OHO, ABER KLEIN - Fink Team
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Lautsprecher › KOMPAKTBOX AUF STÄNDER
OHO, ABER KLEIN
Bisher baute das Team um Lautsprecher-Koryphäe Karl-Heinz
Fink echte Wuchtbrummen. Jetzt hat er die kompakte Kim auf
Ständer gestellt – sein kleines Meisterwerk. ■ Von Lothar Brandt
S
chon in der Themenzeile und im Kim schon auf etwa 85 cm Höhe und da-
Vorspann den Ständer zwei Mal er- mit aus der Kompaktklasse hebt. So ge-
wähnt, aber noch nichts über den sehen ist sie ein Standlautsprecher, oder
Lautsprecher selbst gesagt: Ist dem Au- eben eine „Kompaktbox auf Ständer“.
tor der Fokus verrutscht? Nein. Aber er
wollte bei der Beschreibung der Fink KONSTRUKTION
Team Kim auf diesen essenziellen Be- Was hat sich Karl-Heinz Fink dabei ge-
standteil dieses Lautsprechers scharf- dacht? Der Mann aus dem Ruhrgebiet
stellen. Bei der Kim gehört die Bestuh- zählt seit Jahrzehnten zu den tonange-
lung fest dazu: Das aus fast schon grazil benden Lautsprecher-Entwicklern der
wirkenden Vierkant-Edelstahlrohren ge- highfidelen Welt. Vor ein paar Jahren
fertigte Sitzmöbel ist im Preis des Laut- gründete er mit einer Gruppe Gleichge-
sprechers inbegriffen und mit dem sinnter das Fink Team, um Lautsprecher
eigentlichen Gehäuse fest verschraubt. zu bauen, die nicht fremdbestimmten
Was die mit 30 Zentimeter Breite, 31 cm Pflichtenheften, sondern dem eigenen
Tiefe sowie rund 50 cm Bauhöhe kleine Gusto entsprechen. Damit kann er nicht
so weit daneben gelegen haben, denn
seine Borg und dann die WM-4 versetz-
INWÄRTIG: Schnitt durch das Gehäuse
ten die Fachwelt in Entzücken.
der Kim. Zu sehen sind die versteifenden
Allein: Die Dinger sind groß, schwer,
Quers treben sowie die eingebauten Reso
breit und teuer. Jetzt sollte es also ein
natoren, etwa im Reflexkanal (oben links).
wohnzimmertaugliches Modell sein.
Und weil das Fink Team die SciFi-Serie
„Star Trek: Voyager“ guckt, gaben sie
ihrem dritten Kinde wie bereits der Borg
einen Namen daraus. Diesmal stand
Fähnrich Harry Kim Pate.
Was uns in die Gedankenwelt dahinter
beamt. Der in den Fokus gerückte, mit
vier höhenverstellbaren Spike-Füßen be-
wehrte Ständer kippt die Kim um sieben
Grad nach hinten. Das sorgt für den rich- RAUM UND
AUFSTELLUNG
tigen Abstrahlwinkel in der Vertikalen, Raumgröße
denn in dieser Dimension bündelt der
gewählte Hochtöner stark. Es ist ein „Air
kmg
km Akustik
Motion Transformer“ (AMT), den der tah
ta Aufstellung
deutsche Zulieferer Mundorf nach Fink-
Vorgaben baut. Seine Membran ist nicht dwff
plan, sondern vorhangähnlich gewellt. In Eher frei aufstellen,
Hochtöner auf Hörplatz gerich
den Falten der Kunststofffolie verlaufen tet, Akustik neutral oder be
Leiterbahnen, welche die Membrane dämpft, Hörabstand 2,5 bis 3 m.
Die Aufschlüsselung der Symbole
beim (Wechsel-) Stromdurchfluss im finden Sie auf Seite 104.
Takt des Musiksignals bewegen.
In der dereinst von Oskar Ernst Heil
entwickelten Bauform wird die Luft mit
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RÜCKWÄRTIG: Die Bassreflexöffnung der Kim findet sich
oben auf der Gehäuserückseite. Sie ist nicht als Rohr, sondern als
querliegendes, abgerundetes Rechteck ausgelegt.
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Lautsprecher › KOMPAKTBOX AUF STÄNDER
hoher Geschwindigkeit aus den Mem wie seine Kollegin Katja Werker („Con-
branfalten gepresst und wieder einge- tact Myself 2.0“, Stockfisch). Mit frap-
saugt, was zu flotterer Schallerzeugung pierender Leichtigkeit löste sich auch ein
führt als etwa bei einer Kalotte. Voraus- komplexes Orchester von der Leine zwi-
setzung dafür ist ein permanentes Mag- schen den Speakern, breitete sich dyna-
netfeld, das die vom Wechselstrom misch fein differenziert auf der Hör
signal durchflossenen Leiterbahnen im bühne aus. Und der „Ju-Ju Man“ von
AMT zur Bewegung anregt. Klaus Doldingers Passport („The First 50
Fink klinkt den Hochtöner bei rund Years“) ins Rennen geschickt, spurtete
2200 Hertz mit recht steilen 24-Dezibel- behende durch funkige Riffs und rockige
Filtern (4. Ordnung) oberhalb des 8-Zoll- Rhythmen. Wie ihre großen Geschwi
Tiefmitteltöners ein – ein ebenfalls spe ster spielt die Kim so richtig oho. Und ist
ziell gefertigter Papiermembran-Konus dabei doch fast noch klein.
mit hochdämpfender Gummisicke. Die
Filter sind nach Linkwitz-Riley konzipiert. ZEIT-MANAGEMENT
Bei ihnen verläuft die Gruppenlaufzeit Karl-Heinz Fink hat vieles getan, um bei
sehr flach, wodurch die zeitliche Inte der Kim die zeitlichen Beziehungen
grität der Musik besser gewahrt bleibt innerhalb der Musik zu wahren. Doch
als bei anderen Frequenzweichen-Ausle- auch der beste Entwickler muss sich
physikalischen Gesetzen beugen. So
gungen. Lediglich die sehr unpraktika verzögert jedes analoge Filter höherer
blen Butterworth-Filter erster Ordnung Ordnung t iefere Frequenzen gegenüber
sind in dieser Beziehung noch etwas höheren. Filternd wirkt neben der Fre-
besser. Eilt der Hochtöner dem Tiefmit- quenzweiche auch der im Bassbereich
abfallende Pegel. Digital lassen sich
teltöner voraus oder hinterher, nimmt Zeitfehler ausgleichen: Die Musikver-
das Gehör dies sofort als „nicht richtig“ waltungs-Software Roon etwa kann
wahr. Um die Phasenlage von Hochtöner das auf die Kim abgestimmte Vorver-
und Tiefmitteltöner anzugleichen, baut zerrungsfilter korrigieren. Die Wirkung
des optimierten Zeit-Managements
Fink einen passiven Allpass vor. Und
brachte erfahrene Tester zum Staunen.
bietet überdies allen Abonnenten der Überzeugte die Kim schon so mit der
Streaming/Verwaltungs-Software Roon vorbildlichen Struktur, die sie in Chris
ein Leckerli – siehe Kasten. Isaaks bassgewaltiges „Wicked Game“
brachte, so erlaubte die Zeitkorrektur
einen weiteren Sprung nach vorn. Die
KLANG ineinanderfließenden Übergänge, die
Was sich aber auch so schon aus dem einem bei t iefen Frequenzen selbst
nach allen Regeln der Kunst, zweischich- verständlich vorkommen, waren wie
tig mit neuesten Dämpfungsklebern ge- weggewischt, Kickdrum und Bass
akustisch und räumlich sauber getrennt
bauten Bassreflexgehäuse auf zwei We- wie nie. Gleichzeitig synchronisierte der
gen seinen Weg zum Hörtester bahnte, harmonisierte Zeitbereich den Takt aller
schoss ihn mit Warp-Geschwindigkeit Musiker. Bei „Monkey Man“ von Amy
aus der üblichen Hörtest-Umlaufbahn Winehouse verschmolz die Rhythmus-
sektion zur perfekten Einheit. Und das
heraus. Und zerbröselte die Skepsis hin- Beste: Die Filter sind für Roon-Besitzer
sichtlich des Abgleichs von AMT und kostenlos, die Installation übernimmt
Konus mit der Wucht einer Phaser-Pisto- der freundliche Kim-Händler vor Ort. BT
le. Wie eine gut ausgebildete Sängerin
beherrscht die Kim den „Register-Aus-
gleich“: Hier schwangen der kraftvoll-
voluminöse Grundton- und der farbrei- GEGENWÄRTIG: Dem Fink Team gelang es, die beiden grundverschiedenen
che Obertonbereich perfekt im Einklang, Chassis so zu harmonisieren, dass sie ohne Zeitversatz im Gleichschritt agieren.
keiner spielte sich in den Vordergrund.
Auf Bass-Vortäuschung mittels 80-
120-Hertz-Buckel verzichtete die Kim NUTZWERTIG: Per Dreh
ebenso wie auf Agilität simulierende, schalter „Damping“ passt
letztlich aber nervige Präsenzbetonung. man die Kim an hohe, mittlere
Der Singer-Songwriter Pete Alderton (Al- und niedrige Dämpfungs
bum „Mistery Lady“, siehe CD-Teil) füll- faktoren von Verstärkern an.
te den Raum genauso souverän-sonor
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Lautsprecher › KOMPAKTBOX AUF STÄNDER
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HIGHLIGHT
STECKBRIEF
FINK TEAM
KIM
Vertrieb IDC Klaassen
Tel. 0231 9860285
www. finkteam.eu
Listenpreis 9950 Euro
Garantiezeit 5 Jahre
Maße B x H x T 30 x 85,4 (mit Ständer) x 31 cm
Gewicht 25,1 kg (mit Ständer)
Furnier/Folie/Lack •/–/•
Farben Grau, Weiß, Schwarz, Nussb.
Arbeitsprinzipien Zweiweg-Bassreflex
Raumanpassung Hochtöner +/- 0,3 dB
Besonderheiten an D-Faktor/Amp anpassbar
AUDIOGRAMM 07/2021
Åfür jeden Musikge ÍWirkungsgrad eher mäßig:
schmack, für den Preis Mit Single-Ended-Trioden
ein Überflieger dürfte nur wenig gehen
Neutralität (2x) 110
Detailtreue (2x) 110
Ortbarkeit 105
Räumlichkeit 100
Feindynamik 110
Maximalpegel 90
Bassqualität 100
Basstiefe 90
HOCHWERTIG: Verarbeitung überragend
Die Weiche der KLANGURTEIL 104 PUNKTE
Kim prunkt mit Best PREIS/LEISTUNG HIGHENDIG ÜBERRAGEND
bestückung. Einige
Bifilar-Widerstände FAZIT
(weiße Quader) sind
Fink Team-gelabelt,
Lothar Brandt
Kondensatoren und AUDIO-Mitarbeiter
Spulen stammen
von Mundorf.
9950 Euro sind kein Pappenstiel.
Für sein Geld bekommt der Käu-
fer mit der Fink Team Kim aber
eine Box, die wahrlich nicht von
Pappe ist. Exzellent abgestimmt
und wunderbar verzerrungsarm,
mit exzellentem Timing und
knackigem Temperament, dazu
perfekt aufgeständert – die Kim
spielt in ihrer Preis- und Größen-
klasse alleine oben. Ich verneige
mich vor einem grandios durch-
entwickelten Lautsprecher.
MESSLABOR
Der Frequenzgang auf Achse (rote Kurve,
linkes Diagramm) verläuft mit maximal +/-
2 dB vorbildlich linear, die vertikale Bünde-
lung des Hochtöners zeigt die grüne Kurve.
Die Impedanz (schwarz) sinkt nie unter
5,7 Ohm, was Röhren entgegenkommt.
Die sollten bei AUDIO-Kennzahl 72 aber
etwas Power mitbringen. Der Klirr liegt bis
95 dB Schalldruck exzellent niedrig (rechtes
Diagramm). Maximalpegel: 101,5 dB.
www.audio.de ›07 /2021 21
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