Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen - Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019 - Hans-Bredow ...
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Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019
Zitation: Hasebrink, Uwe; Lampert, Claudia; Thiel, Kira (2019): Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut. ISBN 978-3-87296-151-8 Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut Rothenbaumchaussee 36 20148 Hamburg info@leibniz-hbi.de www.leibniz-hbi.de Förderer der Studie: UNICEF, Deutsche Telekom Stiftung, Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest und Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM)
Inhaltsverzeichnis
Einführung ...................................................................................................................................................5
Aufwachsen in digitalen Medienwelten ........................................................................................................5
Zum Kontext der Studie .............................................................................................................................5
Methode und Stichprobe ............................................................................................................................6
Zentrale Ergebnisse im Überblick .............................................................................................................7
1 Wozu nutzen Kinder das Internet? .................................................................................................... 10
2 Wie kompetent sind Kinder im Umgang mit Online-Medien?........................................................... 12
Instrumentelle Fähigkeiten ....................................................................................................................... 12
Informationsbezogene Fähigkeiten .......................................................................................................... 12
Soziale Fähigkeiten .................................................................................................................................. 13
Kreative Fähigkeiten ................................................................................................................................ 13
Gerätebezogene Fähigkeiten .................................................................................................................... 14
3 Welche negativen Erfahrungen machen Kinder und Jugendliche mit dem Internet? ................... 16
Allgemeine negative Erfahrungen ............................................................................................................. 16
Gemeine und verletzende Verhaltensweisen (online und offline) ................................................................. 17
Reaktionen auf gemeines und verletzendes Verhalten ................................................................................ 20
Gemeines und verletzendes Verhalten gegenüber anderen ......................................................................... 20
Sexuelle Inhalte ...................................................................................................................................... 21
Sexuelle Nachrichten und Sexting ............................................................................................................. 23
Anbahnung von sexuellen Kontakten über das Internet.............................................................................. 25
Kontaktaufnahme im Internet .................................................................................................................. 26
Treffen mit Online-Kontakten ................................................................................................................... 27
Riskante nutzergenerierte Inhalte ............................................................................................................. 28
Finanzielle Risiken, Privatsphäre und Datenschutz ..................................................................................... 29
Sharenting .............................................................................................................................................. 30
Exzessive Internetnutzung ....................................................................................................................... 31
4 Wie gehen Kinder mit negativen Online- Erfahrungen um? ............................................................. 32
5 Wie unterstützen Eltern ihre Kinder beim Umgang mit dem Internet? .......................................... 35
Elterliche Internetnutzung ........................................................................................................................ 35
Welche Sorgen machen sich Eltern in Bezug auf ihr Kind? .......................................................................... 36
Wie schätzen Eltern die Online- Erfahrungen ihrer Kinder ein?.................................................................... 37
Wie begleiten Eltern die Internetnutzung ihrer Kinder? .............................................................................. 39
Aktive Begleitung und Unterstützung der Internetnutzung des Kindes......................................................... 39
Restriktiver Umgang mit der Internetnutzung des Kindes ........................................................................... 40
Einsatz technischer Hilfsmittel .................................................................................................................. 40
Monitoring .............................................................................................................................................. 42
Unterstützung in der Schule ..................................................................................................................... 42
6 Wo zeigen sich Unterschiede in Bezug auf verschiedene Bevölkerungsgruppen? ......................... 44
Fazit ........................................................................................................................................................... 50
Literatur..................................................................................................................................................... 52Einführung
Aufwachsen in digitalen Medien- selbst und ihre Anliegen nutzen. Darüber hinaus in-
teressiert, was Heranwachsende selbst als negative
welten Erfahrungen werten und welche Erfahrungen sie mit
ausgewählten Online-Risiken gemacht haben. Dabei
Seit vielen Jahren lässt sich beobachten, dass die
werden die Kinder nicht nur als Opfer von negativen
Welt, in der Kinder aufwachsen, durch einen funda-
Online-Erfahrungen gesehen, sondern auch dazu be-
mentalen digitalen Medienwandel geprägt ist. Ver-
fragt, inwieweit sie selber schon einmal problemati-
schiedene Studien dokumentieren, dass sich der Zu-
sche Inhalte verbreitet oder sich anderen gegenüber
gang zu Online-Angeboten zeitlich vorverlagert, dass
online unsozial verhalten haben.
die Online-Nutzung zunehmend über mobile Endge-
räte stattfindet und dass die Heranwachsenden die Zudem wird beleuchtet, inwieweit Eltern, von denen
vielfältigen Möglichkeiten, die ihnen die Online-An- die meisten auch bereits mit digitalen Medien aufge-
wendungen bieten, neugierig erkunden und auspro- wachsen sind, die Onlinenutzung der Kinder beglei-
bieren. ten und wo gegebenenfalls noch Unterstützungsbe-
darf besteht.
Mit der Nutzung der digitalen Medien ergeben sich
neue Möglichkeiten, aber es steigen auch die Heraus- Auf Basis der Ergebnisse werden abschließend Hand-
forderungen und damit das Risiko, ungewollt mit un- lungsempfehlungen im Hinblick auf den Schutz, die
angenehmen Inhalten, verletzenden Botschaften Befähigung und die Beteiligung von Heranwachsen-
oder Verhaltensweisen konfrontiert zu werden. den im Internet formuliert.
Stress, erzeugt durch den Druck, ständig erreichbar
sein zu müssen, um nichts zu verpassen (Stichwort:
Fear of Missing out) oder die Unzufriedenheit mit der Zum Kontext der Studie
eigenen Lebenssituation, die nicht so aussieht wie
Die Studie ist Teil des europäischen Forschungsver-
andere Profile auf Instagram – all dies sind weitere
bundes EU Kids Online, dessen Ziel es ist, eine in-
Risikobereiche, die oft in Zusammenhang mit der On-
ternational vergleichende Datenbasis zur Online-Nut-
line-Nutzung diskutiert werden.
zung von Kindern und Jugendlichen bereitzustellen.
Seltener wird in den Blick genommen, was Kinder Mittlerweile sind über 33 Länder an dem Forschungs-
selbst als unangenehme und verletzende Online-Er- netzwerk beteiligt. In 2010 wurde eine international
fahrungen wahrnehmen. Sexuelle Inhalte müssen vergleichende Studie mit 25.000 Kindern im Alter von
beispielsweise nicht zwangsläufig verstörend sein 9 bis 16 Jahren und jeweils einem Elternteil in 25
und der Kontakt mit Fremden, die man im Internet Ländern Europas durchgeführt (Livingstone, Haddon,
kennengelernt hat, nicht immer bedrohlich. Die bei- Görzig, Ólafsson 2011, Livingstone, Haddon, Görzig,
den Beispiele zeigen, dass der Fokus auf die potenzi- 2012), gefördert im Safer Internet Programm (heute
ellen Risiken den Blick auf die Möglichkeiten verstel- Better Internet for Kids, BIK). Seit 2006 ist das Insti-
len kann und dass es lohnt, genauer hinzuschauen, tut Teil des europäischen Forschungsverbundes EU
was Kinder und Jugendliche online tun und was sie Kids Online, 2015 hat es die Koordination des Netz-
selbst als unangenehm und schlimm empfinden. werkes übernommen.
Das Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bre- Standen zu Beginn des EU Kids Online-Projektes auf-
dow-Institut (HBI) befasst sich seit vielen Jahren mit grund seiner Förderung im Rahmen des Safer Inter-
dem Medienwandel und der Frage, wie Heranwach- net Programms insbesondere die Risiken der Online-
sende die digitalen Möglichkeiten nutzen, welchen Nutzung im Vordergrund, hat sich der Blick in den
Herausforderungen sie gegenüberstehen und an wel- letzten Jahren deutlich erweitert. Angesichts der stei-
chen Stellen sie Unterstützung benötigen, um die di- genden Verbreitung digitaler mobiler Endgeräte, aber
gitalen Medien sicher, selbstbestimmt und verant- auch der Anerkennung der Kinderrechte in Bezug auf
wortungsbewusst nutzen zu können. die Nutzung digitaler Medien, richtet sich der Blick
nunmehr auf die Möglichkeiten, Risiken und Unter-
Die vorliegende Studie wirft einen Blick auf die On- stützungsbedarfe, um Kindern eine sichere und
line-Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen – so- selbstbestimmte und partizipative Nutzung zu ermög-
wohl die positiven als auch die negativen. Sie zeigt lichen. Die erweiterte Perspektive spiegelt sich auch
auf, über welche Fähigkeiten Heranwachsende im in dem theoretischen Modell wider, das dem Projekt
Umgang mit Online-Medien verfügen und inwieweit zugrunde liegt (s. Abbildung 1).
sie die Möglichkeiten der digitalen Medien für sich
|5|Abbildung 1: Theoretisches Modell
Quelle: Livingstone/Mascheroni/Staksrud 2015 (eigene Darstellung und Übersetzung)
Seit 2017 werden in verschiedenen europäischen Voraussetzung für die Auswahl des Haushaltes
Ländern aus dem EU Kids Online-Forschungsverbund war, dass das Kind mindestens einmal in den
Wiederholungsbefragungen unter Verwendung des letzten drei Monaten das Internet genutzt
gleichen Instrumentes (Kernfragebogen) durchge- hat.
führt. Anders als in 2010 werden die Erhebungen in
den einzelnen Ländern jeweils über nationale Förder- • Die Kinder und Jugendlichen verteilen sich annä-
mittel realisiert. In Deutschland konnte die Befragung hernd gleichmäßig über die Altersgruppen. 32
dank der Förderung durch UNICEF, die Deutsche Te- Prozent entfallen jeweils auf die Altersgruppe der
lekom Stiftung, den Medienpädagogischen For- 9- bis 11-Jährigen und der 12- bis 14-Jährigen,
schungsverbund Südwest (mpfs) sowie die Nieder- 36 Prozent auf die 15- bis 17-Jährigen. Das Ge-
sächsische Landesmedienanstalt (NLM) umgesetzt schlechterverhältnis unter den Kindern ist ausge-
werden. wogen.
Der vorliegende Bericht stellt die ersten Ergebnisse • Die Datenerhebung wurde zwischen dem 22.
der nationalen Erhebung vor, die im Sommer 2019 Juni und dem 28. Juli 2019 als CASI-Befra-
durchgeführt wurde. Geplant sind weitere Auswer- gung (Computer Assisted Self-administered In-
tungen, in denen die Daten den Befunden aus 2010 terview) von Ipsos bei den Kindern zu Hause
sowie den Ergebnissen aus den Wiederholungsbefra- durchgeführt. Die durchschnittliche Gesamtdauer
gungen in den anderen Ländern gegenübergestellt der Kinderinterviews betrug 49 Minuten, die der
werden. Für detaillierte Informationen zu einzelnen Elterninterviews 43 Minuten.
Länderberichten sowie den vergleichenden Auswer-
• Als Instrument wurde ein Fragebogen verwendet,
tungen siehe www.eukidsonline.net.
der auf der Grundlage der EU Kids Online-Erhe-
bung in 2010 weiterentwickelt wurde und aktuell
Methode und Stichprobe in verschiedenen europäischen Ländern einge-
setzt wird. Der Kernfragebogen umfasst folgende
Durchgeführt wurde eine repräsentative Befragung grundlegende Aspekte der Online-Nutzung: Zu-
von 1.044 Kindern und Jugendlichen im Alter gang zum Internet, Online-Aktivitäten, Online-Fä-
von 9 bis 17 Jahren sowie einem Elternteil. higkeiten, negative Online-Erfahrungen allge-
mein, Erfahrungen und Umgang mit gemeinen
• Der Studie basiert auf einer Quotenstichprobe,
und verletzenden Verhaltensweisen, mit sexuel-
der als Merkmale die regionale Verteilung nach
len Online-Inhalten, mit Fremden, die man online
Bundesland/Ortsgröße, das Alter und Geschlecht
kennengelernt hat, (selbstschädigende) nutzer-
der zu befragenden Kinder und Jugendlichen, die
generierte Online-Risiken. Überdies wurde ein
formale Bildung der Eltern sowie das Nettoein-
Modul zur digitalen Teilhabe ergänzt.
kommen des Haushaltes zugrunde gelegt wurde.
|6|Zentrale Ergebnisse
im Überblick
Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über die Fotos veröffentlicht wurden), unerwünschter
Online-Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen – Kontaktaufnahme durch andere (erwachsene)
aus Sicht der Heranwachsenden und aus Sicht ihrer Nutzerinnen oder Nutzer, sexuellen Darstellungen
Eltern. Die Befunde bestätigen erneut, dass das In- und Nachrichten bis hin zu anderen problemati-
ternet zum Leben der Kinder und Jugendlichen ge- schen Inhalten (Tierquälerei, Gewalt gegenüber
hört und dass sie die vielfältigen Möglichkeiten in un- anderen Menschen, Kettenbriefe etc.).
terschiedlicher Weise nutzen. Dass sie dabei auch ne-
gative Erfahrungen machen, bleibt nicht aus. Die Er- • Deutlich höher fallen die Befunde zu konkreten
gebnisse zeigen, welche Erfahrungen Kinder und Ju- Risiken aus. Ein relevantes Risiko stellen
gendliche im Netz machen und was sie belastet, und demzufolge nutzergenerierte Inhalte dar:
geben zugleich Hinweise darauf, in Bezug auf welche Die Antworten zeigen, dass jeweils gut ein Viertel
Themen und Risiken sich ihre Sicht von der Erwach- der Heranwachsenden online/im Internet Inhalte
sener unterscheidet. (Bilder, Videos) oder Diskussionen über die Nut-
zung von Drogen (27%), blutige oder gewalttä-
tige Bilder, z. B. von Menschen, die anderen Men-
Online-Erfahrungen von Kindern schen oder Tieren wehtun (27%), oder Hass-
und Jugendlichen nachrichten, die bestimmte Gruppen oder Perso-
nen angreifen (z. B. Menschen unterschiedlicher
• Im Durchschnitt verbringen die 9- bis 17-jährigen Hautfarbe, Religion, Nationalität oder Sexualität)
Kinder und Jugendlichen an einem Werktag 2,4 (23%) gesehen hat.
Stunden online, an einem Wochenende 3 Stun-
den. Die meisten nutzen das Smartphone, um • 24 Prozent der Kinder und Jugendlichen
die Online-Möglichkeiten zu erkunden. Videos an- haben in den vergangenen zwölf Monaten
schauen, Musik hören, Schularbeiten, Spiele spie- Erfahrungen mit gemeinen oder verletzten
len und Social Media-Angebote nutzen zählen zu Verhaltensweisen gemacht – online oder
den bevorzugten Online-Aktivitäten der Jugendli- offline. Von diesen haben 6 Prozent diese Erfah-
chen. Ein Viertel der Jugendlichen nutzt das In- rung ausschließlich online gemacht, 34 Prozent
ternet, um sich mit anderen auszutauschen, die nur offline, 60 Prozent sowohl online als auch off-
dieselben Interessen oder Hobbys haben, wie sie line. 11 Prozent der Kinder und Jugendlichen ha-
selbst. ben sich nach eigener Aussage anderen gegen-
über gemein und verletzend verhalten – häufiger
• Die Selbsteinschätzung der befragten Kin- offline als online.
der und Jugendlichen bezüglich verschie-
dener onlinebezogener Fähigkeiten ist • Themen, die in der öffentlichen Diskussion als Ri-
überwiegend positiv. Dies bedeutet allerdings siken betrachtet werden, werden von den Heran-
nicht, dass die Heranwachsenden als „Digital Na- wachsenden selbst nicht immer als negative Er-
tives” über ein vollständiges Repertoire an online- fahrungen wahrgenommen. Dies zeigt sich insbe-
bezogenen Fähigkeiten verfügen. Der Mittelwert- sondere am Beispiel sexueller Inhalte: 54 Pro-
vergleich über alle onlinebezogenen Fähigkeiten zent der befragten 12- bis 17-Jährigen sind
hinweg zeigt vor allem, dass ältere Kinder und Ju- nach eigener Angabe in den letzten zwölf
gendliche ihre Fähigkeiten höher einschätzen. Monaten mit sexuellen Darstellungen in
Hinsichtlich einzelner Fähigkeiten zeigen sich die Form von Texten, Fotos oder Videos in Be-
Jungen in ihrer Selbsteinschätzung etwas selbst- rührung gekommen, meistens über das Inter-
sicherer als die Mädchen. net. Dem Großteil der Jungen (61%) hat es nach
eigener Aussage gefallen (vs. 19% der Mädchen).
• 9 Prozent der Kinder und Jugendlichen ha- 37 Prozent derjenigen, die im vergangenen Jahr
ben im vergangenen Jahr online etwas er- sexuelle Inhalte gesehen haben, geben zudem
lebt, das für sie schlimm war oder sie sogar an, diese gezielt ausgewählt zu haben (eher Jun-
verstört hat (z. B. etwas, bei dem sie sich un- gen als Mädchen).
wohl gefühlt haben, was ihnen Angst gemacht
hat oder wo sie dachten, sie hätten es nicht sehen
sollen). Diese Erfahrungen sind vielfältig und rei-
chen von gemeinem oder verletzendem Verhalten
(z. B. dass sich andere über eigene Inhalte lustig
gemacht haben oder dass ohne Einverständnis
|7|• 30 Prozent der befragten 12- bis 17-Jähri- Eltern, die meinen, dass ihr Kind mit derartigen
gen geben an, dass sie in den letzten zwölf Inhalten in Berührung gekommen sei, fällt deut-
Monaten ungewollt mit intimen oder an- lich geringer aus als der Anteil der Kinder, die an-
züglichen Fragen konfrontiert wurden, wo- geben, solche Erfahrungen gemacht zu haben.
bei die Mädchen stärker betroffen sind (34%) als Der Unterschied kann darauf zurückgeführt wer-
Jungen (23%). den, dass Eltern zunehmend aus dem Blick ver-
lieren, was ihre Kinder auf den mobilen Endgerä-
• Im Hinblick auf das Treffen mit Personen, die ten nutzen, oder dass die Kinder die Erfahrungen
man im Internet kennengelernt hat, zeigt sich, als Teil ihrer sexuellen Entwicklung vielleicht be-
dass Heranwachsende ein anderes Risikover- wusst für sich behalten.
ständnis bzw. eine andere Risikowahrnehmung
haben als Erwachsene. Während es für Heran- • Gespräche sind die häufigste Form elterlicher
wachsende selbstverständlich ist, Online-Medien Einflussnahme auf die Internetnutzung ihrer Kin-
zu nutzen, um sich mit anderen zu vernetzen, der, wobei die Sensibilisierung für mögliche
auszutauschen und zu treffen, scheint bei Eltern Risiken im Vordergrund zu stehen scheint: 44
die Vorstellung vorherrschend, dass soziale Me- Prozent der Eltern sprechen regelmäßig mit ihrem
dien von Fremden genutzt werden, um das Ver- Kind über seine Online-Aktivitäten. 41 Prozent er-
trauen der Kinder zu erlangen und ihnen real zu klären zudem, warum manche Internetseiten an-
schaden. Gut zwei Drittel der Heranwachsenden gemessen oder unangemessen sind. Ein Drittel
suchen mindestens selten online nach neuen der Eltern zeigt ihren Kindern Möglichkeiten auf,
Kontakten. 12 Prozent haben sich im vergan- wie das Internet sicher genutzt werden kann. Ge-
genen Jahr mit einer Person, die sie aus meinsame Aktivitäten (17%) oder Anregungen,
dem Internet kennen, persönlich getroffen, Neues auszuprobieren (14%) kommen im Fami-
und dieses Treffen überwiegend positiv o- lienalltag hingegen seltener vor.
der neutral bewertet. 54 Prozent der Eltern
zeigen sich indes besorgt, dass ihr Kind im Inter- • Besonders restriktiv zeigen sich die Eltern in
net von Fremden kontaktiert werden könnte. Bezug auf Online-Käufe in Spielen oder
Apps. Ein generelles Verbot von In-App-Käufen
• Unterschiedliche Auffassungen scheinen auch in sprechen 45 Prozent der befragten Eltern aus.
Bezug auf das ungefragte Teilen und Veröffentli-
chen von (Kinder-)Fotos durch Eltern zu bestehen • Auf technische Regulierungsmöglichkeiten
(Stichwort: Sharenting): 9 Prozent der be- greifen vor allem die Eltern von jüngeren
fragten Kinder und Jugendlichen sagen, Kindern zurück: Am weitesten verbreitet sind
dass sie dies in den letzten zwölf Monaten Adblocker, die 29 Prozent der befragten Eltern in-
(zumindest hin und wieder) erlebt hätten. stalliert haben. Knapp ein Viertel (25%) nutzt zu-
Jeweils 6 Prozent haben ihre Eltern darum gebe- dem Geräte oder Programme, um bestimmte
ten, etwas, das sie ins Internet gestellt (gepostet) Webseiten oder Inhalte zu blockieren bzw. zu fil-
hatten, wieder zu löschen bzw. waren verärgert tern. Vergleichbare Programme, die Apps filtern,
über Informationen, die ihre Eltern online gepos- die das Kind downloaden kann, nehmen Eltern
tet haben. 4 Prozent geben an, dass sie negative weniger in Anspruch (15%). Technische Hilfsmit-
oder gemeine Kommentare erhalten hätten, weil tel, die den Standort der Kinder ermitteln, ver-
die Eltern etwas über sie gepostet bzw. ins Inter- wendet jedes sechste Elternteil (16%). 12 Pro-
net gestellt hatten. zent der befragten Eltern regulieren die tägliche
Nutzungsdauer mithilfe entsprechender Soft-
ware.
Sichtweisen der Eltern
• Neben der Familie bzw. den Eltern ist auch die
• Eltern machen sich Sorgen über die Online-Nut- Schule ein wichtiger Ort für medienpädagogi-
zung ihrer Kinder. Diese sind geringer als die Sor- sche Unterstützung. Diese scheint sich vor allem
gen um die schulischen Leistungen ihrer Kinder, auf das Aufstellen von Regeln und die Prävention
aber zum Teil größer als z. B. Sorgen über die Ge- negativer Erfahrungen zu beziehen. Nur 12 Pro-
sundheit oder dass ihre Kinder Alkohol und an- zent der Heranwachsenden geben an, dass sie er-
dere Drogen nehmen. muntert werden, im Internet Dinge auszuprobie-
ren.
• Auch wenn sich die Eltern Sorgen um die Online-
Nutzung machen, meinen nur 6 Prozent, dass
ihr Kind in den vergangenen zwölf Monaten Handlungsbedarfe
Online-Erfahrungen gemacht habe, die ihr
Kind in irgendeiner Weise negativ berührt oder Die Ergebnisse geben differenzierte Hinweise darauf,
sogar verstört haben. welchen Herausforderungen Heranwachsende im
Rahmen ihrer Online-Nutzung begegnen, wie sie
• Interessant sind die Diskrepanzen zwischen diese einschätzen und wie sie mit ihnen umgehen.
den Antworten der Kinder und denen der Sie verweisen auf sehr unterschiedliche Nutzerprak-
Eltern zu einzelnen Risiken: Diese sind beson- tiken, die mit unterschiedlichen Risiken einhergehen.
ders hoch, wenn es um den Kontakt mit sexuellen Entsprechend sind hier zielgruppen- und risiko-
Darstellungen und Inhalten geht. Der Anteil der
|8|spezifische Handlungsansätze gefragt, die Her- sofern Risiken für andere. Die wechselseitige Ver-
anwachsende dabei unterstützen, die Potenziale des ständigung über Risiken und Rechte ist notwendig,
Internets zu nutzen und die negativen Folgen so ge- um entsprechende Handlungsempfehlungen und
ring wie möglich zu halten. Dass im Rahmen eines Maßnahmen entwickeln zu können.
Multi-Stakeholder-Ansatzes alle beteiligten Akteure
(Anbieter, Eltern, Schule/außerschulische Bildungsar- Ein Unterstützungsbedarf lässt sich mit Blick auf den
beit, Staat und auch die Kinder) angesprochen und Umgang mit möglichen Risiken erkennen (Stich-
einzubeziehen sind, wurde an anderen Stellen schon wort: Coping). Dies betrifft inhalte- und interakti-
mehrfach betont. Es soll daher an dieser Stelle auf onsbezogene sowie kommerzielle Risiken, aber auch
einige Aspekte hingewiesen werden, die sich in der problematische nutzergenerierte Inhalte sowie die
Studie als bedeutsam herauskristallisiert haben und Selbstregulierung der Nutzungsdauer. Hilfreich wä-
die in den weiteren Diskussionen über das Thema ren hier Hinweise auf vorhandene Beratungsange-
Aufwachsen in digitalen Medienwelten berücksichtigt bote oder Meldestellen, aber auch medienpädagogi-
werden sollten: sche Angebote, die Heranwachsenden – ähnlich wie
beim Thema Mobbing – entsprechende Coping-Stra-
Handlungsbedarf zeichnet sich zum einen in Bezug tegien vermitteln.
auf das Risikoverständnis von Kindern und Eltern
ab. Einige Themen, über die Eltern sich Sorgen ma- Schließlich verweisen die Befunde auch darauf, dass
chen (z. B. Treffen mit Fremden, die die Kinder online die Bildungs- und Partizipationsmöglichkeiten
kennengelernt haben oder sexuelle Darstellungen), der Onlinemedien noch nicht ausgeschöpft werden
sind für Kinder und Jugendliche offenbar gängige und dass die Heranwachsenden auch seitens der El-
Praxis und aus ihrer Sicht gänzlich unproblematisch. tern und Pädagogen offensichtlich noch zu wenig An-
regung erfahren. Auch wenn der vorliegende Bericht
Überdies zeigt sich, dass Unterschiede hinsichtlich eine Vielzahl an möglichen Risiken in den Blick
des Risikobewusstseins bestehen. Nicht alle Her- nimmt, sollten die Potenziale der digitalen Medien für
anwachsenden heißen es beispielsweise gut, wenn Bildung und Teilhabe nicht außer Acht gelassen und
ihre Eltern ungefragt Bilder von ihnen online veröf- auch in der medienpädagogischen Arbeit berücksich-
fentlichen und verbreiten. Ein fehlendes Bewusstsein tigt werden.
für die Folgen des eigenen Online-Handelns birgt in-
|9|1 Wozu nutzen Kinder
das Internet?
Kinder und Jugendliche nutzen das Internet auf viel- • Im Durchschnitt verbringen die Kinder und Ju-
fältige Weise. Das Smartphone ist für die meisten das gendlichen 2,4 Stunden am Tag online, wobei die
bevorzugte Gerät, um ins Internet zu gehen, gefolgt Nutzungsdauer mit zunehmendem Alter ansteigt.
vom Computer oder Laptop. Über alle Altersgruppen hinweg ist eine Zunahme
um jeweils eine Stunde pro Altersgruppe feststell-
• Deutliche Unterschiede zeigen sich im Hinblick bar. Der Unterschied zwischen der Online-Nut-
auf das Alter. Hier spiegelt sich deutlich wider, zungsdauer an einem Werktag und an Wochen-
dass in der mittleren Altersgruppe der 12- bis 14- endtagen beträgt ebenfalls etwa eine Stunde.
Jährigen das Medienrepertoire der Heranwach-
senden größer wird und sich für sie neue Möglich- Abbildung 1.1: Onlinenutzungsdauer (in Stun-
keiten der Online-Nutzung bzw. des Online-Zu- den pro Tag)
gangs ergeben.
• Während von den 9- bis 11-Jährigen „nur” 38 Pro-
zent mit dem Smartphone online gehen, liegt der 3,4
Anteil der 12- bis 14-Jährigen bei 72 Prozent. In 15 bis 17 4,0
der ältesten Gruppe der 15- bis 17-Jährigen ist es 3,1
für 90 Prozent selbstverständlich, das Internet
über das Smartphone zu nutzen. 2,4
12 bis 14 3,0
Tabelle 1.1: Zugang zum Internet (% der Be- 2,2
fragten, die das Gerät mindestens mehrmals
täglich nutzen) 1,4
9 bis 11 1,9
Alle 9-11 12-14 15-17 1,3
Smart-
phone/ 67 38 72 90
Handy
2,4
Jungen 3,0
Com- 2,1
puter/ 16 6 17 25
Laptop
Tablet 5 2 6 7 2,4
Mädchen 2,9
Andere 3 2 4 3 2,2
QB5: Wie oft nutzt du die folgenden Geräte, um online zu gehen
bzw. das Internet zu nutzen? Nie; fast nie; mindestens einmal pro
Monat; mindestens einmal pro Woche; täglich oder fast täglich; 2,4
mehrmals täglich; fast die ganze Zeit. (Basis: n=1.044) Gesamt 3,0
2,2
0 1 2 3 4 5
An einem durchschnittlichen Tag
An Wochenendtagen
An Werktagen
QB7/QB8: Wie lange nutzt du das Internet an einem normalen
Schultag bzw. an einem normalen Tag am Wochenende? Wenig oder
gar nicht (0), etwa eine halbe Stunde (0,5), etwa eine Stunde (1),
etwa zwei Stunden (2), etwa drei Stunden (3), etwa vier Stunden
(4), etwa fünf Stunden (5), etwa sechs Stunden (6), etwa sieben
Stunden oder mehr (7).
Der Durchschnittswert über die Wochentage hinweg wurde mit fünf
Werktagen und zwei Wochenendtagen dividiert durch sieben Wo-
chentage berechnet. (Basis: n=1.044)
| 10 |• Videos anschauen, Musik hören, Schularbeiten, sich selbst oder für eine andere Person nach Ge-
Spiele spielen und Social-Media-Angebote zählen sundheitsinformationen gesucht (vs. 9% der Jun-
zu den bevorzugten Online-Aktivitäten der Ju- gen), 54 Prozent haben sich über Produkte infor-
gendlichen. Ein Viertel der Jugendlichen nutzt das miert (vs. 38% der Jungen).
Internet, um sich mit anderen auszutauschen, die
dieselben Interessen oder Hobbys haben, wie sie • Bei den Jungen sticht insbesondere die Online-
selbst. Ein Drittel gibt an, das Internet zu nutzen, spiele-Nutzung heraus: 78 Prozent geben an, im
um sich über aktuelle Nachrichten zu informieren. vergangenen Monat im Internet (allein oder mit
anderen) Spiele gespielt zu haben (vs. 52 Prozent
• Die Jüngeren nutzen die Online-Möglichkeiten vor der Mädchen).
allem zur Unterhaltung oder für schulbezogene
Zwecke, bei den 15- bis 17-Jährigen gewinnt das
Internet auch als Quelle für Informationen z. B. 9-17-Jährige verbringen
für Berufsmöglichkeiten, gesundheitsbezogene
Themen und Produktinformationen, aber auch als im Durchschnitt
Beteiligungsmöglichkeit an Bedeutung.
• Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich
im Hinblick auf einige Aktivitäten: 45 Prozent der
Mädchen geben an, im letzten Monat nach be-
2,4 Std.
rufsbezogenen Informationen gesucht zu haben
(vs. 40% der Jungen). 64 Prozent haben ein so- täglich online
ziales Netzwerk (z. B. Instagram) genutzt (vs.
59% der Jungen). 12 Prozent haben online für
Tabelle 1.2: Online-Aktivitäten (% derjenigen, die der betreffenden Tätigkeit im letzten Monat min-
destens einmal pro Woche nachgegangen sind)
Alle w m 9- 12- 15-
Ich habe… 11 14 17
… Informationen über Arbeits- oder Studienmöglichkeiten gesucht. 43 45 40 - - 43
… das Internet für Schularbeiten genutzt. 67 67 66 50 73 77
… das Internet genutzt, um mit Menschen zu sprechen, die aus an-
14 16 13 6 12 25
deren Ländern kommen.
… online nach Nachrichten/News gesucht. 34 32 35 13 31 56
… mich online an einer Kampagne oder einem Protest beteiligt o-
6 8 5 - 4 8
der eine Online-Petition unterschrieben.
… online mit anderen über politische/soziale Probleme diskutiert. 11 11 10 - 4 17
… ein eigenes Video/Musik gemacht und ins Internet gestellt. 17 19 15 5 17 28
… ein soziales Netzwerk genutzt. 61 64 59 25 66 92
… online mit meiner Familie oder Freunden gesprochen (z. B. über
39 38 40 19 37 59
Skype oder Facetime).
… im Internet Spiele gespielt (allein oder mit anderen). 65 52 78 60 65 70
… Videos angeschaut (z. B. auf YouTube). 87 85 89 79 88 95
… im Internet Musik gehört. 76 75 76 56 80 89
… mich an einer Onlinegruppe beteiligt, in der Menschen sind, die
25 26 25 11 23 41
dieselben Interessen oder Hobbys haben wie ich.
… online für mich selbst oder für eine andere Person nach Gesund-
10 12 9 --- 7 14
heitsinformationen gesucht.
… im Internet nach Sachen gesucht, die ich kaufen könnte oder
46 54 38 22 45 69
nachgeschaut, was Sachen kosten.
QC3: Wie oft hast du folgende Dinge im letzten Monat ONLINE gemacht? Nie; fast nie; mindestens einmal pro Woche; täglich oder fast täglich;
mehrmals täglich; fast die ganze Zeit. (Basis: n=1.044)
| 11 |2 Wie kompetent sind
Kinder im Umgang mit
Online-Medien?
Aus der Tatsache, dass Kinder heute mit digitalen Tabelle 2.1: Instrumentelle Fähigkeiten
Medien aufwachsen, wird oftmals vorschnell ge- (% derjenigen, die mit „stimmt eher“ oder
schlussfolgert, dass sie – als sogenannte „Digital Na- „stimmt voll und ganz“ geantwortet haben)
tives” – über umfassende digitale Kompetenzen ver-
fügen. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde 9- 12- 15-
genauer erfasst, über welche digitalen Fähigkeiten Ich weiß,… Alle m w
11 14 17
die 9- bis 17-Jährigen verfügen. Dabei wurden mit
Bezug auf Van Deursen, Helsper und Eynon (2014) …wie ich ein Foto
verschiedene Fähigkeiten berücksichtigt, die sich abspeichern kann, 71 72 70 40 80 92
z. B. auf instrumentelle, informationsbezogene, sozi- das ich im Internet
ale, kreative und gerätespezifische Aspekte der On- gefunden habe.
line-Nutzung beziehen. Allerdings ist zu beachten,
dass es sich bei den Antworten um Selbsteinschät- …wie ich meine
zungen der Heranwachsenden handelt. Privatsphäre-Ein- 59 61 58 24 65 87
stellungen
ändern kann.
Instrumentelle Fähigkeiten
Mittelwert 7,5 7,6 7,4 5,3 8,0 9,1
Der Großteil der befragten Kinder und Jugendlichen (0 bis 10)
schätzt sich als technisch kompetent ein: 71 Prozent
sagen, dass sie wüssten, wie sie ein Foto abspeichern QE1: Bitte gib an, ob die folgenden Dinge auf dich zutreffen, wenn
du Technologien wie Handy/Smartphone oder das Internet nutzt.
können, das sie im Internet gefunden haben. 59 Pro- Inwiefern treffen die folgenden Aussagen auf dich zu? (Basis:
zent geben an zu wissen, wie sie ihre Privatsphäre- n=1.044)
Einstellungen verändern können.
• Während 40 Prozent der 9- bis 11-Jährigen ange- Informationsbezogene
ben zu wissen, wie man ein Foto abspeichern Fähigkeiten
kann, sind es unter den 15- bis 17-Jährigen 92
Prozent. Ähnlich verhält es sich auch bei den Pri- Geeignete Suchbegriffe zu wählen, fällt einem größe-
vatsphäre-Einstellungen: In der jüngeren Alters- ren Teil der befragten Kinder und Jugendlichen leich-
gruppe berichten 24 Prozent, dass sie wüssten, ter (79%) als die Überprüfung, ob Online-Informati-
wo sie die Einstellungen ändern können, in der onen wahr oder falsch sind (34%).
der ältesten Gruppe sind es 87 Prozent.
• Auch hier zeigt sich wenig überraschend, dass der
• Die jüngeren Jungen scheinen selbstbewusster Anteil derjenigen, die sich diese beiden Kompe-
als die Mädchen: Während 34 Prozent der Jungen tenzen zutrauen, mit zunehmendem Alter größer
meinen, sich technisch auszukennen, wird dies wird: In der jüngeren Altersgruppe sind es 14
nur von 29 Prozent der Mädchen bestätigt. Mit Prozent, die sich die Überprüfung des Wahrheits-
zunehmendem Alter gleichen sich die Einschät- gehaltes einer Information zutrauen, in der ältes-
zungen an: 89 Prozent der Jungen und 91 Prozent ten Altersgruppe 53 Prozent. Während 64 Prozent
der Mädchen geben an, über das gefragte Wissen der 9- bis 11-Jährigen sich durchaus zutrauen,
zu technischen Einstellungen zu verfügen. geeignete Suchbegriffe zu wählen, liegt der Anteil
in der Gruppe der 15- bis 17-Jährigen bei 90 Pro-
• Auf einer Skala zwischen 1 und 10 (1=stimmt gar zent.
nicht und 10=stimmt voll und ganz) liegen die be-
fragten Kinder und Jugendlichen hinsichtlich der
instrumentellen Fähigkeiten bei einem Wert von
7,49.
| 12 |• Die Mädchen zeigen sich hinsichtlich der Ein- • Der durchschnittliche Zustimmungswert bezüg-
schätzung der Informationskompetenz deutlich lich der sozialen Fähigkeiten liegt bei 7,87
zurückhaltender als die Jungen. Lediglich in der (1=stimmt gar nicht und 10=stimmt voll und
Altersgruppe der 9- bis 11-Jährigen fällt der Anteil ganz).
der Mädchen, die es einfach finden, den Wahr-
heitsgehalt einer Information zu überprüfen mit Tabelle 2.3: Sozialkompetenz (% derjenigen,
17 Prozent höher aus als der Anteil der gleichalt- die mit „stimmt eher“ oder „stimmt voll und
rigen Jungen (10%). ganz“ geantwortet haben)
• Auf einer Skala zwischen 1 und 10 (1=stimmt gar
9- 12- 15-
nicht und 10=stimmt voll und ganz) liegen die be- Alle m w
11 14 17
fragten Kinder und Jugendlichen hinsichtlich der
Informationskompetenz bei einem Wert von 7,02. Ich weiß, welche In-
formationen ich on- 70 70 70 48 76 85
Tabelle 2.2: Informationsbezogene Fähigkei- line teilen sollte und
welche nicht.
ten (% derjenigen, die mit „stimmt eher“ o-
der „stimmt voll und ganz“ geantwortet ha-
Ich weiß, wie ich Per-
ben) sonen von meiner
Kontaktliste entfer-
73 75 71 47 82 90
nen kann.
9- 12- 15-
Alle m w
11 14 17
Mittelwert 7,9 7,9 7,8 6,3 8,3 9,0
Ich finde es ein- (0 bis 10)
fach zu überprü-
34 35 32 14 33 53
fen, ob Informatio- QE1: Bitte gib an, ob die folgenden Dinge auf dich zutreffen, wenn
nen, die ich online du Technologien wie Handy/Smartphone oder das Internet nutzt.
finde, wahr sind. Inwiefern treffen die folgenden Aussagen auf dich zu? (Basis:
n=1.044)
Ich finde es ein-
fach, geeignete Kreative Fähigkeiten
79 82 76 64 82 90
Suchbegriffe für
die Internetsuche Hinsichtlich der kreativen Fähigkeiten zeigen sich die
zu wählen. befragten Kinder und Jugendlichen vergleichsweise
zurückhaltend: Gut die Hälfte gibt an zu wissen, wie
Mittelwert 7,0 7,1 6,9 5,7 7,2 8,1 man Videos oder Musik selber machen und ins Inter-
(0 bis 10) net stellen kann. Ein Drittel sagt, sie wüssten, wie
QE1: Bitte gib an, ob die folgenden Dinge auf dich zutreffen, wenn
man bereits vorhandene Online-Inhalte bearbeiten
du Technologien wie Handy/Smartphone oder das Internet nutzt. und verändern könne.
Inwiefern treffen die folgenden Aussagen auf dich zu? (Basis:
n=1.044)
Soziale Fähigkeiten
Die Selbsteinschätzungen im Hinblick auf die beiden
Items zur Sozialkompetenz liegen vergleichsweise
eng beieinander: 70 Prozent der 11- bis 17-Jährigen
geben an zu wissen, welche Informationen sie teilen
sollten und welche nicht. 73 Prozent sagen, dass sie
wüssten, wie sie Personen von ihrer Kontaktliste ent-
fernen können.
• Die Fähigkeiten steigen mit dem Alter und den
Online-Erfahrungen: 48 Prozent bzw. 47 Prozent
der 9- bis 11-Jährigen trauen sich die beiden Fä-
higkeiten zu. Bei den 15- bis 17-Jährigen liegt der
Anteil bei 85 bzw. 90 Prozent.
• Auffallend ist allerdings, dass die Anteile der Mäd-
chen in allen Altersgruppen geringer ausfallen als
die der Jungen, mit Ausnahme der 15- bis 17-Jäh-
rigen: 90 Prozent der Mädchen geben an zu wis-
sen, welche Information man teilen sollte und
welche nicht (vs. 80 Prozent der Jungen). 92 Pro-
zent sagen, dass sie wüssten, wie man Personen
aus Kontaktlisten löscht (vs. 88 Prozent).
| 13 |• In Bezug auf das Alter zeigt sich auch hier eine 79 Prozent erhält dieses Item die höchste Zustim-
steigende Tendenz, wobei der größte Sprung zwi- mung. 58 Prozent geben zudem an zu wissen, wie
schen der ersten und der zweiten Altersgruppe man in einer App etwas kaufen kann und die Hälfte
festzustellen ist: 19 Prozent der 9- bis 11-Jähri- der 9- bis 17-Jährigen sagt, dass sie wüssten, wo sie
gen geben an, dass sie wüssten, wie man eigene auf ihrem mobilen Endgerät nachschauen könnten,
Online-Inhalte erstellt und veröffentlicht (vs. 57 wie viel Geld sie ausgegeben haben.
Prozent der 12- bis 14-Jährigen und 75 Prozent
der 15- bis 17-Jährigen). Im Hinblick auf die Be- • Auch diese Fähigkeiten nehmen mit dem Alter
arbeitung vorhandener Inhalte liegen die Anteile und den Erfahrungen mit mobilen Endgeräten zu.
in der Altersgruppe der 9- bis 11-Jährigen bei 11
• Die Anteile der Mädchen liegen durchweg unter
Prozent, verdreifachen sich in der Gruppe der 12-
denen der Jungen, wobei die Diskrepanz in der
bis 14-Jährigen auf 36 Prozent und liegen in der
Altersgruppe der 12- bis 14-Jährigen am größten
Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen bei 53 Pro-
ausfällt: 77 Prozent der Mädchen in dieser Alters-
zent.
gruppe geben an zu wissen, wie man Apps instal-
• Mädchen scheinen ihre kreativen Fähigkeiten liert (vs. 90 Prozent der Jungen). 47 Prozent wis-
durchweg geringer einzuschätzen als die Jungen. sen, wie sie auf ihrem Gerät ihre Ausgaben über-
In der Altersgruppe der 12- bis 14-Jährigen liegt prüfen können (vs. 58 Prozent der Jungen) und
der Unterschied bei 17 Prozentpunkten. Einzig in 51 Prozent sagen, sie wüssten, wie sie Online-
der Gruppe der 9- bis 11-Jährigen findet sich ein Einkäufe tätigen können (vs. 73 Prozent der Jun-
nahezu ausgewogenes Bild: Bei den Mädchen gen).
liegt der der Anteil derjenigen, die angeben, zu
• Hinsichtlich der Zustimmung auf einer Skala zwi-
wissen, wie sie Inhalte aus dem Internet verän-
schen 1 und 10 (1=stimmt gar nicht und
dern können, bei 11 Prozent und bei den Jungen
10=stimmt voll und ganz) liegt der durchschnitt-
bei 10 Prozent.
liche Wert bezogen auf die gerätebezogenen Fä-
• Bezüglich der kreativen Fähigkeiten liegen die be- higkeiten bei 7,12.
fragten 9- bis 17-Jährigen auf einer Skala zwi-
schen 1 und 10 (1=stimmt gar nicht und Tabelle 2.5: Gerätebezogene Fähigkeiten
10=stimmt voll und ganz) bei einem durch- (% derjenigen, die mit „stimmt eher“ oder
schnittlichen Wert von 6,04. „stimmt voll und ganz“ geantwortet haben)
Tabelle 2.4: Kreative Fähigkeiten nach Alter 9- 12- 15-
Alle m w
und Geschlecht (% derjenigen, die mit 11 14 17
„stimmt eher“ oder „stimmt voll und ganz“
geantwortet haben) Ich weiß, wie ich
auf einem mobilen
Gerät (z. B. Handy/ 79 83 75 61 84 91
9- 12- 15- Smartphone oder
Ich weiß,… Alle m w
11 14 17 Tablet) Apps instal-
lieren kann.
… wie ich Videos oder
Musik selber machen 51 56 46 19 57 75
und ins Internet stel- Ich weiß, wie ich
len kann. auf dem Handy/
Smartphone oder
51 53 48 21 53 76
… wie ich Inhalte aus Tablet nach-
dem Internet von an- schauen kann, wie
deren Personen bear-
33 34 32 11 36 53 viel Geld ich in den
beiten oder verän- Apps ausgebe.
dern kann.
Ich weiß, wie ich in
Mittelwert 6,0 6,2 5,9 4,0 6,4 7,6 einer App etwas 58 64 53 30 62 82
(0 bis 10) kaufen kann (In-
QE1: Bitte gib an, ob die folgenden Dinge auf dich zutreffen, wenn
App-Käufe).
du Technologien wie Handy/Smartphone oder das Internet nutzt.
Inwiefern treffen die folgenden Aussagen auf dich zu? (Basis: Mittelwert 7,2 7,5 7,0 5,3 7,5 8,7
n=1.044)
(0 bis 10)
QE1: Bitte gib an, ob die folgenden Dinge auf dich zutreffen, wenn
Gerätebezogene Fähigkeiten du Technologien wie Handy/Smartphone oder das Internet nutzt.
Inwiefern treffen die folgenden Aussagen auf dich zu? (Basis:
Angesichts der zunehmenden Verlagerung der On- n=1.044)
linenutzung auf mobile Endgeräte gewinnen ver-
schiedene gerätespezifische Fähigkeiten an Bedeu-
tung. Wie man auf einem mobilen Gerät (z. B.
Handy/Smartphone oder Tablet) Apps installieren
kann, wissen offensichtlich schon die Jüngsten. Mit
| 14 |Insgesamt zeigen die Befunde, dass die Selbstein- Abbildung 2.1: Zusammenfassender Mittel-
schätzung der befragten Kinder und Jugendlichen be- wert über alle onlinebezogenen Fähigkeiten
züglich ihrer onlinebezogenen Fähigkeiten überwie- nach Alter und Geschlecht
gend positiv ist. Dies bedeutet allerdings nicht, dass
die Heranwachsenden als „Digital Natives” über ein
vollständiges Repertoire an onlinebezogenen Fähig-
15 bis 17 8,5
keiten verfügen.
Der Mittelwertvergleich über alle onlinebezogenen
12 bis 14 7,5
Fähigkeiten hinweg zeigt vor allem, dass ältere Kin-
der und Jugendliche ihre Fähigkeiten höher einschät-
zen. Die zum Teil selbstsichere Selbsteinschätzung 9 bis 11 5,3
der Jungen spiegelt sich vor allem in den Einzelitems
wider. Über alle Kompetenzbereiche hinweg ist das
Verhältnis zwischen den Mädchen und den Jungen Jungen 7,3
bezüglich ihrer Selbsteinschätzung ausgewogen.
Mädchen 7,0
Gesamt 7,1
0 2 4 6 8 10
QE1: Bitte gib an, ob die folgenden Dinge auf dich zutreffen, wenn
du Technologien wie Handy/Smartphone oder das Internet nutzt.
Inwiefern treffen die folgenden Aussagen auf dich zu? (Basis:
n=1.044)
| 15 |3 Welche negativen
Erfahrungen machen
Kinder und Jugendliche
mit dem Internet?
Ein zentrales Ergebnis aus der ersten EU Kids Online- Abbildung 3.1: Negative Online-Erfahrungen
Erhebung in 2010 war, dass das Risiko negativer Er-
fahrungen mit der erweiterten Online-Nutzung steigt.
In der vorliegenden Studie wurden die Kinder und Ju-
gendlichen zunächst offen gefragt, inwieweit sie im 15-17 Jahre 83 12 6
letzten Jahr online etwas Schlimmes, für sie Belas-
tendes erlebt haben (z. B. etwas, bei dem sie sich
12-14 Jahre 83 12 5
unwohl gefühlt haben, das ihnen Angst gemacht hat
oder wo sie dachten, sie hätten es nicht sehen sollen)
und ob sie dies genauer benennen können. Daran
9-11 Jahre 93 35
anschließend wurden Fragen zu konkreten Risikobe-
reichen gestellt.
Jungen 89 65
Allgemeine negative Erfahrungen
Knapp 9 Prozent der befragten 9- bis 17-Jährigen ge- Mädchen 83 12 6
ben an, dass sie in den letzten zwölf Monaten eine
für sie schlimme bzw. belastende Erfahrung im Inter-
net gemacht haben. Gesamt 86 9 5
• Etwa doppelt so viele Mädchen wie Jungen be-
richten von Situationen, die ihnen unangenehm 0 20 40 60 80 100
waren oder die ihnen Angst gemacht haben (12%
Nein Ja Keine Angabe
vs. 6%).
QF1: Ist im letzten Jahr irgendetwas online/im Internet passiert,
• Die negativen Online-Erfahrungen nehmen mit das schlimm für dich war oder dich sogar verstört hat? (z. B. et-
dem Alter und der sich ausdifferenzierenden On- was, bei dem du dich unwohl gefühlt hast, das dir Angst gemacht
line-Nutzung zu. Während 3 Prozent der 9- bis 11- hat oder wo du dachtest, du hättest es nicht sehen sollen)?
Jährigen angeben, im letzten Jahr etwas Schlim- (Basis: n=1.044)
mes erlebt zu haben, liegt der Anteil in den bei-
den anderen Altersgruppen bei jeweils 12 Pro-
Die Häufigkeitsverteilung negativer Online-Erlebnisse
zent.
deutet darauf hin, dass die Mehrheit der Betroffenen
(79%) nicht permanent, sondern eher punktu-
«Es haben sich Schulkamera- ell mit beunruhigenden Inhalten oder ungewollten
Interaktionen in Berührung kommt.
den über meine geteilten • Mädchen scheinen tendenziell regelmäßiger be-
Beiträge lustig gemacht.» troffen als Jungen: 9 Prozent der Mädchen be-
richten von täglichen, 7 Prozent von wöchentli-
(Mädchen, 14 Jahre) chen Vorfällen (dagegen 3% Jungen, die mindes-
tens einmal pro Woche negative Online-Erfahrun-
gen machen).
| 16 |Abbildung 3.2: Häufigkeit negativer Online- • „Da habe ich ein Video gesehen, indem ein süßer
Erfahrungen Hund totgequält worden ist. Und der doofe Besit-
zer, das war ein älterer Mann, der hat sich dar-
über auch noch gefreut! Da bin ich so erschro-
15-17 Jahre cken, wie böse Menschen sein können. Das Video
76 12 8 4
hat mir ein Freund geschickt, da hat man dann
ankreuzen sollen, ob man den Täter bestrafen soll
12-14 Jahre 81 757 oder nicht. Das war schrecklich!” (Junge, 14
Jahre)
9-11 Jahre 83 10 7
• „Da wurde eine Frau die Treppe runtergeschubst
und die hat sich schwer verletzt. Habe ich im In-
Jungen 91 7 ternet gesehen. Das war echt schlimm.” (Mäd-
chen, 17 Jahre)
Mädchen 72 12 9 8
• „Ausschnitte aus dem Video von dem Attentat auf
Christchurch” (Mädchen, 16 Jahre)
Gesamt 79 10 6 6
Die genannten Erfahrungen lassen sich mehreren
0 20 40 60 80 100 übergeordneten Risikobereichen zuordnen, auf die
im Folgenden noch detaillierter eingegangen wird.
Ein paar Mal (ab und zu) Vor allem aber zeigen sie, dass die Heranwachsenden
sehr unterschiedliche Dinge als schlimm empfinden.
Mindestens einmal pro Monat
Täglich oder fast täglich Gemeine und verletzende Verhal-
Keine Angabe tensweisen (online und offline)
QF2: Wie oft ist das in den letzten 12 Monaten (im letzten Jahr) Knapp ein Viertel der Befragten wurde in den vergan-
passiert? (Basis: n=92) genen zwölf Monaten online oder offline mit gemei-
nen und verletzenden Verhaltensweisen konfrontiert.
Inhaltlich betreffen die negativen Erfahrungen ver- Häufig werden solche Verhaltensweisen unter dem
schiedene Risikobereiche. Die Kinder und Jugendli- Begriff „Mobbing” gefasst, der jedoch nur ein sehr
chen berichten in der offenen Frage von gemeinem spezifisches Verhalten beschreibt, dass über einen
oder verletzendem Verhalten (z. B. dass sich andere längeren Zeitraum stattfindet und besonders schwer-
über eigene Inhalte lustig gemacht haben oder dass wiegende Folgen für die Betroffen hat. Im vorliegen-
ohne Einverständnis Fotos veröffentlicht wurden), den Bericht wird mit der Formulierung „gemeine und
unerwünschter Kontaktaufnahme durch andere (er- verletzende” Verhaltensweise bewusst eine breite
wachsene) Nutzende, sexuellen Darstellungen und Definition gewählt, um auch die Verhaltensweisen zu
Nachrichten sowie anderen problematischen Inhalten erfassen, die streng genommen nicht als Mobbing o-
(Tierquälerei, Gewalt gegenüber anderen Menschen, der Cybermobbing bezeichnet werden, für die Be-
Kettenbriefe etc.), z. B.: troffenen aber durchaus sehr verletzend sein können.
• „Es haben sich Schulkameraden über meine ge-
teilten Beiträge lustig gemacht.” (Mädchen, 14
Jahre)
• „Es wurden gemeine Sachen über mich geschrie-
«Da habe ich ein Video
ben auf social media.” (Junge, 14 Jahre) gesehen, indem ein süßer
• „Ich wurde von jemanden angeschrieben, den ich
nicht kannte. Ich dachte zuerst es wäre jemand
Hund totgequält worden ist.
aus der Grundschule, aber dann habe ich heraus- Und der doofe Besitzer, das
gefunden, dass es ein Erwachsener war. Er wollte
wissen wie ich aussehe.” (Mädchen, 16 Jahre) war ein älterer Mann, der hat
• „Ich habe Fotos von nackten Menschen gesehen.” sich darüber auch noch
(Junge, 10 Jahre)
gefreut! Da bin ich so
• „Es wurden Bilder von mir ins Netz gestellt auf
einer Party, wo ein Junge mit seiner Hand unter erschrocken, wie böse
meinem Rock ist.” (Mädchen, 15 Jahre) Menschen sein können.»
• „Ich habe einen Kettenbrief bekommen wo steht, (Junge, 14 Jahre)
dass wenn ich diesen Brief nicht weiter verschi-
cke, werde ich und meine Familie umgebracht.”
(Mädchen, 12 Jahre)
| 17 |• Das Phänomen ist unabhängig von Alter und Ge- Abbildung 3.4: Erfahrungen mit gemeinem
schlecht über alle Befragten hinweg ähnlich stark und verletzendem Verhalten offline (von An-
verbreitet. Auffällige Unterschiede zwischen den gesicht zu Angesicht)
jeweiligen Alters- bzw. Geschlechtergruppen las-
sen sich nicht erkennen. Lediglich der Anteil der
12- bis 14-Jährigen, die von gemeinen und ver-
letzenden Erfahrungen berichten, ist ein wenig 15-17 Jahre 12 74 12
höher als in den anderen beiden Altersgruppen.
12-14 Jahre 5 64 27
Abbildung 3.3: Erfahrungen mit gemeinem
und verletzendem Verhalten allgemein
9-11 Jahre 2 73 26
15-17 Jahre 73 24 Jungen 5 73 23
Mädchen 8 68 21
12-14 Jahre 71 27
Gesamt 6 70 22
9-11 Jahre 76 22
0 20 40 60 80 100
Nie
Jungen 74 23
Ein paar Mal (ab und zu)
Mindestens einmal pro Monat
Mädchen 73 25
Keine Angabe
QF21: Wie oft sind diese Sachen (Dinge) dir in den LETZTEN 12
MONATEN auf die folgende Art und Weise passiert? (Basis: n=235)
Gesamt 73 24
Die vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten sozia-
ler Netzwerkdienste und Messenger tragen dazu bei,
0 20 40 60 80 100 dass sich Hänseleien, fiese Kommentare und Schi-
kane nicht mehr nur offline, sondern zusätzlich auch
Nein Ja Keine Angabe
im Internet abspielen. Zwei Drittel (66%) der Be-
QF20: Hat sich jemand IN DEN LETZTEN 12 MONATEN dir gegen- troffenen berichten von derartigen Erfahrungen im
über gemein oder verletzend (unangenehm, böse, fies) verhalten? Internet („ein paar Mal” oder öfter).
(Basis: n=1.044)
• Die Jüngsten sind deutlich seltener von Anfein-
Die überwiegende Mehrheit der Kinder, die mit ge- dungen im Internet betroffen. Mehr als die Hälfte
meinem oder verletzendem Verhalten konfrontiert (54%) der 9- bis 11-Jährigen haben nach eigener
wurde (92%), gibt an, dass sie Hänseleien und Spott Aussage noch nie gemeine oder verletzende
in den letzten zwölf Monaten zumindest gelegentlich Dinge erlebt. Falls doch, geschah dies im vergan-
im echten Leben ausgesetzt war. Von regelmäßigen genen Jahr meist nur ab und zu (38%) und
Vorfällen (mindestens einmal pro Monat) berichtet höchstens einmal pro Monat (7%).
fast jede bzw. jeder Fünfte.
• Die Gruppe der 15- bis 17-jährigen Betroffenen,
• Mit Blick auf die Häufigkeit bzw. Regelmäßigkeit die im Altersgruppenvergleich am seltensten Off-
der Konfrontation mit gemeinen oder verletzen- line-Hänseleien oder Anfeindungen erfährt, be-
den Verhaltensweisen zeigen sich nur geringfü- richtet deutlich häufiger von Online-Vorfällen. Nur
gige Geschlechterunterschiede. 17 Prozent der Älteren sind im vergangenen Jahr
nie mit derartigem Verhalten in Berührung ge-
• Die beiden jüngeren Altersgruppen haben Offline- kommen.
Gemeinheiten in den letzten zwölf Monaten in
größerem Umfang und auch regelmäßiger erlebt • Mädchen sind tendenziell etwas häufiger betrof-
als die Älteren. 14 Prozent der 9- bis 11-Jährigen fen als Jungen, fünf Prozent (bei den Jungen nur
und 16 Prozent der 12- bis 14-Jährigen berichten knapp 1%) berichten von täglichen oder fast täg-
von wöchentlichen oder sogar täglichen Vorfällen, lichen Erfahrungen mit Online-Anfeindungen.
während dies nur knapp vier Prozent der 15- bis
17-Jährigen tun.
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