Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen
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Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021) Liebe Partner des Tourismus NRW e.V., sehr geehrte Damen und Herren, die Corona-Krise hat auch die nordrhein-westfälische Tourismusbranche mit voller Wucht getroffen. Mit dem erneuten Update des Living Papers zur Corona-Krise möchten wir einen Überblick über die aktuelle Situation, aber auch einen Ausblick in die Zukunft liefern, um Ihnen eine Grundlage für weitere Entscheidungen zu bieten. Die vorliegenden Kurzinformationen wurden mit Unterstützung der dwif-Consulting GmbH erstellt. Grundlage für die folgenden Ausführungen sind der dwif-Corona-Kom- pass die Veröffentlichungen im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometers Westfalen-Lippe sowie die Marktforschungsin- strumente des Tourismus NRW e.V. Bleiben Sie gesund! Ihr Team des Tourismus NRW e.V. TOURISMUS IN NORDRHEIN-WESTFALEN STARK VON DEN AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDE- MIE BETROFFEN: ÜBERNACHTUNGSRÜCKGÄNGE VON ÜBER 46 PROZENT IN 2020 Knapp 25 Mio. Übernachtungen in gewerblichen Betrie- von Veranstaltungen mit 26 Prozent (-19 % im Vergleich ben weniger als im Vorjahr (-46,5 %). Das ist die Bilanz zum Vorjahr) und beim Shopping mit 14 Prozent (-4 %) für den Zeitraum Januar bis Dezember 2020 in Nord- die stärksten Rückgänge. Dagegen waren der Aufenthalt rhein-Westfalen. Dabei reichte die Spanne von -33 Pro- in der Natur (44 %, +11 %), Spazieren gehen (36 %, +14 zent im Sauerland bis –63 Prozent in der Region Düssel- %) und Wandern (26 %, +10 %) absolut im Trend. Auch dorf und Kreis Mettmann. Damit ist die Tourismusbran- hier waren die positiven Ausschläge in Nordrhein-West- che in Nordrhein-Westfalen noch einmal stärker von den falen jeweils höher als im Bundesvergleich. Trotz Corona Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen als der weiterhin Top ist in Nordrhein-Westfalen der Besuch von Bundesdurchschnitt mit einem Minus von -39 Prozent. kulturellen/historischen Sehenswürdigkeiten. Die große Bedeutung des Städtetourismus, von (Groß- )Veranstaltung im Leisure-Segment, der Messen und Ta- Der Wettbewerbsvergleich zeigt: In den Küstendestina- gungen an den MICE-Standorten und der vielen auslän- tionen fallen die Nachfragerückgänge moderater als in dischen Gäste sind Begründungsansätze. anderen Destinationstypen aus, lokal gab es teilweise so- gar Zuwächse durch die Sommersaison. Die Städte ver- Diesen Trend bestätigen auch die Zahlen des GfK Desti- lieren weiter überdurchschnittlich. nation Monitor für Nordrhein-Westfalen im Tourismus- jahr 2019/2020. So ist das Übernachtungsvolumen bei Kurzreisen bis drei Übernachtungen und insbesondere Die Fragmentierung und Segmentierung im Tourismus bei Geschäftsreisen am stärksten zurückgegangen. Bei halten weiterhin an. Nach wie vor kristallisieren sich die den Anlässen für Geschäftsreisen brachen die Mes- Destinations- und Betriebstypen allgemein sowie die da- sen/Ausstellungen, Tagungen/Kongresse sowie die mit verbundene Angebots- und Gästestruktur vor Ort als Events mit jeweils über 50 Prozent am stärksten ein. Der entscheidende Faktoren für die Stärke der Auswirkungen Besuch von Kunden und Niederlassungen ging dagegen der Corona-Pandemie heraus. nur um rund ein Drittel zurück. Was bedeutet das für Betriebe und Destinationen? Die Flächendestinationen mit ihren Outdoor-Angeboten – Berücksichtigen Sie das veränderte Buchungsverhal- und höheren Anteilen der Vorsorge- und Rehakliniken ten. Bauen Sie so viel Flexibilität wie möglich ein, pas- wirkten stabilisierend. Bei den Aktivitäten im Urlaubsrei- sen Sie ggf. Stornobedingungen an, geben Sie Sicher- semarkt zeigt der GfK Destination Monitor beim Besuch heit und setzen Sie auf Hygienemaßnahmen vor Ort. Seite 1 Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021) – Kundenbindungsmaßnahmen nehmen weiter an Be- – Stellen Sie sich schon jetzt auf den erneuten Re-Start deutung zu. Die erste Recovery-Phase hat gezeigt, wie ein, aber auch auf die Möglichkeit, weiterhin wechseln- groß der Wunsch nach Reisen ist. der Einschränkungen und Lockerungen im Verlauf der – Nachfrageseitig sind bislang keine Signale für eine mit- nächsten Monate. telfristige Verhaltensänderung im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie zu beobachten. Stellen Sie Fast 70 Mrd. Euro Verlust in den Destinationen in sich daher auf einen zunehmenden Wettbewerb ein. Deutschland durch die Auswirkungen des Coronavirus – Sicherheit und transparente Kommunikation mit und im Zeitraum März bis Dezember 2020 für Besucher*innen, Beschäftigte, Bevölkerung und Be- Nach exklusiven Berechnungen des dwif beläuft sich der triebe sind das A und O im weiteren Verlauf der Umsatzausfall in den Destinationen in Deutschland für Corona-Pandemie. den Zeitraum März bis Dezember 2020 auf 68,7 Mrd. – Stärken Sie die Lobbyarbeit im Tourismus. Ein vereintes Euro. Der Tages- und der Übernachtungstourismus sind Wir-Gefühl als Signal an Politik und übrige Wirtschaft, davon insgesamt fast gleichermaßen betroffen. Das ent- aber auch als Stärkung der Branche nach innen ist wün- sprach wöchentlichen Umsatzeinbußen in Höhe von schenswert. knapp 1,6 Mrd. Euro. Nachfrageeinbußen im Tourismus in Nordrhein-Westfalen durch die Corona-Pandemie – Jahr 2020 Gewerbliche Übernachtungen Januar bis Dezember 2020 in Nordrhein-Westfalen 28,5 ÜN-Volumen (Mio.) -46,5 Veränderung im Vergleich zu 2019 (%) Münsterland HERKUNFT NRW 2,4 Teutoburger Wald Inland Ausland -40,2 -42,1 % -63,1 % 4,5 -35,4 Niederrhein Ruhrgebiet 1: Düsseldorf und 2: Köln und Rhein- 2,6 3,6 Kreis Mettmann Erft-Kreis Sauerland -43,3 2,3 3,4 -50,0 4,5 -62,5 -56,9 1 -32,8 3 4 3: Bergisches 4: Bergisches 2 0,5 Städtedreieck Land Siegen- 0,4 0,9 1,8 -38,1 Wittgenstein 1,5 Eifel und Region -49,6 -47,0 Aachen -43,3 -52,9 Bonn und Rhein- Sieg-Kreis Quelle: dwif März 2021, Daten Destatis/Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen Viertel der gastgewerblichen Betriebe in ihrer Existenz SCHLAGLICHTER AUF DIE BETRIEBLICHE gefährdet. Im November 2020 lag der Wert noch bei 60 EBENE Prozent. Gastgewerbe Insgesamt hat sich die finanzielle Lage der Hotelbetriebe Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe stehen durch verschlechtert. Laut der aktuellen DEHOGA-Blitzum- die Auswirkungen der Corona-Pandemie massiv unter frage vom Januar 2021 ist der Umsatz der befragten Be- Druck. Ihre betriebswirtschaftliche Situation hat sich im triebe im Gesamtjahr 2020 um durchschnittlich 43 Pro- Zuge des neuerlichen Lockdowns weiter verschärft. Häu- zent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die zuneh- fig hilft erst die Kombination aus Hilfsprogrammen, dem mende Verunsicherung über die Zukunft verstärkt das Aufzehren der Liquidität bis zur Kündigung von Vorsor- negative Stimmungsbild. Mittlerweile sehen sich drei geverträgen und weiteren Überbrückungskrediten bei Seite 2 Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021) der Existenzsicherung. Viele Betriebe werden also mit triebe an, dass sie länger als 12 Monate benötigen wer- höheren Schulden aus der Corona-Krise kommen, was den, bis sie wieder das Nachfrageniveau aus 2019 errei- die Branche vor weitere Herausforderungen wie stetige chen. Andersherum ausgedrückt, ist etwas mehr als die Investitionen stellen wird. Hälfte der Betriebe optimistisch, dass eine Erholung in- nerhalb eines Jahres möglich sein wird. Hier spiegelt sich Blickt man auf die aktuellen Zahlen der sozialversiche- erneut die unterschiedlich starke standortbezogene Be- rungspflichtig Beschäftigten im Gastgewerbe in Nord- troffenheit wider. rhein-Westfalen, so schlagen sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch hier zunehmend nieder: Die Jah- Freizeitwirtschaft resergebnisse 2020 der Bundesagentur für Arbeit weisen Die Freizeitwirtschaft ist durch die Lockdowns weiterhin 7 Prozent weniger Beschäftigte als ein Jahr zuvor aus hart getroffen. Doch wie im Gastgewerbe, gilt es auch (bundesweit auf dem gleichen Niveau). Und je länger die hier genauer hinzuschauen: Saisonbetriebe sind vom fehlenden Perspektiven im Tourismus wirken, desto zweiten Lockdown kaum beeinträchtigt. Outdoor-Ein- mehr Betriebe gehen von Abwanderungen von Personal richtungen wie Landschaftsattraktionen und Zoos/Tier- in andere Branchen aus. Gleichzeitig sinken die angebo- parks kommen sogar am besten durch die Krise, zumin- tenen Ausbildungsstellen und steigen trotzdem die unbe- dest was das Minus bei den Besucherzahlen anbelangt. setzten Ausbildungsstellen. Das ist ein klares Frühwarn- Je nach Freizeitsegment liegen die Rückgänge weit ge- signal für den touristischen Arbeitsmarkt, der kurz- und spreizt zwischen -6 und -70 Prozent. Eine dwif-Umfrage mittelfristig auf eine Verschärfung des Arbeits- und Fach- im Rahmen der Sparkassen-Tourismusbarometer Anfang kräftemangels zusteuert, stark beschleunigt durch die Dezember zeigte: Jede fünfte Freizeit- und Kultureinrich- Auswirkungen der Corona-Pandemie. tung sah sich mitten im zweiten Lockdown in ihrer Exis- tenz bedroht. Und auch kommunale Einrichtungen gera- Ein weiterer Kurzfristindikator ist die Entwicklung auf ten zunehmend unter Druck, können mittlerweile aber dem Hotelmarkt. Im Zeitraum Januar bis Dezember 2020 auch auf Hilfsprogramme zugreifen. Nachdenklich mit verzeichnete die Hotellerie in Nordrhein-Westfalen laut Blick auf die Attraktivität und Erlebnisqualität stimmt die STR-Global (Schwerpunkt Stadt- und Kettenhotellerie) Aussage der Einrichtungen, dass über die Hälfte geplante einen Rückgang von 62 Prozent beim Zimmererlös (Re- Investitionen verschieben oder ganz streichen muss. vPAR). Neben den Stadtstaaten, Bayern und Hessen ist Nordrhein-Westfalen bundesweit am stärksten betrof- fen. Während die durchschnittliche Zimmerrate „nur“ um gut 13 Prozent auf 90,4 Euro fiel, war es schlicht die Nachfrage, die fehlte. Die durchschnittliche Auslastung 2020 lag bei 30,5 Prozent (2019: 69,9 %). Rückgänge bei den angebotenen Kapazitäten zeigen, dass selbst im Sommer 2020 einige Anbietende nicht wieder an den Markt gegangen sind. So lag der Rückgang der Zahl der Schlafgelegenheiten in Nordrhein-Westfa- len im Juli 2020 bei -7,9 Prozent (bundesweit: -5,5 %), im Lockdown-Monat November sogar bei -13,0 Prozent. Al- lerdings ist noch nicht abschließend zu bewerten, was temporäre Effekte sind und wo es sich tatsächlich um dauerhafte Schließungen handelt (u. a. aufgrund des Aus- setzens der Insolvenzantragspflicht). Befragungen des dwif im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometers Westfalen-Lippe schon aus dem Dezember 2020 zeigen jedoch zunehmende Marktaustritte insbesondere in den Segmenten Gastronomie und Eventanbieter. Im Beher- bergungsgewerbe ist noch kein klarer Trend erkennbar. Ob der Re-Start nach der Wiedereröffnung genauso gut gelingt wie im späten Frühjahr 2020, ist unklar. In der dwif-Gastgewerbeumfrage gab fast die Hälfte der Be- Seite 3 Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2020) Was bedeutet das für die Betriebe und Destinationen? (Zulieferer, Versicherungen, Energieversorger und IT- – Stellen Sie sich kurz- bis mittelfristig auf fortlaufende Dienstleister, Einkaufsgemeinschaften etc.). Einschränkungen ein. – Beherbergungsgewerbe: Stellen auch Sie Ihr Ge- – Sichern Sie primär die Liquidität des Betriebes durch schäftsmodell und Ihre Zielgruppen auf den Prüfstand, gutes Kennzahlenmanagement und Gesprächen mit beispielsweise durch (Teil-)Umstellung auf Langzeit- der Bank und dem Steuerbüro. Vermietung, Zielgruppendifferenzierung von Tagungs- – Nutzen Sie die Zeit weiterhin für strategische Überle- hotels etc. gungen, Produktentwicklungen und (sofern Mittel vor- handen) für Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen. Weitere Daten und bundesweite Wettbewerbsverglei- – Binden Sie Ihre Fachkräfte an sich durch gute, häufige che rund um Umsatzausfälle den Übernachtungs- und und transparente Mitarbeiter*innen-Kommunikation Tagestourismus sowie die Segmente des Gastgewerbes – Erstellen Sie jetzt schon ein Konzept für mögliche und der Freizeitwirtschaft sind im dwif-Corona-Kompass erste/eingeschränkte Öffnungsschritte unter www.dwif.de/news-events/corona-kompass.html – Prüfen Sie weitere Einsparpotenziale oder handeln Sie zu finden. Verlängerungen von Übergangskonditionen aus rückläufig waren die zurückgelegten Distanzen bei Ta- TAGESREISEN IN NORDRHEIN-WESTFALEN ALS gesausflügen auf durchschnittlich 36 Kilometer, vergli- WICHTIGER STABILISATOR FÜR DIE BETRIEBE chen mit anderen Bundesländern aufgrund der hohen Er- Der Tagestourismus ist ein milliardenschweres Standbein lebnisvielfalt in Nordrhein-Westfalen ohnehin recht im Tourismus in Nordrhein-Westfalen und wichtig für niedrig. eine kontinuierliche Auslastung vieler Einrichtungen und Anbieter. Die größten Veränderungen im Vergleich zu einem Nor- maljahr sind bei den Aktivitäten festzustellen. Normaler- Eine Sonderauswertung des dwif-Tagesreisenmonitors weise spielen Restaurantbesuche, Shoppingausflüge und im Auftrag des Tourismus NRW e.V. zeigt: 2020 wurden Veranstaltungsbesuche im Tagesreisenmarkt in Nord- rund 590 Mio. Tagesreisen in und nach Nordrhein-West- rhein-Westfalen eine überdurchschnittliche starke Rolle. falen unternommen. Das entspricht einem Minus von Aufgrund der Restriktionen und Lockdowns sind diese 22 Prozent (bundesweit: -19 %). Gut 90 Prozent der Ta- Aktivitäten deutlich zurückgegangen. Gewinner 2020 gesreisenden kommen aus Nordrhein-Westfalen. Hier waren Spazierfahrten und insbesondere Ausflüge rund gab es im Vergleich zu 2019 kaum Veränderungen. Leicht um die Outdooraktivitäten Radfahren und Wandern. Aktivitäten bei Tagesausflügen in Nordrhein-Westfalen 2020 (Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent, Akti- vitäten in Gruppen aggregiert, Pfeile = Veränderung im Vergleich zu 2019) Sehenswürdigkeiten/ 36% Besuch von Verwandten und Bekannten 15% Freizeiteinrichtungen 26% Erholungs-/Spazierfahrt, Nichts bestimmtes 14% Wandern/Radfahren 24% Besuch von Restaurants, Cafés, Bars, etc. 8% Veranstaltungen, Aufführungen etc. 23% Shopping-Aktivitäten 7% Wellness, Thermen, Baden/Schwimmen (inkl. Seen und Freibäder) 17% Landschafts-/Naturattraktionen 5% Ausübung von Sportarten Quelle: dwif 2021, Datenquelle dwif-Tagesreisenmonitor 2020, Sonderauswertung für Nordrhein-Westfalen Seite 4 Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2020) Die bundesweite Entwicklung der Tagesausflüge nach gesausflüge mit den Aktivitäten Wandern oder Radfah- Kalenderwochen lässt zudem Rückschlüsse auf Erwar- ren 2020 insgesamt sogar einen absoluten Nachfragezu- tungen in der anstehenden Re-Start-Phase zu: Dabei wachs von 25 Prozent, während die Zahl von Shopping- wurde eine schnelle Regenerationsgeschwindigkeit mit Ausflügen um 20 Prozent zurückging und der Besuch von Kompensationseffekten aus dem Übernachtungstouris- Veranstaltungen um 64 Prozent einbrach. Das mindert mus im Juli, August und September 2020 festgestellt. die Wertschöpfungseffekte. Das Ausflugsverhalten – be- Aber: Auch in der Re-Start-Phase ist mit einer Verlage- zogen auf Motive und Aktivitäten – im November/De- rung auf „naturnahe Aktivitäten“ und Tagesausflüge im zember2020 war zudem vergleichbar mit Trends im näheren Wohnumfeld zu rechnen. So verzeichneten Ta- Frühjahrs-Lockdown. Niveau privater Tagesausflüge pro Kopf und Kalenderwoche 2020 Quelle: dwif 2021, Datenquelle dwif-Tagesreisenmonitor 2020 2020 eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen un- DIE CORONA-PANDEMIE UND DAS REISEVER- ternommen – zum Vergleich: 1990 waren es 52 Prozent. HALTEN – AKTUELLE EINSCHÄTZUNGEN 2020 hat nicht nur das Alltags- und Arbeitsleben durch- Eines zeichnet sich in den letzten Monaten ganz klar ab: einandergewirbelt, sondern für viele auch die Reisepläne. Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen. Ur- Viele Reisen wurden auf Nahziele in Deutschland umge- laubsreisen bleiben für die Deutschen ein bucht oder auch ganz gestrichen. Von eingeschränkten unverzichtbarer Teil der Lebensqualität. Die persönliche Reisemöglichkeiten fühlen sich die Menschen genauso wirtschaftliche Situation wird größenteils als stabil stark betroffen, wie von fehlenden sozialen Kontakten. wahrgenommen, was eine gute Voraussetzung für 2021 Laut Stiftung für Zukunftsfragen hat jeder zweite Deut- ist sche das Reisen 2020 vermisst. Nur 37 Prozent und da- mit so wenige wie seit Jahrzehnten nicht mehr, haben Seite 5 Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021) Beliebte Urlaubsarten und -aktivitäten: naturnah, aktiv Kurzfristige Buchungen und flexible Umbuchungs- und Mit Blick auf das Reiseziel scheint wie schon in der Stornierungsmöglichkeiten, damit Reisepläne unkompli- Restart-Phase nach dem ersten Lockdown in ziert angepasst werden können, sind 2021 für die Kun- Deutschland der Urlaub in der Natur der Favorit für 2021 den wichtiger denn je. Eine Studie von Booking.com zu sein. So geben jeweils knapp zwei Drittel der macht deutlich, dass sich vor allem die Erwartungen be- Befragten in einer Studie von HomeToGo an, Strände züglich Transparenz und Flexibilität weiter erhöhen. und Nationalparks bzw. Ziele in der Natur besuchen zu – So ist für mehr als jeden Zweiten die Möglichkeit zur wollen. Der Trend zu Urlaub in der Natur ist nicht neu, kostenlosen Stornierung der Buchung und für 27 Pro- durch die Corona-Pandemie hat er allerdings noch einmal zent der Befragten die Flexibilität bezüglich Datenän- Fahrt aufgenommen. derungen unabdingbar. – Knapp zwei Drittel der Befragten glauben zudem, dass Insgesamt hat sich an der Reihenfolge der Urlaubs- Buchungsplattformen ihre Optionen diesbezüglich präferenzen der Deutschen allerdings wenig geändert. noch transparenter gestalten müssen. Strandurlaube stehen nach wie vor ganz oben auf der Wunschliste. Vor allem Städtereisen werden weiterhin Der Informationsbedarf vor der Reise ist gestiegen. 17 stark von der Entwicklung im Kultur- und Veranstaltungs- Prozent der Befragten der Reiseanalyse haben einen sektor abhängig sein. Doch von Seiten der deutlich höheren Informationsbedarf als in Normaljah- Nachfragenden besteht Hoffnung. Denn immerhin ca. ren. Nicht-touristische Quellen gewinnen aufgrund der jeder vierte Befragte zieht laut einer Studie von aktuellen Situation bei der Reiseplanung an Bedeutung. DERTOUR einen Städteurlaub in diesem Jahr in Betracht. Über coronabedingte Hygienemaßnahmen am Urlaubs- ziel informieren sich 45 Prozent über eine Suchmaschine 2020 fand mehr als jede zweite Urlaubsreise der Deut- oder einen Reiseblog, an zweiter Stelle folgt das Auswär- schen im eigenen Land statt. Der Anteil ist damit so groß tige Amt (31 %). 28 Prozent informieren sich diesbezüg- wie zuletzt in den 1970er Jahren. Eine kürzere Anreise lich beim Reisebüro/-veranstalter und 26 Prozent vor und damit auch eine schnellere Rückreise im Falle eines Ort. Generell ist das Internet dabei die wichtigste Infor- Lockdowns waren hier aus Gästesicht große Vorteile. mationsquelle. Umso wichtiger ist es, den eigenen Con- Auch die Reiseziele für 2021 zeigen ganz klar die gleiche tent aktuell und transparent zu halten. Tendenz: – Einen Urlaub innerhalb des eigenen Landes plant jeder Hygienemaßnahmen haben hohe Priorität dritte Deutsche. Zum Vergleich: Im Vorjahr war es noch Auch wenn Reisen nach dem Lockdown wieder möglich jeder Vierte (Stiftung für Zukunftsfragen). sind, werden uns Hygienemaßnahmen wie Abstandsre- – Eine Auswertung der Suchanfragen des Buchungspor- geln, Maskenpflicht und Desinfektion noch längere Zeit tals HomeToGo für das Jahr 2021 zeigt, dass sogar 44 begleiten. Hygienevorkehrungen am Reiseziel sind für die Prozent der Suchen auf ein Reiseziel in Deutschland Wahl der Urlaubsdestination 2021 mitentscheidend. entfallen (Vorjahr: 28 %). – Rund ein Drittel der Befragten einer Studie im Auftrag – Reisen ins europäische Ausland planen je nach Studie von DERTOUR bezeichneten im Dezember 2020 vor- zwischen 32 und 52 Prozent, Fernreisen 12 bis 16 Pro- bildliche Schutzmaßnahmen und deren Umsetzung als zent. maßgeblichen Faktor. – Beim Aufenthalt vor Ort spielen Gesundheit und Hygi- Eine Veränderung der grundsätzlichen Verhaltensmuster ene für die (potenziellen) Reisenden eine wichtige ist nicht abzulesen. Letztlich entscheiden derzeit schlicht Rolle. Über die Hälfte der Befragten einer Studie von Ein- und Ausreisebestimmungen, Quarantänevorschrif- Booking.com gibt an, bei Reisen mehr Vorkehrungen ten etc. die Zielgebietswahl. Spannend ist die Frage, was treffen zu wollen. Die Verfügbarkeit von Hygieneange- wiederum ab 2022 passiert, wenn attraktive Zielgebiete boten/-produkten kann auch die Unterkunftsentschei- im Ausland wieder verfügbar sind, aber auch ausländi- dung beeinflussen. 58 Prozent der Reisenden wollen sche Gäste wieder freier nach Deutschland reisen kön- eine Unterkunft eher buchen, wenn solche Produkte nen. Belastbare quantifizierbare Prognosen sind hier der- angeboten werden und 50 Prozent, wenn die umge- zeit noch nicht möglich, aber schon jetzt ist absehbar, setzten Hygienerichtlinien hervorgehoben sind. dass der Wettbewerb zwischen den Destinationen um Eine Studie der Allianz Partners zeigt, dass eine gute me- die Gäste mit zunehmender Normalisierung noch einmal dizinische Versorgung vor Ort, die Möglichkeit, größere zunehmen wird. Gruppen/andere Gäste zu meiden sowie allgemein der Sicherheitsaspekt bei Reisen deutlich wichtiger gewor- Reiseplanung und Buchung – kurzfristig und mit flexib- den ist als vor der Pandemie. len Stornobedingungen Seite 6 Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021) Weitere Informationen rund um die Corona-Krise im Tourismus können unter folgenden Links abgerufen werden: Zahlen-Daten-Fakten 2021 – Deutscher Tourismusverband Zahlen-Daten-Fakten 2020 – Deutsche Zentrale für Tourismus Dwif-Corona-Kompass – dwif-Consulting GmbH Quailtätsmonitor Infografiken 2020 – dwif-Consulting GmbH Meeting- & Eventbarometer 2019/2020 – Europäisches Institut für TagungsWirtschaft Reiseanalyse 2021 – Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. Aktuelle Pressemitteilungen zum internationalen Tourismus – IPK International Tourismusanalyse 2021 – Stiftung für Zukunftsfragen Weitere Informationen rund um Corona unter: www.touristiker-nrw.de/corona-virus Silvia Raueiser Projektleiterin Hochschulkooperationen, Stellungnahmen raueiser@nrw-tourismus.de Mehr zur Tourismus NRW Marktforschung: www.touristiker-nrw.de/marktforschung Christian Stühring Bereichsleiter Umsetzung Landestourismusstrategie, Unternehmensentwicklung und Marktforschung stuehring@nrw-tourismus.de Ann-Christin Ingenlath Referentin Marktforschung ingenlath@nrw-tourismus.de Anne Schriefers Referentin Marktforschung schriefers@nrw-tourismus.de Tel.: 0211/91320-545, Tourismus NRW e.V., Völklinger Str. 4, 40219 Düsseldorf Seite 7 Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
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