UTILIN "H" WIRKMECHANISMUS VON BACILLUS SUBTILIS IM DARM
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SANUM-POST 134 / 2021 › UTILIN® "H" UTILIN® "H" WIRKMECHANISMUS VON BACILLUS SUBTILIS IM DARM Alona Weker, Biologin (MSc) Die Wirkstoffe von UTILIN® "H" sind Zellbestandteile des apathogenen Bakteriums Bacillus (B.) subtilis. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen heute, dass B. subtilis ein weites positives Wirkungsspektrum im Organismus aufweist. Das Ziel dieser Literaturrecherche war es, den aktuellen Stand der Literatur im Hinblick auf den Einfluss im Organismus zu erfassen. Das Arzneimittel UTILIN® "H" wird aus spezifischen Zellbestandteilen des apathogenen Bakteriums B. subtilis her- gestellt. Hierfür steht der Firma SANUM-Kehlbeck ein besonderer klassifizierter Stamm zur Verfügung. Das Arznei- mittel wird seit mehreren Jahrzehnten erfahrungsgemäß u.a. bei subakuten und akuten Entzündungen, Funktions- störungen des Darmes und als Immunmodulator angewendet. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen heute, dass B. subtilis mit seinen Zellkomponenten ein weites positives Wirkungsspektrum im Organismus aufweist. Die- ser Artikel soll dazu beitragen, die langjährige gute therapeutische Erfahrung von Bacillus subtilis e volumine cel- lulae, dem Wirkstoff von UTILIN® "H", durch eine Literaturrecherche mit wissenschaftlichen Daten zu verifizieren. Die Ergebnisse der Literatur werden im Folgenden erläutert mit speziellem Hinblick auf die Wirkungsmechanis- men bei einer Darminfektion. Bacillus subtilis natürliches Habitat des Bakteriums Spezies, u.a. B. subtilis im Ileum und B. subtilis ist ein apathogenes, gram- berücksichtigt werden sollte. Interes- Stuhl des Menschen zu finden sind [1]. positives, Endosporen bildendes Bak- santerweise haben Tieruntersuchun- Aufgrund der aufgezählten Tatsachen, terium, das als Umweltbakterium gen dargelegt, dass die Sporen von B. sollte die Bacillus Spezies besser zu deklariert wird und in Erdboden, Was- subtilis im Darm nicht als Nahrung den kommensalen Bakterien gezählt ser und in der Luft vorkommt. Die erkannt werden, sondern im Darm werden. Dies trägt dazu bei, dass viele neusten Publikationen zeigen, dass B. auskeimen und sich vermehren kön- interessante Fragestellungen aufkom- subtilis ebenso im Gastrointestinal- nen. Genanalysen mit 16S rRNA von men bezüglich des Einflusses von trakt (GIT) von Menschen und Tieren zu Bakteriensporen aus Darminhalten grampositiven Bakterien auf die Darm- finden ist, weshalb der GIT ebenfalls als ergaben, dass verschiedene Bacillus flora, die menschliche Ernährung und die evolutionäre Herkunft der Sporen selbst. In vitro und in vivo Untersu- chungen zeigten, dass B. subtilis viel- zählige positive Wirkungsmechanis- men im Organismus aufweist. Darunter fällt (mit auffällig vielen Stu- dien) die immunmodulierende und antibakterielle bzw. antimykotische Wirkung von B. subtilis, weshalb der Artikelschwerpunkt auf diese Themen gelegt wurde. Diese positiven Eigen- schaften werden bereits therapeutisch genutzt, indem B. subtilis als Probio- tika (lebensfähiges Bakterium oder als Spore) oder ausschließlich Zellextrakte des Bakteriums für die Therapie einge- setzt werden (UTILIN®, UTILIN® "H"). Darmerkrankungen durch Mikroorganismen Abb. 1A: Darminfektion mit Mikroorganismen. Darmlumen: 1. Dysbiose des Mikrobioms 2. Entzündung des Darmepithels 3. Wasserverlust der Zellen. Lamina propria: Dendritische Zellen Der Darm wird von unzähligen Mikro- (antigenrepräsentierende Zellen) erkennen die pathogenen Zellen. Aktivierung der B- und organismen besiedelt, die vielfältige T-Zellen. Rekrutierung der Makrophagen. Modelliert nach Macdonald und Mateleone (2005) [2]. Aufgaben für den gesamten Organis- 25
UTILIN® "H" › SANUM-POST 134 / 2021 ren und lebende Bakterien werden beim Mensch und Tier als Probiotikum zur Regulation einer Dysbiose einge- setzt. Dabei zeigten in vivo Studien bei Tieren, dass die nützlichen Darmbakte- rien stimuliert und pathogene Stämme verdrängt werden [5]. Eine Vielzahl von Untersuchungen zeigte, dass die Ein- nahme von B. subtilis als Probiotikum zur Behandlung einer Diarrhö bei Tie- ren oder unterstützend bei chroni- schen Diarrhö beim Menschen einge- setzt werden konnte. Bei einer Infektion kommt es zu einem Wasserverlust der Zellen, sodass sich Wasser im Darmlu- men sammelt und eine Diarrhö auslöst (Abb. 1A). Publikationen berichten, dass B. subtilis transmembrane Kanäle beeinflusst, wodurch der Wasserverlust Abb. 1B: Wirkung von B. subtilis im Darmlumen. Regulierung des Mikrobioms, Läsions-Schutz des Darmepithels, Inhibition von Entzündungen, antibiotische Wirkung, Reduzierung des gesenkt und gleichzeitig die Wasser- Wasserverlusts. Modelliert nach Macdonald und Mateleone (2005) [2]. (Aus Studien zusammenge- absorption erhöht wird. Des Weiteren tragene vorteilhafte Wirkungsmechanismen). konnten in Tierstudien Verletzungen und Entzündungen des Darmepithels, mus erfüllen. Zu diesen gehört, neben Beseitigung dieser Pathogene ausge- die mit der Infektion einhergehen, der Aufschließung und Resorption der löst. (Abb. 1A) durch den Einsatz von B. subtilis ver- Nahrungsbestandteile, auch die Ent- hindert werden. (Abb. 1B) wicklung des Immunsystems, welches Wirkungsmechanismen von B. bereits nach der Geburt und im Verlauf subtilis bei Darmerkrankungen Wirkung von B. subtilis des Lebens u.a. durch die Keime im Tierstudien (in vitro/ in vivo) und auf das Immunsystem Darm geschult wird. Aus diesem Grund humane klinische Studien zeigten, B. subtilis wirkt immunmodulierend, ist die Aufrechterhaltung der gesun- dass B. subtilis ein großes Spektrum an indem es das adaptive und angebo- den Darmflora durch ein ausgegliche- positiven Wirkungsmechanismen bei rene Immunsystem beeinflusst, wie nes Darmmilieu von großer Bedeu- einer Darminfektion aufweist. B. subti- es in zahlreichen Studien dargelegt tung. Bei einer Milieuveränderung im lis produziert eine Vielzahl extrazellu wurde. Das darmassoziierte Immun- Darm verändert sich die Darmflora. lärer Verbindungen (Enzyme, Bac system (GALT) ist für die Immunab- Durch eine Dysbiose können sich Bak- teriocine, Lipopeptide), welche die wehr verantwortlich. Die Peyer-Pla- terien oder Pilze mit pathogenen Zellwände von Bakterien und Pilzen ques gehören zum GALT und sind Eigenschaften vermehren. Ebenso zersetzen. Bei den Studien zeigte B. Ansammlungen von Lymphfollikeln wird die Besiedlung (Infektion) von subtilis antibiotische Wirkung bei Bak- des Dünndarms, in denen T- und pathogenen Keimen aus der Umwelt terien (u.a. E. coli und Staphylococcus B-Lymphozyten ausdifferenzieren. erleichtert. Die Folgen sind Entzün- aureus) [3] und bei Pilzen (u.a. Aspergil- Immunzellen sind in der Lage, spezifi- dungen und Läsionen des Darmepi- lus spec. und Alternaria alternata) [4]. sche Strukturen von Krankheitserre- thels. Diese pathogenen Veränderun- gern durch Toll-Like-Rezeptoren (TLR) gen der Darmflora gehen meist mit einem Wasserverlust (Diarrhö) einher. Ein großes zu erkennen und durch weitere Pro- zesse die Immunantwort zu aktivieren Das intakte Immunsystem, vor allem das darmassoziierte Immunsystem Spektrum und zu modulieren. B. subtilis kann mit dem GALT interagieren, indem es die oder GALT (gut associated lymphoid antigenrepräsentierenden Zellen (den- tissue), erkennt die pathogenen Orga- an positiven dritischen Zellen) und T-Lymphozyten nismen und reagiert mit einer Immun- Wirkmechanismen. beeinflussen und ihre Expression erhö- antwort indem die Immunzellen aktiv hen kann [6,7]. In mehreren Studien sti- werden. Dendritische Zellen detektie- Dabei formen Peptide Kanäle und/ mulierte B. subtilis die Aktivität von ren die pathogenen Eindringlinge und oder spalten Zellwandverbindungen Makrophagen und natürlichen Killer- fungieren als antigenrepräsentierende und bewirken eine Zelllyse. Die Sporen zellen (NK-Zellen) [8,9], ebenso die Zyto- Zellen. Zusätzlich werden Makropha- von B. subtilis produzieren ebenfalls kin-Produktion, sowohl proinflamma- gen rekrutiert und weitere immunolo- eine antibiotische Verbindung: die torischer (u.a. TNF-α, IFN-γ, IL-6) als gische Prozesse (Aktivierung der B- Dipicolinsäure, welche das Wachstum auch die anti-inflammatorischer (u.a. und T- Zellen, Antikörperbildung) zur pathogener Bakterien inhibiert. Spo- IL-4, IL-10) Zytokine [6,7,8,10]. Die Stimulie- 26
SANUM-POST 134 / 2021 › UTILIN® "H" rung von Makrophagen und ihren Toll- Einzelne Zellbestandteile zeigten Like-Rezeptoren (TLR) wurde sowohl ebenfalls immunmodulierende Wir- AUTORIN von B. subtilis selbst [6] als auch von kungen in mehreren Studien. Bei in ALONA WEKER abgegebenen Exopolysacchariden vitro Studien stimulierten die Zellbe- Biologin (MSc), Mitarbeiterin (EPS) ausgelöst und führte somit zu standteile von B. subtilis die Antikör- in der medizinisch-wissenschaft- antiinflammatorischen Prozessen [11]. perproduktion [13], T- sowie B- Zellen [14], lichen Abteilung bei SANUM- (Abb. 1C) zudem Makrophagen und die Zytokin- Kehlbeck. Zuständig für Litera- Ausschüttung (TNF und IL-1) [15,16]. Bei turrecherche, Medical Writing B. subtilis induziert demnach antiin- einer in vivo Studie entwickelten Fische und spezifische Projekte. flammatorische und proinflammatori- eine Resistenz gegen eine bakterielle Biologie Studium mit dem sche Prozesse, indem die Immunant- Infektion, nachdem die Zellwandpro- Schwerpunkt Biomedizin wort einerseits stimuliert wird, um teine und intrazelluläre Proteine von B. (Masterabschluss 2017) an der Pathogene abzuwehren, und ander- subtilis injiziert wurden [17]. Heinrich-Heine-Universität in seits gleichzeitig supprimiert wird, um Düsseldorf. Thema der Master- entzündliche Prozesse abzuschwä- Klinischer Einsatz von Utilin® "H" arbeit war die Untersuchung chen. Die Literatur zählt aufgrund zahl- Utilin® "H" wird in der Praxis häufig zur des murinen Darmmikrobioms. reicher positiver Eigenschaften von B. Immunmodulation bei den unter- subtilis einige Anwendungsmöglich- schiedlichsten Krankheiten eingesetzt. keiten im Rahmen einer Therapie auf. Zahlreiche Berichte von Therapeuten E-Mail: alona.weker@sanum.com Der Einsatz von B. subtilis kann dabei bestätigen die Wirkung von Utilin® "H". das angeborene Immunsystem, spezi- Dabei wurde und wird bis heute Utilin® ell das GALT und zusätzlich das adap- "H" zusammen mit anderen SANUM- LITERATUR tive Immunsystem stimulieren. Außer- Präparaten bei der Therapie erfolgreich [1] Hong, H.A. et al., 2009, dem wird der Einsatz von B. subtilis als eingesetzt. Beispielsweise bei Bronchi- Res Microbiol;160(2):134-143. eine Alternative zu herkömmlichen tis, Abwehrschwäche und Postmeno- [2] Macdonald, T.T. und Antibiotika-Gabe, vor allem in der pause-Beschwerden (Heidl, SANUM- Monteleone, G., 2005, Science; 307(5717):1920-1925. Nutztierhaltung, diskutiert [12]. Post 78/2007) [18], außerdem als [3] Savitskaya, I.S. et al., 2019, Heliyon; Immunmodulator bei der Darmsanie- 5(10):e02592 [4] Knight, C.A. et al., 2018, Microbiol Res; B. subtilis und seine rung u.a. beim Fibromyalgie-Syndrom 216:40‐46. Zellbestandteile (Ladewig, SANUM-Post 93/2010) [19]. In [5] Hu Y. et al., 2014, Asian-Australas J Anim Sci; 27(8):1131-1140. Interessanterweise interagieren nicht weiteren Artikeln wird Utilin® "H" für [6] Huang, J.M. et al., 2008, FEMS Immunol nur lebende Bakterien mit dem die Immuntherapie (Banis, Der Heil- Med Microbiol; 53(2):195‐203. Immunsystem, sondern auch Zellbe- praktiker 2/2007) [20] und zur Immun- [7] Duc, le H. et al., 2004, Vaccine; 22 (15-16):1873-1885. stanteile von abgetöteten Bakterien, modulation bei Infekten (Müller, Natur- [8] Xu, X. et al., 2012, Microbiol Immunol; wie sie in UTILIN® "H" enthalten sind. heilpraxis 09/2017) [21] empfohlen. 56(12):817-824. [9] Kosaka, T. et al., 1998, Vet Microbiol; 60(2-4):215-225. [10] Zhou, C. et al., 2019, Int J Mol Sci; 20(2):389. [11] Jones, S.E. et al., 2014, J Immunol; 192(10):4813-4820. [12] Sumi, C.D. et al., 2015, Can J Microbiol; 61(2):93‐103. [13] Räsänen, L. et al., 1986, Immunology; 58(4):577-581. [14] Räsänen, L. et al., 1981, Infect Immun; 34(3):712-717. [15] Vermeulen, M.W. und Gray, G.R., 1984, Infect Immun;46(2):476-483. [16] Houba, V. et al., 1992, Dev Biol Stand;77:121-128. [17] Abbass, A. et al., 2010, J Fish Dis;33(1):31-37. [18] Heidl, R., 2007, SANUM-Post; 78/2007:21-26. [19] Ladewig, H., 2010, SANUM-Post; 93/2010:8-13. [20] Banis, R., 2017, Der Heilpraktiker; 2/2017:43-44 [21] Müller, F., 2017, Naturheilpraxis; 09/2017:32-35 Für diesen Artikel wurden nur die Abb. 1C: Wirkung von B. subtilis auf Immunzellen. Aktiviert Dendritische Zellen, Makrophagen, relevanten Literaturquellen angegeben. T-Zellen. Interagiert mit TLR (Toll-Like-Rezeptor) und erhöht Antikörperproduktion. Modelliert Die vollständige Literaturliste befindet nach Macdonald und Mateleone (2005) (2). (Aus Studien zusammengetragene vorteilhafte sich bei der Redaktion. Wirkungsmechanismen). 27
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