Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...

Die Seite wird erstellt Sophie Schaller
 
WEITER LESEN
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise
– Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts
in NRW und Ausblick

Erster Teil: Corona – die Situation der Kinder und
Jugendlichen – und kein Ende in Sicht!

Prof. Dr. Ulrich Deinet, 26.11.2021
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...
Mein Hintergrund:
Forschungsprojekts "Neustart der Offenen Kinder- und
Jugendarbeit in NRW in der Corona-Zeit"

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Hochschule Düsseldorf, Forschungsstelle
FSPE, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker, Universität Hamburg,
Kooperationspartner und Förderer: Jugendministerium NRW
(Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration), LVR
Landesjugendamt Rheinland (Federführung), LWL
Landesjugendamt Westfalen-Lippe
Prof. Dr. Ulrich Deinet
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...
Fragestellungen u.a.:
•Wie verändern sich Formate, Inhalte, Konzepte und Methoden in
 den zentralen Bereichen der OKJA
•Welche digitalen Medien und Kommunikationsformen haben sich
 wie entwickelt, werden weiter genutzt oder wieder eingestellt?
•Führen die Einrichtungen vermehrt mobile, aufsuchende
 Arbeitsformen durch?
•Wie haben sich Strukturmerkmale der OKJA verändert (Offenheit
 etc.)
•Welche Bedeutung hat die Beteiligung der Kinder und
 Jugendlichen in der Corona-Zeit, Veränderungen?
•Übernimmt die OKJA stärker sozial-integrative oder (gesundheits-)
 erzieherische Funktionen?
•Kommt es zu einer sozialpolitische Inpflichtnahme der
 Einrichtungen, zu einer Übernahme von anderen Funktionen?
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...
Forschungsplan:
1.Erste Phase (qualitativ): 14 Einrichtungen aus NRW werden
  von Juni bis September 2020 mit regelmäßigen Interviews
  und Videokonferenzen in der Zeit der Wiedereröffnung
  begleitet.
2.Zweite Phase: Leitfaden-Interviews mit 10 Einrichtungen aus
  NRW, Nachbefragung der 14 E.
3.Landesweite Online Befragung von Einrichtungen 2021 mit
  620 Einrichtungen
4.Gruppendiskussionen (qualitativ) auf der Basis der
  Ergebnisse der Interviews und der quantitativen
  Untersuchung
Einbeziehung der Träger, Fachberatungen Landesjugendämter,
Fachverbände und der Arbeitsgemeinschaft Offene Türen Nordrhein-
Westfalen (AGOT)

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Dr. Maria Icking, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...
Corona – die Situation der Kinder und Jugendlichen – und kein
wirkliches Ende in Sicht?

1. Schulische Situation von Kindern und Jugendlichen: zwischen
   „Hausaufgabenbombe“ und Kontaktverlust
2. Familie/digitale Räume: Nähe und Distanz, digital und/oder live?
3. Öffentlicher Raum: zwischen Aneignung und Verdrängung
4. Ergebnisse der großen Studien: JuCo/Bertelsmann

                                                               5
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...
Schulische Situation von Kindern und
  Jugendlichen: zwischen
  „Hausaufgabenbombe“ und Kontaktverlust

Die Fachkräfte berichten
von großen Problemen
vieler Kinder und
Jugendlicher mit der
schulischen Situation.
Geringe Unterstützung der
Kids durch Schule mit
positiven Ausnahmen.
Für viele Kinder und
Jugendliche bedeutet der
Ausfall von Schule auch
eine Entstrukturierung
ihres Alltages mit
ungewissen Folgen für die
Zeit nach den Ferien.                      6
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...
Im Lockdown war die schulische Situation auch von der digitalen
Ausstattung geprägt:

„Da waren alle Bereiche dabei. Von „wir haben keine Geräte
zuhause“, bis „ich mache alles am Handy“ oder „ich mache nichts, ich
werde ja eh versetzt“. Auch komplette Überforderung, wo auch die
Eltern digital nicht fit sind. Also es gab alle Nuancen“.

Aktuell berichteten die Fachkräfte z.B.:

„Viele sind überfordert, weil vor den Sommerferien hieß es "ich
werde sowieso versetzt, ich lerne nicht mehr" und jetzt japsen die
Jugendlichen unter dem Schulstoff. Wir haben ein Mädchen, das uns
erzählt hat: "Ich habe eine Mappe gehabt, die hätte ich den Ferien
machen müssen, die habe ich aber meinen Eltern nicht gezeigt, jetzt
habe ich den mega Ärger", neben dem Schulstoff muss sie das jetzt
zusätzlich nachholen und sie ist auch nicht so schnell“.            7
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise - Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts in NRW und Ausblick Erster Teil: Corona - die ...
„Sie haben auch Schwierigkeiten einen Praktikumsplatz zu finden.
Man merkt schon, dass sie vor dem Qualifizierungsdruck in die Knie
gehen.
Neben den ganzen Überforderungen wie kein Schlafrhythmus, die
Eltern überfordert, keine Perspektive, vor allem auch die Leute, die
auf der Suche nach Ausbildungsplätzen sind.
Die Gymnasialbesucher*innen haben gesagt, die brachen fast unter
der Last zusammen.
An anderen Schulen ist es so, dass man ohne Maske oder mit falsch
sitzender Maske sofort nach Hause geschickt bzw. suspendiert wird.
Und dann fragt man sich, wieso die Schule immer als Feind gesehen
wird“.
Insgesamt schwierige und von Schule zu Schule unterschiedliche
Situation! Die Kooperation von Einrichtungen der Kinder- und
Jugendhilfe mit Schule kommt jetzt erst langsam wieder in Gang
auch weil die Regeln in Schule anders sind als z.B. in der Kinder-
und Jugendarbeit!                                                    8
Kinder- und Jugendliche im öffentlichen Raum:
          Interviews Fachkräfte Neustart

„Die Jugendlichen haben keine öffentlichen Aneignungsräume, das
politische Signal fehlt. Auch unsere Jugendlichen treffen sich draußen
mit 10, 15 Leuten zum Shisha rauchen. Also es verlagert sich nach
privat, wenn das möglich ist, ansonsten versuchen sie unentdeckte
Räume zu finden.
Jetzt, wo das Wetter so gut ist, boomt unser Volleyballfeld und unser
Basketballkorb, sie halten sich viel draußen auf, Tischtennis wurde
gespielt, das ist ja auch relativ entspannt.
Sie treffen sich, wie sonst auch immer. Sie sind auf dem Spielplatz,
Bolzplatz etc. und meistens sind sie ja auch nur zu fünft unterwegs, was
ja im Prinzip auch erlaubt ist“.

Jenseits von Corona-Beschränkungen werden die Bürgerrechte von
Jugendlichen zum Treffen im öffentliche Raum missachtet!
Bezirksbürgermeisterin in D. will Jugendplatz einrichten: Shitstorm,
Proteste nur für die Idee.
                                                                       9
Wünsche: Interviews in Hilden zur Situation der Kinder
und Jugendlichen vor Ort

• „Dass es so ist wie vor Corona“
• „dass die Themen, die während Corona vernachlässigt wurden, z.B.
  das Klima, was ich sehr wichtig finde, dass das wieder mehr in den
  Vordergrund rückt und behandelt wird.“
• „, dass ich auch nach England fliegen darf, weil meine Oma konnte
  dieses Jahr auch nicht wieder zu uns kommen“
• „Ich wünsch‘ mir einfach, dass es wieder wie wird so wie früher, dass
  wieder die Schulen offen haben, da hat man wenigstens was zu tun“
• „dass alles nicht so bleibt, aber dass ich einiges mitnehme, auch mir
  jetzt viel mehr Zeit für Freunde nehme und für Lernen und so“
• - „ich wünsche mir schon, dass alles so gesehen normal wird, aber
  Teams in der Schule beibehalten wird. Der ganze digitale Aspekt, dass
  das nicht sofort wieder rückgängig gemacht wird“
                                                                       10
Besucher*innen (Probleme, Themen, die sie mitbringen)

                                                        Langeweile (n=614)                    55,5                           36,3               6,22,0

                Fehlender Spaß (Party, Raves, Sport, Reisen etc.) (n=594)                     54,7                           39,6               4,01,7

       Schulprobleme (Distanzlernen, Überlastung mit Schulaufgaben etc.)
                                                                                             51,6                        37,5                  9,4 1,5
                                   (n=614)

               Sich nicht mit Freunden/Freundinnen treffen können (n=613)                   50,6                        38,7                   9,3 1,5

 mangelnde Bewegung, fehlende Sport- und Bewegungsangebote (n=609)                          47,6                      37,6                 10,3 4,4

           Entstrukturierung des Tages, Entkoppelung von Schule (n=583)                  43,2                         44,8                    7,7 4,3

                                     Sorgen um Noten/Abschlüsse (n=585)              33,2                      40,7                    23,2          2,9

 Probleme im Übergang von der Schule in den Beruf /die Berufsausbildung
                                                                                     33,1                     36,1                  26,0         4,8
                               (n=504)

Im öffentlichen Diskurs keine Rolle spielen, nicht gehört und gefragt werden
                                                                                  26,2                 36,0                  26,0             11,9
                                    (539)

                      Konflikte um Aufenthalt im öffentlichen Raum (n=537)        25,1                  42,3                    19,0          13,6

                                           Stress in/mit der Familie (n=586      22,4                   45,9                        29,0             2,7
              Nehmen wir deutlich stärker wahr.                                  Nehmen wir stärker wahr.
              Nehmen wir eher nicht stärker wahr, war auch vor Corona wichtig.   War weder vorher noch jetzt ein Thema bzw. ein Problem.

                                                                                                                                                      15
Besucher*innen (Probleme, Themen, die sie mitbringen)

                      Ängste, depressive Verstimmungen (n=547)             19,4                       50,5                           23,0           7,1

              Probleme Flirt, Liebe, Beziehungen zu leben (n=520)         18,8                     41,0                           32,5              7,7

               Probleme mit der Nutzung digitaler Medien (n=469)          16,2             26,9                        43,3                   13,6

                    Selbstpräsentation in sozialen Medien (n=539)    12,4                 32,7                             44,3                10,6

Gesundheitliche Probleme (z.B. Schlaf- oder Essstörungen) (n=465)    11,4                   38,7                           33,3              16,6

                                Armut, finanzielle Sorgen (n=505)    10,3                31,3                              50,5                     7,9

                                       Mobbing, Konflikte (n=547)   6,2           23,8                              59,0                       11,0

                             Klimawandel, Zukunftsfragen (n=515)    6,0          18,8                        52,8                           22,3

               Gewalterfahrungen vor allem in der Familie (n=414)   5,6           24,9                          50,5                         19,1

                            Pop-Kultur, Musik, Mode usw. (n=485) 4,7        15,3                             63,1                            16,9

            Nehmen wir deutlich stärker wahr.                                     Nehmen wir stärker wahr.                                                16
            Nehmen wir eher nicht stärker wahr, war auch vor Corona wichtig.      War weder vorher noch jetzt ein Thema bzw. ein Problem.
Mein Resümee

• Corona ist noch nicht zu Ende, und wird es auch nicht „nach“ Corona
  geben und dem Sinne, dass alles wieder so ist wie vorher!
• Es gibt nicht „die Jugend“ sondern Corona hat die (sozialen,
  ökonomischen, ….) Unterschiede noch deutlicher werden lassen.
• Vorsicht vor Zuschreibungen wie „Corona-Generation“!
• Wieder haben Kinder und Jugendliche ihre Stärken gezeigt…Resilienz,
  Anpassungsfähigkeit im positiven Sinn usw.
• Und dennoch wird jetzt deutlich, wie hoch der Preis war und ist, den
  auch Kinder und Jugendliche gezahlt haben: verlorene Zeit, nicht
  gemachte Erfahrungen, verlorene Entwicklungschancen (nicht alles ist
  nachholbar) und auch zahlreiche Probleme im psycho-sozialen Bereich.
• Das Bildungssystem, die Kinder- und Jugendhilfe stehen vor großen
  Herausforderungen!
• Wir schauen uns jetzt die Offene Kinder- und Jugendarbeit an.
                                                                   17
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise
– Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts
in NRW und Ausblick

Zweiter Teil: (Neue) Arbeitsprinzipien und Settings
angesichts von Schließungen und Sicherheitsbedingungen

Prof. Dr. Ulrich Deinet, 26.11.2021
Ergebnisse aus der ersten Phase: Lockerung im Sommer 2020

Jugendarbeit als Freiraum: An neue Erfahrungen mit den Kindern und
Jugendlichen kann die Kinder- und Jugendarbeit jetzt anknüpfen und ihre –
vor Corona eher selbstverständliche Freiraumfunktion – deutlicher machen!

„Sie sind froh, dass sie wieder einen Ort haben, wo sie sich einfach treffen
können. Mein Kollege hat berichtet, am Anfang hat man sie gefragt wollt ihr
was machen? Nö, nö, wir sind gerade total glücklich, dann saßen sie einfach
zusammen, haben gequatscht, haben sich wieder in den Konstellationen
getroffen, wie sie sich privat, Zuhause vielleicht nicht treffen würden, aber
die Leute sehr gerne haben und im Jugendzentrum immer treffen“.

  Prof. Dr. Ulrich Deinet, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker             19
Stimmen aus der BeraterInnen-Konferenz zeigen auch die
Frustrationen und Ermüdungen in der Kinder- und
Jugendarbeit!

• „MitarbeiterInnen: Ermüdungserscheinung, Frustration, Kinder u.
  Jugendliche werden nur teilweise erreicht
• Wirksamkeitsdialoge: Keine Dialoge erkennbar, nur Datenabfrage
• Kinder werden nicht erreicht, Kinder mit Behinderung sind
  unsichtbar
• Moralische Frage, Unsicherheit: Soll das Jugendhaus für einzelne
  Kinder in Not geöffnet werden? Ist das Corona-konform?
• Was kann ich im Winter draußen machen?
• Jugendliche: Digitale Ermüdung
• Ferienangebote: Machen wir? Was planen wir? Unsicherheit“

                                                                20
Seit 20 Monaten: Strukturprinzipien der OKJA in der
                           Krise
•    Freiwillige Teilnahme
•    Wechselnde Teilnahme:
•    Unterschiedliche TeilnehmerInnen
•    Statt dessen: Anmeldung, feste Zeiten und
     Gruppen, keine Spontanität…
•    Inhalte, Arbeitsweisen
•    Geringe institutionelle Macht
•    Beziehungsabhängigkeit
•    Haupt-/Ehrenamtlichkeit
                                                             21
Prof. Dr. Ulrich Deinet, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker   21
Digitalisierungsschub!
• In der Zeit des Shutdowns hat es zum Teil einen intensiven
  Ausbau aller möglichen digitaler Kommunikationskanäle
  gegeben, um mit Kindern und Jugendlichen Kontakt zu halten.
• Dabei deuten sich durchaus Unterschiede zwischen den
  Einrichtungen an, die auch mit der Trägerschaft zu tun haben
  können: Die Einrichtungen der freien Träger konnten sehr viel
  mehr Medien und Kanäle nutzen als die kommunalen.
• WhatsApp-Gruppen, Instagram, zum Teil auch noch Facebook,
  die Homepages der Seiten waren und sind wichtige
  Kommunikationsmedien zwischen den Fachkräften und den
  Kindern und Jugendlichen im Shutdown und auch jetzt noch.

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker     22
Partizipation/Beteiligung

• Mit der Schließung der Offenen Bereiche gingen viele
  niedrigschwellige Möglichkeiten der Partizipation verloren
  (z.B. Spieleverleih, Thekendienst usw.), die
  zurückgewonnen werden müssen.
• Partizipationsgremien sind lange ausgefallen und werden
  teilweise digitalisiert.
• In virtuellen Räumen wurden neue Formen der (E-)
  Partizipation ermöglicht, diese sind aber von der
  Medienkompetenz und technischen Ausstattung der
  Kinder und Jugendlichen abhängig. Der digitale Ausbau
  wird weitergehen und damit auch die E-Partizipation!
• Aber „live“ muss die Partizipation wieder hergestellt und
  ausgebaut werden, vielleicht für viele Kinder und
  Jugendliche eine neue Erfahrung!                       23
Es sind neue konzeptionelle Perspektiven und Variationen
entstanden.

Bekannte konzeptionelle Elemente und Forderungen
werden neu kombiniert und weisen auch auf eine
konstruktive Weiterentwicklung von OKJA nach Corona
hin, die noch nicht abgeschlossen ist!

  Prof. Dr. Ulrich Deinet, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker   24
Angesichts von Schließungen und Sicherheitsbedingungen werden
folgende Arbeitsprinzipien besonders wichtig:

• Nutzung digitaler Medien auch in Gegenseitigkeit unter
  Beteiligung der Kinder und Jugendlichen.
• Stärkung der Partizipation an der Bestimmung der Arbeitsweisen,
  des Umgangs mit Vorschriften und Regeln, der Bestimmung von
  aktuellen Themen und deren Umsetzung.
• Stärkung der Selbstorganisation: Digitale Arbeit und Angebote im
  Stadtteil verlangen nach einer stärkeren Selbstorganisation von
  Angeboten durch die Nutzer*innen selbst (in allen drei relevanten
  Räumen).

  Prof. Dr. Ulrich Deinet, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker    25
Settings sind relevant und müssen mit den Arbeitsprinzipien und
untereinander kombiniert werden:

• Aktionen im physischen Raum (Stadtteil): nicht nur als Kontakt-
  und Kommunikationsarbeit, sondern auch als Angebote draußen.
• Aufrechterhaltung des klassischen offenen Bereiches als Kern von
  OKJA.
• Bedeutung von Gruppenarbeit: Als Notwendigkeit aufgrund von
  Sicherheitsbestimmungen, aber auch als neu entdeckte Qualität.
• Aktionen im virtuellen Raum, die auch besonders stark durch
  Kinder und Jugendliche selbst veranstaltet und getragen werden
  (müssen).
• Einzelkontakte/Beratung/individuelle Unterstützung…

                                                              26
„Neue“ konzeptionelle Perspektiven müssen integriert werden
            3 Arbeitsprinzipien
            Nutzung digitaler     Partizipation      Selbst-
            Medien                                   Organisation
         Aktionen im physischen Sozialraum

         Offener Bereich, Gruppen, AGs
4 Set-
tings    Aktionen im virtuellen Sozialraum
                                             Virtuelle
                                             r
                                             Outreac
         Einzelkontakte/Beratung/individuelleh Unterstützung
„Neue“ konzeptionelle Perspektiven müssen integriert werden
           3 Arbeitsprinzipien
  4        Nutzung                Partizipation           Selbst-
 Set-      virtueller Medien                              Organisation
tings
         Aktionen im virtuellen Sozialraum

        „[E]ine Gruppe von 30-40 Jugendlichen [nutzt], nicht gleichzeitig,
        aber doch sehr regelmäßig, wenn auch zeitversetzt [den Discord-
        Channel]. Das scheint inhaltlich sehr gut zu sein […] Mein Ziel ist es,
        dass wir das in deren Eigenregie übertragen. Wir ziehen uns zurück,
        aber sie können den Channel weiter nutzen für die individuelle
        Kommunikation. […] Bei Whatsapp ist es gelungen.“ Einrichtung 10,
        freier Träger, Mittelstadt
„Neue“ konzeptionelle Perspektiven müssen integriert werden
             3 Arbeitsprinzipien
                                   Partizipation    Selbst-
  4                                                 Organisation
 Set-
tings     Aktionen im physischen Sozialraum

„Die Wünsche der Jugendlichen sind Kontakt und vor allem Sichtbarkeit. Das
letzte Wochenende haben sie CSD-Aktionen gemacht, von Mühlheim aus
organisiert, in Mühlheim, Essen-Kray, Emmerich, Geldern, Dinslaken, Issum,
Moers gab e Mini-CSDs mit einer kleinen Aktionsgruppe von maximal 40
Demonstrierenden [ca. pro Ort] ungefähr“. (LSBTTI Einrichtung)
Verknüpfung von Settings und Arbeitsprinzipien
             Überlagerung von „Räumen“
   z.B. Begleitung analoger Projekte durch digitale
                   Kommunikation
             Hybride Formate entstehen

„Wir gehen davon aus, dass wir gar nicht unterscheiden
 müssen zwischen digitalen und analogen Angeboten,
  sondern dass wir dahin kommen müssen, dass alles
durchdringt und durchwirkt, die Projekte und Angebote
  ineinandergreifen müssen, das wir nicht isoliert den
 Digitaltag, den Basteltag und Handwerkertag machen
 müssen, sondern, dass sich alles ergänzen muss, diese
       verschiedensten Angebote, die wir haben,
 ineinandergreifen müssen“ (Mitarbeiter Treffer, Köln)   30
Die Matrix der Kombination von Arbeitsprinzipien und Settings
erlaubt in jeder Einrichtung zu reflektieren, wo man konzeptionell
steht:

• In welchem der Bereiche ist man stark, wo schwach und was
  fehlt ganz?

• Welche Kombinationen sind schon vorhanden, welche müssen
  noch ausgebaut werden?

Daraus kann man Folgerungen für die Weiterentwicklung des
Konzepts der Einrichtung in seiner Umsetzung ziehen.

Prof. Dr. Ulrich Deinet                                         31
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise
– Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts
in NRW und Ausblick

Dritter Teil: Ergebnisse der landesweiten Befragung von 620
Einrichtungen in Deutschland (NRW)

Prof. Dr. Ulrich Deinet, 26.11.2021
Landesweite Online Befragung von Einrichtungen
Befragungszeitraum: Mitte Mai bis Ende Juni 2021
Einrichtungen aus 139 Jugendämtern haben sich beteiligt
Insgesamt konnten 624 Fragebögen ausgewertet werden

  Prof. Dr. Ulrich Deinet, Dr. Maria Icking, Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker
Wer wurde befragt
                            Anzahl             in %        NRW 2017*     Größe der Einrichtung in qm
                                                                                                       Anzahl   in %
                                                                        der Raumgröße
kreisfreie Stadt              289              47,3             37,4
                                                                        bis 100                         121     21,4
Landkreis                     322              52,7             62,6    101 bis 200                     192     33,9
gesamt                        611             100,0            100,0    201 bis 500                     166     29,3
                                                                        mehr als 500                     87     15,4
                                                               NRW      gesamt                          566     100,0
                             Anzahl             in %          2019**
Freier Träger                 368               61,6           72,9     Größe der Einrichtungen
Kommune/öffent-                                                         nach Zahl der Stammbesucher Anzahl      in %
                               229              38,4            27,1    *innen vor Corona
licher Träger
gesamt                         597             100,0            100,0   bis 20                       126         21,1
 *IT. NRW: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe – Angebote der
                                                                        21 bis 39                    152         25,5
 Jugendarbeit 2017; Berechnung Arbeitsstelle Kinder- und                40 bis 69                    172         28,8
 Jugendhilfestatistik
 **Daten aus der Strukturdatenerhebung 2019
                                                                        70 und mehr                  147         24,6
                                                                        gesamt                       597        100,0
 Einrichtungen aus kreisfreien Städten und
 von kommunalen Trägern sind                                             Gute Verteilung hinsichtlich der
 überrepräsentiert                                                       Größe der Einrichtungen

                                                                                                                        34
Besucher*innen (Gründe für Rückgang)

  Im Durchschnitt (Median) ging die Zahl der Stammbesucher*innen um zwei Drittel zurück

             Die Regeln lassen nur eine bestimmte
                                                                                  84,7
              Anzahl Besucher*innen pro Tag zu
              Die Besucher*innen wollen nicht auch
                                                                         57,3
                 noch in der Freizeit die Regeln…
              Besucher*innen können sich nicht mit
                                                                         57,3
               allen Freunden*innen gleichzeitig in…
                Kontakte gingen über die lange Zeit
                                                                         56,3
                             verloren.

                    Eltern wollen den Besuch nicht.               41,1

                  Besucher*innen wollen sich oder
                                                          20,0
                 Familienmitglieder vor Ansteckung…

     Eine große Rolle spielt, dass die Besucher*innen nicht mehr das vorfinden,
     weshalb sie Einrichtungen besuchen (gering reglementiert, Freunde treffen)

                                                                                          35
Aktionen im virtuellen Sozialraum

                                    36
Angebote im virtuellen Sozialraum bzw. digitale Angebote

                                    digitale Coronainfos            36,9            10,4 13,5                   39,3
                Online selbst gemachte Videos einstellen            36,1            8,5    16,5                 38,9
Online (Mitmach-) Angebote mit unterschiedlichen Themen…            35,4            13,3          27,6             23,7
                                      Live-(Video-)Chat            33,3            9,8     22,9                  34,0
                                       digitales Gaming            33,2            10,9     22,6                 33,3
                                 digitale Sprechstunden           29,2         12,8         28,2                  29,8
          Online (politische) Positionen der Jugendlichen… 15,2      8,5 6,7                       69,6
                        digitale Hausaufgabenbetreuung      14,4     11,1      22,0                       52,6
   digitale Austauschtreffen mit anderen Jugendlichen aus… 13,1 5,65,4                            75,8
                                  digitale Sportangebote    12,3 5,9        23,1                         58,7
                                      digitale Liveshows    9,3 4,3 12,3                          74,0
           gemeinsame Besuche digitaler Kulturangebote 4,85,1 8,0                             82,1
                                          digitale Disco 1,0
                                                         0,67,2                            91,2

                             machen/nutzen wir weiter             machen/nutzen wir modifiziert
                             machen/nutzen wir nicht mehr         haben wir nicht gemacht/genutzt

                                                                                                                          37
Intensität der digitalen Angebote

                                                  die Daten der Tabelle basieren auf eine
                       Anzahl     In %
                                                  Auszählung, wie häufig die Einrichtung angegeben
geringere Intensität    176       28,2            hat, dass sie die Angebote aus der vorherigen
mittlere Intensität     351       56,3            Tabelle weiter machen/nutzen, nicht mehr
                                                  machen/nutzen oder modifiziert machen/nutzen.
höhere Intensität        97       15,5
                                                  (digitales Coronainfos ist als nicht inhaltliches
Gesamt                  624       100,0           Angebot ausgeklammert)

Geringere Intensität: kein Angebot bis drei Angebote
Mittlere Intensität: vier bis sieben Angebote
Höhere Intensität: acht bis 12 Angebote

                                                                                                      38
Intensität der der digitalen Angebote und Trägerschaft der Einrichtung

                                   alle           Freier Träger      öffentlicher Träger
Digitale Angebote                 Anzahl         Anzahl     In %     Anzahl       In %
geringere Intensität               170            86        50,6         84       49,4
mittlere Intensität                333            214       64,3         119      35,7
höhere Intensität                   94             68       72,3         26       27,7
Gesamt                             597            368       61,6         229      38,4

Einrichtungen der freien Träger sind mit digitalen Angeboten
intensiver tätig als kommunale Einrichtungen.

                                                                                           39
Intensität der digitalen Angebote und Einschätzung zu Beziehungsarbeit

                                                 volle Zustimmung: "Beziehungsarbeit
                                   alle
                                                            geht nicht digital
Digitale Angebote                 Anzahl              Anzahl                 In %
geringere Intensität               165                  77                   46,7
mittlere Intensität                345                  84                   24,3
höhere Intensität                  97                  20                20,6
Gesamt                             607                 181               29,8

 Einrichtungen mit geringerer Intensität stimmen
 überdurchschnittlich der Einschätzung voll zu, dass
 Beziehungsarbeit nicht digital geht.

                                                                                       40
Intensität der digitalen Angebote und Partizipation

                               Mitentscheidungsgremien wie Hausversammlung, Jugendrat oder Ähnliches
                                                                    wurden         sind mit Corona neu
                                haben wir      fanden wegen
                        Alle                                   überwiegend digital entstanden, auch in
                              ohnehin nicht Corona nicht statt
                                                                  durchgeführt        digitaler Form
Digitale Angebote      Anzahl Anzahl In % Anzahl        In %     Anzahl    In %      Anzahl       In %
geringere Intensität    175      83    47,4      65      37,1      20       11,4      7          4,0
mittlere Intensität     348     107    30,7     141      40,5      86       24,7      14         4,0
höhere Intensität       97      13     13,4     28       28,9      48       49,5       8         8,2
Gesamt                  620     203    32,7     234      37,7      154      24,8      29         4,7

Einrichtungen mit einer höheren Intensität digitaler Angebote, geben
überdurchschnittlich an, dass Mitentscheidungsgremien überwiegend digital
durchgeführt wurden.
Entsprechend geben sie unterdurchschnittlich an, dass sie solche Gremien
ohnehin nicht haben.
70 % haben solche Gremien ohnehin nicht oder sie fanden nicht statt

                                                                                                         41
Intensität der digitalen Angebote und Selbstorganisation

                                     Besucher*innen konnten sich
                                         in der Zeit von Corona
                            alle
                                        selbstorganisiert an der
                                     Angebotsgestaltung beteiligen
digitale Angebote          Anzahl        Anzahl           In %
geringere Intensität        171            43             25,1
mittlere Intensität         349            141            40,4
höhere Intensität            97            50             51,5
gesamt                      617            234            37,9

Einrichtungen mit einer höheren Intensität der Nutzung digitaler Medien um
Angebote zu machen geben signifikant häufiger an, dass Besucher*innen sich in
der Zeit von Corona selbstorganisiert an der Angebotsgestaltung beteiligen
konnten.

                                                                                42
Aktionen im physischen Sozialraum

                                    43
Angebote im physischen Sozialraum bzw. sozialräumliche Angebote

           Angebote im Außengelände der Einrichtung                      58,5                 14,7 3,5       23,2
 Ausleihe von Büchern, Spielzeug, Sport- und anderen                                                                    Eng an den
                                                                    47,8                9,3   18,9           24,0
                     Utensilien                                                                                         Einrichtungen
      Tüten mit Material etc. bereitstellen oder bringen          38,1            9,5         34,6            17,8

                         Spiel- und/oder Tanzaktionen        27,6          14,6     12,3              45,5

                 Angebote auf Sport- und Spielplätzen        27,4          12,2 8,7                  51,8
                                                                                                                         Weiter
                         Ausleihe von digitalen Medien       26,1        7,5 12,8                    53,5                draußen

Kunst- ,Medien- oder politische Aktionen im Sozialraum      24,4          13,9 7,5               54,2

                 Essen-/Getränkeausgabe/Gabenzaun          18,6     7,4 12,8                    61,2

              Öffentliches Grillen, Essen verteilen o.ä.   17,1     9,5 10,7                   62,7

          machen wir weiter       machen wir modifiziert     machen wir nicht mehr            haben wir nicht gemacht

                                                                                                                                44
Intensität der sozialräumlichen Angebote

um Angebote zu                                   die Daten der Tabelle basieren auf eine Auszählung,
                     Anzahl    In %
machen                                           wie häufig die Einrichtung angegeben hat, dass sie
geringere Intensität 131       21,0              Angebote aus der vorherigen Tabelle weiter machen,
mittlere Intensität   309      49,5              nicht mehr machen oder modifiziert machen (ohne
höhere Intensität     184      29,5              Angebote im Außengelände der Einrichtung).
Gesamt                624      100,0
Geringere Intensität: kein Angebot bis zwei Angebote
Mittlere Intensität: drei bis fünf Angebote
Höhere Intensität: sechs bis acht Angebote

30 % der Einrichtung haben vergleichsweise intensiv die
Grenzen der Einrichtung geöffnet oder überschritten.

                                                                                                       45
Intensität der sozialräumlichen Angebote und neue Besucher*innen

                                haben über Kontakte im
                                    Sozialraum neue
                        alle
                                    Besucher*innen
                                   gewinnen können
Sozialräuml.
                       Anzahl     Anzahl       In %
Angebote
geringere Intensität    127         29         22,8
mittlere Intensität     305        124         40,7
höhere Intensität       181         78         43,1
Gesamt                  613        231         37,7

Einrichtungen mit einer höheren Intensität bezüglich Angebote im Sozialraum
konnten überdurchschnittlich neue Besucher*innen gewinnen.

                                                                              46
Intensität der sozialräumlichen Angebote und neue Besucher*innen

                                haben über Kontakte im
                                    Sozialraum neue
                        alle
                                    Besucher*innen
                                   gewinnen können
Sozialräuml.
                       Anzahl     Anzahl       In %
Angebote
geringere Intensität    127         29         22,8
mittlere Intensität     305        124         40,7
höhere Intensität       181         78         43,1
Gesamt                  613        231         37,7

Einrichtungen mit einer höheren Intensität bezüglich Angebote im
Sozialraum konnten überdurchschnittlich neue Besucher*innen
gewinnen.

                                                                   47
Intensität der sozialräumlichen Angebote und Intensität digitaler Angebote
                                       Digitale Angebote
             Alle   höhere Intensität mittlere Intensität geringere Intensität
Sozialräuml.                                                                     Es zeigt sich ein
             Anzahl Anzahl    In %      Anzahl     In %    Anzahl      In %
Angebote                                                                         signifikanter
geringere
Intensität
              131     6        4,6        69       52,7      56        42,7      Zusammenhang
mittlere
              309     28       9,1       185       59,9      96        31,1
                                                                                 zwischen der
Intensität
                                                                                 Intensität bezogen
höhere
              184     63      34,2        97       52,7      24        13,0      auf digitale Angebote
Intensität
Gesamt       624      97      15,5       351       56,3      176       28,2      und der Intensität
                                                                                 von Angeboten
                                                                                 bezogen auf den
                                                                                 Sozialraum.
                                                                                 Diejenigen, die in
                                                                                 einem Bereich aktiver
                                                                                 sind, sind es in der
                                                                                 Tendenz auch im
                                                                                 anderen Bereich.
                                                                                 .
                                                                                                         48
Einzelkontakte/Beratung/individuelle Unterstützung

                                                     49
Bedeutung von Einzelkontakten/Beratung/individuelle Unterstützung als pädagogischer
Schwerpunkt in der Pandemiezeit

                     Anzahl   in %
sehr wichtig          398     65,0
wichtig               157     25,7
eher nicht wichtig     51      8,3
unwichtig              6       1,0
Gesamt                612     100,0

Mit 65 % der Einrichtungen geben überdurchschnittlich viele Einrichtungen an,
dass Einzelkontakte, Einzelberatung, individuelle Unterstützung ein sehr wichtiger
pädagogischer Arbeitsschwerpunkt seit Beginn der Coronapandemie ist.

                                                                                      50
Intensität sozialraumbezogener Aktivitäten und weitere Zusammenhänge
Bei Einrichtungen mit einer höheren Intensität zeigen sich weitere signifikante
Zusammenhänge. Sie geben überdurchschnittlich an, dass
• sie Kontakt zu Stammbesucher*innen haben halten können und neue
  Besucher*innen haben gewinnen können
• sie auf jeden Fall herausreichende Aktivitäten im Sozialraum als Kontakt- und
  Kommunikationsarbeit und als Angebot auch nach Corona beibehalten wollen

Fragen:
• Digital intensiver arbeitende Einrichtungen sind auch im Hinblick
  auf Sozialraumaktivitäten intensiver tätig sind. Was könnten
  Gründe dafür sein?
• Einrichtungen mit einer höheren Intensität der Kontakte im
  Sozialraum haben überdurchschnittlich Einzelberatung und
  individuelle Unterstützung als pädagogischen Schwerpunkt
  genannt. Was könnte dahinter stehen?
• Bewältigung von Schule ist ein herausragendes Thema von
  Einzelberatung und individueller Unterstützung. Wie sehen Sie
  diesen Zusammenhang?

                                                                                  51
Fazit
• Die OKJA hat sich die digitale Arbeit erschlossen
• Die Möglichkeit von Beziehungsarbeit darin wird unterschiedlich bewertet
• Digitale Medien werden noch wenig als Forum öffentliche Artikulation von K/J und damit
  politischer Bildung genutzt.
• Insgesamt betreiben wenige Einrichtungen formelle Partizipation.
• Die sozialräumliche Orientierung ist ausgeprägt. Viele Einrichtungen sind sowohl digital als
  auch sozialräumlich aktiv.
• Wer mit sozialräumlich aktiv war, konnte überdurchschnittlich neue Besucherinnen
  gewinnen.
• Sozialraumorientierte Einrichtungen ermöglichen auch eher digitale Partizipation.
• Einzelkontakte/Beratung/individuelle Unterstützung von Bewältigung ist für eine Mehrheit
  ein starker Arbeitsschwerpunkt.
• Dabei geht es besonders um die Unterstützung der Bewältigung von Schule.
• Gruppenarbeit wurde neu entdeckt und wird mit dem offenen Bereich kombiniert.
• Gruppenarbeit wird auch hybrid, also in Kombination von analoger und digitaler Arbeit
  praktiziert.

                                                                                       52
Offene Kinder- und Jugendarbeit in der Coronakrise
– Zwischenergebnisse des Forschungsprojekts
in NRW und Ausblick

Vierter Teil: Schlußfolgerungen

Prof. Dr. Ulrich Deinet, 26.11.2021
Schlussfolgerungen

• Nach der langen Phase in der Pandemie wird sich die Kinder- und Jugendkultur
  verändert haben! Die Jugendlichen kommen nicht einfach wieder!
• Sozialraum- und Lebensweltanalysen werden nötig sein, um (neue) Bedarfe zu
  ermitteln.
• Diese Analysen können mit Hilfe sozialräumlicher Methoden (z.B. Befragungen,
  Begehungen, Aktionen im öffentlichen Raum, „herausreichende“ und mobile
  Arbeit) partizipativ, öffentliche sichtbar, aktivierbar gestaltet werden.
• Es geht um die Revitalisierung, die Rückgewinnung öffentlicher Räume mit und
  für Kindern und Jugendlichen…
• …auch als kommunalpolitische Aufgabe der Beteiligung von Kindern und
  Jugendlichen an der Gemeinde- und Stadtentwicklung.

                                                                                 54
Jugendbefragungen und Sozialraumanalyse werden
wieder notwendig, um Jugendkulturen und Bedarfe neu zu
eruieren. Dafür müssen sich auch die Methoden
verändern in der Corona-Zeit!
                               Kinder und Jugendliche schreiben Erläuterungen der
                               Orte auf Zettel und fixieren diese mit entsprechend
                               farbigen Nadeln auf der Duisburg-Stadt(teil)karte.
Sozialraumorientierung in und beyond Corona - veränderte
Lebenswelten und die Herausforderungen für die Kinder- und
Jugend(sozial)arbeit, sozial-räumliche Folgerungen:

• Rückgewinnung, Wiederaneignung, Revitalisierung des
  Nahraums von und mit Kindern und Jugendlichen
• Erweiterung des Handlungsraums als wichtige
  Entwicklungsaufgabe von Kindern und Jugendlichen
  unterstützen (z.B. Fahrten, usw.)
• Verknüpfung von Räumen fördern: in Einrichtungen, im
  öffentlichen Raum, in der Schule, in den Lebenswelten,
• Jugendsozialarbeit, Schulsozialarbeit aber auch andere
  Arbeitsbereiche können auch Räume der Nutzung und
  Erweiterung der Medienkompetenz von Kindern und
  Jugendlichen werden.
Ausblick auf die Jugendsozialarbeit beyond Corona

• Viele Einrichtungen, Projekte müssen „neu starten“, sich neu erfinden;
  andere finden sich in veränderten institutionellen Bedingungen wieder!
• Die Digitalisierung wird die Jugendsozialarbeit nachhaltig verändern:
  „Verknüpfung von Räumen, flexible Räume, Multilokalität,
  Polykontextualisierung“ bedeuten, dass die Jugendsozialarbeit in
  Einrichtungen, im öffentlichen Raum, mobil und aufsuchend, digital und in
  virtuellen Räumen unterwegs sein muss und diese Kontexte miteinander
  verbindet so wie es die Jugendlichen tun!
• Man wird aber auch auf viele bewährte Ansätze, Methoden zurückgreifen
  können.
• Es wird eine interessante Zeit, alles Gute!
Prof. Dr. Ulrich Deinet

                                                                              57
Literatur/Quellen zum „Neustart“-Projekt

Ulrich Deinet, Benedikt Sturzenhecker (2021): Offene Kinder- und
Jugendarbeit in Coronazeiten – empirische Einblicke und konzeptionelle
Folgerungen, in der Zeitschrift „deutsche jugend“, Ausgabe 4, Jahr 2021,
Seite 161 – 169, Beltz Juventa, Weinheim

Ulrich Deinet, Benedikt Sturzenhecker (Hrsg.) (2021) Erster Zwischen-
bericht zum Forschungsprojekt: Neustart der Offenen Kinder- und
Jugendarbeit in NRW in der Corona-Zeit (Februar 2021),
https://soz-kult.hs-
duesseldorf.de/forschung/forschungsaktivitaeten/einrichtungen/fspe/neu
start_Jugendsozialarbeit_nrw/Documents/Neustart_Zwischenbericht_erst
erTeil.pdf

Website der Forschungsstelle FSPE an der Hochschule Düsseldorf:
https://soz-kult.hs-
duesseldorf.de/forschung/forschungsaktivitaeten/einrichtungen/fspe/neu
start_Jugendsozialarbeit_nrw

                                                                           58
Literaturverzeichnis
Deinet, U., Icking, M., Nüsken, D., Schmidt, H. (2017). Potentiale der Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Innen- und
Außensichten. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und Entwicklung (FSPE) Hochschule Düsseldorf (2020a):
Neustart der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in NRW in der Corona-Krise. Unveröffentlichter Zwischenbericht.
Forschungsstelle für sozialraumorientierte Praxisforschung und Entwicklung (FSPE) Hochschule Düsseldorf (2020b):
Kinder- und Jugendarbeit im Dialog. Unveröffentlichter Projektbericht.
Langmeyer, A. et. al. (2020): Kindsein in Zeiten von Corona. Erste Ergebnisse zum veränderten Alltag und zum
Wohlbefinden von Kindern. Deutsches Jugendinstitut. Online abrufbar unter
https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/dasdji/themen/Familie/DJI_Kindsein_Corona_Erste_Ergebnisse.pdf.
[Zuletzt abgerufen 20.08.2020].
Löw, M. (2001). Raumsoziologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH/ Calmbach, Marc Dr. et al. (Hg.) (2016). Wie ticken Jugendliche 2016? –
Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland. Springer: Berlin. Online abrufbar unter
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-658-12533-2.pdf. [Zuletzt abgerufen 14.11.2019].
Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen (Hg.) (2015). 2. Kinder- und Jugendbericht Rheinland-
Pfalz. Respekt! Räume! Ressourcen! MIFKJF: Mainz. Online abrufbar unter
https://mffjiv.rlp.de/fileadmin/MFFJIV/Jugend/2._Kinder_Jugendbericht.pdf. [Zuletzt abgerufen 14.11.2019].
Sie können auch lesen