Nutrition-press BOR Ein fast unbekanntes Spurenelement - Plantafood Medical Stiftung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausgabe Nr. 12 – Juni 2018 . 4,95 Euro . ISSN 2196-1271 www.nutrition-press.com nutrition-press Fachzeitschrift für Mikronährstoffe BOR Ein fast unbekanntes Spurenelement Ein Beitrag von Dr. med. Klaus-Georg Wenzel Mikronährstoffe Vitalstoffe Nahrungsergänzungsmittel Hersteller und Vertriebe Mit Nahrungsergänzungsmitteln können Sie
Mikronährstoffe im Leistungssport Die Idee des Menschen, seine körperliche Leistungsfähigkeit durch den Verzehr Leis- tungsfördernder Substanzen zu verbes- sern, ist so alt wie der Sport selber. Schon in der Antike versuchten die grie- chischen Athleten ihre sportliche Leistung durch die Einnahme von bestimmten Kräutern, Pilzen oder tierischen Geschlechtsorganen wie zum Beispiel Stier- hoden zu steigern. Heutzutage gibt es im Spitzensport kaum noch Athleten, die nicht regelmäßig ihren Stoffwechsel mit Nahrungsergänzungsmitteln zur Optimierung der körperli- chen und mentalen Leistungsfähigkeit „tunen“. Erhöhte Trai- ningsintensitäten und -umfänge sowie verschärfte Doping- kontrollen (z.B. Trainingskontrollen) sind die Hauptgründe warum Nahrungsergänzungsmittel im Leistungssport in immer stärkerem Umfang eingesetzt werden. A uch im Breitensport werden derartige Supple- mente immer häufiger eingenommen. Aus prä- ventivmedizinischer Sicht ist dies durchaus zu begrüßen. Denn auch Breitensportler zählen Sport: Mikronährstoffdefizite und Folgen zu den Bevölkerungsgruppen, die ohnehin nicht immer • Leistungsabfall eine optimale Versorgungslage mit Mikronährstoffen wie • Infektanfälligkeit Selen, Eisen, Jod, B-Vitaminen und Vitamin E aufweisen. • Schmerzhafte Muskelkrämpfe Eine unzureichende Versorgung mit Mikronährstoffen äu- • Ausbleibende Trainingsfortschritte ßert sich beim sportlich Aktiven in einer geringeren Leis- • Verzögerte Regeneration tungs- und Regenerationsfähigkeit sowie einer erhöhten • Chronische Müdigkeit Infektanfälligkeit (Tab.1). Sportler verlieren durch den • Erhöhtes Verletzungsrisiko hohen Energieumsatz, die vermehrte Schweißsekretion • Oxidativer Stress und Ausscheidung über die Nieren zum Teil erhebliche Mengen an Elektrolyten (v.a. Natrium) und Spurenele- Tabelle 1 menten. Bereits breitensportliche Belastungen mit einer Schweißproduktion von etwa einem Liter pro Stunde füh- ren zu merklichen Verlusten an Kupfer, Zink und Eisen. Nach intensivem Training oder nach Wettkämpfen kann es über die Ernährung abgedeckt wird. Eine unzureichende auch noch Tage später zu einer vermehrten Ausscheidung diätetische Zufuhr an Vitaminen und anderen Mikronähr- kommen. Körperliche Anstrengungen, Schweißverluste stoffen wird insbesondere bei Sportlern beobachtet, die und oxidativer Stress können daher schnell in einem dauerhaft ihre Energiezufuhr einschränken, zum Beispiel Mikronährstoffengpass münden. im Turnen oder beim Gewichtmachen in Sportdisziplinen mit Gewichtsklassen. Aber auch in anderen leistungsori- Aufgrund ihres erhöhten Energieumsatzes weisen vor al- entierten Sportarten wie Schwimmen, Leichtathletik und lem Leistungssportler einen gesteigerten Bedarf an Mikro- im Fußball ist eine mangelhafte Versorgung mit Mikro- nährstoffen auf, der jedoch in der Regel nicht ausreichend nährstoffen häufig. 30 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention Sport und Mikronährstoffbedarf Mikronährstoffverluste über den Schweiß, Jede intensivere körperliche Aktivität, ob Breiten- oder Urin und Stuhl Leistungssport, führt nicht nur zu einem erhöhten Bedarf Mikronährstoffe, vor allem die Mineralien und Elektrolyte, an Energie liefernden Makronährstoffen (z.B. Kohlenhyd- werden je nach Art, Dauer und Intensität der körperlichen rate), sondern auch an den Katalysatoren unseres Stoff- Belastung vermehrt über den Stuhl, den Urin und vor al- wechsels den Mineralstoffen, Spurenelementen und Vita- lem über den Schweiß ausgeschieden. Die mittleren Flüs- minen. Mikronährstoffe spielen bei zahlreichen katabolen sigkeitsverluste bei Langzeitbelastungen in milden Um- (z.B. Glucoseoxidation zur ATP-Gewinnung) und anabolen gebungsbedingungen liegen bei etwa 1 Liter pro Stunde. Stoffwechselprozessen (z.B. Muskelaufbau, Speicherung Die Schwankungsbreiten der Schweißraten bewegen sich von Muskelglykogen) eine zentrale Rolle (Abb.1). Daneben hierbei unter vergleichbaren Bedingungen zwischen 0,5 sind sie an der Regulierung der Herzmuskelfunktion, der und 1,7 Liter pro Stunde. Unter extremen Umständen (z.B. Muskelkontraktion, der Nervenreizleitung, der Koordinati- große Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit) und bei sehr leistungs- on und des Säure-Basen-Gleichgewichtes beteiligt. Gera- starken Athleten können stündliche Schweißraten von bis de bei sportlichen Aktivitäten verbraucht der Körper mehr zu 3 Litern und mehr auftreten. Die Flüssigkeitsverluste Energie als normal. Körperliche Anstrengungen, Schweiß- während eines Fußball- oder Hockeyspiels können bei ho- verlust, Essstörungen sowie eine erhöhte oxidative Belas- hen Temperaturen 4 bis 5 Liter erreichen. tung können daher schnell zu einem Mehrbedarf an Mikronährstoffen führen. Nutrition-Press 31
Elektrolyt- und Spurenelementverluste über den Schweiß (Durchschnittswerte) Mineralstoff Konzentration im Schweiß (mg/l) Absorptionsrate (%) Natrium 700 – 2000 100 Kalium 200 – 480 90-95 Magnesium 20 – 50 30-50 Calcium 0 – 70 20-40 Jod 0,03-0,05 90-100 Zink 0,5- 1,0 15-30 Kupfer 0,5-0,9 30-40 Eisen 0,3-0,7 10-15 Tabelle 2 Pro Liter Schweiß verliert der Körper um die 1000 mg Na- gegeben. Zu den unspezifischen Symptomen einer leich- trium sowie kleinere Mengen an Kalium, Calcium, Magne- ten Hyponatriämie (130-134mmol/l) zählen: Erschöpfung, sium, Zink, Iod (30-50 µg/l), Eisen und Kupfer (siehe Tab. Muskelkrampfe, -schwäche, Unwohlsein, Erbrechen, Kopf- 2). Davon können auch die wasserlösliche Vitamine (z.B. schmerzen, Müdigkeit Vitamin B1) und einige Aminosäuren betroffen sein. Eine genaue Kalkulation der Mineralstoff- und Spurenelement- Kalium verluste über den Schweiß ist jedoch schwierig, da diese Sportler haben gegenüber nicht Sport treibenden Men- durch individuelle Adaptationsphänomene als auch die In- schen einen erhöhten Kaliumbedarf, da mit dem Schweiß tensität und Art der Belastung beeinflusst werden. nennenswerte Mengen an Kalium (um die 300 mg pro Liter) verloren gehen. Unter der körperlichen Belastung Elektrolyte und Mineralstoffe kommt es zu einer Verschiebung der Kaliumionen von int- im Sport (Auswahl) razellulär nach extrazellulär, d.h. die Kaliumkonzentration Die Elektrolyte Natrium, Kalium, Magnesium und Chlorid im Blut steigt an. Zusätzlich wird reichlich Kalium beim sind von elementarer Bedeutung für die Muskelarbeit, den Abbau von Glykogen in der Muskulatur freigesetzt. In der Energiestoffwechsel, die Wärmeregulation und den Flüs- Belastungs- und Nachbelastungsphase verliert der Sport- sigkeitshaushalt. Je nach Umgebungstemperatur, Art und ler dadurch vermehrt Kalium über die Niere. Ein Magne- Intensität der Belastung – vor allem im Ausdauerbereich – siummangel führt ebenfalls zu erhöhten Kaliumverlusten können Wasserverluste von bis zu 3 Litern pro Stunde und im Urin. Eine Unterversorgung mit Kalium kann sich beim mehr auftreten. Bei schweißtreibender sportlicher Aktivi- Sportler durch eine verminderte körperliche Belastbar- tät ist eine leistungsgerechte Elektrolytversorgung des- keit, Schwächegefühle, schlechte Ausdauerleistung und halb besonders wichtig. verzögerte Regeneration äußern. Natrium Kalium wird zusammen mit Glykogen in die Muskulatur Im Sport verliert der Körper mit dem Schweiß größere eingelagert (pro g Glykogen etwa 19,5mg Kalium) und des- Mengen an Natrium (durchschnittlich etwa 2,5 g NaCl/ halb vor allem in der Regenerationsphase zur Glykogen- Liter), das er für die Muskelkontraktion und die Regulati- speicherung benötigt. Der Kaliumanteil in Sportgetränken on des Wasserhaushaltes unbedingt braucht. Der Natri- sollte bei etwa 100 bis 250 mg pro Liter Getrank liegen umverlust unterliegt allerdings selbst bei vergleichbaren (50). Auch Apfelsaftschorle ist relativ kaliumreich. Da äußeren Bedingungen großen interindividuellen Schwan- wahrend der Belastung der Kaliumspiegel im Blut ansteigt, kungen. Hitzeungewohnte Personen können bis zu 4,5 g sollte in dieser Phase nicht zu viel Kalium (>300mg/l NaCl pro Liter Schweiß (= 1,8 g Natrium/l) und mehr ver- Sportgetränk) ergänzt werden. Ein zu hoher Kaliumspiegel lieren. Bei Extremausdauerbelastungen können über den (Hyperkaliamie) beeinträchtigt die körperliche Leistungs- Schweiß bei einem Wettkampf bis zu 10g Natrium ausge- fähigkeit und ist mit einem erhöhten Risiko für Herzrhyth- schieden werden. Die Natriumkonzentration im Blut be- musstörungen verbunden. Nach der Belastung sollten ka- tragt 135 bis 145 mmol/l. Ein Abfall des Natriumblutspie- liumreiche Lebensmittel wie Kartoffeln, Gemüse und Reis gels unter 135 mmol/l wird als Hyponatriämie bezeichnet. verzehrt werden. Eine Hyponatriämie (
Ernährung | Prävention geringe Belastbarkeit, Neigung zu schmerzhaften Muskel- hin, dass die Gabe von Magnesiumorotat bei den Triathle- und Wadenkrampfen, Muskelverhärtungen, Lidzucken, ten zu einer Adaptation des Energiestoffwechsels an eine verschlechterte Regeneration und Trainingsanpassung verbesserte Energieausbeute führt“, schlussfolgerte der sind typische Symptome eines Magnesiummangels. Ist es Studienleiter Dr. Sighard Golf von der Justus-Liebig-Uni- erst einmal zu einem Magnesiummangelsyndrom gekom- versität Giessen. Nach Magnesiumorotat-Gabe wurde die men, kann es langere Zeit in Anspruch nehmen, bis der Glucose besser verwertet und dadurch weniger Insulin be- zellulare Magnesiumstatus wieder ausgeglichen ist. Fur nötigt, mit der Konsequenz, dass für die aufzubringende Leistungssportler kann das im Extremfall das Ende der Leistung weniger Sauerstoff benötigt wurde Wettkampfsaison bedeuten. Die hohen physischen und psychischen Belastungen, denen Sportler unterliegen, for- Eisen dern die Entwicklung eines Magnesiummangels. Zu den Eisenmangel ist einer der häufigsten diagnostizierten Mi- Hauptursachen für einen unzureichenden Magnesiumsta- neralstoffmangel in der sportmedizinischen Praxis. Auf- tus beim Sportler zahlen vor allem ein erhöhter Bedarf, grund erhöhter Eisenverluste über den Magen-Darm-Trakt eine zu geringe Magnesiumaufnahme mit der Nahrung so- (intestinale Mikrohämorrhagien), mit dem Schweiß und wie ein gesteigerter Magnesiumverlust über den Schweiß Urin haben Sportler einen erhöhten Eisenbedarf, der nicht und den Urin. Die hohe Stoffwechselaktivität im Sport immer durch eine ausgewogene fleischhaltige Ernährung ist mit einem erhöhten Magnesiumbedarf verbunden, da gedeckt wird. Neben vegetarisch sich ernährenden Sport- Anpassungsreaktionen des Körpers auf die erhöhte Be- lern haben insbesondere Ausdauersportlerinnen sowie lastung sowie Reparatur- und Regenerationsprozesse den jugendliche Sportler/innen menstruations- und wachs- Magnesiumhaushalt stark beanspruchen. An Magnesium tumsbedingt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung ei- sollte vor allem bei Ausdauer- und Schnellkraftausdau- nes Eisenmangels. Mit der Menstruation gehen etwa 25 ersportarten, wie Schwimmen, Rudern, Radfahren oder bis 60ml Blut verloren, wodurch 12,5 bis 30 mg Eisen im Triathlon gedacht werden. Ohne Magnesium ist eine gute Monat ausgeschieden werden. Eine Unterversorgung mit Ausdauerleistung und Fitness überhaupt nicht möglich. Eisen beeinträchtigt die Funktion einer Reihe von energie- Magnesiummangel führt zu Übererregbarkeitszuständen, liefernden Enzymen und schränkt darüber hinaus die Sau- die sich klinisch als Muskelkrampfe äußern können. Viele erstofftransportkapazität und Sauerstoffverwertung ein. Athleten, die zu Muskelkrämpfen neigen profitieren von Dadurch sinken vor allem die Trainingsanpassung und die der zusätzlichen Einnahme von Magnesium. Ausdauerleistungsfähigkeit. Das Spurenelement Kupfer ist durch seine Bedeutung für die oxidative Phosphorylie- Beim Sport wird die Magnesiumfreisetzung aus dem Ge- rung und die Bildung neuer Blutkörperchen (Erythropoese) webe zudem durch Stressreaktionen verstärkt. Denn kör- sehr eng mit dem Eisenstoffwechsel verbunden. perlicher und psychischer Stress in Belastungssituationen bewirken eine vermehrte Ausschüttung von Stresshormo- nen, die den ATP-Verbrauch und damit die Freisetzung des intrazellularen Magnesiums verstärken. Auch eine Lak- tatazidose, die bei intensiver Belastung im Grenzbereich der körperlichen Leistungsfähigkeit unter Beteiligung des anaeroben Stoffwechsels entsteht, fordert intrazellulare Magnesiumverluste und damit auch die vermehrte Aus- scheidung des Mineralstoffs über den Urin. Wie tierexpe- rimentelle Untersuchungen gezeigt haben, können durch die Gabe von Orotsaure zellulare Stoffwechselprozesse gefordert, der Energiestoffwechsel verbessert und der ATP-Gehalt gesteigert werden. Dadurch wird auch die Vo- raussetzung für eine intrazellulare Magnesium-Fixierung geschaffen und Magnesiumverlusten entgegen gewirkt. In der Giessener Triathlonstudie konnte der Einfluss von Magnesiumorotat auf die Leistungsfähigkeit eindrucksvoll belegt werden: 23 Triathleten erhielten in der doppelblin- Bei Langstreckenläufern treten Eisenverluste vor allem den, randomisierten Untersuchung über einen Zeitraum über den Schweiß und belastungsbedingte Blutverluste von einem Monat entweder Magnesiumorotat oder Pla- im Gastrointestinaltrakt auf. 1 ml Blut enthält etwa 0,5 zebo. Die mit Magnesiumorotat behandelten Sportler mg Eisen, so dass Blutverluste zu ausgeprägtem Eisen- konnten ihre Leistungsfähigkeit im Schwimmen (500 mangel fuhren. Der gastrointestinale Blutverlust wird Meter), auf dem Fahrrad (20 Kilometer) und beim Laufen durch die oft praktizierte Einnahme von Schmerzmitteln (5000 Meter) im Mittel um 12 % steigern. Der Energiestoff- wie nichtsterioidalen Antirheumatika gefördert. Nach wechsel wurde positiv beeinflusst und die Stressreaktio- intensiven Ausdauerbelastungen sind auf diesem Weg nen des Körpers reduziert. „Die Ergebnisse deuten darauf Eisenverluste von bis zu 2 mg pro Tag möglich. Ferner Nutrition-Press 33
verlieren Sportler Eisen mit dem Schweiß. Auch die nach Neben Vitamin B1, Vitamin B2, Niacin, Vitamin B6, Fol- hochintensiven Dauerlaufen beobachtete mechanische säure und Vitamin B12 bestehen häufig Probleme in der Zerstörung roter Blutkörperchen unter der Fußsohle Versorgung mit Vitamin D und E, insbesondere bei Sport- kann zum Eisenverlust beitragen. Eisenmangel fuhrt beim lern mit niedrig-kalorischen Diäten (z.B. Ballett, Turnen). Sportler zu vorzeitiger Erschöpfung, Blutarmut (Anä- Kraftsportler sind oft nur unzureichend mit Vitamin B6 mie), verstärkter Atmung unter Belastung, beeinträchtig- (Mehrbedarf durch höhere Proteinzufuhr) und Ausdauer- ter aerober Kapazität, erhöhtem Puls, chronischer Müdig- sportler mit Vitamin B1 (Verlust über den Schweiß) ver- keit, erhöhten Laktatwerten, schlechter Ausdauerleistung sorgt. Aufgrund des gesteigerten aeroben Stoffwechsels und Infektanfälligkeit (z.B. häufige Infekte der oberen und der hohen Sauerstoffbelastung ist auch der Bedarf an Atemwege). Die gezielte individuelle Supplementierung antioxidativ wirksamen Vitaminen (z.B. Vitamin A, Vitamin von Eisen nach Laboranalytik (Ferritin, Zielwert: 70-140 C, Tocopherole und Tocotrienole) und Carotinoiden erhöht. µg/l) kann bei Sportlern mit unzureichendem Eisenstatus die Ausdauerkapazität deutlich verbessern. Das Sonnenhormon Vitamin D Die Leistungsfähigkeit eines Sportlers korreliert direkt mit Vitamine seinem 25(OH)D-Status. Die optimale Funktion sportas- Der Vitaminbedarf ist im Sport aufgrund des gesteigerten soziierten biologischer Prozesse wird dann erreicht, wenn Energieumsatzes erhöht. Das betrifft vor allem die für die der 25(OH)D-Status dem entspricht was heute noch in der Energieproduktion aus Kohlenhydraten so wichtigen B-Vi- Natur lebende Völker (z.B. Masai), die eine ganzjährlich tamine. Das bestätigen auch Untersuchungen an Sport- natürliche Sonnenlicht-Exposition haben aufweisen. Der lern, bei denen eine unzureichende Versorgung anhand 25(OH)D-Spiegel für eine optimale sportliche Leistungs- von Blutparametern, insbesondere bei Thiamin und Vita- fähigkeit dürfte bei Athleten zwischen 48 und 52 ng/ml min B6, festgestellt wurde. Infolge der geringen Speicher- liegen. 1,25(OH)2D supprimiert die Expression von Myost- fähigkeit des Körpers für die wasserlöslichen atin, welches das Muskelwachstum hemmt und reguliert Vitamine können bereits nach kurzer über VDR myogene Transkiptionsfaktoren, die eine zen- Zeit erste Mangelerscheinungen auf- trale Rolle bei der Proliferation und Differenzierung der treten. Eine Unterversorgung mit Vita- Skelettmuskulatur spielen. Darüber hinaus reduziert die minen äußert sich beim Sportler rasch Einnahme von Vitamin D bei Nicht-Sportlern und Sport- durch unspezifische Symptome wie lern das Risiko für Atemwegsinfektionen, wie die Ergeb- eingeschränkte Leis- nisse aus zwei Meta-Analysen belegen. Als Sportler sollte tungsfähigkeit, verlän- man seinen 25(OH)D-Status beim Arzt labormedizinischen gerten Regenerations- kontrollieren lassen und durch die tägliche Einnahme von zeiten, leichte Ermüd- wenigstens 50 IE Vitamin D pro kg Körpergewicht in Form barkeit, erhöhte Infek- eines Vitamin D-haltigen Öls (z.B. 1000 IE VD pro Tropfen), tanfälligkeit, schlechte welches mit einer Hauptmahlzeit eingenommen wird ent- Trainingsanpassung. Er- sprechend kompensieren. Der 25(OH)D-Zielwert im Sport höhte Homocystein- liegt bei etwa 50 ng/ml oder 125 nmol/l. spiegel im Plasma sind beim Sportler mit einer Mikronährstoffe im Profi-Fußball schlechteren Regeneration Um den richtigen Bedarf an Mikronährstoffen von Fuß- und geringeren Stressresis- ballspielern unter Trainings- und Punktspielbedingungen tenz assoziiert. zu ermitteln und gesundheitliche Schaden wie Muskelver- krampfungen, Zerrungen und körperliche Leistungsein- busen vorzubeugen, wurde bei 19 Fußballspielern einer Bundesliga-Mannschaft (HSV) die individuelle Mikronähr- stoffversorgung labordiagnostisch erfasst. Durch die La- boranalyse vor Saisonbeginn (im Juli) und eine Kontrolle im 1. und 2. Drittel der Bundesligasaison sollten die Vita- min-, Mineralstoff- und Spurenelement-Supplementierung individuell reguliert werden. Alle Spieler waren dem gleichen Trainingsplan unterworfen und wurden mit der gleichen Kost ernährt. Die fur Leistungs- sportler übliche hochkalorische Kost (ca. 4000kcal) be- stand hauptsachlich aus Rindfleisch als Proteinlieferant sowie aus einer ausgewogenen Menge an Kohlenhydra- ten, Fetten und Ballaststoffen. Als flüssige Nahrung wurde hauptsachlich Mineralwasser und nach jeden Training ein 34 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention Weitere und ausführliche Informationen zu Mikronährstoffen im Sport finden Sie in dem Fachbuch: Gröber, U, Metabolic Tuning Nach Labordiagnostik supplementierte Mikronährstoffe statt Doping. 2., überarbeitete und er- bei Unterversorgung Mikronährstoffe, weiterte Auflage Mikronährstoffe im Sport. an supplementierte Tagesdosis (p.o.) Hirzel Verlag, Stuttgart, 2018. Vitamin A 7.500 I.E. Vitamin E 400 mg Mineralgetränk zum Ausgleich der Schweißverluste getrun- Vitamin B1 50 - 100 mg ken. Es fand sonst keine Supplementierung statt. Zur Erfas- Vitamin B2 10 mg sung des Mikronährstoff-Status wurden die Vitamine (Abb. Vitamin B6 40 mg 2) im Vollblut sowie die Mineralstoffen und Spurenelemen- Vitamin B12 300 mg (z.Z. i.m.) ten (Abb. 3) im Serum, Erythrozyten und Urin bestimmt. Niacin 200 - 500 mg Folsäure 5 mg Die erste Laboruntersuchung vor dem Saison-Beginn zeig- Pantothensäure 50 - 100 mg te vor allem bei den 19 Fußballspielern eine Unterversor- Natrium Diätempfehlung: mehr salzen gung an Kalium 1 g KCl • Vitaminen: A, B1, B12, Niacin und Vitamin E, Calcium 250 – 1.000 mg und /oder • Mineralstoffen: Natrium, Calcium und Magnesium, Empf:1 l Milch u. Milchprodukte • Spurenelementen: Kupfer, Selen und Zink. Magnesium 60 – 200 mg Mg als Mg-Aspartat Phosphor 200 – 300 mg Mg- bzw. Ca-HPO4 Bei den Mineralstoffen war auffällig, dass die Unterver- Eisen 2 x je 100 mg Fe-Fumarat/Wo. sorgung vor allem in den Zellen (rote Blutköperchen) Zink 10 mg Zn-Orotat auftrat. Auf der Basis der Laborergebnisse erhielt jeder Kupfer 2 - 4 mg Cu-Gluconat Fußballer zielgerichtet gemäß seinen aus den Laborunter- Selen 100 mg Se-Hefe-Konzentrat suchungen ermittelten Defiziten eine individuelle Supple- mentierung der unterversorgten Vitamine, Mineralstoffe Tabelle 3 und Spurenelemente (Tab. 3). Die individuell verordneten Mikronährstoffe wurden mit Ausnahme von Natrium zur Erleichterung der oralen Zufuhr und somit Erzielung einer Im Vergleich zu den Bundesligasaisons aus den Jahren davor besseren Compliance von einer Apotheke verkapselt. Die (1983/84, 1984/85, 1985/86) traten in der aktuellen Saison erste Kontrolluntersuchung (1. KM) nach 3 Monaten Spiel- unter der individuellen Supplementierung von Vitaminen, Mine- zeit ergab, dass die Supplementierung bei vielen Spielern ralstoffen und Spurenelementen 85 % weniger Oberschenkel- eine Verbesserung des Mikronährstoff-Status erbrachte. halszerrungen, 75% weniger grippale Infekte und 50 % weniger Bei den Vitaminen B1, B12, sowie bei Kupfer und Calcium Bänderrisse (z.B. Kreuzband) auf! Außerdem waren die Regenera- war dagegen die verordnete tägliche Dosis offensichtlich tionsphasen der Spieler auffällig kurz und die mentale Verfassung nicht ausreichend. Die Konsequenz war, dass bei den be- in der Mannschaft stabil und ausgeglichen. troffenen Spielern die Tagesdosis an Vitamin B1 von 50 auf 100mg, an Vitamin B3 von 200 auf 500mg und an Kup- Kommentar: ferglukonat von 2 auf 4 mg gemäß den Laborergebnissen In Anbetracht der wissenschaftlich belegten Tatsache, dass die ge- erhöht wurde. Die Tatsache, dass selbst nach der regel- zielte individualisierte Supplementierung von Mikronährstoffen bei mäßigen individuellen Ergänzung von Vitaminen, Mine- Sportlern das Immunsystem stabilisiert, die Regenerationsfähig- ralstoffen und Spurenelementen immer noch ein Teil der keit fördert, das Verletzungsrisiko reduziert und die mentale Leis- Spieler bei der zweiten Kontroll-Untersuchung nach sechs tungsfähigkeit verbessert, sollte im hoch bezahlten Spitzensport Monaten an einigen Mikronährstoffen unterversorgt war, (z.B. Fußball, Tennis) bei den Athleten 2-4x im Jahr der Mikronähr- zeigt den deutlichen Mehrbedarf unter der starken körper- stoff-Haushalt kontrolliert und entsprechend kompensiert werden. lichen und psychischen Wer heute noch als Sportler an Apfelsaft-Schorle und vollwertige Belastung im Leistungs- Brötchen mit Banane glaubt, der muss sich nicht wundern, wenn sport. er dem sportlichen Erfolg immer hinter her läuft! « Fotos: Franz – Fotolia (S. 30), Autor Literatur: fotoliaxrender – Fotolia (S. 31), photocrew – Fotolia (S. 33), Uwe Gröber Gröber, U, Metabolic Tuning ExQuisine – Fotolia (S. 34) Akademie für statt Doping. Mikronährstoffe im Mikronährstoffmedizin, Essen Leistungssport. 2., überarbeitet www.vitaminspur.de und erweiterte Auflage. Hirzel Verlag, Stuttgart, 2018. Nutrition-Press 35
Sie können auch lesen