Pilgern 2020 - Nähe und Distanz - Bistum Limburg

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Pilgern 2020 - Nähe und Distanz - Bistum Limburg
Pilgern 2020 – Nähe und Distanz

                         Liebe Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche,

schön, dass Sie und Ihr dabei seid. Wir machen uns jede und jeder für sich, in der Familie, mit
Freunden und Bekannten (mittlerweile ist ja doch wieder einiges mehr möglich) auf die Pilgertour. Der
Weg ist beliebig, es gibt in diesem Jahr keinen gemeinsamen Weg. Und auch der Tag, den man sich
dafür aussucht, ist beliebig. Schön wäre es, in einer unserer sechs Kirchen zu beginnen oder zu enden.
Oder aber auf dem Weg eine solche zu besuchen.
Beim Gehen das eigene Leben ein wenig ordnen. Viele Menschen haben die Form des Pilgerns für sich
wieder entdeckt. Nicht unbedingt ausschließlich religiös motiviert, aber doch auf der Suche – nach sich
selbst, nach anderen, nach Gott.
Auch wir wollen auf dem Weg sein. Auch bei uns soll der Weg das Ziel sein. Das Motto der
Pilgerwanderung ist in diesem Jahr coronabedingt „Nähe und Distanz“. Frau Blumenroth und ich haben
einige Stationen vorbereitet mit Impulsen, Schrifttext, Gebeten, Liedern und einer Legende. Vielleicht
haben Sie und Ihr Lust die Lieder im Wald, auf der Wiese heraus zu schmettern, vielleicht möchten Sie
sie aber auch lieber leise für sich lesen und meditieren.
Wir wünschen jedenfalls viel Freude, gute Gedanken und Gespräche mit Mitgehenden, mit sich selbst,
mit Gott.

Almuth Blumenroth und Conny Sauerborn-Meiwes
Beginnen wir mit einem Gedicht, das uns schon die Jahre zuvor auf
unsere Pilgerwanderungen eingestimmt hat.

Brich auf
aus sorgenvollen Gedanken
aus erstarrten Gewohnheiten
aus lähmenden Vorstellungen
aus einengenden Forderungen

Sei unterwegs
mit Leib und Seele
mit allen Sinnen
mit Vertrauten und Fremden
mit ganzem Herzen
Sei aufmerksam
für die Schönheit der Natur
für neue Wege
für unerwartete Begegnungen
für geschenkte Lebensmöglichkeiten

Sammle
auf dem Weg zum Ziel
dich selbst ein
Brich auf jeden Tag neu
und du wirst
verwandelt ankommen           (Peter Müller)

Wir singen oder sprechen das erste Lied: GL 365

Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht.
Christus, meine Zuversicht,
II: auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht:II

Erbitten wir nun den Segen Gottes für den Weg heute und für alle Tage:

Gott stärke, was in uns wachsen will,
schütze, was uns lebendig macht,
behüte, was wir weiter tragen,
bewahre, was wir freigeben
und segne uns, wenn wir aufbrechen zu dir.
Dies gewähre uns der menschenfreundliche Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
1. Station auf dem Weg
       Impulsfragen für den weiteren Weg:
       Zunächst überlegen wir in Stille jede/r für sich,
       dann treten wir gerne in den Austausch

       o Was bewegt mich heute loszugehen?
       o Wen lasse ich evtl. alleine zuhause?
       o Bin ich bereit, mich auf Neues einzulassen?

   2. Station: Lockdown – wie war das?

       Das Motto der Wanderung ist „Nähe und Distanz“. Wir gehen mit unseren Gedanken noch
       einmal einige Wochen zurück, zum Beginn des Lockdowns Mitte März, als urplötzlich alles
       anders wurde in Deutschland, in Europa - weltweit. Die Gottesdienste waren abgesagt, die
       Schulen machten dicht, die Arbeitgeber setzten ihre MitarbeiterInnen auf Kurzarbeit, nicht nur
       Mini-Jobbern wurde gekündigt. Die Gaststätten, die Kinos, die Bars, die Sportstätten und vieles
       mehr - von einem auf den anderen Tag alles dicht. Dazu die verstörenden Bilder aus China,
       Italien und Frankreich. Aber auch: ruhige Straßen, keine Flugzeuge am Himmel und - wie zum
       Trotz: strahlend blauer Himmel, der zu Bewegung in der Natur einlud.
                                     Wir halten einen Moment der Stille

Wir singen oder sprechen das Lied GL 847

   1. Gott, der du warst und bist und bleibst, wohne unter uns, der du uns Glauben ins Herz hinein
      schreibst, wohne unter uns, unter uns.

       KV: Wir haben hier keine bleibende Stadt, vielmehr die kommende suchen wir;
       wir haben hier auch kein bleibendes Haus, aber ein Zelt, aber ein Zelt,
       ein Zelt der Begegnung mit dir.

   2. Gott, der du für und mit uns bist, wohne unter uns, dass die Liebe wachse, die langmütig ist,
      wohne unter uns, unter uns. KV

   3. Gott, Lebensquell und letzter Halt, wohne unter uns, dass Hoffnung blühe, dann wird uns nicht
      kalt, wohne unter uns. KV

Impulsfragen für den weiteren Weg:
Zunächst überlegen wir wieder in Stille jede/r für sich,
dann treten wir gerne in den Austausch.
o Wie ging es mir im ersten Moment des Lockdowns?
           o Wie war das für mich: die plötzliche Stille, das Zum-Erliegen-Kommen weiter Teile der
             Gesellschaft, Wirtschaft und auch Kirche mit ihren Gottesdiensten?
           o Wie kam ich klar damit klar, urplötzlich auf Distanz zu leben? – Zu meinen Lieben, zu
             meinen ArbeitskollegInnen, zu meinen Freunden, Nachbarn und Bekannten?

   3. Station: Lockerungen
       Und nun? Ganz vorsichtig öffnet sich wieder das Leben für ein größeres Maß an Miteinander.
       Geschäfte öffnen ihre Türen, wohlgeordnet im angemessenen Abstand: 1,50 m ist das Maß des
       sozialen Miteinanders - wohlgemerkt mit Mund-Nasen-Schutz. Ein hier eher ungewohnter
       Anblick mit wenig erkennbarer Mimik; auch das müssen wir erlernen. Die Schulen öffnen sich -
       zuerst für kleine Gruppen, dann doch ganz als Probelauf hin zur Normalität, Kindergärten laden
       auch die Kleinen zu gemeinsamem Spiel ein. Offene Restaurants geben ein Gefühl von
       Normalität.
                                               Moment der Stille

       Wir singen oder sprechen das Lied GL 843
       1. Ich glaube dir, du Freund des Lebens, Gott, meine Quelle und mein Sinn.
          Was auch geschieht, nichts ist vergebens, II: weil ich in dir geborgen bin :II
       2. Ich glaube dir aus ganzem Herzen, der Mensch ward und mir Bruder ist,
          willst mit mir sein in Freud und Schmerzen, II: mein Weggefährte, Jesus Christ:II
       3. Ich glaube dir, du Lebensfeuer, das in uns brennt, Gott Heilger Geist.
          Du gibst mir Kraft, mich zu erneuern, II: der du vom Tode mich befreist:II

Impulsfragen für den weiteren Weg:
Zunächst überlegen wir wieder in Stille jede/r für sich,
dann treten wir gerne in den Austausch

   o Ich spüre hin zu meinen Gefühlen:
         o Wo stehe ich jetzt?
         o Habe ich die verordnete Distanz als isolierend wahrgenommen? oder
         o Konnte ich ihr auch etwas abgewinnen als Raum, zu mir selbst zu kommen, mich auf
            Wesentliches konzentrieren zu dürfen, ich selbst zu sein?
         o Wie groß ist meine Sehnsucht nach realen Kontakten?
         o Freue ich mich auf Nähe?
         o Wieviel Nähe ist mir lieb?
         o Wie schaue ich in die Zukunft?
o Wie groß ist meine Sehnsucht danach, alles möge sich wieder so entwickeln wie es mir
        gewohnt war, oder kann ich in der Krise auch Chancen sehen?
      o Ängstigt mich eine mögliche neue Ansteckungswelle?
      o Betrachte ich diese noch so unbekannte, für alle eher unfassbare Gefahr mit Sorge, oder
        kann ich mit Gelassenheit, vielleicht Zuversicht in die Zukunft schauen?

4. Station: Wir lesen die Emmausgeschichte, Lukas 24,13-36

   13 Und siehe, am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens
   Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. [1] 14 Sie sprachen miteinander über
   all das, was sich ereignet hatte. 15 Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken
   austauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. 16 Doch ihre Augen waren gehalten,
   sodass sie ihn nicht erkannten. 17 Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem
   Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen 18 und der eine von ihnen - er hieß
   Kleopas - antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in
   diesen Tagen dort geschehen ist? 19 Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit
   Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk.
   20 Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz
   schlagen lassen. 21 Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu
   ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. 22 Doch auch einige Frauen aus
   unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, 23
   fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel
   erschienen und hätten gesagt, er lebe. 24 Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden
   alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. 25 Da sagte er zu ihnen:
   Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt
   haben. 26 Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? 27 Und
   er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über
   ihn geschrieben steht. 28 So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als
   wolle er weitergehen, 29 aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend,
   der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. 30 Und es
   geschah, als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und
   gab es ihnen. 31 Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand
   ihren Blicken.

   Wir singen im Kanon oder sprechen mehrmals Lied GL 797
   II: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.:II
Einige Gedanken dazu:
Wie muss es den Jüngern damals in Jerusalem ergangen sein? Doch sicher ähnlich wie uns mit
dem lockdown aufgrund covid19.
Eben noch mit Jesus unterwegs gewesen, mit ihm gesprochen, und über seine Botschaften
diskutiert, Menschen und Kinder gesegnet, Männern und Frauen begegnet und sie geheilt. Mit
Jesus Mahl gehalten und dann? Aus und vorbei, Jesus war am Kreuz gestorben.
Auch wenn er es schon lange angekündigt hatte, dass er sterben würde und von ihnen gehen
würde: Vorstellen konnte es sich so recht keiner von ihnen, ohne Jesus zu sein. Er war ihr
Lebensmittelpunkt geworden. Sie hatten ihre Familien, ihre ursprünglichen Berufe und
Arbeitsplätze aufgegeben, um mit Jesus von Ort zu Ort zu ziehen. Und nach Jesu Tod am Kreuz:
alles danieder - absoluter Stillstand. Stattdessen große Angst, die um sich griff – was wird mit
uns geschehen, die wir uns um ihn scharten? Was sollen wir jetzt tun? Wovon sollen wir leben?
Lieber also Hals-über-Kopf Jerusalem verlassen, Schutz und Aufnahme bei den Familien suchen.
Dazu aber die bange Frage: Wollen sie uns denn überhaupt wieder?

Uns kommen die Bilder der vielen tausend Tagelöhner aus Delhi in den Kopf, die verzweifelt die
Busse und Bahnen stürmten, in der Hoffnung, einen letzten Platz in ihre Dörfer zu ergattern. Nur
raus aus der Stadt, weg von der Gefahr, zurück in die Heimat. In der Heimat, auf dem Land aber
die Angst: Schleppt ihr uns nun das Virus hier ein?

                                       Kurzes Innehalten

Die zwei Emmausjünger unterhalten sich über das Geschehen in Jerusalem, das sie an den Rand
ihres Verstehens gebracht hat, und da kommt jemand hinzu, der von all` dem nichts gehört
haben will. Sie erzählen ihm, wie es war, mit Jesus den Alltag zu teilen; wie es sich zutrug, dass
er sich Feinde schuf; wie es geschah, dass Jesus am Kreuz sterben musste; wie Frauen
erzählten, dass sie sein Grab leer vorgefunden hatten.
Wieviele Menschen waren auch bei uns völlig überfordert, als sie von der Bedrohung durch ein
winziges Virus erfuhren. Und was es bedeuten würde für den eigenen neuen und ungewohnten
Tagesablauf.
Denken wir an all’ die Kinder und Jugendlichen, die von heute auf morgen einen völlig
veränderten Schulalltag hinnehmen mussten, nicht mehr in den Kindergarten durften: Keine
Freunde mehr sehen, nicht mehr miteinander spielen können. Keine sportlichen Aktivitäten im
Verein, keine Kinobesuche, kein Zusammenkommen mehr auf den (Spiel)Plätzen, etcpp. Und das
auf unbestimmte Zeit.
Liedruf: GL 850
Herr, wir bitten: Komm und segne uns, lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns: Rühr uns an mit deiner Kraft.

Denken wir an die Menschen, die von jetzt auf gleich in Kurzarbeit treten mussten, ihren Job
verloren, um ihre Existenz als Selbstständige bangen mussten und immer noch müssen.
Die Eltern, die auf einmal im homeoffice ihren beruflichen Pflichten nachkommen sollten,
gleichzeitig aber die Kindergartenkinder beschäftigen und die Schulkinder unterrichten sollten.
Dazu den Haushalt meistern und noch etwas auf den Mittagstisch bringen.

Liedruf: GL 850
Herr, wir bitten: Komm und segne uns, lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns: Rühr uns an mit deiner Kraft.

Denken wir an all die Menschen, die in unseren Krankenhäusern, Pflegeheimen für Alte, Kranke,
Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung. Sie alle verstanden (und verstehen bis
heute) nicht, wieso sie nun Einschränkungen hinnehmen mussten, ihnen das Pflegepersonal nur
noch mit Masken begegnete und auf körperliche Distanz gingen, oftmals mit Tränen in den
Augen. Warum sie keinen Besuch mehr bekamen von ihren Lieben.

Liedruf: GL 850
Herr, wir bitten: Komm, und segne uns, lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns: Rühr uns an mit deiner Kraft.

                                       Kurzes Innehalten

Und dann erklärt ihnen der Fremde, wie das alles so kommen musste. Sie sind erstaunt über
seine Worte über Mose und die Propheten und erinnern sich an Jesu Worte, die sie damals
nicht verstehen wollten.
Als es dann Abend wird, gehen sie gemeinsam ins Haus. Und sie halten zusammen Mahl. Als er
das Brot bricht, erkennen sie im Fremden den Herrn!

Welch‘ schönes Bild von Distanz und Nähe. Da sind sich Menschen zunächst fremd und schauen
sich ganz erstaunt an. Sie müssen sich gegenseitig bekannt machen, sich einander erzählen,
was sie bewegt, bedrückt und erstaunt.
Sie kommen sich nah und näher, im Brotbrechen dann fällt es den Jüngern wie Schuppen von
      den Augen:
      Es ist der Herr! Er ist uns nah, auch wenn er fern ist. Er ist uns nah, auch wenn er uns
      scheinbar verlassen hat. Er ist eben bei uns alle Tage!

      Allen Verschwörungstheoretikern zum Trotz, die sich mit der Zeit bei so Vielen Gehör zu schaffen
      wissen und die Erklärung für das Auftreten von Covid 19 liefern wollen:
      Die eigentliche Botschaft lautet auch in Corona-Zeiten für uns Christinnen und Christen heute:
      Wir können uns auf unseren Gott verlassen. Wir werden nie alles verstehen, wir alle werden
      unsere Fragen haben, wenn wir eines Tages vor ihm stehen. Aber eines ist gewiss.

                                         Er lässt uns nicht im Stich!
      Jesus selbst hat uns gezeigt, wie es gehen kann, füreinander da zu sein!

Impulsfragen
          o Wo habe ich in dieser Zeit Nähe geschenkt bekommen?
          o Wem habe ich Nähe geschenkt?
          o Wem möchte ich danken?
Wir singen oder sprechen das Lied GL 840

   1. Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen,
      Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen.

      KV: Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen.
      Gott wird auch unsere Wege gehen, uns durch das Leben tragen.

   2. Blühende Bäume haben wir gesehn, wo niemand sie vermutet,
      Sklaven , die durch das Wasser gehen, das die Herren überflutet. KV

   3. Bettler und Lahme sahen wir beim Tanz, hörten, wie Stumme sprachen,
      durch tote Fensterhöhlen kam ein Glanz, Strahlen, die die Nacht durchbrachen. KV

      Und so durften viele von uns auch trotz der Distanz, die geboten war, auch Nähe erfahren.
      Da gab und gibt es die digitalen Grußbotschaften von Enkelkindern an ihre Großeltern und
      umgekehrt, aber auch der gute alte Brief kam wieder in Mode. Die Post hatte jede Menge
      Päckchen zu Ostern auszuliefern. Telefonate wurden wieder geführt, nicht nur Kurznachrichten
      wie gewohnt über die normalen messengerdienste verschickt.
Nachbarn bildeten Einkaufsgemeinschaften nicht nur für die Älteren, sondern auch für sich
       selbst. Wurde doch ein besonderer Zellstoff zur heiß begehrten Ware…..
       Für Mittellose kauften Idsteiner BürgerInnen ein und hängten ihre Einkäufe an einen Gabenzaun
       in der Stadt, hatte die Tafel doch nun auch geschlossen.
       Geburtstage wurden im Netz gefeiert, man zoomte sich zusammen und teilte virtuell die Gaben,
       den Kuchen, den Kaffee. Und auch die Fastenessen-Aktionen in unserer Pfarrei konnten so
       laufen.
       Gutscheine wurden gekauft, um die Geschäfte in der Innenstadt am Leben zu erhalten. Die
       Geschäftsleute gingen Partnerschaften ein, räumten Platz ein für die Ware von Läden, die
       geschlossen werden mussten. Gaststätten richteten einen Lieferservice ein, um ihre Gäste auch
       in der Zeit danach noch begrüßen zu können.

Kleine Aktion zu Nähe und Distanz

Wir möchten einladen, auf einem der beigefügten Umrisse in kurzen Worten zu beschreiben, wie wir
anderen Menschen Nähe geschenkt haben oder aber uns Nähe bei aller notwendigen Distanz
geschenkt wurde.
Die Idee dahinter: Wir möchten diese Symbole Herz und Vogel-Fisch gerne in den Kirchen in Idstein
und Niedernhausen an einem Zollstock von 1,50 mtr. Länge befestigen. Dieser Zollstock steht für die
Distanz, den Mindestabstand, den wir immer noch und auch noch für einige Zeit halten müssen. Die
Symbole mit den Anmerkungen und Stichwörtern verdeutlichen uns, wie wir über diese Distanz
hinweg dennoch Nähe erleben und ermöglichen.
Wenn Sie in einer unserer Kirchen in Niedernhausen oder Idstein vorbei schauen, können Sie gerne
selbst die Symbole an die Zollstöcke hängen. Oder aber Sie werfen ihre Symbole in die Briefkästen von
Maria Königin oder St.Martin und wir hängen sie dann auf.

Vielen Dank fürs Mitmachen!

   5. Station: Lebendige Beziehung
       Nähe und Distanz - in unseren menschlichen Beziehungen ist es auch ohne Corona ein
       Abwägen, ein Hinspüren auf eine gute Balance. Da kann ein körperferner Augenkontakt
       manchmal mehr sein als eine schnelle Umarmung; andererseits kann das Halten der Hände
       Trost und Nähe schenken, wo das gesprochene Wort den anderen nicht erreicht.
       Wieviel Nähe, wieviel Distanz ist mir wichtig in meinen Beziehungen, in Gruppen, meiner
       Familie, in einer Lebensgemeinschaft? Wie kann Gemeinschaft in der Balance von Nähe und
       Distanz gelingen?
       Was macht Beziehung, Freundschaft überhaupt lebendig?
Legende:
Eine Legende erzählt, wie Francesco (Franz von Assisi) und Chiara sich nach langer Trennung
wiedersehen wollten. Treffpunkt sollte ein Tal bei Assisi sein. Durch dieses floss ein Bach, der
sich tief in sein Bett gegraben hatte.
Als nun Francesco und Chiara aus den verschiedenen Richtungen in das Tal gelangten,
erkannten sie, dass der Bach sie trennte. „Komm herüber!“, rief Chiara, doch Francesco wehrte
ab: „Das Wasser ist zu tief und zu reißend, es würde mich umbringen. Lass uns eine Brücke
suchen.“
Doch eine Brücke gab es nicht. Traurig wandte Francesco sich ab: „So können wir uns nicht
begegnen, lass uns nach Hause gehen:“ Chiara aber blieb beharrlich: „Wir gehen so lange den
Bach hinauf bis wir zu Quelle gelangen! Dort werden wir uns begegnen.“
Sie wanderten den Bach hinauf. Mühsam war ihr Weg, anstrengend und lang. Jedoch die
Freude, miteinander sprechen zu können, ließ Francesco und Chiara die Hindernisse mühelos
überwinden. An der Quelle angekommen schöpften sie durstig mit den Händen Wasser und
tranken es wie eine Köstlichkeit. Im Spiegelbild des Wassers fanden sie ihr eigenes Bild.
„So ist unser Leben“, sagte Chiara, „wir sind unterwegs, jeder auf seinem Weg. Und doch
finden wir uns selbst nur, wenn wir einander begegnen. Menschen sind geschaffen, um
gemeinsam ihre Quelle zu suchen. Menschen sind geschaffen, um Gott zu genießen.“

Sprechen wir uns gegenseitig den Segen für ein gelingendes Miteinander zu:

Wenn Segen Nähe ist (Kurt Weigel)
wenn Nähe Wärme ist
wenn Wärme Leben ist
wenn Leben Gottes Geschenk ist
dann wünsche ich Dir viel von Gottes Segen
wenn Segen Leben ist
wenn Leben Freude ist
wenn Freude Tanzen ist
wenn Tanzen Spielen ist
wenn Spielen Gottes Geschenk ist
dann wünsche ich Dir viel von Gottes Segen
wenn Segen Freude ist
wenn Freude auch Leid ist
wenn Leid Tod ist
wenn Tod das Ende ist
wenn das Ende der Anfang ist
wenn der Anfang Gottes Geschenk ist
wenn Gottes Geschenk die Ewigkeit ist
dann wünsche ich Dir viel von Gottes Segen. Amen.
Wir singen oder sprechen das Lied GL 849
KV: Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen,
er zeige freundlich dir sein Angesicht.
Der Herr wird mit Erbarmen dir begegnen,
und leuchten soll dir seines Friedens Licht.
1. Der Herr ist Gott, er schuf das Universum,
er hauchte Leben ein in Meer und Land.
Er schuf auch dich und gab dir einen Namen.
Geschrieben stehen wir in seiner Hand. KV
6. Der Herr soll dich mit seinem Blick begleiten;
dir Zeichen geben, dass du dankbar weißt:
Er lebt mit uns, wir alle sind Geschwister,
uns führt zusammen Jesu guter Geist. KV
7. Der Herr und Gott erfülle dich mit Frieden,
mit Lebensmut und mit Gerechtigkeit,
er öffne dir das Herz und auch die Hände,
dass selber du zu Frieden bist bereit. KV
P.S.: Wenn Sie uns das eine oder andre Bild von Ihrer Pilgertour für die Homepage zukommen
lassen könnten, wäre das toll: c.sauerborn-meiwes@katholisch-idsteinerland.de
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