen Fenster einer Gemeinde mitzugestalten. Die Einwohner der nie- der Gebäudefront werden von innen heraus mit meh- derrheinischen Stadt Kamp-Lintfort sind dank einer in- reren Bühnenscheinwerfern nach außen beleuchtet novativen Idee der jungen Hochschule Rhein-Waal nun und treten mit den Kamp-Lintfortern in einen Dialog. genau dazu aufgerufen. Mit dem Projekt „Kamp-Lintfort Die Scheinwerfer gleichen dabei den Pixeln eines Moni- leuchtet“ soll neues Leben in das stillgelegte Bergwerk tors, jeder Fensterabschnitt umfasst einige der Pixel. Auf West einziehen. Über ein Jahrhundert lang hat der Stein- diese Weise wird die Fassade des Schalthauses in einen kohleabbau die Region geprägt. Seit Ende 2012 wird im riesigen Bildschirm verwandelt. Er ist wie ein Computer- Bergwerk keine Kohle mehr gefördert, eine Epoche ist bildschirm zu steuern und kann alle Farben und Bewe- beendet. Gute Ideen sind gefragt, um Neues entstehen gungen darstellen. zu lassen und Impulse für die Zukunft zu geben. Dialog mitgestalten Nun soll ein Teil des alten Zechengeländes durch Tech- nik und Kunst in neuem Glanz erstrahlen. Mittelpunkt Auf dem Bildschirm wird zu sehen sein, was Schüler, Stu- des Projekts ist das „Schalthaus“, ein großes Backsteinge- dierende, Künstler oder auch Bürger der Stadt einbrin- bäude am nördlichen Rand des Geländes, dessen Fassa- gen. Möglich wird das über spezielle Editoren – Com- de sich zur Innenstadt hinwendet. Im Gebäude befindet puterprogramme, die der Erstellung und Bearbeitung
17 digitaler Dateien dienen. Mit ihnen können Bilder oder Stadt Kamp-Lintfort. Auf der Suche nach neuen Nut- interaktive Filme geschaffen und beispielsweise über zungsmöglichkeiten für das alte Zechengelände hatten einen Web-Browser aufgerufen und bedient werden. So die Verantwortlichen der Stadt und die RAG Montan werden die Bürgerinnen und Bürger selbst zu Künstlern Immobilien GmbH im vergangenen Jahr dazu eingela- und zu Teilnehmern eines wechselseitigen Dialogs. Was den, über die Zukunft des 40 Hektar großen Geländes sie zu Hause kreieren, leuchtet später auf der haushohen zu diskutieren. Die Wahl der Fakultät Kommunikation Fassade und gibt dem alten Gebäude ein neues Gesicht. und Umwelt der Hochschule fiel auf das alte Schalthaus. Ein spezielles Verfahren teilt die Ausstellungszeiten ein Die Eröffnung der Lichtinstallation ist für Februar 2014 und sorgt in den Abend- und Nachtstunden dafür, dass geplant. Bis dahin haben die Forscher und Studierenden die bewegte Kunst auf dem Fenster-Bildschirm dauer- noch einiges zu tun. Unter der Leitung von Professor haft sichtbar ist und die Betrachter inspiriert. Karsten Nebe muss die Ansteuerung der Scheinwerfer und die gesamte elektrische und physische Installation Nicht nur hinsichtlich der Wahl von Farben und Bewe- entwickelt, die Editoren programmiert und die gesamte gungen können Interessierte mit den Editoren ihren Infrastruktur erstellt werden. Ein Web-Auftritt und Künst- Ideen Gestalt geben, sondern auch interaktive Elemente ler-Workshops sollen ebenfalls verwirklicht werden. in ihre Werke mit einbauen. Wenn die Künstler es wün- schen, kann die Lichtkunst auf die Bewegungen von Das Projekt Kamp-Lintfort wird ermöglicht durch die Passanten oder Ereignissen in der Umgebung reagieren. Förderung der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, der Spezielle Sensoren registrieren etwa unterschiedliche Sparkasse-Duisburg Stiftung, der RWE Deutschland AG Lautstärken oder Helligkeiten. Die Gebäudefront kann und der Stadtwerke Kamp-Lintfort. Für den Ausbau der auch zum Bildschirm für Handy-Spiele werden. Andere Installation werden derzeit noch weitere Sponsoren und Eingabe- und Einflussmöglichkeiten sollen im Laufe des Unterstützer gesucht. Projekts noch untersucht und verwirklicht werden. Kontakt: Nachwuchs fördern Hochschule Rhein-Waal Fakultät Kommunikation und Umwelt Studierende der Hochschule Rhein-Waal werden eben- Prof. Dr. Karsten Nebe falls gemeinsam mit den Professorinnen und Professo- Tel.: 02842 90 82 5233 ren interaktive Beiträge einstellen. Außerdem sind Work- E-Mail: karsten.nebe@hochschule-rhein-waal.de shops für Schülerinnen und Schüler in Kamp-Lintfort geplant. Diese werden in Kooperation mit der Gemein- Prof. Dr. Ido Iurgel schaftsoffensive „Zukunft durch Innovation.NRW (zdi)“ Tel.: 02842 90 82 5286 des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Für be- E-Mail: ido.iurgel@hochschule-rhein-waal.de sondere Anlässe werden Künstler dazu eingeladen, eige- ne Licht-Kunstwerke zu erschaffen. Die Idee, Teile des alten Bergwerks zu illuminieren, ent- stand im Rahmen des Entwicklungsplanes 2020 der
ZEUGNISSE RUSSISCHER KULTUR Akustische Dialekt-Datenbank aufgebaut Die gesprochene Sprache ist die wichtigste Kommu- Bochum, der Ruhr-Universität Bochum und der Staatsbi- nikationsform des Menschen und zugleich unser ge- bliothek Berlin hat es sich daher seit ein paar Jahren zur bräuchlichstes Kulturgut. Zwischen 6.000 und 7.000 Aufgabe gemacht, einige von diesen zu dokumentieren unterschiedliche Sprachen gibt es heute weltweit, hinzu und für zukünftige Generationen zu erhalten. kommen unzählige Dialekte. Dialekte haben in der Re- gel eine begrenzte Verbreitung und drücken ein Gefühl Von 1991 bis 2012 unternahmen Mitarbeiter des Se- von Heimat, Identität und Zugehörigkeit zu einer Region minars für Slavistik der Ruhr-Universität Bochum zu- aus. Menschen, die die gleiche Sprache sprechen, feiern sammen mit Kollegen insgesamt 50 Expeditionen in in der Regel die gleichen Feste, teilen die gleichen Sitten verschiedene Regionen Russlands. Während dieser und Gebräuche. Expeditionen trafen sie sich mit Bewohnern der Regio- nen und führten zahlreiche Dialektinterviews mit ihnen Nach Schätzungen der UNESCO werden bis zum Jahr durch. Entstanden sind dabei Aufnahmen von rund 2100 etwa die Hälfte aller Sprachen ausgestorben sein 1.000 Stunden Dialektsprache aus zwei Jahrzehnten. Oft und somit auch Zeugnisse unserer vielfältigen Kulturen, gelang es, mehrere Generationen aus einer Familie zu Lebensbedingungen und Lebensformen. Auch Russland dokumentieren. verfügt als Vielvölkerstaat über einen reichen Sprach- schatz mit unterschiedlichen regionalen Ausprägungen. Vergangenheit erleben Hier besteht ebenfalls die Gefahr, dass einige von ihnen in den nächsten Jahren untergehen und in Vergessen- Das Labor für Angewandte Informatik und Datenbanken heit geraten. Ein gemeinsames Projekt der Hochschule der Hochschule Bochum entwickelt anschließend eine
19 Web-basierte Anwendung zur Darstellung, Auswer- in sogenannte „Tracks“ gegliedert – etwa 2-minütige tung und Bearbeitung der in diesem Projekt gewon- Abschnitte, die eine grobe Einteilung des Interviews nenen Audio-Datenbestände. Die Online-Datenbank darstellen. Jeder Nutzer hat zudem die Möglichkeit, mit „Russisches Regionales Korpus (RuReg) – eine akusti- dem Cursor einen bestimmten Zeitabschnitt zu markie- sche Datenbank mit diskursorientierter Annotation“ ren. Man kann sich diese merken und einen eigenen Ein- macht es möglich, die Begegnungen und Gespräche trag für beispielsweise einzelne Sätze oder Wortwechsel der vergangenen Expeditionen mitzuerleben. Ergänzt schaffen. Auch von anderen Nutzern generierte Einträge werden die Lautaufnahmen durch Beschreibungen der können mit einem Klick aufgerufen werden. Regionen, der geschichtlichen und kulturellen Hinter- gründe, des sozialen Kontexts und der Eigenheiten RuReg besteht seit 2009 und wird von der Deutschen der Sprache. Entstanden ist so ein lebendiges Bild der Forschungsgemeinschaft gefördert. Die Ergebnisse des Situation vor Ort. Man wird Zeuge der unerwarteten Projekts werden in das Slavistikportal der Staatsbiblio- Begegnungen und zum Beobachter des vielseitigen re- thek zu Berlin aufgenommen und der wissenschaftli- gionalen Lebens in Russland. chen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die aktuel- le russische Linguistik stellt sie eine Ausgangsbasis dar, Die Gespräche, denen man in der Datenbank RuReg um sprachliche Entwicklungen erfassen oder deren Ur- lauschen kann, verlaufen oft ganz ähnlich wie eine sachen und Bedingungen analysieren zu können. Aber Geschichte in einem Roman. In der Einleitung hört auch für kulturwissenschaftliche Forschungen, wie bei- man Schritte, das Knarren einer Tür, die Begrüßung spielsweise der „Oral History“, wird mit RuReg eine neue der Dialektforscher, welche die Interviewten häufig Grundlage geschaffen. mitten bei ihren Alltagsgeschäften antreffen. Im Plot entwickelt sich das eigentliche Interview. Die Ereignis- Kontakt: se überschlagen sich, Erzählungen, Beschreibungen, Hochschule Bochum Kommentare wechseln einander ab. Die Interviewten Prof. Dr. Katrin Brabender geben dabei oftmals ganz intime Einblicke in ihr Leben. Labor für Angewandte Informatik und Datenbanken Es wird gelacht, aber auch auf schmerzhafte Ereignisse Tel.: 0234 32 10 391 wie Trennung und Existenznöte geschaut. Nachbarn E-Mail: katrin.brabender@hs-bochum.de werden in kleinen Geschichten zitiert oder eigene Er- fahrungen aus dem Arbeitsleben werden weitergege- ben. Am Schluss steht meist die herzliche Verabschie- dung der Dialektologen. Basis weiterer Forschung Geordnet sind die Aufnahmen nach einem bibliotheks- ähnlichen System. Um sich in einem Buch zurechtzufin- den, hilft die Unterteilung in Kapitel, meist mit dazuge- höriger Überschrift. Deshalb sind auch die Aufnahmen
SPEZIALISTEN GEFRAGT Soziale Netzwerke unterstützen Personalbeschaffung im öffentlichen Sektor Die öffentliche Verwaltung hat viele Aufgaben zu er- Hochschulabsolventen oder anderen Berufsausbildun- füllen. Sie plant, erfasst, leitet, lenkt, betreut und ver- gen scheidet aufgrund der nötigen Spezialisierung meist antwortet die Tätigkeiten des Staates. Auf Basis von von vornherein aus. Demzufolge sind die Behörden fast Gesetzesgrundlagen und Vorschriften soll sie das gesell- dazu gezwungen, qualifizierte Absolventen bereits früh- schaftliche Zusammenleben gestalten und letztlich für zeitig an sich zu binden. Der für die Zukunft prognosti- die Ausführung demokratischer Willensbildung in einem zierte Rückgang der Schulabsolventen stellt jedoch eine stabilen Staatssystem sorgen. Der rechtsstaatlichen, bür- große Herausforderung dar. Die Behörden müssen so- gerorientierten und effizienten Ausführung dieser viel- wohl untereinander als auch mit Unternehmen aus der fältigen Aufgaben liegt in der Regel ein sehr spezifisches freien Wirtschaft auf dem immer kleiner werdenden Be- Anforderungsprofil an die Mitarbeiter in den Behörden werbermarkt um die qualifiziertesten Nachwuchstalente zugrunde. Von Kommunen, Staat, Rentenversicherun- konkurrieren. Die wenig attraktiven finanziellen Anreize gen und Polizei müssen daher fachlich qualifizierte, so- und das angestaubte Image des öffentlichen Sektors er- zial kompetente und engagierte Menschen eigens aus- schweren die Situation zusätzlich. gebildet werden. Potentiale erkennen Nach Meinung von Experten wird der Arbeitsmarkt im öffentlichen Sektor aufgrund des fortschreitenden de- Wie kann es trotzdem gelingen, sich auf die veränder- mografischen Wandels jedoch zunehmend durch einen ten Bedingungen des Arbeitsmarktes einzustellen und Fachkräftemangel geprägt sein. Das Anwerben poten- geeignetes Personal für den öffentlichen Sektor zu fin- tieller Nachwuchskräfte über den Bewerbermarkt von den? Wie können junge Leute erreicht werden, die bald
21 ins Berufsleben einsteigen? Diesen Fragen widmet sich Projekt mehrere Praxispartner gewonnen werden. Beim ein Forschungsprojekt der Fachhochschule für öffentli- Führungskräfteforum „Innovatives Management“ im che Verwaltung (FHöV) NRW. Unter der Leitung von Dr. September 2013 konnte sich Dr. Fischer mit einigen Ex- Torsten Fischer untersucht das Projekt „Moderne Verfah- perten aus der Praxis austauschen, ein Kontakt zu einer ren des e-Recruitment unter Berücksichtigung sozialer größeren Kreisverwaltung in NRW besteht bereits. Netzwerke“, wie die elektronischen Medien und insbe- sondere die sozialen Netzwerke im Zuge der Personal- Lehre und Forschung beschaffung und des Personalmarketings einbezogen werden können. Eingebunden werden außerdem auch wissenschaftliche Bachelor- oder Masterarbeiten zu den verschiedenen Viele Unternehmen haben die Potentiale der Web- Themenstellungen der einzelnen Projektphasen. Die- 2.0-Technologien bereits erkannt. Sie machen sich den se Arbeiten rekrutieren sich im Wesentlichen aus dem Wandel der Kommunikations- und Informationskultur Kontext der Lehre und Forschung an der FHöV NRW zunutze und betreiben beispielsweise ein sehr erfolg- und aus einem Masterstudiengang Public Management reiches Personalmarketing in Netzwerken wie Facebook der Universität Kassel. Das Projekt ist aber auch für wis- oder der berufsbezogenen Plattform Xing. Im behördli- senschaftliche Arbeiten anderer Fachhochschulen oder chen Umfeld finden diese Möglichkeiten derzeit jedoch Hochschulen offen. Geplanter Projektzeitraum ist von noch wenig Beachtung. Viele öffentliche Institutionen September 2013 bis Ende August 2014. verschenken hier die Chance einer breiten Bewerberan- sprache. Zugleich ließe sich hier auch ihr recht schlech- Kontakt: tes Image aufwerten. Umso bedauerlicher ist dies, da Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW die personellen und finanziellen Mittel im Vergleich zu Abteilung Köln den bisher üblichen Werbeverfahren im Personalbe- Dr. Torsten Fischer schaffungsprozess geringer ausfallen dürften. Die Nut- Tel.: 0175 52 44 435 zung von Social Media und speziell die Nutzung sozialer E-Mail: torsten.fischer@fhoev.nrw.de> Netzwerke können eine hervorragende Ergänzung der bereits sehr verbreiteten elektronischen Stellenveröf- fentlichung auf der eigenen Homepage oder in Online- Stellenbörsen sein. Erfolgsmethoden ermitteln Das Forschungsvorhaben der FHöV NRW umfasst ver- schiedene Arbeitsschritte. Zunächst erfolgt durch Um- fragen und Datenerhebungen eine Bestandsaufnah- me und Analyse der Ist-Situation. Außerdem werden Good-Practice-Ansätze aus der Privatwirtschaft und dem öffentlichen Sektor evaluiert. Auch sollen für das
KLANGVOLLE ZUSAMMENARBEIT Zentrum für Musik- und Filminformatik eröffnet Neue Informationstechnologien haben in den letzten Menschen und Maschinen Jahrzehnten viele Kommunikationsformen und Medien verändert und ändern sie kontinuierlich. Um gestalten, Um die hohe Lehrqualität kontinuierlich weiterentwi- medial kommunizieren, interpretieren und publizieren ckeln zu können, hat der Fachbereich Medienprodukti- zu können, gilt es an dieser dynamischen Entwicklung on in den vergangenen Jahren auch immer wieder auf aktiv teilzunehmen. Es sind Fachleute gefragt, die auf Kooperationen mit anderen Hochschulen gesetzt. Eine den wechselnden Bedarf angemessen und flexibel re- dieser Kooperationen hat sie nun ausgeweitet: Im Ap- agieren können. ril 2013 eröffnete die Hochschule Ostwestfalen-Lippe gemeinsam mit der Hochschule für Musik Detmold das Die Hochschule Ostwestfalen-Lippe hat ihre Lehre im „Zentrum für Musik- und Filminformatik“ in Detmold. Fachbereich Medienproduktion deshalb auf die gesam- Im Zentrum sollen verschiedene Themen aus dem Ge- te Bandbreite der praxisorientierten Tätigkeiten in der samtgebiet der musikalischen Mensch-Maschine-Inter- Medienbranche ausgerichtet. Gestaltung, Technologie aktion behandelt werden: Möglich sind zum Beispiel und Wirtschaft für audiovisuelle und interaktive Medi- neue Schnittstellen für die Musik- und Medienproduk- en gehören hier zu den Inhalten. Von der 3D-Animation tion, interaktive Multimedia-Installationen, innovative über die Entwicklung einer Corporate Identity und die Anwendungen in der Musikpädagogik und der Musi- Produktion eines Image-Films bis hin zu anspruchsvollen kermedizin sowie Algorithmen zur Analyse von Musik, Audioproduktionen – die Absolventinnen und Absolven- musikalischen Medien und Musik-Performances. ten des Fachbereichs Medienproduktion der Hochschule Ostwestfalen-Lippe sind vielseitig einsetzbar. Auch der Fachbereich Medienproduktion an der Hoch-
23 schule Ostwestfalen-Lippe wird in vielfältiger Weise pro- einbringen. Hierfür besteht bereits eine Zusammenar- fitieren. In die bestehenden Studiengänge können bei- beit mit Fabien Lévy, Professor für Komposition an der spielsweise verstärkt Themen wie die Anwendung von Hochschule für Musik Detmold. Bei Musik-Performances Computern zur Musikproduktion, die Digitalisierung übernimmt das neue Zentrum dabei den technisch-wis- und Kategorisierung von Musik sowie der pädagogi- senschaftlichen Teil der Umsetzung. sche Einsatz der Computertechnik einbezogen werden. Gleichzeitig kann der Fachbereich Medienproduktion Die Eröffnung des Zentrums ist auch ein gelungenes Bei- neben gestalterischen Kompetenzen – etwa beim De- spiel für die gute Zusammenarbeit der Hochschul- und sign von Benutzerschnittstellen – seine Fachkenntnis Wirtschaftsstandorte. Sowohl die Sparkasse Paderborn- im Bereich Filminformatik einbringen. Computergrafik Detmold als auch die Stiftung Standortsicherung un- und 2D-/3D-Animation oder die Entwicklung und App- terstützen die Stiftungsprofessur Hadjakos mit jeweils Programmierung von Tools zur Analyse audiovisueller 200.000 Euro in den nächsten fünf Jahren. Auch die Uni- Daten sind mögliche Themenfelder. versität Paderborn wird über einen wissenschaftlichen Beirat für das Zentrum eingebunden. Die Einrichtung Kooperationen ausbauen soll das Zusammenwachsen der Region nachhaltig be- einflussen und stärken. Geleitet wird das Zentrum von Professor Steffen Bock vom Fachbereich Medienproduktion der Hochschule Kontakt: Ostwestfalen-Lippe und Stiftungsprofessor Aristote- Hochschule Ostwestfalen-Lippe lis Hadjakos von der Hochschule für Musik Detmold. Hochschule für Musik Detmold Neben der interdisziplinären Lehre werden die beiden Zentrum für Musik- und Filminformatik Professoren zukünftig auch innovative Forschungs- und Prof. Dr. Steffen Bock Entwicklungsprojekte anstoßen. Sie sollen die Aufgabe Tel.: 05231 975-878 übernehmen, Forschungsprojekte über die Programme E-Mail: bock@hfm-detmold.de der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) oder das Bundesministerium für Bildung und Forschung Prof. Dr. Aristotelis Hadjakos (BMBF) einzuwerben und umzusetzen. Außerdem wer- Tel.: 05231 975 868 den laufende Projekte der Kooperation zwischen dem E-Mail: hadjakos@hfm-detmold.de Erich-Thienhaus-Institut der Hochschule für Musik und dem Fachbereich Medienproduktion der Hochschule Ostwestfalen-Lippe weitergeführt und neue Kooperati- onen, beispielsweise mit dem Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold-Paderborn, aufgebaut. Region stärken Über die wissenschaftliche Arbeit hinaus möchte sich das Zentrum in künstlerische Entwicklungsvorhaben
KUNST BEWEGT Interdisziplinäres Zentrum für Ästhetik und Kommunikation (ZÄSKO) gegründet Malen, musizieren, tanzen oder gestalten – Kinder brau- wendung künstlerischer Erfahrungen ermöglicht. Es wer- chen Kunst zur Entfaltung, behinderte Menschen brau- den Weiterbildungsideen entwickelt, Forschungs- und chen sie als Ausdrucksform, psychisch Erkrankte zur Hei- Entwicklungsprojekte angestoßen, Fachtagungen veran- lung. Der Wert künstlerisch-kultureller Arbeit hat sich in staltet und Beratungskompetenzen vermittelt. Nach und klinischen, sozialen und heilpädagogischen Einrichtun- nach entsteht so ein interdisziplinäres Netzwerk, das die gen schon lange etabliert, und zahlreiche Vertreter aus ästhetische Praxis in den Bereichen Soziale Arbeit, Päda- Bildung und Therapie halten sie für unverzichtbar. Darü- gogik und Therapie unterstützt und weiterentwickelt. ber hinaus erscheint es heute gesellschaftspolitisch not- wendiger denn je, die Möglichkeiten auszuloten, die kul- Einfluss nehmen turelle Bildung eröffnet, ein inklusives und interkulturelles Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft zu Zu den Gründungsmitgliedern des ZÄSKO gehören zahl- fördern und zu unterstützen. Umso fataler, wenn im Be- reiche Vertreter aus Kindertagesstätten, Schulen sowie reich Kunst immer wieder seitens der Politik gespart wird. kulturpädagogischen und therapeutischen Einrichtun- gen aus dem Aachener Raum. Sie alle wollen dort, wo Um dieser Entwicklung auf verschiedenen Ebenen entge- Entscheidungen über Kultur- und Kunstangebote ge- genzuwirken, wurde 2012 an der Katholischen Hochschu- troffen werden, auch politisch eingreifen. Seitens der le Nordrhein-Westfalen (KatHO NRW) das „Zentrum für KatHO bringt Professor Wolfgang Domma als Leiter des Ästhetik und Kommunikation (ZÄSKO)“ gegründet. Das Zentrums sein Fachwissen ein, unterstützt von der wis- ZÄSKO versteht sich als Plattform, die einen fachlichen senschaftlichen Mitarbeiterin Dipl.-Sozialarbeiterin Su- Dialog über die pädagogische und therapeutische An- sanne Bücken. Regelmäßig finden Arbeitstreffen statt,
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