Photovoltaik Teil 1: Grundlagen, Systeme und Komponenten
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Informationsblatt Nr. 29 März 2011 Photovoltaik Teil 1: Grundlagen, Systeme und Komponenten 1 Argumente für die Kundenberatung Die Energie der Sonne lässt sich auf verschiedene Weise umwandeln: Bei solar- thermischen Anlagen wird z. B. die Sonnenenergie für die Erzeugung von heißem Wasser genutzt. Dabei wird Flüssigkeit im Solarkollektor erhitzt und steht dann zur Trinkwassererwärmung, zur Heizungsunterstützung oder zur Temperierung von Schwimmbädern zur Verfügung. Bei der Photovoltaik hingegen wird die Strahlungsenergie der Sonne in Gleichstrom und anschließend in netzkonformen Wechselstrom umgewandelt. Warum denn eigentlich Photovoltaik? Einer der wesentlichen Vorteile einer Photovoltaik- Anlage gegenüber anderen In- vestitionen „rund ums Haus“ besteht in der Einspeisung der elektrischen Energie (zu definierten Konditionen) ins öffentliche Netz. Je nach Standort und Ertrag kann eine Photovoltaik- Anlage auch eine ange- messene Rendite erwirtschaften. Den Hintergrund dafür bildet das EEG1), das Gesetz zum Vorrang der Erneuerbaren Energien, das jedem Betreiber einer PV- Anlage über einen Zeitraum von 20 Jahren, plus dem Jahr der Inbetriebnahme, eine bestimmte Vergütung für die erzeugte Strommenge gesetzlich garantiert. Photovoltaik- Anlagen sind technisch ausgereift und langlebig. Diese Vorteile haben mittlerweile auch viele Banken und Sparkassen erkannt, weshalb sich PV- Anlagen günstig finanzieren lassen. Bild 1: Die Energie der Sonne lässt sich auf verschiedene Weise umwan- deln: Bei solarthermischen Anla- gen wird die Sonnenenergie für die Erzeugung von heißem Wasser genutzt. Bei der Photovoltaik wird die Strahlungsenergie der Sonne in Strom umgewandelt 1.1 Photovoltaik-Anlagen aus Sicht des Handwerks Der Verkauf und die Installation von Photovoltaik-Anlagen stellt für das Fachhandwerk ein interessantes Geschäftsfeld dar. Ein Marktwachstum mit hohen Zuwachsraten sorgt für eine dynamische Entwicklung dieses Geschäftsfeldes. Das sichert Arbeitsplätze und sorgt für eine kontinuierliche Auslastung des Betriebes. Im Detail bedeutet das: • Die im BDH vertretenen Hersteller bieten dem Fachhandwerk ausgereifte Sys- temlösungen mit aufeinander abgestimmten Komponenten an. Entsprechende Produktschulungen, Planungshilfen und Weiterbildungsmaßnahmen runden das Informationspaket für die Marktpartner vollendet ab. • Photovoltaische Stromerzeugung ist eine ausgereifte Technologie, wobei sehr hohe Leistungsgarantien auf Photovoltaik- Module üblich sind. Das Handwerk profitiert von diesen Garantieaussagen und von den professionellen Service- leistungen in einem hoch entwickelten Marktsegment. • Für Bauherren und Betreiber bedeutet eine Photovoltaik- Anlage, dass sowohl Bundesindustrieverband Deutschland die Investitionssumme als auch der Ertrag überschaubar und langfristig kalku- Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. lierbar sind. Für das Fachhandwerk bietet das Geschäftsfeld eine gute Grundlage Frankfurter Straße 720–726 für zufriedene Kunden und geschäftlichen Erfolg. 51145 Köln Tel.: (0 22 03) 9 35 93-0 1 ) Ursprünglich: „Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien.“ In der Neufassung seit 2009: Fax: (0 22 03) 9 35 93-22 „Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Erneuerbaren Energien im Strombereich“ und zur Änderung E-Mail: Info@bdh-koeln.de damit zusammenhängender Vorschriften (Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG 2009). Internet: www.bdh-koeln.de 1
• Die Investition in eine Photovoltaik-Anlage führt zur Wertsteigerung der Immobilie und für den installierenden Fachhandwerker ermöglicht sie eine weithin sichtbare Werbung. In Verbindung mit einem Wartungsvertrag kann darüber hinaus eine langfristige Kundenbindung aufgebaut werden. 2 Fragen zum EEG, dem Baurecht, der Finanzierung und der Ertragsvorschau 2.1 Das EEG – 20 Jahre garantierte Vergütung Für Strom aus erneuerbaren Energieträgern, zu denen Solarstrom gehört, sind vom Netzbetreiber gesetzlich festgelegte Mindestpreise zu bezahlen. Durch eine bundesweite Ausgleichsregelung werden die den Netzbetreibern für die Vergütung entstehenden Kosten rückvergütet, indem sie auf den Strompreis umgelegt werden und diese Umlage an die Netzbetreiber zurückfließt. Die Höhe der Vergütung ist „degressiv“ angelegt, da der Gesetzgeber davon ausgeht, dass es mit steigender Marktgeltung zu Kostensenkungen kommen wird. Was bedeutet „degressive“ Vergütung? Die Vergütung für Solarstrom wird über einen Zeitraum von 21 Kalenderjahren ge- zahlt. Die Höhe der Vergütung ist im „EEG“ geregelt und richtet sich nach dem Jahr der Inbetriebnahme. Die jährliche Degression (Absenkung) der Vergütung gilt nur für die im jeweiligen Jahr neu installierten Photovoltaik-Anlagen. Seit Januar 2009 können Betreiber von PV-Anlagen neben dem in das öffentliche Netz eingespeisten Strom auch für den Eigenverbrauch eine Vergütung beanspruchen. Beim Eigenver- brauch spart der Betreiber einer PV-Anlage somit entsprechende Stromkosten. Diese betrugen 2010 beim Haushaltsstrom durchschnittlich 20 Cent pro kWh. Bild 2: Vergütung bei Netzeinspeisung am Beispiel einer Aufdachanlage < 30 kWp in Abhängigkeit vom Inbetriebnahmejahr Welche Vergütungen gibt es? Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklung der Einspei- severgütung für PV- Strom. Alle Preise zzgl. gesetzlicher MwSt. Netzeinspeisung Anlagen auf oder an Gebäuden • bis 30 kWp 28,74 ct/kWh • bis 100 kWp 27,33 ct/kWh • bis 1 000 kWp 25,86 ct/kWh Konversionsflächen 22,07 ct/kWh sonst. Freiflächenanlagen 21,11 ct/kWh Ackerflächen – Eigenverbrauch bis 30 kWp bis 100 kWp bis 500 kWp • weniger als 30 % 12,36 ct/kWh 10,95 ct/kWh 9,48 ct/kWh des erzeugten Stroms • ab 30 % des erzeugten Stroms 16,74 ct/kWh* 15,33 ct/kWh* 13,86 ct/kWh* Bild 3: Vergütungssätze im Überblick (März 2011) *) Für den zusätzlich erzeugten Strom 2
2.2 An welche baulichen Voraussetzungen ist die Vergütung geknüpft? Für die Zahlung der Mindestvergütung nach EEG besteht ein Rechtsanspruch, un- abhängig von den baulichen Voraussetzungen. Wird jedoch, wie allgemein üblich, die erhöhte Vergütung für dachmontierte Anlagen angestrebt, darf die „bauliche Hülle“ nicht extra für die Photovoltaik- Anlage errichtet worden sein. Unter einer „baulichen Hülle“ versteht man jede mit dem Erdboden verbundene, aus Baustoffen und Bauteilen hergestellte Anlage. Freiflächenanlagen erhalten nur dann die Min- destvergütung, wenn sie im Bereich eines Bebauungsplanes im Sinne des § 30 BauGB oder auf einer Fläche in Betrieb genommen werden, für die ein Verfahren nach § 38 Abs. 1 BauGB (Planfeststellungsverfahren) durchgeführt worden ist. 2.3 Baugenehmigung und Denkmalschutz Solaranlagen sind bauliche Anlagen im Sinne des Baurechts und müssen daher die baurechtlichen Bestimmungen erfüllen. Maßgebend sind die jeweiligen Bau- ordnungen der Bundesländer. In der Regel gelten Photovoltaik-Anlagen als „schlicht“ genehmigungsfreie Vorhaben, wenn sie bündig zur Dachfläche oder an der Fassade montiert sind. Die „schlichte“ Genehmigungsfreiheit bedeutet für den Bauherren, dass er niemanden fragen und um eine Genehmigung bitten muss. Er braucht also meistens keinen Bauantrag und auch keine Anzeige bei einer Behörde oder der Kommune zu stellen. Genehmigungsfreiheit bedeutet natürlich nicht automa- tisch eine baurechtliche Zulässigkeit, sondern vielmehr, dass die Verantwortung für die Einhaltungen der gesetzlichen Bestimmungen auf den Bauherren verlagert wird. Auf denkmalgeschützten Gebäuden und dort, wo Gebäudeensembles insge- samt unter Denkmalschutz gestellt sind, sind PV- Anlagen immer genehmigungs- pflichtig. Die Kommunen können in ihren regionalen Bebauungsplänen weitere Vorgaben treffen. Erkundigen Sie sich also vor Baubeginn bei der/den zuständigen Baubehörde(n). 2.4 Photovoltaik-Anlage beim Netzbetreiber anmelden Die „VDE- Anwendungsregel für den Anschluss und den Parallelbetrieb von Eigen- erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz“ sieht ein Anmeldeverfahren für Photovoltaik- Anlagen vor. Der Netzbetreiber ist daher vom Anlagenplaner schon in der ersten Planungsphase mit in die Maßnahme einzubeziehen und offene Fra- gen sind zu klären. 2.5 Sichere Renditen – Das Geschäft mit der Sonne Photovoltaik- Anlagen bieten meist eine sichere Rendite. Die Jahresergebnisse nach Steuern hängen u. a. von der Investitionssumme, der Größe der Anlage, dem Fi- nanzierungsmodell, den Betriebskosten, dem Stromertrag (Höhe der Vergütung und eingesparter Strommenge sowie der elektrischen Leistung) sowie dem mög- lichen Restwert der Anlage nach 20 Betriebsjahren ab. Die Wirtschaftlichkeit jeder Einzelanlage sollte vor Baubeginn anlagenspezifisch ermittelt und auf Ergebnis- wirksamkeit überprüft werden. 2.6 Finanzierung von Photovoltaik-Anlagen Viele Banken und Sparkassen bieten eigene Solarkredite an. Darüber hinaus werden Photovoltaik- Anlagen auch von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert. Die KfW verfolgt das Hausbank- Prinzip, d. h., die KfW- Kredite werden nicht direkt vergeben, sondern ausschließlich über die jeweilige Hausbank. Sie ist als durchleitende Bank auch der Ansprechpartner für den Kreditnehmer. Für alle KfW- Programme gilt: Die Kreditanträge sind vor Beginn des Vorhabens (also vor der Unterschrift unter den Kaufvertrag) zu stellen. Da sich die Konditionen für Kreditprogramme ändern können, empfehlen wir diese im Internet unter www.kfw.de tagesaktuell abzurufen. Unter der Voraussetzung, dass sich die Anlage „rechnet“, ist eine Realisierung auch ohne Eigenkapital möglich. 3
3 Systeme am Markt: Netzgekoppelt oder Inselnetz Solarstromanlagen unterscheidet man – je nachdem, ob ein Netzanschluss vor- handen ist – in netzgekoppelte Systeme und in Inselanlagen. Die überwiegende Mehrheit aller Photovoltaik- Anlagen in Deutschland arbeiten als netzgekoppelte Systeme mit Einspeisung des erzeugten Stroms in das öffentliche Stromnetz. Inselsysteme haben in Deutschland zur Stromversorgung nur eine sehr geringe Verbreitung, verfügen wir doch über ein sehr gut ausgebautes Stromversor- gungsnetz und eine hohe Versorgungssicherheit. So beschränkt sich der Einsatz von Inselsystemen hierzulande meist auf Klein- und Kleinstanwendungen oder auf netzferne Gegenden wie z. B. zur Beleuchtung von Verkehrsschildern an Autobahnen. 3.1 Netzgekoppelte Systeme Bild 4: Der prinzipielle Aufbau einer netz- gekoppelten PV-Anlage: 1. PV-Generator mit Montagesys- tem 2. Generatoranschlusskasten 3. Wechselrichter 4. Einspeise- und Bezugszähler 5. Netzanschluss Eine Solarstromanlage besteht im Wesentlichen aus den im Bild 4 dargestellten Komponenten. 3.2 Funktionsweise des Systems In den Solarzellen eines Solarmoduls wird das Sonnenlicht direkt in elektrische Energie (Gleichstrom) umgewandelt. Mehrere Module zusammen bilden den PV- Generator. Der Generator arbeitet fast immer, wenn Sonnenlicht auf ihn trifft – auch ein bewölkter Himmel führt dabei schon zu einer messbaren Stromproduk- tion. Netzgekoppelte Solarstromanlagen speisen ihre gesamte Energie in das öffentliche Stromversorgungsnetz ein. Dazu wird der vom Generator erzeugte Gleichstrom vom Wechselrichter in netzüblichen Wechselstrom (z. B. 230 V/50 Hz) umgewandelt und über einen separaten Stromzähler ins öffentliche Netz eingespeist. Bild 5: Eine Photovoltaikanlage kann sowohl diffuse Strahlung bei schlechtem Wetter als auch direkte Strahlung bei Sonnenschein in Strom umwandeln 4
4 Aufbau, Funktion und Komponenten 4.1 Strom aus Licht: So funktioniert’s Trifft Lichtenergie auf eine Solarzelle, werden Elektronen frei. Das in der Solarzelle vorhandene elektrische Feld treibt diese Elektronen zu einer Seite der Solarzelle, sodass ein Ladungsunterschied zwischen Ober- und Unterseite der Zelle entsteht – elektrische Spannung. Wird der Stromkreis zwischen Ober- und Unterseite ge- schlossen, fließt Strom. Bild 6: Wenn auf eine Solarzelle Licht trifft, entsteht eine elektrische Spannung (1) zwischen der Ober- und Unterseite. Wird der Stromkreis geschlossen, fließt Strom (2) Viel Licht = viel Strom Der Strom und damit die elektrische Leistung einer Solarzelle sind direkt abhängig von der Bestrahlungsstärke. Es gilt: viel Sonne – viel Strom. Daher liefern Solarzellen die meiste Energie bei direktem Sonnenschein. Bei Dunst oder Nebel z. B. in den Früh- oder Abendstunden eines Tages oder bei diffusem Licht (Wolken) wird eine entsprechend geringere Leistung abgegeben. Schön kalt = hohe Spannung Außerdem ist der Wirkungsgrad einer Solarzelle auch von der Oberflächentempe- ratur abhängig. Vereinfacht kann man sicher sagen, dass je niedriger die Oberflä- chentemperatur ist, desto höher ist die Spannung. Gerade in unseren relativ kühlen Breiten funktionieren Solarzellen sehr gut. Deshalb gilt es bei der Planung besonders darauf zu achten, dass die Module später auf dem Dach nicht unnötig warm werden und eine gute Hinterlüftung sichergestellt ist. 4.2 Wie Sand am Meer – Ausgangsstoff und Herstellung einer Solarzelle Solarzellen werden heute überwiegend aus Silizium hergestellt. Ausgangsmaterial ist hochreiner Quarzsand (SiO2), der buchstäblich wie Sand am Meer in großen Mengen verfügbar ist. Normaler Sand ist durch seine natürlichen Verunreinigungen allerdings nicht geeignet. Das daraus gewonnene Rohsilizium muss vorher durch einen technologisch aufwendigen Prozess gereinigt und kristallisiert werden. Erst dadurch richten sich alle Silizium- Atome so aus, dass sie später für den photovol- taischen Effekt genutzt werden können. Um Rohsolarzellen zu gewinnen, werden die Siliziumblöcke anschließend zu dünnen Scheiben von 0,2 bis 0,3 Millimetern Dicke – den sogenannten Wafern – zerschnitten. Bild 7: Die Herstellung von Solarzellen ist ein ener- getisch aufwendiger Prozess 5
Damit eine Solarzelle Strom erzeugen kann, muss sie während der Herstellung verschiedene Prozesse durchlaufen: • Die Oberfläche einer Seite der Scheibe (Wafer) wird gezielt mit bestimmten Atomen „verunreinigt“. Man nennt diesen Prozess Dotierung. Die dem Sonnenlicht zugewandte Schicht wird dabei mit Phosphor negativ dotiert, die darunterliegende Siliziumschicht wird durch Beigabe von Bor- Atomen positiv dotiert. • Auf Vorder- und Rückseite der Zellen werden metallische Kontakte aufgebracht. • Nach Aufbringen der Kontakte wird die fertige Zelle mit einer Antireflexschicht versehen. Die Antireflexschicht erhöht die Lichtausbeute und lässt die eigentlich silbergrauen Zellen bläulich bis schwarz schimmern. 4.3 Hightech vom Fließband – Verschiedene Arten von Solarzellen Bei den wichtigsten derzeit auf dem Markt befindlichen Zellen handelt es sich um: • monokristalline Solarzellen • polykristalline Solarzellen • Dünnschichtzellen aus Kupfer- Indium- Diselenid (CIS), Cadmium- Tellurid (CdTe) oder amorphem Silizium. Aufgrund der gleichmäßigen Kristallstruktur verfügen monokristalline Zellen über den höchsten Wirkungsgrad, sie sind allerdings auch am teuersten. Polykristalline Zellen sind günstiger herzustellen, ihr Wirkungsgrad liegt aber unter dem der monokristallinen Zellen. Monokristalline Solarzellen Beim vielfach üblichen Tiegelziehprozess wird ein Kristallkeim in eine Silizium- schmelze getaucht und unter langsamem Drehen aus der Schmelze gezogen. Dabei lassen sich regelmäßige Einkristalle mit etwa 30 cm Durchmesser und mehreren Metern Länge herstellen. Monokristalline Silizium- Kristallblöcke sind zu- nächst rund und erhalten erst durch eine Beschneidung der Kanten ihre fast qua- dratische Form. Polykristalline Solarzellen Anders als beim zeitaufwendigen Ziehen von Kristallen wird hier Silizium erhitzt und in eine rechteckige Form gegossen. Beim Abkühlen entstehen viele kleine Kristalle (Eisblumenmuster). Die Siliziumblöcke werden in Stangen und anschließend zu Wafern zersägt, die bereits ihre rechteckige Form haben. Das Verfahren ist kosten- und energiesparender als die Herstellung von mono- kristallinen Zellen. Der etwas schlechtere Wirkungsgrad dieser Zellen wird dadurch verursacht, dass an den Grenzen der einzelnen Kristalle der photovoltaische Effekt etwas beeinträchtigt wird. Dünnschichtzellen Für die Herstellung von Dünnschicht- Solarzellen werden photoaktive Halbleiter als dünne Schichten auf ein Trägermaterial, z. B. Glas, aufgebracht. Die am häufigsten verwendeten Materialien sind amorphes Silizium, Kupfer- Indium- Diselenid (CIS) oder Cadmium- Tellurid (CdTe). Der geringe Material- und Energiebedarf für die Herstellung und der hohe Automatisierungsgrad bei der Fertigung lassen erhebliche Kostenreduktionen zu. Der Wirkungsgrad der Zellen ist allerdings deutlich geringer als bei kristallinen Solarzellen. 4.4 Von der Solarzelle zum Modul Bei der Solarmodul- Herstellung werden mehrere Solarzellen elektrisch miteinander verbunden. Dabei wird der Vorderkontakt einer Zelle mit dem Rückseitenkontakt der nächsten Zelle verbunden usw. Durch diese Reihenschaltung wird die Spannung des späteren Moduls festgelegt. Je mehr Zellen auf diese Weise in Reihe verschaltet werden, umso höher wird die Spannung des Moduls. Schaltet man Reihen von Zellen parallel, erhöht sich dagegen die Stromstärke des Moduls. 6
Die elektrisch miteinander verbundenen Zellen werden anschließend in Kunst- stofffolien aus Ethylen- Vinyl- Acetat (EVA) und Tedlar eingebettet und auf eine Si- cherheitsglasscheibe auflaminiert. So ist das Solarmodul dauerhaft vor Witte- rungseinflüssen geschützt. Auf der Modulrückseite wird eine Anschlussdose mit den Modulklemmen angebracht. Die Dose enthält auch sogenannte Bypassdioden. Diese Dioden dienen vorrangig dem Schutz des Moduls und verhindern Zellschäden (z. B. durch Hot Spot). Ihr Name leitet sich aus der Funktionsweise ab – den Strom an anderen Zellen „im Bypass“ vorbeizuführen. Der Hot Spot entsteht bei Abschattung einer einzelnen Solarzelle. In einem Modul sind mehrere Zellen zu einem Modulstring in Reihe verschaltet. Eine verschaltete Zelle verhält sich wie ein elektrischer Widerstand und kann sich, wenn der Strom der übrigen Zellen hindurchfließt, bis zur Zerstörung erhitzen. Um dies zu vermei- den, werden Bypass- Dioden parallel zu den Zellen geschaltet. Noch im Herstellerwerk werden die typischen Kennwerte des Moduls „Strom“, „Spannung“, „Leistung“ sowie verschiedene Verlustfaktoren unter standardisierten Bedingungen ermittelt. Diese mit STC abgekürzten Bedingungen (engl.: standard test conditions) sind normiert und ermöglichen so den genauen Vergleich ver- schiedener Module. Die Spitzenleistung eines Moduls, unter diesen Bedingungen wird Peak- Leistung nach dem englischen Wort „Peak“ (= Spitze) genannt und mit einem kleinen p hinter der Leistung Kilowatt (kWp) gekennzeichnet. Die Angabe zur Peak- Leistung bedeutet in der Praxis, dass das Modul maximal diese Leistung erbringt, aber – je nach Sonneneinstrahlung und Temperatur – auch deutlich weniger leisten kann. Besonders wichtig für die spätere Planung sind die Angaben zur Leistungstoleranz. Gute Module haben eine geringe Leistungstoleranz, übliche Werte liegen bei +/– 5 %. Positive Leistungstoleranzen (z. B. –0/+ 5 %) werden natürlich gern in Kauf genommen, bedeuten sie doch mehr Leistung fürs gleiche Geld. Vor Ort, also beispielsweise auf dem Hausdach, werden schließlich mehrere Solar- module zu einem Solargenerator miteinander verschaltet. Generell werden Solarzellen u. a. nach der ICE- Norm 61215 durch neutrale Institute geprüft und zugelassen. Bild 8: Viele Zellen bilden das Modul, viele Module bilden den Generator 4.5 Damit sich der Zähler dreht: Das Zusammenspiel der Komponenten Der richtige Aufbau des Solargenerators Innerhalb eines Generators werden mehrere Module zu Reihen – sogenannten Strings – verschaltet. Innerhalb eines Strings sollten alle Module die gleichen Kennwerte aufweisen. Werden unterschiedliche Module miteinander verschaltet, kann es zu erheblichen Ertragseinbußen kommen, da immer das Modul mit der geringsten energetischen Ausbeute eines Strings den Strom und damit die Leis- tung vorgibt. Dieser auch als „Gartenschlaucheffekt“ bezeichnete Umstand wird in Teil 2, Bild 3 verdeutlicht: Das „schwächste“ Modul der Reihe mit 95 Wp bestimmt die Gesamtleistung. Der Generatoranschlusskasten (GAK) Der Generatoranschlusskasten enthält Anschlussklemmen und Trennstellen, bei Bedarf auch Strangsicherungen, Überspannungsableiter und Strangdioden. Im GAK 7
werden alle Strangleitungen des Solargenerators zusammengefasst und mit den Gleichstromhauptleitungen verbunden, die zum Wechselrichter führen. Der GAK sollte in der Nähe des Generators an einem leicht zugänglichen Ort eingebaut werden. Besonders bei kleineren Anlagen wird häufig auf den GAK verzichtet, weil seine Funktion vom Wechselrichter mit übernommen wird. Gleichstromhauptschalter Der Gleichstromhauptschalter ist vorgeschrieben und ermöglicht es dem Installateur, für Reparatur und Wartung den Wechselrichter und die übrigen Wechselstrom- komponenten vom Generator zu trennen. Der Schalter wird daher unmittelbar vor dem Wechselrichter installiert. Solar- Kabel Damit die elektrische Sicherheit über die gesamte Lebensdauer der Anlage ge- währleistet wird, müssen Kabel von Photovoltaik- Anlagen besonders langlebig und widerstandsfähig sein. „Solarkabel“ verfügen deshalb über folgende Beson- derheiten: • Erd- und Kurzschlusssicherheit, • sehr hohe mechanische Festigkeit, • UV- , Ozon- und Witterungsbeständigkeit und • Temperaturbeständigkeit (Auslegungstemperatur auf dem Dach: 70 °C). Ganz besonders wichtig ist die Erd- und Kurzschluss- Sicherheit, deshalb werden Solarkabel immer einadrig und doppelt isoliert ausgeführt. Wechselrichter Der Wechselrichter wandelt den vom Solargenerator gelieferten Gleichstrom (engl.: DC = Direct Current) in Wechselstrom (engl.: AC = Alternate Current) mit 230 V/50 Hz Netzspannung bzw. bei größeren Anlagen in dreiphasigen Drehstrom mit 400 V/50 Hz Netzspannung um. Wechselrichter werden in vielen Leistungsklassen angeboten und nach ihrer Funktionsweise in Zentralwechselrichter, String- bzw. Multistringwechselrichter oder Modulwechselrichter unterschieden. Bei einem Zen- tralwechselrichter werden alle PV- Module auf einen Wechselrichter verschaltet. Bei vielen Anlagen ist es jedoch erforderlich, die Generatorleistung auf mehrere Wechselrichter aufzuteilen, beispielsweise bei größeren Generatoren, bei Teilver- schattungen sowie abweichenden Ausrichtungen oder Neigungen innerhalb des Generators. Fällt einmal der Strom aus oder wird die Stromversorgung durch den Energiever- sorger z. B. für Wartungsarbeiten kurz unterbrochen, erkennt das der Wechselrichter und unterbricht die Einspeisung der PV- Anlage aus Sicherheitsgründen. Sobald das Netz wieder vorhanden ist, setzt der Wechselrichter die Stromeinspeisung au- tomatisch fort. Für die Montage des Wechselrichters ist ein gleichmäßig kühler Raum ideal, wäh- rend ein Wechselrichter im (sommerlich heißen) Dachraum konvektiv oder venti- latorisch belüftet werden sollte. Selbstverständlich werden auch Geräte mit ein- gebauter Ventilatorkühlung angeboten. Einspeisezähler BDH- Informationen dienen der unverbindlichen technischen Als Solar- Einspeisezähler kommt ein geeichter und vom Versorgungsnetzbetreiber Unterrichtung. Eine Fehlerfreiheit (VNB) zugelassener Zähler zum Einsatz. Die Einspeisung muss nicht über einen der enthaltenen Informationen vom VNB gemieteten Zähler abgerechnet werden. Der Anlagenbetreiber kann sich kann trotz sorgfältiger Prüfung einen eigenen Zähler kaufen und selbst ablesen. nicht garantiert werden. Weitere Informationen unter: www.bdh- koeln.de Herausgeber: Interessengemeinschaft Energie Umwelt Feuerungen GmbH Infoblatt 29/1 März/2011 8
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