Lebendige Forschung an Fachhochschulen in NRW - Neue Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft - Rheinische Fachhochschule

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Lebendige Forschung an Fachhochschulen in NRW - Neue Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft - Rheinische Fachhochschule
KULTUR & KREATIVITÄT

                       Lebendige Forschung an Fachhochschulen in NRW
                       Neue Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft
Lebendige Forschung an Fachhochschulen in NRW - Neue Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft - Rheinische Fachhochschule
Lebendige Forschung an Fachhochschulen in NRW
Neue Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft
Lebendige Forschung an Fachhochschulen in NRW - Neue Impulse für Wirtschaft und Gesellschaft - Rheinische Fachhochschule
INHALT

GRUSSWORT													 4
Svenja Schulze | Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen

VORWORT													 5
Prof. Dr.-Ing. Klaus Becker | Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer, Fachhochschule Köln

KULTUR														 6
Künstlerische Schaffenskraft | Fachhochschule Köln								 6
Wertvolle Erinnerungen | Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe				  8
Das Buch der Bücher | Fachhochschule Bielefeld									10
Bauernhof und Netzwerke | Fachhochschule Südwestfalen								12
Raum für gute Ideen | Westfälische Hochschule									14
Verwandlung und Erneuerung | Hochschule Rhein-Waal								16
Zeugnisse Russischer Kultur | Hochschule Bochum								18
Spezialisten gefragt | Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW						         20
Klangvolle Zusammenarbeit | Hochschule-Ostwestfalen-Lippe							22
Kunst bewegt | Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen							24
Unbewusst gesund? | Rheinische Fachhochschule Köln								26
Macht und Tradition in Bildern | Fachhochschule Dortmund							28

KREATIVITÄT													30
Einkaufen in neuen Welten | Hochschule Niederrhein								30
Unterhalten und bilden | Hochschule-Bonn-Rhein-Sieg								32
Mehr als ein Computer | Hochschule Ruhr West									34
Im Übergang | Fachhochschule Düsseldorf									36
Freies Wissen für die Gesundheit | Hochschule für Gesundheit							38
Kompliziertes einfach gestalten | FH Aachen									40
Dynamische Entwicklungen | Fachhochschule Münster								42
Kreativer, kommunizierender Roboter gesucht | Technische Fachhochschule Georg Agricola			 44
Mobil zu mehr Sicherheit | Hochschule Hamm-Lippstadt								46

FORSCHER IM BEREICH KULTUR											48

FORSCHER IM BEREICH KREATIVITÄT										54

FACHHOCHSCHULEN IN NRW | Schwerpunkte in der Forschung/Forschungsschwerpunkte				67

EIN EFFEKTIVES NETZWERK											71

IMPRESSUM													72
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                              KULTUR
Der Mensch im Mittelpunkt kulturellen Wandels

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                      KREATIVITÄT
 Kreative Lösungen zur Gestaltung der Zukunft
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LEBENDIGE FORSCHUNG AN FACHHOCHSCHULEN IN NRW
KULTUR UND KREATIVITÄT

                                                             Aufgabe ist so komplex, dass sie nicht von einer Einzel-
                                                             disziplin gelöst werden kann. Das kann nur Forschung
                                                             über Fachgrenzen hinweg leisten, die Verknüpfung ver-
                                                             schiedener Forschungsbereiche. Gerade die Kreativen
                                                             haben hier ihre Stärken. Querzudenken, wo Mainstream
                                                             an Grenzen stößt. Das gilt auch für den Bereich der Kre-
                                                             ativwirtschaft: Er kann noch viel stärker genutzt werden,
„Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel“ oder „Media-        wenn es um Innovationen für die Zukunft geht. Das zei-
le Konsequenzen für aktuelle Gesundheitskampagnen“           gen die Beispiele für Forschungsprojekte aus diesem
– zu diesen Themen forschen die nordrhein-westfäli-          Bereich – wie zum Beispiel INTERKOM, eine „Kollaborati-
schen Fachhochschulen. Damit leisten sie ihren Beitrag       onsplattform“ für Krisensituationen.
dazu, unser kulturelles Erbe zu erhalten und zu pflegen.
Das ist wichtig. Denn Kultur prägt unsere Identität, unser   Entscheidend für die Bewältigung aktueller Herausfor-
Zusammenleben und unseren Alltag.                            derungen ist, dass das gewonnene Wissen die Akteure
                                                             in Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft erreicht.
Kunst und Kultur können aber noch mehr: anregend für         Hierfür stehen die nordrhein-westfälischen Fachhoch-
die Menschen sein und ihnen Hilfestellungen geben.           schulen. Ihre Lehre und Forschung findet mitten im Le-
Zum Beispiel untersuchen Wissenschaftlerinnen und            ben statt, ist praxisnah und kooperativ.
Wissenschaftler, wie Menschen mit Demenz im Muse-
um auf zeitgenössische Kunst reagieren. Taugt diese als      Mit lebendiger Forschung tragen die nordrhein-westfä-
Medium für den gemeinsamen Austausch? Auch damit             lischen Fachhochschulen so zur Bewältigung aktueller
rücken der Mensch und sein kulturelles Umfeld in den         Herausforderungen bei – mit kreativen und zukunfts-
Mittelpunkt der Forschung. Daher passt der Titel „Leben-     orientierten Projekten aus der Kultur- und Kreativwirt-
dige Forschung“ in diesem Jahr besonders gut.                schaft. Dazu bietet diese Broschüre einen umfassenden
                                                             Überblick.
Im Zeitalter der Globalisierung und des rasanten gesell-
schaftlichen Wandels stehen wir vor vielen Herausforde-
rungen: Unser kulturelles Erbe auch für nachfolgende         Svenja Schulze
Generationen zu erhalten. Und es weiterzuentwickeln,         Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung
Antworten für morgen zu finden. Hierzu muss es er-           des Landes Nordrhein-Westfalen
forscht, genutzt und erlebbar gemacht werden. Diese
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KULTUR UND KREATIVITÄT –
FORSCHUNG ZWISCHEN GESTERN UND MORGEN

Kultur und Kreativität sind wichtige Bestandteile unserer
Gesellschaft und gestalten die Zukunft mit. Ohne diese
beiden Elemente wäre unsere Welt eine andere. Sowohl
unser kulturelles Erbe als auch neue kreative und kultu-
relle Aktivitäten können bei der Lösung der großen ge-
sellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit hilfrei-
che Ansätze liefern.
                                                             direkt in dreidimensionale Objekte aus Kunststoff oder
Für Nordrhein-Westfalen haben die Kultur- und die Krea-      Metall umgewandelt werden. Dies gilt in gleicher Weise
tivwirtschaft eine große Bedeutung. Beide Bereiche bie-      für die Reproduktion kulturhistorischer Objekte wie für
ten darüber hinaus ein großes Potential für Selbstständig-   das kreative Design neuer Objekte.
keit und Unternehmensgründungen. Dies kommt auch in
der Forschungsstrategie Fortschritt NRW zum Ausdruck.        Ein beachtliches Potential bietet die Software- und
Die Kooperation der Kultur- und Kreativwirtschaft mit        Game-Industrie, insbesondere für kreative Köpfe. Die
den Hochschulen kann zur Entwicklung der richtigen Mi-       von uns allen viel genutzten Softwareoberflächen las-
schung aus Kompetenzen und Fertigkeiten (Kreativität,        sen sich mit Forschungen zum Interface Design deutlich
Unternehmergeist, kritisches Denken, Risikobereitschaft      nutzerfreundlicher gestalten. Die Gestaltung unserer
und Engagement) beitragen, die in der Wissensgesell-         Stadträume kann durch Medienfassaden kreativ ge-
schaft benötigt wird, um wettbewerbsfähig zu sein.           nutzt werden. Für den stationären Einzelhandel können
                                                             sich durch Nutzung des Cyberspace neue Möglichkeiten
An den Fachhochschulen des Landes NRW gibt es ein            ergeben. In der vorliegenden Publikation erhalten Sie,
sehr breites Angebot in Lehre und Forschung im Bereich       liebe Leserinnen und Leser, einen ersten Einblick in viel-
von Kultur und Kreativität. Im kulturellen Bereich wer-      fältige und spannende Forschungsaktivitäten der Fach-
den beispielsweise durch den Einsatz digitaler Medien        hochschulen des Landes NRW in diesen Bereichen.
mittelalterliche Kunstwerke auch für neue Zielgruppen
erschlossen. Bibeltexte können mit den neuen Möglich-
keiten typografisch neu gestaltet und inszeniert werden.     Prof. Dr.-Ing. Klaus Becker
                                                             Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer, Fach-
Mit dem Prinzip „Rapid Prototyping“ können digitale Da-      hochschule Köln | Beiratsmitglied im Projekt Lebendige
ten schnell erfasst und meist ohne zusätzliche manuelle      Forschung an Fachhochschulen NRW
Eingriffe, z.B. durch den Einsatz sogenannter 3D-Drucker,
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KÜNSTLERISCHE SCHAFFENSKRAFT
Gemälde Cranachs digital erschlossen

Lucas Cranach der Ältere gilt als einer der größten und   eine große Anzahl an Aufgabenstellungen und Fragen
vielseitigsten deutschen Künstler des 16. Jahrhunderts.   etwa zur Funktion, Authentizität oder auch Datierung
Ab 1505 war er fast fünf Jahrzehnte lang Hofmaler für     der Werke.
drei sächsische Kurfürsten und leitete in der Zeit eine
Malerwerkstatt in Wittenberg. Mit außergewöhnlicher       Vermittlung neuen Wissens
Kreativität entwickelte er zahlreiche innovative Bild-
themen und ikonografische Neuerungen, die das Zeit-       Um einige der offenen Fragen zu beantworten und ei-
alter des Humanismus und Protestantismus beispiellos      ner breiten Öffentlichkeit einen Zugang zum Schaffen
reflektieren. Schätzungsweise mehr als 5000 Gemälde,      Lucas Cranachs zu ermöglichen, startete im Oktober
die von ihm und seinen Gesellen stammen, haben im         2009 das interdisziplinäre und interinstitutionelle For-
Laufe der Jahre seine Werkstatt verlassen. Heute sind     schungsprojekt „Cranach Digital Archive (cda)“. Acht
noch über 1500 Gemälde bekannt, aber diese reprä-         große Museen in Europa und den USA arbeiten hier
sentieren nur einen Bruchteil der einst produzierten      gemeinsam mit dem Museum Kunstpalast in Düssel-
Werke.                                                    dorf und der Fachhochschule (FH) Köln an der digitalen
                                                          Erschließung der Gemälde Cranachs, die Projektleitung
Viele Generationen von Cranach-Forschern haben sich       hat Prof. Gunnar Heydenreich übernommen. Gefördert
intensiv bemüht, ein tieferes Verständnis für die Kunst   wird das Projekt von der US-amerikanischen Andrew
Cranachs zu erzeugen und sein breit gefächertes Oeuv-     W. Mellon Foundation. Ziel des Projektes ist es, eine in-
re an Gemälden, Zeichnungen und Drucken zu katalo-        ternetbasierte Infrastruktur für den Austausch und die
gisieren. Trotzdem bietet der Werkbestand noch immer      Vermittlung neuer kunsthistorischer, technologischer
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und naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse           rührungsfreie Untersuchungsmethode – erfasst wer-
des umfangreichen Fundus an Bild- und Textinformati-       den. Im Januar 2012 stellte das cda den Internetzugang
onen zu entwickeln.                                        zu den Datensätzen von 400 Gemälden in deutscher
                                                           und englischer Sprache mit mehr als 5.000 Abbildun-
Denn obwohl in den letzten Jahrzehnten zahlreiche          gen bereit.
Untersuchungen erfolgten, konnte bislang nur ein
Bruchteil dieser Forschungsergebnisse publiziert wer-      Um einen nachhaltigen Wissensspeicher zu Lucas Cra-
den. Und der einzige Werkkatalog von Max J. Friedlän-      nach zu etablieren und ein innovatives Forschungsin-
der und Jakob Rosenberg wurde zuletzt 1979 überar-         strument zu entwickeln, verfolgt die zweite Projekt-
beitet. Darin sind etwa 1000 Gemälde aufgeführt, aber      phase (2012 bis 2014) zwei primäre Ziele: Es soll eine
nur 452 abgebildet. Verlässliche Informationen über        Plattform geschaffen werden, die es ermöglicht, die
das Oeuvre Cranachs sind nur aufwendig zusammen-           internetbasierten gemeinschaftlichen Forschungsin-
zutragen, und zahlreiche Werke in Kirchen oder pri-        strumente und Arbeitsprozesse weiterzuentwickeln.
vaten Sammlungen blieben bisher unberücksichtigt.          Außerdem sollen die Archivierung, der Austausch und
Trotz wachsenden Interesses ist es für Cranach-For-        die Vermittlung von Informationen unterstützt wer-
scher schwierig, den reichen und über etliche Archive      den. Weiter ist geplant, wissenschaftliche Dokumenta-
verteilten Materialfundus zu erschließen.                  tionen zu mehr als 1000 Gemälden von Lucas Cranach
                                                           und seiner Werkstatt zusammenzuführen. Die Daten-
Vernetzte Forschung                                        bank möchte sich durch einen hohen Standard wissen-
                                                           schaftlicher Datenpflege auszeichnen und den Zugang
Dem gegenüber steht eine hochmotivierte Gemein-            zu neuesten Forschungsergebnissen ermöglichen. An
schaft aus Kunsthistorikern, Restauratoren, Historikern    der zweiten Projektphase werden sich über 100 Muse-
und Naturwissenschaftlern, die ein Interesse daran ha-     en, fünf Archive und viele weitere Mitwirkende am Cra-
ben, Dokumentationsmaterial einander zur Verfügung         nach Digital Archive beteiligen.
zu stellen und somit zum Erfolg des cda beizutragen. Au-
ßerdem sind die Gemälde Cranachs in fast allen großen      Kontakt:
Museen vertreten – eine ideale Grundlage für vernetzte     Fachhochschule Köln
Forschung.                                                 Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft
                                                           Prof. Dr. Gunnar Heydenreich
In der Pilotphase, die von Oktober 2009 bis September      E-Mail: gunnar.heydenreich@fh-koeln.de
2011 dauerte, hat das Cranach-Projekt Methoden für         www.lucascranach.org
die Erfassung, den Austausch und das internetbasierte
Studium von Text- und Bildmaterial zu Gemälden Lucas
Cranachs entwickelt und eine repräsentative Anzahl
an Gemälden dokumentiert. So konnten beispielswei-
se über 300 Cranach-Gemälde aus 16 europäischen
Sammlungen mittels digitaler Fotografie, Mikroskopie
und Infrarotreflektografie – eine zerstörungs- und be-
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WERTVOLLE ERINNERUNGEN WECKEN
Demenz begegnet Kunst

In Deutschland sind derzeit 1,2 Millionen Menschen           und den Selbstausdruck und die Lebensgestaltung
von einer Demenz betroffen. Sollte kein Durchbruch           für Menschen mit Demenz erhöhen. Diesen Ansatz
in der Prävention und Therapie gelingen, wird die An-        hat auch die Evangelische Fachhochschule Rheinland-
zahl der Erkrankten bis zum Jahr 2050 voraussichtlich        Westfalen-Lippe gewählt. Seit November 2012 haben
auf 2,6 Millionen ansteigen. Trotz intensiver medizini-      Studierende des Fachbereichs Soziale Arbeit mit der
scher Forschung ist es heute noch nicht möglich, die         Alzheimerhilfe des Deutschen Roten Kreuzes, dem Bo-
Erkrankung zu heilen oder aufzuhalten. Bei der Arbeit        chumer Kunstmuseum sowie mit Menschen mit De-
mit Betroffenen konzentrieren sich die Ansätze derzeit       menz und deren Angehörigen in einem Pilotprojekt
vor allem darauf, Kompetenzen zu nutzen, die im Ver-         zusammengearbeitet.
lauf der Krankheit noch lange erhalten bleiben können.
Dies trifft vor allem auf biografische, gefühls- oder sin-   Biografische Spuren
nesbezogene Erinnerungen wie Trauer, Freude, Geruch
oder Musik zu. Sie bieten wertvolle Ansatzpunkte und         Ziel des Projektes war, gemeinsam neue methodische
werden immer wieder in die Arbeit mit Betroffenen ein-       Ansätze für das Handlungsfeld „Menschen mit Demenz
bezogen.                                                     und ihre Angehörigen“ zu erproben. Anhand von Wer-
                                                             ken der Gegenwartskunst haben Demenzkranke, ihre
Um den Dialog mit der Umwelt so lange wie möglich            Angehörigen und Studierende im Kunstmuseum Bo-
zu erhalten, fordern viele Experten die Sicherung der        chum gemeinsam Kunst angesehen, über das Medium
gesellschaftlichen Teilhabe Demenzkranker. Vor allem         der Kunst assoziiert, sie betrachtet und sich darüber
kulturelle Aktivitäten können eine Brücke schlagen           ausgetauscht. Unter dem Titel „Immer der erste Mo-
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ment – Demenz und Kunst“ wurden im März 2013 bei           Ausstellung im Kunstmuseum, wo Erfahrungsberichte,
einer Ausstellung die Ergebnisse mehrerer Hausbesu-        Texte und die praktischen Arbeiten der letzten Monate
che und eines Workshops präsentiert.                       gezeigt wurden.

Im ersten Schritt führten die Kunstpädagogin Professor     Dass Kunstrezeption mit an Demenz Erkrankten über-
Helene Skladny und Helene Ignatzi Studierende der sozi-    haupt möglich war, ist eines der erstaunlichen Ergeb-
alen Arbeit im Rahmen des Projekts in die Themenberei-     nisse des Projekts. Die moderne Kunst mit ihren oft abs-
che Demenz und Projektplanung ein. Als Sozialgeronto-      trakten, freien oder gar düsteren Formen galt bisher als
login ist Ignatzi auf das Thema Demenz spezialisiert und   zu irritierend und beängstigend für die Arbeit mit De-
hat die Teilnehmer mit medizinischen, pflegerischen,       menten. Die Forscher konnten diese Annahme jedoch
psychologischen, aber auch soziologischen und gesell-      widerlegen. Sie haben eine erstaunliche Offenheit und
schaftspolitischen Grundlagen vertraut gemacht. Außer-     Neugier bei den Erkrankten erlebt. Oft wird übersehen,
dem wurden die Studierenden auf den direkten Umgang        dass nicht alle alten Menschen das gleiche ästhetische
mit Demenzerkrankten vorbereitet. Ideen, wie Menschen      Empfinden haben und viele sich auch vor ihrer Erkran-
mit Demenz auf zeitgenössische Kunst im Museum re-         kung mit Kunst beschäftigten.
agieren, entwickelten sie in Zusammenarbeit mit einer
Kunstvermittlerin des Bochumer Kunstmuseums.               Das Museum als öffentlicher Raum war ebenfalls ein
                                                           wichtiger Aspekt des Projekts. Im Museum wird für De-
Bei Hausbesuchen und in den Räumen der Bochumer            menzbetroffene und deren Angehörige ein Kontakt zu
Alzheimerhilfe begegneten die Studierenden später          anderen Menschen hergestellt. Dies ermöglicht ihnen
dementen Menschen. Im Rahmen der Besuche entstan-          die kulturelle gesellschaftliche Teilhabe, Kommunikation
den Fotos, die die Erkrankten anhand ihrer spezifischen    und Begegnungen finden hier auf Augenhöhe statt. Je-
Umgebung und persönlicher Gegenstände zeigen soll-         der konnte als Experte seine Ideen und Sichtweisen ein-
ten. Leitfragen waren: „Was ist das Charakteristische an   bringen und mit Besuchern ins Gespräch kommen. Auch
dieser Person?“, „Welche wichtigen biografischen Spuren    die Angehörigen erlebten ihre erkrankten Verwandten
sind sichtbar?“ Um den Schutz der Personen zu gewähr-      in einer neuen Rolle und kamen aus ihrer Funktion der
leisten, wurden keine Gesichter, aber beispielsweise die   „Betreuer“ heraus.
Hände der alten Menschen fotografiert.
                                                           Kontakt:
Begegnung auf Augenhöhe                                    Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe
                                                           Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Diakonie
Schließlich trafen sich kleine Gruppen von Studieren-      Prof. Dr. Helene Skladny
den mit den Erkrankten und ihren Angehörigen im            Tel.: 0234 36 90 1348
Kunstmuseum und gingen im Museum gemeinsam auf             E-Mail: skladny@efh-bochum.de
Entdeckungsreise. Im Anschluss daran entstanden ge-
meinsame praktische Arbeiten, in denen die Fotos und       Helene Ignatzi
persönliche Gegenstände der Betroffenen als Grundla-       Tel.: 0234 36 90 1190
ge dienten. Abschluss des Projekts war schließlich die     E-Mail: ignatzi@efh-bochum.de
DAS BUCH DER BÜCHER
Die emotionale Kraft der Bibel wiederentdecken

Die Bibel ist das am häufigsten übersetzte, meistge-          tung die Vielfalt der Texte wider. In manchen Kulturen
druckte und am weitesten verbreitete Buch der Welt.           ist diese Tradition immer noch lebendig. Die heute in
In etwa 2.500 Sprachen sind Bibeln oder Teile der Bibel       Deutschland erhältlichen Ausgaben hingegen erinnern
heute erhältlich. Allein vom Weltbund der Bibelgesell-        nicht selten an Lexika oder Telefonbücher. Durch ein ein-
schaften werden jährlich rund 20 Millionen Bibeln her-        heitliches Gestaltungsraster sind die unterschiedlichen
gestellt und verbreitet. Entstanden ist sie aus einer jahr-   Textcharaktere verloren gegangen, und die ehemals
hundertealten Erzähltradition. Lange vor Entstehung           sinnlichen Komponenten bleiben unberücksichtigt.
der Schriftkultur wurden Erfahrungen mit Gott und der
Welt mündlich weitergegeben und im Laufe der Jahre            Expertenwissen
von verschiedenen Autoren aufgeschrieben. Die Bibel
ist nicht nur ein einzelnes Buch, sondern eine Samm-          Um der spirituellen und kulturellen sowie der narrativen
lung von mehr als 70 Büchern oder Einzelschriften. Im         und emotionalen Dimension der Texte wieder gerecht
Alten Testament sammelten die Menschen Erzählungen,           zu werden, arbeitet ein Forscherteam seit 2009 an einer
Dichtungen, Sprüche und auch amtliche Mitteilungen.           lesefreundlichen Bibel-Ausgabe. Gemeinsam mit über
Im Neuen Testament steht die Überlieferung der Worte          65 Studierenden realisiert Professor Dirk Fütterer von
und Taten Jesu im Vordergrund.                                der Fachhochschule Bielefeld das Forschungsprojekt
                                                              „Bielefelder Bibel“. Wissenschaftliche Unterstützung er-
Im Mittelalter gehörten Bibelmanuskripte zu den hoch-         hält das Projekt durch die enge Zusammenarbeit mit der
wertigsten Büchern. Sie waren grafisch und künstlerisch       Mitherausgeberin und Exegetin Dr. Melanie Peetz von
anspruchsvoll hergestellt und spiegelten in ihrer Gestal-     der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Geor-
11

gen in Frankfurt/M. Sie hat eine neuartige exegetisch-      cken, die im Laufe der Zeit von verschiedenen Autoren
wissenschaftliche Analyse des Bibeltextes durchgeführt.     verfasst wurden. Die einzelnen Bücher, Schriften und
Außerdem bringt Professor Dr. Norbert Lohfink, ein          Textsammlungen werden individuell gestaltet, sodass
anerkannter Experte auf dem Gebiet der Bibelexegese,        jedes in der jeweiligen Eigenart hervortreten und wirken
sein Fachwissen ein.                                        kann. Die Vielfalt der Gestaltung ist jedoch aufeinander
                                                            abgestimmt und unterstreicht somit die verwandt-
Bei der „Bielefelder Bibel“ handelt es sich um eine typo-   schaftlichen Beziehungen zwischen den Bibeltexten. Die
grafisch-gestalterische Neu-Interpretation auf Grund-       feinen Nuancen und die bisher verdeckten psychologi-
lage neuester Erkenntnisse der Bibelforschung und           schen Dimensionen der Niederschriften sollen offenge-
Bibeldeutung, die in dieser Form noch nicht vorliegt.       legt und Leserinnen und Lesern auf diese Weise ein neu-
Zunächst werden die Bibeltexte entsprechend ihrem           er Zugang zur Bibel ermöglicht werden. Im besten Fall
historischen Ursprung und Inhalt, sowie ihrer Struktur      lässt sich die „Bielefelder Bibel“ als eine Bibliothek von
und Tonalität verschiedenen literarischen Kategorien        Büchern entdecken, in denen man gerne liest.
zugeordnet, wie etwa Dialog, Liebeslied, Brief oder auch
Gebet und Geschichtsschreibung. Dies hebt die unter-        Die „Bielefelder Bibel“ ist ein Forschungsprojekt des
schiedlichen Entstehungszeiten und -orte der Bibeltexte     2006 gegründeten Instituts für Buchgestaltung der FH
hervor und verdeutlicht so die damit einhergehenden         Bielefeld. In den letzten sieben Jahren hat das Institut
soziokulturellen Hintergründe der Texte und Autoren.        erfolgreich Bücher und Publikationen in Kooperationen
                                                            mit renommierten Verlagen erstellt. Diverse Arbeiten
Entsprechend ihrer gattungstypischen Zuordnung sol-         wurden bei bedeutenden Designwettbewerben mit
len die einzelnen Textarten mit dem Inhalt angemes-         Auszeichnungen und Anerkennungen wie etwa dem
senen typografischen Mitteln neu interpretiert werden.      Red Dot Award, dem Art Directors und Type Directors
Durch verschiedene Schnitte der „Schriftgroßfamilie“ FF     Award oder dem Preis der Stiftung Buchkunst prämiert.
Nexus und die sparsame Verwendung grafischer Ele-           Bis Herbst 2014 möchte das Projektteam die „Bielefelder
mente lässt sich eine bessere Lesbarkeit und ein besse-     Bibel“ in produktionsreifer Form erstellen. Sie wird etwa
res Textverständnis erreichen. Lesekomfortable Schrift-     2.500 Seiten in fünf Bänden umfassen und soll möglichst
größen ersetzen beispielsweise den bisher überwiegend       für alle Käuferschichten erschwinglich sein.
eng gesetzten und klein gedruckten Text, durch eine
deutliche Gliederung und klare Strukturierung werden
abschreckende Bleiwüsten abgeschafft. Die häufig sehr       Kontakt:
nüchtern gesetzten Texte erhalten durch die Neugestal-      Fachhochschule Bielefeld
tung ihre sinnliche und emotionale Ebene zurück.            Fachbereich Gestaltung
                                                            Prof. Dirk Fütterer
Neuer Zugang                                                Tel.: 0521 106 7661
                                                            E-Mail: dirk.fuetterer@fh-bielefeld.de
Die verschiedenen typografischen Aufmachungen un-
terstreichen, dass es sich bei der Bibel um das „Buch der
Bücher“ handelt – um eine Sammlung von Schriftstü-
BAUERNHOF UND NETZWERKE
Ländliche Lebensverhältnisse im Wandel

Mit „Landleben“ verbinden viele Menschen auch heute       weile können die Forscher in 14 Untersuchungsdörfern
noch sehr romantische Bilder. Vor allem Städter haben     die deutschlandweit sehr unterschiedlichen Lebensbe-
einheitliche Klischees von grüner Idylle, gemeinschaft-   dingungen dokumentieren und analysieren. Durch die
lichem Zusammenhalt und kulturellen Traditionen im        Kontinuität der Untersuchungen lassen sich aktuelle
Kopf. Eine zunehmende Anzahl von Landmagazinen            Entwicklungen im Kontext des langfristigen Wandels
unterstützt diese Vorstellungen gleichbleibender Wer-     der letzten 60 Jahre betrachten.
te zusätzlich. Aber auch auf dem Land ändern sich die
Lebensverhältnisse beständig. Wie sieht der Alltag in     Begonnen hat es 1952 mit zehn Dörfern aus verschie-
ländlich geprägten Gemeinden tatsächlich aus? Wie wir-    denen Bundesländern. Damals noch aus Mitteln des
ken sich technische Innovationen im Informations- und     Marshall-Plans finanziert, standen insbesondere Fragen
Kommunikationssektor auf die sehr unterschiedlichen       rund um die Landwirtschaft im Vordergrund. Nach der
und vielfältigen Lebensräume aus?                         Widervereinigung Deutschlands kamen vier Dörfer aus
                                                          den neuen Bundesländern hinzu. Heute stehen neben
Mit dem Wandel der Lebensbedingungen auf dem Lan-         der allgemeinen Veränderung der Lebenswelt der Wan-
de und deren möglichen Auswirkungen beschäftigt           del von Wirtschaft und Arbeit und der Ausbau der Infra-
sich die langfristig angelegte Verbundstudie „Ländliche   struktur im Fokus.
Lebensverhältnisse im Wandel 1952, 1972, 1993 und
2012“. In der Untersuchungsreihe werden alle 20 Jahre     Fortschritt durch Technik?
in immer denselben Dörfern und deren Umland die Ver-
änderungen der Lebensverhältnisse untersucht. Mittler-    Bei der aktuellen Studie untersuchen die Forscher unter
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anderem die Auswirkungen der fortschreitenden Digi-         hinaus liefert die Studie grundlegende Informationen
talisierung auf die lokale Entwicklung und auf den All-     für politisches Handeln in ländlichen Räumen. Bei den
tag der Landbewohner. Mit dem Entstehen der Neuen           Untersuchungen kommen unterschiedliche Methoden
Medien verband sich die Erwartung, viele Probleme des       zum Einsatz. Ein wichtiger Bestandteil der Studie ist eine
ländlichen Raumes lösen zu können. So soll etwa die po-     standardisierte Befragung der Einwohner – sie sind die
tentielle Aufhebung der Ortsgebundenheit von Arbeit         „Experten“ für die Lebensverhältnisse in ihrem Dorf. Er-
Strukturschwächen reduzieren und damit die regionale        gänzt werden die Informationen durch Interviews mit
Wirtschaftsentwicklung gestärkt werden.                     den Verwaltungen der jeweiligen Gemeinden, mit Verei-
                                                            nen und Wirtschaftsvertretern der Regionen.
Um diese Erwartungen zu bestätigen oder auch zu wi-
derlegen, arbeiten die verschiedenen Kooperations-          Insgesamt sieben Partner sind an dem Forschungspro-
partner in einzelnen Untersuchungsdörfern zusammen.         jekt beteiligt: das Institut für Green Technology und
Die Fachhochschule (FH) Südwestfalen führte im April        Ländliche Entwicklung (i.green) der FH Südwestfalen,
und Mai dieses Jahres eine Einwohnerbefragung in zwei       das Institut für Sozialwissenschaften des Agrarbereichs
niedersächsischen Dörfern durch. Insgesamt rund 520         der Universität Hohenheim, der Fachbereich Bildungs-
Einwohner wurden zu den Themen Wohnen, Mobilität,           und Sozialwissenschaften der Bergischen Universität
Berufstätigkeit, Kommunalpolitik, Sozialbeziehungen,        Wuppertal, die Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule
Alltagsbewältigung, Freizeit, Kinder, Pflege bzw. soziale   Mittweida, das Institut für Lebensmittel- und Ressour-
Dienste und Landwirtschaft interviewt. Im Blickpunkt        cenökonomie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Uni-
standen dabei auch Fragen zur Mediennutzung, zur Zu-        versität Bonn, das Institut für Zukunftsstudien und Tech-
friedenheit mit der Leistung des Internetzugangs und zur    nologiebewertung gemeinnützige GmbH Berlin (IZT)
individuellen Internetnutzung. Außerdem beantwortet-        sowie das Thünen-Institut für Ländliche Räume, das die
en die Bewohner Fragen zum Einfluss des Internets auf       Projektleitung innehat. Auftraggeber des Projekts ist das
ländliche Regionen, beispielsweise durch die Nutzung        Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
sozialer Netzwerke oder durch den Internethandel.           Verbraucherschutz (BMELV).

Die Ergebnisse der Einwohnerbefragungen sollen im           Kontakt:
Laufe der nächsten Monate ausgewertet und dann im           Fachhochschule Südwestfalen
Frühjahr 2014 in den Untersuchungsdörfern präsentiert       Institut für Green Technology
und zur Diskussion gestellt werden. So wird den Einwoh-     und Ländliche Entwicklung (i.green)
nern die Möglichkeit gegeben, noch einmal Stellung zu       Dr. Luisa Vogt
den Ergebnissen zu nehmen, und die Forscher können          Tel.: 02921 37 81 51
ein direktes Feedback einholen.                             E-Mail: vogt.luisa@fh-swf.de

Lebensexperten                                              Michael Kriszan
                                                            Tel.: 02921 37 81 54
Ziel der Untersuchungen ist es, die zahlreichen Verän-      E-Mail: kriszan.michael@fh-swf.de
derungen möglichst detailliert abzubilden. Darüber
RAUM FÜR GUTE IDEEN
Private Initiativen fördern die Entwicklung von Gemeinden

In vielen Städten und Dörfern gibt es leerstehende Im-      wie örtliche Kulturen, Bräuche und Traditionen. Aber
mobilien, brachliegendes Land oder ungenutzten Raum.        auch ökologische Nachhaltigkeit, politisches Engage-
Immer mehr Initiativen und Kleinunternehmer entde-          ment und soziale Gerechtigkeit stehen oft im Interesse
cken in den letzten Jahren diese Freiflächen für sich und   des Einsatzes. Mit ihrer Bereitschaft, Verantwortung zu
verwirklichen hier mit innovativen Ideen ihre Projekte.     übernehmen, schaffen die Raumunternehmer neben
So verwandelte ein ehemaliger Verwaltungsangestellter       einem ideellen oft auch einen ökonomischen Mehrwert
aus dem Ruhrgebiet einen alten verlassenen Bauernhof        für die Gesellschaft. Nicht selten gehen sie dabei erhebli-
und das umliegende industrielle Areal in einen Lehr-        che finanzielle Risiken ein. Gerade in strukturschwachen
und Erlebnisbauernhof. Auch Künstler engagieren sich        Regionen und Stadtteilen stecken in der aktiven Gestal-
mit zahlreichen künstlerischen und kulturellen Projek-      tung des eigenen Umfeldes Potentiale und Chancen, die
ten. In einem Frankfurter Stadtteil wurde in den Räum-      für die Entwicklung von Gemeinden genutzt werden
lichkeiten eines alten Teppichgeschäfts ein Treffpunkt      sollten. Sie können Alleinstellungsmerkmale für Stadt-
geschaffen, der mit Kunstausstellungen, Kneipen-, und       teile und Regionen darstellen und dazu beitragen, die
Kochabenden und einer Fahrradwerkstatt Menschen             lokale Lebensqualität und das Image vieler Stadtteile zu
aus der ganzen Stadt zusammenbringt.                        verbessern.

Meist stehen bei den sogenannten Raumunternehmen            Messbarer Mehrwert
die Vorstellungen der Akteure von lebenswerter Ge-
meinschaft im Vordergrund. Nachbarschaft, Freundes-         Die Potentiale und die finanziellen Unterstützungsmög-
und Bekanntennetzwerke werden ebenso einbezogen             lichkeiten der Raumunternehmen waren Gegenstand
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des Forschungsprojekts „Analyse der Gelingungsfak-            NRW, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern konnte
toren für Raumunternehmungen unter besonderer                 analysiert werden, welche Raumunternehmen scheiter-
Berücksichtigung der Finanzierungsfrage“ der Westfä-          ten, aber auch, welche erfolgreich realisiert wurden. Die
lischen Hochschule. Ziel des von der Montag Stiftung          systematische Auswertung der qualitativen Daten führ-
initiierten und finanzierten Projekts war es, Raumunter-      te zur Ermittlung von vier unterschiedlich motivierten
nehmen zu bestimmen, die eine überdurchschnittliche           Unternehmertypen: dem „Raumunternehmer aus Ge-
Bedeutung für den Stadtteil haben, und typische Merk-         schäftssinn“, dem „Raumunternehmer aus Leidenschaft“,
male der Unternehmer abzuleiten. Außerdem sollte ana-         dem „Raumunternehmer aus Gelegenheit“ und dem
lysiert werden, welche Bedingungen bei verschiedenen          „Raumunternehmer aus Notwendigkeit“.
Raumunternehmen zu einem Gelingen beitragen. Ob
ein fehlendes passendes Finanzierungsangebot die Ent-         Diese verschiedenen Akteure unterscheiden sich auch
wicklung der Raumunternehmen behindert, war hierbei           hinsichtlich ihres Bedarfs an Finanzierung und Unterstüt-
eine der zentralen Fragen.                                    zung. Besonders bei unkonventionellen Projekten ließen
                                                              sich Finanzierungsengpässe ausmachen. Sie werden sel-
Dr. Stefan Gärtner und Franz Flögel vom Institut Arbeit       ten von klassischen Finanzierungsmodellen getragen. In
und Technik (IAT) wählten für ihr Forschungsprojekt eine      der allgemeinen Diskussion über Existenzgründer- oder
prozessorientierte Vorgehensweise. Mit Hilfe von Exper-       Wirtschaftsförderung wird ihr Potential meist übersehen
teninterviews, Internet, Literatur- und Telefonrecherche      und sie scheinen den Geldgebern nicht finanzierungs-
wurde zunächst das Phänomen Raumunternehmen                   fähig. Als eine mögliche Lösung sehen die Forscher den
diskutiert, Beispiele ermittelt und eine Definition des       Einsatz von (Mikro-)Wagniskapital. Hier liegt das Risiko
Begriffs Raumunternehmen konkretisiert. Gemeinsam             nicht allein beim Unternehmer, und Kapitalgeber wür-
mit anderen Projektpartnern erklärten die Forscher            den am Gewinn beteiligt.
Raumunternehmen als „auf Wirtschaftlichkeit ausgerich-
tete Organisationen, die ihre Geschäftsidee auf Basis von     Kontakt:
unzureichend in Wert gesetzten räumlichen Ressourcen          Westfälische Hochschule
entwickeln und deren Erfolg sich an dem sozialen Nut-         Institut Arbeit und Technik
zen für diesen Raum messen lassen“.                           Dr. Stefan Gärtner
                                                              Tel.: 0209 17 07 164
Erfolgreiche Realisation                                      E-Mail: gaertner@iat.eu

Im Verlauf der ersten Arbeitsschritte wurde klar, dass Ent-
stehen, Wirkung und Erfolg von Raumunternehmen nur
im persönlichen und räumlichen Kontext der Unterneh-
mer zu verstehen sind. Gründe, Motivationen oder auch
Zwänge, unter denen Raumunternehmer aktiv werden,
unterscheiden sich immens. Um hierüber mehr zu er-
fahren, wurden drei unterschiedliche, strukturschwa-
che Gebiete näher untersucht. An Raumbeispielen aus
VERWANDLUNG UND ERNEUERUNG
Innovative Lichtkunst in altem Bergwerk

Sich am Wandel beteiligen und so soziale und ökono-          sich die Hauptstromversorgung des alten Bergwerks,
mische Verantwortung übernehmen – Bürgerinnen                ein Umstand, den sich die Professorinnen und Profes-
und Bürger haben nicht oft die Gelegenheit, in kreati-       soren und Studierende der Hochschule Rhein-Waal für
ver und künstlerischer Weise Transformationsprozesse         ihr Projekt zunutze machen wollen. Die vielen Fenster
einer Gemeinde mitzugestalten. Die Einwohner der nie-        der Gebäudefront werden von innen heraus mit meh-
derrheinischen Stadt Kamp-Lintfort sind dank einer in-       reren Bühnenscheinwerfern nach außen beleuchtet
novativen Idee der jungen Hochschule Rhein-Waal nun          und treten mit den Kamp-Lintfortern in einen Dialog.
genau dazu aufgerufen. Mit dem Projekt „Kamp-Lintfort        Die Scheinwerfer gleichen dabei den Pixeln eines Moni-
leuchtet“ soll neues Leben in das stillgelegte Bergwerk      tors, jeder Fensterabschnitt umfasst einige der Pixel. Auf
West einziehen. Über ein Jahrhundert lang hat der Stein-     diese Weise wird die Fassade des Schalthauses in einen
kohleabbau die Region geprägt. Seit Ende 2012 wird im        riesigen Bildschirm verwandelt. Er ist wie ein Computer-
Bergwerk keine Kohle mehr gefördert, eine Epoche ist         bildschirm zu steuern und kann alle Farben und Bewe-
beendet. Gute Ideen sind gefragt, um Neues entstehen         gungen darstellen.
zu lassen und Impulse für die Zukunft zu geben.
                                                             Dialog mitgestalten
Nun soll ein Teil des alten Zechengeländes durch Tech-
nik und Kunst in neuem Glanz erstrahlen. Mittelpunkt         Auf dem Bildschirm wird zu sehen sein, was Schüler, Stu-
des Projekts ist das „Schalthaus“, ein großes Backsteinge-   dierende, Künstler oder auch Bürger der Stadt einbrin-
bäude am nördlichen Rand des Geländes, dessen Fassa-         gen. Möglich wird das über spezielle Editoren – Com-
de sich zur Innenstadt hinwendet. Im Gebäude befindet        puterprogramme, die der Erstellung und Bearbeitung
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digitaler Dateien dienen. Mit ihnen können Bilder oder      Stadt Kamp-Lintfort. Auf der Suche nach neuen Nut-
interaktive Filme geschaffen und beispielsweise über        zungsmöglichkeiten für das alte Zechengelände hatten
einen Web-Browser aufgerufen und bedient werden. So         die Verantwortlichen der Stadt und die RAG Montan
werden die Bürgerinnen und Bürger selbst zu Künstlern       Immobilien GmbH im vergangenen Jahr dazu eingela-
und zu Teilnehmern eines wechselseitigen Dialogs. Was       den, über die Zukunft des 40 Hektar großen Geländes
sie zu Hause kreieren, leuchtet später auf der haushohen    zu diskutieren. Die Wahl der Fakultät Kommunikation
Fassade und gibt dem alten Gebäude ein neues Gesicht.       und Umwelt der Hochschule fiel auf das alte Schalthaus.
Ein spezielles Verfahren teilt die Ausstellungszeiten ein   Die Eröffnung der Lichtinstallation ist für Februar 2014
und sorgt in den Abend- und Nachtstunden dafür, dass        geplant. Bis dahin haben die Forscher und Studierenden
die bewegte Kunst auf dem Fenster-Bildschirm dauer-         noch einiges zu tun. Unter der Leitung von Professor
haft sichtbar ist und die Betrachter inspiriert.            Karsten Nebe muss die Ansteuerung der Scheinwerfer
                                                            und die gesamte elektrische und physische Installation
Nicht nur hinsichtlich der Wahl von Farben und Bewe-        entwickelt, die Editoren programmiert und die gesamte
gungen können Interessierte mit den Editoren ihren          Infrastruktur erstellt werden. Ein Web-Auftritt und Künst-
Ideen Gestalt geben, sondern auch interaktive Elemente      ler-Workshops sollen ebenfalls verwirklicht werden.
in ihre Werke mit einbauen. Wenn die Künstler es wün-
schen, kann die Lichtkunst auf die Bewegungen von           Das Projekt Kamp-Lintfort wird ermöglicht durch die
Passanten oder Ereignissen in der Umgebung reagieren.       Förderung der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, der
Spezielle Sensoren registrieren etwa unterschiedliche       Sparkasse-Duisburg Stiftung, der RWE Deutschland AG
Lautstärken oder Helligkeiten. Die Gebäudefront kann        und der Stadtwerke Kamp-Lintfort. Für den Ausbau der
auch zum Bildschirm für Handy-Spiele werden. Andere         Installation werden derzeit noch weitere Sponsoren und
Eingabe- und Einflussmöglichkeiten sollen im Laufe des      Unterstützer gesucht.
Projekts noch untersucht und verwirklicht werden.
                                                            Kontakt:
Nachwuchs fördern                                           Hochschule Rhein-Waal
                                                            Fakultät Kommunikation und Umwelt
Studierende der Hochschule Rhein-Waal werden eben-          Prof. Dr. Karsten Nebe
falls gemeinsam mit den Professorinnen und Professo-        Tel.: 02842 90 82 5233
ren interaktive Beiträge einstellen. Außerdem sind Work-    E-Mail: karsten.nebe@hochschule-rhein-waal.de
shops für Schülerinnen und Schüler in Kamp-Lintfort
geplant. Diese werden in Kooperation mit der Gemein-        Prof. Dr. Ido Iurgel
schaftsoffensive „Zukunft durch Innovation.NRW (zdi)“       Tel.: 02842 90 82 5286
des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Für be-        E-Mail: ido.iurgel@hochschule-rhein-waal.de
sondere Anlässe werden Künstler dazu eingeladen, eige-
ne Licht-Kunstwerke zu erschaffen.

Die Idee, Teile des alten Bergwerks zu illuminieren, ent-
stand im Rahmen des Entwicklungsplanes 2020 der
ZEUGNISSE RUSSISCHER KULTUR
Akustische Dialekt-Datenbank aufgebaut

Die gesprochene Sprache ist die wichtigste Kommu-             Bochum, der Ruhr-Universität Bochum und der Staatsbi-
nikationsform des Menschen und zugleich unser ge-             bliothek Berlin hat es sich daher seit ein paar Jahren zur
bräuchlichstes Kulturgut. Zwischen 6.000 und 7.000            Aufgabe gemacht, einige von diesen zu dokumentieren
unterschiedliche Sprachen gibt es heute weltweit, hinzu       und für zukünftige Generationen zu erhalten.
kommen unzählige Dialekte. Dialekte haben in der Re-
gel eine begrenzte Verbreitung und drücken ein Gefühl         Von 1991 bis 2012 unternahmen Mitarbeiter des Se-
von Heimat, Identität und Zugehörigkeit zu einer Region       minars für Slavistik der Ruhr-Universität Bochum zu-
aus. Menschen, die die gleiche Sprache sprechen, feiern       sammen mit Kollegen insgesamt 50 Expeditionen in
in der Regel die gleichen Feste, teilen die gleichen Sitten   verschiedene Regionen Russlands. Während dieser
und Gebräuche.                                                Expeditionen trafen sie sich mit Bewohnern der Regio-
                                                              nen und führten zahlreiche Dialektinterviews mit ihnen
Nach Schätzungen der UNESCO werden bis zum Jahr               durch. Entstanden sind dabei Aufnahmen von rund
2100 etwa die Hälfte aller Sprachen ausgestorben sein         1.000 Stunden Dialektsprache aus zwei Jahrzehnten. Oft
und somit auch Zeugnisse unserer vielfältigen Kulturen,       gelang es, mehrere Generationen aus einer Familie zu
Lebensbedingungen und Lebensformen. Auch Russland             dokumentieren.
verfügt als Vielvölkerstaat über einen reichen Sprach-
schatz mit unterschiedlichen regionalen Ausprägungen.         Vergangenheit erleben
Hier besteht ebenfalls die Gefahr, dass einige von ihnen
in den nächsten Jahren untergehen und in Vergessen-           Das Labor für Angewandte Informatik und Datenbanken
heit geraten. Ein gemeinsames Projekt der Hochschule          der Hochschule Bochum entwickelt anschließend eine
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Web-basierte Anwendung zur Darstellung, Auswer-             in sogenannte „Tracks“ gegliedert – etwa 2-minütige
tung und Bearbeitung der in diesem Projekt gewon-           Abschnitte, die eine grobe Einteilung des Interviews
nenen Audio-Datenbestände. Die Online-Datenbank             darstellen. Jeder Nutzer hat zudem die Möglichkeit, mit
„Russisches Regionales Korpus (RuReg) – eine akusti-        dem Cursor einen bestimmten Zeitabschnitt zu markie-
sche Datenbank mit diskursorientierter Annotation“          ren. Man kann sich diese merken und einen eigenen Ein-
macht es möglich, die Begegnungen und Gespräche             trag für beispielsweise einzelne Sätze oder Wortwechsel
der vergangenen Expeditionen mitzuerleben. Ergänzt          schaffen. Auch von anderen Nutzern generierte Einträge
werden die Lautaufnahmen durch Beschreibungen der           können mit einem Klick aufgerufen werden.
Regionen, der geschichtlichen und kulturellen Hinter-
gründe, des sozialen Kontexts und der Eigenheiten           RuReg besteht seit 2009 und wird von der Deutschen
der Sprache. Entstanden ist so ein lebendiges Bild der      Forschungsgemeinschaft gefördert. Die Ergebnisse des
Situation vor Ort. Man wird Zeuge der unerwarteten          Projekts werden in das Slavistikportal der Staatsbiblio-
Begegnungen und zum Beobachter des vielseitigen re-         thek zu Berlin aufgenommen und der wissenschaftli-
gionalen Lebens in Russland.                                chen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die aktuel-
                                                            le russische Linguistik stellt sie eine Ausgangsbasis dar,
Die Gespräche, denen man in der Datenbank RuReg             um sprachliche Entwicklungen erfassen oder deren Ur-
lauschen kann, verlaufen oft ganz ähnlich wie eine          sachen und Bedingungen analysieren zu können. Aber
Geschichte in einem Roman. In der Einleitung hört           auch für kulturwissenschaftliche Forschungen, wie bei-
man Schritte, das Knarren einer Tür, die Begrüßung          spielsweise der „Oral History“, wird mit RuReg eine neue
der Dialektforscher, welche die Interviewten häufig         Grundlage geschaffen.
mitten bei ihren Alltagsgeschäften antreffen. Im Plot
entwickelt sich das eigentliche Interview. Die Ereignis-    Kontakt:
se überschlagen sich, Erzählungen, Beschreibungen,          Hochschule Bochum
Kommentare wechseln einander ab. Die Interviewten           Prof. Dr. Katrin Brabender
geben dabei oftmals ganz intime Einblicke in ihr Leben.     Labor für Angewandte Informatik und Datenbanken
Es wird gelacht, aber auch auf schmerzhafte Ereignisse      Tel.: 0234 32 10 391
wie Trennung und Existenznöte geschaut. Nachbarn            E-Mail: katrin.brabender@hs-bochum.de
werden in kleinen Geschichten zitiert oder eigene Er-
fahrungen aus dem Arbeitsleben werden weitergege-
ben. Am Schluss steht meist die herzliche Verabschie-
dung der Dialektologen.

Basis weiterer Forschung

Geordnet sind die Aufnahmen nach einem bibliotheks-
ähnlichen System. Um sich in einem Buch zurechtzufin-
den, hilft die Unterteilung in Kapitel, meist mit dazuge-
höriger Überschrift. Deshalb sind auch die Aufnahmen
SPEZIALISTEN GEFRAGT
Soziale Netzwerke unterstützen Personalbeschaffung im öffentlichen Sektor

Die öffentliche Verwaltung hat viele Aufgaben zu er-          Hochschulabsolventen oder anderen Berufsausbildun-
füllen. Sie plant, erfasst, leitet, lenkt, betreut und ver-   gen scheidet aufgrund der nötigen Spezialisierung meist
antwortet die Tätigkeiten des Staates. Auf Basis von          von vornherein aus. Demzufolge sind die Behörden fast
Gesetzesgrundlagen und Vorschriften soll sie das gesell-      dazu gezwungen, qualifizierte Absolventen bereits früh-
schaftliche Zusammenleben gestalten und letztlich für         zeitig an sich zu binden. Der für die Zukunft prognosti-
die Ausführung demokratischer Willensbildung in einem         zierte Rückgang der Schulabsolventen stellt jedoch eine
stabilen Staatssystem sorgen. Der rechtsstaatlichen, bür-     große Herausforderung dar. Die Behörden müssen so-
gerorientierten und effizienten Ausführung dieser viel-       wohl untereinander als auch mit Unternehmen aus der
fältigen Aufgaben liegt in der Regel ein sehr spezifisches    freien Wirtschaft auf dem immer kleiner werdenden Be-
Anforderungsprofil an die Mitarbeiter in den Behörden         werbermarkt um die qualifiziertesten Nachwuchstalente
zugrunde. Von Kommunen, Staat, Rentenversicherun-             konkurrieren. Die wenig attraktiven finanziellen Anreize
gen und Polizei müssen daher fachlich qualifizierte, so-      und das angestaubte Image des öffentlichen Sektors er-
zial kompetente und engagierte Menschen eigens aus-           schweren die Situation zusätzlich.
gebildet werden.
                                                              Potentiale erkennen
Nach Meinung von Experten wird der Arbeitsmarkt im
öffentlichen Sektor aufgrund des fortschreitenden de-         Wie kann es trotzdem gelingen, sich auf die veränder-
mografischen Wandels jedoch zunehmend durch einen             ten Bedingungen des Arbeitsmarktes einzustellen und
Fachkräftemangel geprägt sein. Das Anwerben poten-            geeignetes Personal für den öffentlichen Sektor zu fin-
tieller Nachwuchskräfte über den Bewerbermarkt von            den? Wie können junge Leute erreicht werden, die bald
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ins Berufsleben einsteigen? Diesen Fragen widmet sich       Projekt mehrere Praxispartner gewonnen werden. Beim
ein Forschungsprojekt der Fachhochschule für öffentli-      Führungskräfteforum „Innovatives Management“ im
che Verwaltung (FHöV) NRW. Unter der Leitung von Dr.        September 2013 konnte sich Dr. Fischer mit einigen Ex-
Torsten Fischer untersucht das Projekt „Moderne Verfah-     perten aus der Praxis austauschen, ein Kontakt zu einer
ren des e-Recruitment unter Berücksichtigung sozialer       größeren Kreisverwaltung in NRW besteht bereits.
Netzwerke“, wie die elektronischen Medien und insbe-
sondere die sozialen Netzwerke im Zuge der Personal-        Lehre und Forschung
beschaffung und des Personalmarketings einbezogen
werden können.                                              Eingebunden werden außerdem auch wissenschaftliche
                                                            Bachelor- oder Masterarbeiten zu den verschiedenen
Viele Unternehmen haben die Potentiale der Web-             Themenstellungen der einzelnen Projektphasen. Die-
2.0-Technologien bereits erkannt. Sie machen sich den       se Arbeiten rekrutieren sich im Wesentlichen aus dem
Wandel der Kommunikations- und Informationskultur           Kontext der Lehre und Forschung an der FHöV NRW
zunutze und betreiben beispielsweise ein sehr erfolg-       und aus einem Masterstudiengang Public Management
reiches Personalmarketing in Netzwerken wie Facebook        der Universität Kassel. Das Projekt ist aber auch für wis-
oder der berufsbezogenen Plattform Xing. Im behördli-       senschaftliche Arbeiten anderer Fachhochschulen oder
chen Umfeld finden diese Möglichkeiten derzeit jedoch       Hochschulen offen. Geplanter Projektzeitraum ist von
noch wenig Beachtung. Viele öffentliche Institutionen       September 2013 bis Ende August 2014.
verschenken hier die Chance einer breiten Bewerberan-
sprache. Zugleich ließe sich hier auch ihr recht schlech-   Kontakt:
tes Image aufwerten. Umso bedauerlicher ist dies, da        Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW
die personellen und finanziellen Mittel im Vergleich zu     Abteilung Köln
den bisher üblichen Werbeverfahren im Personalbe-           Dr. Torsten Fischer
schaffungsprozess geringer ausfallen dürften. Die Nut-      Tel.: 0175 52 44 435
zung von Social Media und speziell die Nutzung sozialer     E-Mail: torsten.fischer@fhoev.nrw.de>
Netzwerke können eine hervorragende Ergänzung der
bereits sehr verbreiteten elektronischen Stellenveröf-
fentlichung auf der eigenen Homepage oder in Online-
Stellenbörsen sein.

Erfolgsmethoden ermitteln

Das Forschungsvorhaben der FHöV NRW umfasst ver-
schiedene Arbeitsschritte. Zunächst erfolgt durch Um-
fragen und Datenerhebungen eine Bestandsaufnah-
me und Analyse der Ist-Situation. Außerdem werden
Good-Practice-Ansätze aus der Privatwirtschaft und
dem öffentlichen Sektor evaluiert. Auch sollen für das
KLANGVOLLE ZUSAMMENARBEIT
Zentrum für Musik- und Filminformatik eröffnet

Neue Informationstechnologien haben in den letzten        Menschen und Maschinen
Jahrzehnten viele Kommunikationsformen und Medien
verändert und ändern sie kontinuierlich. Um gestalten,    Um die hohe Lehrqualität kontinuierlich weiterentwi-
medial kommunizieren, interpretieren und publizieren      ckeln zu können, hat der Fachbereich Medienprodukti-
zu können, gilt es an dieser dynamischen Entwicklung      on in den vergangenen Jahren auch immer wieder auf
aktiv teilzunehmen. Es sind Fachleute gefragt, die auf    Kooperationen mit anderen Hochschulen gesetzt. Eine
den wechselnden Bedarf angemessen und flexibel re-        dieser Kooperationen hat sie nun ausgeweitet: Im Ap-
agieren können.                                           ril 2013 eröffnete die Hochschule Ostwestfalen-Lippe
                                                          gemeinsam mit der Hochschule für Musik Detmold das
Die Hochschule Ostwestfalen-Lippe hat ihre Lehre im       „Zentrum für Musik- und Filminformatik“ in Detmold.
Fachbereich Medienproduktion deshalb auf die gesam-       Im Zentrum sollen verschiedene Themen aus dem Ge-
te Bandbreite der praxisorientierten Tätigkeiten in der   samtgebiet der musikalischen Mensch-Maschine-Inter-
Medienbranche ausgerichtet. Gestaltung, Technologie       aktion behandelt werden: Möglich sind zum Beispiel
und Wirtschaft für audiovisuelle und interaktive Medi-    neue Schnittstellen für die Musik- und Medienproduk-
en gehören hier zu den Inhalten. Von der 3D-Animation     tion, interaktive Multimedia-Installationen, innovative
über die Entwicklung einer Corporate Identity und die     Anwendungen in der Musikpädagogik und der Musi-
Produktion eines Image-Films bis hin zu anspruchsvollen   kermedizin sowie Algorithmen zur Analyse von Musik,
Audioproduktionen – die Absolventinnen und Absolven-      musikalischen Medien und Musik-Performances.
ten des Fachbereichs Medienproduktion der Hochschule
Ostwestfalen-Lippe sind vielseitig einsetzbar.            Auch der Fachbereich Medienproduktion an der Hoch-
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schule Ostwestfalen-Lippe wird in vielfältiger Weise pro-   einbringen. Hierfür besteht bereits eine Zusammenar-
fitieren. In die bestehenden Studiengänge können bei-       beit mit Fabien Lévy, Professor für Komposition an der
spielsweise verstärkt Themen wie die Anwendung von          Hochschule für Musik Detmold. Bei Musik-Performances
Computern zur Musikproduktion, die Digitalisierung          übernimmt das neue Zentrum dabei den technisch-wis-
und Kategorisierung von Musik sowie der pädagogi-           senschaftlichen Teil der Umsetzung.
sche Einsatz der Computertechnik einbezogen werden.
Gleichzeitig kann der Fachbereich Medienproduktion          Die Eröffnung des Zentrums ist auch ein gelungenes Bei-
neben gestalterischen Kompetenzen – etwa beim De-           spiel für die gute Zusammenarbeit der Hochschul- und
sign von Benutzerschnittstellen – seine Fachkenntnis        Wirtschaftsstandorte. Sowohl die Sparkasse Paderborn-
im Bereich Filminformatik einbringen. Computergrafik        Detmold als auch die Stiftung Standortsicherung un-
und 2D-/3D-Animation oder die Entwicklung und App-          terstützen die Stiftungsprofessur Hadjakos mit jeweils
Programmierung von Tools zur Analyse audiovisueller         200.000 Euro in den nächsten fünf Jahren. Auch die Uni-
Daten sind mögliche Themenfelder.                           versität Paderborn wird über einen wissenschaftlichen
                                                            Beirat für das Zentrum eingebunden. Die Einrichtung
Kooperationen ausbauen                                      soll das Zusammenwachsen der Region nachhaltig be-
                                                            einflussen und stärken.
Geleitet wird das Zentrum von Professor Steffen Bock
vom Fachbereich Medienproduktion der Hochschule             Kontakt:
Ostwestfalen-Lippe und Stiftungsprofessor Aristote-         Hochschule Ostwestfalen-Lippe
lis Hadjakos von der Hochschule für Musik Detmold.          Hochschule für Musik Detmold
Neben der interdisziplinären Lehre werden die beiden        Zentrum für Musik- und Filminformatik
Professoren zukünftig auch innovative Forschungs- und       Prof. Dr. Steffen Bock
Entwicklungsprojekte anstoßen. Sie sollen die Aufgabe       Tel.: 05231 975-878
übernehmen, Forschungsprojekte über die Programme           E-Mail: bock@hfm-detmold.de
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) oder
das Bundesministerium für Bildung und Forschung             Prof. Dr. Aristotelis Hadjakos
(BMBF) einzuwerben und umzusetzen. Außerdem wer-            Tel.: 05231 975 868
den laufende Projekte der Kooperation zwischen dem          E-Mail: hadjakos@hfm-detmold.de
Erich-Thienhaus-Institut der Hochschule für Musik und
dem Fachbereich Medienproduktion der Hochschule
Ostwestfalen-Lippe weitergeführt und neue Kooperati-
onen, beispielsweise mit dem Musikwissenschaftlichen
Seminar Detmold-Paderborn, aufgebaut.

Region stärken

Über die wissenschaftliche Arbeit hinaus möchte sich
das Zentrum in künstlerische Entwicklungsvorhaben
KUNST BEWEGT
Interdisziplinäres Zentrum für Ästhetik und Kommunikation (ZÄSKO) gegründet

Malen, musizieren, tanzen oder gestalten – Kinder brau-         wendung künstlerischer Erfahrungen ermöglicht. Es wer-
chen Kunst zur Entfaltung, behinderte Menschen brau-            den Weiterbildungsideen entwickelt, Forschungs- und
chen sie als Ausdrucksform, psychisch Erkrankte zur Hei-        Entwicklungsprojekte angestoßen, Fachtagungen veran-
lung. Der Wert künstlerisch-kultureller Arbeit hat sich in      staltet und Beratungskompetenzen vermittelt. Nach und
klinischen, sozialen und heilpädagogischen Einrichtun-          nach entsteht so ein interdisziplinäres Netzwerk, das die
gen schon lange etabliert, und zahlreiche Vertreter aus         ästhetische Praxis in den Bereichen Soziale Arbeit, Päda-
Bildung und Therapie halten sie für unverzichtbar. Darü-        gogik und Therapie unterstützt und weiterentwickelt.
ber hinaus erscheint es heute gesellschaftspolitisch not-
wendiger denn je, die Möglichkeiten auszuloten, die kul-        Einfluss nehmen
turelle Bildung eröffnet, ein inklusives und interkulturelles
Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft zu           Zu den Gründungsmitgliedern des ZÄSKO gehören zahl-
fördern und zu unterstützen. Umso fataler, wenn im Be-          reiche Vertreter aus Kindertagesstätten, Schulen sowie
reich Kunst immer wieder seitens der Politik gespart wird.      kulturpädagogischen und therapeutischen Einrichtun-
                                                                gen aus dem Aachener Raum. Sie alle wollen dort, wo
Um dieser Entwicklung auf verschiedenen Ebenen entge-           Entscheidungen über Kultur- und Kunstangebote ge-
genzuwirken, wurde 2012 an der Katholischen Hochschu-           troffen werden, auch politisch eingreifen. Seitens der
le Nordrhein-Westfalen (KatHO NRW) das „Zentrum für             KatHO bringt Professor Wolfgang Domma als Leiter des
Ästhetik und Kommunikation (ZÄSKO)“ gegründet. Das              Zentrums sein Fachwissen ein, unterstützt von der wis-
ZÄSKO versteht sich als Plattform, die einen fachlichen         senschaftlichen Mitarbeiterin Dipl.-Sozialarbeiterin Su-
Dialog über die pädagogische und therapeutische An-             sanne Bücken. Regelmäßig finden Arbeitstreffen statt,
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