PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund

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PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
PHOENIX   Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund
						    Deutscher Städtebaupreis 2018

                                          Stadt Dortmund

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PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
PHOENIX   Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund

  			     Deutscher Städtebaupreis 2018
PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
PHOENIX – Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund
Deutscher Städtebaupreis 2018

Herausgeber
Stadt Dortmund. Dezernat für Umwelt, Planen und Wohnen,
Stadtrat Ludger Wilde (verantw.)

Bearbeitung
pp a | s pesch partner architekten stadtplaner, Dortmund
Horst Schönweitz
Holger Everz
Doris Fischer-Pesch

in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund

Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, Dortmund
Stadtrat Ludger Wilde (verantw.)
Margarete Bonnenberg
Silke Schulz
Alexandra Schiffmann

Wesentliche beteiligte Ämter, Personen und Institutionen wurden in die inhaltliche Er-
stellung der Wettbewerbsunterlagen eingebunden. Dies sind von der Stadt Dortmund
das Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, das Amt für Wohnen und Stadterneuerung
sowie die Wirtschaftsförderung; darüber hinaus die Emschergenossenschaft – Projekt
Emscherraum, NRW.URBAN – Projekt PHOENIX West sowie die DSW21 – Projekt
PHOENIX See.

Druck
Druckerei Schmidt GmbH & Co.KG, Lünen – 10/2018

Hinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weib­
licher und männlicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen
gelten gleichwohl für alle Geschlechter.
PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
Inhalt

Vorwort                                                                                     7

Hörde: 160 Jahre zwischen Stahl- und Hüttenwerk                                             10

Dreiklang der Stadtentwicklung                                                              13
Ganzheitliche Entwicklungsstrategie: Der Hörder Dreiklang                                   14
Stationen des Wandels: Industrieflächen werden zum urbanen Raum                             15
PHOENIX als Modell: Das Ruhrgebiet im Miniaturformat                                        18

PHOENIX West                                                                                21
PHOENIX West: Zukunftstechnologie in neuer Parklandschaft                                   22
Qualitätssicherung: Gutachterverfahren und Gestaltungshandbuch                              24
Arbeit der Zukunft: Neue Ansiedlungen im Technologiepark                                    25
Erhalt durch Nutzung: Kultur und Freizeit in Industriedenkmalen                             26
60 Hektar neue Parklandschaft                                                               27

Hörde Zentrum                                                                               29
Hörde Zentrum: Die verbindende Mitte                                                        30
Zentrum stärken: Der Einzelhandel bietet Vielfalt                                           31
Gemeinschaft fördern: Bürgerschaftliches Engagement, soziale und kulturelle Projekte        32
Leben in Hörde: Ein attraktiver Wohnstandort                                                33
Brücken schlagen – Grenzen überwinden                                                       34

PHOENIX See                                                                                 37
Eine ungewöhnliche Entwicklungsgeschichte: Zwanzig Jahre PHOENIX See 1998 – 2018            38
Kontinuierlicher Qualitätsdialog und abgestufte Steuerungsinstrumente                       42
Alt und Neu verknüpft: Die Hörder Burg und die Sparkassenakademie                           43
Wohnen am PHOENIX See: Im historischen Ambiente oder im anspruchsvollen Neubaugebiet        44
PHOENIX See, Emscher, Hörder Bach: Städtebauliche Qualität und Beitrag zur Klimaanpassung   46
Kunst-Landschaft PHOENIX See: Emscherkunst 2016                                             47
Stationen des Planungsprozesses                                                             48

Quellen                                                                                     50
PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
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PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
Vorwort

                              Mainz, 27. September 2018 – an diesem Tag ist die Preis-       Die Kombination aus urbanem, historisch gewachsenem Kern, einem Ge­
                              verleihung des Deutschen Städtebaupreises 2018 nach            werbe-, Freizeit- und Kulturstandort sowie einem hochattraktiven Wohn-,
                              Oscar-Prinzip. Es ist spannend: Belobigung? Auszeich-          Arbeits- und Dienstleistungsstandort am See ist überregional einzigartig. Auf-
                              nung? Preis? Dann die Bekanntgabe: Das Projekt „PHOE­          grund der vielschichtigen Qualitäten erreicht PHOENIX regionale Strahlkraft
                              NIX – Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund“ erhält den        über das Stadtgebiet von Dortmund hinaus. Die kontinuierliche Zusammen-
                              Deutschen Städtebaupreis 2018! Die Freude über diese           arbeit aller Beteiligten an der neuen Dortmunder Stadtlandschaft PHOENIX
                              besondere Auszeichnung ist und bleibt riesengroß!              kann zu Recht als Musterbeispiel für den gelungenen Strukturwandel vom
                                                                                             Industriezeitalter zur postindustriellen Stadt gewertet werden.
                              Seit 38 Jahren dient der Deutsche Städtebaupreis der För-
                              derung einer zukunftsweisenden Planungs- und Stadt-            Diesen Preis sehe ich auch als Bestätigung der Politik der Stadt Dortmund
                              baukultur. Er wird alle zwei Jahre von der Deutschen           an, die mein Amtsvorgänger Dr. Gerhard Langemeyer als Oberbürgermeis-
                              Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) aus-           ter angestoßen und mit anderen Akteuren vorangetrieben hat. Mit großem
                              gelobt und von der Wüstenrot Stiftung gefördert. Mit           Mut und der richtigen Umsetzungsstrategie mit der öffentlichen Hand als
                              diesem Preis werden städtebauliche Projekte prämiert, die      Zwischen­eigentümerin wurde das große Projekt PHOENIX angepackt und in
          sich durch nachhaltige und innovative Beiträge zur Stadtbaukultur auszeich-        erstaunlich schneller Zeit umgesetzt. Ich gratuliere an dieser Stelle ganz herz-
          nen. Dabei sollen die Projekte den aktuellen Anforderungen an zeitgemäße           lich der großen Zahl der Projektbeteiligten für ihr großartiges Engagement
          Lebensformen ebenso Rechnung tragen wie den Herausforderungen an die               und herausragendes Durchhaltevermögen. Es hat sich gelohnt!
          Gestaltung des öffentlichen Raums, dem sparsamen Ressourcenverbrauch so-
          wie den Verpflichtungen gegenüber der Orts- und Stadtbildpflege.                   Aus Anlass der Verleihung des Deutschen Städtebaupreises werden Ihnen die
                                                                                             Inhalte der Bewerbung mit der vorliegenden Broschüre vorgestellt. Sie enthält
          PHOENIX! Der Dreiklang von PHOENIX West – Hörde Zentrum – PHOENIX See              Hinweise zur Historie, zu aktuellen und zukünftigen Projekten und Prozessen
          gilt als beispielhaftes Projekt des Strukturwandels. Mit diesem Projekt hat sich   in ihrer großen Vielfalt. Basis der Projektdarstellung ist die Publikation
          die Stadt Dortmund im April 2018 um den Deutschen Städtebaupreis bewor-            „PHOE­NIX – Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund“.
          ben. Es handelt sich um eines der größten Konversionsprojekte der jüngeren
          Vergangenheit in Dortmund bzw. im räumlichen Zusammenhang der Metro-               Ihnen wünsche ich nun viel Spaß bei einer spannenden und informativen
          pole Ruhr und des Landes Nordrhein-Westfalen. Die drei Areale sind inner-          Lektüre.
          halb von nicht einmal 20 Jahren zu einem neuen urbanen Raum für Wohnen,            Glück auf!
          Arbeiten, Kultur und Freizeit verschmolzen.

          Die interdisziplinär zusammengesetzte Jury (Stadtplanung, Architektur, Frei-
          raumplanung und Denkmalpflege) würdigte die hohe stadträumliche Quali-
          tät, die durch die selbstverständliche Verzahnung und neue Nutzungscodie-
          rung der beiden ehemaligen Industrieareale Phoenix West und Ost mit dem            Ullrich Sierau
          Stadtteil Hörde und darüber hinaus mit der Gesamtstadt geschaffen wurde.           Oberbürgermeister der Stadt Dortmund

                                                                                                                                                                                7
PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
„PHOENIX reicht als Vorzeige­
projekt des industriellen Struktur­
wan­­dels zweifellos über Dortmund,
die Metropole Ruhr und Nordrhein-
Westfalen hinaus. Unabhängig
davon bleibt es vor allem ein
Meilenstein für die weitergehenden
Ziele kommunalen und gestal­te­
rischen Handelns.“

                           Ludger Wilde
PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
PHOENIX Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund - Deutscher Städtebaupreis 2018 - Stadt Dortmund
Hörde: 160 Jahre zwischen Stahl- und Hüttenwerk

Hermannshütte 1885
(Phoe­nix-Ost) bei Hörde

                           Hörde liegt im Süden des Dortmunder         Am 23. Oktober 1840 kaufte Hermann           wurde mit dem legendären „Feurigen            Zurück blieben aufgegebene Industrie­
                           Stadtgebiets. 1198 erstmalig urkundlich     Diedrich Piepenstock ein Gelände an der      Elias“ auf Schienen zum Stahlwerk nach        areale mit einer Gesamtfläche von rund
                           erwähnt, ab 1340 mit Stadtrechten verse-    Hörder Burg, um dort eine Eisenhütte zu      Phoe­nix-Ost gefahren und dort weiterver-     214 Hek­tar: jeweils mehr als 100 Hektar
                           hen, wurde Hörde erst 1928 Teil der Stadt   errichten, die heute als Wiege der deut-     arbeitet.                                     westlich und östlich des Stadtkerns Hörde,
                           Dortmund.                                   schen Stahlindustrie gelten kann. In den                                                   der nun umzingelt war von Brachen, un-
                                                                       folgenden etwa 160 Jahren prägte die         2001 erlosch die „Hörder Fackel“, das         genutzten Industrieanlagen und belaste-
                                                                       Stahlindustrie das Gesicht Hördes: Phoe­     letzte Symbol der Stahlproduktion an die-     ten Flächen. Eine gigantische Herausforde-
                                                                       nix-West als Hochofen­standort und Phoe­     sem Standort. Einige Hochöfen und das         rung, diesen Standort nach Ende der
                                                                       nix-Ost als Stahlstandort. Eingezwängt da-   Stahlwerk wurden nach China verkauft –        Stahlproduktion zu entwickeln.
                                                                       zwischen der Hörder Stadtkern. Das auf       und die Eisen- und Stahl­industrie in Hörde
                                                                       Phoenix-West erzeugte flüssige Roheisen      war Geschichte.

10
Abguss einer Stahlschmelze im Siemens-Martin-Werk des Hörder Vereins, um 1900   Blick auf den Gasometer und Phoenix-West um 1960

Viadukt der „Eliasbahn“ zwischen dem Eisenwerk und der Hermannshütte, um 1900                             Phoenix-West um 1960

                                                                                                                            11
„Das urbane Projekt PHOENIX … ist
wohl einzigartig in Deutschland
und vielleicht in ganz Europa –
wegen seiner siedlungsräumlichen
Vorgegebenheiten, wegen der
Lernfähigkeit in der Stadt­ent­wick­
lungspolitik der letzten dreißig
Jahre und als Beispiel zur öko­
logischen Verbesserung besiedelter,
industriell belasteter Flächen.“
                          Christoph Zöpel
Dreiklang der Stadtentwicklung
Ganzheitliche Entwicklungsstrategie: Der Hörder Dreiklang

                 Die Entwicklung der aufgegebenen Phoe­               Die Entwicklung von PHOENIX               Die städtebauliche Aufwertung               Die Entwicklung des Areals
                 nix-Industrieareale war aufgrund der rie-            West zu einem Standort für Zu-            und ökonomische Stabilisierung              PHOE­NIX See zu einem Standort
                 sigen Herausforderungen, aber auch der      kunftstechnologien in einer neuen Park­   von Hörde Zentrum mit seinem histori-      mit einer attraktiven Mischung aus Wirt-
                 besonderen Chancen ein gesamtstädtisch      landschaft, ergänzt um Freizeit- und      schen Baubestand als räumliche und funk-   schafts- und Freizeitflächen, zusammen-
                 bedeutendes Projekt der Stadtentwick-       Eventnutzungen im Umfeld der denkmal-     tionale Mitte des Stadtteils.              hängenden Grün- und Parkflächen sowie
                 lung. Insbesondere galt es, den Hörder      geschützten Industriebauten.                                                         modernen Wohnquartieren. Der See mit
                 Stadtkern in die Entwicklung einzubinden.                                                                                        seinen Freizeit- und Gastronomieangebo-
                 Ergebnis war eine ganzheitliche Entwick-                                                                                         ten sollte zu einer besonderen Attrak­tion
                 lungsstrategie, der Hörder Dreiklang:                                                                                            für Stadt und Region werden.

14
Stationen des Wandels: Industrieflächen werden zum urbanen Raum

                                                                                                     Luftbild 1999

1999: Das Hörder Zentrum, eingezwängt         Das Luftbild dokumentiert fast 160 Jahre               Oxygenstahlwerk (Phoe­nix-
                                                                                                     Ost) mit Hörder Fackel
zwischen den beiden Industriearealen          stadtraumprägende Montanindustrie: von
Phoe­nix-West und Phoenix-Ost, verbunden      1843 (Produktionsbeginn Hermannshütte)                 Stahlwerk Phoenix-Ost
durch die ehema­lige Werkstrasse Eliasbahn.   bis 2001 (Stilllegung Phoenix-Ost). Die Ge-            (2000) kurz vor der Demon-
                                                                                                     tage
                                              samtfläche beträgt rund 214 Hektar.

                                                                                            Dreiklang der Stadtentwicklung   15
                                                                                                                              15
Stationen des Wandels: Industrieflächen werden zum urbanen Raum

Luftbild 2006 mit den freige-
räumten Industrieflächen

Rückbaumaßnahmen                                                  2006: An beiden Standorten ist der
                                                                  überwiegende Teil der baulichen Anlagen
                                                                  beseitigt, Rückbaumaßnahmen und Flä-
                                                                  chenaufbereitung zeichnen sich deutlich
                                                                  ab. Die Bahntrasse und die Gichtgasleitung
                                                                  im Norden des Hörder Zentrums sind ent-
                                                                  fernt, neue Freizeitwege entstanden.

16
Kulturinsel mit Thomasbirne
                                                     am PHOENIX See

                                                     Luftbild 2017

2017: Die drei Areale sind zu einem ur-              Hörde Zentrum: Einzelhan-
banen Raum für Wohnen, Arbeiten, Kultur              dels- und Wohnstandort mit
                                                     Atmosphäre
und Freizeit verschmolzen. Im Osten der
PHOE­NIX See mit attraktiven Wohnquartie-            Hochofenanlage mit neuer
ren an den See­ufern, angrenzend das auf-            Gewerbeansiedlung
gewertete Hörder Zentrum, erfolgreiche
Gewerbeansiedlungen auf PHOE­NIX West
inmitten einer mit zahlreichen Wegen ver-
netzten neuen Landschaft.

                                            Dreiklang der Stadtentwicklung    17
                                                                               17
PHOENIX als Modell: Das Ruhrgebiet im Miniaturformat

                2001 endete die Geschichte des Stahl-           Ähnlich Christoph Zöpel: „Das urbane
                standorts Hörde. Damit begann die bauli-        Projekt PHOENIX, Ost und West, in Dort-
                che Transformation zweier großer Indus-         mund, im Stadtbezirk Hörde auf dem Ge-
                trieareale, die westlich und östlich unmit-     lände eines aufgegebenen Stahl- und
                telbar an den Hörder Stadtkern grenzen.         Hochofenwerks, ist wohl einzigartig in
                                                                Deutschland und vielleicht in ganz Europa
                Jürgen Tietz, Architekturkritiker und Publi­    – wegen seiner siedlungsräumlichen Vor-
                zist, stellt fest: „...und zu resümieren, was   gegebenheiten, wegen der Lernfähigkeit
                auf PHOE­NIX See gelungen ist. Es ist die       in der Stadtentwicklungspolitik der letzten
                Transformation einer von Qualm und Fun-         dreißig Jahre und als Beispiel zur ökologi-
                ken umgebenen, Stahl produzierenden             schen Verbesserung besiedelter, industriell
                Maschine in ein beliebtes Stadtquartier. In     belasteter Flächen.“
                nicht einmal einem Jahrzehnt ist hier ein
                kompletter Strukturwandel geglückt, der         Das Projekt PHOENIX hat das Potenzial,
                den baulichen Weg von der Industriege-          als Modell für eine baukulturell begleitete
                sellschaft zur postindustriellen Stadt be-      Transformation einer Stahlregion zu die-
                schreibt.“                                      nen, gleichsam das Ruhrgebiet im Minia-
                                                                turformat.

18
Luftbild 2018: Blick von Wes-
         ten Richtung PHOENIX See

Dreiklang der Stadtentwicklung    19
                                   19
Relikte aus der industriellen Ver­
gangenheit wie der Hochofen,
der Gasometer, die PHOENIX-
Halle oder die alten Brückenköpfe
an der Deponie Hympendahl
verleihen dem Gebiet einen
unverwechselbaren Charakter.
PHOENIX West
PHOENIX West: Zukunftstechnologie in neuer Parklandschaft

In enger Kooperation mit der Stadt Dort-
mund hat NRW.URBAN den Standort
PHOE­NIX West saniert, aufbereitet und für
neue Nutzungen erschlossen. Auf dem
insgesamt etwa 110 Hektar großen Areal
ist ein 60 Hektar großer neuer Park ent-
standen, eingebunden in das gesamtstäd-
tische und regionale Freiraum- und
Grünsystem.

Kernstück der Entwicklung ist ein Tech-
nologiepark, dessen Baufelder inzwischen
beinahe zur Hälfte vermarktet sind. Mit-
tendrin erhaltene Relikte aus der indu­
striellen Vergangenheit wie der Hochofen,
der Gasometer, die PHOENIX Halle (heute
Warsteiner Music Hall) oder die alten Brü-
ckenköpfe an der Deponie Hympen­dahl,
die städtebaulich inszeniert und kulturell
genutzt dem Gebiet einen unverwechsel-
baren Charakter verleihen.

Luftbild 2018: Blick auf das Gesamtareal

22
Der Brückenteich liegt zwi-
schen den beiden Halden
Hympendahl und Schallacker
und dient als Regenrück­
halte­becken (links)

Viaduktähnliche Brücken­
köpfe der ehemaligen Trans-
portstrecke (rechts)

Halde Hympendahl

Neue Aufenthaltsqualität
im Park

       PHOENIX West        23
                            23
Qualitätssicherung: Gutachterverfahren und Gestaltungshandbuch

                                                              Städtebaulicher Entwurf. Ergebnis der Entwicklungswerkstatt 2000, stegepartner Architektur und Stadtplanung

                Am Anfang der Entwicklung stand ein
                Gutach­ter­verfahren von fünf konkurrie-
                renden Pla­nungs­büros. Das Dortmunder
                Büro stegepartner Architektur und Stadt-
                planung (jetzt: SPAP Architektur Stadt
                Landschaft/Kai Stege) überzeugte mit ei-
                nem Entwurf, der auf die landschaftliche
                Einbindung von Westfalenpark, Romberg-
                park und Emscher Landschaftspark sowie
                eine „städtebauliche Linearstruktur“ mit
                hoher Bauqualität der Einzelobjekte setz-
                te. Auf der Grundlage des qualifizierten
                Rahmenplans übernahm NRW.URBAN als
                konversionserfahrene Landesgesellschaft
                das operative Planungs- und Baugeschäft.

                Ein Gestaltungshandbuch, ebenfalls ent-
                wickelt vom Büro SPAP, formuliert die ge-
                stalterischen Anforderungen an die ein-
                zelnen Bauprojekte. Es definiert ein klares
                      städtebauliches Ordnungsprinzip mit
                                 Raumkanten, Mindestge-
                                         bäudehöhen und
                                        einfachen kubi-
                                                                                                                                                                            Die denkmalgeschützten Kühl­
                                      schen Baukörpern.
                                                                                                                                                                            türme und Hochöfen in der Gar-
                                     Das Gestaltungs-                                                                                                                       tenlandschaft PHOE­NIX West
                                    handbuch hat bera-
                                   tenden Charakter, we-                                                                                                                    Umbauungsidee der denkmal-
                                  sentliche Gestaltungs-                                                                                                                    geschützten Hochofenanlage
                                 merkmale wurden in das
                                normative Regelwerk des
                               Bebauungsplans integriert.

24
Arbeit der Zukunft: Neue Ansiedlungen im Technologiepark

                                              Amprion. Neue Verwaltungs­zen­trale der Amprion GmbH. Entwurf: Rhode Kellermann Wawrowsky (RKW), Düsseldorf

Ende Januar 2018 sind rund 48 % der
Baufelder vermarktet. Hierzu gehören auch
die Denkmäler, Laborgebäude, Wasch-
kaue, Ammoniakhalle und die PHOENIX
Halle (heute Warsteiner Music Hall). Mit
der Anbindung an die Bundesstraße 54
und die Hochofenstraße sind die Straßen-
baumaßnahmen weit fortgeschritten, die
geplante Südspange wird eine Entlastung
der Hoch­ofenstraße bewirken. Als beispiel-
hafte Ansiedlungserfolge sind zu nennen:
33 MST.factory als Kompetenzzentrum für
    Mikro- und Nanotechnologieunterneh-
    men. Das Zentrum bietet Gründern
    und etablierten Unternehmen aus die-
    sen Technologiebereichen hochwertige
    Büro-, Labor- und Reinraumflächen so-
    wie einen hochmodernen Gerätepark
    für die Prototyp- und Produktentwick-
    lung.
33 Die Amprion Hauptverwaltungszentrale.
    Im Bau befindet sich die neue Hauptver-
    waltungszentrale der Amprion GmbH,
    die Platz für 880 Beschäftigte bietet.
                                                                                                                                                            Labor PHOENIX, ehema-     Bergmann-Brauerei,
    Das Unternehmen verantwortet als ei-
                                                                                                                                                            liges Laborgebäude von    Brauhaus mit Gastrono-
    ner der vier Übertragungsnetzbetreiber                                                                                                                  1958; Entwurf: Schamp     mie; Entwurf: Winkler
    das Höchstspannungsnetz in Deutsch-                                                                                                                     & Schmalöer Architektur   und Partner, Dortmund
    land.                                                                                                                                                   und Städte­bau, Dort-     (unten links)
                                                                                                                                                            mund (oben rechts)
                                                                                                                                                                                      Raith Head Office Dort-
Dabei ist PHOENIX West keine gewerbliche                                                                                                                    MST.factory. Entwurf:     mund; Entwurf: Drahtler
Monokultur. Dafür stehen zwei neue Arten                                                                                                                    Husemann + Dr. Wiech-     Architekten, Dortmund
                                                                                                                                                            mann (jetzt HTP Hid-      (unten rechts)
der Nutzung: die Warsteiner Music Hall                                                                                                                      de Timmermann Archi-
(ehemals PHOENIX Halle) für Konzerte und                                                                                                                    tekten GmbH), Braun-
Veranstaltungen und die Bergmann-Braue-                                                                                                                     schweig (Mitte rechts)
rei.

                                                                                                                                                                                         PHOENIX West     25
                                                                                                                                                                                                           25
Erhalt durch Nutzung: Kultur und Freizeit in Industriedenkmalen

Kulturelle Vielfalt in der     Die Warsteiner Music Hall (ehemals PHOE­
PHOENIX Halle (heute War-
                               NIX Halle) wird für Konzerte und Veran-
steiner Music Hall) (Extra-
schicht)                       staltungen genutzt: Das denkmalgeschütz-
                               te ehemalige Ersatzteil- und Reservelager
Warsteiner Music Hall mit
                               am PHOE­NIX Platz wurde in eine Festhalle
Skywalk
                               für 3.500 Personen sowie einen Club im
Skywalk auf den alten Gicht-   Untergeschoss umgebaut.
gasleitungen des Hochofens

                               Der Erlebnisweg „Skywalk“ auf der alten
                               Gichtgasleitung des Hochofens bietet ei-
                               nen Blick aus 27 m Höhe auf den Gesamt­
                               standort und das angrenzende Stadtge-
                               biet.

26
60 Hektar neue Parklandschaft

                                               Landschaftsplan, Lohrer.Hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner, München
„Landschaft ist mehr als ein Rest, der nach
der Bebauung übrig bleibt – sie prägt das
Image eines Entwicklungsstandorts ent-
scheidend mit“ – diese Prämisse lag bereits
dem Entwurf für PHOENIX West von stege-
partner zugrunde, der die Grund­züge des
Freiraumkonzepts formu­lierte. Auf dieser
Grundlage entstand die landschaftsarchi-
tektonische Konzeption durch das Büro
Lohrer.Hochrein aus München, das sich im
Rahmen eines begrenzten Re­alisierungs­
wettbewerbs durchgesetzt hatte.

Auf PHOENIX West wurden im Rahmen
der Altlastensanierung riesige Bodenmas-
sen bewegt und neue topographische
Strukturen durch Landschaftsbauwerke
gebildet. Heute bestimmen die weiten und
offenen Flächen die Charakteristik. Neben
den Wiesen fallen dabei vor allem die gro-
ßen Schotterflächen im Norden auf. Hier
sind Sukzessionsflächen entstanden, die
anknüpfen sollen an die Charakteristik der
„In­dustrie­natur“.
                                                                                                                                  Blickbeziehung nach     Sukzessionsflächen er-
Besonders bemerkenswert ist der Arten-                                                                                            Westen auf den Signal   innern an den Charak-
und Biotopschutz bei der Neugestaltung:                                                                                           Iduna Park (links)      ter der Industrienatur
                                                                                                                                                          (oben)
Ein Vorkommen der Kreuzkröte und die
notwendigen Habitatstrukturen sind in die
Neugestaltung integriert. Der Flussregen-
pfeifer findet hier weiterhin seinen Lebens­
raum. 1.200 neu gepflanzte Bäume berei-
chern den neuen Landschaftspark.

                                                                                                                                                            PHOENIX West      27
                                                                                                                                                                               27
Hörde Zentrum konnte durch das
PHOENIX-Projekt städtebaulich
und wirtschaftlich deutlich
aufgewertet werden. Davon
zeugen Sanierungen und viele
weitere Investitionen in den
Wohnungsbestand und den
Geschäftsbesatz.
Hörde Zentrum
Hörde Zentrum: Die verbindende Mitte

Blick über Hörde Zentrum.       Das Wachstum der Phoenix-Hüttenwerke
Vorne rechts die Großsied-
                                im 19. und 20. Jahrhundert sicherte Hörde
lung Clarenberg
                                einerseits seine wirtschaftliche Stärke, an-
                                dererseits wurde das Stadtteilzentrum aus
                                westlicher und östlicher Richtung begrenzt
                                und durch vielfältige Belastungen aus der
                                schwerindustriellen Nutzung in seiner Ent-
                                wicklung gehemmt.

                                Durch die Revitalisierung von PHOENIX ge-
                                winnt das Hörder Zentrum seine alte Be-
                                deutung zurück. Der Stadtteil rückt näher
                                an das Gelände heran und profitiert von
                                den Impulsen durch die neuen Investitio-
                                nen.

                                Schon heute verfügt das Stadtteilzentrum
                                Hörde über eine attraktive Fußgänger­
                                zone, die zum Einkaufen und Verweilen
                                einlädt. Hörde ist ein Versorgungs- und
                                Dienstleistungszentrum für den Dortmun-
                                der Süden. Die Wohnbebauung aus der
                                Gründerzeit birgt ein erhebliches Potenzial
Fassade an der Hörder Bahn-
hofstraße
                                für städtisches Wohnen zu günstigen Prei-
                                sen. Darüber hinaus bieten Restaurants,
Wohnbebauung aus der            Kneipen, Varieté u.v.m. ein interessantes
Gründerzeit (Penningskamp)
                                Kultur- und Freizeitleben.
Hörder Brückenstraße mit der
Bezirksverwaltung Hörde (lin-   Zeitgleich mit der Transformation der In-
ker Bildrand)
                                dustrieareale begannen die Stadterneue-
                                rungsaktivitäten im Stadtkern von Hörde,
                                um die traditionelle Mitte des Stadtbe-
                                zirks zu einem verbindenden und attrak-
                                tiven Zentrum für das neue Hörde zu ent-
                                wickeln.

30
Zentrum stärken: Der Einzelhandel bietet Vielfalt

                                                    Dem strategischen Ziel der Stärkung und          Fußgängerzone während der
                                                                                                     Hörder Lichtspiele
                                                    Aufwertung des Einzelhandelsstandorts
                                                    dienen – neben den investiven Maßnah-            Filialbetriebe, inhabergeführ-
                                                    men – insbesondere das installierte Cityma-      te Einzelhandelsgeschäfte
                                                                                                     und Märkte
                                                    nagement und die Umsetzung eines Stadt-
                                                    marketing- und Veranstaltungskonzepts.
                                                    Durch eine Vielzahl von Management- und
                                                    Marketing­aktivitäten ist es gelungen, die
                                                    Professionalität und die Zusammenarbeit
                                                    der Einzelhändlern zu verbessern, die Hör-
                                                    der City als Einzelhandelsstandort zu stär-
                                                    ken und ihre Attraktivität für Besucher und
                                                    Kunden zu erhöhen. Es siedelten sich meh-
                                                    rere neue Filialisten (z. B. Gerry Weber,
                                                    C&A) und inhabergeführte Fachgeschäf-
                                                    te (Buchhandlung, Kaffeerösterei etc.) an.
                                                    Die Leerstands­quote in der Fußgängerzone
                                                    verringerte sich, die Zahl typischer Billigge-
                                                    schäfte sank deutlich.

                                                    Der Neubau des Bahnhofsgebäudes mit
                                                    großflächigen Einzelhandelsangeboten am
                                                    Südende und der Bau des Media-Markts
                                                    am Nordende sorgen für eine dauerhaft
                                                    erhöhte Kundenfrequenz im gesamten
                                                    Geschäftsbereich.

                                                                                                            Hörde Zentrum       31
                                                                                                                                 31
Gemeinschaft fördern: Bürgerschaftliches Engagement, soziale und kulturelle Projekte

Förderpreis Soziale Stadt
2017

Im Rahmen des Programms
Stadt­umbau Hörde Zentrum
wurde der Schulhof des
Phoe­nix Gymnasiums neu
gestaltet (Mitte oben)

Schüler des Phoenix Gymna-
siums gestalten eine Wand
an der Kumpgasse (Mitte
unten)

Am Hörder Neumarkt wur-
den mit Mitteln des Stadtteil-
fonds Jugendbänke finanziert
(rechts oben)

Neues Mosaik an der Mauer
einer ehemaligen Brauerei
(rechts unten)

                                 Hörder Stadtteilfonds: Mit Geldern aus          ge Stadtteilagentur, die auch die Beteili-        33 die Ausbildung jugendlicher Senioren-     33 die Qualifizierung von arbeitslosen, vor-
                                 dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ hat          gung der Bewohner am Stadterneuerungs-               begleiter (ausgezeichnet mit dem Bun-        wiegend jüngeren Menschen durch Be-
                                 die Stadt den Hörder Stadtteilfonds einge-      prozess unterstützt und organisiert.                 despreis „Soziale Stadt“),                   schäftigungsträger vor Ort in einer
                                 richtet. Jährlich stehen 37.500 Euro für bür-                                                     33 die ehrenamtliche Begleitung demen-          stadtteilorientierten Produktionsschule.
                                 gerschaftliche Aktivi­täten und Projekte zur    Soziale Integration: Trotz aller positiver Ent-      ziell Erkrankter zur Entlastung der An-
                                 Verfügung. Sie tragen dazu bei, Nachbar-        wicklungsdaten – es ist unabdingbar, den             gehörigen,                                Im Rahmen einer Beschäftigungsmaß-
                                 schaften zu stärken, die Integration und die    Blick weiter auf die Menschen zu richten,         33 die Sprachschule „Emscherpiraten“         nahme wird eine Stadtteilgärtnerei einge-
                                 Identifikation der Menschen mit ihrem           die nicht vom Strukturwandel profitiert ha-          mit Grundschülern in den Ferien,          richtet, von der aus Projekte der urbanen
                                 Stadtteil zu fördern sowie das Wohnumfeld       ben. Das Miteinander der Menschen wird            33 die Unterstützung und Vernetzung der      Landwirtschaft in Hörde befördert wer-
                                 und die Stadtteilkultur aufzuwerten. Be-        durch viele sozial-kulturelle Projekte unter-        örtlichen Künstler/innen-Szene,           den. Sie bietet Langzeitarbeitslosen neue
                                 treut wird der Fonds durch die vor Ort täti-    stützt. Beispiele dafür sind:                                                                  Perspektiven.

32
Leben in Hörde: Ein attraktiver Wohnstandort

                                                                                                                                                                                   Sanierte Gründerzeitfassaden
                                                                                                                                                                                   im Hörder Zentrum

                                                                                                                                                                                   Hermannstraße vor und nach
                                                                                                                                                                                   der Sanierung

Das Hörder Zentrum zeichnet sich durch       meinsam finanzierten Stadterneuerungs-        Der Wohnstandort Hörde Zentrum konnte      nistik (DIfU) zufolge, konnte dabei eine
eine in der Regel 2- bis 4-geschossige he-   programms ist es gelungen, viele der stadt-   durch das PHOENIX-Projekt deutlich auf-    Verdrängung von Haushalten mit geringe-
terogene Bebauung aus, größtenteils          bildprägenden Fassaden ihrer historischen     gewertet werden. Neben Fassadenerneue­     rem Einkommen im Untersuchungsgebiet
Mehrfamilienhäuser in Blockrandbebau-        Bedeutung entsprechend neu zu gestal-         rungen zeugen davon auch viele Sanie-      Hörde Zentrum nicht festgestellt werden.
ung, die vor 1948 erbaut wurden. Der         ten. Aber auch 50er-Jahre-Fassaden erhiel-    rungen und weitere Investitionen in den    Der Stadtteil verfügt damit über ein nicht
Bauboom der Gründerzeit hat auch Hörde       ten so eine stadträumlich wirksame Auf-       Wohnungsbestand, die Hörde Zentrum zu      nur in Dortmund einzigartiges Wohnange-
geprägt, sodass diese Epoche in der Stadt-   wertung. Bis heute wurden über 100 Ver-       einem attraktiven Wohnstandort auch für    bot, das von der Großwohnsiedlung (Cla-
teilstruktur und im Stadtbild noch heute     träge zur Gestaltung von Fassaden und         Beschäftigte des Zukunftsstandorts PHOE­   renberg) bis zur mondänen Villa am See
sehr präsent ist. Mit dem Hof- und Fassa-    privaten Freiflächen abgeschlossen.           NIX West oder der Büros am PHOENIX See     reicht.
denprogramm im Rahmen des von EU,                                                          machen. Einem aktuellen Forschungsvor-
Bund, Land NRW und Stadt Dortmund ge-                                                      haben des Deutschen Instituts für Urba-

                                                                                                                                                                                         Hörde Zentrum     33
                                                                                                                                                                                                            33
Brücken schlagen – Grenzen überwinden

                           Zahlreiche neue Brücken verknüpfen
                           PHOE­NIX West und PHOENIX See mit Hör-
                           de Zentrum, um den „Hörder Drei­klang“
                           als ganzheitliches Projekt zu entwickeln
                           und die Areale miteinander zu verbinden.
                           Das Motiv der Brücke symbolisiert darüber
                           hinaus das Miteinander von Moderne und
                           Tradition, von Jung und Alt, von langjäh-
                           rigen Bewohnern und Zugezogenen.

                           Mit dem „Brückenfest“ wurde 2013 ein
                           Veranstaltungsformat etabliert, das die-
                           sem Anspruch gerecht werden soll. „Die
                           zwölf Brücken im Hörder Stadtkern stehen
                           dabei sinnbildlich für ein stetes ‚Brücken-
                           bauen‘ zwischen den Generationen, zwi-
                           schen den vielen hier lebenden Nationen,
                           zwischen den verschiedenen Standpunk-
Plakat und Programm 2013   ten in der kommunalpolitischen Diskus-
vom 1. Brückenfest
                                   sion ...“, so der Veranstalter, der
                                    Verein Hörde International e. V.
                                    Das „Brückenfest Hörde Interna-
                                     tional“ fand 2017 zum dritten
                                      Mal statt.

                                      Ein wichtiger Brückenschlag ist
                                      die Überwindung der Barriere­
                                       wirkung der vielbefahrenen
                                        Faßstraße, die Hörde mit der
                                         Innenstadt verbindet. Die
                                          Faßstraße soll zukünftig das
                                           zentrale Bindeglied zwi-
                                            schen dem Ortszentrum
                                             und dem PHOENIX See
                                             darstellen.

34
Die Neugestaltung der Faßstraße (Entwurf)                                                  Neue Brücken verbinden die PHOENIX Areale miteinander. Originell: die „Flüsterbrücke“ am östlichen Seeende (unten rechts)

                                            Die Umgestaltung der Faßstraße ist eine
                                            der bedeutendsten Maßnahmen im Rah-
                                            men des Stadt­umbaus Hörde. Der heu-
                                            te fast ausschließlich auf den Kfz-Verkehr
                                            ausgerichtete Straßenraum wird umfas-
                                            send umgestaltet, um Raum für alle Ver-
                                            kehrsteilnehmer zu schaffen. Mit einem
                                            Verkehrsversuch werden seit Mai 2016 die
                                            wesentlichen Merkmale und Ziele des ge-
                                            planten Entwurfs für die Faßstraße abge-
                                            bildet bzw. simuliert, etwa durch provisori-
                                            sche Markierungen und Randeinfassungen
                                            sowie versetztes Fahren. Verkehrsbeob-
                                            achtungen und verkehrliche Auswertun-
                                            gen dienten dazu, den Verkehrsversuch
                                            abschließend zu beurteilen.

                                            Die im Rahmen des PHOENIX-Projekts ent-
                                            standenen neuen Fußgänger- und Rad-
                                            fahrerbrücken vernetzen den Stadtraum
                                            und schaffen neue Sichtbeziehungen. Eine
                                            Besonderheit bilden die Kulturbrücke mit
                                            ihrer Torsituation am Westufer und die
                                            sogenannte Flüsterbrücke am östlichen
                                            Seeende, die eine akustische Verbindung
                                            über die Emscher ermöglicht. Das südlich
                                            angrenzende Wohngebiet Bickefeld wird
                                            durch den Umbau der Hermannstraße
                                            besser mit dem PHOENIX See verbunden.

                                                                                                                                                                                                 Hörde Zentrum         35
                                                                                                                                                                                                                        35
Die Entwicklung des PHOENIX
Sees ist eine außergewöhnliche
Konversions­maßnahme, die
Arbeiten, Wohnen und Freizeit
kombiniert, nicht nur zum
Nutzen des Stadtteils, sondern
auch der Gesamtstadt.
PHOENIX See
Eine ungewöhnliche Entwicklungsgeschichte: Zwanzig Jahre PHOENIX See 1998 – 2018

                Die Entwicklung des PHOENIX Sees ist eine      dem begonnenen naturnahen Rückbau              tragene Kaiserberg ist heute – in anderer
                außergewöhnliche Konversionsmaßnahme,          der Emscher, die im Bereich Phoenix-Ost        Form – wieder entstanden.
                die Arbeiten, Wohnen und Freizeit kombi-       kanalisiert unter der Oberfläche verlief,
                niert. Die Idee eines Sees als Impulsgeber     waren ökologische und landschaftsästhe­        Die Rahmenplanung wurde ab dem Jahr
                für diese Transformation wurde vom Stadt-      tische Aspekte von Anfang an wichtige          2000 sukzessive konkretisiert. Für Teilbe-
                planer und Architekten Norbert Kelzenberg      Kriterien der Entwicklung. Es sollten          reiche fanden Wettbewerbs- und Qualifi-
                (bis 2017 Mitarbeiter des Stadtplanungs-       attrak­tive Stadt- und Grünräume entste-       zierungsverfahren statt. Bebauungspläne
                und Bauordnungsamtes) 1998/99 eigen­           hen, mit hoher Aufenthaltsqualität, Fern-      und ein Gestaltungshandbuch wurden als
                initiativ als städtebauliches Konzept zu Pa-   blick und Panoramaaussichten auf den           verbindliche Vorgaben eingesetzt. Nicht
                pier gebracht. Der Raum sollte nicht nur im    Stadtteil und die Gesamtstadt.                 zuletzt dank personeller Kontinuität inner-
                Sinne funktional-struktureller Erfordernisse                                                  halb einer interdisziplinär besetzten Ar-
                ein Flächenrecycling erfahren, sondern         Wasser in der Stadt ist ein klassisches The-   beitsgruppe und durch eine transparente
                auch als ästhetischer Stadtraum entworfen      ma der Stadtentwicklung. Doch während          Abwägung aller Belange, die im Laufe des
                werden, um als außergewöhnlicher Ort           etwa die künstlichen Seen in Münster (Aa-      Planungsverfahrens berücksichtigt werden
                eine Bereicherung für die Stadt darzustel-     see, Fertigstellung 1934) und Hannover         mussten, konnte über Jahre hinweg Kurs
                len. Dieses Konzept wurde vom Rat der          (Maschsee, Fertigstellung 1936) oder auch      gehalten werden. So ist es auch gelungen,
                Stadt als Leit­idee für die Entwicklung des    die Kette der Ruhrstauseen (1929-1979)         die Qualität des Projekts mit weiteren Bau-
                Geländes beschlossen. Der anschließende        im Wesentlichen landschaftliche Umfor-         steinen zu steigern – wie die Einbindung
                Rahmenplan mit Kernaussagen zu Bau­            mungen blieben, so ist die Transformati-       des Hörder Bachs oder die Integration ar-
                struktur, öffentlichem Raum, Gebäude­          on eines ehemaligen Stahlwerks in eine         chäologischer Funde im Bereich der Hör-
                typologie, Freiraum und Erschließung wur-      Seelandschaft in einem urbanen Kontext         der Burg.
                de von Kelzenberg im Stadtplanungsamt          eine in dieser Form einzigartige Unterneh-
                ausgearbeitet und dann über die Jahre hin-     mung. Insbesondere dem Anschluss des           Der Rahmenplan als informelles und damit
                weg im Sinne einer „künstlerischen Ober-       neuen PHOENIX Quartiers an das Hörder          flexibles Planungsinstrument diente wäh-
                leitung“ modifiziert und verfeinert. Umge-     Zentrum, aber auch – über grüne Tritt­         rend des gesamten Umsetzungsprozesses
                setzt wurde das Projekt von der PHOENIX        steine – an den Westfalenpark und die          als Richtschnur des planerischen Handelns.
                See Entwicklungs­gesellschaft, einer Toch-     nördlich angrenzende Innenstadt, kam           Heute, im Jahr 2018, befindet sich das
                tergesellschaft von DSW 21, unter deren        deshalb besondere Bedeutung zu.                Areal PHOENIX See in einem sehr weit
                Regie bereits eine große Zahl von Konversi-                                                   fortgeschrittenen Entwicklungsstadium.
                onsflächen ent­wickelt wurden.                 Die Formgebung des Sees folgt letztlich
                                                               der Topografie der vorindustriellen Fluss-
                Ziel war es, die großräumige Neuforma­         landschaft mit ihren Feuchtwiesen und
                tion nicht nur zum Nutzen des direkt an-       den kleinen aufgestauten Mühlteichen am
                grenzenden Stadtteils, sondern auch der        Rand des damaligen Ortes Hörde. Auch
                Gesamtstadt auszugestalten. Flankiert von      der im Zuge der Industrialisierung abge-                                                     Blick auf den PHOENIX See, 2017

38
PHOENIX See   39
               39
Eine ungewöhnliche Entwicklungsgeschichte: Zwanzig Jahre PHOENIX See 1998 – 2018

Entwurf von Norbert Kelzen-
berg, 1998/1999, PHOENIX
See mit Hörder Zentrum

40
Entwicklungsstufen

                     1999

                     2003

                            Skizze zur räumlichen Ver-
                            netzung – PHOENIX See/
                            Hörde (oben)

                            Skizze der Brücke zur Kultur­
                            insel (links)

                            Skizze zur Einbindung der
                            archäologischen Funde
                            (rechts)

                            Skizzen und Rahmenpläne
                            Norbert Kelzenberg, Stadt
                            Dortmund
                     2008

                                     PHOENIX See        41
                                                         41
Kontinuierlicher Qualitätsdialog und abgestufte Steuerungsinstrumente

Wohnbebauung am Südhang

                                                                                Etwa seit den neunziger Jahren gelten ver-     Zur Qualitätssicherung im Rahmen der Re-
                                                                                stärkt die sogenannten weichen Standort-       alisierung dient ein breites Spektrum an
                                                                                faktoren als ausschlaggebend für eine          Maßnahmen. Die Festsetzungen des Be-
                                                                                wirtschaftlich erfolgreiche Stadtentwick-      bauungsplans, der auf der Grundlage des
                                                                                lung. Lebensqualität, landschaftliche, städ-   Rahmenplans erstellt worden ist, wurden
                                                                                tebauliche und architektonische Schönheit      nach drei verschiedenen Plangebieten dif-
                                                                                oder die Bildungs- und Kultur­infra­struktur   ferenziert. Die Stadt Dortmund und die
                                                                                sind in den Mittelpunkt der Planungen ge-      PHOENIX See Entwicklungsgesellschaft ha-
                                                                                rückt. Anspruchsvolle Unternehmen in Zu-       ben gemeinsam mit dem Büro Pesch und
                                                                                kunftsbranchen und ihre Mitarbeiter bin-       Partner Gestaltleitlinien für die Wohnbe-
                                                                                den sich dauerhaft nur dann an einen Ort,      bauung erstellt. Für die Mehrfamilienhäu-
                                                                                wenn auch die stadträumlichen Qualitäten       ser wurde ein Katalog mit nationalen und
                                                                                stimmen. Günstige Grundstücke und Ver-         internationalen Referenzprojekten erarbei-
                                                                                kehrsanbindungen allein reichen nicht          tet, der den gewünschten Qualitätsmaß-
                                                                                mehr aus.                                      stab illustriert.

                                                                                Hier kann Dortmund mit dem Projekt             Für Referenzgrundstücke wurden Wettbe-
                                                                                PHOENIX punkten. Die Kombination aus           werbe durchgeführt. Die prämierten Ent-
                                                                                urbanem, historisch gewachsenen Kern,          würfe wurden im Rahmen einer Architek-
                                                                                einem Gewerbe-, Freizeit- und Kultur-          tenmesse präsentiert, um interessierte
                                                                                standort im Westen sowie einem hoch-           Bauherren und Preisträger miteinander in
                                                                                attraktiven Wohn-, Arbeits- und Dienst-        Kontakt zu bringen. Viele Preisträgerent-
                                                                                leistungsstandort am See ist – nicht nur       würfe sind realisiert worden. Für einige
                                                                                NRW-weit – einzigartig. Es waren erhebli-      Teilbereiche sind Wettbewerbs- und Quali-
                                                                                che Anstrengungen seitens der Kommune          fizierungsverfahren durchgeführt worden.
                                                                                notwendig, um den Entwicklungsprozess          Jeder Grundstückskäufer, der mehr als
                                                                                erfolgreich zu steuern und zu gestalten.       zehn Wohneinheiten realisieren wollte,
                                                                                Die städtebaulichen und architektonischen      hat sich verpflichtet, ein geeignetes Quali-
                                                                                Qualitäten müssen – vor dem Hintergrund        fizierungsverfahren durchzuführen – z. B.
                                                                                der sich ständig wandelnden Rahmenbe-          Investorenauswahlverfahren, Architektur-
                                                                                dingungen – immer wieder neu erarbeitet        wettbewerb oder Gutachterverfahren.
                                                                                werden.                                        Projekte von besonderer städtebaulicher
                                                                                                                               Relevanz werden im Gestaltungsbeirat der
                                                                                                                               Stadt ausführlich diskutiert und beraten.
Leben an der Hafenpromenade

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Alt und Neu verknüpft: Die Hörder Burg und die Sparkassenakademie

                                                                                            Inszenierte Ausgrabungsstelle                                 Innenhof der Sparkassenakademie

Die ehemalige Wasserburg Hörde ist ein        neue Turmhaube. Ihrer stadthistorischen
identitätsstiftendes Gebäude mit langer       Bedeutung entsprechend sind die ehemali-
Geschichte. Die Historie reicht bis ins 12.   ge Hoesch-Verwaltung mit ihren Erweite-
Jahrhundert zurück und ist durch häufige      rungsbauten als Baudenkmal und die Spu-
Besitzerwechsel, Um- und Wiederaufbau-        ren der mittelalterlichen Burg als Boden-
ten nach Bränden gekennzeichnet, bis die      denkmal in die Denkmalliste der Stadt
Burg schließlich im 19. Jahrhundert zur       Dortmund eingetragen.
Keimzelle des Stahlwerks wurde. Im Jahr
1840 erwarb der Iserlohner Fabrikant Her-     Die Hörder Burg ist auch von daher ein
mann Diedrich Piepenstock die Hörder          wichtiger Bestandteil in der Entwicklung
Burg und richtete auf dem Gelände ein         des PHOENIX-Projekts, da ihre Lage den
Puddel- und Walzwerk ein. Die nach ihm        Übergang vom neuen PHOENIX See-Quar-
benannte Hermannshütte wurde dann             tier zum Zentrum Hörde markiert. Die an-
1852 unter dem Namen Hörder Berg-             gemessene städtebauliche Inszenierung
werks- und Hütten-Verein zur ersten Akti-     der Burg und die Freihaltung von Sichtbe-
engesellschaft im Hüttenwesen des Ruhr-       ziehungen spielten daher eine zentrale
gebiets. Rund hundert Jahre später (1966)     Rolle. Es gelang, den Erhalt durch eine ad-
fusionierte der Verein mit der Hoesch AG,     äquate Nutzung zu sichern: Die Hörder
und wiederum nur gut zwanzig Jahre spä-       Burg wurde zu einem Seminargebäude
ter wurde bereits das Ende der Stahlpro-      umgebaut und ist seit Januar 2017 Sitz
duktion in Hörde verkündet. Nach der De-      der Sparkassenakademie NRW. Der Stand-
montage des Stahlwerks begann im Juni         ort setzte sich in einem Auswahlverfahren
2008 eine umfassende Sanierung der            gegen 39 Mitbewerber durch. Nicht zu-
Burg. Die erhaltene bauliche Anlage ver-      letzt auch der Ruf des PHOENIX-Projekts
weist deutlich auf das historistische Er-     als Zukunftsstandort wird bei dieser Ent-
scheinungsbild des 19. und frühen 20.         scheidung eine Rolle gespielt haben. In di-
Jahrhunderts. Noch in den Jahren 1920-        rekter Nachbarschaft zur Akademie ent-
1922 wurde eine Vorburg im Stil des His-      stand ein Hotel der gehobenen Klasse, das
torismus angebaut, die lange Zeit als Ver-    Hörde als temporären Wohnstandort stär-
waltungsgebäude des Stahlwerks diente.        ken wird.
Während der Sanierung fanden auch ar-
chäologische Grabungen statt, deren Er-
gebnisse zum Teil sichtbar gemacht wor-
den sind. Der Burgturm selbst erhielt eine
                                                                                            Die neue Sparkassenakademie und die Hörder Burg am Westufer

                                                                                                                                                                                            PHOENIX See   43
                                                                                                                                                                                                           43
Wohnen am PHOENIX See: Im historischen Ambiente oder im anspruchsvollen Neubaugebiet

Wohnen im denkmalge-
schützten Magazingebäude
(links)

Blick über den PHOENIX See
zum Kaiserberg (rechts)

                             Die Stabilisierung der Wohnfunktion Hör-     mobilienlagen der Stadt. In der Folge nah-   gentumswohnungen. Das markante Ma-            nicht nur in der warmen Jahreszeit gera-
                             des und der Gesamtstadt durch neue           men auch die Investitionen in den Bestand    gazingebäude am nordwestlichen Eingang        dezu zum Pflichtprogramm vieler Dort-
                             Wohnangebote stand ganz oben auf der         mehr und mehr zu. War der Zusammen-          des PHOENIX See-Areals verweist dabei         munder und Besucher der Stadt gewor-
                             Agenda des PHOE­NIX-Prozesses. Heute         prall der Wohn- und Lebenswelten dem         zugleich zeichenhaft auf das Entwick-         den ist. Auch Jogger, Inline-Skater und
                             zeichnet sich Hörde durch eine große Viel-   WDR noch vor wenigen Jahren eine eige-       lungspotenzial historischer Industriearchi-   Radfahrer haben den PHOENIX See ent-
                             falt unterschiedlichster Wohnangebote        ne kleine Serie wert, so kann mittlerweile   tektur für zeitgemäße Nutzungen. Wer          deckt und drehen hier ihre alltäglichen
                             aus. Gründerzeitlicher Wohnungsbestand       insgesamt von einer sehr gelungenen Inte-    über die Faßstraße aus der Innenstadt         Runden. Die hohe Freizeitqualität des Ge-
                             und Nachkriegsbauten wurden saniert,         gration des neuen Quartiers in den Stadt-    kommt, nimmt das Magazin als einen ge-        biets wird durch die zahlreichen gastrono-
                             eine Vielzahl neuer Wohnangebote ent-        teil gesprochen werden. Dazu beigetragen     lungenen baulichen Auftakt des Zukunfts-      mischen Nutzungen am Westufer und am
                             stand: Geschosswohnungsbau, darunter         hat sicher auch die Wohnnutzung des          quartiers wahr.                               Hafenbecken ergänzt und unterstützt. Der
                             auch geförderter Wohnungsbau, aber           ehemaligen Magazingebäudes des Stahl-                                                      PHOE­NIX See hat sich zu einem der belieb-
                             auch in erheblichem Umfang hochwertige       werks. Um eine zentrale mehrgeschossige      Die ambitionierte moderne Villenarchitek-     testen Ausflugsziele im Ruhrgebiet ent­
                             Einfamilienhausbebauung. Die Nordseite       Halle im Innenraum gruppieren sich auf       tur um den See hat erheblich dazu beige-      wickelt.
                             des Sees zählt heute zu den teuersten Im-    fünf Ebenen hochwertig ausgestattete Ei-     tragen, dass der Spaziergang um den See

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Blick von Osten über die un-
                                                                                                                                                                                   terschiedlichen Wohntypolo-
                                                                                                                                                                                   gien am See

Neuer Geschosswohnungsbau an der Hermannstraße   … und am Rudolf-Platte-Weg   Öffentlicher Rastplatz inmitten der Wohnbebauung   Innenhof des Gemeinschaftsprojekts „Wir am See“

                                                                                                                                                                                           PHOENIX See      45
                                                                                                                                                                                                             45
PHOENIX See, Emscher, Hörder Bach: Städtebauliche Qualität und Beitrag zur Klimaanpassung

Der Verlauf der renaturierten Emscher an der Nordseite des Sees

                                                                                  Nicht nur die stadtbildprägende Bedeutung      Im urbanen Umfeld verlieren Seen oft
                                                                                  des Wassers stand am Anfang der PHOE­          durch eine starke Besiedlung mit Wasser-
                                                                                  NIX-Planungen. Im Zusammenhang mit der         pest ihre Attraktivität und Nutzbarkeit für
                                                                                  Emscher-Renaturierung sollte zugleich die      den Wassersport. Um dies zu unterbinden,
                                                                                  stadtökologische Funktion des Sees eine        erfolgte eine gezielte Erstbepflanzung des
                                                                                  wichtige Rolle spielen. Der Emscher-Um-        Seesohlensubstrats mit Makrophyten (sog.
                                                                                  bau, d. h. die Wiedergewinnung ihrer land-     Armleuchteralgen). Sie verhindern präven-
                                                                                  schaftsräumlichen Qualität und die gleich-     tiv Veralgung und bieten Rückzugsorte für
                                                                                  zeitige Anlage getrennter unterirdischer       kleine Fische. Die gesamte Wassermen-
                                                                                  Abwasserkanäle, gilt zurecht als eines der     ge des Sees wird routinemäßig über eine
                                                                                  symbolträchtigsten Projekte des Struktur-      Phosphat-Eliminationsanlage einmal jähr-
                                                                                  wandels im Ruhrgebiet. Die Emscher, rund       lich ausgetauscht, so bleibt der Phosphor/
                                                                                  150 Jahre Abwasserkanal für die wachsen-       Phosphat-Gehalt niedrig – ein weiteres
                                                                                  den Anrainerstädte und das Grubenwas-          Qualitätskriterium für hohe Wassergüte.
                                                                                  ser der Bergwerke, verlief im Planungsge-
                                                                                  biet unter dem Gelände Phoe­nix-Ost. Sie       Auch der im Zuge des Baus der Hermanns-
                                                                                  wurde aufwendig wieder an die Oberflä-         hütte kanalisierte Hörder Bach wurde re-
                                                                                  che gebracht, verläuft jedoch aus Gründen      naturiert und mündet nun oberirdisch un-
                                                                                  der Wasserqualität nicht direkt durch den      weit der Hörder Burg in die Emscher.
                                                                                  See, sondern tangential am Nordufer. Le-
                                                                                  diglich bei Starkregen, dessen Wahrschein-     Die Realisierung des PHOENIX Sees wur-
                                                                                  lichkeit in Zeiten des Klimawandels deutlich   de durch umfangreiche Gutachten, Mo-
                                                                                  gestiegen ist, dient der See als Rückhalte-    dellrechnungen und Prognosen ingenieur-
                                                                                  becken der Emscher. Der PHOENIX See ist        technisch unterstützt.
                                                                                  damit ein wichtiger Baustein des Hochwas-
                                                                                  serschutzes entlang der Emscher. Der Was-
                                                                                  serspiegel des Sees kann insgesamt bis zu
                                                                                  einem Meter angehoben, sein Volumen um
                                                                                  240.000 Kubikmeter erhöht werden. Was-
                                                                                  serrechtlich gilt der See dank seiner bauli-
                                                                                  chen Ausmaße (24 Hektar) und Füllmenge
                                                                                  (700.000 Kubikmeter) als Talsperre. Die rei-
                                                                                  ne Wassertiefe beträgt drei bis vier Meter.
Der wieder freigelegte Hörder Bach                                Idylle am See

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Kunst-Landschaft PHOENIX See: Emscherkunst 2016

Cloud Machine, Rainer Maria Matysik

Kunst im öffentlichen Raum ist das Thema    scher. Der PHOENIX See war im Jahr 2016      Chiosco, Benjamin Bergmann
                                                                                         (oben rechts)
der Emscherkunst, einer temporären Aus-     eines von insgesamt sieben Kunst­arealen.
stellung, getragen und kuratiert von Em-    Fünf internationale Künstler setzten sich    Urban Space Station, Natalie
schergenossenschaft, Urbane Künste Ruhr     mit dem Emscher- Umbau ebenso wie mit        Jeremijenko (Mitte rechts)
und Regionalverband Ruhr. Sie fand im       den urbanen, landschaftlichen und indust-
                                                                                         Die Insel, Erik van Lieshout,
Kulturhauptstadtjahr 2010 erstmals statt,   riellen Transformationen im Revier ausein-   Filmarbeit
2016 zum dritten Mal. Ausstellungsräume     ander. Zwei der Kunstwerke sind im Stadt-
sind ungewöhnliche Orte entlang der Em-     raum um den PHOENIX See verblieben.

                                                                                                  PHOENIX See       47
                                                                                                                     47
Stationen des Planungsprozesses

            PHOENIX WEST                                                                   HÖRDE ZENTRUM                                                                  PHOENIX SEE

     1998 OKTOBER: Stilllegung des schnellsten Hochofenwerks in Europa (Hermannhütte)                                                                                     Städtebauliches Konzept PHOENIX See von Architekt Norbert Kelzenberg 1998/99
     2000 Kooperative Entwicklungswerkstatt PHOENIX West                                                                                                                  APRIL: Ratsbeschluss „Leitidee für die Entwicklung des Geländes PHOENIX Ost“,
                                                                                                                                                                          auf der Grundlage des Konzepts von 1999
     2001 Erwerb der Fläche (110 Hektar) von der Thyssen Krupp Stahl AG durch NRW.UR-                                                                                     JANUAR: Machbarkeitsstudie zum städtebaulichen Entwicklungskonzept (Wasser-
          BAN für den Grundstücksfonds Ruhr                                                                                                                               wirtschaft, Altlasten, Denkmalschutz, Umweltverträglichkeitsstudie)
                                                                                                                                                                          APRIL: Stilllegung des Oxygenstahlwerks (Hermannshütte)
                                                                                                                                                                          JUNI: Gründung der PHOENIX See Entwicklungsgesellschaft, Tochterunternehmen
                                                                                                                                                                          der Dortmunder Stadtwerke (DSW21)
     2002 Masterplan Büro stegepartner (SAP Architektur Stadt Landschaft)                                                                                                 FEBRUAR: Beginn der Abbauarbeiten der Hoesch-Anlage
          JUNI: Beginn der Rückbaumaßnahmen und Flächenaufbereitung
     2003 Eröffnung der PHOENIX Halle (heute Warsteiner Music Hall) für Veranstaltungen                                                                                   AUGUST: Bauantrag für See und Emscher bei der Bezirksregierung Arnsberg
          im Rahmen des Neuen Dortmunds (Nutzung durch die Stadt Dortmund bis 2010)
     2004                                                                                  Start Vorbereitende Untersuchungen für das Hörder Zentrum und den Bereich      APRIL: Erwerb des gesamten Geländes von der Thyssen Krupp Stahl AG, der
                                                                                           PHOENIX Ost                                                                    Krupp Hoesch Stahl AG und der Thyssen Krupp AG durch DSW21
                                                                                                                                                                          SEPTEMBER: Abbrucharbeiten der letzten Gebäude
     2005 MAI: Fertigstellung Konrad-Adenauer-Allee;                                                                                                                      JUNI: Baugenehmigung Gewässer (Planfeststellungsbeschluss) durch die Bezirks­
          JUNI: Gestaltungshandbuch Zukunftsstandort PHOENIX West erstellt – stegepart-                                                                                   regierung Arnsberg
          ner in Kooperation mit der NRW.URBAN und der Stadt Dortmund                                                                                                     SEPTEMBER: Beginn des Seeaushubs
          Durchführung von drei Wettbewerbsverfahren; Begrenzter Realisierungswettbe-
          werb „PHOENIX Park“ (1. Preis: lohrer.hochrein); Geladener Wettbewerb „Brücken
          im PHOE­NIX ParK“ (1. Preis: Mayr+Ludescher+Partner mit Auer+Weber+Assoziier-
          te); Wettbewerb „Licht im PHOENIX Park“ (1. Preis: start.design, Essen)
     2006                                                                                                                                                                 SEPTEMBER: Abtransport des Bodenaushubs über die Eliasbahntrasse nach PHOE­
                                                                                                                                                                          NIX West
     2007                                                                                                                                                                 SEPTEMBER: Bergbauliche Sicherungsarbeiten, Rückbau der Kellerbauwerke und
                                                                                                                                                                          Fundamente, Sanierung der Böden im Bereich ehemaliges Gaswerk
     2008 NOVEMBER: Eröffnung ZfP (Zentrum für Produktionstechnologie)                     Städtebauliches Entwicklungskonzept und Integriertes Stadterneuerungskonzept
                                                                                           Hörde Zentrum
     2009 bis 2013: Bau von fünf Verknüpfungselementen (Brücken Faßstraße, Semerteich-     Aufnahme in das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt NRW“ und das            APRIL: Baubeginn der technischen Ingenieurbauwerke
          straße, Emschersteg Ost, Emschersteg West, Brücke Porta Westfalica)              EU-Ziel-2-Förderprogramm; Einführung des Citymanagements für Einzelhandel      JULI: Beginn der Infrastrukturmaßnahmen (Straßen, Wege, Plätze, Entwässerung)
                                                                                           und Gewerbe                                                                    SEPTEMBER: Start der Grundstücksverkäufe am Südhang
                                                                                                                                                                          NOVEMBER: Seerichtfest, Architektenmesse „Bauen am PHOENIX See“
                                                                                                                                                                          DEZEMBER: Die Emscher kommt wieder an die Oberfläche

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PHOENIX WEST                                                                     HÖRDE ZENTRUM                                                                     PHOENIX SEE

2010 Fertigstellung der öffentlichen Infrastruktur im Kernbereich                                                                                                         FRÜHJAHR: Erste Kaufverträge werden abgeschlossen
                                                                                                                                                                          HERBST: Nach 5 Jahren Bauzeit wird der PHOENIX See geflutet (ca. 1 Jahr). Das
                                                                                                                                                                          Ereignis wird mit einem Seefest für alle gefeiert.
2011 FRÜHJAHR: Eröffnung PHOENIX West Park                                              Politischer Ausführungsbeschluss zu den Einzelmaßnahmen der Stadtgestaltungs-     MAI: Die Stauseehöhe (93,5 m ü. NHN) des See ist erreicht. Die Wege um den See
                                                                                        leitplanung im Hörder Zentrum; Start der Arbeit der Hörder Stadtteilagentur in    werden für die Öffentlichkeit freigegeben
                                                                                        zwei Büros vor Ort; Realisierungswettbewerb „Umgestaltung Hörder Brücken­
                                                                                        straße“
2012 Fertigstellung 27 Meter hoher Skywalk auf den alten Gichtgasleitungen des Hoch-    Start des Kunst- und Kulturprojekts „extraWurst_Hörde“ und der mobilen Jugend-
     ofens                                                                              arbeit „Rampe“; Erstmalig Musikfest „hör.de“ und „Lichtspiele Hörde“; Realisie-
                                                                                        rungswettbewerb „Umgestaltung Schulhof PHOENIX-Gymnasium und Stadtein-
                                                                                        gang“; Fertigstellung des neuen Bahnhofgebäudes“
2013                                                                                    Neues Veranstaltungsformat „Brückenfest“ im Hörder Zentrum und auf den            JUNI: Facharztzentrum am PHOENIX See (FAPS) wird bezogen
                                                                                        PHOE­NIXflächen; Umgestaltung Stadtgaren Hörde und Friedrich-Ebert-Platz; Um-
                                                                                        bau Hörder Bahnhofstraße mit neuem Kreisverkehr; Start des Hörder Stadtteil-
                                                                                        fonds: Förderung bewohnergetragener Projekte
2014 Verkauf der denkmalgeschützten PHOENIX Halle (heute Warsteiner Music Hall) zur Bundespreis Soziale Stadt für das Projekt „Seniorenbegleiter“; Neugestaltung Spiel-   DEZEMBER: Die Sparkassenakademie Nordrhein-Westfalen kommt an den PHOE­
     Nutzung durch die Berliner Konzert­agentur Four Artist Booking Agentur GmbH    platz II. Bickestraße und Grünanlage Seekante; Abschluss Einbau neues Stadtmobi-      NIX See in die Hörder Burg
                                                                                    liar in der Hörder City; Umgestaltung Hochofen- und Gildenstraße mit neuem Kreis-
                                                                                    verkehr; Umgestaltung Hörder Brückenstraße
2015                                                                                    Veröffentlichung Kulturatlas Hörde; Umgestaltung Schulhof Phoenix-Gymnasium;
                                                                                        Abschluss Einbau neuer Leuchten in der Hörder City
2016                                                                                    Projektstart Urbane Landwirtschaft                                                Verkauf des letzten Grundstücks für den individuellen Wohnungsbau
                                                                                        Verkehrsversuch Faßstraße beginnt
                                                                                        Fortschreibung Integriertes Stadterneuerungsprogramm nach Maßgabe „Starke
                                                                                        Quartiere, starke Menschen“
2017                                                                                    Fertigstellung Neubau Media-Markt                                                 Eröffnung der Sparkassen-Akademie Nordrhein-Westfalen in der Hörder Burg und
                                                                                        Erweiterung Stadtumbaugebiet südlich der Bahnlinie                                angrenzendem Neubau

2018 HERBST: Fertigstellung Neubau Amprion Hauptverwaltung                                                                                                                Eröffnung Neubau Hotel an der Faßstraße

                                                                                                                                                                                                                                                          49
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