Pilgern und Wandern - Evangelischer Presseverband für ...

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Pilgern und Wandern - Evangelischer Presseverband für ...
3/2021

Pilgern und Wandern
                      © Evangelischer Presseverband für Bayern e. V. (EPV) 2021
Pilgern und Wandern - Evangelischer Presseverband für ...
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                                                                Editorial

                                                                                          WER HEUTE PILGERT, sucht meistens Entspannung vom
                                                                                          Stress im Alltag und Beruf. Manchmal sind es aber auch
                                                                                          Sinnfragen oder handfeste Lebenskrisen, die Menschen
                                                                                          zum Aufbruch drängen. Seit einigen Jahren liegt das
                                                                                          Pilgern voll im Trend. Immer mehr Menschen machen
                                                                                          sich auf, um in der Natur spirituelle Erfahrungen zu sam-
                                                                                          meln – auf langen Strecken wie dem Jakobsweg oder auf
                                                                                          überschaubaren Wegen in der Region. Die Nachfrage ist
                                                                                          so groß, dass immer neue Wege entstehen. Sie laden zur
                                                                                          Bewegung ein – und zur Besinnung.

                                                                ES IST SCHON BEMERKENSWERT, wie heftig das Pilgern den Protestantismus
                                                                ergriffen hat. Luther hatte sich recht abfällig über das Pilgern geäußert. Aber er
                                                                hatte mit seiner Kritik vor allem den »Ablass« der damaligen Kirche im Visier
                                                                gehabt, dass man also mit Geldleistungen, durch Pilger- und Bußgänge sich ein
                                                                Stück vom himmlischen Seelenheil erkaufen könne. Danach hatte man das Pilgern
                                                                in der evangelischen Kirche nahezu komplett vergessen und als katholischen Irrweg
                                                                weitgehend abgelehnt. Pilgern war lange Zeit unter Evangelischen verpönt.

                                                                DASS DAS PILGERN IN DER NEUZEIT ausgerechnet durch evangelische Christen
                                                                wiederbelebt wurde, ist eine Kuriosität am Rande. Sie wird dadurch gesteigert, dass
                                                                nun auch explizit katholische Pilgerwege entstanden sind.

                                                                Dabei ist Pilgern als solches inzwischen weder evangelisch noch katholisch. Jeden-
                                                                falls machen sich nicht nur Angehörige der beiden großen Kirchen auf, sondern
                                                                auch viele Menschen, die keine kirchliche Bindung haben. Ihnen allen gemein ist die
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                                                                Suche nach Sinn und Spiritualität.

                                                                IN DIESEM THEMA-MAGAZIN stellen wir Ihnen eine Auswahl lokaler und über-
                                                                regionaler Wege vor, die besonders gehens- und sehenswert sind. Lassen Sie sich
                                                                mitnehmen auf die Reise. Und entdecken Sie Geistliches am Rande. Wir wünschen
                                                                Ihnen viel Freude bei der Lektüre und viele gute Erfahrungen, wenn Sie sich selbst
                                                                aufmachen und die Wanderschuhe schnüren.

                                                                Helmut Frank, Chefredakteur Sonntagsblatt

                                                                                                                                                     Titelbild: Jürgen Fälchle / 123rf
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Inhalt
                                                     Pilgern

Muße statt Buße        S. 4
Warum der Trend zum Pilgern ungebrochen ist

Pilgern und programmieren           S. 11
Hans-Jörg Bahmüller hat über 60 Routen digitalistert

Wer war Jakobus?        S. 30
Wissenswertes über den Schutzpatron der Pilger

Damit die Seele mit kann         S. 35
Im Pilgerzentrum der Nürnberger Jakobskirche

Pilgern mit dem Smartphone              S. 37
Fürther spirituelle Spaziergänge mit der App

Raus aus der Komfortzone           S. 40
Pilgerexperte Michael Kaminski im Gespräch

Auf den Spuren der Trauer         S. 42
Jakobs-Pilgern für Trauernde

                                                Auf dem Weg

Die Via Romea       S. 14
Der alte Pilgerweg in Bayern und Württemberg

                                                                   © Evangelischer Presseverband für Bayern e. V. (EPV) 2021
Der Besinnungsweg in Fellbach             S. 18
Kunst zum Nachdenken bei Fellbach

Die Kapellenwege        S. 21
Bei Gotteshäusern rund um Oberstaufen

Der Martinusweg        S. 24
Auf den Süpuren von Martin von Tours

Der fränkische Jakobsweg          S. 28
Von Rothenburg ob der Tauber nach Speyer

Der Israel National Trail       S. 44
Auf dem Fernwanderweg durch das Heilige Land
Bild: Andreas Steidel
                                                                                                       Auf dem Weg: Wandern und Pilgern liegen im Trend.

                                                            Muße statt Buße
                                                            Pilgern ist längst auch ein evangelisches Thema. Fast alle Landeskirchen
                                                            beschäftigen Pilgerbeauftragte, legen Pilgerprogramme auf, machen
                                                            Gruppenangebote. Eine erstaunliche Wandlung, wenn man bedenkt, dass der
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                                                            Reformator Martin Luther das Pilgern noch in Bausch und Bogen abgelehnt
                                                            hatte. Von Andreas Steidel

                                                            I   m Frühjahr 1992 hatte der evange-
                                                                lische Pfarrer Paul Geißendörfer aus
                                                            dem fränkischen Heilsbronn eine Idee.
                                                                                                          dem sie einst gehörte. Schließlich über die
                                                                                                          Tradition des Pilgerns, die im Mittelalter
                                                                                                          Hochkonjunktur hatte. Gab es vielleicht
                                                            Bei einer Gemeindefahrt ins Burgund war       auch eine Pilgerroute, die durch seine
                                                            er auf Spuren des Jakobswegs gestoßen.        fränkische Heimat führte?
                                                            Er begann zu recherchieren, über seine        Er stieß auf eine alte Fernverbindung,
                                                            Ortskirche, die Maria und Jakobus ge-         die Prag und Einsiedeln in der Schweiz
                                                            widmet war, über den Zisterzienserorden,      verband. In ihrer Mitte lag der Abschnitt
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Bild: Andreas Steidel

                                                              Am Martinusweg liegt die Kirche St. Gallus in Bichishausen.

                          Nürnberg–Rothenburg. Sechs Jakobus-            Auflagen mit über 50 000 Exemplaren der
                          kirchen gab es dort auf dem Weg, eine          Wegbeschreibung gedruckt werden.
                          davon war das Münster in Heilsbronn.           Ausgerechnet ein evangelischer Pfarrer
                          Geißendörfer lud die Seelsorger der fünf       hatte eine Tradition neu aufleben lassen,
                          anderen Jakobskirchen zu sich ein. Es war      die Martin Luther noch für ausgemachten
                          die Initialzündung für den fränkischen         Unsinn hielt. »Narretei« hatte der Refor-
                          Camino, den Jakobsweg von Nürnberg             mator mit Blick auf die Pilgerei gelästert

                                                                                                                                © Evangelischer Presseverband für Bayern e. V. (EPV) 2021
                          nach Rothenburg ob der Tauber. Faltblät-       und sich gefragt, ob in Santiago de Com-
                          ter wurden gedruckt, Wegezeichen ange-         postela wirklich der Apostel Jakobus und
                          bracht, begleitete Pilgertage veranstaltet.    nicht etwa ein toter Hund begraben lag.
                                                                         Santiago de Compostela war eines der
                          DER NEUE JAKOBSWEG von Nürnberg                drei großen christlichen Pilgerziele des
                          nach Rothenburg war eine süddeutsche           Mittelalters. Jerusalem und Rom hießen
                          Pioniertat. 13 Jahre vor Hape Kerkelings       die beiden anderen. Doch Jerusalem galt
                          Beststeller »Ich bin dann mal weg« hatte       vielen als zu gefährlich und Rom als zu
                          eine Gruppe von Geistlichen ins Schwar-        gut erschlossen und überlaufen. Also
                          ze getroffen. Die Medienresonanz und           Santiago im spanischen Nordwesten,
                          das Interesse in der Bevölkerung waren         das Grab des dortigen Apostels zog die
                          riesig. Binnen kürzester Zeit mussten drei     Massen an.

                        Ganzes Magazin bestellbar unter:
                       shop.sonntagsblatt.de/pilgern-wandern.html
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