Mitbestimmung bei den Bibern - Handbuch für Leiterinnen und Leiter mit Tipps und Methoden für die Praxis - DPSG

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Mitbestimmung bei den Bibern - Handbuch für Leiterinnen und Leiter mit Tipps und Methoden für die Praxis - DPSG
Mitbestimmung bei
       den Bibern
Handbuch für Leiterinnen und Leiter mit Tipps
       und Methoden für die Praxis
Mitbestimmung bei den Bibern - Handbuch für Leiterinnen und Leiter mit Tipps und Methoden für die Praxis - DPSG
Mitbestimmung bei den Bibern   1

Inhalt

Handreichung für Leiterinnen und Leiter .......... 2

Kinder lernen durch Mitbestimmung ................ 2

Als Leiterin und als Leiter Biber beim
Mitbestimmen unterstützen ............................. 3

Mitbestimmung in der Gruppenstunde ............ 5

Einbindung der Biber in den Stamm .................. 8

                          „Aufgabe des Leiters ist es, die Jungen und Mädchen
                                    in die richtige Richtung zu begeistern.“
                                                   Lord Robert Baden-Powell
Mitbestimmung bei den Bibern    2

Handreichung für Leiterinnen
und Leiter

„Als ein freiheitlich-demokratisch aufgebauter       für das Gelingen von Aktionen und Gruppenstun-
Verband arbeitet die DPSG mit altersgerechten        den übernehmen.
Mitbestimmungsformen. Politisches Lernen fin-        „Kinder und Jugendliche können (mit-) gestalten.
det bereits im Zusammenspiel von Groß- und           Es gibt kein Argument dagegen, diese mitbestim-
Kleingruppe statt. Die Erwartungen und Bedürf-       men zulassen. Die Kompetenzen erlangen sie bei
nisse und Wahrnehmungen Einzelner werden zu-         der Durchführung einzelner Handlungen. Was
sammengetragen. Gemeinsam erzielen Grup-             Kinder und Jugendliche in der DPSG an Partizipa-
penmitglieder eine Verständigung darüber, wel-       tionsmöglichkeiten erleben, prägt sie für ihr Le-
che Position sie einnehmen. Aus dieser heraus        ben. Der Verband erfüllt somit seinen Erzie-
entwickeln sie ihr politisches Handeln.“1            hungsauftrag, den er sich gegeben hat: Kinder
Mit dieser Aussage definiert die DPSG Mitbe-         und Jugendliche ihre eigene Persönlichkeit ent-
stimmung in ihrer Ordnung, es wird deutlich,         decken und entwickeln zu lassen.“4
dass Mitbestimmung nur gemeinsam passieren
kann, im Zusammenspiel von Gruppenmitglie-
dern und Gruppenleitenden.                           Kinder lernen durch
Entsprechend ihrem Entwicklungsstand sind Kin-       Mitbestimmung
der an allen sie betreffenden Planungen und Ent-
scheidungen zu beteiligen2. Das Recht bedeutet       In der DPSG ist Mitbestimmung ein Thema, dass
gleichzeitig auch, dass Kinder ein Recht haben       von und mit Pfadfinderinnen und Pfadfindern je-
sich nicht zu beteiligen. Eine Beteiligung erfolgt   den Alters und jeder Stufe bis hin zu Leiterinnen
freiwillig.                                          und Leitern umgesetzt werden soll.
Die Erwachsenen, sind verpflichtet dieses Recht      Dabei werden drei Ziele verfolgt: Kinder sollen
umzusetzen. Denn Mitbestimmung muss beglei-          von Beginn an lernen, wie Demokratie funktio-
tet werden um das Interesse der Kinder an Betei-     nieren kann. Sie sollen lernen, ihr Lebensumfeld,
ligung zu wecken und aufrecht zu erhalten.           die Welt um sich herum (mit) zu gestalten und zu
Das gelingt nur, wenn die beteiligten Erwachse-      verbessern. Und sie sollen die Möglichkeit be-
nen planvoll dahinterstehen. Die Beteiligung von     kommen, sich durch altersgemäße Methoden
Kindern und Jugendlichen sollte nicht zufällig       weiter zu entwickeln, ihre Persönlichkeit zu bil-
und spontan entstehen, sondern bedarf eines          den und neue Fähigkeiten zu lernen.
klaren Konzepts. Diese Klarheit müssen die Er-
wachsenen für die Kinder schaffen.                   Kinder lernen Demokratie durch Mitbestim-
Darüber hinaus setzt Mitbestimmung voraus,           mung in der Gruppe
„dass Erwachsene freiwillig einen Teil ihrer         In einer Gruppe zu gemeinsamen Entscheidun-
Macht abgeben zugunsten der Entscheidungs-           gen zu finden, einen Willensbildungsprozess mit
freiheit der Kinder“3.                               anderen zusammen zu gestalten und dabei ei-
Mitbestimmung innerhalb der DPSG bedeutet,           gene und fremde Meinungen zu diskutieren und
dass Kinder und Erwachsene gemeinsam das             zu vertreten, das sind die Anfänge demokrati-
Verbandsleben gestalten und die Verantwortung        schen Lernens.

1                                                    4
 Ordnung der DPSG                                     Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg: Ideensammlung
2vgl. Artikel 12 der UN- Kinderrechtskonvention      Mitbestimmung/ 2013
3https://www.verwaltung.steiermark.at [13.02.2019]
Mitbestimmung bei den Bibern     3

Auch wenn das bei Kindern im Biberalter noch          mit seinen eigenen Interessen durchzusetzen o-
spielerischer sein wird und in der Tragweite und      der sich auch mal von den anderen Gruppenmit-
„Wichtigkeit“ der Entscheidungen vielleicht klei-     gliedern überzeugen zu lassen.
nere Dimensionen annimmt, so können sie trotz-        Dabei lernen sie ebenso auch andere Meinungen
dem dabei die Grundlagen dafür lernen, einen          Mitbestimmung ernst und wichtig nehmen
gemeinsamen Diskussions- und Entscheidungs-           Ernst genommene Mitbestimmung bedeutet,
weg zu gehen.                                         dass Erwachsene Verantwortungsbereiche an
                                                      Kinder abgeben und die Biber damit wirklich Ent-
Kinder lernen, die Welt und ihr Lebensumfeld          scheidungen treffen können. Dazu bedarf es das
mit zu gestalten                                      Wagnis, sich auf die Entscheidung der Kinder ein-
Kinder haben ein natürliches und neugieriges In-      zulassen und diese in ihren Vorhaben zu unter-
teresse an der Welt. Begleitet und unterstützt        stützen.
durch Erwachsene können sie mehr und mehr             Leiterinnen und Leiter sollten dabei versuchen,
von der Welt und ihrem eigenen Lebensumfeld           durch einen ganzheitlichen und kreativen Ansatz
lernen und verstehen. Darauf aufbauend begin-         alle Kinder mit ihren aktuellen Fähigkeiten und
nen sie, sich eine Meinung über das zu bilden,        Bedürfnissen wahrzunehmen, abzuholen, auf
was sie in ihrer Lebenswelt vorfinden.                diese einzugehen und zu respektieren. In der
Falls sie dabei etwas entdecken, was verände-         Gruppe können sie gemeinsame Entscheidungen
rungswert ist, beginnen sie, die Welt zu gestalten    vorbereiten, diese treffen und in ihren Konse-
und zu verändern, zu verbessern. Im Kleinen, in       quenzen und Auswirkungen reflektieren.
der Gruppe und ihrem näheren Umfeld, vielleicht       Dadurch, dass sich durch ihre Entscheidungen
aber auch schon wirksam auch in größeren Zu-          ihre Lebenswelt verändert und gestalten lässt,
sammenhängen, wie dem Stamm oder der Ge-              lernen sie sich selbst als wirksamen Menschen
meinde.                                               kennen.
                                                      Eigeninitiative und mehr Vertrauen in sich selbst
Kinder entwickeln sich und erweitern ihre Fä-         und in die Gemeinschaft ist der Entwicklungsas-
higkeiten                                             pekt, den die Kinder im Biberalter hier lernen
Im Rahmen dieser beginnenden Mitbestimmung            und erweitern.
können Kinder neue Fähigkeiten lernen, an sich
entdecken und weiter entwickeln. Darin sollten
sie durch ihre Leiterinnen und Leiter unterstützt     Als Leiterin und als Leiter
und bestärkt werden.                                  Biber beim Mitbestimmen
In Bezug auf sich selbst geht es hier zuerst einmal
darum, die eigenen Interessen und Wünsche zu
                                                      unterstützen
erspüren, sich selbst und die eigenen Gefühle
                                                      Leitungsverständnis und persönliche Einstel-
und Einstellungen wahrzunehmen und zu erken-
                                                      lung zu Mitbestimmung
nen, was man möchte. Die Kinder beginnen zu
                                                      Neben dem grundlegenden Leitungsverständnis
lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden und
                                                      von Leiterinnen und Leitern der Bibergruppen,
diese sprachlich, aber auch durch andere Mittel,
                                                      bedarf es gerade im Hinblick auf die Verwirkli-
auszudrücken. In einer Gruppe können sie dabei
                                                      chung von Mitbestimmung für Biber einer beson-
auch lernen, für sich und ihre Meinung einzu-
                                                      deren Bereitschaft, sich auf die Perspektive der
stehen, Ja und Nein sagen zu können, und sich
                                                      Kinder einzulassen, ihnen den nötigen Raum zu
Mitbestimmung bei den Bibern       4

gewähren und dabei auch Verantwortung und           (Information), sich eine Meinung zu bilden (Aus-
Macht abzugeben. Hier ist die persönliche Ein-      tausch und Entscheidung) und Vorhaben umzu-
stellung von Leiterinnen und Leitern gefragt und    setzen (Handeln).
gefordert.                                          Für einen guten Entscheidungsprozess benötigt
                                                    es eine sichere Struktur durch Leiterinnen und
Unbedingte Wertschätzung als Grundlage des          Leiter, diese sorgen für Transparenz, geben me-
Leitungshandelns                                    thodische Hilfestellungen und sorgen dafür, dass
Denn auch im Biberalter, wollen Kinder ernst ge-    alle Mitglieder der Gruppe mit dabei sind. Sie
nommen werden. Sie möchten erfahren, dass Er-       sind dabei gerade für Kinder im Biberalter Be-
wachsene verstehen und respektieren, was für        zugsperson und Vorbild.
sie wichtig und von Bedeutung ist. Diese müssen     Kinder brauchen oft noch Hilfe dabei, sich aus-
sich dazu auf Augenhöhe der Kinder begeben,         drücken und die richtigen Worte zu finden, ge-
zum Einen, um Kinder zu verstehen und ihre Per-     rade wenn es darum geht, innere Zustände, Ge-
spektive annehmen zu können, aber auch um           fühle und Meinungen auszudrücken. Hierbei ist
ihnen zu zeigen, wie bedeutsam sie und ihre Mei-    es hilfreich, wenn die Gruppenleitung selbst
nung sind, und wie berechtigt sie sind, diese zu    sprachlich klar ist. Es hilft dabei auch, neben der
besitzen und zu vertreten. Diese Einstellung be-    sprachlichen (Worte, Zeichen, Gestik, Mimik)
inhaltet eine unbedingte Wertschätzung dem          auch andere Ausdrucksformen und Methoden zu
Kind gegenüber.                                     nutzen (z.B. Knete zur Veranschaulichung, …).

Mitbestimmung ernst und wichtig nehmen              Beobachtung und Wahrnehmung von Gruppe
Ernst genommene Mitbestimmung bedeutet,             und Kind
dass Erwachsene Verantwortungsbereiche an           Leiterinnen und Leiter sollten gute Beobachter
Kinder abgeben und die Biber damit wirklich Ent-    sein, um die Anliegen der Kinder zu (er) kennen
scheidungen treffen können. Dazu bedarf es das      und zu verstehen, selbst wenn sie diese manch-
Wagnis, sich auf die Entscheidung der Kinder ein-   mal nicht selbst ausdrücken oder formulieren
zulassen und diese in ihren Vorhaben zu unter-      können.
stützen.                                            Als Leiterin und Leiter ist es aber auch wichtig, zu
Leiterinnen und Leiter sollten dabei versuchen,     sehen, wo die Gruppe und auch jedes einzelne
durch einen ganzheitlichen und kreativen Ansatz     Kind gerade steht, welche Dinge dran sind und
alle Kinder mit ihren aktuellen Fähigkeiten und     welche Methoden oder Schritte in einem Ent-
Bedürfnissen abzuholen und mit zu nehmen.           scheidungsprozess in diesem Moment gegangen
                                                    werden können. Dabei müssen sie ein Auge auch
Praktische Fähigkeiten von Leiterinnen und Lei-     auf Grenzen haben, sowohl die eigenen, wie
tern                                                auch die der Kinder.
Neben der persönlichen Einstellung gibt es eine     Erwachsene sollten dabei für die Anliegen der
Reihe von praktischen Ansätzen, die dabei hel-      Kinder und ihre Bedürfnisse Anwältin bzw. An-
fen, Mitbestimmung und das Erleben von Selbst-      walt sein und diese auch nach außen hin vertre-
wirksamkeit in der Gruppe zu unterstützen.          ten. Natürlich können und sollen diese auch
Die Bibergruppe wird durch Animationen und          selbst aktiv werden, sie brauchen aber den Rück-
Anregungen der Leiterinnen und Leiter dabei ge-     halt der Leiterinnen und Leiter dabei.
fördert, sich mit der Welt auseinander zu setzen
Mitbestimmung bei den Bibern      5

Mitbestimmung in der                                 „Jetzt ist die Zeit für das „Freispiel“ - wollt ihr
                                                     spielen oder weiter beilen? Jeder darf für sich
Gruppenstunde                                        entscheiden.“

Freispiel-Zeit                                       Die Kinder entscheiden individuell, ob sie spielen
Im Freispiel entscheiden die Kinder selbst, ob       oder beilen wollen.
und was sie spielen möchten. Wichtig ist, die
Langweile auszuhalten, bis den Kindern selbst et-    Lernpartnerschaft
was einfällt. Auch Nichtstun oder (für Erwach-       Gespräche/ Erklärungen sollten immer auf Au-
sene) scheinbar Sinnloses (wie an der Feuerstelle    genhöhe durchgeführt werden, deshalb in die
aus Wasser und Asche einen Brei erzeugen und         Hocke gehen, um auf Augenhöhe zu sein (nicht
darin matschen) oder „nur“ zuschauen, was die        nur herunterbeugen).
anderen machen, ist Okay.                            Da Leiterinnen und Leiter Lernpartnerinnen und
                                                     Lernpartner sind, ist es nicht schlimm, zuzuge-
Ich-Botschaften                                      ben, dass man nicht auf jede Frage eine Antwort
Den Bibern die eigenen Gedanken und Gefühle          hat (aber die Antwort ggf. nachreichen kann). Im
(positiv wie negativ) zu einem Verhalten mittei-     Gegenteil, durch diese „Wissenslücken“ wird
len.                                                 Lernpartnerschaft noch hervorgehoben.
                                                     In den 20 Minuten des „Lernteils“ geben die Lei-
Beispiel:                                            terinnen und Leiter ihr (Pfadi)Wissen weiter. Im
„Ich finde, das sind ganz schöne Ferkelchen, die     Gegenzug lernen die Leiterinnen und Leiter von
ihren Müll einfach so liegen lassen. Aber ich bin    den Kindern „Biberwissen“. Manche Biber sind
ja ein Biber und Biber schützen die Natur, deshalb   echte Expertinnen und Experten auf einem Ge-
sammele ich das jetzt auf, obwohl es mir nicht ge-   biet, dieses Wissen können sie sowohl im „Lern-
hört. B.P hat gesagt, dass wir die Welt etwas bes-   teil“ der Gruppenstunde weitergeben, als auch
ser machen sollen und die Wiese ist viel schöner     im „Freispiel“.
ohne Müll oder was meint Ihr?“                       So zum Beispiel neue Spiele oder alte Spiele um
Danach ist es meistens nicht notwendig zur Mit-      neue Ideen bereichert, neue (Phantasie-)Wörter
hilfe aufzufordern, die meisten Biber folgen dem     und Wortgebilde, aber auch „Bibereigenschaf-
Beispiel der Leiterin des Leiters.                   ten“ wie zum Beispiel extreme Neugier, Wissens-
                                                     durst, Entschleunigung und Geduld.
Optionen aufzeigen                                   Kinder im Biberalter haben ein anderes Zeit- und
Beispiel:                                            Wertegefühl, sie sind ehrlich und geradeheraus.
„Wenn wir noch Dunkelverstecken spielen wol-         Sie sind unglaublich phantasievoll, hinterfragen
len, dann müssen wir jetzt zum Gruppenraum zu-       alles und sind überdurchschnittlich begeiste-
rück, sonst werdet ihr schon abgeholt, bis wir un-   rungsfähig, vor allem für die kleinen Dinge, an
ten sind.“                                           denen wir Großen oft unachtsam vorbei gehen.
                                                     Im Biberalter ist alles spannend und vieles neu,
Die Biber entscheiden dann gemeinsam, ob sie         jede Idee und Frage ist ein Gewinn für die
draußen bleiben wollen oder drinnen Dunkelver-       Gruppe.
stecken spielen wollen.
Mitbestimmung bei den Bibern      6

Es ist wichtig, den Bibern gegenüber die doppelte      Das Wissen, dass man sich, wenn nötig, jederzeit
Freiwilligkeit zu betonen, dass keiner von uns zur     festhalten kann, macht meistens genau dies
Gruppenstunde kommen muss, sondern wir alle            überflüssig.
(Biber und Leiterinnen und Leiter) hier sind, um
etwas voneinander zu lernen und zusammen               Ist ein Abhang zu steil oder zu rutschig, empfiehlt
Spaß zu haben. Oft wissen die Kinder nicht, dass       man den Bibern, es zu probieren und gegebenen-
die Leitung ihre Tätigkeit ehrenamtlich ausführt.      falls den Rest der Strecke auf dem Hintern herun-
                                                       ter zu rutschen oder zu krabbeln.
Die Gleichwertigkeit von Biber und Leiterinnen
und Leitern muss ausgesprochen werden. Die             Hat ein Biber Angst vor den Funken des Feu-
Lernpartnerschaft in den Gruppenstunden al-            erstahls, bekommt er Baumwollhandschuhe, an-
leine reicht nicht aus. In Worte gefasst hat die er-   statt den Zunder für Ihn anzuzünden.
lebte Gleichwertigkeit mehr Substanz und ist be-
greifbarer. Man muss ihnen erklären, dass aufge-       Sehr geduldig zuhören
stellte Regeln in der Gruppenstunde und Rechte         Das Gehörte mit eigenen Worten, „häppchen-
im Umgang miteinander für alle gleichermaßen           weise“, wiederholen. Dabei das Gesagte (auch
gültig sind.                                           das nonverbale) durch Aktionen/ Gesten/ Bei-
                                                       spiele „visualisieren“.
Als Leiterin oder Leiter hat man aber mehr Ver-
antwortung und Aufgaben für die man schon er-          Beispiel:
wachsen sein muss. Das muss den Kindern eben-          Biber erklärt: „Dino-Fangen“
falls transparent gemacht werden.
                                                       Geduldig und sehr aufmerksam (innerlich und
Hilfe zur Selbsthilfe/ Erfolgserlebnisse               äußerlich) die ganze Erklärung abwarten (Ge-
Biber sollten Erfolge möglichst aus eigener Kraft      sprächspausen aushalten).
erzielen können, d.h. möglichst wenig aktives
Helfen von Seiten der Leiterinnen und Leiter, da-      Biber: „Dino-Fangen geht so wie normale Fangen
für viel passives Unterstützen.                        aber mit Dino bist du Borte!“

Beispiele:                                             Leitung: „Was ist Borte?“
Die erste Etage am Baumhaus ist zu hoch, um
drauf zu treten.                                       Biber: „Bei Borte kann der Dino dich nicht fres-
Anstatt den Biber hochzuheben, ist es besser, es       sen!“
ihm vorzumachen oder ihn anzuweisen.
                                                       Leitung: „Also bei Dino-Fange gibt es den Dino
Biber nicht einfach an die Hand nehmen, wenn           der alle fressen will und die anderen die weglau-
der Berg zu steil ist sondern die „helfende“ Hand      fen - richtig?“ - Biber bestätigt das Gesagte.
anbieten und verbal dieses „offene Angebot“ un-        „Okay, du bist zum Beispiel der Dino und ich will
terstreichen zum Beispiel mit dem Satz: “Nur,          nicht gefressen werden. Wenn du ganz nahe bist,
wenn du magst, du musst meine Hand nicht neh-          dann sag ich Borte - richtig?“
men.“
                                                       Biber korrigiert: „Nein du musst so machen.“
Mitbestimmung bei den Bibern     7

(geht in die Hocke)                                   „Es ist nicht schlimm zu streiten, denn Pfadfinde-
                                                      rinnen und Pfadfinder sind Geschwister und Ge-
Leitung: „Also, wenn der Dino ganz nahe ist, muss     schwister streiten manchmal. Aber Biber sind ja
ich in die Hocke (dabei in die Hocke gehen) und       auch Freundinnen und Freunde und diese sind
bin Borte richtig?“                                   lieb zueinander. Was machen wir denn jetzt, da-
                                                      mit es wieder gut ist?“
Biber korrigiert: „Aber du musst noch ein Dino sa-    Hier ist es wichtig den Bibern Zeit zu lassen, um
gen.“                                                 eigene Lösungen zu finden, den Streit beizule-
                                                      gen. (Wenn es länger dauert, geht die zweite Lei-
Leitung: „Aha, also ich mach so (in die Hocke ge-     tungsperson mit der Gruppe weiter und setzt die
hen) und sag Dino?“                                   Gruppenstunde fort.)
                                                      Wichtig ist, beide Parteien zu fragen, ob die ge-
Biber korrigiert: „Nein du musst den Dino-Namen       fundene Lösung so gut ist.
sagen!“
                                                      Bibersynonyme
Leitung: „Was für ein Dino-Name?“                     Da Begriffe wie: Vorstand, Satzung, Ordnung,
                                                      Gründer etc. nicht im alltäglichen Sprachge-
Biber: „Na, T-Rex , Triceratops oder Stegosaurus      brauch von Kindergartenkindern üblich sind müs-
….“                                                   sen altersgerechte Synonyme gefunden werden,
Leitung: „Du kennst aber viele Dinos - kennt ihr      um aus einem abstrakten Fremdwort ein begreif-
die auch alle?“                                       bares Umgangswort zu generieren.

Bei „Ja“ beginnt das Spiel bei „Nein“ zählt der Bi-   Beispiele:
ber ein paar Dino-Namen auf.                          Lord Robert Baden Powell : Gründer der Pfadfin-
                                                      der = B.P. der Erfinder der Pfadfinder
Konfliktlösung
Beispiel:                                             Vorstand = Ober- Bestimmerin oder Ober- Be-
Emil (6) hat Ronja (4) das Maskottchen Benja aus      stimmer (entsprechend der Kindergarten-Lei-
der Hand gerissen.                                    tung oder Häuptling des Indianerstammes)

Streithähne (wenn möglich etwas abseits) zu-          Satzung und Ordnung = Regelbuch wo drin steht,
sammenrufen. Bei Tränen wird erst getröstet.          was Pfadfinderinnen und Pfadfinder machen sol-
Beide Biber „erzählen“ (verbal und nonverbal)         len und was nicht.
ihre Sichtweise des erlebten Konflikts. Die Leite-
rin oder der Leiter bleibt neutral, ohne dass sie/    Buddy-Prinzip
er selbst das Verhalten bewertet und je nach Al-      Die erfahreneren Biber unterstützen die jüngeren
ter und Konflikt spiegelt sie/ er die Gefühle wie-    beim Erlernen der Pfadfindertechniken, im Frei-
der: „Emil schau mal die Ronja an, denkst du sie      spiel und ganz allgemein in der Gruppenstunde.
fühlt sich gut oder schlecht“? - „Schlecht“. Wenn
jemand das Gleiche bei dir machen würde - fühlst
du dich dann gut oder schlecht? - „Schlecht“.
Mitbestimmung bei den Bibern   8

Einbindung der Biber in den                             Stufe kennen zu lernen und dadurch den Stufen-
                                                        wechsel zu erleichtern. Durch die Biberguppe
Stamm                                                   sind lediglich „jüngere Geschwister“ hinzuge-
Damit sich die Biber an Stammesveranstaltungen          kommen.
beteiligen können, ohne unter den Älteren verlo-
ren zu gehen, empfiehlt sich das „Buddy-Sys-            Sind die Aktionen zeitgebunden oder überfor-
tem“.                                                   dernd wie zum Beispiel bei einem Langstrecken-
                                                        lauf, bekommen die Biber eigene Biberstrecke o-
Bei den amerikanischen Pfadfindern wird dieses
                                                        der steigen in die Wölflings- Strecke ein. Solche
System für Outdoor-Pfadfinder-Aktivitäten ange-
wandt.5                                                 Aktionen sollte man gemeinsam mit dem ganzen
                                                        Stamm mit einem gemeinsamen Abschluss been-
Der gleiche Grundgedanke steckt auch hinter             den.
dem Lernprogramm: „Buddy-Projekt.“ 6 .
Das pädagogische Konzept fußt auf Peergroup             Pfadfindertechniken auf multiple Stufen/ Biber-
Education, Partizipation, Selbstwirksamkeit und         gruppen-Niveau: Beilen, Feuerstahl, Spuren,
Lebensweltorientierung.                                 Knoten usw. - für jede Stufe und die Bibergruppe
                                                        gibt es eine altersgerechte Aufgabenstellung
Bei unseren Stammesveranstaltungen werden
                                                        (zum Beispiel beim Thema Knoten: Biber lernen
Leiterinnen und Leiter der anderen Stufen und/
                                                        den Ankerstich, Wölflinge den Mastwurf, …)
oder die Pfadfinderinnen und Pfadfinder der äl-
teren Stufen mit eingebunden. Nach dem
„Buddy-Prinzip“ werden Biber und junge Wölf-            Ideen, um den Stamm mit zu gestalten
linge einzelnen oder mehreren Grüpplingen zu-           Biber können den Stamm (unabhängig von der
geteilt.                                                Stammesversammlung) mit gestalten, indem sie
                                                        aktiv an den Stammesaktionen teilnehmen, hier
Dabei sind die Kinder kein Ersatz für die Leitung       sind ein paar Beispiele aus einem Stamm in Ess-
sondern der Grundgedanke ist: Pfadfinderinnen           lingen:
und Pfadfinder sind Geschwister, welche aufei-
nander Acht geben, sich gegenseitig helfen, mit-                  Sternsingen: Biber laufen in den
und voneinander lernen. Eine Durchmischung                         Gruppen mit oder bilden eine eigene
der Mitglieder aller Stufen soll das Gefühl för-                   Gruppe.
dern, sich als ein Teil einer großen (Stammes-)Fa-                Stammeswochenende: Biber sind am
milie zu erleben, um Grüpplinge der nächsten                       Themen-Programm-Tag von 9.00 Uhr -
                                                                   18.00 Uhr dabei, übernachten aber

5                                                       6
  Siehe unter FAQ´s. der Boy Scouts of America: What        http://www.buddy-ev.de
is    the     Buddy      System?     (https://web.ar-
chive.org/web/20110905063021/http://www.be-
comeascout.org/faq.aspx)
Mitbestimmung bei den Bibern   9

    nicht.
   städtische Putz-Aktion
   100 Bäume: Der Stamm pflanzt mit dem
    städtischen Förster Bäume im Esslinger
    Forst.
   Eisenfuß: Kilometer-gestaffelte
    Tageswanderung mit Stationen. Biber
    laufen eine eigene Strecke oder steigen
    später auf der Wölflingsstrecke ein.
   Stammesaktionstag mit Pfadi-
    Techniken-Parkour
   Firmlingshospitanz: Firmlinge begleiten
    die Biber 3x in die Gruppenstunde als
    Teil der Firmungsvorbereitung.
   Postmichel Kinderfest: Stadtfest für
    Kinder mit Spielstraße von Bibern für
    Kinder im Biberalter.
   Elternnachmittag: Nachmittag für die
    Eltern, mit Jurten, Sektempfang und
    grillen.
   Pfadfindergottesdienst:
    Pfadfinderinnen und Pfadfinder
    gestalten den GoDi für die Gemeinde.
   Franziskusfest: Internationales
    Kirchenfest der vier katholischen
    Kirchengemeinden (deutsche,
    afrikanische, italienische, slowenische).
   Lager oder Lager-Tag in Westernohe:
    Workshops für und mit Bibern.
   Stammesversammlung (nur für
    interessierte Biber, mit der Möglichkeit
    sich jederzeit aus zuklinken.)
   Friedenslicht mit Weihnachtsfeier:
    Pfadfinderinnen und Pfadfinder bringen
    das Friedenslicht in die Gemeinde und
    feiern Jahresabschluss mit dem Stamm.
Mitbestimmung bei den Bibern   10

Impressum

Herausgeber:
Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg
Bundesamt Sankt Georg e.V.
Martinstraße 2
41472 Neuss

Kontakt:
Tel: 02131/ 4699-84
E-Mail: Biber@dpsg.de / www.dpsg.de

Redaktion:
Persephone Karipidou, Marcel Sommer,
Benedikt Öhmt, Falko Hoferichter, Christina Koch

Gestaltung:
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