Online-Fachtag Wohin steuert Schulbegleitung? - Zwischenbilanz nach Corona und SGB VIII Reform
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Kinder mit Teilhabebeeinträchtigungen: Auswirkungen der Coronapandemie Prof. Dr. Jörg M. Fegert Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
GLIEDERUNG • Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen fördern • Schulbegleitung: von der Übergangslösung zur etablierten Hilfe • … insbesondere belastete Kinder und Jugendliche von den Auswirkungen der Pandemie betroffen… • Schulbegleitung während der Pandemie • Was können wir aus der Pandemie mitnehmen? 3
WANDEL DES BEHINDERUNGSBEGRIFFES Capability Approach nach Amartya Sen 1998 Nobelpreis Verwirklichungschancen als Freiheiten Teilhabe = Dazugehören als zentrale Dimension für das Wohlbefinden von Kindern Ziel: ein gutes Leben trotz belastender Erlebnisse und/oder psychischer Belastungen in der Kindheit 5
PARTIZIPATION: VEREIN DAZUGEHÖREN E.V. Webseite: https://dazugehoeren.info/ Dazugehören-Newsletter erscheint 3-mal jährlich und hat über 5.000 Abonnent*innen Link zur Newsletteranmeldung: https://dazugehoeren.info/newsletter 6
INDIVIDUELLE VERWIRKLICHUNGSCHANCEN Medizinische individueller Umgang Interventionen belastungsspezifisch Kontrolle Facetten Res- sourcen Vielfalt der Kind Begabungen Schwerpunkte und Probleme Unter- Kompen- stützung individuell vs. allgemein sation Optimierung Entwicklungsaufgaben erfolgreiches Zurechtkommen, 8 dazugehören
TEILHABEKONZEPTE UND TEILHABEDIMENSIONEN • Prozessualität der Teilhabe (Teilhabe muss erreicht und aufrecht erhalten werden) • Teilhabe per se doppelseitig konstruiert (muss von Betroffenen erwünscht, angestrebt und von der Gesellschaft ermöglicht werden) • Teilhabe durch konkreten Handlungsbezug gut operationalisierbar (Handlungsbereiche, Subsysteme, Kommunikationsprozesse) • Teilhabekonzept beschreibt Status der Abgrenzung (Barrieren) ebenso wie deren Überwindung und Unterstützung bei der Überwindung (Faszilitation) • Entspricht der Tradition europäischer Demokratien in der Verbindung von Rechten und Pflichten, d.h. dem Konzept der voraussetzungsvollen staatlich-gesellschaftlichen Vertragsgemeinschaft (Diewald et al. 2016 in Migrationsgutachten, WissBeirat Familienfragen) 9
DAZUGEHÖREN (EQUITY)… …bedeutet nicht gleiches Recht für alle, sondern jedem / jeder die Förderung der Teilhabe, die er/sie benötigt 10
INKLUSIVE RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN 11
MEHR ALS 10 JAHRE UN-BRK IN DEUTSCHLAND UN-Behindertenrechtskonvention zwei Jahre nach Unterzeichnung am 26. März 2009 in Deutschland in Kraft getreten §24 Bildung „[…]gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen“ 12
BILANZ NACH ÜBER 10 JAHREN UN-BRK Baden-Württemberg • setzt auf duale Strukturen, Eltern haben Wahlrecht zwischen Inklusion und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) • ist bei Inklusion unter dem Bundesdurchschnitt - gemessen an Inklusionsquote, Exklusionsquote und Inklusionsanteil (Hollenbach-Biele & Klemm,2020) → zwei gegenläufige Entwicklungen - Inklusion etabliert sich - weiterhin hohe Nachfrage an SBBZs 13
SCHULBEGLEITUNG: VON DER ÜBERGANGSLÖSUNG ZUR ETABLIERTEN HILFE 14
SCHULBEGLEITUNG NICHT MEHR WEG ZU DENKEN Schulbegleitung in Baden-Württemberg* 2011 2015 2014 2019 2008 1852 SB 2884 SB neues 2021 2013 2017 5457 SB Ratifi- Schulge- SGB VIII Reform Beginn Start zierung setz inklusive Projekt Curriculum UN BRK Schulbe- Jugendhilfe ab Schulbegleiter gleiter 2028 *Daten KVJS 2015 &2020 Keine landesweiten Vorgaben zur Umsetzung von Schulbegleitung, dadurch sehr große Unterschiede in Bewilligung und Umsetzung z.B. bzgl. Fachlichkeit, Kosten-/Stundendeckelung, Entwicklung von Standards, Fortbildungsangeboten 15
SCHULBEGLEITUNG - UMFANGREICHES AUFGABENSPEKTRUM Schulbegleiter*innen helfen bei: • Verhaltensauffälligkeiten • Kommunikation im Unterricht • Vernetzung zwischen Eltern und Schule • der Alltagsbewältigung (Arbeitsstrukturierung) • Lernhilfe (wobei sie keine Hilfslehrer sind!) • notwendiger Pflege und medizinischer Versorgung (vor allem bei Körperbehinderungen) • Stress- und Emotionsregulation 16
SCHULBEGLEITUNG HAT SICH ETABLIERT Großer Bedarf verdeutlicht, wie sehr das Schulsystem auf diese Form der Unterstützung angewiesen ist! • Nach wie vor gibt es wenig Standards, bzgl. beruflicher Hintergrund, Qualifizierung und arbeitsrechtlicher Rahmung • Rollen und die Aufgaben (Abgrenzung zu Lehrkräften) sind unzureichend geklärt („Rollenprekariat“ Lübeck, 2019) • Schulbegleitungen sind sich häufig selbst überlassen, es gibt keine flächendeckende fachliche Begleitung (Intervision/ Supervision „Alleinkämpfer“ Henn et al., 2019) 17
SCHULBEGLEITUNG INSTABILES KONSTRUKT? 18
PROJEKT SCHULBEGLEITER Entwicklung eines Curriculums ,Verstetigung in die Fläche Mit mutiger Förderpolitik hat die Baden-Württemberg Stiftung 2013 Projekt Schulbegleiter initiiert und damit erstes langfristig und landesweit implementiertes Fortbildungsangebot für Schulbegleiter*innen geschaffen • 2013-2014 Bestandsanalyse Schulbegleitung in Baden-Württemberg • 2014-2017 Curriculumsentwicklung, Erprobung und Implementierung • Seit 2017 Fortbildungen durch Multiplikator*innen: − Über 100 Fortbildungen − Mehr als 1000 Teilnehmende − Seit 2020 auch Online-Fortbildungen 19
PROJEKT SCHULBEGLEITER Entwicklung und Verstetigung eines Curriculums 2013/14: Bestandsaufnahme Schulbegleitung in BW 2014-17: Entwicklung und Erprobung eines Curriculums zur Qualifizierung von Schulbegleiter*innen 2016: Rechtsexpertise zur Schulbegleitung 2016-18: Schulung von Multiplikator*innen und Trainerinnen 2020: Onlinebefragung Schulbegleitung während des Lockdowns 2020/21: Onlinecurriculum Schulbegleiter 2021: Neuauflage Rechtsexpertise Schulbegleitung 20
PROJEKT SCHULBEGLEITER Ganz aktuell: Rechtsexpertise Schulbegleitung völlig überarbeitet Neuauflage immer noch interessant: Informationsbroschüre Schulbegleitung Beide Broschüren können kostenfrei bei der Baden-Württemberg Stiftung bestellt oder heruntergeladen werden www.bwstiftung.de 21
FORTBILDUNG SCHULBEGLEITER − baden-württembergweit etabliert − Über 100 Fortbildungen − Mehr als 1000 Teilnehmende − Teilnehmerzufriedenheit bei 98% 22
… INSBESONDERE BELASTETE KINDER UND JUGENDLICHE VON DEN AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE BETROFFEN… 23
„CORONA“ VERLANGT KINDERN UND JUGENDLICHEN VIEL AB BMFSFJ: Familien in der Corona-Zeit: N= 1.493 Mütter und Väter mit Kindern unter 15 Jahren Herausforderungen, Erfahrungen und Bedarfe. COPSY Studie - Gesundheit und Lebensqualität von N = 1040 Kinder und Jugendliche (11 - 17 Jahre) Kindern und Jugendlichen während der COVID-19- N = 1040 Eltern(teile) (Fremdeinschätzung) Pandemie - Ravens-Sieberer, Kaman, Otto, Adedeji, et al. N = 546 Eltern (Fremdeinschätzung für Kinder) N = 1586 Familien - Vergleichsstichprobe BELLA-Studie COALA-Studie – Anlassbezogene Untersuchungen in Kitas N = 1.072 Einrichtungen Kuger, Grgic, Braun, Degner et al. N = 8.200 Familien: Elternfragebogen (Elternbefragung, DJI-Kinderbetreuungsstudie) Forsa Schulbarometer Corona Spezial N= 1031 Lehrkräfte Kind sein in Zeiten von Corona – Langmeyer, Guglhör- N = 12.628 Eltern (3 – 15- Jahre, Online) Rudan, Naab, Urlen & Winklhofer, Deutsches N = 21 Familien: Interviews mit Eltern & Kindern (6 – 14 Jugendinstitut Jahre) KiCo – Familien mit Kindern unter 15 Jahre und ihre Erf- N=25007 Eltern ahrungen in der Corona-Krise- Andresen, Lips, Möller et al. JuCo 1 und 2 Erfahrungen und Perspektiven von jungen N= 6.431 Jugendliche ab 15 Jahren (JuCo1) Menschen während der Corona-Maßnahmen - Andresen, N=7038 Jugendliche ab 15 Jahren (JuCo2) Lips, Möller et al. 24
ERHÖHTE RISIKEN FÜR KINDER UND JUGENDLICHE… psychosomatische Beschwerden, vor allem bei jüngeren Kindern (z.B. Einschlafprobleme, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen) psychische Probleme / Symptome (Hyperaktivität, emotionale und Verhaltensprobleme, Angst und Depression) bedeutsame Einschränkungen in gesundheitsbezogener Lebensqualität beeinträchtigtes Familienklima – vermehrte Konflikte Überforderungen durch Homeschooling Leistungsunterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern vergrößern sich durch Schulschließungen weiter (Lockl et al. 2021; Huber et al. 2020). Kinder und Jugendliche fühlten sich nur auf die Rolle als Schüler*in reduziert, sie fühlten sich von der Politik nicht gehört (Andresen et al., 2020) 25
PSYCHISCHE VORERKRANKUNGEN DER ELTERN UND PSYCHISCHE PROBLEME BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN 26
HÄUSLICHE GEWALT 27
AUSWIRKUNGEN VON CORONA-MAßNAHMEN AUF DEN KINDERSCHUTZ Gefahr für häusliche Gewalt steigt (überwiegend in Haushalten mit jüngeren Kindern unter zehn Jahren (Steinert & Ebert, 2020) Erhöhte Gefahr für körperliche, emotionale und sexualisierte Gewalt (vgl. Fegert et al., 2020; Lee et al., 2021) bei allen Risiken gilt: → besonders Kinder aus psychosozial belasteten Familien sind betroffen (niedriger sozio- ökonomischer Status, geringere Bildung der Eltern, beengte Wohnsituation, Migrationsstatus) 28
… „CORONA“ VERLANGT AUCH ELTERN VIEL AB Maßnahmen im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie haben Einfluss auf die psychische Gesundheit von Eltern: • Erhöhter Stress (Spinelli et al., 2020) • Zunahme von psychischen Belastungen (Fegert et al., 2020; Wu et al., 2020), insbesondere wenn Kind chronisch krank oder behindert ist (Langer & Barth, 2020) • Eingeschränkte elterliche Interaktionsfähigkeit (Crnic et al., 2005; Neppl et al., 2016; Centers for Disease Control & Prevention, 2020; Liu & Merritt, 2018) 29
… „CORONA“ VERLANGT AUCH ELTERN VIEL AB Maßnahmen im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie haben Einfluss auf die psychische Gesundheit von Eltern: • Erhöhter Stress (Spinelli et al., 2020) • Zunahme von psychischen Belastungen (Fegert et al., 2020; Wu et al., 2020), insbesondere wenn Kind chronisch krank oder behindert ist (Langer & Barth, 2020) • Eingeschränkte elterliche Interaktionsfähigkeit (Crnic et al., 2005; Neppl et al., 2016; Centers for Disease Control & Prevention, 2020; Liu & Merritt, 2018) 30
CYCLE OF VIOLENCE – VERSTÄRKT WÄHREND CORONA 31
REVIEW INTERNATIONALER STUDIEN ZU KINDERN/ JUGENDLICHEN MIT BEHINDERUNGEN (CLEMENS & FEGERT) Was wissen wir über Kinder und Jugendliche mit Behinderung in der Pandemie? • Viele Ergebnisse decken sich mit anderen Studienergebnissen zur Kindheit/Jugend in der Pandemie • Viele Kinder und Jugendliche mit Behinderung litten schon „vor Corona“ an psychischen Problemen, diese wurden durch die Pandemie verstärkt • Sie hatten Schwierigkeiten, die Situation zu verstehen • Ihre Eltern waren stärker gestresst (Langer & Barth, 2020) • Wegfall von Unterstützungen/ Therapien, diese wurden oftmals nach dem Lockdown nicht wieder aufgenommen (→ Risikopatient*innen) • „Entspannung“ nach dem Lockdown blieb aus (Kugelmeier und Schmolze-Krahn 2020a, 2020b) 32
FAMILIEN AM RANDE DES LEISTBAREN Kumulation mehrerer Belastungen Familie: Institutionen: Steigender Druck durch Schließungen von Kindergärten und Schulen Rezession/ Arbeitslosigkeit Schließungen von Begegnungsorten; Weniger Rückzugsräume/ Kontaktsperren häusliche Gewalt Einstellen von außerhäuslichen Aktivitäten Homeoffice, Home- (Vereine) Reduktion Schooling, Care-Arbeit von aufsuchender Jugendhilfe Fehlende Unterstützung (Großeltern) Kind: Verlust an Tagesstruktur Angst, Depression, Einsamkeit Stress/ PTSS Suizidalität 33
STEPPED-CARE-MODELL: CORONA, KINDER UND ELTERN Kompetenzbereich Prävention psychische Gesundheit im Kompetenznetz Prävention Baden-Württemberg Vorschläge zur Task- Force Baden-Württemberg 34
SCHULBEGLEITUNG WÄHREND DER PANDEMIE 35
DER SCHULALLTAG IN DER PANDEMIE 36
CORONA-BEFRAGUNG IM ERSTEN LOCKDOWN MAI/JUNI 2020 (HENN ET AL., 2021 Zwei Online-Befragungen in Baden- Württemberg Befragung 1: 246 Schulbegleiter*innen 89,1% Frauen Zuständig für 306 Kinder/ Jugendliche → Teilweise Mehrfachantworten möglich Befragung 2: 29 Träger, überwiegend Kinder- und Die Ergebnisse können in DAS JUGENDAMT Jugendhilfeträger (70%) 10/2020 nachgelesen werden, eine Verlinkung zum kostenfreien Download finden Sie auf der Seite der Uniklinik 37
KONTAKT TROTZ SCHULSCHLIEßUNGEN Mehrzahl der Schulbegleiter*innen (84,0 %) hielt Kontakt zu „ihrem“ Kind, Großteil (75%) auch dann, wenn nicht vergütet Neue Kontaktformate wurden erprobt/ genutzt, z.B. Treffen im familiären Umfeld 33,3 % Treffen im Rahmen der Notbetreuung 28,3 % Treffen als Beratungsgespräche 13,9 % Kontakt per Telefon 51,5 % Kontakt per Kurznachrichten/ Messengerdiensten 46,4 % Kontakt per E-Mail 18,6 % Kontakt per Videotelefonie 27,0 % kein Kontakt 3,4 % „Man unterrichtet, bearbeitet Familien- problematiken, entlastet, tröstet.“ (Freitextantwort) 38
KONTAKTHALTEN - BASIS DER ZUSAMMENARBEIT Grund für Kontakt (Mehrfachantworten möglich) als Ansprechpartnerin zu unterrichtlichen Fragen 33,8 % weil die Eltern sich gemeldet haben 28,4 % aufgrund von schulischen Sorgen 25,7 % zu Fragen des pädagogischen Umgangs 27,0 % zu alltagspraktischen Fragestellungen 36,9 % um Kontakt nicht abzubrechen/ Beziehungspflege 86,5 % weil ich den Auftrag erhalten habe 13,5 % weil ich mich um das Kind sorge 40,1 % Freitextangabe: Sorge um das Kind wegen Alkoholsucht, Überforderungen und Hilferufe von Eltern „Schulbegleiter [sind] nicht weniger systemrelevant wie Lehrer“ (Freitextantwort) 39
SCHULBEGLEITER SIND AUCH IM LOCKDOWN VERLÄSSLICH • Schulbegleiter*innen hielten auch während Lockdown Kontakt • Prozentual wurden Schüler*innen mit einer seelischen Behinderung häufiger von Schulbegleitungen im Lockdown betreut, zu ihren Eltern hielten Schulbegleiter*innen häufiger Kontakt • Schulbegleitung wichtige Verbindung zwischen Schule und Eltern • Aufgabenspektrum hat sich im Lockdown erweitert (wohl zumeist ohne Absprache/ Auftrag) Schulbegleitungen haben Sorge und Nöte von Eltern gehört, haben Eltern beraten teilweise das Homeschooling übernommen ABER: Wissensvermittlung bleibt auch bei Homeschooling Kernbereich der Schule! 40
CORONA ALS BRENNGLAS AUCH IM BEREICH SCHULISCHER INKLUSION Schüler*innen mit Behinderungen und ihre Eltern im Homeschooling „vergessen“? • Schulbegleitungen kompensierten Vieles, auch außerhalb ihres rechtlich gefassten Auftrags (Wissensvermittlung) • welche Notbetreuungsregelungen gelten für sie, gibt es zusätzliche Unterstützung für Zuhause? Prekäre Arbeitssituation vieler Schulbegleiter*innen wurde deutlich (befristete/ Honorarverträge, wenig Sicherheit…) „Knackpunkte unsrer Gesellschaftsstruktur sind „Inklusionsassistent zu sein, ist ein sichtbarer geworden: Frauen undankbarer Job, den ich trotzdem leisten enorm viel, schlechte sehr gerne gemacht habe.“ Bezahlung, geringe Wert- (Freitextantwort) schätzung sozialer Arbeit.“ (Freitextantwort) 41
WAS KÖNNE WIR AUS DER PANDEMIE „MITNEHMEN“? 42
AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE AUF KINDER SIND VIELFÄLTIG Kein oder wenig Kontakt zu Freund*innen und Peers Pädagogische Anregungen/Input und feste Tagesstruktur durch Schulschließungen fehlten Bewegungsmangel; starker Anstieg des Medienkonsums Viele Eltern mussten den Spagat zwischen Kinderbetreuung, Homeschooling und Home Office leisten Belastung der Eltern führte auch zur Belastung bei den Kindern, Emotionen und Stress sind zu bewältigen Kinderschutz ist gefährdet 43
DIE SCHERE GEHT AUSEINANDER Pandemie verstärkt Benachteiligung Für Kinder in belasteten Familien ist das Risiko erhöht bezüglich der Schule „abgehängt“ zu werden bzw. wichtige Entwicklungsunterstützung fehlt Reduzierte Unterstützung durch Eltern weil z.B. Deutschkenntnisse oder generelle Kompetenzen fehlen Digitalisierung im „Homeschooling“ setzt Ressourcen an Technik (Frage der Finanzierung!) und auch entsprechendes Know-how voraus 44
CORONAFOLGEN FÜR KINDER UND JUGENDLICHE ABPUFFERN Europäische Stellungnahme 45
STELLUNGNAHME DES WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATS FÜR FAMILIEN-FRAGEN ZU EINEM NACHHALTIGEN INVESTITIONSPROGRAMM 4 6
DIE POLITIK REAGIERT – AUFHOLPAKET DES BUNDES BESCHLOSSEN Fördersumme: 2 Milliarden Euro für Sommer/ Herbst 2021 Ziele: • Lernrückstände abbauen • Frühkindliche Bildung fördern • Ferienfreizeiten und außerschulische Angebote ermöglichen • Aktion Zukunft – Kinder und Jugendliche im Alltag und in der Schule begleiten und unterstützen 47
MINISTER LUCHA BERUFT TASK-FORCE ZUR VERSORGUNG PSYCHISCH BELASTETER JUNGER MENSCHEN NACH CORONA EIN 48
SCHULBEGLEITUNG ALS STÜTZE WÄHREND CORONA • Schulbegleiter*innen waren während des Lockdowns wichtig, teilweise übernahmen sie Aufgaben von Lehrkräfte (Kernauftrag der Schule) oder stärkten die Eltern • Schulbegleiter*innen bringen eine hohe Motivation für die Tätigkeit mit, trotz schlechter Rahmenbedingungen z.B. befristete Verträge • Manchen Schüler*innen fiel das konzentrierte Lernen zuhause leichter, gibt es für sie zukünftig hybride Schulformen? 49
INKLUSION GEHT NUR GEMEINSAM 50
„BEKENNTNIS“ ZUR SCHULBEGLEITUNG landesweite Standards, damit „Wohnorts-Roulette“ endet und Kinder und Jugendliche überall ähnliche Leistungen erhalten → Qualifikation von Schulbegleitungen? Nachqualifizierung von Nicht-Fachkräfte (Stichwort Qualifizierung von Tagespflegepersonen) → Vorgaben zur Vergütung 51
INKLUSION NICHT NUR AUF SCHULBEGLEITUNG REDUZIEREN Schulische Verantwortung für Inklusion stärken • Inklusive Schulentwicklungsprozesse fördern • verpflichtende Kooperationsvereinbarungen zwischen Schulen und Trägern/ Schulbegleitung • Besprechungszeiten • Aufgabengestaltung / Abgrenzung der Aufträge • Inklusion in schulischen Gremien verankern, auch in Schulelternbeirat und Landeselternbeirat • Lehrkräfte für Inklusion „gewinnen“ und sie besser fortbilden • Inklusion verstärkt in Studium und Referendariat verankern 52
RAHMENBEDINGUNGEN FÜR SCHULBEGLEITUNG, FACHLICHE STANDARDS Schulbegleitung fachlich weiterentwickeln Professionsnorm entwickeln (vgl. AFET 2017) Handlungsempfehlungen erstellen Fortbildungsangebote ausweiten Schulbegleitung fachlich begleiten (z.B. Intervisionsgruppen) Poolmodelle systematisch verankern Schulbegleiter-Pool an Schulen etablieren, um längerfristige Zusammenarbeit zu gewähren Schulbegleitung für mehrere Kinder (Stigmatisierung reduzieren) 53
WELCHE FRAGEN BLEIBEN? Wie steht es um die Verantwortung von Schule/ Lehrkräften in der Inklusion? Was wird besonders belasteten Eltern/ Familien angeboten? Wie können Fachkräfte für Schulbegleitung gewonnen und langfristig gehalten werden? …wir hoffen einige dieser Frage im Laufe des Nachmittags nochmal aufgreifen zu können… 54
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! „Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.“ Albert Einstein (*1879 in Ulm) 55
Informationen zum Fachtag und zum Projekt: Projekt.Schulbegleiter@uniklinik-ulm.de Bestellung oder Download der Broschüren https://www.bwstiftung.de/de/bereiche- programme/gesellschaft-kultur/schulbegleiter
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