PLATZ SCHAFFEN IN DER SCHULTER - Jahrgang Februar 2020 - physiotherapeuten.de - Renata Horst
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02 72. JAHRGANG FEBRUAR 2020 PLATZ SCHAFFEN IN DER SCHULTER PT ZEITSCHRIFT FÜR PHYSIOTHERAPEUTEN AU TO RE N AB D RU CK PLATZ IN DER SCHULTER SCHAFFEN 72. Jahrgang Februar 2020 physiotherapeuten.de
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In Bewegung kommen Liebe Leserinnen und Leser, diese pt-Ausgabe hat den Schwerpunkt „ Stabil und mobil“. Stabilität steht laut Duden für Konstant- oder Festsein und Mobilität für Beweglichkeit. Beide zusammen stellen auf den ersten Blick einen Gegensatz dar. Beim Menschen ist es nicht so, denn es bedarf einer guten Körperstabilität, um im Lebensumfeld mobil sein zu können. Während an der unte- ren Extremität die meisten Verletzungen oder Erkrankungen die Betroffenen in ihrer Mobilität massiv einschränken, werden im Bereich der oberen Extremi- tät vor allem alltägliche Handgriffe und Aktivitäten empfind- lich gestört. Natürlich darf an dieser Stelle der zugleich stabilisierende und bewegende, koordinierende Rumpf nicht unerwähnt bleiben. Mit ganzheitlicher Sichtweise sollte ebenso an die „stabile Psyche“ der Patienten gedacht werden. Denn es ist kein Geheimnis, dass Gedanken, Befürchtungen und Ängste die Motorik beeinflussen. Haltung und Bewegung sind eben nicht nur mechanische Abläufe, sondern auch ein psychomotorischer Ausdruck unseres Inneren. Edukation und Bewegung sind dafür wirksame physiothera peutische Ansätze. Dazu gibt es genügend Evidenz. Allerdings bedarf es noch vieler Anstrengungen, denn die Diagnostik, Interpretation und Beachtung von psychosozialen Risiken ist in der deutschen Physiotherapie noch nicht tief genug verwurzelt. In der Ausbildung haben es die wenigsten von uns gelernt. Dieser Bereich war zu lange konstant, nun setzt endlich Bewegung ein (1, 2). Ich wünsche Ihnen eine gute Balance von Stabilität und Mobilität. Ihre Doreen Richter, pt-Redakteurin doreen.richter@pflaum.de 1. Stanko J. 2019. „Bündnis Therapieberufe an die Hochschulen“ positioniert sich. https://physiotherapeuten.de/2019/11/28/buendnis-therapieberufe-an-die- hochschulen-positioniert-sich; Zugriff am 16.1.2020 AU 2. Boßmann T. 2019. Aufbruch in die physiotherapeutische Zukunft. Berufs- und TO bildungspolitischer Casus knacksus. Z. f. Physiotherapeuten 71, 12:86–9 RE N AB Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der pt auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personen D bezeichnungen gelten gleichwohl für alle Geschlechter. RU CK ptptZeitschrift für Physiotherapeuten Februar 2020
POLITIK Vamos a la playa? Jörg Stanko 14 Berufs- und bildungspolitische Weichenstellungen Annette Becker 18 DIALOG pt-Facebook-Highlights 04 THERAPIE SUBAKROMIALES SCHMERZ- SYNDROM Thilo Oliver Kromer 22 Das Functional Gait Assessment Stefan Schädler 31 FF FF FF FF FF FFF FFFF FFFFFFFFFFFF FFF FF Nachhaltige Physiotherapie bei unspezifischen Rückenschmerzen Andreas Alt und Niklas Malcherek 34 Anwendung der Orthesenversorgung in der Schlaganfallrehabilitation Marion Egger, Matthias Hösl, et al. 37 Physiotherapie und Training Alexander Bohlander 43 NACHRICHTEN & Kommunikation – was sagen deutsche MENSCHEN P hysiotherapeuten? Melissa Wolf 47 Über den Tellerrand 06 Neuroorthopädische Therapie bei hereditärer Willkommen in Italien spastischer Paraplegie Karin Polke 08 Renata Horst 51 ... und wieder locker lassen! 11 Schlafmangel Gerrit Keferstein 56 SCHWERPUNKT Stabil und mobil AU TO RE N INHALT AB D RU CK ptptZeitschrift für Physiotherapeuten Februar 2020
FORSCHUNG & EVIDENZ Cochrane-Update 2 2020 64 Evidenz-Update 2 2020 68 LEHRE Generation Z lernt – Chance oder Herausforderung? Heike Hoos-Leistner 80 SERVICE Messe-Spezial pt HOLIdays zur FIBO 58 AU Medien 86 TO Termine 87 Autorenhinweise 88 RE Inserentenverzeichnis 89 N G-Anzeigen/Kurse 90 AB Vorschau 96 D Impressum 96 RU CK ptptZeitschrift für Physiotherapeuten Februar 2020
HIRNMASSAGE UNSERE SCHWERPUNKTE 2020 APRIL MÄRZ Nerven- KreisLauf kitzel MAI Hände weg FEBRUAR Stabil JUNI und mobil Return to ... NOVEMBER Reibungslos JANUAR JULI Gehirn im Blick Therapie 4.0? OKTOBER DEZEMBER Alles im Griff Runter fahren AUGUST Chaos im Körper SEPTEMBER Lebens- etappen Flexible Abomodelle und die neuen Abopreise finden Sie auf pt-abo.de AU KEINE TO AUSGABE RE N VERPASSEN! AB D RU CK
Neuroorthopädische Therapie bei T herapie hereditärer spastischer Paraplegie T Die Aktivität formt die Struktur Ein Beitrag von Renata Horst Der Kerngedanke lautet: Funktionelle Aktivitäten formen Strukturen. Ziel der Therapie ist es, dass der Patient lernt zu handeln, statt ausschliesslich behandelt zu werden. Der Therapeut nutzt dabei manual- therapeutisches Wissen und neurophysiologische Prinzipien, um die Plastizität des Gehirns zu fördern. „Reset the Brain“ lautet die Strategie. Der Mensch ist das Konzept Fallbeispiel Grundlegend für die Gestaltung der Therapie sind Die 50-jährige Patientin, Frau K., Physiotherapeu- Kenntnisse der physiologischen und pathophysio- tin von Beruf, meldete sich als Probandin zu einem logischen Vorgänge. Es ist entscheidend zu wissen, klinischen Kurs an. Sie wurde in Januar 2018 in welche Körperstrukturen wie funktionieren müs- einer Klinik als Notfall wegen akuter Atemnot und sen, damit der Mensch sichere und ökonomische massiven Schluckstörungen eingeliefert. Auch ihre motorische Strategien im Alltag organisieren Arme konnte sie kaum heben und Gehen war so gut kann. Die Neuroorthopädische Therapie nach wie gar nicht möglich. Man stellte eine Botoxver- N.A.P. (Neuroorthopädische aktivitätsabhängige giftung fest und die medikamentöse Behandlung Plastizität) orientiert sich an den Bedürfnissen und mit Pyridostigmin führte dazu, dass sie innerhalb Potenzialen des Individuums und schlägt eine von 30 Minuten ihre Arme immerhin bis 90 Grad Brücke zwischen Orthopädie und Neurologie (1–3). anheben und wieder einigermaßen gehen konnte. Die Patientin wurde zudem wegen ihrer Atem- und HSP – eine neurodegenerative Schluckstörungen erfolgreich von einer Logopädin Erkrankung behandelt. Die hereditäre spastische Paraplegie (HSP) gehört Anamnese zu den genetisch bedingten neurodegenerativen Erkrankungen. Durch Noxen (Nervengifte) wird Frau K. bemerkte erstmals vor 16 Jahren, dass sie Atlastin (Eiweiß) zerstört. Dies führt zu Degenera- beim Gehen stolperte. Die erste Verdachtsdiag- tionen der langen kortikospinalen Bahnen des ersten nose lautete Multiple Sklerose. Sie wurde zunächst motorischen Neurons, die Gangstörungen verursa- mit Glukokortikoiden behandelt. Ihre Symp- chen (4). Es kommt zu einer mitochondrialen Dys- tome in den Beinen verschlechterten sich funktion durch die Zerstörung der Zellmembrane. und sie bekam zudem Kribbelparäs- Für Eilige Der oxidative Stress verursacht einen herabgesetz- thesien in den Händen. Der Arzt Die hereditäre spastische ten, retrograden, axoplasmatischen Fluss (5). Eine diagnostizierte einen Band- Paraplegie (HSP) gehört zu den kausale Therapie ist bisher nicht möglich. Man scheibenvorfall in Höhe von genetisch bedingten neuro- unterscheidet die „reine“ HSP beziehungweise ein- C5-6 mit Rückenmarkskom- degenerativen Erkrankungen. Bei einer fache Verläufe von „komplizierten“ Verläufen. pression. Die Patientin „reinen“ HSP stehen Gangstörungen im wurde operativ mit einem Vordergrund, bei komplizierteren Ver- 1. Reine HSP: Vordergründig sind Gang- Kunststoffimplantat versorgt. läufen kommen unter anderem Taubheits- störungen, die durch Muskelsteifigkeit Zunächst verbesserten sich gefühle und kognitive Einschränkungen geprägt sind. Häufiges Stolpern, insbesondere ihre Gangstörungen. Nach hinzu. Das Fallbeispiel zeigt die auf unebenem Boden, ist ein Hauptproblem. einem Jahr kehrten die Prob- Therapiestrategie nach dem Kern- Hinzu kommen Blasenentleerungsstörungen leme jedoch zurück. Zwei Jahre gedanken „die Aktivität formt AU trotz starkem Harndrang und Rücken- schmerzen. später traten zunehmend Beuge- die Struktur“. TO spastiken in den Beinen auf, die mit 2. Komplizierte Verläufe: Wenn mehrere Nerven Baclofen therapiert wurden. Die Patien- RE betroffen sind, kommen Sehstörungen, Taub- tin berichtete, dass sie sich kraftlos fühlte und N heitsgefühle, Muskelkrämpfe, Gleichgewichts- schnell ermüdete. Nach weiteren zwei Jahren AB störungen und kognitive Einschränkungen wurde die Diagnose HSP gestellt. Seitdem bekam D hinzu. sie zusätzlich Injektionen mit Botolinumtoxin � RU CK ptptZeitschrift für Physiotherapeuten Februar 2020 51
in die Beine, sowie Muskelrelaxantien (Tolperi- Im Rivermead Visual Gait Assessment erreichte T herapie son). Im Januar 2018 kam die Patientin mit akuter Frau K. für die rechte untere Extremität 30 und für Atemnot und massiven Schluckstörungen infolge die linke Seite 29 von 59 Punkten. Die Tests für Sen- einer Botoxvergiftung als Notfall in die Klinik. sibiltät und Tiefensensibilität waren ohne Befund. Einschränkungen im Alltag (Aktivitäts- Die Muskelfunktionstests (MFT) zeigten eine ver- ebene/Partizipationsebene) minderte Kraft (MFT eins bis zwei) der Exten- sorensynergie (Plantarflexoren, Knieflexoren, Im April 2018 litt Frau K. noch an Atemnot beim Hüftextensoren/-abduktoren). Hingegen waren die Gehen. Treppensteigen fiel ihr sehr schwer und war Kraftwerte der Flexorensynergie (Dorsalextenso- ohne Handlauf nicht möglich. Es traten immer ren, Knieextensoren und Hüftflexoren) ausreichend noch Schluckbeschwerden auf und die Patientin (MFT drei bis vier). Die Mobilitätstests der kon- konnte ihre Arme kaum anheben, um Gegenstände traktilen und nicht kontraktilen Strukturen ergaben zu heben und zu tragen. Auch Stützaktivitäten fie- Bewegungseinschränkungen in die Dorsalextension len ihr schwer. Eine Ausübung ihres Berufes als des Fußes. Beim Transfer in die Bauchlage zeigte Physiotherapeutin war zu diesem Zeitpunkt nicht die Patientin eine ausreichende Hüft- und Knie möglich. extension. Die dorsalen nicht-kontraktilen Struk- turen zeigten eine verminderte Mobilität (Slump Hypothese Test/Finger-Boden-Abstand). Die Patientin gab an, dass sie nur mit sehr großer Anstrengung gehen Das Upper Motor Neuronsyndrom (UMNS) geht konnte. Treppensteigen war nur im Nachstell- Das Upper Motor ❐ mit Plus- und Minussymptomen einher. Muskel- schritt mit Handlauf möglich. Sie war nicht dazu Neuronsyndrom schwächen der posturalen Synergien und die damit in der Lage, längere Spaziergänge mit ihrem Hund geht mit Plus- und einhergehende Gewebssteifigkeit sind vermutlich zu unternehmen. Minussymptomen Hauptverursacher der Beeinträchtigungen im All- einher. tag der Patientin (6). Ziele Untersuchungen Tabelle 1 zeigt die Therapieziele für die Patientin im Überblick. Die Ganganalyse zeigte am ersten Tag eine deut- lich verminderte Schrittlänge. Rechts waren es elf Interventionen und links 23 Zentimeter. Es kam zu einer star- ken Rumpfvorneigung mit Blick nach unten, die Die Patientin erhielt an drei Tagen in Folge jeweils Patientin zeigte kaum Armpendel, sowie eine eine Stunde Therapie, die ebenfalls Anamnese, starke Hüftbeugung und Innenrotation. Die Füße Tests und Dokumentation beinhaltete. An jedem waren stark supiniert und die Fersen erreichten dieser Tage wurden jeweils drei Übungen ausge- nicht den Boden. Die Ganggeschwindigkeit beim führt. Tabelle 2 zeigt exemplarisch den Verlauf am 10-Meter-Gehtest betrug 0,33 Meter pro Sekunde. ersten Tag. � Tab. 1 Therapieziele Ziele auf Aktivitätsebene Ziele auf Körperstruktur-/funktionsebene Elastizitätsförderung der Rückenstrecker, Atemhilfsmuskulatur, Beim Essen sich weniger zu verschlucken. Hüftflexoren, -adduktoren, -innenrotatoren, Knieflexoren, Plantarflexoren. Ausdauerkraft der Hüftaußenrotatoren-, abduktoren, Mit dem Hund längere Spaziergänge ohne -extensoren, Vorfußstabilisatoren und intrinsischen Fuß- Ermüdung bewältigen zu können. muskulatur trainieren. In größeren Menschenmengen sicher gehen Elastizitätsförderung der Schulterinnnenrotatoren, -adduktoren, zu können. -extensoren. In öffentlichen Gebäuden Treppen ohne Ausdauerkraft der Schulteraussenrotatoren, -abduktoren, Geländer alternierend steigen zu können. -flexoren trainieren. AU Die Arme zum Stützen bei Transfers und zum Förderung der Bindegewebsmobilität, um Nervengleitfähigkeit Anheben für Greifaktivitäten über Kopf TO zu ermöglichen. einsetzen zu können. RE Den Beruf als Physiotherapeutin in Teilzeit- Unterstützung der Zwerchfellatmung beschäftigung ausführen, um Therapie- N (Sympathikotonusdämpfung). AB gruppen anleiten zu können. Kardiopulmonale Leistungssteigerung erreichen. D RU CK 52 ptptZeitschrift für Physiotherapeuten Februar 2020
Tab. 2 Therapieverlauf erster Tag Übung 1 T Warum? Wo? Was? Wie? Die Zielsetzung der Übung Gestaltung der Therapie- Was ist das Bewegungsziel, Methoden: Wie fördert der situation wohin soll die Bewegung Therapeut die Handlungs gehen? ausführung? Bindegewebsmobilisation zur Seitenlage mit Stütz auf dem Die Patientin soll sich vom Die Therapeutin übt Längszug Sympathikotonusdämpfung. Unterarm an der Liegen hochsetzen. Hierfür am Bindegewebe aus (Aktions- Behandlungsliege sollen zuerst die Füße langsam massage des langen Rücken- in Richtung Boden herab- streckers auf der gelassen werden, sodass das obenliegenden Seite) (Abb. 1) . Becken nach unten bewegt Alternativ kann der obere und die obenliegende Rumpf- Dornfortsatz von der oben- seite sich aktiv verlängert. liegenden Seite vom Therapeuten stabilisiert und der untere Dornfortsatz von der unteren Seite nach oben mitbewegt werden. Dies erzeugt eine Öffnung der Facettengelenke und des Foramen intervertebrale in diesem Segment. Übung 2 Warum? Wo? Was? Wie? Die tiefe kostale Atmung soll Die Patientin sitzt im Langsitz Sie greift mit beiden Händen Die Therapeutin gibt mit ihrer gefördert (M. serratus inferior) auf dem Boden. nach ihrem linken Hosenbein, rechten Hand am hinteren und eine dynamische Stabilität um das Hosenbein herunter- Rippenbogen einen Führungs- des thorakolumbalen Über- zuziehen während der Aus- kontakt für die Bewegungs- ganges erreicht werden über atmung. richtung der unteren Rippen die exzentrische Funktion des in Inspiration (sie bewegt langen Rückenstreckers. hierbei nach unten aussen). Während der Ausatmung unterstützt sie die Bewegungs- richtung der Rippen nach oben aussen mit inter- mittierendem Druck. Ihre linke Hand stabilisert hierbei den linken Rippen- bogen von vorne (Abb. 2). Übung 3 Warum? Wo? Was? Wie? Förderung der Zwerchfell- Die Patientin sitzt auf dem Sie wischt den Schrank mit Die Therapeutin übt Zug nach atmung zur Erleichterung des Boden im Schneidersitz mit ihrer linken Hand nach oben lateral cranial dorsal während Schluckens und Sauerstoff- einem Handwaschlappen um ab. Mit ihrer rechten Hand der Einatmung aus. Ihre rechte zufuhr für das Körpergewebe. die linke Hand. stützt sie sich auf ihr linkes Hand stabilisiert den rechten Knie, um die Gewichtsver- Rippenbogen von ventral Elastizitätsförderung der lagerung auf das linke Becken (Abb. 3). AU Adduktoren der Hüfte, und zu unterstützen. des M. latissimus dorsi. TO Stabilisation der RE pelvitrochantären Muskulatur. N AB Förderung der Schulter- elevation. D RU CK ptptZeitschrift für Physiotherapeuten Februar 2020 53
Die Abbildungen vier bis neun zeigen die Übungen und Rumpfextensoren) eine kompensatorische Stei- T herapie von Tag zwei und drei. figkeit der Plantarflexoren, Hüftflexoren, -adduk- toren, -innenrotatoren und Rückenextensoren Die Therapieplanung basierte dabei auf der grund entwickelt hat, um sich zu stabilisieren. Die Gene- legenden Vermutung, dass die Patientin aufgrund rierung von tonischer Aktivität führt zu Gelenk- der primären Schwäche der posturalen Synergien fehlbelastungen der Hüfte, Knie, Füße sowie der (Stabilität der Plantarflexoren, konzentrische Funk- Schultern und Halswirbelsäule. Vor allem der tion der Hüftextensoren, -abduktoren und -aussen thorako-lumbale Übergang steht in Hyperexten- rotatoren, exzentrische Funktion der Knieflexoren sion, um der Rumpfvorlage entgegenzuwirken. Fotos: Renata Horst Abb. 1 Tag 1 Aktionsmassage langer Abb. 2 Tag 1 Förderung der tiefen Abb. 3 Tag 1 Förderung der Zwerch- Rückenstrecker kostalen Atmung fellatmung Abb. 4 Tag 2 Verbesserung der bio- Abb. 5 Tag 2 Entlastung ISG und LWS Abb. 6 Tag 2 Training der Extensoren- mechanischen Situation des unteren durch Förderung der Ileumrotation synergie der unteren Extremität Sprunggelenks für die nach dorsal Gewichtsübernahme AU TO RE Abb. 7 Tag 3 Elastizitätsförderung der Abb. 8 Tag 3 Training von Vorfuß Abb. 9 Tag 3 Förderung der Stütz N dorsalen kontraktilen und nicht- stabilität und Explosivkraft der aktivität der Arme AB kontraktilen Strukturen Plantarflexoren D RU CK 54 ptptZeitschrift für Physiotherapeuten Februar 2020
Tab. 3 Der Verlauf im Überblick Test T0 T1 T2 T3 RVGA rechts T 30 Punkte 23 Punkte 13 Punkte 2 Punkte (max. 59 Punkte) RVGA links 29 Punkte 24 Punkte 15 Punkte 3 Punkte (max. 59 Punkte) 10 MWT 0,33 m/s 0,42 m/s 0,75 m/s 0,94 m/s Schrittlänge rechts 11 cm 14 cm 26 cm 38,5 cm Schrittlänge links 23 cm 21 cm 29 cm 38,5 cm Kadenz 86,7 Schritte/Min. 93,3 Schritte/Min. 100 Schritte/Min. 102,9 Schritte/Min. Spurbreite –0,5 cm 0 cm 1,1 cm 1,86 cm FRT 8 cm 11 cm 15 cm 17 cm T0 = vor der Behandlung am ersten Tag; T1-3 = nach der jeweiligen Behandlung (1.-3. Tag); RVGA = Rivermead Visual Gait Assessment; 10MWT = 10 Meter-Gehtest; FRT = Funktionelle Reichweite Hier befinden sich die sympathischen Grenzstrang- ganglien, die für die Durchblutungsversorgung der unteren Extremität zuständig sind. Das erschwerte, Videovergleich stark verlangsamte Gehen lässt der Patientin kaum Im Video wird der Erfolg der Therapie sichtbar Möglichkeiten zur Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen. Die Patientin ist sturzgefähr- https://www.renatahorst.de/video/ det und hat aufgrund des steifen Gangbildes eine videohspvergleich.m4v verminderte kardiopulmonale Leistungsfähigkeit. Welche Parameter haben sich sofort verändert? Die Schrittlänge war bereits am zweiten Tag nahezu Literatur gleichmäßig und erhöhte sich beidseits. Am dritten 1. Merzenich M, Van Vleet TM, Nahum M. 2014. Brain plasticity- Tag erreichte sie 38,5 Zentimeter beidseits. Dieser based therapeutics. Front Hum. Neurosci. 8: 385 Effekt spiegelte sich auch in der Ganggeschwindig- 2. Kleim JA, Jones TA. 2008. Principles of experience-dependent keit wieder: Am zweiten Tag lag die Ganggeschwin- neural plasticity: implications for rehabilitation after brain damage. digkeit bei 0,75 Meter pro Sekunde, nach der dritten J. Speech Lang. Hear. Res. 51; 1:S225–39 Therapieeinheit betrug die Ganggeschwindigkeit 3. Horst R, Maicki T, Trabka R, Albrecht S, Schmidt K et al. 2017. 0,94 Meter pro Sekunde. Activity- vs. structural-oriented treatment approach for frozen shoulder: a randomized controlled trial. Clin Rehabil. 31;5:686–95 Frau K. zeigte in der mittleren Standbeinphase nun 4. De Gregorio, Delgado R, Ibacache A, Sierralta J, Couve A. 2007. einen deutlichen Fersenkontakt und erreichte die Drosophila Atlastin in motor neurons is required for locomotion vollständige Hüftstreckung. Sie stieß sich mit ihrem and presynaptic function. J of Cell Science. 130: 3507–16 Vorfuß ab und ihr Armpendel deutete auf eine ver- 5. Kalmar B, Innes A, Wanisch K, Kolaszynska AK, Pandraud A et al. mehrte Rumpfaufrichtung und -rotation hin. Die 2017. Mitochondrial deficits and abnormal mitochondrial retro- grade axonal transport play a role in the pathogenesis of mutant Hüften waren nicht mehr adduziert und innenro- Hsp27-induced Charcot Marie Tooth Disease. Hum. Mol. Genet. tiert. Frau K. berichtete, dass sie das erste Mal nach 26;17: 3313–26 zehn Jahren mehrere Treppenstufen ohne Geländer 6. Dietz V, Berger W. 1983. Normal and impaired regulation of gehen konnte und dass ihr Mann die Veränderung muscle stiffness in gait: a new hypothesis about muscle hypertonia. begeistert wahrgenommen hatte. Sie ging längere Exp. Neurol. 79;3: 680–7 Strecken mit ihrem Hund gemeinsam spazieren. ❐ Renata Horst AU TO Sie ist Physiotherapeutin und hat einen Masterabschluss in Neurorehabilitation (M.Sc.) von der Donauuniversität Krems. Sie ist Head Instructor an der N.A.P.-Akademie und PNF-Instruktorin. RE Renata Horst hat Weiterbildungen unter anderem in den Bereichen motorisches Lernen und N Orthopädische Manuelle Therapie (OMT). AB Kontakt:info@renatahorst.de D RU CK ptptZeitschrift für Physiotherapeuten Februar 2020 55
DIE TOPTHEMEN 03 IM MÄRZ 72. Jahrgang März 2020 PT ZEITSCHRIFT FÜR PHYSIOTHERAPEUTEN INTENSIVMEDIZIN: INEINANDERGREIFENDE VERSORGUNG Intensiv und international – INTENSIV- Spezialgebiet: Kardiologische MEDIZIN: INEINANDER- Rehabilitation GREIFENDE Ein Beitrag von Andreas Fründ VERSORGUNG Foto: Ashish_wassup6730 / shutterstock.com Geriatrisches Assessment Erscheint am Ein Beitrag von Patrick Heldmann et al. 6.3.2020 72. JAHRGANG MÄRZ 2020 Barfußlaufen – was ist dran? Ein Beitrag von Annemarie Frank physiotherapeuten.de Impressum pt Zeitschrift für Physiotherapeuten ISSN 1614-0397 Mediavertrieb Karla Köhler, karla.koehler@pflaum.de Herausgeber Agnes & Nils-Peter Hey Kundenservice kundenservice@pflaum.de, +49 89 126 07 - 0 Verlag Richard Pflaum Verlag GmbH & Co. KG Bezugspreis Lazarettstraße 4, 80636 München Einzelheft 12,10 € (D), 13,10 € (Ausland) Komplementär Abonnement 133,20 € (D), 145,20 € (Ausland) PFB Verwaltungs-GmbH Weitere Details, Tarife und Versandkosten siehe www.pflaum.de. Geschäftsführerin Druck Agnes Hey pva, Druck und Medien Dienstleistungen GmbH Industriestraße 15, 76829 Landau / Pfalz Chefredakteurin und V.i.S.d.P. Dr. Tanja Boßmann, tanja.bossmann@pflaum.de Titelfoto DimMar / shutterstock.com Redaktion Maximilian Kreuzer, Anna Palisi, Transparenz Doreen Richter, Dr. Julia Röder, Jörg Stanko Die Rubriken „Marktplatz“ sowie „Messe-Spezial“ enthalten pt.redaktion@pflaum.de Beiträge, die auf Unternehmensinformationen basieren. Publikationen der Pflaum-Gruppe AU NATUR TO HEIL PRAXIS RE Fachzeitschrift für Naturheilkunde N AB D RU CK
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