Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen

Die Seite wird erstellt Louis-Stefan Fritz
 
WEITER LESEN
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise
 im Tourismus in Nordrhein-Westfalen
 (Stand: 15. Juni 2021)

Liebe Partner des Tourismus NRW e.V.,
sehr geehrte Damen und Herren,

die Corona-Krise hat auch die nordrhein-westfälische Tourismusbranche mit voller Wucht getroffen. Mit dem erneuten Update
des Living Papers zur Corona-Krise möchten wir einen Überblick über die aktuelle Situation, aber auch einen Ausblick in die
Zukunft liefern, um Ihnen eine Grundlage für weitere Entscheidungen zu bieten. Die vorliegenden Kurzinformationen wurden
mit Unterstützung der dwif-Consulting GmbH erstellt. Grundlage für die folgenden Ausführungen sind der dwif-Corona-Kom-
pass die Veröffentlichungen im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometers Westfalen-Lippe sowie die Marktforschungsin-
strumente des Tourismus NRW e.V.

Bleiben Sie gesund!
Ihr Team des Tourismus NRW e.V.

TOURISMUS IN NORDRHEIN-WESTFALEN STARK VON DEN AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDE-
MIE BETROFFEN: ÜBERNACHTUNGSRÜCKGÄNGE VON ÜBER 46 PROZENT IN 2020
Knapp 25 Mio. Übernachtungen in gewerblichen Betrie-              von Veranstaltungen mit 26 Prozent (-19 % im Vergleich
ben weniger als im Vorjahr (-46,5 %). Das ist die Bilanz          zum Vorjahr) und beim Shopping mit 14 Prozent (-4 %)
für den Zeitraum Januar bis Dezember 2020 in Nord-                die stärksten Rückgänge. Dagegen waren der Aufenthalt
rhein-Westfalen. Dabei reichte die Spanne von -33 Pro-            in der Natur (44 %, +11 %), Spazieren gehen (36 %, +14
zent im Sauerland bis –63 Prozent in der Region Düssel-           %) und Wandern (26 %, +10 %) absolut im Trend. Auch
dorf und Kreis Mettmann. Damit ist die Tourismusbran-             hier waren die positiven Ausschläge in Nordrhein-West-
che in Nordrhein-Westfalen noch einmal stärker von den            falen jeweils höher als im Bundesvergleich. Trotz Corona
Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen als der                weiterhin Top ist in Nordrhein-Westfalen der Besuch von
Bundesdurchschnitt mit einem Minus von -39 Prozent.               kulturellen/historischen Sehenswürdigkeiten.
Die große Bedeutung des Städtetourismus, von (Groß-
)Veranstaltung im Leisure-Segment, der Messen und Ta-             Der Wettbewerbsvergleich zeigt: In den Küstendestina-
gungen an den MICE-Standorten und der vielen auslän-              tionen fallen die Nachfragerückgänge moderater als in
dischen Gäste sind Begründungsansätze.                            anderen Destinationstypen aus, lokal gab es teilweise so-
                                                                  gar Zuwächse durch die Sommersaison. Die Städte ver-
Diesen Trend bestätigen auch die Zahlen des GfK Desti-            lieren weiter überdurchschnittlich.
nation Monitor für Nordrhein-Westfalen im Tourismus-
jahr 2019/2020. So ist das Übernachtungsvolumen bei
Kurzreisen bis drei Übernachtungen und insbesondere               Die Fragmentierung und Segmentierung im Tourismus
bei Geschäftsreisen am stärksten zurückgegangen. Bei              halten weiterhin an. Nach wie vor kristallisieren sich die
den Anlässen für Geschäftsreisen brachen die Mes-                 Destinations- und Betriebstypen allgemein sowie die da-
sen/Ausstellungen, Tagungen/Kongresse sowie die                   mit verbundene Angebots- und Gästestruktur vor Ort als
Events mit jeweils über 50 Prozent am stärksten ein. Der          entscheidende Faktoren für die Stärke der Auswirkungen
Besuch von Kunden und Niederlassungen ging dagegen                der Corona-Pandemie heraus.
nur um rund ein Drittel zurück.
                                                                  Was bedeutet das für Betriebe und Destinationen?
Die Flächendestinationen mit ihren Outdoor-Angeboten              – Berücksichtigen Sie das veränderte Buchungsverhal-
und höheren Anteilen der Vorsorge- und Rehakliniken                 ten. Bauen Sie so viel Flexibilität wie möglich ein, pas-
wirkten stabilisierend. Bei den Aktivitäten im Urlaubsrei-          sen Sie ggf. Stornobedingungen an, geben Sie Sicher-
semarkt zeigt der GfK Destination Monitor beim Besuch               heit und setzen Sie auf Hygienemaßnahmen vor Ort.

Seite 1                                                                                    Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021)

– Kundenbindungsmaßnahmen nehmen weiter an Be-                                 – Stellen Sie sich schon jetzt auf den erneuten Re-Start
  deutung zu. Die erste Recovery-Phase hat gezeigt, wie                          ein, aber auch auf die Möglichkeit, weiterhin wechseln-
  groß der Wunsch nach Reisen ist.                                               der Einschränkungen und Lockerungen im Verlauf der
– Nachfrageseitig sind bislang keine Signale für eine mit-                       nächsten Monate.
  telfristige Verhaltensänderung im Vergleich zur Zeit
  vor der Corona-Pandemie zu beobachten. Stellen Sie                           Fast 70 Mrd. Euro Verlust in den Destinationen in
  sich daher auf einen zunehmenden Wettbewerb ein.                             Deutschland durch die Auswirkungen des Coronavirus
– Sicherheit und transparente Kommunikation mit und                            im Zeitraum März bis Dezember 2020
  für Besucher*innen, Beschäftigte, Bevölkerung und Be-                        Nach exklusiven Berechnungen des dwif beläuft sich der
  triebe sind das A und O im weiteren Verlauf der                              Umsatzausfall in den Destinationen in Deutschland für
  Corona-Pandemie.                                                             den Zeitraum März bis Dezember 2020 auf 68,7 Mrd.
– Stärken Sie die Lobbyarbeit im Tourismus. Ein vereintes                      Euro. Der Tages- und der Übernachtungstourismus sind
  Wir-Gefühl als Signal an Politik und übrige Wirtschaft,                      davon insgesamt fast gleichermaßen betroffen. Das ent-
  aber auch als Stärkung der Branche nach innen ist wün-                       sprach wöchentlichen Umsatzeinbußen in Höhe von
  schenswert.                                                                  knapp 1,6 Mrd. Euro.

Nachfrageeinbußen im Tourismus in Nordrhein-Westfalen durch die Corona-Pandemie – Jahr 2020
 Gewerbliche Übernachtungen Januar bis Dezember 2020 in Nordrhein-Westfalen

                           28,5    ÜN-Volumen (Mio.)

                           -46,5   Veränderung im Vergleich zu 2019 (%)

                                                                                              Münsterland
                    HERKUNFT NRW                                                                       2,4                Teutoburger
                                                                                                                             Wald
           Inland                   Ausland                                                         -40,2
          -42,1 %                   -63,1 %                                                                                     4,5

                                                                                                                               -35,4
                                                                   Niederrhein            Ruhrgebiet
   1: Düsseldorf und       2: Köln und Rhein-                              2,6                   3,6
   Kreis Mettmann              Erft-Kreis                                                                    Sauerland
                                                                          -43,3
               2,3                     3,4                                                      -50,0             4,5

              -62,5                   -56,9                                           1                          -32,8
                                                                                          3

                                                                                                4
    3: Bergisches             4: Bergisches                                       2                                 0,5
    Städtedreieck                 Land                                                                                   Siegen-
               0,4                     0,9                              1,8                                        -38,1 Wittgenstein
                                                                                              1,5
                                                Eifel und Region
              -49,6                   -47,0              Aachen        -43,3
                                                                                              -52,9 Bonn und Rhein-
                                                                                                    Sieg-Kreis

Quelle: dwif März 2021, Daten Destatis/Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen

                                                                               Viertel der gastgewerblichen Betriebe in ihrer Existenz
SCHLAGLICHTER AUF DIE BETRIEBLICHE
                                                                               gefährdet. Im November 2020 lag der Wert noch bei 60
EBENE
                                                                               Prozent.
Gastgewerbe
Insgesamt hat sich die finanzielle Lage der Hotelbetriebe                      Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe stehen durch
verschlechtert. Laut der aktuellen DEHOGA-Blitzum-                             die Auswirkungen der Corona-Pandemie massiv unter
frage vom Januar 2021 ist der Umsatz der befragten Be-                         Druck. Ihre betriebswirtschaftliche Situation hat sich im
triebe im Gesamtjahr 2020 um durchschnittlich 43 Pro-                          Zuge des neuerlichen Lockdowns weiter verschärft. Häu-
zent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die zuneh-                             fig hilft erst die Kombination aus Hilfsprogrammen, dem
mende Verunsicherung über die Zukunft verstärkt das                            Aufzehren der Liquidität bis zur Kündigung von Vorsor-
negative Stimmungsbild. Mittlerweile sehen sich drei                           geverträgen und weiteren Überbrückungskrediten bei

Seite 2                                                                                                      Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021)

der Existenzsicherung. Viele Betriebe werden also mit                        triebe an, dass sie länger als 12 Monate benötigen wer-
höheren Schulden aus der Corona-Krise kommen, was                            den, bis sie wieder das Nachfrageniveau aus 2019 errei-
die Branche vor weitere Herausforderungen wie stetige                        chen. Andersherum ausgedrückt, ist etwas mehr als die
Investitionen stellen wird.                                                  Hälfte der Betriebe optimistisch, dass eine Erholung in-
                                                                             nerhalb eines Jahres möglich sein wird. Hier spiegelt sich
Blickt man auf die aktuellen Zahlen der sozialversiche-                      erneut die unterschiedlich starke standortbezogene Be-
rungspflichtig Beschäftigten im Gastgewerbe in Nord-                         troffenheit wider.
rhein-Westfalen, so schlagen sich die Auswirkungen der
Corona-Pandemie auch hier zunehmend nieder: Die Jah-                         Freizeitwirtschaft
resergebnisse 2020 der Bundesagentur für Arbeit weisen                       Die Freizeitwirtschaft ist durch die Lockdowns weiterhin
7 Prozent weniger Beschäftigte als ein Jahr zuvor aus                        hart getroffen. Doch wie im Gastgewerbe, gilt es auch
(bundesweit auf dem gleichen Niveau). Und je länger die                      hier genauer hinzuschauen: Saisonbetriebe sind vom
fehlenden Perspektiven im Tourismus wirken, desto                            zweiten Lockdown kaum beeinträchtigt. Outdoor-Ein-
mehr Betriebe gehen von Abwanderungen von Personal                           richtungen wie Landschaftsattraktionen und Zoos/Tier-
in andere Branchen aus. Gleichzeitig sinken die angebo-                      parks kommen sogar am besten durch die Krise, zumin-
tenen Ausbildungsstellen und steigen trotzdem die unbe-                      dest was das Minus bei den Besucherzahlen anbelangt.
setzten Ausbildungsstellen. Das ist ein klares Frühwarn-                     Je nach Freizeitsegment liegen die Rückgänge weit ge-
signal für den touristischen Arbeitsmarkt, der kurz- und                     spreizt zwischen -6 und -70 Prozent. Eine dwif-Umfrage
mittelfristig auf eine Verschärfung des Arbeits- und Fach-                   im Rahmen der Sparkassen-Tourismusbarometer Anfang
kräftemangels zusteuert, stark beschleunigt durch die                        Dezember zeigte: Jede fünfte Freizeit- und Kultureinrich-
Auswirkungen der Corona-Pandemie.                                            tung sah sich mitten im zweiten Lockdown in ihrer Exis-
                                                                             tenz bedroht. Und auch kommunale Einrichtungen gera-
Ein weiterer Kurzfristindikator ist die Entwicklung auf                      ten zunehmend unter Druck, können mittlerweile aber
dem Hotelmarkt. Im Zeitraum Januar bis Dezember 2020                         auch auf Hilfsprogramme zugreifen. Nachdenklich mit
verzeichnete die Hotellerie in Nordrhein-Westfalen laut                      Blick auf die Attraktivität und Erlebnisqualität stimmt die
STR-Global (Schwerpunkt Stadt- und Kettenhotellerie)                         Aussage der Einrichtungen, dass über die Hälfte geplante
einen Rückgang von 62 Prozent beim Zimmererlös (Re-                          Investitionen verschieben oder ganz streichen muss.
vPAR). Neben den Stadtstaaten, Bayern und Hessen ist
Nordrhein-Westfalen bundesweit am stärksten betrof-
fen. Während die durchschnittliche Zimmerrate „nur“ um
gut 13 Prozent auf 90,4 Euro fiel, war es schlicht die
Nachfrage, die fehlte. Die durchschnittliche Auslastung
2020 lag bei 30,5 Prozent (2019: 69,9 %).

Rückgänge bei den angebotenen Kapazitäten zeigen,
dass selbst im Sommer 2020 einige Anbietende nicht
wieder an den Markt gegangen sind. So lag der Rückgang
der Zahl der Schlafgelegenheiten in Nordrhein-Westfa-
len im Juli 2020 bei -7,9 Prozent (bundesweit: -5,5 %), im
Lockdown-Monat November sogar bei -13,0 Prozent. Al-
lerdings ist noch nicht abschließend zu bewerten, was
temporäre Effekte sind und wo es sich tatsächlich um
dauerhafte Schließungen handelt (u. a. aufgrund des Aus-
setzens der Insolvenzantragspflicht). Befragungen des
dwif im Rahmen des Sparkassen-Tourismusbarometers
Westfalen-Lippe schon aus dem Dezember 2020 zeigen
jedoch zunehmende Marktaustritte insbesondere in den
Segmenten Gastronomie und Eventanbieter. Im Beher-
bergungsgewerbe ist noch kein klarer Trend erkennbar.

Ob der Re-Start nach der Wiedereröffnung genauso gut
gelingt wie im späten Frühjahr 2020, ist unklar. In der
dwif-Gastgewerbeumfrage gab fast die Hälfte der Be-

Seite 3                                                                                                  Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2020)

Was bedeutet das für die Betriebe und Destinationen?                           (Zulieferer, Versicherungen, Energieversorger und IT-
– Stellen Sie sich kurz- bis mittelfristig auf fortlaufende                    Dienstleister, Einkaufsgemeinschaften etc.).
  Einschränkungen ein.                                                       – Beherbergungsgewerbe: Stellen auch Sie Ihr Ge-
– Sichern Sie primär die Liquidität des Betriebes durch                        schäftsmodell und Ihre Zielgruppen auf den Prüfstand,
  gutes Kennzahlenmanagement und Gesprächen mit                                beispielsweise durch (Teil-)Umstellung auf Langzeit-
  der Bank und dem Steuerbüro.                                                 Vermietung, Zielgruppendifferenzierung von Tagungs-
– Nutzen Sie die Zeit weiterhin für strategische Überle-                       hotels etc.
  gungen, Produktentwicklungen und (sofern Mittel vor-
  handen) für Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen.                           Weitere Daten und bundesweite Wettbewerbsverglei-
– Binden Sie Ihre Fachkräfte an sich durch gute, häufige                     che rund um Umsatzausfälle den Übernachtungs- und
  und transparente Mitarbeiter*innen-Kommunikation                           Tagestourismus sowie die Segmente des Gastgewerbes
– Erstellen Sie jetzt schon ein Konzept für mögliche                         und der Freizeitwirtschaft sind im dwif-Corona-Kompass
  erste/eingeschränkte Öffnungsschritte                                      unter www.dwif.de/news-events/corona-kompass.html
– Prüfen Sie weitere Einsparpotenziale oder handeln Sie                      zu finden.
  Verlängerungen von Übergangskonditionen aus
                                                                             rückläufig waren die zurückgelegten Distanzen bei Ta-
TAGESREISEN IN NORDRHEIN-WESTFALEN ALS
                                                                             gesausflügen auf durchschnittlich 36 Kilometer, vergli-
WICHTIGER STABILISATOR FÜR DIE BETRIEBE
                                                                             chen mit anderen Bundesländern aufgrund der hohen Er-
Der Tagestourismus ist ein milliardenschweres Standbein                      lebnisvielfalt in Nordrhein-Westfalen ohnehin recht
im Tourismus in Nordrhein-Westfalen und wichtig für                          niedrig.
eine kontinuierliche Auslastung vieler Einrichtungen und
Anbieter.                                                                    Die größten Veränderungen im Vergleich zu einem Nor-
                                                                             maljahr sind bei den Aktivitäten festzustellen. Normaler-
Eine Sonderauswertung des dwif-Tagesreisenmonitors                           weise spielen Restaurantbesuche, Shoppingausflüge und
im Auftrag des Tourismus NRW e.V. zeigt: 2020 wurden                         Veranstaltungsbesuche im Tagesreisenmarkt in Nord-
rund 590 Mio. Tagesreisen in und nach Nordrhein-West-                        rhein-Westfalen eine überdurchschnittliche starke Rolle.
falen unternommen. Das entspricht einem Minus von                            Aufgrund der Restriktionen und Lockdowns sind diese
22 Prozent (bundesweit: -19 %). Gut 90 Prozent der Ta-                       Aktivitäten deutlich zurückgegangen. Gewinner 2020
gesreisenden kommen aus Nordrhein-Westfalen. Hier                            waren Spazierfahrten und insbesondere Ausflüge rund
gab es im Vergleich zu 2019 kaum Veränderungen. Leicht                       um die Outdooraktivitäten Radfahren und Wandern.

Aktivitäten bei Tagesausflügen in Nordrhein-Westfalen 2020 (Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent, Akti-
vitäten in Gruppen aggregiert, Pfeile = Veränderung im Vergleich zu 2019)

                                                                                             Sehenswürdigkeiten/
           36%        Besuch von Verwandten und Bekannten                         15%
                                                                                             Freizeiteinrichtungen

           26%        Erholungs-/Spazierfahrt, Nichts bestimmtes                  14%        Wandern/Radfahren

           24%        Besuch von Restaurants, Cafés, Bars, etc.                    8%        Veranstaltungen, Aufführungen etc.

           23%        Shopping-Aktivitäten                                         7%        Wellness, Thermen, Baden/Schwimmen
                                                                                             (inkl. Seen und Freibäder)

           17%        Landschafts-/Naturattraktionen                               5%        Ausübung von Sportarten

Quelle:    dwif 2021, Datenquelle dwif-Tagesreisenmonitor 2020, Sonderauswertung für Nordrhein-Westfalen

Seite 4                                                                                                   Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2020)

Die bundesweite Entwicklung der Tagesausflüge nach                           gesausflüge mit den Aktivitäten Wandern oder Radfah-
Kalenderwochen lässt zudem Rückschlüsse auf Erwar-                           ren 2020 insgesamt sogar einen absoluten Nachfragezu-
tungen in der anstehenden Re-Start-Phase zu: Dabei                           wachs von 25 Prozent, während die Zahl von Shopping-
wurde eine schnelle Regenerationsgeschwindigkeit mit                         Ausflügen um 20 Prozent zurückging und der Besuch von
Kompensationseffekten aus dem Übernachtungstouris-                           Veranstaltungen um 64 Prozent einbrach. Das mindert
mus im Juli, August und September 2020 festgestellt.                         die Wertschöpfungseffekte. Das Ausflugsverhalten – be-
Aber: Auch in der Re-Start-Phase ist mit einer Verlage-                      zogen auf Motive und Aktivitäten – im November/De-
rung auf „naturnahe Aktivitäten“ und Tagesausflüge im                        zember2020 war zudem vergleichbar mit Trends im
näheren Wohnumfeld zu rechnen. So verzeichneten Ta-                          Frühjahrs-Lockdown.

Niveau privater Tagesausflüge pro Kopf und Kalenderwoche 2020

Quelle:    dwif 2021, Datenquelle dwif-Tagesreisenmonitor 2020

                                                                             2020 eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen un-
DIE CORONA-PANDEMIE UND DAS REISEVER-
                                                                             ternommen – zum Vergleich: 1990 waren es 52 Prozent.
HALTEN – AKTUELLE EINSCHÄTZUNGEN
2020 hat nicht nur das Alltags- und Arbeitsleben durch-                      Eines zeichnet sich in den letzten Monaten ganz klar ab:
einandergewirbelt, sondern für viele auch die Reisepläne.                    Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen. Ur-
Viele Reisen wurden auf Nahziele in Deutschland umge-                        laubsreisen    bleiben    für    die  Deutschen      ein
bucht oder auch ganz gestrichen. Von eingeschränkten                         unverzichtbarer Teil der Lebensqualität. Die persönliche
Reisemöglichkeiten fühlen sich die Menschen genauso                          wirtschaftliche Situation wird größenteils als stabil
stark betroffen, wie von fehlenden sozialen Kontakten.                       wahrgenommen, was eine gute Voraussetzung für 2021
Laut Stiftung für Zukunftsfragen hat jeder zweite Deut-                      ist
sche das Reisen 2020 vermisst. Nur 37 Prozent und da-
mit so wenige wie seit Jahrzehnten nicht mehr, haben

Seite 5                                                                                                   Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021)

Beliebte Urlaubsarten und -aktivitäten: naturnah, aktiv                      Kurzfristige Buchungen und flexible Umbuchungs- und
Mit Blick auf das Reiseziel scheint wie schon in der                         Stornierungsmöglichkeiten, damit Reisepläne unkompli-
Restart-Phase nach dem ersten Lockdown in                                    ziert angepasst werden können, sind 2021 für die Kun-
Deutschland der Urlaub in der Natur der Favorit für 2021                     den wichtiger denn je. Eine Studie von Booking.com
zu sein. So geben jeweils knapp zwei Drittel der                             macht deutlich, dass sich vor allem die Erwartungen be-
Befragten in einer Studie von HomeToGo an, Strände                           züglich Transparenz und Flexibilität weiter erhöhen.
und Nationalparks bzw. Ziele in der Natur besuchen zu                        – So ist für mehr als jeden Zweiten die Möglichkeit zur
wollen. Der Trend zu Urlaub in der Natur ist nicht neu,                        kostenlosen Stornierung der Buchung und für 27 Pro-
durch die Corona-Pandemie hat er allerdings noch einmal                        zent der Befragten die Flexibilität bezüglich Datenän-
Fahrt aufgenommen.                                                             derungen unabdingbar.
                                                                             – Knapp zwei Drittel der Befragten glauben zudem, dass
Insgesamt hat sich an der Reihenfolge der Urlaubs-                             Buchungsplattformen ihre Optionen diesbezüglich
präferenzen der Deutschen allerdings wenig geändert.                           noch transparenter gestalten müssen.
Strandurlaube stehen nach wie vor ganz oben auf der
Wunschliste. Vor allem Städtereisen werden weiterhin                         Der Informationsbedarf vor der Reise ist gestiegen. 17
stark von der Entwicklung im Kultur- und Veranstaltungs-                     Prozent der Befragten der Reiseanalyse haben einen
sektor abhängig sein. Doch von Seiten der                                    deutlich höheren Informationsbedarf als in Normaljah-
Nachfragenden besteht Hoffnung. Denn immerhin ca.                            ren. Nicht-touristische Quellen gewinnen aufgrund der
jeder vierte Befragte zieht laut einer Studie von                            aktuellen Situation bei der Reiseplanung an Bedeutung.
DERTOUR einen Städteurlaub in diesem Jahr in Betracht.                       Über coronabedingte Hygienemaßnahmen am Urlaubs-
                                                                             ziel informieren sich 45 Prozent über eine Suchmaschine
2020 fand mehr als jede zweite Urlaubsreise der Deut-                        oder einen Reiseblog, an zweiter Stelle folgt das Auswär-
schen im eigenen Land statt. Der Anteil ist damit so groß                    tige Amt (31 %). 28 Prozent informieren sich diesbezüg-
wie zuletzt in den 1970er Jahren. Eine kürzere Anreise                       lich beim Reisebüro/-veranstalter und 26 Prozent vor
und damit auch eine schnellere Rückreise im Falle eines                      Ort. Generell ist das Internet dabei die wichtigste Infor-
Lockdowns waren hier aus Gästesicht große Vorteile.                          mationsquelle. Umso wichtiger ist es, den eigenen Con-
Auch die Reiseziele für 2021 zeigen ganz klar die gleiche                    tent aktuell und transparent zu halten.
Tendenz:
– Einen Urlaub innerhalb des eigenen Landes plant jeder                      Hygienemaßnahmen haben hohe Priorität
  dritte Deutsche. Zum Vergleich: Im Vorjahr war es noch                     Auch wenn Reisen nach dem Lockdown wieder möglich
  jeder Vierte (Stiftung für Zukunftsfragen).                                sind, werden uns Hygienemaßnahmen wie Abstandsre-
– Eine Auswertung der Suchanfragen des Buchungspor-                          geln, Maskenpflicht und Desinfektion noch längere Zeit
  tals HomeToGo für das Jahr 2021 zeigt, dass sogar 44                       begleiten. Hygienevorkehrungen am Reiseziel sind für die
  Prozent der Suchen auf ein Reiseziel in Deutschland                        Wahl der Urlaubsdestination 2021 mitentscheidend.
  entfallen (Vorjahr: 28 %).                                                 – Rund ein Drittel der Befragten einer Studie im Auftrag
– Reisen ins europäische Ausland planen je nach Studie                         von DERTOUR bezeichneten im Dezember 2020 vor-
  zwischen 32 und 52 Prozent, Fernreisen 12 bis 16 Pro-                        bildliche Schutzmaßnahmen und deren Umsetzung als
  zent.                                                                        maßgeblichen Faktor.
                                                                             – Beim Aufenthalt vor Ort spielen Gesundheit und Hygi-
Eine Veränderung der grundsätzlichen Verhaltensmuster                          ene für die (potenziellen) Reisenden eine wichtige
ist nicht abzulesen. Letztlich entscheiden derzeit schlicht                    Rolle. Über die Hälfte der Befragten einer Studie von
Ein- und Ausreisebestimmungen, Quarantänevorschrif-                            Booking.com gibt an, bei Reisen mehr Vorkehrungen
ten etc. die Zielgebietswahl. Spannend ist die Frage, was                      treffen zu wollen. Die Verfügbarkeit von Hygieneange-
wiederum ab 2022 passiert, wenn attraktive Zielgebiete                         boten/-produkten kann auch die Unterkunftsentschei-
im Ausland wieder verfügbar sind, aber auch ausländi-                          dung beeinflussen. 58 Prozent der Reisenden wollen
sche Gäste wieder freier nach Deutschland reisen kön-                          eine Unterkunft eher buchen, wenn solche Produkte
nen. Belastbare quantifizierbare Prognosen sind hier der-                      angeboten werden und 50 Prozent, wenn die umge-
zeit noch nicht möglich, aber schon jetzt ist absehbar,                        setzten Hygienerichtlinien hervorgehoben sind.
dass der Wettbewerb zwischen den Destinationen um                            Eine Studie der Allianz Partners zeigt, dass eine gute me-
die Gäste mit zunehmender Normalisierung noch einmal                         dizinische Versorgung vor Ort, die Möglichkeit, größere
zunehmen wird.                                                               Gruppen/andere Gäste zu meiden sowie allgemein der
                                                                             Sicherheitsaspekt bei Reisen deutlich wichtiger gewor-
Reiseplanung und Buchung – kurzfristig und mit flexib-                       den ist als vor der Pandemie.
len Stornobedingungen

Seite 6                                                                                                  Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Aktuelle Einschätzungen zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Tourismus in Nordrhein-Westfalen (Stand: 15. Juni 2021)

Weitere Informationen rund um die Corona-Krise im Tourismus können unter folgenden Links abgerufen werden:

Zahlen-Daten-Fakten 2021 – Deutscher Tourismusverband

Zahlen-Daten-Fakten 2020 – Deutsche Zentrale für Tourismus

Dwif-Corona-Kompass – dwif-Consulting GmbH

Quailtätsmonitor Infografiken 2020 – dwif-Consulting GmbH

Meeting- & Eventbarometer 2019/2020 – Europäisches Institut für TagungsWirtschaft

Reiseanalyse 2021 – Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V.

Aktuelle Pressemitteilungen zum internationalen Tourismus – IPK International

Tourismusanalyse 2021 – Stiftung für Zukunftsfragen

Weitere Informationen rund um Corona unter: www.touristiker-nrw.de/corona-virus

Silvia Raueiser
Projektleiterin Hochschulkooperationen, Stellungnahmen
raueiser@nrw-tourismus.de

Mehr zur Tourismus NRW Marktforschung: www.touristiker-nrw.de/marktforschung

Christian Stühring
Bereichsleiter Umsetzung Landestourismusstrategie, Unternehmensentwicklung und Marktforschung
stuehring@nrw-tourismus.de

Ann-Christin Ingenlath
Referentin Marktforschung
ingenlath@nrw-tourismus.de

Anne Schriefers
Referentin Marktforschung
schriefers@nrw-tourismus.de

Tel.: 0211/91320-545, Tourismus NRW e.V., Völklinger Str. 4, 40219 Düsseldorf

Seite 7                                                                                                  Tourismus NRW e.V. 15.06.2021
Sie können auch lesen