Pilgern und Wandern - Evangelischer Presseverband für ...
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Seite 2 Editorial WER HEUTE PILGERT, sucht meistens Entspannung vom Stress im Alltag und Beruf. Manchmal sind es aber auch Sinnfragen oder handfeste Lebenskrisen, die Menschen zum Aufbruch drängen. Seit einigen Jahren liegt das Pilgern voll im Trend. Immer mehr Menschen machen sich auf, um in der Natur spirituelle Erfahrungen zu sam- meln – auf langen Strecken wie dem Jakobsweg oder auf überschaubaren Wegen in der Region. Die Nachfrage ist so groß, dass immer neue Wege entstehen. Sie laden zur Bewegung ein – und zur Besinnung. ES IST SCHON BEMERKENSWERT, wie heftig das Pilgern den Protestantismus ergriffen hat. Luther hatte sich recht abfällig über das Pilgern geäußert. Aber er hatte mit seiner Kritik vor allem den »Ablass« der damaligen Kirche im Visier gehabt, dass man also mit Geldleistungen, durch Pilger- und Bußgänge sich ein Stück vom himmlischen Seelenheil erkaufen könne. Danach hatte man das Pilgern in der evangelischen Kirche nahezu komplett vergessen und als katholischen Irrweg weitgehend abgelehnt. Pilgern war lange Zeit unter Evangelischen verpönt. DASS DAS PILGERN IN DER NEUZEIT ausgerechnet durch evangelische Christen wiederbelebt wurde, ist eine Kuriosität am Rande. Sie wird dadurch gesteigert, dass nun auch explizit katholische Pilgerwege entstanden sind. Dabei ist Pilgern als solches inzwischen weder evangelisch noch katholisch. Jeden- falls machen sich nicht nur Angehörige der beiden großen Kirchen auf, sondern auch viele Menschen, die keine kirchliche Bindung haben. Ihnen allen gemein ist die © Evangelischer Presseverband für Bayern e. V. (EPV) 2021 Suche nach Sinn und Spiritualität. IN DIESEM THEMA-MAGAZIN stellen wir Ihnen eine Auswahl lokaler und über- regionaler Wege vor, die besonders gehens- und sehenswert sind. Lassen Sie sich mitnehmen auf die Reise. Und entdecken Sie Geistliches am Rande. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre und viele gute Erfahrungen, wenn Sie sich selbst aufmachen und die Wanderschuhe schnüren. Helmut Frank, Chefredakteur Sonntagsblatt Titelbild: Jürgen Fälchle / 123rf
Seite 3 Inhalt Pilgern Muße statt Buße S. 4 Warum der Trend zum Pilgern ungebrochen ist Pilgern und programmieren S. 11 Hans-Jörg Bahmüller hat über 60 Routen digitalistert Wer war Jakobus? S. 30 Wissenswertes über den Schutzpatron der Pilger Damit die Seele mit kann S. 35 Im Pilgerzentrum der Nürnberger Jakobskirche Pilgern mit dem Smartphone S. 37 Fürther spirituelle Spaziergänge mit der App Raus aus der Komfortzone S. 40 Pilgerexperte Michael Kaminski im Gespräch Auf den Spuren der Trauer S. 42 Jakobs-Pilgern für Trauernde Auf dem Weg Die Via Romea S. 14 Der alte Pilgerweg in Bayern und Württemberg © Evangelischer Presseverband für Bayern e. V. (EPV) 2021 Der Besinnungsweg in Fellbach S. 18 Kunst zum Nachdenken bei Fellbach Die Kapellenwege S. 21 Bei Gotteshäusern rund um Oberstaufen Der Martinusweg S. 24 Auf den Süpuren von Martin von Tours Der fränkische Jakobsweg S. 28 Von Rothenburg ob der Tauber nach Speyer Der Israel National Trail S. 44 Auf dem Fernwanderweg durch das Heilige Land
Bild: Andreas Steidel Auf dem Weg: Wandern und Pilgern liegen im Trend. Muße statt Buße Pilgern ist längst auch ein evangelisches Thema. Fast alle Landeskirchen beschäftigen Pilgerbeauftragte, legen Pilgerprogramme auf, machen Gruppenangebote. Eine erstaunliche Wandlung, wenn man bedenkt, dass der © Evangelischer Presseverband für Bayern e. V. (EPV) 2021 Reformator Martin Luther das Pilgern noch in Bausch und Bogen abgelehnt hatte. Von Andreas Steidel I m Frühjahr 1992 hatte der evange- lische Pfarrer Paul Geißendörfer aus dem fränkischen Heilsbronn eine Idee. dem sie einst gehörte. Schließlich über die Tradition des Pilgerns, die im Mittelalter Hochkonjunktur hatte. Gab es vielleicht Bei einer Gemeindefahrt ins Burgund war auch eine Pilgerroute, die durch seine er auf Spuren des Jakobswegs gestoßen. fränkische Heimat führte? Er begann zu recherchieren, über seine Er stieß auf eine alte Fernverbindung, Ortskirche, die Maria und Jakobus ge- die Prag und Einsiedeln in der Schweiz widmet war, über den Zisterzienserorden, verband. In ihrer Mitte lag der Abschnitt
Seite 5 Bild: Andreas Steidel Am Martinusweg liegt die Kirche St. Gallus in Bichishausen. Nürnberg–Rothenburg. Sechs Jakobus- Auflagen mit über 50 000 Exemplaren der kirchen gab es dort auf dem Weg, eine Wegbeschreibung gedruckt werden. davon war das Münster in Heilsbronn. Ausgerechnet ein evangelischer Pfarrer Geißendörfer lud die Seelsorger der fünf hatte eine Tradition neu aufleben lassen, anderen Jakobskirchen zu sich ein. Es war die Martin Luther noch für ausgemachten die Initialzündung für den fränkischen Unsinn hielt. »Narretei« hatte der Refor- Camino, den Jakobsweg von Nürnberg mator mit Blick auf die Pilgerei gelästert © Evangelischer Presseverband für Bayern e. V. (EPV) 2021 nach Rothenburg ob der Tauber. Faltblät- und sich gefragt, ob in Santiago de Com- ter wurden gedruckt, Wegezeichen ange- postela wirklich der Apostel Jakobus und bracht, begleitete Pilgertage veranstaltet. nicht etwa ein toter Hund begraben lag. Santiago de Compostela war eines der DER NEUE JAKOBSWEG von Nürnberg drei großen christlichen Pilgerziele des nach Rothenburg war eine süddeutsche Mittelalters. Jerusalem und Rom hießen Pioniertat. 13 Jahre vor Hape Kerkelings die beiden anderen. Doch Jerusalem galt Beststeller »Ich bin dann mal weg« hatte vielen als zu gefährlich und Rom als zu eine Gruppe von Geistlichen ins Schwar- gut erschlossen und überlaufen. Also ze getroffen. Die Medienresonanz und Santiago im spanischen Nordwesten, das Interesse in der Bevölkerung waren das Grab des dortigen Apostels zog die riesig. Binnen kürzester Zeit mussten drei Massen an. Ganzes Magazin bestellbar unter: shop.sonntagsblatt.de/pilgern-wandern.html
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