Nutrition-press - Plantafood Medical Stiftung

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Nutrition-press - Plantafood Medical Stiftung
Ausgabe Nr. 13 – Dezember 2018 . 4,95 Euro . ISSN 2196-1271     www.nutrition-press.com

nutrition-press
Fachzeitschrift für Mikronährstoffe

                                                              Früher Raubritter
                                                              und Wegelagerer

                                                              ... heute
                                                              Abmahn-
                                                              vereine??

                                                                        Mikronährstoffe

                                                                             Vitalstoffe
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Mit Nahrungsergänzungsmitteln
können Sie
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Heilsame Wirkung bei
Erkältungskrankheiten
und Harnwegsinfekten

Kapuzinerkresse
und Meerrettich
Ein starkes Immunsystem ist der beste Schutz gegen Erkrankungen. Das gilt vor allem für
Virusinfektionen, die mit Antibiotika nicht bekämpft werden können. Viren sind auch die
Verursacher verschiedener Atemwegsinfekte, unter denen wir vorwiegend im Winterhalbjahr
leiden. Zum Beispiel Schnupfen, Erkältungen, grippale Infekte oder die echte Grippe.

         K
                   apuzinerkresse (Tropaeolum majus L.) und Meer-        puzinerkresse aus Peru nach Europa. Mittlerweile ist sie
                   rettich (Armoracia rusticana) sind schon seit Jahr-   eine typische Zierpflanze der Bauerngärten. Die auffälli-
                   hunderten für ihre heilsame Wirkung bei Erkäl-        gen, großen Blüten, in den Farben gelb, orange oder rot
                   tungskrankheiten und Harnwegsinfekten bekannt.        (einfarbig oder gemustert) zeigen sich zwischen Juli und
          Ihre Senföle (Isothiocyanate) können Viren, Bakterien und      Oktober. Diese Blüten sind auch der Namensgeber der Ka-
          Pilze direkt bekämpfen und das Immunsystem allgemein           puzinerkresse. Ihr zipfelförmiges Aussehen wurde früher
          durch eine unspezifische Reizwirkung unterstützen. Dies        mit den Kapuzen der Kapuzinermönche verglichen. Daher
          wurde bereits von der Kommission E des ehemaligen Bun-         der deutsche Name „Kapuzinerkresse“.
          desgesundheitsamtes bestätigt.
                                                                         Blüten und Blätter der Kapuzinerkresse sind essbar.
          Die Kapuzinerkresse                                            Die Kapuzinerkresse schmeckt scharf. Der scharfe Ge-
          Die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus L.) ist in         schmack wird wie bei den verwandten Kreuzblütlern
          Südamerika heimisch. Sie ist der bekannteste Vertre-           (Kresse, Rettich, Radieschen, Rucola, Meerrettich und
          ter aus der Familie der Kapuzinerkressegewächse (Tro-          Senf) durch Senföle verursacht.
          paeolaceae), die zu den Kreuzblüterartigen (Brassicales)
          gehören. Der Gattungsname Tropaeolum leitet sich vom           Die Senföle der Kapuzinerkresse haben eine antibiotische
          griechischen „tropaion“ oder lateinischen „tropaeum“ ab,       und antivirale Wirkung. Sie wirken gegen Pilze, sind ent-
          ein antikes Siegessymbol. Im 17. Jahrhundert kam die Ka-       zündungshemmend und regen die Durchblutung an. Daher

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Ernährung | Prävention

        hat die Kapuzinerkresse einen pharmakologischen      Glucosinolate herangezogen. Man unterscheidet alipha-
         Nutzen. Die Kapuzinerkresse ist die Arzneipflanze   tische und aromatische Glucosinolate, sowie Indolgluco-
         des Jahres 2013. Als Heilpflanze hilft die Kapu-    sinolate. Aliphatische Glucosinolate leiten sich von den
         zinerkresse bei Blasenentzündungen und erkäl-       Aminosäuren Alanin, Isoleucin, Methionin oder Valin ab.
        tungsbedingten Erkrankungen (z.B. Bronchitis und     Aromatischen Glucosinolate werden aus Phenylalanin und
      Sinusitis). Äußerlich angewendet fördern Senföle       Tyrosin gebildet, Indolglucosinolate aus Tryptophan. Die
  die Durchblutung. Senföle können daher bei Prellungen      biologisch inaktiven Glucosinolate werden durch das En-
und leichten Sportverletzungen hilfreich sein.               zym Myrosinase (ß-Thioglucosidase) gespalten, wodurch
                                                             die biologisch aktiven Senföle entstehen. Senföle sind
Der Meerrettich                                              meist flüchtig, können in großer Menge die Schleimhäute
      Der Meerrettich (Armoracia rusticana) gehört zur       reizen und schmecken scharf. Die Glucosinolate und das
       Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).       Spaltungsenzym Myrosinase liegen räumlich voneinander
        Ursprünglich stammt der Meerrettich aus Ost-         getrennt in Membran umschlossenen Zellkompartimenten
         und Südeuropa. Der Gattungsname Armoracia           vor. Erst durch Verletzung der Zellen (Tierfraß, Kauen oder
         leitet sich vom lateinischen „armoracius“ (= am     Schneiden) gelangen Myrosinase und Glucosinolate in
         Meer wachsend) ab. Rusticana entstammt dem          Kontakt. Durch die nun erfolgende hydrolytische Spaltung
        lateinischen „rusticanus“ (= ländlich, bäuerlich).   der Glucosinolate entstehen: Glukose, Hydrogensulfat
       Im deutschen Namen „Meerrettich“ weist „Meer“         HSO4− und die Aglycone Isothiocyanat, Thiocyanat, Nitril
     auf die fremde Herkunft hin („über das Meer ge-         oder auch Oxazolidin-2-thion. Die wichtigsten Spaltpro-
kommen“), „Rettich” wurde vom lateinischen „radix“           dukte der Glucosinolate von Meerrettich und Kapuziner-
(= Wurzel) abgeleitet, denn genutzt wurde immer schon        kresse sind nach derzeitigem Kenntnisstand die Isothio-
die rübenförmige Wurzel (Meerrettichwurzel – Armoraci-       cyanate.
     ae rusticanae radix). Diese wird als Gemüse, Gewürz
      oder in der Pflanzenheilkunde verwendet.               Die Kapuzinerkresse enthält ca. 0,1 % Senfölglukoside,
                                                             insbesonders Glucotropaeolin. Glucotropaeolin zählt zu
      Das in Bayern oder Österreich für Meerrettich ver-     den aromatischen Glucosinolaten, mit den Aminosäuren
     wendete Wort „Kren“ stammt von dem slawischen           Tyrosin und Phenylalanin als Vorläufer. Es enthält eine
   „krenas“ ab und bedeutet weinen. Möglicherweise ein       Benzylgruppe als Seitenkette. Im Fall einer Gewebsverlet-
Hinweis auf den scharfen Geschmack, der wie bei der          zung wird Benzylsenföl freigesetzt, das als Hauptkompo-
Kapuzinerkresse durch die Senföle verursacht wird. Auch      nente vor allen das Benzylisothiocyanat enthält.
diese Senföle haben u.a. eine antibiotische und antivirale
Wirkung, so dass die Kommission E Meerrettich innerlich      In der Meerrettichwurzel dominieren die Senfölgluco-
und äußerlich bei Katarrhen der Luftwege empfiehlt. Au-      side Gluconasturtiin und Sinigrin. Gluconasturtiin zählt
ßerdem innerlich unterstützend bei Infektionen der ablei-    zu den aromatischen Glucosinolaten (Vorläufer sind die
tenden Harnwege und äußerlich zur Behandlung leichter        Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin), Sinigrin zu den
Muskelschmerzen.                                             aliphatischen Glucosinolaten (Vorläufer ist die Aminosäu-
                                                             re Methionin). Gluconasturtiin und Sinigrin werden z.B.
Senföle – verantwortlich für den                             durch Kauen oder Zerschneiden der Wurzel enzymatisch
scharfen Geschmack und die Wirkung von                       in Allylisothiocyanat (Allylsenföl) und 2-Phenylethylisothio-
Kapuzinerkresse und Meerrettich                              cyanat (Phenylethylsenföl) umgewandelt. Sie sind bis zu
Die Senfölglycoside, auch Glucosinolate genannt, sind ver-   einem Gehalt von 0,05 % in der frischen Wurzel enthalten.
antwortlich für den scharfen Geschmack von Senf, Kresse,
Kohl, aber auch Meerrettich und Kapuzinerkresse. Sen-        Wirkspektrum der Senföle (Isothiocyanate)
fölglycoside sind schwefel- und stickstoffhaltige chemi-     in Kapuzinerkresse und Meerrettich
sche Verbindungen, die aus Aminosäuren gebildet werden.      Senföle zählen zu den am besten untersuchten pharma-
Sie zählen zur großen Gruppe der sekundären Pflanzen-        kologisch wirksamen Pflanzensubstanzen. Allyl- und Phe-
stoffe, welche die Pflanzen als konstitutive Abwehrstoffe    nylethylsenföl dominieren im Meerrettich (zu 80 – 90 %
(Phytoanticipine) gegen Tierfraß bilden und zur Bekämp-      bzw. 10 – 20 %), Benzylsenföl in der Kapuzinerkresse.
fung pflanzlicher Pathogene, wie z.B. Bakterien und Pilze.   Zahlreiche Studien belegen die antibakteriellen, antivira-
Sie werden in den verschiedensten Bereichen der Pflanze      len und antimykotischen Eigenschaften dieser Senföle.
akkumuliert. Es handelt sich hierbei um inaktive Vorstu-     Zudem wirken sie entzündungshemmend, durchblutungs-
fen, die enzymatisch gespalten werden müssen um ihre         fördernd bei äußerer Anwendung und stärken durch eine
biologische Aktivität zu entfalten.                          unspezifische Reizwirkung das Immunsystem. Studien be-
                                                             legen eine synergistische Wirkung der Senföle. Das heißt
Es gibt rund 120 verschiedene Glucosinolate, die sich        kombinierte Senföle verstärken sich in ihrer Wirkung ge-
nur im Aglycon-Rest unterscheiden. Die zur Biosynthese       genseitig. Kapuzinerkresse und Meerrettich werden daher
genutzten Aminosäuren werden zur Klassifizierung der         pharmakologisch meist gemeinsam verwendet.

                                                                                                                 Nutrition-Press 39
Die Senföle gelangen passiv über das Dünndarmepithel
                                                                        in den menschlichen Körper. Sie werden daher nahezu
                                                                        vollständig resorbiert. Eine Schädigung der im Dickdarm
                                                                        lokalisierten Mikroorganismen (Darmflora) ist somit nicht
                                                                        möglich. Nach der Aufnahme im Dünndarm erfolgt der
                                                                        Transport ins Blut. Dort werden die Senföle an die roten
                                                                        Blutkörperchen (Erythrozyten) sowie Eiweiße des Blutes
                                                                        gebunden und weiter transportiert. So gelangen sie in Nie-
                                                                        re und Lunge. Dort werden sie in den Harn und die Atemluft
                                                                        abgegeben und können die Krankheitserreger am erkrank-
                                                                        ten Organ (Lunge, Nase, Nasennebenhöhlen, Harnleiter,
                                                                        Harnblase etc.) bekämpfen. Außerdem werden Isothio-
                                                                        cyanate mit Hilfe von Enzymen im Darm und der Leber
          Die Senföle wirken:                                           um- bzw. abgebaut. Anschließend werden sie über den
          antibakteriell u.a. gegen: Bacillus subtilis, E. coli,        Harn ausgeschieden. Dieser Abbau findet über den sog.
          Hämophilus influenzae, Klebsiella, Pseudomonas,               Merkaptursäureweg statt. Dieser repräsentiert einen
          Staphylokokken, Streptokokken                                 generellen Stoffwechselweg zur Entgiftung hydrophiler,
          Isothiocyanate beeinträchtigen durch die Reaktion mit         niedermolekularer Fremdsubstanzen (Xenobiotica) des
          Sulfhydrylgruppen von Proteinen (Enzymen) den Zellstoff-      menschlichen Körpers. Senföl wird enzymatisch mittels
          wechsel der Bakterien und damit deren Wachstum. Die           Glutathion-S-Transferasen an das Tripeptid Glutathion ge-
          Senföle bekämpfen so Bakterien, die Nasennebenhöhle-          bunden. Die dabei entstehenden Merkaptursäurederivate
          nerkrankungen (Streptococcus pneumoniae, Hämophilus           sind wesentlich hydrophiler und werden über die Niere
          influenzae, Pseudomonas aeruginosa), Bronchitis (Hae-         ausgeschieden. Da unter physiologischen Bedingungen
          mophilus influenzae, Staphylokokken) und Blasenentzün-        im Harn stets ein gewisser Anteil des gebundenen Sen-
          dung (Klebsiella pneumoniae) auslösen.                        föls durch Hydrolysen wieder freigesetzt wird, können
          antiviral gegen: H1N1, Influenza, Newcastle, Rhino            sich Senföle anreichern und im Bereich der ableitenden
          Benzylsenföl hemmt die Virussynthese und stört den            Harnwege die entzündungshemmende Wirkung verstärkt
          Stoffwechsel der infizierten Wirtszelle. Dadurch wird die     entfalten. Resistenzen gegen die Inhaltsstoffe von Kapu-
          Virusvermehrung gehemmt. Bekämpft werden so Viren,            zinerkresse und Meerrettich wurden bisher selbst nach
          wie der Rhinovirus. Dieser ist hauptverantwortlich für        Langzeittherapie nicht beobachtet und werden auch nicht
          Schnupfen und Erkältungen im Winterhalbjahr. Die Viren        erwartet.
          können auch Bronchitis auslösen. Außerdem werden Influ-
          enzaviren bekämpft, die Verursacher der echten Grippe.        Hinweise zur Einnahme von
          antimykotisch gegen: Candida, Schimmelpilze                   Kapuzinerkresse und Meerrettich
          Isothiocyanate beeinträchtigen durch die Reaktion mit         Für die Anwendung von Kapuzinerkresse und Meerrettich
          Sulfhydrylgruppen von Proteinen (Enzyme) den Stoffwech-       Präparaten während der Schwangerschaft oder Stillzeit
          sel von Pilzen und damit deren Wachstum.                      liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit
          immunmodulierend: Die unspezifische Steigerung der            vor. Als Kontraindikationen für die Verwendung von Meer-
          Abwehrkräfte wird vermutlich durch die Vermehrung von         rettich und Kapuzinerkresse gelten akute Magen- und
          Botenstoffen des Immunsystems verursacht. Des weite-          Zwölffingerdarmgeschwüre, akute Nierenentzündungen
          ren inaktivieren Senföle bakterielle Gifte (Toxine).          und die Gabe an Kinder unter sechs Jahren. Prinzipiell sol-
                                                                        len Zubereitungen aus Meerrettich und Kapuzinerkresse
          Verwendung in der Medizin                                     bei Kindern unter 12 Jahren nur nach Rücksprache mit
          Senfölglycoside aus Kapuzinerkresse und Meerrettich wer-      dem behandelnden Arzt angewandt werden. Als Neben-
          den kombiniert in der Medizin als Phytotherapeutikum zur      wirkungen können bei empfindlichen Personen vereinzelt
          Behandlung und Prophylaxe erkältungsbedingter Erkran-         Magen- und Darmbeschwerden, sowie allergische Reak-
          kungen der Atemwege, Nasennebenhöhlenentzündung,              tionen auftreten. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
          grippalen Infekten und Infektionen der Harnwege einge-        sind nicht bekannt. «
          setzt. In der 2017 aktualisierten S3-Leitlinie zur Therapie
          von unkomplizierten Harnwegsinfektionen wird der Einsatz
                                                                        Fotos: chihana – Fotolia (S. 38), Eskymaks – Fotolia (S. 40)
          von Arzneimitteln mit Kapuzinerkresse und Meerrettich
          als pflanzliche Behandlungsmöglichkeit bei häufig wieder-
          kehrenden Blasenentzündungen ausdrücklich empfohlen.
          Die S3-Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen
          wird federführend von der Deutschen Gesellschaft für             Mit freundlicher Genehmigung der
          Urologie (DGU) sowie Vertretern weiterer medizinischer           Redaktion des www.vitalstoffjournal.de
          Fachgesellschaften herausgegeben.

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