PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE - IN KLINIK UND PRAXIS AUSGABE 03 / 2016 - Gesellschaft für Pädiatrische ...

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PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE - IN KLINIK UND PRAXIS AUSGABE 03 / 2016 - Gesellschaft für Pädiatrische ...
AUSGABE 03 / 2016

PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE
                                                                            IN KLINIK UND PRAXIS

TOPIC                       TOPIC                       AUS DEN WAG’S       ELTERNRATGEBER
Basistherapie               Allergieprävention          Neue S2-Leitlinie   Impfen und Allergien
bei Atopischer Dermatitis   durch Hydrolysatnahrungen   Neurodermitis
                            (GINI-Studie)
PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE - IN KLINIK UND PRAXIS AUSGABE 03 / 2016 - Gesellschaft für Pädiatrische ...
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Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Editorial   3

Angst vor Krankheit: Neurodermitis und Asthma liegen vorn!
Liebe Leser,

mehr als ein Viertel aller Eltern (27 %)     Andrea von Berg beeindruckt uns in ih-        Interview mit Christian Vogelberg und
hat große Angst, ihr Kind könnte Neuro-      rem Topic Artikel über 15 Jahre GINI-Stu-     Carl-Peter Bauer.
dermitis bekommen. Neurodermitis ist         die mit der Erkenntnis, dass eine frühe In-
damit die meist gefürchtetste Erkran-        tervention mit Hydrolysatnahrungen bei        Der Elternratgeber „Impfen und Allergie“,
kung, gefolgt von der   E Angst der Eltern   Kindern mit familiär bedingtem erhöh-         Fragen an den Allergologen und unser
vor Asthma bei ihren Kindern. In ihrer       tem Allergierisiko einen langanhaltenden      Journal Club zum Thema „Saisonale
E aktuellen Pressemitteilung nimmt die       präventiven Effekt ohne Rebound auf die       pollenflugbedingte Neurodermitis“ run-
GPA diese Thematik mit auf. Die Atopi-       Reduktion des Atopischen Ekzems mit           den unser Heft ab. In unserer Serie über
sche Dermatitis / Neurodermitis ist die      sich bringt.                                  „Neue Immundefekte“ erklärt Ihnen sehr
häufigste chronische Hauterkrankung                                                        anschaulich Volker Wahn angeborene
im Kindes- und Jugendalter. Ursache der      Prävention durch Ernährung oder frühes        Defekte des Komplementsystems. Und
Erkrankung ist oft eine Störung der Haut-    Cremen mit entsprechender Basispflege         Hans-Jürgen Leist setzt sich kritisch
durchlässigkeit. Dieses Problem lässt        sind hoffnungsvolle Ansätze, den Eltern       mit der Chemikalienbelastung in unse-
sich durch eine nebenwirkungsfreie Ba-       die Angst vor Neurodermitis oder gar          ren Kleidungsstücken, unserer „zweiten
sistherapie mit wirkstoff- und konservie-    weiteren atopischen Folgeerkrankungen,        Haut“, auseinander.
rungsstofffreien Cremes / Salben deut-       wie z.B. Asthma, zu nehmen. Dennoch
lich verbessern.                             sind wir noch nicht so weit, die richtige     Ich wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen
                                             und sinnvolle Präventionsstrategie jetzt      unseres sehr interessanten Themenhefts
Birgit Ahrens, Doris Staab und Katja         schon allgemein empfehlen zu können.          über die Atopische Dermatitis! Und nutzen
Nemat zeigen uns sehr anschaulich in                                                       Sie unbedingt den Vorteil unseres eJour-
ihrem Topic Artikel die immense Wichtig-     Auch auf der gesundheitspolitischen Ebe-      nals mit den vielen informativen links zum
keit der Basistherapie bei der Atopischen    ne will die GPA mit ihrer aktuellen Presse-   erweiterten und intensiveren Studium zur
Dermatitis auf. Darüber hinaus weisen        mitteilung auf den Missstand hinweisen,       jeweiligen Thematik! Es lohnt sich!
sie uns eindrücklich darauf hin, dass        dass die so wichtige Basistherapie bei
die Stärkung der Hautbarrierefunktion        Ekzempatienten nur bis zum 12. Lebens-        Ihr Armin Grübl
durch die Basisbehandlung nicht nur als      jahr von den Krankenkassen übernommen
direkte therapeutische Intervention eine     wird und damit eine sinnvolle Therapie-
entsprechende Relevanz hat, sondern          möglichkeit für ältere Patienten deutlich        Dr. med. Armin Grübl
auch im Hinblick auf die Prävention von      eingeschränkt ist. Denn Basistherapie ist
Folgeerkrankungen!                           keinesfalls nur reine Hautpflege!

Damit Sie die Richtlinien der Hautpflege     Des Weiteren finden Sie in diesem
und Neurodermitistherapie gleich mit         eJournal interessante Artikel in der Ru-
in die Praxis oder Klinik nehmen kön-        brik Gesundheitspolitik zur bedrohten
nen, hat die   E   WAG Allergische Hau-      Asthma­therapie durch den neusten G-BA
terkrankungen / Atopisches Ekzem der         Festbetrag und Hinweise darauf, warum
GPA eine Kitteltaschenversion erstellt.      und wie Kinderärzte trotz bestehender
                                                                                              Kinderklinik München Schwabing
Frank Ahrens fasst die neu überarbeite-      Hürden sinnvolle Rehabilitationsmaß-             Klinik und Poliklinik
te S2-Leitlinie zur Neurodermitistherapie    nahmen für Kinder mit chronischen Al­ler­        für Kinder- und Jugendmedizin,
                                                                                              Klinikum Schwabing, StKM GmbH und
übersichtlich zusammen und weist auf         gien beantragen sollten.
                                                                                              Klinikum rechts der Isar (AöR)
die pädiatrische Version dieser Leitlinie                                                     der Technischen Universität München –

hin, die Sie dann auch über einen Link zu    20 Jahre ist die GPA nun schon für Sie ak-       Kölner Platz 1 | 80804 München
                                                                                              armin.gruebl@tum.de
unserer GPA-Homepage lesen können.           tiv, lesen Sie dazu ein aufschlussreiches
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PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE - IN KLINIK UND PRAXIS AUSGABE 03 / 2016 - Gesellschaft für Pädiatrische ...
Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Impressum                  5

INHALT / IMPRESSUM
TOPIC

6	Basistherapie                                             Verlauf konnte die Arbeitsgruppe um Andrea            34 Serie Quartheft
   der Atopischen Dermatitis –                               von Berg in regelmäßigen Publikationen den                 	Wirkt sich eine SIT auf eine bestehende Neuro-
   eine Standortbestimmung                                   präventiven Effekt von Hydrolysatnahrungen                 dermitis aus?
                                                             bei Risikokindern hinsichtlich einer Neuro-
     	In der Pathogenese der Neurodermitis spielt                                                                 40 Neue Immundefekte
                                                             dermitis zeigen. Zuletzt ergaben sich auch
     eine Dysfunktion der Hautbarriere eine                                                                             	Neue Defekte des Komplementsystems
                                                             Hinweise darauf, dass solche Nahrungen auch
     entscheidende Rolle. Eine beeinträchtigte
                                                             das Risiko von Asthma und allergischer Rhinitis       42 Umweltmedizin
     Hautbarriere erleichtert das Eindringen von
                                                             senken könnten.                                            	Wie problematisch sind Chemikalien
     Allergenen, die einen immunologischen Sensi-
     bilisierungsprozess in Gang setzen können. Vor                                                                     in Bekleidungstextilien?
     diesem Hintergrund gewinnt die Stärkung der
                                                         WEITERE THEMEN
                                                                                                                   46 Aus der Industrie
     Hautbarrierefunktion durch eine geeignete Ba-
                                                         21	Aus den WAG’s – Neue S2-Leitlinie                          	Frühe Intervention hat langfristigen Präventi-
     sistherapie nicht nur als präventive und direkte
                                                             Neurodermitis konsentiert                                  onseffekt auf Allergien: 15-Jahres-Ergebnisse
     therapeutische Intervention für die Neurodermi-
                                                                                                                        der GINI-Studie
                                                             	Die Wissenschaftliche Arbeitsgruppe der GPA
     tis an Relevanz, sondern auch im Hinblick auf
                                                             Neurodermitis / Atopische Dermatitis fasst die
     die Prävention von Folgeerkrankungen.                                                                         IN EIGENER SACHE
                                                             wesentlichen Inhalte der neuen Leitlinie zu-
                                                                                                                   23	GPA: 2 Jahrzehnte erfolgreich für allergie­
13	Leitliniengerechte                                       sammen. Eine gesonderte pädiatrische Version
                                                                                                                        kranke Kinder – Interview mit Prof. Carl-Peter
    Neurodermitistherapie –                                  der Leitlinie findet sich über einen link auf der
                                                                                                                        Bauer und Prof. Christian Vogelberg
    Kitteltaschenversion der GPA                             Homepage der GPA.

     	Übersichtlich werden hier Diagnostik und Ma-                                                                JOURNAL CLUB
                                                             Gesundheitspolitik
     nagement der Neurodermitis dargestellt. Über                                                                  36	„Saisonale Neurodermitis“: Erstmaliger
     einen link lässt sich eine Faltblattversion des     27	Asthmatherapie bei Kindern durch G-BA-Fest-
                                                                                                                        Nachweis pollenbedingter Exazerbationen des
     Texts herunterladen und ausdrucken –                    betrag bedroht!
                                                                                                                        Atopischen Ekzems
     zum Mitnehmen in der Kitteltasche.                  30	Rehabilitation für Kinder und Jugendliche mit
                                                             allergischen Erkrankungen                             ELTERNRATGEBER
17	Allergieprävention                                                                                             38	Impfen und Allergie
    durch Hydrolysatnahrungen                            33	Frage an den Allergologen
     	Die German Infant Nutritional Intervention        	
                                                          Adjuvanzien und Fremdeiweiße in Impfstoffen –            VERANSTALTUNGEN
     Study (GINI) läuft inzwischen über 15 Jahre. Im         wie steht’s mit dem allergenen Potenzial?             48 Termine

Pädiatrische Allergologie in Klinik und Praxis, 19. Jg / Nr. 3

Herausgeber:                                             Ressortschriftleiter:                                     Bildnachweis:
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie               Dr. med. Peter J. Fischer, Schwäbisch Gmünd               Fotos: Prof. C.-P. Bauer: S. 23 | fotolia.com: Titelseite:
und Umweltmedizin e. V., Rathausstraße 10,               (Elternratgeber); Dr. med. Frank Friedrichs, Aachen       newphotolab, S. 16: SkyLine, S. 25: StingerMKO (verän-
52072 Aachen, Tel. 02 41/98 00-4 86,                     (Gesundheitspolitik); Dr. med. Michael Gerstlauer,        dert iKOMM), S. 35: tibanna79, S. 38: Picture-Factory,
Fax 02 41/98 00-2 59, gpa.ev@t-online.de,                Klinikum Augsburg, Klinik für Kinder und Jugendliche,     S. 42/43: stockphoto-graf, S. 48: Picture-Factory |
E www.gpau.de                                            86156 Augsburg (Fragen an den Allergologen);              Fachkliniken Wangen: S. 31 | Dr. A. Grübl: S. 3 |
                                                         Dr. med. Thomas Lob-Corzilius, Kinderhospital             GPA: S. 26 | PD Dr. H. Ott: S. 36 | Dr. Th. Spindler:
Verlag:                                                  Osnabrück, 49082 Osnabrück (Umweltmedizin);               S. 32 | Prof. Ch. Vogelberg: S. 24
iKOMM • Information und Kommunikation im                 PD Dr. med. Hagen Ott, Kath. Kinderkrankenhaus
                                                                                                                   Anzeigenleitung:
Gesundheitswesen GmbH, Friesenstraße 14,                 Wilhelmstift, 22149 Hamburg (Pädiatrische
                                                                                                                   iKOMM GmbH, Albrecht Habicht.
53175 Bonn, Tel. 02 28 /37 38 41, Fax 02 28 /37 38 40,   Dermatologie), Prof. Dr. med. Jürgen Seidenberg,
                                                                                                                   Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2 vom 15. Oktober 2015
info@ikomm.info, E www.ikomm.info                        Elisabeth-Kinderkrankenhaus, 26133 Oldenburg
Verlagsleitung: Dr. Ulrich Kümmel                        (Pädiatrische Pneumologie); Prof. Dr. med. Volker         Erscheinungsweise:
                                                         Wahn, Charité Campus Virchow, Klinik m. S. Pädiatri-      Die Pädiatrische Allergologie in Klink und Praxis er-
                                                         sche Pneumologie und Immunologie, 13353 Berlin            scheint vierteljährlich jeweils am Beginn des Quartals.
Schriftleitung:
                                                         (Pädiatrische Immunologie)
Prof. Dr. med. Albrecht Bufe, Experimentelle Pneumo­                                                               Bezugspreise:
logie, Ruhr Universität Bochum, 44780 Bochum,                                                                      Einzelheft (eJournal): 15,00 Euro, Jahresabonnement:
                                                         Redaktion:
albrecht.bufe@rub.de;                                                                                              42,00 Euro, Jahresabonnement für Studenten
                                                         Dr. med. Susanne Meinrenken, Am Schäferhof 3,
Dr. med. Armin Grübl, Kinderklinik München-                                                                        (bei Vorlage einer Bescheinigung): 31,50 Euro
                                                         28759 Bremen, susanne.meinrenken@sprachzeug.de
Schwabing, Klinik und Poliklinik f. Kinder- und
                                                                                                                   Layout: kippconcept gmbh, Bonn
Jugendmedizin der TUM, Kölner Platz 1,
80804 München, armin.gruebl@tum.de;                                                                                ISSN: 2364-3455
PÄDIATRISCHE ALLERGOLOGIE - IN KLINIK UND PRAXIS AUSGABE 03 / 2016 - Gesellschaft für Pädiatrische ...
6     Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Topic

TOPIC

Basistherapie bei Atopischer Dermatitis –
eine Standortbestimmung
Birgit Ahrens, Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie, Charité Berlin, Klinische Allergologie, Paul-Ehrlich-Institut
Langen und Doris Staab, Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie, Charité Berlin, und Katja Nemat, Kinderpneumologie
und Allergologie, Kinderzentrum Dresden

Die Atopische Dermatitis gehört zu den häufigsten Hauterkrankungen bei Kindern. Insbesondere in den industrialisierten Ländern nimmt
die Prävalenz weiter zu. Die betroffenen Kinder leiden an chronischen bzw. chronisch wiederkehrenden entzündeten Hautläsionen,
unstillbarem Juckreiz, Hauttrockenheit, phasenweise nässender, geschwollener, aufgekratzter und sogar (super-)infizierter Haut. Neuere
Forschungsergebnisse untermauern die Bedeutung der Hautbarrierestörung in der Pathogenese atopischer Erkrankungen insgesamt.
Eine beeinträchtigte Hautbarriere erleichtert das Eindringen von Allergenen, die dann einen immunologischen Sensibilisierungsprozess
in Gang setzen können. Bei Vorliegen einer systemischen allergischen Sensibilisierung wiederum wird die Entwicklung anderer Erkran-
kungen aus dem atopischen Formenkreis, wie z. B. einer Nahrungsmittelallergie, einer allergischen Rhinitis oder einem allergischen
­Asthma bronchiale begünstigt. Darüber hinaus bekräftigen neue Daten die hohe psychische Belastung und eingeschränkte Lebens­
qualität bei den betroffenen Kindern sowie deren Familien. Nicht zuletzt das stigmatisierende Aussehen und die mit dem chronischen
Juckreiz verbundenen Schlafstörungen führen zu einem erhöhten Risiko, psychische Auffälligkeiten oder Verhaltensstörungen zu
entwickeln.

Unter Berücksichtigung dieser kausalen Verknüpfungen gewinnt die Stärkung der Hautbarrierefunktion nicht nur als direkte therapeu­
tische Intervention an Relevanz, sondern auch im Hinblick auf die Prävention von Folgeerkrankungen.

Hautbarrierestörung                               Nahrungsmittelallergene. So können eine       einer Atopischen Dermatitis oder einer
bei Atopischer Dermatitis                         Atopische Dermatitis, eine Nahrungs-          Nahrungsmittelallergie erkrankt waren
                                                  mittelallergie und / oder frühkindliches      [1]. Eine andere Studie mit über 3000 Kin-
Hautbarrieredysfunktion als Schlüssel­            Giemen (wheeze) erstmals in der frühen        dern dokumentierte, dass das Auftreten
element für den Atopischen Marsch?                Kindheit auftreten und mit zunehmen-          einer Atopischen Dermatitis in der frühen
Die Atopische Dermatitis (AD) ist eine            dem Alter der Kinder bzw. als Jugend­         Kindheit sich als der stärkste unabhängi-
multifaktorielle Erkrankung, bei der eine         liche die Entwicklung von allergischem        ge Risikofaktor für die Entwicklung von
genetische     Disposition      (beeinflusst      Asthma bronchiale oder einer allergi-         allergischem Asthma (adjusted odds ra-
durch das angeborene und erworbene                schen Rhinitis begünstigen. Die Erkran-       tio [aOR], 3,07; 95 % confidence interval
Immunsystem) und umweltbedingte Ein-              kungen können über Jahre persistieren         (CI) 1,79 – 5,27) und Heuschnupfen (aOR
flüsse (Allergenexposition, Mikroben, Er-         oder sich im Laufe der Zeit verlieren [30].   2,63; 95 % CI 1,85 – 3,73) im beobachteten
nährung, Stress und andere Faktoren) zu-                                                        5-Jahres-Zeitraum darstellte. Ein schwe-
sammenwirken [39]. Rund 85 % der Fälle            Zahlreiche epidemiologische Studien be-       res und persistierendes Ekzem, welches
manifestieren sich vor dem Jugendalter.           legen eine strenge Assoziation zwischen       entsprechend mit einer über einen länge-
Somit stellt die Atopische Dermatitis oft         dem Auftreten einer atopischen Erkran-        ren Zeitraum gestörten Hautbarriere ein-
die erste Manifestation des Atopischen            kung und einer positiven Familienanam-        hergeht, steigerte darüber hinaus dieses
Marschs im Säuglings- und Kleinkindal-            nese für Allergien (genetischer Einfluss)     Risiko [35].
ter dar [13, 30]. Der Begriff Atopischer          [13, 30]. Eine schwedische Arbeitsgruppe
Marsch beschreibt das altersgekoppel-             beschrieb u. a., dass das Risiko für die      Der Defekt der epithelialen Barriere bei
te Auftreten von aufeinanderfolgenden             Entwicklung einer allergischen Rhinitis       Atopischer Dermatitis ist seit Langem
bzw. parallel bestehenden atopischen              im Schulalter bei den Kindern erhöht war,     bekannt und wurde anfänglich u. a. durch
Erkrankungen in Kombination mit einer             deren Eltern an Heuschnupfen litten bzw.      die Messung eines erhöhten transepider-
Sensibilisierung gegen Aero- und oder             die Kinder selbst im ersten Lebensjahr an     malen Wasserverlusts (TEWL) belegt [23]
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Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Topic    7

(Abb. 1). Experimentelle Daten an muri-
nen Modellen konnten zeigen, dass mit-            Abbildung 1. Gesunde und gestörte Hautbarriere.

tels einer (epi-)kutanen Sensibilisierung
über die gestörte epidermalen Barriere
                                                                      %DUULHUHIXQNWLRQGHU+DXW
der Haut eine (systemische) allergische                                                                   6FKXW]YRUlX‰HUHQ
Sensibilisierung initiiert werden kann                                                                    (LQIOVVHQ
und diese darüber hinaus bei den betrof-
fenen Tieren zu einem erhöhten Risiko
für ein „allergisches Asthma” und andere
allergische Erkrankungen führt [31].

Mutationen im Filaggrin-Gen als Beispiel
                                                                                         +2     5HJXODWLRQGHV:DVVHUXQG
für eine Dysfunktion der Hautbarriere                                                             :lUPHKDXVKDOWV
Neben diesen experimentellen und epide-
miologischen Beobachtungen untermau-
                                                               6W|UXQJGHU%DUULHUHIXQNWLRQGHU+DXW
ern weitere wichtige genetische Daten
die Theorie des Atopischen Marschs und                                                                        9HUPHKUWH
                                                                                                              'XUFKOlVVLJNHLWIU
betonen erneut die Bedeutung der Haut-                                                                        $OOHUJHQH.HLPHXQG
barriere [30]. Zahlreiche Studien belegen                                                                     ,UULWDQ]LHQ

eine strenge Assoziation zwischen Muta-
tionen im Filaggrin-Gen (FLG-Gen) und
der Atopischen Dermatitis [29, 35]. Filag-
grin gilt als ein Schlüsselelement in der
Aufrechterhaltung einer effektiven Haut-                                   + 2
                                                                              2
                                                                                    9HUPHKUWH+DXWWURFNHQKHLW
barriere gegenüber Umwelteinflüssen.
                                                                                    7UDQVHSLGHUPDOHU:DVVHUYHUOXVW 7(:/ HUK|KW

Mutationen der Filaggrin-Gene führen                                                         Modifiziert nach AGNES Manual Neurodermitisschulung.
                                                                                   2008: S. 194. Dustri-Verlag, Oberhaching. ISBN 978-3-87185-373-9
z. B. [10]                                                  (E http://www.dustri.com/nc/books-in-english/b/manual-neurodermitisschulung.html).
❙❙ zu einer Reduktion von natürlichen                                                             Copyright PD Dr. med. Christina Schnopp, München

   Feuchthaltesubstanzen (natural mois-
   turizing factor) im Stratum corneum          erhöhten Risiko für Atopische Dermatitis,           noch nicht verzehren, bei Vorliegen ei-
   und                                          sondern auch für allergische Rhinitis und           ner    FLG-Mutation       und    vorhandener
❙❙ zu einer Beeinträchtigung der Keratini-      allergisches Asthma bei Patienten mit pa-           Erdnuss-Exposition im Haushalt ein er-
   sierung.                                     rallel bestehendem Ekzem (multifunktio-             höhtes Risiko haben, sich transkutan all-
                                                nelle Rolle des Filaggrins) [8, 15, 35, 38].        ergisch zu sensibilisieren [3].
Allergene können ungehinderter durch            Darüber hinaus konnte gezeigt werden,
die (defekte) Hautbarriere eindringen           dass FLG-Mutationen (adjustiert für AD)             Wichtig ist zu betonen, dass Filag-
und eine allergische (systemische) Sen-         ebenfalls mit einer Sensibilisierung gegen          grin-Mutationen weder einer Atopischen
sibilisierung hervorrufen (sogenannte           Nahrungsmittelallergene (OR 3,0; 95 % CI            Dermatitis zugrunde liegen müssen noch
Outside-in-Hypothese, siehe unten) [13,         1,0 – 8,7; P 5 0,043) [33] und sogar mit            diese ausreichend kausal erklären. Diese
35]. Ebenso können Mikroben leichter            der Entwicklung und Persistenz von Nah-             Mutationen sind vielmehr die bekanntes-
eindringen und die kutane Entzündungs-          rungsmittelallergien assoziiert sind [36].          te Ursache für einen Barrieredefekt in Zu-
reaktion verstärken (Abb. 1).                                                                       sammenhang mit Erkrankungen aus dem
                                                Am besten belegt ist der Zusammenhang               atopischen Fromenkreis (und vorneweg
Zahlreiche Publikationen, Reviews und           zwischen Hautbarrierestörung und einer              der Atopischen Dermatitis). Auch ande-
Metaanalysen      dokumentieren         nicht   Sensibilisierung     auf     Nahrungsmittel         re Hautbarrieredefekte wie „Tight-Junc-
nur die Assoziation zwischen Filag-             für die Erdnuss. So wurde gezeigt, dass             tion-Defekte” (z. B. Claudin-1) werden
grin-Gen-Defekten und einem signifikant         Säuglinge und Kleinkinder, die Erdnuss              gleichermaßen als weitere bzw. andere
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genetisch prädisponierende Risikofak­               keit effektiverer Präventionsstrategien,       ❙❙ Salbe auf Paraffin-Basis (USA: Aqua-
toren diskutiert [5].                               welche derzeit so noch nicht existieren.         phor Heilsalbe, Beiersdorf, UK: Rezep-
                                                                                                     tur 50 % flüssiges Paraffin in Weißer
Insgesamt werfen die Verbindungen zwi-              Wenn sich die Hypothese einer erleichter-        Vaseline)
schen Hautbarriere-(Dys-)Funktion bei               ten allergischen Sensibilisierung über die
AD und den anderen atopischen Entitäten             gestörte Hautbarriere als erster Schritt ei-   Interessanterweise    entschieden     sich
ein neues Licht auf die Pathogenese des             nes Atopischen Marschs bestätigt, erhält       die meisten Eltern für Creme / Gel (76 %).
Atopischen Marschs [8, 29, 35]. Der Haut-           die Basistherapie oder -pflege zur Stär-       Nach 6 Monaten erfolgte ein „blinded
barrieredefekt in Kombination mit einem             kung der Hautbarriere eine ganz neue Be-       assessment“ von Hautärzten bzw. einer
noch relativ „unbedachten Immunsystem“              deutung. Die Anwendung rückfettender           spezialisierten Krankenschwester (der-
spielt wahrscheinlich eine Schlüsselrolle           Emollienzien wurde bislang in der Regel        matology specialist nurse). Es zeigte
für die Manifestation und Entwicklung               zur Hautverbesserung und Symptomlin-           sich ein um die Hälfte reduziertes Risi-
al­lergischer Folgeerkrankungen.                    derung bei bereits bestehendem Ekzem           ko für die Entwicklung einer Atopischen
                                                    eingesetzt. Nun aber wird geprüft, ob die      Dermatitis (kumulative Inzidenz 43 % in
                                                    gezielte Verbesserung der Hautbarriere-        der Kontrollgruppe, 22 % in der Hautpfle-
    Hautbarrierestörungen sind nicht nur
                                                    funktion durch eine entsprechende Pfle-        ge-Gruppe, relatives Risiko 0,50 [95 %
    mit der Atopischen Dermatitis, son-
                                                    ge den Prozess einer transkutanen aller-       CI 0,28 – 0,9; p = 0,017). Unerwünschte
    dern auch mit anderen Erkrankungen
                                                    gischen Sensibilisierung aufhalten kann        Nebenwirkungen der Intervention (Haut­
    aus dem atopischen Formenkreis so-
                                                    und der Entwicklung von Nahrungsmittel-        irritationen, Kontaktdermatitis) wurden
    wie der Entstehung allergischer Sen-
                                                    allergien, allergischer Rhinitis und / oder    nicht beobachtet.
    sibilisierungen assoziiert. Es wäre
                                                    allergischem Asthma vorbeugt.
    daher plausibel, dass ein frühzeitiger
                                                                                                   In einer ähnlichen randomisierten, kon-
    Schutz der Hautbarriere bei (für ei-
                                                    Darüber hinaus könnte bei Vorliegen ei-        trollierten Studie von Horimukai et al.
    nen Barrieredefekt) prädisponierten
                                                    ner Hautbarrierestörung eine frühe Inter-      wurden 118 Neugeborene (Hochrisiko-
    Menschen einen präventiven Ansatz
                                                    vention für die Verbesserung des Lang-         kinder) ebenfalls aufgeteilt in eine Inter-
    darstellt. Konkret zu untersuchen ist,
                                                    zeit-Outcomes wegbereitend sein [13].          ventionsgruppe mit mindestens 1-mal
    ob eine frühzeitig eingesetzte Basis-
                                                    In der Tat konnten erste (Pilot-)Studien       täglicher Ganzkörperpflege von der 1. bis
    pflege der Haut
                                                    den primärpräventiven Effekt der frühen        zur 32. Lebenswoche, und eine Kontroll-
    ❙❙ der Entwicklung einer Atopischen
                                                    Hautbarrierestärkung      belegen    (Über-    gruppe, in welcher zusätzliche Pflege-
      Dermatitis vorbeugen kann,
                                                    blick über die Studienlage zur Prävention      maßnahmen nur bei trockener Haut auf
    ❙❙ den Langzeitverlauf der Atopischen
                                                    in Tab. 1).                                    Anforderung der Eltern verwendet wur-
      Dermatitis positiv beeinflussen kann,
                                                                                                   den [7]. In dieser Studie zeigte sich mit
    ❙❙ die Häufigkeit allergischer Sensibi-
                                                    In einer zweiarmigen, randomisierten           32 Lebenswochen, dass ca. 32 % weniger
      lisierungen sowie atopischer und
                                                    Pilotstudie aus Großbritannien und den         Neugeborene der Interventionsgruppe
      nicht atopischer Folgeerkrankun-
                                                    USA wurden n = 124 reife, gesunde Neu-         eine Atopische Dermatitis entwickel-
      gen reduzieren kann.
                                                    geborene mit atopischen Eltern bzw. Ge-        ten im Vergleich zur Kontrollgruppe (p =
                                                    schwistern entweder einer Gruppe zuge-         0,012, log-rank Test). Kinder mit Atopi-
Primärprävention                                    ordnet, die mindestens 1-mal am Tag eine       scher Dermatitis waren darüber hinaus
der Atopischen Dermatitis                           Ganzkörperpflege ab der 3. Lebenswoche         signifikant häufiger allergisch sensibili-
                                                    durchführten oder einer Kontrollgruppe,        siert (OR 2,86; 95 % CI 1,22 – 6,73), auch
Frühzeitige Hautbarrierestärkung                    die keinerlei – über das normale Maß hi-       wenn sich für die Intervention an sich
als präventives Instrument?                         nausgehende – Pflege vornahmen [26].           kein protektiver Effekt auf die Ausbil-
Aktuelle Daten weisen auf einen Anstieg             Für die Ganzkörperpflege standen den           dung allergischer Sensibilisierungen (ge-
der Atopischen Dermatitis nicht nur in den          Eltern 3 Emollienzien zur Auswahl:             messen anhand erhöhter spezifische IgE
industrialisierten, sondern zunehmend               ❙❙ Öl (Sonnenblumenöl)                         für Hühnereiweiß) nachweisen ließ.
auch in den einkommensschwachen Län-                ❙❙ O/W-Emulsion: Creme / Gel (USA: Ceta-
dern wie Afrika und Ostasien hin [6]. Diese             phil Creme, Galderma Laboratories, UK:     Damit folgern die Autoren dieser beiden
Entwicklung unterstreicht die Dringlich-                Doublebase Gel, Dermal Laboratories)       Studien, dass die Hautpflege von Ge-
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Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Topic    9

                                                                                                         ratinozytendifferenzierung infolge (durch
  Tabelle 1. Primärprävention der AD durch Basispflege                                                   Umwelteinflüsse        induzierter)    kutaner
                                                                                                         Entzündungsprozesse herunterreguliert
 Autor / Publikationsjahr        Beschreibung der Studie
                                                                                                         wird und dann – sekundär – ein Defekt
 Simpson EL et al. 2010          n = 22 reife Neugeborene (mit erhöhtem AD-Risiko)                       der Hautbarriere entsteht [13].
 (Pilotstudie) [25]              Keine Kontrollgruppe
                                 Intervention: Anwendung einer O/W-Emulsion                              Da nun die meisten Kinder mit Atopi-
                                 (Cetaphil Creme, Galderma Laboratories) mind. 1-mal /                   scher Dermatitis einen Mischtypus auf-
                                 Tag am gesamten Körper (außer Windelregion und                          weisen, welcher sowohl von genetisch
                                 behaarter Kopf)                                                         bedingter Hautbarrieredysfunktion be-
                                 Dauer der Intervention: 547 Tage (Mittelwert)                           einflusst wird als auch durch eine von
                                 Outcome: n = 3 Kinder entwickelten AD                                   Umweltfaktoren geprägten Immunant-

                                 Schlussfolgerung: Keine adversen Effekte der Inter-                     wort,    scheinen     diese    Überlegungen
                                 vention. Präventiver Effekt wird angenommen.                            zurzeit nur begrenzt klinisch relevant.
                                 Studien mit Kontrollgruppen müssen erfolgen.                            Dennoch, so schlussfolgern die Autoren,
                                                                                                         könnte gerade für die Prävention der Ato-
 Simpson EL et al. 2014          n = 124 reife Neugeborene (mit erhöhtem AD-Risiko)
                                                                                                         pischen Dermatitis die Identifikation von
 (randomisierte,                 Intervention: Anwendung von Emollienzien
                                                                                                         Patienten mit primären Barrieredefekten
 kontrollierte Studie) [26]      (Öl, Creme / Gel, Salbe) ab 1. – 3. Lebenswoche mind.
                                                                                                         wichtig sein [13].
                                 1-mal / Tag (ganzer Körper außer behaarter Kopf)
                                 Dauer der Intervention: bis zum Alter von 6 Monaten
                                                                                                         In der zweiarmigen Studie zum primärprä-
                                 Outcome: Statistisch signifikanter protektiver Effekt                   ventiven Effekt der frühen Hautbarriere­
                                 auf die Inzidenz einer AD (ca. 50 % Reduktion der
                                                                                                         stärkung von Simpson et al. 2014 waren
                                 kumulativen Inzidenz der AD)
                                                                                                         die LOF-Mutationen (LOF: loss-of-func-
 Horimukai K et al. 2014         n = 118 Neugeborene (mit erhöhtem AD-Risiko)                            tion) in FLG-Gen in beiden Gruppen gleich
 (randomisierte,                 Intervention: Tägliche Anwendung von Emollienzien                       [26], bei Horimukai et al., 2014 konnte eine
 kontrollierte Studie) [7]       (2e Douhet Emulsion, Shiseido) mind. 1-mal / Tag                        Korrelation zwischen einer Atopischen
                                 Dauer der Intervention: 32 Wochen                                       Dermatitis und dem Vorliegen von Muta-

                                 Outcome: Reduktion der AD-Prävalenz mit 32 Wochen                       tionen nicht dargestellt werden – was die

                                 um ca. 32 % (n = 19 Kinder in der Interventionsgruppe                   Autoren mit der zu kleinen Teilnehmeran-
                                 vs. n = 28 Kinder in der Kontrollgruppe ohne Interven-                  zahl (n = 118) begründen [7]. In einer gro-
                                 tion, p = 0,012, log-rank test). Kein signifikanter Effekt              ßen (Beobachtungs-)Studie von Kelleher
                                 der Intervention auf die Entwicklung einer allergischen                 et al. (2015) mit 1903 Neugeborenen ließ
                                 Sensibilisierung (sIgE für Hühnereiweiß > 0,34 kU/l).                   sich zeigen, dass das Vorhandensein
                                 Kinder mit AD waren aber signifikant häufiger sensi­                    einer    Hautbarrierestörung       (gemessen
                                 bilisiert (OR 2,86: 95 % CI 1,22 – 6,73).                               mittels TEWL) im Alter von 2 Tagen und

             Studien zeigen einen präventiven Effekt bzgl. der Manifestation und / oder Schwere der AD   ebenfalls von 2 Monaten einer Atopischen
                                              durch eine frühe und regelmäßige Basispflege [7, 25, 26]   Dermatitis mit 12 Lebensmonaten vor-
                                                                                                         ausgeht bzw. sie vorhersagt – und zwar
burt an (1. bzw. 32. Lebenswoche) bei              ten sich u. a. die Autoren um Donald YM               unabhängig davon, ob eine FLG-Mutation
Hochrisikokindern eine sichere, einfach            Leung et al. in einer umfangreichen Über-             vorliegt (n = 1300 Kinder wurden genoty-
durchführbare und effektive Möglichkeit            sichtsarbeit. Sie stellen die Unterschiede            pisiert auf FLG-Mutationen) oder nicht
darstellt, einer Atopischen Dermatitis             heraus zwischen der „Outside-in“-Hypo-                (und auch unabhängig von einer elterli-
vorzubeugen [7, 25, 26].                           these, die das leichtere Eindringen von               chen Atopie-Anamnese) [9].
                                                   Allergenen und Mikroben in die Haut
Es ist konsequent zu prüfen, welche Kin-           aufgrund eines Hautbarrieredefekts be-                Dies spricht gegen das Screenen auf
der nun von dieser Art Frühintervention            schreibt, und der „Inside-out“-Hypothese.             FLG-Mutationen zur Identifikation von
profitieren könnten. Dieser Frage widme-           Letztere postuliert, dass die terminale Ke-           Kindern, die von einer Frühintervention
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10    Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Topic

profitieren     könnten.    Die    Ergebnisse     schen Dermatitis scheint – und unter          eingeschränkte Lebensqualität bei be-
passen     zu     tierexperimentellen     Da-     Umständen einen stärkeren Risikofaktor        troffenen Kindern sowie deren Familien.
ten, in denen gezeigt wurde, dass eine            als eine positive Familienanamnese dar-       Unter Berücksichtigung dieser kausalen
Filaggrin-­Defizienz nicht direkt die Tight-      stellt –, sollten die laufenden Studien für   Verknüpfungen gewinnt die Stärkung
Junction-Barriere (und damit z. B. den            konkrete Schlussfolgerungen abgewar-          der Hautbarrierefunktion nicht nur als
TEWL) betrifft. Sobald jedoch eine Haut­          tet werden. Diese Studien werden auch         direkte therapeutische Intervention an
irritation auftrat, wird über die Haut­           mehr Klarheit in Bezug auf die Wahl ge-       Relevanz, sondern auch im Hinblick auf
inflammation eine Tight-Junction-Dys-             eigneter Externa bringen.                     die Sekundär- bzw. Tertiärprävention von
funktion      induziert.   Diese    wiederum                                                    psychischen Auffälligkeiten und Verhal-
steigert die Hautpermeabilität (TEWL)             Dennoch liegen auch dann noch keine Da-       tensstörungen.
und ein Circulus vitiosus entsteht [43].          ten zu längeren Beobachtungen vor. Als
Die Frage, ob und inwieweit nun eine              Langzeitwirkung (und auch Nebenwirkung        Nach der Definition von Caplan werden
TEWL-Messung als Indikator für eine               der Intervention) wären z. B. Veränderun-     unter der sekundären / tertiären Präventi-
Frühintervention im Sinne einer Haut­             gen des Mikrobioms der Haut denkbar.          on Methoden zusammengefasst, die bei
barrierestärkung geeignet ist, ist Be-                                                          der Früherkennung weiterer Erkrankun-
standteil in Arbeit befindlicher größerer,        Aktuell ist es schwierig, klare Handlungs-    gen eingreifen, bevor diese Fortschreiten
                                                    Bisherige Daten zur primärpräventi-
prospektiver Studien (z. B. Simpson [27]).        empfehlungen für Eltern aus den bishe-        bzw. chronifizieren; und darüber hinaus
                                                    ven Hautbarrierestärkung durch wirk-
                                                  rigen spannenden Daten abzuleiten.            Methoden, die dabei helfen Folgen und
                                                    stofffreie Externa sind vielverspre-
Ein weiterer stark diskutierter Punkt ist         Insgesamt scheint es ratsam, insbeson-        Rückfälle gerade bei chronischen Er-
                                                    chend. Eine Umsetzung in konkrete
die Wahl geeigneter Externa zur Früh­             dere bei Risikokindern auf zusätzliche        krankungen zu reduzieren.
                                                    Präventionsempfehlungen ist jedoch
intervention. Auch hierzu laufen Studien,         Hautirritationen durch z. B. aggressive
                                                    momentan noch nicht möglich. Zu-
und es geht neben der Wahl geeigneter             Badezusätze o. ä. zu verzichten und –         Die Lebensqualität von Kindern mit Atopi-
                                                    künftige Studien müssen abgewartet
Präparate und Rezepturen in Bezug auf             bereits bei lediglich geringem Anhalt für     scher Dermatitis, deren Eltern und selbst
                                                    werden, um
Sicherheitsaspekte für die kleinen Patien-        Hauttrockenheit oder im Rahmen einer          deren Geschwister ist deutlich reduziert
                                                    1. Risikogruppen zu identifizieren, die
ten auch um die Vorlieben und Akzeptanz           allgemeinen „intuitiven“ Pflege – mit         [4, 14, 16]. Selbst im Vergleich zu anderen
                                                       von einer frühzeitigen, präventiven
der Produkte durch die Eltern und weiter­         wirkstofffreien Emulsionen zur Pflege         chronischen Erkrankungen mit – bezüg-
                                                       Hautpflege profitieren können –
hin um gesundheitsökonomische Aspek-              einzucremen.                                  lich der Gefahr schwerer Komplikationen
                                                       bzw. positive Effekte bei Anwen-
te. In diesem Zusammenhang werden                                                               oder des Bedarfs invasiver Therapie –
                                                        dung von Pflegemaßnahmen auch
insbesondere Ergebnisse der britischen                                                          aus medizinischer Sicht ungünstigerer
                                                        bei Nicht-Risiko-Kindern zu zeigen,
BEEP-Studie (Barrier Enhancement for Ec-                                                        Prognose ist die Lebensqualität bei Ato-
                                                      2. geeignete Externa für die primär-
zema Prevention) bedeutsam werden [40].                                                         pischer Dermatitis stärker eingeschränkt
                                                        präventive Pflege zu evaluieren
Die Arbeitsgruppe um       E HC Williams und            (vermutlich W/O-Externa, die die
                                                                                                [2, 4, 14]. Viele Faktoren tragen zu diesem
EL Simpson hat eine multizentrische pros-                                                       Phänomen bei [34]:
                                                        Hautbarriere stärken und schützen
pektive Studie zum Effekt der Applikation                                                       ❙❙ der unstillbare, quälende Juckreiz,
                                                        können) sowie
von Emollienzien sowie einer Hautpfle-                                                          ❙❙ Schlafstörungen und chronische Er-
                                                      3. Sicherheitsdaten – auch über Jah-
ge-Instruktion der Eltern auf die Entwick-                                                        schöpfung,
                                                        re hinweg – für solche frühen Inter-
lung einer Atopischen Dermatitis bei den                                                        ❙❙ das Stigma durch die äußerlich sicht-
                                                        ventionen bei noch nicht betroffe-
Kindern begonnen. Ziel ist der Einschluss                                                         baren Hautläsionen,
                                                        nen Neugeborenen und sehr jungen
von 1.300 Neugeborenen mit erhöhtem                                                             ❙❙ Angst vor einem erneuten Ekzem-
                                                        Säuglingen zu erlangen.
AD-Risiko aufgrund deren Familienanam-                                                            schub, vor Kontrollverlust, Arbeitsaus-
nese, als Untersuchungszeitraum sind 5                                                            fall, Krankenhausaufenthalt,
Jahre geplant.                                    Sekundär- / Tertiärprävention                 ❙❙ zahlreiche Einschränkungen im Alltag
                                                  im Rahmen der Atopischen Dermatitis             bezüglich Ernährung, Sport, Sexuali-
In der Gesamtschau sind die bisherigen                                                            tät,
Daten zur primärpräventiven Hautbarrie-           Prävention auch von nicht atopischen          ❙❙ die erhöhte Wahrscheinlichkeit, später
restärkung vielversprechend. Auch wenn            Erkrankungen durch Therapie der AD              andere allergische Erkrankungen wie
die TEWL-Messung ein guter Parameter              Zahlreiche neuere Daten bekräftigen             Nahrungsmittelallergien oder Asthma
für das Auftreten einer späteren Atopi-           eine hohe psychische Belastung und              zu entwickeln.
Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Topic          11

Die Assoziation zwischen psychosomati-
schen Erkrankungen, psychischen Auffäl-        Tabelle 2. Sekundär-/Tertiärprävention der Atopischen Dermatitis
ligkeiten und Verhaltensstörungen sowie        durch Basistherapie
Atopischer Dermatitis ist in den letzten
                                              Therapie                       Studienergebnisse
Jahren zunehmend in den Fokus der
Forschung gelangt [21, 24, 28]. Eine Aus-     Basistherapie                  Eine prospektive, randomisierte Studie zeigte, dass
wertung der GINI-Studie zeigte, dass eine                                    eine konsequente Barrierestärkung mittels wirk-
Neurodermitis in den ersten beiden Le-                                       stofffreier Basistherapie zu einer Reduzierung von

bensjahren das Risiko für psychische oder                                    Ekzemschüben führt [41].

emotionale Auffälligkeiten im Alter von 10    Basistherapie in Kom-          Verbesserung der Hauttrockenheit, Juckreiz (SCORAD),
Jahren deutlich erhöhte – unabhängig da-      bination mit topischer         Einsparung topischer Kortikosteroide, Verbesserung
von, ob die Erkrankung in den Folgejahren     antiinflammatorischer          der Lebensqualität.
noch symptomatisch war [20]. Eine kürz-       Therapie (TCS oder TCI):
                                                                             Eine proaktive Therapie mit TCS oder TCI verringert
lich publizierte Querschnittstudie aus den                                   Ekzemschübe [22].
USA zeigte zum einen, dass eine klare do-
sisabhängige Verbindung zwischen der          Daten deuten darauf hin, dass eine Stärkung der Hautbarriere die (transkutane)
                                              systemische allergische Sensibilisierung erschwert und damit die Entwicklung
Prävalenz von psychosomatischen / psy-
                                              und Schwere von allergischen Folgeerkrankungen (z. B. Nahrungsmittelallergie)
chischen Erkrankungen und der berichte-
                                              beeinflusst [12, 13]. (TCS: Topische Kortikosteroide; TCI: Topische Calcineurin­
ten Schwere der Hauterkrankung besteht.
                                              inhibitoren)
Zudem beschreiben die Autoren ebenfalls
signifikant erhöhte (adjustierte) Odds bei
Kindern mit Atopischer Dermatitis im Ver-    Elternschulung hat hier eine zentrale Be-       greifen nicht nur einen präventiven Schutz
gleich zu Kontroll-Kindern ohne Ekzem für    deutung [11].                                   der Kinder vor chronischen Erkrankungen,
folgende Krankheiten [42]:                                                                   sondern impliziert deutliche kostenökono-
❙❙ Aufmerksamkeit-Defizit-                                                                   mische Einsparungen, die mit chronischen
                                              Mit dem Wissen um das hohe Risiko
  Hyperaktivitäts-Störungen                                                                  Krankheitsverläufen typischerweise asso-
                                              von erstens allergischen Folgeerkran-
  (Odds ratio 1,87, 95 % CI 1,54 – 2,27)                                                     ziiert sind [19].
                                              kungen, aber zweitens auch von psy-
❙❙ Depressionen
                                              chischen oder Verhaltensauffälligkei-
  (Odds ratio 1,81, 95 % CI 1,33 – 2,46)
                                              ten in höhe­rem Alter gewinnt nicht nur           PD Dr. med. Doris Staab
❙❙ Angststörungen
                                              die Früh­therapie, sondern auch jede
  (Odds ratio 1,77, 95 % CI 1,36 – 2,29)                                                        Pädiatrie mit Schwerpunkt
                                              Möglichkeit der primären und sekun-
❙❙ Verhaltensstörungen                                                                          Pneumologie und Immunologie
                                              dären Prävention an Bedeutung.                    Charité, Universitätsmedizin Berlin
  (Odds ratio 1,87, 95 % CI 1,46 – 2,39)
                                                                                                Augustenburger Platz 1 | 13353 Berlin
❙❙ Autismus
  (OR 3,04, 95 % CI 2,13 – 4,34)             Zentral ist hier die Stärkung der Haut-
                                                                                                Dr. med. Birgit Ahrens
                                             barriere durch stadienangepasste Basis­
Zu einer vergleichbaren Aussage kom-         therapie („Pflege“) (Tab. 2). Langanhal-           Pädiatrie mit Schwerpunkt
                                                                                                Pneumologie und Immunologie
men die Autoren um Riis JL aus Däne-         tende Strategien für die Betroffenen sind
                                                                                                Charité, Universitätsmedizin Berlin
mark in ihrer aktuell im März erschienen     erforderlich, um Behandlungs- und Hinter-          und Fachbereich Klinische Allergologie
Arbeit [18].                                 grundinformationen zu vermitteln, die den          Paul-Ehrlich-Institut

                                             Erhalt der Hautbarriere im Kontext des Ato-        Paul-Ehrlich-Str. 51 – 59 | 63255 Langen
                                                                                                birgit.ahrens@pei.de
Für die Atopische Dermatitis als lebens-     pischen Marschs betonen, aber auch auf
verändernde, d. h. die Lebensqualität        die Kontrolle der Hautentzündung im aku-
                                                                                                Dr. med. Katja Nemat
von betroffenem Kind und Familie stark       ten Schub abzielen, und andere Triggerfak-
beeinträchtigende Erkrankung, ist eine       toren wie z. B. die Ernährung, Identifikation      Kinderpneumologie und Allergologie

konsequente und effektive Therapie in je-    und das Management von allergenen und              am Kinderzentrum Dresden-Friedrichstadt (Kid)
                                                                                                Kinderärztliche Praxis
dem Alter zu fordern. Die Vermittlung von    mikrobiellen Triggern adressieren [13].
                                                                                                Friedrichsstr. 38 – 40 | 01067 Dresden
„Coping-Strategien“ und Patienten- bzw.      Nicht zuletzt bedeutet ein frühzeitiges Ein-
12          Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Topic

Literatur
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                                                                    of life improvement. Pediatr Dermatol 2008; 25(6):           single exposure to aerosolized antigen in mice. J
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                                                                                                                                 lients improve treatment results with topical corti-
                                                                    hyperactivity disorder: A cohort study. J Allergy Clin
 3 Brough HA et al. Peanut allergy: Effect of environ-                                                                          costeroids in childhood atopic dermatitis: a rand-
                                                                    Immunol 2016 Mar 26.
     mental peanut exposure in children with filaggrin                                                                           omized comparative study. Pediatr Allergy Immunol
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 4 Carroll CL et al. The burden of atopic dermatitis:
                                                                    management of long-term conditions: a framework           33 Tan H-TT, Ellis JA, Koplin JJ et al. Health Nuts Study
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                                                                    and study protocol for developing self-care support.         Investigators. Filaggrin loss-of-function mutations
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                                                                    from a prospective birth cohort study (German             34 Thompson DL, Thompson MJ. Knowledge, instruc-
 6 Flohr C, Mann J. New insights into the epidemiolo-              Infant Nutrition Intervention plus). JACI 2010; 125:         tion and behavioural change: building a framework
     gy of childhood atopic dermatitis. Allergy 2014; 69:           404-10                                                       for effective eczema education in clinical practice. J
     3-16                                                        21 S chmitt J et al. Psychiatric comorbidity in adult ec-      Adv Nurs 2014; 70(11): 2483-94
 7 Horimukai K, Morita K, Narita M et al. Application              zema. Psychiatric comorbidity in adult eczema. Br J
                                                                    Dermatol 2009; 161: 878-83                                35 Van den Oord RAHM, Sheikh A. Filaggrin gene de-
     of moisturizer to neonates prevents development
                                                                                                                                 fects and risk of developing allergic sensitisation
     of atopic dermatitis. J Allergy Clin Immunol 2014:          22 S chmitt J, von Kobyletzki L, Svensson A, Apfelbach-
                                                                                                                                 and allergic disorders: systematic review and me-
     134: 824-30                                                    er C. Efficacy and tolerability of proactive treat-
                                                                                                                                 ta-analysis. BMJ 2009; 339: b2433
 8 Irvine AD, McLean WH, Leung DY. Filaggrin Muta-                 ment for atopic eczema: systematic review and
     tions Associated with Skin and Allergic Diseases. N            meta-analysis of randomized controlled trials. Br J       36 Venkataraman D, Soto-Ramírez N, Kurukulaaratchy
     Engl J Med 2011; 365(14): 1315-27                              Dermatol. 2011; 164(2): 415-28                               RJ et al. Filaggrin loss-of-function mutations are
                                                                 23 S eidenari S, Giusti G. Objective assessment of the         associated with food allergy in childhood and ad-
 9 Kelleher M, Dunn-Galvin A, Hourihane JO et al. Skin
                                                                    skin of children affected by atopic dermatitis: a            olescence. J Allergy Clin Immunol. 2014; 134(4):
     barrier dysfunction measured by transepidermal
                                                                    study of pH, capacitance and TEWL in eczematous              876-82.e4
     water loss at 2 days and 2 months predates and
     predicts atopic dermatitis at 1 year. J Allergy Clin           and clinically uninvolved skin. Acta Derm Venereol
                                                                                                                              37 von Kobyletzki LB, Bornehag CG, Hasselgren M,
     Immunol 2015; 135: 930-5                                       1995; 75: 429-433
                                                                                                                                 Larsson M, Lindström CB, Svensson Å. Eczema in
                                                                 24 Silverberg JI, Simpson EL. Association between se-
10 Kezic S, Kemperman PM, Koster ES et al. Loss-                                                                                early childhood is strongly associated with the de-
                                                                    vere eczema in children and multiple comorbid con-
     of-function mutations in the filaggrin gene lead to                                                                         velopment of asthma and rhinitis in a prospective
                                                                    ditions and increased healthcare utilization. Pediatr
     reduced level of natural moisturizing factor in the                                                                         cohort. BMC Dermatol 2012; 27(12): 11
                                                                    Allergy Immunol 2013; 24(5): 476-86
     stratum corneum. J Invest Dermatol 2008; 128:
                                                                 25 Simpson EL, Berry TM, Brown PA, Hanifin JM. A            38 Weidinger S et al. Filaggrin mutations, atopic ecze-
     2117-2119
                                                                    pilot study of emollient therapy for the primary pre-        ma, hay fever, and asthma in children. JACI 2008;
11 Kupfer J, Gieler U, Diepgen TL et al.Structured ed-                                                                          121(5): 1203-1209.e1.
                                                                    vention of atopic dermatitis. J Am Acad Dermatol.
     ucation program improves the coping with atopic
                                                                    2010; 63(4): 587-93
     dermatitis in children and their parents-a multi-                                                                        39 Weidinger S, Novak N. Atopic dermatitis. Lancet
     center, randomized controlled trial. J Psychosom            26 Simpson EL, Chalmers JR, Hanifin JM et al. A pilot          2016; 387: 1109-22
     Res. 2010; 68(4): 353-8                                        study of emollient therapy for the primary preven-
                                                                    tion of atopic dermatitis. J Allergy Clin Immunol         40 Williams HC, Chalmers JR, Simpson EL. Prevention
12 L ack G. Update on risk factors for food allergy. J Al-
                                                                    2014; 134(4): 818-23                                         of atopic dermatitis. Medicine Reports 2012; 4: 24
     lergy Clin Immunol. 2012; 129(5): 1187-97
                                                                 27 Simpson EL, Williams H, Chalmers J. Reply: To
                                                                                                                              41 Wirén K, Nohlgård C, Nyberg F et al. Treatment with
13 Leung DY, Guttman-Yassky E. Deciphering the com-                PMID 25282563. J Allergy Clin Immunol. 2015;
                                                                                                                                 a barrier-strengthening moisturizing cream delays
     plexities of atopic dermatitis: shifting paradigms             135(6): 1664
                                                                                                                                 relapse of atopic dermatitis: a prospective and rand-
     in treatment approaches. J Allergy Clin Immunol.
                                                                 28 Slattery MJ, Essex MJ. Specificity in the associa-          omized controlled clinical trial. J Eur Acad Dermatol
     2014; 134(4): 769-79
                                                                    tion of anxiety, depression, and atopic disorders in a       Venereol 2009; 23(11): 1267-72
14 Lewis-Jones S. Quality of life and childhood atopic             community sample of adolescents. J Psychiatr Res
     dermatitis: the misery of living with childhood ecze-          2011; 45(6): 788-95                                       42 Yaghmaie P, Koudelka CW, Simpson EL. Mental
     ma. Int J Clin Pract 2006; 60(8): 984-92                                                                                    health comorbidity in patients with atopic dermati-
                                                                 29 Smith FJ, Irvine AD, Terron-Kwiatkowski A et al.
                                                                                                                                 tis. J Allergy Clin Immunol. 2013; 131(2): 428-33
15 Marenholz I et al. Filaggrin-loss-of-function muta-             Loss-of function mutations in the gene encoding
     tions predispose to phenotypes involved in the at-             filaggrin cause ichthyosis vulgaris. Nat Genet 2006;      43 Yokouchi M, Kubo A, Kawasaki H, Yoshida K, Ishii K,
     opic march. JACI 2006; 118(4): 866-71                          38: 337-42                                                   Furuse M, Amagai M. Epidermal tight junction bar-
16 McKenna SP, Doward LC. Quality of life of children           30 Spergel JM. From atopic dermatitis to asthma: the           rier function is altered by skin inflammation, but not
     with atopic dermatitis and their families. Curr Opin           atopic march. Ann Allergy Asthma Immunol. 2010;              by filaggrin-deficient stratum corneum. J Dermatol
     Allergy Clin Immunol 2008; 8(3): 228-31                        105: 99-109; quiz 107-9, 117.                                Sci 2015; 77(1): 28-36
Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Topic   13

TOPIC

Neurodermitistherapie gemäß
der Leitlinie – Kitteltaschenversion GPA
Definition, Pathogenese, Klinik,              defekt durch Mutationen im Filaggrin-           Auch diese können mit erhöhtem IgE und
Diagnostik                                    Gen.                                            Eosinophilie einhergehen.

Eine   E Kitteltaschenversion können Sie      Diagnose                                       Festlegung des Schweregrades
hier ausdrucken.                              Nach Hanifin und Rajka 3 von 4 Haupt­           SCORAD: Ausdehnung des Ekzems, In-
                                              kriterien:                                      tensität der Hautveränderungen und die
Definition                                   1.	Typische Morphologie                        subjektiven Kriterien Schlafverlust und
Das „Atopisches Ekzem“ (Atopische               und Lokalisation:                             Juckreiz der letzten Tage (Abb. 1).
Dermatitis, AD) kann eine erhebliche Be-        ❙❙ Säuglinge und Kleinkinder:
einträchtigung der Lebensqualität bewir-             Gesicht,                                 Der Atopie-Patch-Test ist ein Epikutan-
ken. Es ist keine Heilung möglich. Ziel ist          Streckseiten der Extremitäten            test mit Soforttyp-Allergenen. Er stellt
es, die Morbidität (Jucken und Kratzen)         ❙❙ Schulkinder und Jugendliche:               kein Routineverfahren dar.
zu bessern und ein normales Alltags­                 Beugeseiten der Extremitäten
leben zu ermöglichen.                         2. 	Chronischer, rezidivierender Verlauf       Bei sehr schwerer atopischer Dermatitis
                                                (z. B. länger als 4 Wochen)                   kann eine Karenzdiät auch unabhängig
Epidemiologie                                3. Pruritus                                     von Testergebnissen kurzfristig diagnos-
Die Erstmanifestation erfolgt zu ca.          4.	Atopie                                      tisch sinnvoll sein (nicht mehr als 2 Wo-
50 % im Säuglingsalter. Bei Säuglingen          (beim Patienten oder in der Familie)          chen).
und Kleinkindern tritt die AD am häu-
figsten auf, aber auch bei Jugendlichen       Plus 3 Nebenkriterien. Mehr als 20 Merk-        Management
stellt sie die häufigste chronische Haut­     male können fakultativ vorhanden sein,          der Atopischen Dermatitis
erkrankung dar. In den letzten Jahrzehn-      am bekanntesten ist die Dennie-Morgan-
ten nahm die Prävalenz auf bis zu ca.         Infraorbitalfalte. Am häufigsten ist die        Therapiekonzepte
10 – 15 % eines Jahrgangs zu.                 echte Wollunverträglichkeit.                    1. Dermatotherapie
                                                                                              2. 	Modifizierende Faktoren /
Verlauf und Prognose                         Die Diagnose kann bei sehr jungen Säug-            Triggerfaktoren
Unterschiedlicher    und    wechselhafter     lingen schwierig sein, wenn noch nicht          3. Psychosoziale Aspekte / Schulung
Verlauf mit häufigen Rezidiven, Spontan-      alle Kriterien beurteilbar sind. Hier hilft
heilung jederzeit möglich. Auch geringe       es dem Verdacht der Eltern die Diagnose-        Diagnosegespräch
Manifestationen können schwer belas-          kriterien gegenüberzustellen. Verlaufs-         und Behandlungsplan
ten. Ca. 30 % aller Kinder haben auch im      beobachtung!                                    Folgende Punkte sind zu beachten: Dia­
Erwachsenenalter Ekzeme. Trotzdem ist                                                         gnose und Diagnosekriterien eröffnen.
die AD bis zum 7. Lebensjahr bei etwa ¾       Differenzialdiagnose                           Art und Charakter der Erkrankung erläu-
der Patienten zumindest gebessert, fast       Häufige Differenzialdiagnosen sind an-          tern. Belastungen und Befürchtungen der
die Hälfte entwickelt aber eine allergische   dere    Ekzemkrankheiten       (allergisches    Familie ansprechen. Therapieoptionen
Rhinokonjunktivitis und / oder Asthma.        Kontaktekzem, irritativ-toxisches Kon-          erklären. Schriftlichen Therapieplan ver-
                                              taktekzem, mikrobielles Ekzem). Seltene         einbaren. Umgang mit Triggerfaktoren
Pathogenese                                  Differenzialdiagnosen sind vor allem bei        besprechen. Folgekontakte und Konsulta-
Hier kommen folgende Faktoren zusam-          Säuglingen Syndrome bzw. Immundefek-            tionen abmachen. Management transpa-
men: Genetik, Entzündung, Hautbarriere­       te mit ekzematösen Hautveränderungen.           rent machen!
14       Pädiatrische Allergologie » 03 / 2016 » Topic

                                                                                                                                                  durch Harnstoffzusatz verbessert wer-
     Abbildung 1. SCORAD der Europäischen Expertengruppe für Atopische                                                                            den. Bei Kleinkindern und Säuglingen ist
     Dermatitis                                                                                                                                   jedoch auf eine akute Rötung mit Juck-
                                                                                                                                                  reiz nach der Applikation zu achten (Stin-
                                                                                                                                                  ging Effekt) und daher eine Vortestung
      Patient: Name/Vorname                                                   Geburtsdatum                        Besuchsdatum                    anzuraten. Kombination mit NaCl ist ge-
      Eingesetztes topisches Steroid                                                                                                              prüft und wirksam.

      Wirkstoff (Handelsname, Konzentration)                                  Menge/Monat                   Anzahl der Erytheme/Monat             Wirkung durch fettfeuchte Umschläge
                                                                                                                                                  gesteigert. Anwendung direkt nach dem
                                                                                                                                                  Bad.

                                                                                                                                                  Glycerinhaltige Externa: Abitima, Eucerin
                                                                                                                                                  12 % Omega Fettsäuren Creme, Neuro-
                                                                                                                                                  derm; benötigt werden 200 g / m2 / Woche.

                                                                                                                                                  Therapiebeispiel: Unguentum      emulsifi-
                                                                                                                                                  cans aquosum 2-mal tgl, nach dem Ba-
                                                           Die Zahlen in Klammern
                                                            gelten für Kinder unter
                                                                                                                                                  den auf die noch feuchte Haut und bei Be-
                                                                 zwei Jahren.                                                                     darf. Auch zum Haarewaschen geeignet.

      A: Ausmaß
                                                                                                                                                  Oder: Wasserreiche rehydrierende Creme
      Bitte geben Sie die Summe der betroffenen Hautareale an.
                                                                                                                                                  (Typ W/O). Harnstoff 5,0, Glycerin 85 %
      B: Intensität                                                                                                                               10,0, Eucerinum W/O Grundlage ad 100,0.
      Bemessungswerte
      Angaben zur Intensität (üblicherweise typische Stellen)                 0 = keine        1 = leicht       2 = mäßig         3 = stark
      Kriterien                                         Intensität            Kriterien                                             Intensität    Lokaltherapie
      Erytheme                                                                Exkoriation                                                         mit topischen Steroiden
      Ödem/Papelbildung                                                       Lichenifikation                                                     Topische Steroide sind gut wirksam.
                                                                                                                                                  Zum Einsatz kommen bei Kindern die
      Nässen/Krustenbildung                                                   Trockenheit
                                                                              Die Hauttrockenheit wird an nicht betroffenen                       Steroide der Wirkstärke 1 und 2 (Klasse
      C: Subjektive Symptome                                                  Stellen bewertet.
                                                                                                                                                  3 und 4 sind obsolet). Im Gesicht und in
      Pruritus und Schlaflosigkeit                                            SCORAD A/5+7B/2+C                                                   anderen empfindlichen Regionen sollte
      Visuelle Analog Skala (Durchschnitt für die letzten drei Tage oder Nächte)                                                                  auch Klasse 2 möglichst nicht einge-
                         0     ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| 10   setzt werden.
      Pruritus (0–10)

                         0     ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| 10   Anwendung: 1-mal abends bis maximal
      Schlaflosigkeit (0–10)
                                                                                                                                                  2-mal tgl., dann alternierend ausschlei-

      Behandlung                                                              Anmerkungen
                                                                                                                                                  chend über den Zeitraum des vermuteten
                                                                                                                                                  Schubs. Eine intermittierende (proakti-
                          Stadler et al. European Task Force on atopic Dermatitis. Dermatology 1993; 186: 23-31                                   ve) Behandlung kann Rezidiven vorbeu-
                                                                                                                                                  gen, z. B. eine Anwendung 2-mal / Woche
1. Dermatotherapie                                                             Cresa > Salbe > Fettsalbe). Bei zu gerin-                          über 16 Wochen.
Basistherapie mit Emollienzien verbes-                                         gem Wasseranteil kann es zum Brennen
sert den Hautstatus.                                                           kommen; eine Salbe, die brennt, ist die                            Bei richtiger Anwendung kommen si-
                                                                               falsche Wahl.                                                      gnifikante Nebenwirkungen kaum vor.
Stadiengerechte Therapie: Bei Wärme                                                                                                               Säuglinge sind besonders empfindlich.
oder entzündeter Haut ist ein höherer                                          Rehydratation durch hydrophile Cremes                              Es reicht in der Therapie aber oft Hydro-
Wassergehalt sinnvoll. (Lotio > Creme >                                        mit z. B. Glycerin. Wasserbindung kann                             cortison 0,5 % 1-mal tgl. aus.
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                                                                                                                         Therapiebeispiel: Nach 4-wöchigem Be-
  Abbildung 2. Stufenplan der Leitlinie zur Therapie je nach Schweregrad
                                     Stufenplan der Leitlinie                                                            handlungsblock mit topischen Steroiden
                                                                                                                         Wechsel auf Pimecrolimus, wenn der
                                                                                                                         Hautstatus weiterhin therapiebedürftig
                                                    Stufe 4            Erforderliche Maßnahmen der vor-
                                                    Persistie­         herigen Stufe                                     ist. Dann: Pimecrolimus Creme 1 % über
                                                    rende,             +                                                 1 Woche 2-mal tgl. auf die betroffenen
                                                    schwere            Systemische immunmodulierende
                                                    Ekzeme                                                               Stellen, dann über 1 Woche 1-mal tgl.,
                                                                       Therapie (z.B. Cyclosporin A)
                                                                                                                         dann alternierend für eine weitere Woche
                                                                                                                         oder proaktive Therapie 2-mal wöchent-
                                    Stufe 3           Erforderliche Maßnahmen der vorherigen Stufe                       lich über 3 – 6 Monate.
                                                      +
                                    Moderate          Klasse 2 bis 3 topische Glukokortikosteroide
                                    Ekzeme            und/oder topische Calcineurininhibitoren (TCI ab                   Andere antientzündliche Externa
                                                      3. Lebensjahr)                                                     Weiche Zinkpaste (Pasta zinci mollis)
                                                                                                                         kann bei subakuten, leichten Ekzemen
                                                                                                                         versucht werden.
                    Stufe 2            Erforderliche Maßnahmen der vorherigen Stufe
                                       +
                    Leichte            antipruriginöse und antiseptische Wirkstoffe, Klasse 1 bis 2                      Schieferöle (Bituminosulfonate) stehen
                    Ekzeme             topische Glukokortikosteroide und/oder topische Calcineurin-                      aktuell für die Lokaltherapie nicht zur
                                       inhibitoren (TCI ab 3. Lebensjahr)
                                                                                                                         Verfügung.

                                                                                                                         Steinkohleteer ist potenziell kanzerogen,
   Stufe 1                       Topische Basistherapie: Hydratation der Haut, Emollentien
                                 Vermeidung oder Reduktion von Triggerfaktoren                                           bisher ist kein Fall eines Karzinoms be-
   Trockene Haut                                                                                                         kannt geworden. Geruchsbelästigung,
                                                                                                                         Farbe und mögliche Phototoxizität sind
  * Eine UV-Therapie ist häufig ab Stufe 2 unter Berücksichtigung der Altersbeschränkung (nicht im Kindesalter)          zu beachten. Bei lichenifizierten, stark
  indiziert.
                                                                                                                         juckenden Ekzemen kann Steinkohleteer
  ** First-line-Therapie: In der Regel topische Glukokotikosteroide, bei Unverträglichkeit/Nichtwirksamkeit und an
  besonderen Lokalisationen (Gesicht, Intertrigines) topische Calcineurininhibitoren.                                    alternierend zu einem Steroid eingesetzt
                                                                                                                         werden.
                        modifiziert nach    E http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-027k_S2k_
                                                                                         Neurodermitis_2015-03.pdf       Bufexamac wird aufgrund des Kontaktal-
                                                                                                                         lergierisikos nicht empfohlen.
Hydrokortisonbutyrat, Mometasonfuroat,                          Sie sind ähnlich – bis auf unterschied-
Methylprednisolonaceponat und Predni­                           liche Lipophilie. Inzwischen gibt es hier-               Polidocanol hat eine antipruriginöse Wir-
carbat haben ein verbessertes Wir-                              zu 15 Jahre Erfahrungen in der Neuro-                    kung.
kungs- / Nebenwirkungsverhältnis (The-                          dermitistherapie. In Kinderstudien sind
rapeutischer Index).                                            die Wirkstoffe ab dem 3. Lebensmonat                     Antihistaminika werden seit langer Zeit
                                                                wirksam und sicher. Die Zulassung ist                    breit eingesetzt. Ältere Antihistaminika
Therapiebeispiel:         Hydrocortison            0,5 %        eingeschränkt auf Kinder ab dem voll­                    haben eine oft erwünschte sedierende
Creme 2-mal tgl. auf die betroffenen Stel-                      endeten 2. Lebensjahr (Abb. 2). Der                      Komponente. Für kein Antihistaminikum
len für 1 Woche, dann 1-mal tgl. für eine                       Langzeit­
                                                                        effekt von Sonne und TCI ist                     ist eine Wirksamkeit in Bezug auf die
weitere Woche, dann jeden 2. Tag für eine                       noch unklar. Ein intensiver Sonnen-                      Neurodermitis selbst gezeigt worden.
weitere Woche. Dann 2-mal / Woche über                          schutz sollte erfolgen.
insgesamt 4 Monate fortsetzen.                                                                                           Bakterielle Hautinfektionen
                                                                Indikation: Als Alternative zu den to-                   Staphylokokken sind ein Exazerbati-
Lokaltherapie mit topischen                                     pischen Steroiden, wenn dort Neben-                      onsfaktor. Eine Reduktion der Staphylo­
Calcineurin­inhibitoren (TCI)                                   wirkungen auftreten oder zu befürch-                     kokkenbesiedlung erfolgt durch Verbes-
Pimecrolimus und Tacrolimus sind po-                            ten sind. Dies gilt v. a. für glukokortikoid-            serung des Hautstatus. Die Therapie
tente immunsuppressive Therapeutika.                            sensible Hautareale (z. B. Lidekzem).                    mit topischen Steroiden reduziert die
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