Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie

 
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Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie
Masern: Ursachen, Ernährung und
ganzheitliche Therapie
Als Masern oder Morbilli bezeichnet man eine hochansteckende Virusinfektion, die längst
keine reine Kinderkrankheit mehr ist, denn zunehmend erkranken auch Jugendliche und
Erwachsene. Die Übertragung des Masernvirus erfolgt von Mensch zu Mensch über
Tröpfchen- oder Kontaktinfektion. Typisch ist der zweiphasige Verlauf mit dem
charakteristischen Hautausschlag (Exanthem). In der Regel heilt die Krankheit folgenlos aus,
es können jedoch Komplikationen auftreten, die in seltenen Fällen schwerwiegend sein
können. In Deutschland gibt es neben einer generellen Impfempfehlung auch eine Impfpflicht
für bestimmte Personengruppen und es besteht eine Meldepflicht.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Masernerkrankung und wie Sie neben der
konventionellen Therapie den Krankheitsverlauf mit naturheilkundlichen Methoden,
Ernährung und Mikronährstoffen unterstützen und Ihr Immunsystem stärken können.
Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie
Experte/Expertin:
Bianca Bonacci
Heilpraktikerin, Fachrichtung Nutritive Medizin und Orthomolekulare Medizin

Letzte Aktualisierung: 15. Juli 2021

  Das-Wichtigste-in-Kürze

  Fakten in der Übersicht

    Masern – was ist das? Masern sind eine hochansteckende, weltweit verbreitete
    Virusinfektion, die meist im Kindesalter auftritt, wobei zunehmend auch Jugendliche
    und Erwachsene daran erkranken. Die Ansteckung durch das Masernvirus erfolgt über
    Tröpfcheninfektion oder durch direkten Kontakt mit den Sekreten aus Nase, Rachen
    und Mund von Infizierten.
Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie
Ursachen & Risikofaktoren: Das Risiko für Komplikationen steigt mit dem
Erwachsenenalter, aber auch Säuglinge und Kleinkinder sind besonders gefährdet
sowie Personen, die ein geschwächtes Immunsystem haben. Bedingt durch die
schlechte Versorgungslage und häufig auftretenden Vitamin-A-Mangel stellen Masern
in Entwicklungsländern eine große Bedrohung dar.1

Symptome: Masern verlaufen in zwei Krankheitsphasen, in denen jeweils
Fieberschübe auftreten. Die Krankheit beginnt mit grippeähnlichen Symptomen. Im
anschließenden Hauptstadium kommt es zum typischen Hautausschlag (Exanthem).

Diagnose und Tests: Die Diagnose erfolgt meist klinisch anhand der Symptome. Zur
sicheren Unterscheidung von weiteren Krankheiten, bei denen sich ähnliche
Hauterscheinungen ausbilden wie Röteln oder Scharlach, können
Laboruntersuchungen durchgeführt werden.

Masernimpfung & Impfpflicht: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt zwei
Impfungen für Kleinkinder. Seit dem 1. März 2020 trat die Masern-Impfpflicht in
Deutschland in Kraft, die für bestimmte Personengruppen gilt.

Prognose und Verlauf: In den meisten Fällen heilen Masern problemlos aus. Bei
Kindern unter fünf Jahren, Erwachsenen und immungeschwächten Personen kann es
zu Komplikationen kommen, die teilweise sehr schwer sind und in seltenen Fällen zum
Tod führen können.

Empfohlene Ernährung: Eine anti-entzündliche Ernährung entspricht einer gesunden,
vollwertigen Ernährung, die reich an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, fettem Fisch,
Nüssen, Saaten und pflanzlichen Ölen ist. Der Verzehr probiotischer, fermentierter
Lebensmittel unterstützt die Darmgesundheit. Einen hohen Anteil sollten außerdem
antibiotisch und antiviral wirksame Lebensmittel haben, denn sie wirken präventiv und
unterstützen den Genesungsprozess. Ausreichend viel trinken, am besten Wasser,
Kräutertees sowie Beerensäfte zur Vitaminversorgung.

Therapie und Prävention:
 Mikronährstoffe: Antioxidativ wirkende Mikronährstoffe wie die Vitamine A, C und E
 sowie Zink und Selen, aber auch sekundäre Pflanzenstoffe und Omega-3-Fettsäuren.

 Lebensstil: Viel Bewegung im Alltag und moderater Ausdauersport, Verzicht auf
 Fertignahrungsmittel und Genussgifte, eine ausgewogene mikronährstoffreiche
 Ernährung, Maßnahmen zur Stressreduktion sowie mehr Ausgeglichenheit und
 Lachen stärken das Immunsystem nachweislich.

 Konventionelle Therapie: Eine spezifische Therapie gegen eine Maserninfektion
 gibt es nicht, der Heilungsprozess kann jedoch gelindert werden. Bei Bedarf können
 fiebersenkende Mittel oder Hustenlöser verordnet werden. Treten Komplikationen auf,
 sind eventuell Antibiotika oder ein stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig.
Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie
Ganzheitliche Therapie: Phytotherapie, Ayurveda-Medizin, Traditionelle
    Chinesische Medizin (TCM), Homöopathie, Schüßler-Salze, Gemmotherapie, Wickel,
    Hochdosis-Vitaminbehandlungen

  Checkliste und Empfehlungen bei Masern: Das können Sie selbst tun

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Was sind Masern?

 Das-Wichtigste-in-Kürze

 Masern in der Übersicht

  Masern sind weltweit verbreitet und gehören zu den ansteckendsten
  Infektionskrankheiten.

  Der Erreger ist ein humanpathogenes RNA-Virus, welches als genetisch sehr stabil gilt.

  Das Masernvirus wird von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion übertragen.

  Das Masernvirus führt bereits zu einer Infektion, wenn man dem Virus nur kurz
  ausgesetzt war (Kontagionsindex nahe 100 %), und löst bei über 95 % der
  ungeschützten Infizierten Symptome aus.

  Die Masernerkrankung ist charakterisiert durch einen zweiphasigen Verlauf mit einem
  grippeartigen Prodromalstadium und einem folgenden Exanthemstadium mit dem
  typischen Hautausschlag.

  Bereits bis zu fünf Tage vor Auftreten des Hautausschlags und bis zum Abklingen der
  Hautsymptome sind Erkrankte ansteckend.

  Eine Masernerkrankung heilt in der Regel folgenlos aus.

  Nach überstandener Erkrankung bleibt eine Immunschwäche für einen gewissen
  Zeitraum bestehen.

  Es kann zu Komplikationen kommen, die in seltenen Fällen auch tödlich verlaufen
  können.

  In Regionen mit geringen Masern-Impfraten und schlechter Versorgung können gehäuft
  Masernausbrüche auftreten.

  Global gesehen stellen Masern eine häufige Todesursache für Kinder dar.

  Wer einmal an Masern erkrankt ist, entwickelt in der Regel eine lebenslange Immunität,
  die ihn vor einer erneuten Masernerkrankung schützt.
Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie
Der Anteil der Erkrankten über 20 Jahre steigt seit einigen Jahren und die Fallzahlen
   bei Kindern unter einem Jahr sind im Vergleich zu anderen Altersgruppen hoch.

   Die Masernerkrankung unterliegt der Meldepflicht und muss bei Verdacht, Erkrankung
   oder Tod durch einen Arzt dem Gesundheitsamt angezeigt werden.

Vorkommen und Auftreten
Das Masernvirus
Erreger der Masern ist das humanpathogene RNA-Virus, das zur Gattung der Morbilliviren
aus der Familie Paramyxoviridae gehört. Das RNA-Virus ist genetisch sehr stabil und bisher
ist nur ein einziger Serotyp bekannt. Es gibt also keine Varianten. Der infizierte Mensch ist
zudem das einzige Reservoir des Erregers. Kommt man in Kontakt mit dem Virus, ist es fast
unmöglich, sich nicht anzustecken, wenn man nicht immun ist. Der sogenannte
Kontagionsindex beträgt für Masern nahezu 100 %. Die Übertragung erfolgt durch das
Einatmen infektiöser Tröpfchen, die Erkrankte beim Sprechen, Husten, Niesen ausscheiden,
auch über größere Entfernungen (sog. fliegende Infektion) sowie durch Kontakt mit
infektiösen Sekreten aus Nase, Mund und Rachen der Erkrankten.

Häufigkeit von Masernerkrankungen in der Vergangenheit
Laut Robert Koch-Institut (RKI) traten Anfang der 1960er Jahre alle zwei bis drei Jahre
Masernepidemien auf, bei denen jährlich geschätzt zwei bis drei Millionen Menschen
starben. Insbesondere Kinder haben global gesehen ein hohes Risiko, an einer
Maserninfektion zu versterben. Laut WHO sind im Jahr 2019 mehr als 207.000 Menschen an
Masern gestorben, von denen die meisten Kinder unter fünf Jahren waren.

Aktuelle Lage in Deutschland
Im Jahr 2020 wurden 76 Masernfälle an das RKI übermittelt, 2019 lag die Zahl der Fälle bei
515 und 2015 wurden 2442 gemeldet. Rund 28 % der Personen, die 2020 erkrankten,
wurden in ein Krankenhaus eingeliefert, wobei besonders Kinder zwischen einem und vier
Jahren und Erwachsene im Alter zwischen 20 und 59 Jahren darunter waren. Laut RKI
haben die Hygienemaßnahmen gegen das Coronavirus dazu beigetragen, dass auch andere
Infektionskrankheiten seltener auftraten, was sich insbesondere bei der Anzahl der
aufgetretenen Masernfälle zeigt, wo ein Rückgang um 85 % verzeichnet wurde.

Masern in der Schwangerschaft
Erkrankt die Mutter während der Schwangerschaft an Masern, kann dies eine große Gefahr
für das Ungeborene darstellen, da die Masernviren über die Plazenta das Kind infizieren
können. Zudem kommt es bei etwa jeder vierten Schwangeren, die an Masern erkrankt, zu
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vorzeitigen Wehen, die zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen können. Das Schweizer
Bundesamt für Gesundheit (BAG) gibt an, dass bis zu 25 % der Babys, deren Mütter in der
Schwangerschaft an Masern erkrankt sind, zu früh zur Welt kommen.

Masern bei Neugeborenen und Säuglingen
Neugeborene tragen die Masern-Antikörper der Mutter noch in sich, sodass eine Infektion in
diesem Alter meist mild verläuft. In der Phase, wo die Antikörper der Mutter (Nestschutz)
vollständig abgebaut sind, was nach etwa vier bis neun Monaten der Fall ist, bis zum
frühestmöglichen Impfzeitpunkt mit 11 Monaten, ist das Kind weniger gut geschützt und
sollte keinen Kontakt zu Infizierten haben.
Hat keine Antikörper-Übertragung stattgefunden, weil die Mutter nicht immun gegen Masern
war, steigt die Gefahr für Neugeborene und Säuglinge jedoch, da sie noch zu jung für eine
Impfung sind. Das unreife Immunsystem der Säuglinge hat einer Maserninfektion noch nichts
entgegenzusetzen, sodass sie einen schweren Krankheitsverlauf mit Lungenentzündung und
hohem Fieber erleiden können. Außerdem ist für diese Altersgruppe die Gefahr, eine
subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) zu entwickeln besonders hoch.

Masern bei Kindern
Insbesondere Kinder unter fünf Jahren haben ein erhöhtes Risiko, an Masern zu erkranken.
Laut RKI treten rund 20 % der Fälle, die pro Jahr übermittelt werden, bei Kindern zwischen
zwei und neun Jahren auf.

 Ausflug in die Wissenschaft

 Gibt es einen generationenübergreifenden Abwehrmechanismus gegen
 Infektionskrankheiten?
 Forscher vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock
 gingen der Frage nach, ob Kinder, die während einer Epidemie gezeugt wurden, später
 auch widerstandsfähiger gegen andere Krankheitserreger sind. Untersucht wurden
 Kinder, die während der Masernepidemie in Kanada 1714/15 gezeugt wurden und
 deren Sterberate in der 15 Jahre später auftretenden Pockenepidemie. Es stellte sich
 heraus, dass diese Kinder, deutlich seltener am Ausbruch der Pocken 15 Jahre später
 starben, als Kinder, die vor oder nach der Masernepidemie gezeugt wurden. Forscher
 nennen einen solchen Weitergabe-Mechanismus zwischen Eltern und Kind, der weder
 rein genetisch noch auf einzelne Erreger beschränkt ist, „funktionalen trans-
 generationalen Effekt“. Da die Kinder gegen eine völlige andere Krankheit, nämlich die
 Pocken, mehr Widerstand leisten konnten, schien die Abwehr generell besser zu
 funktionieren. Allerdings lag die Sterblichkeit der Kinder, die während der
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Masernepidemie gezeugt wurden, in den Jahren zwischen den Epidemien dreimal höher
 als bei älteren und jüngeren Geschwistern. Die Forscher vermuteten, dass das
 Abwehrsystem auf eine Umgebung mit hoher Erregerbelastung optimiert war. Vermutlich
 sind epigenetische Veränderungen ein Grund dafür, dass viele Ressourcen in das
 Immunsystem der Kinder investiert wurden und dadurch andere Entwicklungsprozesse
 eventuell vernachlässigt wurden.2

Masern bei Menschen mit schwachem Immunsystem
Bei Menschen, die immunsupprimierende Medikamente einnehmen, an einer anderen
immunsystemschwächenden Erkrankung oder einem angeborenen Defekt leiden, steigt die
Gefahr schwerer Organkomplikationen wie einer fortschreitenden Form von
Lungenentzündung (Riesenzellpneumonie) oder einer Masern-Einschlusskörper-
Enzephalitis (MIBE), die bei etwa drei von zehn Patienten zum Tod führen kann.

Masern bei Menschen, die nach 1970 geboren wurden
Personen, die nach 1970 geboren wurden, wird eine Impfung empfohlen, wenn sie bisher
nicht geimpft wurden, als Kind nur eine Impfung erhalten haben oder wenn unklar ist, ob sie
schon geimpft wurden. Die Impfung wurde 1970 in Deutschland eingeführt. Für Personen,
die vor 1970 geboren wurden, wird angenommen, dass sie bereits mit Masern in Kontakt
gekommen und daher immun sind. Da die Immunität für Personen, die nach 1970 geboren
wurden, erheblich niedriger liegt und da anfangs nur eine Impfung empfohlen wurde, rät die
Ständige Impfkommission dieser Altersgruppe zu einer Masernimpfung. Für die Jahrgänge
1970 bis 1993 wurde in einer Studie ermittelt, dass rund 15 % keine ausreichende Immunität
gegen Masern aufwiesen.3

Ausrottung der Masern und Herdenimmunität
Es wird angenommen, dass trotz insgesamt steigender Impfraten in manchen Regionen die
Anzahl ungeschützter Personen ansteigt, weil die Impfungen nicht konsequent verabreicht
worden sind oder sich bei Geimpften kein ausreichend hoher Impfschutz aufgebaut hat. Die
WHO hatte sich eigentlich das Ziel gesetzt, die Masern bis 2020 auszurotten, was nicht
gelungen ist. Eine Herdenimmunität wird angenommen, wenn 95 % der Bevölkerung eine
Immunität gegen Masern aufweisen und sich dadurch der Gemeinschaftsschutz aufbaut.
 Allerdings zeigen Studien, dass auch hohe Impfquoten von über 95 % trotzdem keine
Herdenimmunität garantieren.4,5
Wichtig zu wissen ist, dass nur eine Masernerkrankung in der Regel lebenslange Immunität
hinterlässt.

Meldepflicht für Masern
Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie
Im Jahr 2001 wurde in Deutschland die Meldepflicht für akute Masernerkrankungen
eingeführt. Der Verdacht, die tatsächliche Erkrankung und auch der Tod an Masern müssen
namentlich vom Arzt an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Besteht der
Verdacht einer Masernerkrankung oder wurde eine Infektion nachgewiesen, müssen sich
Betroffene und auch Mitarbeiter von Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, KiTas usw.
fernhalten. Trotz Einführung der Meldepflicht wird vermutet, dass die Dunkelziffer wesentlich
höher liegt, da nicht alle Erkrankungen als solche erkannt und nicht jede Infektion gemeldet
wird.

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Ursachen und Risikofaktoren

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 Ursachen und Risikofaktoren in der Übersicht

   Die Inkubationszeit beträgt sieben, selten 21 Tage.

   Masern sind bereits bis zu fünf Tage vor Ausbruch des Ausschlages ansteckend und
   dann durchgängig bis zum Abklingen der Hautsymptome.

   In Entwicklungsländern, besonders in Afrika, gehören Masern zu den zehn häufigsten
   Infektionskrankheiten mit hohem Anteil tödlicher Verläufe.

   Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen führen zum Anstieg der
   Fallzahlen und zu einer Altersverschiebung.

   Der „natürliche Boostereffekt“ geht verloren, da Masern selten geworden sind und
   Antikörpertiter somit abnehmen.

   Mikronährstoffmangel und oxidativer Stress wirken sich ungünstig auf den Verlauf einer
   Masernerkrankung aus.

   Vitamin-A-Mangel erhöht die Sterblichkeitsrate.

   Eine gestörte Darmbarriere schwächt das Immunsystem.

   Die Krankheit verläuft bei Erwachsenen schwerer und das Risiko für Komplikationen
   steigt.

Inkubationszeit und Ansteckungsfähigkeit
Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie
Nach Infektion mit dem Masernvirus beträgt die Inkubationszeit sieben Tage (selten 21 Tage)
bis zum Prodromalstadium, wo sich erste Symptome zeigen. Die Viren vermehren sich
zunächst in den lokalen Lymphknoten und befallen dann bestimmte Zellen der zellulären
Immunabwehr. Nach etwa zwei Tagen erfolgt die Verbreitung über die Blutbahn. Masern sind
bereits bis zu fünf Tage vor Auftreten des Ausschlages ansteckend und dann durchgängig
bis zum Abklingen der Hautsymptome

Große Masernepidemien weltweit aufgrund schlechter Gesundheitsversorgung
Große Masernepidemien traten im Jahr 2019 laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in
verschiedenen Ländern auf, darunter die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische
Republik Kongo, Nigeria, Georgien, Kasachstan oder die Ukraine. Als Gründe werden
angegeben, dass die Impfquote zu gering und die gesundheitliche Vorsorge zu schwach
seien. Das Immunsystem der Menschen ist zudem so geschwächt, dass es häufiger zu
Atemwegs- und Durchfallerkrankungen kommt. Es ist zu befürchten, dass der Kampf gegen
Corona die Bemühungen um die Eindämmung der Masernausbrüche in den Hintergrund
treten lässt.

Impflücke bei jungen Erwachsenen führt zu Altersverschiebung
In den vergangenen Jahren ist eine Zunahme der Fallzahlen bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen zu verzeichnen. Die Masern sind keine reine Kinderkrankheit mehr, denn es
findet eine Altersverschiebung statt. Kinder werden aufgrund der Impfpflicht immer öfter
geimpft, wobei junge Erwachsene nur über einen ungenügenden oder gar keinen Impfschutz
verfügen.6
Außerdem bilden nicht alle Geimpften eine ausreichend hohe Immunität aus, sodass auch
Menschen erkranken, die eine Grundimmunisierung erhalten haben (Impfversagen).

Ausbleibender Booster-Effekt führt zu Abnahme der Antikörpertiter
Mit Booster-Effekt bezeichnet man eine verstärkte oder beschleunigte Antwort des
Immunsystems bei erneutem Kontakt mit dem Antigen. Bei der Erstreaktion des
Immunsystems nach Impfung oder Erkrankung werden sogenannte Gedächtniszellen
gebildet, die das Antigen bei erneutem Kontakt wiedererkennen und mit einer verstärkten
Bildung von Antikörpern reagieren. Dieser Effekt findet sowohl bei Auffrischungsimpfungen
statt als auch bei Kontakt mit dem Wildvirus. Da das Masernvirus nicht mehr so häufig
vorkommt wie noch vor sechzig Jahren, kommt es weniger oft zum Booster-Effekt und die
Anzahl der Antikörper sinkt schneller.

 Hinweis

 Antioxidantien und oxidativer Stress bei Virusinfektionen
Masern: Ursachen, Ernährung und ganzheitliche Therapie
Der Organismus ist laufend sogenannten reaktiven Sauerstoffverbindungen ausgesetzt.
 Wenn diese überhandnehmen, wird dies als oxidativer Stress bezeichnet, der zur
 Krankheitsentstehung beitragen kann. Dabei ist die Bildung freier Radikale ein natürlicher
 Vorgang, den der Körper zum Beispiel durch Stoffwechselprozesse in Gang setzt. Aber
 auch Stress, Umweltgifte, Zigarettenrauch, UV-Strahlung, starke körperliche
 Belastung, bestimmte Medikamente und manche Nahrungsbestandteile führen zur
 Entstehung freier Radikale. Die Gegenspieler der freien Radikale, die Antioxidantien,
 sorgen als Radikalfänger normalerweise dafür, dass der oxidative Stress den Körper
 nicht schädigt. Über die Nahrung nehmen wir Antioxidantien mit den Vitaminen A, C, E,
 sekundären Pflanzenstoffen und den Spurenelementen Selen und Zink auf. Ein hohes
 Schutzpotenzial bietet eine Mischung aus Antioxidantien im natürlichen Verbund – das
 bedeutet, über Nahrungsmittel oder Nährstoffkonzentrate, bei denen die synergetische
 Wirkung der Inhaltsstoffe gegeben ist.

Oxidativer Stress zählt auch zu den Merkmalen vieler Virusinfektionen, da freie
Sauerstoffspezies (ROS) und Stickstoffspezies (RNS) dazu führen, dass Zellen eher zur
Virusvermehrung beitragen und die Entzündungs- und Immunantwort des Wirts regulieren.
Unter anderem wurden oxidative Schäden als Komponente bei der subakuten
sklerosierenden Panenzephalitis festgestellt, die durch das Masernvirus verursacht wird.7
Eine andere Studie belegte, dass der Antioxidationsspiegel bei Kindern, die an Masern
erkrankt waren, vermindert und die oxidative Stressbelastung erhöht war.8

Vitamin-A-Mangel erhöht die Sterblichkeitsrate
Insbesondere ein Mangel an Vitamin A wirkt sich ungünstig auf den Verlauf einer
Masernerkrankung aus, weshalb die WHO eine zweimalige hochdosierte Gabe von Vitamin
A zu Beginn der Erkrankung empfiehlt. Vitamin A schützt vor Augenschäden und senkt die
Sterblichkeit insbesondere bei Kindern unter zwei Jahren.9
In Bezug auf eine Maserninfektion ergab eine Auswertung mehrerer Studien mit Kindern
unter 5 Jahren, dass mit einer Supplementierung von Vitamin A (Retinol) eine signifikante
Reduktion der Masernhäufigkeit um 50 % und allgemeinen Sterblichkeit (z. B. durch Masern,
Durchfall) um 12 % erreicht werden konnte.10
Die nationale Verzehrsstudie II belegte hingegen, dass mindestens 25 % der Bevölkerung
keine bedarfsgerechte Zufuhr von Vitamin A (Retinol) über die Ernährung erreicht, vor
allem Kinder und junge Erwachsene. Personen, die einen erhöhten Bedarf haben wie Kinder,
Schwangere, stillende Mütter und Senioren haben ein hohes Risiko für einen Vitamin-A-
Mangel. Daneben ist die Mangelversorgung mit Vitamin A durchaus ein globales Problem,
vor allem in strukturschwachen Ländern, wo über 190 Millionen Kinder unter fünf Jahren
betroffen sind.
Hinweis

 Eine gestörte Darmbarriere schwächt das Immunsystem
 Allein die Oberfläche des Dünndarms beträgt 200 m² und ist damit etwa 100-mal größer
 als die Hautoberfläche. Hier laufen knapp 70 % aller Abwehrreaktionen ab und rund
 Dreiviertel aller Immunzellen befinden sich im Darm. Über die Darmschleimhaut werden
 Nährstoffe und Flüssigkeit resorbiert, gleichzeitig bietet die enorme Oberfläche auch
 Angriffsmöglichkeiten für Mikroorganismen. Damit dies verhindert wird, verfügt der Darm
 über eine Darmbarriere, die sich aus den Darmbakterien, der Darmschleimhaut und
 dem darmassoziierten Immunsystem (GALT) zusammensetzt. Hierbei nehmen die
 Darmbakterien eine zentrale Rolle ein, denn sie konkurrieren mit Krankheitserregern um
 Nährstoffe und Anheftungsstellen an der Darmwand. Sie sind darüber hinaus in der
 Lage, antibakterielle Stoffe zu produzieren, die hemmend auf das Wachstum pathogener
 Keime wirken. Die Darmschleimhaut verhindert die Passage von Stoffen und
 Mikroorganismen vom Darminnern ins Blut.11
 Im Dickdarm befinden sich zudem zahlreiche Lymphfollikel, die Kolonien von
 Lymphozyten beherbergen. Deren Aufgabe besteht darin, fremde Antigene wie Bakterien
 oder Viren zu erkennen und zu zerstören, zum Beispiel über die Bildung von Antikörpern.
 Außerdem produzieren die Lymphozyten sogenannte Zytokine, das sind Botenstoffe, die
 andere Immunzellen an den Ort des Geschehens locken, um die Abwehr zu verstärken.
 Liegt ein Ungleichgewicht im Bereich der Darmflora (Darmdysbiose) vor oder gibt es
 Lücken in der Darmbarriere (Leaky gut), können Erreger sich eher vermehren und das
 Immunsystem stark beeinträchtigen.

Risikogruppen
Generell kann jeder an Masern erkranken, der noch keine vollständige Immunität aufgebaut
hat. Es gibt jedoch Personengruppen, die keine Impfungen erhalten dürfen. Hierzu zählen
Säuglinge bis zum Zeitpunkt der Erstimpfung mit 11 Monaten, Schwangere,
Immunsupprimierte oder chronisch Kranke, aber auch Jugendliche und junge
Erwachsene, die keine Grundimmunisierung erhalten haben und die nicht an Masern
erkrankt waren.
Bei Säuglingen besteht ein großes Risiko, da sie durch den Nestschutz nur etwa vier bis
neun Monate geschützt sind und der Nestschutz bei Müttern, die geimpft wurden auch noch
weniger gut ausgeprägt ist als bei Müttern, die die Krankheit durchlebt haben. Für Menschen,
die schon unter einer Immunschwäche leiden, ist die Gefahr doppelt so groß, weil sie nicht
mit einem Lebendimpfstoff geimpft werden dürfen und durch die Immunschwäche ein
höheres Risiko haben, an den hochinfektiösen Masern zu erkranken.
Erkranken Menschen im Erwachsenenalter, zeigen sich häufig schwerere Verläufe und die
Gefahr für Komplikationen steigt. Die Gründe hierfür sind noch nicht ganz geklärt. Es wird
vermutet, dass das Immunsystem von Erwachsenen stärker reagiert als das von Kindern.

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Masernimpfung & Impfpflicht
Masernimpfung ab 1960
Ende der 1960er Jahre bis Mitte der 1970er Jahre fanden Masernimpfungen mit
verschiedenen Totimpfstoffen gegen Masern statt. Diese wurden ab 1976 eingestellt, da eine
ungenügende Immunität festgestellt wurde und Patienten teilweise ein atypisches
Masernsyndrom mit Pneumonien entwickelten. Aus diesem Grund gelten Personen, die
einen Totimpfstoff in dieser Periode erhalten haben, als ungeimpft und es wird von der
Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen, sich gemäß der aktuellen Empfehlungen
impfen zu lassen. Die erste Empfehlung zur Masernimpfung gab die STIKO 1974 heraus, wo
nur noch Lebendimpfstoffe verwendet wurden. Seit 2018 sind Einfachimpfstoffe
(monovalente Impfstoffe) gegen Masern innerhalb der EU nicht mehr verfügbar.

 Hinweis

 Unser Immunsystem
 Angeborene oder unspezifische Abwehr
 Dieses Abwehrsystem wird uns in die Wiege gelegt und greift alles an, was ihm
 unbekannt ist. Der Vorteil ist seine Schnelligkeit, denn die angeborene Immunantwort
 erfolgt innerhalb von Minuten. Es setzt sich aus folgenden Bereichen zusammen:
 Mechanische Barrieren wie Haut und Schleimhäute oder Schleim in Nase und
 Bronchien sorgen für ein erregerfeindliches Milieu.
 Ein niedriger pH-Wert auf der Hautoberfläche oder im Magen tötet Keime ab.

   Der Urinstrahl sowie Tränen- und Speichelfluss hindern Keime daran, sich im
   Körper festzusetzen. Die Magen-Darm-Peristaltik und die Flimmerhärchen in den
   Bronchien befördern Erreger aus dem Körper.

   Bestimmte Immunzellen wie Fresszellen und natürliche Killerzellen zirkulieren in den
   Blutgefäßen und kommen in allen Geweben vor. Sie sind als Erstes zur Stelle, wenn
   ein Erreger in den Körper eindringt.

   Plasmaproteine zirkulieren passiv im Blut und dienen als Botenstoffe oder zur Abwehr
   von Krankheitserregern wie das Komplementsystem und Interleukine.
Erworbene oder spezifische Abwehr
 Dieser Abwehrmechanismus ist wesentlich zielgerichteter und entwickelt sich im Laufe
 des Lebens ständig weiter. Hat das angeborene Immunsystem den Erreger nicht
 vernichtet, tritt die spezifische Abwehr in Aktion. Es dauert länger bis die Mechanismen
 ihre volle Wirkung entfalten, denn Antigene, die in den Körper eindringen, müssen
 zunächst erkannt werden. Dies geschieht durch bestimmte Immunzellen (T-
 Lymphozyten, zytotoxische Zellen) und durch die Bildung von Antikörpern durch B-
 Zellen und Plasmazellen. Der Vorteil dieses Systems ist, dass es ein Gedächtnis
 ausbildet und bei Befall durch den gleichen Erreger viel schneller reagieren kann.

Masernimpfung als Drei- oder Vierfach-Kombinationsimpfstoff
In Deutschland wird eine Dreifachimpfung angeboten, wo neben Masern auch Impfstoffe
gegen Mumps und Röteln (MMR-Impfung) enthalten sind oder eine Vierfachimpfung, welche
zusätzlich noch ein Impfstoff gegen Windpocken (Varizellen) enthält, der sogenannte MMR-
V-Impfstoff. Der Schutz vor einer Masernerkrankung erfolgt durch eine humorale
(Antikörper) und eine zelluläre Immunantwort (vor allem T-Lymphozyten). Laut RKI ist die
IgM-Immunantwort (Antikörperbildung) nach etwa zwei bis drei Wochen nachweisbar, wobei
die mittleren Antikörpertiter niedriger sind als nach einer natürlichen Infektion. Nach einer
zweimaligen Impfung geht man von einer Wirksamkeit von 98 bis 99 % und einer
lebenslangen Immunität aus. Da eine MMR-Impfung das Immunsystem weniger stark
stimuliert als eine Wildvirusinfektion, ist laut RKI bei Kindern von geimpften Müttern
bereits nach drei bis vier Monaten nach Geburt kein Nestschutz mehr nachweisbar.
Die STIKO empfiehlt die Erstimpfung ab einem Alter von 11 Monaten und die zweite Impfung
mit 15 Monaten für die Grundimmunisierung. Außerdem sollten laut Impfempfehlung alle
Erwachsenen, die nach 1970 geboren wurden, einen unklaren Impfstatus haben, noch
keine Impfung erhalten haben oder in der Kindheit nur einmal geimpft wurden, eine Impfung
mit einem MMR-Impfstoff erhalten.

Masernschutzgesetz
Das Gesetz für den Schutz vor Masern und zur Stärkung der Impfprävention
(Masernschutzgesetz) trat am 1.3.2020 in Kraft. Im Mittelpunkt steht eine Nachweispflicht für
eine vorhandene Masern-Immunität, den ein bestimmter Personenkreis erbringen muss.
Demnach müssen alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr die von der STIKO
empfohlene Masernimpfung vorweisen, wenn sie einen Kindergarten oder eine Schule
besuchen. Auch Personen, die die in Gemeinschaftseinrichtungen oder medizinischen
Einrichtungen tätig sind und nach 1970 geboren wurden sowie Asylbewerber und
Geflüchtete müssen eine Immunität nachweisen. Der Nachweis kann durch das gelbe
Kinderuntersuchungsheft, den Impfausweis oder ein ärztliches Attest erbracht werden. Es gilt
auch eine Bescheinigung des Arztes, die eine ausreichende Immunität nach überstandener
Maserninfektion ausweist. Der Nachweis muss spätestens bis zum 31.12.2021 vorliegen.
Wird die Impfung verweigert, muss mit einer Geldbuße in Höhe von € 2.500 gerechnet
werden.
Die Masernimpfung sollte nicht bei akutem Fieber und schweren Erkrankungen, in der
Schwangerschaft, bei Immunsuppression und bei bekannten Allergien gegen Bestandteile
des Impfstoffs verabreicht werden.

Impfversagen nach Masernimpfung
Bildet sich auch nach zweimaliger Impfung kein vollständiger Schutz vor einer
Masernerkrankung aus, wird dies als Impfversagen bezeichnet. Tritt nach den Impfungen
keine Immunität ein, spricht man von primärem Impfversagen, was bei einem schwachen
Immunsystem der Fall sein kann, oder wenn es bei Säuglingen zu Wechselwirkungen mit
mütterlichen Antikörpern kommt. Auch eine falsche Lagerung oder fehlerhafte Injektion des
Impfstoffs kann zu primärem Impfversagen führen. Lässt die Immunität im Laufe der Zeit
nach („waning immunity“), spricht man von sekundärem Impfversagen.
Generell ist von einer lebenslangen Immunität nach zweifacher Impfung auszugehen,
trotzdem erkranken Geimpfte in den letzten Jahren wieder verstärkt an Masern. Aufgrund
des möglichen Impfversagens auch nach zweimaliger Impfung, können sich jedoch auch
unter den Erkrankten geimpfte Personen befinden, die das Virus ausscheiden und ihre
Umgebung gefährden können.

Impfen während der Schwangerschaft
Eine Impfung sollte nicht während der Schwangerschaft erfolgen, weil es sich um einen
Lebendimpfstoff handelt, bei dem ein sehr geringes Risiko besteht, dass das Kind sich mit
den Impfviren infiziert. Lebendimpfstoffe enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger
Viren, welche jedoch so weit abgeschwächt wurden, dass sie keine Krankheit auslösen
können. Auch nach einer Impfung oder einer durchlebten Masernerkrankung sollte für einen
Monat eine Schwangerschaft vermieden werden. Laut STIKO ist eine versehentliche Impfung
während der Schwangerschaft jedoch kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch, da
bisher keine Schäden des Kindes in einem solchen Fall aufgetreten sind.

Postexpositionelle Masernimpfung
Hat ein Kontakt eines ungeschützten Menschen mit einem Infizierten stattgefunden, kann
innerhalb der ersten drei bis fünf Tage danach noch eine MMR-Impfung verabreicht werden.
Hierdurch sollen ein Krankheitsausbruch verhindert und Symptome abgeschwächt werden.
Dieser als postexpositionelle aktive Impfung bezeichnete Schutz wird allen Betroffenen
empfohlen, die älter als neun Monate sind. Kinder sollten anschließend zusätzlich die
gewohnte zweimalige Masernimpfung erhalten. Eine Ausnahme bildet nach Risiko-
Nutzenabwägung eine Postexpositionsprophylaxe auch bei sechs bis acht Monate alten
Säuglingen, ein sogenannter Off-Label-Use.
Masern-Riegelungsimpfung
Nach Ausbruch einer Masernerkrankung in einer Pflegeeinrichtung oder einem Kindergarten
wird so schnell wie möglich eine aktive Masern-Immunisierung für alle nicht vollständig
Geimpften empfohlen, damit sich die Erkrankung nicht weiter ausbreitet.

Passive Immunisierung
Bestehen Kontraindikationen gegen eine Masernimpfung, können Immunglobuline
(Antikörper) als passive Immunisierung injiziert werden. Diese erfordert im Gegensatz zur
Aktiv-Immunisierung (Impfung) keine Eigenreaktion des Immunsystems, sondern wirkt
sofort. Der Schutz hält jedoch nur eine begrenzte Zeit lang an, da die „fremden“ Antikörper
vom Immunsystem abgebaut werden. Für die passive Immunisierung kommen Schwangere
infrage, die keine Immunität aufweisen, Säuglinge unter sechs Monaten und immundefiziente
Personen nach vorheriger Prüfung.

 Hinweis

 Unterschiede zwischen Lebend- und Totimpfstoffen
 Zum Aufbau eines Impfschutzes mit einer Impfung werden unterschiedliche
 Impfstoffarten eingesetzt. Bei den Totimpfstoffen oder inaktivierten Impfstoffen sind nur
 abgetötete Krankheitserreger oder deren Bestandteile enthalten, die nicht mehr
 vermehrungsfähig sind. Der Körper erkennt diese Stoffe als „fremd“ und regt das
 körpereigene Immunsystem zur Bildung von Antikörpern an. Die Krankheit selbst bricht
 nicht aus. In der Regel rufen Totimpfstoffe weniger Nebenwirkungen hervor als
 Lebendimpfstoffe. Allerdings lässt der Impfschutz mit der Zeit nach und muss regelmäßig
 aufgefrischt werden. Zudem werden bei Totimpfstoffen zur Wirkverstärkung sogenannte
 Adjuvantien eingesetzt. Der Einsatz ist umstritten, besonders die Verwendung von
 Aluminiumsalzen und Quecksilber wird kritisch gesehen.
 Lebendimpfstoffe enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger, aber
 abgeschwächter (attenuierte) Krankheitserreger, welche aber nicht mehr in der Lage
 sind, die Krankheit auszulösen. Auch hier reagiert der Körper mit der Bildung spezifischer
 Antikörper. Gelegentlich können jedoch sogenannte „Impfkrankheiten“ auftreten, wie
 die Impfmasern. Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken gehören zu
 den Lebendimpfstoffen. Der Vorteil der Lebendimpfstoffe liegt in der meist lang
 anhaltenden, teilweise lebenslangen Immunität, wenn vollständig grundimmunisiert
 wurde.

Nebenwirkungen durch Masernimpfung

 Übliche Impfreaktionen
Durch Anregung des Immunsystems ist mit üblichen Impfreaktionen zu rechnen, bei
  denen es sich meist um lokale oder Allgemeinreaktionen handelt. Als „übliche
  Impfreaktionen“ gelten unter anderem Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der
  Einstichstelle für ein bis drei Tage, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit,
  Mattigkeit und Schwellung der regionalen Lymphknoten. Als „Impfkrankheit“ wird
  bezeichnet, wenn ein bis drei Wochen nach der Impfung eine Schwellung der
  Ohrspeicheldrüse (Parotisschwellung), Gelenkschmerzen oder ein flüchtiger
  Hautausschlag auftreten.

Schwere unerwünschte Impfreaktionen

  Hierzu zählen Fieberkrämpfe, die etwa fünf bis 12 Tage nach der Impfung auftreten
  können. In seltenen Fällen wurde ein Abfall der Thrombozyten (Blutplättchen)
  beobachtet, sowie eine akute allergische Reaktion, eine Hodenentzündung (Orchitis),
  Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) und ein sensorineuraler Hörverlust
  durch Beeinträchtigungen des Innenohrs.

Impfmasern

  Laut RKI treten bei etwa 75 % der Geimpften sieben bis zehn Tage nach der Impfung
  sogenannte Impfmasern auf, die häufig von Fieber begleitet werden. Die Symptome
  klingen meist nach einem bis drei Tagen wieder ab. Tritt der Hautausschlag bereits
  innerhalb der ersten sechs Tage nach der Impfung auf, wird angenommen, dass es sich
  um eine Infektion mit dem Wildvirus handelt. Die sichere Unterscheidung gelingt nur
  mittels PCR-Test.

Ausscheidung der Impfviren

  Die Impfung erfolgt mit einem Lebendimpfstoff, der abgeschwächte, aber noch
  funktionsfähige Viren enthält. Geimpfte können diese Viren noch über zwei Wochen
  ausscheiden und damit immungeschwächte Personen, die sich in der Umgebung
  aufhalten, gefährden. Beschrieben ist zudem eine mögliche Übertragung des Röteln-
  Impfvirus über die Muttermilch auf den Säugling, die bisher jedoch laut RKI noch zu
  keiner Infektion geführt hat.

Zusammenhang zwischen Autismus und Masernimpfung

  Der Zusammenhang zwischen einer Masernimpfung und der Entstehung von Autismus
  wird seit längerer Zeit diskutiert. In einer Studie fand man Belege dafür, dass
  Antikörperreaktionen auf den MMR-Impfstoff im zentralen Nervensystem, und hier
insbesondere die Masernkomponente, mit der Krankheitsentwicklung von Autismus
   zusammenhängen könnte.12

Überlegungen zur Masernimpfung

 Training für das Immunsystem

   Viele Menschen stellen sich die Frage, ob Kinderkrankheiten nicht auch positive
   Effekte auf das Immunsystem haben, da dadurch das Immunsystem trainiert wird.
   Zudem überstehen gesunde Kinder, die in einer stabilen sozialen Umgebung
   aufwachsen und gut ernährt sind, eine Masernerkrankung in der Regel gut. Sicherlich
   müssen sich Eltern fragen, ob sie das potentielle Risiko einer möglichen schweren
   Komplikation eingehen möchten und ob das Immunsystem durch die Infektionen mit
   weniger schwerwiegenden Erkrankungen nicht genügend trainiert wird. Einer Studie
   zufolge tritt bei einem von 3.300 Kindern im Alter unter 5 Jahren nach der
   Maserninfektion eine SSPE auf, wobei das Risiko mit abnehmenden Alter ansteigt.13

 Zeitpunkt und Anzahl der Masernimpfung

   Die WHO sowie viele andere europäische Länder empfehlen die Erstimpfung nach dem
   ersten Geburtstag, da diese bei mindestens 95 % der Kinder zu einem ausreichend
   hohen Antikörperspiegel (Serokonversion) führt und damit vor einer Masernerkrankung
   schützt.14
   Liegt die erste Impfung zwischen dem 9. Lebensmonat und dem ersten Geburtstag –
   (Empfehlung der STIKO z.B. bei Krippenbesuch) entsteht nur bei 85 bis 90 % der
   Geimpften ein ausreichend hoher Impfschutz.15
   In Deutschland gilt die Empfehlung für die Erstimpfung mit 11 Monaten.
   Eine systematische Literaturübersicht kam zu dem Ergebnis, dass die Schutzwirkung
   nach der zweiten Masernimpfung sich nur um ein Prozent auf 96 % erhöht. Das RKI
   verfolgt mit der Zweitimpfung nicht das Ziel, den Schutz nach der Erstimpfung zu
   erhöhen, sondern eine Immunität bei den Kindern auszubilden, die nach der ersten
   Impfung keinen ausreichenden Impfschutz aufgebaut haben. Auch die Schutzdauer
   erhöht sich nicht nach der zweiten Masernimpfung, wie die KIGGS-Studie zeigen
   konnte.16

 Wirkverstärker (Adjuvantien) in Impfstoffen

   Ein weiterer Kritikpunkt sind Wirkverstärker, sogenannte Adjuvantien, die geringe
   Mengen an Aluminium- und Quecksilberverbindungen enthalten. Diese befinden
   sich jedoch vorwiegend in Totimpfstoffen. In der MMR- und MMR(V)-Impfung, bei
denen es sich um Lebendimpfstoffe handelt, ist eine Salzlösung enthalten sowie
   geringe Mengen eines Antibiotikums.

 Herdenimmunität

   Befürworter verweisen gerne auf die Herdenimmunität, die sich aufbaut, je mehr
   Menschen immun sind. Jeder Geimpfte kann, abgesehen von Impfversagern,
   niemanden mehr anstecken. Aber auch Personen, die eine Masernerkrankung
   durchlebt haben, sind in der Regel lebenslang immun. Es entsteht also ein
   Gemeinschaftsschutz neben dem individuellen. Sollte ein Masernfall auftreten, kann
   daraus nicht direkt eine Ansteckungskaskade erwachsen. Die Herdenimmunität soll für
   Masern erreicht werden, wenn 95 % der Bevölkerung geimpft ist. Hierdurch werden im
   Übrigen auch Personen geschützt, die nicht geimpft werden können wie Säuglinge
   unter neun Monaten, Immungeschwächte, Menschen mit Vorerkrankungen und
   Schwangere.
   Der Theorie der Herdenimmunität stehen allerdings Studien gegenüber, die belegen,
   dass trotz hoher Impfquoten keine Herdenimmunität erreicht wurde.4, 5

 Keine Einzelimpfung gegen Masern möglich

   Da nur noch Drei- oder Vierfach-Kombinationsimpfungen verfügbar sind, ist keine
   alleinige Impfung gegen Masern mehr möglich. Das Bundesgesundheitsministerium hat
   festgelegt, dass die Impfpflicht auch dann gilt, wenn nur Kombinationsimpfstoffe zur
   Erlangung der Immunität verfügbar sind. 17
   Hiermit hat sich der Gesetzgeber jedoch über eine Empfehlung des deutschen
   Ethikrates hinweggesetzt, der die Schaffung einer praktischen Möglichkeit
   befürwortete, die eine Impfung nur gegen diejenige Krankheit ermöglicht, auf die sich
   die Impfpflicht bezieht. Die Entscheidung des Bundes wird damit begründet, dass
   weniger Impfungen notwendig seien, was in Bezug auf Kinder ja auch stimmt.
   Erwachsene, die eventuell nur eine Auffrischungsimpfung benötigen und eventuell
   immun gegen Röteln und Mumps sind, weil sie die Krankheiten schon überstanden
   haben oder Eltern, die ihren Kindern keinen Kombinationsimpfstoff verabreichen lassen
   wollen, sind trotzdem gezwungen, den Kombinationsimpfstoff zu nehmen.
   In der Schweiz kann der Mono-Impfstoff (Measles vaccine live) bestellt werden, der
   allerdings in Deutschland nicht zugelassen ist, sodass die Krankenkassen die Kosten
   nicht übernehmen. Zudem bestehen Probleme hinsichtlich der Haftung für mögliche
   Impfschäden.

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Symptome bei Masern
Das-Wichtigste-in-Kürze

 Symptome in der Übersicht

   Die Masernerkrankung verläuft typischerweise in zwei Phasen.

   Das Prodromalstadium oder katarrhalische Stadium zeichnet sich durch unspezifische,
   grippeähnliche Symptome mit Fieber aus.

   Zum Ende des Prodromalstadiums können sich sogenannte „Koplik-Flecken“ zeigen.

   Im Hauptstadium oder Exanthemstadium bilden sich die typischen Hautsymptome aus,
   beginnend hinter den Ohren.

   Nur die Handflächen und Fußsohlen bleiben vom Ausschlag verschont.

   Es kommt zum erneuten Fieberanstieg.

   Das Exanthem verblasst in der Reihenfolge, wie es entstanden ist.

   Während der etwa zweiwöchigen Erholungsphase sind der Körper und vor allem das
   Immunsystem noch sehr geschwächt.

Prodromalstadium oder katarrhalisches Stadium
Nach etwa acht bis zehn Tagen setzen sich die Viren im Atemtrakt fest, und es beginnt das
charakteristische Prodromalstadium mit unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen.
Umgangssprachlich werden Infizierte als „verheult, verrotzt, verschwollen“ bezeichnet.
Symptome wie Husten (Bronchitis), Schnupfen (Rhinitis), Bindehautentzündung
(Konjunktivitis), mäßiges Fieber, Lichtscheu, aufgedunsenes Gesicht und Kopfschmerzen
prägen dieses Stadium. In dieser Phase fällt die Unterscheidung zwischen Grippe und
Masern schwer. Etwa drei Tage später zeigt sich in manchen Fällen ein Ausschlag im
Bereich der Wangenschleimhaut (Enanthem), sogenannte „Koplik-Flecken“, die als weiße
Flecken in den Wangentaschen gegenüber den Mahlzähnen in Erscheinung treten. Zum
Ende des Prodromalstadiums kann das Fieber wieder absinken und eine leichte
Verbesserung der Beschwerden eintreten.

Hauptstadium oder Exanthemstadium
Nach wenigen Tagen beginnt das Exanthemstadium mit den typischen Hautsymptomen.
Die zunächst hellroten Flecken beginnen hinter den Ohren, breiten sich dann über Gesicht
und Hals aus und erreichen schließlich den Rumpf sowie die Arme und Beine. Nur die
Handflächen und Fußsohlen bleiben vom Ausschlag verschont. Zur gleichen Zeit treten ein
erneuter Fieberschub, ein schweres Krankheitsgefühl und Appetitlosigkeit auf.
Mögliche weitere Symptome sind bellender Husten und Magen-Darm-Störungen. Der
Hautausschlag verändert sich zu einem sogenannten makulopapulösen Exanthem, das
tiefrot, großfleckig, teils erhaben in Erscheinung tritt und wo die Flecken immer mehr
ineinanderfließen (konfluieren). Das Exanthem entsteht aufgrund einer lokalen
Entzündungsreaktion und markiert den Start der Antikörperbildung gegen das Virus. Geht
der Ausschlag nach etwa vier bis fünf Tagen zurück, fühlen sich Patienten zunehmend
besser. Das Exanthem blasst in der Reihenfolge ab, wie es entstanden ist. Nach Abklingen
der Hauterscheinungen geht keine Infektionsgefahr mehr vom Patienten aus.

Erholungsphase
Während der etwa zweiwöchigen Erholungsphase sind der Körper und vor allem das
Immunsystem noch sehr geschwächt, sodass hier dringend Schonung geboten ist. Die
Immunschwäche rührt daher, dass die von den Viren befallenen T-Zellen der Immunabwehr
noch sehr beeinträchtigt sind, was die Gefahr erhöht, an Folgeinfektionen zu erkranken.

Mitigierte Masern
Bei sogenannten mitigierten (abgeschwächten) Masern verläuft eine Maserninfektion in
abgemilderter Form. Bei Personen, die keine vollständige Immunisierung besitzen, bildet
sich der typische Masernausschlag nicht voll aus („weiße Masern“), was die Diagnose
erschweren kann. An dieser abgeschwächten Form der Virusinfektion erkranken
beispielsweise auch Säuglinge, die noch einen Restschutz über die Antikörper der Mutter
besitzen, Personen, die eine Antikörpertransfusion erhalten haben oder Geimpfte, bei denen
die Immunität sich nicht voll ausgebildet hat (Impfversagen). Die Patienten sind auch ohne
Exanthem infektiös.

 Ausflug in die Wissenschaft

 Immunamnesie – wie das Masernvirus das Immunsystem nachhaltig
 beeinflusst
 In epidemiologischen Studien wurden Maserninfektionen mit einem Anstieg der
 Krankheitshäufigkeit für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren nach der Infektion in
 Verbindung gebracht. Dieses Phänomen wird bereits als Immunamnesie – einer Art
 Gedächtnisschwund des Immunsystems – beschrieben. Der Mechanismus der
 Immunamnesie wurde damit erklärt, dass bestimmte Immunzellen (T- und B-
 Gedächtniszellen sowie Plasmazellen) durch eine Maserninfektion drastisch reduziert
 wurden. An einer Studie nahmen 77 nicht geimpfte Kinder teil, die im Verlauf an Masern
 erkrankten. Es stellte sich heraus, dass die Maserninfektion 11 bis 73 % der zuvor
 vorhandenen Antikörper eliminiert hatte. Eine weitere Studie belegte, dass das
 Masernvirus einen Teil des im Laufe des Lebens erworbenen Immungedächtnisses
löscht. Den Ergebnissen zufolge müsse das Immunsystem Antikörper neu bilden, da es
 die Erinnerung an bereits durchlebte Infektionen verloren habe. Bei gegen Masern
 geimpften Kindern wurde dagegen kein Antikörperschwund beobachtet.18, 19

                                         . . .

Diagnose der Masern

 Das-Wichtigste-in-Kürze

 Diagnose in der Übersicht

   Zu Beginn der Erkrankung ist eine sichere Diagnose kaum möglich.

   Koplik-Flecken treten in manchen Fällen zum Ende des Prodromalstadiums auf.

   Die Diagnose anhand der klinischen Symptome wird meist erst im Exanthemstadium
   gestellt.

   Das Exanthem weist Ähnlichkeiten mit anderen Kinderkrankheiten auf.

Im Prodromalstadium ist es kaum möglich, eine sichere Diagnose zu stellen. Hinweise
können ein eventueller Kontakt zu einem Infizierten sein oder das Auftreten der Koplik-
Flecken auf der Wangenschleimhaut zum Ende des Prodromalstadiums. Diese erscheinen
kalkig weiß, haben eine Größe von ein bis zwei Millimetern und sitzen etwas erhaben auf
gerötetem Untergrund. Im Unterschied zum Soor (Pilzinfektion) lassen sie sich nicht mit
einem Spatel entfernen.
Somit wird die Diagnose meist mit Auftreten des Exanthems gestellt. Bedingt durch niedrige
Fallzahlen kommt es jedoch häufig vor, dass es sich um Krankheiten handelt, die ein ähnlich
aussehendes Exanthem ausbilden wie Röteln, Scharlach oder Ringelröteln.
Nur die Labordiagnostik ermöglicht hier einen sicheren Nachweis. Der Labordiagnostik
stehen umfangreiche Testmöglichkeiten zum Nachweis der Antikörper und des Virus zur
Verfügung wie die Reverse Transkriptase-Polymerase Chain Reaction (RT-PCR), die
Genotypisierung und die serologische Untersuchung der Masernvirus-spezifischen
Antikörper. Zur Diagnose einer Masernenzephalitis erfolgt der Virusnachweis im Liquor
mittels PCR-Test. Bei einer SSPE lassen sich hohe Antikörpertiter im Liquor nachweisen,
wobei der Virusnachweis in der Regel negativ ausfällt.

Differenzialdiagnose Masern
Bei verschiedenen Kinderkrankheiten bilden sich Exantheme aus und die
Differentialdiagnose erfordert viel Erfahrung. Je nach Aussehen der Flecken, Verlauf und
auftretenden Begleitsymptome, kann jedoch eine Unterscheidung vorgenommen werden.

Scharlach
Als charakteristisches Symptom für Scharlach gilt weiterhin die “Erdbeer- oder
Himbeerzunge“, bei der die Zunge glänzend erscheint mit hervortretenden
Geschmacksknospen.
Im Unterschied zu den Masern, wo der Ausschlag hinter den Ohren beginnt, zeigt sich der
Scharlach-Ausschlag zuerst in der Leisten- und Achselgegend. Die
stecknadelkopfgroßen Flecken stehen dicht beieinander und sind intensiv rot gefärbt und
erhaben. Als besonderes Merkmal gilt die „periorale Blässe“, bei der im stark geröteten
Gesicht das Mund-Kinn-Dreieck frei bleibt, was umgangssprachlich als „Milchbart“
bezeichnet wird.

Röteln
Das Exanthem ist kleinfleckig und hellrot. Es beginnt im Gesicht und breitet sich dann
über den Körper und die Extremitäten aus. Im Gegensatz zu den Masern findet kein
Ineinanderlaufen der Flecken statt. Insbesondere im Nacken und hinter den Ohren
(retroaurikulär) können die Lymphknoten anschwellen.

Ringelröteln
Bei etwa 20 % der Infizierten bildet sich nach kurzer Beschwerdefreiheit ein typisches
Exanthem aus, das an den Wangen mit roten, zusammenfließenden Flecken beginnt, die
Mundpartie aber ausgespart bleibt. Dies wird als „Schmetterlingserythem“ bezeichnet. In
den nächsten Tagen bilden sich an Schultern, Oberarmen, Oberschenkeln und Gesäß leicht
erhabene Flecken aus, die sich ring- oder girlandenförmig ausbreiten.

Windpocken
Der Hautausschlag bildet sich zuerst auf dem Körperstamm und dann im Gesicht aus und
greift dann schnell auf die anderen Körperbereiche über, einschließlich der Schleimhäute
und der behaarten Kopfhaut. Die zunächst kleinen Flecken entwickeln sich zu kleinen
Knötchen (Papeln) und dann zu Bläschen mit klarem Inhalt, der dann immer mehr eintrübt,
bis sich schließlich Krusten bilden. Neben abgeheilten verkrusteten Bläschen bilden sich
immer wieder neue Bläschen aus, sodass hier aufgrund der verschiedenen
Entwicklungsstadien vom „Sternenhimmel“ gesprochen wird. Der Unterschied zum
Masernexanthem ist hier einfacher erkennbar.
Dreitagefieber
Es erkranken hauptsächlich Babys und Kleinkinder zwischen sechs Monaten und drei
Jahren. Typisch ist der plötzliche Beginn mit hohem Fieber ohne weitere Symptome. Das
Fieber verschwindet nach drei bis sieben Tagen und es tritt ein blasser, kleinfleckiger
Hautausschlag am Rumpf und im Nacken auf, der in manchen Fällen nach wenigen
Stunden wieder abblasst.

Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Ein bis zwei Tage nach Einsetzen des Fiebers entstehen kleine rote Flecken an der
Mundschleimhaut, vor allem an Zunge und Zahnfleisch, woraus sich im Verlauf
schmerzhafte Bläschen entwickeln. Nach weiteren ein bis zwei Tagen zeigen sich weitere
rote Flecken vor allem an Handflächen und Fußsohlen auf. Auch Gesäß, Genitalbereich,
Knie und Ellenbogen können betroffen sein. Bei Masern bleiben die Handflächen und
Fußsohlen vom Ausschlag ausgespart.

Hitzepickel
Häufig leiden Säuglinge und Kleinkinder unter Hitzeausschlag, weil sie zu warm
angezogen werden. Hierdurch staut sich die Hitze auf der Haut und es entstehen
Hitzepickel. Häufig bilden sich Hitzepickel auch an Stellen, wo Haut auf Haut liegt,
beispielsweise unter den Achseln. Sie sind hell bis milchig, mit Flüssigkeit gefüllt und
werden etwa hirsekerngroß. Teilweise entwickeln sich kleinen Knötchen (Papeln), die
starke Entzündungen hervorrufen können.

Meningokokken-Sepsis
Hier entstehen unter anderem punktförmige Einblutungen der Haut (Petechien). 10-15 %
der Patienten mit Meningokokken-Sepsis entwickeln ein Waterhouse-Friderichsen-
Syndrom, bei der eine übermäßig starke Blutungsneigung einsetzt, die in der Folge zu
massiven Einblutungen der Haut, der Schleimhäute und der inneren Organe führt, die bis
zum septischen Schock oder Koma führen können.

Impfmasern
Impfmasern treten bei etwa zwei von 100 Geimpften ungefähr eine Woche nach der
Impfung auf. Es kommt zu einem leichten Hautausschlag und grippeähnlichen
Symptomen.

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Krankheitsverlauf und Prognose
Das-Wichtigste-in-Kürze

 Krankheitsverlauf in der Übersicht

   Masern-Komplikationen treten heutzutage selten auf.

   Nach Abklingen des Hautausschlags kommt es zu einer Immunschwäche.

   Häufig entwickeln sich bakterielle Begleitinfektionen.

   Eine akute postinfektiöse Meningoenzephalitis (Hirn- und Hirnhautentzündung) kann
   einige Tage nach Auftreten des Exanthems entstehen.

   Eine seltene, aber extrem gefährliche Spätfolge ist die subakute sklerosierende
   Panenzephalitis (SSPE).

In einigen afrikanischen und asiatischen Ländern treten Masern im Allgemeinen öfter auf,
und es kommt zu schwereren Verläufen, da die Bevölkerung häufig mangelernährt bzw. das
Immunsystem geschwächt ist und viele Vorerkrankungen bestehen wie Tuberkulose,
Malaria oder AIDS. Schwere Verläufe und Komplikationen treten in den westlichen Ländern
aufgrund des guten Ernährungszustandes und dem Rückgang der Masern-Infektionen
seltener auf. Trotzdem kann es zu Begleitinfektionen und Komplikationen kommen.

Bakterielle Begleitinfektionen:
Nach Abklingen des Hautausschlags kommt es zu einer sogenannten transitorischen
Immunschwäche, die Monate oder möglicherweise Jahre andauern kann. Erreger können
somit leichter eine bakterielle Superinfektion herbeiführen. Am häufigsten kommt es zu
Mittelohrentzündungen (Otitis media), Zahnfleischentzündungen,
Bindehautentzündungen (Konjunktivitis), Bronchitis, Durchfallerkrankungen und zu
bakteriellen Lungenentzündungen (Pneumonie). Außerdem kann sich die
Kehlkopfschleimhaut entzünden und zum sogenannten „Masern-Krupp“ führen. Hierbei
kommt es zu nächtlichen Hustenanfällen mit bellendem Husten und Atembeschweren bis
Atemnot.

Seltene Komplikationen:

 Postinfektiöse Enzephalitis (Gehirnentzündung)
 Die akute postinfektiöse Enzephalitis (Gehirnentzündung) gehört zu den schweren
 Komplikationen einer Masern-Infektion, die bei 1 von 1000 Fällen vorkommt. Etwa vier bis
 sieben Tage nach Beginn des Exanthems leiden Betroffene an Kopfschmerzen, Fieber und
 Bewusstseinsstörungen, die bis zum Koma führen können. Die Gehirnentzündung endet
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